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Schatten in der Dunkelheit

eine epische Vincent/Yazoo Vampir-Geschichte
von

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Kapitel 10

Jubiläums-Kapitel, Yay! Sorry das es so lange gedauert hat, ich bin ziemlich beschäftigt im Moment und muss Prioritäten setzen. Ich weiß nicht wann ich es schaffe, das nächste mal ein Kapitel hochzuladen, aber dafür ist das hier ja schön lang und entschädigt hoffentlich etwas^^
 

Na denne, viel Freude damit
 

10
 

„Guten Morgen!“ trällerte Aeris fröhlich, wie sie es jeden Morgen tat. Sie erwartete keine Antwort und bekam unüberraschenderweise auch keine. Nachdem sie das Tablett zur Seite gestellt hatte, ging sie zum Fenster, öffnete die Läden weit und lächelte der warmen Sonne und den Vögeln entgegen, die ihre Lieder in den dicken Ästen der alten Eiche im Garten sangen.
 

„Ist das nicht einfach ein herrlicher Tag?“ plauderte sie weiter, um die unangenehme Stille im Raum zu füllen.
 

Innerlich seufzte sie jedoch, und blickte aus den Augenwinkeln zu dem Himmelbett, in dem ihr störrischer Patient gegen die dicken Kissen lehnte, die sie so für ihn arrangiert hatte, dass er in einer halb liegenden Position sitzen konnte. Natürlich hatte er ihr nicht gedankt, und auch jetzt sagte er keinen Pieps. Alles was er tat war, apathisch das Baldachindach seines Bettes anzustarren.
 

Aeris lies sich nichts von ihren Sorgen anmerken und kam stattdessen zum Bett, um sich auf den Stuhl daneben zu setzen. Mit einer weißen, schmalen Hand griff sie wie üblich nach der warmen Suppenschüssel und hielt sie dem Jungen mit einem aufmunternden Lächeln entgegen, obwohl sie auch diesmal bezweifelte, dass er ihr den Gefallen tun und etwas essen würde. Es schien jedoch, als ob sich eine Gnädige Gottheit ihrer Gebete angenommen hatte, denn zu Aeris Überraschung schoss eine noch schmalere Hand aus den Laken hervor und grabschte ihr die Suppe weg. Yazoo wartete nicht mal, dass ihm die Magd eine Löffel anbot sondern schlürfte die Hühnersuppe gleich so, und ignorierte gekonnt den dünnen Rinnsal der ihm am Kinn herunter lief und die sauberen Laken volltropfte.
 

„Was?“ fragte er schließlich etwas gereizt, als er die Schüssel abgesetzt und das sonnige, strahlende Lächeln der Magd bemerkte.
 

„Nichts. Ich bin nur froh dass es Euch wieder besser geht!“ erklärte Aeris fröhlich und fügte mit einem Zwinkern hinzu. „Herr Vincent ist schon ein beeindruckender Mann, oder?“
 

Yazoo verleierte nur die Augen und widmete sich wieder seiner Suppe.
 

„Oh!“ stieß die Magd plötzlich hervor, und klatschte eifrig in die Hände. „Ihr müsst mir erzählen was Ihr alles mögt, damit ich auf dem Markt die nötigen Zutaten einkaufen kann! Herr Vincent ist ein ganz furchtbarer Esser, müsst Ihr wissen.“ Sie seufzte etwas beleidigt, als ob es an ihrer Hausmannskost liegen würde die ihr Herr nicht zu schätzen wusste, aber dann machte sich wieder ein fröhliches Lächeln auf ihrem jungen Gesicht breit. „Aber erstmal bringe ich Euch etwas ganz leckeres!“
 

Und damit war die Magd auch schon hüpfenden Schrittes aus dem Zimmer verschwunden. Yazoo blickte ihr ausdruckslos hinterher und schüttelte dann leicht den Kopf. Warum zur Hölle war sie so aufgekratzt, nur weil er was gegessen hatte?! Ehrlich, sie war ja nicht seine verdammte Mutter, und selbst die alte Schachtel hatte sich einen Dreck darum geschert, ob er aß oder nicht.
 

Komische Frau.
 

Sie kam bald zurück, mit einem dampfenden Pott in der Hand und hielt ihm den Becher mit einem erwartungsvollen Lächeln entgegen.
 

Widerwillig, aber mit einer gewissen Neugier, nahm Yazoo vorsichtig den Tontopf entgegen und schnüffelte daran, nur um ihn im nächsten Moment entsetzt von sich zu halten. „Was isn das fürn Scheiß? Das ess ich nich!“
 

Plötzlich war die nette, fröhliche Magd verschwunden und stattdessen sah er sich mit einer beängstigend dominanten jungen Frau konfrontiert, die die Hände in die Hüften gestemmt hatte, ungnädig auf ihn hinabstierte und ihn sehr an Kadaj erinnerte, der kurz vor einem seiner berühmt berüchtigten cholerischen Anfälle stand.
 

„Junger Mann! Das ist mein berühmter, omnipotenter Kräutertee, manche Leute würden über Leichen gehen um ihn zu bekommen! Jetzt trink gefälligst!“
 

Eilig nahm Yazoo einen großen Schluck des ekelig riechenden Tees.
 

„Na seht ihr... So schlimm war´s doch gar nicht oder?“ Sie beehrte ihn wieder mit einem warmen Lächeln und schlug die Hände zusammen, offensichtlich in der Erwartung, dass er mindestens in mittlere Begeisterungsstürme ausbrechen würde.
 

„Uh-hu,“ würgte der Junge hervor und nickte artig, wagte er es doch nicht ihr zu erzählen was er wirklich von ihrem angeblich so ‚berühmten’ Tee hielt. Vielleicht zog er sich dann noch ihren Unmut zu, und wenn er das Ende des Tages sehen wollte, galt es, das zu vermeiden. Besser, er hielt sie sich warm...
 

„Waaah, Ihr seid sooooo niedlich,“ säuselte sie, und stierte ihn mit verklärtem Blick liebevoll an. Yazoo stierte zurück als wäre ihr spontan ein zweiter Kopf gewachsen und blinzelte etwas verstört. Er war ja schon viel genannt worden, aber ‚niedlich’ war mit Sicherheit kein Adjektiv, mit dem seine Person normalerweise assoziiert wurde. Blinzelnd entschied er, dass sie mindestens die eine oder andere Schraube locker haben musste, und wich unauffällig in seine Kissen zurück.
 

Nur ein Grund mehr, vorsichtig zu sein...
 

„Aber,“ tönte sie plötzlich erneut, und ziemlich nachdenklich, während sie ihn mit Blicken streifte, „Ihr werdet bestimmt noch besser aussehen, wenn Ihr erstmal ein schönes, langes Bad genossen habt, oder was meint Ihr?“
 

Yazoo rang sich ein relativ unbegeistertes, aber trotzdem zustimmendes Nicken ab und kramte sogar ein schiefes Lächeln hervor, dass sofort wieder verschwand als sie den Raum verlassen hatte. Mit zusammengezogenen Augenbrauen kippte er den Rest seines Tees in den Blumentopf der neben seinem Bett stand und rieb sich die Schläfe.
 

Das war mal gar nicht gut....
 

Vielleicht hätte er sich doch an seinen ursprünglichen Plan, seinen Brüdern ins Nirvana zu folgen, halten sollen.
 

Nicht, das dieser Vincent Typ irgendwas mit seiner Entscheidung zu tun gehabt hätte, Gott behüte, dass er auf diesen gruseligen Kerl hören würde! Nein, was ihn zum Umdenken bewegt hatte, war ein Traum gewesen, den er nach ihrer Konversation gehabt hatte.
 

Normalerweise erinnerte er sich nicht an seine Träume, aber dieser war besonders realistisch und... rührend gewesen. Eigentlich berührte in kaum noch etwas dieser Tage. Es war, als ob zwischen ihm und der Welt ein riesiger Eisblock stand, der alles verschluckte, sodass nichts mehr zu ihm durch drang. Alles schien so weit entfernt, als ob es gar nichts wirklich mit ihm zu tun hatte... Als er jedoch eingeschlafen war in jener Nacht, hatte er sich an den Docks wieder gefunden.
 

Er saß auf einem der rauen Felsbrocken, die ins offene Meer hineinragten. Anstatt des bedrohlichen, wolkenverhangenen grauen Horizonts schien jedoch die Sonne, und der azurblaue Himmel erstreckte sich unendlich weit über das Meer hinaus. Möwen schnatterten aufgeregt in der Luft, und die See war ausnahmsweise mal ruhig, abgesehen von ein paar kleinen plätschernden Wellen die wattig weise Gischtwölkchen gegen seine nackten Füße spritzten.
 

Die unzweifelhafte Gewissheit, dass seine Brüder an seiner Seite saßen, beruhigte ihn ungemein, obwohl er sie nicht sehen konnte- er wusste nur, dass sie da waren, wie das eben manchmal in Träumen passierte. Zur Abwechslung mussten sie sich mal nicht den Kopf darüber zerbrechen, wo sie was zu essen herbekamen; ihre Mägen waren gefüllt und das notorische Loch in ihrem Bauch hatte sich verkrümelt. Statt des ungeliebten, zerfetzten Kleides, das er sonst trug, umschmeichelten weiche Wollkleider seinen Körper und alles war einfach so verdammt perfekt...
 

„Hey guck ma, de Möwe hat m Typ voll aufn Kopp geschissn!“ brüllte Loz plötzlich unter Gelächter und Kadaj schnaubte amüsiert. Selbst Yazoo´s Lippen verzogen sich zum Anflug eines Lächelns, obwohl er nicht mal den Kopf drehte um sich den unglücklichen Kerl anzusehen. Dafür lehnte er sich zurück, blickte mit geneigtem Haupt in den Himmel, und bemerkte mehr zu sich selbst, „Der is do bescheurt wenner glaubd dassich zurück ganz aleene zurüg geh...“
 

„Was zua Höllä brabblste da?“ Kadaj´s ärgerliche Stimme drang an sein Ohr und ließ sein Lächeln nur noch breiter werden. Genau wie immer, penetrant und nervig....
 

„Wiast gefällichsd nich abkratzn!“
 

Das Lächeln verschwand. „Warum nich?“
 

„Weil ichs sag,“ war die unwirsche Antwort.
 

„Ja,“ stimmte Loz zu. „Kannste nich machen tun.“
 

„Ach ja? Wern wa ja sehn,“ schoss der mittlere Bruder eisig zurück.
 

„Hömma,“ knurrte Kadaj mit einem gefährlichen Unterton. „kannste echd nich machen.“
 

„Warum nich?“
 

„Na,“ erklärte Loz überzeugt und als ob das doch völlig selbstverständlich sei „wegn de Fischköppe.“
 

„Was?“
 

„Ja. Un nich zu vagessn, de Bända.“ fügte der Jüngste wichtigtuerisch hinzu.
 

Was bitteschön hatten denn Fischköpfe und Bänder mit seinem Ableben zu tun?!
 

Als ob er Yazoos wachsende Verwirrung bemerkt hätte, verlieh Kadaj dem Gesagten in üblicher befehlender, keinen Protest akzeptierender Manier Nachdruck. „Un wenne´s vasuchsd komm ich un such deine vadammte Seele heim, haste mich vastandn?!“
 

Bevor Yazoo argumentieren konnte dass eine tote Seele eine andere nicht heimsuchen konnte, war der Hafen verschwunden und er war in seinem sonnigen Zimmer aufgewacht.
 

Fischköpfe und Bänder... Wenn es das war was mit dem Verstand passierte wenn man tot war, dann starb er lieber nicht!
 

Ein sanftes Klopfen am Türrahmen brachte ihn wieder in die Wirklichkeit zurück. Aeris betrat den Raum mit einem weiteren Lächeln – es schien als ob ihr Repertoir unbegrenzt war- und fragte „Hast du deinen Tee getrunken?“
 

Er nickte nur und sie schenkte ihm einen zufriedenen Blick. „Was für ein guter Junge du bist! Schau mal, ich hab dir eine kleine Belohnung mitgebracht!“
 

Yazoo machte sich nicht die Mühe, sie darauf hinzuweisen, dass sie spontan in eine sehr viel intimere Anrede verfallen war und es interessierte ihn auch nicht die Bohne, denn sein argwöhnischer Blick war auf einen kleinen, durchsichtigen Ball fixiert, den sie zwischen Daumen und Zeigefinger hochhielt. Zögerlich nahm er das Ding entgegen und musste sich stark zurück halten, ihr nicht sarkastisch darauf aufmerksam zu machen, dass es theoretisch gesehen ein Eigentor war, dass sie ihm eine ‚Belohnung’ anbot, wenn sie doch so überzeugt davon war, dass ihr scheußlicher Tee das Geschenk an die Menschheit sei.
 

Unenthusiastisch rollte der Ball ein bisschen in seiner Handfläche herum und er nickte ihr erneut zu, um seine ‚Dankbarkeit’ auszudrücken.
 

„Du musst das essen,“ zwinkerte sie ihm zu, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und wippte erwartungsvoll auf den Fußballen vor und zurück.
 

Yazoo versuchte, seinen leidenden Blick so gut zu verstecken, wie er konnte und musterte den Ball mit einer noch größeren Portion Skepsis.
 

Schließlich hatte er genug Courage zusammengekratzt, um es über sich ergehen zu lassen, schob sich die arg verdächtige kleine Kugel in den Mund und hielt die Luft an.
 

Zu seinem grenzenlosen Erstaunen blieb jedoch der ekelerregende Geschmack, den er eigentlich antizipiert hatte, aus und seine Haltung entspannte sich. Das Ding in seinem Mund schmeckte wie... nichts was er jemals gegessen hatte. Mit einem konzentrierten Ausdruck rollte Yazoo den Ball mit seiner Zunge im Mund herum und versuchte, den Geschmack zu verorten.
 

Das war einfach unglaublich... lecker!
 

Als Aeris den wonnigen Gesichtsausdruck des Jungen sah, lächelte sie und sagte verschmitzt „Ich sehe du magst meine Süßigkeiten.“
 

Er blinzelte nur und rollte den Ball zur anderen Seite.
 

„So, dann lass uns mal baden gehen, was?“
 

Die Magd nahm die günstige Gelegenheit war, griff ihm unter die Arme und half Yazoo auf, ohne sich mit Protesten herumschlagen zu müssen. Der Junge musste immer noch die Erfahrung ‚Süßigkeit’ verarbeiten und hatte gar keine Zeit aufzumucken.
 

Da seine Beine noch etwas zittrig waren, stützte sie seinen fragilen Körper und so gingen sie langsam die Treppe hinunter und durch die Küche in den Garten, wo sie schon ein großer, mit Wasser gefüllter Holzbottich erwartete. Nachdem sie ihm aus seinem Nachthemd geholfen hatte, setzte sich Yazoo ohne murren in die Wanne und ließ sich von der warmen, angenehmen Flüssigkeit umschmeicheln.
 

Eine Sache, die Aeris sehr schnell über ihren Herrn gelernt hatte war, das er einen ausgewachsenen Sauberkeitsfimmel hatte. Das war für sie am Anfang sehr seltsam gewesen, da jeder den sie kannte – inklusive ihrer formaligen Herren und ihr selbst- das war, was sie nun als ‚dreckig’ klassifizieren würde. Aber nachdem sie sich einmal daran gewöhnt hatte, störte es sie überhaupt nicht mehr, dass sie sich sauber halten und mindestens einmal die Woche baden sollte. Obwohl es jedes Mal eine ziemliche Arbeit war das Wasser zu erhitzen.
 

Manchmal, besonders im Sommer, nahm sie einfach kaltes Brunnenwasser, aber sie hatte gedacht, dass ihr Gast vielleicht warmes Wasser bevorzugen würde. Sie hatte den Jungen bereits ins Herz geschlossen –sie wusste nicht mal so genau warum, aber sie hatte das Gefühl, dass er großes Potential hatte, obwohl er noch ziemlich rüpelhaft und unhöflich war. Vincent hatte irgendwas von ungeschliffenen Diamanten gemurmelt als er einmal das Zimmer des Jungen verlassen hatte.
 

Seufzend rollte sie Ärmel hoch und begann ihn ein zuseifen. Yazoo ließ es ziemlich gut über sich ergehen (da er ja immer noch vom Bonbon besänftigt war) und ließ sie willig seinen dürren Körper waschen. Als sie jedoch zu seinen Intimzonen vordrang, versteifte er sich und schob ihre Hand weg, was sie ihm aber nicht weiter übel nahm. Er war ungefähr 11 bis 12 Winter alt, an der Grenze zur Männlichkeit also, und Aeris war eine völlig Fremde. Außerdem schien er wohl ein paar schlechte Erfahrungen gemacht zu haben und so übergab sie ihm die Seife einfach mit einem gutmütigen Lächeln, damit er sich selber waschen konnte, und verschwand in der Küche.
 

Als sie zurück kam, bot sich ihr allerdings ein äußerst seltsames Bild. Der Junge hing schräg in der Wanne und versuchte angestrengt –und ziemlich erfolglos- seinen ausgestreckten Fuß zu erreichen.
 

„Was is so vadammd lustich, eh?“ schnauzte er die Magd genervt an, die sich den Bauch vor lachen hielt und sich die Tränen aus den Augen wischte.
 

Aeris schüttelte nur den Kopf, versuchte, ihren Atem wieder unter Kontrolle zu kriegen und kam auf die Wanne zu.
 

„Hier, ich helf dir wenn´s recht ist.“ Sie streckte freundlich den Arm aus, und nach einem kurzen Moment des Abwägens, klatschte ihr der Junge mit einem überheblichen Blick die Seife in die Hand und rollte verschnupft seinen geschrumpften Zuckerball im Mund rum.
 

Kichernd beobachtete Aeris, wie er ablehnend die Arme vor der Brust verschränkte und sie mit seinem besten, kühlen Blick beehrte, der aber in dem Moment verschwand, indem die Seife seine Fußsohle berührte. Man hätte nun meinen können, dass sie, so verhornt wie sie war, ziemlich immun gegenüber Berührungen sein musste, aber offensichtlich war sie ziemlich reizanfällig. Zumindest ließ Yazoos Reaktion darauf schließen, als er nämlich plötzlich wild mit den Armen ruderte, aufkeuchte und in kleine Huster ausbrach.
 

„Oh,“ zwitscherte die Magd lieblich, „das kitzelt doch nicht etwa, oder?“ Und dann rieb sie die Seife gleich noch mal an seinem Fuß.
 

„A-aufhörn!“ Während er sich verzweifelt am Rand der Wanne festklammerte, versuchte der silberhaarige Junge seinen Fuß aus ihrem erbarmungslosen Griff zu befreien, aber sie war erstaunlich stark. Und hatte offensichtlich Spaß daran, ihn zu quälen.
 

„Ah, hör auf rumzuhampeln oder wir werden nie fertig,“ lachte sie nur und rubbelte weiter. Allerdings musste die Magd ihn gehen lassen, als Yazoo plötzlich anfing zu husten, sich nach vorn lehnte und sich den Hals hielt.
 

„Oh, du sollst doch deine Süßigkeiten nicht verschlucken!“
 

Besorgt schlug sie ihm auf den Rücken bis er die Kugel ausspukte und sie langsam im Wasser unterging, bis sie sich völlig aufgelöst hatte. Aeris ignorierte den bösen Blick, den er ihr zwischen nassen, langen Strähnen zuwarf – es war ja auch alles ihre Schuld, verdammt noch mal!- lächelte lieb und fragte „Besser jetzt?“
 

Die einzige Antwort die sie bekam, war ein Schwall Wasser ins Gesicht und das selbstgefällige Gesicht ihres Schützlings.
 

Er sah allerdings etwas besorgt aus, als er ihres herausforderndes Grinsens gewahr wurde, und die junge Frau plötzlich in seiner Wanne saß. Schon bald war eine ausgewachsene Wasserschlacht im Gange und die verschreckten Vögel zwitscherten empört als sie ihre schöne Eiche verlassen mussten, wollten sie nicht völlig durchnässt werden.
 

Schließlich waren sie zu erschöpft und deklarierten in stillem Einverständnis einen Waffenstillstand. Keuchend hingen die beiden in ihren Ecken, nass bis auf die Knochen.
 

„Du bist ziemlich gut,“ stieß die Magd hervor und wrang ihre nassen Zöpfe aus.
 

„Bisd au nich so scheiße,“ gab der Junge zu, ein Ellebogen aus der Wanne hängend.
 

„Wo hast du denn diesen Dreher gelernt?“ lachte Aeris, stieg aus der Wanne und runzelte etwas die Stirn als sie ihr nasses Kleid betrachtete. Ach naja, es war sowieso warm, das würde schnell trocknen
 

„’ch un mein Brüda hab gans viel-“ er hielt inne und schwieg dann, da die Erinnerung an seine Geschwister auch die schmerzliche Erkenntnis mit sich brachte, dass sie nicht mehr da waren.
 

„Ich verstehe,“ sagte die Magd mitfühlend, und ließ das Thema ruhen. „Wie wär´s wenn ich mich jetzt um deine Haare kümmere?“
 

Die distanzierte Aura um ihn herum war wieder da, aber er protestierte zumindest nicht.
 

Aeris ging um den Bottich herum, kniete sich neben ihm nieder und fummelte etwas aus der Tasche ihrer Schürze. Schließlich hielt sie eine Schere hoch und wollte gerade beginnen, ihm die Knoten aus den Haaren zu schneiden, aber sie kam gar nicht dazu, da Yazoo blitzartig zur anderen Seite der Wanne hastete und schützend die Arme über den Kopf hielt.
 

Die Magd war sofort wieder an seiner Seite –ohne Schere allerdings; die lag vergessen im Gras- und streichelte ihm mit zittrigen Händen beruhigend über den Kopf, als er versuchte von ihr wegzukommen.
 

„Es ist alles in Ordnung, schh, ich wollte dich nicht erschrecken.“ Sie versuchte, ihn zu beruhigen, und schließlich entspannte er sich soweit, dass er die Hände vom Kopf nahm und wieder ruhiger atmete. Er beäugte sie immer noch argwöhnisch, aber sie ließ schließlich von seinem Kopf ab und legte ihre Hand stattdessen auf seine Wangen. Mit fester, ernster Stimme sagte sie, „Hör mir zu Yazoo. Wir kennen uns noch nicht sehr lange, und ich erwarte nicht, dass du mir schon vertraust. Aber sei dir gewiss: Ich werde dir nie, hörst du,“ – sie griff sein Gesicht etwas fester und hielt seinen Blick mit ihren eigenen, entschlossenen Augen gefangen- „niemals weh tun, das verspreche ich!“
 

Der leere Gesichtsausdruck des Jungen verriet ihr nichts darüber, ob er ihren Worten Glauben schenkte oder nicht, aber als sie erneut nach der Schere griff und Yazoo ruhig erklärte, dass er die Knoten aus seinen Haaren schneiden sollte, nahm er ihr das scharfe Werkzeug aus der Hand und nach ein paar Minuten vielen kleine Haufen silberner Harre auf die nun kalte und schmuddelige Wasseroberfläche. Als Yazoo fertig war, gab er ihr die Schere wortlos zurück, während seine andere Hand durch sein immer noch langes, aber bedeutend weniger verfitztes Haar strich.
 

Mit einem Lächeln reichte ihm Aeris ein Handtuch und ging dann ins Haus zurück, um ein paar Kleider zu holen die Vincent die Nacht zuvor vorbei gebracht hatte. Es war nichts ausgefallenes, nur ein paar Wollhosen und ein einfach Hemd, aber es war weich und angenehm zu tragen in der Hitze. Außerdem hatte er ein paar weiche braune Lederschuhe dagelassen, allerdings mit der Bemerkung, dass Yazoo sie wahrscheinlich nicht tragen würde.
 

Nachdem sie dem Jungen geholfen hatte sich anzuziehen, führte sie ihn zu einem alten Baumstumpf in der Nähe der Wanne und bat ihn, sich zu setzen.
 

Yazoo fragte sich schon süffisant, was sie jetzt wieder mit ihm vorhatte und er fand es auch schnell genug heraus, als sie mit einem groben Kamm durch sein Haar fuhr und unbeabsichtigt ein paar Strähnen heraus riss.
 

„Scheiße! Haste nich grad irgndwas von nich wehtun gefaslt?!“
 

„Tut mir leid,“ kam die schuldbewusste Antwort von hinter ihm. „Aber wir müssen da einmal durch. Wenn du dich gut um deine Haare kümmerst, dann müssen wir das nie wieder machen. Du hast wirklich schöne Haare, so eine Farbe habe ich noch nie gesehen. Wirklich schön, und so weich.“
 

Yazoo schnaubte und hielt den Mund, entschied aber, dass er ihren Rat befolgen würde, weil das hier wirklich nicht besonders spaßig war. Um sich abzulenken, ließ er seinen Blick über die kleinen Bete und den Brunnen schweifen, über die Eiche die den Garten dominierte und kühlen Schatten spendete und die bunten Blumen auf der kleinen Wiese.
 

Schließlich war Aeris fertig und wedelte mit dem Kamm vor Yazoos Gesicht herum.
 

„Behalt ihn. Oder,“ sie sah ihn erwartungsvoll an und zauberte ihr schönstes Lächeln aufs Gesicht, „willst du, dass ich dir von jetzt an die Haare kämme?“
 

Sie konnte gar nicht so schnell gucken wie ihr der Kamm aus den Händen gegrabscht wurde.
 

„So schlimm wars ja gar nicht...“ schmollte die Magd und wischte ihre Hände an ihrer feuchten Schürze ab.
 

Yazoo bedachte sie mit einem Blick, der etwas ganz anderes sagte und ließ den Kamm zwischen seinen Kleidern verschwinden.
 

„In Ordnung,“ sagte Aeris in einem finalen Ton und musterte ihn von oben bis unten. „Wir sind fertig. Möchtest du mal sehen?“
 

Er legte den Kopf schief, aber noch bevor er fragen konnte hatte sie offensichtlich schon entschieden und zerrte ihn eifrig ins Haus.
 

„Weißt du, Herr Vincent ist etwas eigen in manchen Dingen und er hat sie aus dem Haus verbannt, aber eines Tages war ich auf dem Markt und alle haben mich ausgelacht, weil ich Soße auf der Nase kleben hatte, und als ich ihm das erzählt habe, hat er mir erlaubt einen zu haben, wenn ich verspreche, immer die Tür geschlossen zu halten. Er hat mir sogar einen besonders großen, schönen geschenkt, “ plapperte sie drauflos, bis sie schließlich bei einer Tür neben der Küche anhielt. Nachdem sie sie geöffnet hatte, schob sie den irritierten Jungen in ihr Zimmer und vor ein großes Objekt, das von einem schwarzen Tuch verhüllt wurde. Aeris fummelte mit einem Band und zog schließlich die Decke ab, sodass sie zu Boden fiel.
 

Was auch immer Yazoo erwartet hatte, es war bestimmt keine andere Person.
 

Mit erhobener Braue betrachtete er den jungen Mann vor sich an. Er hatte lange Haare, wie Yazoo selbst, aber es war ein bisschen fransig. Es sah sehr weich und seidig aus.
 

Es rahmte ein engelhaftes Gesicht ein, mit einer Haut weiß und glatt wie Marmor. Zwei große, smaragdgrüne Augen mit langen, dunklen Wimpern die von feinen, eleganten Brauen überbrückt waren, blickten ihn ausdruckslos an. Eine gerade, kleine Nase hing über einem vollen, rosigen Schmollmund.
 

Die Gestalt war in weiße Wollkleidung gehüllt (ebenfalls wie Yazoo, bemerkte er abwesend), die seine schmalen Glieder hinunterfiel.
 

Diese Person erinnerte ihn an etwas, das er einmal gehört hatte. Eine alte Frau hatte am Feuer eine überfüllten Taverne an einem kalten Winterabend davon erzählt, von mysteriösen Kreaturen, die in den Wäldern lebten und Holzfäller und nichtsahnende Wanderer mit ihrer ätherischen Schönheit verzauberten und sie ins Unterholz lockten. Elfen, hatte die alte Frau sie genannt. Obwohl Yazoo nie eine Elfe gesehen hatte, dachte er, dass diese Kreaturen wahrscheinlich wie dieser Kerl aussehen mussten.
 

Aber warum war einer von denen in Aeris Zimmer? Sie war doch nicht etwa auf ihn reingefallen?!
 

Yazoo zischte die Kreatur an –die die Nerven hatte, sofort zurück zuzischen-, machte einen Schritt auf die lächelnde Magd zu, und fragte skeptisch „Wea zua Hölle is n das?“
 

Aeris Augen funkelten verschmitzt und ihr Lächeln wurde seltsam warm, als sie sanft sagte „Das bist du selbst, Yazoo.“
 

Ein Silberkopf fuhr zum Spiegel zurück, wo ihn ein schockiertes, entgeistertes Gesicht anstarrte.
 

„Was zua Höllä?!“
 

TBC
 

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SilverWing_Federsang: In diesem Kapitel ist Yazoo ein bisschen aufgetaut (zumindest gegenüber Aeris). Im nächsten muss er sich dann Vincent stellen, und mal sehen was dabei rauskommt^^ Freut mich dass es dir gefallen hat und danke für´s Review!
 

Lokalistenhasser: Hehehe, vielleicht hast du ja recht und Vincent ist wirklich nur so egoistisch und will Yazoo für sich alleine^^ Aber wer will das nicht... *hüstel* Tja, werden wir noch später sehen ob Vincent gelogen oder die Wahrheit gesagt hat, ich verrat nix ;) Vielen Dank für´s Kommi!



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2009-06-20T12:39:49+00:00 20.06.2009 14:39
Ich fand das Kapitel wieder echt toll, da es einen sehr freut das Yazoo langsam (seeeehr langsam) mal auftaut, zumindest Aeris gegenüber :)
Es war doch Recht lustig sich das ganze bildlich vorzustellen, ´zum Beispiel die Wasserschlacht ^^
Der Traum war aber auch schön und das seltsame daran, also das mit den Fischköpfen und den Bändern, ist so bizarr und irgenwie krank, dass es noch realistischer und noch traumähnlicher rüberkam ^^
Versteht hier einer was ich sagen will? XD
Ich hoff doch mal x3
Ne, deine Story ist echt toll, was sich auch daraus abzeichnet, dass du nicht nur Drama schreibst, sondern eben auch eher "Ereignisloses" schreiben kannst, dass alles auflockert, jedoch keinesfalls langweilig rüberkommt ^^
respekt, dass können nicht viele ^__~
Dein Schreibstil gefällt mir außerdem, dass muss ich mal wieder anmerken =3
Die Idee, dass Yazoo das erstemal mit Süßigkeiten konfrontiert wird, ist echt klasse, ich meine klar kennt der sowas nicht, aber das dann direkt hineinzubringen ist wirklich amüsant ^^
Ich bin echt gespannt wie er dann mit Vincent zurechtkommt, wie es mit den beiden weitergeht, ob Vinny es schaffen wird Yazoo Manieren beizubringen (und die korrekte, deutsche Mittelaltersprache xD) und ob er nicht vielleicht doch eines Tages seine Brüder wiedersieht. ^^
Was mir gerade noch einfällt...
Die Szene am Schluss eben war göttlich! XDD Elfe... Niedlich ^^ Man merkt das er noch jung ist ^w^

So denne, bis zum nächsten Mal und egal wie langs du vielleicht brauchst, mich als Leserin wirst du nichmehr los x3

Liebe Grüße aus dem verregnten Österreisch :D
Von:  Aurinia
2009-06-20T11:36:18+00:00 20.06.2009 13:36
Zuerstmal noch das versprochene bild: http://animexx.onlinewelten.com/fanart/1532127/
Es tut mir leid das ich jetzt erst damit rausrücke... ich bin eher einfach nicht dazu gekommen bescheid zu geben >.< Wenn du dir was anderes vorgestellt hattest, male ichs gerne noch mal nach vorstellung. ^.^ Irgendwie male ich gerne bilde rzu den beiden und habe irre lust vill noch die einen oder anderen situationen deiner story als bild fest zu halten. ^.^
wenn ich darf, heißt das ^.~
Und damit komme ich ja auch schon zu meinem richtigen Kommi:
Aaaawwwwwh~
Dieses Kapitel war so herrlich erheiternd und erfrischend.
Es muss nicht imemr spannent und grausam sein oder ständig was besonderes passieren, da shast du hier echt toll bewiesen.
Ich fand es sehr toll, wie du deutlich machst das Yazoo langsam immer mehr auftaut.
Ich muss da auch Lokalistenhasser recht geben; Der Taum von Yazoo war wirklich toll. ^.^ vor allem "de Fischköppe un de Bända" XDD Voll der Sinn eines traumes würdig XDDD
Aber ist es nicht oft das man auch eine art Bildung zu personne hat die man sehr genre hat? Obwohl ja Yazoo gesagt bekam das seine brüder tot sind... sind sie es denn wirklich? Wollte sein Traum ihm da etwa einen wink mit dem Zaunpfahl geben? Na wir werden uns überraschen lassen ^.^
Die wasserschlacht war toll. XD
Eigendlich musste ich die ganze ziet beim lesen lachen und "wie süß" quieken.
Ich konnte mir bildlich vorstellen wie Yazoo überraschtwurde von dem Bonbon. XD
Aaawwwwh~
Schlicht und ergreifend; Ich liebe deine story hier so sehr und geier ständig nach einem neuen Pittelchen. ^.^
Auch wenn du meinst das du ab und an längerbrauchst bis du eineneues hochlädst bis du doch deutlich mehr am ball als manch andere oder... ich selsbt XDD
Klar kann man nicht imemr sich den agnzen tag einer sache widmen dazu hat man im leben noch etwas mehr zu tun.. und irgendwann musst du aj auch mal an der eglischen version weiter schrieben damit du was zu übersetzten hast ^.~
Egal wie lange es dauert, haupsache die Fanfic wird nicht irgednwann muttendrin abgebrochen. >.<
Ich freu mich schon aufs nächste Kapitel und darauf was unsere kleine "Elfe" Yazoo noch so alles erleben wird in seinem neuen leben. ^.^


Von: abgemeldet
2009-06-20T08:34:55+00:00 20.06.2009 10:34
Der Traum von Yazoo war echt schön *schwärm*
Aber an sich fand ich das Kappi doch ein bissl ereignislos.
Nimms mir nicht übel^^ Ohne Vincent geht einfach nix XD
Freu mich schon aufs nächste Kappi

Lg Lokihasser


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