Von Antiquitätenhändlern und Diktatoren - bis hin zum Klo
„Hier zum Beispiel, das ist ein Unikat.“
Der Antiquitätenhändler, in dessen Kellergewölben Kyo gerade verweilte, um etwas zu kaufen, das seine Sammlung für skurriles aufwerten sollte, gaggerte leicht hysterisch, während er sein Produkt bewarb und schlenderte durch die engen Gänge auf eine seltsam aussehende Skulptur zu.
„Was soll das denn sein?“ fragte Kyo leicht desinteressiert. Diese Gerätschaft, oder was auch immer, war etwas größer als kniehoch.
Wäre die Farbe klassischer und die Form nicht so organisch gewölbt, könnte es glatt ein sehr seltsames Klo sein. Langsam näherte er sich, ohne jedoch genauer hinzusehen.
„Das, geehrter Kunde, ist ein Lokus Pokus. Ein wirklich interessantes Gerät. Es stammt aus dem 16. Jahrhundert aus Deutschland. Es war Besitztum der Familie zu Wolfenstein.“
„Aha.“ Murmelte Kyo. Und sowas kaufen Leute? Das ist doch beschissen, dachte Kyo abwertend.
„Aber das ist nicht alles. Das wirklich interessante ist sein letzter Besitzer, bevor es, knapp 60 Jahre lang, verschollen war.“ Die Stimme des Händlers flüsterte geheimnistuerisch bei diesen Worten und das gesamte Licht des Raumes schien noch eine Spur dunkler zu werden, als es eh schon war.
Nun wurde selbst Kyo hellhörig. Das könnte wirklich interessant werden. Er versuchte den besagten Gegenstand im dumpfen Licht zu fokussieren und trat automatisch näher ran.
„Der letzte Besitzer war Adolf Hitler persönlich!“ den Zeigefinger an die Lippe halten, weiteten sich die Augen des Antiquitätenhändlers angstdurchflutet. Grade so, als würde er befürchten , dass der Führer persönlich plötzlich aus der obigen Öffnung des Spühlkastens empor steigen würde.
Kyos Augen weiteten sich. Was sollte so ein verrückter Kerl mit so…
„Ich weiß genau,“ -unterbrach der Antiquitätenhändler Kyos Gedankengang-„was Sie nun denken. Was wollte Adolf Hitler mit diesem, merkwürdigen Pott? Hitler wurde während der Kriegsjahre zunehmend verschrobener. Vielleicht war es der Stress oder die drohende Niederlage, was auch immer. Auf jeden Fall versuchte er fortwährend okkulte Objekte zu erwerben, um das Schicksal aktiv beeinflussen zu können“. Der Mann gestikulierte wild mit seinen Händen, während er sein Schmuckstück betitelte.
„Können Sie vielleicht endlich auf den Punkt kommen?“ Kyo wurde langsam echt ungeduldig und eine genervte Aura breitete sich um ihn aus. Anfänglich klang die Geschichte ja noch interessant und außergewöhnlich aber sie zog sich so in die Länge und nichts war an solchen, leicht grummeligen Tagen, schlimmer für Kyo als lange, lange garstige Geschichten und Ödnis.
„Ja, ja. Schon gut. Also das wirklich interessante ist folgendes: das Klo ist verwunschen und...“ der Antiquitätenhändler kam nicht mal dazu diesen Satz zu Ende zuführen, da platze ihn der Sänger auch schon ins Wort.
„Verwunschen, was?“ stammelte Kyo.
„Sie haben schon richtig gehört, es ist verwunschen. Allerdings nur für die Person, die grad drauf sitzt.“ … ein teuflisches Lächeln zierte das Gesicht des Antiquitätenhändlers.
Start einer Reise
Kaoru war wieder mal leicht im Stress. Er hatte lurz zuvor viel zu viel Zeit in seinem Lieblingscafé verbracht; vertieft in seinem Espresso und seinem neuen Manga, hatte er wohl alles um sich herum vergessen.
Nun musste er sich beeilen. Leicht hechelnd bahnte er sich den Weg durch menschenvolle Straßen.
Endlich angekommen krammte er hastig in seiner Hosentasche nach dem Ersatzschlüßel, der vertrauensvoll bei ihm deponiert wurde.
Kaoru betrat außer Atem Kyos Wohnung und rief lautstart "Hallo".
Keine Antwort – Keiner da.
„Verdammt!“ Scheinbar war der kleine Sänger noch nicht zuhause. Wenn er schon so früh da war, konnte er es sich auch gleich etwas bequemer machen, beschloß er kurzer Hand... Die Zeit, bis zu Kyos Eintreffen, war allerdings nicht zum vertrödeln gedacht, sondern für was bestimmtes: Kaoru musste nämlich mal dringend!
Er begab sich grad Richtung Toilette, als plötzlich sein Handy klingelte. Eigentlich wollte er das Telefon einfach ignorieren und in Ruhe auf’s Klo gehen... Seine Hand drückte gerade die Türklinke zum Bad runter, als Kaoru es sich anders überlegte und doch noch abnahm.
„Hallo mein kleiner, du meldest dich ja auch kaum noch.“ Ausgerechnet seine Mutter. Wenn es jemanden gibt, den er im Moment am wenigsten am Telefon haben wollte, dann war es seine Mutter. Nicht weil er ein schlechtes Verhältnis zu ihr hatte – er liebte seine Mutter. Allerdings quasselte sie wie ein Wasserfall und war nicht zu bremsen, sobald sie einmal anfing.
Er wimmelte sie so schnell wie möglich ab, ohne dass es zu unhöflich wirkte.
Er legte also schnell, fast hastig, auf und stratzte wieder Richtung Badezimmer. Endlich kacken und dann aber schnell zum Proben. Das wär doch wohl gelacht!!
„Noch zwei Meter bis zum Klo“ dachte Kaoru als er ins Stolpern geriet. Er fuchtelte wild mit den Armen umher, um noch die Balance zu halten, verlor diese aber letztendlich doch.
Bevor er den Fußboden mit einem harten Aufprall begegnete, fand er Halt an der Türklinke.
Zwar ist ihm, durch seine super tollen Reflexe, eine schmerzhafte Erfahrung erspart geblieben, aber zu welchem Preis?-
Die Türklinke ist verbogen, der Zugang zum Klo ist versperrt und er muss immer noch... Und zwar nicht zu knapp. "schei*e!!" un das wohl im wahrsten Sinne des Wortes..
Nach einigem Gerüttel sprang die Tür endlich auf. Kaoru stürmte ins Badezimmer, die Hose schon halb runtergelassen. Doch das Glück der Erleichterung sollte ihm noch nicht ganz vergönnt sein.
Im Badezimmer stand heute noch ein zweites, fremdes Klo. Es sah zwar zutiefst seltsam aus, war jedoch näher am blanken Sitzfleisch als das klassische Model. Ohne zu zögern schritt er auch direkt zur Tat...
Als er das Geklapper des Schlüssels hörte, wusste Kaoru gleich, was Sache ist. Kyo kommt! Das wäre an und für sich auch nicht weiter schlimm gewesen, hätte er nicht etwas mehr Geruch und Masse produziert, als er wollte. So tat er das einzig sinnvolle in seiner Situation und setzte zu einer Zwischenspülung an. Die Spülung setzte auch zugleich ein, war jedoch ungewöhnlich laut und er fühlte sich auch leicht angesogen. Er versuchte seinen Hinter etwas anzuheben – vergeblich. Das seltsame Klo fing an, wie wild, nach ihm zu Saugen.
Kyo und der Rest der Truppe(Toshiya, Shinya, Die) betraten grad das Treppenhaus, welches Kyos Apartment mit der Außenwelt verband. Eigentlich war die Besprechung zu den neuen Songs sehr gut. Allerdings war es schon seltsam, dass Kaoru nicht dabei war. Er ist normalerweise die Pünktlichkeit in Person. Wahrscheinlich war er wieder heimlich im Café um irgend so eine profane Mangalovestory zu lesen.
Je näher der Sänger der Eingangstür seiner Wohnung kam, desto mulmiger wurde ihm. Zwar hatte er den ganzen Tag schon ein leicht ungutes Gefühl gehabt, aber verglichen mit dem neuen Gefühl, war es echt zu vernachlässigen. Hoffentlich ist nichts kaputt gegangen. Seine geliebten Clownsfische zum Beispiel, die er sich gleich nach dem Kinobesuch eines Animationsfilmes gekauft hat.
Er öffnete die Tür und die Gruppe betrat das Apartment. Auf dem Flur lag Kaorus Tasche, auf die Kyo grad aufheben wollte, als er plötzlich ein geräuschvolles Spülen aus dem Badezimmer hörte. Da sich das Spülen alles andere als normal anhörte, betrat er zugleich das Bad.
Aus dem Lokus Pokus ragte gerade noch ein Bein raus.
„Scheisse“ schrie Kyo. „Das muss Kaoru sein!“. Die anderen glotzen nur verwirrt und rührten sich nicht. Kyo griff nach Kaouru sinkendem Bein und zerrte mit aller Kraft daran. Jedoch vergeblich. Das einzige was er retten konnte, war Kaorus Hose, die er nun in der Hand hielt.
Auf dem Flur standen Die, Toshiya und Shinya und wunderten sich über die seltsamen Geräusche, die aus dem Badezimmer kamen. Als ob das tosende Geräusch sie nicht schon genug verunsichert hätte, kam nun auch noch dichter, dunkler Rauch aus dem Badezimmer. Gerade als die Gruppe das Bad betreten wollte, um nachzusehen, ob auch alles in Ordnung sei, explodierte ein grelle Lichtblitz und tauchte alles in beißendes, weißes Licht. Nachdem das Licht verschwunden war betrat die Gruppe, mittlerweile endgültig verwirrt, das Badezimmer, in dem Kyo grad auf die Knie fiel. In seinen Armen hatte er die lädierte, nasse Hose. Er schaute zur Decke und brüllte:
„KAAAAAAAAORUUUUUUUUUUU“.
