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Nicht jede Geschichte braucht ein Happy End

Wie alles begann... [Alice Story]
von

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Um Haaresbreite

Der Tag verging schneller als ich es erwartet hatte. Obwohl. Verging er überhaupt schnell?? Das konnte ich so genau gar nicht sagen. Schließlich hatte ich hier drinnen jegliches Zeitgefühl verloren. Ich konnte ja nicht einmal sagen ob es morgens oder abends war. Nur Gilleans Worte, am Morgen, erinnerten mich daran das nun bald Abend sein musste. Immer wieder musste ich daran denken was er zu mir gesagt hatte. Und morgen habe ich eine ganz besondere Überraschung für dich. Ich.. hab es arrangiert, dass du morgen ein wenig aus deiner Zelle raus darfst. Zwar noch nicht ganz raus, aber in den Gemeinschaftsraum, zu den Anderen.
 

Sofort legte sich ein Lächeln auf meine Lippen. Ich konnte es kaum abwarten, endlich hier rauszukommen. Wie sehr sehnte ich mich danach diesen kleinen dunklen Raum zu verlassen. Außerdem würde ich so vielleicht ein paar andere Patienten kennen lernen. Vielleicht waren sie ja wie ich. Hier eingesperrt, ohne Grund. Nur weil sie Dinge konnten die andere ängstigten. Es war für die Menschen draußen einfach nicht normal, dass man zum Beispiel Dinge, die in der Zukunft lagen, sehen konnten.
 

Mit Hilfe meiner Gedankenberge war ich für den Rest des Tages bis zum Abendessen, oder wie man es nannte, abgelenkt. Wie immer brachte mir Gillean mein Essen und blieb auch noch einige Minuten bei mir. Er hatte es geschafft wieder etwas Honig in meinen Brei zu mischen. Und so aß ich dieses Mal fast die ganze Schüssel auf. Es freute ihn sichtlich, denn er hing ein paar Extraminuten an seine ‚Besuchszeit‘ dran.
 

„Morgen ist also dein großer Tag. Freust du dich schon??“, fragte er mit honigsüßer Stimme. Und als ich ihm ein kurzes Nicken als Antwort gab redete er, mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen, weiter. „Ich werde dir morgen ganz normal dein Frühstück bringen. Und dann werden wir zusammen zu den Anderen gehen. Es werden denke ich nicht viele sein. Normaler Weise sind sie ganz nett. Nur vielleicht ein wenig komisch. Du bist eben nicht ganz so wie sie. Aber es wird dir trotzdem gefallen, die Anderen kennen zu lernen. Vertrau mir einfach.“, meinte er leise während er mir über die Wange strich. Seine kalten Finger auf meiner Wange zu spüren war wirklich schön. Ich nickte leicht auf das was er mir sagte. Seine Worte, hörten sich ja schon mal nicht schlecht an. Nur ob ich wirklich mit den anderen auskommen würde, war dabei die Frage. Da ich eh nicht redete, würde ich wohl schnell als Außenseiterin angesehen werden. Doch das musste mir jetzt egal sein. Ich sollte froh sein das ich überhaupt hier rauskommen würde.
 

„Ich muss dann leider wieder gehen meine Kleine. Aber ich werde morgen früh etwas früher kommen. Also schlaf gut, Liebes. Und träum etwas Schönes. Vielleicht von morgen…“, flüsterte er mir leise zu und gab mir dann einen kleinen Kuss auf die Stirn, so wie er es gestern auch schon getan hatte. Etwas verlegen sah ich ihn an und schenkte ihm eines meiner seltenen Lächeln. Wobei ich eigentlich ziemlich häufig lächelte wenn er bei mir war. Gillean war einfach sehr wichtig für mich, und genau das versuchte ich ihm damit zu zeigen.

Widerwillig erhob er sich, nahm seine Sachen und ging langsam aus dem Raum. Doch bevor er die Tür schloss warf er mir noch einen kurzen Blick zu. Langsam schloss sich die große Tür.
 

Und wieder saß ich im Dunkeln. Alleine und hilflos. Zwar war ich müde, doch ich wollte nicht schlafen. Ich legte mich wieder hin und zog mir die Decke bis unter die Nasenspitze. Unter der Decke tastete ich nach meiner Kette, die ich seit dem ich sie bekam, nicht abgelegt hatte. Ich spürte die dünne metallene Kette und tastete sie ab bis ich den Anhänger, das kleine Amulett, spürte. Ich schloss meine Augen kurz und dachte wieder daran was mir Gillean darüber erzählt hatte, ehe ich sie wieder öffnete.

Immer wieder fielen meine Augen müde zu, doch der Gedanke an den nächsten Tag lies mich nicht schlafen. Ich konnte es mir nicht erklären doch ich war sichtlich nervös. Was würde mich erwarten?? Schnell verwarf ich diesen Gedanken wieder und tastete nach meinem Amulett. So geschah es das ich früher oder später sanft einschlief.
 

Am nächsten Morgen wachte ich mit einer sanften Berührung auf meiner Wange auf. Ich lächelte leicht, denn ich wusste wer es war. Nur ein Pfleger hatte so kalte Hände. Mein Pfleger, Gillean. Ich freute mich und öffnete langsam meine verschlafenen Augen. Noch etwas schlaftrunken rieb ich mir die Augen. Zögernd setzte ich mich auf und merkte dann auch gleich wie Gillean sich zu mir setzte.
 

„Guten morgen mein Schmetterling.“, flüsterte er leise und strich mir durch mein langes Haar. Ich liebte es einfach wenn er das machte. Als Antwort nickte ich kurz und streckte mich leicht. War er heute früher gekommen? Oder warum war ich dann so müde?? Nun erblickte ich die Schüssel mit meinem Essen. Widerwillig aß ich einige Happen. Ich wollte schließlich ‚fit‘ sein wenn ich heute schon einmal nach draußen, oder zumindest in den Aufenthaltsraum durfte. Nach meinem alltäglichen Lauftraining durch das Zimmer nahm Gillean meine Hände und sah mich an.
 

„Bleib einfach bei mir, Kleines. Es wird dir sicher gefallen.“, sagte er leise ehe er eine Hand losließ und mit mir nach draußen ging. Sofort brannte das helle Licht der Lampen in meinen Augen. Gillean musste das gemerkt haben denn er wartet einige Momente ehe ich meine Augen wieder richtig öffnete und mich etwas umsah. Langsam liefen wir durch die langen weißen Flure. Alles war leer. Nicht ein Mensch war zu sehen. Draußen war es noch etwas dunkel. Also musste Gillean doch extra früher gekommen sein. Immer weiter gingen wir durch die endlos erscheinenden Flure der Anstalt. Waren wir nicht bald da?? Und als ob er meine Gedanken hören konnte sah er mich an und lächelte.
 

„Wir sind da, Kleines.“, sagte er mit charmantem Lächeln und öffnete eine Tür zu einem Zimmer. Wäre ich alleine so hätte ich die Tür wohl nicht gefunden. Denn sie sah genau so aus wie die Türen zu den Zellen. Nur zögernd betrat ich den Raum. Doch als ich mich näher umsah traf mich fast der Schlag. Ich war überwältigt wie dieser Raum doch aussah. Die Wände waren mit farbenfrohen bunten Tapeten beklebt. Ich lies meine Augen über das Zimmer schweifen und entdeckte viele kleine Vasen mit Blumen. Es war einfach wunderschön. Sofort zeichnete sich ein Lächeln auf meinen Lippen ab. Nur langsam machte ich einige Schritte in das Zimmer.
 

Noch war keiner der anderen Patienten anwesend. Womöglich war Gillean deswegen so früh zu mir gekommen. Das ich mich erst in Ruhe umschauen konnte. Ich machte weitere Schritte in das Zimmer und sah zu den großen rostfarbenen Ledersofas. Sie waren sicher bequem im Gegensatz zu den harten Betten in den Zellen. Gillean hielt noch immer meine Hand und ging mit mir zu der Tischreihe neben den Fenstern. Die Fenster waren zwar vergittert, doch man konnte nach draußen sehen. Noch bevor ich mich setzte ging ich nah zum Fenster und sah nach draußen. Direkt vor dem Fenster war eine große Wiese mit einigen Bäumen darauf. Wie gebannt blickte ich auf die schöne Landschaft vor mir. Wie lang hatte ich das nicht mehr gesehen? Es vergingen etliche Minuten ehe ich den Blick von den Bäumen nehmen konnte.
 

„Es scheint dir wirklich zu gefallen. Wenn du möchtest kannst du gerne etwas zeichnen. Ich hab dir Stifte und ein bisschen Papier geholt.“, sagte er leise und schob beides etwas näher zu mir. Kurz besah ich den Papierstapel und das Zeichenmaterial ehe ich mich hinsetzte. Ich hatte gar nicht gemerkt das Gillean kurz weg war. Zu vernarrt hatte ich nach draußen gesehen. Unsicher warf ich einen Blick zu meinem Gegenüber ehe ich nach einem Stift und einem Stück Papier griff.
 

Die Bäume draußen hatten mir so gut gefallen, dass ich sie unbedingt zeichnen wollte. Ob ich das überhaupt konnte? Das war doch jetzt egal, und deswegen versuchte ich es einfach. Immer wieder sah ich nach draußen um den Baum so genau wie möglich zu zeichnen. Gillean blickte dabei die ganze Zeit zu mir, das sah ich aus dem Augenwinkel. Es freute mich irgendwie das er Interesse an dem zeigte was ich tat. Nach einer ganzen Weile blickte ich auf. Der Raum hatte sich langsam etwas gefüllt, ohne das ich es wirklich gemerkt hatte. Sie waren alle ganz still, so wie ich es war. Also kein Grund zur Sorge.
 

Das Bild, dass ich nun mit Bleistift gezeichnet hatte, wollte ich nun noch anmalen. Doch bei den Stiften vor mir konnte ich einfach nicht den passenden Grün Ton finden. Suchend blickte ich mich im Raum um. Und dann entdeckte ich ihn. Er lag auf dem Tisch bei einem anderen Patienten. Kurz warf ich einen fragenden Blick zu Gillean. Ich wollte wissen ob es ok war wenn ich mir die Farbe holen könnte. Er nickte kurz als Antwort und dann stand ich auf. Unsicher ging ich an ein paar Patienten vorbei ehe ich an besagtem Tisch, mit dem grünen Stift war.
 

Eigentlich hatte man mir beigebracht, erst zu Fragen bevor man sich etwas nahm. Doch sprechen wollte ich nicht. Und schon gar nicht bei Menschen die ich eigentlich nicht kannte. Vorsichtig griff ich nach dem Stift meiner Wahl und wartete was der junge Mann vor mir tat. Er sah mich kurz an und nickte. Also konnte ich den Stift nehmen, dachte ich zumindest.
 

Als ich mich wegdrehte, um mich wieder meinem Bild zu widmen, begann der Junge plötzlich aufzuschreien. Was war denn nun los?? Ich verstand nicht und wich sofort einen großen Schritt weg, den Stift fest umklammert. Der Patient schlag die Arme fest um seinen Körper und lies sich neben dem Tisch auf dem Boden sinken. Er wirkte fast so als hätte er starke Schmerzen. Erneut schrie er auf. Es war ein schriller Schrei, fast wie der eines..Wolfes. Ich hatte Angst und ging noch einige Schritte von ihm weg, ehe ich Gillean hinter mir spürte. Er legte die Hände von hinten um mich und beugte sich zu meinem Ohr.
 

„Shht, ganz ruhig. Alice, du brauchst keine Angst zu haben. Das ist normal bei ihm. Er bekommt gleich ein Beruhigungsmittel und dann geht es ihm besser.“, flüsterte er mir beruhigend ins Ohr während er über meinen Arm strich. Noch immer bebte mein Körper vor Angst. Doch als hätte Gillean es vorausgesagt, kamen auch schon einige Pfleger zu dem Patienten und hielten ihn an den Armen fest. Noch immer schrie er unter Schmerzen auf. Er wand sich und stemmte sich mit aller Kraft gegen die Pfleger die ihn festhielten. In seiner Rage wirkte er fast besessen.
 

Nun verstand ich was Gillean damit meinte, dass sie etwas komisch sein könnten. ‚Etwas‘ war meiner Meinung nach hier etwas untertrieben. Vielleicht würde ich auch mal so enden. Plötzlich packte mich die Angst, eines Tages genau so verstört auf dem Boden zu sitzen. Mein Körper spannte sich an und ich drehte mich schlagartig zu Gillean um. Unsicher suchten meine Augen seinen Blick. Würde er mich verstehen?? Reden konnte ich nicht. Nicht vor den anderen.
 

„Alice hab‘ keine Angst, ich bin bei dir, Liebes. Es wird gleich besser..“, sagte er leise und sah dann zu dem Patienten. Ich konnte nicht sehen was sie mit ihm machten. Doch die Schreie wurden leiser. Also mussten sie ihn weggebracht haben. Mir war noch immer nicht wohl, doch meine Anspannung löste sich langsam. Es dauerte einige Momente ehe ich mich wieder lösen konnte. Als dies wieder möglich war ging ich erneut mit Gillean zu dem Tisch. Er konnte mir meine Frage nicht beantworten. Aber ich musste mir einreden, dass mir so etwas nicht passieren konnte. Nein! Ich war nicht so wie dieser Junge. Ich war normal!
 

Erst jetzt bemerkte ich, dass es draußen regnete. Es war wirklich schön auch wenn der schöne blaue Himmel nun mit grauen Wolken bedeckt war. Die Sonne hatte ich heute noch nicht gesehen. Aber ich hoffte, dass sie sich früher oder später noch zeigen würde. Und selbst wenn nicht. Dieser Tag war eh einer der schönsten-, nein es war der schönste Tag in den ganzen acht Monaten den ich erlebte. Und das alles nur dank Gillean.
 

Nach dem ganzen Tumult widmete ich mich wieder meinem Bild. Ganz langsam, und besonders sorgfältig malte ich jede kleine Stelle so originalgetreu wie möglich an. Es machte mir großen Spaß, denn ich konnte mich endlich etwas ablenken. Fast konnte ich vergessen, dass ich hier wirklich in einer Irrenanstalt saß. Als ich mein Bild endlich fertig gestellt hatte sah ich wieder raus. Plötzlich vernahm ich jedoch ein Geräusch. Eine Melodie. Ganz leise. Sofort sah ich mich um und entdeckte ein altes Radio. Daher kam also die schöne Melodie.
 

Sofort stand ich auf und ging zu dem rostbraunen Sofa. Das kleine Radio stand direkt daneben. So konnte ich die Musik gut hören. Langsam ließ ich mich auf dem Ledersofa nieder. Es quietschte etwas, doch das störte mich nicht. Ich lehnte mich über die Lehne und lauschte der Melodie. Sie erinnerte mich an etwas, doch ich konnte sie nicht zuordnen. Ich verschwendete keine weiteren Gedanken daran und genoss es einfach. Dann spürte ich wie sich jemand zu mir setzte. Es war sicher nur Gillean, denn die Person strich mir wie so oft durch die Haare.
 

„Du hast wirklich schöne Haare..“, sagte mir eine kindliche weibliche Stimme. Blitzschnell öffnete ich meine Augen und sah zu der Person neben mir. Es war nicht Gillean. Dieser saß nämlich immer noch hinten bei dem Tisch. Das Mädchen neben mir machte mir irgendwie Angst. Zwar nahm sie ihre Finger wieder von meinen Haaren doch sie sah etwas komisch aus. Ihre bleiche Haut war mit vielen Narben gezeichnet. Eine dieser Narben zog sich über ihre ganze Wange. Doch auch ihre Arme und Hände waren mit alten leicht rötlichen Striemen überzogen. Was war nur mit diesem Mädchen los?? Wer oder was fügten ihr diese Narben zu? Ihr unschuldiges und fast puppenartiges Gesicht war so schön. Dieses Mädchen wirkte so unscheinbar und ruhig. Ich konnte mir nicht erklären was mit ihr passiert war. Sie war noch sehr jung, oder zumindest sah sie so aus. Aber in einem war ich mir ganz sicher. Dieses Mädchen musste etwas Furchtbares erlebt haben.
 

Ich warf Gillean einen etwas hilflosen Blick zu und hoffte, dass er zu mir kommen würde. In seiner Gegenwart fühlte ich mich einfach besser. Er musste verstanden haben was ich ihm damit sagen wollte, denn er stand auf und ging zu mir.
 

„Du brauchst doch keine Angst haben, Alice. Cathy ist eine ganz Liebe. Du fragst dich vielleicht warum sie so viele Narben hat, oder?? Das ist eine lange Geschichte. Cathy ist schon ziemlich lange, stimmt‘s Kleine.“, begann er leise, und strich den Mädchen neben mir über die Wange. Sie lächelte darauf nur und nickte leicht. „Nun ja sie war erst vier Jahre alt und spielte in ihrem Zimmer. Ihr Vater war ein Säufer und kam gerade nach Hause. Anscheinend spielte sie ihm etwas zu laut, denn er ging wutentbrannt in ihr Zimmer, zerschlug dort die eine Flasche und stach immer wieder auf sie ein. Sie hatte wirklich großes Glück das sie überlebte. Doch der Schock war zu groß. Und so kommt es das sie die Stimme ihres Vaters immer wieder in ihrem Kopf hört.“, erzählte er leise und strich Cathy weiter über die Wange. Diese Geschichte nahm mich wirklich mit. Ich empfand so etwas wie Mitleid mit diesem Mädchen. Es war sicher schrecklich immer wieder die Stimme von dem Mann zu hören, der ihr das antat.
 

Plötzlich kamen einige Pfleger in den Raum und sahen zu Gillean. So wie es aussah, gab es Probleme mit einem anderen Patienten, und Gillean sollte wohl mitkommen um zu helfen. Außer mir und Cathy war niemand mehr in dem Raum. Würde er uns jetzt alleine lassen?? Ich hatte keine Angst, doch ich war unsicher alleine, ohne meinen Pfleger, mit diesem Mädchen zu sein. Erneut warf ich Gillean einen etwas unsicheren Blick zu. Doch er nickte darauf hin nur.
 

„Ich werde mich beeilen, Alice. Du kannst ja solang etwas mit Cathy spielen. Oder vielleicht zeichnet ihr zusammen ein Bild.“, schlug er mit charmantem Lächeln auf den Lippen vor. Als ich dieses Lächeln sah konnte ich ihm fast nicht mehr böse sein das er mich alleine ließ. Ich nickte kurz und sah dann wie er schnell aus dem Raum verschwand. Ich hoffte inständig, dass er nicht allzu lang brauchen würde. Plötzlich packte mich Cathy am Arm und zog mich etwas, so, dass ich gezwungen war aufzustehen. Ich murrte nicht lange und sah sie unsicher an.
 

„Na komm schon, lass uns ein Bild zeichnen..“, sagte sie fröhlich und zog mich mit zum Tisch. Dieses kleine aufgeweckte Mädchen war unheimlich beneidenswert. Wie konnte man so glücklich sein, obwohl man hier eingesperrt war? Zögernd ging ich mit ihr zu dem Tisch an dem ich vorhin mit Gillean saß.

Sofort schnappte sie sich ein Blatt und begann etwas zu zeichnen. Ich sah ihr eine Weile zu. Immer wieder sah sie mich an. Doch dann schweifte mein Blick nach draußen ab. Noch immer regnete es in Strömen. Unwahrscheinlich das die Sonne noch rauskam. Aber es war egal, ich musste es ausnutzen, dass ich hier sein konnte. Und so nahm auch ich mir ein Blatt Papier und zeichnete erneut. Es war nur sinnloses Geschmier, doch mir war einfach danach.
 

Schlagartig ließ ich den Stift los und starrte auf den Tisch. Wieder sah ich einzelne Sequenzen vor meinem inneren Auge ablaufen. Ich konnte sie nicht ordnen. Zu schnell und ungenau rauschten sie an mir vorbei. Es dauerte einige Momente bis ich erkannte was passieren würde.
 

Ruckartig hob ich meinen Blick und suchte das Zimmer nach Cathy ab. Doch bevor ich sie erblickte spürte ich, dass jemand an meinen Haaren zog. Es konnte nur Cathy sein. Das kleine unscheinbare Mädchen das eben noch ganz ruhig vor mir saß und zeichnete. Aber warum?? Was brachte sie dazu. Mein Körper spannte sich an und ich kniff die Augen zusammen. Nur ein leises Wimmern drang aus meiner Kehle.
 

„Warum tust du das?? Lass mich los! Bitte!“, schrie ich ihr immer wieder in Gedanken zu. Doch nicht ein Wort, nicht ein Laut schlich über meine zitternden Lippen. Ich wusste genau was passieren würde wenn nicht jemand zu meiner Hilfe eilte. Wenn Gillean nicht bald dieses Zimmer betreten würde. Ich konnte mich nicht rühren. Die Angst, vor dem was passieren würde, lähmte mich. Ich biss mir fest auf die Lippe und hoffte mit all meiner Kraft das es nicht geschehen würde. Doch plötzlich hörte ich das leise Ratschen einer Schere.
 

Erst eins..dann zwei..und dann eine ganze Strähne meiner geliebten Haare fielen vor mir auf den Boden. Gefolgt von mehreren großen Büscheln. Mein Atem ging ruckartig und hecktisch. Sofort stiegen Tränen in meinen Augen auf. Ich konnte nicht anders und schrie auf. Ein lauter schriller Schrei der durch das ganze Zimmer hallte. Das konnte nicht wirklich passiert sein. Nein! Verzweifelt schlang ich die Arm um meinen Körper und krallte meine eigenen Finger in die Arme.
 

Ich musste aufwachen aus diesem schrecklichen Traum. Es konnte einfach nicht wahr sein. Nicht das! Meine geliebten Haare, das einzige was ich hier noch hatte. Einfach abgeschnitten? Von einer Irren? Niemals! Es musste ein Traum sein.

Ich war so geschockt, dass ich nicht einmal merkte wie mir die Tränen, wie Sturzbäche, von den Wangen flossen. Immer wieder schluchzte ich laut auf. Wie in Trance hörte ich wie die Schere, das Tatobjekt, neben mir auf den Boden fiel. Ich beachtete es nicht. Alleine zu sehen wie meine langen schwarzen Haare vor mir auf dem Boden lagen riss mir ein großes Loch in die Brust. Warum tat man mir das an? Was hatte ich falsch gemacht? Ich konnte es mir nicht erklären.
 

Das Erlebte ließ mich nicht klar denken. Immer wieder versuchte ich mir einzureden, dass das alles nicht passierte. Ich kniff meine Augen zusammen und hoffte, dass der stechende Schmerz in meiner Brust endlich aufhörte. Noch immer umschlangen meine Arme meinen zierlichen Körper. Meine Fingernägel krallten sich tief in meine Haut, bis es schmerzte. Doch nichts übertraf den Schmerz den mir die Tatsache, dass meine Haare nun vor mir auf dem Boden lagen, bereitete. Ich merkte nicht, dass nun auch die anderen Pfleger wieder in das Zimmer kamen. Sie hatten meinen Schrei sicherlich gehört und eilten nun, da es eigentlich eh schon zu spät war, zur Hilfe. Auch Gillean war unter ihnen. Sofort spürte ich seine kalten starken Arme um meine Taille. Er zog mich nach oben doch ich wollte das nicht. Ich wollte einfach nur meine Ruhe, meine Zeit mich mit dem Gedanken abzufinden nun meine lange Haarpracht verloren zu haben. Ich löste den Griff um meinem Körper und versuchte Gillean wegzuschubsen. Mich von ihm zu befreien.
 

Warum war er nicht früher da? Warum hatte er mich mit dieser Irren alleine gelassen? Ich war plötzlich so sauer auf ihn das ich es mir selbst nicht erklären konnte. Wie wild schlug ich auch ihn ein. Doch es schien ihn nicht zu stören. Meine Hände schmerzten. Es fühlte ich an als schlug ich auf einen Stein.
 

„Alice beruhig dich bitte! Ich tu dir nichts!“, sagte er etwas lauter damit ich ihn in meiner Rage auch hörte. Doch ich nahm ihn gar nicht richtig war. Noch immer schlug ich auf seine steinharte Brust ein. Die anderen Pfleger griffen ein und zogen mich von ihm weg. Einer an jedem Arm. Mit letzter Kraft stemmte ich mich gegen sie. Aber es brachte alles nichts. Sie waren einfach zu stark. Durch meine verweinten Augen erblickte ich noch einen dritten Mann. Dieser hatte etwas Weißes in seiner Hand. Es war wie ein Déjà-vu. Genau wie damals, als sie mich von meinem Zuhause abholten. Erneut spürte ich einen kleinen Stich an meinem Arm. Es war genau wie früher. Immer wieder schrie ich laut auf und versuchte mich gegen die Männer zu wehren. Warum half mir denn Niemand? Nicht einmal Gillean. Er stand einfach nur da und betrachtete was die anderen Pfleger taten.
 

Wieder griffen sie nach meinen Armen und steckten sie ohne Rücksicht in die Jacke. Sie verschränkten meine Arme vor der Brust und banden die Jacke auf dem Rücken zusammen, so, dass ich mich nicht mehr rühren konnte. Noch immer liefen mir die Tränen über die Wange. Ich war am Ende meiner Kräfte, und zu dem begann nun auch noch die Spritze zu wirken. Ich wurde immer schwächer und schwächer. Noch nicht einmal wehren konnte ich mich jetzt. Ich spürte wie sie mich nach draußen brachen. Wieder durch die weißen Flure. Etwa in mein Zimmer? Nein! Es war ein anderer Weg den sie mich entlang führten. Zumindest hatte ich das Gefühl.
 

Einer der starken Männer öffnete die große schwere Tür und hielt sie den beiden Pflegern, die mich noch immer fest im Griff hatten, auf. Unsanft wurde ich auf dem Boden abgelegt. Doch dieser fühlte sich an als wäre er ein großes Bett. Fast wie eine Matratze. Erschöpft wie ich war wollte ich mich an die Wand lehnen. Doch es war keine normale Wand. Und erst jetzt verstand ich wo sie mich hingebracht hatten. In eine Gummizelle….



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

Kommentar schreiben
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Von:  jennalynn
2011-08-02T19:02:16+00:00 02.08.2011 21:02
Du schreibst echt klasse.
Arme Alice, das ist wirklich schrecklich die schönen Haare.
LG
Von: abgemeldet
2009-06-12T00:23:28+00:00 12.06.2009 02:23
ich mags wie du schreibst.
ich les des wirklich gerne :)
schreib bitte bald weiter x3
ich bin schon ganze gespannt wie's weiter geht >.<

lg milli
Von:  XxYamiYachixX
2009-04-30T16:15:44+00:00 30.04.2009 18:15
ja schon scheiße wenn man auf richtige Psycho´s trifft xD
oh süß sie malt bildchen x)) HAARE ZIEHEN IST GEMEIN xD

interessanter Kapitel, schreib bütte weiter
dann kann ich weiter lesen xD
bis dann
dat Yachiii~♥

Von:  CassiopeiaBlack
2009-04-29T15:26:55+00:00 29.04.2009 17:26
Oh mein Gott, dass ist so schön.
Ich bin zu Tränne gerüht.
Mach bitte weiter!
Von:  Nando
2009-04-29T13:32:32+00:00 29.04.2009 15:32
Whahaha
mein kapi *.*
Haaaaaaaareeeeee~ ab
ich mag Cathy
*rofl*
gummi zelle
whuiiii~
weiter xD
Von:  Jaden_Girl
2009-04-29T13:11:42+00:00 29.04.2009 15:11
cooles kapi
aber das mit Alice Haaren tut mir leid ich fande die auch immer so toll
dein ff ist so cool *freu+
ICH HOFFE ES GEHT SCHNELL WEITER
jaden


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