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The Treehouse

von

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Prolog

Prolog
 

"Lauf nicht zu weit weg!", hörte ich Mum hinter mir noch rufen, während ich einen Schritt nach dem anderen auf das direkt am Haus angrenzende Waldstück zumachte. Leichter Niselregen streifte mein Gesicht, der Himmel war mit dunklen Wolken verhangen. Ich sollte mich wohl besser daran gewöhnen.

Dad sagte etwas, doch ich war schon zu weit entfernt um zu verstehen, was es war. Mum lachte.

Das Laub raschelte unter den plumpen Gummistiefeln, in die Mum mich gesteckt hatte. Sie waren quietschegelb, passend zu dem gleichfarbigen Regenmantel, der viel zu groß für meinen schmalen Körper wirkte.

Umso tiefer ich in den Wald eindrang und umso dichter die Bäume beieinander standen, umso stärker verspürte ich dieses nervöse Kribbeln in meinem Bauch. Eine seltsame Atmosphäre hing in der Luft, fast schon magisch wirkte dieser Ort auf mich, verzaubert. Fest rechnete ich schon damit, dass jeden Moment eine Fee durch das Gestrüpp auf mich zu flattern würde, oder ein verwunschenes Einhorn aus dem Dickicht trat, wie es immer in den Geschichten der Fall war, die ich vor dem Einschlafen unter der Bettdecke versteckt regelrecht verschlang.

Mum nannte mich gerne ihre kleine Träumerin, ich wäre ganz in meiner eigenen kleinen Welt verloren. Dad nannte mich Graupe, gedankenlos und federleicht würde ich umher schweben, ohne mich darum zu kümmern, was um mich herum geschah.

Doch ich fand, dass ich einfach nur Isabella war- was auch immer das bedeuten mochte.

In diesem Moment tat sich eine kleine Lichtung vor mir auf. Das Gras zitterte leicht im Wind, Blätter rauschten, eine Haarsträhne löste sich aus meinem Zopf und fiel mir ins Gesicht.

Mitten auf der Lichtung stand ein Baum, ragte hoch und majestätisch vor mir auf, die knorrigen Äste reckten sich wie greifende Hände dem Himmel entgegen. Ich ging langsam, ehrfürchtig den Atem anhaltend auf ihn zu und streckte die Hand aus. Leicht strich ich mit den Fingerkuppen über die raue Rinde, ließ den Ort auf mich wirken.

Ich legte meinen Kopf in den Nacken und blickte an dem Baum empor während ich ihn umrundete.

Dort, nicht allzuweit vom Boden entfernt, zwischen den Ästen verborgen, befand sich ein Baumhaus. Eine kleine, heruntergekommen wirkende Hütte, aus alten Brettern zusammengenagelt, die doch etwas geheimnisvolles ausstrahlte. Eine Strickleiter führte hinauf und ohne groß darüber nachzudenken griff ich nach ihr und stellte meinen Fuß auf die unterste Sprosse. Vorsichtig und ohne meinen Blick nach unten zu richten, erklomm ich die Leiter, bis ich ganz oben angelangt war. Meine Hand girff nach dem Türgriff- und zögerte. Plötzlich hatte ich das Gefühl unrechtmäßig in jemandes Heim einzudringen, als wäre ich eine Einbrecherin. Doch dann verwarf ich den Gedanken wieder. Wer sollte sich hier schon aufhalten? Und mit diesem Gedanken stieß ich die Tür auf.

Mein Herz setzte einen Schlag aus und ein spitzer Schrei entwich meinen Lippen, als mir ein Paar grüner Augen entgegen blickte.

Auf dem dreckigen Holzboden vor mir hockte ein Junge. Wirre, rötlich-braune Haarsträhnen fielen ihm ungekämmt in die Stirn, vereinzelte Sommersprossen bedeckten seine Nase, an seinem linken Auge prangte ein Feilchen.

Ich verstummte abrupt, starrte einfach nur zurück.

"Wer bist du?", fragte er schließlich, seine Stimme klang heiser und rau.

"Weinst du?", fragte ich ihn und legte den Kopf schief, während ich ihn eingehend musterte.

"Ich heule nicht", fauchte er wütend und rieb sich mit dem Ärmel seines Pullovers hastig über die Augen.

"Ist das dein Baumhaus?", fragte ich, etwas eingeschüchtert von seinem groben Tonfall.

"Was geht dich das an? Was machst du überhaupt hier?" Sein Augen funkelten mich zornig an und ich fuhr mir mit der Zunge nervös über die Lippen.

"Mein Eltern und ich sind heute erst hergezogen und ich war im Wald spazieren. Da hab ich das Baumhaus hier gefunden. Ich wusste nicht das hier jemand drin ist, tut mir Leid.", murmelte ich hastig.

"Ich bin Isabella.", fügte ich hinzu.

"Das ist ein bescheuerter Name.", stellte er fest. "Und du siehst auch ziemlich bescheuert aus." Sein Blick war auf den hässlichen Regenmantel gerichtet und ich spürte wie ich rot wurde.

"Du bist ganz schön gemein.", sagte ich, doch meine Stimme klang piepsig und hoch, nicht fest und mutig, wie ich es gern hätte. "Und du bist ne Heulsuse."

Eine Weile musterte er mich nur abschätzend. Dann zog er sich in die hinterste Ecke des kleinen Raumes zurück, so dass ich ihn kaum noch erkennen konnte. Nur das bisschen Licht, dass durch das kleine Fenster herein fiel, erhellte das Zimmerchen.

"Ich heiße Edward.", sagte er schließlich.

"Und du sagst ich hätte einen bescheuerten Namen.", rutschte mir heraus, bevor ich die Worte zurückhalten konnte.

Er schwieg und ich kletterte vollends in das Häuschen hinein. Langsam hockte ich mich neben ihn.

"Wie alt bist du?", wollte ich wissen.

"Zehn. Und du?"

"Neun."

Wieder schwiegen wir.

"Warum hast du geweint?", fragte ich ihn.

"Ich hab doch gesagt, ich hab nicht geweint. Nur Mädchen und Babys flennen."

Daraufhin traute ich mich eine Weile nicht mehr etwas zu sagen.

Die Stille zwischen uns wurde immer drückender, bis er schließlich sagte:

"Das Baumhaus hab ich auch erst heute gefunden. Ich wohne selbst noch nicht so lange hier, weißt du?"

Er fuhr sich durch das unordentliche Haar.

"Wir könnten doch...na ja, du weißt schon, Freunde sein...", murmelte ich zögerlich.

"Ich brauchte keine Freunde.", murrte er und sah zur Seite, so dass seine Augen im Schatten lagen.

Edward. Eigentlich mochte ich den Namen doch. Er klang so altmodisch, irgendwie geheimnisvoll, als stamme er von einem meiner Romanhelden. Doch Edward wirkte nicht wie ein Held. Er wirkte traurig. Und seltsam. Und faszinierend. Und verletzlich und stark und alles zur gleichen Zeit.

Doch vor allem war er anders.

"Jeder braucht Freunde." Meine Stimme klang fremd in meinen eigenen Ohren.

"Und wofür bitte schön?"

"Na ja, sie helfen sich gegenseitig."

"Ich brauche keine Hilfe. Von Niemandem!"

Ich biss mir auf die Unterlippe.

"Nie?", hakte ich nach.

Er sagte nichts.

"Ich mag dich.", sagte ich dann und ich merkte, dass es stimmte.

"Du kennst mich doch gar nicht." Sein Tonfall war genervt, doch ich glaubte, ihn leicht Lächeln zu sehen.

"Ich mag dich trotzdem. Magst du mich nicht?"

"Nein."

"Oh."

"Um genau zu sein, kann ich dich nicht leiden.", fuhr er fort. "Du bist nervig und lästig."

Trotz seiner Wort und obwohl er sich alle Mühe gab, wirkte er gar nicht mehr so abweisend und kalt auf mich.

"Ich glaube aber, du magst mich doch."

Wieder blieb er stumm.

Ich lächelte. "Also sind wir Freunde, ja?" Ich streckte ihm meine Hand hin, argwöhnisch betrachtete er sie.

Als er sie nicht ergirff, ließ ich sie wieder sinken.

"Woher hast du das blaue Auge?", fragte ich mit schief gelegtem Kopf.

"Du bist ganz schön neugierig, weißt du das?"

Ich zuckte bloß die Schultern. "Also?", versuchte ich es erneut.

Ein schiefes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.

"Ich habe gesehen wie eine Bande von Räubern eine arme, alte Dame überfallen haben. Sie waren zu neunt und sooooo groß." Während er das sagte gestikulierte er wild mit seinen Händen. "Sie wollten ihr ihre Handtasche wegnehmen, aber dann bin ich zu ihnen hin gelaufen und hab gesagt `Hey, vergreift euch lieber an jemanden, der es mit euch aufnehmen kann.´ Da sind sie dann natürlich auf mich losgegangen, aber ich habs ihnen gezeigt. Ich hab sie aus der Stadt vertrieben, aber der Anführer von ihnen, der größte und stärkste, hat mich während des Kampfes am Auge erwischt.", endete er seine Geschichte mit einem bekräftigendem Nicken.

Ich kniff die Augen zusammen. "Du lügst doch."

Er zuckte bloß die Schultern, noch immer grinsend.

"Ich muss gleich zurück, meine Eltern machen sich sonst Sorgen.", sagte ich schließlich leise.

Er erwiderte nichts.

"Was ist mit deinen Eltern?"

"Die sind tot. Ich wohne bei meiner Tante.", sagte er, vollkommen emotionslos.

"Oh.", murmelte ich betreten und wusste nicht, was ich sagen sollte. "Das tut mir Leid."

"Warum entschuldigst du dich? Du hast doch nichts gemacht.", sagte er dann schulterzuckend.

"Na ja, nein...aber das sagt man so.", meinte ich unsicher.

Wieder zuckte er die Schultern.

"Wie sind sie...wie sind sie denn gestorben?"

Er schlang die Arme um seine angewinkelten Beine und stützte das Kinn auf den Knien ab.

"Sie waren Geheimagenten und in superwichtiger Mission unterwegs. Beim entschärfen einer Bombe hat Dad den falschen Draht zerschnitten und BUMMMM!, ist alles in die Luft geflogen."

"Du lügst ja schon wieder.", beschwerte ich mich.

"Stimmt.", gab er zu, ohne rot zu werden.

"Ich muss jetzt wirklich weg.", sagte ich, während ich mich mühselig aufrichtete und Richtung Tür kroch.

Edward blieb sitzen und sah mir hinterher.

"Bist du morgen wieder hier?", fragte ich ihn.

Er zögerte, dann nickte er.

Ich lächelte und er lächelte zurück.

Dann hangelte ich mich vorsichtig die Strickleiter herunter. Meine Füße trafen auf dem laubbedeckten Boden auf und ich strauchelte kurz, konnte mih aber fangen bevor ich fiel.

Edward hatte seinen Kopf aus dem Fenster gesteckt und beobachtete mich.

"Alles in Ordnung?", fragte er mich mit gerunzelter Stirn.

Ich nickte mit roten Wangen.

"Bis Morgen!", rief ich ihm zu, ehe ich mich umdrehte und davon lief, das Baumhaus und den seltsamen Jungen hinter mich lassend, mit dem festen Vorsatz wieder zu kommen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2010-10-28T20:22:44+00:00 28.10.2010 22:22
Wie süß, aber auch traurig...
deine GEschichten sind einfach Klasse ^_____^
Von:  winkybutterbier
2009-06-22T21:18:09+00:00 22.06.2009 23:18
Räuber...............
Geheimagenten..............
Uhahahahaha, so ein kleiner Spinner!!!!!!!!!!*auf dem Boden kugel vor lachen*
Auf den Mund gefallen isser ja net, unser kleiner Edward!!
Aber ich glaube, Bellalein is auch net ohne...............
Auf jeden Fall ist es total witzig!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Mach weiter so und schreib schnell weiter!!!!!!!!!!!!!!!
Ein ganz dickes Lob von mir!!!
LG
winkybutterbier

Von: abgemeldet
2009-06-22T18:56:31+00:00 22.06.2009 20:56
wieee süüüßßß^^
sind bella und eddi menschen?
ja oda?
freu mich aufs nächste kapi...^^
grüße sobi ♥
Von:  Ran_Angel
2009-06-22T09:40:17+00:00 22.06.2009 11:40
Wow, tolle Story!!! *___*
Das ist mal was anderes!! Und ich finde es hört sich seeehr spannend an ^^ Ich finde die beiden so süß ^^ Und bin sehr gespannt wie es nun weiter geht!! Ich kann es kaum erwarten >< Was wohl wirklich mit Edward passiert? Und ob die beiden später zusammen kommen? Ich hab so viele fragen xD Also schreib schnell weiter, ja? ^^

Würde mich auch freuen, wenn du mir ne ENS schreiben könntest, wenn ein neues Kapi draußen ist ^-^
Mach weiter so!!

LG
Ran_Angel


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