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Spoiler

Achtung, wenn ich Spoiler schreibe, dann meine ich das auch so
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Gemeinsam: Harus Schicksal

Ich blieb wo ich war, wie es Haru mir gesagt hatte. Außerdem, selbst wenn ich gewollt hätte, ich hätte mich nicht bewegen können. Die Furcht lähmte meine Glieder.

Durch einen Spalt der Container, hinter denen ich mich verbarg, konnte ich drei der fünf Jungen sehen. Die anderen beiden standen wahrscheinlich vor der Lagerhalle wache.

Die drei, die ich sehen konnte, waren Hack Nico, Gun Guy und Haru. Hack Nico hielt immer noch Harus Arme auf dessen Rücken fest und jedes Mal, wenn sich Haru ein wenig bewegte, verdrehte er sie soweit, bis Haru vor Schmerz aufstöhnte.

Guy trat ein paar Schritte auf Haru zu.

„Jey, Jey, Jey.“, sagte er und ging vor Haru in die Hocke, bis sie auf gleicher Höhe waren. „Oder ist es dir lieber, wenn ich dich Schwarzer Frühling nenne, wobei du wohl kaum noch ein Recht darauf hast, diesen Titel zu tragen. Oder soll ich ganz einfach Haru sagen.“

Haru antwortete nicht. Er wandte den Kopf ab und sein Blick glitt über mein Versteck.

Guy stand wieder auf und sah von oben auf Haru herab. Auf die Entfernung konnte ich sein Gesicht nicht genau erkennen, aber ich konnte mir vorstellen, dass sein Blick nicht freundlich war.

Ich keuchte erschrocken auf, als er Haru plötzlich mit einer Hand an den Haaren packte. Die Finger seiner anderen Hand griffen nach Harus linkem Ohr. Eine zeitlang spielt er an dem silbernen Ohrring herum.

„Weißt du“, sagte er und es war fast schon ein Flüstern. „Du hast die Schwarze Hand vor ihren eigenen Leuten bloßgestellt, ja du hast sie sogar beleidigt.“

Seine Finger schlossen sich um den silbernen Ohrring. Er beugte sich vor, bis ihn kaum noch eine handbreit von Haru trennte.

„Die Schwarze Hand lässt sich das nicht bieten. Nicht einmal von dir.“

Mit einem Ruck riss er den Ohrring nach unten. Haru schrie auf und ich hätte um ein Haar ebenfalls geschrieen. Ich schlug mir die Hand vor den Mund und musste mich ziemlich zusammenreißen, um nicht aus meinem Versteck zu springen und Haru zu Hilfe zu eilen. Obwohl ich gegen Gun Guy und Hack Nico ohnehin keine Chance gehabt hätte.

Guy grinste und steckte den blutverschmierten Ohrring in seine Hosentasche, dann holte er aus und schlug Haru mitten ins Gesicht. Immer wieder schlug er zu.

Es war ein grauenhaftes Bild, aber ich konnte den Blick nicht abwenden. Die Tränen rannen mir über die Wangen und ich hielt immer noch eine Hand auf meinen Mund gepresst, damit sie mich nicht hörten.

Als Guy eine kurze Pause einlegte dachte ich für einen Moment, er würde von Haru ablassen, aber er gab lediglich Hack Nico ein Zeichen, woraufhin dieser Haru losließ. Er sank zu Boden, aber Guy zog ihn an den Haaren wieder hoch und schlug weiter auf ihn ein. Ein paar Schläge später ließ er Haru wieder los, der augenblicklich wieder zu Boden sank. Dann traten ihm Guy und Nico abwechselnd in die Seite, bis er sich nicht mehr bewegte.

Gun Guy trat einen Schritt zurück und zog ein Tuch aus der Tasche, mit dem er sich das Blut von den Händen wischte. Er lächelte leicht und zog seine Pistole hervor.

„Spinnst du?“ Es war das erst Mal, dass ich Hack Nico sprechen hörte. „Du kannst ihn doch nicht einfach abknallen. Die Schwarze Hand hat uns befohlen, ihm eine Lektion zu erteilen. Nicht ihn zu töten!“

Guy zuckte mit den Schultern. „Interpretationssache. Außerdem, was die Hand nicht weiß, macht sie nicht heiß.“

Nico schüttelte den Kopf und trat einen Schritt vor, als Gun Guy die Pistole entsicherte.

„Ich mach da nich’ mit, Junge! Das mit dem Mädchen war ein Versehen. Wir wollten sie nicht töten, aber was du da vorhast ist Mord! Sieh ihn dir doch an.“ Er nickte in Harus Richtung. „Ich denke doch sehr, dass das reicht.“

Guy zögerte und ließ die Pistole sinken. Ich atmete erleichtert auf. Aber nur einen Augenblick später hob Gun Guy die Pistole wieder und drückte ab.

Ich schrie auf, aber sie hörten es nicht. Der Knall übertönte alles.

Guy sicherte die Pistole wieder, steckte sie weg und drehte sich um.

„Das denken solltest du anderen überlassen“, sagte er kalt und warf dem reglosen Haru einen prüfenden Blick zu.

Hack Nico fluchte. „Shit Mann! Bist du völlig durchgeknallt? Hast du sie noch alle?“

Gun Guy ging wortlos davon und nach kurzem Zögern rannte Hack Nico ihm hinterher.

Ich saß zitternd da und wartete, bis die beiden das Lagerhaus verlassen hatten. Mit von Tränen verschleierter Sicht stolperte ich aus meinem Versteck und rannte zu Haru.

Er bewegte sich nicht.

Weinend sank ich neben ihm auf die Knie und so dauerte es eine Weile, bis ich merkte, dass er noch lebte. Die Kugel hatte ihn in die rechte Schulter getroffen.

Mit zitternden Fingern holte ich sein Handy aus seiner Hosentasche. Wunderbarerweise hatte es lediglich ein paar Kratzer abbekommen, war aber ansonsten unversehrt. Ich klappte es auf und wählte die Notrufnummer.

Bis der Krankenwagen kam kauerte ich weinend und zitternd neben Haru und hielt seine Hand. Mit der anderen Hand strich ich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Bitte.“, flüsterte ich. „Stirb nicht. Bleib bei mir.“

Eine Träne landete auf seinem Gesicht, als ich begann, meinen Oberkörper vor und zurück zu wiegen.

Und obwohl ich nicht an Gott glaube betete ich. Immer wieder flüsterte ich die Worte vor mich hin. „Bitte. Bitte lass ihn nicht sterben.“



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