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The Devil Within

Kampf der Teufel
von

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Prolog

So....^^, hier ist der Prolog und ich hoffe, er macht Appetit auf mehr XDXDXD...
 

Viel Spaß beim Lesen XD
 

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Schweigend starrte er auf das Papier in seiner Hand. Endlich einmal, nach etlichen Tagen, war das die einzige Nachricht, die seine Laune wieder etwas aufhellte. Sofern sie stimmte. Fast vollkommen regungslos, begann er den Brief noch einmal zu lesen, nur um sicher zugehen, dass er sich nicht täuschte.
 

Sehr geehrter Freund,

Ich darf Ihnen die erfreuliche Mitteilungen machen, dass ich Jin Kazama, Herrscher der Mishima Zaibatsu, in meiner Gewalt habe und bereit bin, ihn gegen das Kopfgeld auszuliefern.

Wenn Sie nun Interesse hegen, dann kommen Sie bitte allein, ich wiederhole, allein, zu der, auf der beiliegenden Karte, markierten Insel und wir können das Geschäftliche besprechen.

Da es auch in Ihrem Interesse ist, muss ich wohl kaum betonen, dass es sich um ein geheimes Treffen handelt und somit absolutes Stillschweigen erforderlich ist.
 

Ich freue mich auf Ihre Ankunft in zwei Tagen,
 

Gezeichnet,
 

Ein Freund
 

Er entnahm dem Umschlag die Karte und betrachtete die rot markierte Stelle darauf. Diese Insel war anscheinend nicht weit von hier entfernt, auch wenn sie ihm dennoch unbekannt war. Plötzlich drang ein beißender Geruch in seine Nase und er schaute auf. Eine leichte Rauchsäule kam aus dem Brief, die größer wurde und auf einmal fing das Papier Feuer. Schnell nahm er eine noch unversehrte Ecke und warf den brennenden Fetzen auf den Boden. Ascheflocken flogen durch die Luft. Da wollte anscheinend jemand ganz sicher gehen und Misstrauen regte sich in ihm. Was wenn dieses Treffen eine Falle war? Was, wenn der Brief von Jin Kazama selber stammte?
 

Er ballte seine Hände zu Fäusten und eine Zornesfalte legte sich über seine Stirn. Dieser Kazama machte nichts als Ärger, aber dennoch würde er ihn zerquetschen, koste es was es wolle. Auch, wenn er vielleicht in eine Falle tappen würde, er würde keine Möglichkeit außer Acht lassen, diesen Wurm endgültig zu vernichten. Ein böses Lächeln schlich sich auf seine Lippen und sein linkes Auge funkelte voller Hass. Schließlich war er Kazuya Mishima und er würde jeden, der sich ihm in den Weg stellte, vernichten.

Böses Erwachen

^^So hier ist das erste Kapitel *tadaaa*...

Viel Spaß beim Lesen ;)

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Dunkelheit umfing ihn, wie ein dichtes Spinnennetz, das sich mehr und mehr um ihn legte und kein Entrinnen zuließ. Doch zu der Schwärze vor seinen Augen gesellte sich etwas anderes. Etwas sehr Schmerzhaftes. Ein unangenehmes Klopfen hämmerte, wie ein Schmied auf seinen Amboss, in seinem Kopf und er stöhnte leise. Was war geschehen? Seine Erinnerungen kamen ihm irgendwie vernebelt vor und das Bild vor seinen Augen war verschwommen. Wenn doch diese verfluchte Dunkelheit nicht wäre. Und dann dieser Schmerz. Wie nach einem Sturz aus großer Höhe. Sturz…Das war es!
 

Plötzlich klärte sich das Bild vor seinen Augen, wie von selbst und er schreckte hoch. Die Schwärze wich einem Dämmerlicht, das aus einem Mix von dunkelrot und hellblau vor ihm flimmerte. Kleine helle Punkte tanzten vor seinen Augen und seine rechte Hand fuhr zu seiner Stirn. Dieser Schmerz, der Sturz. Alles ergab auf einmal einen Sinn. Plötzlich schoss ein Name durch ihn wie ein Blitz. Kazuya Mishima!
 

Dieser Mann...sein Vater. Er war auch hier, aber wo waren sie überhaupt?

„Na Kazama? Endlich wach?“, tönte es auf einmal neben ihm und riss ihn aus seinen Gedanken. Wie wurde er gerade genannt? Kazama? Ja er war ein Kazama, kein Mishima und darauf war er stolz. Er war Jin Kazama, mittlerweile Herrscher der Mishima Zaibatsu und er hasste nichts mehr als einen Mishima. Langsam stand er auf. Seine Beine fühlten sich wacklig an, doch nach und nach kehrte die Kraft in seine Glieder zurück. In seinem Mund lag ein staubiger, trockener Geschmack, gemischt mit etwas Bitterem. Anscheinend hatte er sich den Kopf gestoßen, denn dass würde das schmerzhafte Pochen in seiner Schläfe erklären, die noch mit einer getrockneten Blutspur überzogen war.
 

Jin schaute sich um. Niemand zu sehen, obwohl sich seine Augen langsam an dieses seltsame Dämmerlicht gewöhnten. Hier hatte doch gerade jemand gesprochen. „Wer ist da und wo bist du? Zeig dich!“, krächzte Jin mehr als gesprochen. „Dreh dich um, du Bastard. Jetzt wirst du dafür bezahlen mich in diese Falle gelockt zu haben“. Jin fuhr herum. Aus den Schatten funkelte ihm ein rotes Auge entgegen und Zorn stieg in ihm auf. „Kazuya“, zischte Jin hasserfüllt und sein Köper spannte sich. Er war zwar noch unsicher auf den Beinen, aber er würde diesen Mann zur Strecke bringen. Koste was es wolle. Aus der Dunkelheit löste sich ein Schatten und Kazuya Mishima trat hervor, ein arrogantes Lächeln auf seinem Gesicht. Sein sonst schneeweißer Anzug war vollkommen verdreckt und verstaubt und mit einigen Löchern versehen.
 

„Anscheinend hat ihm dieser Sturz genauso gut getan, wie mir“, schoss es Jin durch den Kopf, da er feststellen musste, dass sein schwarzer Anzug nicht besser aussah. „Jetzt wirst du endgültig sterben, Kazama“. „Ach ja? Ich glaube nicht“. Jin hob die Fäuste, als sich plötzlich eine weitere Stimme hinzugesellte. „Ihr Narren! Ihr werdet beide vernichtet“. „Was? Wer ist da?“ Kazuya fuhr herum. Sein linkes Auge glühte förmlich. Auch Jin folgte Kazuyas Blicken und seltsames Gefühl durchfuhr ihn. Diese…Energie kam ihm vertraut vor. „Zeig dich!“, rief Kazuya heiser. Dieser Sturz hatte auch bei ihm Spuren hinterlassen, denn aus seinem rechten Mundwinkel floss ein dünner Blutschwall, der auf seinen Anzug tropfte. Plötzlich sprang jemand aus der Dunkelheit auf sie zu. Die beiden wichen zurück, als die Gestalt mit einem lauten Krachen vor ihnen landete.
 

„Heihachi? Was machst du denn hier?“, entfuhr es Jin erstaunt, doch er hatte sich sofort wieder im Griff. „Alter Mann. Dann haben wir dir das hier also zu verdanken“, zischte Kazuya voller Hass. „Hahaha! Ihr Ratten! Jetzt werdet ihr dafür bezahlen mich verraten zu haben“, rief Heihachi zornerfüllt, „Und ich werde endlich meine Mishima Zaibatsu wieder bekommen“. Mit diesen Worten stürzte er sich auf Jin, der nur mit Mühe seinen Stand halten konnte, als der alte Mann auf ihn traf. Mit einem Ausfallschritt wich er einem Bein aus und setzte zum Gegenangriff über. Doch Heihachi blockte seinen Fauststoß und verpasste ihm einen Schlag in die Magengrube. Jin krümmte sich zusammen. Mit unglaublicher Geschwindigkeit drehte sich Heihachi einmal um die eigene Achse und setzte mit einem Tritt nach, der Jin gegen die Felswand schleuderte. Ein schmerzhaftes Stöhnen entfuhr ihm und für einen Augenblick blieb er benommen liegen. „Und jetzt zu dir, Kazuya“, brüllte Heihachi. Mit der Wut eines Berserkers sprang er mit einem gedrehten Tritt auf den noch völlig perplexen Kazuya zu, der nur mit Mühe ausweichen konnte. Doch die Überraschung währte nicht lange. „Das wollen wir doch mal sehen, alter Mann“, und er fegte Heihachi gekonnt die Beine weg, sodass dieser seinen Stand verlor. Kazuya setzte nach. Seine linke Faust traf Heihachi noch im Fall. Dieser brüllte laut auf, rollte sich ab und war sofort wieder auf den Beinen.
 

So auch Jin. „Na warte, Mishima. Wie kannst du uns nur so in die Falle locken?“. Er deckte Heihachi mit einem Schlaghagel ein, sodass dieser gezwungen war zu blocken. Die entstandene Lücke nutzte Jin für einen Rechtskick Richtung Kopf, der auch traf. Heihachi ging schwer atmend zu Boden. Jin wollte gerade nachsetzen, als ihn etwas schmerzhaft am Hinterkopf traf. Er taumelte. „Glaub ja nicht, dass du davonkommst, Kazama“. „Dieser elende Bastard von Kazuya“, fuhr es Jin durch den Kopf. Mit einem Ruck fuhr er herum und blockte einen erneuten Angriff. Schnell schoss sein Ellebogen hervor, doch er traf ins Leere. Kazuya hatte sich geduckt und verpasste Jin nun den so genannten „Dragon Uppercut“. Jin flog einige Meter durch die Luft und blieb benommen liegen. Ein böses Grinsen zierte Kazuyas Gesicht. Langsam schritt er auf Heihachi zu, der sich mühte wieder aufzustehen und Kazuya verpasste ihm einen Tritt in die Seite, sodass er wieder zu Boden ging. „Alter Mann. Du warst das also, der diesen Brief geschrieben hat, hä? Antworte! Du hast mich und diesen Bastard dort drüben hierhin gelockt“. Er trat noch einmal zu und Heihachi stöhnte auf. „Was…was für ein Brief?“, brachte er mühsam hervor. „Spiel nicht den Unschuldigen“, schrie Kazuya wütend, „Du hast uns diese Falle gestellt. Du wolltest mir weismachen, dass du diesen Haufen Elend von Kazama gefangen genommen hast und mir ausliefern wolltest. Aber das war nur Lüge“. Er wollte gerade wieder zutreten, als er plötzlich zurückgehalten wurde. „Halt!“ Jin war wieder zu sich gekommen. Seine Schläfe pochte unaufhörlich, doch mit einem Mal wusste er dass hier etwas nicht stimmte. „Wie kannst du es wagen…?“ „Warte. Ich glaube nicht, dass er hier uns hierhin gelockt hat. Ich habe auch einen Brief erhalten, wo drin stand, dass du gefangen genommen worden bist und dass ich hier auf diese Insel kommen sollte“. „Und? Er wollte uns beide auslöschen“. Kazuya verschränkte die Arme vor der Brust und starrte Jin verachtend an. Einen Augenblick lang knisterte die Luft förmlich vor Spannung. Beide musterten sich hasserfüllt.
 

Heihachi unterbrach die beiden, indem er sich langsam aufrichtete. „Was redet ihr Narren die ganze Zeit von irgendwelchen Briefen? Ich bin auf diese Insel gekommen, um zu trainieren und um…mir einen Plan auszudenken, wie ich die Mishima Zaibatsu wiederbekomme“. „Aha! Dann warst du es also doch“, knurrte Kazuya. „Langsam. Ich sagte, um mir einen Plan auszudenken. Nicht, dass ich schon einen habe“. „Pah! Wer es glaubt…“. „Auch, wenn ich es bereue, dass zu sagen, aber: Ich glaube ihm“, sagte Jin leise und bedachte Heihachi, seinen Großvater, mit einem seltsamen Blick. Kazuya schüttelte nur den Kopf. „Du Narr. Dieser Bastard ist gerissen. Er muss es gewesen sein“. „Nein! Erinnerst du dich nicht? Da war noch jemand, bevor wir in diese Höhle gestürzt sind. Jemand, der uns aus dem Weg räumen wollte“.
 

Zur gleichen Zeit auf einem Schiff vor der Küste Japan. „Mr. Burden, Sir. Ist alles nach Plan verlaufen?“ „Ja! Lasst die Operation X beginnen.“ „Jawohl, Sir!“

Eine seltsame Höhle

^^So es geht weiter und ich hoffe, für Spannung und Action ist genug gesorgt XD

Viel Spaß

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Heihachi hasste nicht viel in seinem Leben. Im Gegenteil er wurde gehasst und das war für ihn in Ordnung. Denn Hass machte blind und was war besser, als blinde Feinde, die man leicht auslöschen konnte? So hatte er es schon immer gemacht. Jeder, der sich ihm in den Weg stellte, wurde vernichtet, denn nur so konnte er stärker werden und nur so würde er eines Tages die Welt beherrschen. So, wie er es geplant hatte, seit er Kopf der Mishima Zaibatsu geworden war. Nein, er hasste nicht viel in seinem Leben, aber dennoch gab es im Moment eine Situation, die ihm zutiefst zuwider war. Und zwar zusammen mit seinen Erzfeinden in einer Höhle fest zu sitzen, die allem Anschein nach kein Ausgang hatte. Nein, wenn es gab, dass er hasste, dann waren es jene Erzfeinde: Sein Sohn und sein Enkel. Diese…zwei Ratten, die ihn schon mehr, als einmal verraten hatten. Wieso musste er ausgerechnet mit ihnen hier festsitzen? War es Schicksal oder Zufall gewesen, dass sie hier zusammengeführt hatte? Heihachi schüttelte leicht Kopf. Es hätte alles so leicht laufen können. Er hätte hier auf dieser Insel trainiert und meditiert, seinen Körper weiter gestählt und seinen Geist gefestigt. Dann wäre er in Mishima Zaibatsu eingedrungen und hätte die Kontrolle wieder an sich gerissen. Aber nein. Er befand sich auf einmal in einer unbekannten Höhle mit seinen Feinden und er wusste nicht, wie er hier hingekommen war.
 

Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Ein verachtender Blick traf ihn und Kazuya, sein Sohn, knurrte leise: „Was? Sag das noch mal, Kazama. Dieser alte Hund soll nicht daran schuld sein, dass wir hier gelandet sind? Das kann nicht sein“. „Wenn ich es doch sage. Da war noch jemand, bevor wir hier rein gestürzt sind“. Jin verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. „Glaub mir oder glaub mir nicht. Ich bin mir auf jeden Fall sicher, dass uns jemand anderes diese Falle gestellt hat. Und damit meine ich nicht diesen alten Mann hier“. „Seid nicht so unverschämt, ihr Ratten. Sonst setzt es was“, sagte Heihachi bedrohlich und fixierte die zwei. „Ich habe keine Ahnung, wieso wir hier sind und ich habe mit dieser Sache hier nichts zu tun, aber ich weiß eins: Wenn ich hier wieder draußen bin, dann werdet ihr beide dafür bezahlen, dass schwöre ich“. „Pff! Du willst mir drohen? Komm wieder auf den Boden der Tatsache zurück. Du hast alles verloren. Du stehst hier mit nichts“. Ein fieses Grinsen schlich sich auf Kazuyas Gesicht und ein höhnischer Blick traf Heihachi, dessen Miene sich verfinsterte. „Wie kannst du so etwas sagen? Das wirst du büßen“. „Dann komm doch“. Die Spannung war schier greifbar, doch Jin ging plötzlich dazwischen. „Hört auf. Merkt ihr das nicht? Wir sind hier nicht alleine.“ „Halt dich da raus, Kazama. Wenn ich mit dem alten Sack hier fertig bin, bist du der Nächste“, schrie Kazuya und schubste Jin unsanft zur Seite. Dieser schwankte kurz, behielt aber dennoch seinen Stand.
 

„Hör auf, Kazuya. Der Junge hat Recht. Hier ist etwas“. Heihachi hatte sich von ihm abgewandt und blickte nun forschend herum. Die Höhle, in der sie sich befanden, war nicht sonderlich groß. Die Stelle an der sie sich befanden, war in ein seltsames Licht getaucht, das merkwürdiger Weise von den Wänden abgesondert wurde, die an einigen Stellen unnatürlich glatt wirkten. Heihachi schaute nach oben. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sich über ihnen überhaupt kein Loch befand, durch das sie hätten fallen können. Er runzelte die Stirn. Wie waren sie dann hier nach unten gelangt? Sie waren eindeutig gefallen, dass spürte er in seinem schmerzenden Rücken. Aber dennoch, über ihnen war es schwarz. Er blickte kurz zu Jin. Dieser war seinem Blick gefolgt und zuckte nur mit den Schultern. Anscheinend hatte er ebenfalls keine Ahnung, was hier vor sich ging.
 

Plötzlich drang ein leises Zischen aus einer dunklen Ecke. Heihachi und die anderen beiden fuhren herum. „Was zur Hölle war das?“, kam es von Kazuya, der in die Dunkelheit spähte, aber dennoch nichts erkennen konnte. „Keine Ahnung“, bemerkte Jin leise, dessen Körper sich straffte. „Aber was es auch ist, es hört sich nicht gut an“. Ein bedrohliches Schnarren, wie als würde jemand zwei Eisenstäbe aneinander reiben, gesellte sich zu dem Zischen, das sich mittlerweile eher wie ein fauchendes Kreischen anhörte. Heihachis Puls beschleunigte sich. Das Blut rauschte in seinen Ohren und leichter Adrenalingeschmack machte sich in seinem Mund breit. In dieser Schwärze lauerte Gefahr, so viel spürte er. Ein weiteres Geräusch war zu hören, ein Klacken, so als würden tausend Beine über den Felsboden wandern. Die drei rückten näher zusammen. Heihachi konnte die Anspannung und ihr Herzklopfen förmlich riechen. Angestrengt schaute er in die endlose Schwärze. Hatte sich dort nicht gerade etwas bewegt? Er hob die Fäuste und seine Muskeln spannten sich bis zur letzten Faser an. Was auch immer dort lauerte, es würde das Vergnügen haben, mit ihm Bekanntschaft zu machen.
 

Auf einmal wurde es still. Zu still für seinen Geschmack. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können und Heihachis Puls beschleunigte sich noch mehr. Neben ihm konnte er den Atem von Kazuya und Jin spüren, die sich ebenfalls in ihrer Kampfstellung befanden. „Was ist das?“, murmelte Kazuya leise und wie auf ein Stichwort schoss plötzlich aus der Dunkelheit ein gewaltiger Körper hervor mit…acht Beinen? „Scheiße“, fluchte Kazuya noch, als er umgerissen wurde und sich auf dem Boden wieder fand. Ein lautes Schnarren und Zischen kam von der Gestalt, deren riesiger, pelziger Hinterleib in dem Dämmerlicht merkwürdig glitzerte. „Eine…Riesenspinne?“, kam es von Jin ungläubig, als sich das Tier auch schon ihm zuwandte. „Deckung“, brüllte Heihachi und beide sprangen zur Seite, als die Riesenspinne mit unglaublicher Geschwindigkeit auf sie zuschoss. Ihre Hauer drangen in die Stelle ein, wo sie eben noch gestanden hatten und ein ätzender Dampf stieg aus dem Boden auf, der ein kleines Loch offenbarte. „Verflucht! Das Vieh ist auch noch giftig“. Heihachi hatte sich abgerollt und war wieder auf den Beinen. So auch Jin. „Was sollen wir machen? Etwa kämpfen?“, schrie er laut und wich abermals dem Spinnenkörper aus, der wütend in seine Richtung kam. Nur mit Mühe entkam er den Fangzähnen, die ein Stück von seinem Mantel erwischten. Grimmig verzog Heihachi die Stirn. Gegen so ein Monster sahen die Chancen mit bloßen Fäusten zu kämpfen sehr schlecht aus. Wenn sie doch wenigstens eine Waffe hätten.
 

Aus dem rechten Augenwinkel bemerkte er, dass Kazuya wieder auf den Beinen war und auf die Riesenspinne zulief. „Ich lass mich doch nicht von einem übergroßen Insekt besiegen. Ahhh! Nimm das!“ Er setzte zu einem Sprungkick an, der den Hinterleib der Spinne traf, die wütend auffauchte und mit rasender Geschwindigkeit sich umdrehte. „Pass auf!“, schrie Jin, als Kazuya auf dem Boden aufkam und sich auf einmal zwei gewaltigen, vor Gift triefenden Fangzähnen gegenüber sah. „Oh Scheiße“, konnte er noch gerade sagen, als Jin ihn mit voller Wucht traf und sie beide aus der Gefahrenzone brachte. „Geh runter von mir, Kazama“, grummelte Kazuya hasserfüllt, „Oder du wirst es bereuen“. Jin stand wortlos auf und warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Warum hatte er ihn nicht einfach dort stehen lassen können? Dann wäre er ihn vielleicht endgültig losgeworden.
 

In der Zwischenzeit war Heihachi eine Idee gekommen, wie sie dieses Riesenvieh vielleicht besiegen könnten, das rasend vor Wut vor ihnen stand und bedrohlich näher kam. Die Spinnenaugen funkelten in dem Dämmerlicht und der Boden bebte jedes Mal leicht, wenn die acht Beine über den Fels scharrten. Durch diese Erschütterungen, wie Heihachi aufgefallen war, lösten sich von der Decke über ihnen, kleine Steinsbrocken, die auf die Erde rieselten. Das bedeutete, dass die Schicht über ihnen sehr labil war und sich aller Wahrscheinlichkeit nach auch größere Felsbrocken dort oben befanden. Wenn sie es schaffen könnten eine größere Erschütterung zu erzeugen, wären sie vielleicht in der Lage, die Spinne bei lebendigem Leib zu begraben. Nur wie konnten sie so ein Beben erzeugen und vor allem, wo konnten sie hin, um nicht selber bei dieser Aktion drauf zu gehen?
 

Diese Fragen hämmerten in Heihachis Kopf und ihm wurde klar, dass er schnellsten eine Lösung brauchte, denn die Riesenspinne war mittlerweile ziemlich nahe. Zu Nahe. Er hörte nur ein „Ausweichen“ und sein Körper reagierte, wie von selbst, als er erneut dem bedrohlichen Maul der Spinne auswich. Das konnte nicht ewig so weiter gehen. Irgendwann würde dieses Vieh sie erwischen, es sei denn… „Ja! Das ist es“, fuhr es Heihachi durch den Kopf, als er hinter sich die glatte Felswand spürte, die dieses seltsame Licht absonderte. Einen Augenblick lang suchte er die Dunkelheit ab. Dieses Untier war doch garantiert aus irgendeinem Loch gekrochen, das sich hier befand. Und diese Wand hinter ihm…Wenn die Spinne sie rammen würde. Heihachi gestattete sich ein leichtes Grinsen, obwohl ihm dennoch etwas mulmig war, aber das war die einzige Chance, die sie hatten. „Kazuya. Jin. Wo ist diese Spinne hervorgekommen?“ „Woher soll ich das wissen, alter Mann. Wie du vielleicht siehst, ich bin gerade beschäftigt“, wetterte Kazuya zornig und sprang in die Luft, als die Spinne zischend auf ihn zulief. Sicher kam er wieder auf der Erde auf und brachte sich mit zwei Schritten in sichere Entfernung. „Anstatt da dumm rum zu stehen, könntest du uns mal helfen, alter Mann“, rief er wütend, doch Heihachi ließ nicht provozieren. Noch nicht. Auf einmal stand Jin neben ihm und deutete nach links. „Ich glaube, sie kam aus dieser Richtung. Aber warum willst du das wissen? Hast du einen Plan?“ „Ja, Kazama. Aber dazu müssen wir dieses Insekt dazu bringen, die Wand hinter uns zu rammen. Verstehst du?“
 

Jin nickte kurz, was Heihachi ein weiteres finsteres Lächeln ins Gesicht zauberte. Auch wenn er Jin hasste, da dieser ein Abkömmling von seinem eigenen missratenen Sohn war, so kam er nicht drum herum, ihm einen gewissen Respekt zu zollen, dass Jin seinen brillanten Plan so schnell verstanden hatte. Blieb nur noch Kazuya übrig, der sich auf der anderen Seite befand und gerade der Riesenspinne erneut auswich. „Obwohl. Von mir aus kann ihn das Vieh auch fressen“, dachte sich Heihachi, doch ehe er sich versah, kam Kazuya im hohen Bogen auf ihn zu geflogen und landete unsanft neben ihm. „Schade. Anscheinend will das Schicksal nicht so, wie ich es will“, schoss es dem alten Mann durch den Kopf und er verzog mürrisch das Gesicht. „Aber gut. Weiter im Plan!“
 

Die drei standen mit dem Rücken zu der Felswand hinter ihnen, genau die Position, die Heihachi wollte. Mit einem kräftigen Schlag rammte er seine Faust auf die glatte Fläche, ohne eine Miene zu verziehen und beobachtete sein Ergebnis. Von der Decke lösten sich kleine Steine, die krachend herunterfielen. „Was soll das werden, alter Mann?“, Kazuya spuckte verächtlich aus, doch Jin fiel ihm ins Wort. „Ruhe! Warte einfach ab“. Vor ihnen zischte es bedrohlich. Die Riesenspinne wollte sich ihre Beute nicht entgehen lassen und war kurz davor auf sie zu zuspringen. Heihachi blickte nach links. Sein Puls raste, wie verrückt. Jetzt kam es auf den richtigen Moment an. Und viel Glück.
 

Plötzlich schnellte die Spinne nach vorne. „Jetzt!!!!!“, brüllte Heihachi und drei sprangen zur Seite. Neben ihnen krachte die Spinne mit voller Wucht gegen die Felswand, die ein lautes Krachen vernehmen ließ. Von einem Moment auf den anderen, stürzten tonnenweise Steine und Felsbrocken von der Decke, die die Spinne mit ohrenbetäubendem Getöse unter sich begruben. Heihachi und die anderen beiden rannten, was das Zeug hielt. Hinter ihnen grollte es, wie der lauteste Donner und in allerletzter Sekunde konnten sie sich in die Felsspalte retten, aus der die Spinne hervor gekrochen war. Keuchend lehnten sie sich an die Wand. „Und? Haben wir das Vieh erlegt?“, schnaufte Jin außer Atem, dessen Gesicht weiß war voller Staub. „Ich glaube ja“, antwortete Kazuya ebenso fertig und er wischte sich den Dreck aus dem Gesicht. „Aber wie kommen wir jetzt wieder hier raus, ihr Idioten? Hab ihr euch das mal überlegt in eurem tollen Plan“. Er verzog verächtlich das Gesicht. Heihachi musterte ihn eisern, aber bevor er etwas giftiges Entgegnen konnte, bemerkte Jin: „Schaut mal. Dort geht es weiter“. Die beiden anderen kamen zu ihm und Kazuya zischte leise: „Dann wollen wir doch mal hoffen, dass da auch der Ausgang ist“.

Begegnung auf eine andere Art

^^ Hey dat ging ja richig flott XD...da is schon dat nächste Kapitel ;)...

Viel Spaß beim Lesen XXD

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Mürrisch verzog Kazuya das Gesicht. Seine rechte Hand verkrampfte sich zu einer Faust. Diese ganze Situation ging ihm gehörig auf die Nerven und die waren bis zum Zerreißen gespannt. Innerlich tobte er, wie ein Sturm, doch er zwang sich ruhig zu bleiben. Ärger würde jetzt nichts bringen, obwohl die Verlockung ziemlich groß war, sich einfach hinzugeben und das zu tun, was er sich im Moment am Sehnlichsten wünschte. Vor allem war es jetzt einfach günstig. Er müsste sich noch nicht einmal sonderlich anstrengen, aber…Nein! Er musste sich beherrschen, auch wenn es schwer war. Langsam atmete er ein. Nein, es würde jetzt nichts bringen. Er atmete aus und warf einen Blick auf die Gestalten, die zusammengekauert auf dem Boden lagen. Sein Blick verfinsterte sich und einen Augenblick lang drohte er die Kontrolle über sich zu verlieren, aber er riss sich zusammen. Nein es würde jetzt nichts bringen, sie zu töten. Noch nicht. Er betrachtete die schlafenden Gesichter von Jin und Heihachi, die so ruhig dalagen, als könnte sie kein Wässerchen trüben.
 

Nach einem schier endlosen Marsch durch die immer größer werdende Höhle, waren sie zu dem Entschluss gekommen, eine Pause einzulegen, als sie eine Felsspalte entdeckt hatten, die groß genug war, um dort zu rasten. Kazuya hatte sich nach einer hitzigen Diskussion, bereit erklärt, die erste Wache zu übernehmen, da sie sich, nach der Begegnung mit der Riesenspinne, nicht sicher waren, was noch für Gefahren in dieser Höhle lauern konnten. So hatten sie ein notdürftiges Lager errichtet, das mehr oder weniger aus ein paar Felsbrocken bestand. Kazuya hatte sich etwas abseits von den anderen beiden niedergelassen und behielt den Höhlengang im Auge, obwohl seine Laune mittlerweile den absoluten Tiefpunkt erreicht hatte. Der harte Boden, der knurrende Magen, die schmerzenden Glieder. Das alles war nur so halb so schlimm. Nein, es war einfach die Anwesenheit der anderen beiden, die ihn zur Weißglut trieb. Sein jahrelanger Hass auf seinen Vater Heihachi und auf seinen Sohn Jin war einfach zu groß, als dass er jetzt hier seelenruhig sitzen konnte und Däumchen drehen würde. Die ganze angestaute Wut war kurz davor sich zu entladen und er spürte, wie der Teufel in ihm unruhig wurde. Er wollte endlich raus gelassen werden, aber Kazuya hielt sich zurück. Nach dem Kampf mit der Riesenspinne hatte er sich selbst zähneknirschend eingestehen müssen, dass er vermutlich alleine nicht weit kommen würde und das Schlimmste: Das er auf die anderen beiden angewiesen war. Dieser Gedanke machte in schier wahnsinnig, aber er behielt die Nerven. Zumindest solange, bis sie wieder hier draußen waren. Insgeheim vermutete er, dass es Heihachi und Jin nicht anders ging, doch es war ihm egal. Er wollte nur hier raus und dann würde auch dieser merkwürdige Kopfgeldjäger, der ihnen das Ganze hier eingebrockt hatte, dran glauben müssen.
 

„Wer mich verrät, der wird sterben“, dachte er finster und ein fieses Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. So war es schon immer gewesen. Plötzlich ertönte neben ihm ein Geräusch und er fuhr hoch. „Zeit für die Ablösung“. Kazuya starrte in das regungslose Gesicht von Jin, der neben ihn getreten war. Seine Haare waren noch zerzaust, die Kleider strotzten nur von Staub und Dreck, aber sein Blick war immer noch der alte: Hasserfüllt. Einen Augenblick lang blieben sie beide starr, als wären sie eingefroren und betrachteten sich angewidert. Kazuya konnte die Verachtung und die Wut in Jins Augen fast greifen, aber er sah auch noch etwas anderes in ihm. Etwas, dass er früher auch in sich hatte: Verzweiflung. Er wandte sich von ihm ab und schritt wortlos zu dem Platz, wo Jin vorher gelegen hatte. Noch einmal drehte er leicht den Kopf. Jin hatte sich im Schneidersitz niedergelassen und drehte ihm nun den Rücken zu. Ja, es wäre leicht gewesen ihn zu töten, aber irgendwo in seinem tiefsten Innersten hatte sich etwas dagegen gesträubt. „Vielleicht später“, dachte er sich finster, als er auch schon eingeschlafen war.
 

Zur gleichen Zeit in Indien, nahe Neu-Delhi. „Bitte, Sir, haben Sie vielleicht diesen Mann gesehen? Können Sie mir sagen, wo er ist?“ „Nein kenn ich nicht. Und jetzt verschwinde, Mädchen“. „Aber…können Sie mir nicht….“. „Ich sagte: Verschwinde!“
 

Unsanft wurde Kazuya aus dem Schlaf gerüttelt und grummelnd machte er die Augen auf. Er schaute einem höhnisch grinsenden Heihachi ins Gesicht und mit einem Schlag war er wach. „Fass mich nicht an, alter Mann. Oder du wirst es bereuen“. „Oh, Kazuya. Jetzt bist du endlich wach. Hahaha“. Heihachis Stimme triefte vor Spott und in Kazuya brodelte es. „Du elender Bastard“. „Beruhig dich und steh auf. Wir gehen weiter Aber…“, Heihachis Grinsen wurde noch breiter, „Du kannst gerne hier bleiben. Damit hab ich absolut kein Problem“. „Jetzt reicht es aber, alter Drecksack“. Sofort war Kazuya auf den Beinen und hob drohend die Faust. Heihachi lachte nur und drehte sich von ihm weg. „Spar dir deine Kräfte. Du wirst sie noch brauchen“. Wütend verzog Kazuya den Mund. Er hasste es, wenn der Alte Recht hatte. Jin stand schweigend neben ihnen, den Blick auf dem Höhlengang ruhend, als Heihachi neben ihn trat und ihn immer noch grinsend anschubste. „So Söhnchen. Bereit? Oder willst du mit Kazuya hier bleiben?“ Kazuya knirschte mit den Zähnen. Wieso war der alte Drecksack so gut gelaunt? Hatte er etwas zu verbergen? Oder war es das Vergnügen gewesen, ihn zu wecken? Jin streifte Heihachi nur kurz mit einem Blick, bevor er wortlos losging. Heihachi folgte ihm immer noch lachend und Kazuya verharrte einen Moment, bevor er den beiden folgte. Sollten sie ruhig zuerst in irgendeine Falle stolpern.
 

Der Gang war nicht sonderlich breit und der Boden war uneben. Die Wände strahlten immer noch ein mattes Dämmerlicht aus, das sich, je weiter sie kamen, in einen dunklen Rot-Ton veränderte, der die Umgebung düster erscheinen ließ. Kazuya hatte sich anfangs gewundert, wieso die Höhlenwände in der Lage waren, ein solches Licht zu erzeugen, bis er sich den Felsen genauer ansah. Der Stein war bei einer genaueren Betrachtung mit einer Art Geflecht überzogen, das so dünn, aber gleichzeitig so dicht war, das man es aus der Ferne nicht erkennen konnte. Er vermutete, dass dies eine seltene Pilzart war, aber er hatte keine Idee, wieso diese in der Lage war, ein solches Licht zu erzeugen.
 

Plötzlich blieb Jin stehen und Kazuyas Nase zog sich zusammen. Ein seltsamer, modriger Geruch lag in der Luft, vermischt mit etwas Erdigem. Auch Heihachi hatte angewidert den Kopf gehoben. „Was stinkt denn hier so erbärmlich?“, fluchte er laut, als er sich Jin näherte, der keine Miene verzogen hatte. „Was ist los, Kazama? Wieso bleibst du stehen?“ Kazuya war zu den beiden getreten und folgte Jins ausgestrecktem Arm. Vor ihnen teilte sich der Gang in zwei weitere Wege, die sich im Dunkeln der Höhle verliefen. „Wo sollen wir lang gehen“, fragte Jin achselzuckend, als Heihachi sich an ihm vorbei schob und auf den linken Gang zu steuerte. Schnüffelnd hob er die Nase und verzog sie auch gleich angewidert. „Wie ein räudiger Hund“, fuhr es Kazuya durch den Kopf und er grinste bei der Vorstellung den alten Mann auf allen vieren kriechen zu sehen. „Hier gehen wir auf keinen Fall entlang. Wer weiß, was in diesem Drecksloch gestorben ist. Es stink jedenfalls, wie die Hölle“. „Du hast Ausnahmsweise Recht, alter Mann“. Jin trat mit einem prüfenden Blick neben Heihachi, dessen Miene sich etwas verfinsterte, als er „alter Mann“ hörte, aber nichts weiter sagte. „Also gut. Dann gehen wir eben nach rechts. Aber vielleicht könntet ihr Maden euch etwas beeilen. Je schneller wir hier wieder draußen sind, desto besser“, warf Kazuya ungeduldig ein, als Jin sich wortlos bückte und einen kleinen Stein aufhob. „Was soll das werden, Kazama? Bist du nicht etwas zu alt, um im Dreck zu spielen?“ „Ach, halt’s Maul. Wenn wir jetzt nach rechts gehen, wissen wir nicht wo wir rauskommen“. „Genau so wenig wissen wir, was uns links erwartet. Außer dem Gestank. Also?“, grummelte Heihachi, als er einen scharfen Blick von Jin erntete. „Lass mich doch einfach ausreden. Wenn wir nicht wissen, wo wir rauskommen, laufen wir vielleicht die Gefahr, dass wir uns verirren. Bis jetzt ging es immer nur in eine Richtung, aber auf einmal haben wir zwei. Und deswegen…“. „Und deswegen willst du den Gang markieren, damit wir wissen, dass wir hier schon gewesen sind“, unterbrach ihn Kazuya mit einem überlegenden Lächeln. „Gar nicht so dumm“, dachte er sich, obwohl er das niemals vor Jin zugeben würde. Dieser ritzte mittlerweile ein großes X in die Felswand, bevor sie ihren Marsch schweigend weitersetzten.
 

Aber nicht für lange, denn schon kurze Zeit später, teilte sich der Weg abermals. Diesmal in vier Gänge. „Und was nun?“, fragte Heihachi mürrisch, dessen Magen ein lautes Grummeln vernehmen ließ. „Ich glaube, es wird mal langsam Zeit, dass wir was zwischen die Zähne kriegen, oder nicht?“ Auch Kazuyas Magen beschwerte sich lautstark, obwohl er keine Miene verzog. Er schritt auf zweiten Gang von links zu und spähte in die Dunkelheit. Dieser Weg schien vollkommen dunkel zu sein, denn er konnte keines der seltsamen Pilzgeflechte ausmachen, die sonst den Weg beleuchteten. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Diese Höhle war im Verlaufe immer größer geworden und genau das war es, das ihn beunruhigte. Soweit er die Insel noch im Kopf hatte, so sehr konnte er sich nicht daran erinnern, dass sie so groß gewesen war. Irgendetwas stimmte hier gewaltig nicht. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen. „Was ist nun? Wo sollen wir lang, verdammt? Ich habe Hunger!“ „Ruhe, Alter. Rumschreien bringt gar nichts. Wir können hier nur…“. „Pssssttt“, unterbrach Jin Kazuya plötzlich. „Hört ihr das? Da sind…Schritte“. Jin deutet auf den rechten mittleren Weg, aus dem ein leicht grünliches Licht flimmerte. Kazuya spitzte die Ohren. Tatsächlich waren aus diesem Gang leise Geräusche zu hören, die weit entfernt schienen. Auch der Boden vibrierte leicht und ein milder Luftzug streifte seine Wangen. Dort musste es nach oben gehen. Eindeutig. „Was kann das sein? Noch mehr Riesenspinnen?“, fragte Heihachi leise und ließ seine Knochen knacken. „Bitte! Sollen sie nur kommen. Dann werden sie mich kennen lernen“.
 

„Spiel dich nicht so auf, Alter“. „Probleme, Kazuya? Oder muss ich dich daran erinnern, dass ich das letzte Mistvieh erledigt habe, während du machtlos warst?“ „Das nimmst du sofort zurück, Bastard!!“ „Seid mal ruhig“, bemerkte Jin mit einem genervten Unterton. „Diese Geräusche hören sich…anders an. Nicht, wie die eines übergroßen Insekts“. „Ach? Und woher willst du das wissen? Hast wohl die Weisheit mit Löffeln gefressen“, kam es leise lachend von Heihachi und auch Kazuya verzog spöttisch den Mundwinkel. Manchmal konnte der Alte wirklich komisch sein. In Jins Augen funkelte es für einen Moment, bis er sich wieder im Griff hatte und betont gelassen fragte: „Also? Was ist jetzt? Sollen wir da lang oder wollt ihr euch euren eigenen Weg suchen?“ „Ganz ruhig, Junge. Ich würde sagen, wo „normale“ Schritte sind, befinden sich auch Menschen. Und die haben garantiert was zu essen“. Heihachi grinste finster, bevor er ohne zu zögern den Gang betrat und voraus ging. „Dieser alter Drecksack“, murmelte Kazuya nur kopfschüttelnd, als er ihm folgte und sich noch einmal umdrehte. „Was ist, Kazama? Kommst du endlich?“ Jin ritzte gerade noch ein X in die Felswand, bevor er wortlos aufschloss und den Blick starr nach vorne richtete, so als gäbe es Kazuya nicht.
 

Vor ihnen ertönte plötzlich ein leises Stöhnen und Heihachi blieb stehen. Das leicht grünliche Licht, ließ ihn bleich erscheinen, aber dennoch verzog er die Augenbrauen. „Schaut mal. Da vorne. Da ist jemand“. Kazuya und Jin traten neben ihn und spähten in das Halbdunkle. Auf dem Boden schien sich etwas zu befinden, das sich kaum merklich bewegte. Daneben stand jemand aufrecht mit einem langen Gegenstand in der Hand. Ein verwester Gestank lag in der Luft, gemischt mit einer Feuchtigkeit, die von der Gestalt auszugehen schien. Plötzlich fuhr diese herum. „Wer ist da?“, tönte es seltsam krächzend aus den Schatten. Die Stimme hörte sich an, wie raues Schmirgelpapier an. Heihachi schritt langsam auf das merkwürdige Geschöpf zu, das das längliche Etwas in Anschlag nahm. „Ganz ruhig. Wir wollen nur…Bei den Höllen“, entfuhr es Heihachi auf einmal, als die Gestalt aus dem Halbdunklen trat und vor dem alten Mann verharrte. „Was…bist du denn“? „Was ist los, Alter? Mach mal Platz“. Kazuya drängte sich genervt an Heihachi vorbei, der immer noch, wie gebannt auf das Etwas vor ihnen starrte. „Was zur Hölle…?“ Kazuya stockte mit im Satz, als er die seltsame Gestalt vor sich sah und sein Magen machte auf einmal einen Sprung.
 

Vor ihm stand wohl das merkwürdigste und verunstaltete Wesen, das er je gesehen hatte. Zwei, besser gesagt ein dunkles, blutunterlaufene Auge starrte ihn mit einer Mischung aus Angst und Gier direkt an und Kazuya konnte die kleine, schwarze Pupille fast überhaupt nicht erkennen, da das Weiße drum herum überall zu scheinen schien. Der Kopf der Gestalt war nicht sonderlich groß und der Körper nicht übermäßig breit, bis auf die Tatsache, dass die Hälfte der linken Backe fehlte und eine Reihe vergilbter Zähne preisgab. Die Haut war so schmutzig, dass man den Unterschied zwischen Fels und Köper fast nicht erkennen konnte. Die Hände hatten lange, dünne Finger, dessen Fingernägel so lang waren, dass sie schon fast wie Krallen wirkten, die in dem grünlichen Licht scharf und gefährlich wirkten. Die Gestalt war bis auf einen Lendenschurz nackt und die Füße, die wie kleinen Klumpen aussahen, schlurften komischerweise relativ behände über den unebenen Boden.
 

„Was bist du?“, fragte Heihachi nochmals angewidert, als die Gestalt den Gegenstand, der sich als einfacher Holzspeer entpuppte, sinken ließ und auf die drei zukam. „Ich bin…ein Mensch. Was…wollt ihr hier?“ Das Sprechen schien ihr schwer zu fallen und die Stimme hörte sich mehr, wie ein Schmatzen an, das Kazuyas Magen zusammen ziehen ließ. Was für Wesen hausten hier unten? Jin ergriff das Wort. Auch er schien von der Existenz eines solchen Geschöpfs leicht mitgenommen zu sein. „Wir sind durch einen unglücklichen Zufall in dieser Höhle gelandet und suchen jetzt nach einem Ausgang. Kannst du uns helfen?“ „Ausgang?“ Das eine verbliebene Auge glitzerte seltsam, als es Jin fixierte. „Ja Ausgang. Wir wollen hier verdammt noch mal raus. Ich habe Hunger verflucht“, wetterte Heihachi los, als Geschöpf noch etwas näher kam. Eine Wolke aus Moder, Erde und Verwesung wehte zu den dreien herüber. „Hunger?!“ Fast bedächtig formte das Wesen dieses Wort und eine dicke, graue Zunge fuhr über die aufgesprungenen Lippen. „Ich…kann euch helfen…den Hunger…zu stillen. Ihr…müsst mir nur…folgen“. Die Gestalt versuchte zu lächeln, was sie durch die zerfetzte Seite der Backe noch grausiger erschienen ließ. Kazuya verzog geekelt das Gesicht. Das roch nach einer Falle und er meinte nicht den Gestank, den das Wesen verursachte.
 

„Langsam“, unterbrach Jin eisig und warf einen Blick auf den Boden, wo wieder ein unterdrücktes Stöhnen ertönte. „Erst sagst du uns, wer du bist und was hier passiert ist. Da unten liegt noch jemand von deiner Sorte, hab ich Recht“. Plötzlich durchlief ein Zittern die Gestalt und ihr Ausdruck änderte sich. „Schnell…keine Zeit zum Reden…Sie werden zurück kommen“. „Wer?“ „Die…Spinnen“. „Was? Ich habe keine Lust auf diese Viecher“, sagte Heihachi barsch und drehte sich zu Jin und Kazuya. „Wenn diesmal mehr von den Drecksdingern hier in der Nähe sind…Nun, ich glaube nicht, dass wir dann eine Chance haben. Ich würde sagen, wir folgen diesem…Mensch und sehen, ob er uns nicht hier raus bringen kann“. „Was ist los, alter Mann? Vorhin hast du noch so getönt, dass du es mit jeder Spinne aufnehmen kannst, die sich uns in den Weg stellt und jetzt hast du Schiss? Du enttäuscht mich“, spottete Kazuya verächtlich und blickte in Heihachis grimmige Miene. „Es tut doch immer wieder gut, ihn zu ärgern“, dachte er sich, als plötzlich ein knirschendes Geräusch in der Dunkelheit widerhallte. „Schnell…die Spinnen…Sie kommen zurück. Folgt…mir, dann seid ihr sicher“, die Gestalt verschwand wieder im Halbdunkeln und die drei blickten sich kurz an. „Ich weiß nicht so Recht. Das Ganze stinkt“, bemerkte Jin trocken und auch Kazuya war nicht wohl dabei, diesem seltsamen Typen zu folgen, aber ein wütendes Zischen überzeugte ihn, nicht hier zu bleiben und so folgten sie der Gestalt in das Dunkel der Höhle, deren dichte Gänge sie wie ein dichtes Netz verschluckte.

Ein Mordshunger

^^ Hey Ho...ja ich bin et wieder ;)... hab diesesmal nen bisschen länger gebraucht, aber hab im Moment nen bisschen zu tun...

egal, viel Spaß XDXD

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„Was ist da hinten passiert? Was war mit dem anderen los?“, fragte Jin keuchend, während sie der seltsamen Gestalt folgten, die sich behände durch die verzweigten Gänge schlängelte. Jin schaute kurz über die Schulter. Hinter ihm befand sich Kazuya, gefolgt von Heihachi, die beide ebenfalls Probleme hatten, das Tempo zu halten. Die Gänge schienen immer enger und holpriger zu werden und Jin hatte schon längst aufgegeben, ihren Weg zu markieren, um sich wenigstens ein bisschen orientieren zu können. So langsam bezweifelte er, ob es eine kluge Idee gewesen war, diesem komischen Höhlenbewohner zu folgen, der behauptete, er könnte ihren Hunger stillen und sie nach draußen führen. Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in Jins Magengegend breit. Wieso wurde er den Gedanken nicht los, dass sie in ihr Verderben rannten? Vielleicht lag es daran, dass sie hier wie bescheuert durch die Gänge wetzten, als sei der Teufel hinter ihnen her und damit meinte er nicht Kazuya, der sich hinter ihm befand. Irgendetwas stimmte hier nicht und Jin war gewillt es heraus zu finden.
 

„Also? Ich höre. Was ist dort passiert? Antworte oder du wirst es bereuen“. Mit zwei schnell Schritten war er neben der Gestalt und riss diese grob an der Schulter zurück. Ein wütender Laut kam aus dem zerfetzten Mundwinkel, bevor sie stoppte und Jin mit dem einen verbliebenen Auge anfunkelte. Dieser zeigte sich unbeeindruckt und baute sich genau vor dem Kerl auf. Mit einem Mal wich die Wut aus dem Gesicht und Jin starrte in ein ängstliches Gesicht. „Wir…haben keine Zeit. Die…Spinnen…Sie werden kommen…Bitte…wir müssen weiter“. „Erst wirst du uns erklären, wer du bist und was dort hinten passiert ist“. „Was soll das, Kazama. Du hast ihn doch gehört. Wir müssen weiter, wenn wir nicht als Futter enden wollen“, warf Heihachi mürrisch ein, dem sein Magen laut knurrte und er leise fluchte. Auch Kazuya schaute finster zu Jin, aber beobachtete aus dem Augenwinkel die seltsame Gestalt, die versuchte sich an Jin vorbei zuquetschen, dieser sie aber grob zurückhielt. Mit einem merkwürdigen Heulen wich sie von Jin, der sie drohend anstarrte. „Wir…müssen weiter…Bitte…Die Spinnen…Sie haben ihn getötet“. „Wen? Den Typ, der am Boden lag, als wir auf dich getroffen sind?“, entfuhr es Kazuya und Gestalt wandte sich mit einem bittenden Blick, der sogar Hartkäse zum Schmelzen gebracht hätte, zu ihm. Angewidert trat Kazuya einen kleinen Schritt zurück. Er hatte sich immer noch nicht an diesen Ekel gewöhnt, den diese Kreatur ausstrahlte. „Ja…Sie wollten…ihn essen…Ich konnte…ihm nicht mehr helfen“, hauchte die Kreatur mit einer Mischung aus Schmatzen und Krächzen. „Ich bekomm gleich Tränen in die Augen“, spottete Heihachi gehässig. Jin warf ihm wortlos einen Blick zu, bevor er sich wieder an die Kreatur vor ihm wandte. „So. Ihr wurdet also angegriffen? Gut, aber trotzdem wissen wir nicht, wer du bist und warum du hier unten lebst“. „Keine Zeit…für Fragen…“. „DU WIRST JETZT ANTWORTEN!!!“, brüllte Jin plötzlich los, sodass die Gestalt ängstlich vor zurückwich, stolperte und auf ihr Hinterteil plumpste. In Jins Augen blitzte es gefährlich und Kazuya und Heihachi tauschten kurz einen Blick aus. Das war doch sonst nicht seine Art. Kazuya spürte auf einmal ein leicht, brennendes Gefühl und er wusste, was es war. Jin stand kurz davor sich zu verwandeln, denn in seinen Augen blitzte pure Mordlust und Hass.
 

„Das reicht jetzt, Kazama“, tönte es hinter Kazuya und Heihachi schritt entschlossen auf Jin zu, der wütend fauchte. Die Luft knisterte, wie unter Strom und die Spannung war schier greifbar. Heihachi baute sich vor Jin auf, die Hände zu Fäusten geballt. „Du wirst dich jetzt beruhigen, Kazama“, zischte er drohend und packte Jin am Kragen. Für etliche Sekunden starrten sie sich an. Der Boden schien leicht zu beben und die Wände zitterten unter der unheimlichen Energie, die die beiden ausstrahlten. Kazuyas Nackenhaare stellten sich auf. Sein ganzer Körper kribbelte, wie tausend Ameisen, die über ihn liefen und sein linkes Auge glühte wie ein ewiges Feuer. Ein Teil von ihm wollte raus, aber er zwang sich ruhig zu bleiben. Fast hypnotisiert starrte er auf Jin, dessen Körper bebte, als würde eine unsichtbare Macht die Kontrolle über ihn übernehmen und Kazuya wusste, dass wenn Jin sich jetzt verwandeln würde, wäre er vermutlich auch nicht in der Lage den Teufel in ihm zurückzuhalten. Das durfte nicht passieren. Zumindest noch nicht, denn das plötzliche Verlangen, Jins Macht einzuverleiben war groß. Sehr groß. Fast begierig machte er einen Schritt auf Jin und Heihachi, der Jin immer noch festhielt, zu. Ja, seine vollkommene Macht war zum Greifen nahe. Er musste nur…
 

„NEIN!!!“, schrie Jin plötzlich gequält und sank auf die Knie. Mit beiden Händen griff er sich an den Kopf und sein Atem ging so schwer, als hätte er einen Marathonlauf hinter sich. Heihachi ließ ihn los, während er einen Schritt von ihm wich. Sekunden, die wie eine Ewigkeit wirkten, verharrte Jin auf dem Boden, bevor er mit Schweiß auf der Stirn aufstand, tief durchatmete und sich von den beiden wegdrehte. In Kazyua wurde etwas wütend. Zorn stieg in ihm hoch. Das Verlangen wurde schon fast zu einer Gier, doch unter größter Willenskraft beruhigte er sich langsam und wandte sich der auf dem Boden kauerten Gestalt zu, die das ganze Geschehen mit einer Mischung aus Angst und Faszination beobachtet hatte. „Also. Sag uns, wer du bist“. Der kleine unförmige Kopf fuhr schreckhaft zu Kazuya, der die Worte mühsam herausgepresst hatte. Auch Heihachi drehte sich wieder um und setzte ein misslungenes, finsteres Lächeln auf. Er hatte beide Kräfte deutlich gespürt, wohl wissend, was sie im Stande waren anzurichten. Fast panisch blickte die Gestalt von Kazuya zu Heihachi und dann zu Jin, der sich nach und nach wieder beruhigte, aber dennoch aussah, als hätte er drei Nächte hintereinander nicht mehr geschlafen. Ein ungesundes Blass färbte sein Gesicht, die Haare klebten verschwitzt auf der Stirn. Trotzdem versuchte er seinen Stolz zu bewahren und seine Miene ausdruckslos zu halten. In seinem Kopf flogen wirre Gedanken umher, Alptraumbilder zogen vor seinem geistigen Auge vorbei, aber er unterdrückte sie zwanghaft. Er wusste nicht warum er so plötzlich die Kontrolle verloren hatte. Eine Woge aus Hass und Zorn hatte ihn überkommen, wie ein Sturm, der fürchterlich tobte. Sein Blick fiel auf Kazuya. War er etwa daran schuld? War es seine Anwesenheit, die diese grausame Macht in ihm entfesselte? Jin schloss für einen Moment die Augen. Sein Puls schlug gleichmäßig, der Atem ging ruhig. Das durfte nicht noch mal passieren.
 

„Rede! Oder du wirst Bekanntschaft mit meiner Faust machen“, unterbrach Heihachi Jins Gedanken. Er hatte die Gestalt am Kragen gepackt, die ängstlich stotterte: „Ich…Ich…heiße…Samuel. Ich…wohne…hier unten….mit meinem Stamm“. „Samuel, wie“. Heihachi zog eine Augenbraue nach oben. „Und du haust hier unten mit deinem Stamm? Wer ist denn freiwillig so blöd, in diesem Loch zu leben?“ „Wir…wir…sind…schon immer hier…gewesen“, brachte Samuel röchelnd über die dreckigen Lippen und Heihachi ließ von ihm ab. Samuel schnappte hörbar nach Luft und aus seiner zerfetzten Backenhälfte tropfte ein langer Speichelfaden, den er schlürfend wieder einsaugte. „Unser…unser Häuptling, Zorhk, der Große, hat uns…in dieses Reich…geführt“. Das verbliebene Auge funkelte im düsteren Licht der Höhlenwände und Jin beschlich ein merkwürdiges Gefühl. Dieser Name. Samuel. Er schien irgendwie nicht zu passen. Und dann Zorhk. Etwas stimmte hier nicht. Wieso sprach dieser Samuel von einem Häuptling? Das Ganze schien überhaupt nicht in die heutige Zeit zu passen. Gut, es gab immer noch Völker, Naturvölker, die einen Häuptling hatten, aber wurde dieser auch mit „der Große“ betitelt? Und dann diese seltsame abgehackte Sprache von Samuel. Sie klang so, als wäre er es nicht gewöhnt so zu sprechen. Im Gegenteil, sie fiel ihm schwer und außerdem schwang jedes Mal ein, Jin nicht bekannter, Akzent mit, wenn dieser Mensch den Mund aufmachte. In Jin regte sich eine leise Vorahnung, dass sie sich vielleicht überhaupt nicht mehr in Japan befanden, doch wie war so etwas möglich?
 

Leicht verunsichert wanderte sein Blick zu den anderen beiden, denen die Skepsis ebenfalls ins Gesicht geschrieben stand. „So, ihr habt also einen Stamm hier unten, der von eurem Häuptling, hierhin geführt wurde?“ Kazuya machte keinen Anstand daraus, seine Verachtung zu verbergen. „Muss ja ein kluger Herrscher sein, euer Häuptling“. Der Spott triefte förmlich, doch Samuel schien die spitzen Bemerkungen nicht wahrzunehmen. Stattdessen schritt er mit einem respektvollen Abstand an Jin vorbei und winkte ungeschickt mit den Armen. „Folgt…mir. Ich kann…euch…unseren Häuptling Zorhk zeigen“. Etwas Bittendes, schon fast Drängendes, lag in seiner Stimme, doch Jin entging der mitschwingende Unterton nicht. Samuels Stimme strahlte eine unterdrückte Gier aus, fast wie ein Junkie, der es kaum abwarten konnte, sich den nächsten Schuss zu setzen. Das seltsame Gefühl in seinem Magen wurde stärker. Er würde diesem Mensch, sofern er wirklich einer war, keine Sekunde über den Weg trauen. Eine leichte Nervosität überkam ihn. Ein Kribbeln und eine eisige Kälte durchfuhren seinen Körper. Seine dunkle Seite war noch nicht ganz verschwunden, im Gegenteil: Sie schien nach ihm zu rufen, wie eine Mutter nach ihrem verlorenem Kind und tief in ihm breitete sich langsam eine Schwärze aus, die ihm nur allzu gut bekannt vorkam. Doch…Nein. Wieso drohte ihm gerade jetzt wieder die Kontrolle zu entgleiten? Er musste sich zusammenreißen, er musste einfach. Sonst würde womöglich wer weiß was passieren.

Eine Hand legte sich mehr oder weniger grob auf seine Schulter und Jin schaute auf einmal in das ernste, aber auch grimmige Gesicht Heihachis.
 

„Was ist jetzt, Söhnchen? Folgen wir diesem Samuel oder willst du hier bleiben und Wurzeln schlagen? Ganz ehrlich, im Grunde ist es mir egal, was du machst. Du kannst dich auch mit Kazuya hier hin pflanzen und über alte Zeiten quatschen“. Ein feistes Grinsen erschien auf Heihachis Gesicht, als dieser den wütenden Blick von Kazuya sah, der ihn förmlich erdolchte. Doch das Grinsen verschwand so schnell, wie es gekommen war. Heihachis Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, als er weiter sprach. „Nur, eins solltest du wissen, Söhnchen“. Pause. Unsicherheit und Verwirrung tauchten in Jin auf. Was wollte der alte Mann von ihm?
 

„ICH HABE HUNGER, VERDAMMT!!“, brüllte Heihachi plötzlich, sodass Jin überrascht zurückprallte, als er auch schon ein gehässiges Lachen hörte. „Du alter Bastard“, entfuhr es Jin leise. Wie konnte es der Alte nur wagen ihn so anzufahren? Heihachi dagegen amüsierte sich prächtig. Sein tiefes, sonores Lachen hallte gespenstisch von den Höhlenwänden wieder, das ihn allgegenwärtig erschienen ließ. Was war nur mit diesem Typ los? Jin unterdrückte seinen aufschwellenden Zorn, warf einen Blick zu Kazuya, der nur kopfschüttelnd mit verschränkten Armen dastand und sich schließlich wegdrehte. „Also gut, alter Mann. Krieg dich wieder ein. Du hattest genug Spaß für heute“. Ein genervter Unterton lag in Kazuyas Stimme. „Oh, ich glaube, ich werde heute noch viel Spaß haben, Kazuya. Schau dich mal um“. Heihachis Miene verdüsterte sich plötzlich. „Unser Führer macht sich gerade aus dem Staub“. „Was? Verflucht noch mal“.
 

Dort wo sich eben noch Samuel befunden hatte, waren jetzt nichts weiter, als Dreck, Erde und noch mehr Dreck. Jin fluchte leise, doch schon sah er sich und die anderen beiden durch die Gänge wetzen, die sich wie eine Schlange durch die Höhle schlängelten. „Schneller. Da vorne ist er“. „Es ist sowie so nur alles deine Schuld, alter Drecksack“. „Spar dir die Luft lieber für das Rennen, Kazuya“. Dieser murmelte irgendeine wüste Beschimpfung in sich hinein, während sie weiter liefen, als wäre der Leibhaftige persönlich hinter ihnen her. Jins Beine brannten, wie tausend Feuer, doch er konnte mit dem mörderischen Tempo, das die anderen beiden vorlegten, locker mithalten. Die Umgebung um sie herum veränderte sich plötzlich. Die Gänge wurden größer, der Boden ebener, fast so, als wären diese Wege in den Felsen hineingeschlagen worden. Die Luft war stickig und etwas Unangenehmes flog in Jins Nase, als sie an den Felswänden vorbeikamen, die eine eigenartige Regelmäßigkeit besaßen. Hatte sich nicht dort eben ein Schädel befunden? Jins Herz pumpte unermüdlich, die Beine trugen ihn, wie von selbst. Vor ihnen konnte er die Silhouette des fliehenden Samuels ausmachen, der einen scharfen Hacken schlug und in einen noch größer werdenden Gang eintauchte, dessen Wände ein leicht gräulich-grünes Licht verstrahlten, dass die Umgebung unheimlich wirken ließ. Vielleicht lag es auch daran, dass die Wände aus toten, blanken Knochen und Schädeln bestanden, die fein säuberlich aneinander gereiht waren. Aus dem Augenwinkel konnte Jin die grinsenden, hohlen Augen sehen, die sie anstarrten und ihnen sagen wollten: Hier ist Endstation für euch.

„Verflucht. Wo sind wir hier gelandet?“, entfuhr es Kazuya, der ebenfalls die Knochenwände entdeckt hatte. Eine Spur Zweifel lag in seiner Stimme. Jin konnte es ihm nicht verdenken, denn das was sich auf einmal vor ihnen befand, musste direkt aus einem Alptraum entsprungen sein, aus dem er sich wünschte, er würde wohl bald wieder aufwachen.

Die Knochenknirscher

Soooo...es gib ma wieder was neues ;) Ich weiß, hat diesesmal nen bisschen länger gedauert, aber die Geschäfte, die Geschäfte ;) ("Don Ivan, bitte tu mir nichts"..."Luigi, die Zementschuhe") XDXD...

Heheh, also viel Spaß beim Lesen ;)

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Da stand er nun. Regungslos. Abwartend. Herz klopfend. Ein Gefühl, mehr ein Zustand, schlich sich langsam aber sicher in seinen Kopf. Dieses Gefühl wollte er aber nicht. Er sollte es nicht haben, er verbreitete es. Normalerweise. Doch dieses Mal war es anders. Er hatte plötzlich keine Kontrolle mehr über dieses…Ding, das sich, wie eine unsichtbare Hand, langsam um sein, sonst so verdorbenes Herz schloss und mit eisigen Fingern zudrückte. Verwirrung über dieses unbekannte Gefühl stieg in ihm hoch.
 

Da stand er nun. Er, der große, unbesiegbare Kazuya und hatte…Angst!
 

Angst vor dem, was sich vor ihm befand. Gut, es war ja nicht so, dass ihm angst gänzlich unbekannt war. Als er noch ein Kind gewesen war, war dieses Gefühl fast sein ständiger Begleiter und tauchte dann immer in der Form von seinem Vater, Heihachi, auf, der ihn schließlich kurzerhand in eine Schlucht geworfen hatte. Später sogar in einen Vulkan. Er konnte sich noch gut an den freien Fall erinnern, an die Schwerelosigkeit und an die verbleibenden Sekunden, in denen man dem Tod ins Auge blicken konnte. Ja da hatte er Angst gehabt. Todesangst. Ein Gefühl, das den menschlichen Körper in einen Ausnahmezustand versetzt, ihn kontrolliert und schließlich wie eine Puppe fallen lässt. Gut, bei ihm war es anders. Er war nur noch zur Hälfte menschlich, denn in ihm lebte etwas, das die Menschen, als Teufel bezeichneten und das sie fürchteten. Vielleicht war das der Grund, wieso diese Emotion, diese Angst, im Laufe der Jahre verschwunden war. Er sie mit Hass und Wut verdrängt hatte. Oder vielleicht war es eben diese menschliche Hälfte in ihm, die ihn jetzt gerade zu einer leblosen Marionette machte, die starr vor Angst war. Er konnte es nicht sagen, welche von den beiden Sachen der Grund war, aber er wusste eines: Er wollte nur hier weg.
 

Vor ihnen erstreckte sich ein riesiges Gewölbe, dessen Konturen und Umrisse so unregelmäßig waren, wie ein zerknittertes Stück Papier, das man achtlos weggeworfen hatte und noch dreimal drauf getreten war. Spitze Kanten, scharfe Ecken, eingedrückte Wände, riesige Felsnasen, klumpige Formen. Das alles prägte das Bild, dieser Höhle in der Höhle. Hier und da sah es aus, als hätte jemand mit roher Gewalt angefangen, das Gewölbe zu vergrößern, hatte dann aber aufgehört und an einer anderen Stelle angefangen zu graben. Das Ganze sah so aus, als wäre eine riesige, gewaltige Faust mitten auf die Erde gekracht und hätte so ein Loch hinterlassen. Doch es war nicht diese Höhle, die Kazuya Angst machte. Nein. Es war einfach diese Szene, die aussah, als wäre sie aus einem Alptraum eines Irren entsprungen. Die Wände bestanden nicht aus Fels, Dreck und Erde. Sie waren aus Knochen erbaut worden. Bleichen, gefaulten, teilweise geschwärzten Knochen. Alle Arten waren vorhanden. Schädel, Rippen, ja sämtliche Knochen, die in einem Körper zu finden waren. Selbst der Boden war voll mit ihnen. Es sah fast so aus, als wäre der Weg unter ihren Füßen damit gepflastert worden, um ein leichteres Fortkommen zu ermöglichen. Doch das alles war nur halb so schlimm, wie der Anblick, der sich vor ihnen bot. Ein verwester, modriger, nach Dreck stinkender Geruch hing in der Luft, der Kazuya fast den Atem raubte. Er kannte diesen Gestank. Hatte ihn schon einmal gerochen. Es war der Geruch des Todes, des Verderbens, der hier in der Luft lag und der von diesen Wesen ausging, die sie blutrünstig anstarrten. Die selber aussahen, als wären sie direkt aus der Hölle entsprungen. Sie wirkten wie Menschen, die auf das grausamste misshandelt worden waren, bei denen nichts vollständig war. Hier fehlte ein Arm, dort ein Bein. Da hing die Haut in Fetzen herunter, dort klaffte einfach ein Loch, wo der Bauch sein sollte. Oh ja, sie schienen aus der Hölle zu kommen und sie hatten eins gemeinsam: Sie alle hatten gewaltigen Hunger!
 

Neben Kazuya erwachten Jin und Heihachi langsam aus ihrer Starre. „Was…Was ist das für ein Ort?“, stammelte Jin mühsam hervor und in seiner Stimme lag ein Hauch von Panik. Genau. Panik, die kurz davor war hervorzubrechen. Kazuya konnte es ihm nicht verdenken und, obwohl er vermutlich im Moment nicht besser dran war, hatte ein winziger Teil in seinem Gehirn Mitleid mit Jin. Mitleid mit seinem Sohn, den er hasste und der ihn hasste. Es beruhte quasi alles auf Gegenseitigkeit. Genau, wie bei Heihachi, der wie unter Schock rechts neben ihm stand. In seinem Ausdruck lagen Zweifel, Entsetzen und Verwirrung. Es stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben, dass er im Moment stark an seinem Verstand zweifelte, ob er sich wirklich hier befand und nicht nur schlecht träumte.
 

Schmatzend und schlurfend setzte sich die graue Masse vor ihnen plötzlich in Bewegung. So, als sie jemand aufgeweckt, erwachten die Alptraumgestalten zum Leben und in Kazuyas Kopf meldete sich auf einmal eine Stimme. Lauf! Doch seine Beine wollten sich nicht rühren. Sie schienen, wie festgenagelt zu sein und ein beklemmendes Gefühl stieg, wie eine Wolke in ihm hoch. „Beweg dich, du verdammter Idiot. Lauf!“, schoss es ihm durch den Kopf, doch nichts geschah. Sein Körper wollte ihm nicht gehorchen und hypnotisiert starrte er auf die vor Speichel triefenden Mäuler der Wesen, die immer näher kamen. Und zwar von überall. Die Samuel-Kopien schienen plötzlich allgegenwärtig zu sein, denn das Schlurfen der Schritte über den Knochenboden hallte wie ein Donnerschlag in seinen Ohren und mühsam gelang es ihm, den Kopf zu drehen. Der Weg durch den sie gekommen waren, war versperrt. Versperrt mit einer Masse aus grauen Leibern, die sich gegenseitig bedrängten und wegschubsten. Dunkle, gierige Augen waren auf ihn gerichtet und er konnte ihr Verlangen fast greifen. Sie würden nicht lebend hier rauskommen. Nein. Sie würden überrollt werden, von dieser undurchdringlichen Masse von Geschöpfen, die sich unaufhörlich näherten. Sie würden sterben. Dieser Gedanke brannte sich wie ein Pfeil in sein Gehirn und Kazuya bekam Panik. Ja der menschliche Teil in ihm war in Panik. Er wollte hier raus. Weg von diesem Alptraum. Doch er konnte sich einfach nicht bewegen. Er hatte die Kontrolle verloren. In der Ferne konnte er eine Stimme hören. Sie rief nach ihm und er wollte antworten, doch sein Mund war wie zugeklebt. So als hätte ihn jemand mit Nadel und Faden einfach zu genäht. Ein Zittern durchlief seine Brust. Die Panik. Sie wurde stärker.
 

Plötzlich traf ihn etwas schmerzhaft an seiner Schläfe und er taumelte. Einen Moment lang Schwärze vor seinen Augen. Er wurde grob herumgerissen und langsam kam er wieder zu sich. „Wach auf, Kazuya, du Narr. Wir müssen hier weg.“, tönte eine tiefe Stimme vor ihm und er sah in das Gesicht von Heihachi, der anscheinend aus seiner Starre endgültig erwacht war. Mit einem wilden Blick starrte er ihn an. Schmerz betäubte für einen kurzen Augenblick die Angst und genau das hatte Heihachi bewirken wollen. Kazuya wurde langsam wieder er selbst. Das Pochen in seiner Schläfe weckte ihn aus seinem Schock, doch der Alptraum war immer noch da. Die graue, stinkende Masse hatte sie fast erreicht. Lange, dünne Finger, Krallen, streckten sich nach ihm aus. Heihachi hatte Recht. Sie mussten hier weg. Er würde sich nicht einfach kampflos ergeben. Nein. Er war Kazuya, der Teufel höchst persönlich. Er würde leben. Auf einmal durchlief ein Ruck durch die Samuel-Kreaturen. Sie stockten. Sie schienen auf etwas zu warten. „Was…passiert hier?“, flüsterte Jin ungläubig und seine Stimme zitterte leicht. Sein Blick irrte umher, seinen Augen suchten verzweifelt einen Ausweg, den es nicht gab. „Wir müssen kämpfen. Wacht auf, ihr Narren“, sagte Heihachi mit einer sonderbaren gelassenen Stimme, als sich auf einmal sein Gesichtsausdruck veränderte. „ICH WERDE JEDEN, DER SICH MIR IN DEN WEG STELLT; VERNICHTEN!!“, brüllte er die Kreaturen an und seine Stimme wurde kraftvoll von den Wänden zurückgeworfen, sodass sie überall zu scheinen schien. Die Meute vor ihnen wich etwas zurück. Entschlossenheit und etwas Wildes, funkelt in den Augen des alten Mannes, der unter Strom zu stehen schien. Jemand trat aus der Reihe vor ihnen. Die seltsame krächzende Stimme, das Schmatzen, die fehlende Backenhälfte.
 

Der Verräter Samuel stand vor ihnen mit gebürtigem Abstand, aber dennoch lag etwas Triumphierendes in seinem einen Auge. „Ihr…wolltet…Zorhk sehen? Da kommt…er“. Er brach in ein Lachen aus, das sich anhörte, als habe er dreißig Jahre Kette geraucht und plötzlich teilte sich die Menge hinter ihm. Auch Samuel wich zur Seite und verneigte sich vor dem Etwas, dass leicht schwankend und hoch gewachsen aus der Masse hervorschlurfte. Da war er. Da war der Häuptling Zorhk von dem Samuel gesprochen hatte und er sah…normal aus? Kazuya stutzte. Das Wesen vor ihm war gut zwei Meter groß, lang und schlaksig und hatte eine bleiche Hautfarbe, die seltsam im Höhlenlicht schimmerte. Zorhk kam näher und Kazuya konnte nun das Gesicht erkennen, dessen Züge definitiv menschlich waren. Unversehrt, keine Spuren von Wunden oder Narben, wie die übrigen Kreaturen. Ja sie sahen sogar auf eine gewisse Art und Weise anmutig aus. Wie eine Schlange zwischen Ratten. Denn hinter diesem Antlitz sah Kazuya noch etwas. Etwas Hungriges, Irres und Wahnsinniges. Die Augen waren, wie bei den anderen Kreaturen sehr dunkel, dem Licht hier unten angepasst. Die Nase war spitz zulaufend und schmal. Auf dem Haupt kräuselten sich einzelne, weiße Haarfäden, die schmierig und verfilzt herunterfielen. Der blutleere Mund war zu einem leichten Lächeln gekräuselt, dass die Verrücktheit, die Zorhk ausstrahlte, noch deutlicher machte. Dieser breitete die Arme aus und postierte sich vor den dreien. Mit einer Stimme so schrill, wie eine Kreissäge, die sich gerade in Holz hinein fraß, begann Zorhk zu sprechen. „Ich bin Zorhk, Häuptling der Knochenknirscher. Verneigt euch vor mir!“
 

Das war er also. Der König der Irren. Fast hätte Kazuya laut aufgelacht. Das Ganze war einfach zu komisch. Bis auf das ungute Gefühl, dass sie hier mehr als nur Gäste waren. „Großer…Häuptling Zorhk. Ich…habe euch etwas mitgebracht“, stammelte Samuel schmatzend und unterwürfig zu Zorhk, der ihm keinen Blick schenkte. Stattdessen schien er etwas verärgert zu sein, dass weder Jin noch Heihachi noch Kazuya, Anstalten machten sich, zu verneigen. Er senkte seine Arme und tat noch einen Schritt auf die drei zu. Prüfend musterte er sie, bis er schrill antwortete: „So? Du hast mir etwas mitgebracht? Sehr gut“. Ein Speichelfaden lief über seine bleiche Wange, „Ihr seid also Futter? Nun dann sollt ihr die Ehre haben, mir dem großen Zorhk, als Mahl zu dienen. Ergreift sie!“ Mit einem Schlag war Kazuya klar, wo sie gelandet waren. Wie diese Wände, diese Höhle, wie sie überhaupt zustande gekommen war. Sie befanden sich direkt in der Heimat von Kannibalen. Und sie sollten als nächste Mahlzeit eines völlig durch geknallten Häuptling dienen. Auf einmal kam wieder Bewegung in die Masse, die bis jetzt abwartend ausgeharrt hatte. Gierige und lüsterne Blicke schossen auf Kazuya und die anderen zu, während Zorhk in der Mitte der Menge aussah, wie ein Geisteskranker, der sein Spielzeug zum Leben erwacht hatte. Plötzlich stürmte Heihachi, mit einem fürchterlichen Schrei auf die Menge zu und zertrümmerte einer völlig überraschten Samuel-Kopie mit der bloßen Faust den Schädel. „Ich werde euch alle töten“, brüllte er wie ein Berserker und in seinen Augen funkelte nichts weiter als ein wildes Feuer, das die Knochenknirscher zurückweichen ließ. Bamm! Der Nächste lag mit einem gebrochenen Genick auf dem Boden. Bamm! Ein weiterer lebloser Körper sackte zusammen, als Heihachi plötzlich von vier verkrüppelten Händen nach hinten gerissen wurde und auf den Boden stürzte. Sofort waren mehrere Leiber über ihm. Tobend versuchte er sie wegzustoßen, doch sie krallten sich, wie übergroße Zecken, an ihm fest. „Verflucht!! Wir müssen ihm helfen“, schrie Jin neben Kazuya, der aus seiner Trance erwachte. „Verdammt, Kazuya. Wir müssen was machen“. Jin schüttelte ihn, bis Kazuya auf einmal seine Hand wegstieß. Eine Hälfte in ihm weigerte sich, dem alten Mann, den er wie nichts anderes auf Welt hasste, zu helfen. Aber die andere Hälfte, wahrscheinlich seine menschliche, fand, dass es falsch sei, den alten Mann Kannibalen zu überlassen.
 

Eine dreckige Hand versuchte nach ihm zu greifen. Er stieß sie weg und hämmerte seine Faust in das Gesicht eines Knochenknirschers. Dieser sackte, wie Luftballon in sich zusammen. Neben ihm bearbeitete Jin gerade zwei Gegner mit einer Trittkombination und Kazuya drehte sich einmal um die eigene Achse. Er traf den Kopf einer Gestalt, der sich merkwürdig verdrehte. Ein Hand flog auf ihn zu, versuchte sich an ihn zum klammern. Er duckte sich, machte einen kleinen Schritt nach vorne und vollführte einen gesprungen Uppercut. Drei Monster, die sich hintereinander befanden, fielen, wie Dominosteine. „Scheiße. Da kommen immer mehr“, rief Jin keuchend, während er die Menge nach Heihachi absuchte, der wie vom Erdboden verschluckt war. „Wo steckt der alte Mann? Siehst du ihn?“ Kazuya überflog die graue Masse, gieriger Mäuler, die nach ihnen lechzten. So sehr er den Alten hasste, aber das hatte er nicht verdient. Nicht, wenn Kazuya selbst mit ihm abrechnen wollte. Da, plötzlich eine Hand. „Dort ist er. Los! Halt mir den Rücken frei“. „Ok!“ Jin drängte sich hinter ihm, während er versuchte die Angriffe der Knochenknirscher abzuwehren. Kazyua stürmte nach vorne und fällte alles, was sich ihm in den Weg stellte. Hier ein Tritt, da eine Faust. Mit unglaublicher Schnelligkeit drangen sie zu Heihachi vor, der immer noch verzweifelt auf dem Boden lag und mit vier der Monster gleichzeitig rang. Mit einem Sprungkick flog Kazuya auf eine der missgebildeten Gestalten zu. Er traf, kam auf und dreht sich sofort im Kreis. Die linke Faust schoss aus seiner Hüfte und schleuderte den nächsten Knochenknirscher von Heihachi. Im selben Moment brach Jin über den anderen beiden herein, die noch nicht mal ihre Köpfe hoben konnten, als sie schon bewusstlos zu Boden gingen.
 

Schwer atmend kam Heihachi wieder auf die Beine. Seine Arme waren zerkratzt und zerbissen. Aus seiner linken Schulter tropfte Blut, doch mit schier unmenschlicher Kraft brüllte die auf ihn zustürmenden Knochenknirscher an, die angstvoll stockten. „Was ist? Ergreift sie! Ergreift sie“, geiferte Zorhk hysterisch und wedelte mit den Händen. Ein mordlustiger Glanz war in seinen Augen, aber auch Furcht, als er gesehen hatte, wie Heihachi und die anderen Schädel ohne Waffen spalten konnten. „Zeit dich abzusetzen, du Irrer“, schrie Heihachi unter seiner Raserei und stürmte auf Zorhk zu. In Kazuya schoss das Adrenalin durch seinen Körper. Pumpte unermüdlich durch ihn und machte ihn stark. Sie würden ihn niemals töten können. Mit einem Kampfschrei stürzte er Heihachi hinterher, der eine breite Schneise in der grauen Masse hinterließ. Dicht hinter Kazuya folgte keuchend Jin, der zwar kühl und kontrolliert wirkte, aber in seinen Augen das Feuer des Kampfes hatte. Zu dritt schossen sie auf den König der Irren zu, der wie ein aufgescheuchtes Huhn hin und her hüfte und seine Männer anschrie.
 

Drei Sekunden. Kazuya brach einen Arm. Zwei Sekunden. Jin zertrümmerte ein Bein. Eine Sekunde. Heihachi fegte einen Gegner beiseite. Null! Mit einer Urgewalt trafen sie auf einen völlig hysterischen Zorhk, der von drei Fäusten förmlich in Stücke gerissen wurde und einige Meter durch die Luft flog. Krachend landete der lebelose Körper an der Knochenwand und sackte in sich zusammen. Stille. Kazuya konnte seinen eigenen Herzschlag hören. Sein Atem ging schnell. Das Adrenalin pumpte immer noch wie verrückt durch ihn und ein bitterer Geschmack lag in seinem Mund. Die Knochenknirscher waren wie erstarrt. Alle Augen waren auf ihren Häuptling gerichtet, dessen Augen geweitet, aber tot waren. Zorhk, der Große, lebte nicht mehr. Sekunden, die einer Ewigkeit glichen, verstrichen bevor die Knochenknirscher registrierten, was geschehen war und aus ihrer Ohnmacht erwachten. Ein Zittern ging durch die Menge und ein schmatzender Wutschrei tönte durch die Knochenhöhle. „Ich glaube es wird Zeit, dass wir gehen“, bemerkte Jin trocken und starrte angewidert auf die triefenden Mäuler, die wütend auf sie zu stürmten. „Ich werde euch alle töten!!!“ „Komm wieder runter, Alter. Das sind zu viele. Wir müssen abhauen, wenn wir nicht als Festmahl enden wollen“. Suchend sah sich Kazuya um und plötzlich konnte er in der Ferne einen fast unmerklichen, schmalen Gang ausmachen. Dort mussten sie hin. Nur raus aus dieser Höhle. „Folgt mir. Ich glaube, ich habe unseren Ausgang gefunden“!!!

Die Vision

^^ So endlich is et soweit...ein neues Kappi ;)...sorry, dat es ein bisschen länger gebraucht hat, aber ich hab im Moment einfach zu viel zu schaffen...naja, trotzdem viel Spaß beim Lesen XDXD

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„Da lang. Folgt mir! Schneller!!“ Jin rannte. Rannte, was das Zeug hielt. Kazuyas Worte schienen weit entfernt zu sein, so als hätte jemand den Lautstärkeregler seiner Stimme heruntergedreht. Es gab nur noch ihn. Jin Kazama. Ihn und sein pumpendes Herz, das unaufhörlich, wie eine Maschine im Takt, schlug. Sein Blut rauschte wie ein reißender Gebirgsbach durch seine Venen und seine Lungen brannten wie Feuer. Um ihn herum war alles verschwommen. Es kam ihm fast so vor, als hätte jemand auf Zeitlupe umgestellt, nur mit der erschreckenden Tatsache, dass Dinger hinter ihm davon nicht betroffen waren. Dinger. Fast hätte er den Kopf geschüttelt, doch es fehlte ihm die Kraft dazu. Menschenfresser, Kannibalen, Missgeburten, Dämonen. Das alles schien sich in der grauen, dreckigen, stinkenden Masse zu vereinen, die ihm so dicht auf den Fersen war, dass er ihren Zorn und ihre Wut förmlich spüren konnte. Ja Jin rannte. Rannte um sein Leben, nachdem sie das des verrückten Häuptling Zorhk, ein Irren -König, ausgelöscht hatten. Das war zwar nicht nett gewesen, oh nein. Aber was sollte man machen, nachdem sie ein völlig Durchgedrehter sie zum Futter erklärt hatte und kurz davor gewesen war, sie bei lebendigem Leibe zu verspeisen. Nein! Sie hatten das einzig Richtige in so einer Situation getan und Zorhk kurzerhand abgesetzt. Doch nun waren seine Untertanen hinter ihnen her. Ein aufgebrachter, schlurfender, mordlustiger, Mob unter denen sich auch dieser Verräter Samuel befand, der sie erst in dieses Schlamassel gebracht hatte. Jin hatte gespürt, dass sie ihm nicht trauen durften, aber dass sie in einer Höhle voller Menschenfresser landen würden, das hatte er am Wenigsten erwartet.
 

Etwas griff nach seinem schwarzen, mittlerweile zerrissenen Mantel. Er lief weiter, ohne sich umzudrehen. Immer weiter, nur nicht halt machen. Der Widerstand wuchs, das Zerren wurde größer und Jin stemmte sich mit aller Macht dagegen. Urplötzlich verschwand der Widerstand mit einem lauten Ratschen und Jin stolperte. Durch das schnelle Lösen glitt er aus dem Gleichgewicht und taumelte, wie ein Betrunkener. Er drohte zu stürzen, doch mit allerletzter Kraft konnte er sich wieder fangen und rannte hastig weiter. Sie mussten hier raus. Und zwar schnell. Vor ihm konnte er mit verschwommenen Augen die Konturen von Heihachi wahrnehmen, der kleine dunkle Flecken auf dem schädelgepflasterten Boden hinterließ. Sie sickerten wie Gelee in den Knochenboden, der langsam abebnete und sich wieder zu Erde verwandelte. Die Samuel-Kopien und ihr wahnsinniger König Zorhk waren vermutlich im Anflug eines irren Geistesblitz, auf die Idee gekommen, die Knochen ihrer Opfer, als Stützmaterial zu verwenden und hatten so den ganzen Raum mit Schädeln, Rippen und Sonstigem ausgefüllt. Das Ganze wirkte wie ein surrealer Alptraum und dieselben Höllenkreaturen hatten sich in Heihachis Schulter verbissen, in der nun eine offene Wunde klaffte. Doch das schien den Alten nicht großartig zu stören, denn er konnte mit ihrem halsbrecherischen Tempo Schritt halten. Heihachi war Jin in der letzten Zeit sowieso ein Rätsel gewesen. Irgendetwas hatte dem Alten gute Laune verpasst, sodass er sich es nicht nehmen ließ, die ein oder andere gehässige Bemerkung vom Stapel zu lassen, die meistens auf Kazuya gerichtet war, der sich nur mühsam zurückhalten konnte. Ja Kazuya. Sein Vater. Jin konnte ihn undeutlich vor Heihachi laufen sehen und obwohl die Kraft aus seinen Beinen zu schwinden drohte, beschleunigte Jin sein Tempo. Der Abstand zu den Knochenknirscher vergrößerte sich. Er konnte ihrer Gier und die Wut über die sich immer weiter entfernende Beute spüren, Sie würden entkommen können. Ja, sie würden diesen grauenvollen Ort hinter sich lassen können und das Wichtigste: Sie waren immer noch am Leben.
 

Plötzlich bog Kazuya scharf ab und war verschwunden. Heihachi ebenso. Für einen Moment glaubte Jin, dass die beiden sich in Luft aufgelöst hatten, doch dann sah eine unmerkliche, kleine Felsspalte, bei der er mit zwei Schritten war, sich durchzwängte und gänzlich von der Dunkelheit verschluckt wurde, so als hätte jemand das Licht plötzlich ausgeknipst. Wie ein Blinder stolperte er den anderen beiden nach, stieß sich den Kopf hart an der Decke an und knallte mit den Ellebogen gegen die rauen Felswände. Noch immer war es stockdunkel und eine warme Flüssigkeit lief sein Gesicht herunter. Ohne langsamer zu werden, befühlte er vorsichtig die Stelle, an der er sich den Kopf gestoßen hatte und ein dumpfer Schmerz schoss durch seinen Schädel. Schwer atmend versuchte Jin Luft zu holen. Seine Lungen brannten und die Erschöpfung war nahe. Kein Wunder, sie hatten, wie es ihm vorkam, seit Tagen nichts mehr gegessen und getrunken und waren ununterbrochen unterwegs gewesen. Aber er musste weiter. Weg von diesen Menschenfressern, raus aus dieser verfluchten Höhle. Wo zum Teufel steckten überhaupt die anderen beiden? Nicht das er scharf drauf war, sie unbedingt wieder zu sehen, doch im Moment befanden sie sich alle im gleichen Boot. So bitter das war, so schwer musste Jin einsehen, dass er ohne Heihachi und Kazuya aufgeschmissen war und er verfluchte abermals sein Schicksal. Wieso ausgerechnet die beiden? Er hasste sie. Er konnte gar nicht anders als sie zu hassen, denn sie hatten ihn zu dem gemacht, was er war. Doch Selbstmitleid war jetzt unwichtig. Viel wichtiger war, dass er hier rauskommen musste und dann würde er Rache nehmen. Rache an diesem angeblichen Kopfgeldjäger, der behauptet hatte, er habe Kazuya in seiner Gewalt. Wie hatte er nur so dumm sein können und einem Fetzen Papier glauben schenken können? Er stolperte, fiel und schürfte sich die Knie auf, aber unbeirrt rappelte er sich wieder hoch und lief weiter.
 

Auf einmal sah er Licht am Ende des Gangs, ein Hoffnungsschimmer endlich der Schwärze entkommen zu können. Er presste die allerletzte Kraft in seine Beine, die sich mittlerweile wie zwei taube Klumpen anfühlten, und sprang dem Licht entgegen. Wie in einem schlechten Film, riss ihn jemand am Ärmel und zerrte ihn wieder in die Dunkelheit zurück. Eine Hand legte sich grob über seinen Mund und er drohte zu ersticken. Panik flammte in ihm auf. Vergeblich versuchte er sich aus dem Griff zu entwinden, doch dieser war eisern und eine leise Stimme zischte ihm ins Ohr: „Sei still und hör auf zu zappeln. Ich werde dich jetzt loslassen und du wirst keinen Mucks von dir geben. Ist das klar, Kazama?“ Fast unmerklich nickte Jin und die Hand und der Griff lösten sich. Begierig sogen sich seine Lungen voll Sauerstoff und in seinen Ohren rauschte das Blut. Doch so langsam beruhigte sich sein Puls, der Atem ging gleichmäßiger und Jin zwang sich leise auszuatmen. Vor ihm kroch etwas Stinkendes vorbei, dass ihn fast um eine Haaresbreite berührte. Regungslos stand er da, versuchte keinen Muskel in seinem Körper zu bewegen. Der Gestank biss ihn in die Nase, die sich unwillkürlich zusammen zog. Verwesung und Tod zogen vorbei und das Schlürfen der Schritte hallte unangenehm in seinen Ohren wieder. Noch immer war es vor ihm Schwarz, doch fast unmerklich konnte er eine Bewegung in der Finsternis ausmachen, die auf den Lichtpunkt zu steuert, wo er eigentlich auch sein wollte, doch er blieb, wie eingefroren stehen. Auf seiner Zunge lag ein bitterer Geschmack. Adrenalin. Es floss unaufhörlich durch ihn, aber es nahm ihm nicht die Furcht. Jemand zog leicht an seiner Schulter. „Geh ganz langsam rückwärts“, flüsterte die Stimme, von der er innerlich hoffte, es sei Heihachi oder Kazuya und nicht irgendein Wesen, das hier unten hauste und ihn auf dem Speiseplan stehen hatte. Vorsichtig, als wäre er aus Glas, setzte Jin ein Schritt nach hinten. Die Hand lag immer noch auf seiner Schulter und führte ihn. Noch ein Schritt. Langsam. Noch einer. Seine Ferse stieß leicht gegen einen Stein. Vor ihm hob ein Schatten schnüffelnd den Kopf. Jin konnte geistig vor seinem Auge eine verkrüppelte Nase eines Knochenknirschers sehen und er erstarrte wieder. Der jemand hinter ihm ebenfalls. Ein undeutliches „Wo sind…sie“?, grollte, wie ein Donnerschlag durch den Gang und eine kleine Stimme in Jins Kopf meldete sich, dass er besser rennen sollte, als hier rum zu stehen und darauf zu warten entdeckt zu werden. Doch er rührte sich keinen Zentimeter. „Sie…müssen…dort vorne sein. Findet sie…“. Die undeutlichen Schatten verschwanden aus Jins Sichtfeld und einen Moment lang war Stille. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, so still war es. Ein leichtes Zerren deutete ihm an, dass er weiter gehen sollte, was er auch nach einigen Sekunden tat. Vorsichtig drehte er sich während dem Gehen um und schaute in das halb spöttische, halb grimmige Gesicht von Kazuya. Unwillkürlich zuckte Jin zusammen. Ganz tief in seiner Seele rief ihn etwas. Etwas, dass auf der Stelle raus wollte. Es war so, als hätte jemand in ihm drin das Licht ausgeknipst und eine böseartige Dunkelheit umhüllte sein Herz. Der Teufel rief ihn, wollte raus, wollte endlich seine Macht entfalten. Er versuchte ihn zu locken. Er versuchte ihm Angst zu machen, aber unter aller Willenskraft behielt er die Kontrolle. Kalter Schweiß tropfte von seiner Stirn und das rote Auge von Kazuya brannte sich wie ein Mahnmal in seinen Kopf.
 

Dieser lächelte wissend, doch hinter seiner Maske verbargen sich der blanke Hass und das Verlangen nach Jins finsterer Macht. Aber er wandte sich abrupt ab und die Stimme in Jin schwieg auf einmal. Er schloss für einen winzigen Augenblick die Augen. „Ganz ruhig, Jin“, sagte er zu sich selbst, öffnete wieder die Augen und blickte in einen schmalen, schwach erleuchteten Gang. „Da bist du ja endlich, Kazama“, zischte Heihachi wütend und seine gute Laune war anscheinend verflogen. Kein Wunder, er hatte sich ein Stück von seiner Hose abgerissen und den Stoff um seine Wunde gewickelt, die unaufhörlich blutete und den Verband in ein dunkles Rot tauchte. Finster starrte Heihachi Jin in die Augen, so als wäre er Schuld an seinem Dilemma. „Hör auf rum zu jammern, Alter“, kam es von Kazuya, dem die Anstrengung ins Gesicht geschrieben stand. Seine Haut hatte einen blassen Farbton und seine Augen strahlten vor Erschöpfung. Die Haare waren verdreckt und sein weißer Anzug war von oben bis unten in ein ungesundes Grau getaucht. Jin war sich sicher, dass er nicht besser aussah. „Wenn du Streit suchst, Kazuya, dann hast du mich auf dem richtigen Fuß erwischt. Ich habe nämlich ganz üble Laune“, schoss es zornig von Heihachi zurück, doch Kazuya hob beschwichtigend die Hände. „Ganz ruhig, Alter. Komm wieder runter. Als allererstes müssen wir möglichst viel Abstand zwischen uns und diese Kannibalen bringen. Danach können wir gerne abrechnen“. Heihachi fluchte leise vor sich hin, schwieg aber dann. Jin schaute in die Richtung aus der sie gekommen waren. Noch immer dröhnte das widerliche Schlurfen der Knochenknirscher in seinen Ohren. Kazuya hatte Recht. Nur Möglichst viel Abstand zu der Knochenhöhle gewinnen. Doch ein Gedanke geisterte ihm durch den Schädel, der sich förmlich einbrannte. Wo zur Hölle war hier überhaupt der Ausgang? „Wo sollen wir lang?“, warf er seine Frage in den leeren Gang, der in einem giftigen, dunklen Grün erstrahlte. „Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber mir ist diese verfluchte Höhle in zu kurzer Zeit zu groß geworden. Außerdem haben wir kein Plan, wo wir uns befinden könnten“. „Tja, da haben wir in der Tat ein Problem“, verdrehte Kazuya genervt die Augen, als sich sein Ausdruck schlagartig änderte. „Und wem hab ich das zu verdanken? Euch verfluchten Bastarden!!!! ICH MACHE EUCH SO FERTIG!!!“. Seine Stimme schnappte über, seine Wut war schier greifbar. Kazuya schien zwischen einem Zusammenbruch und einer Raserei zu stehen und ein Zittern lief durch seinen Körper. Die bittere Wahrheit, dass sie hier unten vielleicht den Tod finden könnten. In Jin erklomm ein merkwürdiges Gefühl. Zum einen traf ihn die Erkenntnis, dass sie hier standen und vermutlich jeden Moment auf dem Speiseplan der Knochenknirscher stehen könnten. Und zum anderen regte sich eine winzige Spur an Mitleid, als er Kazuya sah, in dessen Augen jegliche Hoffnung gewichen war. Es fast so, als würde einen Spiegel blicken, der augenblicklich in tausend Teile zerspringen würde.
 

„Ruhe, Kazuya!“, donnerte Heihachi auf einmal, der sich den lädierten Arm hielt, wie eine kaputte Puppe. „Wenn du hier sterben willst, bitte. Ich habe nichts dagegen. Aber ich werde mir jetzt einen Ausgang suchen und hier rauskommen. Hast verstanden, du Jammerlappen?“. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und stapfte grimmig den Gang herunter. Einen Augenblick lang konnte Jin die Wut, die Ohnmacht und die Verzweiflung von Kazuya, wie eine Energiewelle spüren und komischerweise empfand er nichts. Keine Schadenfreude. Kein Genuss von einem gepeinigten Kazuya, der elendig aussah. Nichts. Jin spürte einfach nichts. Ein leerer Blick traf ihn. Ein kurzer, fast unmerklicher Blick, der ihm zeigte, dass dieser Mann vor ihm, sein Vater, dass er auch nur ein Mensch war. Ein Mensch, der von Grund auf nicht böse gewesen war, sondern verzweifelt. Zumindest in diesem kurzen Augenblick. Dann verhärtete sich Kazuyas Ausdruck und der altbekannte hasserfüllte Blick war zurück. „Was starrst du so, Kazama? Hast du irgendein Problem?“, giftete Kazuya wütend und hob drohend die Faust. „Ich sag dir eins. Wenn wir hier je rauskommen, werden du und der alte Bastard sterben. Das garantier ich euch“. Abrupt wandte er sich von Jin ab und folgte Heihachi, der schon ein gutes Stück voraus gelaufen war. Jin war fast erleichtert, als er merkte, dass Kazuya wieder ganz der Alte war, aber er wusste ebenso gut, dass dieser seine Drohung nur allzu war machen würde. Und er würde darauf vorbereitet sein.
 

Sie gingen, wie es Jin vorkam, eine halbe Ewigkeit durch verschiedene Gänge und Felsspalten, stießen auf Sackgassen, kamen in größere Gewölbe und im Endeffekt wusste keiner von ihnen, wo sie sich überhaupt befanden. Diese Höhle war ein einziges Labyrinth. Keiner von ihnen redete auch nur ein Wort und die Stille wirkte bedrückend, genauso wie all die leblosen, grauen Steine, die tonnenschwer auf ihnen zu lasten schienen. Mühsam schleppten sie sich voran, kraftlos und ausgelaugt und Heihachis anfänglicher Elan war verflogen. Ab und zu drangen aus der Ferne ein leises Zischen und ein Scharren, was sie veranlasste, sich schnell einen anderen Weg zu suchen, der ins Nirgendwo führte. Hoffnungslosigkeit, Angst, Wut und Kraftlosigkeit waren ihre ständigen Begleiter und keiner von ihnen hatte noch großartig Lust sich zu streiten. „Verflucht noch mal. Wie groß ist denn dieses verdammte Loch? Wir gehen ja schon seit Stunden“, beschwerte sich Kazuya mürrisch und dessen Magen ein lautes Grummeln von sich wieder gab, worauf er nur das Gesicht verzog. „Ja, was zu Essen wäre jetzt auch nicht schlecht“, murmelte Jin nur leise und seine Augen suchten vergeblich die Umgebung ab, um vielleicht etwas anderes, als Fels und Steine ausfindig zu machen. In seinem Bauch befand sich ebenfalls ein großes Loch und seine Zunge klebte, wie Sand an seinem Gaumen. „Wir können uns eins von den Riesenspinnen –Mistviechern fangen und versuchen sie zu grillen. Sind garantiert proteinreich“, kam es dumpf von Heihachi, der stehen geblieben war und sich zu den anderen beiden umdrehte. „Man müsste sie nur in eine Falle locken“. „Ganz toll, Alter. Und wie willst du das machen? Hast du überhaupt Feuer, um das Teil zu grillen?“ „Nun, zur Not können wir sie auch so essen“. „Bähh“, Kazuya verzog angeekelt den Mund und auch Jin runzelte bei dieser Vorstellung die Stirn. Anderseits, wenn sie nicht bald etwas zwischen die Zähne bekamen, würden sie hier elendig verhungern. Und das war eine weit aus unangenehmerer Vorstellung, als sich ein pelziges Spinnenbein in den Mund zu schieben.
 

„Also? Sollen wir uns so ein Vieh schnappen?“, Heihachis Blick glühte förmlich und seine Augen funkelten hungrig wild. „Bist du eigentlich total verkalkt, alter Mann? Ich werde mir doch nicht so ne Spinne zwischen die Zähne schieben“, sagte Kazuya mit einem genervten Unterton. „Dann verhungere doch hier. Ich werde mir auf jeden Fall so ein Spinnenbein schnappen“. „Warte“, kam es von Jin und Heihachi, der sich gerade wieder umdrehen wollte, hielt inne. „Nehmen wir mal an, du schaffst es eins von diesen Mistviechern zu fangen. Dann stellt sich trotzdem immer noch die Frage, ob man so was überhaupt essen kann. Ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber diese Teile sind giftig. Aber, wenn du willst…Bitte“. Heihachi verzog die Stirn, schnaubte wie ein wütender Stier aus und blickte Jin finster an. „Der Punkt geht an dich, Söhnchen. Hast du vielleicht einen besseren Vorschlag?“ „Ich würde sagen, wir ruhen uns erst einmal ein paar Stunden aus und überlegen dann, wie an was Essbares kommen. Wasser brauchen wir auch“. „Scharfsinnig ist er auch noch“, sagte Heihachi hämisch zu Kazuya, dessen Mundwinkel sich leicht kräuselten. „Aber du hast Recht, Kazama. Ein paar Stunden Ruhe können nicht schaden. Ich übernehme die erste Wache. Ihr Schlappschwänze könnt euch doch eh kaum noch auf den Beinen halten“. Er gab kurzers trockenes Lachen von sich, setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und drehte den beiden den Rücken zu. Jin lehnte sich an die felsige Wand hinter sich und schloss die Augen. Er versuchte seine schmerzenden Glieder zu ignorieren und sich in eine den Umständen entsprechende Position zu begeben. Kazuya hatte sich ihm gegenüber auf den Boden gelegt und war anscheinend schon eingeschlafen. Ehe Jin sich versah, folgte er Kazuya ins Traumland.
 

„Jin! Jin! Kannst du mich hören, mein Junge? Jin!“. „Was…?“ „Ganz ruhig, mein Sohn. Es wird alles gut werden“. Ein verschwommenes Gesicht tauchte vor ihm auf. Er befand sich wieder in der Höhle, doch komischerweise waren die Wände durchsichtig. Immer wenn er in eine Richtung schaute, verblasste das Bild vor ihm und wurde unendlich weit. Er sah alles. Einfach alles. Es war so, als könnte er in ein anderes Universum blicken, das ihn wie ein Sog mitriss. Sämtliche Informationen fluteten, wie eine Monsterwelle in sein Gehirn und er fühlte sich wie in einem Rausch. Er konnte Riesenspinnen sehen, Knochenknirscher, die aufgescheucht durch die Gänge liefen. Er sah Wesen, die einer Ratte glichen, nur mit dem Unterschied, dass sie riesig groß waren und auf zwei Beinen liefen. Seltsame, schwarze Schatten schlängelten sich wie Schlangen durch kleine Löcher, die die Wege, wie ein feines Netzwerk durchzogen. Giftgrünes und rot-bräunliches Licht traf auf seine Iris und die Höhle wirkte auf einmal, wie ein riesiger, durchlöcherter Matschhaufen, der gefährlich strahlte. „Jin“. Diese Stimme. Sie kam ihm bekannt vor. Er drehte sich zu der Gestalt, die einige Meter im Dunkel stand. Merkwürdigerweise konnte er sie nicht erkennen. Er konnte auch nicht durch sie hindurch sehen, wie durch die Wände um sie herum. Sie war wie ein undurchdringlicher Fels in einem tosenden Meer. „Wer bist du?“ Sie schien ihn nicht zu hören, stattdessen entfernte sie sich ein Stück. „Folge mir, Jin. Ich werde dich führen“. Fast magisch tat er einen Schritt und noch einen. Alles um ihn herum zerfloss, wie ein reißender Strom aus Farben und Eindrücken, die sich unaufhörlich in ihm festsetzten. Der Schatten vor ihm schien mühelos durch Wände gleiten zu können und Jin wollte folgen, doch plötzlich versagten seine Beine den Dienst. Er konnte sich nicht bewegen. Stand wie festgenagelt da. Die Gestalt entfernte sich immer weiter. Jin konnte sie sehen, wie sie durch den Fels glitt, als existiere er gar nicht. Er wollte schreien, wollte sich bemerkbar machen, dass er nicht vorankam, aber sein Mund, war fest verschlossen. Die Gestalt wurde auf einmal in ein grelles Licht getaucht, das sich schmerzhaft in seine Augen bohrte. Er hob schützend die Hand, doch das Licht schien immer intensiver zu werden. Er kniff die Augen zusammen, doch er hatte keine Lider mehr. Panik. Das Weiß stach in sein Kopf, wie ein Speer und befürchtete jeden Moment blind zu werde, als es schlagartig wieder Dunkel wurde. Ein Gesicht taucht vor ihm auf. Ein Gesicht, das er längst verdrängt hatte. Ein Gesicht, das er glaubte nie wieder zu sehen. Ein dicker Kloß bildete sich in seinem Hals und schnürte seine Kehle zu. Seine Augen waren auf einmal feucht, aber dennoch fühlte er einen inneren Frieden in sich. Etwas Warmes, etwas Geborgenes. „Mutter“, flüsterte er und das Gesicht von Jun Kazama verfloss.
 

Dann wachte er auf.

Der Ausgang

^^ So ich habs endlich wieder geschafft, nen neues Kapitel zu schreiben, obwohl ich nit ganz zufrieden damit bin, aber naja ;)...ich hoffe, ihr habt wenigstens Spaß es zu lesen XDXDXD

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Fast hätte Heihachi laut aufgelacht. Das Ganze war einfach zu komisch. „Sag das noch mal, Kazama. Du willst wissen wie wir hier rauskommen? Und woher so plötzlich?“ Er schüttelte leicht den Kopf. Das war ja nicht zu glauben. Sie irrten hier schon mehrere Tage durch eine immer größer werdende Höhle, entkamen Menschenfressern und Riesenspinnen, waren kurz davor zu verhungern und zu verdursten und jetzt behauptete dieser verfluchte Kazama, das er wüsste, wo der Ausgang läge. Heihachi wusste nicht, ob lachen oder wütend sein sollte. Vielleicht beides, wenn er nicht so erschöpft gewesen wäre. So begnügte er sich damit seinen Enkelsohn grimmig anzustarren, der verschwitzt und verdreckt vor ihm stand. Links daneben befand sich mit verschränkte Armen, sein Sohn, Kazuya, der ebenso ungläubig schaute, wie er. Jin schob trotzig das Kinn vor. Sein Blick war so kühl, wie ein Eiswürfel. „Ich…hatte eine Art Vision“. Seine Stimme zitterte leicht, aber dennoch versuchte er sich zu beherrschen. „Eine Vision?“, echoten Heihachi und Kazuya gleichzeitig. Das war doch nicht zu fassen. „Ich glaube, Junge, dass der Hunger dein letztes bisschen Gehirn zerfressen hat. Das ist doch vollkommener Schwachsinn“, wetterte Heihachi los und seine gesunde Faust ballte sich so fest zu, dass die Knöchel weiß unter der Haut hervor traten. Ein unangenehmes Stechen fuhr durch ihn und innerlich zuckte er zusammen. Einer dieser verfluchten Menschenfresser hatte sich voller Begierde auf seine Schulter gestürzt und eine tiefe Wunde hineingerissen. Er konnte die Blutung zwar stillen, indem er sich einen notdürftigen Verband aus seiner Hose gebastelt hatte, aber dennoch war er sich nicht sicher, ob die Wunde sich entzünden würde. Ein weiterer Grund schnell aus dieser verdammten Höhle heraus zu kommen. Und dann kam dieser Kazama mit einer Vision? Er schnaubte, wie ein wütender Stier. Das war doch lächerlich. „Hör zu, Söhnchen. Ich bin meistens für einen Spaß zu haben. Vor allem wenn ich weiß, das es nicht Ernst ist“. Heihachi legte eine kurze Pause ein. Er war kurz davor zu explodieren. „Aber das hier ist verdammt noch mal Ernst!! Geht das in deinen verfluchten Schädel rein? Wir irren hier schon seit Tagen, wer weiß vielleicht schon Jahre, herum, haben nichts zu Essen und zu Trinken, ein Haufen vollkommener verrückter Menschenfresser hängt an unseren Ärschen, wie die Fliegen auf der Scheiße und du kommst mir mit einer Vision? Ich glaub, ich hör wohl nicht recht. Und was hat sie gesagt?“ Er verstellte seine Stimme, sodass sie einen hellen Klang hatte. „Jin! Jin, hör auf mich, ich weiß, wie du hier rauskommen kannst. Du musst nur diese Nummer anrufen, dann kommt ein Taxi zum Höhlengang 13 und wir können nach Hause fahren“. Kazuya gab ein trockenes Lachen von sich, als Heihachi fertig war und Jin wütend anstarrte, der ebenso versuchte gelassen zu bleiben. Seine Mundwinkel hatten zwar kurz gezuckt, aber er blieb unberührt. Leise, aber bestimmt sagte Jin: „Du musst mir gar nichts glauben, alter Mann. Ich sage nur, was ich gesehen habe. Und meine Mutter lügt nicht“. Den letzten Satz verschluckte er förmlich, doch Heihachi hatte ihn verstanden. „Deine Mutter, hä?“ Er warf Kazuya einen Blick zu, dessen Miene sich leicht verfinstert hatte und wandte sich dann wieder an Jin. „Ich glaub es einfach nicht. Ich bin hier nur von Bekloppten umgeben. Jun Kazama ist tot, falls du es nicht bemerkt haben solltest, aber ich kann dir nen guten Psychiater empfehlen, wenn du willst. Ich…“.
 

Heihachi kam nicht mehr dazu seine hämische Bemerkung zu vollenden. Jin packte ihn plötzlich am Kragen und rammte ihm vollkommen unerwartet die Faust in den Magen. Ein schmerzhaftes Gefühl fuhr durch Heihachi. Er krümmte sich zusammen, wie ein nasser Sack und fast hätte er gereihert. Wut und Hass stiegen in ihm auf, doch Jin riss ihn unsanft wieder hoch. Ein gefährliches Funkeln lag in seinen Augen. Sein Atem ging schneller, ein Zeichen von schwer kontrollierter Wut. „Du Bastard. Wage es ja nicht noch mal sie zu beleidigen“, stieß Jin drohend aus. „Das wirst du noch bereuen!“, brachte Heihachi mühsam hervor, als Jin ihn wieder losließ und von sich schubste. Ächzend kam er wieder auf die Beine, seine Schulter pochte unangenehm und in seinem Bauch rumorte es laut. Niemand sprang so mit dem großen Heihachi Mishima um. „Jetzt mach mal langsam, Kazama. Erzähl uns lieber, was du gesehen hast. Dann können wir immer noch entscheiden, ob du verrückt geworden bist oder nicht“, kam es halb spöttisch, halb belustigt von Kazuya, der das ganze Schauspiel schweigsam genossen hatte. Jin verzog leicht die Stirn, doch er blieb ruhig, als er leise, aber bestimmt zu erklären anfing: „Also, wie gesagt. Ich habe meine Mutt… Jun Kazama gesehen oder geträumt, keine Ahnung. Auf jeden Fall konnte ich plötzlich die ganze Höhle sehen. Alles war klar und deutlich, wie in einem Film. Ich habe Riesenspinnen gesehen und sonstige Kreaturen, aber das Wichtigste war der Ausgang“. Er stockte kurz und wartete die Reaktion der anderen beiden ab. Heihachi musterte ihn nur kühl und Kazuyas Miene blieb unbewegt. Jin fuhr fort. „Ich befand mich hier auf dieser Stelle und Jun führte mich quasi durch die Gänge, bis ich auf einmal ein helles Licht sehen konnte und…“. „Und leider bist du nicht gestorben“, unterbrach Heihachi Jin trocken, doch dieser ließ sich nicht beirren. „Und schließlich bin ich aufgewacht. Nur, ich kann mich noch exakt an den Weg erinnern, der nach draußen führt“. „Na, ich weiß nicht. Das Ganze hört sich ein bisschen dürftig an“, kommentierte Kazuya das Gesprochene mit einem skeptischen Blick, der verriet, dass er Jin für nicht ganz volle nahm. „Ihr müsst es mir ja nicht glauben. Ich weiß, was ich gesehen habe und ich weiß, dass noch heute hier rauskommen werde“, erwiderte Jin mit einer Spur von Trotz. Er schien felsenfest davon überzeugt zu sein, den Ausgang der Höhle zu finden, doch in Heihachi regte sich ein leises Misstrauen. „Also gut. Mal Angenommen, du hast Recht. Dann könntest du uns also rein theoretisch hier raus bringen? Hab ich Recht?“, Heihachi schaute Jin fest in die Augen. Dieser erwiderte den Blick. „Gut. Das ist immerhin mehr, als dass, was wir momentan haben, aber…“, Heihachi kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. „Ich warne dich. Falls das eine Falle werden soll, dann…“. Er ließ die Worte unheilvoll im Raum stehen. Jin blieb regungslos vor Heihachi stehen, doch dieser war sich sicher, dass seine Warnung angekommen war. Denn im Falle einer gestellten Falle, würde sich dieser Emporkömmling zwei Gegnern gegenüber stehen sehen. Kazuya war bei dem Wort „Falle“ unmerklich zusammengezuckt. Eine Reaktion, die Heihachi bewusst provoziert hatte, damit Kazuya quasi indirekt sein Verbündeter wurde. Auch, wenn dieser das nicht bemerkt hatte. Ein leichtes, zufriedenes Grinsen schlich sich auf Heihachis Gesicht. Er würde es allen schon zeigen, dass der „alte Mann“ noch nicht ausgedient hatte. Vor allem würde er die Mishima Zaibatsu zurückbekommen. Um jeden Preis.
 

„Also, was ist? Zeig uns den Weg, Kazama. Je eher wir hier rauskommen, desto besser“. Jin schritt wortlos an Heihachi vorbei und ging ein paar Schritte voraus. Einen Augenblick verharrte er. Ohne sich umzudrehen, sagte er fast geflüstert: „Es ist keine Falle. Es ist die Wahrheit. Es ist diese Wahrheit, die ihr nicht wahr haben wollt“.
 

Sie folgten Jin durch die engen, schmalen Gänge, die sich von giftig Grün in rot Bräunlich wandelten und wieder zurück. In der kompletten Höhle schien es keine anderen Farben zu geben, abgesehen von grauen Steinen und dunkler Erde, die allgegenwärtig waren. Ab und zu drangen unterschiedliche Laute aus den Wegen, die sich eindeutig nicht menschlich anhörten und Heihachi bekam von Zeit zu Zeit das Gefühl, das sie beobachtet wurden. Immer wieder wanderten seine Augen prüfend über die Höhlenwände, hielten Ausschau nach vermeintlichen Feinden, die sich jeden Moment auf sie stürzten könnten. Doch Jin schien sich wirklich auszukennen, was Heihachi erstaunte. Visionen waren ihm nicht ganz unbekannt. Bei seiner täglichen Meditation konnte er oft klare Bilder sehen und erreichte eine ganz neue Bewusstseinsebene. Er war eins mit seiner inneren Energie, die er lenken und steuern konnte. Er war sogar in der Lage, die Präsenzen von Kazuya und Jin zu erspüren, ohne, dass diese ihr so genanntes Teufelsgen einsetzten. Er fühlte einfach ihr Qi oder ihre Energie, wenn sie kämpften und sich bewegten. Doch trotz allem zweifelte er. Jins Beschreibung dessen, was er gesehen hatte, klang zu unreal. Zu unwirklich. Wie sollte jemand plötzlich den Weg durch eine völlig unbekannte Höhle wissen können? Heihachis rationaler Teil konnte das nicht glauben. Das klang ja fast wie Zauberei. Und sie befanden sich ja nicht auf Hogwarts. Nein sie waren in einem, dreimal verfluchtem Loch voller durch geknallte Kreaturen, die ihnen ans Leder wollten. Grummelnd schüttelte Heihachi den Kopf. Das ergab alles keinen Sinn. Wieso waren ausgerechnet sie drei hier unten? Wer hatte da noch seine Finger im Spiel? Er traute Kazuya und Jin zwar nicht über den Weg, aber dass sie hierfür verantwortlich waren…? „Da wären sie ganz schön dumm gewesen. Sich selber mit hier rein zu ziehen“, kam es Heihachi in den Sinn. „Aber wer dann?“ Diese Frage spukte wie ein ruheloser Geist in seinem Kopf herum. Vielleicht Verräter, aber welche? Von der G-Corp oder der Mishima Zaibatsu? Gut, eines musst man Jin lassen. Er hatte seit seiner ruchlosen und in seinen Augen unverschämten Übernahme der Zaibatsu, einiges an Chaos auf der Welt verbreitet, Kriege angezettelt und sonstige Schandtaten begannen. Er hatte viele Feinde, die ihn tot sehen wollten. Wie mit Heihachi in frühren Zeiten, als er der Chef gewesen war. Und wieder werden würde. Doch warum war dann Kazuya ebenfalls hier? Der alte Mann strich sich mit der gesunden Hand bedächtig über den weiß grauen Bart. Kazuya war in der letzten Zeit so was wie ein berühmter Volksheld geworden, da er sich Jin in den Weg stellte und das Ganze so hingebogen hatte, als würde er für eine gute Sache kämpfen. Heihachi war sich sicher, dass Kazuya seine eigenen, dunklen Pläne verfolgte und nur nach außen hin den braven Konzernchef spielte. Dafür kannte er seinen Sohn zu gut. Doch wer war es dann, der hinter dem Allem steckte? Etwa dieser mysteriöse Kopfgeldjäger, der Jin und Kazuya auf diese Insel gelockt hatte?
 

„Pssssst“, Jin, der plötzlich stehen geblieben war, riss Heihachi aus seinen düsteren Gedanken. „Was ist los, Kazama?“ Das linke Auge von Kazuya funkelte rot. „Seid leise. Vor uns befindet sich etwas. Besser gesagt, es sind mehrere“. „Mehrere was?“ Heihachi trat neben Jin und spähte in das Zwielichte Dämmerlicht, das einen tiefen Rot Ton angenommen hatte und die Umgebung gespenstisch wirken ließ. „Ich weiß auch nicht, was genau das für Wesen sind, aber sie sehen aus, wie übergroße Ratten auf zwei Beinen“. „Etwa wie Mr.Splinter?“, kam es leise lachend von Kazuya, der ebenfalls herangetreten war. „Was? Nie die Turtles gesehen?“ „Ähh…?“. Jin und Heihachi tauschten einen erstaunten Blick aus. Seit wann machte Kazuya Witze? Und schaute die Turtles? „Banausenpack“. „Ähm ja…Auf jeden Fall müssen wir an diesen Ratten oder was es auch sonst ist, vorbei“, bemerkte Jin kühl und Heihachi überblickte den Raum vor ihnen. Dieser war nicht besonders groß, aber gerade breit genug, dass sich drei graue, lange, pelzige Leiber nebeneinander auf den Boden legen konnten und den Weg versperrten. Die Wesen, die zu schliefen schienen, befanden sich ausgestreckt, wild durcheinander auf der Erde und Heihachi konnte sechs von ihnen zählen. Sie waren so groß, wie ein ausgewachsener Mann, hatten aber dennoch den Körperbau einer Ratte. Die langen Nagezähne schimmerten schwach und Heihachi hatte nicht vor mit ihnen Bekanntschaft zu machen. Was auch immer hier unten lebte, es war gefährlich. Und dazu zählten anscheinend auch übergroße, schlafende Ratten. „Sollen wir uns etwa da durchschleichen?“, meinte er skeptisch und zog eine Augenbraue hoch. „Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig, wenn wir hier raus wollen“, erwiderte Jin trocken. „Zum Glück schlafen sie. Also, kein Ton mehr. Ich geh als erstes“.
 

Wie ein Dieb schlich Jin los und stieg behände über die Rattenkörper, die seltsam schnarchten. Es klang fast wie ein Pfeifen eines alten Teekessels. Doch Heihachi war im Moment nicht nach Tee zumute, als er Jin vorsichtig folgte, der mittlerweile am Ende des Raumes angekommen war. Zaghaft hob Heihachi seinen Fuß an und passierte die erste Ratte, die sich auf die Seite gedreht hatte. Sei Herz schlug ihm bis zum Hals und er zwang sich leise zu atmen. Ein ungutes Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit, als er Knochenüberreste neben der zweiten Ratte entdeckte. Dass waren garantiert keine Vegetarier. Fast vollkommen geräuschlos stieg er über die pelzigen Leiber, die rhythmisch atmeten und die Luft mit einem tierischen Gestank beglückten. Fast hätte Heihachi sich übergeben, als der Geruch auf seine Nase traf, die sich heftig zusammenzog. Es roch nach Verwesung, Müll und eingetrocknetem Blut. Vorsichtig überquerte er die nächste Ratte. Dann die nächste. Noch eine. Geschafft. Erleichtert atmete er aus. Jin stand neben ihm und schaute in Kazuyas Richtung. Dieser hatte ebenfalls Mühe, sich leise durch das Ratten-Wirrwarr zu bewegen. Plötzlich schoss ein unangenehmer, schriller Laut durch den Raum, gefolgt von einem gebrüllten „Scheiße“ und „Lauft“! Mit zwei großen Sprüngen landete Kazuya neben Jin und Heihachi, die sich sofort umdrehten und rannten, was das Zeug hielt. Hinter ihnen kam Bewegung in den Rattenhaufen, die so langsam begriffen, dass sie nicht mehr alleine waren und nun flüchtende Besucher hatten. „Ganz toll, Kazuya, du Idiot. Konntest du nicht aufpassen? Musst du ausgerechnet so nem Vieh auf den Schwanz treten?“ „Ach sei still, Alter, und lauf lieber“. „Wir haben es gleich geschafft“, rief Jin, der einen kleinen Vorsprung hatte und auf einmal konnte es auch Heihachi sehen. Licht. Echtes Tageslicht. Sie hatten es tatsächlich geschafft. Er pumpte die letzte Kraft in seine Beine, beschleunigte noch mal sein Tempo und rannte ins Freie. Das Licht stach grell in seine Augen, die nicht mehr daran gewöhnt waren und Tränenflüssigkeit bildete sich in seinen Pupillen. Es war heiß. Sehr heiß. Ein sandiger Duft hing in der Luft, Lichtpunkte tanzten vor Heihachis Augen und ein warmer Wind strich ihm sanft über das Gesicht.

„Wo zur Hölle sind wir hier?????“

Ein unbekanntes Land?!

So habs endlich geschafft weiter zu schreiben ;)...muss mich dafür entschuldigen, dass es länger als geplant gedauert hat, aber ich werde wahrscheinlich bis Ende August wenig Zeit haben, viel schreiben zu können :(...aber ich hoffe, es macht euch trotzdem Spaß, dat folgende Kappi zu lesen XDXD

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Die Sonne brannte heiß auf sie herab. Ein Flimmern lag in der Luft, die von einer seltsamen Stille erfüllt war, die nur durch ein vereinzeltes Summen und Zirpen unterbrochen wurde. Ein warmer Wind mit der Temperatur eines Backofens wehte leise über das Land, das sich vor ihnen erstreckte. Kazuya war sprachlos. Das da war nicht die Insel, auf der sie sich anfangs befunden hatten, bevor sie in diese dreimal verfluchte Höhle gestürzt waren und nun nach mehreren Überlebenskämpfen endlich den Ausgang gefunden hatte. Nein, das hier war eindeutig nicht mehr diese besagte Insel in der Nähe Japans. Kazuya blinzelte kurz mit den Augen. Das Bild veränderte sich nicht. War das ein Traum? Ein Alptraum? Oder befanden sie sich wirklich hier?

Hier…in der Wüste?

Vor ihnen erstreckte sich eine goldgelbe, leicht bräunlich aussehende Landschaft, die relativ flach wirkte. Wie ein riesiger Teller, der einen Sprung hatte, denn hier und da ragten kleine, spitze Felsen aus dem Boden, gepaart mit merkwürdig aussehendem Gestrüpp. Kahle Baumstümpfe, den die Hitze der scheinbar unaufhörlich brennenden Sonne arg zugesetzt hatte, zierten die Ebene mit einer Spur von Trostlosigkeit und Schwermut. Kazuya tat einen Schritt nach vorne. Es war wirklich Sand, was da unter seinen Schuhen knirschte. Brauner, heller Sand, der allgegenwärtig zu sein schien. Eine einzelne Schweißperle tropfte von seiner Stirn auf den Boden und wurde fast schon begierig aufgesogen. Ja, es war heiß. So heiß, dass Kazuya sein mehr oder weniger heiles Jackett auszog und sich über die Schulter warf. So langsam bereute er es, dass er sich in einen komplett weißen Anzug gekleidet hatte, der nun grau, verschwitzt und verdreckt war. Aber wer konnte auch schon ahnen, dass ein einfach geschriebener Brief mit eigentlich guten Nachrichten Höhlenkleidung und jetzt Turban erforderte? Wie er diesen angeblichen Kopfgeldjäger verfluchte. Kazuyas Hand ballte sich zur Faust. Wenn er diesen Kerl in die Finger kriegen würde, dann…!
 

„Wo bitte schön sind wir denn jetzt wieder gelandet?“, unterbrach Heihachi Kazuyas Rachegedanken. „Erst eine Höhle und jetzt eine Wüste? Ich glaub, ich werd nicht mehr. Hier treibt doch irgendeiner ein Spiel mit uns“. „Eins steht fest: In Japan sind wir nicht mehr“. „Uhh, Kazama. Deine Beobachtungsgabe ist wirklich fantastisch“, spottete Heihachi „Darauf wäre ich jetzt nicht gekommen“. „Ach, sei ruhig, Alter“. „Was denn? Da lobt man dich einmal und was ist der Dank dafür?“, Heihachis Mund verzog sich zu einem fiesen Grinsen, doch Jin beachtete ihn nicht weiter. Seine Augen vor der Sonne schützend, legte er eine Hand auf seine Stirn und überblickte prüfend die Gegend. Kazuya zog eine Augenbraue nach oben. „Was ist, Kazama? Hast du wieder etwa, was Tolles entdeckt?“ „Etwa ein Taxi?“, kam es immer noch grinsend von Heihachi, auf dessen Stirn sich kleine Schweißperlen gebildet hatten, die auf den Boden tropften. Kazuya warf ihm einen kurzen Blick zu. Dem Alten schien es nicht besonders gut zu gehen, denn trotz seiner scheinbar guten Laune, hatte Kazuya bemerkt, dass der alte Mann sich häufig an die Stelle faste, wo ihn einer dieser Knochenknirscher erwischt hatte. Die Wunde schien sich entzündet zu haben, denn trotz der glühenden Sonne, wirkte Heihachi etwas Bleich im Gesicht. Schadenfreude machte sich in Kazuya breit und er verzog verächtlich einen Mundwinkel. Sollte der alte Bastard ruhig leiden. Das würde es ihm nur leichter machen, Heihachi endlich zu vernichten. Jetzt, wo er wieder draußen war aus dieser verdammten Höhle. Er warf einen Blick zurück in das gähnende schwarze Loch, das sie ausgespuckt hatte. Nie wieder würde er auch noch einmal einen Schritt dort hinein wagen. Nein! Nicht jetzt, wo er die anderen beiden nicht mehr brauchte. Ja, jetzt konnte er sich rächen. Und das würde er bei der nächst, besten Gelegenheit machen. Ein Zittern lief durch seinen Köper, gefolgt von einem lautem Grummeln seines Magens. Gut, vielleicht sollte er erstmal, was essen, bevor er seinen nächsten Schritt plante.
 

„Verflucht, wie lange muss ich denn noch mit diesem Abschaum zusammen sein?“, schoss es ihm durch den Kopf, denn wo immer sie sich auch jetzt schon wieder befanden, dass hier war eindeutig eine Wüste. Und alleine durch eine Wüste zu laufen, war glatter Selbstmord. Na ja, ob sie zu dritt überleben würden, war fraglich, aber es war eine kleine Chance, die Kazuya auch nur widerwillig annahm. „Also, was ist jetzt? Wollen wir hier Wurzeln schlagen? Gehen wir und hoffen, dass euch bald los bin“. Er drehte sich zu Jin, der ihn schweigend ansah, während seine Augen vor Erschöpfung strahlten. „Oder hast du vielleicht einen besseren Vorschlag, Kazama? Eine Vision, die uns was zu essen und zu trinken herbeizaubert?“ „Gute Idee, Kazuya. Am Besten sollte sie dich direkt in einen Frosch verwandeln. Dann könnten wir uns Froschschenkel grillen“, stieß Heihachi gehässig hervor und Kazuya fuhr herum. „Pass bloß auf, dass ich dir nicht den Schädel abreiße, du elender Narr“, zischte er wütend und eine Zornesfalte bildete sich auf seiner Stirn. Doch Heihachi blieb unbeeindruckt, schritt an ihm vorbei und folgte Jin, der einfach losgegangen war und tiefe Spuren im Sand hinterließ. Offenbar hatte dieser ebenfalls keine Lust, sich weiter in solch einer Gesellschaft aufzuhalten und Kazuya spuckte aus. Mit Jin würde auch noch abrechnen, so wahr er Kazuya Mishima hieß.
 

Schweigend folgte er den beiden, die sich schon ein Stück voraus befanden und durch das unaufhörliche Flimmern in der Luft wie zwei Schatten wirkten, die dazu verdammt waren über die Erde zu wandeln. Sie gingen, wie es Kazuya vorkam, eine halbe Ewigkeit, ohne genau zu wissen, wo sie sich überhaupt befanden und so langsam schwanden seine Kräfte. Der Schweiß lief ihm, wie ein Gebirgsbach über die Wangen und seine Zunge klebte trocken an seinem Gaumen. Seine Beine fühlten sich so schwer an, dass er glaubte jeden Moment hinzufallen und nicht mehr aufstehen zu können. Aber musste weiter. Immer weiter. Er würde doch jetzt nicht aufgeben. Nein! Der Sand knirschte unter ihm, wie eine Todesmühle, die bereit war ihn endgültig zu verschlucken, doch er stapfte weiter. Diese Hitze. Dieser Hunger. Wasser. Seine Gedanken schienen sich nur noch um diese Sachen zu drehen, dass ihm fast schwindelig wurde. Das Bild vor seinen Augen drohte zu verschwimmen und eine leise Stimme in seinem Hinterkopf meldete sich. Leg dich hin, dann ist es vorbei. Ja, schlafen. Das wäre es jetzt. Einfach nur schlafen, dann…Er stolperte über etwas Großes, das vor ihm auf dem Boden lag. Mühsam konnte er sich auf den Beinen halten und Kazyua schaute nach unten, auf das Ding, über das er gefallen war. Das Bild war immer noch undeutlich, aber dennoch konnte er das Ding, als Mensch identifizieren. Wer war das? Und warum lag der Idiot hier in der Wüste? Jemand trat neben ihm, doch Kazuya schien auf einmal weit entfernt zu sein. Wie, als könne er sich plötzlich aus der Vogelperspektive sehen, änderte sich seine Optik. Ihm wurde schwindelig. Er wankte und ihm wurde schlecht. Sein Magen schien ihn von innen aufzufressen. Sein Kopf dröhnte, wie eine Bassröhre und in der Ferne konnte er eine Stimme wahrnehmen. Er musste einen Sonnenstich haben. Jemand schüttelte ihn kraftlos, doch für Kazuya fühlte es sich wie ein Erdbeben der Stärke Neun an, das durch seinen Köper fuhr. Er blinzelte schwach mit einem Auge zu der Gestalt, die sich neben ihm befand. Diese Präsenz. Das musste Jin sein, aber wo war Heihachi? Der Mensch auf dem Boden stöhnte leise und der Gedanke, dass das der Alte sein musste, drang ganz langsam in sein Gehirn ein. Aber wieso lag der Narr auf dem Boden? Wusste er nicht, dass er sterben würde, wenn er hier jetzt schlief? Irgendetwas hinderte Kazuya klar zu denken und sein Schädel drohte jeden Moment, wie eine überreife Tomate zu platzen. Wasser. Er brauchte Wasser.
 

„Wir müssen ihm helfen“, presste Jin neben ihm mühsam hervor und kniete sich auf den Boden zu Heihachi. Dieser hatte die Augen geschlossen und hielt sich in einer seltsam verkrümmten Stellung den Arm. „Er hat Fieber. Er wird hier sterben“. Kazuyas eingetrocknetes Gehirn ratterte wie eine kaputte Dampfwalze, die sich langsam über eine holprige Straße schob. Wieso sollte er dem Alten helfen? Er hasste ihn doch und der Alte hasste ihn. Und Jin hasste ihn und Heihachi. Sie alle drei hassten sich. Also wieso?

Fast hätte er laut aufgelacht. Das hier war wirklich die bizarrste Situation, die er je erlebt hatte. Drei erbitterte Feinde standen hier in einer Wüste und mussten sich gegenseitig helfen, um zu überleben. Das Ganze war einfach zu komisch, wenn es nicht die eiserne Realität gewesen wäre.

„Sag mir, Kazama“, sagte Kazuya kaum hörbar, „Wieso sollen wir ihm helfen? Wieso willst DU ihm helfen? Er hasst dich. Er hasst mich und umgekehrt. Also wieso?“. Er versuchte Jin anzustarren, doch immer wieder musste er blinzeln. Die Sonne stach durch seine Augen, wie ein Speer. Die Erschöpfung hielt ihn in einem eisernen Griff fest. Jin war nicht besser dran, als er. Dennoch hob er leicht den Kopf, als sprach: „Weil du ihn selber töten willst“. Kurze Pause. „Und weil er dein Vater ist“. Einen Augenblick lang tobte es in Kazuya. Es durchfuhr ihn, wie ein Donnerschlag. Er starrte hasserfüllt auf Jin, der ihn immer noch nicht anschaute. In ihm brodelte es, wie eine Suppe aus Hass und Schmerz. Der Teufel schrie nach ihm. Schrie ihn an, endlich dem Ganzen ein Ende zu setzen und Jin zu töten, damit er wieder seine vollkommene Macht haben könnte. Doch plötzlich wurde es in ihm still. Die Stimme verschwand genauso schnell, wie sie gekommen war. Eine seltsame Ruhe breitete sich wie eine Welle in Kazuya aus und er stockte. Was war das? War das Kazamablut? Irgendetwas befand sich über Jin. Eine vertraute Aura, die Kazuya nur allzu gut kannte, hing in der Luft. Da! War da nicht ein Gesicht gewesen? Nein, das konnte nicht sein. Er wurde wohl langsam verrückt.

Fast mechanisch bückte er sich, schob den Arm unter den Körper von Heihachi und hievte ihn zusammen mit Jin wieder auf die Beine. Der Alte stöhnte leise und hatte seine Augen immer noch geschlossen. Kalter Schweiß lief ihm über das Gesicht und sein Atem ging schwer und schnell. Er hatte wirklich Fieber. Mühsam wagten sie einige Schritte. Kazuya drehte sich soweit es ging zu Jin um und bemerkte trocken: „Ich weiß zwar nicht, was hier gerade mache, aber die erste Erklärung gefiel mir am Besten“.
 

Schweigend schleppten sie sich weiter und wurden immer langsamer. Heihachi schien Tonnen zu wiegen und Kazuya hatte große Mühe ihn überhaupt zu tragen. Wie nasser Sack, schleiften sie ihn mit sich, obwohl es nur eine Frage der Zeit war, bis sie zusammenbrechen würden. Jin hatte einen Fetzen aus seinem Hemd gerissen und mehr schlecht als recht um seinen Kopf gewickelt, um wenigstens ein bisschen Sonnenschutz zu haben, was aber wenig Wirkung zeigte. Seine Wangen glühten rot und er hatte einen großen Sonnenbrand um die Nase. Kazuya war immer noch schwindelig, obwohl er, wie Jin, sich aus seinen Klamotten einen dürftigen Schutz gebastelt hatte. Nein, lange würden sie das hier nicht durchhalten, denn bei jedem Schritt hatte Kazuya das Gefühl jeden Moment im Boden zu versacken. Wasser. Kühles, kaltes, klares Wasser. Er brauchte es. Jetzt sofort. Sonst war es aus mit ihm. Mit dem großen Kazuya Mishima. Gut, er würde nicht der einzige sein, der hier sterben würde. Sein Sohn, sein Vater würden ihm folgen. Vielleicht war das wirklich Schicksal? Oder Zufall? Er konnte es nicht sagen. Er hatte nie an eine größere Macht, als sich selbst geglaubt, aber so langsam zweifelte er, ob nicht eine höhere Instanz hier ihre Finger im Spiel hatte und sie nun zusammen elendig verrecken lassen wollte.
 

„Da!“ Kazuya wurde in die Realität zurückgerissen. Jin war stehen geblieben und hatte halbherzig den Arm ausgestreckt. „Da vorne…Eine Straße!“, stammelte er kraftlos und Kazuya blickte in die gezeigte Richtung. Tatsächlich. Vor ihnen befand sich eine Straße, die sich kerzengerade durch die Wüste zog und sich kaum von dem bräunlichen Sand unterschied. Der Asphalt war an mehreren Stellen aufgesprungen, sodass das Ganze wie ein eingetrockneter, ungesunder Streuselkuchen wirkte, der sich zu lange im Ofen befunden hatte. Kein Wunder bei dieser Hitze. Es war vollkommen Windstill und der staubige Sand lag schwer in der Luft. Kazuyas Lippen fühlten sich wie Schmirgelpapier an, aber trotzdem gelangte der Gedanke, dass eine Straße normalerweise von Menschen gebaut wurde, langsam in seinen Kopf und ein Funken Hoffnung keimte in ihm auf. Wenn hier jemand einen Weg durch die Wüste angelegt hatte, bedeutete das, dass sich hier in dieser Einöde auch ein Stück Zivilisation befinden musste. Und Zivilisation hieß Wasser und Essen. Neben ihm ächzte es leise. Es stand anscheinend nicht gut um Heihachi, der im Verlauf ihres Weges immer häufiger zusammengezuckt war. Ein Zeichen für zu hohes Fieber und zu großer Erschöpfung. Wenn sie diesen alten Bastard wirklich retten wollten, brauchten sie schnell einen Arzt. Aber wie? In diesem Land der Hoffnungslosigkeit und Hitze? „In…in welche Richtung sollen wir gehen?“, brachte Kazuya schwer hervor und Jin machte so etwas wie ein Schulterzucken. Er hatte also keine Ahnung. Ganz toll. Wie auch? Ein leises Zischen ließ Kazuya aufschrecken. Rechts neben ihm bewegte sich etwas undeutlich, dass die Farbe des Sandes hatte und was sie offenbar gestört hatten. Zwei Reptilienaugen starrte sie an, begleitet von einem weiteren Zischen. Eine Schlange? „Vielleicht…sollten wir nach links gehen“, bemerkte Jin kaum hörbar, der ebenfalls das Reptil registriert hatte. „Ok“. Vorsichtig entfernten sie sich von der goldbraunen Schlange, die sich auf der Straße befand und ihnen hypnotisierend hinterher äugte. Ein giftiger Schlangenbiss hätte noch zu ihrem Glück gefehlt und die drei, besser gesagt die zwei folgten weiter der löchrigen Straße. Immer weiter. Weiter und weiter.
 

Plötzlich änderte sich das Bild. Ein kleines Haus tauchte verschwommen am Horizont auf. Nein, es waren mehrere Häuser. Kleine, weiße, lehmgebrannte Hütten, die sich wie eitrige Geschwüre aus dem Wüstensand empor schälten und dicht gedrängt nebeneinander standen. Kazuya blinzelte. War das etwa eine Fata Morgana? Ein heißer Dunst, gepaart mit einer Mischung aus Teer und verbranntem Benzin stieg in seine Nase. Konnte eine Fata Morgana auch die Geruchssinne täuschen? „Siehst…du das auch, Kazama? Oder ist das eine Täuschung?“ „Nein. Ich glaube nicht. Da vorne ist tatsächlich ein Dorf oder sonst was. Auf jeden Fall Menschen“. „Sicher? Das letzte Mal sind wir auf Kannibalen getroffen“. Kazuya lachte trocken, was sich mehr wie ein Krächzen anhörte. „Na ja. Viel schlimmer, als jetzt kann es wohl nicht kommen“. „Ausnahmsweise hast du mal Recht, Kazama“. Kraftlos stolperten sie weiter auf die Häuser zu, die anscheinend zu ihrem große Glück keine Trugbilder waren und sich immer noch an derselben Stelle befanden, wie zuvor. Erst jetzt bemerkt Kazuya, dass sich die Gegend um sie herum veränderte. Immer mehr Bäume und Sträucher tauchten auf, die zwar nicht unbedingt üppig blühten, aber um einiges besser aussahen, als die toten Baumstümpfe, die vom Wüstensand verschluckt wurden. Auch schien sich so etwas wie ein Hauch von Leben zu regen, der vorher durch die Hitze und Trostlosigkeit unterdrückt worden war. Vereinzelt zwitscherten Vögel im Schatten der Bäume, Grillen zirpten leise und sogar, das ferne Gackern von Hühnern war zu hören. Sie kamen näher und die Bäume um sie herum wirkten schon fast wie eine Art Allee, die ihre Besucher höflich zu empfangen schien. Als sie das erste Haus passierten, konnte Kazuya einen kleinen Garten entdeckten, der den Kampf gegen den ewigen Sand aufgenommen hatte. Doch das Wichtigste, was er sah, war ein kleiner schmaler Steinbrunnen, der sich im Schatten des Hauses befand. Ohne sich um Jin zu kümmern, der unter einem plötzlich losgelassenen Heihachi fast zusammenbrach, stürzte sich Kazuya auf den Wasserspender, ließ den kleinen Holzeimer in die Tiefen sausen, zog ihn wieder hoch und trank gierig. Das kühle Nass floss durch seine verstaubte Kehle, die das Element wie einen lang verschollenen Freund begrüßte und Kazuya konnte sich nicht erinnern, sich je besser gefühlt zu haben. All dieser unsagbare Durst wurde gestillt und ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit durchströmte ihn. Gab ihm neue Kraft und Stärke. Die Wassertropfen rannten über seinen Hals und als endlich fertig war, rülpste er erleichtert aus. Sein Blick wanderte zu Jin, der noch immer mit Heihachi im Arm auf der Straße stand und sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Ein bisschen widerwillig ließ Kazuya von dem Wasser ab, so als traute er dem Brunnen nicht, weiter Wasser zu Tage zu fördern und schritt auf die beiden zu. Mit neuem Lebensgeist taxierte er die zwei zum Brunnen, wo sich zuerst Jin bediente und schließlich Heihachi, dessen Zustand sich nicht verbessert hatte, doch Kazuya kippte ihm kurzerhand einen ganzen Eimer des kühlen Nass ins Gesicht, worauf der Alte langsam die Augen aufschlug. „Na? Kommst du mal langsam wieder zu dir, Alter? Wir haben dich schließlich lang genug rum getragen“, bemerkte Kazuya mit einer Spur von Spott, als Heihachi begierig das Wasser verschlang. Jin hatte diesem unterdessen den notdürftigen Verband abgenommen und förderte eine eitrige, verkrustete Wunde zu Tage. „Das sieht ja gar nicht gut aus, alter Sack. Mir scheint, du brauchst einen Arzt“. „Wo…Wo sind wir?“, brachte Heihachi gepresst hervor und hatte die Augen wieder halb geschlossen. „Wenn wir das wüssten, wäre ich schon längst wieder in der G-Corp.“, schoss es trocken von Kazuya zurück, der sich von den beiden abgewandt hatte und einen Blick zurück auf die Straße warf. „Ich würde mal sagen, wir fragen den nächst Besten, den wir hier zu Gesicht bekommen. Nur“, er machte eine kurze Pause „ist hier irgendwie keiner“. „Vielleicht gibt es hier so was, wie ein Zentrum, denn mir kommt das hier mehr, wie ein Dorf vor, als wie eine Stadt“, sagte Jin und wickelte Heihachi ein neuen Stofffetzen um die Schulter. „Kannst du wieder laufen, Alter?“, wandte er sich an den alten Mann, der kaum merklich nickte, worauf Jin ihn auf die Beine hievte. Wacklig hielt sich Heihachi an dem kleinen Brunnen fest, die Augen ganz schwach geöffnet. Das Fieber hatte ihn immer noch im Griff, doch tapfer hielt er sich aufrecht, als sie langsam weiter in das Dorf gingen.
 

Kazuya ging ein Stück voraus. Irgendetwas gefiel ihm hier nicht. Er konnte nicht sagen, was, aber eine seltsame Unruhe hatte von ihm Besitz ergriffen. So, als lauerte hier Gefahr. Die Häuser verdichteten sich zusehends und warfen lange Schatten auf die Straße. Nirgends waren Menschen zu sehen. Es war fast so, als liefen sie durch eine Geisterstadt, die bedrohlich von der Hitze erdrückt wurde. Ab und zu gackerten Hühner, die sich in den Gärten befanden und nach Körnern pickten. Eine weiße Kuh lag faul auf der Straße und beobachtete sie träge durch ihre großen, braunen Augen. Kazuya stutzte einen kurzen Moment. Wieso lag hier einfach so eine Kuh herum? Doch bevor er sich weiter wundern konnte, wurde die trügerische Stille durch einen lauten Schuss unterbrochen. Kazuya zuckte instinktiv zusammen. Etwas stimmte hier nicht. Ganz und gar nicht. Als sie vorsichtig ein Stück weitergingen und um eine Ecke bogen, bot sich ihnen ein merkwürdiger Anblick. Vor ihnen erstreckte sich ein kreisrunder, staubiger Platz, in dessen Mitte eine Art Podest errichtet war, auf dem sich eine Gruppe von Leuten befand. Um das Bauwerk rund herum hatten sich mehrer hundert Menschen versammelt, die alle auf dem Boden knieten und die Köpfe gesenkt hatten. „Was geht denn hier ab?“, murmelte Jin neben ihm und stützte mit einem Arm Heihachi, der sich noch kaum auf den Beinen halten konnte. „Keine Ahnung“, erwiderte Kazuya dumpf und das ungute Gefühl in seinem Magen verstärkte sich. Wo zur Hölle waren sie jetzt schon wieder gelandet? Langsam näherten sie sich dem grotesken Schauspiel, bis Kazuya auf einmal erkannte, was das Podest darstellte. Es war ein Galgen, an dem jemand leblos baumelte. Die Gruppe, die dort stand, hatte ihnen den Rücken zugewandt und erst jetzt konnte er erkennen, dass sie schwer bewaffnet waren. Unter dem leblosen Körper, der wie eine kaputte Puppe in der Luft hing, lagen zwei weitere Menschen, um die sich eine rote Blutlache gebildet hatte, die dickflüssig auf die braune Erde tropfte. Anscheinend waren sie erschossen worden. Das ungute Gefühl wandelte sich langsam, aber sicher in Adrenalin um. Was auch immer hier im Gange war, Kazuya wollte nicht unbedingt daran teilhaben.

Jemand starrte ihn erschrocken an, als er sich gerade umdrehen wollte und innehielt. Noch schien die Galgengruppe sie nicht entdeckt zu haben. Dieser jemand, der sie bemerkt hatte, war eine junge, schwarzhaarige Frau mit braunen Teint, die, immer noch kniend, einen Finger auf die Lippen legte und mit der anderen Hand auf den Boden deutete. Die Nachricht war gerade angekommen, als weitere Schüsse fielen, gefolgt von leisen Schreien.

Wo waren sie hier nur wieder gelandet?

Eine geheimnisvolle Fremde

^^ hey ho...es is unglaublich aber wahr: Ich habs trotz dreimal verfluchtem Klausurstress geschafft, noch nen Kappi zu schreiben XDXDXD hehehe...ihr dürft mich jetzt auch den Paten nennen XDXDX, hehe nein...ich wünsch euch viel Spaß beim Lesen ;)

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Jin hatte den Kopf gesenkt. Wie ein räudiger Schwerverbrecher, der gerade seine Schandtaten gestand, kniete er auf dem staubigen, braunen Boden und versuchte unauffällig einen Blick auf das Geschehen, das sich vor ihnen abspielte, zu erhaschen. In was waren sie hier bloß rein geraten? Erst überlebten sie gerade so eine Höhle voller durchgedrehter Menschenfresser und Riesenspinnen, dann fanden sie sich in einer Wüste wieder und jetzt knieten sie hier in einem Dorf, in dem man sich anscheinend einen Spaß daraus machte, Menschen aufzuhängen und zu erschießen. Wieso wurde er das Gefühl nicht los, dass irgendetwas an diesem Mördertrip nicht stimmte? Gut, dass er von einer kleinen japanischen Insel mitten im Meer sich plötzlich in einer unbekannten Wüste mit seinen beiden Erzfeinden wieder fand, passierte ihm jeden Tag. Das war doch nichts Außergewöhnliches. Jin versuchte über seinen eigenen Sarkasmus, der so bitter war wie Dieselöl, zu lachen, doch es wollte ihm nicht so recht gelingen. Die Strapazen, die Anstrengung, der Hunger. Das alles saß noch zu tief in ihm drin, als dass er jetzt darüber lachen konnte und anscheinend wollten die Erlebnisse nicht abreißen.
 

In der Mitte des Platzes, wo sie sich befanden, stand ein Galgen, an dem ein lebloser Menschenkörper leicht in der Luft hin und her schaukelte. Unter der Leiche waren zwei weitere Tote, die die braune Erde mit ihrem Blut rot tränkten. Jin wusste nicht wer die Toten waren, doch er konnte die zwei Leichen unter dem Galgen, als eine Frau und ein kleines Kind identifizieren. Der Körper, der an dem dicken Seil baumelte, war ein schwarzhaariger Mann, der, wie der Rest der Menschen hier, einen dunklen Teint hatte und mit einem langen weißen Gewand bekleidet war. Jins Herzschlag beschleunigte sich ein wenig. Die Leute um ihn herum sahen aus, wie Araber oder Beduinen. Manche von ihnen trugen einen Turban oder hatten kleine Mützen auf, die sie vor der heißen Sonne schützten. Doch wie war das Möglich? Sie waren am Anfang ihrer Begegnung definitiv in Japan gewesen und jetzt sollten sie im Nahen Osten sein? Sein Schädel brummte wie ein Presslufthammer und sein Gesicht glühte wie eine Feuerwand. Er hatte einen kräftigen Sonnenbrand, der sich anfühlte, als würde er jeden Moment verbrennen. Gut. Anscheinend war das hier doch kein Traum. Sein Blick streifte kurz Kazuya, der sich, wie er, ebenfalls kniend auf dem Boden befand und angespannt wirkte. Sein linkes Auge glühte rot und seine Hände waren zu Fäusten geballt. Jin wand sich wieder ab. Jedes Mal, wenn er seinen Vater sah, stieg in ihm eine Wolke aus Dunkelheit und Hass empor, die er nur mühsam unterdrücken konnte. Er wusste, wenn er in der letzten Zeit nicht so erschöpft gewesen wäre, dann hätte er vermutlich schon längst die Kontrolle über sich selbst verloren und das wollte er um keinen Preis zulassen. Zumindest jetzt noch nicht.
 

Ein leises Stöhnen ließ ihn aufschrecken. Rechts neben ihm lag Heihachi bäuchlings auf dem Boden und war käseweiß. Der Alte hatte hohes Fieber und, obwohl Jin ihn kein Deut besser leiden konnte, als Kazuya, hatte er dem alten Bastard geholfen und mit durch die Wüste geschleppt. Dankbarkeit erwartete er keine. Er wusste selber nicht genau, wieso er das getan hatte. Ganz zu schweigen von Kazuya. Irgendetwas hatte sie beide dazu gebracht und es hatte sich angefühlt, als wären sie wie von einer unsichtbaren Hand gesteuert worden.
 

Ein lauter Schuss unterbrach abrupt seine Gedanken und, seine Reflexe unterdrückend, zwang er sich langsam den Kopf zu heben. Noch immer knieten die paar hundert Menschen um den Galgen, auf dem sich eine handvolle Leute befanden, die aussahen, als hätten sie eine Menge Spaß im Moment. Jeder von ihnen hatte einen Patronengurt wie im wilden Westen quer angelegt, eine Waffe in der Hand und sah so aus, als wäre er gerade aus einem Terroristenkamp entsprungen, um möglichst viel Unruhe zu verbreiten. Ein paar von den dreckig aussehenden, unrasierten Galgenmenschen, waren vermummt und feuerten wild einige Schüsse in die Luft. Jin kam sich vor wie in einem schlechten Film und fast hätte er den Kopf geschüttelt, als eine besonders kräftige, fies wirkende Bulldogenfresse mit einer langen Narbe über dem Auge, wie ein tollwütiger Hund zu brüllen anfing und dem Gehenkten einen Fußtritt verpasste. Jin verstand kein Wort von dem, was die Bulldoge der Menge anscheinend liebevoll mitteilen wollte, doch er vermied es weiter auf das Podest zu starren und bemerkte aus dem Augenwinkel, dass die junge, dunkelbraune Frau mit schwarzen Haaren, die sie indirekt aufgefordert hatte, sich hinzuknien, leise in sich hineinschluchzte. Jins Körper spannte sich leicht und ein Adrenalinschub hinterließ einen bitteren Nachgeschmack in seinem Mund, der sich seltsam taub anfühlte. Kein Wunder, das Letzte, was er zwischen die Zähne bekommen hatte, schien Ewigkeiten her zu sein und in seinem Magen war eine gähnende Leere, die ihn von innen heraus auffraß. So langsam könnte er doch etwas zu Essen gebrauchen.
 

Mit der Lautstärke eines alten Rasenmähers brüllte die Bulldoge mit hochrotem Kopf noch einige unverständliche Worte, verpasste der baumelnden Leich nochmals einen Fußtritt, streckte seine Waffe in die Luft und schoss ein paar Mal. Der Rest der Gruppe tat es ihm nach, bis sie schließlich lauthals lachend in einen Armeejeep stiegen und grölend davonfuhren. Der aufgewirbelte braune Staub legte sich wie ein feiner Teppich auf die kniende Menschenmenge, in die so langsam wieder Bewegung kam. Jin konnte in verängstige Gesichter blicken, die immer wieder nervös in die Richtung schauten, in die die Bulldogenbande verschwunden war. Nach und nach richteten sich die Leute wieder auf und verschwanden aus Jins Blickfeld. Neben ihm war Kazuya wieder auf den Beinen und hatte mürrisch die Miene verzogen. Er wirkte immer noch angespannt und erschöpft, trotzdem strahlten seine Augen Verachtung aus, als Jin ebenfalls aufstand, Heihachi am Kragen packte und den Alten mit sich hoch zerrte. Dessen Stirn war von kaltem Schweiß bedeckt, der Atem ging so schwer wie bei einer kaputten Dampflok und die Augen waren halb geschlossen. Der Alte brauchte einen Arzt oder zumindest Ruhe und Schatten. Jemand tippte Jin leicht auf die Schulter. Langsam drehte er sich um und schaute in zwei große, dunkle Augen, in denen ein leichter Glanz lag. Das Gesicht war schlank und hübsch und strahlte etwas Geheimnisvolles aus, das Jin ein wenig faszinierte, doch er ließ es sich nicht anmerken. Mit unbewegter Miene versuchte er die Worte zu verstehen, die das Mädchen von sich gab, aber wie auch schon bei der Bulldogenfresse, war das eine Sprache, die er nicht verstand. Er warf Kazuya, der mit verschränkten Armen neben ihm stand, einen kurzen Blick zu, doch dieser zuckte kaum merklich mit den Schultern, als die junge Frau, die zu merken schien, dass man sie nicht verstand, plötzlich die Sprache wechselte und in Englisch fragte: „Versteht ihr mich jetzt?“ „Ja“, antwortete Jin leicht überrascht und musterte die junge Frau skeptisch. Sie befanden sich also noch auf der Erde und nicht in irgendeinem Aliendorf. Nicht das er je daran gezweifelt hätte, doch nach den letzten Erlebnissen war er auf alles gefasst. „Wer bist du und wo zur Hölle sind wir hier?“, schoss Kazuya barsch dazwischen und nahm Jin die Worte aus dem Mund. Die junge Frau starrte sie verwundert an, so als hätte sie sich eben verhört. „Ihr wisst nicht wo ihr seid? Habt ihr euch verlaufen? Das hier ist das Dorf Angnao. Und ich bin Zafina“. „Angnao? Wo zum Teufel liegt das denn?“ „In Indien“!!!
 

„WAS???“, kam es gleichzeitig von Jin und Kazuya und die junge Frau, Zafina, machte erschrocken einen kleinen Schritt nach hinten. „Indien?? Ich glaub, ich spinn“, schrie Kazuya etwas lauter und eine kleine Zornesfalte bildete sich auf seiner Stirn. „Wie können wir von Japan nach Indien gelangen?? Hier stimmt doch irgendwas nicht“. Er machte einen Schritt auf Zafina zu, die ihn mit einer Mischung aus Angst und Verwunderung anstarrte. „Sag, gibt es hier ein verfluchtes Telefon? Hä“? „Jetzt bleib mal ruhig und…“. „Nein, verflucht noch mal. Ich bleib nicht ruhig, Kazama. Erst wach ich in einer dreimal verdammten Höhle voller Menschfresser auf, verreck fast in einer Wüste und jetzt bin ich Indien?? Wie soll man da ruhig bleiben, du elender Bastard“, unterbrach Kazuya Jin wütend und packte ihn am Kragen. „Wenn ich herausfinde, dass das alles deine Schuld ist, dann kannst du dein letztes Gebet sprechen“, zischte er hasserfüllt und sein linkes rotes Auge funkelte grausam. Jin versuchte kühl zu bleiben, doch in ihm regte sich die Wut wie ein Monster, das man gerade geweckt hatte. „Es ist nicht meine Schuld, dass wir hier sind“, brachte er gepresst hervor und stieß Kazuyas Hand weg. Dieser spuckte verächtlich aus und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. Jin versuchte ihn zu ignorieren und wand sich wieder an Zafina, die das Ganze mit einem gewissen Abstand betrachtet hatte. „Entschuldigung, aber wir haben in der letzten Zeit viel mitgemacht. Wir sind also in Indien?“, fragte Jin noch einmal und die schlanke Schwarzhaarige nickte. „Gut. Können wir hier irgendwo eine Unterkunft bekommen? Und vielleicht einen Arzt“, er deutete auf Heihachi, der sich wieder auf dem Boden befand und die Augen geschlossen hatte. „Dem Alten hier geht es nicht besonders gut“. „Lass ihn doch hier verrecken. Ich frag mich sowieso, warum ich so blöd war und den Sack mitgeschleppt habe“, fuhr Kazuya entnervt dazwischen, doch Jin beachtete ihn gar nicht. Im Grunde wusste er, dass Kazuya Recht hatte und am liebsten wollte er Heihachi ebenfalls seinem Schicksal überlassen, doch irgendetwas kam falsch vor, den Alten einfach so liegen zu lassen, obwohl er ihn hasste. Es war irgendwie ein unwürdiger Tod, den der Alte sterben würde, wenn sie ihm nicht helfen würden. Trotz allem hatte er auch ungutes Gefühl bei der Sache.
 

„Ihr seid merkwürdig“, kam es leise von Zafina, die sie immer noch mit großen Augen anstarrte, so als wären sie irgendwelche Außerirdische, die nicht wussten, wo sie gelandet waren. „Aber ich kann euch vielleicht helfen“. Sie zögerte ein bisschen, so als sei sie nicht sicher, ob sie ihnen trauen könnte, doch schließlich gab sie sich einen Ruck und kniete sich zu Heihachi auf den Boden. Mit der linken Hand fühlte sie seine Stirn und meinte: „Es steht wirklich nicht gut um ihn. Wir gehen am besten zu mir. Dort kann ich sehen, was ich für ihn tun kann“, Zafina stand wieder auf und schaute Jin direkt in die Augen. „Aber vorher habe ich noch eine Frage. Wer seid ihr? Ihr kommt mir so bekannt vor“. Jin stockte einen kurzen Augenblick, bevor er antwortete. „ Ich bin Jin Kazama. Das da ist Heihachi Mishima und er ist…“. „Kazama, ich kann mich auch selber vorstellen“, unterbrach Kazuya ihn bissig und meinte nicht weniger mürrisch zu Zafina. „Ich bin Kazuya Mishima, Chef der G-Corperation“. Zafina schaute die beiden erstaunt an. „G-Corperation? Mishima? Kazama?“. Irgendetwas gefiel Jin nicht an dem Klang ihrer Stimme. „Aber…Aber, die G-Corp. gibt es doch überhaupt nicht mehr“. „WAS??? Du lügst“, brauste Kazuya wie ein erwachender Wirbelsturm auf und das ungute Gefühl in Jins Magen verstärkte sich. Zafina starrte sie an, als wären sie Gespenster, die in der Lage waren auch bei helllichtem Tageslicht aufzutauchen. Was zur Hölle ging hier vor?

„Du wirst mir sofort sagen, was hier los ist oder du wirst es bereuen“, zischte Kazuya wutentbrannt und all seine Erschöpfung schien wie weggeblasen zu sein. Die Schwarzhaarige hob beschwichtigend ihre Hände. „Bitte. Beruhigen Sie sich, Mr. Mishima. Ich werde alles erklären, wenn wir in meinem Haus sind. Wir müssen erst ihm helfen“. Sie zeigte auf Heihachi, doch das war zu viel für Kazuya. Mit einem schnellen Schritt war er bei der jungen Frau, packte sie unsanft am Hals und brüllte sie an: „Es ist mir scheißegal, was mit diesem alten Bastard passiert. Du wirst mir jetzt sofort sagen, was hier los ist oder ich mach deinem nutzlosen Leben ein Ende“. Zafina röchelte unter dem Würgegriff und starrte ihn angsterfüllt an. „Jetzt reicht’s aber mal. Krieg dich wieder ein, Mishima“, kam es ärgerlich von Jin, der Kazuya mit einem kräftigen Ruck von Zafina zerrte, die sich Luft holend an den Hals fasste. Staub wirbelte auf, als Kazuya Jin von sich schubste, doch dieser bewahrte sein Gleichgewicht und stellte sich schützend vor Zafina. „Jetzt bleib verflucht noch mal ruhig. Raffst du nicht, dass sie uns weiterhelfen kann? Wir wissen nicht, was in der letzten Zeit passiert, wie wir hier in Indien landen konnten, und du willst unsere einzige Informationsquelle töten? Ich hab dich für schlauer gehalten“. „Vorsicht, Kazama“, ein warnender Unterton schwang in Kazuyas gereizter Stimme mit, „Treib es nicht zu weit. Ich werde schon herausfinden, was hier geschehen ist. Mit oder ohne dieser Frau“. „Es ist mir egal, was du machst. Ich werde erst Information sammeln und dann handeln“. „Pah! Das war schon immer dein Problem, Kazama. Du denkst zu viel unnützes Zeug und bist zu weich. Du kannst nie ein richtiger Chef der Zaibatsu werden. Und das wird irgendwann dein Untergang sein“. Kazuya starrte ihn verächtlich an, doch Jin schluckte eine weitere gehässige Bemerkung herunter und wandte sich wieder Zafina. „Wenn du nichts dagegen hast, kommen wir mit zu deinem Haus. Am besten versuchst du ihn zu ignorieren“. Mit einem leichten Kopfnicken deutet er auf Kazuya, der sie hasserfüllt anstarrte und Zafina drehte sich sichtlich verschüchtert von ihm weg. „Ok! Dann folgt mir“.
 

Jin schob einen Arm unter Heihachis Schultern, zog ihn hoch und stützte ihn so beim Gehen. Kazuya krümmte keinen Finger und folgte ihnen mit einigem Abstand. Sie verließen den großen, kreisrunden Platz mit seinen Leichen, die anscheinend keiner wegräumen wollte und nun von einem Mückenschwarm befallen waren, die durch das in der Sonne getrocknete Blut angelockt wurden. Ein beißender, schwüler Gestank lag in der Luft und der staubige, braune Boden flimmerte unter der Hitze, die sich nicht verändert hatte. Jins Kehle war schon wieder so trocken wie ein Sandkasten und sein Körper fühlte sich bleischwer an, und dennoch trieb ihn die Hoffnung auf etwas zu Essen und zu Trinken, vorwärts. Sie bogen in eine kleine Seitengasse, die vom Schatten der umstehenden Häuser ausgefüllt wurde, die wie Rebellen der glühenden Sonne trotzten. Vereinzelt begegneten sie den Bewohnern des Dorfes Angnao, die sie unruhig und misstrauisch musterten. Eine weiße Kuh lag wie ein kleiner Felsbrocken gähnend im Schatten der Häuser und vertrieb ab und zu mit ihrem Schwanz ein paar dreiste Mücken, die sich auf ihr niederlassen wollten. Erst jetzt kam es Jin in den Sinn, dass in Indien Kühe so etwas wie Heiligtümer waren, die verehrt wurden und die man auf keinen Fall so einfach töten durfte. Sein Schweiß tropfte auf den Boden, als sie die Kuh passierten, die sie nur träge mit ihren großen braunen Augen anschaute, noch mal gähnte und sich schließlich desinteressiert von ihnen wendete. Von Heihachi kam ein leises Ächzen. Wie ein nasser Sack ruhte seine Last auf Jins müden Schultern. Wieso musste der Alte auch so schwer sein? Zafina ging neben dem Alten und schien nicht so Recht zu wissen, ob sie Jin helfen sollte oder nicht. Er konnte es ihr nicht verdenken. Nicht jeder wäre noch bei ihnen geblieben, dem Kazuya mit dem Tod gedroht hatte. Dieser verfluchte Bastard. Wieso musste er ausgerechnet mit ihm unterwegs sein? Heihachi war zwar kein Deut besser, aber wenn Jin die Wahl gehabt hätte, dann hätte er eher den Alten bevorzugt, als seinen Vater, der sich immer noch ein Stück hinter befand und sich vermutlich drüber amüsierte, dass Jin hier kurz vor dem Zusammenbruch stand.
 

Plötzlich wurde er von der Seite angerempelt, strauchelte und landete mit Heihachi unsanft auf dem harten Boden. Einen Augenblick lang blieb er etwas benommen liegen. Wut stieg in ihm hoch. Wer zum Teufel war das gewesen? Sich den Staub von den Kleidern klopfend, kam er wieder auf die Beine. Sein Blick fiel auf eine vermummte Gestalt, die sich sichtlich überrascht umdrehte. „Verzeihung, Sir. Ich hab sie nicht gesehen“. Die Stimme war hell und hatte einen weiblichen Klang, aber Jin konnte das Gesicht, das von einer langen braunen Kapuze verdeckt wurde, nicht erkennen. „Hmrph. Kein Problem“, brummelte Jin skeptisch, drehte der Gestalt den Rücken zu und wollte gerade Heihachi wieder von Boden aufheben, als die Person einen Schritt auf ihn zu machte. „Wirklich, Sir, es mit tut leid. Aber Sie scheinen Englisch zu sprechen? Darf ich Sie fragen, ob Sie diesen Mann hier gesehen haben?“ Jin drehte sich wieder um. „Er das hier auf….WAS??? DU????“, unterbrach sich die Gestalt selber und zwei große braune Augen starrten entsetzt auf Jin, der verwundert die Stirn runzelte. „Hä? Bitte was?“ „DU BIST DAS?? Du…du bist der Kazama-Typ“. Jin verstand nur Bahnhof. Auch Kazuya war finster blickend näher gekommen und musterte die Gestalt, durch die ein heftiges Zittern ging. „Du bist Jin Kazama“, hauchte sie leise, als ihre Stimme wieder lauter wurde. Laut und verzweifelt. „Du sagst mir sofort, was du mit Eddy gemacht hast!!!!“ Sie packte Jin am Kragen und schüttelte ihn. „Wo ist er?? Sag es mir. Sofort!!“ „Wer bist du?“, fragte Jin erstaunt und hielt abwehrend die Hände hoch. Eine vereinzelte Träne verlor sich in den braunen Augen, die über das sonnengebräunte Gesicht lief und langsam auf den Boden tropfte. „Du erkennst mich nicht? Ich bin Christie Monteiro! Und du wirst mir jetzt sagen, was du mit Eddy gemacht hast!!!!“

Die Heilerin

^^So endlich hab ich es geschafft weiter zu machen XDXDXD...hat zwar wieder nen bisschen gedauert, trotzdem hoffe ich, dass ihr Spaß beim Lesen habt ;)
 

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Vieles hatte sich in der letzten Zeit geändert. Das Meiste leider mehr zum Schlechten, als zum Guten, und trotzdem, sie hatte immer versucht das Beste aus der Situation zu machen. „Sei optimistisch, dann wird dir alles gelingen“. Es war einer der vielen Sprüche ihres Vaters gewesen, den sie immer und immer wieder gehört hatte, als sie noch ein Kind gewesen war. Ein ruhiges, manchmal verspieltes, kleines Kind, das oft einfach nur dasaß und mit großen, dunklen, geheimnisvollen Augen versucht hatte, das, was es sah, zu verstehen. Stundenlang hatte sie an einem Ort gesessen, fast vollkommen bewegungslos, und nur dem Klang ihrer inneren Stimme gelauscht, wie sich diese an ihre Umgebung angepasst hatte. Es war ein berauschendes Gefühl gewesen, ein Kribbeln wie tausend Ameisen, die über ihre Haut liefen. Und dennoch war das kleine Kind traurig gewesen. Viele andere Kinder aus dem Dorf mieden sie, weil sie ihnen Angst machte mit ihren Erzählungen über ihre Erlebnisse und Gefühle, die sie spürte, wenn sie einfach so dasaß. Doch die anderen wollten sie nicht verstehen, wollten nicht mit ihr spielen und erklärten sie für verrückt. Manchmal, wenn sie wieder alleine war, rollten dicke, bitter schmeckende Tränen über ihr Gesicht und selbst der wohltuende Klang der inneren Stimme konnte sie nicht trösten. Doch mit der Zeit lernte sie damit umzugehen und den Schmerz der Einsamkeit zu unterdrücken. Sie machte ihre Eltern stolz, als sie die Schule, als einer der Besten abschloss und sich mehr und mehr zu einer Kalarippayattu-Meisterin entwickelte. Ihr Vater, ein Dorfpriester aus einer eher niedrigen Kaste, hatte lange dafür gespart, dass sie bei einem Kalarippayattu-Meister aus Birkaner, die nächst, größere Stadt, in die Lehre gehen konnte und dort unter anderem auch als Heilerin ausgebildet wurde. Doch trotz allem, fehlte ihrer Familie das Geld, um sie zu einer Universität schicken zu können und so blieb sie im Dorf Angnao, um ihre Eltern dort zu unterstützen. Eigentlich hatte sie sich überhaupt nicht vorstellen können, Arzt oder etwas dergleichen zu werden, aber, als sie sah, was ihr Vater für Mühen auf sich nahm, um ihr zu dem Sprung in ein mehr oder weniger besseres Leben zu verhelfen, hatte sie ihr Schicksal akzeptiert und das Beste daraus gemacht.
 

„Sei optimistisch, dann wird dir alles gelingen“! Ja ihre Eltern waren wunderbare Menschen gewesen und ein beklemmendes Gefühl schloss sich um ihr Herz. Mühsam konnte Zafina ein paar Tränen unterdrücken. Ja, die Zeiten hatten sich geändert. Mittlerweile war sie zu einer jungen, ernsten, 23 Jahre alten Frau herangereift, die plötzlich völlig auf sich alleine gestellt war. Im Gegensatz zu dem kleinen Mädchen von damals, das noch Schutz bei ihrer Familie suchen konnte, war diese junge Frau einsam allein mit dem Schmerz über den gewaltsamen Tod ihrer Eltern, die vor über drei Jahren vor ihren Augen ermordet wurden. Niemals würde Zafina diesen Tag in ihrem Leben vergessen, der wie ein Pfeil aus Schmerz und Leid ihr Herz durchbohrt hatte.
 

Plötzlich wurde sie aus ihren düsteren Gedanken gerissen, als der junge Mann neben ihr, der sich als Jin Kazama vorgestellt hatte, von einer verhüllten Person angerempelt wurde, zu Boden ging und sich nun eine verzweifelte Schimpfeskapade von einer tränenüberströmten Frau, mit dem Namen Christie Monteiro, anhören musste. Jin wirkte sichtlich verwirrt und auch in Zafina machte sich eine gewisse Unruhe breit. Wer waren diese Fremden, die hier in das Dorf gekommen waren und sich wunderten, dass sie sich in Indien befanden? Gut, die Namen Jin Kazama, Kazuya Mishima und Heihachi Mishima waren ihr nicht unbekannt gewesen. Viele Zeitungen und Nachrichten hatten früher von den üblen Machenschaften des Mishimaclans berichtet, vor allem von dem letzten Oberhaupt der Mishima Zaibatsu, Jin Kazama. Doch das war vor über 5 Jahren gewesen. Seither hatte niemand mehr etwas von Jin Kazama oder Kazuya Mishima, der damalige Chef der G-Corp., gehört und sie wurden als tot erklärt. Ebenso Heihachi Mishima. Und nun sollten sich diese drei ausgerechnet hier im Dorf Angnao befinden? Zafina zweifelte.
 

„Sag es mir!! Was hast du mit Eddy gemacht?“, schrie die junge Frau, Christie, Jin an und Zafina konnte ihre Verzweiflung und ihre Wut förmlich spüren. Diese Frau war ebenfalls eine Fremde. Soviel konnte die Schwarzhaarige aus dem stark nach spanisch klingendem Englisch entnehmen und einen Moment lang wusste sie nicht, wie sie sich verhalten sollte. Wie ein Statist in einem Theaterschauspiel, stand sie neben einem auf dem Boden liegenden, kranken Heihachi und beobachtete einen Jin Kazama, der von einer aufgebrachten Christie Monteiro angefahren wurde. Daneben befand sich ein Kazuya Mishima, der finster in die Runde blickte und so unschlüssig wirkte, als könnte er sich nicht zwischen einfach weitergehen oder Schadenfreude gegenüber Jin, entscheiden. So blieb er wie ein fest gemauerter Eisklotz in der Nachmittagssonne, einfach stehen. Zafina wusste ebenfalls nicht, ob sie lachen oder weiter die Rolle der Unbeteiligten spielen sollte. Das Ganze war einfach zu bizarr. Sie befand sich hier mit drei skrupellosen, berühmt berüchtigten Typen, die sie vor ein paar Augenblick im Anflug geistiger Umnachtung zu sich nach Hause eingeladen hatte und die eigentlich tot waren, hier in einer leeren Seitenstraße und wusste nicht was sie tun sollte. „Ganz ruhig, Zafina. Vielleicht ist das auch nur ein übler Sonnenstich und du wachst jeden Moment daheim im Bett auf“, kam es ihr in den Sinn und unauffällig kniff sie sich in Hand. Ein leichter Schmerz fuhr durch ihren Körper. Gut, das Ganze war also kein Traum. Aber wie sollte es jetzt weitergehen? Mal abgesehen davon, hatte sie, nachdem Kazuya sie auf „freundliche“ Art und Weise gebeten hatte, ihn über den Verbleib der G-Corp. aufzuklären, noch deutlich weniger Lust, die drei zu sich nach Hause zu bringen. Anderseits war sie neugierig, warum sich ausgerechnet drei Untote hier in Angnao herumtrieben und warum diese über 5 Jahren spurlos verschwunden waren. Was also sollte sie jetzt machen?
 

„Ähm. Wenn ich vielleicht kurz unterbrechen dürfte…“. Etwas zögerlich schritt sie auf Jin und Christie, die immer noch verzweifelt auf Jins abwehrende Hände einschlug, zu. „Zafina“, meinte sie mit ausgestreckter Hand zu Christie, die sie einen Moment lang verblüfft anschaute, fast mechanisch ihre Hand ausstreckte und ein gepresstes „C-Christie“, hervorbrachte. Zafina schenkte ihr ein, aus ihre Sicht, mitfühlendes Lächeln, zog die noch immer leicht verwirrte Braunhaarige ein wenig zur Seite und meinte dann in die Runde: „Ich wollte keinesfalls stören, aber wenn ich mich, um den alten Herrn Mishima kümmern soll, dann wäre jetzt so langsam der Zeitpunkt, um weiterzugehen. Mein Haus befindet sich ein wenig außerhalb des Dorfes und ich glaube, wir sollten uns wenig beeilen, denn es scheint ihm nicht sehr gut zu gehen“. Wie zur Bekräftigung, entfuhr Heihachi ein leises Stöhnen und ein Zittern lief durch seinen käseweißen Körper. Wenn Zafina die Lage richtig einschätzte hatte der Alte nicht mehr allzu lang zu leben, denn das Fieber war schon sehr weit fortgeschritten und er Atem ging sehr flach. Bald würde jede Sekunde zählen und in ihrer Ausbildung als Heilerin, hatte sie gelernt, dass ein Menschenleben viel zu schnell vorbei sein konnte. Nicht Zafina, sondern die Heilerin in ihr wollte nichts unversucht lassen, dem Alten zu helfen, obwohl sie ihn kaum kannte. Vielmehr war es ihre Pflicht, dafür zu sorgen, dass es ihm vielleicht wieder besser ging. Das hatte sie von ihrem Meister und auch von ihrem Vater gelernt. „Sei optimistisch, dann wird dir alles gelingen“. Eigentlich wusste sie längst in ihrem tiefsten Inneren, dass ihr niemals alles gelingen würde, aber dennoch, sie versuchte aus jeder Situation das Beste zu machen.
 

„Also? Was ist? Sollen wir weiter gehen?“, wandte Zafina sich an Jin, der müde und erschöpft wirkte, so als hätte er seit Tagen nicht mehr geschlafen. Die junge Frau neben ihr wurde wieder unruhig. „Ihr geht nirgendwo hin. Nicht bevor er hier mir gesagt hat, was er mit Eddy gemacht hat“. Ihre Stimme klang unsicher und verzweifelt und die braunen Augen glitzerten in den Strahlen der Sonne. Jetzt hieß es diplomatisch vorgehen. Christie schien kurz vor einem Zusammenbruch zu stehen, Heihachi vor dem Weg zu einer langen Reise ohne Wiederkehr. „Hör mal, Christie“, Zafina versuchte ihrer Stimme einen ruhigen Klang zu geben und Christie fest in die Augen zu blicken. „Ich weiß zwar nicht, was zwischen euch beiden vorgefallen ist, aber der alte Mann hier braucht Hilfe und ich werde ihm helfen“. Zafina legte eine kleine Pause ein. Christie schien sich etwas zu entspannen und betrachtete sie mit einer Mischung aus Skepsis und Faszination. „Nur ich habe ein Problem“, fuhr Zafina fort, „Der alte Mann ist zu schwer für mich, um ihn alleine zu meinem Haus zu bringen. Und deshalb brauche ich seine Hilfe“. Mit einem leichten Kopfnicken deutete sie auf Jin, der Heihachi mittlerweile wieder zu sich hochgezogen hatte und nun leicht wankend auf der Straße stand. In Christies Augen funkelte es erneut, doch bevor sie etwas antworten konnte, griff Zafina beruhigend nach ihrer Hand und lenkte ihren Blick wieder auf sich. „Hör zu. Du kannst gerne mit zu mir kommen und ihr könnt über alles reden. Nur lass uns bitte gehen“. Misstrauen und Zweifel spiegelten sich in Christies Miene wieder, als Jin sich langsam in Bewegung setzte, aber schließlich meinte sie mit einer Spur von Trotz: „Ok. Von mir aus. Aber dann wirst du endgültig sagen, was mit Eddy passiert ist. Verstanden?“
 

Der Weg zu Zafinas kleinem Haus etwas außerhalb des Dorfes, verlief relativ schweigsam. Fast kam es der Schwarzhaarigen wirklich so vor, als wäre sie mit wandelnden Toten unterwegs, so still war es. Die Hitze der Nachmittagssonne stach schwül herab und jeder normale Bürger Indiens hätte um diese Zeit die wohltuende Kälte der Häuser nicht verlassen, doch wieder einmal bekam Zafina das Gefühl, dass sie kein „normaler“ Bürger war. Eine kleine Schweißperle rollte ihr über die Wange und neben ihr keuchte Jin unter Last von Heihachi, wie eine Lokomotive. Etwas weiter dahinter befand sich Kazuya, der nur mürrisch nach vorne schaute, doch Zafina bemerkte, dass auch er am Ende seiner Kräfte war, obwohl er es nicht zugab. „Arroganter Kerl“, schoss es ihr durch den Kopf. Normalerweise war sie nicht allzu schnell nachtragend, aber dass dieser Kazuya ihr mit dem Tod gedroht hatte, würde sie ihm nicht so schnell verzeihen. Trotzdem, irgendetwas kam ihr an Jin und Kazyua seltsam vor, so als würde noch jemand anderes in den beiden stecken. Jemand, der sich kalt und böse anfühlte. Ein leichtes Frösteln lief ihr über den Nacken. Als sie die beiden zum ersten Mal gesehen hatte, hatte sie sie mehr gespürt, als wahrgenommen. Wie eine Wolke, die sich vor die Sonne legte, waren ihr die beiden aufgefallen. Was waren das für Leute und was wollten sie hier? Abermals blieb ihr die Antwort verwehrt. Noch zumindest. Denn Zafinas Neugier hatte gesiegt und nun langsam, mit jeder weiteren Frage, die ihr durch den Kopf schoss, brannte sie darauf zu erfahren, was hier eigentlich gespielt wurde. Außer dem kranken Spiel der Burden Company. Dieser Name hinterließ einen bitteren Nachgeschmack auf ihrer Zunge, doch bevor sie sich weitere Gedanken machen konnte, wurde sie von Christie, die sich links von ihr befand, unterbrochen. „Zafina, richtig?“, fragte sie etwas zögerlich und die Schwarzhaarige nickte. Zwei braune Augen musterten sie von oben bis unten. Stille. Dann „Wieso hilfst du denen? Sie sind keine guten Menschen“. „Tja gute Frage, Christie“, Zafina versuchte ausdruckslos zu bleiben, „aber ich habe dir ja schon gesagt, dass der alte Herr hier Hilfe braucht. Und da ich eine Heilerin bin, ist es sozusagen meine Pflicht ihm zu helfen“. Sie rang sich zu einem Lächeln durch, obwohl Christie genau ihren inneren Zweifel getroffen hatte und mit ihrer Aussage noch bekräftigte. Schweigend gingen sie weiter. Keine guten Menschen? Ja, dieser Kazuya definitiv. Der alte Mann Heihachi? Bei ihm war Zafina nichts dergleichen aufgefallen, vielleicht weil er zu schwach war. Dennoch, was sie hier und da so aufgeschnappt hatte, war er nicht unbedingt ein Weltverbesserer. Und Jin? Bei ihm war sie sich nicht vollkommen sicher. Er besaß zwar etwas Kaltes und Düsteres an sich, aber nicht nur. Irgendetwas an ihm kam ihr hell und klar vor, auch wenn sie es nur gering spüren konnte. Vielleicht hatte sie ja doch einen Sonnenstich. Höchste Zeit also, dass sie in den Schatten kam, aber zum Glück war ihr Haus schon in Sichtweite. Ein kleines, weißes Gebäude mit einem Flachdach, ragte wie ein einsamer Fels gegen die unbarmherzigen Strahlen der Sonne, hervor und ein vertrautes Gefühl stieg in Zafina hoch. Ein ganz besonderer Duft aus feiner, brauner Erde, leise knarrendem Gebälk und einem alten Olivenbaum, hing in der Luft. Ja, hier war sie zu Hause. Der kleine, schmale Trampelpfad aus dem Dorf endete in einem kleinen Garten, den sie in dem Schatten des Olivenbaums angelegt hatte und dessen Kühle sie oft genoss. In den Beeten hatte sie alle möglichen Arten von Heilkräutern angepflanzt, die der heißen Sonne und der Wasserknappheit trotzen konnten, und mithilfe eines sehr, sehr tiefen, kleinen Brunnens, hatte Zafina es geschafft aus einem hartem, trocknem Boden, ein wahres Paradies aus Pflanzen zu züchten. Hinter dem Haus befand sich ein teilweise verwilderter Acker, den früher ihr Vater, neben seiner Tätigkeit als Dorfpriester, bearbeitet hatte, doch nach seinem Tod, hatte Zafina nur einen Teil erhalten können, den sie mit Gemüse bepflanzt hatte, das sie entweder selber aß oder bei einer guten Ernte verkaufte. Es war nicht unbedingt ein leichtes Leben, das sie führte. Da ihre Fähigkeiten als Heilerin nicht allzu oft in Anspruch genommen wurden, arbeitete sie ab und an abends in der hiesigen Dorfkneipe, als Kellnerin, um wenigstens etwas dazu verdienen zu können und nicht vollkommen mittellos zu sein. Den Job hatte sie auch nur wegen des guten Rufes ihres Vaters bekommen und abermals spürte sie ein unangenehmes Stechen in ihrem Herz. Doch es war jetzt nicht der Zeitpunkt, um in Traurigkeit zu verfallen.
 

„So da wären wir“, meinte Zafina, als sie die Tür aufschloss und öffnete. „Es ist zwar nicht sonderlich groß, aber wir werden schon alle Platz darin finden“. Sie versuchte zuversichtlich zu klingen, doch sie fing sich nur einen verächtlichen Blick von Kazuya ein, der sich wortlos an ihr vorbei schob, gefolgt von Jin mit Heihachi. Nur Christie zögerte noch einen Augenblick. „I-Ist das auch wirklich kein Problem, dass ich mit reinkomme?“ „Nein. Jetzt komm mit“. Zafina sah sie auffordernd an, bis Christie sich schließlich einen Ruck gab und mit ihr in die angenehme Kühle des Hauses trat.

„Leg ihn hier hin“, befahl die Schwarzhaarige Jin und deutete auf eine dünne Matte aus Schafsfell, die sich an einer Wand befand. Das Haus bestand im Erdgeschoss aus vier Räumen, von denen einer das Wohnzimmer und Küche zugleich war und wo sie sich im Moment aufhielten. Die anderen beiden Zimmer waren das Schlafzimmer ihrer Eltern und ein kleines Badzimmer. Der vierte Raum war ein schmaler Anbau, der sich außerhalb befand und ihrem Vater früher, als Altarraum gedient hatte und nun leer stand. Bis auf die zwei Urnen mit der Asche ihrer Eltern. Die Inderin ging jeden Morgen in das kleine Heiligtum und sprach ein stilles Gebet, was ihr an guten Tagen Kraft gab, an schlechten jedoch, sie in Schwermut versinken ließ. Im oberen Stockwerk befanden sich Zafinas frühres Kinderzimmer und der Speicher, über den man auf das Dach gelangen konnte. Dort trocknete Zafina meistens ihre gewaschenen Kleider und so genanntes Dörrobst, dass entweder aus Feigen oder anderen Früchten bestand.
 

Schwer atmend ließ Jin den Alten mehr oder weniger sanft auf die dünne Matte plumpsen und müde stützte er sich an der Wand ab. Er schien am Ende seiner Kräfte zu sein und Zafina bemerkte aus dem Augenwinkel, wie Christie, die nahe der Tür stand, den Mund öffnen wollte, sich aber anders entschied. Anscheinend sah sie auch ein, dass Jin momentan nicht in der Lage war, viel zu sprechen und so kam sie unschlüssig näher. „Kann ich vielleicht etwas helfen?“, fragte sie schüchtern Zafina, die begonnen hatte, Heihachis Verband zu entfernen. Ein verwester, eitriger Gestank schlug der Inderin entgegen und sie unterdrückte das Gefühl, sich zu übergeben. Diese Wunde sah überhaupt nicht gut aus. „Ähm ja. Du kannst, wenn du willst, etwas kaltes Wasser aus dem Brunnen holen. Dann kann ich seine Stirn kühlen. Er scheint gleich zu verbrennen“. „Ok“. Mit einem leichten Nasenrümpfen, verschwand Christie nach draußen, während Zafina nach den richtigen Medikamenten suchte. Der Alte schien eine schwere Blutvergiftung zu haben, die sich in einem fortgeschrittenen Stadium befand. Das er noch nicht ins Koma gefallen war, überraschte Zafina ein wenig, denn bei diesem hohen Fieber, dem Blutverlust und der Wunde, hätte jeder normale Mensch schon längst den Löffel abgegeben. Doch scheinbar war der Alte, wie die anderen beiden, kein normaler Mensch und Zafina warf Kazuya und Jin einen kurzen Seitenblick zu. Wen zur Hölle hatte sie hier nur ins Haus gelassen? Ein schmerzerfülltes Stöhnen ließ sie wieder auf Heihachi schauen. Sie würde die Wunde wohl ausbrennen müssen und ihm eine Art Gegengift verabreichen. Nur so könnte er eine Chance haben, zu überleben. Es war zwar keine große, aber zumindest Etwas. So, als hätte Jin ihre Gedanken gelesen, fragte er leise, aber bestimmt: „Und? Kannst du ihm helfen?“ Einen Augenblick lang schwieg die Schwarzhaarige. Irgendwie gefiel ihr der Tonfall an Jins Stimme überhaupt nicht. Er klang so gleichgültig, als hätte er nicht wirklich Interesse daran, zu wissen, ob Heihachi das Haus auf zwei Beinen oder in einer Holztruhe verlassen würde. Doch bevor sie etwas antworten konnte, mischte sich ein gereizter Kazuya ein: „Was soll das ganze Theater? Lass den Alten doch endlich verrecken. Ich will jetzt wissen, was mit der G-Corp. passiert ist, bevor wir in diese dreimal verfluchte Höhle gestürzt sind“. Sein linkes, rotes Auge, brannte sich förmlich in Zafina ein und ein bedrohlicher Unterton schwang in seinen Worten mit. Am Anfang hatte die Inderin angenommen, er hätte, von den Genen bedingt, zwei unterschiedliche Augenfarben, aber so langsam bekam sie das Gefühl, dass da etwas anderes dahinter steckte. „Jetzt sei ruhig und lass sie arbeiten. Wir werden schon früh genug erfahren, was passiert ist“, kam es warnend von Jin, doch Kazuya verzog nur verächtlich den Mund. „Du verweichlichter Bastard, Kazama. Du kannst froh sein, dass ich deinem jämmerlichen Leben noch nicht einem Ende gesetzt habe“. Einen Augenblick lang lief ein Zittern durch Zafina. Erst ganz leicht, an den Zehen beginnend. Dann immer stärker und stärker. Es war wie ein Erdbeben, dass durch ihren Körper rollte und sie einen Moment bewegungsunfähig machte. Das was sie hier spürte, war Hass. Purer, blanker Hass, gepaart mit einer unmenschlichen Wut, die von beiden auszugehen schien. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie Angst. Doch nicht diese Angst, die sie kannte, sondern Todesangst. Angst davor, jeden Moment zu sterben. Ganz langsam kroch eine bitterböse Kälte in ihr hoch, die sie lähmte und ihr Puls wurde noch schneller. Aber ihre Lungen wollten sich nicht mehr länger mit Sauerstoff füllen. Nein, sie weigerten sich, so als hätte der Tod seine eisigen Finger um sie gelegt und war bereit sie mit in sein düsteres Reich zu nehmen.
 

Ganz plötzlich verschwand das Gefühl und ihre Sicht klarte auf. Kalte Schweißtropfen standen auf ihrer Stirn. Fast begierig atmete sie sein und so langsam spürte sie ihren Körper wieder. Was zur Hölle waren diese Leute? Diese fremde, grausame Macht war verschwunden, so als wäre sie nie da gewesen, aber in den düsteren Schatten schien etwas zu lauern und Zafina versuchte ihren Herzschlag wieder zu beruhigen. Zwei weit aufgerissene Augen starrten sie an. Christie stand geschockt im Türrahmen und sah aus, als hätte sie eben ein Gespenst gesehen. „Sie muss es auch gefühlt haben“, schoss es Zafina durch den Kopf. Ganz langsam wandte sie sich an Jin, der sich von Kazuya abgewandt hatte und die Augen für einen kurzen Moment geschlossen hatte. „A-also w-wenn ihr wollt kann ich euch erzählen, was passiert ist“. Jin öffnete die Augen und blickte sie kalt und gleichgültig an. Mühsam versuchte Zafina ihre zittrige Stimme in den Griff zu bekommen. „Ich muss nur vorher die Wunde von ihm ausbrennen und dazu bräuchte ich Hilfe“. Instinktiv wollte sie sich wieder wegdrehen, als sie ein verächtliches Schnauben von Kazuya vernahm, aber dieser blieb still und kehrte ihnen den Rücken zu. Wortlos nickte Jin und innerlich atmete Zafina erleichtert aus. Wieso hatte sie nur solche Angst vor den beiden? Was steckte dahinter? „B-brauchst du das Wasser noch?“ Christie hatte sich vorsichtig mit einem kleinen Holzeimer voller Wasser genährt. Mit einer Mischung aus Abscheu und Furcht schaute sie Jin an, der sich zu Zafina auf den Boden gekniet hatte. „Ja. Nimm das Tuch hier und mach es nass. Damit reinige ich erst seine Wunde“. Zafina versuchte konzentriert zu bleiben. Die folgende Prozedur würde sehr schmerzhaft für Heihachi werden. Sie würde den giftigen Eiter mithilfe von Feuer ausbrennen, die Wunde nähen und dem Alten ein kräftiges Schmerzmittel in Form von Alkohol und einem Gegengift geben. Mehr konnte sie mit ihren begrenzten Möglichkeiten nicht machen. Christie gab ihr den feuchten Lappen und Zafina träufelte etwas hochprozentigen Alkohol darauf. Mit zwei, drei sorgsamen Griffen, war die Wunde notdürftig gereinigt und abermals stieg ihr ein verwester Gestank entgegen. Wie lange war der Alte denn damit rum gelaufen? Jahre? „Was soll ich jetzt machen“? fragte Jin mit einem Hauch von Unsicherheit und betrachtete den Alten mit einem Stirnrunzeln. „Du musst ihn nur festhalten, wenn er anfängt sich zu bewegen. Denn selbst in seinem Zustand wird er diese Schmerzen spüren“. „Jetzt krieg der alte Sack endlich was er verdient!“ Kazuya war halb spöttisch halb interessiert näher getreten und betrachtete leicht grinsend das Schauspiel. Zafina ignorierte ihn so gut es ging. Mit nervösen Fingern streute sie etwas Schwarzpulver in die Wunde von Heihachi, dessen Atem immer noch sehr flach ging. „So. Bist du bereit? Eins, zwei…drei!“ „UHAAAAAA!!!!!“ brüllte der Alte los, als Zafina das Pulver in Brand setzte. Der Schmerzensschrei rollte wie ein Gewitter durch das Haus und unter großen Anstrengungen gelang es Jin Heihachi auf den Boden zu drücken. Dieser hatte die Augen weit aufgerissen und schrie. Schrie sich die Lunge aus dem Leib ohne auf zu hören. Der Gestank von verbranntem Fleisch lag wie bei einer Opfergabe in der Luft und der gepeinigte Alte wand sich wie ein Wurm am Haken auf dem Boden. Die kleine Flamme erlosch und Zafina betrachtete ihr Werk. Aus der Wunde floss noch immer ein dünner eitriger roter Strom. „Wir müssen es noch mal machen. Die Wunde ist noch nicht ganz ausgebrannt“. Hastig wich sie den schlagenden Beinen aus. „Christie. Kannst du die Füße festhalten?“ Die Braunhaarige schaute wie in Trance auf den Alten, nickte geistesabwesend und kniete sich ebenfalls auf den Boden. „Fertig? Eins, zwei, drei!!!“ Abermals brüllte Heihachi wie von einer Tarantel gestochen los und Zafina hatte das Gefühl, das ihr Trommelfell jeden Moment zerreißen würde. Diese Schmerzen mussten unglaublich sein, aber nach und nach verstummte Heihachi. Kalter Schweiß lief ihm wie ein Gebirgsbach über die bleiche Stirn und auch Zafina war es wärmer geworden. Vorsichtig tupfte sie mit dem nassen Lappen auf das verbrannte Fleisch. Das müsste reichen. Langsam gab sie ihm den Alkohol und das Gegengift zu trinken, worauf Heihachi wie ein nasser Sack in sich zusammenfiel und die Augen schloss. Da der Alkohol sehr hochprozentig war, sein Köper geschwächt und der bewusst produzierte Rausch beruhigend wirkte, schlief der Alte beinahe sofort ein.
 

In dem Raum war es still. Die Schwarzhaarige konnte ihr eigenes Herzklopfen hören und selbst Kazuya, der den schmerzerfüllten Gesichtsausdruck des Alten scheinbar genossen hatte, schwieg. Jin lehnte sich erschöpft an die Wand hinter ihm und auch Christies Hautfarbe war etwas blasser geworden. Zafina atmete tief durch. Das war geschafft. Irgendwo in der Ferne hörte sie das Gegacker von Hühnern und ein Hahn krähte leise. Sie warf einen kurzen Blick durch das Fenster. Draußen neigte sich der Tag dem Abend zu. Was würde sie froh sein, wenn sie im Bett lag und einfach nur schlafen konnte. Dieser Tag war sehr anstrengend gewesen. Ein lautes Grummeln hinter ihr ließ sie aufhorchen und sie drehte sich um. Kazuya stand dort völlig unbeteiligt mit verschränkten Armen und schien jeden Moment umzufallen. Auch Jin hatte die Augen geschlossen und wirkte wie eine zum Leben erweckte Leiche, die an der Wand lehnte. Fast hätte Zafina angefangen zu lachen, aber sie gestattete sich nur ein leichtes Schmunzeln. Diese Männer waren am Ende ihrer Kräfte, doch sie waren zu stolz, um es zuzugeben. Abermals fragte die Schwarzhaarige sich, wo diese Leute herkamen, aber stattdessen stand sie auf und schritt wortlos zu der Kochstelle, wo sie früher oft mit ihrer Mutter zusammen gesessen hatte und ihr beim Kochen geholfen hatte. Vielleicht machte sie im Moment den größten Fehler ihres Lebens, diese Leute weiter in ihrem Haus zu behalten, doch irgendetwas in ihr drin ließ spüren, dass sie das Richtige tat. „Sei optimistisch, dann wird dir alles gelingen“, murmelte sie leise vor sich hin und fing zu kochen an.

Dunkelheit

So^^...ich weiß hat zwar alles wieder nen bisschen länger gedauert, aber irgendwie bin ich im Moment nen bisschen unkreativ...naja, trotzdem viel Spaß beim Lesen ;)
 

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„Wo bin ich?“, schoss es ihm durch den Kopf. Sein Körper fühlte sich merkwürdig leicht an. So als wäre er eine Feder, die durch die Luft schwebte, sanft getrieben durch den Wind, der sie hin und herschaukelte. Irgendetwas kam ihm an diesem Gefühl seltsam vor. Dieses Kribbeln, diese Regungslosigkeit. Diese Stille. Ja, verdammt. Das war es. Wieso war es so unheimlich still um ihn herum? Und wieso fühlte er sich so unnatürlich leicht? Vorsichtig öffnete er die Augen, doch es war nur eine große Schwärze, die ihn wie ein dichtes Spinnenetz empfing. Ein unruhiges Gefühl überkam ihn. Diese Dunkelheit. Merkwürdig. Irgendetwas an ihr kam ihm vertraut vor und ein leichter Schauer kroch langsam wie eine Giftschlange über seinen Rücken. Wo zur Hölle war er? Vor allem wer war er? Er stutzte. Wieso stellte er sich jetzt diese Frage? Er wusste es doch. Oder nicht? Und warum fühlte sich sein Kopf so unendlich leer an? Die Fragen schossen wie aufzuckende Blitze an ihm vorbei und hinterließen…nichts. Als würde er in einem großem Vakuum stecken, das vollständig Besitz von ihm ergriffen hatte. So langsam wurde es ihm zu viel. Vielleicht träumte er. Ja, träumen war eine gute Erklärung. Da konnte man wenigstens wieder aufwachen und alles war so, wie es vorher war. Oder nicht? Ein leiser Hauch von Zweifel stieg in ihm auf. Waren Träume immer so…komisch? So seltsam? So unreal? Ja, das war es. Unreal. Diese Dunkelheit und dieses Gefühl hier waren unreal. Ach was. Das Ganze musste ein Traum sein und er musste nur aufwachen, dann würde er alle Antworten auf seine Fragen haben. Er schloss wieder seine Augen. „Ich will aufwachen. Ich will aufwachen. Jetzt und sofort“! Wie ein Bergsteiger, der an einer Felswand hing, klammerte er sich an diese Worte, doch, als er die Augen wieder öffnete, wartete nur Dunkelheit auf ihn. Verdammt. Was war das hier? Ein schlechter Witz? „Ich will aufwachen, verflucht!“ Er versuchte zu schreien, aber seltsamerweise kam kein Laut über seine Lippen und dieses unruhige Gefühl in seiner Magengegend wurde stärker. Was, wenn das hier doch kein Traum war? Ein weiterer eisiger Schauer fuhr durch seinen Körper. Aber was war es dann?
 

Plötzlich verschwand die tiefe Schwärze wie von Zauberhand und auf einmal tauchte er in ein bläulich schimmerndes, düsteres Halbdunkel ein, das ihn mit seiner Unendlichkeit förmlich verschluckte. Was war denn das schon wieder? Zumindest konnte er wieder etwas erkennen. Zwar undeutlich, aber er konnte seinen Körper wieder sehen, der mitten in diesem Raum zu schweben schien. Vielleicht war es doch ein Traum, denn fast hätte er laut aufgelacht. Sein Körper war durchsichtig. Er konnte durch sich hindurch sehen wie ein Geist. So was gab es durch nur in Träumen. Oder nicht? In seinen Füßen kribbelte es. Erst leicht, dann immer stärker, gepaart mit einer eisigen Kälte, die sich langsam an seinem Körper hochschob. Ein kurzes Bild flammte plötzlich vor seinen Augen auf. Diese schwarzen Haare, diese Augen, dieses Gesicht. Ein vertrautes Gefühl regte sich in ihm. Er kannte diese Person. Aber der Name? Er hatte den Namen vergessen, wie auch den seinen. Und das störte ihn. Da! Ein weiteres Bild blitzte vor ihm auf. Diese zwei Menschen dort…Konnte es sein, dass er einer von ihnen war? Etwa der Ältere, der den Jüngeren gerade am Kragen gepackte hatte und über einer Schlucht baumeln ließ? War er das? Dieses Gesicht. Dieses fiese Grinsen. Dieser hasserfüllte Blick auf den kleinen, strampelnden Jungen, der verzweifelt versuchte sich aus seinem Griff zu befreien.
 

Heihachi Mishima!!!! Dieser Name rollte wie ein Gewitter durch seinen Kopf. Ja, so hieß er. Heihachi Mishima. Und dieser kleine Junge dort musste sein Sohn sein. Wie hieß er noch gleich? Kazuya. Genau. Das war er. Langsam schlichen sich die Erinnerungen wie Diebe in seine Gedanken und eine Spur Erleichterung machte sich in Heihachi breit. Er wusste nun, wer er war. Er war der allseits gefürchtete Heihachi Mishima, Chef der Mishima Zaibatsu. Doch wo zur Hölle war er? Und was war passiert, dass er sich hier, in diesem Vakuum, befand? Es schien so, als hätte jemand, diesen Teil seiner Erinnerungen einfach weg geschnitten, so als hätte er nie existiert. Das Bild von ihm und Kazuya verblasste langsam vor seinen Augen und einen Moment lang wurde es wieder dunkel um ihn herum. Warum hatte er Kazuya damals in die Schlucht geworfen? Er hatte doch einen Grund gehabt. Oder nicht? Ein Stechen meldete sich in seiner linken Brust und Heihachi zuckte unwillkürlich zusammen. Hass. Dieses Wort fuhr wie ein greller Strahl durch die halbdunkle Finsternis. Das war es. Hass. Er hasste Kazuya, für das, was er ihm angetan hatte. Wie aus einem Affekt heraus ballte er die Fäuste. Kazuya. Dieser Name hinterließ einen bitteren Nachgeschmack auf seiner Zunge. Er war schuld. Schuld an ihrem Tod. An dem Tod von….
 

Plötzlich wurde er unterbrochen. Die Bilder verschwanden genau so schnell, wie sie gekommen waren und etwas zog an Heihachi. Zog an seinem Körper, zerrte an ihm mit unsichtbarer Kraft auf einen kleinen, unscheinbaren, hellen Punkt hin, der sich auf einmal in der Dunkelheit gebildet hatte. Was war das? Mit unglaublicher Geschwindigkeit näherte er sich dem Leuchten, als er plötzlich wieder still stand. Vor ihm war jemand. Jemand, den er nur allzu gut kannte. Doch dieser jemand regte sich nicht und ein eisiger Griff schloss sich um sein Herz. Panik stieg in ihm hoch. Das konnte nicht sein. Nein! Er versuchte zu schreien, doch die Kälte schnürte ihm die Kehle zu und eine Welle aus Angst rollte wie ein Tsunami über ihn. Das da vorne…das war er. Und er war…TOT!!?
 

Nein, verdammt. Das durfte nicht wahr sein. Das musste ein Alptraum sein. Ja, ein Alptraum. Der bleiche, schneeweiße Heihachi vor ihm drehte leicht den Kopf und zwei leere Augenhöhlen starrten ihm entgegen. Der blutleere Mund verzog sich spöttisch zu einem Grinsen und eine unbeschreibbare Angst lähmte seine Körper. Es war so, als würde er in einen Spiegel blicken, der die schlimmsten Vorstellungen wahr machte. Auf einmal schoss eine schwarze klebrige Flüssigkeit aus der rechten Schulter des leblosen Heihachis und eine Wunde platzte wie eine überreife Tomate auf. Der Strom pulsierte unaufhörlich und die dunkle Masse floss wie ein Wasserfall über den Körper. Unfähig sich zu bewegen, starrte Heihachi auf den grinsenden Leichnam, dessen Beine sich plötzlich auflösten und im Nichts verschwanden. Ein unglaublicher Schock fuhr durch den alten Mann, als etwas brutal an ihm riss und er mühsam nach unten schaute. Der Schrei blieb ihm im Hals stecken und die Angst ließ ihn erzittern. Seine Beine. Sie waren verschwunden. Nein! Nein! Er durfte nicht sterben. Er wollte nicht sterben. Ein weiterer Teil von seinem Spiegelbild verschwand. Nein. „Ich will nicht sterben!!!“ Schmerzen und ein Stechen ließen ihn zusammen zucken. Er löste sich auf. Er würde sich auflösen, bis nichts mehr von ihm da war. War das der Tod? Verdammt. „Ich will nicht“!!!! Der tote Heihachi vor ihm grinste ihn immer noch an, als urplötzlich ein grelles, unangenehmes Licht in seine Augen stach und einen Moment lang befürchtete er zu erblinden. „Er lebt“, hörte er eine Stimme sagen, bevor er wieder in die allbekannte Dunkelheit zurückfiel.
 

„Was ist mit ihm? Ist er tot?“. „Nein. Zum Glück lebt er noch“. Zafina wischte sich schwer atmend die Schweißtropfen aus dem Gesicht, während sie Christie, die sich ihr gegenüber befand, einen kurzen Blick schenkte. Die braunhaarige Frau blickte etwas verstört auf den alten Mann, dessen Brustkorb sich nun gleichmäßig hob und senkte und der eben noch mit dem Tod gekämpft hatte. Erleichterung und Erschöpfung breitete sich in Zafina aus. Nachdem sie Heihachi das Gegengift verabreicht hatte, war dieser zunächst in einen tiefen Schlaf gefallen und hatte sich nicht weiter gerührt. Zafina hatte angenommen, dass alles in Ordnung gewesen war und hatte den anderen beiden „neuen“ Mitbewohnern, Kazuya und Jin, etwas zu Essen angeboten, das diese förmlich verschlungen hatten. Kurze Zeit später waren sie ebenfalls in das Reich der Träume entglitten, nachdem die Inderin ihnen ein paar dünne Matten gebracht hatte, die sie auf den harten Boden des Wohnzimmers gelegt hatte. Christie hingegen, die nur wenig gegessen hatte und die Gesellschaft mit den anderen beiden spürbar scheute, kam in Zafinas altes Kinderzimmer im oberen Stockwerk. Schließlich war die Inderin selber müde in ihr Bett gefallen, als sie plötzlich mitten in der Nacht aufgewacht war und nicht mehr einschlafen konnte. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, war sie aufgestanden und mit einer leisen Vorahnung ins Wohnzimmer gegangen. Irgendetwas kam ihr an dem alten Mann seltsam vor und als sie ihn näher untersucht hatte, brach sie fast in Panik aus. Heihachi atmete nicht mehr und war kurz davor über den Jordan zu gehen. Fast verzweifelt hatte die Schwarzhaarige versucht, den alten Mann mit einer Herzmassage und der ihr verhassten Mund-zu Mund Beatmung wieder zum Leben zu erwecken, was ihr auch schließlich gelungen war. Nun lag der bleiche alte Mann vor ihr und abermals fragte sich Zafina, was sie hier eigentlich tat. Auch Christie, die plötzlich verschlafen im Wohnzimmer erschienen war, hatte die Stirn in Falten gezogen und musterte Zafina mit einem skeptischen Blick. Doch sie sagte nichts, sondern reichte der Inderin etwas Wasser, dass sie aus dem kleinen Brunnen geschöpft hatte. Zafina spülte sich kurz den Mund aus, denn Heihachis Mundgeruch war unerträglich gewesen und, obwohl sie ein dünnes Tuch auf seine Lippen gelegt hatte, lag ihr der Geschmack noch immer auf der Zunge. Abermals fühlte sie sich ausgelaugt und unendlich müde. Kein Wunder, es musste früher Morgen sein und die nächtliche Dunkelheit begann heller zu werden. „Was sollen wir jetzt machen? Meinst du er könnte noch mal…?“ „Nein“, unterbrach Zafina Christie, die Heihachi mit seltsamem Abscheu betrachtete. „Ich glaube, sein Zustand ist stabil. Was für eine Nacht“. Zafina rang sich mühsam zu einem Lächeln durch. „Die zwei dahinten sind überhaupt nicht wach geworden“. Mit einem Kopfnicken deutete sie auf tief schlafenden Jin und Kazuya, die selig vor sich hinschnarchten. Christies Miene wurde schlagartig hart, als ihr Blick auf Jin viel und schnell warf Zafina ein: „Aber egal. Ich würde sagen, wir gehen zurück ins Bett und versuchen noch ein wenig Schlaf zu bekommen“.
 

Ein schmerzhaftes Stechen in seiner rechten Schulter ließ ihn zusammenzucken und verwirrt öffnete Heihachi die Augen. Schmerzen. Licht. Stimmen. War er wirklich am Leben? Ein verschwommenes Bild seiner Alptraumgestalt, die er gesehen hatte, flog vor seinem geistigen Auge vorbei und unwillkürlich schreckte er hoch. Doch das schnelle Aufrichten hatte seine Folgen. Gepeinigt durch die Wunde in seiner Schulter, fiel Heihachi zurück auf die dünne Matte und schloss für einen Moment die Augen. „Ganz ruhig. Du darfst dich nicht überanstrengen, sonst reißt sie wieder auf“. Der alte Mann öffnete wieder die Augen und drehte leicht den Kopf. Eine verschwommene Gestalt mit langen schwarzen Haaren saß kniend neben ihm und Heihachi blinzelte. Wer war das? Vor allem wo war er? Er versuchte den Mund zu öffnen, doch statt Worte kam nur ein Krächzen über seine Lippen und er schluckte. Seine Kehle fühlte sich wie ein Sandkasten an. „Hier. Trink etwas Wasser“. Ein flache Schale wurde ihm sanft gegen den Mund gepresst und schon ran das kühle Nass durch seinen Körper. Begierig trank er aus. Es kam ihm vor als hätte er seit Jahren nichts mehr derart Gutes zu sich genommen und Erleichterung machte sich in ihm breit. Er war also doch noch am Leben. Es wäre ja auch gelacht, wenn er, der große Heihachi Mishima, einfach so sterben würde. Ha! Er, den selbst der Tod fürchtete. Oder nicht? Für den Bruchteil einer Sekunde blitzte ein toter, grinsender Heihachi vor ihm auf und er schauderte. Das war wirklich knapp gewesen. Aber letztendlich hatte er gesiegt und ein schwaches Lächeln schlich auf seine Lippen. Die Umgebung um ihn herum klarte langsam auf und, den Schmerz ignorierend, versuchte er sich vorsichtig wieder aufzurichten. Zwei dunkle Augenpaare musterten ihn skeptisch. „Wer bist du?“, fragte der alte Mann die Schwarzhaarige, „Und wo bin ich hier?“ „Ich heiße Zafina“, war die Antwort, „und du bist im meinem Haus“. „Pah! Du lebst also noch, alter Mann. Schade!“ Heihachis Miene verfinsterte sich schlagartig. „Kazuya“. Er spie das Wort wie einen Fluch aus, als er seinen Sohn erblickte, der mit verschränkten Armen auf einem Stuhl saß und ihm spöttisch entgegen grinste. Etwas abseits neben Kazuya befand sich Jin, der ihn wortlos musterte. Auf einmal war alles wieder da. Die Höhle, die Menschenfresser, der Hunger, die Wüste und seine Bewusstlosigkeit. All das strömte wie ein Wasserfall durch seinen Kopf und Heihachi ballte die gesunde Faust. „Ihr verfluchten Schweine. Was habt ihr mir nur eingebrockt?“ „Jetzt mach mal ganz langsam, alter Drecksack“, zischte Kazuya wie eine Schlange. „Du hast uns immerhin zu verdanken, dass du hier bist und noch lebst. Oder besser gesagt: Dank deinem missratenem Enkel. Der barmherzige Samariter wollte dich nicht in der Wüste verrecken lassen“. Kazuyas Stimme triefte nur so vor Spott, doch Jin blieb scheinbar unberührt. „Haha“, lachte Heihachi bitter auf und schnaubte verächtlich. „Selber schuld, dass ihr mich nicht habt sterben lassen. Irgendwann werdet ihr das noch bereuen“. „Du verdammter Bastard!“, wetterte Kazuya los, doch Jin unterbrach ihn nur kühl. „Alter Mann. Ich werde keine Dankbarkeit erwarten und es wird sich auch nichts zwischen uns ändern“. Er legte eine kurze Pause ein und schaute Heihachi finster ins Gesicht. „Aber zeig wenigstens Dankbarkeit gegenüber ihr“. Er deutete mit einem leichten Kopfnicken auf Zafina, die überrascht die Augen aufriss. Heihachi schenkte ihr nur einen kurzen verächtlichen Seitenblick. „Was ich mache, ist immer noch meine Sache, Kazama. Verstanden?“ „I-i-ist schon ok“, kam es zögerlich über Zafinas Lippen und sie versuchte zu lächeln. „Ich habe nur meine Pflicht, als Heilerin getan. Vielleicht sollten wir etwas frühstücken, dann…?“ „Nein!“, unterbrach sie Kazuya scharf und die Inderin verstummte. Abscheu spiegelte sich in ihrem Gesicht wieder, doch Kazuya fuhr unbeirrt weiter. „Erst erzählst du uns, was hier dreimal verflucht, passiert ist, während wir in diese Höhle gestürzt sind“. Heihachi runzelte die Stirn. Hatte er etwas verpasst? „Nein! E-e-erst will ich wissen, was er mit Eddy angestellt hat“. Der alte Mann fuhr herum und erblickte eine braunhaarige Frau, die scheinbar halbherzig entschlossen näher getreten war. War das nicht eine ehemalige Turnierteilnehmerin gewesen? Wie hieß sie noch gleich? Monteiro? Christie Monteiro? Was um alles in der Welt war das hier? Und was hatte diese Zafina-person gesagt? Sie waren hier in Indien? In Heihachis Schädel dröhnte es wie in einer Basstrommel. Scheinbar hatte er doch ziemlich viel verpasst, seit er bewusstlos geworden war.
 

„Du wagst es mich zu unterbrechen?“ Kazuyas linkes Auge bohrte sich förmlich in Christie hinein und diese machte zitternd einen kleinen Schritt zurück. „I-ich wollte doch nur…“! „Lass gut sein, Christie“, kam es leise von Zafina, „Ich werde ihnen erst von der Burden Company erzählen“. Heihachi spitzte die Ohren. Burden Company? Was zur Hölle war das nun wieder? Ein unruhiges Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit. Irgendetwas sagte ihm, dass das, was gleich kommen würde, ihn nicht erfreuen würde. Zafina holte kurz Luft und ließ ihren Blick durch die kleine Runde schweifen. „Also. Es ist etwas schwer zu erklären und es wird sich wahrscheinlich für euch unglaublich anhören, aber…“Sie stockte kurz. Heihachis Körper spannte sich unwillkürlich. „Aber ihr ward über 5 Jahre verschwunden!!“

Die Burden Company

So, es geht wieder weiter ;)...Viel Spaß beim Lesen XDXDXDXD
 

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„WAS??? Über 5 Jahre verschwunden??“ Kazuya schnappte einen Moment lang nach Luft. Er stand kurz davor zu explodieren. Wollte diese schwarzhaarige Frau ihn etwa für dumm verkaufen? Ihn, den gefürchteten Chef der G-Corp., Kazuya Mishima? Wie konnte sie es wagen? „Du lügst“, zischte er wie eine wild gewordene Schlange und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Hasserfüllt starrte er der Inderin Zafina in die Augen, die merklich verunsichert, einen Schritt nach hinten machte. „Du lügst“, presste er noch mal knurrend hervor, doch bevor er weiter reden konnte, wurde er unterbrochen. „Mishima! Du wolltest doch, dass sie uns erzählt, was hier vor sich geht. Also lass sie gefälligst ausreden“. In Kazuya tobte es. Das dieser elende Bastard von Kazama immer das letzte Wort haben musste. Doch damit war bald Schluss. Lang genug hatte er dessen Gegenwart ertragen müssen. Diese erbärmliche Präsenz eines verweichlichten Mannes, der nicht bereit war sich seinem Schicksal zu stellen, sondern nur wie ein Feigling davor floh. Wie er ihn hasste. Aber Kazuya zwang sich zur Ruhe. Bald würde er seine Rache bekommen. Nur noch diese Zafina und ihre Geschichte standen ihm im Weg. Dann endlich…
 

„Der kleine Dreckssack hat Recht, Kazuya. Wenn du schon früher gelernt hättest zu zuhören, dann wärst du heute vielleicht bedeutend weiter gekommen“, spottete ein grinsender Heihachi boshaft und Kazuya platzte fast der Kragen. „Du verdammter, alter Bastard“, brüllte er los, „Kaum wach und schon wieder Sprüche klopfen! Aber warte nur, deinem verfluchten Leben setze ich bald ein Ende. Darauf kannst du dich verlassen!“ Sein linkes Auge funkelte wie ein zum Leben erwachter Vulkankrater und eine Zornesfalte zog sich durch sein Gesicht. Die Spannung in der Luft war fast greifbar, als eine zaghafte Stimme sie unterbrach. „V-v-vielleicht s-sollte ich einfach weiter erzählen“. Kazuyas Blick schwenkte auf Zafina zurück, die wieder ein Stück näher gekommen war. Hinter ihr befand sich, mit deutlicher Abscheu, die Brasilianerin Christie Monteiro, auf die sie zufällig getroffen waren, als sie in diesem dreimal verfluchten Dorf Angnao in Indien gelandet waren. Christie war nur bei ihnen geblieben, weil sie von diesem elenden Kazama über Eddy Gordos Verbleib aufgeklärt werden wollte, da sie diesen anscheinend suchte. Das Bild eines dunkelhäutigen Mannes flog kurz vor Kazuyas geistigem Auge vorbei und er ließ ein verächtliches Schnauben ertönen. Er hatte damals die Eltern von diesem reichen Brasilianer töten lassen, weil sie seine Pläne durchkreuzt hatten. Vielleicht sollte er das Christie, die immer noch schweigend auf Jin starrte, unter die Nase reiben und auf ihre Reaktion warten. Ein leichtes, boshaftes Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Ein wenig Spaß wäre jetzt Balsam für seine verdorbene Seele, doch er schluckte einen fiesen Kommentar herunter und setzte sich mit verschränkten Armen zurück auf seinen Stuhl. Finster und auffordernd schaute er die Inderin an, die langsam wie unter Trance zu sprechen begann. „Also, wie gesagt, ihr ward über 5 Jahre verschwunden und bis auf heute, hat auch niemand mehr etwas von euch gehört“. Zafina stockte kurz und warf einen Blick in die Runde. „Es war fast so, als hätte es euch nie gegeben, denn alle möglichen Suchaktionen verliefen im Nichts und selbst nach ca. 2 Jahren berichtete die Presse noch über euer plötzliches Verschwinden“. Kazuyas Miene verdüsterte sich mit jedem Wort, dass er dort hörte. Wie konnte das sein? 5 Jahre? Sie waren doch keine 5 Jahre in dieser verfluchten Höhle herumgeirrt? Was zur Hölle ging hier vor? Heihachi nahm ihm die Worte aus dem Mund. „5 Jahre, Mädchen? Das ist eine verdammt lange Zeit. So lange waren wir nie und nimmer in diesem Loch. Höchstens ein paar Tage“. „Es stimmt aber, was sie sagt“, meldete sich Christie leise zu Wort und Kazyuas Augen richteten sich unerbittlich auf sie. „Das Letzte, was man von euch beiden“, sie deutete leicht auf Kazuya und Jin, „gehört hatte, war der Kampf zwischen der G-Corp. und der Mishima Zaibatsu“. Einen Moment schaute sie halb verzweifelt, halb verachtend auf Jin, der immer noch wortlos an der Wand stand und wie eine Statue wirkte, die nicht so recht in das Bild des kleinen Hauses passen wollte. „Seitdem ward ihr wie vom Erdboden verschwunden“. Christie senkte den Kopf und kaum hörbar flüsterte sie: „Und mit euch, auch Eddy“. „Aber das ist leider noch nicht alles“, fuhr Zafina schnell weiter, als sie Christies traurig- wütenden Blick gegenüber Jin sah. Kazuyas Puls beschleunigte sich kaum merklich. Bis jetzt war er noch relativ gefasst gewesen. Na ja. Bis auf die Tatsache, dass er 5 Jahre verschwunden gewesen sein sollte, aber das war doch kein Grund sich aufzuregen. Nein, so was passierte ihm doch ständig. Sein Sarkasmus rann ihm wie bittere Galle die Kehle herunter. Was zum Teufel ging hier vor? „Das war also noch nicht alles?“, kam es knochentrocken von Jin, der sein scheinbares endloses Schweigen endlich aufgegeben hatte und eine Augenbraue kaum merklich verzogen hatte. „Aha! Die Statue kann also auch sprechen“, fuhr es Kazuya hasserfüllt durch den Kopf und er streifte den Schwarzhaarigen mit einem verächtlichen Seitenblick. „Ja“. Zafinas schwarze Augen fixierten sich auf Jin. „Wie Christie gesagt hat, war euer…Kampf, das Letzte, was man von der G-Corp. und der Zaibatsu gehört hat, doch beide Konzerne gibt es jetzt nicht mehr“.
 

„WAS?“, wetterten alle drei gleichzeitig los und Zafina hob beschwichtigend die Hände. „Bitte, beruhigt euch, ich…“ „Was soll dieser Unsinn hier? Willst du mich verarschen oder was?“. Kazuya war wie von der Tarantel gestochen aufgesprungen und mit zwei schnellen Schritten bei der Dunkelhaarigen. Diese wich ängstlich vor ihm zurück, stolperte und fiel zu Boden. „DU LÜGST!!!“, brüllte er wie ein wütender Stier. „Sag schon, wer bezahlt dich dafür, dass uns so einen Blödsinn erzählst? Hä? Antworte!“ „Lass sie!“ „Nein, Kazama, du Bastard. Merkt ihr eigentlich nicht, was hier gespielt wird?“ Schnaubend fuhr Kazuya herum. In seinen Augen funkelte es gefährlich. „Oder muss ich euch ein anständiges Gehirn reinprügeln? Sie lügt!! Wie kann es sein, dass wir 5 Jahre verschwunden waren, obwohl wir nur ein paar Tage in dieser verfluchten Höhle gewesen waren? Das wir überhaupt hier in Indien sind und jetzt soll es die G-Corp. nicht mehr geben? Das Ganze kann nicht wahr sein“. Knurrend drehte er sich wieder zu Zafina um, die ihn immer noch angsterfüllt anstarrte. „Sag es“. Verwirrung mischte sich zu der Angst und die schwarzen Augen glänzten feucht. „W-w-a-s?“ „Sag es. Sag es, dass du lügst und eine bezahlte Attentäterin bist, die uns töten soll!“ „Bitte, ich verstehe nicht…!“ „DU HAST MICH GANZ GENAU VERSTANDEN!!!“ Unsanft riss er die Frau in die Höhe und hob drohend die Faust. „Ich glaube, jetzt ist er völlig durchgedreht!“, kam es trocken von Heihachi und Kazuyas Kopf schnellte herum. „Ach ja? Und wie willst du dir diesen Mist sonst erklären, du alter Dreckssack? Das Ganze ist eine Lüge und sie steckt dahinter. Doch damit ist jetzt Schluss. Verabschiede dich von deinem Leben, du Hexe!“ Plötzlich traf ihn etwas Schmerzhaftes am Kopf und Kazuya taumelte für einen kurzen Moment. „Lass sie in Ruhe, Mishima!!“ Jemand packte ihn am Kragen und zerrte ihn zurück. „Fass mich nicht an, Kazama“. All die angestaute Spannung schien mit einem Mal zu explodieren. Mit einer schnellen Drehung, befreite sich Kazuya aus dem Griff und zielte mit seiner rechten Faust auf Jins Magen. Doch dieser blockte und setzte ebenfalls zu einem Gegenangriff an. Sein rechtes Bein schoss blitzschnell nach vorne und Kazuya schaffte es gerade noch zur Seite auszuweichen, als er schmerzhaft gegen die Wand prallte. Hier war es verflucht eng, aber wenn es Jin auf diese Tour wollte, nun gut. Er war in der richtigen Stimmung. Mit einer links rechts Kombination versuchte er durch die Deckung des Schwarzhaarigen zu gelangen, täuschte kurz nach oben an und schoss mit einem Uppercut nach vorne. Er traf. Mit schmerzverzerrtem Gesicht stolperte Jin nach hinten und nahm ein paar Teller mit, die klirrend auf dem Boden zersprangen. „Ich hab dich gewarnt, Kazama. Jetzt setzte ich deinem erbärmlichen Leben ein Ende“, schrie er zornig und sprang nach vorne, doch plötzlich traf ihn ein Tritt von der Seite und er flog krachend zu Boden. „Hehe, Kazuya. Du bist immer noch ein kleiner unkontrollierter Irrer“! „Du verlogener Dreckssack“, presste Kazuya mühsam hervor und die Stelle, wo Heihachi ihn getroffen hatte, pochte schmerzhaft. Gut, dann würde er sich eben um beide kümmern müssen. Wackelig kam er wieder auf die Beine. Die Strapazen der letzten Tage waren immer noch zu spüren. Oder letzten Jahre. Kazuya schüttelte den Kopf. Jetzt fing er auch schon damit an. Keine einzige Sekunde lang hatte er der Inderin getraut, die mit Tränen in den Augen immer noch auf dem Boden saß und hilflos wirkte. Doch bevor er seine Gedanken zu Ende führen konnte, wurde plötzlich von hinten gepackt und sein rechter Arm schmerzhaft auf den Rücken gedrückt. „Mishima. Beruhig dich wieder“. „Lass mich sofort los, Kazama“, brüllte Kazuya, doch der Griff war eisern. „Nein!“, kam es bestimmt Jin, der ihn Richtung Boden drückte, „Erst, wenn du dich beruhigst und aufhörst dich wie ein kleines Kind zu benehmen“. „Das wirst du bereuen. Das schwör ich“. „Von mir aus. Aber komm wieder runter und lass die Frau in Ruhe. Sie hat nichts mit alldem zu tun“. „Ach ja? Und woher willst das wissen, du verfluchter Klugscheißer?“, brachte Kazuya zähneknirschend hervor. „Sie will uns für dumm verkaufen, aber nicht mit mir“. „Pfff. Wenn du auch nur einen Funken Verstand haben würdest, dann hättest du bemerkt, dass sie uns, wenn sie gewollt hätte, viel früher hätte umbringen können. Aber das geht ja in dein winziges Gehirn nicht rein“, spottete Heihachi mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht, denn sein Eingreifen hatte ihn viel Kraft gekostet und so saß er schwer atmend wieder auf seiner Matte.
 

In Kazuya brodelte es immer noch wie in einem Geysir, aber so bitter es auch war, der alte Mann schien Recht zu haben. „Und wie erklärst du dir das, dass wir dreimal verflucht in Indien sind, du Bastard? Hä? Jetzt hat es dir wohl die Sprache verschlagen“? „Hmrpf. Ich habe keine Ahnung. Genauso wenig, dass wir 5 Jahre verschollen gewesen sein sollen, obwohl es nur ein paar Tage waren. Aber“, der alte Mann lächelte boshaft, „wie gesagt: Du solltest mal lernen zu zuhören“. Für einen kurzen Moment lang schloss Kazuya die Augen. Weiße Punkte blitzten vor ihm auf und der Teufel in ihm war eine Millisekunde davor heraus zu kommen. Bilder von seinem Sturz in den Vulkankrater und der freie Fall in die Schlucht zogen blitzschnell an ihm vorbei. Der Hass wuchs wie ein Geschwür in ihm, aber unter dem Aufbringen seiner größten geistigen Kräfte zwang er sich ruhig zu bleiben. Er öffnete wieder die Augen und atmete hörbar aus. Es klang mehr wie ein Fauchen einer gereizten Bestie. Der Griff von Jin lockerte sich langsam und erlaubte es Kazuya wieder aufzustehen. „Lass mich jetzt los, Kazama. Für diesen einen Moment, verschone ich dein unbedeutendes Leben“, meinte er arrogant und drehte sich zu einer zitternden Zafina um, die mit geröteten Augen auf dem Boden saß. „Ich traue dir immer noch nicht und ich warne dich: Wenn ich herausfinden sollte, dass du uns angelogen hast, dann Gnade dir Gott“. Mit diesen Worten zog er sich in die hinterste Ecke des Wohnzimmers zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte sich innerlich zu beruhigen. Was zur Hölle war nur los mit ihm? Hatte der Hass so sehr seinen Verstand vernebelt, dass er nicht mehr klar denken konnte? Nicht das er bereute, was er gerade eben angerichtet hatte, aber nach Heihachis kurzer, logisch klingender Erläuterung, wurde ihm langsam klar, dass er in diesem Moment die Kontrolle über sich verloren hatte. Diese Frau konnte keine Killerin sein, die auf sie angesetzt worden war, aber warum war er so plötzlich auf diesen Gedanken gekommen? In ihm war es heiß und kalt zu gleich. Auf einmal wurde ihm bewusst, wer ihn da gerade eben gesteuert hatte. Der Teufel in ihm hatte ihn übernommen, doch wieso hatte er das nicht gespürt? War das Verlangen nach Jins dunkler Hälfte so groß geworden, dass er schon nicht mehr klar denken konnte? Das durfte nicht noch einmal passieren. Noch nicht.
 

„Also, Mädchen? Was ist mit der Zaibatsu und der G-Corp. passiert? Sprich“, forderte Heihachi die völlig fertige Zafina barsch auf, die wie aus einer Trance aufschreckte. Mit der linken Hand fuhr sie sich über die Augen und Christie, die das ganze Geschehen mit einer Mischung aus Abscheu und Angst betrachtet hatte, half ihr beim Aufstehen. Unsicher kam die Inderin auf die Beine, aber sie zwang sich zu einem gequälten Lächeln, das falscher nicht hätte sein können. Sie hatte immer noch Furcht vor den Leuten, die sie zu sich ins Haus gebracht hatte, aber nun war sie wie eine Fliege im Spinnennetz gefangen und Kazuya würde sie nicht gehen lassen, bevor er nicht ein paar anständige Antworten gehört hatte. „Eure Konzerne wurden übernommen und aufgelöst. So!“, unterbrach Christie Zafina trotzig, bevor diese auch nur ein Wort sagen konnte. „Und jetzt lasst sie in Ruhe, verstanden?“ „Nicht so hastig“. Heihachi hatte ein Grinsen wie ein Haifisch aufgesetzt und seine Stimme hallte durch den Raum. Auch Kazuya spitzte Ohren. „Übernommen? Von wem“, kam es leise, aber bestimmt von Jin, auf dessen Unterlippe eine kleine Blutkruste befand. Die Stelle, die Kazuya erwischt hatte. „Die Burden Company“, flüsterte Zafina kaum hörbar. „Die Burden Company???“, echoten alle drei gleichzeitig. „Was soll das für ein Laden sein? Ein Puff?“, spottete Kazuya verächtlich und verzog eine Mundhälfte. Schon wieder dieses Gefühl. Als würde er jeden Moment in die Luft gehen. Lag das etwa an dieser Frau? An dieser Zafina? Irgendetwas an ihr machte ihn wütend, doch er wusste nicht was. „Nein! Die Burden Company ist jene Firma, die die Mishima Zaibatsu und die G-Corp. übernommen und aufgelöst hat. Sie wird von Le’zaza Burden geleitet“. Zafina spie den Namen wie ein Fluch aus und auch Christies Miene hatte sich verfinstert. „Le’zaza Burden? Wer soll das sein?“, bemerkte Jin trocken, obwohl Kazuya auch in seinem Gesicht Zweifel lesen konnte. Das Ganze klang absurd. Wer konnte es wagen, die Zaibatsu und die G-Corp. zu übernehmen und aufzulösen? Und dann dieser Name? Le’zaza Burden? Nie gehört. Kazuya schüttelte den Kopf, doch bevor er einen bissigen Kommentar loswurde, fiel Heihachi ihm ins Wort. „Also noch mal langsam zum Mitschreiben. Ihr behauptete allen Ernstes, dass die Zaibatsu und die verfluchte G-Corp. nicht mehr existieren und das nur wegen einem Typ namens Le’zaza Burden? Hmprh. Da habe ich schon bessere Scherze gehört“. „Es ist kein Scherz, es ist die Wahrheit. Aber bitte, wenn ihr es nicht glauben wollt“, meinte Christie patzig, verschwand aus dem Zimmer, stapfte hörbar die Treppe nach oben und kam einige Augenblicke später mit einer zerknitterten Zeitung wieder. „Hier. Dort steht es Schwarz auf Weiß“. Energisch hielt sie Heihachi das Papier vor die Augen. „Die ist von gestern“. „Aber dieses Datum…“, murmelte Heihachi perplex. „Stimmt“, sagte Christie schnippisch und ging zurück zu Zafina, die ein wenig verloren mitten im Raum stand. „Glaubt ihr uns jetzt“? „Was steht da, alter Mann? Na los sag schon“, drängte Jin leicht ungeduldig und auch Kazuya kam mürrisch näher. „Hier steht: Erneuter Aufstandsversuch der Rebellen. Burden Company schafft es durch taktisch geschicktes Vorgehen ein Rebellennest in London auszuheben. Le’zaza Burden zeigt sich erfreut über den Erfolg. Der Machtinhaber der Burden Company…Das ist doch alles kompletter Blödsinn“, unterbrach sich Heihachi selber und starrte ärgerlich auf die Zeitung. „Das hier beweist doch gar nichts. Nur das hier irgend so ein Typ Chef spielt“. „Wenn das so einfach wäre, dann hätten wir jetzt nicht diese Probleme“, murmelte Zafina leise, aber hörbar. „Ihr könnt euch nicht vorstellen, was für ein Mensch Le’zaza Burden ist“. „Wieso? Ist er schwul?“, fiel Kazuya ihr verächtlich ins Wort und Zafina zuckte leicht zusammen. Sie schien seine Abneigung gegenüber ihr deutlich zu spüren und sie senkte den Blick zu Boden. Kazuya wandte sich wieder ab. Diese Frau war wie ein rotes Tuch für ihn und er wusste nicht wieso. Nicht, dass es ihm leid tat, was er sagte, aber trotzdem: Es war fast so, als wäre sie das Weihwasser und er der Teufel, was ja auch teilweise stimmte. „Nein, das ist er definitiv nicht“, kam es spitz von Christie und Kazuya verzog eine Augenbraue. Diese Frau war ganz schön frech geworden in letzter Zeit. Vielleicht sollte er ihr doch auf seine Geschichte mit Eddys Eltern zurückgreifen. Er musterte die braungebrannte, schlanke Brasilianerin. Hinter ihrer trotzigen Fassade konnte er deutlich ihre Unsicherheit und Angst spüren. Sie schien wie eine unsichtbare Hand über dem Mädchen zu schweben und ihre unruhigen Augen wanderten immer wieder zu Jin, der zurück in seine Statuenposition gefallen war.
 

Christie holte tief Luft bevor sie weiter sprach: „Nein, Le’zaza Burden ist ein grausamer, unbarmherziger Mann, der bis jetzt nichts als Chaos und Unruhe auf der Welt verbreitet hat. Nachdem er eure beiden Konzerne übernommen und aufgelöst hatte, dachte jeder, dass alles besser werden würde und zunächst schien das auch so. Überall hörte man von der Großzügigkeit der Burden Company, die hier spendete, dort half und sich als Weltverbesserer präsentierte“. Christie ließ einen kurzen Blick durch die Runde schweifen. Einige Sekunden lang blieb sie an Jin hängen, der sie kalt und unbewegt anschaute. „Doch dann änderte sich plötzlich alles. Die Burden Company gewann mehr und mehr Einfluss auf das politische Geschehen in der Welt und auf einmal befanden sich ganze Länder in der Kontrolle von Le’zaza Burden. Erst erschien das nicht weiter schlimm, doch als sich die Leute seiner Kontrolle entziehen wollten, antwortete er mit Gewalt. Verbrecher, Räuber und Mörder zogen durch die Straßen und machten jeden kalt, der sich gegen die Burden Company stellte“. „Vasallen“, murmelte Zafina geistesabwesend und Kazuya runzelte die Stirn. „Was?“ „Vasallen“, fuhr Christie mit einem kurzen Seitenblick auf die Schwarzhaarige weiter. Ihre Wangen glühten leicht und ihre Stimme hatte einen düsteren, traurigen Klang bekommen. „Der Begriff klingt zwar komisch, aber sie sind Teufel. Dämonen. Burden setzt sie ein, um die Kontrolle über die einzelnen Länder zu wahren und glaubt mir, sie sind keinen Deut besser als er“. „Hmrph. Dämonen? Davon haben wir auch zwei hier“, meinte Heihachi spöttisch und fing sich einen finsteren Blick von Kazuya ein. Dieser alte Mann ging ihm schon wieder gehörig auf den Geist und abermals fragte er sich, warum er ihn in der Wüste nicht einfach sterben hatte lassen. „Hm. Das Ganze klingt ziemlich abenteuerlich. Und wir wissen immer noch nicht, ob ihr uns da die Wahrheit erzählt“, kam es klirrend kalt von Jin und in Christies Augen blitzte es auf. „Es ist die Wahrheit. Glaubt mir oder lasst es bleiben, aber ich habe genug erzählt“, antwortete sie trotzig und zeigt mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Jin. „Jetzt will ich wissen, was du mit Eddy angestellt hast“. Ihre Stimme zitterte, doch Jin rührte sich nicht. „Langsam, Mädchen. Milchbubi hier hat Recht“, brummte Heihachi wie ein Bär und ein süffisantes Grinsen schlich sich auf seine Lippen, als er Jins genervten Blick sah. „Du kannst uns alles erzählen, aber wo sind die Beweise? Diese Zeitung etwa? Ich bitte euch. Selbst unter der Führung von diesem erbärmlichen Stück Dreck hier“, er deutete mit einem leichten Kopfnicken auf Jin, dessen Miene sich noch weiter nach unten verschob, „Selbst unter ihm war die Zaibatsu ein Konzern, den man nicht so einfach übernimmt und auflöst. Gut, bei der G-Corp. schon eher“. „Du Bastard“, knurrte Kazuya wie eine Bulldoge, doch Heihachi schenkte ihm nur ein hasserfülltes Grinsen. Zafina hob beschwichtigend die Hände und Kazuyas rechte Hand ballte sich zur Faust. Schon wieder dieses merkwürdige Gefühl. Was war an dieser Frau? „Bitte, ich weiß nicht, wie und warum ihr über 5 Jahre verschwunden ward, aber es stimmt, was Christie erzählt hat. Es ist die Wahrheit. Erinnert ihr euch noch an den Galgen, der mitten auf dem Dorfplatz steht? Das ist das Werk von Burdens Handlanger“. „Du meinst diese Versager mit den Knarren?“, bemerkte Kazuya bissig und sein linkes Auge brannte sich förmlich in das Gesicht der Schwarzhaarigen ein. „Ja. Sie wurden von Asura geschickt!“ „Asura? Wer zur Hölle ist das jetzt schon wieder?“ „Asura ist der Vasall von Indien und den anderen Ländern hier“. Zafinas Augen schienen sich in der Ferne zu verlieren und aus ihrer Stimme klang Bitterkeit und Hass. „Er schickt diese Verbrecher von Ort zu Ort, damit sie ein Exempel an den Leuten statuieren können, die sich nicht an seine sinnlosen Gesetzte halten. Diese Leute am Galgen“, sie schluckte kurz und ihr Körper spannte sich. „Sie war eine Familie aus dem Dorf. Die kleine Tochter der Eltern hatte es nicht rechtzeitig geschafft, sich vor Asuras Leuten zu verbeugen und kurzerhand wurden alle getötet“. Ihre Augen schimmerten leicht feucht. „Pah! Ich hätte da bessere Methoden gehabt“, sagte Kazuya mürrisch und Zafina betrachtete ihn mit einer Mischung aus Abscheu und Furcht. „Also mussten wir uns deswegen verbeugen? Sonst wären wir erschossen worden?“, fragte Jin und versuchte gleichgültig zu klingen. Zafina nickte leicht. „Ach, das ist doch alles vollkommener Blödsinn“, fuhr Kazuya barsch dazwischen. „Selbst wenn hier irgendwelche irren Vollpfosten rumlaufen. Mich können sie ganz bestimmt nicht aufhalten“. Steinern schaute er auf Zafina und Christie. „Und selbst, wenn ihr beide die Wahrheit erzählt habt, dann hat dieser Le’zaza Burden mich noch nicht kennen gelernt“.
 

„Uhh. Harte Worte, Kazuya. Bist du dir da auch ganz sicher, dass du dich da nicht übernimmst?“, kam es belustig von Heihachi, der immer noch aschefahl im Gesicht wirkte. Doch Kazuya ignorierte ihn. Dieser alte Dreckssack würde noch bald für seine hämischen Bemerkungen bezahlen, so viel stand fest. Stattdessen herrschte er Zafina an, die zusammenzuckte. „Sag, gibt es hier ein verfluchtes Telefon?“ „T-tut mir leid, Mr. Mishima. Aber das einzige Telefon hier befindet sich in der Dorfkneipe“. „Tut mir Leid, Mr. Mishima“, äffte Kazuya sie nach und die Schwarzhaarige vermied es, ihm in die Augen zu schauen. „Dann bring mich, verdammt noch mal, dahin. Verstanden?“ „Was hast du vor?“ „Das werde ich dir gerade noch erzählen, Kazama!“, Kazuya schnaubte verächtlich aus, doch bevor Jin etwas erwidern konnte, meldete sich Heihachi zu Wort. „Er will bei der G-Corp. anrufen. Ist doch klar, Kazama. Manchmal bist wirklich einfach gestrickt, Kazuya“. „Ach, Halts Maul, alter Mann“. Er drehte sich zu Zafina. „Und du zeigst mir jetzt den Weg“. „Nicht so hastig, Mishima“. In Kazuya fing es wieder an zu brodeln, als hätte jemand einen Gashahn aufgedreht. Zwei kalte, schwarze Augen waren auf ihn gerichtet. „Ich werde mitkommen“!

Ohne Plan?!

So hab es endlich geschafft weiter zu schreiben^^ und ich bitte um Verzeihung, dass ich dieses Mal etwas länger gebraucht habe, aber meine Zeit wurde durch die Uni leider stark eingeschränkt :(...naja, auf jeden Fall viel Spaß beim Lesen und Frohe Weihnachten XDXDXD!!!
 

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Jin zwang sich ruhig zu bleiben. Das Einzige, was er jetzt nicht gebrauchen konnte, war die Kontrolle über sich zu verlieren. Innerlich versuchte er seinen Puls zu spüren und gleichmäßig zu atmen. Dieses rote Auge starrte ihn unerbittlich an. Wie ein Speer bohrte es sich in seine Seele und er fühlte sich, als ob er in einem Sumpf stehen würde, der ihn langsam in eine tiefe Schwärze zog. Aber er musste standhaft bleiben. „So? Du willst also mitkommen?“, zischte Kazuya und seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Er sah wie eine Bestie aus, die jeden Moment zu schlagen würde, doch Jin hatte keine Angst vor ihm. Er hatte mehr Angst vor sich selber und dem, was in ihm lebte. Dagegen wirkte Kazuya fast harmlos, obwohl er die eigentliche Ursache war, aber Jin schob schnell diesen Gedanken beiseite und versuchte abermals konzentriert zu bleiben. Er befand sich hier in Indien, in einem kleinen Dorf, namens Angnao, mit seinen beiden größten Feinden, einer Einheimischen und einer verzweifelten Brasilianerin, die vergeblich über den Verbleib ihres Freundes aufgeklärt werden wollte, an dessen Verschwinden, er angeblich Schuld war. Er war anscheinend über 5 Jahre verschwunden gewesen, ein machtgieriger Mensch hatte seinen Konzern übernommen und er hatte keine Ahnung wie es weiter gehen sollte. Ein paar gute Gründe konzentriert zu bleiben. Fast hätte er laut aufgelacht, als er einen flüchtigen Blick durch das kleine Haus der Inderin warf, die es, wie er annahm, vermutlich bereute, sie in ihr Heim gelassen zu haben. Dennoch, seine Miene blieb ausdruckslos. Dass das Ganze kein schlechter Traum war, bestätigte seine schmerzende Unterlippe, ein kleines Souvenir von Kazuya, der mit dieser Situation auf seine ganz eigene Art und Weise umging: Er verlor einfach die Beherrschung. Und dann war da noch Heihachi, der nach ihrem Zusammentreffen mit diesen Menschenfresser- Pack, fast über den Jordan gegangen war und nun zwar eine scharfe, spöttische Zunge führte, aber noch nicht ganz auf dem Damm war. Einen winzigen Augenblick kräuselten sich seine beiden Mundhälften. Das hier war einfach zu bizarr, um wahr zu sein, doch eine kleine warnende Stimme in seinem Hinterkopf, flüsterte ihm zu, dass dies die Realität war und er mitten drin steckte.
 

„Lachst du mich etwa aus, Kazama?“, fauchte plötzlich Kazuya und innerlich schreckte Jin aus seiner Gedankenwelt auf. „Lass Bubi hier, doch einfach ein wenig Spaß haben. Wenn ich dich sehe, ist mir auch immer zu lachen zumute, Kazuya“, bemerkte ein bleich wirkender Heihachi mit einer verbundenen Schulter und einem süffisantem Grinsen. „Du verfluchter Dreckssack“, erwiderte Kazuya knurrend und Jin wurde irgendwie an eine Bulldoge erinnert. „Ganz ruhig, Mishima“, sagte er und Kazuyas Kopf fuhr zu ihm herum. „Lass den Alten reden“, und zu Zafina gewandt, die sie immer noch mit Abstand und Abscheu betrachtete, meinte er, „Kannst du uns dann vielleicht zu dieser Kneipe führen?“ „Ich….von mir aus“. „Nicht so schnell“. Zwei wütende braune Augen starrten ihn an und in Jin regte sich gewisser Unmut. Christie trat mit verschränkten Armen vor ihn und meinte trotzig: „Du kommst erst an mir vorbei, wenn du mir sagst, was….“. „Was mit Eddy passiert ist. Ich weiß es jetzt langsam“, vollendete Jin genervt den Satz und in Christies Augen blitzte ärgerlich auf, doch er konnte keine Rücksicht mehr nehmen. „Hör zu. Ich weiß nicht, was du von mir verlangst, was ich jetzt hier tun soll, aber schalt einfach mal dein Denkaperrat ein, ok?“ Christies Mund klappte auf und zu. In ihrer Miene spiegelte sich Zorn und Verblüffung wieder, aber Jin fuhr eiskalt fort. „Wenn ich tatsächlich über 5 Jahre verschwunden gewesen sein soll, wie soll ich dann wissen, wo dieser Kerl steckt? Vor allem, wenn es die Mishima Zaibatsu nicht mehr gibt, dann existiert auch die Tekkenforce nicht mehr und dort hat er sich als letztes befunden. So!“ „Er heißt Eddy“, flüsterte Christie kaum hörbar und in ihren Augen glitzerte es. „Und er hat nie und nimmer für dich gearbeitet“, schrie sie auf einmal, wie vom Blitz getroffen los. Ein Schwall Tränen floss über gebräuntes Gesicht und ihre Hände hatten sich zu Fäusten geballt, doch Jin blieb unberührt. Im Moment hatte er andere Sorgen. Mit einem scharfen Blick auf die Brasilianerin, erwiderte er: „Entweder du glaubst mir, oder nicht. Eddy Gordo war zuletzt unter meinem Kommando in der Tekkenforce und was aus der geworden ist, weiß nicht. Akzeptier es einfach!“ „Du lügst. Eddy hätte niemals für so Verbrecher, wie ihr es seit gearbeitet“, krächzte sie mühsam hervor und Zafina, die aussah, als wüsste sie nicht, was sie tun sollte, nahm die schluchzende Frau kurzerhand in den Arm. „Ich wusste ja gar nicht, dass du so ein Weiberheld bist, Kazama“, spottete Heihachi gehässig und auch Kazuya verzog höhnisch die Mundwinkel. „Schnauze, alter Mann. Sei lieber froh, dass du noch am Leben bist“, kam es klirrend kalt von Jin und Heihachis Miene verfinsterte sich schlagartig, aber Jin achtete nicht weiter auf ihn. Stattdessen sagte er zu Zafina, deren Augen immer wieder nervös zu Kazuya huschten: „Können wir jetzt gehen? Ich glaube, sie hier, kommt ganz gut alleine zu Recht“. Mit einem unterdrückten Schrei, riss sich Christie von Zafina los und stürmte aus dem Raum. Etwas perplex und verwirrt blieb die Inderin stehen, bis sie Kazuya anherrschte: „Los jetzt. Zeig uns den Weg!“
 

Schweigend verließen sie das kleine Haus, das in der untergehenden, gold-orange Sonne, lange Schatten warf. Jin hatte überhaupt nicht bemerkt, wie schnell die Zeit verflogen war Es war spürbar kühler geworden und ein leichter Wind ließ die Blätter des alten Olivenbaums, sachte rauschen. In der Dämmerung wirkte er, wie ein knochiger Riese, der stumm in die Ferne blickte, bereit das kleine Haus zu bewachen. Die Erde knirschte leise unter Jins Schuhen, die durch ihre Strapazen mit deutlichen Spuren gekennzeichnet waren. „Man soll eben keine Anzugsschuhe für eine Höhlen- und Wüstenwanderung anziehen“, schoss Jin bitter durch den Kopf und erst jetzt fiel ihm auf, wie schäbig und abgenutzt er im Ganzen wirkte. Sein schwarzer Mantel war ein einziges Flickwerk geworden, sein schwarzes Hemd hatte einen hellen, ungesund wirkenden, Grauton angenommen und seine Hose bedeckte mehr schlecht, als recht seine Beine. Vermutlich sah er wirklich so aus, als wäre er seit Jahren verschwunden gewesen, doch irgendwie wollte er sich mit diesem Gedanken nicht so ganz anfreunden. Kein Wunder, er war ja auch völlig abstrus und trotzdem: Er ahnte, dass dieses Telefonat, das er jeden Moment führen wollte, im Sande verlaufen würde. Er warf einen kurzen Seitenblick auf Kazuya, der mit unergründlicher Miene und gewissem Abstand neben Zafina herlief. Er sah keinen Deut besser aus, als Jin und in der immer größer werdenden Dunkelheit wirkte er wie ein bleiches, graues Gespenst, das nur ein Schatten seiner selbst war. Ob er ebenfalls ahnte, dass ihnen vor wenigen Augenblicken, doch die Wahrheit erzählt worden war? Jin wandte sich wieder ab. Kazuya war ein unverbesserlicher Starrkopf und hundsgemein noch oben drein. Außerdem fiel Jin auf, dass er die ganze Zeit über, angespannt wirkte. So als stände er unter Dauerstrom. Ihm war seine Abneigung gegenüber Zafina nicht entgangen und auch in Jin regte sich, jedes Mal wenn diese sprach, ein seltsames Gefühl. Ein kleiner Teil von ihm bekam plötzlich Lust ihr den Hals umzudrehen, obwohl er nicht wusste, warum. Sie hatte ihnen nichts getan. Im Gegenteil, eigentlich war sie diejenige gewesen, die sie vor diesen merkwürdigen Schergen Asuras, gerettet und sie vor dem Hungertod bewahrt hatte. Dankbarkeit war angemessen, dennoch: Durch Zafina floss eine geheimnisvolle, kaum wahrnehmbare Energie, die Jin auf der einen Seite faszinierte und anzog, auf der anderen, aber auch irgendwie wütend machte. Er wusste selber nicht warum, doch bevor er sich weiter in diverse Theorien verstricken konnte, wurde er von Kazuya unterbrochen, der sich lautstark beschwerte: „Wie weit ist es denn noch? Sag schon“. Die Schwarzhaarige zuckte merklich zusammen, versuchte aber ausdruckslos zu wirken und erwiderte leise: „Wir sind gleich da. Da vorne ist es schon“. Sie deutete mit ausgestrecktem Arm auf einen schwachen, matten Lichtschein, der sich in der wachsenden Dunkelheit verlor und dumpfes Gläserklirren drang an Jins Ohr. Sie befanden sich wieder auf dem Dorfplatz, auf dem gestern die Familie hingerichtet worden war, die es nicht rechtzeitig geschafft hatte, sich vor diesen Affen mit Maschinengewehren zu verbeugen und der Geruch von verfaultem Fleisch und eingetrocknetem Blut wehte zu ihnen rüber. Offenbar waren die Leichen weggeschafft worden, dennoch ragte der Galgen als Erinnerung an die grausame Tat, wie ein Mahnmal in der nächtlichen Dämmerung auf. Mit zügigen Schritten überquerte Zafina den Platz und Jin kam es so vor, als wollte sie nur möglichst schnell weg von hier. Der gedämpfte Lärm von einzelnen Stimmen wurde nun lauter, bis sie endlich vor einem schäbig wirkendem Haus standen, das von außen den Eindruck machte, als wäre es schief gebaut worden. Der Gestank von Tabak, Alkohol und menschlichem Schweiß drangen in Jins Nase, als Zafina den Vorhang beiseite schob, der den Eingang darstellte, und sie ins Innere der Kneipe traten. Alte, verrunzelte Gesichter mit trüben Augen, musterten sie misstrauisch und der Lärm nahm schlagartig ab. Der Raum war nicht sonderlich groß. Eine lange, verschlissene Holztheke am Ende des Gebäudes verlief parallel zu der Wand und war gefüllt mit staubig wirkenden Flaschen. Hier und da befanden sich einzelne, schmale, niedrige Tische, um die herum vergilbte, wackelige Holzstühle aufgestellt waren und in mehreren kleinen Ecken, waren verdreckte Sitzkissen zu einem Rondell ausgelegt worden, in deren Mitte sich grünlich schimmernde Wasserpfeifen befanden. Von der Decke hingen vereinzelt Lampen, die mit ihrem matt gelblichen Licht, der ganze Atmosphäre einen käsigen Glanz verliehen und irgendwie wurde Jin an ein leuchtendes Geschwür erinnert, auf dem sich mehrere Fliegen tummelten.
 

Zafina steuerte auf die Theke zu, hinter der sich ein dickes, glatzköpfiges, verschwitztes Gesicht mit vielen Falten und zwei gierig starrenden Augen befand, das die Neuankömmlinge prüfend musterte. Die anderen Gäste hatten sich zwar wieder ihren Gläsern zugewandt, doch Jin entging nicht, ihr Misstrauen und Skepsis gegenüber ihnen, was vielleicht auch teilweise an Kazuya lag, der mit finsterer Miene in den Raum getreten war und sich böse umschaute. „Was ist das denn für ein Drecksladen?“, schnaubte er verächtlich, aber Jin schenkte ihm nur einen kurzen Seitenblick. Langsam folgten sie Zafina, die sich auf Indisch, angeregt mit dem Wirt unterhielt, der immer wieder kurz zu ihnen rüberblickte und sich mit seinen dicken Wurstfingern über die vor Fett triefende Schürze fuhr. Schließlich verstummte er und musterte sie abermals kritisch. Jin beschlich ein ungutes Gefühl, doch er versuchte ruhig zu bleiben und wandte sich an Zafina: „Was ist? Gibt’s irgendwelche Probleme?“ „Nein. Nicht unbedingt“, zögerte sie und warf Kazuya einen angstvollen Blick zu, der sie mit grimmiger Miene anstarrte. „Es ist nur so. Er verlangt Geld dafür, dass ihr telefonieren könnt“. „Was?“, unterbrach sie Kazuya scharf, „Dann gib ihm welches!“ „Das würde ich ja gerne, aber ich habe momentan nichts“. In Zafinas Stimme lag etwas Flehendes und ein kleiner Teil von Jin bekam auf einmal Mitleid mit ihr, aber Kazuya verzog nur höhnisch die Mundwinkel. „So? Na dann, pass mal auf“. „Beherrsch dich, Mishima“, zischte Jin leise, aber bestimmt und Kazuya verzog ärgerlich eine Augenbraue. „Sag mir nicht, was ich tun soll und was nicht, Kazama“. Während er sprach, schoss plötzlich seine rechte Hand vor, packte einen völlig überraschten Wirt und zog ihn mit voller Wucht über die Theke. Gläser fielen klirrend zu Boden und verdutzte Gesichter drehten sich in ihrer Richtung. Innerlich schlug sich Jin die Hand auf den Kopf. Das dieser Mann auch nicht einmal normal mit jemanden reden konnte, ohne das direkt Chaos ausbrach. „Hör zu, du Wurm“, sagte Kazuya scharf und packte den Wirt, der nicht wusste wie ihm geschah, fest am Kragen. „Du wirst mir jetzt dieses verfluchte Telefon geben, oder ich breche dir erst deine Arme und dann deine Beine, verstanden?“ Mit dem letzten Satz war der Schwarzhaarige lauter geworden und Jin zweifelte daran, dass sie jetzt noch die Möglichkeit hatten, ihr gewünschtes Gespräch zu führen. „Meinst du, er versteht dich überhaupt?“ „Der wird mich schon verstehen, nicht?“ Ohne Vorwarnung schlug Kazuya dem Mann ins Gesicht und schubste ihn von sich. Die anderen Gäste sprangen auf. Eine bedrohliche Stimmung lag plötzlich in der Luft und Jin entging nicht, dass einige sich unbemerkt in die Hosentaschen fuhren. Konnte es sein, dass hier auch Bewaffnete saßen? Der Wirt blutete mittlerweile aus der Nase und Zafina versuchte auf ihn einzureden, doch er stieß sie nur grob beiseite und verschwand in einem Hinterzimmer. Mit sich selbst zufrieden grinste Kazuya die Inderin an, die ihn mit unverhohlener Abscheu musterte und schließlich meinte, als der ein wütend ausschauender Wirt wieder zurückkam: „Kommt mit. Das Telefon steht dahinten“. „Na also geht doch“, sagte Kazuya überheblich und abermals spürte Jin, wie sein Hass auf seinen Vater wuchs. Wieso war dieser nur so ein verfluchter Bastard? Mühsam schluckte er eine bissige Bemerkung herunter und betrat das kleine stickige Hinterzimmer, in dem sich in einer Ecke auf einem kleinen Holztisch ein Telefon befand, das aussah, als stammte es aus einer Zeit, in der die Menschen das Rad erfunden hatten. Kazuya schnaubte verächtlich aus, als der den altertümlichen Aperrat sah, sagte aber nichts, sondern schob Jin und Zafina grob beiseite und nahm den Hörer ab. Der Wirt war mittlerweile wieder aus dem Zimmer verschwunden, hatte den Türvorhang vorgeschoben und Jin konnte von draußen, leise gedämpfte Stimmen wahrnehmen, die sich schnell und hastig unterhielten. Er warf der Inderin einen kurzen Blick zu. Zafina schien sich nicht wohl zu fühlen. Ihre Augen wanderten immer wieder unruhig zu Kazuya, dem Telefon und dann zur Tür. Irgendetwas schien sie nervös zu machen, doch bevor Jin sie fragen konnte, fluchte Kazuya lautstark los: „Verdammte Scheiße. Ist dieses Teil im Arsch, oder was? Es kommt keine Verbindung“. Wütend murmelte er noch einige wüste Beschimpfungen in sich hinein, bis er schließlich mit voller Wucht den Hörer auf die Gabel knallte und schlagartig wurde Jin klar, dass ihn seine leise Vorahnung nicht getäuscht hatte.
 

„Ihr habt uns also doch die Wahrheit erzählt, oder?“ Zafina schreckte bei seinen Worten kurz hoch, fing sich jedoch wieder und nickte langsam. „Ja. Es stimmt. Eure Konzerne existieren nicht mehr“. „Das ist doch völliger Blödsinn. So was…“. „Mishima!“, unterbrach Jin Kazuya laut und dieser funkelte ihn böse an, doch Jin sprach unbeirrt weiter: „Sieh’s doch endlich ein. Sie hatten Recht. Sie haben uns nicht belogen. Ich muss noch nicht mal versuchen, die Zaibatsu zu erreichen, weil ich weiß, ich werde das gleiche Besetztzeichen hören, wie du“. Kazuya starrte ihn unverwandt an, als wäre er aus Stein. In Jin regte sich plötzlich die Dunkelheit. Wie ein Schatten kroch sie in ihm hoch. Lange, schwarze Tentakeln griffen nach seiner Seele und eine unmenschliche Kälte durchströmte ihn. Mühsam versuchte er konzentriert zu bleiben. Er durfte nicht gegen sich selbst verlieren. Nein! Er musste standhaft bleiben. Plötzlich brach Kazuya den Bann und wandte sich ruckartig ab. In Jin schrie das Monster laut und enttäuscht auf, doch so schnell wie es gekommen, so schnell verschwand es auch wieder. Einen Moment lang zweifelte Jin an dem seltsamen inneren Frieden. Wieso kam es immer so unerwartet, dass dieses verfluchte Teufelsgen in ihm auf einmal anfing, zu reagieren? Lag das wirklich nur an Kazuya? Oder war da noch etwas anderes im Spiel? Etwas weit aus gefährlicheres, als ein rotäugiger Teufel in Menschengestalt?
 

„Wenn du wirklich so schlau bist, Kazama, dann weißt du ja auch mit Sicherheit wie es jetzt weiter gehen soll. Oder nicht?“ Die Stimme des Schwarzhaarigen dröhnte unangenehm in Jins Schädel und doch: Kazuya hatte genau den Punkt erwischt, an dem Jin ebenfalls so ratlos war, wie sein Vater, der ihn halb-ärgerlich halb-spöttisch anschaute. „Ich weiß es nicht“, meinte er leise und Kazuya hob gespielt die Augenbrauen. Jin ahnte, dass dieser gleich wieder explodieren würde, als Kazuya scheinbar harmlos fragte: „Kannst du das bitte noch einmal widerhohlen, Kazama?“ Jin drehte sich weg. Wut und Bitterkeit regte sich in ihm. Irgendwie schien er zum ersten Mal vollkommen planlos zu sein. „Ich weiß es nicht, verdammt noch mal“, entfuhr es ihm unwirsch und er konnte Kazuyas Fäuste knacken hören. Sein Körper straffte sich willkürlich. Wenn es jetzt zu einem Kampf kommen würde, dann…Doch plötzlich meldete sich Zafina zaghaft zu Wort: „V-vielleicht sollten wir einfach wieder zurück zu mir gehen. Ich glaube, es könnte hier gleich etwas unangenehm werden“. „Willst du mir etwa drohen?“, sagte Kazuya leise, noch immer merkwürdig ruhig, doch Jin konnte etwas anderes hinter seiner Fassade wahrnehmen: Wut und Mordlust. Kazuya schien kurz vorm Platzen zu sein und vor seinem geistigen Auge sah sich Jin aus einer brennenden Kneipe mit lauter Leichen rennen. „Nein. Das würde ich niemals wagen“, stotterte Zafina ängstlich und wich dem rot- funkelnden Auge aus. „Es ist nur so, dass der Wirt und die anderen Gäste hier nicht sonderlich erfreut über Ihre „Überredungskunst“ waren, Mr. Mishima“. Sie stockte kurz. Von draußen drangen gedämpft Stimmen zu ihnen herein und Stühle wurden hin und her geschoben. Leise fuhr Zafina fort: „Ihr müsst verstehen: Die Leute hier sind, seit Asura an der Macht ist, schrecklich nervös geworden, was Fremde an belangt und sie beraten sich gerade darüber, ob ihr zu seinen Leuten gehört oder nicht“. „Was, wenn sie zu dem Schluss kommen, dass wir nicht zu diesem Asura zählen? Was passiert dann?“ Kazuyas Stimme war fast ein Flüstern. Seine Miene war immer noch immer ausdruckslos. Dennoch, ein gefährlicher Glanz lag in seinen Augen und Jins Nackenhaare stellten sich auf, so als ständen sie unter Strom. Was zur Hölle ging in diesem Mann vor? „D-d-dann wollen sie euch…“, Zafina schluckte kurz, doch Kazuya brachte sie mit einer herrischen Handbewegung zum Schweigen. In seinem Gesicht lag ein langer Schatten und die Luft um ihn herum schien förmlich zu knistern. Jins unruhiges Gefühl verstärkte sich und jede einzelne Muskelfaser in seinem Köper war bis zum Zerreißen gespannt, doch plötzlich tat Kazuya was, was selbst Jin aus der Fassung brachte. Mit einem kurzen prüfenden Blick schritt der Schwarzhaarige zum Ende des kleinen Hinterzimmers und fuhr mit seiner linken Hand leicht über den rauen Stein. Dann, ohne jegliche Vorwarnung, ließ er einen Wutschrei ertönen, der selbst eine Herde von Löwen in die Flucht geschlagen hätte und zertrümmerte mit voller Wucht die Wand, die, wie von Dynamit gesprengt, auseinanderbrach und eine dicke Staubwolke fegte durch die Luft. Die Stimmen in der Kneipe verstummten schlagartig und auch Jin starrte mit offenem Mund auf das mannsgroße Loch, durch das die kühle Nachluft drang. „Gehen wir“, zischte Kazuya und ohne eine Antwort abzuwarten, trat er ins Freie und verschwand in der spärlichen Dunkelheit der Nacht. Zafina sah so aus, als zweifelte sie an ihrem Verstand und auch Jin brachte nur ein leichtes Kopfschütteln zustande. Er hatte mit allem gerechnet: Einen toten Wirt, eine brennende Kneipe. Ja, sogar ein Massaker im ganzen Dorf, doch nicht mit einem Loch in der Wand. Wurde er langsam verrückt oder zeigte Kazuya ein wenig Vernunft ohne gleich tausende von Menschen umzubringen?
 

Wortlos zog er die völlig perplexe Inderin mit sich in die Nacht und folgte Kazuya, der sich ein Stück voraus befand. Ohne irgendwelche Umwege, kehrten sie zurück zu Zafinas kleinem Haus, das so stumm und ruhig wirkte, als würde sich hier nie eine Menschenseele hin verirren. Heihachi schlief noch als sie eintraten und sah wie ein Großvater aus, der sich nach einer Flasche Schnaps und einer Pfeife ins Bett gelegt hatte, um dort den Schlaf der Gerechten zu halten. Von weiter oben drang hingegen immer wieder ein leises Schluchzen durch die Decke, doch Jin blieb unberührt: Er hatte Christie die Wahrheit erzählt und wusste keinen Grund, warum er mit ihr Mitleid haben sollte. Schließlich hatte er selber genug zu tun mit einem Wände, zertrümmerten Vater, einem irren Konzerne vernichtenden Typen und einem schnarchendem Großvater. Wie sollte er da noch den Überblick behalten können? Innerlich lachte er über seinen bitteren Sarkasmus. Was ihm blieb ihm auch anderes übrig? „I-ich glaube, ich gehe mal nach Christie schauen. Wenn ihr noch etwas zu Essen wollt, es ist noch was von Mittag übrig und Obst ist auch noch da“. Zafina schien endlich ihre Stimme wieder gefunden zu haben und war zu ihrer kleinen Kochstelle geeilt, in deren Nähe sich Kazuya auf einem Stuhl niedergelassen hatte. Unbeteiligt griff er nach einem Apfel und biss herzhaft und gedankenverloren hinein. Zafina warf ihm nur einen skeptischen Blick, verschwand dann aber aus dem Raum und Jin konnte sie die Treppe nach oben gehen hören. Mit gewissem Abstand setzte er sich auf einen zweiten Stuhl. Irgendwie traute er diesem friedvollen, Apfelessendem Kazuya nicht ganz über dem Weg, doch schließlich versuchte er möglichst gleichgültig zu fragen: „So. Was hast du jetzt also vor? Du wärst nicht so ruhig, wenn du keinen Plan hättest“. Einen Moment lang schlich sich ein fieses hasserfülltes Grinsen auf Kazuyas Gesicht, das aber sofort einem finsteren Blick wich, der Jin schier durchbohrte. „Was wohl, Kazama? Kannst du dir das nicht denken? Du bist doch sonst immer so schlau“. Dumpf dröhnte die Stimme durch den Raum und das Monster in Jin regte sich leise. Kazuya war also immer noch der Alte, doch der gefährliche Glanz in seinen Augen war seit dem Kneipenbesuch nicht gewichen. Wie ein Raubtier zischte er plötzlich zornig los: „Was wohl, Kazama? Ich werde, diesen Le’zaza Burden töten!!!!!!!“

Die Odyssee

^^So habs endlich geschafft weiter zu schreiben ;)....ich hab schon wieder mit Schrecken festgestellt, wie schnell die Zeit seit dem letzten Kappi vergangen ist XDXD...naja, viel Spaß beim Lesen XD

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„Brauchst du noch was? Kann ich dir nicht irgendwie helfen?“ Die Worte der Inderin schienen weit entfernt zu sein, so als wäre diese überhaupt nicht hier. Dennoch, zwei schwarze, geheimnisvolle Augen waren auf sie gerichtet, die sie zum einem zwar faszinierten, doch auf der anderen Seite nicht wahrnehmen wollte. Nein. Im Moment wollte sie einfach nur alleine sein. Alleine mit ihrem Schmerz und Kummer, die wie ein Damoklesschwert über ihr zu schweben schienen. Leicht versuchte sie den Kopf zu schütteln und antwortete fast mechanisch: „Nein. Es ist schon Ordnung. Ich wäre jetzt gern ein wenig alleine“. In dem Augenpaar blitzte Verwunderung auf, doch Zafina schwieg, nickte kurz und schloss leise die Tür hinter sich. Nun war sie endlich wieder alleine. Alleine…Dieses Wort hatte einen bitteren Nachgeschmack und sie schniefte leise. Wie sie es hasste alleine zu sein, doch mittlerweile war in ihr eine gewisse Gleichgültigkeit eingetreten. Sie schien sich selber beobachten zu können. Diese braungebrannte, junge Frau, die mit einem verheulten Gesicht wie ein Häufchen Elend mit zerzausten braunen Haaren auf dem Bett saß und die letzten 5, 6 Jahre verfluchte. Ja, sie konnte diese Gesicht sehen, welches durch die vielen Anstrengungen und Reisen härter und eingefallener geworden war, doch sie hatte kein Mitleid mit dieser Frau, die sie selber als Christie Monteiro kannte. Nein, sie empfand nichts für sie. Nur Gleichgültigkeit. Es war fast so, als würde sie sich immer weiter von ihr entfernen, konnte aber den Blick nicht losreißen. Sie schluckte. Der dicke Kloß in ihrem Hals wollte einfach nicht verschwinden und mit der rechten Hand fuhr sie sich über die Augen. Wie lange sollte dass nur so weiter gehen? Dieser Gedanke schien fast harmlos an ihr vorbei zu schweben, doch er hatte eine große Wirkung. Er hinterließ in ihr ein weiteres verhasstes Gefühl: Hoffnungslosigkeit. Ein Zittern fuhr durch ihren Körper und sie schlang ihre Arme fester um ihre angezogenen Knie. Eine weitere einsame Träne tropfte auf ihre Hose und irgendwie war ihr kalt. Sie hatte sich immer optimistisch gezeigt, viel gelacht und konnte sich über einfache Dinge freuen, aber all das schien der Vergangenheit anzugehören seit Eddy und ihr Großvater verschwunden waren und sie nun rastlos auf der ganzen Welt umherreiste. Es kam ihr schon fast so vor als wäre sie Jahrzehnte lang auf einer sinnlosen und kein Ende nehmenden Reise, die sie mehr und mehr von innen auffraß. An jedem Ort, den sie besucht hatte, schien ein kleines Stück Hoffnung zu verschwinden und sich dort im Nichts aufzulösen. Wo war sie nicht überall gewesen? Japan, Australien, Afrika und halb Asien. Doch es waren noch zu wenige Länder, die sie nicht besucht hatte und die sie um ein weiteres Stück Hoffnung berauben könnten und so reiste sie immer weiter. Getrieben und gehetzt wie ein aufgescheuchtes Reh, das vor einem großen bösen Wolf floh, der sie immer wieder einholte und solange mit ihr spielte, bis er sie am Ende doch endlich auffraß.
 

Christie schluchzte leise. Sie verfluchte sich selbst und den Rest der Welt, die sowieso dem Untergang geweiht war, seit die Burden Company die Herrschaft ergriffen hatte. Als sie erfahren hatte, dass die Mishima Zaibatsu nicht mehr existierte, war sie sofort nach Japan gereist, doch wie auch schon zuvor, konnte sie nichts über Eddy oder ihren Großvater in Erfahrung bringen. Sie wusste noch nicht mal, ob sie am Leben waren oder was auch immer mit ihnen angestellt wurde. Als das Iron Fist Tournament noch existiert hatte und das 5. Turnier vorbei gewesen und sie frühzeitig ausgeschieden war, hatte sie Japan den Rücken zugedreht und war nach Brasilien, ihre Heimat, zurückgekehrt. Wie sehr hatte sie sich gefreut ihren Großvater wieder zu sehen, doch es wartete eine böse Überraschung auf sie. Ihr Großvater war verschwunden und auch von Eddy, der auch nur wenige Tage nach ihr in Brasilien eintreffen wollte, fehlte jede Spur. Das Einzige, was Christie von ihm zu sehen bekam, war ein kleiner Zettel mit der Aufschrift „Mishima Zaibatsu“. Kurz darauf befand sie sich wieder auf dem Weg nach Japan, doch vor den Toren der Zaibatsu wurde ihr der Eintritt verwehrt. Alles was sie herausfinden konnte, war, dass Eddy irgendein Geschäft mit Jin Kazama, der damalige Chef der Zaibatsu, abgeschlossen hatte und sich nun irgendwo auf der Welt befand. Die junge Frau schloss einen Moment lang die Augen. Eine weitere Träne kullerte über ihre Wangen. Dies war der Beginn ihrer schier endlosen Reise gewesen, die ihren grausamen Preis langsam einforderte. Und nun saß sie hier in Indien, in einem kleinen Dorf, in einem Haus mit dem Mann, den sie immer und immer wieder verflucht hatte. Tagelang, Nächtelang, hatte sie sich geschworen, wenn sie ihm jemals begegnen sollte, dann würde sie ihn dafür bezahlen lassen, doch was war jetzt? Jetzt saß sie hier, hilflos und verzweifelt und wusste nicht mehr weiter. Jin Kazama. Dieser Name schwebte unheilvoll im Raum und sie schloss die Arme noch fester um sich. Wie sehr hatte sie dessen plötzliches Verschwinden überrascht und wie sehr hatte sie sein kurioses Auftauchen und Zusammentreffen geschockt. 5 Jahre. In Christie kroch die Kälte langsam und unerbittlich weiter hoch zu ihrem Herz. 5 Jahre war dieser Kerl verschwunden gewesen und nun besaß er einfach die Stirn ihr hier in diesem abgeschiedenen Dorf über den Weg zu laufen. Ihre linke Hand ballte sich zur Faust. Was war das für ihn? Ein Spiel? Langsam fing es in ihr an zu brodeln. Und dann diese Lügen. Eddy hätte für ihn in dieser Privatarmee, dieser Tekkenforce, gearbeitet. Was für ein Schwachsinn. Eddy war immer ein guter Mensch gewesen, der sich niemals mit solchen Verbrechern eingelassen hätte. Im Gegenteil: Er war es gewesen, der versucht hatte in Brasilien gegen Drogendealer und das organisierte Verbrechen vorzugehen. Dafür hatte es sogar in Kauf genommen, dass seine Eltern ermordet worden waren und er unschuldig ins Gefängnis gewandert war. Niemals hätte er mit so einem korrupten Haufen, wie es die Zaibatsu war, zusammen gearbeitet. Niemals! Das Bild des Brasilianers zog vor Christies geistigem Auge vorbei und sie schluchzte laut auf. Wie sehr hatte sie ihn bewundert und wie gut hatten sie sich verstanden. Sie hatten immer viel Spaß zusammen gehabt, viel gelacht und er war immer da gewesen, wenn sie sich schlecht gefühlt hatte. Ja, sie mochte ihn und ein Stich fuhr durch ihr Herz. Wie lange musste sie ihn noch suchen? Wie lange?
 

Plötzlich riss sie ein lautes Geräusch aus ihren düsteren Gedanken und Christie schreckte hoch. Von unten drang eine laute Stimme durch die Decke und eine Spur von Trotz machte sich in der Brasilianerin breit. Dort unten saß dieses Pack, das sie überhaupt in diese Situation gebracht hatte und tat so, als hätten sie keine Ahnung, was sie überhaupt angerichtet hatten. Dieser Jin Kazama. Wütend schnaubte sie aus. Wenn er glauben würde, sie würde ihn so einfach gehen lassen, dann hatte er sich geschnitten. Dennoch, eine kleine, gemeine, flüsternde Stimme in ihrem Hinterkopf, wollte nicht lockerlassen, dass sie die Wahrheit gehört hatte. Denn etwas merkwürdig war es schon. Wieso sollte ein bedeutsamer Firmenchef einfach so verschwinden und seinen Konzern im Stich lassen? Vor allem, weil jetzt die Burden Company an der Macht war und Jin so ausgesehen hatte, als könnte er dass nicht so recht glauben. Ebenfalls seltsam war es, dass ja nicht nur Jin Kazama verschwunden gewesen war, sondern auch Kazuya Mishima und Heihachi Mishima. Alle drei sahen so aus, als hätten sie große Strapazen hinter sich, mal abgesehen von Heihachi, der fast gestorben wäre. Und dass sie fast über 5 Jahre spurlos verschwunden waren, konnten sie erst recht nicht fassen. Was also ging hier vor? War das irgendein finsterer Plan von den dreien, um die Weltherrschaft an sich zu reißen oder befanden sie sich auf Alien- Jagt? Christie lachte kurz und bitter auf, bevor sie langsam aufstand und sich abermals über die geröteten Augen fuhr. Was auch immer hier vor sich ging, es interessierte sie nicht. Sie wollte nur endlich wissen, was mit Eddy und ihrem Großvater geschehen war und sie war es gewillt heraus zu finden. Mit oder ohne diesem dreimal verfluchten Jin Kazama, der auf sie wie ein Eisklotz wirkte. Vielleicht sollte sie einfach weiter ziehen und dieses Eismeer in der Wüste hinter sich lassen, obwohl ihre Chancen vielleicht besser standen, wenn sie sich in der Nähe dieses verhassten Mannes aufhielt. Einen Moment lang war sie und her gerissen, doch letztendlich kam sie zu dem Entschluss, alleine weiter zu gehen. Alleine. Diese Einsamkeit schien ihr wie ein Fluch zu folgen, doch es war an der Zeit ihre Odyssee fortzusetzen. Bedächtig lauschte sie noch mal nach unten, aber die Stimmen waren verstummt und langsam fing sie an ihre spärlichen Sachen zu packen.
 

Zur selben Zeit in Bikaner, der nächst, größeren Stadt, in einem großen, dunklen Gebäude schritt ein Mann unruhig auf und ab. Sein Blick fiel immer wieder auf einen großen, schwarzen Bildschirm, der ihn anzuschweigen schien. Es war fast vollkommen finster in dem Raum, nur ein Lichtschein fiel durch eine halbgeöffnete Tür und der Mann verharrte einen Augenblick am Fenster, dass ihm den Blick auf eine schwach erleuchtete Stadt gewährte. Die groß gewachsene Silhouette eines dunkelhaarigen Mannes mittleren Alters blitzte ihm entgegen und zwei scharfe, kalte Augen blickten ihn an. Er trug einen schwarzen Anzug, ein Designerstück, das extra für ihn angefertigt worden war, dazu passende Schuhe und ein weißes Hemd. Von außen wirkte er wie ein Geschäftsmann, der es gewohnt war, im Reichtum zu schwelgen, doch er wusste es besser. Er war kein Geschäftsmann. Er ein Mann, der es gewohnt war, dass seine Befehle befolgt wurden und der es genoss, Macht auszuüben. Schließlich herrschte er hier und über die anderen Nachbarländer Indiens. Dennoch, es gab eine winzige Sache, die an dieser Tatsache störte und das war derjenige, auf dessen Anruf er schon seit gut zwanzig Minuten wartete. Plötzlich flammte der Bildschirm hell auf und eine tiefe Stimme tönte dumpf durch den Raum.
 

„Asura!“. Der angesprochene Mann fuhr hastig herum und starrte auf den Monitor. Jemand saß in einem ledernen Sessel und hatte ihm den Rücken zugedreht. Doch irgendwie fühlte er sich trotzdem beobachtet und so setzte er sich ebenfalls. Mit einer leicht angedeuteten Verbeugung begrüßte er die Person. „Guten Abend Mr. Burden“. Doch als der Mann nicht reagierte, sprach Asura weiter: „Sie wollten mich sprechen?“ „Ja, Asura“. Die Stimme war scharf und voller Kälte. Sie klang wie das Zischen einer Schlange, die gerade aus dem Schlaf geweckt wurden war und in Asura machte sich ein unruhiges Gefühl breit. Wie schon so oft, wenn er sich mit Le’zaza Burden unterhielt. Doch dieser schien ihm keine Beachtung zu schenken und drehte ihm noch immer den Rücken zu. Asura wartete. Innerlich hegte er einen Groll gegen den Führer der Burden Company, dessen Macht er hier ausüben durfte. Ja, dass war dieser kleiner spitze Dorn, der ihn unaufhörlich piesackte, wenn er alleine war und der ihn daran hinderte zu glauben, er herrsche wirklich über all diese Länder. Nein, er war, wie es Mr. Burden formuliert hatte, ein Vasall, der die Interessen der Burden Company vertrat. Und nichts weiter. Unwillkürlich ballte sich seine rechte Hand zur Faust, doch plötzlich dröhnte die Stimme abermals durch den Raum, den sie fast vollständig auszufüllen schien: „Beschäftigt dich was, Asura?“ Er zuckte zusammen. Schon wieder das Gefühl, als würde er beobachtet. Doch er versuchte sich nichts anmerken zu lassen und schüttelte leicht den Kopf. „Nein, Mr. Burden. Es ist nichts“. „Gut, Asura. Aber mich beschäftigt etwas. Etwas von dem ich dachte, ich wäre es endlich los“. Pause. Asuras Puls beschleunigte sich leicht. Etwas Unheimliches ging von Mr. Burden aus, doch er war klug genug keine dummen Fragen zu stellen. Stattdessen wartete er ab. Schließlich fuhr Burden fort. Seine Stimme war leise, dennoch deutlich hörbar: „Asura. Was hast du mir zu berichten? Hat sich irgendetwas Ungewöhnliches in unserem Gebiet ereignet?“ Asura überhörte gezielt das „unser“ und antwortete langsam. Auf was wollte Mr. Burden hinaus? Er hätte ihn doch sofort benachrichtig, wenn sich hier etwas ereignet hätte. „Nein, Mr. Burden. Hier ist nichts vorgefallen, dass Sie in irgendeiner Weise hätte stören können. Ich…“ „Das habe noch immer ich zu entscheiden, Asura“, wurde er scharf unterbrochen und seine Nackenhaare stellten sich auf. „Natürlich, Sir. Verzeihung, ich wollte Sie nicht in Frage stellen“. Er senkte den Kopf und machte eine leichte Verbeugung. „Weiter!“ „Selbstverständlich, Sir. Nun, die Truppen sind erst vor einer knappen Stunde von ihrer Tour zurückgekehrt und haben, wie Sie es befohlen haben, die Leute eingeschüchtert. Des Weiteren konnten sie erneut einen Priester ausfindig machen und töten. Außerdem konnte ich erfolgreich einige rebellische Aktivitäten zerschlagen und habe ein Exempel statuiert“, schloss Asura seinen Kurzbericht und starrte auf den Bildschirm. Burden hatte sich immer noch nicht umgedreht und schwieg einen Augenblick. Unruhig wanderten Asuras Hände zu seiner eigenen Sessellehen und hielten sich daran fest. Endlich antwortete Burden und seine Stimme war nur noch ein Flüstern, aber sie schien direkt aus Asura zu kommen. „Gut. Ich will, dass du noch mal losziehst und alles überprüfst“. „Aber…“. „Keine Widerrede. Du wirst dir alles persönlich ansehen und mir dann nochmals Bericht erstatten. Verstanden? Asura?“ Der dunkelhaarige Mann schluckte kurz. Es war auf einmal kalt hier drinnen und lange Schatten verschluckten den schwachen Lichtschein, der durch die Tür fiel. Einzig allein der Bildschirm flackerte schwach und mühsam antwortete er: „Ja, Sir. Ich werde tun, was Ihr befehlt!“ „Gut, Asura“. Und das Bild erlosch.
 

Am nächsten Morgen schreckte Christie plötzlich auf und rieb sich verschlafen die Augen. Mit einem unterdrückten Gähnen, schaute sie sich zunächst etwas verwirrt um, bis sie schließlich das Zimmer wieder erkannte. Sie war also immer noch hier. Langsam versuchte sie ihre Gedanken zu sortieren, die wie Atome durch ihren Kopf spuckten. Nachdem sie vorigen Abend ihre Sachen gepackt hatte, war sie so von der Müdigkeit überrascht worden, dass sie beschloss sich noch eine oder zwei Stunden hin zulegen, bevor sie weiter ziehen würde und irgendwie war sie dann doch in einen Tiefschlaf gefallen. Abermals fuhr sie sich über die verklebten Augen und streckte sich. Draußen war es hell und unten klapperten Töpfe. Christie warf einen raschen Blick auf die Uhr. Schon 10! Es war wirklich Zeit abzuhauen. Vielleicht konnte sie ja noch etwas zu Essen ergattern und leise stand sie auf. Zafina war garantiert schon wach und einen Augenblick überlegte die Brasilianerin, ob sie der Schwarzhaarigen nicht etwas Geld für ihre Gastfreundschaft geben sollte, doch sie verwarf den Gedanken schnell. Sie war selber fast pleite. Es zwar nicht die höfliche Art, aber in der Not war alles erlaubt und entschlossen packte sie ihren Rucksack. Mit einer kurzen Handbewegung fuhr sie sich durch die zersausten Haare. Was würde sie für ein Bad geben, doch sie wollte Zafinas Gastfreundschaft nicht zu sehr strapazieren und so ging sie aus dem Zimmer zur Treppe. Einen Augenblick lang lauschte sie, doch sie konnte nur weitere Töpfe klappern hören. Christie hatte wenig Lust den Mishimas und diesem Dreckskerl von Kazama über den Weg zu laufen und mit schnellen Schritten ging sie die Treppe herunter. Als sie unten war, warf sie einen flüchtigen Blick in das Wohnzimmer und sie konnte Zafina an der Kochstelle entdecken, die gerade anscheinend das Frühstück vorbereitete. Auf einem Stuhl in einer finsteren Ecke saß Kazuya Mishima, der sie nicht beachten zu schien und düster aus dem Fenster schaute. Etwas weiter Abseits befand sich Jin, der kurz aufgeschaut hatte als er sie sah und in Christie regte sich leiser Zorn. Da saß er nun dieser dreimal verfluchter Kerl, für den sie nichts weiter als Verachtung übrig hatte und sie wandte sich ab. Ob er ihr nun die Wahrheit erzählt hatte oder nicht, sie war nicht auf ihn angewiesen. Dass hatte sie sich zumindest gestern Abend noch eingeredet. Dennoch, neben dem Zorn nagte auch etwas Zweifel. Sollte sie wirklich einfach so verschwinden? Ohne wirklich hundert Prozent sicher zu sein, dass Jin nichts über den Verbleib von Eddy wusste? Sie zögerte. Wieso war sie auf einmal so unschlüssig? Sie wollte doch eigentlich schon gestern Nacht abhauen und so weiter suchen. Warum also stockte sie? Plötzlich riss sie eine Stimme aus ihrer Gedankenwelt und sie fuhr herum. Zwei schwarze, kalte Augen starrten sie unverwandt an und Groll stieg in ihr hoch: „Du willst also schon gehen?“ Die Frage kam fast beiläufig, aber in Christie wackelte es. Dieser verfluchte Kazama. Sah man ihr etwa an, dass sie unsicher war? Zafina hob den Kopf. Sie sah erstaunt aus, schwieg aber. Auch Kazuya hatte seinen Blick auf sie gerichtet und aus einer anderen Ecke, dröhnte plötzlich Heihachis barsche Stimme. „Lass sie doch, Bubi. Nicht jede Frau läuft dir hinter her“. „Halt’s Maul, alter Mann“, antwortete Jin unbewegt, ohne Heihachi auch nur die geringste Beachtung zu schenken. Stattdessen schaute er Christie einen Moment lang tief in die Augen, bevor er sich wieder abwandte und den Blick abschweifen ließ.
 

Ohne auch nur ein Wort zu verlieren, stürmte die Brasilianerin aus dem kleinen Haus. Sie hatte endgültig genug. Sie wollte endlich hier weg und mit zwei, drei großen Schritten ließ sie das Haus mit seinen teuflischen Bewohnern hinter sich. Doch wohin als nächstes? Vor ihr erstreckte sich das Dorf Angnao, das in der warmen Vormittagssonne glitzerte. Christie begegnete einzelnen Dorfbewohnern, die sie misstrauisch musterten und ihr viel auf, dass sie in ihrer Eile vergessen hatte, sich wie ein Bewohner Indiens zu kleiden, um nicht aufzufallen. So schritt sie hastig knapp bekleidet durch das Dorf und zog einige Blicke auf sich. Doch im Moment war ihr das egal. Sie wollte einfach nur weg von hier. Sie gelangte auf den Dorfplatz, auf dem sich ein widerwärtiger Galgen befand und sie stockte. Warum in aller Welt brauchte ein so kleines Dorf einen Galgen? Skeptisch schaute sie sich um. Keiner der Dorfbewohner schien noch auf sie zu achten, sondern sie hatten alle den Blick in eine Richtung gewandt. In Christies Hinterkopf schrillte eine Alarmglocke auf. Irgendetwas stimmte hier nicht. Vielleicht lag das an der Staubwolke und den Motorengeräuschen, die sich mit hoher Geschwindigkeit dem Dorf näherten. Um sie herum erwachten die Bewohner aus ihrer scheinbaren Trance und murmelten irgendetwas hastig auf Indisch. Kurz darauf knieten sie alle auf den Boden und hatten den Kopf gesenkt. Eine leise Stimme riet Christie dasselbe zu tun, aber es zu spät. Ein Armeejeep kam quietschend vor ihr zum Stehen und dreckige, höhnisch grinsende Gesichter zwinkerten ihr entgegen. Ein bulliger Typ mit einer Narbe im Gesicht sprang aus dem Wagen und packte sie fest am Oberarm. Ein zweiter mit einem Maschinengewehr folgte ihm und schrie sie auf Indisch. Als er merkte, dass sie ihn nicht verstand, knallte er ihr unsanft eine und fügte mit einem Grinsen und schlechtem Englisch hinzu: „Na, wen haben wir denn da?“ Unfähig zu antworten starrte Christie ihn nur an. Ihre Wange brannte und nur ein Gedanken schoss ihr durch den Kopf: „Eddy. Wo bist du?“!!

Einer für Alle?

^^ So, da ich zur Zeit im Prüfungsstress bin und fast gar nicht mehr zum Schreiben gekommen bin, dachte ich mir, dass es wenigstens meinen Lesern gut gehen soll XDXD....

Viel Spaß beim Lesen ;)
 

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Leicht träge blinzelte Heihachi ins Sonnenlicht, das ihn, einfallend durch das kleine Fenster, direkt im Gesicht kitzelte, bis er sich schließlich aufrichtete und seinen Kopf in den Schatten brachte. Er fühlte sich immer noch leicht benommen in der Birne, obwohl das Schwindelgefühl einer seltsamen Klarheit gewichen war und sein Geist wieder frischer wurde. Es fühlte sich fast so an, als hätte er den Kopf abrupt in eiskaltes Wasser getaucht, mit der Tatsache, dass er mit einem Schlag ernüchterte und vollständig erwacht war. Erwacht aus einem endlosen Alptraum voller Schmerzen und Tod. Blitzartig schoss der bleich grinsende, tote Heihachi vor seinem inneren Auge vorbei und zu der Klarheit gesellte sich ein leichter Schauer, der sich über seinen Rücken schlängelte. Der Tod…ja, es war verdammt knapp gewesen, als er das Bewusstsein verloren hatte und kurz davor gewesen war, seine Reise in den Hades anzutreten, wo ihn der Fährmann quasi schon begrüßte. Unwillkürlich packte er sich an seine rechte Schulter. Diese verdammten Kannibalen in dieser dreimal verfluchten Höhle! Und doch; Er war lebendig und auf dem Weg der Besserung. Ein schmales Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Heihachi Mishima war nicht unterzukriegen!! Unerschütterlich wie ein Fels in der Brandung. Ja, das war er. Ein Gigant, der dem endlosen Kosmos trotzte und…
 

„Was grinst du denn so blöd, alter Mann?“ Bamm! Schlagartig wurde Heihachi wieder auf den Boden der Tatsache zurückgeholt, mit einer Welle Hass im Gepäck. „Kazuya, du verfluchter Hund. Geh mir nicht auf die Nerven“, knurrte er mürrisch und schaute wütend auf das höhnische Gesicht seines Sohnes, der mit verschränkten Armen auf einem Stuhl in einer dunklen Ecke der Küche saß, abgewetzt und zerfleddert, aber doch sichtlich erholt. Etwas weiter Abseits befand sich Heihachis Enkel, Jin Kazama, der ebenfalls verbraucht und von den Strapazen der letzten Tage deutlich gekennzeichnet war. Oder sollte er besser sagen: Von den letzten 5 Jahren? Innerlich versuchte er sich immer noch dagegen zu sträuben, dass auf einmal aus 5 Tagen des Verschwindens 5 Jahre geworden waren und die Welt nicht mehr so war, wie er sie angeblich verlassen haben sollte. Die Mishima Zaibatsu aufgelöst, die verhasste G-Corp. weg! Dafür die Burden Company her! Es kam ihm fast so vor, als befände er sich in einem schlechten Film, der aufgrund seines geringen Budgets ihn und die anderen beiden als Hauptdarsteller auserkoren hatte, im Hintergrund die Kulisse eines erbärmlich kleinen Dorfes, das von bösen Mächten bedroht wurde. Das er noch kein Laserschwert in der Hand hatte, grenzte schier an ein Wunder, obwohl er jeden Moment darauf gefasst war, einen schwarzen Helm auf dem Kopf zu haben, rasselnd zu atmen und die berühmten Worte zu sagen: „Ich bin dein Vater, Kazuya“! „NEIN!!“ War das Sarkasmus oder spielte er seine Rolle einfach nur schlecht? Mit einer Handbewegung scheuchte Heihachi seine Gedanken beiseite. Er musste sich auf das Wesentliche konzentrieren, auch wenn das bedeutete, dass er sich damit abfinden musste, 5 Jahre einfach so verschwunden gewesen zu sein. Langsam versuchte er auf zu stehen. Dass er sich schon besser fühlte war ein gutes Zeichen und mit einem Ruck war er auf den Beinen, die bedrohlich zitterten, doch er erlangte die Oberhand. „Nein. Was machen Sie da, Mr. Mishima? Sie müssen liegen bleiben“. Aha. Prinzessin Lea war also auch hier. Ohne Zafina auch nur eines Blickes zu würdigen, streckte er seine Glieder und ballte die rechte Hand zur Faust. „Ich muss gar nichts, Fräulein“, brummte er in seinen Bart hinein und fing sich nur einen verständnislosen, ängstlichen Blick der Inderin ein. Gut, sie hatte ihm das Leben gerettet, aber sie hätte das auch nicht tun müssen. Sollte er deswegen dankbar sein? Er musterte die schwarzhaarige Frau kurz von der Seite. Sie war ohne Zweifel noch sehr jung, hübsch und ansehnlich gebaut. Wäre er noch etwas jünger und nicht verheiratet gewesen, hätte er sie vermutlich nicht von der Bettkante gestoßen. Und doch: In ihren Augen war ein Erlebnis wie ein Stempel eingebrannt, das seine Spuren hinterlassen hatte. Bitterkeit, Verzweiflung und vor allem einen ohnmächtige Wut, wie er sie schon oft bei Menschen gesehen hatte, die sich nahe an einem Abgrund aufhielten, waren in diesen Augen vorzufinden. In diesen schwarzen, geheimnisvollen, glänzenden Augen.
 

Heihachi wandte sich wieder ab. Die Geschichte dieser Frau ging ihn nichts an und sein Interesse sie zu erfahren war auf ein Minimum beschränkt. Er hatte im Moment andere Sorgen, die die Namen Kazuya, Jin und Burden Company trugen. Und alle drei bedurften einer planvollen Überlegung, sonst konnte er gleich hier bleiben und an den Gedanken nagen, wie eine dreimal verfluchte Zeitreise zur Wirklichkeit geworden war. „Uhh. Der alte Mann ist schon wieder fit. Ich hätte dich lieber verrecken gesehen“, unterbrach ihn Kazuya mit einem gehässigen Kommentar und, obwohl ihm eine böse Bemerkung auf der Zunge lag, schwieg er einen Augenblick lang. „Bedank dich wenigstens einmal in deinem verfluchten Leben. Zafina hat es dir immerhin erhalten“. Ach ja, Jin, der Moralapostel. Der ewige mit sich selbst Hadernde und sein Schicksal Verfluchende. Er war schon eine erbärmliche Existenz, die dort in der Weltgeschichte umherspukte, auf der endlosen Reise nach dem Sinn seines Daseins. Trotz allem: Dieser Junge kämpfte gegen sich und den Rest der Welt, was Heihachi innerlich ein wenig beeindruckte, obwohl er es vermutlich nie zugeben würde. Immerhin stand sein Ruf auf dem Spiel. „Hör zu, Bubi. Ich hab dir schon einmal gesagt, dass es ganz allein meine Angelegenheit ist, wem ich meine Dankbarkeit zeige und wem nicht. Also halt einfach deine Klappe und hol dir noch nen Glas Milch, ok?“ Mit einem süffisanten Grinsen beobachtete er den Farbwechsel in Jins Gesicht von weiß in ein leichtes Rot. „Dreckskerl“, zischte dieser nur verächtlich, doch Heihachi achtete nicht weiter auf ihn. Stattdessen drehte er sich wieder zu Zafina, die sie ausdruckslos ansah. „Wirklich, hübsche Augen“, kam es Heihachi in den Sinn bevor er sagte: „Also, Fräulein. Wie du siehst, sind wir eine große, glückliche Familie, die super miteinander auskommen“. Er legte eine kurze Pause ein und genoss einen Augenblick lang das wütende Schnauben von Kazuya, bis er schließlich fortfuhr: „Aber jeder Spaß ist irgendwann einmal vorbei und deswegen meine Frage: Wo ist die nächst größere Stadt mit einem Flughafen? Ich meine, selbst in Indien, dem Land der fließenden Menschenmassen, sollte so was vorzufinden sein, oder nicht?“ Er verzog den Mund zu einem spöttischen Grinsen, als es in Zafinas Augen kurz aufblitzte wie ein Wetterleuchten, doch sie hatte sich weiterhin unter Kontrolle. „Ja, selbst in Indien gibt es einen Flughafen. Also, die nächst größere Stadt hier ist Bikaner, so ca. 10 Kilometer von hier entfernt“. Die Inderin stockte kurz und ihr Blick verlor sich ins Leere. „Früher fuhr immer ein Bus dorthin, doch jetzt…“. „Jetzt müssen wir laufen, oder was?“, unterbrach sie Kazuya scharf und die Frau fuhr zusammen. „Ja, es tut mir leid, Mr. Mishima, aber ich fürchte es gibt keine andere Möglichkeit mehr. Ich kenne zumindest niemanden hier im Dorf, der ein Auto besitzt“, entschuldigte sie sich unterwürfig und für den Bruchteil einer Sekunde hatte Heihachi Mitleid mit der Frau, die sein missratener Sohn anscheinend auf dem Kieker hatte. Weshalb auch immer. „Aber Kazuya. Du wirst doch wohl in der Lage sein die paar Kilometer zu laufen. Ich meine, du bist doch jung und fit“. „Ach halt dein verfluchtes Maul, du alter Bastard. Wer sagt denn überhaupt, dass du dieses Haus lebendig verlassen wirst?“. „Na, na. Nicht böse werden“, grinste Heihachi hinterhältig, doch in Kazuyas Worten schwang ein bedrohlicher Unterton mit, der Heihachi überhaupt nicht gefiel. Denn insgeheim hatte Kazuya Recht: Ihr seltsam entstandenes Zweckbündnis hatte viel zu lange gehalten, als das man von einem „Wir“ sprechen konnte. Unbemerkt wie ein Dieb schlich sich die Erkenntnis in die Köpfe der Drei, dass nun langsam die Zeit kam, in der man getrennte Wege gehen würde und nicht die unglückliche Familienvereinigung feiern würde. Nein, es gab zwar einen neuen Feind in Form von einem Konzerne vernichtenden Konzernchef, doch wer würde behaupten, dass dieser nicht auch im Alleingang besiegt werden konnte?
 

Skeptisch musterte Heihachi die anderen beiden. Er war sich sicher, dass sich Kazuya längst in Gedanken über die Leiche von Le’zaza Burden beugte und den Namen der Burden Company schnellst möglich in G-Corp. umbenennen würde. Eine Tatsache, die er vermutlich auch nicht anders machen würde, abgesehen von dem Konzernamen. „Mishima Zaibatsu“ hatte immerhin Tradition. Bei Jin hingegen war er sich nicht so ganz sicher. Der Junge machte, auch wenn er bemüht war es nach außen hin nicht zu zeigen, einen unentschlossenen Eindruck. Fast wie ein Esel, der sich nicht zwischen zwei Futtersäcken entscheiden konnte, bis er schließlich den Hungertod starb. Dennoch, er könnte für Heihachi eine Gefahr darstellen, wenn er sich für Sack A entscheiden würde und deshalb musste sein Plan gut durchdacht sein. Diese Zweckgemeinschaft würde solange halten, bis sie einen Flughafen erreicht hatten, so viel stand für ihn fest. Dann würde wieder ihr altbekannter Kleinkrieg ausbrechen und Heihachi hatte vor, dieses Mal als Sieger hervor zu gehen. Was also tun? Nachdenklich strich er sich über seinen Bart. Ob er direkt zwei auf einmal ausschalten könnte? Oder sollte er sich lieber erst um einen kümmern? Hmm, schwierige Entscheidung und er beschloss abzuwarten. Es würde sich schon eine Gelegenheit ergeben, die ihm die Entscheidung abnehmen würde. „Kannst du uns den Weg in diese Stadt zeigen?“ Jins Blick war auf Zafina gerichtet, doch bevor diese antworten konnte, fuhr Kazuya unwirsch dazwischen: „Natürlich wird sie uns den Weg zeigen. Ansonsten kannst du dich von diesem Haus verabschieden“. „Mishima! Du lässt sie in Frieden, verstanden? Ansonsten kannst du dich von deinem Leben verabschieden“, entgegnete Jin kalt wie Eisblock und Kazuya schien fast der Kragen zu platzen. „Du jämmerliches Stück Scheiße. Was glaubst du eigentlich was du bist?“ „Ich bin es eher wert zu Leben, als du!“ „Ohh. Bubi hat den Ton gewechselt. Kazuya, da musst du dich warm anziehen“, spottete Heihachi belustigt und wie eine Schlange schoss der Kopf des Schwarzhaarigen zu ihm. Kazuyas Blicke erdolchten ihn förmlich, aber Heihachi lachte nur hämisch. Dieser Ausdruck war einfach Gold wert. „Doch genug Spaß für heute. Fräulein, Bubi hier hat Recht. Also zeig uns den Weg und du bist uns schneller los, als dass du den Namen deines kleinen Dorfes sagen kannst“. Ein Hauch von Erleichterung spiegelte sich mit einem Mal in der Miene der Inderin wieder und mit einem leichten Kopfnicken erwiderte sie: „Natürlich werde ich euch den Weg zeigen“. „Na also. Geht doch“, grinste Heihachi wie ein Haifisch, der mit seiner Beute spielte, „Dann würde ich sagen, brechen wir auf. Ihr habt doch gepackt oder nicht? Buhaha!“ „Was bin ich froh, wenn du endlich sechs Fuß unter der Erde liegst“, knurrte Kazuya, wie eine Bulldoge und schob sich ohne ein weiteres Wort zu verlieren zur Tür hinaus. Jin folgte ihm, nicht ohne Zafina ein kleines „Danke“ zu zuraunen, was die Inderin mit einem sanften Lächeln erwiderte. Heihachi lag eine spitze Bemerkung auf der Zunge, doch er entschied sich dafür, sie runter zu schlucken und trat ebenfalls ins Freie.
 

Draußen war es warm und plötzlich schoss Heihachi das Bild von der Wüste in den Kopf, in der er fast verreckt wäre, wenn nicht…Ja, wenn ihn die anderen beiden nicht mitgeschleppt hätten. „Ach“, murmelte er leise ärgerlich in seinen Bart hinein und schob den Gedanken beiseite. Das Hier und Jetzt zählte. Und nichts anderes. Ein leichter Wind strich wie eine unsichtbare Hand über seinen spärlich bedeckten Kopf und die Blätter des großen Baumes, der wie ein Wächter vor dem kleinen Haus stand, rauschten leise im Takt. In der Ferne erstreckten sich die schmalen, weißen Häuser des Dorfes Angnao wie aufgereihte Zinnsoldaten und verliehen der karg wirkenden Landschaft etwas von Leben und einer heimischen Idylle, was Heihachi anfangs überhaupt nicht aufgefallen war. Gut. Er war ja auch mehr schlecht als recht am Leben gewesen. Trotzdem: Ließ man den bräunlichen Sand und die abgestorbenen Baumstümpfe weg, die hier und da wie Finger aus dem Boden hervorragten, so konnte sich Heihachi mit einem Sonnenhut, Cocktail schlürfend auf einer Veranda einer kleinen Villa mit Grünanlage sehen, wie er hier seinen Lebensabend verbringen würde. Gut, vielleicht würde er es eher als Zweitwohnsitz zu seiner Villa am Meer zählen lassen, aber der Gedanke hatte etwas für sich und so schritt er in sich schmunzelnd den anderen hinterher.
 

Schweigend näherten sie sich dem kleinen Dorf wie eine Freizeitgesellschaft auf Wanderschaft, als Zafina auf einmal stoppte. „Was ist los, zum Teufel?“, fuhr Kazuya sie scharf an, doch die Frau reagierte nicht. Stattdessen schien sie angestrengt in das Dorf hinein zu lauschen. In Heihachis Hinterkopf schrillte leise eine Alarmglocke. Etwas stimmte hier nicht. „Kazuya hat Recht. Was los?“, fragte er und ließ einen finsteren Blick über die Häuser schweifen. „Ich kann es nicht genau sagen, aber es ist verdächtig still. Normalerweise hört man ab hier immer die Stimmen der Marktleute, die zu dieser Zeit ihre Waren anbieten. Aber jetzt…“Sie stockte einen Augenblick lang und ihre Augen wanderten unruhig umher. „Aber jetzt ist es fast zu still. Wir sollten vorsichtig sein“. „Ach was. Die Stimmen kamen garantiert aus deinem Kopf. Hier ist doch nichts“. Verächtlich spuckte Kazuya aus. „Zeig uns einfach den Weg. Verstanden?“. „Sie hat Recht, Mishima. Irgendetwas stimmt hier nicht“, kommentierte Jin das Ganze trocken, doch Heihachi entging nicht, dass auch er den Blick auf dem Dorf ruhen hatte, so als ob jeden Moment die Apokalypse über sie herein brechen könnte und Heihachis Körper strafte sich. Diese warnende, kleine Stimme in seinem Hinterkopf hatte ihm schon oft gute Dienste geleistet und im Laufe der Jahre hatte er gelernt auf sie zu hören. In seiner Zeit als das Oberhaupt der Zaibatsu kam es einmal in einer Woche bis zu sechs Anschlägen auf sein Leben, die er nur dank seines Frühwarnsystems und einer gehörigen Portion Glück überlebt hatte. Seit dem war dieser Wachposten in seinem Gehirn und in seiner Wahrnehmung fest verankert, mit dem Resultat, dass er immer noch putzmunter durch die Weltgeschichte spazierte. „Gehen wir weiter“, kam es leise von Zafina, nachdem Kazuya noch ein paar weitere wüste Beschimpfungen vom Stapel gelassen hatte und aufmerksam setzten sie sich wieder in Bewegung.
 

Sie passierten langsam die ersten Häuser, die lange Schatten auf die schmale Straße warfen, die sich wie ein Fluss ihren Weg durch die weißen Quadrate bahnte. Vereinzelt war das kehlige Gackern von Hühnern zu hören, die sich über den immer höher werdenden Stand der Sonne beschweren zu schienen und eine bleierne Hitze schwebte unheilvoll über dem Dorf. Lästige Fliegen folgen aufgeregt wie kleine Bomber durch die Gegend, angezogen von dem Geruch verfaulten Essens, das scheinbar einfach so in kleinen Haufen auf die Straße gekippt wurde. Heihachi rümpfte angewidert die Nase, als ein penetranter Gestank aus Kot und Dung an ihm vorüber zog und einen Augenblick lang sehnte er sich nach kühler Bergluft und den Geruch von Wäldern. Beides würde wohl noch warten müssen. Möglichst darauf bedacht, nirgendwo rein zu treten, ging er weiter, als Zafina mit jedem Schritt langsamer wurde. „Das kann nicht sein“, murmelte sie leise in sich hinein, gemischt dem Klang des Verstörten. Sofort spitzte Heihachi die Ohren. Dieser Ton gefiel ihm ganz und gar nicht. „Was kann nicht sein?“, zischte er scharf, die Umgebung musternd. „Sie sind schon wieder gekommen“, hauchte die Inderin kaum hörbar. „Wer, verflucht noch mal?“ „Asuras Schergen“. Zafinas Stimme schien sich immer weiter zu entfernen und Heihachi konnte ihre Bitterkeit und ihren Hass förmlich spüren. Wer auch immer dieser Asura war, er hatte anscheinend ein nicht allzu gutes Bild bei der Schwarzhaarigen hinterlassen. „Wartet hier einen Augenblick“, befahl sie abwesend, „Ich werde das kurz überprüfen. Andernfalls müssen wir einen anderen Weg einschlagen“. „Ach, Schwachsinn! Mit solchen Idioten werde ich doch locker fertig“, zischte Kazuya mürrisch, doch Zafina war schon in einer Seitengasse verschwunden, ohne auf die Worte zu achten. „Schön, Kazuya. Dann geh doch schon mal vor. Ich schick dir dann ne Karte aus Japan“, bemerkte Heihachi trocken, den Blick immer noch hin und her schweifend. „Pah! Hast du etwa Schiss, alter Mann? Oder sind dir deine Kalktabletten nicht bekommen? Ach ja, ich vergaß. Du warst ja zu dem Zeitpunkt, als wir diese „unglaublich bösen“ Schergen gesehen haben, nur nen Haufen Scheiße, der sich nicht bewegen konnte“, spottete Kazuya diabolisch und in Heihachi fing es langsam aber sicher an zu kochen. „Du kleine verlogene Ratte von einem Untoten. Bei deiner Wiederbelebung haben sie anscheinend vergessen, dir ein ordentliches Hirn einzupflanzen, Kazuya. Aber gut, nicht jeder erkennt den Unterschied zwischen Schiss und Taktik“, sagte Heihachi süffisant, während die Gesichtsfarbe seines Sohnes ein tiefes dunkles Rot annahm und sein linkes Auge förmlich Funken sprühte. „Jetzt reicht’s, du verfluchte Kakerlake“. Plötzlich, ohne jede Vorwarnung, schoss sein rechtes Bein wie ein Pistolenschuss nach vorne, Heihachis Kopf im Visier. Dieser reagierte blitzschnell und wich zur linken Seite aus, die Faust schon im Anschlag, um einen Gegenangriff zu starten. Wenn es Kazuya auf diese Tour wollte, ok: Für eine Prügelei war er jederzeit zu haben und warum Kazuya nicht schon hier ausschalten? Dann musste er sich nur noch um Jin kümmern, was seine Chancen in Sachen Wiedererlangung der Zaibatsu erheblich steigen lassen würde. Wie ein Blitzstrahl zischte seine Faust durch Luft, genau auf Kazuyas Kinn zu, doch dieser blockte geschickt und setzte zu einem weiteren Tritt an. Heihachis Herzklopfen beschleunigte sich. Seine Deckung war viel zu weit offen, als dass er es noch rechtzeitig schaffen würde, das Bein aufzuhalten und geistig stellte er sich auf Schmerzen ein. Doch Kazuyas Tritt kam nicht. Stattdessen tönte ein lautes Fluchen durch die stillen Häuserreihen, dass leise von den weißen Wänden zurückgeworfen wurde.
 

„Verdammt. Lass mich los, Kazama. Dann kann ich dir endlich dein verfluchtes Genick brechen“. „Beruhig dich, Mishima“. Erst jetzt registrierte Heihachi, was geschehen war und ohne weiter darüber nachzudenken, startete er einen Angriff. Das Adrenalin floss wie glühende Lava durch seine Adern. So eine Möglichkeit musste man einfach ausnutzen: Kazuya bewegungslos, durch Jin aufgehalten, der ihm, ganz im Kazama-Style, den Arm verdreht hatte und Kazuya Richtung Boden drückte. Ein gezielter Schlag von Heihachi und sein Sohn würde ein zweites Mal mit dem Tod Bekanntschaft machen. Dieses Mal für immer. Wie in Zeitlupe näherte sich seine Faust Kazuyas Gesicht, dessen Augen sich weit öffneten. Ein Zeichen davon, dass ihm auf einem Mal bewusst wurde, welche Gefahr ihm da drohte. Zentimeter um Zentimeter schob sich Heihachis Faust nach vorne, als plötzlich etwas Merkwürdiges passierte: Vor seinem geistige Auge war der alte Mann schon am Jubeln und den jahrelangen aufgestauten Hass gegenüber Kazuya, wie süßen Nektar am Schlürfen, aber die Realität sprach eine andere Sprache. Heihachis Faust kam nicht weiter. Sie befand sich nur noch ein paar Millimeter von ihrem Ziel entfernt, doch sie traf es nicht. Einen Moment lang wusste Heihachi nicht, ob er sich nicht doch in einem Film befand oder nicht. Es schien fast so, als hätte jemand in diesem entscheidenden Augenblick einfach auf die Pause – Taste gedrückt und den Film angehalten. So sehr er auch versuchte weiter zu kommen, es wollte ihm nicht gelingen. „Was zur Hölle…?“, murmelte er leise verblüfft, als er aus dem Augenwinkel zwei schwarz glitzernde Pupillen wahrnahm. Eine seltsame, merkwürdige Energie floss durch diese zwei Augen, die weder Angst noch Wut ausstrahlten, sondern mit sich und dem Rest der Welt im Einklang zu stehen schienen. Zu diesen Seelenspiegeln gehörte auch ein Gesicht, dass ebenfalls vollkommen ausdruckslos wirkte, bis auf den wohlgeformten, schmalen Mund, der mit fester und klarer Stimme sprach: „Bitte, Mr. Mishima. Beruhigen Sie sich wieder. Sonst haben wir gleich Asuras Schergen am Hals“. Eine Hand löste sich von Heihachis Körper und mit ihr auch die Starre in seiner Faust. Immer noch verblüfft, ließ er seinen Arm sinken. Wie hatte es diese Inderin geschafft ihn aufzuhalten? Skeptisch musterte er die Frau, die aus dem scheinbaren Nichts aufgetaucht war, ohne dass er sie gehört oder gespürt hatte. Die zwei schwarzen Augen waren immer noch auf ihn gerichtet, wie eine Katze, die jeden Moment bereit war, den vor ihr baumelnden Faden zu ergreifen. Diese Frau konnte mehr, als sie nach außen hin vorgab. „Nicht schlecht“, brummte Heihachi nicht unbeeindruckt, „Du hast also auch ein paar nützliche Fähigkeiten“. In den schwarzen Augen flammte es einen Bruchteil auf, sodass sich seine Muskelfasern unwillkürlich spannten, doch Zafina schenkte ihm nur ein schwaches Lächeln: „Ja, manchmal ist es ganz praktisch, wenn man so was kann“. „Du alter Bastard“, kam es plötzlich von Kazuya, der ebenfalls begriffen hatte, was da gerade vor sich gegangen war und ihn nun mordlustig anstarrte, „Das wirst du mir büßen“. „Keine Sorge, Kazuya. Das nächste Mal wird dich keine Frau retten können“, entgegnete Heihachi finster und bedachte seinen wutschnaubenden Sohn mit einem Blick, der aus der Hölle entflohen war.
 

Für einen weiteren Augenblick lang, war die Spannung wie eine Bombe kurz vorm Explodieren und Heihachi entging nicht, wie sich Zafina und Jin einen warnenden Blick zu warfen, bereit erneut einzugreifen. Doch mit einem verächtlichen Gesichtsausdruck und verschränkten Armen, wandte sich Kazuya von ihm ab und starrte stattdessen hasserfüllt auf Zafina, die sich auf einmal sichtlich unwohl fühlte. „Also gut. Was ist da los, Zafina?“, fragte Jin trocken, ohne die anderen beiden aus den Augen zu lassen und in Heihachi wich die Wut langsam der Neugier. Vielleicht konnte er hier schon etwas über diesen geheimnisvollen Le’zaza Burden in Erfahrung bringen. Je mehr er wusste, desto besser konnte er sich darauf einstellen, was ihn erwartete, wenn er endlich in Japan ankommen würde. Mit oder ohne den anderen beiden. Zögernd fing Zafina an zu berichten: „Es ist leider so, wie ich angenommen hatte. Asura hat seine Leute erneut hier hin geschickt, warum auch immer. Normalerweise kommen sie nur einmal im Monat, um die Leute einzuschüchtern und um ihr Schutzgeld zu kassieren. Aber jetzt sind sie schon wieder hier und haben…“. „Was kümmert uns das?“, unterbrach sie Kazuya unwirsch und die Inderin zuckte kurz zusammen, „Du sollst uns einfach nur den Weg zu dieser größeren Stadt zeigen, verstanden? Was diese Idioten hier machen, ist mir völlig egal“. „Aber…Aber sie haben Christie gefangen genommen“. „Was?“, entfuhr es Jin erstaunt und vor Heihachis Geist zog das Bild, der braungebrannten Brasilianerin vorbei. „Na und?“, Kazuya spuckte verächtlich auf den Boden, „Wenn diese Tante nicht auf sich selber aufpassen kann, ist sie es selber schuld. Und jetzt zeig uns, verflucht noch mal den Weg“! „Aber bitte“, Zafinas Stimme nahm auf einmal einen flehenden Klang an und eine böse Vorahnung beschlich Heihachi. „Bitte, wir müssen ihr helfen, sonst wird sie getötet“. „Es ist mir scheiß egal, was mit der passiert“, donnerte Kazuya unbarmherzig, „Soll sie doch verrecken. Ich muss mich um meinen Kram kümmern“. In Zafinas Miene spiegelte sich eine unverhohlene Abscheu wider, doch ihr bittender Blick wanderte weiter zu Heihachi, der versuchte ausdruckslos zu bleiben. Er verspürte wenig Lust auf eine Rettungsaktion und so gesehen, hatte Kazuya Recht. Was kümmerte ihn das Schicksal dieser Frau, die alt genug war, um auf sich selbst aufzupassen? Gar nicht! Und dabei würde es auch bleiben. Wenn er jetzt seine Zeit mit solchen unsinnigen Aktionen verschwenden würde, hätte Kazuya einen erheblichen Vorsprung in Sachen Burden Company und das konnte er auf keinen Fall zu lassen. Im Leben wurde nur derjenige was, der seine Chance nutzte, egal, wie diese aussahen. Nur mit diesem Vorsatz war zum Chef der Mishima Zaibatsu aufgestiegen und mit diesem Vorsatz würde er es wieder werden.
 

„Tja, ausnahmsweise gebe ich Kazuya Recht. Diese Frau muss auf sich selber aufpassen können. Wenn du also so freundlich wärst und uns den Weg zeigen könntest…?“ „Ihr seid Teufel“, flüsterte Zafina kaum hörbar und sie warf Jin, der im Ganzen irgendwie unentschlossen wirkte, einen traurigen Seitenblick zu. Heihachi fiel wieder der Esel ein, der sich nicht zwischen den Futtersäcken entscheiden konnte. Auf einmal war ein weiterer Sack hinzugekommen und Heihachi konnte schon fast Verzweifelung in Jins Gesichtsausdruck herauslesen, welcher mit sich selber haderte. „Tja, Bubi. Esel haben es nun nicht leicht“, fuhr es dem alten Mann durch den Kopf und ein hämisches Grinsen zauberte sich auf seine Lippen. Es wurde Zeit aufzubrechen. Mit einem Ruck wandte sich Heihachi von Jin und Zafina ab und entfernte sich ein paar Schritte, nur um zu verdeutlichen, dass er es ernst meinte. „Diese Richtung?“, fragte er so harmlos, wie ein Krokodil, das sich träge vom Wasser treiben ließ. Ein stummes Nicken und eine knappe Antwort reichten ihm vollkommen aus: „Ja immer da lang gerade aus“, als plötzlich Leben in Jin kam, der aus seiner Starre scheinbar erwacht war. „Wartet!“ Betont langsam drehte sich Heihachi um und auch Kazuya, der sich auf seiner Höhe befand, verharrte einen Moment. Jin stand immer noch neben Zafina, die überrascht wirkte, doch sein Blick war auf Heihachi und Kazuya gerichtet. Anklagend streckte er den rechten Arm aus und erdolchte sie förmlich mit seinem Zeigefinger. Seine Stimme war fest und klar, einer Spur Trotz beigemischt, wie ein Rebell. Heihachi verzog spöttisch eine Mundhälfte. Der Esel hatte sich also entschieden. „Ihr könnt nicht einfach abhauen. Ihr seid Zafina etwas schuldig“. Fast hätte Heihachi laut aufgelacht, doch er schwieg und auch von Kazuya war nur ein verächtliches Schnauben zu vernehmen. „Du, alter Mann, weil sie dir das Leben gerettet hat und du, Mishima, weil sie dir zu essen und zu trinken gegeben hat“. „Hahah, Kazama, willst du mich verarschen?“, lachte Kazuya abfällig und drehte sich wieder um. „So einen Bullshit hör ich mir nicht länger an. Viel Spaß bei deiner Samariter – Tour. Vielleicht sehen wir uns in der Hölle wieder, du Bastard“. Mit diesen Worten wandte er sich wieder zum Gehen und auch Heihachi hatte genug gehört, um seinen Weg fortzusetzen. „Bubi, dein Herz mag vielleicht am rechten Fleck sitzen, aber den Guten geht es immer schlecht. Und das ist der große Unterschied zwischen uns beiden. Ich steh immer auf der Gewinnerseite, egal, was es mich kosten mag. Deswegen“, Heihachi warf Jin noch einen kurzen Blick zu, bevor er endgültig weiterging, „viel Glück bei deiner Befreiungssache. Ich schick dir nen Bild von der Zaibatsu, wenn ich in Japan bin. Buhahaha!“



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Kommentare zu dieser Fanfic (60)
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Von:  -kazama
2012-05-11T15:04:32+00:00 11.05.2012 17:04
hab mir gestern zeit genommen die ganze geschichte nochmal zulesen
und ich muss sagen es wär so schade wenn du sie nicht zu ende schreibst,
denn das ist mit weitem abstand die best geschriebene TekkenFF (:
Du hast soviel talent beim schreiben und
so gute ideen echt beneidenswert^^
Von:  x-Franzi-x
2011-04-18T11:54:09+00:00 18.04.2011 13:54
Wann schreibst du weiter?
Würde echt gerne wissen wie es ausgeht.

Von:  x-Franzi-x
2010-11-16T16:00:20+00:00 16.11.2010 17:00
Ich finde deine Geschichte wirklich super.
Schreib bitte so schnell wie möglich weiter.


Von:  Ketti_K
2010-03-14T12:04:40+00:00 14.03.2010 13:04
soooo Ket hats nun endlich geschafft *XXXDD*
sorry, dass es so lang gedauert hat, aber ich habs dir ja versprochen, Pate ;)

das war mal wieder ein schönes Kappi und die Mishimafamily nett wie eh und je zueinander, aber ich mag den charackter den du jin in deiner FF verpasst hast, einerseits stur aber andererseits will er tief im Innerstem immer helfen ^-^
und Kazzys Ausraster sind ja immer der Hammer *XXXXDDDD*

hehe mach schnell weiter, kanns kaum erwarten und hoffe nächstes Mal schaffe ichs etwas schneller zu lesen o.O

bis bald
dein Patenkind *gg*
Von:  kaprikorn
2010-03-14T10:09:00+00:00 14.03.2010 11:09
Boah, sind die beiden alten Säcke mies ey o.o
Aber es war herrlich zu lesen ^^ Ich find's toll, dass Jin das Gute vom Bösen irgendwie zu trennen weiß, hoffe aber trotzdem, dass Jun nochmal vorkommt x'D

Mööhr!
Von:  Albert-Wesker
2010-03-03T21:16:21+00:00 03.03.2010 22:16
Wie immer top und auch recht lang
Jin als Esel zwischen säcken die wie Kaz und Heihachi aussehen zulustig
das mit StarWars ist auch eine gute idee gewessen
Freu mich auf den nächsten teil!
Von:  -kazama
2010-03-03T11:34:23+00:00 03.03.2010 12:34
Ich kann nich mehr vor lachen x_X xD

Ich liebe diese Fanfic einfach *^*
Deine vergleiche sind immer so toll xD
Am besten fand ich das mit dem Starwarsvergleich und das mit dem Esel xD
Und Jin wie immer der gutee<3 :3

Mach ganz schnell weiter *__* bitte xD
Von:  Lexion
2010-03-03T11:18:20+00:00 03.03.2010 12:18
Ja das war doch wieder eines deiner Glanzstücke! *_*
Zu geil wie die drei drauf sind! Und auch genial das Heihachi doch tatsächlich nen Hormonschub bei Zafinas Anblick bekommt! >.<
Irgenwie kommt mir Kazuya voll dumm vor..So verblendet von Wut!
Ich fands wie immer genial!!
*Daumen nach oben*
Von:  Lexion
2010-01-25T13:11:38+00:00 25.01.2010 14:11
Uhi..mal aus Christies Sicht! Find ich toll!!
Ich find's sehr genial..aber du bist und bleibst Spitze!!!^^
Von:  Ketti_K
2010-01-24T10:34:38+00:00 24.01.2010 11:34
ahhh geiles Kappi *°*
Und naja ich kenne da schon ein Mädel das Jin hniterher laufen würde *gg*


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