"Here I pay my debt!" - Ending
Jetzt ist es Zeit, dass wir von hinnen gehen, ich um zu sterben, ihr um zu leben. Wer von uns aber einem besseren Lose entgegengeht, dass weiß niemand als der Gott – Platon
…
Wenn das hier das Ende war, dann war es weitaus besser als alles, das er eigentlich erwartet hatte. In den alten Geschichten war immer vom Fegefeuer die Rede gewesen, von Teufeln und Dämonen, die Seelen fraßen oder in den tiefen Schlund der Hölle warfen. Nein, durchaus nicht alle Seelen, aber die von Verrätern, Dieben und Mördern. Sollte er am Ende doch nicht zu ihnen gehört haben? Er war sich immer so sicher gewesen, dass er ebenso enden würde wie schon so viele vor ihm. Als ein in Ungnade Gefallener.
Warum war es jetzt also nicht so?
Er spürte eine vertraute Wärme, kein alles verbrennendes Feuer.
Er hörte eine vertraute Stimme, kein dämonisches Gekicher.
Vielleicht, dachte er in diesem kurzen Augenblick vollkommener Ruhe, vielleicht war doch nicht alles umsonst gewesen.
Gelebt hatte er nur, um zu kämpfen, um seine Pflichten zu erfüllen und um auf alles vorbereitet zu sein, das jemals hätte passieren können. Am Ende hatte er wohl nur deshalb zugleich alles gewonnen und verloren. Aber die, die er schützen wollte, waren endlich in Sicherheit und das war alles, was für ihn im Moment zählte.
Dann konnte er wohl gehen. Wenn alle Schlachten geschlagen waren und alle Kämpfe beendet, was hielt ihn dann noch hier?
Nur eines noch, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf. Noch konnte er nicht gehen. Es gibt noch etwas, das ich unbedingt tun muss.
Etwas, das er schon so lange hätte tun sollen und das sicher niemals passiert wäre, wenn er nicht so gewesen wäre, wie er nun einmal war. Ein Sturkopf, voll blindem Stolz und nacktem Hass. Er konnte nicht behaupten, kein Gewissen zu haben, denn dieses hatte in den dunklen Stunden an ihm genagt und Zweifel in ihm wachgerufen. Zweifel an seiner Pflicht und seiner eigenen Person.
Wenn er dieses Gewissen jetzt, in diesen letzten Augenblicken, wenigstens noch etwas erleichtern konnte, dann würde er wieder mit sich im Reinen sein.
Ein letztes Mal nahm er all seine Kraft zusammen. So wenig es auch war, aus irgendeinem Grund war er sich sicher, dass sie ausreichen würde, um sich ein einziges Mal in seinem Leben entschuldigen zu können.
Er wusste jetzt, was zu tun war.
Langsam öffnete er die bleischweren Augenlider und betrachtete das verschwommene Gesicht der Person, die ihm einst am meisten bedeutet hatte.
„Noah?“
Ja, dachte er zufrieden. Das war der richtige Augenblick dafür.