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Alaina

von

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Der Traum und das böse Erwachen

Die Dunkelheit der Nacht umhüllte das Land Tiannas, wie ein mächtiger Schatten, der nicht einmal den leuchteten Mond durchscheinen ließ. Selbst die über Tiannas herrschenden Elfen fühlten sich schutzlos, wenn die Finsternis hereinbrach, denn das bedeutete, dass die Lebewesen der Nacht hervorkamen, welche durch ihre enormen Kräfte selbst den unantastbaren Elfen Angst einjagten. Doch in der hohen Wiese, welche die Einwohner Narushil nannten, spielte sich ein anderes Ereignis ab.
 

Erschöpft, doch zugleich elegant, sprang ein junges Mädchen angsterfüllt durch das unübersehbare Gras. Hinter ihr raschelte es bedrohlich. Atemlos versuchte sie den ihr vertrauten Waldrand, den sie schon durch die hohe Wiese blitzen sah, zu erreichen, um die einholenden Verfolger hinter sich zu lassen, da die Geschöpfe sich nicht in den von Elfenmagie geschützten Forst wagten. Doch die unüberhörbaren Geräusche kamen näher und ihre zarten langen Beine wurden immer nachgiebiger. Ihr g¬eschmeidiger Körper war nicht für eine lange Hetzjagd gebaut. Bald konnte sie schon, den immer im Frühling stehenden Wald erspähen, als sie plötzlich etwas am rechten Fuß packte und sie somit auf den harten, von der Sonne ausgetrockneten Boden, stürzte. Flink drehte sie sich auf den Rücken, um zu erkennen, was sie angefallen hatte. Doch es war zu dunkel und, obwohl das Mädchen versuchte so furchtlos wie möglich zu sein, konnte man die Angst in ihren Augen erkennen. Zitternd ergriff sie ihren verletzten Fuß, der auf eine tiefe Wunde eines Bisses hinwies. Mutig atmete sie tief ein und stand zögernd auf um dennoch den schützenden Waldanfang zu erreichen. Doch bevor sie ihren Weg fortsetzen konnte, bemerkte sie vier, starrende gelbe Augenpaare, die direkt auf sie gerichtet waren. Sie wusste, dass diese Kreaturen sie niemals entkommen lassen würden und falls sie nicht sofort reagieren würde, dass ihr bisheriges Leben gleich enden würde. Beharrlich und doch wachsam schnellte sie los. Das laute Rascheln des Grases ließ sie spüren, dass ihre ihr nicht freundlich gesinnten Verfolger gefährlich nah hinter ihr waren. Als das Mädchen hoffend den ihr heimischen Wald vor sich erblickte, sprang eines der ihr unbekannten Wesen mit seinen scharfen Klauen voran in ihren Rücken. Ihr verzweifelter Schrei hallte in den verzauberten Elfenwald.
 

Das rothaarige Mädchen schreckte auf und zitterte am ganzen Leibe. Den Kopf schüttelnd versuchte sie den entsetzlichen Traum zu vergessen.

Danach setzte sie sich auf und erholte sich von ihrem Schock.

„Es war nur ein Traum“, murmelte sie langsam zu sich und atmete tief ein.

„Von was sprichst du?“, fragte Auris neugierig, die gerade vor hatte Alaina aufzuwecken und somit direkt vor ihrer Zimmertür stand.

„Nichts besonderes Auris.“, antwortete sie rasch. Sie wollte ihre zwei Jahre jüngere Schwester nicht beunruhigen. Auris und Alaina waren jedoch eindeutig nicht blutsverwandt. Auris eine junge Hochelfe und Alaina das mysteriöse rothaarige Mädchen, welches Auris Eltern bei sich aufnahmen.

Verschlafen stand Alaina auf und umarmte ihre Schwester herzlichst um sich nichts anmerken zu lassen.

„Vater möchte dich sehen. Ich glaube er ist in einer seiner unglaublich langweiligen Versammlungen.“, berichtete Auris in der Umarmung kurz und verzog den Mundwinkel.

Als Alaina sich in Windeseile fertig angekleidet hatte und eilend ihr Gemach verließ, stellte sich Auris auf, die von der Sonne berührten Veranda und ließ träumend ihren Blick über den prachtvollen Hof schweifen. Wie immer rannten die gestressten Bediensteten ihrer Familie verrückt herum und die Prinzessin wurde nachdenklich. Alle sahen so beschäftigt aus und sie hatte noch nicht in Erfahrung gebracht warum. Dann schüttelte Auris den Gedanken aus ihren Kopf. Wenn sie es nicht weiß, dann konnte es auch nicht wichtig sein.
 

Keuchend erreichte Alaina das andere Ende des kolossalen Schlosses, wo sich der majestätische Besprechungssaal ihres immer mit Arbeit beschäftigten Vaters befand. Als sie sich wieder aufraffte, hörte sie schon die diskutierenden Stimmen durch die Tür. Behutsam ergriff sie die goldene Türschnalle und betrat den Raum. Langsam machte sie sich mit erhobenem Haupt auf, um sich neben ihren Vater niederzulassen.

„Schön, das du die Zeit gefunden hast mich deiner Ziehtochter doch noch vor der Zeremonie vorzustellen.“, meinte ein ihr unbekannter Nachtelf, der sie schelmisch angrinste.

Alaina starrte ihren Ziehvater verdutzt an.

„Habe ich etwas verpasst?“, fragte sie verwundert nach.

„ Ach du hast es ihr noch gar nicht erzählt.“, lachte der Nachtelf geschmacklos und Alaina wurde wütend.

„Vater, was..“, doch er unterbrach sie. „ Ich habe Auris an den Prinzen Avalarion von Atharia, der gerade gegenüber sitzt, versprochen. Als Gegenzug dafür werden sie uns helfen, uns von der Schattenplage, die sich vor allem in Narushil aufhällt, zu befreien.“, erklärte er ihr eisig und Alaina dachte, ihr Herz blieb stehen.

„Du.. du.. willst sie ans Ende des Kontinents verheiraten lassen? Wie kannst du das verantworten! Mutter würde nie…“ äußerte sie sich geschockt, doch ihr Vater unterbrach sie unverschämt.

„Deine so geliebte Mutter ist tot und es geschieht ihr recht!“, schrie er das Mädchen erbost an und wandte sich kalt von ihr ab.

Der unsympathische Prinz lächelte verschmitzt als Alaina wutentbrannt aus dem Saal lief.

„Wie konnte er das nur tun…“, klagte Alaina und stapfte den endlos langen Gang entlang, der zu ihren Gemach führte. Sie überlegte sich, wie sie diese entsetzliche Botschaft Auris überbringen sollte. Für die Hochelfin verband sie mehr als nur geschwisterliche Liebe, vor allem seitdem Auris Mutter spurlos verschwunden war. Die Beiden fügte ein Gefühl der Familie zusammen und ohne einander könnten sie sich ihr Leben kaum vorstellen. Sie stützte sich gegen die weinrote Wand und Tränen rollten über ihr Gesicht. Es war schon genug zu wissen, dass ihre Ziehfamilie nicht ihre richtigen Wurzeln waren und dass sogar die Menschen zu deren Rasse sie anscheinend gehörte nichts mit ihr zu tun haben wollte. Alaina erinnerte sich noch genau an den Tag als Auris Mutter sie im Wald aufgefunden hatte und sie ohne Bedenken mit nach Hause genommen hatte. Doch das Mädchen hatte keine Erinnerungen an früher, woher sie kam und was geschehen war. Sie hatte sich abgefunden, dass Auris jetzt ihre Schwester war und das sie eine Familie waren.
 

Auf dem Weg zu Auris Räumlichkeit erspähte die junge Hochelfin Alaina betrübt an ihr vorbeirauschen.

„Was ist heute nur los?“, fragte sie sich und legte ihren Kopf zur Seite.

Nun verschlechterte sich auch ihre Laune.

Einer der treuen Diener, der für ihren Vater arbeitete, lief zu ihr.

„Ihre Majestät möchte sie sehen. Er ist in seinem Arbeitszimmer.“, tat er kund und senkte seinen Blick vor der Prinzessin.

Auris seufzte, sie war nicht wirklich überrascht, dass ihr Erzeuger, wie sie ihn gerne nannte, sie nicht einmal persönlich aufsuchte und dann auch noch wie immer in seinen Raum sich nur um die Arbeit kümmerte. Sie schüttelte ihre langen glatten silbernen Haare und marschierte schnurstracks zu dem König.

Als sie die Tür erreichte, hörte sie schon ihren Vater brüllen.

„Auris! DU bist wie immer zu spät!“

„Ich kam so schnell ich konnte. Also was gibt es?“, fragte sie ein wenig verärgert über das Verhalten ihres Vater.

„Hat Alaina schon alles mit dir besprochen?“, ermittelte er, seine jüngste Tochter nicht einmal ansehend. In seinen Augen war alles wichtiger als seine eigene Familie. Vor allem als seine Frau eines Tages ins Nichts verschwand und er ließ diese Tatsache gerne an seinen Töchtern aus. Jede Nacht hoffte er sie sei tot und nicht einfach davongelaufen.

„Natürlich hat sie.“, erwiderte Auris übereilt und überlegte sich, was ihre ältere Schwester wohl vor ihr geheim hielt. Hätte sie die Frage des Vaters verneint, hätte Alaina großen Ärger bekommen können.

„Sie macht wenigstens heute etwas richtig. Ich habe deine Verlobung auf morgen angesetzt. Natürlich veranstalten wir zur Feier des Tages einen großen Ball bei dem alle Königsfamilien und Adeligen der Hoch- und Nachtelfen eingeladen werden und das alles nur für dich. Die nichtsnutzigen Bediensteten richten schon den Saal her. Dir wird es sicher in Atharia gefallen.“, gab er noch von sich, als er sie aus dem Raum hinaus winkte.

„Ehe?“, dachte Auris bestürzt.

Als sie aus Reichweite ihres Vaters gekommen war, begann sie verzweifelt nach ihrer Schwester zu rufen.
 

Alaina, die gerade sicherstellte, dass zumindest der Ballraum des Schlosses festlich dekoriert war, hörte die Prinzessin schon von weiten nach ihr rufen.

„Du hast es also erfahren.“, stellte Alaina fest und drehte ihren Kopf weg, so dass sie Auris nicht in den dunkelblauen Augen sehen musste.

„Ja, das habe ich!“, fauchte sie sie an. „Warum erfahre ich so etwas Wichtiges nicht gleich von dir?“, fragte sie enttäuscht.

„Es tut mir leid. Ich.. ich wusste nicht wie ich dir so eine schreckliche Mitteilung überbringen sollte.“, antwortete Alaina und seufzte.

Auris senkte traurig den Kopf.

„Was soll ich nur ohne dich machen…ich war doch noch nie an jemanden gebunden.. schaut der Prinz wenigstens gut aus?“, machte sich Auris Hoffnung, doch mit einem Kopf schütteln zerstörte Alaina diese.

„Ich weiß, meine Verlobung ist wichtig für das Land und das Überleben unseres Volkes, aber musste er mich so weit weg verheiraten. Ich weiß doch überhaupt nichts von Beziehungen dieser Art und ich dachte immer ich bin Thronfolgin, wer wird dann dieses Amt für mich übernehmen.“, fuhr die junge Hochelfin bedrückt fort. „ Ich werde mich kaum drücken können, ich werde es für unser Königreich tun und hoffe du bist stolz auf deine kleine Schwester.“, entschied Auris und Alaina nahm sie mitfühlend in den Arm.

Auris’ Tränen rollten über ihr zartes Gesicht.

„Aber in meinen Herzen wird niemals ein Platz für ihn frei sein.“, schluchzte sie verzweifelt. „Ich habe immer gehofft, dass Vater uns selbst entscheiden lässt mit wem wir zusammen sein wollen, ob heiraten oder nur so, aber seit Mutters Verschwinden…“, seufzte Auris laut.

„Ich weiß, er ist einfach nicht mehr derselbe. Aber ich bin trotzdem stolz auf dich, Auris. Versuche dich morgen zusammenzureißen.“, äußerte Alaina verzweifelt. Sie musste stark bleiben um den Abschied nicht noch schwerer zu machen.

Verlobung mit Folgen

„Nur noch eine halbe Stunde bis zur Bekanntgabe meiner Verlobung.“, dachte Auris nervös, denn es waren die letzten Minuten ihrer Freiheit und dem Zusammenleben mit ihrer großen Schwester.

Zögernd schritt sie den langen Gang zum fertig dekorierten Ballsaal entlang und in ihren Kopf spielte sich schon das Leben als verheiratete Elfin ab, welches sie für sich niemals wünschte. Das Kochen, Putzen und als ihr die Idee von dem Liebesakt in den Kopf kam, schüttelte sie ihn schnell.

„Das mir so was überhaupt einfällt.“, schämte sie sich und dann blieb sie einen Moment lächelnd stehen, als ihr die immer wieder gepredigten Worte ihrer Mutter einfielen.

„Bleib wie du bist und mache was du für richtig hältst.“, lehrte sie immer ihren Kindern.

Als sie seufzend wieder ihren Weg fortsetzen wollte, kam ihr Alaina schon aufgebracht entgegen.

„Wo bist du gewesen Auris? Wir suchen dich schon! Deine Verlobung wird gleich bekannt gegeben. Unser Erzeuger, ähm ich meine Vater, kann nicht länger warten.“ ,informierte sie der aufgeregten Hochelfin laut und fuchtelte mit ihren Armen herum. Dann schaute Alaina in Auris’ traurige dunkelblaue Augen und umarmte sie.

„Alles wird gut. Bleib stark.“, versuchte sie ihre Schwester zu beruhigen. Auch für Alaina war es undenkbar Auris nach so langer Zeit zu verlieren und der schreckliche Gedanke, in diesem großen Imperium alleine zu leben, konnte sie sich nicht einmal ausmalen.

Als die Rothaarige hinter dem roten Vorhang verschwand, schritt Auris langsam auf die Bühne zu und hörte schon jeden den ihr Vater eingeladen hatte, klatschen. Zum ersten Mal entdeckte sie den Nachtelf, der um ihre Hand anhielt und sie war von ihm nicht gerade körperlich angezogen. Sein voluminöser Körper, seine langen fettigen Haare und vor allem, dass er mindestens 20 Jahre älter war als Auris, ließ sie schaudern.

„Das ist der Moment in dem ich mir wünschte ich hätte meine Jungfräulichkeit schon verloren. Was habe ich nur verbrochen, dass der Sonnengott mich so bestraft mit diesem alten Sack.“, dachte sie sich und verdrehte die Augen.
 

Unruhig stand Alaina neben dem aus Gold geschmiedeten Thron des Königs, der aufstand um die Verlobung bekannt zu geben.

„Wir sind heute hier zusammengekommen um meine Tochter Auris Danae Dialya und den Prinzen Avalarion von Atharia zu verloben.“, gab er laut bekannt und Alaina erkannte verwunderte Blicke in den Gesichtern der Gäste.

Der alte Prinz schritt zu seiner Verlobten, die endlich auch neben den Thron Platz genommen hatte, küsste sie auf ihre Wange und hielt ihre Hand hoch, als Zeichen, dass sie nun ihm gehörte.

„Jetzt!“, rief er und lachte höhnisch. Die zwei Schwestern blickten sich verwundert an und Auris versuchte sich von seinen Griff zu befreien, was nicht gerade hoffnungsvoll erschien.
 

Unerwartet schwärmten viele in schwarz gekleideten Nachtelfen in den gefüllten Saal und begannen die schon durch die Schattenplage reduzierten Hochelfen langsam hinzurichten. Zwei ausgebildete Attentäter, die speziell für den Tod des Königs angesetzt waren, machten sich an den fliehenden Hochelfen heran. Er hatte natürlich nicht einen Gedanken verschwendet seine Töchter zu retten und lief wie ein aufgeschrecktes Hühnchen in Richtung Vorhang. Doch er kam nicht weit und als er gerade neben Alaina vorbeisausen wollte schnitt einer der Mörder mit einer blau leuchtenden Klinge seinen Hals auf. Und als das Blut ihres Vaters in ihr Gesicht spritzte, löste sie sich aus ihrer lähmenden Erstarrung. Mutig drehte sie sich in Auris Richtung und als sie ihre kleine Schwester nicht mehr dort vorfand, begann sie, sie in der kämpfenden Menge zu suchen, doch sie war wie vom Erdboden verschluckt.

„Auris!“, rief sie aussichtslos.

Die Gäste, die verzweifelt schrien, versuchten sich in Sicherheit zu bringen, aber die unendlich vielen Nachtelfen schienen durch alle Ausgänge einzudringen. Sie waren eingeschlossen und zum Tode verurteilt. Durch die Hilfeschreie konnte Alaina nicht die Stimme ihrer kleinen Schwester am Ende des Raumes hören, die versuchte sie auf sich aufmerksam zu machen. Aber es war zu spät. Denn als einer der herzlosen Täter auf Alaina zustürmte, fiel sie auf die Knie und kniff ihre Augen fest zu und hoffte ihr Tod würde schnell und schmerzlos sein. Unerwartet spürte sie ein angenehmes Gefühl. Als sie ihre Augen wieder öffnete, sah sie von oben, wie die Armee des Prinzen der Nachtelfen ihre Heimat zerstörte und alle Einwohner hinrichtete.

„Auris!!“, schrie sie noch mal, bevor ihr schwarz vor den Augen wurde.

Die Flucht und ein neuer Freund

Auris hatte es geschafft sich von dem Griff des Prinzen zu befreien und als sie mit ansehen musste, wie Alaina angegriffen wurde zuckte sie zusammen und kauerte sich mit geschlossenen Augen in eine Ecke. Avalarion jedoch erspähte seine junge Verlobte und packte ihren zarten Arm hart an.

„Du kommst mit mir.“, schwatzte er und zerrte sie hinter ihm her.

„Niemals!“, schrie die Prinzessin verzweifelt und biss ihm in die haarige Hand.

Fluchend ließ er von ihr ab und sie ergriff diese einmalige Chance, damit sie nicht nur ihrer aufgezwungen Ehe sondern auch dem Massaker entkommen konnte. Ohne Nachzudenken oder um sich zu schauen, flüchtete Auris durch die nächstgelegene Tür und durch den Schlossgarten in den nahe gelegenen Wald und war nun auf sich alleine gestellt.
 

Als Alaina aufwachte, schrak sie zusammen und weinte.

„Sei nicht so laut, bitte. Es wird alles gut. Ich verspreche es dir. Ich tu dir nichts. Bleib still liegen.“, versuchte der freundlich gesinnte Engel, sie zu beruhigen.

„Alles GUT?! Meine Familie, meine Verwandten, meine Freunde… alle sind tot. Brutal hingerichtet.“, schluchzte sie und drehte ihren Kopf weg von ihm.

„Meine Schwester tot.“, stotterte sie und hustete darauf.

„Wieso hast du mich nicht mit all den anderen sterben lassen!“, schrie sie ihn an und schlug mit ihrer rechten Faust gegen seinen Oberkörper. Er konnte ihre Wut und Hass gegen die Nachtelfen, die ihr das angetan hatten, in ihren Augen sehen. Sein kurzes braunes Haar fiel ihm ins mitfühlende Gesicht und seine hellblauen Augen starrten sie an. Allen Mutes breitete er seine Flügel aus und zog sie an seinen Körper. Seine schneeweißen Flügel. Die mit Federn ausgestattet waren, waren nicht mit seinem Körper verbunden und der junge Engel konnte auch ohne Probleme wie ein normaler Mensch durchs Leben gehen, doch er hatte nichts zu verbergen vor dem weinenden Mädchen und zeigte ihr somit Vertrauen.

„Bitte, beruhige dich.“, entgegnete er ihr langsam und als sich ihre Blicke trafen, umarmte sie ihn. In den warmen Federn fühlte sie sich geborgen, obwohl sie durch diesen Horror geprägt war. Plötzlich musste sie wieder husten und ihr Atem wurde schwer.

Als Jona seine Hand gegen ihre glühend heiße Stirn drückte, bemerkte er, dass sie Fieber hatte und legte sie zurück ins Bett.

Alaina begann zu schwitzen und ihr zarter Körper schien sich gesundheitlich zu verschlechtern. Unverzüglich holte er Wasser aus der heiligen Quelle, welche direkt vor seinem kleinen Häuschen war und als er wieder zurückkehrte, machte er ein Handtuch nass und legte es auf ihre Stirn um sie ein bisschen abzukühlen. Er versuchte alle Heilarten, die er als Engel erlernt hatte an ihr, aber es nützte nichts und er verzweifelte. Er konnte doch nicht das Mädchen an seinem Bett sterben lassen.

Ohne Nachzudenken lief er zum Prinzen der Engelsstadt, in der sie sich befanden, um ihn um Hilfe zu bitten. Fieberhaft zeigte er ihm Alaina, welche sich vor Schmerzen wendete.

„Du musst doch wissen, wie ich ihr helfen kann?“, fragte Jona ängstlich.

Als der Prinz sie sah, erwachte ihn ihm ein neuer Plan. Er erinnert sich an die Regel der Engel, welche besagt, dass kein Lebewesen, welches nicht der Rasse angehörte, eine dieser Städte betreten durfte.

„Was hast du getan?“, rief er entsetzt und fuchtelte mit seinen Händen wild durch die Gegend.

Jona schaute ihn fragend an.

„Kein Mensch darf diese Stadt betreten. Du Verräter! Wie konntest du das nur tun! WACHEN!“, schrie der Prinz und lachte innerlich. Denn jetzt hatte er die Chance ein neues Spielzeug seiner Lust ohne viel Arbeit und Aufwand zu bekommen.

Die Leibgarden, die speziell um das Wohlergehen des Prinzen bedacht waren, stürmten in Jonas Haus und nahmen ihn fest.

„Was machst du Gittor?“, fragte er zornig.

„Ich habe dich noch nie leiden können. Du warst immer nur die Konkurrenz, die ich lustiger weise manipulieren konnte.“, lachte er herablassend. „Auch du warst nur ein langweiliges Spielzeug, das ich benutzen konnte.“, fuhr er fort und wendete sich ab.

„Tu ihr nichts an oder du wirst bezahlen!“, tobte Jona vor Zorn, als ihn die Wachen abführten. Durch den hilflosen Anblick des Mädchens vergass er diese Regel vollkommen und jetzt hatte er ihr noch zu mehr Leid verholfen. Er musste sie retten, aber nur wie?

„Was kannst du schon gegen mich anrichten.“, meinte Gittor leise, doch Jona konnte dies nicht mehr hören.

Gittor nahm das erschöpfte Mädchen hoch und trug das leichte Geschöpf in sein prachtvolles Schloss, wo sie ärztlich behandelt wurde. Aber auch seine Heiler konnten nicht viel für sie tun, denn sie kannten die Krankheit Alainas nicht.

Eine ausweglose Lage

Einige Stunden später wachte die Prinzessin auf. Die Schmerzen. die an ihr nagten, waren verschwunden. Bedächtig stütze sie sich auf und erblickte das im Blütenmeer stehende Zimmer. Als sie aufstehen wollte, bemerkte sie er jetzt etwas um ihren Hals.

„Was zum..“, sagte sie und griff auf das von Gittor verpasste schwarze Halsband.

„Wo ist der braunhaarige Engel… Jona…“, dachte sie sich und griff sich auf die Stirn.

Dann kamen die Erinnerungen wieder zurück, dass sie entführt wurde und als sie sich zu Tür wandte, öffnete sie sich und Gittor trat ein.

„Dornröschen ist nun endlich erwacht.“, bemerkte er erfreut und klatschte in die Hände.

Alaina verzog ihr Gesicht, als sie den in ihren Augen hässlichen Engel sah.

„Wie nennst du mich bitte? Ich bin eine Prinzessin. Zeig Respekt! Und was noch viel wichtiger ist lass mich sofort gehen und ich nehme den Engel namens Jona mit.“, verlangte die Rothaarige.

Mit einem Zug packte er sie am Arm und warf sie auf sein überdimensionales Bett.

„Du bist gar nichts. DU BIST NUR mein Spielzeug. Du glaubst, doch nicht wirklich du kannst vor dem mächtigen Prinzen Gittor davonlaufen.“, lachte er als er sie hart gegen die Matratze drückte. Geschockt starrte sie ihn an und schluckte.
 

Als Auris wieder zu sich kam, befand sie sich tief im Wald, wo sie am vorherigen Tag erschöpft niederbrach.

„Wo bin ich?“, fragte sie sich und betrachtete die Bäume um sie herum.

Plötzlich liefen Auris’es Erinnerungen vor ihr ab. Vor Trauer und vor Angst fiel sie wieder in Ohnmacht und diesmal wachte sie eine längere Zeit nicht auf.
 

„Auris, Auris komm!“, hörte sie eine ihr sehr vertraute Stimme.

Als sie sich umdrehte sah sie ihre Mutter und Alaina einen Picknickkorb auspackend im Gras sitzend. Lächelnd versuchte sie die Zwei zu erreichen, doch umso näher sie kam umso weit entfernter schienen sie zu sein. Und als Auris ihre Stimmen nicht mehr vernehmen konnte, begann sie in der Richtung, in die sie verschwunden waren, verzweifelt nach ihnen zu suchen. Doch nichts. Keine Spur von ihrer geliebten Familie.

„Mama, Alaina WO SEID IHR!?“, schrie sie vor Sorge und fiel auf die Knie. Doch keine Antwort, kein Zeichen, kein Mucks von ihnen.

„Nein bitte verlasst mich nicht! Verlass mich nicht!“, weinte Auris bekümmert.
 

Zögernd öffnete Auris ihre Augen. Ihr Gesicht war ganz nass von ihren Tränen. „Ich habe nur geträumt.“, sagte sie sich und wischte sie aus ihrem Gesicht.

Langsam erhob sich die junge Hochelfin. Sie befand sich noch immer in mitten des Waldes. Sie seufzte. Noch nie war sie so weit weg von zu Hause. Schon gar nicht in dem verzauberten Wald. Sie hatte gehört, dass viele ungewöhnliche Geschöpfe in ihm lebten. Auris drehte sich in allen verschiedenen Richtungen um vielleicht ein Licht in der Ferne zu erspähen, doch sie konnte nichts erkennen. Als sie sich dann von den unheimlichen Bäumen bedroht fühlte, schnellte sie ängstlich los.
 

Mit aller Kraft versuchte Alaina den aufdringlichen Engel von sich zu stoßen, doch sie war nicht stark genug. Taktlos fuhr er mit seiner Hand durch ihr rotes Haar und fing an ihren zarten Hals zu liebkosen.

„Lass mich in Ruhe!“, schrie sie ihn an, doch er lachte nur.

„Wenn du es nicht willst, törnt es mich noch mehr an.“, säuselte er. Dann fuhr er fort: „Ich habe eine kleine Überraschung für dich.“

Unsensibel zerrte er sie am Arm auf den großen Balkon, der an das Zimmer angeschlossen war.

„Sieh dort!“, jubelte er und hob seine Nase an.
 

„Lasst mich gehen. Ich habe nichts verbrochen.“, erklärte Jona und versuchte sich von den rauen Wachmännern zu befreien. Doch es war zu spät. Gittor wollte seinen Tod. Er war schon immer ein Dorn im Auge des Prinzen gewesen.

Mit widerstandsfähigen Ketten fesselten sie seine weißen Flügel an seinen Körper, damit er sich nicht durchs Fliegen retten konnte, wenn sie ihn ins blaue Meer warfen.

Alaina musste ansehen, wie die Wächter des Prinzen auf ihn einschlugen und sich über ihn lustig machten. Hilflos stand sie am Balkon und beobachtete das traurige Ende ihres neuen Freundes. Ohne Bedenken stießen die Kerle ihren Befreier über die Klippe ins Meer,

„JONAAAAA!“, schrie sie so laut sie konnte und brach in Tränen aus. Nun hatte sie keine Chance mehr diesen Ort zu entfliehen. Niemand wusste, dass sie hier war. Und der Einzige, den sie vertrauen schenken konnte, hatten sie wegen ihr getötet.

Gittor drückte sie auf den Boden und lachte höhnisch. Flink spuckte Alaina ihm ins Gesicht und sein Blick verfinsterte sich. Tobend packte er sie an den langen Haaren und zerrte sie, obwohl sie sich wehrte, durch den Gang in einen neuen Raum. Ängstlich kniff sie ihre Augen zu und erst als Gittor den Ort verließ, öffnete sie sie wieder.

Viele verschiedene Augenpaare starrten sie an. Es befanden sich zahlreiche Mädchen aus unterschiedlichen Rassen in seinem Harem. Schockiert durch diesen Anblick und besorgt um was mit ihr passieren würde, krabbelte Alaina in eine Ecke und kauerte sich zusammen.

Der Traum und die Verwandlung

Nach mehreren Stunden ließ sich Auris müde in das weiche Moos fallen. Ihr Herz pochte wie wild. Obwohl sie lief und lief konnte sie kein Ende finden. Sie drehte sich auf ihren Rücken und seufzte.

„Was wohl mit meiner Schwester geschehen ist?“, fragte sie sich immer wieder und sie hoffte, dass Alaina den hasserfüllten Nachtelfen so wie sie entkommen war. Hoffnungslos stand sie wieder keuchend auf. Als sie einen Schritt machen wollte, hörte sie es hinter sich rascheln. Ängstlich versuchte sie zu erkennen was es war. Doch als das Geräusch näher kam, drehte sie sich nur um und versuchte den Rest ihrer Energie zu sammeln um den bedrohlichen Laut zu entrinnen.

Plötzlich befand sie sich vor einer hohen Wiese. Es war schon dunkel draußen, was bedeutete, dass sie seit einen Tag durch den Wald ohne Essen oder Wasser gelaufen war. Als sie dachte die Verfolger, die das beunruhigende Rascheln verursacht hatten, hinter sich gelassen zu haben, kam es wieder näher. Entschlossen sprintete sie wieder los. Die lange Hetzjagd machte ihren geschmeidigen Körper müder. Von fernen konnte sie schon den Waldrand erkennen, der ihr hoffentlich Schutz gegen die Treiber gewährte. Doch plötzlich fühlte sie einen Schmerz in ihren rechten Fuß und sie fiel auf den trockenen Erdboden. Schnell drehte sie sich um, um zu erkennen was sie attackiert hatte, aber sie konnte niemanden sehen. Als sie die verletzte Stelle angriff, fühlte sie ihr Blut an ihrer Hand. Mutig stand sie wieder auf und als sie sich gerade umdrehen wollte, erspähte sie 4 orange Augenpaare im Gras. Sie wusste, wenn sie noch weiter Leben mochte, dass sie so schnell wie möglich den Waldrand erreichen musste um eine Chance gegen sie zu haben.

Eisern und doch wachsam schnellte sie los. Bedrohlich konnte sie schon die der Hochelfin nicht freundlich gesinnten Verfolger an ihr dran fühlen. Als die Elfin hoffend den ihr heimischen Forst schon vor sich erkennen konnte, erwischte eines der Kreaturen sie mit seinen Krallen voran in ihren Rücken und sie stürzte hin.
 

„Hast du es mir nicht versprochen? Du solltest doch auf sie aufpassen.“, teilte eine sehr vertraute Stimme Jona mit. Furchtlos öffnete er seine Augen, als er den Wind an seinen Flügel spürte. Mit seiner letzen Kraft sprengte er die Ketten an seinen Körper, doch es war zu spät sich vor dem stürmischen Meer zu wehren. Seine Flügel und sein schlanker Körper waren nun zu schwach. Sinkend schloss er die Augen. Dann riss es sie wieder auf. Er konnte doch Alaina nicht ihrem Schicksal überlassen und vor allem durfte er nicht zulassen, dass Gittor sie zu seinem Harem hinzufügte.

„Ich darf mein Versprechen nicht brechen.“, sagte Jona leise zu sich, als er sich an das Ufer rettete. Kraftlos lag er am Strand und hustete Wasser aus seinen Lungen. Verschwommen sah er eine schwarze Gestalt vor sich, doch seine Kräfte ließen nicht zu, dass er sich erheben konnte.

„Wer?“, fragte der Engel kurz und drehte sich auf seinen Rücken.

Es schien als wollte diese unbekannte Person etwas herbei beschwören, doch er konnte die Worte, die er vernahm nicht verstehen. Langsam versuchte er sich wieder aufzuraffen. Er konnte die Kreatur vor ihm noch immer nicht richtig erkennen. Plötzlich sah er etwas Glänzendes im Sonnenlicht, welches einem Dolch glich. Blitzartig schnitt der Unbekannte ihm ins Gesicht und schien seinen Kult somit verfertigt zu haben. Energielos sank er wiederholt zu Boden und spuckte sein eigenes Blut in den goldgelblichen Sand. Er atmete schwer. Plötzlich durchfuhr ihn ein unglaublicher Machtschub, den er nie zuvor gespürt hatte. Mit neuer Kraft rappelte er sich auf. Er blickte um sich und die Figur, die ihr Ritual an ihm durchgeführt hatte, war verschwunden. Als er dann an sich runter blickte, erkannte er, dass er sich scheinbar nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich verändert hatte. Seine Kraft schwand so schnell wie sie gekommen war und er fiel schlafend zurück in den Sand.
 

Als Alaina endlich erwachte, war es schon mitten in der Nacht und sie konnte durch das kleine vergitterte Fenster, den vollen Mond sehen. Die aus Stahl gemachte Tür öffnete sich und eine kalte Hand packte sie von hinten und schliff, das noch immer durch den Vorfall geschockte Mädchen hinter sich her. Schnell drehte sie ihren Kopf um, um den Unmensch zu erkennen. Es war natürlich einer der gefühllosen Wächter. Winselnd schlug sie umher, um sich aus seinen Griff zu befreien, aber es war aussichtslos. Gefühllos schmiss er sie in das ihr, doch sehr bekannte Zimmer. Es war der Bereich des Prinzen. Alainas Blick fiel auf die weinende Frau am Ende des Raumes. Blutübersät drückte sich die Nachtelfin gegen die Wand und schluchzte. Gittor lachte bösartig.

„Was hast du mit ihr gemacht!“, fragte Alaina ängstlich und bewegte sich ein paar Schritte zurück.

„Ach, ich habe nur ihre Kinder aufgeschlitzt. Ich verstehe nicht was sie hat.“, antwortete er und lachte laut.

Dann erst entdeckte sie die Leichen der vier unschuldigen Kinder, der in der Ecke sitzenden Elfin, welche gestapelt auf dem Bett lagen.

„Was willst du von mir?“, brach Alaina zittrig hervor.

„Was schon. Du bist vielleicht blöd!“, lachte er höhnisch und sie fühlte, dass es jetzt nur mehr schlimmer kommen könnte.

„Doch zuerst muss ich etwas anderes erledigen, bevor ich mit dir Spaß haben kann.“, gab der Prinz weiter von sich und wendete sich anschließend der Mutter der toten Kinder zu. Flink zückte er einen kleinen blutübersäten Dolch hervor und schlitzte ihren Hals auf. Ihr Blut spritzte auf den lächelnden Prinzen.

Dann erst bewegte er sich mit erhabenem Hauptes auf die schutzlose Prinzessin zu und warf sie ohne Rücksicht auf den harten Holzboden. Erbarmungslos drückte er seinen korpulenten Körper an sie, so dass sie fast keine Luft mehr bekam.

„Nein! Lass mich in Ruhe!“, schrie sie wieder und wieder und versuchte sich von den Prinzen zu befreien.

„Wie gut hast du eigentlich geschlafen in der Nacht?“, fragte er sie aus und begann ihr linkes Bein zu streicheln.

Als sie ihr Gesicht von ihm abwendete, schlug er sie in den Magen.

„Antworte mir gefälligst!“, tobte er und dann wurde er wieder ganz ruhig.

„Na wie ist es seinen Retter auf dem Gewissen zu haben? Ein schäbiges Gefühl kann ich mir vorstellen. Wenn du so brav alle die dir nah stehen ins Unglück ziehst, kannst du ja neben mir mal herrschen zumindest nach unseren kleinen Zeitvertreib wirst du es dir sicher wünschen.“, jubelte er.

Mit dieser Aussage schürte er nur mehr Hass in Alaina, denn der Tod des Engels war ihr die ganze Nacht lang durch den Kopf gegangen.

„Oh so süß, wie du duftest.“, fuhr er erregt fort, als er an ihren Hals leckte.

Mit voller Absicht biss sie ihm in die knollenförmige Nase und er quietschte. Er schlug noch mal auf sie ein und man konnte ihr die Schmerzen im Gesicht ansehen.

Alaina schloss ihre blauen Augen und ersehnte sich, dass er sie bald wieder alleine lassen würde. Ihr erstes Mal hatte sie sich wohl oder übel anders vorgestellt.

„Ich weiß noch gar nicht wie sich so eine Menschenmädchen anfühlt, wenn du weißt was ich meine.“, plauderte er wieder unbeeindruckt von ihren Attacken weiter und versuchte nebenbei ihren BH so aufzumachen, dass sie nicht fliehen konnte. Doch als er gerade dabei war, zersplitterte das große Glasfenster in Gittors Gemach.

„Was zum Teufel?“, fragte er sich laut und warf Alaina eindruckslos zur Seite, so dass sie mit dem Arm gegen die scharfe Tischkante fiel und zum Bluten begann.

„Berühr sie nie wieder!“, sprach eine männliche Stimme schweren Atems.

„Wer bist du, dass du mir Befehle zuteilen kannst?“, lachte er und, als er gerade versuchte seine Wachen zu rufen, eilte der schwarze Engel blitzschnell zu ihm und presste den Prinzen gegen die bläuliche Wand. Der Unbekannte erhaschte schnell einen Blick von Alainas erstaunten und doch ängstlichen Antlitz. Die verletzte Rothaarige hatte sich unter dem Tisch verkrochen und zitterte am ganzen Leibe.

Alainas Blick fiel auf seine frisch blutende Narbe auf seiner Wange. Obwohl der fremde Engel erschöpft wirkte, war er noch immer stärker, als der Prinz, was sie natürlich nicht verwunderte. Sie schätzte Gittor würde meinen, er sei nicht in Kondition.

„Ich hab dir gesagt, du sollst sie nicht anrühren.“, wiederholte er zorniger.

„Jona?“, brachte Gittor erstaunt heraus, bevor der unbarmherzige Engel aus seiner rechten Hand ein glänzendes Schwert hervorbrachte und ihm erbarmungslos den Kopf abhackte.

Zitternd beobachte die Prinzessin, wie der abgeschnittene Kopf des Prinzen vor ihr rollte. Ihr Hals war wie zugeschnürt und ihre Beine wie gelähmt.

„Naja wenigstens werde ich nicht vergewaltigt.“, dachte sie sarkastisch und schloss ihre Augen angsterfüllt um nicht mit ansehen zu müssen, wie der Fremde sie tötete. Das Mädchen anlächelnd kniete sich Jona jedoch vor ihren Unterschlupf und somit genau vor die zusammen gekaute Rothaarige.

„Schau mich doch an.“, suchte er sie an und hob ihr Kinn. Alaina erhaschte einen Blick von seinem Gesicht und erkannte, dass es der tot geglaubte Jona war. Ihre Erstarrung löste sich und erfreut sprang sie in seine Armen.

„Ich dachte…. Du bist tot.“, entgegnete sie ihm, als sie von ihm abließ.

„Ich kann dir diese Verwandlung und das ich überhaupt überlebt habe nicht erklären. Es tut mir leid, dass ich dich nicht früher retten konnte.“, äußerte er auf den Boden starrend und sein durch die Veränderung schwarzes Haar fiel ihm ins Gesicht.

„Ich bin glücklich du bist hier. Das ist das Einzige was zählt.“, konnte die Prinzessin hervorbringen, bevor der Alarm im Schloss los ging.

„Hab keine Angst.“, beruhigte er sie und breitete seine Flügel aus. „Halt dich schön fest.“, fuhr er fort, ehe die Zwei aus dem Palast entkommen konnten.

Die Rettung

Als Auris dachte, dass ihr Leben nun vorbei war und sie qualvoll als Nahrung der Schattenkreaturen enden musste, sprang auf einmal eine in einen schwarzen Mantel umhüllte Gestalt hervor. Als die rätselhafte Person ihr rot leuchtendes Schwert aus ihrer Kleidung zog und es den Geschöpfen präsentierte, flüchteten drei der Kreaturen zurück ins hohe Gras. Nur ein paar orange leuchtende Augen starrten unbeeindruckt. Unerwartet schnellte das Monster aus der Wiese und nur der Mond ließ Auris die Umrisse erkennen. Es war um vieles größer als Auris dachte, und es lechzte nach ihren Beschützer in Not.

„Tu ihm nichts!“, schrie die Hochelfin verzweifelt mit letzter Kraft. Bei diesen Worten drehte sich der Fremde um und war nun eine leichte Beute für die Schattengestalt, die natürlich den Moment nützte und ihm mit einem heftigen Sprung attackierte. Rangelnd lagen sie am Boden und Auris fürchtete um ihren Helfer.

„Dieses Mal bist du dran.“, lachte der Fremde und schlitzte die Kreatur von unten auf. Dann stand er auf, als wäre überhaupt nichts gewesen und drehte sich um. Doch Auris, die noch immer am Boden saß, konnte sein Gesicht nicht erkennen.

„Du hast Nerven, Kleine.“, erwähnte er und reinigte den Schmutz von sich. Dann öffnete er seine Kapuze, schüttelte seinen Kopf und erst dann bemerkte er den tiefen Kratzer den das Wesen ihm über das rechte Auge versetzt hatte.

„Du blutest.“, entgegnete die Prinzessin dem Fremden und stand auf. Mitfühlend riss sie ein Stück ihres T-Shirts ab und drückte es ihm an die Stirn.

„Danke.“, sprach Auris glücklich und lächelte. Der Unbekannte aber schreckte zurück und sie schaute ihn verdutzt an.

„Du solltest lieber aufpassen, wo du dich in der Nacht herumtreibst. Das ist kein Spielplatz für kleine Mädchen.“, erklärte er hart und entfernte ihre Hand von seiner Stirn.

„Ach so nur, weil du ein Mann bist, bist du um vieles besser als ich oder was?“, sagte sie wütend.

Der Unbekannte lachte laut und die Hochelfin wurde noch zorniger.

„Was gibt es da zu lachen!“, knurrte Auris.

„Naja.“, begann der Fremde. „Nur das ich das selbe Geschlecht habe wie du.“

Auris schaute verdutzt, denn sie hatte noch niemals eine Hochelfin mit solchen Kräften und kurzen Haaren gesehen.

„Ich verzieh mich wieder.“, gab sie von sich, warf ihre Kapuze über ihren Kopf und schritt an Auris vorbei.

Auris aber wendete sich schnell um.

„Ich möchte nur deinen Namen wissen.“, meinte die Prinzessin.

„Alex.“, offenbarte die Kriegerin ihr, bevor sie im Wald wieder verschwand.
 

Fest klammerte sich Alaina seit einigen Stunden an Jonas Körper um nicht in die Tiefe zu stürzen. Die Flucht aus dem Palast des eiskalten Prinzen war ihnen knapp geglückt. Den ganzen Flug lang hatten beide nicht ein Wort gesprochen und Alaina wusste auch nicht wirklich was sie von seinen neuen Look halten sollte. Der tiefe Schnitt in seinem Gesicht formte sich schon langsam zu einer Narbe und obwohl sie das Fliegen genoss, wollte sie wieder auf festen Boden stehen. In diesen Moment verlor, der durch seine Verwandlung müde schwarze Engel die Kontrolle über seinen Körper und beide stürzten in den Wald unter ihnen.

Als Alaina ihre blauen Augen wieder öffnete, bemerkte sie, dass seine weichen schwarzen Flügel sie vorm Aufprall geschützt hatten. Erschöpft lag er neben ihr und lächelte sie an.

„Ich hätte doch vorher landen sollen.“, gab er zu.

„Hast du dich verletzt?“, fragte Alaina schnell besorgt und griff ihm mit der rechten Hand an die linke Wange.

„Nein. Es ist nichts.“, wollte er sie beruhigen. Um ihr seine Hartnäckigkeit zu beweisen setzte er sich auf und lehnte sich gegen einen großen Tannenbaum. Natürlich wusste Alaina das er alles herunterspielte, dass kannte sie ja schon von ihrer kleinen Schwester. Sie musste grinsen, als sie sich an ihre unglaublich tollpatschige Auris dachte, doch dann erinnerte sie sich wieder an den verhängnisvollen Tag und ihr Blick verdunkelte sich. Doch dann zwang sie sich selbst auf das jetzt und hier zu konzentrieren.

Obwohl sie auch Verletzungen hatte, machte sie sich mehr Sorgen um seine Gesundheit. Sie konnte nicht noch einmal verantworten, dass ihren einzigen Verbündeten etwas zustoßen könnte.

„Lass es einfach. Was ist eigentlich mit dir fühlst du dich schon besser?“, fragte er. Das Mädchen verzog ihren Mund.

„Ja, alles klar mit mir.“, antwortete sie flüchtig und blickte sich um. „Hmm, ich sollte sicherlich Kräuter finden die, unsere Wunden reinigen und pflegen können.“, offenbarte Alaina und griff sich nachdenklich über den Mund. Dann erst bemerkte sie, welche Worte aus ihrem Mund kamen. „Kräutern mit heilenden Wirkungen?“, sprach sie leise zu sich. Sie hatte doch noch nie etwas damit zu tun gehabt, vor allem nicht in dem Schloss, wo es ihr so gut ergangen war, aber warum hatte sie das erwähnt. Nachdenklich stand sie da und obwohl sie es nicht für wahr haben wollte. Es schien als würden ihre verlorenen Erinnerungen langsam wiederkehren, aber warum?

„Du solltest dich ausruhen und nicht am in der Nacht im Wald herumlaufen.“, versuchte der Engel sie umzustimmen.

Alaina nickte kurz und Jona sah das etwas sie bedrückte, jedoch wollte er sie nicht darauf ansprechen. Folgsam legte sie sich neben den Engel und blickte in den mit Sternen übersäte Himmel.

„Wieso tust du das für mich?“, fragte sie ihn, doch er drehte nur den Kopf weg.

„Sag es mir doch.“, stocherte die Rothaarige verärgert nach und stupste ihn in die Rippen.

„Jetzt komm schon.“, fuhr sie etwas genervt fort.

Doch er schüttelte nur den Kopf.

„Dein Kratzer im Gesicht schaut schlimm aus.“, wechselte sie das Thema.

Jona griff sich ins Gesicht und fühlte die tiefe Wunde.

„Mach dir keine Sorgen. Dein neuer Look schaut genauso gut aus.“, wollte sie ihn beruhigen, doch schaffte es nicht.

Seufzend schloss Alaina die Augen, sich selbst fragend, warum der schwarze Engel sie aus dem Schloss rettete, lag sie noch lange wach bis sie endlich einschlief.
 

Langsam schleppte sich Auris in den Wald hinein. Ihr Fuß blutete noch immer.

„Mist, ich hätte mehr beim Unterricht aufpassen sollen.“, sprach sie zornig zu sich.

„Wie soll ich jetzt noch wissen welche Pflanzen ich für diese Art für Wunde brauche.“, dachte die Prinzessin hoffnungslos und ließ sich auf den Erdboden fallen. Auris hingegen zu Alaina hatte natürlich Einzelunterricht am Hofe gehabt. Da Alaina nur die Ziehtochter war, war es ihr nicht gestattet daran teilzunehmen.

„Ich dachte, ich habe mich klar ausgedrückt vorher. Du sollst dich von hier verziehen. Zurück in deinen rosa Barbiepalast oder woher du kommst.“, entgegnete ihr eine ihr sehr bekannte Stimme.

„Barbiehaus! Du weißt doch gar nichts über mich! Wieso verfolgst du mich die ganze Zeit überhaupt, wenn ich dich störe?“, antwortete Auris wütend und setzte sich auf.

„Nein ich laufe dir sicher nicht nach. Man hat dich nur durch den ganzen Wald mit dir selbst sprechen gehört.“, lachte Alex und sie bemerkte, dass die junge Hochelfin verletzt war. Augenblicklich sprang sie von dem hohen Ast von dem sie die Prinzessin aus beobachtet hatte, genau vor Auris.

„Wenn du schon hier herumlungerst, sollte ich mir deine Verletzung ansehen.“, jammerte die Kriegerin und seufzte.

„Musst du nicht.“, erwiderte Auris sofort, doch Alex hob einfach ihren Fuß hoch und begutachtete die tiefe Wunde. Obwohl Auris schmollend am Boden saß, kümmerte sich Alex um ihren Fuß.

„Da, das sollte dir helfen.“, gab sie bekannt und als Auris dachte, dass die Kriegerin doch nett sein konnte, sprach Alex weiter. „Und wo hat sich Ken versteckt mit der weißen Rüstung und dem Schimmel?“ Alex schmunzelte wiederum als sie Auris erbostes Gesicht ansah. Dann trat sie vor und tatschte Auris auf den Kopf.

„Ich bin doch nicht dein Haustier!“, tobte die aufgebrachte Prinzessin und hatte es sich in den Kopf gesetzt, aufzustehen und Alex mit erhobenem Haupt zu verlassen. Doch als sie es versuchte, spürte sie einen stechenden Schmerz und sie fiel direkt in ihre Arme. Als Auris ihren Kopf hob und direkt in die stechend hellblauen Augen von Alex sah, wurde sie rot im Gesicht und damit Alex nichts bemerkte, drehte sie so schnell wie möglich ihren Kopf weg. Als Alex Auris gegen den nächstgelegenen Baum lehnte, wartete sie schon auf der nächsten charakterlosen Spruch von Alex, aber die Kriegerin nahm sie nur hoch.

„Ich schätze, ich kann dich wohl nicht alleine lassen, Barbie.“, erkannte sie und schüttelte den Kopf.

„Lass mich runter! Ich kann alles selber!“, raunzte Auris, doch Alex lachte nur.

„Du kannst dich ja nicht einmal gegen die Monster, die dich angriffen beschützen, wie willst du hier überhaupt überleben.“, sprach die Kriegerin herablassend.

Auris gab auf. Sie wusste jetzt auch nicht mehr, wie sie sich gegen die andere Hochelfe wehren sollte und nahm hin von Alex getragen zu werden.
 

Durchnässt wachte Alaina nach eine Weile wieder auf. Es war noch immer Nacht und der Mond ließ den Wald erhellen.

„Jona?“, fragte sie und rieb sich das rechte Auge. Obwohl sie sich in alle Richtungen umdrehte, konnte sie ihren neuen Begleiter nirgends erblicken und wurde unruhig.

„Vielleicht hatte Jona schon genug von mir.“, dachte sie pessimistisch und blickte traurig zum Boden. Nicht einmal der durch das Laub tropfende Regen weckte ihren tiefen Schlaf auf, so war die nasse Rothaarige gar nicht überrascht, dass sie nicht bemerkt habe, dass Jona schon lange fort war. Plötzlich hörte sie ihren Magen knurren und spürte, wie ihr Hals immer trockener wurde. Durch die ganzen Abenteuer hatte sie total auf Essen und Trinken vergessen und nun musste sie sich aufmachen um ihre Bedürfnisse zu stillen, bevor sie zu schwach war um zu weiter reisen. Müde stand sie nun auf und ihr doch so prunkvolles für den Ball extra ausgesuchtes langes blaues Kleid war nun nicht nur zerrissen, vom Blut und Dreck verschmutzt, sondern auch noch patschnass. Alaina seufzte, sie wusste, dass sie glücklich sein sollte überhaupt alles überlebt zu haben, doch trotzdem war sie ein bisschen traurig, dass ihr Lieblingskleidungstück so verenden musste. Genervt trottete sie im Regen in eine ihrer beliebigen Richtung um ihren Durst stillendes Wasser zu finden. Plötzlich rutschte sie aus und fiel in den Schlamm.

„Na super, das hat mir gerade noch gefehlt.“, motzte sie, als sie sich wieder aufraffte.

„Wie kann mich dieser Engel hier alleine lassen. Inmitten dieses blöden Waldes. Ich bin ja nicht Pocahontas, dass ich Spuren lesen kann und so aus dem Forst heraus komme.“, schimpfte sie und stapfte schneller durch die feuchte Erde. Der unnachgiebige Regensturm schien immer stärker zu werden und Alaina zitterte vor Kälte.

Nach einer Weile suchen, entdeckte sie etwas von weiten glitzern und ihre Hoffnung nun endlich etwas für ihre trockene Kehle gefunden haben, ließ sie ihre Müdigkeit vergessen und sie zwang ihren Körper die letzten Meilen dorthin zu laufen.

Sie hatte Recht. Es war ein sehr kleiner Quelle, der sich inmitten des Waldes gebildet hatte. Das ihr so ersehnte Wasser schien aus dem meterhohem Berg vor ihr zu stammen. Hartnäckig kletterte sie ein kleines Stück an den Steinen hinauf um den kleinen Wasserfall zu erreichen. Zügig begann sie ihre Hände unter das kalte Wasser zu halten und begann genüsslich zu schlürfen.

„Da Essen!“, hörte sie eine dunkle Stimme und als sie sich umdrehen wollte um zu sehen, was sie als seine Mahlzeit beschrieb, rutschte sie aus und fiel in das tiefe Gewässer.

„Gut gemacht du hast!“, schimpfte der linke Kopf des Ogers zu dem Rechten. „Nun du sie rausfischen kannst.“, fuhr er fort.

„Nein ich Angst vor Wasser.“, gab der Andere weinend zurück und als sie streitend kehrtmachten und sich vom See entfernten, hörte man etwas ins eiskaltes Wasser springen.

Die kleine Hütte inmitten des Waldes

Nach langem Nörgeln schlummerte die geschwächte und verletzte Hochelfin in den Armen der Kriegerin ein. Alexirias, welche der volle Vorname der Elfe war, hatte die leichte Prinzessin bis zu ihrem kleinen Versteck getragen. Obwohl sie sich nicht sonderlich für andere Personen interessierte, konnte sie Auris nicht ihr selbst überlassen.

Unerwartet entdeckte sie von weiten Rauch aufsteigen und sie wusste, dass es in der Richtung ihres unter Laub verdeckten Hauses war.

„Feuer?!“, rief Alex geschockt und weckte somit die schlafende Auris auf.

„Was ist los?“, brachte die Prinzessin verschlafen heraus, als sie die Augen öffnete.

Doch anstatt das die Kriegerin antwortete, sprintete sie mit Auris los. Nach einer Minute konnte Alex schon ihr Zuhause erkennen. Alles was sie besaß, löste sich zu Asche auf. Als sie Auris am Boden setzte und mutig etwas aus dem brennenden Hauses holen wollte, sah sie eine schwarze Fledermaus aus der Hütte verschwinden. Doch sie konnte sich jetzt nicht an das Verfolgen dieses Geschöpfes konzentrieren, sie musste etwas Wichtiges aus den lodernden Flammen retten.

„Geh dort nicht wieder hinein!“, schrie Auris besorgt und schleifte sich näher zu ihr heran. Doch Alex hörte sie nicht mehr, sie kannte nur einen Gedanken und das war ihr geliebtes Schmuckstück zu holen, welches sie auch ohne Bedenken machte. Mit einem Satz verschwand sie in ihrem lodernden Zuhause.

Auris versuchte behutsam aufzustehen und obwohl sie verletzt war musste sie die hartnäckige Kriegerin aus dem Feuer befreien. Doch ihr Körper ließ es nicht zu, sie musste draußen sitzen bleiben und zusehen, wie Sekunden verstrichen und sie noch immer nichts von der Elfin sehen konnte.

„Alex! Alex!“, verzweifelte sie langsam und als sie dachte ihre neu gefundene Freundin schon wieder verloren zu haben, fiel die keuchende Alexirias auch schon aus der Tür heraus und schleifte sich ein paar Meter weit zu Auris hin.

Die erleichterte Prinzessin krabbelte zu ihr hin und als sie sie erreichte, umarmte sie sie.

„Ich dachte, du bist tot!“, schrie sie sie an und Alex fing an zu lachen.

„So schnell sterbe ich schon nicht, Barbie.“, antwortete, die noch immer durch den Rauch geschwächte Kriegerin. Triumphierend hielt sie ihr aus dem Feuer gerettete Kette in die Höhe und küsste es.

„Wegen diesem alten Teil hast du dein Leben riskiert?“, nörgelte Auris und legte sich neben Alex ins Gras.

Die in Gedanken versunkene Kriegerin antwortete nicht und starrte nur auf ihren Schmuck. Nach einer Minute stand sie lächelnd auf. Auris schaute sie verdutzt an und setzte sich auf.

„Ich schätze, wir müssen heute draußen schlafen.“, sprach Alex als wäre nichts passiert.

„ Achja. Hier.“, fuhr sie fort, griff in ihre Manteltaschen und schmiss Auris eine Flasche Wasser und einen Schokoladenriegel in die Schoss.

„Warum glaubst du hat es solange in dem Haus gedauert.“, grinste Alex und legte sich wieder ins Gras. Behutsam packte sie ihre Kette in die linke Tasche.

„Du fandest auch noch Zeit was zu Essen und zu Trinken zu besorgen?“, musste dann auch Auris erkennen und sie brachen in Gelächter. „Also um dich muss ich mir ja gar keine Sorgen machen müssen.“, sprach die Prinzessin darauf und begann genüsslich den Schokoriegel zu verschlingen.

„Du solltest schlafen. Wir müssen morgen früh auf.“, beendete Alex die Konversation und drehte sich zur Seite.
 

„Ich hoffe, du hast eine gute Nachricht.“, hörte man eine weibliche Stimme hinter einen Vorhang sprechen.

„Nein.“, gab der kniende junge Mann von sich und senkte seinen Kopf.

„Ich konnte ihre Unterkunft zerstören, doch sie war nicht dort.“, sprach er weiter.

„Du machst es deiner Mutter nicht leicht dich zu lieben.“, gab die Frau von sich und trat vor dem roten Behang.

„Ich hätte sie schon als Neugeborene in die Flammen werfen soll.“, begann sie sich aufzuregen. „ Wieso habe ich auch nur meinen dummen Diener vertraut sie im Wald alleine umzubringen.“, seufzte sie und schritt die drei Stufen hinunter zu ihrem Sohn.

„Ich möchte, dass du sie auslöscht. NEIN, du musst! Ich will endlich die Vergangenheit hinter mir lassen.“, entgegnete sie ihm und er nickte verständnisvoll.
 

Durch das Heulen des Windes wachte Alaina auf. Die verletzte Prinzessin lag in einer kleinen Jägerstube und sie bemerkte ein kleines Feuerchen im Kamin, welches das kleine Haus erwärmte. Ihr zerrissenes Kleid hang an einem Stuhl davor und sie schrak auf.

„Was ist passiert?“, fragte sie sich. Sie griff auf Ihren schmerzenden Kopf und fühlte einen Verband.

Suchend blickte sie sich um und als sie im Begriff war aufzustehen um sich heimlich zu verdrücken, öffnete sich die Tür.

„Brr, draußen ist es kalt.“, hörte sie einen blonden Mann sprechen und versteckte sich unter der weißen Bettdecke. Als er seinen Mantel auf den Haken gehängt hatte, bemerkte er erst, dass die Rothaarige schon erwacht war,

„Ah, du bist wach.“, freute er sich, schriet zu ihr und entfernte die Decke aus ihrem Gesicht.

Mutig blickte sie ihm ins Antlitz.

„Wieso hast du mir mein Kleid entfernt?“, tobte sie zornig und er lachte.

„Keine Sorge, ich habe dir nichts getan. Kannst du dich den nicht mehr erinnern?“, antwortete der junge Mann und grinste sie an. Alaina hatte zuvor noch nie ein menschliches Wesen gesehen und obwohl sie erzählt bekommen hatte, dass sie eins sei, fühlte sie sich dem Blonden nicht ansatzweise verwandt.

Dann kamen die Erinnerungen vom dem Sturz in den See wieder.

„Dies ist nicht die normale Umgebung für eine wie dich.“, sprach er nachdenklich, als er sich an den braunen Stuhl beim Feuer niederließ.

„Ich möchte gehen. Reich mir mein Kleid.“, entgegnete sie ihn, denn sie vertraute dem Menschen nicht und war auch so aufgezogen worden keiner Rasse außer der ihrer zu trauen.

„Es ist fast so als hätte ich den Jackpot gewonnen. So oft passiert es eine wie dich zum Gesicht zu bekommen.“, redete er gelassen weiter.

Alaina verdrehte ihre blauen Augen.

„Eine wie dich… pfff… ich bin auch nur ein Mädchen oder hast du noch nie eins zu Sicht vekommen?“, antwortete sie nun schließlich und setzte sich auf.

„Neben dir auf der Kommode liegt ein langes schwarzes Hemd von mir. Das kannst du anziehen bis morgen, wenn du überhaupt aufstehen kannst. Ich dachte schon du wärst tot, als du im eiskalten Wasser herumtriebst.“, gab er von sich und lächelte über Alainas Kommentar.

„Danke, dass du mich gerettet hast.“, murmelte sie und legte sich wieder hin.

„Ich heiße Leo.“, stellte er sich vor. „Du befindest dich in meiner kleinen Jagdhütte, aber durch den Sturm draußen, musste ich den Tag ohne Jagen zu können hier drinnen sitzen. Als ich mir mehr Wasser holen wollte, sah ich dich trinken und den Rest den kennst du ja.“, fuhr er fort und seine grünen Augen leuchteten vor Freude.

Es war das erste Mal seit langem, dass sie sich ausruhen konnte, obwohl sie den Menschen nicht vertraute, war dieser ganz anders als ihr immer erzählt worden war.

„Meinen Diener, der mit mir hier war, habe ich schon zum Palast vorausgeschickt, als ich dich gefunden habe. Damit nicht gleich jeder dich sieht. Ich kann verstehen, dass du morgen wieder nach Hause gehen willst.“, sprach er wieder und stand auf.

„Ich bemerkte, dass du viele Verletzungen hast, aber ich wusste nicht ob ich dich mit menschlicher Arznei verarzten darf.“, fuhr Leo fort, schritt zu einen größeren Kasten hin und stöberte eine kleine Erste Hilfe-Truhe heraus.

„Ich denke, ich kann das alleine.“, antwortete Alaina und streckte ihren Arm aus.

Er nahm den Stuhl, der vor dem Kamin stand und platzierte ihn vor dem Bett. Dann ergriff er ihren rechten Arm und verband die Abschürfung, die sie sich beim Abstürzen zugezogen hatte. Sorg voll saß er Minuten da um sich um all ihre Wunden zu kümmern. Sie war verwundert, dass er sie nicht fragte, woher die Verletzungen waren oder warum sie überhaupt so tief in dem Wald war.

„So fertig. War ja nur halb so schlimm oder?“, fragte Leo und packte den Behälter wieder zusammen und platzierte es auf der antiken Kommode. Alaina blickte ihn nur kurz an, dann drehte sie sich und schloss die Augen. Müde zog auch Leo sich in sein Zimmer zurück. Obwohl er mit Alaina eine Freundschaft aufbauen wollte, versuchte sie so wenig wie möglich von ihr Preis zugeben.
 

Durch das Klirren des Geschirres wachte Alaina in der früh auf. Sie fühlte sich schon um vieles besser, als am gestrigen Abend. Still lag sie noch immer im warmen Bett und beobachte, wie der ungeschickte Mensch versuchte Frühstück für sie zu machen.

„Hmm, ob sie wohl Spiegeleier isst.“, fragte er sich laut und Alaina kicherte.

„Natürlich. Ich bin doch auch ein Mensch genau wie du.“, antwortete sie und er winkte ihr zu mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht. „Ein Mensch wie ich.“, murmelte er nur leise zu sich, doch Alaina überhörte die Bemerkung.

„Hungrig?“, lächelte Leo und stellte das fertig zubereitete Mahl auf den gedeckten Tisch.

„Das Paket hier ist für dich gekommen“, fuhr er fort und deutete auf die Kommode.

Alaina blickte ihn verwundert an. „Für mich?“, ermittelte die Rothaarige nochmals.

„Öffne es doch.“, munterte sie Leo auf und kam zum Bettgestell.

Langsam guckte sie in das rechteckige Päckchen und sichtete eine Jeans und ein Top in ihrer Größe. Fassungslos starrte sie ihn an.

„Ja, ja. Ich drehe mich schon um.“, sagte der Mensch kurz und drehte sich in Richtung Küche.

„Das soll für mich sein?“, wiederholte sie voller Freude.

„Probier es an.“, machte Leo ihr Mut und das tat sie auch.

„Fertig.“, gab sie rasch ein und musterte die Menschenkleidung.

„Steht dir.“, entgegnete er ihr kurz und schob den Stuhl vor, damit sie sich zum Frühstückstisch setzen konnte.

„Fühlt sich ungewohnt an.“, murmelte das Mädchen und ließ sich am Sessel nieder.

„Lass es dir schmecken.“, lächelte Leo, begab sich zu seinen Platz und begann zu essen. Alaina, die noch immer nicht genau wusste, was sie von dem Menschen halten sollte, roch an den Eiern, dass sie nicht vergiftet waren und dann als sich vergewissert hatte, dass alles frisch schien, begann sie die gut riechende Mahlzeit hineinzustopfen.

„Danke für alles.“, sagte sie danach.

„Nur kein Problem. Achja keine Sorge. Mein Diener hat dich nicht gesehen, aber ich werde wohl noch eine Nacht in dieser kleinen Behausungen bleiben müssen. Der Sturm hat noch immer nicht aufgehört und meine Eltern wollen mich gesund zurück.“, schwatzte er und lehnte sich zurück. „Also …“, fing er wieder an und ergriff ihre Hand am Tisch. „Wenn du mir Gesellschaft leisten willst, wäre es mir eine Ehre.“ Darauf küsste er ihre Hand und Alaina, die schüchtern wegblickte, nickte.
 

Rastlos flog Jona wieder zurück und hoffte Alaina schlafend vorzufinden. Die ganze Nacht lang konnte er nicht ein Auge zumachen. Etwas ihm Unbekanntes versuchte mit ihm Kontakt aufzunehmen. „ Jona… jona…“, hörte er noch immer in seinen Kopf herumschwirren. Als er landen wollte, war Alaina verschwunden.

„Nein! Ich hätte sie nicht alleine lassen sollen.“, machte er sich Vorwürfe und obwohl ihn die Stimme immer noch rief, fing er an die Rothaarige zu suchen. Hoffnungsvoll das Mädchen heil wieder anzutreffen, flog er durch den noch immer tobenden Sturm.

Dann entdeckte der Engel Rauch aus einem kleinen Häuschen dringen, in welchen es Licht brannte. Mit einem Satz war er auch schon am Fenster angekommen, um zu erkennen, ob seine neugefundene Freundin sich darin befand.

Als er durch das Holzfenster blickte, erspähte er Alaina mit einen unbekannten Menschen am Feuer sitzen und sie schauten glücklich aus. Jona wusste nicht was er davon halten sollte.

„Was macht dieser Schleimer mit ihr.“, knurrte er und obwohl er es selber nie zugeben würde, gefiel ihm die Situation nicht.

Zähneknirschend kauerte er sich unter das Fenster um zu überlegen, wie er Alaina erklären sollte, warum er sie in der Nacht alleine ließ. Die Wahrheit kam für ihn nicht in Frage, denn er wollte sie nicht unnötig beunruhigen.

„Mir wird schon etwas einfallen, wenn sie mich fragen wird.“, erkannte er entschlossen und bewegte sich zu der Tür. Klopfend stand er noch immer im Regen und sein schwarzes Haar war genauso durchnässt wie sein Gewand, doch das störte ihn kaum.

Zögernd öffnete Leo die Tür und sah den Engel vor sich. Alaina blickte erbost weg als sie Jona erkannte.

„Bitte, komm doch rein“, sprach Leo freundlich. „Möchten sie eine Tasse Tee?“, fuhr er fort und Jona verneinte. Ohne ein Wort von sich zu geben, marschierte er schnurstracks auf das Mädchen zu, doch Leo hielt ihn am Arm fest.

„Lass sie in Ruhe.“, fuhr er ihn an.

„Das ist schon okay.“, gab Alaina zurück und blickte den Engel an. „Also was gibt es?“, entgegnete sie Jona und legte ihren Kopf zur Seite.

„Es tut mir leid, ich musste kurz weg und als ich zurückkam, warst du schon davongelaufen.“, gab er bekannt und sie umarmte ihn.

„Also du hängst auch normalerweise mit Menschen herum?“, fragte er zögernd.

„Jona ist doch kein..“, doch dann unterbrach sie der Engel. „ ..normaler Mensch wie du.“, beendete er den Satz für sie und lächelte und als sich Leo erstaunt umdrehte um Tee aufzusetzen, schüttelte Jona den Kopf.

„Er kann sie nicht sehen.“, flüsterte er ihr ins Ohr und als er gerade sich einen Stuhl holen wollte, küsste sie ihm auf die rechte Wange.

„Ich hätte es besser wissen sollen.“, sagte die Rothaarige leise zurück und als er rot anlief und verlegen wegschaute, musste sie kichern.

Das Geständnis

„Aufwachen, Barbie.“, gab Alex von sich.

Auris gähnte herzhaft und setzte sich auf.

„Du musst jetzt deinen eigenen Weg gehen, Kleine.“, fing Alex wieder an und als sie sich auf den Weg machen wollte, ergriff Auris ihr Bein.

„Bitte lass mich nicht allein.“, flehte sie sie an.

„Das kann doch nicht wahr sein.“, seufzte Alex und versuchte die Prinzessin von ihr abzuschütteln.

„Es gibt doch genug Hochelfen mit denen du umherziehen kannst, muss es da gerade ich sein?“, sprach sie kühl und schüttelte den Kopf. Mutlos ließ Auris ab und stand langsam auf.

„Du hast Recht. Ich muss noch immer meine Schwester Alaina finden. Ich hoffe nur sie hat das Attentat überlebt.“, klagte Auris und lehnte sich an die nächstgelegene Tanne.

„Was ist passiert?“, fragte Alex neugierig, obwohl sie mit allen Mitteln versuchte Auris abzuschütteln.

„Mein Vater verlobte mich an so einen Nachtelf Prinzen, der meine Familie ausgelöscht haben könnte. Er hat nicht nur alle Hochelfen, die er erwischen konnte, sondern auch das Schloss sowie die ganze Stadt abbrennen lassen.“, erklärte sie und seufzte.

„Wer war das?“, wurde Alex wütend und schlug mit der rechten Faust gegen einen Baum.

„Avalarion.“, murmelte sie erbost und begann in eine Richtung zu humpeln. Als sie ein paar Meter entfernt war, spürte sie, wie jemand sie abstützte. Es war natürlich Alex, die ihre Meinung über sie geändert hatte.

„Du bist gar nicht so ein Prinzesschen als ich dachte.“, sprach sie kurz und lächelte sie an. Auris freute sich zutiefst, wollte es aber nicht zeigen.

„Mein Name ist Auris.“, gab sie bekannt und Alex nickte.
 

An den gegenüberliegenden Seiten des Tisches starrten sich Alainas zwei Hausgenossen an und sprachen kein Wort. Sie fühlte, wenn sie die Stille nicht sofort brach, dass sie sich bald schlagend am Boden befinden würden.

„Also Leo erzähl mir mal was über dich.“, fang sie an und tippte ihn auf die Schulter.

„Also ich lebe in einer unübertrefflichen Stadt, die an diesen Wald anschließt.“, begann er und konnte den gähnenden Jona im Augenwinkel erspähen. Um Alaina an seine Seite zu ziehen, fuhr er fort.

„Zudem herrsche ich bald über diese Großstadt.“, und als er den Satz beendet hatte, bemerkte er Alainas Interesse mehr über ihn zu erfahren.

„Und wie nennt ihr sie?“, fragte die Rothaarige neugierig und stützte ihren Kopf auf ihre Hand. Jona verzog das Gesicht.

„Wir nennen das Land Leutherion, es schließt an das südlich gelegene Tiannas an, falls du das kennst.“, sprach er gelassen und lehnte sich zurück.

„Oh wir sind in Leutherion“, staunte Alaina. Sie konnte es nicht fassen so weit weg von ihrer Heimat zu sein.

„Berichte mal über dich neuer Freund.“, lächelte er Jona auffordernd an.

„Es gibt nichts über mich zu sagen, du kannst meinen Namen erfahren und das reicht. Jonathan Allari.“, gab Jona kurz zurück.

„Du kannst dir Gewand von mir nehmen, wenn du möchtest und dich umziehen.“, sprach der Prinz und zeigte auf die Badezimmertür. Widerwillig stand Jona auf und nahm sich etwas aus Leos Schrank und zog sich ins Badezimmer zurück.

„So jetzt ist er weg.“, sprach der Mensch kurz und Alaina runzelte die Stirn.

„Du bist das hübscheste Geschöpf das ich je gesehen habe.“, fuhr er fort und nahm ihre Hand zu seinen Herzen. „Ich weiß, du kennst mich noch nicht, aber ich suche nach einer geeigneten Prinzessin schon mein ganzes Leben lang.“, erzählte er ihr schüchtern.

„Danke Leo.“, begann sie. „Ich würde mich sehr gerne mit dir dein Königreich anschauen und dich vielleicht heiraten, jedoch kann ich meine Suche noch nicht so leichtfertig beenden. Meine Schwester kann vielleicht alleine irgendwo umherirren und bis ich nicht überzeugt bin, dass sie schon von oben auf mich herabsieht, werde ich mich nicht geschlagen geben.“, antwortete sie und er nickte genervt.

Als Alaina die Badezimmertür aufgehen hörte, drehte sie sich erwartungsvoll zu ihr hin.

„Ich habe gar nicht bemerkt, dass meine Haare jetzt schwarz sind.“, nörgelte der aus dem Tor heraus schreitende Engel.

„Die Kleidung, die dir Leo gegeben hat, steht dir.“, lachte die Hochelfin und klatschte in die Hände. Jona verzog nur den Mundwinkel.
 

Bald erreichten die zwei Hochelfinnen den lang ersehnten Waldrand.

„So wohin gehen wir eigentlich?“, fragte Auris erschöpft vom Humpeln.

„In die Richtung, wo die Fledermaus her kam.“, antwortete Alex kurz und richtete ihren Finger nach Norden.

„Okay.“, sprach Auris laut und legte ihren Kopf auf die Seite. „Wie soll ich auf den Berg raufklettern?“, fuhr sie fraglos fort.

„Wenn du bei mir bleiben willst, musst du dort hingehen, wo es mich verschlägt.“, entgegnete die Kriegerin der Prinzessin rasch. „Über den Berg, rund herum der Menschenstadt und in den Wald von Leutherion.“, gab Alex von sich.

„Das ist aber weit weg von Tiannas.“, seufzte Auris und blickte zurück.

„Barbie, es gibt nur einen Weg. Du ziehst mit mir oder du bleibst hier, kapiert?“, fragte Alex rasch und begann durch das Feld zu wandern.

„Warte auf mich.“, rief Auris hinter her und zerrte sich nach.

„Mein Name ist noch immer nicht Barbie!“, knurrte die Prinzessin, doch Alex beachtete sie gar nicht. Ihr Blick war auf den Berg fixiert.

„Ich kann und will mich nicht verstecken.“, murmelte sie und zog ihre Kapuze wieder über den Kopf.

„Was?“, wollte Auris wissen, doch Alex stapfte nur durch den vom Regen erweichte Acker.

„Manchmal ist sie nett und dann ignoriert sie mich wieder.“, dachte sich Auris wütend. Ihr Fuß fühlte sich schon um vieles beeser an und sie konnte auch schon ohne Hilfe hinter der Kriegerin nacheilen.

„Sei nicht so langsam.“, nörgelte Alexirias und nahm Auris an der Hand.

Auris wurde rot im Gesicht und obwohl Alex sie lieblos nachzog, war sie mehr als froh, dass sie ihre Hand hielt. Noch Verstand Auris nicht, warum sie so fühlte nur das, wenn sie in der Nähe von Alex war, dass sie ein guter Schub Lebensenergie durchfloss. Sie hatte sich noch nie so gefühlt und wusste auch nicht was dies bedeutete.

Alexirias hingegen konnte sich nur auf eines konzentrieren und das war das Verstecken zu beenden und sich endlich ihren Ängsten zu stellen mit oder ohne Auris am Hals. Sie wünschte sich die Göre loszuwerden, doch sie konnte nicht. Obwohl Auris immer wieder versuchte ein Gespräch zwischen den Zweien aufzubauen, antwortete Alex nicht. Sie wollte nicht Auris in ihre Angelegenheiten reinziehen.

„Die Kleine hat schon genug Probleme.“, dachte sie sich immer wieder.

Nach einigen Minuten gab Auris auf Alex in eine Konversation zu verwickeln wollen.

„Es hat ja keinen Sinn.“, murmelte die Prinzessin verärgert.

„Am Abend werden wir ein kleines Menschendorf erreichen. Wir sollten versuchen etwas Proviant zu kriegen.“, gab die Kriegerin dann dennoch von sich.

„Ich habe aber kein Geld.“, sprach Auris und runzelte die Stirn.

„Ich habe ja auch nicht von Kaufen geredet, Barbie.“, seufzte Alex und verdrehte die Augen.

„Du musst noch viel lernen, Kleine. Wenn du in dieser Welt überhaupt überleben willst.“, sprach Alex zornig.

Die Menschensiedlung war direkt in einem Wald platziert, indem die zwei Reisenden eintraten um sich für den Überfall auszuruhen. Obwohl Alex sich mehr und mehr von Auris genervt gefühlt hatte, entschloss sie sich dafür Auris am nächsten Morgen in ein bisschen Kriegskunst auszubilden. Doch zuerst musste Alex sich einen Plan für die harmlose Attacke ausdenken.

„Also Auris, du wirst dich hier schlafen legen und ich werde es in der Nacht durchziehen. Falls ich nicht am Morgen zurück bin, verschwinde von hier.“, entgegnete sie der Prinzessin und Auris nickte einsichtig.

„Du schaffst das schon.“, machte sie ihr Mut und Alex lächelte. Sie hatte noch nie jemanden so reden gehört und es war ein gutes Gefühl.

„Wenn ich wieder komme, werde ich aus der Barbie eine Kriegerin machen, verstanden?“, fragte sie rasch, als sie in der angebrochenen Dunkelheit verschwand.
 

Es war schon Nacht, als Alaina nach dem langweiligen Tag am Fensterbrett saß und den Sturm beobachtete. Es war zu windig und regnerisch um einen Fuß vor die Tür zu setzen, so musste sie ihre Reise pausieren und noch eine weitere Nacht in der Jägerstube mit Leo und Jona verbringen. Obwohl Leo ihr einen Antrag machte sie in seine Welt mitzunehmen, konnte sie sich ein Leben ohne ihre kleine Schwester nicht vorstellen.

„Sie muss doch irgendwo da draußen sein“, seufzte sie und griff auf die Scheibe.

Dann schüttelte sie den Kopf und machte sich Hoffnung.

„Ich werde dich schon finden.“, sprach sie leise zu sich und starrte in die Dunkelheit.

Sie hatte, aber noch ein anderes Problem, das ihr durch den Kopf ging.

Den ganzen Tag versuchte sie rauszukriegen, warum der Engel ihr immer beiseite stand.

„Ich meine wir kennen uns doch gar nicht und doch ist er schon mehr als nur ein Freund für mich“, dachte sie sich und als sie ihren Blick auf die Zwei richtete, lief sie rot an, als die Beiden sie anlächelten.

Bald darauf verschwand Jona hinter der Badezimmertür um zu duschen und Alaina war wieder alleine mit dem Blonden.

„Na, was beobachtest du draußen?“, lächelte er freundlich und stellte sich hinter ihr.

„Nichts eigentlich.“, gab sie kurz zurück und starrte ihre Reflektion an.

„Ich werde schon zu Bett gehen.“, sprach er rasch, umarmte sie von hinten und trottete in sein kleines Gemach.

Mit der rechten Hand durch die nassen Haare fahrend wandte sich der gerade aus dem Tor schreitende Jona seinem Bettgelage zu, welches sie vor einer Stunde direkt neben Alainas Bett gestellt hatten.

Gleich darauf legte sich auch die Prinzessin in ihr Bett, drehte sich mit dem Gesicht zur Wand und lag nun auf der Seite.

„Du bist aber schnell mit duschen.“, kicherte sie und lächelte.

„Naja.“, sprach er nur kurz und wurde rot. Er wollte nur nicht die Zwei lange alleine lassen, doch das konnte er nicht erwähnen.

„Ich würde wirklich gern wissen warum du immer an meiner Seite bist? Ich bin dir dankbar natürlich! Aber versteh mich nicht falsch, ich weiß nur nicht den Grund?“, fragte sie kurz.

Jona verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf um ihn ein bisschen abzustützen. Nach einer Weile brach der Engel die Stille um Alainas Frage zu beantworten.

„Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll.“, erzählte er leise und wurde unruhig.

„Ich nehme an, dass du niemals erfahren hast, dass bevor dein Ziehvater deine Ziehmutter zur Frau nahm, war sie nach dem Tod meiner Mutter an meinen Vater versprochen, der damals aussichtsreicher Herrscher einer großartigen Engelsstadt war. Sie sahen immer so glücklich aus miteinander.“, stoppte er kurz und holte tief Luft. „Doch dann ..“. Er seufzte und fuhr wieder fort. „..überzeugte dein Ziehater seinen langjährigen Engelsfreund Ciro einen Putsch zu versuchen, welcher ihm dann auch gelang.“, erklärte er ihr wütend. „ Vater wusste natürlich davon, aber er ließ alles über ihn kommen und ich war noch zu jung um es zu verstehen. Als er schon die Männer hörte, drängte er mich dazu, mich in meiner kleinen Spielhöhle zu verstecken, was ich dann auch tat.“, dann stockte Jona. „Ich musste mit ansehen, wie dein Vater ihn zum Sterben liegen ließ.“

Er seufzte traurig.

„Ich rann zu ihm und er blickte mich lächelnd an. Seine letzten Worte waren:“ Das rothaarige Mädchen von Thalas wird unsere Hoffnung sein. Schwör mir auf sie aufzupassen.“ und ich hielt mein Zusage. Jetzt weißt du, wer dich bis heute immer wieder begleitet hat. Ob du traurig warst oder glücklich, wenn du mit Auris spielen warst oder du im Saal deines Vaters sitzen musstest. Ich war da.“, gab er schlussendlich zu. „Als ich älter wurde und du hübscher verlor ich mich in deinen blauen Augen.“, murmelte er dazu und lief rot an.

Wartend starrte Jona nervös auf Alainas Decke. Doch dann setzte er sich auf.

Alea war längst eingeschlafen. Jona seufzte und doch grinste.

Abschied

Wie ein Schatten bewegte sich Alex voran bis sie die Lichter des Dorfes erblicken konnte, dann erst stoppte sie.

„Diese Auris kann auch gar nichts.“, dachte sie sich verärgert. „Jetzt kann auch ich noch alles beschaffen. Wieso kann ich sie einfach nicht ihrem Schicksal überlassen, genauso wie meine Mutter mich damals. Sie ist mir doch eh nur ein Klotz am Bein.“, knurrte sie zu sich selbst, doch dann schüttelte sie den Kopf um Auris aus ihren Gedanken zu verdrängen. Es war jetzt viel wichtiger Sachen für die Reise zu besorgen.

„Okay eine große Tasche, Essen und genug zum Trinken und etwas Anständiges für Barbie zum Anziehen.“, begann sie in ihren Gedanken sich auszumalen.

Als der Mond genau über ihr stand, wusste sie, dass es nun die beste Zeit war die gewünschten Sachen zu entwenden. Langsam schlich sie sich an das am nahesten zum Wald stehende Bauernhaus heran und blickte durchs Fenster, ob auch alle Bewohner tief und fest schliefen, welches sie auch taten. Erst dann begann sie ihren Beutezug. Das erste Haus war natürlich ein Volltreffer gewesen und Alex war stolz auf sich. Zuerst fand sie einen großen Rucksack, wo sie alles Mögliche zum Essen und Trinken hineinstopfte und als sie gerade das Haus verlassen wollte, sah sie im Badezimmer Gewand, das nur Menschen trugen, auf einer Leine hängen, also nahm sie auch das mit.

Zum Glück für Alex hatte die Familie, die sie bestahl, keinen Hund, sonst hätte sie ein großes Problem gehabt. Als sie durch die Tür wieder in den Forst verschwand, war sie glücklich alles ohne Vorfälle überstanden zu haben. Als sie mit erhobenem Kopf wieder zurück zu Auris gehen wollte, ergriff sie von hinten eine Hand und sie drehte sich blitzschnell um.

„Nicht so schnell, Süße.“, sagte der Mensch, der ihren Arm anpackte. Er hatte einen Dolch in seiner Hand und lächelte verschmitzt.

„Ich glaube, du hast vergessen mir einen Gute Nacht Kuss zu geben.“, fuhr er fort und begann mit seinen Lippen ihren nah zu kommen.

Alex schaute nur verdutzt und biss ihm mit ihren scharfen Eckzähnen in die Lippen.

„Verzieh dich.“, knurrte sie. „Du bist im Weg.“

„Zier dich nicht so, du Biest.“, tobte er und zog sie an sich. In diesen Moment zog sie ihr Schwert und schnitt seinen Körper in zwei Teile.

„Mir stellt sich niemand in den Weg.“, bemerkte sie noch herzlos und als sie sich schon zu Auris aufmachen wollte, vernahm sie ein Lachen.

„Und wie schmeckt dir Blut?“, hörte sie dieselbe Stimme fragen.

Alex legte erzürnt den Kopf zu Seite und versuchte das Geschöpf zur Stimme im Wald zu erspähen.

„Hier bin ich.“, entgegnete er ihr und winkte ihr am Ast sitzend zu. Er hatte aufgestelltes kurzes braunes Haar und hellgrüne Augen.

„Was willst du?“, knurrte die Kriegerin.

„Ich heiße Seth.“, stellte sich der zirka 15 Jahre alte Junge vor und lächelte sie an. Bevor Alex antworten konnte, fuhr er fort: „Schön dich endlich kennen zu lernen. Ich habe von dem Tag immer geträumt.“

„Verschwinde oder du wirst genauso aufgeschlitzt.“, zürnte sie noch mehr.

„Aber, aber.. du willst doch nicht deinen kleinen Halbbruder verletzen.“, erzählte er ihr und sprang vor ihr. Er war ein bisschen größer als Alex, aber sehr schmächtig.

„Ich habe keine Familie.“, antwortete die Kriegerin und drehte sich ab.

„Ich dachte mir schon, dass du so reagierst.“, sprach er und schüttelte den Kopf.

„Ich wollte dich nur warnen.“, fuhr er fort und sie blickte ihn wieder an. „Ich habe von nichts und niemanden Angst.“, lachte Alex.

„Ich habe da anderes gehört. Ich weiß, dass du geweint hast wie ein kleines Menschenmädchen, als die Wachen dich töten wollten. Und gebettelt hast du. HAHA. Ein Vampir bettelt. Scheint wohl deine Hochelfen Seite zu sein.“, erklärte er ihr und lachte. „Ich kann verstehen, dass Mutter dich hasst, du hast absolut nichts von einem Vampir. Und ich finde deine weibliche Seite faszinierend.“, fing er wieder an.

Als Alex schon wütend ihr Schwert zog, erhellte ein schriller Ton den Wald und sie musste ihre Ohren zu halten.

„Mutter ruft. Danke für das Zusammentreffen. Wir werden uns wieder sehen.“, lächelte der Junge, bevor er sich in eine Fledermaus verwandelt und wegflog.

„Mischt euch nicht in mein Leben ein!“, schrie sie ihm nach, bevor sie wieder zurück zu Auris marschierte.
 

„Jona…Jona..“, rief die Stimme wieder. Er stand in einen schwarzen Raum und konnte nichts erkennen. Dann erkannte er jemanden in der Ferne näher schreiten.

„Aber du bist..“, begann er, doch er wurde unterbrochen. „Ich weiß, du kannst noch nicht mit deinen neuen Ich umgehen, aber du wirst es schon lernen.“, lächelte die Jona sehr bekannte Person ihn an.

„Ich kann nicht lange diese Traumwelt erhalten. Hör zu Jona.“, dann stockte sie und fiel auf die Knie. „Auris lebt, finde sie. Du musst sie finden und verliere Alaina nicht wieder und Leo…“, doch dann verschwand dieser Jemand auch wieder in der Dunkelheit des Raumes und Jona wachte auf.
 

Auris schlief schon lange tief und fest auf dem weichen Gras des Waldes. Sie hatte seit Tagen sich so beschützt gefühlt. Obwohl sie sich um Alex sorgte, war sie sicher, dass die Kriegerin auf sich selbst aufpassen konnte.

Plötzlich hörte sie jemanden auf sie zuschreiten und sie riss ihre Augen auf.

„Gut, dass du wach bist. Wir sollten uns auf den Weg machen.“, entgegnete ihr Alex. Es war bald Sonnenaufgang und Alexirias wollte ihr Ziel so schnell wie möglich erreichen, bevor die Menschen aufwachten und bemerkten, was geschehen sei.

„Alles okay?“, fragte die Prinzessin die andere Hochelfe.

„Was fragst du so blöd?“, gab Alex zurück und schüttelte den Kopf. Schnell zog sie die in den Rucksack gestopfte Kleidung raus und schmiss sie vor Auris.

„Such dir was aus und mach schnell.“, fuhr Alex weiter fort. Auris zog eine Jeans und ein dunkelrotes T-Shirt heraus und zog sie an.

„Fertig.“, sprach sie glücklich und musterte sich selbst.

„Ich hoffe du scherzt.“, hoffte Alex und beäugte die Prinzessin. Dann griff sie den am Boden liegenden schwarzen Kapuzenpullover und warf ihr ihn zu.

„Wir wollen doch unauffällig sein. Bunter Vogel kannst du Zuhause im Barbiehaus spielen.“, warf sie ein und rollte ihre Augen.

„Na toll jetzt hat die wieder schlechte Laune.“, dachte sich Auris und zog den Pullover über.

Bestimmt schubste sie Auris in die Richtung in die sie gehen wollte und seufzend trottete Auris hinter der Kriegerin nach. „Besser als alleine zu sein“, seufzte sie zu sich selbst.
 

Am Morgen wachte Alaina früh auf. Herzhaft gähnte sie, drehte sich um und beobachtete den schlafenden Engel. Langsam stand sie auf und schlich ins Badezimmer. Endlich fand auch sie Zeit und Kraft sich zu duschen und musste nicht auf die Zwei aufpassen. Als sie ihre Kleidung auf eine kleine Kommode gelegt hatte, ließ sie sich ein Bad ein. Versunken in Gedanken starrte sie auf das Wasser, das aus der Brause floss und wartete bis sich die Badewanne füllte. Erst dann legte sie sich in das heiße Wasser.

„Was soll ich nur machen?“, fragte sie sich selbst und seufzte. „Soll ich nach Auris suchen oder.. ich weiß nicht mehr weiter.“, jammerte sie und tauchte unter. In diesen Moment betrat Jona das Badezimmer. Als Alaina wieder herauf kam, erschrak sie.

„Jona! Dreh dich um!“, schrie sie ihn geschockt an.

Er tat warum sie ihn bat und wurde errötete.

„Ich habe nichts gesehen.“, stotterte er und schluckte. „Dein Bad ist voll von Schaum.“, sagte er noch flink.

Beruhigt lehnte sie sich auf den Badewannenrand. „ Bleib hier.“, sprach sie, als Jona den Raum wieder verlassen wollte.

„Ich weiß nicht, was ich tun soll..“, begann sie und seufzte.

„Natürlich tust du das.“, machte er ihr Mut.

„Komm setz dich zu mir, aber nicht schauen.“, entgegnete sie ihm und er ließ sich mit dem Rücken zum Badewannenwand nieder.

„Denk doch nach.. ich bin mir sicher, dass du genau weißt, was zu tun ist.“, wiederholte er sich und wurde immer zappeliger.

„Ich möchte aufgeben.. mich verstecken, doch dann sehe ich in deine tapferen Augen und ich weiß, dass Auris irgendwo da draußen ist. Du hast recht, ich weiß es..“, sprach Alaina und umarmte ihn von hinten. „Es gibt zwei Städte mit Hochelfen. Ich weiß, dass am Strand von Lorinn eine geben soll. Ich war noch nie dort und habe auch meinen Vater nie darüber sprechen hören. Wir müssen gehen und Bescheid sagen. Wenn sie eine Hochelfen Stadt ausgelöscht haben, könnten sie auch einen Angriff auf Lorinn planen.“, redete das Mädchen bestärkt, nahm ihr Handtuch, trocknete sich ab und schob den noch immer verschüchternden Jona aus der Tür hinaus.

Rasch zog sie sich an und trat in das andere Zimmer, wo Jona und Leo schon auf sie warteten.

„Tut mir leid Leo. Ich kann dein Angebot nicht annehmen. Ich habe Verpflichtungen, die ich einhalten muss. Ich wünschte manchmal mich verstecken zu können, aber das kann ich nicht und will ich auch nicht. Du bist ein netter Mensch und obwohl ich dich mag, sind andere Sachen einfach wichtiger.“, erklärte Alaina und nahm Jonas Hand. „Danke für alles.“, sprach sie noch und umarmte ihn.

„Ich hoffte du wärst vernünftiger, aber ich werde dich ziehen lassen müssen.“, seufzte er, stand auf und packte den Zwei ein paar Sachen in eine Tasche. „Du kannst mein schwarzes Pferd haben, welches draußen steht, und vergiss nicht das du in meinen Königreich immer willkommen bist.“, warf er ein, als er ihr den Sack überreichte.

Danach marschierte Alaina schon zu dem Pferd hinaus.

„Pass auf sie auf. Und du hast noch nicht gewonnen, mein Freund.“, flüsterte der Prinz zu Jona und boxte ihn auf den Arm.

Obwohl Jona fliegen konnte, setzte er sich hinter Alaina auf das Pferd. Seine Flügel waren noch ein bisschen geschwächt und er wollte sie ausruhen. Winkend ritten sie los.
 

„Wo warst du die ganze Zeit?“, schrie die Mutter und ihre nur weiblichen Dienerinnen schraken zusammen.

„Bin nur ein bisschen herumgeflogen.“, antwortete Seth kühl und sie schlug ihn ins Gesicht.

„DU darfst gar nichts außer gehorchen. Ich weiß, wo du warst. Lüg mich nicht an.“, tobte sie und sie verzog sich in ihr Gemach.

Kopfschüttelnd marschierte auch Seth in sein Zimmer. Er war obwohl seine Mutter seine Halbschwester hasste, glücklich sie getroffen zu haben.
 

Zu Mittag waren die zwei Hochelfinen noch immer unterwegs. Alex stapfte schnurstracks in die Richtung sie wollte und Auris, die das ganze herumwandern nicht gewohnt war, begann zu jammern:

„Bitte, lass uns eine Pause machen.“, bettelte sie und Alex stieß sie unerwartet zu Boden.

„Bettel niemals!“, schrie sie die Prinzessin an und Auris setzte sich entsetzt auf.

Alex warf ihr Brot und eine Flasche Wasser zu. Fassungslos begann Auris an ihren Brot zu knabbern und konnte nicht mehr ein Wort herausbringen. So hatte sie noch nie jemand behandelt und obwohl sie wusste das die Realität often grausamer war als ihr beschütztes Leben, fand sie Alex verhalten manchmal übertrieben.

„Noch ein paar Stunden, dann erreichen wir bald das Gebirge.“, sprach Alex wieder. Die Kriegerin fühlte sich schlecht, weil sie Auris so behandelt hatte. Doch sie konnte sich einfach nicht entschuldigen. Es war ein Zeichen der Schwäche für sie, die sie einfach nicht zeigen wollte. Plötzlich schwankte Alex und als sie fast niederbrach, konnte Auris sie noch gerade auffangen.

„Was ist heute mit dir los?“, fragte sie besorgt.

„Es ist gar nichts!“, sprach Alex rasch und hockte sich neben die Prinzessin.

Alex wusste nicht was mit ihren Körper los war. Sie fühlte sich schwindlig und umso mehr Wasser sie trank umso schlechter wurde es.

„Das scheint ein nettes Fleckchen Wald zu sein. Wir sollten uns ausruhen.“, sprach die Kriegerin gelassen und legte sich auf den Boden. Auris zuckte ihre Schultern und ruhte sich ohne zu Antworten auch aus.
 

Nach einer Zeit wurde Leo von seinen treuesten Diener abgeholt. Der Prinz seufzte mehrmals.

„Was ist los?“, fragte sein Angestellter nach.

„Es ist nichts Sebastian.“, antwortete er genervt. Er wusste, dass Alaina ihre Entscheidung fiel und er sie nicht stoppen konnte. Das Einzige, das er nicht mochte, war Jona.

Jedes Mal als er an ihn dachte, wurde er wütend.

„Dieser Mensch was hat er nur was ich nicht habe.“, jammerte er auf der Reise in sein Schloss wieder und wieder.
 

Im Galopp schnellte Alaina mit Jona durch den Wald.

„Bitte, ich will nicht sterben. Lass mich runter.“, flehte Jona und umarmte die Rothaarige immer fester. Natürlich stoppte Alaina und obwohl sie wusste, dass Jona Angst vor Pferden hatte, begann sie zu lachen. Ängstlich rettete sich der Engel von dem schwarzen Pferd.

„Es ist der Teufel.“, murmelte er und stand neben der grinsenden Alaina.

„Ja, böses Pferdchen.“, konnte sie noch herausbringen.

„Ich fliege eben lieber.“, gab er zurück und drehte sich verärgert um. „Zuerst dieser Alptraum und dann dieses Pferdereiten.“, jammerte er mit dem Rücken zu Alaina gedreht und den Armen verschränkt

„Der Traum.. es war kein Traum…“, fiel ihm dann ein und er erschrak.

„Was hast du denn geträumt?“, fragte Alaina neugierig, doch Jona, der sich wieder zu ihr wendete, schüttelte nur den Kopf.

„Nicht wichtiges.“, erklärte er ihr, spreizte seine schwarzen Flügel und flog hoch. Nach einer Minute kam er wieder auf den Boden zurück.

„Also Lorinn ist da lang, du kannst den langen Weg nehmen oder durch das Land der Riesen gehen und somit ein paar Tage schneller dort zu sein, wenn du es überhaupt findest.“, erzählte Jona weiter. „Aber..“, fuhr er seufzend weiter. „Ich glaube, du musst ohne mich weiter.. Ich habe etwas Wichtiges zu erledigen. Bist du dir sicher, ich kann dich alleine lassen?“

Alaina zuckte die Schultern. „Deine Sache..“, sprach sie schnell und verbarg ihre Tränen. „Ich muss jetzt los Jona. Ich hoffe, wir sehen uns wieder.“, rief sie als sie schon davoneilte. Sie wollte nicht zeigen und vor allem nicht sagen, dass sie ihn an ihrer Seite haben wollte.

Schmerzen

Als die letzten Strahlen der untergehenden Sonne den Wald in ein orange und rot färbte, wachte Auris erschöpft auf. Ruhig schlief Alex neben ihr und sie beobachtete sie ein paar Minuten.

Alex und drehte sich verschlafen zu der Prinzessin und schnellte dann auf.

„Ich wollte dich gerade aufwecken, damit wir bald dein Ziel erreichen.“, murmelte Auris und stand auf.

Alex griff sich auf den Kopf. Ihr war noch immer schwindelig und obwohl ihr Körper sie nicht weggehen lassen wollte, war ihre Sehnsucht das Gebirge hinter sich zu lassen zu groß, also stemmte sie sich auf, nahm die Tasche auf ihren Rücken und ließ sich nichts anmerken. Sie wollte keine Schwäche zeigen, dieses Wort war nicht einmal in ihren Wortschatz. Seit dem Vorfall mit ihrer Mutter wollte sie keine anderen Gefühle als Hass, Rache und Kälte haben. In ihren Leben war kein Platz für Liebe genauso wenig wie Weichheit und Furcht. Sie hatte vor nichts und niemanden Angst und falls sich wer ihr in den Weg stellte, lebte er nicht länger als fünf Minuten.

Natürlich erkannte Auris, dass es Alex nicht so gut ging und um der Kriegerin zu beweisen, dass auch sie ein Ziel haben konnte, nahm sie die Hochelfin an der Hand und zerrte sie hinter ihr her. Die geschwächte Alexirias lächelte. Sie hätte so was nicht von der Prinzessin erwartet.
 

Zittrig ließ Alaina das Pferd immer schneller und schneller galoppieren. Sie schloss ihre Augen, als das Pferd durch den Wald hastete, und sie hoffte bald das Ende erreicht zu haben. Aber als sie ihre Augen zukniff, lenkte sie nicht, so entschied das Pferd einen anderen Weg als nach Lorinn einzuschlagen und als die Prinzessin wieder nach vorne blickte, schien sie in der Wildnis zu stehen. Es roch fürchterlich nach verfaultem Fleisch und obwohl das Mädchen noch immer unsicher war, gab sie ihrer Neugier nach und stieg vom Pferd ab um den entsetzlichen Geruch nachzugehen. Als sie über den Hügel blickte, erspähte sie ein kleines Trolldorf.

„Oh oh.“, dachte sie sich und sprang so schnell sie konnte wieder auf das Reittier auf. Doch die immer hungrigen Trolle hatten sie schon lange bemerkt und waren auch schon hinter ihr her. Obwohl sie die Schreie, der ihr nach dem Leben lechzenden Monster, hinter ihr vernahm, konnte sie kein Wort verstehen, aber sie fühlte sich sicherer einfach davon zu eilen. Als sie einen Pfeil in ihrer Richtung fliegen sah, schrak das Pferd auf, die Prinzessin fiel und rollte einen Hügel runter.

Unten angekommen war es wieder Stille und obwohl Alaina verletzt war, lag sie ruhig im Gras. Verzweifelt schloss sie ihre Augen.

„Wieso hab ich Jona gehen lassen.“, dachte sie sich traurig und seufzte. Unerwartet hörte sie etwas ihr näher kommen.
 

Nachdem Auris Alex eine Weile hinter ihr hergezogen hatte, blieb Alex plötzlich stehen.

„Es ist Zeit.“, sprach sie flüchtig und zückte ihr rot leuchtendes Schwert heraus.

„Was willst du, damit machen?“, zuckte Auris zurück.

„Stell dich nicht so an.“, seufzte Alexirias und rollte die Augen. An ihrer rechten Seite hatte sie einen eher kleineren blau leuchteten Dolch, welchen sie ergriff und ihn Auris überreichte.

„Du sollst bevor wir weitergehen, zumindest ein bisschen Kämpfen können, Dummerchen. Du handelst ja schon bevor du den Dolch in der Hand hast wie ein Baby.“, entgegnete die Kriegerin Auris, die den Kopf schüttelte. Langsam reichte es mit den dummen Bemerkungen für Auris.

„Du weißt ja nicht einmal wie du es halten musst.“, brach Alex zum Lachen aus.

Alex schritt hinter ihr und zeigte ihr, wie man den Dolch richtig handhabte.

„Das kann doch nicht normal sein.“, dachte sie sich nachdenklich und als Alex sie zum Kämpfen aufforderte, war sie noch immer in Gedanken.

„Wir lernen jetzt nicht wie du am besten für Ken kochst, sondern wie man sich zu Wehr setzt.“, erklärte Alex und klopfte Auris auf den Kopf.

„Ja, ja.“, antwortete Auris nur genervt.

Dann begann Alex sie anzugreifen und die Prinzessin wehrte gekonnt ab. Umso mehr die Kriegerin sie attackierte umso besser wurde Auris und Alex musste erkennen, dass Auris richtig Talent hatte, aber natürlich verschwieg sie das. Nach drei Stunde ließ sich Auris am Boden fallen.

„Ich bin müde.“, maulte sie und legte sich mit dem Kopf gegen den Rucksack.

„So wie du kämpfst, wäre ich auch erschöpft.“, neckte sie Alex. „Für heute sind wir fertig. Ruh dich aus, denn morgen ist ein wichtiger Tag.“, warf die Kriegerin noch kurz ein und gähnte dann, doch Auris schlief bereits.
 

„Jona…Jona…“, rief die Stimme erneut, als der Engel endlich eingenickt war. Obwohl er seine Aufgabe erfüllen wollte, konnte er nur die ganze Zeit an Alaina denken und als es Abend war, war er so müde von seiner Suche, dass er sich auf einen großen Ast niederließ und einschlief. Derselbe Raum, dieselbe Person.

„Ich muss dir etwas zeigen, schnell.“, sie schritt vorwärts und hielt ihre Hand vor seine Augen. Und Jonas Augen spielten ein Bild in seinen Kopf ab. Er erkannte die junge Prinzessin und ihr Begleiter. Dann einen großen Berg. Als er das dritte Bild formte, hörte er die Person schreien und wachte auf.

„Was war geschehen?“, fragte er sich und setzte sich auf. Um zu versuchen nochmals Kontakt aufzunehmen, schloss er die Augen und schlief er nochmals ein.
 

„Wir müssen weiter“, sprach Alex. Sie fühlte sich schon um vieles besser und sie musste zugeben, dass Pausen manchmal gut taten.

„Lass mich schlafen Alaina.“, winkte Auris ab und drehte sich zur Seite. Mit einem leichten Tritt weckte Alex dann dennoch Auris auf.

„Wenn du noch mit willst, dann beweg dich gefälligst.“, seufzte Alex und packte Frühstück aus dem Rucksack. Auris, die zwar wach war, lag immer noch faul und gähnend auf dem Boden.

„Ich bin noch immer müde.“, jammerte sie und anstatt Mitgefühl zu zeigen, schmiss Alex ihr ein Sandwich ins Gesicht.

„Du bist verzogen. Iss und sei ruhig.“, erklärte die Kriegerin rasch und stopfte ihr Mahl in ihren Mund.

Auris war schon von Anfang an schlecht gelaunt. Schon wieder war Alex gemein zu ihr und sie wünschte sich ohne sie weiterreisen zu können. Aber sie wusste ohne sie könnte sie in dieser Welt kaum bestehen. Also konnte sie nur essen und ihr nachtrotten.

„Hast du deine Menstruation?“, fragte Auris, den das war ihre einzige Erklärung von Alex Gefühlsschwankungen.

Alex Blick verdunkelte sich und sie begann einfach den Berg raufzumarschieren.

„Warte.“, rief Auris und schmiss alles wieder zurück in den Rucksack, nahm ihn und lief ihr nach.
 

Ängstlich kniff Alaina ihre Augen zu. Sie hatte doch keine Ahnung wie sie sich gegen Trolle zu Wehr setzen sollte.

„Alaina?“, fragte eine ihr sehr bekannte Stimme und das Mädchen riss die Augen auf und sprang in seine Arme.

„Leo.“, freute sie sich zutiefst.

„Aber was machst du denn hier? Ist alles okay? Wo ist der andere Mensch? Hat er dich alleine gelassen? Dieser Mistkerl! Ich werde ihn…“, doch dann stoppte er, als er Alaina zittrig an seinen Körper geschmiegt hatte.

„Ist schon gut.“, fuhr er fort und strich ihr durch ihr rotes Haar. Alaina war glücklich jemanden bei ihr zu haben, den sie kannte. Alleine fühlte sie sich verloren, doch sie konnte niemanden um Hilfe bitten. Vor allem nicht Jona. Er hatte schon genug für sie getan.

„Willst du, dass ich dich begleite?“, fragte der blonde Prinz und Alaina nickte. Er nahm sie hoch und ließ sie mit ihm in die Kutsche steigen.

„Nach Lorinn bitte, Sebastian.“, bat er ihn und sie begannen ihre Reise.
 

„Komm schon, das war eine normale Frage.“, versuchte Auris Alex zu überzeugen.

Den Kopf schüttelnd stapfte Alex wortlos den Weg herauf.

„Dieses Kind hat doch keine Ahnung.“, dachte sie sich wütend und ballte eine Faust. Obwohl Auris nur drei Jahre jünger war als die Kriegerin behandelte sie gerne die Prinzessin als wäre sie noch ein Kind.

Plötzlich blieb Alex stehen, denn sie fühlte einen stechenden Schmerz in ihrem Herzen. Ungeschickt stieß die abwesende Auris in ihre Freundin.

„Pass doch auf.“, warnte Alex und hielt ihre Hand auf die Schmerzstelle.

Auris blickte sie verwundert an.

„Ist alles okay?“, fragte sie besorgt, doch Alex stupste sie nur, als Zeichen, dass sie vorangehen sollte.
 

Leo beobachtete Alaina zusammengekaut schlafend in seiner Kutsche. Obwohl der Prinz wusste, dass er ihr nicht nach Lorinn folgen konnte, wollte er noch immer versuchen sie auf seine Seite zu ziehen.

Aufgeregt schaute Leo aus dem Fenster, öffnete es schlussendlich und checkte an seinen Freund, der natürlich noch immer die Kutsche führte. Lächelnd begab er sich zurück in den Wagen und bemerkte, dass Alaina aufgewacht war.

„Hey Alaina.“, sprach er leise.

Mit verrunzelter Stirn schaute sich die Hochelfin herum. „Ah ja die Trolle…“, begann sie zu sprechen, dann erkannte sie den Prinz sie anstarren und sie wurde rot.

„Ich bin sicher, ich kann jetzt wieder meine Reise fortsetzen.“, fuhr die ausgeruhte Prinzessin vor.

„Ich kann doch nicht so eine Schönheit alleine lassen.“, flirtete er mit ihr und sie rollte ihre Augen.

„Du bist unverbesserlich.“, seufzte sie und schüttelte den Kopf.

„Du weißt das Angebot steht noch.“, entgegnete er ihr als Erinnerung und hielt ihre Hand.

Unerwartet blieb die schwarze Kutsche stehen und Alaina flog auf den Prinzen. Langsam half er ihr auf und dann erst, blickte er aus dem Fenster.

„Sebastian? Was war..“, doch als er seinen Freund kopflos vorfand, erschrak er.

„Raus aus der Kutsche!“, schrie er, öffnete die Tür und schmiss sich und die Prinzessin zu Boden.
 

Trotz der Schmerzen konnte Alex noch immer Auris überzeugen, dass alles bestens war.

„Ich bin müde. Wir gehen seit Stunden.“, klagte Auris und verstand Alex Starrköpfigkeit nicht. „Wir müssen auch Pausen einlegen. Ich meine dir geht es doch eindeutig schlecht.“, machte sich die Prinzessin Sorgen.

„Du bist eine silberhaarige Barbie.“, bemerkte Alex zurück und als sich Auris zu ihr umdrehte, konnte sie Auris erbosten Blick erkennen und die Kriegerin kicherte.

„Du bist, wie du bist.“, schmunzelte Alex und hielt wieder auf ihr Herz.

Unerwartet wurde Alex schwarz vor den Augen und als sie zur Seite schwankte und schon den Abgrund vor sich hatte, zog die Prinzessin sie zu ihren Körper.

„Hey!“, rief Auris und kniete sich nieder. Alex zitterte am ganzen Körper und ihre Augen waren weiß.

Einen ruhigen Kopf behaltend, erspähte Auris eine kleine Höhle in der Nähe und ohne Probleme zerrte sie ihre neue Freundin hinein.

„Alex! Alex!“, gab Auris von sich und schlug der Kriegerin leicht ins Gesicht.

Plötzlich stabilisierte sich wieder alles und Alex hustete.

„Ich hatte schon Angst dich zu verlieren.“, sprach Auris erschöpft.

„Ich sterbe nicht so schnell.“, murmelte Alex und als sie sich aufsetzte, war der Schmerz verschwunden.

Überlebt

Zuerst stieß er Alaina unter die Kutsche, dann rollte sich Leo selbst zu ihr.

Plötzlich hörte sie etwas Atmen und Leo hielt Alaina so nah wie möglich an sich. Als Alaina Schritte näher kamen hörte, begannen die Pferde wie verrückt zu wiehern und auszuschlagen. Ängstlich versuchten sie sich mit aller Gewalt zu befreien. Einen gelang es dann doch und das andere verstummte. Als sie dann noch Essensgeräusche vernahm, schloss die Rothaarige die Augen. Beide waren angsterfüllt, doch keiner wollte es zeigen. Auf einmal spürte Alaina, wie etwas nasses sie berührte und als sie ihre Augen öffnete, fand sie heraus, dass sie in einen Blutbad lagen und der Kopf eines der Kutschpferde lag genau vor der Kutsche. Dann erst erkannte sie eine schwarze Schnauze die entlang des Wagens schnüffelte, doch die Nase des Biestes war zu blutig, dass es irgendetwas vernehmen konnte. Es atmete laut ein und aus, dann konnten die Zwei auch schon seine Pranken erkennen. Man sah ihn den Rest des Gaules mit den Maul packen und dann spürten sie die Erde erbeben, als das Monster den Schauplatz des Grauens verließ.

Leo umarmte das zitternde Mädchen.

„Alles wieder okay.“, lächelte er sie an um sie zu beruhigen.

„Was war das?“, stotterte sie.

„Ich schätze es war eines der berühmten schwarzen Werwölfe dieses Waldes. Sie sind das Wahrzeichen dieses Forst und es gibt unzählige von ihnen hier. Ich habe noch nie einen zuvor gesehen. Ich dachte nicht, dass sie so groß sind.“, erzählte Leo ihr und strich ihr über das blutübersäte Haar.

„Lass uns ein bisschen ausharren um sicherzustellen, dass wir weiter können.“, fuhr Leo wieder fort.
 

„Ich kenne diesen Ort.“, dachte sich Alex, als Auris ihr einen Fetzen ihres T-Shirts abriss, mit Wasser betünchte und es auf die Alex Stirn legte.

„Du musst dich ausruhen.“, sprach Auris ruhig. Sie war erleichtert ihre Freundin noch nicht verloren zu haben. Sie hatte Alex Kopf auf ihren Oberschenkeln gelegt.

„Ich fühle mich schon besser.“, gab Alex zurück und setzte sich auf.

„Aber..“, begann Auris, doch Alex unterbrach sie: „Es gibt keinen Platz für Schwäche.“

Auris legte ihren Kopf auf die rechte Schulter und seufzte.

„Ich habe dir das Leben gerettet.“, entgegnete die Prinzessin der Kriegerin und Alex blickte zurück.

„Ich habe dich nicht darum gebeten.“, zuckte Alex mit den Schultern und stand auf.

Doch dann spürte sie wieder diesen Schmerz und kniete sich hin.

„Halt dein Maul!“, schrie Auris sie an und Alex schaute sie verdutzt an.

„Du wirst dich jetzt hinlegen und pflegen lassen. Dein Ich- brauche- niemanden- Getue kannst du dir sparen.“, fuhr sie erbost fort und ohne zu widersprechen tat Alex was die Prinzessin wollte. Innerlich lächelte die Kriegerin. Dieses Verhalten hätte sie nicht erwartet. Sie hatte einiges nicht erwartet von einer Prinzessin und zu merken, dass Auris auch nur eine ganz normale Hochelfin war, ließ sie innerlich grinsen. „Vielleicht hat die Kleine schon was an sich.“, dachte Alex und ließ sich von ihr behandeln.
 

Nach ein paar Minuten war der Wald wieder erfüllt von dem Zwitschern der Vögel und Leo traute sich zuerst hervorzukriechen. Als er sicher war, das Biest war verschwunden, kniete er sich herunter und half dem Mädchen auf.

„Ich hatte nicht mit diesen Geschöpfen am helllichten Tag gerechnet.“, gab der Prinz noch immer geschockt zu.

Alaina griff sich auf den Kopf. Dann dachte sie an Jona und als sie sich an sein Lächeln erinnerte, schüttelte sie ihr Haupt. Sie hatte keine Zeit für das vor allem nicht jetzt.

Als Leo erkannte, dass Alaina geistesabwesend reagierte, sprach er weiter: „Also ich denke wir müssen zu Fuß weiter.“

Alaina nickte nur. „Warte.“, fuhr Leo fort und sprang auf die zerstörte Kutsche. Er ergriff eine Wasserflasche.

„Beug dich vor so, dass ich das Blut von deinen Haaren waschen kann.“, sprach er erneut und Alaina genoss es.

„So fertig.“, gab er stolz von sich und Alaina lächelte.

„Wie kann ich nur an Jona denken, wenn ich in so einer Begleitung bin.“, dachte sie sich und sie seufzte. Unüberlegt packte er ihre Hände und drehte sich um.

„Komm.“, forderte er sie auf und sie setzten ihren Weg fort.
 

Es war schon längst Abend, als Alex wieder aufwachte. Auris hatte die ganze Zeit über sie gewacht und Alex wurde rot.

„Du hättest auch schlafen können.“, murmelte die Kriegerin und setzte sich auf.

„Schaut so aus, als würdest du dich besser fühlen.“, sprach die Prinzessin erfreut und ihre liebevoller Ausdruck in ihren Augen machte Alex ein bisschen nervös.

„Ja, tue ich.“, stotterte sie.

Auris zog sie näher an sich heran.

„Es wird kälter umso mehr wie steigen.“, entgegnete die Prinzessin und lächelte. Ihre blauen Augen hatten etwas sehr warmes und Alex fühlte sich so sicher wie noch nie. Sie schüttelte den Kopf und legte ihren rechten Arm auf Auris Schulter.

„Na dann komm her.“, sprach sie flink und Auris kuschelte sich an sie. Dann erst ergriff Auris den Rucksack und fuchtelte eine Decke und ein paar Sandwichs heraus.

„Um morgen den Berg hinaufzusteigen, musst du unbedingt etwas essen.“, erklärte Auris und blickte in Alex Augen.

„Ich muss dir etwas gestehen.“, begann Alex und er starrte den Boden an. „Ich bin eigentlich keine Hochelfin. Ich weiß nicht wie ich es erklären kann..“, fuhr sie fort. „Also naja ich bin eigentlich männlich.“, brachte sie nur heraus und dann schaute sie auf um den Anblick von Auris zu erhaschen. Auris blickte sichtlich verwirrt und Alex begann erneut das Thema anzusprechen.

„Es ist eine Art Fluch an mir und dort wo cih unterwegs bin, kann ich ihn endlich aufheben. Es ist schon eine Zeit her, als ich ein Mann war.“, erklärte sie ihr zu Ende und Auris wusste nicht wie sie diese Nachricht verdauen sollte.

Unerwartet packte Alex sie am Arm und zog Auris an sich bis sie nur mehr einen Zentimeter von ihr weg war. Die Brote fielen Auris aus der Hand und ihr Herz pochte laut und dann geschah es. Alex küsste sie zart auf den Mund. Dann ließ sie von der Prinzessin ab, als wäre gar nichts geschehen, nahm ihr Brötchen und begann zu Essen. Auris saß versteinert da und berührte ihre Lippen. Sie schüttelte ihren Kopf und drehte sich ab von ihrer Freundin.

„Mein erster Kuss.“, dachte sie sich nachdenklich, als sie ihr Sandwich aufhob und es verschlang. „Was ist nur mit mir los. Das war sicher nur als Dankeschön gemeint. Ich meine die Hochelfe, ob er oder sie hat so und so kein Benehmen.“, kam ihr dann doch in den Gedanken und sie wischte schnell über ihren Mund. Danach ruhte sie sich weiter aus um den nächsten Tag abzuwarten,
 

Auch bei Alaina und Leo brach die Nacht heran, doch beide wollten noch mehr Meter zurücklegen um so schnell wie möglich ihr Ziel erreichen zu können.

„Warum sind eigentlich die Pflanzen alle so riesig? Und was war das für ein Geschöpf vorher?“, brach Alaina die Stille und blickte zu Leo.

„Hmmm… vielleicht.“, neckte er sie und zwinkerte ihr zu. Alaina verzog das Gesicht und legte ihren Kopf zur Seite.

Leo lachte kurz auf und dann strich er sich durch sein blondes Haar.

„Als ich noch ein Kind war…“, begann er dann langsam ihre Neugier zu stillen.

„…erzählte mir meine Mutter gerne über diesen Part des Landes. Im Norden, wo meine kleine Jägerstube steht, ist es total ungefährlich, aber wenn du immer tiefer in den Wald verschwindest und dann auch noch südlich, solltest du auf der Hut sein. Dieser Teil hat eine ungewöhnliche Aura, die bestimmt auch du fühlst.“

Als die Rothaarige sich umschaute, bemerkte auch sie, dass sie sich anders fühlte und nickte.

„Wie du schon beobachtet hast, sind alles was hier lebt, ob Pflanze oder Tier größer als normal, welches mit dem schwarzen Schloss in der Mitte des südlichen Stückes befindet. Zumindest hörte ich dies. Niemand, der nicht lebensmüde ist, wie du, traut sich in den Teil des Landes. Die meist schwarzen Werwölfe sollen die Wächter sein und im Auftrag dieser Burg alle Eindringlinge vernichten.“, erklärte Leo und dann lächelte er.

„Obwohl.. da ist noch etwas.“, fing er wieder an. „Sie erzählte mir einst von einer Wiese, die um das Schloss wächst, welche alle Blumen der Welt beinhaltet und es soll ein Feenreich sein. Ich glaube, aber nicht daran. Keine Ahnung, ob es war ist. Ich war in diesen Part des Landes nie. Das wir uns trafen jedoch ist Schicksal.“, lächelte er sie vergnügt an.

„Feen?“, wiederholte sie das Wort neugierig.

Leo nickte kurz und dann sprach er wieder: „ Keine Angst, Alaina. Ich bin an deiner Seite.“
 

Ein paar Stunden später wachte Alex auf und die an ihr nagende Krankheit schien verschwunden, welches sie in gute Laune versetzte. Schnell packte sie die Kette aus ihrer Manteltasche und band sie um ihr rechtes Handgelenk.

Wie immer kickte sie Auris kurz an um die Prinzessin aus ihren Traum zu reißen und als sie bemerkte das die Hochelfin erwachte, fing sie an eine weißen Mantel aus dem Rucksack zu fischen. Mit einem gekonnten Schwung landete er auf Auris Gesicht und die geschockte Prinzessin fuchtelte wild das Gewandstück aus ihrem Antlitz.

„Sei doch vorsichtig.“, murmelte sie verärgert.

„Steh auf. Wir haben nicht ewig Zeit.“, entgegnete die Kriegerin und packte den vollen Rucksack auf ihren Rücken.

„Ich kann dich auch hier alleine lassen oder du bewegst deinen königlichen Hintern, verstanden?“, fuhr er fort und Auris war sicher wieder die alte Alex vor sich stehen zu haben.

Alexirias marschierte los und die Prinzessin holte sie wieder ein,

„Wieso machst du das immer? Einmal bist du nett und dann behandelst du mich wieder wie Dreck.“, jammerte die Hochelfin und verzog ihr Gesicht.

Als aber Alex sich zu ihr drehte und sie anlächelte, erinnerte sie Auris wieder an den Kuss zwischen ihnen und wurde rot im Gesicht.

„Hör auf so zu Grinsen.“, erwartete Auris und schlug Alex auf den Rücken. „Für die Tatsache, dass du mal männlich gewesen sein solltest, bemerkt man gar nicht.“, bemerkte Auris und als sie Alex dummen Gesichtsausdruck sah, kicherte sie.

Neugier

Als Alaina die ersten kalten Tropfen des Regens auf ihrer Haut spürte, packte sie Leos Hand und lief los um einen passenden Unterschlupf zu entdecken, welcher sie nicht nur vor dem Wetter, sonder auch der aggressiven Lebewesen des südlichen Teiles des Waldes schützte.

„Hey, warum so schnell?“, fragte der Mensch unruhig.

Flink drehte Alaina ihren Kopf in seine Richtung und lächelte ihn an. Und als ihre roten Haare im Wind spielten, bekam er Herzklopfen und errötete.

Vom unerwarteten Niederschlag bezaubert sprang Alaina begeistert an den großen Bäumen vorbei bis die Prinzessin ein mysteriöses Leuchten von weiten erkannte.

Ihre unaufhaltsame Neugier ließ sie in die Richtung des Leuchtens laufen und so kamen die Reisenden von ihren Weg ab. Obwohl Leo wusste, dass wenn du von diesem abkommst, du vielleicht nie wieder zurück finden könntest, doch er hatte sich verloren in Alaina und achtete nicht wohin sie ihn zog, solange er sie beobachten konnte.

Und dann stillte sie ihre Wissbegier. Vor ihr war eine riesige Wiese und als sie einen Schritt hinein machte, war das Unwetter verschwunden.

„Alaina, warte!“, rief der Prinz verzweifelt, als ihm dem Mädchen sein Handeln auffiel.

Doch es war als ob die wunderschönen Blumen sie herbeiriefen und es zog sie immer weiter in den Bann des Aromas der Gewächse. Obwohl Leo sie verzweifelt rief, konnte Alaina keine Stimme wahrnehmen. So entschied der mutige Prinz das große Blumenfeld zu betreten und somit zu riskieren, wie Alaina in deren Zauber zu kommen.

„Alaina.. Alaina..“, säuselten sie immer und immer wieder. Dann sah Alaina kleine Kreaturen um sie herumschwirren. Es war fast so als ob sie kichern würden. Die vom Geruch der Blumen verwirrte Alaina setzte sich ins Gras.

Leo eilte hinter der Prinzessin her und als er sie erreichte, lag sie schon reglos am Boden. Die Pflanzen richteten sich zu Leo und eine der leuchteten Geschöpfe flog auf Leos Schulter.

„Du solltest schlafen. Warum funktioniert das bei dir nicht.“, zürnte die kleine Fee und dem Menschen packte der Zorn.

„Was kichert ihr alle so dumm, lass sie sofort aus eurem Zauber.“, tobte Leo und packte die Fee in seiner Hand.

„Lass mich los!“, quietschte sie unglücklich und versuchte sich zu befreien.

„Wieso tut ihr das?“, fragte er eindringlich die hilflose Fee und sie erstarrte.

„Ich weiß nicht was du meinst.“, antwortete sie eingebildet und er verfestigte den Griff in der er sie hatte.

„Wir haben einen Pakt.“, begann sie dann doch unter Folter heraus und weinte.

„Erzähl es mir.“, forderte Leo sie auf.

„Das schwarze Schloss.. die Vampire.. sie halten uns in diesen Garten fest und sie wollen, dass wir alle Eindringlinge betäuben für sie. Wir können nichts dagegen machen.“, klagte sie und Leo ließ sie aus seiner Hand.

Eine ältere Fee kam zu der anderen geflogen und streichelte sie über den Kopf.

Dann erst blickte sie Leo ins Gesicht.

„Ich kenne dich doch.“, sagte sie und stockte. „Dein Gesicht… Viola.. du bist Violas Sohn? Ist es wahr?“, fragte sie geschockt.

„Warum weißt du den Namen meiner Mutter?“, entgegnete er der Alten und plötzlich kamen Massen von Feen angeflogen, die um Leo herumflogen.

„Was ist hier eigentlich los?“, murmelte er fassungslos.

„Prinzessin Viola die zur Liebe eines Menschen ihre Flügel aufgab?“, fragte eine blauhaarige Fee und blickte auf die Ältere.

„Ja. Genau. Du musst ihr Sohn sein.“, war sie entzückt und flog um Leo herum.

„Das muss der Grund sein, warum er nicht betäubt werden kann.“, sprach die erste Fee zu sich.

„Das ist doch ein Scherz? Meine Mutter ist doch keine…“, und dann stoppte der Prinz kurz. Er blickte auf Alaina und dann riss er sich wieder zusammen.

Doch es war zu spät und er konnte schon die schwarzen Werwölfe die Wiese betreten sehen. Ohne Nachzudenken ließ er sich auch ins Gras fallen und schloss seine Augen. Er konnte den Vampiren doch nicht Alaina überlassen.
 

In Gedanken verloren, trottete Auris noch immer hinter Alex her. Sie ließ den Kuss schon lange hinter sich, aber was ihr wirklich Sorgen bereitet war , ob ihre geliebte Schwester noch lebte. Sie hatte das ungewohnte Gefühlt, dass etwas nicht stimmte und umso mehr sie diese Richtung einschlugen umso mehr beschwingte sich das Gefühl. Dann fiel ihr Blick auf Alex und sie musste zugeben, Alex Art interessierte sie. Die Kriegerin handelte immer impulsiv, und sie musste niemanden erklären, warum sie etwas tat.

„Alles okay, Auris?“, fragte die Kriegerin mitfühlend und Auris starrte sie an. Ihr Herz klopfte wie wild, als Alex das erste Mal sie nicht Barbie nannte.

„J-a-a.“, stotterte sie kurz hervor und Alex lächelte.

„Wie werden bald den Durchgang erreichen.“, erklärte sie, als sie sich wieder auf den Aufstieg konzentrierte. Auris seufzte kurz, dann schüttelte sie den Kopf und antwortete: „Gut. Dann können wir uns endlich wieder ausruhen.“

„Das glaube ich nicht.“, lachte Alex. „ Die Kristalle in dieser Höhle sind besonders.“, begann sie zu erzählen und blieb stehen. „ Die Bewohner sind Seelen der Geschöpfe der Welt, die sich selbst umbrachten.“

„Ich hoffe du scherzt.“, brach Auris heraus und schluckte.

Alex drehte sich zu ihr.

„Schau ich aus als ob ich mir das ausdenke?“, fragte Alex sie ernst.

Auris fürchtete sich schon beim Gedanken einen Fuß hineinzusetzen.

„Du musst Ruhe bewahren, wenn du einen Schritt hinein gemacht hast. Wir möchten doch nicht all die Seelen aufwecken oder?“, fuhr sie wieder fort und Auris verneinte die Frage.

Dann entdeckte Alexirias auch schon den Eingang.

„Hat das auch schon jemand überlebt?“, zitterte Auris und schaute in die Höhle hinein.

„Ja. Sie steht sogar vor dir.“, antwortete die Kriegerin und schmiss den Rucksack in die Öffnung.

„Wir sollten uns jetzt hinlegen.“, meinte Alex noch, als sie sich mit dem Kopf gegen den Rucksack legte.

„Du möchtest hier schlafen?“, stotterte Auris ängstlich.

„Du brauchst keine Angst zu haben.“, erklärte Alex und drehte sich zur Seite.

Nachdem Auris keine Lust hatte lange darüber zu diskutieren, ließ auch sie sich nieder auf den Boden und obwohl sie dachte niemals einschlafen zu können, nickte sie nach kürzester Zeit ein.
 

Mechanisch warfen die Werwölfe Alaina und Leo auf den Kerkerboden. Als Leo wieder seine Augen öffnete, fühlte er etwas sich in seinem T-Shirt, welches sich als eine der Feen herausstellte. Sie hatte lila zusammengebundene Haare und ein gleichfarbenes Kleid an.

„Hey.“, grüßte sie Leo mit einem Lächeln im Gesicht. „Ich bin Jasmin.“

„Du hättest mir nicht folgen sollen.“, meinte er und drehte sich zu der immer noch betäubten Alaina.

„Oh so ist das.“, lächelte die kleine Fee und flog auf seine linke Schulter.

„Was?“, fragte er genervt und schaute sie an.

„Nichts. Nichts.“, antwortete sie kurz und spielte mit ihrer Strähne, die sich aus dem Zopf gelöst hatte.

„Wieso bist du mir gefolgt?“, stellte Leo sie zu Rede.

„Ich konnte dich doch nicht den Vampiren überlassen.“, sprach sie rasch und als sie bemerkte, dass sie ihn somit zeigte, dass sie ihn vom ersten Blick an süß fand, fuhr sie wieder fort:

„Ich meine .. sie.. die Vampirkönigin .. sie wird euch in der Arena ..“, doch dann vernahm sie Schritte und versteckte sich wieder in sein Hemd.

Durch das Trampeln wachte auch endlich Alaina auf, blickte sich ängstlich um und als sie ihren Freund nur ein Meter weiter von ihr im Heu sitzen sah, krabbelte sie zu ihm.

Dann öffnete sich die Tür und ein hässlicher Troll trat hinein.

„Waren das nicht Vampire?“, flüsterte Alaina leise zu Leo, doch bevor Leo antworten konnte, trat ein junger Mensch vor dem Ungetüm.

„Fessel ihre Hände zusammen – die Königin will nicht von diesen Kreaturen angegriffen werden.“, sprach er zu ihm und sein eiskalter Blick traf die Zwei. Als der Troll näher kam, sprang Leo mutig auf und versuchte das Monstrum anzugreifen, aber es war um einiges stärker als der Blonde. Mit einem einfachen Handgriff hob er den Menschen hoch, band seine Armgelenke zusammen und schmiss ihn in die Ecke. Alaina starrte Leo geschockt an. Sie hatte nicht vor sich zu Wehr zu stellen. Sie hoffte einen anderen Weg herausfinden zu können. Als der Troll und sein Herrchen sie wieder verließen, eilte sie zu Leo.

„Leo?“, sagte sie schnell und hoffte er war nicht verletzt.

Als sie sich herunterbeugte zu ihm, geschah es. Seine Lippen berührten ihre zart und sie schrak zurück.

„Hattest du Angst?“, lachte er kurz auf und sie schlug ihm ins Gesicht.

Schnell stand sie auf und lief den dunklen Weg entlang.
 

Nach kurzer Zeit wachte Auris auf und zitterte am ganzen Leibe.

„Was zum Teufel ist los mit mir?“, dachte sie sich.

Dann erst entdeckte sie die Warnzeichen, die sie vor ein paar Stunden noch gar nicht gesehen hatte. Sie seufzte lang und dann erst schaute sie auf Alex.

„Warum beobachtest du mich beim Schlafen?“, zürnte Alex müde und setzte sich auf.

„Das.. das.. habe ich doch gar nicht!“, verteidigte sich die Prinzessin laut.

„Psst!“, entgegnete ihr die Kriegerin schnell. „Diese Höhle hat einen Wächter.. und wir wollen ihn noch nicht begegnen.“, fuhr Alex fort.

„Und was ist das für ein Geschöpf?“, fragte sie ängstlich.

„Sag ich dir wenn wir aus ihr draußen sind.“, antwortete sie kurz und packte den Rucksack auf den Rücken.

„Ich habe Angst.“, gab Auris zu und obwohl Alex schon einen Fuß in die Höhle gesetzt hatte, drehte sie sich schnell um und nahm die Prinzessin in den Arm. Auris Herz pochte laut auf.

„Ich bin hier.“, flüsterte Alex in Auris Ohr.

Dann erst packte sie ihre Hand und beide traten ein.
 

Zitternd stand Alaina still, als sie das Ende des Kerkerkäfigs entdeckte. Vor ihr lag ein noch viel größerer Wolf, als die Schwarzen die im Wald herumliefen. Er war weiß und hatte hellblaue Augen. Er starrte in Alainas Richtung.

Langsam ging sie auf ihn zu und erkannte, dass der Wolf verletzt war. Mutig streckte sie ihre Hand aus und streichelte seinen Kopf.

„Hast du den keine Angst vor mir?“, kommunizierte das weibliche Tier mit der Rothaarigen über Telepathie.

Alaina antwortete nicht. Sie umarmte den Wolf als würden sie sich schon immer kennen.

Dann hörte sie schon Leo herbeilaufen und blickte in seine Richtung.

„Es tut mir leid...“, brach er heraus und dann stockte er. „Du weißt, dass du einen weißen riesigen Wolf umarmst.“, murmelte er flink. Jasmin blickte aus seinem weißen T-Shirt heraus um den Wolf zu sehen. Als sie die Wölfin erkannte, flog sie fröhlich zu ihr hin.

„Wir dachten, du bist tot.“, begann Jasmin zu erzählen und begann zu weinen.

„Weine nicht kleine Fee.“, beruhigte das Tier sie.

„Versuche das nicht noch einmal.“, knurrte Alaina zu Leo und als sie ihren Satz beendet, hörte sie eine eindringliche weibliche Stimme über ihnen.
 

Vorsichtig setzte Alex einen Fuß nach dem anderen und Auris tapste in ihre Spuren. Ein paar kleine Kristalle erleuchteten ihren Weg, so dass sie genügend Licht hatten um hinein und heraus zu finden. Umso tiefer sie eindringen umso aufgeregter bekam Auris und als sie dann endlich das Innere entdeckte, blieb sie erstaunt stehen. Sie hatte nie gedacht, dass es so viele Wesen sich selbst umgebracht hatten und als sie den kalten Wind an ihr vorbeiwehen spürte, begann sie zu frieren. Alex versuchte Auris an der Hand zu zerren, aber sie erstarrte. Überall konnte sie kleine und große Kristalle an den Wänden sehen und das alles war so groß, dass es das meiste des Berges ausfüllen musste. Alex wusste, dass sie so schnell wie möglich aus der Höhle wieder heraus mussten, da der Wächter bestimmt nah war.

Auris ließ Alex los und schritt zu einen der größeren Kristalle. Verzaubert stand sie da und als sie etwas in ihm schwimmen sah, fühlte sie sich angezogen zu ihm.

Obwohl die Kriegerin stark war, konnte sie die zarte Hochelfin einfach nicht vom Fleck bewegen und als Auris den blau schimmernden Kristall berühren wollte, schrie Alex verzweifelt: „Nein Auris! Tu es nicht!“

In dem Moment begann der Berg erbost zu beben und riss somit Auris aus ihren Bann. Sie schüttelte den Kopf.

Obwohl Alex sie packte und sie versuchten zu flüchten, war es zu spät. Der Wächter stand vor ihnen und er sah nicht gerade glücklich aus. Auris schluckte und versteckte sich hinter Alex.

„Die kleine Alex lasst sich wieder hier blicken.“, lachte eine mumifizierte Erscheinung eines Engels mit schwarzen Hörnern und den halb verrotteten grauen Flügel.

„Schön dich wieder zu sehen, Izekyel.“, gab sie kühl zurück.

Izekyel seufzte kurz auf.

„Hast du nicht das letzte Mal gelernt nicht die Toten zu stören?“, fragte er eindringlich und seine Worte wurden zu einen Echo.

Mutig stellte sich Auris vor Alexirias und sprach: „Sie hat nichts verbrochen. Es ist meine Schuld, wenn du wen bestraffen willst, dann mich.“

„Rede keinen Blödsinn.“, knurrte Alex und stieß sie hinter sich.

„Ich glaube eher ihr beide solltet in meine Sammlung aufgenommen werden.“, antwortete der Wächter ihnen und nahm seinen leuchteten Stab von seinen Rücken.

Als der unnachgiebige Engel auf sie losgehen wollte, stellte sich ein anderer dagegen.

„Nicht heute, Izekyel.“, sprach er langsam und seine blauen Augen verfinsterten sich. „Ich habe keine gute Laune.“, fuhr er fort und schob Izekyel mit seinem leuchtenden Schwert zurück.

Auris starrte ihn an und obwohl sie sich sicher war ihn noch niemals gesehen hatte, fühlte sie als würde sie ihn kennen.

Izekyel lachte laut auf. „Das kann doch gar nicht sein. Du solltest tot sein, habe ich gehört.“, meinte er und schüttelte seinen Kopf. „Der kleine Jonathan. Das du überhaupt so eine Verwandlung überstehen konntest.“, sprach der Mumifizierte weiter.

„Leg dich nicht mit mir an.“, zürnte Jona und sein Schwert verschmolz mit seinen rechten Arm.

„Du hast gewonnen. Ich lasse das aber nicht zu Gewohnheit werden.“, lächelte Izekyel und verschwand im Nichts.

Willkommen im Vampirschloss

„Willkommen in meinem Schloss.“, lachte die schrille weibliche Stimme laut und erschien auf dem Gitter über ihnen.

„Ich bin Lucretia, die Hausherrin. Ihr müsst euch leider noch ein paar Tage gedulden, also macht es euch da unten gemütlich.“, sprach Lucretia kurz und verschwand.

„Also, wie können wir aus diesem Verlies entfliehen, Wölfin?“, fragte Alaina rasch darauf. Sie wollte nicht als Essen der Vampire enden.

„Ich kenne keinen Ausweg..“, antwortete die Wölfin traurig und legte ihren Kopf auf ihre Pfoten.

Ihre zahlreichen Verletzungen machten die kleine Fee besorgt. „Was haben sie dir angetan?“, schluchzte Jasmin und wischte sich die Tränen vom Gesicht.

„Dasselbe wie euch. Ich hätte nie gedacht, dass Vampire solch eine magische Kraft besitzen, dass sie noch nur die Wächter des Waldes, sondern auch alle Bewohner kontrollieren könne. Zuerst fingen sie mich und ich wollte nicht mehr Essen, denn ohne mich konnte sie meine Jungen nicht machen lassen was sie wollten. Also haben sie mich solange mit allen möglichen Zaubern und Waffen verletzt bis ich aufgab.“, dann seufzte die Wölfin.

„Dann war es eine Leichtigkeit uns in ihre Gewalt zu bringen. Ohne euch meine wertvollen Wächter waren wir ihnen schutzlos ausgeliefert. Sie verbannten uns in ihren Garten zu leben um Geschöpfe, die nicht zu dem Wald gehörten, einzuschlafen, damit sie sich nicht um die Essensbeschaffung Gedanken machen müssten.“, zürnte Jasmin auf und ballte eine Faust.

„Lass uns jetzt ausruhen und wir denken uns später etwas aus. Die Vampirin hat uns ja erklärt, dass wir nicht für einige Tage angerührt werden.“, brach Leo hervor und legte sich neben die Wölfin in das Stroh.
 

„Du musst Auris sein.“, lächelte der schwarze Engel die Prinzessin an und half ihr auf.

Alex schaut ihn skeptisch an.

„Ja. Wer..“, begann sie, doch Jona unterbrach sie. „Deine Schwester sucht dich schon seit Tagen.“, erklärte er ihr und Auris freute sich wie noch nie.

Zuerst sprang sie herum und dann umarmte sie Jona. Alex verzog den Mund und dachte: „Was ist schon so toll an diesen Engel. Diesen Wächter hätte ich auch alleine fertig machen können.“

„Hier, du hast deine Familie zurück. Jetzt bin ich dich endlich los.“, gab Alex von sich und stapfte in Richtung Ausgang.

Auris lief ihr nach und hielt sie am Arm fest. Sie wusste, dass sie Alexirias nicht gehen lassen wollte. Doch als Alex sich umdrehte, ließ Auris los. Als sich ihre Blickte trafen wusste Alex, dass sie für Auris tiefe Gefühle hegte, aber sie konnte sie noch nicht herauslassen. Vorallem wollte sie ihr wieder als mann und nicht als Frau gegenüberstehen.

„Ich kann nicht mitkommen…“, sprach Alex und sie konnte nicht einmal Auris ins Gesicht sehen, als sie dies von sich gab. Laufend verschwand sie aus der Höhle und ließ Auris alleine stehen. Auris wendete sich ab und drehte sich zu dem Engel.

„Wo ist meine Schwester? Bitte, bring mich zu ihr.“
 

Jasmin saß auf der rechten Pfote der Wölfin und kuschelte sich an sie. Alaina war auch schon länger wach.

„Was mache ich nur mit Leo.. ich glaube nicht, dass ich seine Liebe für mich erwidern kann… da ist ja noch Jona…“, dachte sie sich und seufzte. Dann stupste sie die Fee.

„Du musst doch hier raus finden. Du bist doch klein genug um herauszukommen.“, erklärte sie ihre Idee Jasmin.

„Ich möchte Leo nicht alleine lassen.“, schwatzte sie und als sie bemerkte sich verplappert zu haben, griff sie mit der linken Hand geschockt über ihren Mund.

„Du magst Leo also?“, kicherte Alaina und die Fee lief rot an.

„Ich … Also… nein..nein…“, stotterte sie, aber sie war enttarnt.

„Was macht ihr Zwei für einen Lärm?“, fragte Leo müde sie.

„Nichts Wichtiges.“, antwortete die Fee schnell.
 

Alex lief den Berg hinab. Sie wusste, dass sie das Richtige tat, aber warum schmerzte ihr Herz so sehr. Sie konnte sich leider jetzt nicht auf Gefühle konzentrieren. Sie musste Rache nehmen.

Bald hatte sie schon den Wald von Leutherion erreicht. Es war nicht mehr weit.
 

„Wo ist mein unnötiger Sohn?“, motzte Lucretia ihre Dienerinnen an.

„In seinen Zimmer.“, antwortete eine mit gesenktem Kopf.

„Seth!“, schrie die Vampirin und rollte ihre Augen.

Er erschien auch sogleich.

„Was ist Mutter?“, fragte er genervt.

„Dieses Miststück.. ich habe sie verloren und kann sie nicht aufspüren.“, jammerte die Königin.

„Du meinst meinen Halbbruder schätze ich jetzt einmal.“, machte sich ihr Sohn über sie lustig.

„DU hast ja keine Ahnung, wie sehr ich mir wünsche, er sei tot. Mausetot.“, sprach Lucretia und ließ sich in ihren Thron fallen.

„Und warum hast du mich gerufen?“, fragte Seth frech.

„Um ihn zu finden natürlich!“, antwortete Lucretia und seufzte.

„Was habe ich nur für ein blödes Kind.“, dachte sie sich und er verließ nickend den Raum.
 

Jona nahm die Prinzessin in seine durch starken Arme und flog los. Umso länger er von Alaina entfernt war umso mehr sehnte er sich in ihrer Nähe zu sein.

„Ich hoffe, deine Schwester ist in Ordnung.“, sprach er zu Auris.

„Ich kenn dich doch von irgendwo her.“, überlegte Auris neugierig.

„Nein.“, antwortete Jona und lief rot an. Und als Auris weiterreden wollte, gab Jona zurück: „Ich muss mich aufs Fliegen konzentrieren.“

„Na großartig, ist auf diesen Kontinent auch irgendwer gesprächig.“, dachte Auris verärgert und dann schweiften ihre Gedanken zu Alex. „Wie er wohl als Mann aussieht?“, fragte sie sich, doch sie schob den Gedanken wieder aus dem Kopf, als sie den wunderschönen Anblick des Waldes erblickte.
 

Als die Nacht anbrach, hatten die Gefangenen sich schon einen Plan ausgedacht um aus dem Kerker zu entfliehen. Die sensible Fee Jasmin spielte dabei die größte Rolle, da sie durch ihre kleine Erscheinung leicht durch das Gitter kam.

„Versuch einfach den Schlüssel zu finden. Soweit ich weiß, versammeln sich die Vampire gerne zusammen in einem Saal um Zeit miteinander zu verbringen.“, erklärte die Wölfin.

„Ich bin mir nicht sicher..“, begann Jasmin an ihren Fähigkeiten zu zweifeln.

„Du schaffst das schon.“, machte ihr Leo Mut und lächelte sie an, welches sie umstimmte.

Jasmin nickte glücklich und flog die dunklen Treppen hinauf. Sie wusste es war nicht einfach unentdeckt zu bleiben durch ihre Silber glitzernden Flügel.

Plötzlich hörte sie eine Stimme und versteckte sich hinter einer Statue.
 

Es war schon Nacht als Jona Auris wieder auf den Erdboden in der Mitte des Waldes runterließ. Nach einer Zeit war es nicht mehr so leicht jemanden zum Fliegen mitzunehmen. Die ganze Zeit dachte er an Alaina und hoffte sie sei in Ordnung. Umso mehr er sich an sie erinnerte umso schwerer war es für ihn ohne sie zu sein.

„Schläfst du mit offenen Augen?“, fragte Auris frech.

„Nein. Nein“, antwortete er schnell und drehte sich in ihre Richtung.

„Lass uns hier ausruhen.“, fuhr Jona fort.

„Sollten wir nicht weiter suchen?“, machte sich die Prinzessin schlau, aber Jona verneinte.

Er hoffte, wenn er sich nur genug konzentrierte, könnte er mit seiner Traumwelt Kontakt aufnehmen.
 

„Tu das. Tu dies. Wann kann mich diese Alte einmal in Ruhe lassen. Im Gegenteil zu ihr bin ich wenigstens ein Blutreiner Vampir, wie kann sie mir Befehle erteilen.“, zürnte Seth laut vor sich hin, als er an Jasmin vorbeischnellte. Sie war erleichtert, dass der Vampir sie nicht entdeckt hatte. Sie hatte zwei Ideen. Der befreiende Schlüssel könnte nur in der Nähe der Königin oder des Sohnes sein. Jasmin verschwendete keinen Gedanken daran ein anderer Vampir könnte ihn haben, da es bekannt war das diese Geschöpfe sehr gierig waren, vor allem wenn es ums Essen ginge.

Also machte sie sich in den Thronsaal auf. Als sie sicher war, dass niemand innerhalb des Raumes war, flog sie behutsam hinein. Dann kam sie zu dem roten Vorhang. Als Jasmin einen Blick dahinter wagte, erspähte sie einen goldenen Schlüssel auf einer der Polster. Aufgeregt schaute sie sich noch einmal um. Links dann rechts bis sie zu dem Schlüssel hinflog. Erleichtert nahm sie ihn an sich, doch in diesen Moment, wurde sie von einem Glas gefangen. Ängstlich drehte sie sich um und schlug gegen es. Es war Seth.

„Eine Fee?“, sprach er leise und ihr Anblick verzauberte ihn. Er nahm das Glas mit Jasmin auf und lief aus dem Saal.
 

Gespannt saß Lucretia auf ihrem mit Polstern ausgelegten Zimmer und starrte auf den kleinen Tisch vor ihr, wo eine Kerze darauf stand. Als die lodernde Flamme größer geworden war, blitzte die Freude in ihrem Gesicht.

„Du warst ein gutes Mädchen.“, sprach jemand aus dem Feuer. Man konnte ihn nicht erkennen, man wusste nur, dass es eine männliche Stimme war.

„Ich habe alles getan, was du mich gefragt hast. Ich habe das rothaarige Mädchen, die du dir gewünscht hast.“, lächelte sie verschmitzt.

„Jetzt brauchst du nur noch den Engel tot. Ich habe es schon öfters versucht ihn zu zerstören, aber er ist hartnäckig.“, begann die Stimme wieder. „Töte ihn und bring mir die Rothaarige und du hast deine Wünsche erfüllt.“, schloss er seine Mitteilung ab und verschwand

Vereinigung der Gefährten

„Was nur Auris gerade macht?“, seufzte Alaina zu sich als sie aus dem kleinen Fenster blickte.

„Alaina!“, rief Leo aufgebracht. „Wie kannst du jetzt nur an deine Schwester denken, wenn Jasmin noch immer nicht zurück ist.“, jammerte der Mensch sorgenvoll.

„Meine kleine Schwester ist doch genauso wichtig, und umso mehr für mich.“, zürnte Alaina Leo an und er verdrehte die Augen.

„Was ist dein Problem?“, ärgerte die Rothaarige sich, aber Leo drehte sich nur ab und schritt in Richtung Wölfin.

„Was für ein Idiot.“, dachte sich Alaina.
 

Natürlich schaffte Jona es wieder. Die Person saß auf dem Boden und als sie Jona vor ihr erkannte, sprang sie auf.

„Du musst sie retten, Jona. Bitte!“, begann sie hoffnungslos zu sprechen.

„Alaina?“, fragte der Engel geschockt.

„Ja. Es ist Zeit. Du musst deiner Bestimmung folgen.“, antwortete sie und drehte sich ab.

„Sie ist im Kerker des Vampirschlosses. Folge deinen Herzen und du wirst sie finden.“, gab sie weiter kund.

„Und Jona… lass sie sich nicht in diesen Menschen verlieben.“, meinte sie und verschwand wieder.

Geschwächt von den schlechten Neuigkeiten schreckte Jona auf und weckte somit auch Auris auf.

„Was ist los?“, fragte die Prinzessin müde.

„Nichts. Nichts.“, beruhigte er sie. „Wir müssen los.“, sprach Jona weiter. Sein Herz pochte wie wild.
 

„Lass mich raus!“, jammerte die kleine Fee.

„Was macht so ein Geschöpf wie du in diesen Palast?“, fragte Seth und starrte auf das Glas.

Jasmin drehte sich schmollend weg von dem Vampir.

„Na komm schon. Sag es mir.“, lächelte er und Jasmin erkannte, dass er gar nicht so böse schien.

„Ich darf es dir nicht sagen, Okay? Deine Mutter ist DIE Vampirin des Schlosses und du ihr Sohn, klar?“, hallte ihre Stimme im Glas.
 

„Was ist dein Problem?“, wiederholte Alaina, als sie vor Leo stand.

„DU bist es. Ich halte dich nicht mehr aus. DU hast keine Ahnung warum du lebst und deine Rolle.“, begann Leo und dann hielt er sich die Hand vor dem Mund.

„Welche Rolle?“, fragte Alaina und legte ihre Stirn in Falten.

„Nichts.“, sprach der Mensch gleichgültig.

„Ich möchte sofort wissen, was hier los ist.“, zürnte die Rothaarige und packte Leo am Kragen.

„Lass mich in Ruhe.“, meinte Leo, welcher auf sich selbst verärgert war. Wie konnte er sich nur so verplappern.

Alaina ließ ab und als Leo dachte, dass sie sich wieder beruhigen würde, stieß sie ihn in das Heu.
 

Als Jona endlich den Palast vor ihnen erkannte, fühlte er sich schon ein bisschen erleichtert.

„Warum hast du so eine Eile?“, fragte Auris immer wieder. Sie verstand nicht mit was der Engel so beschäftigt war den ganzen Flug.

Als sie durch den unsichtbaren Schutzwall flogen, wusste Seth, dass Besucher am Weg waren. Sein Ring am rechten Ringfinger begann rot zu leuchten.

Er wandte sich ab von der Fee und sein Blick verdunkelte sich.

„Was ist los?“, fragte Jasmin neugierig.

„Wir bekommen Gäste.“, antwortete er kurz und verwandelte sich in eine Fledermaus.
 

Zügig verließ Seth sein Zimmer um zu seiner Mutter zu eilen, die wie immer im majestätischen Saal sich mit den anderen Vampiren vergnügte.

Obwohl seine Faszination für die Fee groß war, ließ er sie trotzdem im Raum hinter, damit Lucretia sie ihm nicht wegnehmen konnte.

Dann stand er schon vor ihr.

„Was willst du?“, fragte sie etwas erzürnt und trank ein bisschen runter von ihrem Glas, das natürlich voll mit Blut war.

„Wir bekommen einen speziellen Gast.“, sprach er langsam und neigte sich vor.

„Du scherzt?“, machte Lucretia sich schlau, doch ihr Sohn verneinte. Ihre Miene leuchtete auf.

„Das sind gute Nachrichten!“, lachte sie laut und Seth blickte auf.

Insgeheim fühlte er sich aber mies dabei dies kundgegeben zu haben. Er wusste ganz genau wer endlich nach Hause kam.
 

„Du willst doch nicht im Wasser land…“, wollte Auris wissen, doch es war schon zu spät. Ohne Nachzudenken tauchte der Engel mit der Hochelfin in den Armen in den Wassergraben der Burg.

„Bist du verrückt?“, regte sich Auris auf als sie auftauchte.

„Ich kann sie spüren. Wahnsinn.“, sprach Jona zu sich. Er konnte Auris Stimme nicht einmal mehr vernehmen. Er fühlte Alainas Nähe. Seine überragenden Kräfte waren noch sehr neu für ihn.

„Was kannst du spüren?“, fragte die Prinzessin neugierig nach.

Doch er begann einfach los zu schwimmen und bei den vergitterten Fenstern hineinzublicken. Auris folgte ihn einfach. Sie war es ja schon gewohnt, dass ihr niemand zuhörte. Dann dachte sie an Alex und seufzte.

„Was machst du denn?“, begann sie dann wieder mit der Hoffnung, dass er doch antworten würde. Aber Jona ließ sich nur von seinen Gefühlen leiten.

„Sprich doch mit mir!“, jammerte die junge Hochelfin verzweifelt.
 

„Hast du das gehört, Wölfin?“, wollte Alaina wissen.

„Vielleicht.“, gab sie nur schwach zurück. Doch die Prinzessin war schon längst zum Fenster gerannt und zog sich selbst hoch um herauszublicken. Die fesseln, die sie hatten waren schon längst nach dem Besuch der Hausbesitzerin gelöst worden.

„Bist du das Auris?“, fragte sie hoffnungsvoll.

„Alaina!“, hörte sie eine weibliche und männliche Stimme zum selben Moment ertönen.

Glücklich ergriff Alaina mit ihrem Arm durch das Fenster und strich über die Wange ihrer kleinen Schwester.

„Ich wusste du lebst.“, schluchzte Auris und es fiel ihr ein Stein vom Herzen.

Doch dann vernahm sie Schritte und drehte ihren Kopf nach rechts, so dass sie direkt auf die Brücke die, der einzige Eingang war zum Schloss. Ohne Nachzudenken wusste sie, dass es Alexiris war. Aber was machte sie hier?
 

Unruhig marschierte Leo auf und ab und hoffte, dass Jasmin bald wieder auftauchte. Als er aber dann Jonas Stimme vernahm, wurde er wieder an seine Pflicht erinnert.

„Was habe ich nur gedacht, dass ich so ausgeflippt bin. Ich muss mich sofort entschuldigen. Sie ist sehr wichtig für mein Volk.“, dachte der Mensch sich und seufzte. „Ich würde viel lieber mehr über das Feenreich wissen, aber naja.“, fuhr Leo wieder fort und dann machte er sich auf den Weg zu Alaina um sich wieder bei ihr ein zu schleimen.
 

In dem Moment veruschte Jasmin noch immer aus dem Glasgefäß auszubrechen, doch umso mehr sie dagegen schlug umso müder wurde sie. Bis sie sich nun endlich auf dem Boden weinend zusammen kauerte.

„Warum bin ich ihnen nur gefolgt?“, jammerte die Fee. Obwohl sie es sich wünschte, konnte sie ihr kleines Gefängnis nicht entrinnen. Sie war einfach nicht stark genug. Hoffnungslos schluchzte sie.

Plötzlich hörte sie die Tür des Zimmers gegen die Wand aufprallen.

„Tut mir leid, Kleine. Ich wollte dich nicht so alleine zurücklassen.“, begann Seth ihr zu erklären und als er vor dem Glas stand, lächelte er sie an.

Unglücklich rührte sie sich, aber nicht ein Stückchen.

„Alles okay mit dir?“, fragte der Vampir bekümmert und klopfte an das durchsichtige Gefäß.

Schmollend schloss die Fee einfach ihre Augen und seufzte.

„Ich wollte nicht, dass du böse auf mich bist.“, sprach er dann etwas bedrückt von Jasmins Verhalten.

„Du bist eben wunderschön.“, kam es aus seinen Mund und seine sanften Augen blickten sie an. Bei diesen Satz drehte sich die Fee in seine Richtung.

„Was hast du da von dir gegeben?“, fragte Jasmin überrascht noch mal an.

„Das du faszinierend bist.“, lächelte der Vampir schüchtern und griff mit seiner Hand auf seinen Hinterkopf.

„Findest du?“, leuchtete sie auf und als er mit den Kopf nickte, stand die Fee wieder auf.

„Es tut mir leid.“, sprudelte es aus ihm heraus. „Wir müssen jetzt eine kleine Reise unternehmen.“

Und als er diesen Satz beendet hatte, nahm er das Gefäß indem Jasmin gefangen war, auf und rannte ins Vorzimmer.
 

Alaina ergriff den Engel am Arm und zerrte sich somit wieder ein bisschen näher zum Fenster herauf.

„Jona.. Ich kann dir nicht genug danken. Du warst immer da für mich und..“, doch er berührte sanft ihren Mund. „Sag nichts.“, flüsterte Jona und strich ihr übers Haar. Allen Mutes zog er die Rothaarige näher an sich und als er dachte den perfekten Moment gefunden haben um Alaina zu zeigen, was er für sie fühlte, bemerkte er Auris auf der Brücke sich ins Schloss schleichend und der Engel wusste, dass er ihr folgen müsse.

„Gut gemacht Auris!“, spukte in seinem Kopf herum und Jona verzog seinen Mund.

„Warte hier.“, sprach Jona nur kurz, spreizte seine Flügel aus und verschwand in die Dunkelheit.

Alaina fühlte sich eigenartig. Ihr Atem war schwerer und ihr Körper wärmte sich umso näher er ihr kam. Als sie vom Fenster abließ, berührte sie eine Hand von hinten.

„Es tut mir so leid. Ich habe überreagiert“, begann Leo sich bei dem Mädchen zu entschuldigen

„Ich möchte sofort wissen von welcher Rolle du sprichst.“, gab sie nur zurück und obwohl sie ganz verwirrt war, warum sie solche ihr komischen Gefühle für ihren Gefährten Jona fühlte, wurde ihr Gesichtsausdruck hart.

„Ich meine natürlich die Rolle in meinen Leben, weil ich dich so gern habe.“, lächelte er mit einer gespielten Unschuld und leichtgläubig vertraute sie seinen Worten.

Um sie noch umso mehr von ihm zu überzeugen, kam er ihr näher und umarmte Alaina zärtlich.

„Du bist mir sehr wichtig.“, log der Mensch und rollte seine Augen.

Gefangen

Alex stürmte in das Schloss hinein. Mit ihren Rachegelüsten versessen, bemerkte sie Auris, die ihr vorsichtig nachschlich nicht. Sie hatte nur ein Ziel vor ihren Augen. Mit einem Knall riss sie die Tür auf und als sie den Vorraum betrat war es dunkel.

Das schwere Tor, dass die Kriegerin mit Leichtigkeit aufgerissen hatte, schloss sich wieder und Auris wusste, um mehr über Alex Verhalten rauszufinden, musste sie sich so schnell wie möglich da durch zwängen.

„Auris! Warte!“, hörte sie nur des Engels Stimme ihr nachrufen, doch ihre Neugier war zu groß und so verschwand sie in das Schloss und Jona musste draußen bleiben.
 

Als Alexirias weiter in die Vorhalle schritt verwandelte sich ihr Körper wieder in den eines Mannes und Auris starrte ungläubig den jungen Mann vor ihr an. In diesem Moment ging plötzlich das Licht an und Auris versteckte sich hinter einer großen Vase, um Alex zu beobachten.

„Mutter..“, flüsterte der Krieger und man konnte seine Wut in seinen Augen sehen.

Rund um den Hochelfen standen Vampire mit einem verschmitzten Grinsen auf dem Geländer und blickten auf ihn herab. Doch Alex wurde nur ruhiger.

„Versteckst du dich noch immer hinter deinen Handlangern Mutter?“, fragte er laut und der Vorraum schallte in ein Gelächter aus.

Auris zwängte sich nun noch mehr in die Ecke um nicht erkannt zu werden. Sie hatte ihren Freund schon genug Ärger gemacht für ihr ganzes Leben, deswegen entschied sie sich noch immer unerkannt zu bleiben.

Plötzlich erschien Alexirias Mutter und ihr Bruder vor ihr auf den Treppen.

„Ich habe dich erwartet.“, sprach Lucretia von sich überzeugt. „Ich wusste eines Tages würdest du zurückkommen, damit ich dich töten kann.“

Seth stand nur still daneben. Er hatte seine eigene Meinung über seine Mutter schon lange gebildet und dachte, dass sie verrückt sei und seinen Bruder einfach in Ruhe lassen sollte, doch Lucretia konnte einfach nicht loslassen und umso mehr sie daran dachte ihren ersten Sohn ableben zu lassen umso mehr wurde sie besessen.

„Ich habe keine Angst mehr vor dir.“, warf der Krieger in die Runde und die anderen Vampire schauten sich geschockt an.

Alexirias packte seine Kette, die sie um das Handgelenk gebunden hatte, um ihren Hals.

„Damit hattest du nicht gerechnet.“, lachte Alex seine Mutter aus.

Lucretia begann laut zu lachen. „Damit willst du mich töten. Das ist doch lächerlich. Die Kette deines Vaters wird dir auch nicht helfen.“, kam aus ihren grinsenden Mund.

Alex spürte, dass etwas nicht mit dem Halsschmuck in Ordnung war und als er es von sich nehmen wollte, ging es nicht.

„Du hast gedacht, du kannst mit so kräftigen Hochelfenkräften umgehen, wenn es nicht einmal dein Vater konnte.“, fuhr die Vampirin fort. Dann schüttelte sie langsam den Kopf. „Ich bin enttäuscht.“, gab sie noch von sich.

Alexirias Augen wurden schwarz. So schwarz wie die eines Dämonen und Auris schrak zurück. Die gutgläubige Prinzessin erkannte erst jetzt, dass Alexirias nicht nur Hochelfenblut, sondern auch Vampirgene in sich trug.

Der Krieger schloss kurz seine Augen und als er, sie wieder aufmachte, sah er wie der Raum sich mit Blut füllte, der von den Wänden herunter lief. Doch das war alles nur in ihrer Fantasie, welches die Kette auslöste.

Für die Untertanen seiner Mutter sowie für Auris sah man nur Alex erstarrt auf einen Platz stehen.
 

„Wie komme ich jetzt nur ins Schloss. Auris ist genauso wie ihre Schwester. Macht nur Ärger.“, dachte sich Jona und seufzte. Suchend flog der Engel um das Gebäude und hoffte einen Weg hinein zu finden, doch da war keiner. Die einzige Möglichkeit war nur durch das direkte Tor, das versperrt war.
 

Unruhig stand Alex noch immer dort und seine Mutter lachte nur, was Auris überhaupt nicht leiden konnte.

„Er wird genauso wie ihr Vater von den Dämonen gefressen werden und nie wieder zurückkommen. Das ist noch viel besser als ihn umzubringen.“, erklärte Lucretia ihren Diener und ihren Sohn, der davon gar nichts hielt. „Packt ihn und sperrt ihn in die Arena, damit ich ihn beobachten kann, wie er sich selbst ins Unglück stürzt. Und als zwei große männliche Vampire Alex packen wollten, sprang Auris aus ihrem Versteck heraus.

„NEIINNNN!“, rief sie laut und zog ihre Waffe, die sie noch immer von ihren Freund bei sich trug, heraus und richtete sie gegen die Feinde.

„Lass ihn in Ruhe ihr Monster!“, wurde sie nur wütender als die Zwei näher kamen. Alex stand noch immer wie angewurzelt dort. Ihre schwarzen Augen und ihre Vampirzähne, machten Auris keine Angst.
 

„Oh nein. Ich fühle, dass da was nicht stimmt mit Auris. Was mache ich jetzt nur. Ich kann meine Kräfte noch nicht kontrollieren um das Tor einfach aufzumachen oder zu zerstören.“, sprach Jona zu sich und wurde unruhig. „Ich kann Alaina nicht enttäuschen.“

Und als er hoffnungslos draußen stand, hörte er eine weibliche Stimme ihm etwas zu flüstern. „Crede in te“, sagte sie drei Mal bis der Engel seine Augen schloss. Als er sie wieder öffnete, stand er mitten im Schloss, was natürlich alle Vampire zurückschrecken ließ.

„Gutes Timing.“, grinste Auris ihm zu und die Prinzessin war erleichtert.

Lucretia gefiel das gar nicht. Sie konnte natürlich Jonas Wahres Ich einfach erkennen. So wie sie gehörte er mehr zu den Halbdämonen. Nicht wirklich böse, können aber gefährlich sein. Sie wusste, dass sie nur mit Hilfe der Feen ihn genauso wie die Gefährtin ihres ersten Sohnes in Griff kriegen könnte. Die Vampirin hatte noch nie jemanden, wie Jona getroffen. Natürlich erkannte sie mit einem Blick, dass er ein Engel war, aber nicht ein Reiner.

Lucretia entschied ihn sich für ihre Sammlung unter den Nagel reißen zu wollen. Mit einer kleinen Pfeife rief sie auch schon ein paar Feen zu sich, die mit Leichtigkeit rein und raus spazieren konnten, wenn die Königin es befahl.
 

Alaina lief unruhig auf und ab. „Da muss etwas passiert sein. Ich fühle es.“, sprach sie zu der Wölfin, welche die Ohren spitzte.

„Ich glaube, du hast Recht, Prinzessin.“, gab sie leise zurück. Leo saß nur in der Ecke und dachte an die Fee und seiner Mutter. Ihm war es ziemlich egal, ob es den anderen gut oder schlecht ging, solange es Jasmin gut ging.

Genervt von Leos Desinteresse, verzog Alaina ihren Mund.
 

Obwohl Jona und Auris sich gut hielten gegen die Angreifer, die die Vampirin gegen sie hetzte, konnten sie keinen Ausweg finden. Und Jona, der überrascht war, dass er sich mit Gedanken teleportieren konnte, wusste nicht, wie er seine anderen Kräfte in sich erwecken konnte.

Dann sah er etwas Glitzerndes auf sie zufliegen. Und zuerst wusste er nicht Recht, was er damit anfangen soll. Es schien keine Attacke der Vampire zu sein und als er genau hinsah und bemerkte, dass es Feen waren, die sie mit ihren Staub einschläfern lassen wollten, doch das konnten die zwei nicht wissen und dann war es schon längst zu spät. Man hörte nur die junge Prinzessin und den Engel auf den Boden fallen und die Königin triumphierend lachend.
 

Stolz stand die Königin der Vampire dort und obwohl sie Angst hatte, dass der Engel sie mit einen Schlag von der Ewigkeit befreien konnte, ließ sie sich natürlich vor ihren Hofstaat nichts anmerken. Sie seufzte überglücklich, zeigte auf vier ihrer treuesten Diener und dann auf die drei Eindringlinge als Zeichen, dass sie, sie wegräumen sollten.

„Den Engel möchte ich in meiner Sammlung haben.“, flüsterte Lucretia ihnen noch zu als die Bediensteten an ihr vorbei zogen und die Vampirin verschwand in ihr Gemach.

Lucretias Plan

Auch Seth, der von allen Machenschaften seiner Mutter schon genug hatte, verließ den Vorraum und marschierte schnurstracks in sein kleines Zimmer. Da war er zumindest sicher, dass niemand ihn stören würde.

Schnell zog er das Glas in dem noch immer Jasmin gefangen war, heraus und stellte es zurück an seinen Platz.

„Lass mich endlich gehen.“, motzte die genervte Fee.

„Wie ist es so ein reines magisches Wesen zu sein? Ich meine als ein Vampir arbeitest du nur mit der schwarzen Magier und darfst niemals nett sein.“, wollte Seth wissen und ließ sich auf seinen Bett nieder.

„Du denkst die Rasse der Feen wäre makellos? Wir sind doch die, die euch euer Futter besorgen müssen und hunderte von Wesen zum Tod verurteilen. Was ist daran rein?“, erklärte Jasmin wütend.

„Aber ihr würdet es nie machen, wenn ihr nicht gezwungen werden würdet?“, fragte der Vampir neugierig.

„Nein, das würden wir bestimmt nicht.“, seufzte sie.

„Ich wünschte, ich wäre auch eine Fee anstatt so ein Monster.“, gab der Vampir zu.

Überrascht blickte ihn Jasmin an.

„Niemand zwingt dich Böses zu tun. Wie wäre es, wenn du von jetzt an einfach nur du selbst bist anstatt anderen den gewalttätigen Blutsauger vorzuspielen?“, gab sie ihm einen Rat.

Seth hob seinen Kopf an und nickte lächelnd ihr zu.

„Du hast Recht.“, ermutigte er sich selbst und sprang auf.

„Und das erste Gute das ich verrichte..“, begann der junge Vampir und befreite die Fee von dem Gefäß. „.. dich frei zu lassen natürlich.“, setzte er noch zusätzlich an, als Jasmin wieder frei war.

„Danke.“, anerkannte sie sein tun und schenkte ihm ein schüchternes Lächeln, was er erwiderte.
 

„Ich muss jetzt sofort wissen, was los ist.“, murmelte Alaina zu sich.

In diesen Moment öffnete sich das verriegelte Tor des Gefängnisses und des Mädchens Hoffnung, dass sie gerettet werden würden, kam empor. Doch diese wurden nach Sekunden zerstört, als sie nur den Körper ihrer geliebten Schwester auf das Heu fallen sah und der einzige Ausweg in die Freiheit wieder verschlossen wurde.

„Auris?!“, rief sie vor lauter Sorge und schmiss sich zu ihr auf den Boden.

Die Rothaarige bemerkte sofort als sie den beweglosen Leib ihrer kleinen Schwester berührte, dass sie nur schlief, was Alaina aufatmen ließ.

„Sonnengott sei Dank.“, flüsterte das erleichterte Mädchen.
 

Lucretia rieb ihre Hände als Zeichen der Freude zusammen. Die Vampirin stand in ihrem geheimen Zimmer, welches hinter dem großen Selbstportrait in ihren Gemach war. Hier hatte sie ihre unzähligen Sammelstücke gehortet. Jedes Einzelne in ein anderes Gefängnis. Manche waren schon lange Tod, ausgetrunken, welche sie in einen spezial angefertigten Glasgefäß hielt, das nicht nur mit dem deren Körper sondern auch mit einer hellvioletten Flüssigkeit gefüllt war, so dass die toten Leiber drinnen schwamm.

Doch Jona war noch lang nicht tot, deshalb ließ die herzlose Königin ihn in eine Glaskugel verbannen. Das war einer der einzigen schwarzen Zauber, welchen sie von ihrer eigenen Mutter erlernt hatte. Obwohl Vampire unsterblich waren, hatten sie noch immer unzählige Feinde, die genau wussten, wie man diese Kreaturen auslöschen kann. So fiel auch ihre Mutter sehr früh unter diesen Opfern, so konnte sie ihrem einzigen Kind nichts von ihrer individuellen Macht lehren. Der einzige Kontrahent, der ihnen Schaden zufügen konnte, war das Sonnenlicht, welches auch als machtvoller Zauber der Hochelfen und manchen Menschen benutzt wurde. Als dies geregelt war, verschwand sie aus ihrem Geheimzimmer.
 

Viele Jahre plante Lucretia, wie sie ihren Sohn Alexirias qualvoll hinrichten konnte, damit, wie sie sich einbildete, der sie zerfressende Schmerz den der Vater von Alex der Vampirin angetan hatte, endlich verschwand.

Doch als sie die Treppen ins Verließ hinunter schritt, entschied sie sich anders. Es war einfach zu erkennen, dass das zarte Hochelfen Mädchen ihre Freundin war und was würde Alexirias mehr wehtun, als seine eigene Freundin umzubringen. Bei diesen Gedanken begann Lucretia zu schmunzeln. Sie konnte gar nicht abwarten, was das Medaillon für ein Biest in Alex hervorriefen würde und wie, wenn er wieder zu sich kommen wird, sich fühlen würde, wenn er erkennen würde, dass er seine eigene Freundin zerfleischt hatte.

Sogleich lief sie in ihren schwarzen Stöckelschuhen wieder hinauf, wo sie schon einen ihrer zahllosen Bediensteten antraf. Aufgeregt wie ein hungriges Raubtier das einen Kadaver in der Nähe roch, erklärte sie den jungen Vampir, der sich selber Melek nannte. Er nickte schnell und marschierte los um ihren Auftrag zu erfüllen.
 

„Auris? Hörst du mich?“, fragte Alaina unaufhörlich. Und als ihre Schwester endlich ihre dunkelblauen Augen öffnete, umarmte die Rothaarige sie.

„Ich bin so glücklich dich in meinen Armen zu haben.“, schluchzte das Mädchen und Auris bemerkte erst, dass sie im selben Kerker wie ihre Schwester gelandet war.

„Alaina…“, begann sie und schluchzte. „Ich bin so froh dich zu sehen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was alles passiert ist.“, fuhr sie fort „Wo ist eigentlich Alex?“, bemerkte sie dann. Unruhig griff sie Alaina auf den Schultern.

„Wer?“, ermittelte Alaina und Auris Blick senkte sich.

„Es ist alles meine Schuld.“, kam aus ihren Mund und sie biss sich auf den Lippen.

„Das Wichtigste ist du bist hier. Der Rest erledigt sich von selbst.“, wollte die Rothaarige Auris aufmuntern.

„Ähm.. Schwester.“, begann Auris und tippte Alaina auf den Arm. „Wer ist dieser hässliche Mensch dort?“, fuhr sie fort und Alaina musste ihr Lachen zurückhalten.

„Du hast noch immer kein Benehmen, Auris.“, bemängelte das Mädchen sie und als sie sich umdrehte um Leos Gesicht zu erkennen, konnte sie ihr Kichern nicht mehr bremsen. Sein Blick verdunkelte sich. Er hatte genau gehört, was diese unverschämte Hochelfin gesagt hatte und er musste sich so was als Prinz nicht gefallen lassen.

„Du und deine Schwester..“, knurrte Leo einfach zurück.

Alaina schüttelte den Kopf um sich wieder einzukriegen. „Wo ist Jona?“, erkundigte sich das Mädchen.

„Ich.. ich…“, versuchte sich Auris zu erinnern, doch sie schaffte es nicht und als sie Alainas Sorgenfalten erblickte, konnte sie nur noch „Ich weiß es nicht.“ herausbringen.

Um ihre kleine Schwester nicht zu beunruhigen, stand sie auf und blickte aus dem vergitterten Fenster.

„Keine Sorge, junge Hochelfin.“, sprach der Menschenprinz. „Ihr habt ja mich an eure Seite. Wer braucht diesen Engel schon.“

„Ja, deswegen mache ich mir ja auch Sorgen.“, dachte sich Auris sarkastisch.
 

Der noch immer unter dem Bann des Amuletts leidende Alexirias wurde von zwei muskulösen Vampiren in einen geräumigen Ort mit einen großen Gitter oberhalb ihres Hauptes gestellt. Regungslos war er noch immer ein Gefangener seines Körpers. Und die Alpträume die, die Kette seines Vaters hervorrief, wurden immer schlimmer. Zuerst war es nur das Blut, das er wahrnahm. In seiner Logik konnte es sich nur um einen neu angeeigneten Zaubertrick seiner verhassten Mutter sein. Aber als dann schwarze Kreaturen aus dem blutübersäten Boden stiegen und ihn ausnahmslos anvisierten, hatte er ein mulmiges Gefühl in seinen Bauch.

„Das kann doch nicht das Werk meiner Mutter sein.“, murmelte der Hochelfe zu sich und ergriff sein Schwert. Das ihm unbekannte Untier hatte glühende gelbe Augen und ging dem Krieger nur bis zum Knie. Leider konnte er nicht die Form des Wesens erkennen, da das Zimmer, indem er sich befand, dunkel wurde. Unbeeindruckt konzentrierte er sich auf ein anderes seiner Sinne. Dem Hören. Ohne Problem tötete Alex die ersten Kreaturen, denn er wusste sich auch ohne sein Sehvermögen zu wehren. Er war für alles gewappnet, doch umso mehr der Hochelfe vernichtete umso mehr vernahm er ihr bedrohlich näher zu kommen. Obwohl er schon vielen Gegnern begegnet war, waren diese, die mit Abstand Klügsten. Alex konnte einfach keinen Weg finden, wie er diesem Unheil ausweichen oder entkommen konnte. Bevor die gierigen Kreaturen allesamt auf ihn stürzten, sah er noch das letzte Mal das Lächeln von Auris vor sich.
 

Unruhig lief Alaina auf und ab. Dann blieb sie stehen und bemerkte, dass es der Wölfin noch immer nicht besser ging. Obwohl die engagierte Rothaarige, die ganze Zeit versuchte, damit sie wieder auf den Beinen kommt. Aber sie war zu geschwächt von der Vampirkönigin ihrer Foltermethoden. Ihr über das weiß glänzende Fell streichelnd, bot sie der Wölfin Wasser an, welches sie dankbar annahm.

„Du armes Ding.“, flüstere Alaina ihr ins Ohr und Auris erschien hinter ihr.

„Ich habe noch niemals so ein schönes Tier gesehen.“, meinte Auris und kraulte das Raubtier hinterm Ohr.

Die Wölfin hatte die ganze Zeit Alaina beobachtet. Sie wirkte abwesend, in Gedanken versunken und die drei anderen Gefangenen wollten sie nicht stören.

Plötzlich hörte sie ein lautes Quietschen und mussten sich die Ohren zuhalten. Als die Vier erkannten, dass sich ein Teil der Wand verschob, liefen die zwei Hochelfen voraus um zu sehen, was vor sich ging. Als Auris als Erste, den neuen Part des Gefängnisses erforschen wollte, blieb sie geschockt vor dem Gitter stehen. In der Mitte des durch eine stabile Sperre abgekoppelten runden Raums stand Alexirias.

Der Grund der Mordlust

Endlich erwachte der schwarze Engel. Langsam erhob er sich vom sandigen Boden der Glaskugel und blickte umher. Das Gefäß, indem er sich befand, hatte runde hellblaue Wände und er konnte nicht erkennen, wo er sich befand.

„Was ist passiert?“, fragte er sich selbst und griff auf seinen schmerzenden Kopf.

„Ich könnte es dir verraten, aber das möchte nicht.“, lachte eine sehr vertraute weibliche Stimme. Jona drehte sich in alle Richtungen, doch konnte niemanden erkennen.

„Woher kenne ich nur diese Stimme?“, überlegte sich der Engel.

„Sag nicht du erkennst mich nicht.“, motzte sie weiter und Jona wurde wütend.

„Was willst du von mir?“, knurrte er laut und es wurde still in dem runden Behältnis.

„Du warst schon einmal freundlicher, als du noch nicht mit diesem Mädchen abgehangen bist, Jona.“, nörgelte die Stimme wieder.

Jona legte sein Haupt nach rechts an seine Schulter.

„Was hat diese blöde Kuh nur mit dir gemacht.“, maulte sie und als er ihre Hand an seiner Wange mit der Narbe spürte, packte er sie blitzschnell und die weibliche Stimme nahm Gestalt an.

„Oh, du hast mich erwischt.“, grinste sie unschuldig.

„Ein Engel?“, fragte er neugierig nach. Vor ihm stand ein weiblicher Engel mit langem blondem Haar und ein weißes langes Kleid. Ihre Flügel erhellten den ganzen Raum mit Licht.

„Ich bin es Cheyenne.“, erklärte sie Jona und er schrak zurück.

„Du? Aber du darfst doch gar nicht hier sein!“, äußerte er aufgeregt.

„War nicht gerade leicht aus dem Hauptpalast heraus zu schleichen. Um ehrlich zu sein.“, begann Cheyenne wieder und zog ihn näher an sie heran.

„Ich kann es gar nicht glauben, was mit dir passiert ist.“, machte sie sich Sorgen und man konnten Tränen in ihren Augen erkennen.

„Das geht dich nichts mehr an, Cheyenne.“, gab Jona von sich und drehte sein Gesicht zur Seite, damit sie nicht mehr auf seine Narbe starren konnte., da es ihm unangenehm war.

„Ich bin mir sicher, wir können dich wieder zu deiner normalen Form zurückverwandeln. Irgendwie.“, warf sie ein und ging um ihn herum.

„Vielleicht möchte ich auch einfach so bleiben wie ich bin.“, flüsterte Jona und wendete sich von ihr ab.

„Du warst so nah wieder in den Palast aufgenommen zu werden!“, fügte die Blondine ein.

„Wir sind keine Kinder mehr Cheyenne. Es hat sich alles geändert. Und du solltest dich lieber nicht mit mir sehen lassen, kapiert?“, zischte der schwarze Engel und Cheyenne schrak zurück.

„Ich kenne dich gar nicht mehr. Vor allem nicht als Schattenengel. Zumindest das ist was die anderen Engel dich nannten. Schwarz wie der Schatten eines Engels. Ich schätze mal davon kommt diese Name.“, schluchzte sie und Jona musste ihr wieder ins Gesicht sehen.

„Hör jetzt auf zu weinen und geh wieder heim.“, erklärte er langsam und wischte ihre Tränen aus dem Gesicht.

„Du hast deinen Platz eingenommen und ich werde sehen, wo mich mein Schicksal hinführt.“, schloss er ab bis sie ihn an sich zog und umarmte. Überrascht blickte Jona auf sie herab, da sie ein Kopf kleiner war als er.

„Ich möchte, aber das du mit mir zurückgehst.“, protestierte Cheyenne und schaute in sein verdutztes Gesicht.

„Du weißt es nicht, aber du warst mir immer versprochen!“, plauderte sie aus und dann hielt sie ihre Hand vor den Mund.

„Ich meine..“, begann sie wieder, doch Jona unterbrach sie.

„Was?“, fragte der Schattenengel verärgert.

„Du und ich wir sollten zusammen sein. Das ist deine Bestimmung und nichts anderes.“, erzählte Cheyenne ihm und er schüttelte den Kopf, so dass sein Haar ins Gesicht fiel.

„Vergiss es, ich kann nicht zurück.“, antwortete Jona stur.

„Du musst.“, beschwerte sie sich. „Ich gehe nicht ohne dich oder ich muss jemanden anderen zugesichert werden und das will ich nicht.“, begründete die Blondine weiter.

„Du liebst mich doch gar nicht!“, knurrte Jona und Cheyenne schrak zurück.

„Liebe? Hast du deinen Verstand verloren?“, entgegnete sie ihm ruhig. „So etwas gibt es doch gar nicht.“, lachte sie ihn aus.

„Ich komme nicht.“, gab er ihr bekannt. „Und das ist mein letztes Wort.“

„Also soll ich dich in dieser Glaskugel verrotten lassen. Ist es das was du willst? Nicht mit mir du wirst mich gefälligst begleiten.“, zürnte Cheyenne und nahm Jona am Arm.

„Nein!“, schrie er den weißen Engel an und schlug seine Faust gegen das Glas, das in tausende Scherben zerbrach. Bevor die Bruchstücke sie erreichten konnten, zog er sie an sich, damit sie sich nicht verletzen konnte.
 

Zur selben Zeit versuchte die jüngste Prinzessin mit ihren lauten Rufen Alexirias aus ihren Zustand zu befreien. Doch der Halbvampir rührte sich kein Stück. Nur seine Zähne wurden länger und stoppten zwei Zentimeter unter ihrem Kinn. Verzweifelt wurden ihre Schreie zu Gewinsel und ihre Alaina zog Auris an sich. Die Rothaarige schüttelte ihre Schwester einmal und die geschockte Elfin brach in Tränen aus.

„Ich kann ihn nicht seiner selbst überlassen.“, seufzte Auris und umarmte Alaina hart.

„Wer ist das überhaupt?“, fragte Alaina neugierig nach und Auris, die diese Frage nicht erwartet hatte, schrak zurück.

„Ich kann es dir nicht erklären.“, war ihre Antwort und Alaina staunte über diese Aussage. Das war das allererste Mal, dass ihre Schwester etwas vor ihr geheim hielt.

„Du hast dich verändert.“, offenbarte die etwas verdutzte Rothaarige und ließ Auris alleine am Gitter stehen.

Leo kicherte innerlich. „Wenigstens erübrigt sich dieses Problem.“, dachte der Mensch sich und lehnte sich wieder zurück an die Wand. Er war die ganze Zeit still in einer Ecke gesessen und hatte gehofft Jasmin wieder zu Gesicht zu bekommen.
 

Die von allen mit Freude erwartende Veranstaltung, welche die Königin der Vampire für ihren geächteten Sohn arrangierte, wurde am frühen Abend angelegt. Es war schon Mittag und die von den Blutsaugern verhasste Sonne stand hoch am Himmel, was für die anderen Kreaturen der Nacht Schlafenszeit meinte, bis die verabscheute Helligkeit sich in Dunkelheit verwandeln würde. Gut gelaunt, was für Lucretia selten war, legte sie sich in ihren schwarzen Sarg, der mit einem dunkelroten Kreuz verziert war. Obwohl sie vor Aufregung bebte, musste sie schlafen um Energie für ihr Vorhaben zu sammeln. Sie war gewiss, dass ihre immer wiederkehrenden Alpträume endlich ihr Ende fanden und sie nicht mehr für alle Ewigkeit dasselbe entsetzliche Erlebnis durchleben musste. Die geheim gehaltene Wahrheit, warum sie ihren ersten Sohn so verachtete, lag an diesen Träumen und was Alexirias Vater ihr angetan hatte. Jedes Mal sah sie dieses Ereignis.

Cornelis, der Alex Erzeuger war, war einer der hochrangigen Offiziere der königlichen Armee gewesen. Wie es bei manchen Hochelfen vorkam, vor allem diese die in den Krieg einberufen wurden, bekam er ein speziell angefertigtes Amulett, welches eine zerstörerische Magie in sich speicherte und somit verstärkte. Es konnte dir auch den Namen und alle Details des Besitzers zeigen. Alle Soldaten trugen es immer um ihren Hals unter der Rüstung auf der nackten Haut, damit es sich mit ihren Herzen verband und wenn es jemand schaffte dieses Schmuckstück von ihm zu reißen, war das Leben des Hochelfenkriegers vorbei, da es deren Herzen auch aus dem Körper entfernen würde.

Doch in sehr seltenen Fällen, die nirgendwo verzeichnet worden waren, fraß die vergoldete Kette den Hochelfen innerlich auf und ließ ihn alles Gute in seinen Herzen vergessen. So geschah es auch mit Cornelis, der Sohn eines Bäckers war.

Seine so lieblichen grünen Augen die, die weibliche Welt verzückte, wurden nach einer Zeit so schwarz wie seine Gedanken.

Misshandeln, foltern, schlachten und vor allem vergewaltigen ließen ihn Grinsen. Umso mehr Opfer am Tag umso schöner war er für ihn.

Es war ein kühler Winterabend als Lucretia noch in einer neutralen Stadt unterwegs war, welches meinte, dass alle Lebewesen der Welt sich dort aufhalten konnten, ob Vampir, Nachtelf oder Mensch jeder war willkommen. Die am Hafen gebaute Apotheke war der Grund Lucretias Besuches. Ihre geliebte Mutter war krank und sie wollte sich frisches Blut eines jungen Menschen dort abholen. Sie war noch sehr jung und unerfahren zu dieser Zeit und so beschloss sie nach Hause zu reiten anstatt zu fliegen, welches ihr Verhängnis wurde.

Cornelis wartete schon auf sein nächstes Opfer in der Seitenstraße, die sich als sein Lieblingsplatz zum Schänden herausstellte. Mit einem Schlag schmiss er sie mit dem Ende seines Schwertes von dem schwarzen Reittier und verging sich an ihr. Als es vorbei war, starrte Lucretia nur noch ihn an und sah sein Grinsen vor sich.

„Wenigstens Jungfrau, so wie ich es bevorzuge.“, gab er nur von sich und er verschwand.

Zu Lucretias Bedauern wurde sie dadurch schwanger und nachdem Vampire nicht abtreiben konnten, weil sie dadurch zu viel Blut verlieren könnten, musste sie ihr ungewolltes Kind austragen. Seitdem wurde sie immer wieder durch Alex an diesen Vorfall erinnert und wurde schließlich verrückt davon, bis sie sich einbildete, wenn sie ihr eigenes Kind vernichten würde, endlich von diesen Schmerzen befreit zu sein.
 

Aussichtslos kratzte, biss, schlug Auris gegen die empörende Absperrung, die sie und ihren Freund trennte, doch sie konnte es nicht öffnen und Alaina musste ansehen, wie ihre Schwester müder und hoffnungsloser wurde. Die Rothaarige saß bei der weißen Wölfin und auch ihre Laune wurde schlechter.

Egal was Alaina tat, sie konnte Auris nicht von diesem Tor entfernen. Sie war starrsinning wie eh und je und, obwohl Alaina den traurigen Anblick ihrer Schwester kaum ertragen konnte, konnte sie nur das Spektakel beobachten.
 

Geschockt von seiner eigenen Macht, die sich mit Leichtigkeit zeigte, wenn er wütend war, öffnete Jona seine blauen Augen und prüfte, dass Cheyenne keine Verletzung davontrug.

„Alles okay?“, fragte der Schattenengel besorgt.

„Natürlich.“, antwortete sie schnell und entdeckte das verheerende Ausmaß, welches Jonas neue Kräfte ausrichteten. Einige der scharfen Glassplitter streiften den Schattenengel und sein Blut tropfte auf den staubigen Boden. Der weiße Engel schrak zurück.

„Du bist verletzt!“, quietschte Cheyenne ängstlich, doch er zuckte nur seine Schultern.

„War nicht das erste Mal“, dachte er sich.

Beide blickten sich um und erkannten die ungewöhnlichen Gefäße die, die Vampirin in diesen Raum gehortet hatte. Alle hatten Beschriftungen an den Glasgefängnissen stehen und als Jona mutig voranschritt um sie zu examinieren, hielt ihn Cheyenne zurück.

„Ich habe Angst.“, winselte der weibliche Engel und Jona rollte nur seine Augen.

„Reiß dich zusammen.“, flüsterte er und bewegte sich näher zu den Containern.

Lucretia, die gemütlich in ihren Kasten döste, hatte nicht nur ihre Geliebten ausgesaugt und in solche Gefäße gesteckt, aber auch andere ungewöhnliche Kreaturen. In der hintersten Ecke stand ein Glas, welches schon seit geraumer Zeit dort stehen musste. Mit seiner rechten Hand wischte der Schattenengel, der Cheyenne zitternd an seinen linken Arm klammern hatte, den Dreck der zumindest ein paar Jahre darauf klebte, weg. Die beiden Engel entdeckten einen schlafenden Hochelfenjungen der ungefähr so alt war wie Auris.

„Wer weiß wie lange sie ihn schon darin fest hielt.“, sprach Jona geschockt von Lucretias Tat.

„Was kümmert uns das?“, fragte Cheyenne herzlos. Sie, wie fast alle anderen Engel, wussten nicht was Liebe oder Gefühl meinte, sie interessierte sich auch nicht dafür. Jona war da ganz anders.

Mit einem heftigen Schlag zerschlug er auch dieses Glas und es brach in unzählige Stücke. Der junge Mann wurde, aber nicht davon aufgeweckt. Er schlief ruhig weiter und Jona wusste, dass ein ihm unbekannter Zauber auf dem Hochelfen liegen musste.



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von: abgemeldet
2009-06-11T15:52:01+00:00 11.06.2009 17:52
was du willst mir sagen es gab keine märchen und keine barbies in der zeit? :P also das darf cih aber selber entscheiden :P
Von: abgemeldet
2009-06-11T15:51:27+00:00 11.06.2009 17:51
doch das gehört so :p
Von:  uron
2009-06-11T15:46:33+00:00 11.06.2009 17:46
interesant ^^ hab da eine vermutung alex-betreffend, mal sehen ob ich recht habe. xD was ich jedoch an deiner stelle vermeiden würde sind begriffe aus der "realität", wie barbie, ken, dornröschen usw. das macht eine fantasywelt iwie unglaubwürdiger und ich glaube das liegt nicht in deiner absicht. :)
Von:  uron
2009-06-11T14:55:20+00:00 11.06.2009 16:55
und futsch ist er. ^^
aber du hast einen kleinen logischen fehler eingebaut: gittor heißt zeitweise michael. ;) sonst gibt es nichts zu meckern. ^^
Von:  uron
2009-06-10T22:51:46+00:00 11.06.2009 00:51
oh je die arme... :( bin mal gespannt, wie sie da wieder rauskommt. hoffentlich kommt der eklige gittor ihr nicht noch näher!
ansonsten wie immer nur die übliche kritik: viel zu kurz. ;)
Von:  uron
2009-06-07T19:20:12+00:00 07.06.2009 21:20
ok hier muss ich nochmal an meinem ersten kommi anknüpfen, schon wieder mag ich das "oberhaupt" nicht. :P
außerdem war auch dieses kapi wieder sehr kurz und klang leider etwas abgehackt. :(
Von:  uron
2009-06-07T19:11:41+00:00 07.06.2009 21:11
faszinierend xD
mein wunsch ist schneller in erfüllung gegangen als ich gedacht hätte. :)
auch hier wieder sehr gut zu lesen auch wenn es mir ein wenig zu kur war. ;)
Von:  uron
2009-06-07T19:04:48+00:00 07.06.2009 21:04
das ist aber ein trauriger auftakt :(
feststellung nummer 1: mir ist der vater äußerst unsympatisch, ich hoff er "verschwindet" irgend wann. ^^
feststellung nummer 2: ich finde du schreibst besser als du immer behautest. ;( von wegen nicht gut und so mir gefällts bisher. :) liest sich auch sehr flüßig.


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