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Teratology

von

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-the pale blue brick road-

Als ich zu Bewusstsein kam spürte ich einen Druck im Rücken. Ich lehnte also gegen irgendetwas, das ich nach kurzer Zeit als Baum ausmachen konnte, weil die raune Rinde durch den Stoff meines ohnehin vom Kampf schon verfetzten Oberteil stach. Jemand musste mich also hierhin getragen haben. Bei diesem „Jemand“ fiel mir auch sofort eine Person ein, doch der Gedanke war absolut lächerlich und verschwand so plötzlich wie er gekommen war. Itachi würde mir nie helfen. Obwohl… hatte er es nicht schon getan? Bei diesem Kampf? Natürlich hatte er das. In meinem Kopf hämmerte es und ich musste mit einer Flut von Empfindungen kämpfen. Ja, da war zunächst die Verwirrung, weshalb er mich nicht hatte sterben lassen, der Hass auf den Mörder meiner Familie war auch immer noch da und da war diese seltsame Dankbarkeit, keine Dankbarkeit für die Rettung meines Lebens, sondern eine Dankbarkeit vermischt mit Hoffung, dass ich es in Itachis Augen wohl doch wert war, leben zu dürfen. dass ich vielleicht doch wichtiger für ihn war als nur der lästige Rächer eines toten Clans, als ein Stück Dreck.
 

Ich öffnete vorsichtig die Augen. Zuerst nahm ich nur verschwommen war und ein Schwindelgefühl breitete sich in meinem Kopf aus und verschleierte so meine Sicht. Als sich mein Blick wieder etwas klärte, nahm ich zuerst nur verzerrte Konturen war. Das Schlachtfeld, Staub, tote Körper, Blut, Ödnis... etwas Schwarzes mit roten Symbolen tauchte in meinem Blickfeld auf. Also war Itachi immer noch hier. Diese Erkenntnis half nicht gerade meine ohnehin schon durcheinander gewirbelten Gedanken zu ordnen.
 

Itachi beuge sich zu mir hinunter und sein vertrauter Geruch streifte meine Nase. Der Geruch von Nachtschatten, feuchter Erde, sanfter Eleganz und einem melancholischen Hauch von Vergangenheit…
 

Dunkle, kalte Augen musterten mich und Itachis emotionsloses Gesicht war meinem nun so verdammt nah, dass ich seinen Atem auf meiner blassen Haut spüren konnte. Wären meine Gedanken aufgrund des Aufwachens und des daraus resultierenden Schwindelgefühls nicht immer noch so vernebelt gewesen, wäre ich wohl alarmiert aufgesprungen. Diese ganze Situation war einfach nur skurril. Es kam mir alles so unwirklich vor und durch den Dunstschleier zwischen Wachen und Schaf konnte ich nicht anders tun als in Itachis Augen zu starren… und Itachis Augen starrten zurück.
 

Das erste Mal seit Jahren, nein, seit Ewigkeiten sah er mich wirklich an, sah nicht durch mich hindurch mit seinem gefühlskalten, leeren Blick. Ich konnte nicht genau sagen, wieso oder was es war, aber ein längst vergessenes Gefühl tauchte wieder in mir auf. Es war ein vertrautes Gefühl, doch ich hatte es schon so lange nicht mehr gespürt, dass ich es nicht mehr zu benennen wusste.
 

Der gefühlskalte Killer war auf einmal meilenweit weg. Vor mir saß nur noch Itachi. Und plötzlich war er wieder für einen Augenblick lang mein Nii-San, mein Prinz aus dem Kindermärchen, den ich so lange gesucht hatte. Da war nur noch dieses eine Gefühl und ich wusste für einen Moment lang nicht mehr, wo ich mich befand. Kinderlachen in einem gepflegten, japanischen Herrenhaus drang an meine Ohren und fast glaubte ich ein Tippen an meiner Stirn zu spüren. Die Schmerzen der letzten Jahre schoben sich in den letzten Winkel meines Bewusstseins und mein Herz gab mir eine einfache Antwort auf die Frage nach dem Gefühl, welches ich nicht benennen konnte:
 

Geborgenheit war alles, was ich in diesem Moment noch wahrnahm.
 


 

Dann war Itachi verschwunden. Und zurück ließ er nur Verwirrung und einen zärtlichen Schmerz in meiner Brust.
 

Am Boden hockend dort wo Itachi mich zurück gelassen hatte und immer noch geschwächt vom Kampf, dachte ich über das Geschehene nach, versuchte eine Sinnhaftigkeit darin zu erkennen.

Ich wusste nicht, was das alles bedeutete, wusste weder warum er mich gerettet hatte - was aber eigentlich schon fast nebensächlich war-, noch warum er dieses Gefühl in mir ausgelöst hatte - was mich im Moment mehr beschäftigte als ersteres.

Denn dieses Gefühl, das ich seit Itachis Verschwinden immer heftiger in mir wahrnahm, pochte unaufhörlich in unregelmäßigen Interwallen gegen meinen Brustkorb und jedes Mal, wenn es sich zurück zog und dann erneut auf mich niederprasselte, war es stärker als zuvor. Es schmerzte und es fühle sich gleichzeitig so wichtig an, dass ich Angst hatte es würde irgendwie verschwinden.
 

Völlig neben mir stehend und meine Umgebung ausblendend, versuchte ich meine Emotionen irgendwie wieder in geregelte Bahnen zu führen, auch wenn mir das nicht recht gelingen wollte. Itachi war böse! Daran bestand keinen Zweifel. Er war wie der todbringende Gott Thanatos, verhasst von den Göttern und dazu bestimmt unzählige Leichenberge aufzutürmen. Lebend zwischen Tag und Nacht im Zwielicht verharrend… Ich konnte nicht glauben, dass der Mann, der mir so verhasst war, der Mann, der in mein naives, weltfremdes Idyll eines verspielten Kindertraumes eine klaffende Wunde riss, der Mann, der von einem prächtigen, strahlendem Engel zu jenem bestialischen Todesgott mutiert war, dass dieser Mann mich gerade davor bewahrt hatte einen raschen Tod zu finden. Was wollte er damit bezwecken? Konnte er es nicht ertragen, dass ihm wohlmöglich jemand anderes zuvorkam und seinen kleinen, lästigen Bruder tötete? Wollte er mich mit eigenen, blutigen Händen umbringen wie unsere Eltern? Warum hatte er das dann nicht schon vor Jahren getan? Ich wäre lieber als ein Mitglied der großen Uchiha-Familie gestorben, als einsam als verbitterter Rächer mit gebrandmarkter, lebloser Psyche.
 

Der Himmel färbte sich langsam in ein zartes korallfarben durch zogen von blassblauen, feinen Linien, doch ich hing immer noch meinen Gedanken nach, angelehnt an den festen Stamm des Ahorns und blendete jegliches Zeitgefühl einfach aus.

Mein Kopf war zum Bersten voll mit verworrenen, unzusammenhängenden Gedanken und Eindrücken, die keinen Sinn ergaben. Ich verstand Itachi einfach nicht. Nicht dass ich das nicht schon vor einer Ewigkeit qualvoll begriffen hatte… Itachis Beweggründe waren mir schon immer ein Rätsel gewesen, welches ich nicht ergründen konnte. Aber so maßlos verwirrt war ich selten nach einer Zusammenkunft mit meinem Bruder. Weniger von seinen Handlungen als viel mehr von meinen Gefühlen… denn da war immer noch dieser pulsierende, pochende Schmerz in meiner Brust. Und es war ausgerechnet Itachi, der meine Seele in die Tiefen des Hades gestoßen hatte, der es schaffte diese Empfindung in mir zu wecken, die mich fast um den Verstand brachte. Seit er verschwunden war, war sie einfach da. Diese unbeschreibliche Sehnsucht. Ob nach Itachi oder einfach nach dem wunderbaren Gefühl der Geborgenheit, konnte ich nicht sagen…
 

Und ich wollte auch nicht wirklich darüber nachdenken, hatte zu viel Angst, es könnte meinen Plan gefährden, welchen ich schon so lange mit mir herum trug, das er das einzige war, was mein Leben noch ausfüllte und ihm einen Sinn gab. Den Plan, endlich Vergeltung üben zu können, an einem Verbrecher, einem Mörder und einem einst so liebevollen Bruder.
 

Ich stand von dem sandigen Erdboden und fasste einen Entschluss. Ich durfte mich nicht von meinen Emotionen leiten lassen, ganz egal, was Itachi mit mir anstellte und was mein Herz mir vorspielte, ich würde es ignorieren, würde so tun, als ob es nicht existent war, als wäre alles nur ein geheuchelte Einbildung meines alleingelassenen Selbst, welches sich nach ein wenig Zuneigung und Wärme sehnte.
 

Es war das Beste, der einzige Ausweg aus dem Dilemma zwischen Ratio und Emotio, die einzige Möglichkeit, die ich hatte, um zu verhindern, dass die Leere des inhaltslosen Vegetierens mich um den Verstand brachte.
 

Ich dürfte mein Ziel nicht aus den Augen verlieren. Das war das einzige, was zählte, was richtig war.

Doch im Grunde war es so lächerlich, mich verbissen daran zu klammern, ein Vorhaben zu verwirklich, dessen Zweck in dem Moment seinen Sinn verloren hatte, als Itachi für mich wieder einen Moment lang nichts anderes als mein Bruder war. Wem machte ich also eigentlich etwas vor…? Itachi zu töten war nicht länger das, was ich mir am meisten wünschte. Da war nur noch eine tiefe Schlucht in meinem Innern die sich langsam mit dem Wasser der Verzweiflung und der Verwirrung füllte…
 

Nein, so dürfte ich nicht denken. Es war Verrat am Clan, an meinen Freunden, die ich nur wegen Itachi verraten hatte, und Verrat an mir selbst. Hatte ich mein Dasein als Mensch aufgegeben und die Rache zu meiner einzigen Bestimmung gemacht, nur um jetzt fest zu stellen, dass ich meiner Pflicht nicht nachkommen konnte? Das dürfte nicht sein, das war Verleumdung meiner selbst.
 

Mich langsam vorwärts über das lange verlassene Schlachtfeld schleppend und in den mittlerweile sternenklaren Nachthimmel starrend, wiederholte ich in Gedanken immer wieder wie ein Mantra die selben Worte.

Ich musste ihn töten, ich wollte ihn töten, mit meinen eigenen Händen, Itachi muss sterben…
 

Vielleicht glaubte ich es ja irgendwann selbst, wenn ich es mir nur oft genug vorsagte…



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2009-07-26T01:52:05+00:00 26.07.2009 03:52
*auf die Knie werf*
Oh Heil sei dir, du Göttin der FanFic-Schreiber! *Boden zu deinen Füßen küss*

Nein, im Ernst. Du schreibst genial.
"Der Geruch von Nachtschatten, feuchter Erde, sanfter Eleganz und einem melancholischen Hauch von Vergangenheit…"
Dieser Satz ist so PERFEKT! Du benützt unglaublich kreative, passende Metaphern. Allerdings nicht so übertrieben viele, dass das Ganze überladen und verkitscht wirkt, sondern gerade genug, um eine tolle Atmosphäre zu schaffen.
Außerdem gefällt mir die Darstellung von Sasukes Charakter. Ich mag es, wenn er eher nachdenklich und etwas philosophisch als einfach nur gefühlslos und kalt dargestellt wird.
Schon allein dieser bittersüße Sarkasmus am Anfang der FF ... "Ich hatte nie damit gerechnet, dass ich eines Morgens aufwachen und sich alles zum Guten wenden würde und ein namenloser Schriftsteller irgendwo in einem alten, verstaubten Büro, den letzten Satz seines Romans mit den Worten: „Und Sasuke lebte glücklich und zufrieden bis an sein Lebensende“ beenden würde." Herrlich!
Seine Gedanken in Bezug auf seinen Verrat gegenüber Konoha, seinen Freunden und sich selbst ... das Widerstreben, sein Bild von Itachi als herzloses Monster aufzugeben ... das ist so SASUKE. Unglaublich!

Du tätest mir einen riesigen Gefallen, wenn du weiterschreiben würdest. So eine wunderschöne FF kann man doch nicht abbrechen! Also bitte, bitte, bitte ... *Chibiblick aufsetz*
Oder WENN du sie abbrichst, dann markiere sie dementscprechend - ich mche mir sonst nur unnötig Hoffnungen ...

LG,
Wischmopp
Von:  ArgoN
2009-05-19T12:10:18+00:00 19.05.2009 14:10
"Itachi beuge sich zu mir hinunter und sein vertrauter Geruch streifte meine Nase. Der Geruch von Nachtschatten, feuchter Erde, sanfter Eleganz und einem melancholischen Hauch von Vergangenheit…"

dieser satz ist perfekt! *___* ich vergöttere ihn unendlich!! ich will ihn haben! meins, meins!!!! *KLAUS* *AKLAMMER* mein schaaaatz! ich beschütze ihn vor ritas putzkolonne!!!!! °A°
*kraischend mit satz im kreis rumrenns*
♥♥ er ist wie herr stab, herr königstein und da dönermann zusammen!! *q*
*anluv*

ach sasu, dein itachi-nii-san hat dich doch lieb! :3
und er will dich annutzen! |D *bohaha*
*yaoi-schild hochhalts* gay =3
~♥
oh mann, bei der stelle mit dem korallfarbenen himmel haste doch bestimmt ball die krise kritt! xD ich sga nur esmes insel :D
*patta*
und nein, sasu, du willst ihn net umbringen! xD dann bleibt der treuen leserschaft wundervollstes yaoi verwehrt und das willst du doch net! ^3^
*flausch*
*KRAIIISCH* °A° schreib weitaaaa! *brüll*
ich will mehr gay lesen! |D
*anliebs*


dein deinen schreibstil in höchstem maße vergötterndes uke!
=°w°= mau <-- jule's cat Sabi x3
~♥

PS: つきよみ ♥ イたち x さすケ
*bohahaha* >P
Von:  Takui
2009-04-22T13:36:41+00:00 22.04.2009 15:36
Wieso haut der einfach ab? O _ O
Verdammt! na, aber immerhin hat er ihn vorm Tod beschützt, braver Ita. XD
In dem Zustand in dem sasu jetzt ist würde ich an seiner stelle aber zunächst mal die Wunden versorgen lassen und Ita erst dann wieder hinterherjagen. er scheint ja ziemlich was abgekriegt zu haben.
L.G.
Takui


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