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In Good Faith

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First Interlude - A House on the Outskirts

In Good Faith – First Interlude: A House on the Outskirts
 

„Wir alle haben unsere Helden, und wenn sie fallen, stirbt mit ihnen auch ein Teil von uns.“

(Atris)
 

Für einen kurzen Moment blitzte der Regenbogen auf, verstreute seine Farben in dem kleinen Garten, bevor der Wasserstrahl des Rasensprengers weiterwanderte und das Phänomen ebenso schnell verblasste, wie es gekommen war. Erik Lehnsherr erhob sich aus seinem Gartenstuhl, streckte sich langsam, während die Mittagssonne erneut von der Fontäne gebrochen wurde, dann machte er die wenigen Schritte hinüber bis zum Hahn und drehte das Wasser ab.

Vor gar nicht allzu langer Zeit hätte dazu keine Notwendigkeit bestanden, eine kleine Handbewegung hätte genügt – allerdings hätte er damals seine Fähigkeiten wohl zu einem anderen Zweck eingesetzt als für seine Gartenpflege. Die ganze Welt hatte er in die Knie zwingen können, die Sphären aus Metall, die alle seinem Willen gehorchten, und nun... nichts war davon übrig geblieben, alles ausgelöscht in einem einzelnen Augenblick durch die Willkür eines Mannes, der nicht verstand, was ihn bewegte.

Sie war wieder da, die vertraute Bitterkeit, die sich in ihm festgesetzt hatte seit dem Verlust seiner Kräfte, die ihm mehr als ein halbes Jahrhundert lang gute Dienste geleistet hatten und nun nicht einmal mehr in der Lage waren, Schachfiguren zu versetzen anstatt von Welten. Ein kleines bisschen konnte er sie noch zum Zittern bringen, so wie sein Name noch immer ein leichtes Schaudern auslöste, allerdings wegen dem, was er getan hatte und nicht wegen dem, was er noch tun würde. Nun war er wirklich das, was er immer gefürchtet hatte zu sein... nur noch ein alter Narr mit hochfliegenden Träumen.

„Ich bin fertig, Señor.“ Die Stimme seiner Haushälterin klang merkwürdig gedämpft durch das offene Küchenfenster nach draußen und abwesend fragte er sich, was sie von ihm wollte, das Geld lag abgezählt auf dem Esstisch, aber vielleicht gab es noch etwas zu besprechen. Langsam trat er durch die Verandatür in sein Wohnzimmer, blickte sich um, der Staubsauger stand noch neben dem Sofa und unwillig runzelte er die Stirn. Wenn Maria fertig war mit ihrer Arbeit, wieso hatte sie dann noch nicht alles weggeräumt?

„Sie ist wirklich fertig.“ Erst jetzt, als sich eine schlanke, kräftige Hand vor seinen Mund legte, sah er die Blutlache, die sich auf dem Linoleum des Vorzimmers ausbreitete, die kräftige Gestalt seiner Haushälterin vor ihm, allerdings nur für einen Moment. Dann wurden ihm die Beine unter seinem Körper weggezogen und er fiel schwer auf einen seiner Küchenstühle, mit dem Blick zur Wand. Die blasse Frauenhand auf seinen Lippen verschwand, doch er hatte kaum Zeit gehabt zu keuchen und war noch nicht einmal auf den Gedanken gekommen, um Hilfe zu rufen, als sie durch einen Streifen Klebeband ersetzt wurde.

Er wollte seine Hände heben, ihn abreißen, doch seine Kontrahentin war schneller und Handschellen klickten, fesselten ihn, während er gleichzeitig die Ironie daran empfand – Metall fesselte den Mann, der einst darüber geboten hatte. Und als die Frau schließlich in sein Blickfeld trat, begriff er, dass dieser Aspekt durchaus beabsichtigt war. Mystique. Oder die Frau, die einmal Mystique war.

„Dein Gesicht verrät mir, dass du nicht damit gerechnet hast, mich wiederzusehen...“

Nicht nur ihr Aussehen hatte sich verändert, auch ihre Stimme, die jetzt viel zu normal für seine Ohren klang – oder das zumindest getan hätte, wäre nicht der dumpfe, abgestandene Hass in ihr gewesen. „Aber niemand denkt, dass abgelegtes Spielzeug sich jemals rächen könnte... und mehr war ich nicht für dich, nachdem ich mich geopfert hatte.“

Sie wirkte... gehetzt, dunkle Ringe unter ihren Augen, noch akzentuiert von ihrem blassen Gesicht und den schwarzen Haaren zeugten von Müdigkeit und ihr Blick... ihr Blick war das, was nach der ersten Überraschung die Angst in ihm hochsteigen ließ. Zu stark war der Wunsch nach Rache darin, als dass er ihn hätte ignorieren können, und sie waren auf ihn gerichtet wie die scharfen Augen einer Katze, die ihre Beute beobachtet, mit ihr spielt und nur auf den richtigen Moment wartet, um zuzuschlagen. Erik schluckte.

Und doch kam sie ihm fast... unschlüssig vor, wie sie sich langsam umblickte, durch den Raum ging, die schlanken Finger über die Einrichtung gleiten ließ und währenddessen die Fenster schloss und die Vorhänge zuzog, um den neugierigen Nachbarn jeden Einblick zu verwehren. Noch immer waren ihre Bewegungen elegant und grazil, und doch vermisste er jenen fast übersinnlichen Eindruck, den ihre schnellen Reflexe und ihre frühere Beweglichkeit immer hervorgerufen hatten. Trotzdem... sie war und blieb ein Raubtier, und zwar eines, das nun, verletzt und angeschlagen, vielleicht gefährlicher war als je zuvor.

„Mh...“

„Du möchtest etwas sagen, Erik?“ Fast wirkte ihre Stimme süffisant und nur ein leicht unsicherer, scheuer Unterton verriet ihm ihre Aufregung, zeigte ihm, dass sie alles andere als ruhig war. Er bezweifelte ihm, dass das kleine Schwanken jemandem aufgefallen wäre, der sie nicht so gut kannte, und nickte langsam.

„Nun... dieses Privileg will ich dir nicht verwehren.“ Sie lächelte leicht, verschwand kurz aus seinem Blickfeld, nur um mit einem seiner großen Küchenmesser zurückzukehren, das sie ihm zeigte, bevor sie hinter ihn trat, die Klinge an seinen Hals setzte. „Aber vergiss nicht... wenn du schreist, wirst du nie wieder erneut Gelegenheit dazu haben...“

Er hatte den Eindruck, dass das starke Klebeband fast seine Lippen mitriss, als sie es abzog, und hustete, hatte sich aber genug unter Kontrolle, um das Geräusch zu dämpfen – immerhin wollte er Mystique keinen Grund geben, ihn zu töten, auch wenn sich mittlerweile der Eindruck bei ihm festgesetzt hatte, dass sie das ohnehin tun würde. „Was hätte ich denn tun sollen? Dich bei uns behalten, obwohl du keine mehr von uns warst?“

„Keine mehr von uns...“ Mystique sprach die Worte aus, als ob sie sie kosten würde, und leckte sich prüfend über die Lippen. „Wieso sollte ich das nicht sein? Oder denkst du, meine Grundsätze, meine Einstellungen, meine... Gefühle hätten sich in einem Augenblick geändert, nur, weil dieses Serum mich getroffen hatte?“

Er schwieg, und was hätte er darauf auch sagen sollen? Dass sie als Raven Darkholme ihre Nützlichkeit für ihn verloren hatte, dass sie danach keine Mutantin mehr gewesen war und damit niemand mehr, der ihn interssierte?

„Weißt du...“ Ihre Stimme klang sanft, fast verführerisch weich an sein Ohr, und er musste all seine Selbstbeherrschung zusammennehmen, als ihr Atem über seine Haut strich. „Weißt du, was ich mich gefragt habe seitdem, in den langen Nächten...“

In dem Moment der Stille, der darauf folgte, spürte er, wie sich eine Spannung in ihm aufbaute, eine Neugier, mit der er nicht gerechnet hatte. „Nein.“

„Ist er skrupellos genug, um so zu werden wie jene, die ihn gequält haben...“, ihre Hand hatte wie von alleine den Weg an seinen Unterarm gefunden, hielt ihn fest, so fest, dass ihre Finger sich schmerzhaft in sein Fleisch bohrten. „Ist er skrupellos genug... oder zu naiv, um zu bemerken, wie sehr er sich ihnen angleicht.“

Sie schien eine Antwort zu erwarten, und wieder wusste er nicht, was er darauf erwidern sollte, sein Kopf schien leer, nur gefüllt von seinem eigenen, hastigen Atem und der bedrohlichen Präsenz Mystiques, deren Wärme er durch sein dünnes Hemd an seinem Rücken spürte. „Denn du... du beurteilst Menschen anhand ihrer Gene, Erik, wie sie damals Menschen aufgrund ihrer Herkunft beurteilt haben.“

Er spürte, wie sich die Klinge des Messers tiefer in seine Haut drückte, es schien eine unwillkürliche Bewegung zu sein und doch quollen bereits die ersten Blutstropfen hervor, perlten seinen Hals hinab.

„Du hast mich weggeworfen wie eine zerbrochene Puppe, und es mir überlassen, die Scherben aufzusammeln... mich freizukaufen von den Verbrechen, die ich in deinem Namen begangen habe, mit dir und für dich... nicht einmal die Dankbarkeit, die man einem nützlichen Werkzeug schuldet, hast du mir entgegengebracht... und jetzt? Jetzt bist du auch eines von diesen ehemals nützlichen Dingen, sitzt hier in deinem Häuschen im Grünen in der Sonne und träumst von vergangenen Tagen, in denen du noch Bedeutung hattest. In denen du noch jemand warst.“ Ihr Atem ging schneller, während die Wut sich in ihr aufbaute. „Du bist erbärmlich, Erik... einfach nur noch erbärmlich und eine Schande für alle Mutanten, jetzige oder ehemalige... eine Schande für die Bruderschaft, und eine Schande für den Mann, der du einmal warst. Du hast es nicht verdient, weiterzuleben.“

Die Kälte ihrer Worte traf ihn, wie sie es wohl bei keinem anderen Menschen vermocht hätte, und er zuckte zusammen, während die Scham an ihm fraß, die Angst um sein Leben langsam verdrängte. Sie hatte Recht... und wie sie Recht hatte... „Mystique.“

Erst als er den Namen ausgesprochen hatte, begriff er, dass sie gerade dabei gewesen war, das Messer anzusetzen, um ihn zu töten, und nur das warme Blut, das über seinen Hals lief, sich in seinem Hemdkragen festsaugte, schien ihn noch mit der Realität zu verbinden. „Mystique... das solltest du nicht tun.“

„Ich bezweifle, dass du dazu einen Grund finden würdest...“ Ihre Stimme klang wieder entspannt, fast jovial, und doch hörte er die Zweifel dahinter, die Furcht, die Qual, die in ihr tobten.

„Es gibt jemanden, der uns helfen kann... vielleicht.“

Für ein, zwei, drei Herzschläge herrschte absolute Stille in dem kleinen, überhitzten Wohnzimmer und Erik Lehnsherr rauschte der Puls in den Ohren, dann spürte er plötzlich, wie sich der kalte Stahl von seinem Hals löste und seine Handschellen geöffnet wurden, bevor Mystique vor ihn trat. „Wer?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Alaiya
2009-11-16T12:54:36+00:00 16.11.2009 13:54
Nun, ich gebe zu, es ist seltsam "Erik" anstatt "Magneto" zu lesen. Immerhin hat bis auf Xavier ihn wirklich niemand so genannt. *lach* Aber gut.
An sich interessante Handlung. Böse Raven. Ich mag Raven ja unglaublich gern :D
Nun, sind wir gespannt, wenn Magneto da kennt...


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