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Contrasts

The difference between us
von

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Auf dem Sportfest

An einem Montag Morgen, zwei Wochen später, am Tag des Sportfestes, fuhr ich gemeinsam mit Akira und Daisuke im Auto unserer Sportlehrerin, Frau Winter, zu dem Ort, an dem die Veranstaltung stattfinden sollte. Etwa die Hälfte der Strecke hatten wir bereits zurückgelegt, worüber ich sehr froh war. Doch entgegen allen Erwartungen wurde im Fahrzeug nicht über Gewinnstrategien diskutiert oder sich gestritten, wer denn nun besser war. Keiner sagte ein Wort und das Geräusch des am Auto vorbeipreschenden Windes war das Einzige, das man vernehmen konnte.

Mein Blick schweifte durch das innere des Fahrzeugs, wo meine Freunde tief und fest schliefen, zurück zu der Landschaft, die an uns vorbeizog. Irgendwie war ich nervös. Bis jetzt hatte ich noch nie an einem sportlichen Wettkampf teilgenommen. Zwar war es mir dank Daisukes Training irgendwie gelungen, dass man mich auf die Teilnehmerliste schrieb, aber das war schon alles. Ich wusste weder, was alles von mir erwartet wurde, noch wem ich vielleicht begegnen könnte. Außerdem war noch nicht sicher, ob wir diesen Yuuki, den Erben des Feuers, wirklich dort treffen würden. Alles, was wir in Erfahrung bringen konnten, war, dass er plante, teilzunehmen.

Unsere Lehrerin summte fröhlich vor dich hin. Wie es schien hatte sie heute sehr gute Laune, wofür nur unsere guten Leistungen in den letzten Sportstunden verantwortlich sein konnten. Sie rechnete damit, dass unsere Schule auf den vorderen Plätzen landete. Wenn sie sich da mal nicht täuschte. Ich hatte immer noch keine perfekte Kontrolle über meine Kräfte und wenn ich dabei war, sie zu verlieren, musste ich ohne weitermachen. Dann war ich nur noch eine einfache Schülerin, ohne irgendwelchen besonderen Fähigkeiten.

Neben mir gähnte Daisuke herzhaft und streckte sich. „Mann, habe ich gut geschlafen.“

Ich grinste ihn frech an, konnte mir einen dummen Kommentar nicht verkneifen. „Das hat man gehört. So wie du geschnarcht hast!“

Ihm klappte das Kinn hinunter ehe er mich erschrocken anstarrte. „Ich schnarche nie!“, rief er gespielt beleidigt.

„Ich weiß.“ Ohne ihn weiter zu beachten sah ich zurück aus dem Fenster. „Ich habe es auch nur gesagt, um dich zu ärgern.“

Im Augenwinkel sah ich, dass der Erbe der Elektrizität eine Schute zog und sich von mir abwandte. Jetzt war er beleidigt, das wusste ich.

Die Sportlehrerin lächelte uns freundlich an, als sei sie diese kleinen Streitereien gewohnt. Dann wandte sie sich an meinen Klassenkameraden. „Würdest du bitte Akira wecken? Wir müssen die Strategie noch einmal durchgehen. Außerdem ist noch nicht festgelegt, wer an welchen Disziplinen teilnimmt.“

„Mein Klassenkamerad rüttelte an der Schulter seines besten Freundes, jedoch schien das den Erben des Wassers nicht weiter zu interessieren. Er schlief einfach weiter. Auf Daisukes Gesicht schlich sich ein hinterhältiges Grinsen, als er ihn an beiden Schultern packte und so kräftig durchschüttelte, wie er konnte. „Aufwachen, Dornröschen!“, rief er.

In diesem Augenblick riss Akira seine Augen auf. Wütend starrte er den Erben der Elektrizität an, bevor er sich ais dessen Griff befreite. „Wie hast du mich gerade genannt?“

Daisukes Grinsen wurde breiter. „Ich finde es unfair, dass Ren die einzige ist, die dich Rapunzel nennen darf, deshalb hab ich mir jetzt auch einen Namen für dich ausgedacht: Dornröschen.“

Als ich Akiras erschrockenes und verletztes Gesicht sah, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und prustete laut los. Daisuke stimmte sofort mit ein und auch unsere Lehrerin ließ nicht lange auf sich warten. Nur der Erbe des Wassers schmollte beleidigt vor sich hin.

„Ich glaube jetzt seid ihr alle wieder wach.“, meinte Frau Winter als es im Auto langsam wieder ruhiger wurde.

Akira warf seinem besten Freund noch einen letzten beleidigten Blick zu, ehe er ihr zuhörte.

„So, kommen wir jetzt zur Aufteilung der Disziplinen. Da Ren das erste Mal teilnimmt, werde ich sie noch einmal genau erklären. Nicht an jeder muss ein Schüler teilnehmen und einige können auch doppelt belegt werden. Für jede abgelegte Leistung bekommt ihr Punkte, aus denen am Ende ermittelt wird, wer am besten abgeschnitten hat. Insgesamt gibt es bei den Mädchen sechs Disziplinen, aus denen an mindestens fünf teilgenommen werden muss. Das ist möglich, da die schlechteste Punktzahl nicht mit in die Wertung eingeht. Ich schlage dir vor, welche für es sinnvoll wären und du sagt, ob du damit einverstanden bist, okay?“

Ich zwang mich zu einem Lächeln, um ihr zu signalisieren, dass ich zugehört hatte. „Okay.“

„Da es das erste Mal ist, dass du an dieser Veranstaltung teilnimmst, kannst du mich jederzeit fragen, wenn du etwas wissen willst.“, sagte die Lehrerin, „Ich würde dir raten, nur an den fünf Pflichtdisziplinen teilzunehmen: Sprint, Hochsprung, Weitsprung, Medizinballstoßen und dem Tausendmeterlauf. Für das Kugelstoßen fehlt dir die nötige Technik, deshalb lässt du es besser aus. Nicht, dass du dich noch verletzt.“ Sie wandte sich an meine Klassenkameraden, kam jedoch nicht zu Wort.

„Ich nehme alle!“, rief Daisuke während Akira sich seufzend an den Kopf griff.

„Würdest du mich bitte zu Wort kommen lassen?“, fragte Frau Winter leicht gereizt, „Bei den Jungs hat es eine Änderung gegeben. Es gibt nicht mehr sechs Disziplinen, sondern sieben. Ihr dürft maximal eine abwählen.“

„Was ist neu?“, erkundigte sich der Erbe der Elektrizität hörbar verwundert.

„Kendo.“, entgegnete die Sportlehrerin trocken, „Hier gibt es eine Sonderregelung: Obwohl diese Disziplin anfangs nur für die Junge gedacht war, können die Mädchen auch daran teilnehmen. Das bedeutet, sie können eigentlich zwei von sieben Disziplinen abwählen. Den Jungs wird es nicht so leicht gemacht. Bei ihnen ist es nur eine.“

„Ich nehme trotzdem alle.“, unterbrach mein Klassenkamerad die Frau zum zweiten Mal, „Ist ja nicht so, dass ich kein Kendo kann.“

„Wenn du meinst…“ Frau Winter gab nach. „Wie sieht es bei dir aus, Akira?“

„Ich möchte ebenfalls an allen teilnehmen.“, antwortete er.

„Gut, das wäre geklärt. Jetzt müsste ich nur noch wissen, wer das in die Teilnehmerliste einträgt.“, murmelte die Frau leise.

Das war mein Stichwort. Ohne darauf zu achten, wie dämlich ich mich gerade aufführte, hob ich meine Hand und stieß mir diese prompt am Autodach. „Autsch!“ Ich schnitt eine Grimasse, wurde aber gleich wieder ernst. „Ich würde uns gern eintragen, also wenn das möglich ist…“

„Kein Problem.“, meinte die Lehrerin, während sie auf einen Parkplatz fuhr, „Ich gebe dir die Liste dann, okay.“ Sie schaltete den Motor ihres Fahrzeuges aus. „Wir sind jetzt auch da.“

Noch bevor die zu Ende gesprochen hatte, riss Daisuke die Tür auf und stürmte ins Freie. „Endlich!“, rief er, „Ich dachte schon, wir würden hier gar nicht mehr ankommen.“

Kopfschütteln und mit einem schwachen Lächeln beobachtete Akira seinen besten Freund. „Da kann es einer ja kaum erwarten…“

Als ich das Auto gemeinsam mit Frau Winter verließ und wir auf die riesige Sporthalle zugingen, folgten uns die beiden. Kaum hatten wir das Gebäude betreten, kam ich nicht mehr aus dem Staunen heraus. Von innen erschien die Halle noch einmal ein ganzes Stück größer. In ihr waren die verschiedenen Stationen aufgebaut und um die Stationen führte eine Kreisbahn, die wohl für den Tausendmeterlauf gedacht war. Innerlich atmete ich erleichtert als, als ich die Bahn erblickte. Jetzt wusste ich wenigstens, dass wir nicht im freien rennen mussten. Draußen war zwar kein Winter mehr, aber der Frühling hatte auch noch nicht so wirklich begonnen. Für Anfang April war es noch sehr kalt.

Ich schaute mich weiter in der Halle um und suchte nach bekannten Gesichtern. Die meisten der anderen Teilnehmer waren bereits eingetroffen. Jedoch musste ich mit Enttäuschen feststellen, dass ich nicht einen von ihnen kannte. Resigniert ging ich zu meinen Freunden zurück und ließ mich neben sie auf die Bank fallen.

Daisuke warf mich einen fragenden Blick zu. „Stimmt etwas nicht Ren?“

„Hier sind so viele Leute“, murmelte ich leicht eingeschüchtert, „und ich kenne nicht einen einzigen von ihnen.“

„Mach dir nichts draus. Das geht jedem so.“, munterte mein Klassenkamerad mich auf.

Frau Winter reichte mir die Teilnehmerliste. „Würdest du bitte überprüfen, ob unsere Angaben stimmen und die Disziplinen eintragen?“

Mit einem aufgezwungenen hilfsbereiten Lächeln nahm ich die Zettel entgegen und blätterte sie durch. Dabei ließ ich mir extra viel Zeit, immerhin musste ich die Namen aller Teilnehmer durchlesen. Doch nirgends stand ein Schüler namens Yuuki. Als ich bei unserer Schule angelangt war, füllte ich schnell die Felder aus, bevor ich weiterblätterte. Auf der letzten Seite, direkt über dem Namen meiner kleinen Schwester wurde ich fündig. Schnell überflog ich seine Daten. Wie es schien war seine Schule schon etwas länger hier, denn er hatte sich bereits eingetragen. Als mein Blick aber auf den Namen seiner Schule fiel, stockte ich. Er besuchte die gleiche wie meine Schwester. Laut Liste war er sechzehn Jahre alt, also stimmt das Alter schon einmal. Da ich keine Informationen hatte, die das Gegenteil besagten, ignorierte ich dieses Detail und überflog die Liste der Disziplinen, an denen er teilnahm. Er hatte sich bei allen eingetragen, Saya auch. Ich gab die Zettel der Lehrerin zurück.

„Und?“ Meine Klassenkameraden starrten mich an, als würden sie gleich vor Neugier platzen. „Hast du etwas?“

Ich lächelte siegessicher. „Es ist nur einer unter dem Namen Yuuki eingetragen. Er heißt Yuuki Minami, ist sechzehn Jahre alt und nimmt wie ihr an allen Disziplinen Teil. Außerdem geht er auf die gleiche Schule wie Saya.“

„Was gibt’s“, fragte eine belustigt klingende Stimme neben uns.

Erschrocken drehte ich mich um in die Richtung, aus der ich sie gehört hatte. Ein Junge, den ich auf unser Alter schätzte, mit rotem Haar, grünen Augen und einem breiten Grinsen im Gesicht kam auf uns zu. Seine Hände hatte er in den Hosentaschen verstaut.

„Was willst du?“, zischte Akira ihn an, „Wir sind gerade in einer sehr wichtigen Unterhaltung.“

Das Grinsen des Jungen wurde breiter und er blieb direkt vor uns stehen. „Es tut mir leid, eure sehr wichtige Unterhaltung unterbrechen zu müssen, aber ich wüsste gern, wer ihr seid und aus welchem Grund ihr mir nachspioniert.“

„Tun wir gar nicht!“, schimpfte Akira beleidigt.

„Und warum durchforscht ihr dann meine Daten?“ Er deutete auf die Teilnehmerliste, die unsere Sportlehrerin gerade weitergab. „Ihr braucht gar nicht erst zu versuchen, euch herauszureden. Ich habe jedes Wort gehört.“

„Moment!“, rief ich, um den sich anbahnenden Streit zwischen dem Jungen und meinen Klassenkameraden zu vermeiden.

Drei Augenpaare richteten sich auf mich und starrten mich teils verwundert, teils verärgert an.

Ich zwang mich, das zu ignorieren und konzentrierte mich auf den Rothaarigen mir gegenüber. Irgendwo hatte ich ihn schon einmal gesehen, das wusste ich. So eine auffällige Haarfarbe vergaß man nicht einfach. Auch seine Stimme kam mir bekannt vor. Angestrengt dachte ich darüber nach, wo das gewesen sein könnte. Nach einigen Sekunden fiel es mir wieder ein. „Du bist der Aushilfspizzabote von letzter Woche!“, rief ich lauter als beabsichtigt.

„Was?“, schrieen meine Klassenkameraden erschrocken, wurden jedoch weiterhin ignoriert.

„Jap.“ Der Junge zog die Dachmütze des Pizzalieferanten aus seinem Rucksack und setzte sie auf. „Noch mal danke für das Trinkgeld. So viel bekomme ich normalerweise nicht. Du heißt Ren, richtig?“

Merklich verwirrt nickte ich.

„Saya hat mir von dir erzählt.“, fuhr der Rothaarige fort, „Sie meint, du wärst eine miserable Köchin und würdest die gesamte Hausarbeit vernachlässigen.“

Wütend über diese Bemerkung ballte ich meine Hände zur Fäusten. „Ich glaube, hier möchte jemand in den nächsten Wochen nicht mitessen.“

„Ich werde es dir ausrichten.“ Der Junge wandte sich zum Gehen. „Einen schönen Tag noch und viel Glück beim Wettkampf. Ihr werdet es brauchen, wenn ihr gegen mich antretet.“

Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Wenn er meine Schwester kannte, musste er auf die gleiche Schule gehen, genau wie dieser Yuuki. Er war hier auf dieser Sportveranstaltung, genau wie dieser Yuuki. Außerdem hatte er sich vorhin in unser Gespräch eingemischt und gemeint, wir hätten ihm nachspioniert. Wenn man aus diesen Informationen die richtigen Schlussfolgerungen zog, konnte das nur eine Sache bedeuten: „Du bist Yuuki?!“

Der Junge blieb stehen und sah zurück. „Was, wenn dem so wäre?“

Neben mir sprangen Daisuke und Akira auf. Zügig gingen sie auf ihn zu und packten ihn an den Armen. „Wir müssen uns kurz mit dir unterhalten.“, sagte der Erbe des Wassers, während sie ihn zum Ausgang der Turnhalle zogen.

Ich meldete mich bei Frau Winter ab, unter der Begründung ich nur würde kurz die Toilette aufsuchen, und rannte den Dreien hinterher. Auf dem Parkplatz vor dem Gebäude holte ich sie ein. Der Rothaarige lehnte mit verschränkten Armen an der Wand und meine beiden Klassenkameraden standen vor ihm. Ohne weiter darüber nachzudenken stellte ich mich neben sie.

„Was wollt ihr von mir?“, fragte der Junge. Jetzt klang er schon nicht mehr so belustigt wie vorhin, sondern auch etwas genervt.

„Wir sind auf der Suche nach jemandem.“, erklärte Daisuke, „Du sagtest, dein Name wäre Yuuki. Laut Teilnehmerliste bist du sechzehn Jahre alt. Aus zuverlässigen Quellen wissen wir, dass die Person, die wir suchen, auch Yuuki heißt und etwa in deinem Alter ist. Den Tipp, dass wir sie hier finden könnten, haben wir vor zwei Wochen erhalten. Allerdings wissen wir nicht, wie zuverlässig diese Informationsquelle ist.“

„Und ihr glaubt, ich sei derjenige, nach dem ihr sucht?“, fragte der Rothaarige.

„Es besteht die Möglichkeit.“, fuhr der Erbe der Elektrizität fort.

„Was haltet ihr davon, wenn ihr euch erst mal vorstellt? Danach sage ich euch, ob ich die Person bin, nach der ihr sucht.“, schlug der Junge vor.

Als meine Klassenkameraden nichts reagierten, beschloss ich, den ersten Schritt zu gehen. „Ren Yamamoto, sechzehn Jahre alt. Aber das weißt du ja schon.“

„Daisuke Yamaha, ebenfalls sechzehn Jahre alt.“

„Akira Honda, siebzehn Jahre alt. Ich bin der Erbe des Wassers.“

„Yuuki Minami.“, antwortete der Rothaarige ruhig. „Und wie ihr schon richtig vermutet habt, bin ich der Erbe des Feuers. Also: was wollt ihr von mir?“

„Dir einen Vorschlag unterbreiten.“, entgegnete Akira mit einem aufgezwungenen Lächeln.

„Fasst euch kurz.“, meinte Yuuki als er seine Hände wieder in den Hosentaschen verschwinden ließ, „Ich bin noch mit Leuten vom Widerstand verabredet und ich möchte nicht wegen Unpünktlichkeit kritisiert werden.“

„Wenn du von Kaito sprichst: Er kommt nicht. Solange seine Verletzung an der Schulter noch nicht wieder verheilt ist, darf er an keinen sportlichen Aktivitäten teilnehmen.“, klärte ich ihn über den Zustand meines Kumpels auf.

Yuuki seufzte. „Und warum erfahre ich das von euch? Was ist überhaupt passiert?“

„Er hat im Kampf gegen Kaito seine eigene Kugel abbekommen.“, antwortete Daisuke.

Der Erbe des Feuers wurde hellhörig. „Wie hat er das denn hinbekommen? Geht so etwas überhaupt?“

„Kaito hat sie zurückgeleitet und er hatte keine Zeit mehr auszuweichen.“ Akira warf einen Blick auf sein Handy. Wie es schien hatten wir nicht mehr viel Zeit, bis die Sportveranstaltung begann. „Aber wir sind nicht hier, um mit die über die Widerständler zu plaudern.“

„Dann lasst eueren Vorschlag mal hören.“ Er sah meine Klassenkameraden abwartend an.

„Du weißt sicher vom Bündnis zwischen Wind, Erde und Elektrizität.“, begann Daisuke, „Unser Ziel ist, es zu zerstören, bevor sie Nakuni vollständig übernehmen können.“

Ich beobachtete jede von Yuukis Reaktionen. So konnte ich schon frühzeitig abschätzen, wie er von unserem Plan dachte und im schlimmsten Fall verhindern, dass wichtige Informationen in seine Hände gerieten. Noch war er kein Verbündeter und es war nicht ausgeschlossen, dass er gemeinsame Sache mit Kaito und diesem Morau machte. Gleichzeitig schämte ich mich für diesen Gedanken, denn Yuuki schien ein wirklich netter Mensch zu sein und ich traute ihm so eine Handlung einfach nicht zu. Doch aus Erfahrung wusste ich, dass man sich in Menschen täuschen konnte, weshalb ich mich lieber vergewisserte. Doch er machte mir einen Strich durch die Rechung. Noch bevor Daisuke seinen ersten Satz beendet hatte, setzte er einen neutralen Gesichtsausdruck auf, den man in Fachkreisen auch als Pokerface bezeichnete und machte es mir damit schier unmöglich, seine Gedankengänge aufgrund von Mimik und Gestik zu ergründen.

Akira schien das ebenfalls aufgefallen zu sein, denn er verdeutlichte Daisuke mit einer Geste, dass er jetzt übernehmen würde. „Wir haben einen Plan erarbeitet, mit dem es möglich ist, dieses Bündnis zu zerstören. Die Wahrscheinlichkeit eines Sieges beträgt etwa fünfzig Prozent. Allerdings gibt es noch viele ungeklärte Faktoren, wie zum Beispiel das Verhalten deiner Familie. Wenn ihr euch heraushaltet oder uns unterstützt, würde das unsere Chance auf einen Sieg sehr erhöhen.“

„So?“, erkundigte sich Yuuki mit auffällig gespielter Fassungslosigkeit, „Ihr zählt uns also als einen von ihnen?“

„Wir gehen nur vom schlimmstmöglichen Fall aus.“, verteidigte der Erbe des Wassers sich, „Und so abwegig ist das gar nicht, immerhin ist fast nichts über euch bekannt. Ich versuche schon seit vier Jahren, irgendwie Kontakt zu dir aufzunehmen und ein Treffen zu vereinbaren. Aber bis vor kurzem wusste ich noch nicht einmal, ob du überhaupt noch in Nakuni bist oder dich längst in dieser Welt aufhältst. Meinst du nicht auch, das macht deine Familie ein kleinwenig verdächtig?“

„So kann man die Sache auch betrachten.“ Yuuki runzelte seine Stirn. „Aber falls es dich tröstet: Wir planen keinesfalls, und Wind, Erde und Elektrizität anzuschließen. Allerdings haben wir auch keinerlei Interesse daran, ihr Bündnis zu in irgendeiner Weise zu schwächen oder zu vernichten.“

„Ihr bleibt also bis zum bitteren Ende neutral?“, fragte Daisuke nach.

Yuuki nickte. „Allerdings hat mich die Aussage, ihr hättet einen Plan – der gut genug ist, sie zu vernichten – etwas neugierig gemacht. Würde es euch etwas ausmachen, mir einen kleinen Einblick zu geben?“

„Als gut würde ich ihn nicht bezeichnen.“ Der Erbe des Wassers senkte leicht verlegen seinen Blick, sprach aber weiter. „Wenn alles glatt läuft, sind nur Wind und Erde unsere Gegner. Elektrizität wird das Bündnis in absehbarer Zeit verlassen. Die Widerständler werden uns ebenfalls nicht in die quere kommen. Wir haben und auf einen vorrübegehenden Waffenstillstand geeinigt, der erst dann endet, wenn wir Wind und Erde besiegt haben.“

Der Erbe des Feuers pfiff anerkennend. „Das hätte ich euch gar nicht zugetraut, dass ihr euch einfach mit ihnen zusammentut. Aber taktisch ist es eine sehr gute Entscheidung, weil vor allem keiner damit rechnet. Allerdings bezweifle ich, dass ihr irgendeinen Einfluss auf Elektrizität habt. Seit dem Tod seiner Frau und seines Sohnes ist das Familienoberhaupt wie ausgewechselt. Ich glaube nicht, dass er mit sich reden lässt, egal was ihr versucht.“

„Lass das mal unser Problem sein. Wir bekommen es schon auf die Reihe.“ Akira antwortete so schnell, dass kein anderer zu Wort kommen konnte. „Das ist-“

Daisuke legte seinem besten Freund die Hand auf die Schulter und brachte ihn damit zum Schweigen. „Lass es gut sein.“, sagte er leise, „Feuer ist neutral. Ihnen können wir es sagen.“

„Wenn du meinst.“ Seufzend gab Akira nach.

Sehbar verwundert beobachtete Yuuki das Schauspiel, unterbrach die zwei jedoch nicht.

Nachdem Daisuke klar gestellt hatte, was er jetzt tun würde, sah er den Erben des Feuers eindringlich an. „Kannst du eine Sache für dich behalten?“

Der Angesprochene nickte, war scheinbar nicht sicher was er von der Situation halten sollte.

„Der Mann, der sich als Oberhaupt der Familie der Elektrizität ausgibt, ist nicht das rechtmäßige Oberhaupt. Vor vier Jahren ist es ihm gelungen, seinen älteren Bruder und dessen Familie in einen Hinterhalt zu locken und umzubringen. Um den Mord zu verheimlichen, hat er Feuer gelegt. Seitdem gibt er sich als sein älterer Bruder aus. Gleich am nächsten Tag hat er den Tod der Familie seines Bruders, die jetzt offiziell seine war, bekannt gegeben. Das hast du sicher mitbekommen. Aber, entgegen allen Annahmen, sind die Frau des Familienoberhauptes und sein Sohn nicht in dem Brand umgekommen, sondern konnten fliehen, mit dem Familienerben. Inzwischen ist der Sohn sechzehn Jahre alt und berechtigt den Platz seines Vaters einzunehmen.“

Ich musste mich bemühen, mir nichts anmerken zu lassen, immerhin war es für mich ungewohnt, dass Daisuke von sich in der dritten Person sprach.

„So?“, hakte Yuuki nach, „Könnt ihr das auch beweisen?“

Auf Daisukes Gesicht bildete sich ein schwaches Lächeln als er den Ärmel seiner Trainingsjacke ein Stück hochschob und die silberne Kette mit dem Anhänger in Blitzform darunter zum Vorschein kam. „Genügt das?“

Yuukis Augen weiteten sich als er den Gegenstand erblickte. Doch er hatte sich schnell wieder gefasst, zu schnell für meinen Geschmack. „Verstehe. So ist das also…“

„Jetzt, wo du unseren Plan kennst, frage ich dich ein zweites Mal: Möchtest du unserer Gruppe beitreten? Es würde dir viele Vorteile bringen und deine Familie würde nicht Gefahr laufen, von Wind und Erde angegriffen zu werden, findest du nicht auch? Also: was ist deine Antwort?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  chrono87
2011-03-24T18:35:55+00:00 24.03.2011 19:35
ich hatte recht, er ist es.
mensch, ich kann wirklich gut raten, auch wenn das irgendwie absehbar war, immerhin mussten sie ja irgendwie auf ihn treffen.
zumindest haben sie ihn jetzt.
ich bin gespannt, wie seine antwort ausfällt und wie es dann weiter geht.
was ist mit rens geheimnis? okay, ich glaube das frage ich ständig, aber irgendwann ist das nicht mehr zu verheilichen und daisuke hat sich mit ihr auch nciht mehr darüber unterhalten... schon merkwürdig. da ich dich gut kenne, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass du dieses geheimnis wirklich erst am ende lüftest. das ist fast schon grausam, vor allem da akira doch gerade danach gesucht hat.


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