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Hölle: Klassenfahrt

Lavi x Yuu
von

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Die Hölle, Tag 1 - Ankunft

Er saß in der Hölle. Ja, das hier war seine persönliche Hölle. Der jüngste Tag seines Lebens war gekommen und er verbrachte ihn in einem Reisebus mit lärmenden Klassenkameraden, die Weingummi in sich hineinstopften, lauthals Witze erzählten, sinnlose Kartenspiele spielten oder irgendwelche Lieder sangen, von denen ihm ganz schlecht wurde.
 

Klassenfahrt.
 

Ein Wort, das bei ihm Übelkeit und Ekel hervorrief. Er würde fünf Tage lang mit einer Gruppe von 20 unterbelichteten Armleuchtern in einer pekigen Absteige irgendwo in der Nähe von irgendeinem bescheuerten, sandigen Strand verbringen.
 

Das bedeutete: Lachende Klassenkameraden in Badehosen, kreischende Mädchen im Wellengang, grölende Jungs auf einem Beachvolleyballfeld und klebriger Sand überall an seinem Körper. Er hasste es jetzt schon, bevor er überhaupt angekommen war.
 

Neben ihm war ein Platz frei und das war ein Glück, denn so musste er sich nicht mit einem dieser kreischenden Mädchen oder mit einem der pubertierenden Kerle herumschlagen. Er hatte ein Buch aus seinem Rucksack gezogen und versuchte nun angestrengt, sich darauf zu konzentrieren. Eine Anstrengung, bei der er grandios versagte.
 

„…sicher ganz toll!“
 

„…geile Schnitten am Strand, man! Im Bikini!“
 

„…abends immer einen saufen gehen, Alter!“
 

„…Lavi-kun vielleicht endlich mal näher kommen…“
 

Er spürte, wie seine Augenbraue bei der letzten Bemerkung zu zucken begann. Mit einem kaum wahrnehmbaren Knurren schlug er das Buch heftiger zu, als es nötig gewesen wäre. Natürlich. Sie alle geierten Lavi an und lechzten danach, ihm bei diesem Gruppennonsens näher zu kommen. Sicher würde Lavi jeden Abend in seinem Zimmer belästigt werden, von irgendwelchen hormongesteuerten Barbiepüppchen, die sich alle ein nettes Wort von ihm erhofften.
 

Während er sich noch darüber aufregte, wie geschmacklos all diese sabbernden Mädchen waren, dass sie ihre Aufmerksamkeit diesem nichtsnutzigen Feuermelder schenkten, erhob sich vorne im Bus seine Klassenlehrerin und lächelte strahlend in die Runde, als wäre sie das Christkind mit einem Berg Geschenke.
 

„Ich denke, es ist langsam an der Zeit, dass wir die Zimmerverteilung besprechen!“
 

Auf diese Aussage folgte dreckiges Gelächter auf Seiten der Jungen und aufgeregtes Kichern auf Seiten der Mädchen. Er beschied sich damit, misstrauisch die Augenbrauen hochzuziehen. Zimmerverteilung? Er war von Einzelzimmern ausgegangen!
 

„Wir haben zwei Viererzimmer, ein Sechserzimmer und drei Zweierzimmer“, erklärte das Christkind. Kanda starrte sie an. Zweierzimmer? Viererzimmer? SECHSERZIMMER!? Er, Yuu Kanda, sollte sich dazu herablassen mit einem dieser beschränkten Vollpfosten ein Zimmer zu teilen? Vielleicht sogar mit mehreren von ihnen ein Zimmer zu teilen!? Er öffnete schon den Mund, um Einspruch zu erheben, als ein Tumult losbrach.
 

„Wir nehmen das Viererzimmer!“
 

„Dürfen Mädchen und Jungs zusammen in ein Zimmer?“ Die schockierte Antwort des Christkinds auf diese Frage lautete: „NEIN!"
 

Kanda spürte einen Muskel an seinem Kiefer zucken. Gerade war er zu dem Entschluss gekommen, dass vielleicht sogar ein Viererzimmer am erträglichsten war, weil er sich dann nicht weiter mit den drei Restinsassen beschäftigen musste wie zum Beispiel in einem Zweierzimmer, als das Christkind auch schon einen Zettel hervorgekramt und einige Namen notiert hatte.
 

„Also sind die Viererzimmer vergeben an: …“
 

Kanda knurrte die Lehne seines Vordermannes an.
 

„Lenalee und Miranda in ein Zweierzimmer, dann bleiben noch zwei Zweierzimmer übrig, Allen-kun, wie wäre es mit dir und Kanda-kun?“
 

Eine nervöse Stille senkte sich über den Bus. Kanda krallte seine Finger in die Lehne neben sich.
 

„NEIN!“, riefen sie beide gleichzeitig und das Christkind sah einigermaßen pikiert aus, angesichts dieser heftigen Reaktion.
 

„Ich geh gern mit Yuu in ein Zimmer“, tönte es zwei Sitzreihen hinter ihm, „dann kann Allen sich mit Alystair ein Zimmer teilen.“
 

Er wandte seinen Kopf sehr langsam nach hinten um. Seine grünen Augen trafen auf ein Paar blauer, als Lavi strahlend zu ihm herüberwinkte. Es schien als hätte das Christkind seinen Weihnachtsmann gefunden.
 

Seine Augenbraue zuckte mordlustig. Er würde Lavi dafür so was von-…
 

„Na wunderbar, dann haben wir ja jetzt alle Zimmer verteilt!“
 

Er hatte es gewusst. Diese Klassenfahrt würde das Ende seines Lebens beschließen und Lavi war sein persönlicher, penetrant grinsender Henker.
 

*
 

„Wow, Yuu, ist doch ziemlich gemütlich hier, was?“
 

Er starrte in das Zimmer. Lavi hatte gerade voller Inbrunst die Tür aufgestoßen und stand nun strahlend in dem winzigen Zimmer, dass von der Größe her eher einer Abstellkammer glich, als einem richtigen Zimmer. Wenn er an sein Zimmer zu Hause dachte, kam ihm dieses Kabuff vor wie ein Besenschrank!
 

Er knirschte als Antwort lediglich missbilligend mit den Zähnen, trat argwöhnisch in das Zimmer und betrachtete voller Abscheu das Stockbett - er hasste solche primitiven Dinge wie Stockbetten... -, den zerkratzten Tisch an dem kleinen, ziemlich milchigen Fenster und den schmalen Kleiderschrank, der aussah, als wäre er von einem sechsjährigen Hobby- Tischler aus Spanplatten zusammengebastelt worden.
 

Wenn Lavi das hier als gemütlich empfand, dann wollte er wirklich nicht wissen, wie es bei ihm zu Hause aussah. Wohlmöglich noch schrecklicher und der elende Dauergrinser fühlte sich hier wie in einem Luxushotel. Einfach lächerlich…
 

„Willst du oben oder unten liegen?“, fragte Lavi gut gelaunt und beförderte ihn aus seiner Gedankenwelt zurück in die Realität.
 

„WAS?“, fragte er vollkommen verwirrt und starrte Lavi an, der ihn angesichts dieser heftigen Reaktion erstaunt musterte.
 

„Im Stockbett, Yuu. Willst du oben oder unten liegen?“
 

„Nenn mich nicht Yuu, Baka- Usagi!“
 

Natürlich… das Stockbett. Hatte er völlig verdrängt. Und es war ziemlich peinlich, dass er diesen harmlosen Satz auf diese zweideutige Art und Weise verstanden hatte. Immerhin gab es zwischen ihm und Lavi überhaupt nichts Zweideutiges. Die Verhältnisse waren völlig klar: Er und Lavi konnten sich auf den Tod nicht ausstehen!
 

„Irgendwie finde ich es cool, wenn du mich so nennst.“
 

Nun ja. Er konnte Lavi jedenfalls überhaupt nicht ausstehen.
 

Er stellte seinen Koffer neben das Bett und betrachtete das Stockbett misstrauisch. Wenn er oben schlief und das Bett zusammenfiel, würde es schmerzhaft werden. Allerdings würde er Lavi dann eventuell zerquetschen und er hätte das Zimmer für sich allein. Klang irgendwie einladend. Andererseits wäre es ziemlich peinlich, wenn dieses morsche Bett gerade unter ihm zusammen brach.
 

„Unten“, knurrte er ungehalten und verfrachtete seinen Koffer prompt auf das untere Bett, das beängstigend knarrte, als die Last auf ihm landete.
 

„Wunderbar, ich lieg eh lieber oben!“, strahlte Lavi, kletterte behände auf das Bett und warf sich gut gelaunt rücklings darauf. Es quietschte lächerlich laut.
 

Keine zweideutigen Gedanken. Yuu Kanda dachte nicht zweideutig, das musste er sich in Erinnerung rufen! Und schon gar nicht im Zusammenhang mit dem Häuptling der Vollidioten…
 

Er öffnete seinen Koffer und begann damit, seine Klamotten auszupacken. Als er jedoch den Kleiderschrank geöffnet und ihm ein sehr muffiger Geruch entgegengeschlagen hatte, räumte er sämtliche Klamotten wieder zurück in den Koffer. Lavi war unterdessen wieder von seinem Stockbett herunter geklettert und hatte die Tür zum angrenzenden Bad geöffnet.
 

„Das Licht geht nicht“, verkündete Lavi mit vergnügter Stimme. Er spürte, wie seine Augenbraue erneut gefährlich zuckte.

Er trat ins Bad und schlug mit seiner Hand zweimal auf den Lichtschalter. Tatsächlich: Kein Licht. Er knurrte.
 

„Macht ja nichts. Wir können die Tür auflassen, wenn wir duschen und Zähne putzen, dann kommt genug Licht rein“, sagte Lavi gut gelaunt, schob sich an ihm vorbei und machte sich daran, seine Schuhe auszuziehen und sie hinter die Tür zu pfeffern.
 

„Verwandel dieses Zimmer nicht in dein übliches Chaos“, warnte er den dümmlich grinsenden Feuermelder. Lavi lachte.

„Ach Yuu, sei nicht immer so verbittert, wir haben frei! Das hier ist eine Klassenfahrt, kein Bootcamp!“
 

Er würde ihn umbringen! Auf der Stelle!
 

„Ich bin nicht verbittert“, fauchte er ungehalten. Lavi summte nur vor sich hin und antwortete nicht. Er hasste es, wenn man ihn nicht mit der gebührenden Aufmerksamkeit bedachte.
 

Immerhin, auch Lavi schien nach einem Blick in den Schrank zu dem Schluss gekommen zu sein, dass er seine Klamotten lieber nicht dort hinein legen wollte und so verfrachtete er seinen Koffer neben das Stockbett, klappte ihn auf und begann, darin herum zu wühlen.
 

Er fragte sich, wie Lavi diesen Koffer überhaupt zubekommen hatte. Die Kleidung darin war nicht im Mindesten zusammen gelegt, sondern einfach irgendwie hinein geworfen. Wenn seine Augenbraue heute noch öfter so heftig zuckte, dann bekam er sicher bald Gesichtslähmung.



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Kommentare zu diesem Kapitel (25)
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Von: abgemeldet
2009-04-02T09:33:10+00:00 02.04.2009 11:33
Argh ich liebe es *____*
Danke, dass du mir die ENS geschickt hast *sabba*

Also ich find deinen Schreibstil total witzig XD Ich musste bei jedem Wort lachen...besonders anfangs bei Yuu's Umschreibung der Hölle Klassenfahrt, oder bei der Zweideutigkeit...naja, das haben ja auch schon die anderen geschrieben, dass die super war :D
Was ich daran besonders lustig fand, war, dass es Yuu war, der so dachte XDDD
Was Lavi wohl sagen würde, wenn er Yuu's Gedanken kennen würde...?
ICh freu mich schon auf die folgenden Kappis!
*Favo*
Echt super, weiter so!
Von:  Nebelfuchs
2009-04-02T09:30:30+00:00 02.04.2009 11:30
Dein Schreibstil ist einfach nur genial!
Du schaffst es wirklich, trotz einer immer und immer wieder aufgewärmten Story wie eine Klassenfahrt, die Leser mit deinen Anekdoten und Andeutungen zu begeistern und zu fazinieren - Hut ab!
Die Handlung ist sehr schön umschrieben, die Charaktere sind wirklich fast originalgetreu und passen dennoch gut in deine Geschichte hinein.
Ich freue mich schon riesig auf das nächste Kapitel :)
Von: abgemeldet
2009-04-02T08:43:55+00:00 02.04.2009 10:43
das kapi ist ja mal geil.. ich mag die zweideutigkeit mit dem hochbett xD
bin gespannt wies weitergeht und wie lange die beiden es zusammen aushalten. ^^
feru mich schon auf das nächste kapi :3
Von:  Oceanwhirl
2009-04-02T08:37:36+00:00 02.04.2009 10:37
Ich mag Kanda, vor allem hier ist er so wundervoll sarkastisch! Ich könnte mich totlachen, wie er an Lavis unbedarfter Art verzweifelt, und ich bin gespannt, wie lange er aushält, ohne jemanden zu ermorden!
Viel Spaß beim weiterschreiben, ich freu mich auf das nächste Kapitel ^-^
-Kai
Von: abgemeldet
2009-04-02T08:30:15+00:00 02.04.2009 10:30
Einfach.. zu geil.
Die zweideutigkeit mit dem Hochbett gefällt mir *g*
Bin mal gespannt wie´s weitergeht. xD


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