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endless winter

von

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Rating: P16 Slash

Charaktere: Sirius Black, Remus Lupin und der Rest

Zeit: 7. Schuljahr der Rumtreiber, kurz vor Weihnachten

Pairing: SB/RL [</3]

Anmerkung: im ersten Kapitel sind Songtexte mit eingebaut. Das wird in den nachfolgenden Kapiteln aber nicht mehr so sein

Songs: Nu Pagadi- Sweetest Poison

Cindy Lauper- Time after Time
 

Mit freundlicher Unterstützung meiner Muse Anne <3
 

Reviews wären schick =)
 

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If you´re lost you can look and you will find me.

Time after time.
 


 

Schön wär´s.
 

Jeden Abend.

Jede Nacht.

Immer wieder auf´s Neue lässt er ihn im Stich.

Lässt ihn warten.

Allein.

Im Dunkeln.

Mit Gedanken, die seine Fantasie mit Bildern füllt, die sein Herz beinahe stehen bleiben lassen.
 

Seit diese Sache zwischen ihnen ist, zweifelt Remus.

An Sirius, an dessen Gefühlen für ihn, an der Meinung von James und Peter über sie beide. Aber vor allen Dingen zweifelt er an sich selbst.

Sirius ist das Paradebeispiel eines eingebildeten, arroganten Schnösels, der nichts anderes im Kopf hat, außer den Schulrekord für Fummeleien an den unmöglichsten Orten aufzustellen.

Er ist launisch, herrisch und unglaublich stur.
 

Remus findet nichts Gutes an diesem verzogenen Möchtegern.
 

Und doch.

Wenn er ihn anschaut, mit diesen treuen Hundeaugen, verwandeln sich seine zahlreichen schlechten Eigenschaften plötzlich in Tugenden und machen es Remus unmöglich, ihn zu hassen wie er es eigentlich verdient hat.
 

Poison

Poison

You're my sweetest poison
 


 

Remus mag Sirius´ Augen. Sie sind leuchtend grün mit kleinen, dunklen Einschlüssen, die verstreut wie Sterne in seine Iris eingebettet liegen.

Sirius vermag es, ihn mit einem einzigen Blick zu allem zu überreden oder ihm ein Messer in die Eingeweide zu rammen. Ganz nach Belieben.
 

Er hasst die Tatsache, dass Sirius ihn so einfach manipulieren kann.
 

Wenn er sich durchs Haar streicht, hängen Remus Augen an seiner Hand und er vergisst, dass er ihm gerade am liebsten eine Ohrfeige gegeben hätte.

Der Anblick von Sirius Haaren ist mindestens genauso fesselnd wie der seiner Augen. Sie sind fingerlang und so schwarz, dass sie alles Licht in unmittelbarer Umgebung zu verschlucken scheinen. Außerdem umspielen sie sein Gesicht mit einer Natürlichkeit, die James auch nach Stunden vor dem Spiegel niemals imitieren könnte. Sirius hat das unfaire Glück, dass überirdische Schönheit in seinen Genen zu liegen scheint.
 

Ich bin kein Dämon

Doch etwas Böses ist da schon

...

In meinem Kopf, in meinem Blut

genau darum bin ich so gut

...

Ich bin das Wasser in der Wüste

Reptil im Paradies

Niemand dem ich ein Lächeln schenkt´

Der sich nicht küssen ließ
 


 

Es ist ein seltsames Gefühl, wenn man Wut und Zuneigung gleichermaßen für jemanden empfindet.
 

Erst seit er und Sirius diese Sache miteinander haben, kennt Remus so etwas wie Eifersucht. Als Wolf lernt man schnell, dass man mehr bekommt, wenn man weniger erwartet. Aber das zählt nichts mehr.

Was jetzt sein Leben bestimmt, ist alles verzehrende Eifersucht, die ihm die Kehle zuschnürt, wenn Sirius in seinem Beisein den Blick auch nur ansatzweise über Joyce, Paul oder Stephenie gleiten lässt. Neben ihnen kommt Remus sich so klein und unbedeutend vor wie ein Pony neben einem preisgekrönten Turnierpferd.

In solchen Momenten hätte er nichts dagegen, den Wolf kommen zu lassen und seinen Blutdurst an diesen Unwürdigen zu stillen, die es wagen, mit ihren Händen sein Eigentum zu berühren. Er erinnert sich nicht, wann er damit begonnen hat, Sirius Black als seinen persönlichen Besitz zu betrachten oder wann er sich zum ersten Mal gewünscht hat, nach gut Dünken in den Wolf gehen zu können.
 

Die Augen sind geschlossen

Ich ziele nach Gefühl

...

Bewege mich im Kreis

Und komm trotzdem an mein Ziel

...

Ich bin Nitroglycerin

Lösche Feuer mit Benzin

Wer mich in seinen Venen fühlt

Wird mir nicht mehr entfliehn
 


 

Sie haben niemals vereinbart, dass es keine anderen geben darf. Remus hat gedacht, das wäre klar.

Doch im Padfoot-Universum gelten andere Gesetze.

Schwarz ist weiß, oben ist unten, rechts ist links und Treue ist etwas, dass in seinem Wortschatz nicht vorkommt.
 

See the fallen angels pray

For my sweetest poison

I can take these tears away

You're my sweetest poison

I crash and I burn and I freeze in hell

For your poison

And I live in my life

In the dark of your spell

You're my sweetest poison
 

Der kalte Stich hinter seinem Herzen, wenn Sirius nach einem seiner nächtlichen Abenteuer zu ihm ins Bett kriecht, kühle Hände an seine Brust legt und ihm eine dreiste Lüge darüber ins Ohr raunt, wo er gewesen ist, lässt ihn fast würgen.
 

Wer hat dir gesagt

Dass ich im Herzen schuldlos bin?

...

Die Sünde liegt im Schlaf

Mit dir erwacht das Höllenkind

...

Vom Himmel abgestürzt

Erleuchtet in der Dunkelheit

Die Macht der Liebe

Hält für dich das süße Gift bereit
 

Was Sirius nicht weiß, ist dass Remus den Geruch von billigem Parfum durchaus riechen kann, der an ihm haftet, wie Niffler an glitzernden Dingen.

Er weiß wahrscheinlich auch nicht, dass Remus Joyce, Paul, Stephenie oder sonstwen schon an ihm riecht, wenn er nur die Treppe zu den Schlafsälen betritt.
 

See the fallen angels pray

For my sweetest poison

I can take these tears away

You're my sweetest poison

And I crash and I burn and I freeze in hell

For your poison

And I live in my life

In the dark of your spell

You're my sweetest poison
 


 

Sagen tut Remus nichts.

Niemals.

Er nimmt es hin und leidet still diese Qualen, die tausend Mal schlimmer sind als an Vollmond.
 

Schon öfter hat er sich fest vorgenommen, es anzusprechen. Er will Sirius endlich sagen, wie sehr es ihn stört, dass Remus nicht der Einzige für ihn ist.
 

Doch dann lächelt der Schwarzhaarige wieder und verschränkt ihre Finger und Remus weiß plötzlich wieder nicht, was er eigentlich sagen wollte.
 

Feel me rushing through your vains

Feel me rushing through your vains

Can you feel the precious pain

Poison

...

Willst du die Engel fallen sehn

Bis sie in Tränen vor dir stehen

For my sweetest poison
 

Mittlerweile fühlt der junge Werwolf sich wie ein Fass, das kurz vorm Überlaufen steht. Nur noch ein Tropfen fehlt. Nur noch dieser eine Tropfen und er explodiert.
 

Er schluckt das Gefühl runter. Sonst ist er doch so gut im Hinnehmen. Wieso funktioniert die Taktik, die er sich als Werwolf über die Jahre angeeignet hat, erniedrigende Dinge einfach aus seinem Verstand zu verdrängen, nicht in Bezug auf seinen besten Freund, der so lange schon nicht mehr nur sein bester Freund ist und irgendwie noch nie weniger war?
 

See the fallen angels pray

For my sweetest poison

I can take these tears away

You're my sweetest poison

And I crash and I burn and I freeze in hell

For your poison

And I live in my life

In the dark of your spell

You're my sweetest poison

Poison

Poison

Poison

You're my sweetest poison
 

Wie gerufen erklingen polternde Schritte im Treppenhaus.

Es ist Sirius.

Remus weiß es, er spürt es.

Als die Tür scheppernd auffliegt, dreht sich James in seinem Bett geräuschvoll auf die andere Seite. Kurz darauf erfüllt sein leises, kehliges Schnarchen wieder den Raum.
 

"Ups...", murmelt der Grund für Remus´ Schlaflosigkeit und versucht vergeblich, die Tür leise wieder zu schließen.
 

Remus zuckt zusammen, als das Licht im Badezimmer angeht und Sirius murrend das Wasser auf dreht. Er lässt es laufen und hält wahrscheinlich den Kopf darunter, so wie er es immer tut, wenn er getrunken hat.
 

Der schwache Geruch von Whisky hängt in der Luft. Schnell hält Remus den Atem an, um nicht auch noch den Gestank der namenlosen Fremden wahrnehmen zu müssen.

Ihm ist durchaus bewusst, dass er nicht ewig den Atem anhalten kann.

Er zögert es nur hinaus.

Auch eine seiner Spezialitäten.
 

Als Sirius wieder in den Schlafraum stolpert, betet Remus zum ersten Mal, dass er nicht zu ihm ins Bett kommt.

Doch außer der Bestie in seinem Innern war ihm noch nie etwas treu. Schon gar nicht das Glück.

Sirius ignoriert die zugezogenen Vorhänge und reißt sie mit einer fast schon sträflichen Brutalität zur Seite.

Das schwache Licht des Halbmonds fällt durch den entstandenen Spalt.
 

Auf einmal fühlt Remus sich ausgeliefert.
 

"Moony...du....du bist ja..noch wach. Hast du....auf mich gewartet? Wär´ doch nicht...nötig gewesen."
 

Sirius grinst blöde und lässt sich aufs Bett fallen. Remus spürt, wie unbändiger Zorn heiß in ihm zu brodeln beginnt. Nur noch ein einziges Wort.
 

"Weißt du, worüber ich auf dem Weg hierher...nachgedacht hab?"
 

"Nein-", presst Remus zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. Erst jetzt bemerkt er, dass seine Hände zu Fäusten geballt sind.
 

"Ich glaube...ich glaube, dass ich mich irgendwie in dich verliebt hab. Du bedeutest mir ziemlich viel, denke ich. Komisch, oder?"
 

3, 2, 1... Boom!
 

Remus kocht über. In seinen Fingerspitzen beginnt es, zu kribbeln. Seine Kiefermusklen sind zum Zerreißen gespannt.
 

"Du...!"
 

Ohne wirklich zu wissen, was er tut, reißt er die Bettdecke an sich. Ein dumpfes Geräusch zeugt davon, dass Sirius sich im nächsten Moment auf dem Boden wiederfindet. Ein unschönes Fluchen bestätigt diese Vermutung.
 

"Sag mal, spinnst du?"
 

Sirius klingt auf einmal wieder recht nüchtern.
 

"Ich hätte mich verletzen können!", beschwert er sich.
 

Wie angestochen springt Remus aus dem Bett und versucht noch einmal vergeblich, sich zu beruhigen.

Der entrüstete Blick des Jungen auf dem Fußboden jedoch gibt ihm den Rest.

Jetzt reicht es.

Es ist genug.

Es ist zu viel.

Das Bild von Sirius zu seinen Füßen ist genauso ungewohnt wie der Hass, der wie Säure durch seine Venen schießt. Normalerweise ist Sirius es, der von oben auf ihn herab schaut.
 

"Du rücksichtsloser, eingebildeter, selbstverliebter Egoist!", grollt Remus bedrohlich und es ist ihm vollkommen egal, ob James und Peter ihn vielleicht hören.
 

"Pssst, Moony! Du weckst sonst noch die anderen.", zischt Sirius und legt einen Finger an die Lippen. Im nächsten Augenblick scheint ihm jedoch bewusst zu werden, was Remus da eben gesagt hat.
 

"Was...-?", setzt er an, doch Remus lässt ihn nicht mehr zu Wort kommen.
 

"Du bist nicht der Mittelpunkt dieses verfluchten Universums, Sirius Black! Hast du auch nur einen Moment deiner ach so kostbaren Zeit daran verschwendet, darüber nachzudenken, wie ich mich dabei fühle, wenn du hier Nacht für Nacht ankommst und nach Whisky und Sex stinkst?! Hast du nur einen Augenblick daran gedacht, dass es mir vielleicht nicht passen könnte, wenn du Stephenie vögelst und dann bei mir angekrochen kommst, weil sie dich raus geworfen hat?! Scheiße geht es mir dabei, du verdammter Arsch! Und dann erdreistest du dich, mir zu sagen, dass du dich IRGENDWIE in mich verliebt hast? Du weißt doch gar nicht, was Liebe ist, du gefühlskalter Angeber! Meine Gefühle interessieren dich einen feuchten Dreck! Das einzige, woran du denkst, bist DU! Du allein! Ich hab so die Schnauze voll von dir!"
 

Remus versucht, zu atmen. Er hat nur aufgehört zu schreien, weil er keine Luft mehr bekommt. James´ Schnarchen ist verstummt. Er ist wach, doch der Werwolf schert sich nicht darum.
 

"Aber....aber was redest du denn da?"
 

Hilfe suchend blinzelt Sirius in James´ Richtung, doch sein bester Freund wird den Teufel tun, sich jetzt einzumischen.
 

Extreme Beherrschung ist von Nöten, damit Remus seiner Wut nicht auch noch körperlich Ausdruck verleiht und Sirius einfach eine rein haut.
 

Verdient hätte er es.
 

Sirius rutscht ein Stück weg, er versteht die Welt nicht mehr. Remus´ gesamte Körperhaltung drückt pure Aggressivität aus.

Der Wolf ist so präsent wie noch nie. Sogar ein gelbliches Schimmern liegt in seinen Augen, als er die Distanz zwischen ihnen mit zwei Schritten überbrückt, Sirius auf die Beine reißt und ihn dann gleich wieder von sich stößt. Er muss sich weh getan haben, aber das ist Remus gleich.
 

"Verpiss dich bloß, ich will dich nie wieder sehen! Ich hasse dich!", spuckt er ihm entgegen und dann ist es auf einmal furchtbar still.
 

Die Wut, die ihn so rasend gemacht hat, ist genauso schnell wieder verschwunden wie sie gekommen ist. Doch das ändert nichts an dem, was er eben gesagt hat. Es tut ihm nicht leid.
 

Sirius sieht aus, als hätte ihm eben jemand gesagt, dass er sterben muss. Scheinbar mühsam rappelt er sich auf und jetzt ist es ihm egal, dass Remus ihm womöglich eine runter haut.
 

"Moony...Remus...bitte."
 

Er geht auf den Werwolf zu.
 

"Es ist aus.", sagt Remus. Seine Worte klirren wie Eiswürfel in einem Glas.
 

Sirius schüttelt den Kopf. Langsam scheint er zu begreifen, was Remus da sagt.
 

"Aber...-", murmelt er und streckt die Hand nach ihm aus. Remus weicht seiner Berührung aus und wendet ihm den Rücken zu.

"Geh.", sagt er nur.
 

Und Sirius geht.
 

Das Klack Klack von Hundekrallen ertönt.

Er ist in den Hund gegangen und verkriecht sich unter seinem Bett. Den Rest der Nacht gibt er keinen Laut mehr von sich.

Zwar benutz ich hier keine Songs, aber nächstes Kapitel vielleicht wieder. Lasst mir die Freude, hab sie gerade erst wieder für mich entdeckt ;-)
 

Viel Spaß beim Lesen und hinterlasst bitte eure Meinung hierzu =)
 

PS: die wenig-weniger-Sache ist übrigens Absicht
 

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Als Remus am nächsten Morgen aufwacht, fühlt er sich so gut und so schlecht wie noch nie in seinem Leben.
 

Nichts was er jemals erlebt hat, kann mit diesem Gefühl der Befreiung nach seinem gestrigen Ausbruch mithalten.
 

Doch er hat sich auch noch nie so leer gefühlt wie jetzt. Es ist, als wäre da, wohl mal sein Herz gewesen ist, ein riesiger, unmöglich wieder zu füllender Abgrund entstanden.
 

Er traut sich nicht, sich zu bewegen, denn er hat Angst vor dem, was kommen wird und er fürchtet sich, dass es vielleicht nie wieder kommt.
 

Irgendwann hält er es nicht mehr aus und regt sich.
 

Genauso leer wie er ist auch sein Bett.
 

Kein schwarzhaariger Junge liegt neben ihm, der eine Wärme ausstrahlt, die ihn bis in die kleinste Faser seines Körpers wärmt.

Der noch halb schlafend seinen Namen säuselt und wohlig knurrend die Nase in seiner Halsbeuge vergräbt.

Der sich an ihn schmiegt und mit den Fingern in seine Haare fährt um ihn dann sanft zu kraulen.

Der diese ganz besondere Art hat, ihm vom Bauch hoch zur Brust zu streicheln.

Der ihn erst vorsichtig auf den Mundwinkel küsst, um herauszufinden, ob er überhaupt in Kuss-Stimmung ist.

Der manchmal leise vor sich hin schnurrt, wenn Remus ihn gedankenverloren streichelt.

Niemand, der ihn festhält, wenn er aufstehen will, obwohl es doch eigentlich schon höchste Zeit ist, um pünktlich zum Unterricht zu kommen.
 

Nur das heute kein Unterricht ist. Gestern war der letzte Schultag, die Weihnachtsferien sind angebrochen. Eigentlich bleibt er in den Ferien immer in Hogwarts.

Wegen ihm.
 

Die Härte seiner Worte holt ihn wieder ein. Er sieht Sirius´ Gesicht vor sich, die Verletztheit darin, der Unglaube in seinen Augen und es tut ihm beinahe leid.
 

Aber nur beinahe. Zumindest redet er sich das ein.
 

Nachdem er im Bad gewesen ist und sich fertig gemacht hat , vermeidet er es demonstrativ, auch nur in die ungefähre Richtung von Sirius´ Bett zu schauen, sondern zerrt er seinen großen Koffer unter dem Bett hervor und packt wahllos Klamotten in eine Reisetasche.
 

"Du brauchst dir keine Mühe zu geben, Remus. Er ist weg."
 

James klingt ein bisschen abweisend. Auch er packt zusammen. Peter sagt gar nichts, sondern ist schon voll und ganz damit beschäftigt, seinen sperrigen Schrankkoffer die Treppe hinunter zu hieven.
 

Remus wirft einen Blick auf das ungemachte, aber verlassene Bett und will fragen, wo er hin ist. Nach Hause wohl kaum. Sirius würde ums Verrecken nicht freiwillig zum Grimmauldplace zurückkehren.
 

James kommt ihm mit seiner Antwort zuvor.
 

"Ich weiß nicht, wo er hin ist. Hat sich nicht verabschiedet."
 

Er knallt den Deckel seines Koffers zu und jetzt ist Remus sich sicher, dass James wütend auf ihn ist.
 

Sorgfältig zieht er den Reißverschluss seiner Tasche zu und wirft sich seine Jacke über.

Es kann ihm doch egal sein, wo Sirius hin ist. Gestern ist er ja wohl deutlich genug gewesen.

Nur weil er ihn vermisst, kann er nicht schon wieder weich werden.

Nicht schon wieder.

Nie wieder.

Das hat er sich fest vorgenommen.
 

Jemand sehr weises hat ihm mal gesagt, er müsste nur auf seine Gefühle vertrauen und er würde den richtigen Weg wählen.
 

Doch das kann er in Bezug auf Sirius nicht.

Alles was ihm das bringt, sind noch mehr Schmerzen und die will er nicht mehr.
 

Er macht sich auf den Weg nach unten, von wo aus es erst zum Bahnhof und dann mit dem Zug zurück nach London geht.
 

Zwar weiß niemand zu Hause Bescheid, dass er über Weihnachten nach Hause kommt, doch es ist ihm gleich. Dann schickt er eben eine Eule voraus oder meldet sich anderweitig, damit sein Vater ihn vom Bahnhof abholt.
 

Er könnte auch hier bleiben, doch diese Möglichkeit verwirft er sofort wieder. Allein der Gedanke daran, zwei Wochen allein in dem Bett schlafen zu müssen, das noch immer nach Sirius riecht, macht ihn ganz krank.

Er muss nach Hause um Kraft zu tanken.

Kraft, die er dringend benötigt, um das alles zu ertragen.
 

James und Peter sind ungewöhnlich ruhig. Die erste Hälfte der Fahrt spricht keiner von beiden ihn auf vorige Nacht an und James lenkt ihre Gespräche so geschickt, dass sie nicht auf Sirius oder Remus zu sprechen kommen.
 

Gestern hat er ihm gesagt, dass er ihn hasst. Dass es aus ist und er ihn nie wieder sehen will.

Er hat gelogen.

Natürlich hat er das.

Das Gegenteil ist der Fall.

Er will Sirius nicht aufgeben, aber er muss.

Um seiner selbst willen. Nur einmal in seinem Leben.

Aber hat Sirius ihn Ernst genommen?

Hat er etwas Dummes getan?

Nein.

Schwachsinn.

Wahrscheinlich liegt er schon wieder mit irgendwem im Bett und lässt sich trösten, weil sein Notnagel ihn abserviert hat.

Remus´ Überlegungen sind furchtbar ungerecht, er weiß das. Doch anders schafft er es nicht, sich zu kontrollieren.

Sirius will, dass er genau über diese Sachen nachdenkt. Dass er sich Vorwürfe macht und sich dann entschuldigt. Aber dieses Mal wird er seinen Willen nicht bekommen.
 

Remus hat unterschätzt, wie lange die Fahrt nach London dauert, wenn sich niemand mit einem unterhält.

Und so tut er das, wovon er bis jetzt dachte, dass er es vermeiden könnte.

Er sieht aus dem Fenster und sehnt sich. Sehnt sich nach dem Unverschämten, der ihn sonst im Zug immer als Kopfkissen missbraucht. Ein Seufzen kommt über seine Lippen und lässt ein kleines Stück der Scheibe beschlagen.
 

„Wenn du gestern ein wenig weniger aggressiv gewesen wärst, wäre er noch da.“, sagt James plötzlich.
 

Remus erschrickt. Er hat gar nicht mitbekommen, dass die beiden aufgehört haben, miteinander zu reden.
 

Wie immer, wenn James mit ihm über Sirius reden will, fühlt Remus sich auch dieses Mal sofort wieder angegriffen.

Die beiden sind wie Pech und Schwefel. James würde immer zu seinem besten Freund halten.
 

„Ich weiß nicht, was dich das angeht.“, gibt er deswegen zurück.
 

Sein abwertender Tonfall ist Moonys Art, zu zeigen, dass er sich in die Ecke gedrängt fühlt.
 

„Es geht mich seit dem Moment etwas an, in dem er spurlos verschwunden ist. Du hast zu ihm gesagt, dass er sich verpissen soll.“, schnappt James zurück.
 

„Hast du schon in deinen Sachen gesucht? Er hat bestimmt einen Zettel hinterlassen oder sowas in der Art.“
 

Remus gibt sich wirklich Mühe, gefasst zu klingen. Wenigstens den Schein muss er wahren. In Wirklichkeit sieht er Sirius auf diversen Autobahnen, Bürogebäuden oder Brücken stehen, kurz davor, sich in die Tiefe zu stürzen.
 

James schüttelt den Kopf.
 

„Er hat rein gar nichts hinterlassen.“
 

DAS ist sehr ungewöhnlich.

Wenn nicht ihm, dann teilt er mindestens James seine kühnen Selbstmordpläne mit.
 

„Du kennst seinen Hang zu Extremen.“
 

So hat er James noch nie gesehen. Dieser ernste Gesichtsausdruck will so gar nicht zu ihm passen. Er sorgt sich.
 

„Falls du mich dazu überreden willst-“, setzt Remus an, doch James unterbricht ihn.
 

„Es ist mir vollkommen egal, ob ihr zusammen seid oder nicht. Ich will nur, dass es euch beiden gut geht.“

Wann zum Teufel ist James nur so erwachsen geworden?

„Und deswegen hättest du das gestern Nacht auch ein bisschen taktvoller formulieren können. Du weißt, wie er manchmal reagieren kann, wenn man ihn so anfährt. Besonders wenn es sich bei diesem >man< um dich handelt.“
 

„Hey! Du weißt nicht, wie er zu mir war...-“
 

„Ich will es auch gar nicht wissen. Das ist eine Sache zwischen euch und wenn du zur Abwechslung mal nicht in Selbstmitleid ertrunken wärst, sondern mit ihm geredet hättest, dann wäre die ganze Sache vielleicht auch anders verlaufen. Aber du musst ja warten, bis dir der Kragen platzt.“
 

„Da muss ich zustimmen. Ich hatte ganz schön Bammel vor dir.“, wirft Peter ein.
 

„Wer hat dich denn gefragt, Wormtail?“, giftet Remus den kleinsten von ihnen an. Als er Peters Miene sieht, tut es ihm sofort wieder leid, doch die Entschuldigung bleibt ihm ihm Hals stecken.

Irgendwo zwischen den Schuldgefühlen und dem Trotz, den er empfindet, wenn er an gestern denkt.
 

„Du warst wütend, das verstehe ich. Aber ich liebe ihn auch und...- Ach. Ist ja auch egal. Er wird sich schon melden. Hoffentlich.“, murmelt James noch und dreht sich halb von ihm weg.
 

Die Unterhaltung ist beendet und zwar nicht friedlich.
 

Jetzt weiter mit ihm zu reden, würde nichts bringen.

In einem Punkt sind Sirius und James sich besonders ähnlich: in ihrer Sturheit.

Den Rest der Fahrt lässt Remus sich von seinen Schuldgefühlen zerfleischen. Wie soll er von Sirius loskommen, wenn er sich ständig Sorgen um ihn machen muss? Das alles bringt ihn sogar so weit, sich einzugestehen, dass er wirklich bereut, was gestern war.
 

Nach einer eisigen Verabschiedung von James und Peter am Bahnhof kramt er etwas Muggelkleingeld aus seiner Tasche und sucht ein Münztelefon.

Seine Mutter ist eine Muggel, deswegen haben sie ein Telefon, dass er anrufen kann.

Nicht mal eine Minute, dann ist das Gespräch beendet. Sein Vater wird in einer halben Stunde hier sein. Sie freuen sich, dass er sich doch dazu entschieden hat, Weihnachten zu Hause zu verbringen.
 

Remus verdrängt die Erinnerungen an vergangene wundervolle erste Ferientage, wo es weder eine Stephenie noch einen Paul im Schloss gegeben hatte und er Sirius für sich ganz allein gehabt hatte.
 

Missmutig setzt er sich auf seine Tasche und wartet. Das trübe und nasskalte Wetter tut sein Übriges.



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