Zum Inhalt der Seite

Blue eyes

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Hi leute ich wollte euch mal eine kleine Geschichte zeigen die ich für meinen Deutschunterricht schreiben sollte. Ich hoffe sie gefällt euch und damit viel Spaß beim lesen
 

Ich weiß nicht wo ich bin, wer ich bin, wieso ich hier liege und mich vor Schmerzen krümme. Habe alles vergessen, außer eins: Diese blauen Augen.

Diese Schmerzen, sie quälen mich, mein Körper brennt, es tut weh und ich weiß nicht weshalb.

Ich verweile komplett regungslos, und versuche ich mich zu bewegen, so lodern die Flammen nur umso mehr auf.

Ich schreie um Hilfe, doch meine Stimme bleibt stumm.

Die Flammen brennen über meinen gesamten Körper hinweg, der Schmerz, es tut so unfassbar weh, treibt mich in den Wahnsinn.

Und Plötzlich wird alles leicht, die Augen verdunkeln, bis schließlich alles im tiefen schwarz versinkt
 

Tampere, Finnland 1865

Es ist ein klarer Wintertag und ich sitze auf einem nahe gelegenen Hügel und blicke auf meine Heimatstadt hinunter. Es ist nicht mehr so kalt, sodass ich ohne Probleme ein paar Minuten draußen bleiben kann. Von weiten höre ich meine Mutter nach mir rufen, es ist Zeit nach Hause zu gehen. Als ich unser kleines Haus in der vierten Straße erreiche sehe ich meine Mutter am Fenster nach mir Ausschau halten. „Alexandra komm ins Haus, es wird dunkel. Du weißt, dass ein junges Mädchen nichts um diese Uhrzeit draußen zu suchen hat. Die Straßen sind nicht sicher“

„Ja Mutter ich bin ja da.“, antwortete ich meiner besorgen Mutter und ging damit ins Haus. Ich legte meinen Mantel, Handschuhe, Schal und Mütze ab und begab mich zu meiner Mutter in die Küche, wo sie und mein kleiner Bruder Mikael auf mich warteten. Als Mikael mich sah, strahlten seine kleinen blauen Augen auf und er brabbelte mir etwas, was wohl mein Name seien sollte, entgegen. Im Vorbeigehen strich ich ihm über seinen kleinen Kopf und fragte an meine Mutter Gewand „Ist Vater noch nicht zu Hause?“

„Wie du siehst ist er es nicht, jetzt geh' deine Hände waschen und helfe mir beim Abendessen.“, erwiderte sie.

„Ja Mutter“ und damit ging ich zur Waschschüssel um meine Hände zu säubern. Kurz vor dem Essen kam mein Vater nach Hause; er begrüßte meine Mutter und wand sich dann seinem ganzen Stolz an Mikael.

„Na wie geht es dir heute, mein Großer? Kannst du schon wieder ein neues Wort? Was ist es kleiner Mann?“ fragte er als er Mikael auf den Arm nahm und mit ihm in Richtung Stube verschwand. So ging das immer. Erst meine Mutter, dann Mikael. Ich blieb auf der Strecke. Aber das war ich ja schon gewöhnt, Töchter sind eben nicht so gut wie Söhne was er mich täglich spüren ließ. Ich weiß, dass er lieber einen Sohn als Erstgeborenen hätte, aber dagegen kann ich schlecht was machen.

Schon bald wurde ich auf meine Kammer geschickt, denn ab Morgen durfte ich wieder zur Schule für Höhere Töchter gehen. Ich war jedes Mal froh, wenn ich gehen durfte, aber das würde nicht mehr lange andauern und mein Vater würde mich dann verloben. Ich war immerhin schon 15 Jahre alt. Die meisten meiner Freundinnen waren mindestens schon verlobt, wenn nicht schon verheiratet und viele hatten schon Kinder. Ich weiß nicht warum mein Vater bei mir so lange wartete, aber mir war es egal, so lange ich weiter auf die Schule gehen konnte.

Am nächsten Morgen wachte ich schon früh auf, also bereitete ich für meine Familie ihr Frühstück vor. Außerdem aß ich selbst, machte mich fertig und zog ein frisches Kleid für die Schule an. Es würde ziemlichen Ärger geben, wenn ich mit einem fleckigen Kleid auftauchen würde. Das würde Nachsitzen und ein paar Hiebe bedeuten. Darauf konnte ich gut verzichten.

Auf dem Schulweg lief ich wie immer meiner Freundin Anna über den Weg. Sie hatte vor einem Jahr die Schule verlassen, da sie heiratete. Ich bemitleidete sie; der Mann der für sie ausgesucht wurde ist nicht grade das was man als Traummann bezeichnen würdest, aber sie schlägt sich tapfer. Wir plauderten ein wenig, bis sie in Richtung Markt abbog und ich die Straße weiter hinauf in Richtung Schule lief. An sich war der Unterricht nur ein bisschen anders wie das was mir meine Mutter täglich beibrachte. Nähen, Putzen, Manieren, Aussprache und all so was. Am Ende des Tages durfte ich doch noch Nachsitzen. Ich hatte vergessen, dass der eine Knopf an meinem Rücken locker war und natürlich fiel er ab. Die Lehrerin war böse und sie schrie mich an wie ich nur so nachlässig sein konnte. Jetzt durfte ich nicht nur nachsitzen, sondern meine Finger tun von den Schlägen auch noch ziemlich weh. Wie ich es doch hasste. Es würde bestimmt dunkel werden bis sie mich gehen ließe und dann gibt’s auch ganz sicher Ärger zu Hause. Mutter hatte mich ja erst gestern wieder ins Haus gerufen und wenn Vater dies erfährt wird er bestimmt sehr sauer werden.

Es wurde wirklich langsam dunkel als Ms. Nurmi mich und ein paar andere Mädchen endlich nach Hause entließ. Vorsichtig ging ich nach Hause, denn meine Mutter hatte ja Recht; die Straßen von Tampere bei Nacht waren für keine Frau sicher. Nachdem ich einen Teil des Weges zurückgelegt hatte, hörte ich hinter mir irgendwas klirren und drehte mich mit Schock in Richtung des Geräusches um. Tief atmete ich aus. Es war nur eine alte Katze die einen kleinen Blumentopf umgeworfen hatte.

Als ich wieder vorwärts laufen wollte stieß ich direkt gegen etwas Hartes, was mich zum Taumeln brachte und dazu führte, dass ich hinfiel. Ich sah hinauf um zu sehen gegen was ich da gestoßen war und sah wie ein Mann mit einem komischen Grinsen auf mich hinab sah

„Na, Kindchen, noch nicht daheim? Hast dich verlaufen, was? Komm ich bring dich weg“ lallte er mir entgegen.
 

„Nein danke Sir, ich finde meinen Weg schon noch vielen Dank.“, erwiderte ich stotternd und rappelte mich auf meine Beine. Ich hatte Angst und hoffte, dass er hatte es nicht bemerkt hatte. Als ich an ihm vorbei gehen wollte packte er mich plötzlich am Arm

„Nicht so schnell, Kleines! Wer hat gesagt, dass du gehen darfst?“

Hörbar schluckte ich; meine Angst stieg immer mehr. Ich wollte schreien, doch konnte ich es nicht. Ich wusste, dass niemand aus seinem sicheren Haus gehen würde nur um mir zu helfen. Er trat noch näher an mich heran und ich konnte den billigen Whiskey riechen, den er getrunken hatte. Die Panik wurde jetzt noch größer und ich schloss meine Augen, in der Hoffnung nicht sehen zu müssen was nun geschehen würde. Ich ahnte das Schlimmste.

Mit einem Mal lockerte der Griff und ich hörte wie er vor Schmerzen aufjaulte. Erst als sich der Griff ganz löste, wagte ich es wieder meine Augen zu öffnen. Vor dem Mann stand eine Gestalt in einem dunklen Umhang, die ihn gepackt und ihm den Arm verdrehte, so dass er auf dem Boden kniehen musste. Eine zweite Person stand neben meinem Retter; sie war kleiner und schmaler und drehte sich nun zu mir um. Leuchtend blaue Augen strahlten mir aus der Kapuze entgegen, ein Blau was ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Ich war so von den Augen gefesselt, dass ich gar nicht merkte wie die Person ihre Hand auf meine Schulter legte.

„Geht es dir gut?“, fragte die sanfte Stimme der Person. Definitiv eine Frau, dachte ich mir.

„Ja danke euch.“

„Nichts zu danken, wie heißt du überhaupt?“ fragte die zweite, tiefere Stimme, nachdem er meinem Angreifer mit einem Schlag K.O. schlug.

„Alexandra“ antwortete ich ehrlich.

„Dann komm Alexandra, wir bringen dich nach Hause. Wir wollen ja nicht, dass dir noch was passiert. Wo wohnst du?“ fragte die Frau und ich antwortete

„In der Vierten.“.

„Dann komm mit Kind wir wollen ja hier nicht erfrieren. Es ist ziemlich kalt heute Nacht.“, antwortete der Mann und fing an zu laufen. Als wir so langsam mein Haus erreichten hörte ich schon meinen Vater im Haus vor Wut toben und ging automatisch langsamer. Ich spürte eine Hand auf meinen Rücken die mich weiter nach vorne schob. Mit einem Seitenblick erkannte ich den Mann der beiden Gestalten. Sofort fielen mir auch seine strahlend blauen Augen auf. „Keine Angst, wir klären die Situation. Es wird schon schief gehen“ sagte er beruhigend zu mir und ich hätte schwören können ich hätte in der Dunkelheit der heraufgezogenen Nacht ein Schmunzeln in dem verborgenen Gesicht erkennen können.

Als wir das Haus erreichten ging er einen Schritt vor mir auf die Türe zu und klopfte an. Mein Vater kam sofort zur Tür gerannt und, schneller als ich schauen konnte, war die Tür auf und mein Vater holte mit einem wütenden „Alexandra“ zum Schlaf aus. Meinen Retter traf er ein Glück nicht, da der den Schlag zuvor mit seiner eigenen Hand abfing.

„Es tut mir leid Sir wenn sie mich mit ihrer Tochter verwechseln, aber könnten wir vielleicht erst mal zur Tür rein kommen“, fragte er trotzdem höflich. Sogleich erschien meine Mutter in der Tür, entschuldigte sich und bat uns herein. Mein Vater beäugte das alles äußerst misstrauisch. Als wir im Haus waren und ich meine Sachen abgelegt hatte begann die Frau zu sprechen.

„Es tut mir...“ und schon wurde sie von meinem Vater grob unterbrochen. „Als wenn ich ein fremdes Weibsbild in meinem Haus sprechen lassen würde“

„Wie meine Schwester ihnen versucht hat zu erklären Sir“ fing nun er an zu erklären „tut es uns leid ihre Tochter so spät erst zurück zu bringen, aber sie wurde auf dem nach Hause weg von einem Tunichtgut überfallen. Wir konnten das Schlimmste verhindern“ bei diesen letzten Satz fing ich bei der Erinnerung an zu zittern und meine Mutter nahm mich direkt in ihre Arme. „Ich muss sagen, dass es von ihnen sehr unverantwortlich, dass sie ihre Tochter ohne Begleitung los schicken oder sie nicht selbst von ihrer Schule abholen. Sie wissen selbst, was und wer alles in der Dunkelheit dieser Stadt lauert.“

„Sie wollen mir jetzt auch noch sagen wie ich mit dem Nichtsnutz von Tochter umzugehen habe. Pah ich glaub es hackt! Raus aus meinem Haus!“, rief mein Vater aufgebracht und zeigte mit vor Wut zitternden Fingern in Richtung Tür.

„Es tut mir leid, dass sie die Sicherheit ihrer offenbar einzigen Tochter so wenig beachten. Trotzdem eine erholsame und sichere Nacht noch.“, sagte der Mann während er sich umdrehte und in Richtung Tür ging. Die Frau drehte sich noch einmal um bevor sie auch aus meinem Sichtfeld verschwand und sagte „Erholsame Nacht kleine Alexandra und pass auf dich auf.“ „Ich danke ihnen für alles und ich wünsche ihnen auch noch eine erholsame Nacht“ erwiderte ich, wohin gegen sie leise auflachte und die Tür hinter sich zuzog.
 

Die vergangene Nacht begann erst unangenehm zu werden, sobald mich die zwei Gestalten verlassen hatten. Mein Vater war ein Mann, der nicht sich nicht vor Gewalt scheute, vor allem nicht seiner Familie gegenüber und erst recht nicht wenn es um mich ging. Nachdem alles vorbei war und mein Vater irgendwann im Raum meiner Eltern zu schnarchen begann kam meine Mutter zu mir. Sie gab mir was gegen die Schwellungen die ich sicherlich am nächsten Tag haben würde.

„Warum bist du nicht direkt nach der Schule nach Hause gekommen, wo warst du?“ fragte sie mich.

„Ich bin direkt von der Schule gekommen. Ich musste Nachsitzen, weil ich nicht gemerkt hatte, dass ein Knopf von meinem Kleid locker und dann abgefallen war. Es tut mir leid Mutter“ entschuldigte ich mich mit Tränen in den Augen.

„Es ist gut, Kind, sei aber in Zukunft vorsichtiger und achte auch auf Kleinigkeiten. Ich würde nicht wollen, dass dir wegen einem blöden Knopf so schreckliche Dinge geschehen.“, sagte sie beim Hinausgehen.

„Ja Mutter, das werde ich.“ Und damit schloss sie die Türe zu Mikaels und meiner Kammer. Er hatte zum Glück von dem ganzen Trubel nichts mitbekommen, sondern wie es sich für einen einjährigen gehört tief und fest geschlafen.

----

In den kommenden zwei Wochen passierte nichts mehr Ereignisreiches. Ich musste nicht mehr nachsitzen, da ich nun viel besser auf mich und meine Dinge aufpasste. Warum ich die Blessuren hatte, wurde ich öfters gefragt. Meine Antwort war immer die gleiche: „Ich war schusselig wie eh und je und bin dadurch samt Putzsachen die Treppen runter gefallen.“ Sie haben es alle geglaubt und wenn nicht wurde nicht weiter nachgefragt.

Es war das Wochenende und ich war mit Anna verabredet. Sie war nun schwanger. Mich grauste es irgendwie bei dem Gedanken. Ich habe nichts gegen eigene Kinder, aber wollte mir nicht einmal vorstellen, wie es mit dem Ehemann dazu gekommen ist geschweige was da raus kommt. Ich betete jetzt schon für dass Kind, dass es mehr nach Anna kam. Ich musste nicht allzu lange bis zu Annas Haus laufen, dort angekommen machten wir das was alle Mädchen in unserm Alter machten: Tratschen. Wie so oft vergaßen wir bei unserm Plausch die Zeit und es war zu schnell dunkel geworden. Da es kein Gästezimmer gab musste ich nach Hause gehen.

Annas Mann Olav war noch nicht daheim, also musste ich wohl wieder alleine durch die dunkle statt wandern. Ein Glück war es diesmal kein allzu langer Weg, wenn ich schnell ging bräuchte ich höchstens zehn Minuten. Dem entsprechend ging ich los. Es war eiskalt in der Nacht. Bestimmt minus fünfzehn Grad oder wenn nicht noch kälter. Der Wind pfiff um jede Ecke und machte die Kälte noch unerträglicher. Es war unheimlich. Hin und wieder hörte man einen Hund bellen, eine Katze miauen oder etwas zerbrechen und dazu dieses schaudernde Geräusch vom Wind. Ich wickelte meinen warmen Mantel enger um meinen zierlichen Körper und fing an noch schneller zu laufen, dabei senkte ich mein Gesicht, damit es nicht allzu kalt wurde. Da stieß ich schon wieder gegen irgendjemand.
 

Ich hab doch echt ein Glück dachte ich bei mir in dem Moment und sah auf. Ich sah in zwei strahlend blaue Augen und atmete erleichtert auf.

„Na Alexandra schon wieder alleine im Dunklen unterwegs?“

„Ja und nenn mich Alex, Alexandra sagen nur meine Eltern und meine Lehrerinnen“ erwiderte ich darauf hin

„Ok Alex, dann komm mit ich begleite dich. Ich kann dich ja schlecht schon wieder alleine Laufen lassen. Wer weiß was dir heute passieren würde.“ Ich blickte zu ihm auf.

„Danke dir, wie heißt du überhaupt? Ich weiß ja gar nicht deinen Namen“ Er blickte zu mir runter und diesmal konnte ich sein Gesicht sehen als wir an einer Laterne vorbei gingen. Ich hatte noch nie jemanden wie ihn gesehen. Er hatte diese Kristallblauen Augen, schwarze Haare und ein Lächeln, was jedes Frauenherz zum Schmelzen bringen könnte. Wie automatisch fragte ich mich ob er wohl verheiratet ist? Die Frau an seiner Seite war wohl seine Schwester.

„Sascha“ sagte er und ich blinzelte ihn einen Moment verwirrt an, biss seine Worte auch völlig mein Gehirn erreichten.

„Ein schöner Name, aber nicht von hier?!“

„Nein ich komme ursprünglich aus Moskau.“, erklärte er.

„Das ist ziemlich weit weg. Wie kommt es, dass du und…“

„Liena“

„Du und Liena hier seit?“, frage ich neugierig

„Das ist eine lange Geschichte, viel zu lang. Sagen wir einfach, es hat sich mit der Zeit so ergeben“ antwortete er halb in Gedanken. Wir kamen in die Nähe meines Hauses und wieder hörte ich meinen Vater schreien, diesmal aber nicht wegen mir. Meine Mutter musste wohl was fallen gelassen haben. Automatisch fasste ich mir an die immer noch leicht geschwollene Wange und verlangsamte wieder meine Schritte. Sascha, der einige Schritte vor mir ging blieb stehen und schaute mich vorsehend an.

„Erwarten dich deine Eltern eigentlich?“ fragte er.

„Nicht unbedingt. Ich war bei einer Freundin, wo sie wissen, dass ich manchmal auch über Nacht bleibe. Wieso?“ sagte ich und schaute ihn fragen an.

„Ich sehe dir an, dass du nicht nach Hause willst, bei dem was anscheinend hinter den Wänden passiert. Ich bin sicher Liena würde sich heute Nacht über ein bisschen weibliche Gesellschaft freuen. Sie hat nicht viele Freundinnen. Natürlich nur wenn du willst.“ Sagte er und schaute mich dabei forschend und mit neugierigen Augen an, in die ich gleich fast zu versinken drohte. Reiß dich zusammen, sagte ich mir selbst. Es ist nur ein Mann und du wirst dir deinen eh nie selbst aussuchen können, also schlag dir das gleich wieder aus dem Kopf. Redete ich mir selbst ein.

Ich bemerkte, dass ich ihn immer noch anstarrte, sah betreten zu Boden und antwortete „Ja sehr gern. Ich will ungern ins Kreuzfeuer geraten.“

„Gut dann komm mit, wir müssen noch ein Stück laufen.“, sagte er und lief los. Ich lief ebenfalls los und blieb immer einen Schritt hinter ihm, bis er seine Hand auf meinen Rücken legte und mich damit dem Schritt nach vorne schob. „Wir wollen ja nicht, dass du noch verloren gehst da hinten. Lauf doch mit mir gleich auf.“

„Ok mache ich“, murmelte ich vor mich hin und lief weiter. So langsam gerieten wir immer weiter an das Ende der Stadt und genauso ließen wir sie hinter uns.
 

„Wir müssen noch ein Stück den Hügel hoch. Am Waldrand kannst du schon den Rauch vom Kamin sehen.“, teilte Sascha mir mit und tatsächlich, jetzt wo er es erwähnte konnte ich eine kleine Rauchfahne erkennen. Als wir endlich das Haus erreichten fegte der Wind noch heftiger und es war dadurch noch kälter geworden. Als wir die Tür erreichten würde sie schon von innen her geöffnet und ein Mann mittleren Alters schaute uns entgegen.

„Sascha, du Rumtreiber wir haben angefangen uns Sorgen zu machen. Es ist ungewöhnlich kalt heute Nacht.“ Dann Pausierte er und schaute mich an. „Du hast auch noch Besuch mitgebracht! Komm rein Kleines, du musst doch schon halb erfroren sein.“, sagte er und bat uns mit einer freundlichen Geste ins Haus hinein. Drinnen nahm er mir meine Sachen ab und hing sie an einen Kleiderständer. „Komm mit ins Wohnzimmer, der Kamin wird dich aufwärmen. Meine Nichte Liena ist auch dort. Ich bin übrigens Anton und du heißt?“

„Mein Name ist Alex. Alexandra eigentlich, aber so nennen mich nur meine Eltern.“, sagte ich schüchtern und blickte zu ihm auf. Anton war sogar noch ein Stück größer wie Sascha. Mit seiner Hand auf meinem Rücken führte er mich in das Wohnzimmer, wo ich Liena auf einem Fell vor dem Kamin sitzen sah. Sie blickte auf und lächelte mich an

„Hallo, schön dich wieder zu sehen, es war unhöflich mich das letzte Mal nicht vorzustellen. Verzeih bitte. Ich bin Liena und du heißt Alex oder? Schön dich endlich richtig kennen zu lernen.“ Während sie dies sagte klopfte sie einladend auf den Pelz neben sich. Ich setzte mich in Bewegung, ließ mich neben ihr nieder und lächelte sie an. Sie hob die Hand in Richtung meines Gesichts

„Darf ich?“ fragte sie und ich nickte. Sie fuhr mir mit den Händen durch das Haar. „So eine intensive Farbe habe ich noch nie gesehen. Dein Haar leuchtet so rot wie das Feuer. Unseres ist wie Asche.“

„Danke dir.“, sagte ich und blickte leicht errötend zu Boden, was Liena zum Kichern brachte.

„Sie ist echt niedlich, Sascha“, rief sie ihrem Bruder über meine Schulter zu, was mich nur noch mehr zum Erröten brachte.

„Lass sie Liena, sie ist kein Spielzeug“, kam es nur zurück, worauf sie nur ein Mal wütend schnaubte.

„Er wird Mädchen nie verstehen das sag ich dir.“, murmelte sie so leise, dass nur ich es verstehen konnte.

„Mach dir nichts draus. Ich hab vielleicht schöne Haare, aber meine grünen Augen sind nichts im Gegensatz zu euren blauen Augen.“ Ich weiß nicht warum, aber darauf hin fing sie an zu lachen.

„Entschuldige bitte meine Nichte“ sagte nun Anton der grade das Zimmer betrat. „Für uns ist diese außergewöhnliche Augenfarbe nichts Besonderes. Alle aus der Familie haben sie. Von daher ist Liena immer begeistert was Neues zu sehen.“

„Komm Alex ich zeig dir wo du schlafen kannst.“, sagte Sascha, ging ein paar Schritte auf mich zu und streckte mir seine Hand entgegen. Dankend nahm ich seine Hilfe an und ließ mich auf die Beine ziehen. Wir liefen auf eine Tür in der Nähe des Eingangs zu, die er dann auch öffnete. „Hier kannst du schlafen. Es ist nichts besonderes, aber naja. Ich werde Liena bitten dir ein paar von ihren Sachen zu geben. Sie hat eh mehr als genug. Neben dem Bett ist eine Waschschüssel mit warmen Wasser.“ Er verließ das Zimmer wieder. Ich schaute mich nun im Zimmer um. Es war viel größer wie meine Kammer zuhause. Ein Schrank in der einen Ecke, und ein großes Bett in der anderen, wovor ein Nachttisch mit einer Lampe und der besagten Waschschüssel stand. Das Bett sah einladend und weich aus und als ich mich drauf setze wurde diese Vermutung bestätigt. Mein Bett war nichts im Vergleich zu dem. Ich wollte mich grade nach hinten fallen lassen als es an der Tür klopfte „Ja“ antwortete ich und Liena trat herein.
 

„Ich habe ein paar Sachen für dich für die Nacht und für morgen.“, sagte sie während sie auf das Bett zu ging und dort die Kleider ablegte. Danach blieb sie stehen und schaute mich leicht nervös an.

„Was ist Liena?“, fragte ich sie.

„Dürfte ich vielleicht deine Haare machen? Ich habe das schon lang nicht mehr an jemand anderes machen dürfen“ fragte sie mich schüchtern. Ich nickte und drehte ihr den Rücken zu, sodass sie an meine Haare kam.

„Danke“ sagte sie und machte sich an die Arbeit. Nachdem sie fertig war schlief ich schon direkt ein.

----

Als ich am nächsten Morgen wach wurde fühlte ich mich erholt wie noch nie zuvor. Ich hatte lange geschlafen und konnte durch das Fenster die Sonne schon sehr hoch stehen sehen. Schnell machte ich mich fertig und schlüpfte in das geliehene Kleid. Als ich aus der Tür trat sah ich niemand. Kein Geräusch im ganzen Haus war zu hören, außer das der quietschen Dielen unter meinen Füßen. In der schmalen Küche des Hauses fand ich einen Zettel auf dem Tisch liegen. Er sagte mir, dass alle drei schon früh aus dem Haus mussten und ich mich solange hier aufhalten konnte wie ich wollte, außerdem stand drauf, dass ich wann immer ich möchte gerne wieder her kommen konnte. Als ich mich dann endgültig fertig gemacht hatte verließ ich das Haus und sorgte dafür, dass die Tür auch fest verschlossen war.

Langsam ging ich den Hügel hinunter zur Stadt. Es schien ein friedlicher und warmer Tag zu werden also entschloss ich mich noch etwas über den Markt zu schlendern. Nach einiger Zeit merkte ich, dass die Leute immer unruhiger hin und her liefen umso näher ich an mein eigenes Haus kam und dann roch ich es auf ein Mal selbst. Rauch! Ich nahm buchstäblich die Beine in die Hand und rannte nach Hause. Während ich rannte bettete ich, dass es nicht unser Haus sei und der Brand nicht schlimmer wird. Als ich in die Straße einbog lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Drei Häuser standen lichterloh in Flammen und zwei angrenzende fingen bereits auch Feuer. Eins der brennenden Häuser war unsers und weder von meinen Eltern, noch von meinem Bruder war etwas zu sehen.

Meine Nachbarin kam auf mich zugerannt und schrie „Alex, Alex bitte sag mir, dass deine Mutter und der Kleine heute Morgen raus gegangen sind. Dein Vater ist es, ich habe ihn heute ganz früh das Haus verlassen sehen.“, sagte sie panisch und mit jedem Word wich die Farbe mehr aus meinem Gesicht.

„Ich weiß es nicht, ich war die Nacht über nicht da“ stammelte ich vor mich hin und starrte regungslos auf unser Haus. Als mich wer im vorbeirennen an schubste fand ich meine Fähigkeit wieder mich zu bewegen. Schon rannte ich los auf unser Haus zu. Von der Tür war schon nicht mehr viel übrig, doch ich rannte weiter. Die Flammen zerrten an mir und ich konnte mit jedem Schritt schlechter Atmen. Ich wollte zum Schlafzimmer meiner Eltern, kam aber nicht soweit, da die Flammen zu hoch und zu heiß waren. Also rannte ich auf Mikaels und meine Kammer zu. Von außen hörte ich Wimmern und Husten. Mein Bruder ist noch da drin schoss es mir durch den Kopf. Ich konnte beim zweiten Versuch die Türe auf rammen und lag dann fast quer im Raum. Mikael kauerte in der hintersten Ecke des Raums. Ich versuchte mich aufzurappeln, aber dazu fehlte mir die Kraft, also robbte ich von Hustenattacken geplagt zu meinem kleinen Bruder rüber. Kaum in meiner Reichweite klammerte er rettend sich an mich.

„Wo ist Mama?“ fragte ich ihn

„Slwafsimmer“ brachte er hustend hervor und ich wusste sofort, dass es nun unmöglich war meine Mutter noch lebend zu retten, wenn sie nicht doch schon draußen war.
 

Ich versuchte mit aller Kraft und aus der Ecke des Zimmers raus zu bewegen, doch es war zu verraucht und so unerträglich heiß. Plötzlich hörte ich was Knacken und Krachen und dann fiel etwas von der Decke. Das Haus stürzte langsam in sich zusammen. Kaum gedacht stürzten die nächsten Teile auf uns herab. Ich beugte mich über Mikael um wenigstens ihn schützen zu können. Er war noch so klein und hatte dies hier weiß Gott nicht verdient. Langsam verschwand die letzte Kraft aus meinen Gliedern, meine Augen wurden schwer und es war so gut wie unmöglich richtig zu atmen.

Da durchbrach ein sehr lautes Krachen die für mich immer leiser werdende Umgebung. Ich spüre wie ich angehoben wurde.

„Mikael“ konnte ich noch mühevoll hinaus bringen und spürte einen fester werdenden Druck um meinen Oberkörper. Der Kleine musste sich wohl stärker in mich ein gekrallt haben. Ich konnte meinen Kopf ein paar Zentimeter heben und sah Pech schwarzes Fell, gepaart mich stechenden blauen Augen. Sascha. Bei diesen Augen musste ich unwillkürlich an ihn denken. Dann hab es einen weiteren ohrenbetäubenden Knall und viele heiße und harte Teile trafen mich. Ich spürte wie ich abgelegt wurde und dann bekamen meine Lungen frischen Sauerstoff. Ich fing wieder an zu husten und krampfte mich zusammen. An den Bewegungen die meinen Oberkörper schüttelten bemerkte ich, dass es Mikael wohl auch nicht anders ging. Kaum wieder ein Stück mehr bei Bewusstsein drangen Schreie an mein Ohr. Sie riefen unsere Namen und schon wieder wurde ich ein Stück hochgehoben. Ich spürte nur noch wie Mikael von mir runter genommen wurde und dann versank endgültig alles im Dunkeln.

Das erste was ich bemerke sind die unerträglichen Schmerzen und stöhne deswegen auf. Eine mir bekannte Stimme dringt an mein Ohr

„Alex? Kind?“ und schon wieder kommt eine Welle an Schmerzen die mich aufstöhnen lässt.

„Ich glaube sie kommt zu sich“ sagt nun eine zweite Stimme. Langsam versuche ich trotz der Schmerzen meine Augen zu öffnen und sofort blendet mich helles Licht, was mich wieder auf keuchen ließ. Schließlich kann ich meine Augen komplett öffnen und als sich das weiße Licht endlich verzogen hat und meine Sicht aufklart kann ich meinen Vater und eine Schwester erkennen.

„Ein Glück sie ist wach, ich hohle einen Arzt“, sagte die Schwester und verschwindet aus dem Zimmer. Dem zu urteilen liege ich wohl in einem Krankenhaus. Meinem Vater laufen Tränen über sein Gesicht während er beteuert wie leid ihm alles tut und wie froh er ist, dass ich noch lebe. Danach erzählt er mir, dass meine Mutter, wie ich vermutet hatte, es nicht lebend aus dem Haus geschafft hatte und dass Mikael nur wegen mir noch lebt. Ich hatte ihn noch nie so emotional gesehen wie in diesem Moment. Kaum ist er fertig mit reden kommt schon ein Arzt in weißen Kittel in das Zimmer und bombardiert mich mit Fragen. Ob ich wüsste wer ich bin, wo ich wohnte, warum ich hier bin und so weiter. Anscheinend habe ich sehr schwere Verbrennungen erlitten und eine Rauchvergiftung. Was auch immer das genau heißt, ich weiß dass die Schmerzen kaum zum aushalten sind.

----

Nach ein paar Tagen fragt mich mein Vater wie wir aus dem Haus gekommen sind und ich erzähle ihm was ich gesehen habe. Die einzige Antwort die ich darauf hin bekomme ist ein schallendes Gelächter und die Aussage „Oh Alex die sollten wohl auch noch mal deinen Verstand untersuchen“. Ich weiß was ich gesehen habe und ich habe etwas riesiges gesehen, was einem Hund ähnelt und Pech schwarz war mit stechenden blauen Augen. Wie die von Sascha. Was er wohl jetzt macht? Ob sich er, Liena und Anton Sorgen machen?

----
 

Als ich dann ein paar Tage später nach ihnen frage schauen die Leute mich schon wieder so komisch an. Meine Tante Anna, die extra vorbei gekommen ist meinte:

„Du weißt doch selbst, dass das Haus auf dem Hügel seit bestimmt 60 Jahren leer steht und solche Leute wie du sie beschreibst währen bestimmt aufgefallen.“ Die Leute die nun täglich um mich herum sind meinen, dass seit diesem Tag mein Blick leer und ausdruckslos geworden ist. Ein paar Wochen später werde ich dann endlich entlassen und ich gehe bei der erst besten Gelegenheit aus der Stadt und den Hügel hinauf zu dem Haus wo ich vor zwei Monaten eine wunderbare Nacht verbracht habe.

Als ich die Tür öffnen will geht sie ungewohnt schwer auf. Ich muss sie wohl mit ziemlicher Kraft zugemacht haben. Als ich dann die Tür auf bekommen habe trifft mein Blick nur eins. Staub. Alle Möbel sind mit weißen Tüchern abgedeckt und auf denen liegt der Staub schon bestimmt einen halben Zentimeter. Wie ist das Möglich frage ich mich und bewege mich auf das Zimmer zu in dem ich geschlafen hatte. Es ist nicht mehr so wie ich es in Erinnerung habe. Das anscheinend so große Bett ist genauso klein wie in unserem alten Haus und Hat nicht mal eine Matratze oder ähnliches.

Ich frage mich was ich gesehen habe, wer waren diese Leute? Haben die Anderen recht und ich habe mir alles nur eingebildet? War das alles nur ein Hirngespinst? Verwirrt trete ich aus dem Haus raus und schaue in Richtung Wald. Dort sehe ich drei strahlend blaue Augen aufblitzen im Dunkel. Ich blinzel, will mich vergewissern, dass ich das wirklich gesehen habe und schon ist es nur noch ein Augenpaar, das mich dafür umso intensiver anstarrt. Noch ein Mal blinzel ich und nun ist auch das letzte Augenpaar von der Dunkelheit verschlungen worden. Jetzt ist mir alles egal, ich habe sie wieder gesehen und ich weiß, dass derjenige der länger geblieben ist Sascha war. Ich weiß, dass ich nicht verrückt bin und dass ich ohne sie schon längst tot währe.

„Danke für alles, ich werde euch nie vergessen!“ rufe ich zum Abschied in den Wald hinein. Als Antwort erhalte ich das Geheul von einem starken Wind zwischen den Bäumen und ich könnte schwören ich habe einen Wolf heulen gehört.
 

Naja das wars. Ich hoffe es hat euch gefallen

Melle



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück