Zum Inhalt der Seite

Zweifelhafte Unschuld

Stargate Atlantis
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Stille Helden

„Es ist nicht seine Entscheidung gewesen! Dieser Befehl wurde von mir ausgesprochen und lediglich gemäß meinen Anweisungen befolgt. Ihre anmaßenden Anschuldigungen sind falsch, deren Folgerungen dramatisch. Sie können nicht zulassen, dass ein Unschuldiger für etwas verurteilt wird, dessen Verantwortung er nicht zu tragen hat.“ Elizabeth Weir konnte nur unter größter Mühe ihren Zorn im Zaum halten. Innerlich brodelte es und am liebsten würde sie diesen schlipstragenden Verräter an ihrer Seite ins Gesicht schlagen. Aber sie war eine Diplomatin und nichts anderes würde ihre Leute jetzt schützen. Ihr Gesicht war versteinert, die funkelnden Augen auf den Hinterkopf des Mannes gerichtet, der so viel Ärger mit sich gebracht hatte.

„Als Leitender Militäroffizier und, mit Verlaub, im Falle Ihrer Abwesenheit Leiter dieser Stadt, kann man von Colonel Sheppard erwarten, Befehle zu ändern. Ein Umstand, der den Menschen, die auf Atlantis zurück geblieben und in dem Vertrauen gewesen sind, dass sie hier sicher und in guten Händen sind, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Leben gerettet hätte. Die Verluste sind dramatisch, Doctor. Nicht meine Anschuldigungen.“

Elizabeth schnaubte. „Jeder der hier her kommt, und sei es nur für ein paar Tage, weiß, dass er hier niemals wirklich sicher ist.“ Sie erreichten einen Transporter und zwängten sich dich nebeneinander in die kleine Zelle. Wütend maß sie ihr Gegenüber. „Das können Sie einfach nicht tun, Mr. Woolsey. Sie wissen genau wie wichtig Colonel Sheppard für diese Expedition ist. Niemals würde er leichtfertig das Leben der Menschen auf Atlantis gefährden.“

„Aber Sie möglicher Weise, oder wie darf ich das verstehen?“ Woolsey warf ihr einen flüchtigen Seitenbilck zu. Seit er auf Atlantis eingetroffen war, mied er ihren Blick. „Das Militärgericht wird über die Schuld oder Unschuld John Sheppards entscheiden. Er dürfte sich damit ja bereits zu genüge auskennen. Was Sie betrifft, Dr. Weir, seien Sie froh, dass Sie Zivilistin sind und nicht im Dienste des amerikanischen Militärs stehen.“

Das war schlicht und ergreifend unverschämt. Weir war klar, dass für dieses Desaster ein Verantwortlicher gefordert wurde. Aber mit John traf es den Falschen. Nur war es bei ihm leichter, an seinem Stuhl zu sägen, als bei ihr. Dennoch machte sie sich nichts vor. Wenn John fiel, würde auch ihr Stand als Expeditionsleiterin geschwächt sein. Sie traute dem Trust durchaus zu, auf diese Weise lange geplante Intrigen endlich in die Tat umzusetzen.

„Sheppards Akte ist weit davon entfernt unbefleckt zu sein, Doctor. Der Trust will Köpfe rollen sehen. Seien Sie froh, dass es nicht der Ihre ist, den sie fordern. Es hätte schlimmer kommen können.“ Er lächelte und verließ dann vor ihr den Transporter. Einen kurzen Moment schien er orientierungslos, dann wandte er sich nach rechts und strebte der medizinischen Abteilung entgegen.

Elizabeth schnappte empört nach Luft. Wollte er ihr damit etwa sagen, dass sie John opfern sollte, um selbst am Ruder verbleiben zu können? „Das werde ich niemals zulassen, Woolsey, das wissen Sie.“ Ihre Stimme war frostig.

„Sie werden keine andere Wahl haben, wenn Sie Ihre Stellung nicht noch weiter gefährden wollen. Denken Sie an all die Menschen hier.“ Er machte eine ausladende Geste. „Sie vertrauen Ihnen und sind jetzt mehr denn je auf Sie angewiesen, nachdem ihr Vertrauen von einem Ihrer Führungsmitglieder so schändlich missbraucht wurde.“

„Colonel Sheppard hat unter Einsatz seines Lebens für diese Menschen gekämpft. Nicht allein in den vergangenen Tagen, sondern bereits die Jahre zuvor. Was Sie da behaupten ist Blasphemie. Er besitzt von all den Leuten, die hier arbeiten, das meiste Vertrauen.“

Woosley antwortete nicht. Er schien der Diskussion müde und Elizabeth platzte ob dieser Unverschämtheit beinah.

„Ich habe meine Befehle, Elizabeth, obgleich auch ich nur das ausführende Organ bin. Ich enthebe Sheppard seines Amtes, wie es aussieht wird er sogar unehrenhaft entlassen werden, sobald das Militärgericht mit ihm fertig ist.“

Sprachlos suchte Elizabeth nach Worten, aber nichts was sie hätte sagen können, würde dieser verdrehten Wahrheit gerecht werden. „Sie wollen das nicht allen Ernstes jetzt vollziehen?“ Fassungslos versperrte sie ihm den Weg. „Sheppard liegt auf der Krankenstation. Er wird kaum in der Lage sein...“

„Das muss er auch nicht. Es genügt, wenn er zuhört. Zumal er von nun an unter Arrest steht.“

Das erklärte die zwei Marines, die von Anfang an ihre Wege begleitet hatten.

„Er wird wohl kaum aus seinem Krankenbett fliehen.“

„Nun, dass sehen einige Leute ganz anders. Wir sind hier in einer anderen Galaxie. Da ist es einfach sich abzusetzen und dem langen Arm des Gesetzes zu entgehen. Vor allem wenn man sich so gut auskennt wie Sheppard es tut. Es wird so lange von einer Fluchtgefahr ausgegangen, bis er sich in Gewahrsam auf der Erde befindet.“

Weir waren die Hände gebunden. In die Angelegenheiten des Militärs konnte sie sich als Zivilistin nur schwer einmischen. Sie würde warten müssen, bis Anklage vor dem Militärgericht erhoben wurde, dann würde sie ihn verteidigen können. So wie jeder andere, der an seiner Seite gekämpft hatte. Bis dahin, würde sie dieses verlogene Spiel mitspielen müssen und John in die Hände des Trust geben. Am liebsten hätte sie vor Wut geschrien. Sheppard hatte nicht verdient, dass man ihn derart demütigte.

Sie erreichten die Krankenstation, in der ausnahmslos alle Betten belegt waren. Einen Teil der zurückgebliebenen Einwohner hatten sie aus Michaels Versuchsgeräten retten können. Einen bedrückend kleinen Anteil, das musste auch sie sich eingestehen. Was geschehen war, war eine Tragödie. Ein furchtbares Unglück, das nicht auch noch im Nachhinein zu einer Katastrophe werden durfte. Elizabeth schluckte. Wie hatte all das so dramatisch schief gehen können?

Im zurückgesetzten Teil der Station gab es einen Bereich, der durch rollfähige Tuchwände vom Rest abgeschirmt worden war. Dort befanden sich die Betten von Teyla, McKay, Ronon, Rhyan und Sheppard. Selbst Carson hatte dort ein Bett zugeteilt bekommen, doch niemand konnte ihn daran hindern, in der medizinischen Abteilung umher zu laufen und seine Arbeit zu tun. Er kümmerte sich aufopferungsvoll um die Verletzten.

Nicht mal eine halbe Stunde nachdem McKay den Ruf der Erde erwidert hatte, waren die ersten Rettungsteams durch das Stargate nach Atlantis gekommen. Unter ihnen auch ein Team bestehend aus Ärzten und Sanitätern. Auch Dr. Weir war unter den Ersten gewesen, die zurückgekehrt waren.

Die letzten versprengten Gruppen von Michaels Untergebenen und Geschöpfen konnten schnell gestellt und eliminiert werden. Teyla hatte ohne Rodney zwar nicht das Stargate zum Laufen bringen können, doch alle anderen Kontrollen waren wieder funktionsfähig gewesen. So hatte sie mit Hilfe der Lebenzeichendetektoren die fliehenden Wraith geortet und in den Bereichen, in denen sie sich zu diesem Zeitpunkt aufgehalten hatten, festgesetzt. Die Marines brauchten nur noch diese Areale aufsuchen und den Feind zerstören.

Mehrere Jumper waren gestartet, um nach dem Basisschiff in ihrer Umlaufbahn zu suchen und gegebenenfalls den Kampf zu eröffnen. Aber der Orbit über dem Planeten war leer, ohne eine Spur auf den Verbleib von Michael und seinem Schiff.

Sheppard und Ronon waren geborgen worden, nachdem Arokh die beiden bewusstlosen Männer die weite Strecke vom Nord-Pier in das Stadtzentrum getragen hatte. Ronon hatte einen Schlag auf den Kopf erhalten und konnte von Glück sagen, dass sein Schädel der Wucht der Attacke standgehalten hatte. Mehr als eine Gehirnerschütterung und furchtbaren Kopfschmerzen würde er nicht davon tragen. Carson hatte ihm ein leichtes Sedativum verabreicht, dass ihn tief und fest schlafen ließ. Offenbar befürchtete er, dass der Sateder ansonsten einfach von seinem Krankenbett aufstehen würde, um den Suchtrupps beim Durchkämmen der Stadt zu helfen. Kopfschmerzen und ein ausgekugelter Arm würden ihn kaum daran hindern.

Sheppard hatte notoperiert werden müssen und auch das hatte Carson sich nicht nehmen lassen. Mehr als eine Stunde hatte er hart um das Leben seines Freundes kämpfen, und sich zusätzlich auch noch gegen Rhyan durchsetzen müssen, die bereitwillig auch den Rest ihrer menschlichen Seele geopfert hätte, um den Soldaten zu retten. Beckett hatte es nicht geduldet und hatte sie kurzerhand aus dem OP entfernen lassen. Es tat ihm leid, ihr so etwas anzutun. Sie liebte den Colonel und hatte jedes Recht in diesen schweren Stunden an seiner Seite zu sein. Aber Carson erlaubte sich keine negativen Gedanken. Sie würden noch genügend Zeit miteinander haben. Dafür musste er sorgen und dazu brauchte er Ruhe.

Weir schob eine der Tuchwände zur Seite und betrat als Erste den kleinen Bereich von Sheppards Team. Noch immer waren einzelne Truppen in der Stadt unterwegs, die jeden noch so entlegenen Winkel nach Nestern absuchten. Es würde Tage dauern, bis sie damit fertig werden würden. Ansonsten war mehr oder weniger wieder Normalität eingekehrt. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem Woolsey heute Morgen durch das Stargate getreten war.

Er folgte ihr in den stillen Raum und war vollkommen damit beschäftigt, den beiden Marines Anweisungen zu erteilen, wie sie Sheppard zu behandeln hatten. Elizabeth wurde schlecht. Sie würde nicht zulassen, dass man John an seinem Bett fest kettete.

„Gentlemen, geben sie uns einige Minuten allein mit meinem Team.“ Weir bedachte die Soldaten mit einem dünnen Lächeln. „Ich verbürge mich für meine Untergebenen. Würden sie also bitte so freundlich sein und draußen warten?“ Sie starrte Woolsey nieder, als dieser den Mund öffnete, um Widerspruch zu erheben. „Atlantis steht unter meinem Kommando, Mr. Woolsey. Wagen Sie es nicht meine Autorität anzuzweifeln!“

Die Marines traten zurück und zogen sich in einen entfernteren Teil der Krankenstation zurück. „Elizabeth, Sie bringen sich in Teufels Küche mit diesem Verhalten. Dem Militär obliegt es ...“ Er verstummte erschüttert, als er endlich seinen Blick von seinem Gegenüber löste, um den Raum in Augenschein zu nehmen. Sechs Betten standen hier dich beieinander, davon waren zwei leer. Ronon, Teyla und McKay lagen im tiefen Schlaf der totalen Erschöpfung. Dr. Becketts Bett war nach wie vor unangetastet.

Von dem abgetrennten Bereich konnte man durch mehrere deckenhohe Fenster auf eine geschwungene Außengalerie blicken. Dort, direkt vor den Fenstern, hatte sich Arokh nieder gelassen. Ein gewaltiger Schatten, auf dessen Schuppen sich die Sonne brach. Deutlich waren auch bei ihm die Spuren frischer Verletzungen zu erkennen, die verletzte Schwinge streckte er noch immer leicht von sich.

Man hätte meinen können, dass der Drache es war, der Woolsey die Sprache verschlagen hatte. Doch sein Blick haftete auf Sheppards Bett und begegnete dann den Augen des Doktors.

Beckett stand neben dem Lager seines Freundes, offenbar damit beschäftigt, seine Werte zu kontrollieren. Verwundert musterte er die beiden Neuankömmlinge. „Dr. Weir, Mr. Woolsey.“ Dann lächelte er Elizabeth an, ein offenes und ehrliches Lächeln. Die Strapazen und Sorgen der letzten Stunden standen ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, aber dennoch hinderte ihn das nicht daran, seiner Erleichterung Ausdruck zu verleihen und nach wie vor ein wachsames Auge auf seine Schützlinge zu haben. „Sie hat sich wieder aus ihrem Bett geschlichen, der Schlingel. Ich kann machen was ich will, aber sie hört nicht auf mich.“

Offenbar meinte er damit Rhyan. Ihr Bett stand direkt neben dem vom Sheppard und war leer bis auf die zerwühlten Laken. Statt dessen hatte sich die junge Frau auf den beengten Platz neben dem Amerikaner gelegt, dicht an ihn gekuschelt, den Kopf auf seiner Schulter und einen Arm schützend um seine Mitte gelegt. Beide schliefen, Johns Nase war tief in das offene Haar der Drachenreiterin gewühlt, seine Lippen ruhten auf ihrer Stirn. Sein Gesicht wirkte hager, erschreckend blass.

Es hätte ein friedliches Bild sein können. Aber Sheppards Anblick ließ Elizabeth frösteln und auch Woolsey schien es die Sprache verschlagen zu haben.

Ein dünnes Laken bedeckte seinen Körper bis zu den schmalen Hüften und gestattete damit einen ungehinderten Blick auf Oberkörper und Arme, die gezeichnet waren von blauschwarzen Hämatomen. Deutlich hoben sich dagegen die Wunden ab, die Michael mit seinen krallengleichen Fingernägeln und dem Kabel geschlagen hatte. Carson hatte sie sorgfältig verschlossen, doch noch immer leuchteten sie in einem grimmigen Rot. Der Doktor hatte auf Verbände verzichtet, um einem drohenden Wundbrand zuvorkommen zu können. Lediglich die Bauchwunde hatte er durch eine dicke Wundauflage geschützt. Noch immer blühten zartrosane Blutflecken auf dem ansonsten makellosen Weiß.

Vor allem Woolsey schien darüber nicht erbaut zu sein. Entsetzt starrte er die Verletzungen an.

„Es hätte nicht viel gefehlt und Sie hätten ihn als „im Kampf gefallen“ bezeichnen müssen.“ Carson lächelt schwach und strich dem Colonel behutsam über die Stirn. „Das Gröbste hat er überstanden. Aber es wird lange dauern, bis wir den Sheppard zurück haben, wie wir ihn kennen.“

Elizabeth schmunzelte. Hatte Dr. Beckett etwas von dem Gespräch zwischen Woolsey und ihr hier her mitbekommen? Sein Gesicht war bis auf die aufrichtige Betroffenheit und Sorge vollkommen ausdruckslos. Aber die Worte verfehlten ihre Wirkung nicht und hatten selbst Woolsey tief getroffen.

Der strich sich fahrig über seine wenigen Haare und schluckte mehrfach trocken. Deutlich trat ihm der Schweiß auf die Stirn. Es war etwas vollkommen anderes, fern ab der Katastrophe über die Vorgänge auf Atlantis zu diskutieren und Anschuldigungen zu erheben, und dann unmittelbar vor den Leidtragenden zu stehen, welche die Last dieser Tragödie wirklich auf ihren Schultern trugen. Sheppards Zustand war erbarmungswürdig, selbst ein politisch geleitetes Herz, wie das von Mr. Woolsey, konnte sich dem nicht einfach verschließen.

Sein Blick hob sich und begegnete eher ungewollt den Augen des Drachen vor dem Fenster. Arokh hatte seinen Kopf von den mächtigen Pranken gehoben und schaute aufmerksam auf den Mann neben Dr. Weir. Seine goldenen Augen funkelten. Es war beängstigend, wie viel Weisheit und Alter hinter ihnen verborgen waren. Und obwohl der Drache kein Wort mit ihm wechselte, konnte sich Woolsey den Eindruck nicht erwehren, dass dieser ganz genau wusste, was er grade dachte. Sein Blick sagte mehr als Worte. Ehrfürchtig starrte Woolsey zurück, klein und unbedeutend wie er war. Wer war er, ein solches Urteil fällen zu können? „Ich hatte keine Ahnung...“

„Nein, die hatten Sie in der Tat nicht.“ Die Schärfe war aus Dr. Weirs Stimme gewichen. Es schmerzte sie, auf diese wehrlosen Menschen zu blicken und zu wissen, wie man über sie auf der so weit entfernten Erde sprach. Es war nicht gerecht. Die Erde konnte nicht beurteilen wie es war, fern ab aller bekannten Grenzen, auf sich allein gestellt und der ständigen Gefahr des Todes ausgesetzt. Und dann wurden die eigenen Leute noch in die Knie gezwungen.

Furchtlos sah sie Woolsey in die Augen. „Haben Sie immer noch vor diesem Mann sein Kommando zu entziehen, ihm seine Existenzgrundlage zu rauben? Können Sie ihm ins Gesicht sagen, dass er ein Verräter ist? Dass er versagt hat und der Trust seinen Kopf will?“

Woolsey sah aus, als wolle er aus dem Raum stürzen. Er sah sich eindeutig mit einer Situation konfrontiert, der er nicht gewachsen war. „Ich...“ Erneut strich er sich über den Kopf, lockerte den Sitz seiner Krawatte.

„Sieht so ein Mann aus, der nicht für seine Schutzbefohlenen kämpft? Der sich von seiner Aufgabe Leben zu schützen abwendet?“ Sie genoss es, wie der Mann sich unter ihrem Blick wandt.

„Nein... nein in der Tat. Es...“ Woolsey schloss für einen Moment die Augen. „Ich werde dafür sorgen, dass man ihn in Frieden lässt, bis er von seinen Verletzungen genesen ist. Ich werde den Befehl zum Arrest aufheben lassen.“ Für einen Moment sah es so aus, als wolle er Sheppard berühren. Er konnte sich dem Bild dieser beiden Menschen nicht entziehen, dieses tragischen Anblicks. Sein Herz wurde schwer.

„Ich werde auf die Erde zurück kehren und dem Trust meinen Bericht vorlegen.“ Er blickte Elizabeth an, traurig, geschlagen. „Ich werde sehen, was ich tun kann. Sehen Sie, was Sie tun können, Dr. Weir. Vielleicht können wir dann ein weiteres Unglück abwenden.“

„Das werde ich.“ Die Expeditionsleiterin nickte und endlich stahl sich wieder ein schwaches Lächeln auf ihre Lippen. „Verlassen Sie sich auf mich, Mr.Woolsey und benachrichtigen Sie mich, wenn Sie mich bei den Verhandlungen benötigen.“

Ihr Gegenüber lachte tonlos. „Oh ja, mit Sicherheit. Elizabeth, Sie sind eine gefürchtete Diplomatin. Der Trust wird es sich zwei Mal überlegen, ob er mit Ihnen in Verhandlung tritt.“

„Dann ist es ja gut so.“ Ihr Lächeln wurde wölfisch.

Woolsey starrte sie einen Moment lang konsterniert an, dann nickte er abwesend und verließ, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, den kleinen Bereich.

Für Elizabeth sah es verdächtig nach Furcht aus, die den Mann so eilig hatte fliehen lassen. Furcht vor der Wahrheit und der Grausamkeit, die ihrer aller Aufgabe innewohnte. Von einem Schreibtisch aus betrachtet war es halt immer etwas anderes.

Sie seufzte tief. Die erste Schlacht hatte sie gewonnen und so konnte sie sogar lächeln, als sie Arokh in die Augen sah. Der Drache schnaubte, sein Atem kondensierte an der Scheibe zu feinem Dunst, dann nickte er und ließ den gehörnten Schädel zurück auf seine Pranken sinken. Sollte der Drache ihr damit grade wirklich Respekt gezollt haben?

Elizabeth trat an das Bett vor sich heran und zog behutsam das Laken höher, deckte mit ihm sowohl Sheppard als auch Rhyan zu. Sie war nur froh, dass die Anwesenheit der Drachenreiterin zu keinen weiteren Problemen geführt hatte. Bei ihrer Fremdartigkeit hätte es die Expeditionsleiterin nicht gewundert, hätte der Trust auch in ihr eine Gefahr gesehen. Doch offenbar waren sie mit naheliegenderen Intrigen beschäftigt. Elizabeth schnaubte verächtlich.

Es war nicht das erste Mal, dass sie sich derartiger Probleme gegenüber sah. Sie hatte um Teyla kämpfen müssen, so wie sie um Ronon hatte kämpfen müssen. Bei Sheppard hatte sie gewusst, wen sie sich mit ihm in ihr Team holte und sie hatte diese Entscheidung nie einen Moment bedauert. Entgegen der Aussage, die seiner Akte unmissverständlich anhaftete, war er ein loyaler und aufrechter Mann, der auch den Mut hatte Befehle zu verweigern und seinen eigenen Weg zu beschreiten.

Trotz aller Bedenken, die sie ab und zu auf Grund dieses Umstandes gehegt hatte, waren sie und Sheppard niemals ernsthaft aneinander geraten. Er stand in ihrem Rücken, zweifelte ihre Autorität nicht an und ordnete sich unter. Meistens. Elizabeth lächelte. Ihr war nur zu klar, dass es dem Trust schon nicht gefallen hatte, als sie Sheppard in den Rang eines Colonels hatte heben lassen. Sie hatte ihnen damals keine andere Wahl gelassen, sie mit ihrem eigenen Mitteln geschlagen – und womöglich die Grundlage für dieses Ränkespiel gelegt. Doch was sie angefangen hatte, würde sie auch zu Ende führen. Und sie würde es ihnen nicht leichter machen.

Sie war nicht umsonst zur Leiterin dieser Expedition erwählt worden. Sie hatte so vieles dafür aufgegeben, Gott allein wusste, wie sehr es sie zerrissen hatte. Und allein diesen Opfern war sie es schuldig, nicht zu einer Marionette zu werden. Und sie würde nicht ihre Leute opfern, um es dem Trust zu ermöglichen, eigene Spieler aufs Feld zu führen, welche das Machtverhältnis zu deren Gunsten beeinflussen sollten. Wenn sie annahmen, dass es so einfach war, würden sie sich noch wundern. Sie würde niemandes Kopf ausliefern, außer vielleicht den von Woolsey.

Atlantis stand unter ihrem Schutz und damit jeder einzelne seiner Einwohner. Sie würde kämpfen. Und es würde kein schönes Gefecht werden.

Dr. Weir lächelte. Für die anderen.
 

Ende



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2012-12-28T22:50:11+00:00 28.12.2012 23:50
Guten Abend. Ich hab deine Geschichte schon vor einer Weile gelesen und hab heute endlich mal die Muse, in Wort zu fassen, was ich davon halte. ^^

Im Großen und Ganzen hat mir die Geschichte (vor allem als SGA-Fan) ziemlich gut gefallen, sie hat jedenfalls einen guten Eindruck hinterlassen.
Es gab aber ein paar Sachen, die mich (persönlich) gestört haben:
1. Es waren teilweise ein paar Fehlerchen drin, die den Lesefluss gestört haben. Vielleicht könntest du ja nochmal drüberlesen, das waren nämlich kaum schlimme Fehler.
z.B. Du hast das "Sie" (höfliche Anrede) manchmal klein und manchmal groß geschrieben - soweit ich informiert bin (und das ist vermutlich schlecht xD) sollte es wenigstens einheitlich sein. Aber bei dir ist es mal so, mal so. Und ja, das ist pingelig. Aber es hat meinen Lesefluss einfach gestört. ^^"
3. Die Handlung war eigentlich richtig gut, aber mir persönlich war es dann doch ZU VIEL Spannung. Es gab kaum Ruhephasen, das SGA-Team war immer unterwegs. Am Anfang waren zwar Passagen drin, in denen sie sich nur beraten haben, aber sonst war IMMER Spannung dabei. Das ist eigentlich auch gar nicht so schlimm, weil bei vielen Geschichten ja gerade die Spannung fehlt. Aber ich war deswegen STÄNDIG in Alarmbereitschaft, da ja was passieren könnte. x.x
4. Genauso empfand ich die Kampfszenen zwar als genial beschrieben, aber auch etwas zu viel. Ich weiß ja, dass im Original auch viel drin ist, aber ich meine, dass da öfter Ruhephasen drin sind.
5. Und nun zu deinem OC Rhyan: Ich fand sie im Prinzip sehr realistisch, zumindest anfangs. Später, als sie dann Michael angreifen konnte, sich was zwischen ihr und Sheppard anbahnte und dass sie eigentlich nie wirklich schwach geworden ist, wirkte sie schon leicht wie eine Sue. Ich fand sie aber auch nicht unbedingt sympathisch, deswegen fällt das hier wohl so schlecht aus. ^^" Aber wie gesagt: Sie passte dazu. Wenn man die Serie nicht kennen würde, könnte man sie glatt für einen Charakter der Serie halten. ;)


So, was mir aber dafür sehr sehr gut gefallen hat:
1. Die Charaktere waren IC <3 Sowas ist immer schön zu lesen, gerade weil in vielen FFs die Charaktere das machen, was der Autor will, und nicht das, was sie wollen. Mir hat vor allem deine Darstellung von Michael gefallen - die hat einfach gut gepasst. :)
2. Die Handlung <3 <3 Sie hat einfach perfekt zu SGA gepasst und hätte als eigenständige Folge gelten können. Sie passt sich gut den Gegebenheiten und Charakteren an und ist realistisch aufgebaut. Uuund die Struktur passt einfach zu SGA. Punkt. ^^
3. Ich mochte deinen Schreibstil, der nicht nur zu gut zu SGA passt, sondern auch von den Beschreibungen her gut ist. Bis auf die paar erwähnten Fehler konnte man einfach sehr flüssig durch die ganze Geschichte lesen. ^^


Auch wenn (rein mathematisch) die negativen Punkte überwiegen, so gebe ich zu, dass sicherlich einiges extra gesucht erscheint, weil man ja nicht nur rumquietschen will. Ich mochte die Geschichte trotzdem ziemlich gern, mal eine längere Geschichte, die ich nicht gegen Mitte an die Wand klatschen wollte. ;)

Auf jeden Fall ein verdientes YUAL und für mich als SGA-Fan ein Schmankerl. ^^
Von:  MorgainePendragon
2010-02-19T15:14:29+00:00 19.02.2010 16:14
Und das war es also, das Ende. Und was für ein wunderschöner, passender Titel.
Finde ich gar nicht so verkehrt, dass Sheppard nun GAR nicht mehr zu Wort kommt - nicht, weil er es nicht verdient hätte oder ich ihn nicht mögen würde, sondern einfach weil du dadurch Dr.Weir für ihn kämpfen und sprechen lässt, damit einmal mehr herausstellst, was für eine wunderbare, fähige und zu allem entschlosene Leiterin sie ist. Ich bewundere und liebe Dr.Weir. Ich war so entsetzlich traurig, als sie ersetzt wurde. Ich freu mich sehr, hier am Schluss nochmal etwas von ihr lesen zu können - in deinen Worten, die das so wunderbar und treffend einfangen, was sie wirklich ausmacht. Ich danke dir für diese Geschichte und auch für diesen wunderbaren, ruhigen Abschluss.
Wenn auch Woolsey ein wenig quer im Magen liegt. Aber: Wem nicht?^^ Solche Idioten gibt es wirklich ÜBERALL. Schön, dass ihnen hin und wieder auch mal die Worte fehlen und ihnen auch mal gezeigt wird wo der Hammer hängt *lach* *wölfisch grins.................*

Carson ist so süß... Gönnt sich keine Ruhe und kämpft um das Leben Sheppards und um die Gesundheit aller seiner Kollegen, nein, seiner Freunde. Denn das sind sie ja nun auch wirklich. Super dass es Ronon gut geht *ggg*. Aber natürlich hat mich dieses sanfte, schöne Bild von dem schlafenden Paar am Meisten angerührt. Mehr als es Worte könnten. Hast du toll hinbekommen.

Die abschließenden Worte von Weir fand ich dann besonders gelungen. Ich würde mein Leben in die Hände einer solch fähigen Expeditionsleiterin geben, ohne Scheiß. Sie würde einem nie in den Rücken fallen. Das ist einfach nur schön. Tröstlich. Wie gesagt, einer meiner Lieblingscharas.

Sheppard geht's besser! Wunderbar. So muss das auch sein. Und Arokh hätte Woolsey ruhig mal ein wenig angrillen können. Hätt ihm net geschadet. *lach*

Die Story ist wirklich gelungen. Mehr noch als die erste find ich, da klaustrophobischer, intensiver. Mein Empfinden.^^ Das Blut fließt ist gut und richtig insofern, als dass es nun mal Blödsinn wäre, wenn man das ausließe. Hier rollen nunmal Köpfe. Wie kann da authentischerweise KEIN Blut fließen? Es gehört dazu. Sonst wär's beschönigt. Alles passt sich sehr gut ein und zusammen. Ich fühlte mich immer gut unterhalten. Gelungen, Nighty-Schatz, sehr gelungen^^.

Ich freu mich auf weitere "Ergüsse" deiner Fantasie! *ggg*

Deine Mado-sis^^x
Von: abgemeldet
2009-10-14T18:39:16+00:00 14.10.2009 20:39
So, eigentlich hatte ich vor gehabt hier etwas länger zu posten und mal weit auszuholen, aber man lässt mir die Zeit ja nicht.

Ich hatte mir auch so meine Gedanken um die Teammitglieder gemacht. Und ehrlich gesagt mehr um Ronon als um Sheppard, weil ich ja weiß, dass du ihm nie etwas wirklich schlimmes antun könntest.

Was ich noch so ein wenig vermisst habe im Gesamten ist eine kleine Nebengeschichte über Rhyans Verwandlung, um den nächsten Schritt quasi. Ich habe soviele kleine Dinge, wo ich gerne noch so kleine Tentakeln an die Geschichte von dir anhängen lassen würde. Kleine Nebenepisoden, aber dann wäre das keine bloße Story mehr. Obwohl ich mich manchmal nicht dagegen wehren kann dir vorzuschlagen die Geschichte "dicker" zu machen.

Das letzte Kapitel (und jetzt komm ich mich mal endlich auf den Punkt) gefiel mir unheimlich gut. Irgendwie liegt eine seelige Ruhe über dem Ganzen, auch wenn man vordergründlich nur die beiden Streithähne sieht. Allerdings glaub ich dass das Kingsize-Krankenhausbetten sein, wenn Rhyan mit Sheppard zusammen dortdrin liegen kann. Ich hoffe sie liegt nicht an oder auf irgendeiner seiner Verletzung (*denZeigefingerheb*).
Lustig in dem Zusammenhang ist, dass ich das letzte Kapitel ja auf zwei Seiten ausgedruckt habe und vor Gier auf der zweiten Seite angefangen hatte zu lesen, das ist mir aber auch erst aufgefallen, als ich "ENDE" gelesen hatte und mich gefragt habe, was denn dann auf der zweiten Seite zu finden ist. Das war allerdings der einzige Moment der Verwirrung.

All in all hast du es geschafft mich zu packen und mich immer hoch interessiert weiter lesen zu lassen. Aus mir ist leider kein SGA-Fan geworden, aber das wäre auch an der Grenze eines Weltwunders gewesen. Aber ich bin nochmal mehr absoluter Fan von Rhyan und würde mich freuen auch in deinen zukünftigen Werken an ihr festzuhalten und sie noch näher kennen zu lernen, vielleicht auch etwas "tiefer". Etwas, wo es mehr um sie selbst geht und alles was sie ausmacht. Aber wie geschrieben, mehr davon dann, wenn wir uns wiedersehen!

Sehr gut gemacht!
Von:  claudine
2009-09-13T09:18:32+00:00 13.09.2009 11:18
Hallo,
sorry, dass ich mich nicht mehr zu deiner Story geäussert habe, aber die Zeit läuft einen manchmal einfach davon.
Nun ist die Geschichte leider schon zu Ende. Aber ich fand sie super!!!!
In den letzten Kapitel so viel Shep-Whump-*fg*
Michael ist aber auch ein zäher Brocken gewesen.
Und ich dachte schon Ronon wird es nicht überleben. Gott sei dank, ist das la noch mal gut gegangen.
Und am Ende...dieser Woolsey hat echt gut reden, weit weg vom Schuss, kann man sich das sicher auch leisten, soll er doch mal gegen die Wraith antreten...

Und das ist dann auch noch der Dank, da reisst man sich ewig den...auf und soll zur Belohnung noch bestraft werden.Aber zu guter Letzt hat er sich ja noch umentschieden und John kommt mit dem blauen Auge davon.

Also deine Geschichte war wieder sehr spannend und super geschrieben, du verstehst es mit Worten umzugehen. Danke für die Story!!!
LG Claudi


Zurück