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Efeu

Schlicht und Immergrün
von

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Spiegel

So! Hier melde ich mich mit einem neuen Kapitel. Ich hatte keine Lust schon morgens mit dem Lernen anzufangen und hab erstmal das Kapitel fertig gemacht. Jetzt geh ich duschen, abspülen und einkaufen und fange dann wieder mit dem Lernen an.

Info: ENS- Benachritigungen bekommen ab jetzt nur noch die Leute, die zum letzten Kapitel einen Kommentar hinterlassen haben! Es sind mittlerweile zu viele Favoritennehmen geworden :)

Viel Spaß beim Lesen!

Liebe Grüße,

Ur

_________________________
 

Zwei Tage später ging es ihm besser. Sein Hals und sein Kopf taten ihm kaum noch weh, auch wenn er immer noch hustete wie ein Nebelhorn und sich alle zwei Minuten die Nase putzen musste. Seine Mutter hatte den Rest von Antons Nudelsuppe probiert und war in Begeisterungsstürme ausgebrochen, weil Anton in seinem Alter so gut kochen konnte.

Elias dachte in seiner freien Zeit und während zahlloser Husten- und Niesanfälle über Anton nach. Er hatte das Gefühl, dass sein Nachbar immer geheimnisvoller wurde, je mehr sich Elias an ihn herantastete. Kaum hatte er eine Antwort gefunden, tat sich ein neues Rätsel auf. Es war ein bisschen wie in einem guten, komplizierten Krimi. Dunkel fragte er sich, ob Antons Krimi irgendwo ein Happy End haben würde, oder nicht. Insgeheim ertappte sich Elias dabei, dass er dafür sorgen wollte, dass Anton irgendwann ein Happy End hatte. Nach all dem Mist, den sein Nachbar durchgemacht haben musste, war ein wenig Glück doch sicher drin.
 

Er besorgte sich von verschiedenen Mitschülern die Hausaufgaben, die er die Woche über erhalten hatte und erledigte sie alle halbwegs gewissenhaft. Er fing sogar damit an, für seine Abiturprüfungen Texte zusammen zu fassen. Währenddessen hörte er Antons Klassik- CD, die ihn nicht vom Lernen ablenkte und trotzdem die unangenehme Stille vertrieb, die das Lernen oftmals begleitete.

Dominik rief ihn gefühlte fünfmal am Tag an, um ihm zu danken und von Christine zu schmachten. Markus schrieb ihm einige SMS, in denen er kurze Episoden aus seinen Kinderzimmerplanungen und Namens- Entscheidungsproblemen berichtete. Alex schmachtete von Alex. Alle um ihn herum schienen verfrühten Frühlingsgefühlen zum Opfer gefallen zu sein, nur er selbst blieb wie so oft verschont davon.
 

Anton schaute noch ein paar Mal vorbei und erkundigte sich, wie es ihm ging. Elias freute sich darüber, vor allem, da Anton langsam ein wenig gesprächiger wurde und auch von sich aus Dinge erzählte, aus der Schule, dem Unterricht, seinen Fortschritten beim Klavierspielen. Freilich war er darauf bedacht, niemals über sonderlich persönliche Dinge zu sprechen. Aber Elias hatte Geduld und er hatte sich vorgenommen, Antons Vertrauen zu gewinnen und irgendwann zu erfahren, wieso diese schwarzen Augen manchmal traurig aus dem Fenster starrten, als erwarteten sie im verhangenen Januarhimmel vergangene Zeiten und Gesichter zu sehen.
 

»Du wirst es nicht glauben, Alter«, sagte Dominik, als er ihn am Samstag anrief, um sich die Langeweile zu vertreiben, »aber gestern hat Eva mich gefragt, ob wir nicht mal Kaffee trinken wollen!«

Elias blinzelte verwirrt und verlieh seiner Verwunderung mit einem ausgiebigen Husten Ausdruck.

»Ich meine… über ein halbes Jahr hechele ich ihr hinterher und jetzt bin ich in ein anderes Mädchen verschossen und mit ihr zusammen und ihr fällt ein, dass sie mal mit mir Kaffee trinken will? Vor zwei Wochen hätte ich noch laut ‚Hipp- Hipp Hurra’ gerufen.«

Elias grinste und stellte sich diese Szene bildlich vor.

»Ja, das hättest du. Aber ehrlich… sie hätte nicht besonders gut zu dir gepasst«, meinte Elias und drehte sich auf den Rücken. Auf dem Nachtschrank stand ein Tee, den seine Mutter ihm gebracht hatte, während er sich mit seinen Politikunterlagen herumschlug.
 

»Ich versteh die Frauen nicht, ehrlich…«, nuschelte Dominik und seufzte abgrundtief.

»Du bist doch jetzt wohl nicht zwiegespalten, welche der beiden du willst, oder?«, fragte Elias hoffend.

»Spinnst du? Ich bin so glücklich, ich könnte platzen!«

Elias musste lächeln. Wenn er ein Mädchen wäre, würde er es sich jetzt erlauben zu denken, dass Dominik niedlich war.

»Das ist schön. Hast du schon ihren Bruder kennen gelernt?«, fragte Elias grinsend. Dominik gluckste.

»Ja. Er sagte, er fände meine Dreads cool«, entgegnete Dominik und klang deutlich amüsiert.

»Mich fand er nicht ganz so cool, fürchte ich. Aber das ist sicher ein gutes Zeichen«, versicherte er seinem besten Freund.

»Sie will mich nächstes Wochenende ihren Eltern vorstellen… ich bin ein wenig panisch«, beichtete Dominik und lachte nervös.
 

»Sie werden dich sicher mindestens genauso cool finden wie ihr Bruder«, sagte Elias schmunzelnd. Dominik schien davon nicht sonderlich überzeugt und Elias bemühte sich mehrere Minuten lang, Dominik zu beruhigen.

»Mochten sie dich denn?«, wollte er schließlich wissen. Elias hustete.

»Sie hat mich ihnen gar nicht vorgestellt. Es war nichts Ernstes, deswegen war es wohl nicht nötig. Scheint bei dir was anderes zu sein«, meinte Elias.

Die Stille am anderen Ende verriet ihm, dass Dominik jetzt wohlmöglich noch aufgeregter war als vorher.

»Musstest du das jetzt unbedingt sagen?«, klagte Dominik und seine Stimme zitterte – wohl halb vor Panik und halb vor Freude. Elias grinste.

»Tut mir Leid. Ich werd dich jetzt deiner Aufregung überlassen und noch ein bisschen arbeiten. Wenn man krank ist, kann man ja kaum was anderes machen…«

»Ich beneide dich jedenfalls nicht. Ich setz mich jetzt an meine PS3. Hau rein, Alter!«

»Du auch, bis dann!«
 

Elias streckte sich, dann stand er auf und steckte sein Handy ans Ladekabel. Leise summend schaltete er seine Stereoanlage ein, in der immer noch die CD von Anton lag und drehte den Lautstärkeregler hoch. Während er die Melodie mitsummte und nach seinen Erdkundeunterlagen kramte, fragte er sich zum ungefähr hundertsten Mal, wieso es in Antons Wohnung keine Spiegel gab. Konnte jemand sich selbst so verabscheuen, dass er einen Blick in den Spiegel nicht ertrug? Elias hatte keine Ahnung. Er war zu eitel, um sich ein Leben ohne Spiegel vorstellen zu können. Nachdenklich warf er seine Erdkundemappe aufs Bett und wollte sich gerade Block und Stift greifen, als die Zimmertür aufging.

»Seit wann hörst du Klassik? Das ist ja noch schlimmer als Nirvana«, beklagte sich Katharinas Stimme bei ihm. Er wandte sich um und sah seine kleine Schwester mit verschränkten Armen im Türrahmen stehen.

»Das ist die einzige Musik, die ich beim Lernen hören kann, ohne dass es mich ablenkt«, erklärte Elias grinsend und richtete sich auf, Block und Stift in der Hand.

Er dachte, Katharina würde ihm nun sagen, er sollte seine Musik leiser machen. Aber das tat sie nicht.
 

»Was ist das da für’n Lied?«, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen und ruckte mit dem Kopf in Richtung Stereoanlage.

»Ähm…«, machte Elias und sah sich nach der Hülle um. Es war ein reines Klavierstück und Anton hatte ihm gesagt, wie es hieß. Elias wusste, dass Anton es selbst auch manchmal spielte, er kannte die Melodie.

»Irgendwas mit Erik Satie… Gym…Gyn… Keine Ahnung, wie es genau heißt«, meinte er und fuhr sich durch die Haare. Dann warf er sich neben seine Erdkundemappe aufs Bett.

»Willst du da im Türrahmen Wurzeln schlagen, oder reinkommen?«, erkundigte er sich schmunzelnd.
 

Katharina sah aus, als wüsste sie nicht recht, was sie wollte. Dann schloss sie jedoch die Tür hinter sich und kam zu ihm hinüber.

»Wie läuft’s mit Chris?«, fragte sie.

»Haben Schluss gemacht«, erklärte er freiweg. Katharina blinzelte und sah ihn verwundert an. Elias zuckte mit den Schultern.

»Du weißt schon, wir waren nicht verliebt, oder so. Es war kein Drama«, versicherte er ihr. Sie betrachtete ihn nachdenklich und zum ersten Mal fand Elias, dass sie älter aussah, als sie eigentlich war. Sie war so etwas wie eine gut aussehende, weibliche, zierliche Ausgabe ihres Vaters. Viele Mädchen in ihrer Klasse beneideten sie sicher um ihre Figur und das hübsche Gesicht. Sie war immer schon beliebt bei den Jungs gewesen. Irgendwann mit acht war ein Kinderfoto von ihr in einem Fotoatelier- Schaufenster ausgestellt gewesen.
 

»Du wirst auch nie erwachsen, wie?«, fragte sie dann und klang ziemlich hochnäsig. Elias musste lachen.

»Will ich auch gar nicht. Und erwachsener als du bin ich allemal«, gab er amüsiert zurück. Sie schien darüber nachzudenken.

»Ich meine nur… dass du rumflatterst wie ein Schmetterling, ohne dich mal zu verlieben. Ich hab dich nur einmal verknallt erlebt. Und da war ich erst elf. Wie hieß sie noch mal? Ich komm immer durcheinander bei deinen ganzen Frauen«, meinte sie. Elias schnaubte grinsend.

»Merle«, half er ihr auf die Sprünge.

»Ja, genau. Die, die Mama so nett fand. Mit den hellblonden Haaren«, meinte sie nachdenklich. Elias nickte.

»Ja. Die ist aber zur Zeit mit einem Mädchen zusammen«, informierte er seine Schwester. Sie runzelte die Stirn.

»Du warst wohl ein einschneidendes Erlebnis, wie?«

»Werd nicht frech!«
 

Sie rauften ein wenig auf Elias’ Bett herum, wobei er seine Erdkundemappe ordentlich verknickte.

»Geht’s dir eigentlich besser?«, fragte Elias schnaufend. Katharina saß auf seinem Bauch und hatte gerade den Sieg für sich beansprucht. Er hatte so etwas nicht mehr mit ihr gemacht, seit er dreizehn und sie neun gewesen war.

Sie warf ihm einen kurzen Blick zu.

»Geht so… er vögelt sich durch den halben Jahrgang, nur um mir zu demonstrieren, dass andere Mädchen sich die Finger danach lecken, mit ihm in die Kiste zu steigen. Mittlerweile frage ich mich, was ich für ihn überhaupt übrig hatte…«

Elias schwieg auf diese Verkündung hin. Vielleicht wurde Kathi doch schneller erwachsen, als er.

»Kennst du Sven van Thom?«, fragte sie unvermittelt.

»Ja, schon. Aber nicht viel… welches Lied meinst du?«, erkundigte er sich und sie stieg endlich von seinem Bauch und angelte seine Gitarre zu sich aufs Bett.

»Trauriges Mädchen«, erklärte sie und drückte ihm die Gitarre in die Hand. Elias dachte kurz nach.

»Ja, ich denke schon. Singt da nicht auch ne Frau mit?«, wollte er wissen. Kathi nickte und lehnte sich neben ihn an die Wand, wie das letzte Mal, als sie hier bei ihm gewesen war. Elias griff sich die Fernbedienung seiner Stereoanlage und drückte so fest er konnte auf den Pause- Knopf, der leider Gottes – wie der Rest der Fernbedienung – ziemlich im Eimer war. Dann stoppte die klassische Musik.
 

Elias dachte an das Lied, nach dem seine Schwester ihn gerade gefragt hatte.

»Ich kann aber nicht den ganzen Text. Und der Refrain ist zu hoch für mich«, erklärte er schmunzelnd. Sie warf ihm einen Blick von der Seite zu.

»Den singt ja auch eine Frau. Mach schon. Ich sing den Refrain«, erklärte sie ungeduldig. Elias schlug die Saiten an und brauchte einige Anläufe, um die Melodie halbwegs fehlerfrei hinzubekommen. Dann fing er an zu spielen.

»Hey trauriges Mädchen, wenn du willst, lehn dich an mich.

Ich berühre dein Herz und heile damit jeden Stich

Denn deine Stimme singt in einem so betrübten Ton.

Hey trauriges Mädchen sag, wie lange weinst du schon?«
 

Im nächsten Moment wurde ihm schlagartig bewusst, dass seine Schwester singen konnte. Er hatte sich seit Jahren nicht mit ihr beschäftigt und das Desinteresse aneinander hatte durchaus auf Gegenseitigkeit beruht. Aber jetzt, da sie den Refrain neben ihm sang, fiel ihm auf, dass er nicht der einzige musikalische Mensch in der Familie war – natürlich nicht, denn das war das einzige, was er von seinem Vater geerbt hatte. Und Katharina, die genau wie Nathalie eine Kleinausgabe ihres Vaters war, hatte wohl ebenfalls sein Talent geerbt.

»Schon einen Tag und eine Nacht,

hat er mich um den Schlaf gebracht.

Ich weiß nicht aus, ich weiß nicht ein,

ich werd immer traurig sein.«
 

Er hatte die Strophen durcheinander gewürfelt, aber Katharina schien sich nicht daran zu stören. Sie sang den Refrain, er die Strophen.

Als das Lied zu Ende war, starrte Elias sie an. Sie hob die ordentlich gezupften Augenbrauen.

»Was denn? Überrascht?«

Er musste lachen.

»Ja, schon. Du hast Rihanna immer so laut gedreht, dass ich dich nie mitsingen höre«, erklärte er. Sie lächelte und betrachtete ihre Beine, die in einer knallroten Strumpfhose und einem kurzen Rock steckten.

»Es gibt da diesen einen Kerl«, fing sie an und Elias ermahnte sich, dass er nun seinen Schalter auf ‚verständnisvoller großer Bruder’ umlegen musste, »Marcel.«

Elias wartete. Er war sich nicht sicher, was als nächstes kam und wie schon bei Kathis letzter Beichte war er sich nicht sicher, ob er es hören wollte.
 

»Kein Geschmack, weißt du? Er trägt gruselige Strickpullis und eine Brille. Und seine Haare macht er auch nie irgendwie. Ganz zu schweigen von diesen uralten Turnschuhen… Und der läuft mir ständig überall hin nach. Letztens hat er mir in Mathe geholfen. Wenn er sich nicht so panne anziehen und nicht immer nur über Star Trek reden würde, wäre er vielleicht ganz niedlich.«

Das war wieder typisch seine Schwester. Jetzt konnte er beruhigt aufatmen.

»Aber dann denke ich mir wieder… wohin hat’s mich denn gebracht, dass ich mich mit einem beliebten Schönling eingelassen hab, nur weil er mir Honig ums Maul geschmiert hat? Ich hab Marcel gefragt, ob er nicht mal Lust auf Billard oder so hat. Kennst du diese Filme, wo der Junge dem Mädchen erklärt, wie man Billard spielt? Also ich kann Billard spielen. Er aber nicht. Also muss ich ihm zeigen, wie das geht. Wir treffen uns heute Abend um sieben«, fuhr sie fort und wackelte mit den Zehenspitzen.
 

Das beruhigte Aufatmen stockte. Seine Schwester hatte einen offiziellen Nerd zum Billardspielen eingeladen. Die Welt stand Kopf!

»Die letzte Strophe aus dem Lied geht übrigens so:

Trauriges Mädchen, auch wenn er dein Herz brach

Trauriges Mädchen, wein ihm nicht länger nach

und gib mir doch den Platz auf seinem Thron,

dass ich dich liebe weißt du doch schon.«
 

Sie erhob sich von seinem Bett, streckte sich und stieg umsichtig über sein übliches Chaos hinweg zur Tür.

»Drück mir die Daumen, dass er heute Abend keinen Strickpulli trägt. Sonst muss ich ihn erst mit zum Einkaufen schleifen!«

Und mit diesen Worten verschwand seine kleine Schwester aus Elias’ Zimmer. Plötzlich kam er sich reichlich kindisch vor, wenn er sich mit ihr verglich.

Gerade wollte er nach seiner Erdkundemappe greifen und sie so gut es ging glätten – vielleicht indem er sich kurz darauf setzte? – als seine Mutter durch den Flur rief:

»Elias! Du hast Besuch!«

Er sprang so hastig vom Bett auf, dass er beinahe über seinen Rucksack stolperte.
 

Als er in den Flur kam, sah er Anton in der Tür stehen. Seine Mutter strahlte, dann verschwand sie in der Küche.

»Ich will gar nicht lang bleiben«, erklärte Anton und hielt Elias ein zusammen gefaltetes Stück Papier hin, »ich wollte dir das hier nur geben. Weil du doch mal ein Gedicht lesen wolltest.«

Elias starrte das Stück Papier an und konnte es kaum glauben. Ein Gedicht von Anton.

»Aber es gibt zwei Bedingungen«, murmelte Anton, »du fragst nicht, worum es geht, wenn du es nicht verstehst. Und wenn du es doch verstehst, dann fragst du auch nicht… ok?«

Elias blinzelte ein wenig verwundert, aber dann nickte er. Er war im Gedichte interpretieren nie gut gewesen. Vermutlich würde er es ohnehin nicht verstehen. Behutsam griff er nach dem Stück Papier.

»Danke«, sagte Elias und das meinte er auch. Dieses Gedicht musste ein wahnsinniger Vertrauensbeweis sein. Und Elias wusste ihn zu schätzen.
 

»Na dann… ich komm vielleicht morgen noch mal vorbei?«, meinte Anton unsicher. Elias grinste.

»Klar. Ich freu mich«, gab er zurück. Anton blinzelte, dann errötete er – wie so oft in der letzten Zeit – und wandte sich hastig um.

»Dann bis morgen.«

Und er verschwand hastig hinter seiner Wohnungstür. Elias starrte die geschlossene Wohnungstür einen Moment lang an, dann schloss er auch die Tür hinter sich und huschte in sein Zimmer, wo er sich aufs Bett setzte und langsam den Zettel auseinander faltete. Es war das Gedicht, das Anton in der Schule begonnen hatte, als er auf ihn gewartet hatte. Oben auf dem Blatt stand ‚Spiegel’. Elias war merkwürdigerweise ein wenig aufgeregt, als er zu lesen begann.
 

Glatt und glänzend, eisig kalt

Mein Spiegelbild zerschlag ich bald

Einsam, traurig, feurig heiß

Ist die Schuld, von der ich weiß.
 

Die Geschichte dort im Spiegel,

die ich in mir selbst verriegel’

folgt mir bis in tiefste Nacht,

wo dein Schatten fröhlich lacht.
 

Spiegelwelt voll schöner Sachen,

die mich täglich traurig machen,

schau mir nicht mehr ins Gesicht

du bist fort, ich seh’ dich nicht.
 

Deine Worte noch im Ohr

Hol sie immer wieder vor

‚Hass mich und vergiss mich bald’

deine Stimm’, die widerhallt.
 

Spieglein, Spieglein an der Wand,

wer hat dich ins Nichts verbannt?

Schließ die Augen, kleines Kind,

weine nicht, lausch nur dem Wind.
 

Er erzählt von damals dir,

als dein Spiegelbild noch hier.

Spieglein, Spieglein an der Wand,

hab ich jemals dich gekannt?
 

Er nahm dir die Lust am Leben,

abgewendet, aufgegeben.

Spiegelbilder blind und leer,

sehen werd ich nimmermehr.
 

Fort von mir, der Spiegel springt,

schließ die Augen, flieh’ geschwind.

Spieglein, Spieglein an der Wand,

wer hat dich ins Nichts verbannt?
 

Elias ließ den Zettel sinken. Er war sich sicher, dass hier die Lösung zu den fehlenden Spiegeln lag. Aber wie er es schon vorher geahnt hatte, verstand er ein kein einziges Wort.



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Kommentare zu diesem Kapitel (21)
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Von: abgemeldet
2013-11-14T16:31:02+00:00 14.11.2013 17:31
Irgendwie lese ich diese Geschichte erst jetzt (viel zu spät), doch dieses Gedicht ist einfach viel zu toll, da kann ich nicht nicht kommentieren :) Als jemand, der gar nicht reimen kann, hast du meine Hochachtung!! (die hättest du natürlich auch, wenn ich doch reimen könnte! :))
Ich habe jetzt alle deiner Geschichten außer dieser gelesen, und bis jetzt hat mir, glaube ich, "Papierherz" am besten gefallen. Mal sehen, ob sich das noch ändert!
Ah ja, und das mit den Spiegeln erinnert mich irgendwie an MARS?? Weiß nicht, ob du das kennst, aber der Zwillingsbrunder des männlichen Hauptcharakters hat sich umgebracht und er tat sich dann schwer, in den Spiegel zu sehen (hat auch mal einen im Supermarkt zerschlagen und war dann ganz blutig, wenn ich mich recht erinnere; hab das schon lange nicht mehr geschaut, aber ich glaube, es basiert auf einem Manga? Das war sein Problem, und die weibliche Hauptdarstellerin (eine tolle Malerin/Zeichnerin; hat auch ihn mal gemalt) war vergewaltigt worden; die Serie ist also nicht wirklich eine leichte Kost, aber sie war viel weniger deprimierend als hoffnungsvoll).
Ich bin mir sicher, dass so ziemlich alle deine Geschichten bei einem Verlag angenommen werden würden :) Alles Liebe!
Von:  Robert_Maddison
2010-11-11T19:39:53+00:00 11.11.2010 20:39
Das Kaspitel war super Klasse ^^

Die Bezihung zwischrn Katharina und Elias verbessert sich ständig ^^
Inzwischen mag ich Kathi auch. Das sie sich jetzt mit so einem Kerl trifft finde ich richtig gut ^^

Wow, ich bin echt beeindrukt. Du kannst auch dichten ^^
Genau wie Elias bin ich allerdings echt schlecht im inerpretiren.

Schreibst du demnächst eine Erklärung zum Gedicht?

LG
Von:  -wolke-
2010-06-08T10:15:18+00:00 08.06.2010 12:15
das gedicht ist super geworden!
wenn ich schreibe, schreibe ich selten in reimen. irgendwie will mir das nicht recht gelingen. und ich schaffe auch nciht so lenage gedichte, die eine geschichte erzählen. du bist super! du schaffst lange, spannende geschichten zmit vielen kapiteln zu schreiben und kannst außerdem noch dichten!
Von: abgemeldet
2010-06-05T19:04:24+00:00 05.06.2010 21:04
Seine Schwester und ein Nerd :)
Tjaaa~ so kanns kommen.
Dichten kannst du auch, Mörjam. Du Allrounder xD
Bin ja mal gespannt wie Elias das Gedicht aufschlüsseln will^^
(Ich war/bin/und werde auch immer schlecht darin sein *haha*)


Von:  Usagi_Jigokumimi
2010-04-01T00:13:58+00:00 01.04.2010 02:13
Das gedicht ist echt düster...
du hast auch ein talent gedichte zu schreiben...
hätte ich mir denken können..
Lg, usagi
Von:  Heartsbane
2010-02-13T17:11:33+00:00 13.02.2010 18:11
Ich mag das Gedicht, auch wennich gerade nicht in der Stimmung bin es gründlich zu analysieren :P Ich lass mich einfach überraschen, das ist auch i-wie schöner. Aber ich enek auch, dass das ein unheimlicher Vertrauensbeweis war...

»Aber es gibt zwei Bedingungen«, murmelte Anton, »du fragst nicht, worum es geht, wenn du es nicht verstehst. Und wenn du es doch verstehst, dann fragst du auch nicht… ok?«

-> dieser Satz war i-wie sooo süß *-* Einfach knuffig.
Und Dominik auch mit seinem aufgeregt sein.
Ich mag Kathi immer mehr, sie ist eigentlich echt nett :O Und schon i-wie erwachsen, jap.
Nund, übrigens hast du es geschafft mich echt zum Suppe kochen zu bringen @__@

Liebe Grüße,
Core.
Von:  Armaterasu
2010-01-24T17:56:31+00:00 24.01.2010 18:56
So, mal wieder meine kleine meinung zu diesem kapitel ^^
was mich interessiert... wieviele leute haben diese ff mittlerweile auf der favoliste? o.O

ich bin froh, dass es elias wieder besser geht, dass er sich nicht mehr so elend fühlt, außer das nasenschnauben, aber das ist doch in ordnung... es könnte schlimmer sein und das weiß elias auch. endlich kann er wieder mit klaren kopf über anton nachdenken und er hat mit seiner vermutung vollkommen recht. kaum entschlüsselt er ein geheimnis, kommen gleich neuere zum vorschein. aber ich denke, dass macht anton auch für elias so interessant. er möchte einfach für den nachbarsjungen ein freund sein, jemand, bei dem er sich aussprechen kann, wenn ihm etwas auf dem herzen liegt. elias möchte einfach, dass die traurigen augen von anton verschwinden, sie sollen sich einfach in fröhliche augen verwandelt, in augen mit einem strahlen.

ich finde es nach wie vor sehr schön, dass du auch die nebencharaktere mit einbeziehst, so wie dominik, der ihm mehrmals am tag anruft und ihn von christine erzählt udn wie glücklich er doch ist. das ist schön, dass freut mich, gerade nachdem er so lange eva hinterher getrauert hat und sie hätten so oder so nihct zusammen gepasst xDD dominik passt schon gut zu christine und ich denke auhc, dass ihm das auch etwas mehr selbstvertrauen gibt. udn ich vermute auch, dass eva ihm nur zum kaffeetrinken eingeladen hat, weil sie es nicht so ganz versteht, wie er denn mit christine zusammen sein kann, quasi nicht mehr in sie verliebt ist. dabei sieht christine einfach um wellen besser aus!
aber so langsam könnte auch mal wieder ein telefonat mit alex kommen, ne? mich würde es interessieren, wie es ihr geht und was sie wieder so zu erzählen hat ^^

anton wird gesprächiger? *O*
das ist so toll *O*
ich finde es schön, dass er endlich auch von sich aus mal etwas erzählt udn ich finde es auch schön, dass er überhaupt bei elias klingelt... so bekommt elias wenigstens nicht das gefühl, dass er sich dem anderen aufdrängt. aber ich denke auch, dass anton gerne bei den neumanns drüben ist, einfach weil er dort so etwas wie eine familie hat. elias mutter ist zu anton genauso herzlich, wie zu ihren eigenen kindern auch.

schön ist es auch zu sehen, dass sich elias und seine schwester katharina wieder etwas annähern, so was braucht auch seine zeit... ich hab mich mit meinem bruder früher nur geschlagen und weiß ich nciht was... und jetzt haben wir ein super verhältnis zueinander... und dann singen sie gemeinsam *O* das ist auch so schön ^^ aber mir war klar, dass da wieder ein thema bei kathi war, dass sie zu elias gegangen ist... udn ich finde es gut, dass sie diesen "nerd" trotzdem datet... vielleicht versteckt sich ja hinter dem hässlichen entlein ein schöner schwarm? ich lass mcih überraschen, was kathi ihrem bruder berichten wird *lach*

da war elias schon krank, wollte etwas lernen und kam einfach nicht dazu *lach* ich find die vorstellung herrlich ^^ erst wird das gepgrafie heft total zerknittert, dann möchte er es glätten, damit er lernen kann und dann steht anton vor der tür... und gibt ihm den größten vertrauensbeweis schlechthin... ein gedicht...
anton weiß, dass er elias vertrauen kann, dass er nicht lachen würde, wie die anderen auch und ich finde es auch gut, dass anton solche zwei bedingungen stellt *lach* er soll nur allein wissen, was er mit dem gedicht ausdrücken möchte, jeder andere kann da was herein interpretieren. das gedicht ist übrigens sehr schön. hast du es selbst geschrieben?

ich war in gedichtinterpretationen auch immer so schlecht gewesen, deswegen werd ich vielleicht auch einiges falsch deuten ^^'' aber ich stimme dark-butterfly komplett zu, es erscheint mir ziemlich plausibel und ich hatte auch die idee, dass es mit antons zerrüttelten familienverhältnis zusammen hängt... und irgendwie tut er mir immer mehr leid. ich hoffe, dass elias ihn bald wieder zum lachen bringen kann.

ich freu mich auf das nächste kapitel ^^

LG
amy
Von:  shinichi_san
2010-01-24T12:51:35+00:00 24.01.2010 13:51
Boah! Das Gedicht ist echt einsame Spitze! Hast du das eigentlich selber geschrieben? Ich bin echt sprachlos und einfach nur erstaunt! Echt wahnsinnig toll!

Ich weiß echt nicht, was ich noch sagen soll, außer: KRASS KRANK!!!!!!!!!

Freu mich schon tierisch auf das nächste Kapitel... Kanns kaum erwarten!
LG, Shini
Von: abgemeldet
2010-01-24T11:57:50+00:00 24.01.2010 12:57
Das Gedicht war echt wunderschön :)!
Ich hätte zwar auf die Reime verzichten können, aber es war wirklich unheimlich anrührend und traurig. Es klingt richtig nach einem Gedicht, das ein trauriger Mensch über sein Inneres schreibt. Echt gut geworden :)!

>>[...] wieso diese schwarzen Augen manchmal traurig aus dem Fenster starrten, als erwarteten sie im verhangenen Januarhimmel vergangene Zeiten und Gesichter zu sehen.<<
Das ist auch ein toller, schöner Satz. Und wenn Elias ahnen würde, wie Recht er mit seiner Metapher hat....^^.....

Dann habe ich mich auch noch sehr über Elias' Gespräche mit Dominik und später mit Kathi gefreut und amüsiert :). Elias ist wirklich, wirklich unheimlich lieb und niedlich! Und ich freue mich, dass er und Kathi sich einander wieder annähern, nachdem sie sich jahrelang ignoriert haben^^. Und Dominik ist ja sowieso unheimlich putzig :D!

Das Ende war toll, weil Elias nix versteht ;). Nein, ehrlich. So muss es sein, alles andere wäre unlogisch gewesen.
Mi, wirklich schön und ich freue mich sehr aufs nächste Kapitel :)!
Knutsch

P.S. Aber langsam sollte wirklich mal ein Lemon kommen...........
Von:  dark-butterfly
2010-01-24T11:52:02+00:00 24.01.2010 12:52
Anton ist einfach nur zum Knuddeln, also echt. Jetzt wo er auch Anfängt und sich öffnet. Das er Elias das Gedicht gegeben hat war mal wohl ein echter Meilenstein. Gedichtinterpredation... ja, ja ich erinnere mich dunkel...
Man könnte vermuten das es um seinen Vater geht, dass es da noch etwas gibt was Anton nicht erzählt hat. Was unter Umständen auch was mit der Art seiner Mutter zu tun hat. Zum einen kann das ja auch mit dem Spiegel zu tun haben, dass er seinem Vater ähnlich sieht. Weil Elias vorher drüber gesprochen hatte, mit der Familienähnlichkeit...
Und Anton ist ja am anfang auch so wie ein >Spiegel< gewesen, wie es in der ersten Zeile steht. Und irgendwas muss es ja wohl geben an dem er sich die Schuld gibt. Das er von seinem Spiegelbild spricht, also von seiner Kindheit. Das er sein altes Ich nicht mehr hat, weil eben sein Vater weg ist. Das es um seinen Vater geht... zum einen das er von dem traurigen Kind spricht und zum anderen auch wegen dem >‚Hass mich und vergiss mich bald’deine Stimm’, die widerhallt.<, weil sein Vater ja auch fremd fegangen war und all das. Das er Anton gesagt hat er soll ihn vergessen und das ihn eben belastet.
Also ich denke das es davon erzählt wie Anton sich fühlt, ob es jetzt wie ich dann einfach mal so annehme um seinen Vater geht... oder über was anderes... wen anders. Naja, es scheint ihm ja auch nioch zu gefallen wie er momentan ist... so wie er anderen gegenüber ist und wie die Situation mit seiner Mutter ist. Wenn man bedenkt wie er am Anfang war, dass es ja immer noch komisch ist das andere sich um ihn kümmern. Auch wenn ich bei Elias nich denke das es nur deshalb für Anton peinlich scheint, wenn er ihm so offen Gegenüber ist und ganz klar zeigt das er ihn mag. Auch im Moment nur als Freund, dass ist das was er bewusst denkt XD
Wie man nun wohl klar sehen kann... ich mochte Gedichtinterpredation immer ^^, wenn das hier auch ne unsaubere Light fassung ist, von der meine arme deutsch lehrein wohl den Kopf geschüttelt hätte.
Ein schönes Gedicht, auch wenn es sehr traurig ist.
Ich denke das Elias Anton irgendwie erst klar macht, wie es auch anders sein kann. Das es eben Menschen gibt die sich um hn Sorgen, für die auch er wichtig ist und Menschen die für Anton wichtig sind.

Was ich auch noch mal Anmerken möchte... ich find es echt super das die Nebenchara auch Persönlichkeit haben. Das sie die auch immer wieder zeigen können und sich auch wie die Hauptchara entwickeln!

Freu mich schon auf das nächste Kapitel

LG d-b


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