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Spoiler

Achtung, wenn ich Spoiler schreibe, dann meine ich das auch so
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Verloren: Enttäuschung

Ich stieß die Tür zum Hotelzimmer auf und trat ein. Liz folgte mir, blieb dann aber in der Tür stehen.

Schon auf dem Weg zum Bett knöpfte ich mein Hemd auf und ließ es achtlos zu Boden fallen. Ich war völlig durchnässt vom Regen, aber es war mir egal.

Ohne einen einzigen Blick in Liz’ Richtung zu verschwenden sank ich auf die weiche Matratze und vergrub das Gesicht im Kissen.

Einen Moment später hörte ich, wie Hanas Schwester die Tür schloss und das Zimmer durchquerte. Die Matratze hob sich leicht, als sie sich neben mich setzte, doch ich ignorierte sie immer noch. Kurz darauf spürte ich ihre Hände auf meinem Rücken. Sie wanderten weiter empor und begannen dann meinen Nacken zu massieren.

„Das mit Hana tut mir Leid.“, sagte Liz in die Stille hinein, in der nur das Trommeln des Regens gegen die Fensterscheiben zu hören gewesen war.

„Hm.“, machte ich ohne den Kopf zu heben. „Mir auch.“

Meine Stimme klang dumpf, da ich das Gesicht immer noch ins Kissen gedrückt hatte.

Eine Weile sagte keiner von uns beiden etwas und ich lauschte auf das Trommeln des Regens. Liz massierte unbeirrt weiter meine verspannten Nackenmuskeln und sie machte es wirklich gut. Langsam fiel die Anspannung der letzten Tage und Wochen von mir ab.

Immer wieder kreisten meine Gedanken um Hana. Wenn ich etwas früher gekommen wäre, wenn ich ihr einen Brief geschrieben oder ihr sonst wie eine Nachricht zukommen lassen hätte, wäre sie dann noch…

Ich schüttelte den Gedanken ab.

Ich wollte jetzt nicht mehr an Hana denken. Sollte sie doch mit Huan glücklich werden. Verzweifelt versuchte ich meine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. Ich brauchte dringend etwas Ablenkung und die nahe liegendste und eigentlich auch so ziemlich die einzige Möglichkeit, die sich mir bot, war…

Ich zögerte noch und horchte in mich hinein. Kam es mir falsch vor? Nein, eigentlich nicht. Höchstens ein wenig eigennützig, aber ich war nun mal ein Egoist. Damit war meine Entscheidung gefallen.

Mit einer einzigen Bewegung wand ich mich unter Liz’ Händen hervor, packte sie an den Schultern und drehte mich mit ihr um, so dass ich über ihr lag.

Sie starrte mich verwirrt und ein wenig überrascht an. „Haru. Was soll das? Was hast du…“

Weiter kam sie nicht, da ich rasch meine Lippen auf ihren Mund presste und so jeden Widerspruch erstickte. Erst zögerte sie, dann erwiderte sie den Kuss.

Langsam ließ ich die Hände zu ihrer Taille hinab wandern, dann entzog ich mich Liz’ Kuss.

„Sag jetzt nichts.“, flüsterte ich leise. „Sag jetzt bitte nichts.“

Ohne eine Erwiderung abzuwarten öffnete ich ihre vom Regen durchnässte Jeans. Es war drei Jahre her, dass ich das letzte mal…

Ich keuchte auf, als Liz plötzlich eine Hand in meine Hose schob.

Liz war nicht dumm. Ich war mir sicher, dass ihr klar war, dass ich sie nur benutzte um mir etwas Ablenkung zu verschaffen, doch es schien sie nicht zu stören. Im Gegenteil.

Dennoch zwang mich der letzte Funke Vernunft, der mir noch geblieben war dazu, mich vorzubeugen und ihr mit heiserer Stimme ins Ohr zu flüstern: „Versprich dir nicht zu viel davon.“

Dann hielt ich mich nicht länger zurück.
 

Als ich erwachte regnete es immer noch. Ich hatte weder besonders lang, noch besonders tief geschlafen. Vorsichtig befreite ich mich aus der Umarmung von Hanas Schwester und ging so leise ich konnte zum Bad. Ich wollte sie nicht wecken.

Vorsichtig schloss ich die Tür hinter mir und betrat die Dusche. Während heißes Wasser über meinen Körper lief und mit seinem Dampf das ganze Bad einnebelte ließ ich meinen Gedanken freien Lauf.

Was hatte ich mir dabei nur gedacht? Es war lediglich ein kleiner Aufschub gewesen. Es war nicht so, dass es keinen Spaß gemacht hätte, oder dass es kein guter Sex gewesen war, es war nur einfach…

Ich schüttelte den Kopf. Liz war eben nicht Hana. So ähnlich sich die beiden Schwestern äußerlich sein mochten, so unterschiedlich war ihr Wesen.

Ich stellte das Wasser ab, griff nach einem Handtuch und trat auf den weichen Badvorleger. Ein Blick in den Spiegel erwies sich als sinnlos. Er war beschlagen.

Seufzend griff ich nach dem kleinen Handtuch neben dem Waschbecken und wischte ihn frei.

Eine Weile starrte ich mein Spiegelbild an und dachte an Hana. Ich hatte sie so vermisst. Verdammt… Ich vermisste sie immer noch.

„Shit!“, fluchte ich und schlug mit der linken Faust gegen das Spiegelglas. Das Glas zersprang und fiel ins Waschbecken, während mir die scharfkantigen Scherben die Hand zerschnitten, was mich zu erneutem fluchen veranlasste.

Immer noch leise fluchen zog ich ein paar Splitter aus meiner blutenden Hand und wickelte sie in das Tuch, mit dem ich zuvor den Spiegel abgewischt hatte.

Seufzend lehnte ich mich an die kalte Wand und ließ mich zu Boden sinken. Mit leerem Blick starrte ich vor mich hin.

Ein neues Gefühl hatte sich in mir ausgebreitet. Es fühlte sich an wie Verrat und schnürte mir die Kehle zu. Ich fühlte mich nicht schuldig, es war Hana, die…

Verzweifelt vergrub ich das Gesicht in den Händen. Sie hatte es mir versprochen. Ich werde auf dich warten. Wenn du zurückkommst werde ich da sein. Versprochen. Das hatte sie gesagt.

Ich weinte nicht. Natürlich nicht. Aber ein unangenehmer Schmerz hatte sich in meiner Brust ausgebreitet. Kein einziges Mal in den letzten Jahren war ich so kurz davor gewesen, wieder zu Heroin zu greifen. Mich der Süße des Vergessens und der Gleichgültigkeit hinzugeben, zumindest für den Moment. Einzig die Erinnerung an den Entzug, den ich durchgemacht hatte hielt mich davon ab.

Ich kämpfte mit mir. Am liebsten wäre ich aufgesprungen, hätte vor Verzweiflung laut geschrieen und alles in meiner näheren Umgebung kurz und klein geschlagen.

Ich tat es nicht.

Stattdessen saß ich einfach nur da und starrte ins leere.

Irgendwann stand ich dann doch auf. Ich hatte einen Entschluss gefasst.

Leise öffnete ich die Tür und sammelte meine Kleider ein. Liz schlief immer noch und bekam von alldem nichts mit. Ich zog mich an, holte meinen Laptop aus der Tasche und fuhr ihn hoch. Ungeduldig wartete ich und klinkte mich dann in ein ungesichertes W-Lan-Netz, das in Reichweite war, ein.

Ich suchte nach Last-Minute-Angeboten, nach einem Flug, der nach Japan ging.

Der nächste ging in drei Stunden. Ich buchte ihn, packte dann den Laptop wieder ein und sammelte auch alle anderen Sachen ein, um sie in die Tasche zu stopfen. Von einem meiner Hemden riss ich einen Streifen Stoff ab und wickelte ihn um meine immer noch leicht blutende Hand. Als ich den Knoten mit den Zähnen zuzog überlegte ich kurz, ob ich Liz eine Nachricht dalassen sollte, in der ich ihr alles erklärte, in der ich ihr sagte, dass es mir Leid tat. Doch das wäre eine Lüge gewesen.

Ich tat nichts dergleichen.

Stattdessen zog ich meinen Geldbeutel hervor und legte ihr dreihundert Euro auf den Nachttisch, damit sie das Hotel bezahlen konnte und auch noch genug übrig hatte um sich alleine weiter durchzuschlagen. Sie konnte ja Hana um Hilfe bitten.

Der Gedanke an Hana versetzte mir einen Stich. Hastig griff ich nach meiner Tasche und verließ das Zimmer. Mit dem Aufzug fuhr ich direkt in die Garage hinunter.

Zielstrebig steuerte ich auf den silbernen Sportwagen zu, den Guy mir geliehen hatte, legte meine Tasche auf den Beifahrersitz und stieg ein.

Ich drehte den Schlüssel und ließ den Motor aufheulen, dann gab ich Gas und raste aus der Garage hinaus auf die Straße. Währen ich die ruhigen Straßen entlang fuhr kramte ich meine Handy aus der Tasche.

Guy hob nach dem dritten Klingeln ab.

„Jey, was gibt’s?“

„Hör zu.“, antwortete ich. „Ich flieg zurück nach Japan. Du kannst deinen Wagen am Flughafen Tegel in Berlin abholen.“

„Was?“, kam die entsetzte Erwiderung vom anderen Ende der Leitung. „Berlin? Was zum Teufel machst du in Berlin?“

„Das ist jetzt nicht mehr wichtig.“, entgegnete ich unwirsch.

„Na gut.“, er klang ziemlich widerstrebend. „Dann muss ich mir wohl was einfallen lassen, wie ich nach Berlin komm. Danke, dass du mir bescheid gesagt hast.“

Ich lachte trocken. „Danke, dass du mir deinen Wagen geliehen hast.“

„Pass auf dich auf und guten Flug.“

„Es wird schon niemand versuchen mich umzubringen.“, scherzte ich, obwohl mir überhaupt nicht nach scherzen zu mute war.

„Bist du immer noch sauer deswegen?“

„Das ham wir doch schon geklärt. Also. Bis dann.“

Ich legte auf und steckte das Handy wieder ein.

Eine halbe Stunde später bog ich auf den Parkplatz des Flughafens ein. Ich hielt mit quietschenden Reifen und Regenwasser verspritzend auf dem erstbesten freien Platz. Ich griff nach meiner Tasche, stieg aus und schloss den Wagen ab. Guy hatte ja einen zweiten Schlüssel. Dann hastete ich durch den Regen zum Flughafengebäude.



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