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Zweifelhafte Unschuld

Stargate Atlantis
von

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Nächtlicher Überfall

4 Tage früher
 

Sheppard fuhr in seinem Bett hoch, als der Alarm schrill und misstönend durch die Eingeweide der Stadt zu heulen begann. Er hatte bis eben tief und fest geschlafen und seine Welt drehte sich für einige kurze Herzschläge Übelkeit erregend um ihn, so dass er noch ein Mal die Augen schloss und mehrfach tief durchatmen musste. Wie er es doch hasste, derart aus dem Schlaf gerissen zu werden.

Aus seinem kleinem Headset, das neben dem Bett auf dem Nachttisch lag, erklang die verzerrte Stimme des wachhabenden Sicherheitsmenschen. John wollte der Name jetzt absolut nicht in den Sinn kommen, doch er würde es nachholen, wenn es keinen wirklich guten Grund gab, ihn um diese Uhrzeit aus dem wohlverdienten Schlaf zu reißen.

Fahrig griff er nach dem kleinen Gerät und bastelte es sich an das linke Ohr, während er aufstand und zu seinen am Boden liegenden Klamotten schwankte.

„Colonel Sheppard, bitte kommen Sie umgehend mit Ihrem Team in den Gateraum!“

Ja ja, verdammt. Er war nicht taub. Zumindest bescherte es ihm ein kleines Stück Genugtuung, dass es Rodney, Teyla und Ronon in diesem Moment genau so ergehen dürfte wie ihm. Er glitt in seine Einsatzstiefel, griff nach seiner Jacke und rannte aus dem Quartier zum nächsten Transporter. „Hier ist Sheppard. Ich bin unterwegs.“

Im Gateraum angekommen, warteten Ronon und Teyla bereits auf ihn. Von Rodney war -selbstverständlich- noch nichts zu sehen.

Sheppard straffte sich und ließ einen kurzen, prüfenden Blick über die Anwesenden und die unmittelbare Umgebung gleiten. Der Alarm plärrte noch immer unerträglich laut.

Er konnte sich sehr gut vorstellen, dass dieses ganze Szenario eine geplante Gemeinheit des SGC und des Trust auf der Erde war, welche testen wollten, wie es um die Sicherheit von Atlantis bestellt war, wenn über die Hälfte der Expeditionsmitglieder -inklusive eines Teils des Führungsstabes- in den Weihnachtsferien auf der Erde war. Und natürlich musste es ausgerechnet dann passieren, wenn Elizabeth nicht da war und Atlantis unter seinem Schutz stand. Er seufzte innerlich.

„Also Lieutenant? Was haben wir?“

Der kleine, stämmige Mann, dessen Stimme den Colonel so grausam aus dem Reich der Träume befördert hatte, trat unruhig von einem Fuß auf den nächsten. Ein gutes Zeichen. Mit etwas Glück würde er diese Nacht noch etwas Schlaf bekommen. Aber ein schlechtes Zeichen für den kleinen Mann, schob er grimmig hinterher.

„Sir, wir... ich bin mir nicht sicher...“

Sheppard musste ein entnervtes Knurren unterdrücken und bedachte den Untergebenen statt dessen nur mit einem eiskalten Blick. „Sie sind sich nicht sicher? Aha. Sie sind sich allen Ernstes nicht sicher, lösen Alarm in aller Herrgottsfrühe aus und schmeißen sämtliche verbliebenen Einwohner aus den Betten, verbreiten Angst und Schrecken und sind sich nicht sicher?“ Seine grünen Augen funkelten. Wer bitte hatte diesen Waschlappen eingestellt?

„Nein, Sir.“ Der Mann rang ernsthaft um seine Fassung, noch mehr verunsichert als vorher. „So habe ich das nicht gemeint.“

„Wie haben Sie es dann gemeint? Sprechen Sie, Mann.“

Offenbar war nicht nur Sheppard ungehalten über die nächtliche Störung. Andernfalls sähe Ronon jetzt nicht so einschüchternd wütend aus. Der Sateder hatte seine Arme vor der muskulösen Brust verschränkt und beobachtete den Lieutenant unter zusammengezogenen Augenbrauen.

„Wir...“ Ein kurzes Durchatmen, dann begegnete der Wachhabende Sheppard mit offenem Blick. „Es sind Fremde in der Stadt.“

„Wie bitte?“

Das wiederum kam von Rodney, der soeben durch eine Seitentür den Kontrollraum betreten hatte und nur den letzten Rest des Gespräches mitgehört hatte. „Fremde? Hier? Um diese Uhrzeit?“

„Ja, Dr. McKay. In der Tat. Wir wissen noch nicht wie viele es sind und wie sie unsere Sicherheitssysteme unterlaufen konnten. Doch sie sind in der Stadt.“ Offenbar erschien dem Lieutenant Rodney als gefahrloserer Gesprächspartner als der Colonel oder Ronon, da er so bereitwillig auf den Wissenschaftler einging.

Ein Fehler.

„Sind Sie wahnsinnig?“ Rodney ließ wie vom Donner gerührt seinen Laptop sinken, was Sheppard insgeheim vermuten ließ, dass McKay der einzige gewesen sein musste, der nicht geweckt worden war. Trotzdem sah er genau so erledigt aus wie seine anderen Teamkollegen.

„Wie konnte das passieren?“ Rodney war bereits an ihnen vorbei und hastete zu einem Kontrollpult. Seine Finger flogen über die Tasten, während er unablässig vor sich hin fluchte. „Es sollte unmöglich sein, dass man einfach so in den sensiblen Bereich einmarschieren kann.“

„Es sollte überhaupt unmöglich sein, unbemerkt hier her zu kommen.“ John schoss einen viel sagenden Blick zum Wachhabenden. „Das alles kommt mir unangenehm bekannt vor. Ich will es nicht noch einmal erleben, das Atlantis in feindliche Hände fällt.“

„Wenn sie uns denn feindlich gesinnt sind.“

„Jemand der auf diese Art und Weise das Heim eines anderen betritt, hat niemals gute Absichten, Teyla.“ dementierte Ronon mit vor Zorn zitternder Stimme. Er war froh, dass er noch einmal in sein Quartier zurückgekehrt war, um seine Waffen zu holen. Man sollte sich nie in falscher Sicherheit wiegen.

„Das befürchte ich auch.“ Der Lieutenant sah noch elendiger aus, wenn das überhaupt möglich war. „Wir haben die Eindringlinge erst bemerkt, nachdem der Kontakt zu einem Team meiner Männer abgebrochen ist. Ich habe zwei weitere Männer zu ihnen geschickt. Auch von ihnen fehlt jede Spur. Als wir dann etwas genauer nachsahen,“ er deutete zu dem Bildschirm, auf dem mehrere kleine weiße Punkte blinkten - Lebenszeichen - „da wussten wir, dass wir nicht mehr länger alleine sind.“

Sheppard zwang sich mühsam zur Ruhe, obgleich er sich in genau diesem Moment nichts sehnlicher wünschte, als diesem Wicht von einem Wachsoldaten die Zähne neu anzuordnen. Es half jetzt niemandem, wenn er seiner Wut erlaubte, unkontrolliert hervorzubrechen. So beließ er es bei einem ätzenden Blick, dem Versprechen, dass das letzte Wort in dieser Sache noch nicht gesprochen war.

Wer immer sich Zugang verschafft hatte, musste flink und gewitzt sein. Und vor allen Dingen Kenntnisse über Atlantis besitzen. Und das war es, was den Colonel am meisten in Sorge versetzte.

„Ich habe doch gewusst, dass es ein Fehler war.“

Alle Anwesenden wandten sich wieder dem murmelnden Wissenschaftler zu, der sich jetzt aufrichtete, um sich zu seinen Freunden umzudrehen. „Ich habe Elizabeth von Anfang an gesagt, dass wir die Energie nicht auf das Nötigste zurückfahren sollten.“ Er gestikulierte vor sich in der Luft herum, so als könne er Geschehenes auf diesem Wege wieder ungeschehen machen. „Weniger Menschen bedeuten weniger Augen bedeuten weniger Aufmerksamkeit. Ein Problem, welches die Systeme dieser Stadt locker hätten ausgleichen können. Aber nein, wir müssen mit unserer Energie ja sparsam umgehen und es sind ja nur ein paar Tage. Was soll da schon passieren. Pha.“ Frustriert verschränkte er die Arme vor der Brust.

Wie um seine düsteren Befürchtungen zu unterstreichen, endete in diesem Moment der Alarm und das System schaltete mit einem protestierenden Knistern auf Notstrom. „Was zum...“ Rodney kreiselte zu der Konsole herum und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die Anzeige der blinkenden Lebenszeichen. „Sie sind hier.“

„Was?“

Das Zischen der Türhydraulik in ihrem Rücken warnte sie noch rechtzeitig und sie stoben hastig zu den Seiten auseinander, jeder für sich nach Deckung suchend. Doch der erwartete Schusswechsel blieb aus. Statt dessen herrschte unheimliche Stille.

Sheppard, der den vollkommen verstörten Wissenschaftler mit sich hinter die Konsole gezerrt hatte, spähte vorsichtig um die Ecke. Außer der offen stehenden Tür konnte er nichts erkennen, zumal das düstere Licht der Notstromleuchten das Erkennen von Umrissen nicht unbedingt erleichterte. Er fluchte innerlich, dass er keinerlei Bewaffnung bei sich hatte. Seine Pistole lag auseinander gebaut auf seinem Zimmer, nachdem er sie am Abend gesäubert hatte. Und die P90 lag getreu daneben. Weshalb nur hatte er sie nicht mitgenommen?

Eine Bewegung in seinem Augenwinkel ließ ihn in den Schutz der Konsole zurückzucken. „Kann irgendwer erkennen, mit was wir es hier zu tun haben?“ Den Rücken zur Wand schob er sich behutsam in eine stehende Position, um sich besser umsehen zu können. Eine Antwort erhielt er nicht. Dafür bewegte sich etwas nahe der Tür, doch er konnte unmöglich erkennen, was es war. Auf keinen Fall menschlich, stellte er mit Bedauern fest.

Ein kurzer Blick auf den Display der Konsole und das Blut gefror ihm beinah. In diesem Bereich der Stadt, in einiger Distanz zu den Quartieren, hätten sich lediglich sein Team und die drei weiteren Sicherheitsbeauftragten aufhalten sollen. Doch statt dessen blinkten unzählige Lebenszeichen rund um den Kontrollraum. Mindestens drei Dutzend.

Ein schmerzverzerrter Ausruf zu seiner Linken lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf andere Dinge. Der Lieutenant floh mit einem weiten Satz aus seiner Deckung und Sheppard wollte ihn bereits rüde zurechtweisen, als er den riesenhaften Schatten gewahrte, der dem Wachsoldaten folgte. Schon war er über dem Mann und packte ihn mit zwei klauenartigen Vorderläufen. Der Schrei war markerschütternd und verursachte Sheppard eine Gänsehaut.

Das Wesen, von dem lediglich lange, mehrgliedrige Extremitäten und eine sacht schimmernde Panzerung zu erkennen war, nahm mit seiner Beute Kurs auf die offen stehende Tür, als ein rotes Geschoss aus Ronons und Teylas Richtung in dessen ungeschützten Rücken einschlug. Es taumelte und verlor sein Opfer aus dem Griff, blieb ansonsten aber unverletzt.

Sheppard fluchte, riss sein Fahrtenmesser vom Gürtel und eilte dem verletzten Lieutenant zu Hilfe. Neben ihm löste sich auch Ronon aus der Deckung. Ein weiterer Schuss aus seiner Waffe traf das Wesen am Schädel und schleuderte es mit einem hochfrequenten Kreischen rücklings aus der Tür. Hastig betätigte der Krieger den Schließmechanismus und verriegelte diese von Innen. „Was zum Teufel war das?“ fragte er angewidert und trat neben Sheppard, der an der Seite des Verletzten auf die Knie gegangen war.

Langsam wagten sich auch die anderen aus ihren Verstecken. Dabei ließen sie ihre Umgebung keine Sekunde aus den Augen. Keiner von ihnen wusste, ob sich nicht noch weitere dieser Kreaturen in den Raum geschlichen hatten.

„Ich weiß es nicht. Aber ich kam mir auf unangenehme Weise in einen Film zurückversetzt vor, der vor Jahren bei uns auf der Erde gelaufen ist.“ John verzog das Gesicht, als er die Risswunden an Armen und Oberkörper des Lieutenants sah. Er blutete stark und hatte sein Bewusstsein bereits verloren. „Er muss auf die Krankenstation oder wir verlieren ihn.“

Ein Stich der Verzweiflung schoss durch seine Brust, als er sich an den Anblick der Steuerkonsole erinnerte. Bei dem Feindaufgebot konnte er unmöglich einen Ausfall wagen. Er schloss fluchend die Augen, dann stand er auf und sah die anderen entschlossen an. „Es befinden sich etwa vierzig feindlich gesinnte Individuen in unmittelbarer Nähe zu diesem Raum. Wir können einen Ausfall zur Waffenkammer versuchen, werden aber scheitern, wenn sie alle wie unser erster Freund mit Waffen und Schnelligkeit gesegnet sind. Oder wir versuchen die Erde anzuwählen, um Verstärkung anzufordern.“

„Und dabei die Gefahr eingehen, dass sie uns in genau diesem Moment überrennen und durch das Stargate auf die Erde gelangen? Niemals!“

John knirschte wütend mit den Zähnen, musste Rodney allerdings schlussendlich Recht geben. Wer auch immer sie jetzt, in dieser verwundbaren Zeit, angriff – sie wussten nichts über ihn. Und sie konnten nicht einfach wie die Kaninchen davonlaufen, auch wenn der erste Angriff sie überrollt hatte und ein weiteres Vorgehen nur noch unter größter Vorsicht und Gefährdung möglich sein würde.

„Colonel Sheppard. Lieutenant Walter stirbt.“ Die Stimme des jungen Soldaten war kleinlaut und vorsichtig, und doch belud sie Johns Schultern mit noch mehr Gewichten. Walter war also sein Name. Schön, dass er das vor dessen Tod noch erfuhr. So bekam der Mann eine Identität, die schon allzu bald ausgelöscht sein würde. „Ich weiß.“ Als hätte er nicht schon genug Sorgen.

Schweren Herzens wandte er sich zu der Hauptsteuerkonsole um und bedeutete McKay mit einer knappen Kopfbewegung, ihm zu folgen. „Wir werden die Selbstzerstörung einschalten. Von da an haben wir eine halbe Stunde diesen Alptraum so weit wieder in unsere Gewalt zu zwingen, dass wir Herren der Lage bleiben. Andernfalls...“

„Colonel!“ Teyla blickte zweifelnd zu dem Schwarzhaarigen auf. „Es sind noch andere Menschen hier, die wir erst evakuieren müssen. Wir sind nicht in der Position über ihre Leben zu entscheiden.“

„Ich habe jetzt keine Zeit mir darüber auch noch den Kopf zu zerbrechen, Teyla.“ Insgeheim hatte er nur gehofft, dass niemand das Offensichtliche aussprach und er gezwungen sein würde, diese wenigen, doch unglaublich herzlosen Worte, zu sagen. Die Handlungsanweisungen für einen Notfall wie diesen waren eindeutig und Sheppard konnte nicht wegen einiger weniger von diesen Anweisungen abweichen. Nicht wenn sie noch eine andere Chance hatten, die Menschen in Sicherheit zu bringen. Sie müssten nur die Jumper erreichen.

Er hatte grade die Konsole erreicht, als unmittelbar darüber die Decke mit einem ohrenbetäubenden Knall zerbarst und in einem Schauer aus Trümmern und Staub ein weiteres dieser insektengleichen Wesen ausspie. Es landete vor Sheppard und fauchte ihn drohend an. Für einen winzigen Moment schien die Situation wie eingefroren und John starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die schnappenden Beißwerkzeuge seines unerwarteten Gegenübers. Nur wenige Zoll vor seinem Gesicht schlugen sie aufeinander. Winzige, bösartig funkelnde Augen saßen viel zu nah an diesem vor Geifer triefenden Maul und fixierten Sheppard. Dann prallte er mit einem unterdrückten Aufschrei von der Konsole zurück und war mit einem Satz an der Seite seiner Freunde. „Was zum Teufel…“

Um sie herum brach fast augenblicklich noch mehr Chaos los. Die Türen öffneten sich und spuckten zahllose dieser wahrlich alptraumhaften Bestien aus, die schnarrend und klickend in den Kontrollraum huschten und die kleine Gruppe einzukreisen begann.

„Raus hier. Sofort!“

Im Grunde war dieser Befehl überflüssig, denn Ronon und Teyla hatten sich bereits in die einzige noch freie Richtung zurückgezogen und Sheppard sorgte dafür, dass auch Rodney aus seiner geschockten Starre erwachte. Für die zwei verbliebenen Wachsoldaten allerdings kam jede Hilfe zu spät. Zu nah hatten sie an den Eingängen gestanden, zu unaufmerksam, so dass ihnen keine Chance geblieben war genügend Abstand zwischen sich und die Wesen zu bekommen.

Im Rücken des der Tür am nächsten Stehenden erhob sich ein gewaltiger Schatten, Licht brach sich auf den sich öffnenden Kiefern. Der Soldat schaffte es nicht einmal mehr sich um zu drehen, da zuckten die Vorderläufe seines Angreifers auch schon vor, ergriffen ihn an der Körpermitte und rissen ihn kurzerhand in zwei Teile. Selbst Ronon musste den Blick von diesem grausamen Schauspiel abwenden. In den Fängen dieser Wesen war ein menschlicher Körper nichts weiter als eine Stoffpuppe und diese Erkenntnis erschütterte sogar einen gestandenen Krieger wie ihn.

Ein feiner Regen aus Blut hing in der Luft, ehe er sich beinah schon sanft zu Boden senkte. Der Soldat hatte nicht einmal schreien können.

Sein Kamerad schaffte es noch, mehrere Schritte auf den Transporter und das Team zu zu laufen. Sein Gesicht war entstellt von einer langen Risswunde, der sein rechts Auge zum Opfer gefallen war. Aber sein Vormarsch wurde jäh unterbrochen, als ihm die Beine unter dem Köper weggeschlagen wurden. Schlitternd kam er zum Liegen, furchtsam zu dem Wesen aufblickend, welches sich über ihm nieder ließ. Es erweckte fast schon den Eindruck, als Betrachte die Kreatur sein Opfer interessiert, ehe seine Beißzangen sich öffneten und den Kopf vom Rumpf trennten.

Achtlos schleuderte es diesen zur Seite, ließ von dem noch zuckenden Leichnam ab und richtete seine Aufmerksamkeit auf das fliehende Team. Blut troff von seinen Fängen, rann in zähen Bahnen über die Panzerung seiner Brust. Die Kiefer schlugen mit einem unangenehmen Knirschen aufeinander. Eine unverkennbare Drohung.

Behutsam wich das Team so weit zurück, bis sie den Transporter unmittelbar in ihrem Rücken wussten. Sheppard aktivierte sein Headset: „Hier spricht Lieutenant Colonel John Sheppard. Die Stadt ist von einer bislang unbekannten Anzahl fremder Spezies angegriffen und besetzt worden. Wer kann begibt sich umgehend zum Hangar und den dort befindlichen Jumpern. Die Stadt wird evakuiert. Sheppard Ende.“

Mit diesen Worten trat er als Letzter rückwärts in den sich öffnenden Transporter und atmete erst auf, als sich die Türen noch rechtzeitig vor den herannahenden Bestien schlossen. Das Scharren von Krallen auf Metall jagte ihm einen Schauer das Rückgrat hinauf. „Zum Hangar, Rodney.“

„Was Sie nicht sagen.“ Der Wissenschaftler schoss ihm einen wütenden Blick entgegen. „Ich habe Sie sehr wohl verstanden, wie wohl jeder hier in Atlantis. Inklusive unserer werten Besucher hier. Wer garantiert uns jetzt, dass sie uns nicht bereits erwarten, wenn sich diese Türen gleich öffnen?“

John rollte mit den Augen. Sie konnten es sich jetzt nicht erlauben, kopflos zu werden. „Niemand garantiert uns das, McKay. Aber wir müssen es wenigstens versuchen. Schon allein wegen der zurückgebliebenen Einwohner. Wir müssen sie sicher hier weg bringen, bevor wir die Stadt zurückerobern.“

Erschreckend, in welch rasender Zeit das alles passiert war. Eben noch hatte er fest schlafend in seinem Bett gelegen und jetzt war die Situation außer Kontrolle und die Stadt in dem Griff einer fremden Spezies. Sheppard rieb sich die müden Augen. Wie spät war es überhaupt?

Seine Gedanken wurden abgelenkt, als sie ihr Ziel erreichten und sich die Türen öffneten. Sie alle hielten für diese paar Sekunden gespannt den Atem an. Doch niemand erwartete sie jenseits des Transporters.

Vorsichtig verließen sie die Sicherheit des kleinen Raumes und schlichen in den kaum beleuchteten Gang, der sie direkt zu den Zugangstüren des Hangars führen würde. Von irgendwo drang das Klappern schneller Schritte - menschlicher Schritte - und bestätigte, dass die ersten Flüchtlinge auf dem Weg waren. Der Colonel betete inbrünstig, dass unter ihnen auch einer war, der in der Lage sein würde, die Jumper zu steuern. Er selbst wollte die Stadt nur im äußersten Notfall verlassen und schnellstmöglich einen Weg zur Waffenkammer finden, um sich für den Kampf gegen die Biester zu rüsten.

So leise wie möglich rannten sie hintereinander den Gang hinunter, bogen um eine scharfe Ecke und folgten den Schatten, die in eben diesem Moment durch die ausladende Flügeltür in den Hangar verschwanden. Es war tatsächlich eine Gruppe Flüchtlinge, die beinah zwanzig Köpfe zählte und die unbeirrt auf die Jumper zuhielt.

Doch als Sheppard ihnen folgen wollte, wurde er unsanft am Arm gepackt. „Warte!“ Der Blick des Sateders huschte alarmiert durch den Raum und versuchte vergebens die vollkommene Dunkelheit der Schatten zu durchdringen. Allein das war dem Colonel Warnung genug, um der kleinen Gruppe hinterher zu brüllen. „Zu den Jumpern. Beeilt euch! Hier ist es nicht länger sicher.“

Wie zu erwarten war, brach Panik aus und zwei oder drei aus der Gruppe stolperten und stürzten der Länge nach zu Boden. Sie wurden die ersten Opfer der Wesen, die wie schattenhafte Umrisse von den Seiten herannahten, um sich entweder über die wehrlosen Menschen herzumachen oder um sich an die Verfolgung des Restes zu machen.

Voller Grauen beobachtete das Team, wie einer nach dem nächsten gepackt und zu Boden gerissen wurde. Das Schreien der Sterbenden und das Kreischen und Scharren der Angreifer vermengte sich zu einem Übelkeit erregenden Crescendo. Wie Schafe, die von einem Rudel ausgehungerter Wölfe gerissen wurden.

Teyla war die Erste, die mühsam ihre Beherrschung zurückerlangte und ihre Freunde mit sich aus dem Hangar zog. Als sich die Tür schloss, wurde das Schreien leiser, der Geruch des Todes verschwand. „Wir müssen weg von hier. Für diese armen Seelen können wir nichts mehr tun. Aber wir können versuchen, die restlichen Einwohner zu schützen.“

Das Team tauschte einige entsetzte Blicke, gelähmt von dem Massaker, deren Zeugen sie da grade geworden waren.

„Zur Waffenkammer. Diesen Bastarden werden wir es zeigen.“
 

Der Morgen, der trüb und feucht über Atlantis graute, sandte sein weniges Licht in dünnen Strahlen in den kleinen Raum, in den sich das Team schlussendlich zurückgezogen hatte. Der Weg zur Waffenkammer war beschwerlich gewesen, da sie weite Umwege hatten in Kauf nehmen müssen, um nicht in die Hände der Fremden zu fallen. Stumm und so leise wie möglich waren sie durch die Gänge geschlichen, hatten sich so gut es ging bewaffnet, und waren dann hier her gekommen, um das weitere Vorgehen planen zu können. Sheppard dankte still der unbekannten Macht, die ihnen diesen kleinen Teilsieg zugezollt hatte. Das die Besatzer die Waffenkammer offensichtlich noch nicht gefunden hatten, grenzte an ein Wunder, welches allein ihr schnelles Handeln möglich gemacht hatte.

Ihr jetziger Aufenthalt lag in einem Seitenteil der Stadt, der noch nicht zur Gänze erkundet worden war und in den die Bestien scheinbar noch nicht vorgedrungen waren. Die vorhandenen Steuerungen versprachen eine Chance, auf die stadtinternen Programme Zugriff zu erlangen und so hatten sie die Tür verbarrikadiert und Rodney seine Arbeit tun lassen.

Keiner hatte seitdem ein Wort gesprochen. Ronon saß vor der verschlossenen Tür, seine Waffe schussbereit in der rechten Hand. Teyla hatte ein Auge auf Rodneys wüste Basteleien und Sheppard ging unruhig vor den Fenstern auf und ab, den Blick nach draußen gerichtet und tief in Gedanken.

Schließlich beendete McKay diese bedrückende Stille. Zwar war ihm die persönliche Befriedigung, die Steuerungen wieder zum Laufen gebracht zu haben, deutlich anzuhören, doch ein besorgter Unterton war nicht zu überhören. „Sie sind über eines der Docks vom Nord-Pier in die Stadt gelangt. Eines, das bis vor kurzem noch überflutet gewesen ist. Die Sicherheitssysteme haben es nicht mit in ihren Radius eingeschlossen. So konnten sie Atlantis unbemerkt betreten.“

Als niemand auf seine Ausführungen etwas sagte, rief er den betreffenden Bereich auf dem gläsernen Headup-Display auf. „Schwer zu sagen, wie viele es tatsächlich sind. Aber sie müssen hier an Land gekommen sein und haben sich von dort aus vermutlich weiter ins Innere der Stadt bewegt.“

Sheppard gesellte sich an die Seite des Kanadiers. Erschreckend genug, dass so etwas überhaupt möglich war. Aber offenbar hatten sie sich nicht ausschließlich in unüberwachtem Terrain aufgehalten und spätestens dann hätte das System sie entdecken müssen.

Als er dem Wissenschaftler eine entsprechende Frage stellte, sah dieser alles andere als glücklich aus. „Wer immer diese Eindringlinge sind, uns ist jetzt schon klar, dass sie nicht nur über wenig Wissen bezüglich Atlantis verfügen. Sie wissen wo wir angreifbar sind und wie sie sich möglichst sicher zu bewegen haben.“

„Aber wer könnte das sein? Es gibt nicht viele, die über solch hochsensibles Wissen verfügen. Und diejenigen, die es besitzen, würden es niemals gegen uns einsetzen.“ Ronon hatte seinen Platz bei der Tür aufgegeben und betrachtete finster die Umrisse der Stadt, in denen sich versprengte Gruppen hell blinkender Lichter bewegten.

„Bis auf einige wenige Ausnahmen würde ich Ronon ohne weiteres Recht geben.“ In Teylas Stimme schwang tiefer Gram. „Wir alle habe diese Wesen gesehen und auch wenn die Lichtverhältnisse nicht die besten gewesen sind... Habt ihr sie denn nicht erkannt?“

Das Team wechselte beunruhigte Blicke. Wenn die Athosianerin tatsächlich Recht hatte würde das bedeuten, dass sich ihre Probleme sprunghaft verschlimmerten.

Frustriert knirschte Sheppard mit den Zähnen. „Unser Freund Michael hat seine Schoßtiere direkt in unsere Mitte gebracht. Ein verdammt geschickter Schachzug.“ Gott verdammt, warum hatten sie damals nicht einfach auf Teyla gehört und diese Versuchsreihe gar nicht erst begonnen? Sie hatten schon genügend Feinde in dieser Galaxie, da war es wirklich vollkommen unnötig gewesen, sich auch noch einen selbst zu kreieren. Aber offenbar hatten sie darin unübertroffenen Erfolg gehabt. Er mochte sich nicht ausmalen wie ausgeprägt der Hass sein musste, den Michael den Atlantern gegenüber empfand.

Weder Wraith noch Mensch und von keinem der beiden geachtet, war Michael allein in dieser Galaxie und sie trugen einzig und allein die Schuld an diesem Umstand. Sie hatten ihn zu etwas gemacht, das weder das eine noch das andere war. Einem Ausgestoßenen. Natürlich war die Idee keine schlechte gewesen und hätten sie Erfolg darin gehabt, einen Wraith durch den Retrovirus in einen Menschen zu wandeln, wäre auch alles wunderbar. Doch der Versuch war sträflich schief gelaufen, selbst nach dem zweiten Anlauf, so dass sie jetzt nicht mehr mit der Gnade ihres Versuchsobjektes rechnen durften. Die Male, denen sie Michael begegnet waren, hatte er ihnen unmissverständlich klar gemacht, dass er ihnen niemals verzeihen würde.

In seiner Einsamkeit und seinem Wahn hatte er Wesen erschaffen, die fortan seine Wächter sein sollten und seine Einsamkeit und Absonderlichkeit teilen sollten. Aus seinem ganz eigenen Experiment mit dem Iratuskäfer und dem Menschen waren diese Biester entstanden, die nun über Atlantis und seine Einwohner herfielen.

Und in Anbetracht der Tatsache, dass sie bei ihrem zweiten Versuch mit dem Retrovirus noch weitere Wraith behandelt hatten, die nunmehr das selbe Schicksal wie Michael teilten, mussten sie davon ausgehen, dass sie es nicht nur allein mit Michael und seinen Monstern zu tun haben würden.

„Rosige Aussichten, die uns da bevorstehen.“ John seufzte tief, schloss seine taktische Weste und befestigte die P90 an ihrer Halterung. Er war bewaffnet bis an die Zähne und hoffte, dass diese Waffen auch etwas gegen die Bestien ausrichten konnten. Andernfalls würde es ein kurzes Gefecht sein. „Wir müssen Michael finden. Töten wir ihn, wird seine private Armee hoffentlich orientierungslos und kopflos. Er steuert den Angriff, davon bin ich überzeugt. Außerdem ist sein Tod schon lange überfällig.“

„Endlich versteht ihr, was ich schon seit seiner ersten Gefangennahme versuche zu erklären. Er ist ein Wraith und wird es immer sein.“ Ronons Blick war finster und voller Vorwurf auf den Colonel gerichtet. „Und auch wenn er vielleicht nicht mehr aussieht wie ein Wraith... es wird mir ein Vergnügen sein ihn zu töten.“

Schweigend nickte Sheppard und führte seinen kleinen Kampftrupp hinaus in den Gang. Selbst McKay schien von einem ungewöhnlich grimmigen Kampfgeist beseelt zu sein. Er hatte sich wortlos mit Waffen eingedeckt und schloss sich auch jetzt ohne ein Wort des Missfallens den anderen an. Hier ging es um ihr aller zu Hause, ihre Heimat.

„Sehen wir zu, dass wir begangene Fehler wieder richten und diesen Kampf kurz und ohne Verluste für uns entscheiden.“ Sheppards grüne Augen ruhten für wenige Herzschläge auf jedem von den Dreien. „Ich will sie alle am Ende dieser Mission noch an meiner Seite sehen, verstanden?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2009-11-01T20:59:02+00:00 01.11.2009 21:59
Tag auch,
das Yellow hat zwar keine Ahnung vom Schreiben, und kann somit wohl kaum mit konstruktiver Kritik dienen, aber dafür kann ich dir sagen, dass du meiner Meinung nach verdammt gut schreiben kannst.
Man kann dem Geschehen super folgen, und ich für meinen Teil hab auch immer ein Bild vor Augen *_____*
Ich muss dringend zusehen, dass ich genügend Zeit auftreibe mal alle deine Sachen durchzulesen ^^
*wegschleich*
Von:  MorgainePendragon
2009-10-29T01:42:49+00:00 29.10.2009 02:42
Tja, also, da ich nun schonmal gerade wieder wach bin und warte bis die nächste Schmerztablette wirkt, haab ich mir gedacht ich les mal interessante Bettlektüre!^^ Und INTERESSANT trifft es nicht mal gänzlich. Es ist unbezahlbar dieses Gefühl "nach Hause zu kommen" und so vieles nun auch wiedererkennen zu können, was mir, bevor ich die Serie kannte, ja nicht möglich war! So toll!
Hach ja, dieses typische Gestkulieren und pikierte Gehabe von Rodney, der bitterböse, bedrohliche Blick und die verschränkten Arme Ronons, Teylas Besorgnis und Shepppard heroisches, selbstloses, jedoch an strenge Vorschriften gebundenes Gewissen... Ich LIEBE das!

Gefällt mir gut, wie du die Actionsequenzen beschreibst. Erinnert nicht von ungefähr an Alien, worauf auch John kurz anspielt, gell?^o^
Dieses Zerreisen von Leuten konnte die Königin ja auch sehr gut...
Hätt mich aber auch gewundert, wenn sie die Wesen NICHT gleich erkannt hätten - hatten sie doch leider schon mit ihnen zu tun.

Micheal also. Latürnich, wie Obelix sagen würde.
Mach dir nix draus, wenn das in der aktuellen Staffel auch aufgegriffen wurde. ICH lese dies hier VORHER. Für mich ist das immer deine Idee. Und ich freu mich auch schon drauf^^.

Fängt ja sehr spannend an und ich hab eigentlich auch nix zu bemängeln, außer ein paar kleiner Rechtschreibfehler. Z.B. schreibst du unheimlich gern "grade" und nicht "gerade" - aber ich weiß auch nicht, ob das nach der Rechtschreibreform nicht auch so ausgedrückt werden kann. Dann dieser Absatz, in dem gleich mehrere kleine Fehlerchen stecken:
Sein Kamerad schaffte es noch, mehrere Schritte auf den Transporter und das Team zu zu laufen. Sein Gesicht war entstellt von einer langen Risswunde, der sein rechts Auge zum Opfer gefallen war. Aber sein Vormarsch wurde jäh unterbrochen, als ihm die Beine unter dem Köper weggeschlagen wurden. Schlitternd kam er zum Liegen, furchtsam zu dem Wesen aufblickend, welches sich über ihm nieder ließ. Es erweckte fast schon den Eindruck, als Betrachte die Kreatur sein Opfer interessiert, ehe seine Beißzangen sich öffneten und den Kopf vom Rumpf trennten.

Nur zu einem: Ich weiß nicht, aber ich würd „zuzulaufen“ doch zusammenschreiben. Hier ist klar, dass man es so nach der Rechtschreibung auch schreiben kann, aber ich find das stoppt immer gehörig den Lesefluss, du nicht?

Alles andere echte Kleinigkeiten, die jedem passieren. Ich sags ja nur ^^. Du wolltest es ja wissen^^.

Ich liebe es schon jetzt! Und HACH!!!! Elizabeth ist noch da!!! Naja, momentan ja nicht, aber im Grunde schon…^^ Klasse!!!! *rumfreu* Ich bleib dran!^^

Von: abgemeldet
2009-07-14T13:49:39+00:00 14.07.2009 15:49
Genau, dein Stil ist klasse und selbst für mich ist es relativ einfach den Geschehnissen zu folgen und ohne große Fragen den Akteuren hinterherzueilen...aber da liegt auch ein wenig das Problem...

DU RAST ein wenig Liebschen. Der Schluß ist super...genau das richtige Tempo, aber der Anfang ist zu 'PAM-PAM-PAM' erzählt.

Mir fehlt eine kurze Diskussion mit dem Wachhabenen weil er seine Pflicht verletzt hat ordentlich zu arbeiten und vielleicht erst richtig nachzuschauen bevor er seine Kollegen in den Tod rennen lässt. Bitte scheiß ihn zusammen!!!

Und ich fordere hiermit ausdrücklich eine detaillierte Szene über die Schlachtung des Stoffels von Wachmensch in der Tür zum Gateraum. Ich will das Blut spritzen sehen, und die Dinger etwas genauer beschrieben haben.

Auch wenn das jetzt sicherlich ein wenig untergeht: Mir gefällt das, was du geschrieben hast trotzdem irrsinnig gut und ich werd mich gleich an den Rest machen... 10 Minuten hab ich noch...
Von:  MuadDib
2009-06-04T09:44:21+00:00 04.06.2009 11:44
heya
ich find sie wirklich gut, und kann nicht verstehen wieso es noch keine kommentare gibt :D
der stiel wie du schreibst gefällt mir wirklich. der hat so was profisionelles.
auch die idee.
nur der drache stört mich ein bischen. bin nicht so der drachen typ aber ok. :D
freu mich auf die nächsten kapitel

lg eli ♥


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