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Final Fantasy 8 - Dawn of the Guards

Artemesias Untergang war nur der Anfang
von

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SEED... oder nicht?

Um es gleich einmal vorweg zu nehmen:

Falls euch etwas missfallen / gefallen hat, sagt mit wenigstens was es ist.

Ich meine, klar freu ich mich auch über eine "Das ist toll, mach weiter so!"-ENS, aber ein bisschen mehr wäre auch net verkehrt.
 

So, dann viel Spaß bei Kapitel 21!
 

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Gespannt saß Rinoa auf der Couch.

Sie hatte sich eigentlich nochmal hingelegt um sich von ihrem Alptraum zu erholen. Aber das war ihr nicht geglückt. Der Alptraum kam nicht wieder, dafür jede Menge Anrufe.

Wer alles angerufen hatte bekam sie nicht mit. Dafür war sie noch zu sehr mit dem geträumten Beschäftigt. Aber es wollte ihr auch keine Ruhe lassen.

Aber die Fragen, die sie am meisten Beschäftigten waren, was dieser Schatten war und wo bei Omega Griefer hergekommen war. Sie kannte den Wächter noch aus Artemesias Schloss. Aber das Lag in der Zukunft. Von daher hätte er nicht existieren dürfen. Jedenfalls jetzt noch nicht.

Squalls Stimme riss sie jedoch aus ihren Gedanken.

„Das ist gut, dass ihr auf dem Weg seit.“, sagte er durch den Hörer, „Ich hoffe es sieht gut bei euch aus.“

Rinoa konnte die Antwort nicht hören, aber Squalls düsterer Gesichtsausdruck sprach Bände. Etwas war ganz und gar nicht in Ordnung.

„Es könnte schlimmer sein.“, erwiderte er und legte unvermittelt auf.

Vorsichtig rieb er sich die überanstrengten Augen und unterdrückte ein Gähnen.

„Was ist passiert?“, fragte Rinoa vorsichtig, mit dem schlimmsten Rechnend.

„Sie kommen nach hause.“, erwiderte Squall und lächelte.

Normalerweise wäre sie jetzt überglücklich. Aber einerseits war da ihr Traum, der nichts Gutes versprach, andererseits der besorgte Ausdruck in Squalls Augen.

„Was ist passiert?“, fragte sie erneut mit mehr Druck.

Squall seufzte geschlagen bevor er mit leiser Stimme anfing zu erzählen.

„Der Einsatz lief ganz gut, möchte ich meinen. Bis eines der Teams auf ein X-AAM gestoßen ist.“, er machte eine kurze Pause, „Dann ist auch noch ein Monster aufgetaucht.“

„Was für ein Monster?“, erkundigte sich Rinoa und merkte schon, wie ihre Gereitzheitsskala nach oben wanderte.

„Ein schwarzer Behemot.“, meinte er kurz.

Rinoas Gesichtszüge entglitten ihr und blankes entsetzen machte sich breit.

„Wie geht es ihnen?“, fragte sie hastig und sprang von der Couch auf.

„Mehrere wurden verletzt.“, sagte er traurig und fügte noch betroffener hinzu, „Und drei Tote.“

Rinoa lies sich wieder auf die Couch fallen. Einerseits war sie tief betroffen andererseits auch glücklich. Natürlich war es ihr nicht egal, das es Verletzte und Tote gab, aber sie hatte nach ihrem Traum mit schlimmeren Gerechnet.

„Weist du schon etwas genaues?“, erkundigte sie sich vorsichtig, „Wie es passiert ist und wer betroffen ist?“

Niedergeschlagen schüttelte Squall mit dem Kopf.

„Ich warte auch noch auf einen genauen Bericht, Rinoa.“, meinte er leise.

Die weiße Hexe sank förmlich in sich zusammen. Er nannte sie so selten bei ihrem Namen und das auch nur, wenn ihm ein Thema ziemlich gegen den Strich ging.

„Entschuldige.“, erwiderte sie leise.

„Bitte sei mir nicht böse, Süße.“, meinte er versöhnlich, „Ich bin einfach überarbeitet und auch besorgt. Diese ganze Ungewissheit macht mich genauso verrückt wie dich. Aber wir müssen warten, bis sie wieder da sind.“

„Kann ich dir noch irgendwas bringen?“, fragte sie, während sie aufstand.

Ein süffisantes Grinsen umspielte seine Lippen und ein schelmischer Glanz trat in seine Augen. Und von Squall ging eine Aura aus, wo sie im ersten Moment nicht wusste, ob sie nun Angst haben oder sich freuen sollte.

„Ein großes Bett und du in deinem kleinen Schwarzen wären schön.“

Ein schwaches Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht.

„Das gibt es, wenn wir wieder daheim sind.“, erwiderte sie aufmunternd, „Bis dahin kann ich dir aber noch einen Kaffee anbieten.“

„Den kann ich bis zur nächsten Prüfung nicht mehr sehen.“, erwiderte er offen.
 

Alles um ihn herum war schwarz.

Hatte er schon wieder versagt? Aber er hatte doch alles gegeben.

„Ash.“, hörte er die sanfte Stimme seine Mutter.

Vorsichtig versuchte er die Augen zu öffnen, aber es funktionierte nicht. Sachte begann er mit seinen Händen sein Gesicht zu betasten. Bis er dann seine Finger vor seinem Gesicht sah. Und mit einer Mischung aus Entsetzen und Faszination stellte er fest, dass seine Augen offen waren.

Neugierig sah er sich um, suchte seine Eltern und seinen Bruder. Doch er war alleine in diesem Schwarzen Raum.

„Gute gemacht, mein Kleiner.“, lobte ihn seine Mutter.

„Unser Ash ist nun mal eine Kämpfernatur.“, erwiderte die stimme seines Vaters.

„Und er hat den Willen alles zu schaffen.“, hörte er nun auch Blake.

Dann herrschte wieder Stille. Quälend langsam schien sich die Zeit hinzuziehen. Doch seine Familie schwieg.

„Und was nun?“, fragte Ash in den Raum.

„Ich würde sagen du wachst auf.“, erklang Blakes schelmische Stimme.

„Wäre eine Möglichkeit.“, erwiderte Ash grinsend.

Noch einmal schloss Ash die Augen. Dann spürte er einen stärker werdenden Druck im Rücken. Er war nicht unangenehm, sondern gab ihm das Gefühl einen sicheren Halt zu haben. Leise konnte er nun auch Stimmen vernehmen. Angenehme Geräusche. Und dann war da das penetrante Geräusch eines Motors.

Langsam öffnete Ash die Augen und kniff sie im nächsten Moment wieder zusammen. Er lag wirklich perfekt. Genau unter einer dieser grellen Leuchtstoffröhren.

„Ash?“, hörte er seinen Ausbilder besorgt fragen.

Aber mehr als ein Grummeln konnte er nicht erwidern. In seinem Kopf war immer noch ein ziemliches Durcheinander.

„Kann mir jemand sagen, was passiert ist?“, fragte er leise, während sein Hals sich wie grobes Schmirgelpapier fühlte.

„Jetzt mach doch erst einmal die Augen auf.“, erwiderte Xell ruhig.

„Wenn jemand das Licht ausmacht gerne.“, erwiderte Ash und deutete blind in Richtung der Lampe.

Und schon im nächsten Moment konnte er spüren, dass die Lampen aus gemacht wurden.

Erneut öffnete Ash die Augen, erst einen Spalt breit und dann ganz. Die Beleuchtung des Innenraums war jetzt nur noch spärlich, aber für ihn genau richtig.

Langsam sah er sich um und erkannte die wohl bekannten Gesichter. Alle standen um ihn herum und sahen ihn neugierig an.

„Also, was ist passiert?“, fragte er erneut in die Runde.

Ein Lächeln breitete sich im Raum aus. Und er tat es den anderen gleich.

„Du hast den Behemot erledigt und bist zusammengebrochen.“, erklärte Xell kurz und knapp.

Als er das hörte schien ein riesiges Gewicht zu verschwinden. Ein Alptraum, der ihn so viele Jahre verfolgt hatte und immer wieder in die Vergangenheit gerissen hatte.

„Seid ihr euch da sicher?“, hakte er ungläubig nach.

„Ja, hundert prozentig sicher.“, meinte Irvine, der sich ein wenig im Hintergrund hielt.

„Und wie geht es den anderen?“, fragte er und richtete sich langsam auf.

Doch schon im nächsten Moment spürte er ein paar Hände, die ihn wieder auf die Liege drückten.

„Bleib erstmal liegen.“, hörte er Duran sagen, „Bis auf die drei Verletzten geht es allen gut. Und bei ihnen sind es auch nur leichte Verbrennungen.“

Dann kehrte Schweigen ein. Eine angenehme Pause, die sie ihm liesen. Ash musste das alles erst begreifen. So oft hatte er dieses Monster im Traum gesehen. Fast Jede Nacht hatte er seine Familie verloren. Und nun war alles anders.

Er war Frei.

Frei für die Zukunft. Dennoch war da eine Frage, die nach Beantwortung schrie.

„Wie geht es Vine?“, fragte er leise und sah zu Duran auf.

Aber er sah ihn nur an und begann zu Lächeln.

„Das ist gut.“, murmelte er zufrieden.

Wäre ihr etwas passiert, wüsste er nicht was geschehen wäre. Langsam sah er sich erneut im Schnellboot um und suchte ihr Gesicht, ihre roten Augen, die ihn seit der ersten Begegnung gefangen genommen hatten. Und das er sie nicht sah versetzte ihm einen Stich und lies ihn unruhig werden.

„Wo ist sie?“, fragte er und versuchte sich zu beruhigen.

„Sie ist ganz nah.“, sagte Duran ruhig und deutete zur Seite.

Sofort teilte sich die Menge der Besorgten und gaben den Blick auf eine zweite Liege frei. Dort lag sie und schlief. Am liebsten wäre Ash aufgestanden und zu ihr gegangen.

„Sie ist genauso erschöpft wie du.“, beantwortete er die ungestellte Frage.

Wieder schlich sich die Stille ein und langsam verteilten sich die restlichen Anwärter wieder auf den Sitzplätzen.

„Eines will ich noch wissen.“, begann Xell und Ash konnte die Anspannung deutlich hören.

Sein Ausbilder sah erschöpft aus. So hatte er ihn noch nie gesehen. Da war kein Feuer mehr in seinen Augen, nur noch ein Funke, ein Glimmen der Glut. Und mit einem kurzen Blick an seinem Ausbilder vorbei konnte er auch Irvine erkennen. Er sah fast so aus wie Xell.

„Wie hast du das geschafft?“, fragte Xell vorsichtig, „Wie kannst du so eine Technik benutzen?“

„Was für eine?“, fragte Ash verwirrt.

„Die Paradetechnik „Kaisers Wache“.“, sagte Xell bedeutend.

Doch Ash konnte damit nichts anfangen. Egal wie sehr sich seine Grauen Zellen auch anstrengten konnte er doch mit dem Namen nichts anfangen.

„Der Name sagt mir gar nichts.“, antwortete er ehrlich und sah in das verwirrte Gesicht seines Ausbilders, „Ich hab während des ganzen Kampfes gar nicht an die ganzen Techniken gedacht, die sie uns beigebracht haben.“

„Die Technik habe ich euch nie beigebracht.“, erwiderte Xell.

„Ist ja auch egal.“, mischte sich Irvine ein, „Ihr könnte noch immer drüber reden, wenn wir wieder in Balamb sind.“

Stumm stimmten Xell und Ash zu. Schweigend begab sich der blonde Ausbilder wieder zu seinem Sitzplatz. Ash wusste, dass ihn noch ein Ansturm von Fragen erwarten würde, wenn sie erst einmal wieder im Garden waren.

Aber daran wagte er noch gar nicht zu denken.

Wie von allein wanderten seine Augen wieder zu Vine. Sie schlief selig, als könne kein Übel der Welt ihr etwas anhaben.

„Wie lange brauchen wir noch?“, fragte er in den Raum.

„Vielleicht noch zehn oder fünfzehn Minuten.“
 

„Das ist echt krass.“, meinte die ruhige Stimme, als sie vor dem erschlagenen Behemot stand.

„Ja. Ich hätte nicht gedacht, dass sie es besiegen können.“, erwiderte die Kratzige.

Langsam und vorsichtig beugten sich beide zu dem Monster herunter. Dann legte die kleinere der Beiden seine Hand auf den Leib des Behemots. Doch in der Nächsten Sekunde wich er einen Hauch zurück.

„Was ist los?“, fragte die Kratzige besorgt.

„Fühle selber mal.“, entgegnete die Ruhige.

Die zweite Gestalt beugte sich herunter und legte, so wie sein Vorgänger seine Hand vorsichtig auf den Leib. Und mit entsetzen stellte sie fest, dass der Körper nach gab.

„Glaubst du da drin ist noch irgendwas an einem Stück?“, fragte die Bassstimme ruhig.

„Eher unwahrscheinlich.“, meinte die Ruhige.

Mit einem schweren Seufzen erhob sich beide.

„Da hätten wir auch noch fertig essen können.“, meinte die Kratzige niedergeschlagen.

„Glaubst du, sie hat die restlichen Kekse weggeworfen?“, erkundigte sich die Angenehme neugierig.

„Lass es uns herausfinden.“, antwortete die Kratzige voller Vorfreude.

Noch einmal sahen sie auf den Körper des Monsters herab, dann machten sie sich wieder auf den Weg.

Zurück zu Tee und Keksen.
 

Von der Rückfahrt bekam Ash nichts mit. Seine Erschöpfung forderte erneut ihren Tribut und schickte ihn erneut in einen erholsamen, Traumlosen Schlaf.

Und als er wieder geweckt wurde, erklang schon die Stimme des Schnellbootführers.

„Wir werden in den nächsten Minuten im Hafen von Balamb anlegen.“, verkündete sie ruhig.

„Endlich wieder zu Hause.“, seufzte Xell erleichtert.

Und endlich konnte Ash diesen Ort endgültig als seine Heimat betrachten. Nach so langer Zeit war da nichts mehr, was ihn an die Vergangenheit band und sich seiner Zukunft in den Weg stellen würde.

Er sah hinüber zu der Zweiten Liege. Doch sie war leer.

„Gut geschlafen?“, hörte er Vines Stimme vorsichtig fragen.

Und dann sah er sie. Sie hatte sich an seine Liege gesetzt. Wie lange sie ihn schon beobachtete wollte er gar nicht wissen. Und insgeheim beschlich ihn die Angst, doch einer seiner Unarten verfallen zu sein: Schnarchen oder im Schlaf reden.

Aber andererseits war es ihm auch egal.

Solange sie an seiner Seite war.

Und vielleicht, wenn Hyne ihm gnädig ist, wird sie noch lange an seiner Seite haben.

„Es ging.“, antwortete Ash endlich auf die Frage.

Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen und Ash brauchte Sekunden um zu realisieren, dass seine Augen praktisch an ihren Lippen klebten.

Langsam setzte sich Ash auf. Doch kein Schwindel und keine Übelkeit überfielen ihn. Da konnte der Abend ja kommen.

Ein Abend auf den er sich gar nicht freuen konnte. Im Schlimmsten Fall wäre er, wegen mehrfacher Befehlsverweigerung, Durchgefallen. Und das hieß, sich noch ein Jahr mit seinen Ausbildern herum ärgern.

„Und was glaubst du?“, fragte die Rotäugige neugierig, „Haben wir bestanden?“

„Ihr bestimmt.“, meinte er lächelnd, „Aber bei mir sehe ich schwarz.“

ein paar Sekunden lang sah sie ihn an, dann nickte sie wissen.

„Befehlsverweigerung.“, meinte sie leise und sah betreten zu Boden.

Ash nickte Stumm, bevor er sie wieder ansah. Und langsam begann eine Frage in seinem Kopf Form anzunehmen. Eine Frage, die er eigentlich nie stellen wollte. Doch wie es bei ihm schon des öfteren passiert ist, war sein Körper schneller als sein Kopf.

„Wollen wir zusammen zum Ball gehen, wenn ich bestehe?“

Und schon wieder hätte er sich in den Hintern treten können. Erstens war es mehr als Plump formuliert und zweites viel zu überstürzt.

„Gerne.“, erwiderte sie freudig, als habe sie auf diese Frage gewartet.

Ein breites Lächeln stahl sich auf das Gesicht des Anwärters.

„Willkommen in Balamb!“, erklang die stimme des Kapitäns über den Bordlautsprecher, „Ich hoffe sie hatten eine angenehme Fahrt.“

Und schon im nächsten Moment gingen die Sicherheitstüren auf und entließen sie wieder auf festen Grund. Außen warteten schon mehrere Transporter auf sie. Squall schien sie echt verwöhnen zu wollen. Die letzten Jahre mussten die Anwärter immer zu Fuß zurück zum Garden. Und nach so einem Tag war das mehr als eine Qual.

Ash sog tief die Frische Luft ein. Sie schmeckte nach Meer und nach Heimat. Es seltsames Gefühl beschlich ihn. Vorsichtig sah er über die Schulter. Aber hinter ihm war nur der blaue Ozean und der Horizont, hinter dem eine Andere Welt zu liegen schien.

Aber auch dieser Anblick ließ ihm keine Ruhe. Es hatte das Gefühl beobachtet zu werden. Langsam schloß Ash die Augen und konzentrierte sich.

Aber da war nichts.

„Fest gewachsen?“, fragte Xell neckend und klopfte ihm sachte auf die Schulter.

Ash öffnete die Augen und sah seinen grinsenden Ausbilder an.

„Nur ein wenig mulmig.“, erwiderte er und ging langsam los.

„Angst durch zufallen?“, hakte Xell neugierig nach.

„Ja.“, erwiderte Ash kurz.

Seine Gedanken wollte er mit niemanden teilen. Jedenfalls noch nicht.

Hastig stieg er in einen Transporter und schloss die Tür hinter sich. Auch jetzt hatte er noch dieses Komische Gefühl. Als würde etwas in der Welt vor sich gehen. Unsichtbar und doch für jeden sichtbar. Es war zum Haare raufen.

„Vielleicht ist es auch nur wegen dem Monster.“, flüsterte Ash leise und versuchte sich damit zu beruhigen.

Ash versuchte sich zwanghaft abzulenken. Er versuchte die Schlaglöcher in der Straße zu zählen, betrachtete die Umgebung oder zählte wie oft die kaputte Leuchtröhre flackerte, bevor sie endgültig erlosch. Aber nichts konnte ihn lange genug beschäftigen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hielt der Wagen endlich. Die schweren Schwenktüren öffneten sich mit einem leisen zischen und entließen sie in die Dunkelheit der Tiefgarage des Balamb-Gardens.

„Alle Anwärter sammeln sich vor dem Aufzug des zweiten Stocks.“, verkündete Xell und verschwand kurzerhand durch eine der Notausgangstüren.

„Entweder Shou oder zum Direx.“, erklang eine wohl bekannte Stimme neben ihm.

Ash spürte, wie sein Herz einen Satz machte. Hastig drehte er sich um und ein breites Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Dort standen sie alle zusammen. Jeder, den er in seinen drei Jahren einen Freund nennen konnte. Und sie schienen auch sichtlich erfreut,dass es ihm Gut ging.

„Was machst du nur für Mist?“, fragte Sam gespielt beleidigt.

„Duran und Jade haben uns schon alles erzählt.“, meinte Niko freudig, „Scheint ja richtig Spaß gehabt zu haben.“

„Und wie lief es bei euch?“, erwiderte er die Frage.

„Lustig.“, erwiderte Niko mit einem Grinsen, „Muss ich euch heute Abend alles erzählen, wenn wir ein wenig Ruhe haben.“

„Gleichalls.“, meinte Sam beruhigt.

„Wollen wir zu unserem Henker?“, fragte Ash erleichtert.

Und nach einem einstimmigen „Ja“ machten sie sich auf den Weg.
 

Xell stürmte die Treppe hinauf, sein Ziel klar vor Augen, Stufe um Stufe dem bekannten Weg folgend. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte er sein Ziel fast erreicht. Hastig, ohne Rücksicht auf Verluste stieß er die Tür auf, bog ab und ignorierte die Flüche und Beschimpfungen, die man ihm hinterher warf. Mit geschickten Schritten und einer über Jahre an trainierten Routine wich er den Entgegenkommenden aus. Dann war das Ziel auch schon in Sicht. Er bog scharf ab, sprang durch die Tür und hoffte inständig, dass niemand dahinter stehen würde.

Und das erste mal an diesem Tag hatte er Glück.

Die Tür, welche fast aus den Angel fiel, hielt abrupt mit einem Knall an der Wand.

Ein überraschtes und verwirrtes Augenpaar sah ihn an. Und mit ein paar schnellen Schritten war er am Ziel.

Hastig schlang er seine Arme um seine Freundin, zog sie an sich heran und küsste sie. Für einen Moment verkrampfte sie unter der stürmischen Begrüßung, entspannte sich dann aber schnell und erwiderte den Kuss.

„Was ist denn mit dir los?“, fragte Shou irritiert.

„Ich liebe dich.“, meinte Xell außer Atem.

Vorsichtig legte Shou ihre Hände an seine Wangen und hielt sein Gesicht, sah ihm tief in die blauen Augen.

„Was ist passiert?“, fragte sie verunsichert, gar ängstlich.

„Ich habe nur noch so viele Sachen, die ich dir sagen will, die ich tun und mit dir erleben will.“, erwiderte er.

Und dann erstickte er jedes Widerwort mit einem sanften Kuss.
 

Ungeduldig standen sie vor dem Fahrstuhl, der sie zum Direktoren-Büro bringen sollte. Und sie wussten was das heißen würde. Noch ein kleines Verhör und dann würden sie erfahren, ob sie bestanden haben, oder ob sie noch ein Jahr die Schulbank drücken dürften.

Ash war der einzige, der sich wirklich Sorgen machte. Er hatte die Befehlsverweigerung zu verantworten und würde die ganze Schuld tragen müssen. Sein Team hatte nur seine Befehle ausgeführt. Und er hoffte, das wenigstens sie es schaffen würden.

Und wie immer wurden sie auf die Folter gespannt. Es dauerte noch fast eine halbe Stunde, bis der erste aufgerufen wurde. Stolz begab er sich zum Fahrstuhl und verabschiedete sich optimistisch von den anderen.

Aber er kam nicht zurück, so wie die anderen, die ihm folgten. Sie würden alle oben, in einem Nebenzimmer platz nehmen. So hatte es Squall eingeführt. Niemand sollte etwas über die Jury, wie sie sie nannten, etwas sagen.

Und nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit war dann der erste von Ashs Freunden an der Reihe.

Sams Name wurde aufgerufen und dieser ging gelassen zum Fahrstuhl.

„Man sieht sich oben.“, meinte er grinsend, bevor die Fahrstuhltür sich schloss.

„Das wird schon gut gehen.“, sagte Niko plötzlich und riss Ash aus seinen fein sortierten negativen Gedanken.

„Wir kommen alle durch, sonst reichen wir Beschwerde ein.“, meinte er gut gelaunt.

„Und das geht so einfach?“, fragte Jade neugierig.

„Klar, steht sogar im Garden-Recht drin. Falls eine Entscheidung angezweifelt wird, kann eine Beschwerde und eine Forderung auf erneute Betrachtung der Fakten verlangt werden.“, erklärte er offen.

Und wieder konnte Ash sich nur seinen Teil denken. Dieser Anwärter war einfach unglaublich. Er hatte so viel im Kopf und wusste immer über alles Bescheid. Er fehlte nur noch, das er die Lottozahlen vorhersagen konnte.

Mit einem leisen klingeln hielt der Fahrstuhl erneut vor ihnen. Durans Name fiel und er machte sich auf den Weg.

In Ashs Kopf ging alles drunter und drüber. Welche Fragen sie ihn wohl stellen würde. Oder ob ihn oben gleich der Sicherheitsdienst erwartet war nicht vorherzusehen. Er konnte nur hoffen, dass das ausschalten des X-AAM und des Behemots ein Gutes Licht auf ihn werfen würden. Aber das bezweifelte er stark, da er dafür ja die Befehle der Ausbilder missachtet hatte.

Nach und nach verschwanden bekannte Gesichter und Freunde um ihn herum und fuhren ihrem Schicksal entgegen. Bis schließlich Ash alleine übrig blieb und verzweifelt auf seinen Henker wartete. Und dann war es endlich so weit.

Ein letztes Mal öffnete sich die Tür. Dann wurde sein Name genannt. Und mit einem mehr als mulmigen Gefühl in der Magengegend betrat er die Fahrstuhl. Leise schlossen sich die Türen und brachte ihn zum Direktoren-Büro.

Der Vorraum war nicht Besetzt und die Tür zum Direktor verschlossen. Vorsichtig betrat er den Raum und tastete sich Schritt für Schritt zur Doppeltür vor. Dort angekommen atmete er noch einmal tief durch, bevor er anklopfte.

Ein gedämpftes „Herein“, ertönte und Ash schob die Tür auf. Sofort rutschte ihm das Herz in die Hose. Vor ihm saßen der Direktor, Xell und Irvine und auch Rinoa.

„Nehmen sie doch bitte Platz.“, meinte Squall ruhig und gelassen.

Ash konnte sein Herz am Hals schlagen fühlen, als wolle es aus Panik wegrennen. Mühevoll schaffte er es jedoch, gegenüber der Jury Platz zu nehmen.

Eisiges Schweigen hatte sich über die fünf gelegt. Jeder hatte Akten und Blätter vor sich liegen, warf ab und an einen Flüchtigen Blick darauf. Und sie schienen zu warten. Unwillkürlich begann Ash mit zum Fuß auf und ab zu wippen.

„Sind sie nervös, Herr Timber?“, fragte Squall ungerührt, „Oder kann ich sie auch Duzen?“

„Sie können mich ruhig duzen, Sir.“, sagte Ash und versuchte wenigstens seine Stimme zu beruhigen, „Und ja, ich bin nervös.“

„Und dazu haben sie auch allen Grund.“, erwiderte Squall und sein Blick schien Ash geradezu aufzuspießen, „Sie haben Glück, dass sie noch nicht in einer Einzelzelle sitzen und auf die Bestrafung warten.“

Squall Stimme, so warm wie er sie kennen gelernt hatte, war einig und kalt.

„Sie haben sich mehrfach den Befehlen ihrer Vorgesetzten widersetzt, haben sich und ihre Mitprüflinge unnötigen Gefahren ausgesetzt.“, erklang die Anklage ohne Vorwarnung, „Was haben sie dazu zusagen, Ash.“

„Ich kann ihnen in den Punkten nur zustimmen.“, meinte Ash Kleinlaut und sah auf die Tischplatte.

„Können sie mir ihr frevelhaftes Verhalten wenigstens erklären?“, fragte der Direktor ungerührt.

Ash schluckte Schwer. Er versuchte die Richtigen Worte und Sätze zu finden. Aber einem zweiten Gedankengang folgend, kam er zu dem Schluss, dass es eh sinnlos war.

„Den Kampf gegen den X-AAM war nicht beabsichtigt.“

„Und Warum haben sie sich dem Befehl widersetzt, einfach dazu bleiben und zu warten?“, fiel Squall ihm ins Wort.

„Weil meine Kameraden und Freunde verletzt sein könnten und vielleicht Hilfe brauchten.“, erwiderte Ash und es kam ihm etwas zu energisch vor.

„Sie sind Söldner, Ash Timber, und als Söldner hat der Auftrag immer oberste Priorität.“, meinte Squall ruhig und lehnte sich ein Stück weiter vor.

„Ja, aber wenn niemand mehr da ist, der die Mission erfüllen kann, ist die Priorität auch egal.“, erwiderte Ash und lehnte sich instinktiv ein Stück zurück.

„Touché. Aber was ist mit dem schwarzen Behemot?“, setzte der Direktor ungerührt nach, „Dieser Kampf war auch vermeidbar.“

„Dieser Kampf war ebenso wenig vermeidbar, wie der Wechsel zwischen Tag und Nacht. Wenn sie die Akte gelesen haben, wissen sie auch was beim abrücken passiert ist.“, antwortete Ash und spürte sogar einen Funken Selbstbewusstsein, „Hätte ich den Kampf nicht aufgenommen, hätte uns das Monster mit aller Wahrscheinlichkeit einfach in einen Haufen Asche verwandelt.“

„Und damit könnten sie sogar Recht haben, Ash, doch es war nichts über die Beweggründe des Behemots bekannt. Es bestand auch die Möglichkeit, das er sie Ignoriert hätte.“, meinte Squall und ein schwaches, triumphierendes Lächeln huschte über sein Gesicht.

„Und hätte er uns wirklich Ignoriert, so war er doch auf direktem Weg nach Timber. Und falls er Timber angegriffen hätte, so hätten wir ebenso gegen den Behemot antreten müssen.“, erwiderte der Anwärter ruhiger als gedacht.

„Also scheint ihnen das Kämpfen Spaß zu machen.“, meinte Squall plötzlich.

Und schon bröckelte Ashs Schutzwall. Mit dieser Frage hatte er sich noch nicht befasst. Und er würde hier und jetzt garantiert keine Zeit bekommen um darüber nachzudenken.

„Es ist eine Notwendigkeit, wenn alle anderen Optionen ausgeschöpft sind.“, meinte er nachdenklich, „Und was mich persönlich betrifft, so sehe ich das Kämpfen als sportlichen Vergleich der Leistung, als praktisches Aufzeigen der Fähigkeiten und deren Grenzen.“

Vorsichtig sah Ash auf und konnte noch ein Lächeln auf den Gesichter der drei anderen verschwinden sehen.

„Eine sehr Interessante Sichtweise. Erzählen sie das das nächste mal ihrem Feind, wenn er mit gezückter Waffe vor ihnen steht.“

„Das werde ich, Sir.“, erwiderte Ash und konnte ein schwaches Grinsen nicht verheimlichen.

„Kommen sie sich jetzt schlau vor, Herr Timber?“, fragte der Kopf der Jury ernst, „Dann hätte ich aber noch eine Frage. Wenn Sie so sehr an dem sportlichen Interesse hängen, warum haben sie mehrere Gegner getötet, anstatt sie nur Kampfunfähig zu machen.“

Die Frage stach tief in seinem Herzen. Er hatte es schon fast geschafft, diese Tatsache einfach zu verdrängen, aber Squall musste es ja wieder ausgraben.

„Weil ich keine andere Möglichkeit gesehen habe.“, sagte Ash leise, „Keine andere Möglichkeit meine Kameraden oder die Zivilbevölkerung zu schützen.“

Schweigen legte sich über den Raum.

„Ihnen liegt also nichts am töten?“, fragte er neugierig.

„Töten kann jeder, aus voller Absicht oder durch einen Unfall, aber weitaus schwieriger ist es doch seine Lieben und die, die um einen herum leben zu beschützen, oder?“, fragte Ash seinen Direktor offen.

Es dauerte eine Gefühlte halbe Stunde, bevor Squall antwortete.

„Da hast du recht, Ash. Ein Leben zu schützen ist weit aus schwieriger, als eines zu nehmen.“, sagte er langsam und begann zu Lächeln, „Und du bist einer der wenigen, die diese Lektion gelernt haben.“

Dann begann er seine Unterlagen zusammen zu sammeln und zu sortieren. Plötzlich sah er irritiert auf und den Anwärter an.

„Sie können gehen.“, meinte er ruhig, beinahe kalt.

Und Ash folgte der Anweisung. Mehr konnte er im Moment eh nicht tun.

Mit hängendem Kopf ging er in Richtung Ausgang.

„Und vergiss die Uniform morgen Abend nicht.“, meinte Squall noch.

Ash blieb auf der Stelle stehen. Er traute seinen Ohren nicht und drehte sich langsam um. Dort saß eine Jury, die ihn Lächelnd und aufmunternd ansah.

„Wie meinen?“, fragte er.

„Vergiss auf dem Ball die Uniform nicht. Würde sich schlecht machen.“, erwiderte Squall lächelnd.

„Aber die Befehlsverweigerungen? Das eigenmächtige Handeln?“, fragte er ungläubig.

„Wie habe ich es zur Eröffnung nicht gesagt?“, erwiderte er die Frage und stand schwungvoll auf, „Ihr seid keine Hirnlosen Killer. Setzt euren Verstand ein, handelt Verantwortungsvoll und lasst euch nicht verrückt machen“

„Also genieße deinen Freien Abend und freue dich auf Morgen, SEED.“, meinte Rinoa plötzlich und lächelte ihn an.

„Das werde ich!“, rief Ash fast, als er hoch erhobenen Hauptes durch die Tür schritt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2010-07-19T10:40:06+00:00 19.07.2010 12:40
Schönes Kapitel =)
Mach weiter so und lass bald wieder was von dir *lesen* ;))
Von:  fahnm
2010-07-18T23:07:15+00:00 19.07.2010 01:07
Klasse Ash hat es geschafft.
Eine neue Generation der Seed hat nun begonnen.
Bin mal gespannt was noch kommen wird!^^


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