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Scheinschwanger

Autosuggestion und anderer Unfug
von

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Und wieder ein auf einem Szenario basierender Batzen Unsinn.
 

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Die zarte Hand, die den Schwangerschaftstest hielt, bebte. Die Farbe war eindeutig: Positiv. Die andere Hand griff das Handy, das auf dem Schubladenschränkchen neben dem Klo lag. Auf dem Display des Handys stand „18. August 2008“. Auf dem Badewannenrand sitzend, rief Lou den ersten Kontakt in der Liste an.

„Guten Morgen, mein Stoppelchen“, säuselte die Stimme am anderen Ende der Leitung. „Gut geschlafen?“

„Andy“, stammelte Lou und strich sich mit dem Handgelenk den langen Pony aus den Augen. „Andy, ich... Hast du kurz Zeit?“

„Für dich doch immer, Stoppli, für dich doch immer!“

Andys humorvoller Ton machte es Lou nicht gerade leicht und sein Griff um das kleine Gerät festigte sich. „Ich... Ich bin schwanger. Was soll ich..?“

Andy zog die Augenbrauen hoch. „Okay, tschüssele.“

Verzweifelt griff Lou sich an die Stirn und fuhr sich durch die langen, braunen Haare. Andy nahm ihn nicht ernst. Mit zitternder Stimme drang er auf Andy ein. „Nein, wirklich, dabei hab ich regelmäßig die Pille genommen! Wie kann das..?“

„Ja“, antwortete Andy und Lou glaubte, noch immer einen gewissen Zynismus in seiner Stimme auszumachen, „Das merk ich. Welche Pillen waren’s, die mit dem pinken Totenkopf aus der Disco oder die Giftgrünen von dem Nigger?“

„DIE ANTI-BABY-PILLE, HERRGOTTNOCHMAL!!“, brüllte Lou.

„Die dürfte bei dir nicht viel ausmachen...“

„Wie?“ Panik warf Lous Stimme aus dem Gleichgewicht. „Heißt das, ich würde sowieso schwanger werden..?“

„Nein, Lou, nein.“, erklärte Andy in einem Ton, in dem mam geistig Behinderten etwas erklären würde, „Du könntest auch ohne Pille ficken bis zum Abwinken und nicht schwanger werden. Tschüsschen mit Küsschen.“

Lou vergrub das Gesicht in seinen Händen, aus denen unbemerkt das Handy glitt und neben den Schwangerschaftstest auf die Frottee-Matte fiel. Er überlegte noch, ob er nur weinen, oder schreien sollte.
 

„Bin wieder dahaaa!“

Ohne diesen anzusehen, hing Andy seine schwarze Lederjacke an den Haken, fuhr sich durch das schwarze Haar, das sich um seine Ohren und auf seinen Wangenknochen leicht kräuselte, streifte sich die Schuhe von den Füßen und marschierte durchs Wohnzimmer in Richtung Schlafzimmer, wo er Lou, zu einem Häufchen Elend zusammengerollt, im Bett vorfand. In seinen Armen schnappte ein Plüschesel verzweifelt nach Luft, so wirkte er zumindest in Lous nahezu verzweifelter Umarmung. Neben Lou lag der Schwangerschaftstest und eine halb aufgegessene Tafel Schokolade, umgeben von Schokoladenkrümeln, die braune Streifen auf dem weißen Laken hinterließen. Ohne viel Geduld in seine Stimme zu impfen, fuhr Andy Lou an.

„Reiß dich zusammen, das ist ja lächerlich!“

Ohne ansonsten viel an seiner Pose zu ändern, nahm Lou den Test und streckte ihn Andy entgegen. Andy riss ihn ihm aus der Hand und verließ das Zimmer. Wenig später kam er zurück und blieb wenige Zentimeter vorm Bett, auf dem Lou nun kniete und Andy festentschlossen anstrahlte, stehen. Andys Blick war eine Mischung aus Angst, Entsetzen und nur einem winzigen Funken Hoffnung: War er wieder bei Sinnen? Oder drehte er jetzt völlig ab?

„So Loulou“, begann Andy, noch immer leicht gereizt, „Ich hab das Miststück weggeschmissen, wird irgendein Error sein. Was glotzt du so komisch?“

„Ich...“, begann Lou verlegen, „Ich will das Kind behalten... Natürlich nur, wenn du auch... einverstanden bist?“

Andys Mundwinkel zuckten, als wolle er Lou anbrüllen, doch er wusste sich zu beherrschen. „Nein Lou, ich bin nicht einverstanden. Geh zum Psychiater und lass den das Ding ab-, beziehungsweise austreiben!“

Lou rollte sich wieder zu seinem Häufchen Elend zusammen und drückte den Esel wieder an sich. Andys dunkelbraunen Augen schlugen Purzelbaum und, zur Tür gerichtet, murmelte er: „Irgendwas sagt mir, dass ich die kommenden paar Monate wichsen muss.“

„Nein, nein“, warf Lou ein, „Liebling, das ist erst nach dem so-und-sovielsten Monat riskant, vor allem bei deinem Temperament...“

Lou errötete beim Gedanken an Andys Bett-Temperament. Als „Empfänger“ wurde Lou so schon in der Mitte gefaltet, mit dem Gesicht ins Kissen gedrückt und einmal sogar Stoß für Stoß aus dem Bett gevögelt worden.

„Gut zu wissen“, säuselte Andy sarkastisch, „Und jetzt geh ich was zu essen holen.“

Andy verließ das Zimmer ohne zu versäumen, die Tür so fest zuzuschlagen, dass Putz von der Wand bröckelte. Er hörte Lou ihm nachrufen: „Für mich bitte keinen Alkohol und bring Vollkornbrot und Käse mit! Und Yoghurt, und wenn du findest, ein Salätchen!“

Aus dem Flur tönte es zurück: „Und ein Umstandskleidchen vom C&A? Welche Farbe soll's denn sein?“

„Au ja!“
 

Andy kam sich reichlich dumm vor, wie er vorm Kühlregal des Supermarkts stand und ratlos auf die vielen Yoghurts und Salate starrte. Dass er überhaupt hier war! Männer, so schwul sie auch sein mochten, aßen Pizza und Lasagne, keinen Yoghurt und auch keine „Salätchen“. Neben sich bemerkte er eine junge Frau mit einschlägigem Bauch, die zielstrebig die Yoghurts durchforstete. Er sah sie nachdenklich an, was sie bemerkte.

„Kann ich ihnen helfen?“, fragte sie freundlich, aber vorsichtig, ihn nicht zu sehr zu entzücken.

„Ich bin hier nicht derjenige, der Hilfe braucht“, murmelte er in seinen Kragen und wand sich dann an sie. „Ähm, ich hab auch was Schwangeres im Haus, was isst sowas?“

Das Mädchen lachte herzhaft. „Viel! Proteine, Vitamine, nicht zu viel Fett! Und vor allem: Nicht für zwei! An diesem Regal sind Sie also schon mal ganz richtig. Der wievielte Monat ist es denn?“

„Gute Frage, hat sich heute erst getestet...“

„Ui, Sie klingen aber nicht sehr erfreut!“

„Na ja, sagen wir’s mal so: Ich dachte immer, Scheinschwangerschaft wäre was für Hündinnen. Das Luder ist zwar meine Hündin, aber nicht buchstäblich...“

Das Mädchen schüttelte verächtlich den Kopf, nahm ihren Danino und sah zu, sich möglichst rasch von Andy zu entfernen, wobei sie noch einige Male über ihre Schulter sah, als sei ihr ein Serienkiller auf den Fersen.

Hoffnungsvoll öffnete Andy die Tür zum Schlafzimmer, doch als er Lou auf einem Gymnastikball Schwangerschaftsgymnastik machen sah, schlug er die Tür sofort wieder zu, ohne das Zimmer zu betreten. Er warf sich aufs Sofa, schaltete den Fernseher an und goss sich den restlichen Inhalt einer Chipstüte in den Rachen.
 

Die nächsten Monate verbrachte Andy vor allem damit, Lou beim Kotzen, Essen, Umstandskleidung anprobieren und Fiebermessen zu beobachten und den Kopf zu schütteln. Besucher wurden neuerdings von Lou angefahren, wenn sie es wagten, in seiner Anwesenheit zu rauchen. Auch häufte sich das Babyzubehör im Haus.
 

März war gerade vorbei und Andy stand am Herd und bereitete das Frühstück vor. Er streute etwas gehackte Petersilie auf die Spiegeleier und goss einen Liter Milch über die zwei Bananen, die nun zu Bananenmilch verarbeitet wurden. Im Hintergrund hörte er, wie Lou aus dem Schlafzimmer und ins Badezimmer raste, die Tür hinter sich zuschlug und ins Klo kotzte. Dann hörte er ihn stöhnen und ächzen. Dieses Morgenprogramm kannte er nun schon seit einigen Monaten und hatte es sich längst abgewöhnt, sich darüber zu wundern.
 

„RABUÄÄÄÄÄÄÄH!“
 

Andy sah auf. „Rabuääääh“? Die Stimme, die vom Bad aus die ganze Wohnung beschallte, gehörte nicht zu einem erwachsenen Mann. Ungläubig, aber nahezu zum Glauben gezwungen, ließ Andy die Pfanne fallen und raste aus der Küche hinaus und zum Badezimmer.

„Lou!“, rief er, „Lou, ist alles in Ordnung? What the fuck war das für Babygeschrei?!“
 

Lou saß im Bad, auf dem Klo, das Gesicht in seinen Händen vergraben. Um ihn herum herrschte eine Riesenschweinerei. Vor Lous Füßen lag eine Schere in einer von vielen rötlichen Pfützen. Hinterm Klo, dürftig versteckt, lag eine Plastiktüte; ob ihre Bewegungen durch den Inhalt oder durch den Luftzug verursacht wurden, war unklar. Mit gezwungen fröhlicher Stimme krächzte Lou: „April, April...“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Schreiberliene
2009-06-12T16:37:08+00:00 12.06.2009 18:37
Wahnsinns Idee, wirklich. Man hätte vielleicht einige Dinge noch weiter ausbauen können, und gerade am Anfang gibt es die eine oder andere Wortwiederholung, doch bisher gefällt es mir gut. Ein bisschen abgedreht, und du musst aufpassen, dass du nicht ins alberne abrutschst, doch bisher ist das dir gut gelungen.
Doch, interessant.

Alles Gute,

Anna

Story_for_you
Von: abgemeldet
2009-06-11T01:02:03+00:00 11.06.2009 03:02
Ach du Scheiße, wie genial ist das denn?! Ich hab selten bei einer Geschichte so gelacht XD Meine Güte, dein frischer Humor und deine Art dich auszudrücken ist wirklich löblich... es klingt nicht gezwungen und auch nicht "gefälscht lustig", mein Geschmack nun mal XD
Und diese Situationskomik immer, wie am Anfang, das war so genial... ich hab mich weggebrüllt XD

Nur das Ende klingt etwas... "äh" 8D
Irgendwie der Killer, imho, aber vielleicht liegt das daran weil ich's nicht ganz verstanden habe? *g*
Haha, really funny anyway ^^
Von: abgemeldet
2009-05-31T09:45:39+00:00 31.05.2009 11:45
Och neeee xD
Ich hab mich fast totgelacht *leb noch*
Ehrlich, das ist ja so was von lustig xD All die Monate hat er diese Schwangerschaft vorgetäuscht um nur einen April-Scherz daraus zu machen xDDD Einfach Hammer ^^

Du schreibst auch noch sehr gut ^^ Gefällt mir, mach weiter so (y)

LG
SML
Von:  Ice_Angel_Kara
2009-05-23T16:14:28+00:00 23.05.2009 18:14
klingt interessant die story =)
wie gehts denn weiter?
Mich macht das ende richtig neugierig ;)
dein schreibstil ist auch toll!

lg


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