Zum Inhalt der Seite

Home Outing

DieXKao; devoted to "Glass skin"
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

1.3

Nachmittags hatten Die und Shiori Kaoru ihre kleine Heimatstadt Mie gezeigt,

während Takeo Yuuki zum Arzt begleitete. Mie war eine typische Kleinstadt,

größer als das Nest aus dem Kaoru stammte, aber nachdem man in Osaka und Tokyo

gelebt hatte, gab es außer der Landschaft und dem Nichts nicht viel zu sehen.

Trotzdem genoss Kaoru den Rundgang, weniger wegen der Provinztouristik, sondern weil er etwas von Dies Vergangenheit erfuhr. Sie wussten so gut wie alles über die letzten paar Jahre des anderen, doch ihre Kindheit und Schuljahre blieben trotz einiger Erzählungen weitgehend weiße Flecken auf einer Landkarte. Nun aber sah er Dies alte Schule, eine öffentliche Gesamtschule, die nicht mehr hermachte als einen alten, grauen Plattenbau, der wohl schon vor einigen Jahren bei Dies Abschlussfeier halb verfallen gewesen war. Auf dem Sportplatz rannten Jungen und Mädchen auf der Aschebahn ihre Runden.

„Die Leichtathletik-AG hier ist berühmt“, erklärte Shiori, „Wir waren

schon vier Mal Bezirksmeister in Folge.“

Anerkennend nickte Kaoru, der in seinem leben nie viel davon gehalten hatte, sich nur für die Bewegung selbst zu bewegen.

„So gut wie früher sind sie aber nicht“, urteilte Die, „Takeo ist als

Trainer zu freundlich.“

„Dafür haben wir wieder Mitglieder, die hatte der alte Trainer immer schön

vertrieben.“

„Ja, ein Menschenfreund war er nicht“, stimmte Die zu, „Aber die

Ergebnisse stimmten.“

Shiori schien es für besser zu halten, nicht weiter darauf einzugehen.

Stattdessen sagte sie: „Vielleicht fehlt uns einfach unser bester Läufer?

Ohne deine Medallien und dein Vorbild ging es schon irgendwie bergab!“

„So gut warst du?“, fragte Kaoru überrascht und neckte, „Dabei bist du

sonst bei allem so lahm.“

Dies Trödeligkeit und Träumerei, gepaart mit einer unermesslichen

Planlosigkeit, war einst ein langes Streitthema gewesen, heute kostete es Kaoru nur noch ein müdes Lächeln um darüber hinweg zu sehen. Die hatte sich oft zu bessern versucht und war fast genauso oft gescheitert. Dabei ging es nie um etwas Wichtiges, nur Kleinigkeiten, die heute, morgen oder gestern erledigt werden konnten. Manchmal dachte Kaoru Die täte es absichtlich, damit Kaoru, der alles bis vorgestern spätestens fertig haben wollte, sich nicht zu sehr verrannte. Nun war es mehr ein Standartwitz. Die war bei allem lahm, außer beim Gitarrespielen und Sex.

„Allem außer zweien“, flüsterte Die ihm ins Ohr, als Shiori sich für

einen Moment wegdrehte und weiter Dies vergeudetes Lauftalent beweinte, seine Disziplin und seine Fähigkeiten in den Himmel lobte. Kaoru fand es witzig, denn in Tokyo war Die bekannt für seine Lessiphärhaltung, seine Spontaneität um in letzter Sekunde sich selbst gerade noch den Arsch zu retten. Er schien zu leben, als gäbe es kein Morgen mehr, sodass er tatsächlich heute zufrieden sterben könnte. Natürlich wusste Kaoru, dass all dem gut versteckt eine ungeheure Disziplin und Leistungsbereitschaft zu Grunde lag. Nur schien Die zu stolz zu sein um zu zugeben, dass er für seinen Erfolg arbeiten musste- Sowie seine dünne Gestalt natürlich Nebeneffekt ihres stressigen Berufes war, nicht das Ergebnis von ihm wahrsten Sinne untertriebener Ernährung. Es schien ein viel tiefer liegender Charakterzug seines Freundes zu sein disziplinär durchzuhalten, um seine Ziele zu erreichen. Das fand Kaoru interessant, denn er hatte gedacht, dass Die die Disziplin auf hartem Wege aus seiner Schluderigkeit hatte lernen müssen.

Sie gingen noch in einen Supermarkt um für die nächsten Tage einzukaufen.

Shiori und Die schienen trotz der räumlichen und zeitlichen Distanz noch sehr vertraut miteinander zu sein, sie vollendeten ihre Sätze gegenseitig, viele, kleine Anspielungen wurden geteilt und manchmal lehnte sie sich vertraut an seine Schulter, gegen seine Brust. Sehr vertraut, so wie zwei ehemals Liebende eben waren. Sie hatten sich getrennt, weil Die für seine Karriere nach Tokyo ging, nicht aus Streit oder Lieblosigkeit. Sie hatten sich nicht getrennt, weil sie sich nicht mehr liebten. Kaoru dachte an all das, formte den letzten Satz sogar still auf seinen Lippen, erinnerte sich an die überschwängliche Begrüßung am Bahnhof. Dennoch wurde er nicht eifersüchtig. Obwohl er es sonst bei jeder irrwitzigen Gelegenheit wurde. Es war schon seltsam, aber er schob es darauf, dass Die gerade so entspannt, viel ausgeglichener war als in Tokyo, Kaoru ihm dies nicht neben wollte. Außerdem war die Beziehung zu Shiori eine Jugendliebe gewesen, die zwar noch einen Hauch von pubertärer Romantik verpackt in Nostalgie versprühen konnte, deren Ende quasi prädestiniert gewesen war.

Das ließ sich nicht mit Dies jetziger, fester und erwachsener Beziehung, ihm, Kaoru, vergleichen. Denn irgendwie fühlte er sich nicht, als müsste er mit Shiori mithalten, als würde Die ihn mit ihr vergleichen , so wie er sonst Kaoru mit anderen Männern und Frauen verglich.
 

Die Lösung des Rätsels fand Kaoru während des Abends. Es begann damit, das

Takeo mit Yuuki ins Haus zurückkehrte und Die sofort aufsprang. Beim Essen

saßen Kaoru und Takeo je zu einer Seite von Die, dabei spürte Kaoru regelrecht die Konkurrenz zu dem anderen, körperlich viel präsenterem Mann. Die verglich sie, musste sie ja vergleichen, seinen alten, besten Freund und seinen Liebhaber. Und für Takeo war Kaoru ein Ersatz seiner selbst. Er verstand das, er wäre genauso, würde gleich handeln und denken. Dieser Mann war offensichtlich ein Gewinner, der wie er nie gelernt hatte zu verlieren. Keiner von beiden würde zugeben, in irgendetwas zurück zu stehen; besonders nicht, wenn es um so etwas wie ihre Bedeutung in Dies Leben ging. Keiner wollte zurückgestellt werden. Weder der langjährige Freund, noch der Mann, mit dem er sein jetziges Leben teilte. Beide wollten dem anderen beweisen, wie groß ihre Rolle in dessen Leben war –während des Abendessens.

Es ging darum alte Geschichten zu vergleichen, über die heute noch gelacht

werden konnte, und hierbei tat sich ein klarer Vorteil für Takeo heraus. Je

weiter das Geschehene in der Vergangenheit lag, desto herzhafter lachte Die. Noch dazu wurde er im Erzählen tatkräftig von Shiori und Yuuki unterstützt, die sich aber auf der anderen Seite für Kaorus neue, unverbrauchte Geschichten interessierten, von ihm –aus seiner Perspektive –erfahren wollten, wie es Die in Tokyo ging. Doch auch hier stieß er an seine Grenzen. Er war es nicht mehr gewohnt nur als guter Freund von Die aufzutreten, diese Rolle hatte er in Tokyo schon längst abgelegt. Nun hielt er mit einigen Themen hinterm Zaun, denn weil er keine Geschichte verändern wollte, kamen ihm viele Dinge nicht über die Lippen. Die Angst einen Verdacht zu erregen, war zu groß. Es war Die überlassen seinen Freunden von ihrer wirklichen Beziehung zu erzählen, Kaoru musste das respektieren und sich anpassen. So lernte er an diesem Abend etwas Neues kennen. Er, der von Anfang an mit Die offen gelebt hatte, erlernte die Angst und das Misstrauen mit dem viele Homosexuelle oder andere…Andere lebten.

Es war kein schönes Gefühl.

Einmal begann er eine Geschichte, die privater geworden wäre, hätte er sie

wahrheitsgemäß erzählt. Die Lüge schon im Hinterkopf, prüfte er Dies

Reaktion. Vielleicht würde Die sie ja für ihn beenden? Kaoru fand, es wäre

eine Möglichkeit, eine gute Gelegenheit sich zu outen. (Wie er diesen

Anglizismus hasste!) Die beendete die Geschichte für ihn –mit einer anderen

Lüge und recht vorzeitig. Dafür hätte Kaoru ihm mit gutem Gewissen eine

runter hauen können. Steh zu mir!, schrie etwas in ihm, Sag ihnen, wer und was ich bin! Beende diese lächerliche Komödie! Doch Die tat nichts, sagte nichts, lächelte nur weiter.

Kaoru vermutete, dass er es genoss, dass Takeo und Kaoru wegen ihm wetteiferten, obwohl sie doch zwei unterschiedliche Rollen in seinem Leben spielten. Das taten sie doch, oder? Er sah zu ihnen, beobachtete wie Takeo seine breite Planke auf Dies schmale Schulter legte. Die lachte herzlichst, hielt seine Hand vors Gesicht und klatsche ab und zu vor Freude in die Hände. In Takeos Miene las man mit Leichtigkeit äußerste Befriedigung, einen kümmernden, wachenden Blick über Die. In diesem Moment verstand Kaoru, mehr als Takeo in seinem Leben wohl je verstanden hatte. Sie konkurrierten um dieselbe Rolle: den Mann, den Die liebte. On Takeo es mindestens einmal vermutet hatte? Sicherlich war er sich seiner eigenen, freundschaftlichen Zuneigung bewusst und hatte längst erkannt, dass er etwas besonderes für Die war, dass sich der junge Mann ihm gegenüber

anders verhielt als zu anderen, guten Freunden, aber hatte er auch erkannt wie weit das ging? Kaoru kannte Die von jeder Seite, der eines Kollegen, eines guten Freundes und der eines Liebhabers. Shiori konnte sich an seinen Freund kuscheln und es bedeutete nichts, doch diese Hand auf der Schulter war nahezu unerträglich.
 

Es war nie Kaorus Stil gewesen etwas unausgesprochen, gar ungeklärt zu lassen.

Darum nutze er die erste Gelegenheit, gleich als sie zu Bett gingen. Die hatte schon beim Essen gespürt, dass etwas in der Luft hing. Er konnte Kaorus schwellende Eifersucht quasi greifen können. Es war vielleicht das erste Mal in ihrer Beziehung, dass es ihn nicht störte, denn er hatte erwartet, dass Kaoru die Zusammenhänge in seinem kleinen Freundeskreis durchschauen würde, wäre sogar von ihm und seiner Menschenkenntnis enttäuscht gewesen, wenn er es nicht getan hätte. Nur das Tempo erstaunte ihn.

Es war nicht mehr lange hin bis Mitternacht, die Sonne war schon seit vielen Stunden verschwunden und die Kälte der Winternacht kroch langsam durch die alten Fenster. Den Heizlüfter hatten sie gerade erst ausgeschaltet, doch die wenige heiße Luft, war schnell verschwunden. Bis auf ihr kleines Nachtlicht, hatten sie den Raum verdunkelt, die Rollläden waren hinuntergezogen. Keine Sterne, kein Mondlicht –nur dieses weite Zimmer, in dem der Staub millimeterdick auf den Bücherregalen lag. Um nicht zu frieren, lagen sie unter zwei Decken eng aneinander gepresst im selben Bett, das Zustellbett wurde mit Ignoranz in die Ecke verbannt. Kaoru hielt Die ihm Arm, der ihm den Rücken zugewandt hatte, sich trotzdem nach hinten an seinem Freund festhielt. Kaoru hielt ihn oft so, wenn er ein wichtiges Gespräch führen wollte. Zum einen wegen der unmittelbaren Nähe, zum anderen, weil Die ihm so nicht in die Augen sehen musste, während er erzählte.

„Ja, ich war lange in ihn verliebt“, gestand Die ohne Zögern, denn er war

vorbereitet und diesem Gespräch war eine Zugfahrt voller Gedanken

vorausgegangen, „Aber das ist mehr als einige Jahre her und er hat auch nie

davon erfahren.“

„Warum bist du dann mit Shiori zusammen gewesen?“, fragte Kaoru und drückte

Dies Hand.

„Wegen eines Missverständnisses“, sagte Die, denn er verstand die

Aufforderung. Sein Freund schien mehr über ihn wissen zu wollen und vielleicht

war es wichtig, dass er es erfuhr, damit er Die noch besser verstand. Darum fing Die an von damals zu erzählen.

„Takeo und ich kennen uns seit der Grundschule, Yuuki kam in der sechsten

Klasse nach Mie und mit Shiori haben wir uns alle drei in der neunten

angefreundet. Takeo verliebte sich in sie und als er es mir sagte, war meine Reaktion nicht sehr positiv. Du weißt, wie emotional ich sein kann, wenn ich überrascht werde.“ Er spürte Kaorus Nicken in seinem Nacken als ein Kitzeln von Haaren. „Weil er mitbekam, dass ich den Anblick von ihm und Shiori zusammen nicht ertragen konnte –obwohl sie noch kein Paar waren –hat er seine eigenen Schlüsse gezogen. Natürlich die falschen, was auch sonst? Er dachte, ich würde Shiori ebenfalls lieben, es wegen ihm aber nie zugeben. Klar mochte ich sie, aber anders als ihn. Doch als sie ihn nach einem Date fragte, gab er mir den Vortritt. Ich wusste es lange nicht, aber er hat sich wohl regelrecht gebeten meine Freundin zu werden.“

Die schwieg einen Moment, denn nun kam der schwerere Teil der Geschichte.

„Shiori war meine Chance“, fing er langsam wieder an, „Ich wollte mit ihr

beweisen, dass ich normal wäre. Letztendlich habe ich mich sogar in sie

verlieben können, aber Takeo war immer da, er war immer präsent und hat mich daran erinnert, dass er der Grund für diese Beziehung war. Ich wusste, dass sie mit mir ging, um nahe bei ihm zu sein, und ich war mit ihr zusammen, damit er nichts mit ihr anfangen konnte. Ich war mir vollends bewusst, dass ich mich zwischen sie stellte. Sie hätten nie etwas getan, wie mein Vertrauen missbraucht, besonders Takeo nicht. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich sie zusammen geführt hätte, aber mein Angst ausgeschlossen zu werden, war zu groß. Und welchen Grund hätte ich angeben sollen, Shiori nicht zu lieben? Man findet keinen, außer des Schwul-Seins.

Angst allein zu sein, übrig zu bleiben; Angst, er würde etwas bemerken.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  motti
2009-07-21T11:08:42+00:00 21.07.2009 13:08
Das Thema gefällt mir, ich hatte mal überlegt ein RPG zu zu spielen, aber du hast es viel schöner geschrieben. =)

Bin ja gespannt wann sich Die endlich mal traut, wie das mit den Vater läuft und wie die Dinge stehen, wenn sie wieder abfahren. Also please schnell weiterschreiben. ^_~

P.S.
Bei Word gibt es ein Rechtschreibprogramm, wo die meisten Fehler angezeigt werden.



Von:  SevenBlackRoses
2009-06-18T19:35:36+00:00 18.06.2009 21:35
ich fands auch total super =)
die beiden sind echt ein schönes pärchen ^^
freu mich aufs nächste kapitel...
Von:  MYM
2009-06-17T21:58:57+00:00 17.06.2009 23:58
abgesehen von ein paar kleinen Fehlern super :D
bin sehr gespannt auf den nächsten Teil ;D

LG MYM


Zurück