Oneshot
Liebe ist leise
Wataru war nie jemand gewesen, für den die große Liebe an erster Stelle stand. Er glaubte nicht einmal wirklich daran. Jedes Mal wenn er in Interviews gefragt wurde, wann er sich das erste Mal verliebt hatte, antwortete er, dass er noch nie verliebt gewesen sei. So wie er die Dinge sah, stimmte es. Klar hatte er Beziehungen gehabt, aber diese liefen eher auf einer oberflächlichen Art ab, es war nicht das tiefergehende, was er sich vorstellte, wenn Leute von Liebe sprachen. Der große Sturm im Herzen, die richtig großen Gefühle waren bisher ausgeblieben. Ob die jeweils andere Seite ihn geliebt hatte, konnte er nicht sagen. Von seiner Seite aus war es keine richtige Liebe gewesen.
Inzwischen würde Wataru seine Antwort ändern müssen. Er hatte sich verliebt, er hatte das, was sich so viele Menschen wünschten. Doch er würde es nicht an die Öffentlichkeit gehen lassen, dazu war ihm das, was er gewonnen hatte viel zu kostbar. Er wollte nicht, dass andere über sie urteilten. Das, was sie hatten war ihre ganz private Angelegenheit.
Alles hatte begonnen als Tohru in sein Leben getreten war. Zwar hatte es nicht gleich schnipp gemacht und er war dem anderen verfallen, es war ein langsamer Prozess gewesen. Obwohl er den Jüngeren von Anfang an gemocht hatte, war er sich aus einem unerfindlichen Grund, der es ihm schwer machte Leuten zu vertrauen, nicht sicher gewesen, ob er auf dessen Einladungen zum Trinken gehen oder ihn zu besuchen eingehen sollte. Schließlich hatte er immer abgelehnt. Doch Tohru hatte gemerkt, dass ihm das nicht immer leicht fiel und irgendwie hatte er es geschafft ihm auf eine unaufdringliche Weise klar zu machen, dass er ihn wirklich bei sich haben wollte. Er hatte ihn nicht unter Druck gesetzt, wie so viele andere. Tohru hatte ihm Zeit gegeben. Es waren kleine Gesten und Worte gewesen, die ihm das klar gemacht hatten. Der Jüngere war anders und genau das verwirrte Wataru.
Doch er genoss die Zeit, wenn sie zusammen waren. Wataru hatte das Gefühl, dass er einfach er selbst sein konnte, sich fallen lassen konnte. Er verspürte einen lang vermissten Frieden in diesen Momenten. Mit der Zeit wurde er zusehends lockerer, wenn Tohru in der Nähe war. Er hatte eine gewisse ruhige Art, die Wataru zur Ruhe kommen ließ, egal wie umtriebig er sich vorher gefühlt haben mochte. Es gab ihm das Gefühl angekommen zu sein, zu Hause zu sein und langsam änderten sich seine Gefühle von einer reinen Freundschaft in mehr. Auch hier war er sich am Anfang unsicher gewesen, wie er sich Tohru gegenüber verhalten sollte, doch schnell merkte er, dass es diesem ähnlich ging. Aus den ersten verhaltenen Küssen würde schnell mehr.
Nun lag Wataru neben Tohru in dessen Bett. Dieser hatte einen Arm um seine Hüfte gelegt, während eines seiner Beine zwischen Watarus ruhte. Tohru schlief seelenruhig, auch als Wataru ihm vorsichtig, um ihn nicht aufzuwecken, durch die Haare strich. Vielleicht war es albern, doch er mochte es einfach seine Hände in dessen Haaren zu vergraben oder einfach nur, so wie jetzt darüber zu streichen.
Er hatte eine ganze Weile gebraucht, bis er neben Tohru einschlafen konnte, aber generell war sein Schlafrhythmus nicht der beste. Oft hatte er das Gefühl, dass es dort draußen jemanden gab, der ihm einen erholsamen Schlaf nicht gönnen würde. Doch wenn er, so wie jetzt neben dem jüngeren Mann lag, störte es ihn kaum noch. Er fühlte sich so einfach sicher und ruhig.
In diesem Moment murmelte Tohru etwas und rückte noch ein wenig näher an ihn heran. Wataru lächelte still vor sich hin, als ihn ein paar wirre Haarsträhnen des anderen kitzelten. Dann küsste er ihn zärtlich auf die Stirn.
Er war glücklich so. Sich zu verlieben war gar nicht so schwer oder schlimm wie er gedacht hatte, wenn die Liebe leise kam, wie die von Tohru. Vorher war alles um ihn herum so laut gewesen, sodass es ihm schwer gefallen war ihn flüstern zu hören.