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Finera - New Adventures

von

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150 Kommentare Special: Faith

„Faith, Schatz, sei aber bitte zum Abendessen zurück.“

Faith schaute auf und ihre Kinderaugen hefteten sich an das Gesicht ihrer Mutter, die gerade im Türrahmen erschien und die Hände an einem bunten Handtuch sauber machte. „Ja, Mom“, entgegnete Faith mit einer kindlichen Stimme und zog sich die gelben Gummistiefel an, die sie so sehr liebte.

„Wohin geht ihr beiden überhaupt?“ Ihre Mutter backte gerade Zitronenplätzchen und im ganzen Haus roch es bereits nach Zimtrollen und Schokoladencreme.

Faith zuckte mit den Schultern, stand von der Treppe auf und griff nach ihrem Haustürschlüssel. „Lauri hat gesagt, dass sie mir ihre Pokémon zeigen möchte. Danach gehen wir zum Strand.“

Ihre Mutter nickte und schaute auf, als die Küchenuhr klingelte und die Kekse fertig waren. „Achtzehn Uhr, vergiss es nicht.“

„Werde ich nicht. Bis später, Mom.“ Lächelnd drückte Faith die Türklinke und trat hinaus an die herbstliche Luft, die sie gierig aufsog. Hinter ihr verhallte irgendwo das amüsierte Lachen ihrer Mutter, doch Faith stürmte bereits die Strandpromenade entlang und musste aufpassen, dass sie keine Touristen umrannte. Es dauerte vielleicht zwei oder drei Minuten, bis sie in eine Seitenstraße bog und vor dem Café der Familie Miyahara landete. „Lauri!“, stieß Faith vergnügt aus, als sie das ältere Mädchen sah.

Lauri, eine Trainerin aus Faiths Nachbarschaft, blickte von dem Buch auf, das sie in der Hand hielt. Als sie Faith erkannte, klappte sie grinsend das Buch zu, ließ es in ihrer Umhängetasche verschwinden und ging auf Faith zu, die sie mit großen Augen anschaute. „Hallo, Faith.“ Lauri beugte sich zu dem Mädchen runter und wuschelte ihr durch die Haare, was Faith ein vergnügtes Quietschen entlockte.

„Ich möchte deine Pokémon sehen“, sprach Faith sofort und nahm Lauris Hand, um sie zum Strand zu zerren. „Bist du jetzt eine starke Pokémontrainerin? Hast du schon alle Orden gesammelt?“

„Hey, hey, nicht so schnell, Faith.“ Lachend verringerte Lauri das Tempo und band sich im Gehen ihre orangeroten Haare zu einem lockeren Zopf. „Wenn du mal stehen bleiben würdest, kann ich dir die Orden zeigen.“

Sofort hielt Faith an und sprang neugierig um Lauri herum, die ihre Ordenbox aus Metall auskramte und öffnete. Im Inneren befanden sich die acht glänzenden Orden der Finera-Region an ihren Plätzen. Staunend betrachtete Faith die Orden und warf Lauri einen anerkennenden Blick zu. „Du bist toll, Lauri. Wenn ich so groß bin wie du und mein erstes Pokémon bekomme, dann möchte ich auch so eine starke Trainerin werden.“

„Ob ich so stark bin, werde ich nächste Woche sehen, wenn ich nach Eisbergen zur Liga reise.“ Lauri zwinkerte ihrer kleinen Bewunderin zu und steckte die Box wieder zurück in ihre Tasche. „Ich bin gerade einmal vierzehn Jahre alt. Wenn ich die Top Vier jetzt nicht besiegen kann, dann werde ich einfach ein paar Jahre trainieren und es zu einem späteren Zeitpunkt erneut versuchen.“

„Ich bin acht, kann ich auch gegen die Top Vier kämpfen, wenn ich mir jetzt ein Pokémon fange?“

Lauri lachte und ging mit Faith zum nahegelegenen Strand. „Warte ab, bis du deinen Starter bekommst, dann wirst du bestimmt eine supertolle Trainerin und Pokémonchampion.“

„Ja, genau, ich werde Champion!“ Faiths Gesichtsausdruck war sehr ernst, was eigentlich eher lustig wirkte, da es nicht zu ihrem kindlichen Gesicht passte. „Und jetzt zeigst du mir dein Pokémonteam, mit dem du antreten wirst?“

Nickend entließ Lauri ihr Startpokémon, welches mittlerweile ein stattliches Galagladi war und Faith höflich zunickte. „Das ist Jonathan, mein Starter.“

Faith bestaunte das stattliche Pokémon und berührte sein Bein. „Wow! Zeig mir auch die anderen!“

Nach der Reihe zog Lauri nun auch die anderen fünf Pokébälle und entließ die Pokémon daraus: Psiana, Knakrack, Dragoran, Austos und Lohgock. „Ich habe noch andere Pokémon, aber Flamara, Sleimok, Magnayen und Glurak bleiben hier in Litusiaville bei meinen Eltern.“

Abwesend nickte Faith, sie hörte zwar Lauris Worte, hatte aber nur Augen für Dragoran. „Dragonir ist mein Lieblingspokémon“, plapperte das junge Mädchen vergnügt und sah zu, wie Lauri ihre Pokémon wieder zurück in die Bälle zog. „Wenn ich Trainerin bin, möchte ich ein Dratini als Starter haben!“

„Sicher.“ Lächelnd tätschelte Lauri Faiths Kopf. „Das wirst du. Oh, es ist schon spät, ich muss zurück ins Café, meine Eltern brauchen meine Hilfe. Ich schaue noch einmal bei dir zu Hause vorbei, bevor ich nach Eisbergen aufbreche.“

„Ist gut, Lauri.“ Faith winkte der Trainerin nach, drehte sich dann zum Meer um und warf einen sehnsüchtigen Blick zum Horizont. Ob sie irgendwann auch so eine talentierte Trainerin wie Lauri werden würde? Bestimmt, daran glaubte sie fest, immerhin war sie Faith Loraire! Sie hatte den ersten Platz im Pokémon-Malwettbewerb der zweiten Klasse gewonnen!

Mittlerweile dämmerte es, aber Faith träumte von ihrer Karriere als Trainerin und schlenderte in Gedanken versunken am Meer entlang, bis sie bemerkte, dass keine Menschenseele mehr in ihrer Nähe war. Nachdenklich drehte sie sich im Kreis und erkannte, dass die Lichter der Stadt weit hinter ihr lagen. Sie musste sich bestimmt zwei Kilometer von Litusiaville entfernt befinden. Nun stieg etwas Panik in ihr hoch und Faith begann im Sand zu rennen.

Allmählich wurde der Sand unter ihren Füßen immer matschiger, bis sie mit ihren Gummistiefeln ins Wasser trat und erkannte, dass sie zu spät war. Die Flut kam und hatte sie vom Strand abgeschnitten, weil sie nicht bemerkt hatte, dass sie ins Watt gelaufen war. Faith stieß einen erstickten Schluchzer aus und drehte sich ängstlich Richtung Strand. Überall um sie herum war Wasser und es schien von Minute zu Minute mehr zu werden.

„Mom!“, rief sie so laut sie konnte. Die Lichter der Stadt schienen zum Greifen nah und waren doch zu weit weg, als dass man sie hören könnte. „Mom!“ Heiße Tränen liefen ihre Wangen entlang, während Faith wieder zurückrannte, doch auch dort hatte sich Wasser breit gemacht und Faith wusste, dass sie nicht bis zum Ufer schwimmen konnte, wenn das Wasser so kalt war und die Strömung einsetzte.

Schluchzend kauerte sie sich an einer trockenen Stelle im Sand auf den Boden und vergrub weinend das Gesicht in den Händen, bis sie irgendwann hörte, wie die ersten Wellen auch hier gegen ihre sonnengelben Gummistiefel schlugen. Sie sprang auf, die Augen vom Weinen gerötet. Mittlerweile konnte sie nicht einmal mehr sehen, wo das Wasser noch flach genug zum Laufen war, weshalb sie einfach still stand und zusah, wie ihre Füße langsam durch das Meer bedeckt wurden. „Ich will nach Hause…“, jammerte sie und begann wieder zu weinen, als plötzlich ein Schatten am Himmel erschien und zeitgleich eine freundliche Stimme zu hören war.

„Laaa…“

Faith wischte sich die Tränen von den Wangen und schaute hoch, wo ein weißrotes Pokémon direkt vor ihr schwebte und sie freundlich anlächelte. „Wer bist du denn?“

„Latias“, machte das fremde Pokémon und stupste Faith an der Schulter an, dann warf es einen Blick zur Stadt.

„Kannst du mich bitte nach Hause bringen? Ich kann hier nicht schwimmen und die Flut kommt… Ich habe solche Angst.“

Latias stupste Faith erneut an und flog einmal um sie herum. „Wie heißt du?

Die Stimme, die Faith in ihrem Kopf hörte, irritierte sie im ersten Moment, doch dann wurde ihr klar, dass das fremde Pokémon mit ihr sprach. „Ich bin Faith“, antwortete Faith lächelnd und streckte ihre Kinderhand aus, damit sie die Schnauze des Pokémon berühren konnte, was dieses auch zuließ. „Und wer bist du?“

Latias.

„Kannst du mich nach Hause bringen, Latias?“

Latias schien zu lächeln, als es den Körper senkte, sodass Faith auf seinen Rücken klettern konnte und vor dem Wasser in Sicherheit war. „Halt dich fest, wir fliegen.

Gemeinsam erhoben sie sich in die Luft, immer höher und höher, bis Faith die Straßenlaternen und beleuchteten Fenster unter sich als kleine, helle Punkte wahrnehmen konnte. Die Sterne über ihr leuchteten und glitzerten wie winzige Diamanten auf der Wasseroberfläche. „Das ist toll!“, stieß sie aus, doch der Flugwind verschlug ihr fast die Sprache.

Latias lächelte, wurde langsamer und steuerte wieder auf Litusiaville zu, wo es am Stadtrand landete und Faith absteigen ließ. „Jetzt bist du in Sicherheit.

„Danke, Latias.“ Glücklich schloss Faith die Arme um den Hals des Legendären und drückte es.

Latias drückte Faith ebenfalls, allerdings rieb es dabei seinen Kopf an ihrer Schulter und schaute schließlich zum Sternenhimmel empor. „Ich habe etwas für dich.“ Aus seinem Gefieder zupfte Latias einen runden Stein, der so glatt war, als wäre er geschliffen. Ein lilablaues Licht schimmerte in ihm, als würde es ein Eigenleben haben. „Das ist Seelentau, pass gut darauf auf.

Faith nahm den kühlen Stein entgegen und schaute ihn interessiert an, doch als sie wieder zu Latias schaute, war dieses bereits verschwunden.

„Faith!“ Die Stimme ihrer Mutter klang viel zu schrill, als ihre hektischen Schritte auf dem Sand knirschten und sie Faith in ihre Arme schloss. „Oh Gott, was hast du dir dabei gedacht? Geht es dir gut, Faith?“ Besorgt legte sie die Hände an Faiths Wangen und drückte sie. „Ich hatte solche Angst, dass du in Gefahr sein könntest. Ich habe dir doch gesagt, dass du rechtzeitig zu Hause sein sollst! Tu mir das bloß nie wieder an! Dein Vater war schon kurz davor Officer Rocky anzurufen!“

Faith gähnte erschöpft und schlang die Arme um den Hals ihrer Mutter, als sie von ihr hochgehoben und nach Hause getragen wurde. „Tut mir leid, Mom“, murmelte sie schläfrig und kuschelte sich an sie. „Ich war in Gedanken versunken und bin ins Watt gelaufen.“

„Oh Gott! Und dir ist nichts passiert, mein Schatz?“

„Nein, ich wurde von Latias gerettet. Es hat mich aus dem Meer geflogen, ich habe die ganze Stadt von oben gesehen.“

Ihre Mutter klingelte und ihr Vater öffnete sofort die Tür. Die beiden unterhielten sich, aber Faith bekam davon kaum noch etwas mit, sie war schon am Einschlafen. Lediglich die letzten Worte ihrer Mutter drangen noch zu ihrem Bewusstsein. „Sie muss am Strand eingeschlafen sein und hat von Latias geträumt.“

Ja, Latias… Das war wirklich wie ein Traum gewesen.

Ihre Eltern brachten die schlafende Faith ins Bett und ihre Mutter entdeckte einen wunderschönen Stein, den sie über Faiths Bett auf ein Regal legte. Anschließend knipste sie das Licht aus und verließ das Zimmer, das von dem Licht der Sterne und einem lila Schimmern erleuchtet wurde, das der Seelentau ausstrahlte.

Lächelnd erhob sich ein Schatten vor Faiths Fenster in die Luft und Latias flog in die Nacht hinaus.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  asuka_hioru
2010-09-02T19:04:55+00:00 02.09.2010 21:04
tolles kappi,
ich mag deine specials voll.
freu mich schon aufs nächste^^.
Von:  Yurippe
2010-08-10T15:30:03+00:00 10.08.2010 17:30
LOL Faith war schon immer so kopflos.
Das wird doch sicher einen Zusammenhang zum Drachenjäger haben?
Von:  bettsy_illustration
2010-08-09T11:16:21+00:00 09.08.2010 13:16
Ein sehr schönes Kapitel. Gefällt mir wirklich gut.
Bei dem ersten "Laaa" hab ich zuerst gedacht, das ein Lapras sie retten kommt, was auch hübsch gewesen wäre, da sie ja laut Anime auch die menschliche Sprache beherrschen. Aber Latias ist nun doch die bessere Alternative, da es besser zur Geschichte passt (ich bin ein hervorragender Beobachter des Offensichtlichen, gell?)
Ich freu mich schon, wenn Faith Latias wiedertrifft.

Hat sie Seelentau eigentlich dabei?
Von:  bettsy_illustration
2010-08-09T11:16:15+00:00 09.08.2010 13:16
Ein sehr schönes Kapitel. Gefällt mir wirklich gut.
Bei dem ersten "Laaa" hab ich zuerst gedacht, das ein Lapras sie retten kommt, was auch hübsch gewesen wäre, da sie ja laut Anime auch die menschliche Sprache beherrschen. Aber Latias ist nun doch die bessere Alternative, da es besser zur Geschichte passt (ich bin ein hervorragender Beobachter des Offensichtlichen, gell?)
Ich freu mich schon, wenn Faith Latias wiedertrifft.

Hat sie Seelentau eigentlich dabei?
Von: abgemeldet
2010-08-08T13:52:31+00:00 08.08.2010 15:52
Whoah, ein wirklich geiles Spezial über Faith. Hab echt ne Gänsehaut bekommen als das mit Latias war. Mal sehen um wenn es im nächsten Spezial gehen wird^^


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