Zum Inhalt der Seite

Angel

Deep in your Heart
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Deep in your Heart…

Act:1 Angel

Deep in your Heart…
 

Ein kühler Luftzug zog durch die leeren Straßen der Stadt, die wie unbewohnt in der Stille der Nacht ruhte.

Kein Auto fuhr mehr und nirgends sah man noch Menschen.

Die wohltuenden Klänge der Glocken die in der uralten Kirche, die etwas abseits des Stadtzentrums schon seit einigen Jahrhunderten stand, ertönten. Es war Mitternacht.

Der Nachthimmel wurde geschmückt von Schneeflocken, dick wie große Hagelkörner, die sich, diamantengleich, auf die schlafende Stadt niedersetzten.

Der Wind sang sein einsames Lied und kein anderes Geräusch vermochte es in dieser Nacht zu stören.

Langsam öffneten sich die großen Tore der Kirche.

Sie waren mit silbernen und eisblauen Mustern verziert. Die Griffe waren zwei Engelsflügel, ebenfalls in silbern.

Als sie gebaut worden war, war die alte Kirche um ein vielfaches prächtiger gewesen, doch sie war mit den Jahren, die an ihr vorbei gestrichen waren, etwas heruntergekommen.

Niemand besuchte sie mehr, oder hielt gar noch Gottesdienst dort.

Sie war einfach da. Ein Ort der Zuflucht und manchmal auch eine Unterkunft für Obdachlose und Reisende.

Jemand trat aus der Dunkelheit der Kirche. Die großen Holztore stimmten knarrend in das klagende Lied des Windes ein, als er sie öffnete.

Sein langer, schwarzer Mantel flatterte im Wind und die vielen Schnallen die daran befestigt waren klimperten.

Vorsichtig schloss der Junge die Tore der Kirche wieder und sah auf zum Himmel.

Die Schneeflocken setzten sich auf sein Gesicht, sowie auf Schultern und Kopf.

Ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht. Er hatte sehr weiche Züge, was für jemanden in seinem Alter nicht sehr typisch war. Und auch die kühle Blässe seiner Haut, verschaffte seinem Antlitz etwas Geheimnisvolles. Er hatte schmale Augen die alles in seiner Gegenwart zu erfassen schienen. Seine Iris war von, kaltem, hellem Blau, umgeben von einem dünnen, schwarzem Rand. Es waren die Augen eines Wolfes…

Fast lautlos waren seine Schritte im dichten Schnee.

Sein schwarzes Haar wehte ihm ins Gesicht.

Es war sehr fein und dünn und ging ihm bis zu den Schultern.

Die Hände hatte er in seinen Taschen verborgen, sodass die Kälte sie nicht erreichten konnte.

Sein Atem stand ihm in kleinen Wolken vor dem Mund.

Müde atmete er die frische Winterluft ein.

Der Junge ging den kleinen Weg entlang, der zur Stadt führte. Es war der einzige Weg, der nicht durch den dichten Wald führte, der die Kirche umgab.

Nachts durch den Wald zu gehen war in dieser Gegend eine Zumutung, da es in letzter Zeit sogar bei Tag gefährlich war. Es waren in den letzten Tagen einige Jugendliche, die in den Wald gegangen waren, verschwunden. Bis jetzt fehlte jede Spur von den Vermissten.

Und auch davor schon erzählten sich die Stadtbewohner unheimliche Geschichten über ihn. Manche glaubten, dass dort die Geister jener, die vor Jahren in den Wald vertrieben wurden, umherstreiften und denen, die ihn betraten ihren Seelen beraubten und ihre Körper stahlen.

Andere hingegen meinten im Wald ein Ungeheuer gesehen zu haben.

In ihren Geschichten hieß es, es sei groß wie ein Bär und stark wie ein ausgewachsener Stier. Der Kopf ähnelte dem einer Fledermaus, doch hätte es Klauen und Zähne eines Wolfes. Manche sagen sogar, es hätte riesige, schwarze Flügel…

Im Großen und Ganzen klang das alles sehr unglaubwürdig, doch die Menschen fürchteten sich vor den angeblichen Gefahren des Waldes und hielten Abstand von ihm. Der Weg den der Junge also nahm, war der sicherste.

Auch wenn er nicht der Sorte angehörte, die an diese Geschichten glaubten, nahm er diesen Weg, da er keinesfalls Lust hatte im Dunkeln durch den Wald zu laufen. Um diese Uhrzeit konnte man nicht einmal mehr seine eigene Hand vor Augen sehen, geschweige denn irgendetwas anderes!

Er beschleunigte seinen Schritt, als der Schneefall heftiger wurde.

Ein Meer aus kleinen Kristallen tobte nun am Himmel.

Noch ging ihm das reine Weiß des Winters bis etwas über die Knöchel, doch lang würde es nicht mehr dauern und er müsste aufpassen wohin er treten würde, wenn er nicht in einer der Schneekuhlen fallen wollte, die sich bei zu vielem Schnee immer bildeten.

Es schneite nicht oft in Terayama, doch wenn die weißen Flocken sich vom Himmel herab ließen, dann so, dass man am nächsten Tag aufpassen musste nicht von einer weißen Masse erdrückt zu werden, wenn man seine Haustür öffnete.

Hastig bog der Junge in eine Seitenstraße ab als er in der Stadt angekommen war.

Es war stockdunkel in der engen Gasse, da sie von keiner einzigen Laterne erleuchtet wurde.

Jedoch machte es ihm nichts aus, da sich seine Augen schnell an die Dunkelheit gewöhnen konnten.

Oft genug war er noch draußen in den finstersten Gegenden gewesen, als schon jede Menschenseele tief und fest schlief.

Angel war nicht so wie die anderen in der Stadt.

Er war jemand, der sich lieber Nachts, als Tagsüber draußen aufhielt, jemand der sich im Schutz der Nacht sicher und geborgen fühlte.

Er wusste, dass er anders war als sie und er hasste es, wie sie ihn anstarrten, mit ihren Blicken der Verachtung und Abweisung…

Das Gefühl, nicht dazu zu gehören, war ihm schon zur Gewohnheit geworden, doch mittlerweile war es ihm egal, wie andere von ihm dachten.

Er konnte ewig darauf warten, als einer von ihnen anerkannt zu werden.

Für die Menschen, die in der Stadt lebten war er immer nur “der Typ, vor dem man sich in Acht nehmen sollte“.

Und daran würde sich auch nichts ändern.

Alles was für sie nicht normal war, wurde als seltsam abgestempelt und nicht willkommen geheißen.

Im hintersten Teil der Gasse, blieb er vor einer alten, heruntergekommenen Tür aus Holz stehen, kramte einen kleinen, silbernen Schlüssel aus seiner Manteltasche und steckte ihn in das Türschloss.

Als er die kleine Wohnung betrat, war es stockdunkel.

Kein einziges Licht brannte, ja nicht einmal eine Kerze.

Zögernd betätigte Angel den Lichtschalter im Flur und hielt kurz inne um zu lauschen, ob überhaupt jemand da war.

Nachdem er einige Sekunden still war, zog er die Augenbrauen zusammen und räusperte sich geräuschvoll, doch er bekam keine Antwort.

„Lee? ...Bist du da?“

Rief der schwarzhaarige in die Dunkelheit.

Plötzlich erklang eine leise Stimme aus dem Nichts.

„Wo soll ich denn sonst sein…?“

Entgegnete sie müde.

Angel seufzte. Er machte eine kleine Lampe im Wohnzimmer an. Ihr Licht war nicht sehr hell, doch spendete sie genug davon, um sich in der Wohnung zu Recht zu finden.

Langsam ging der Junge in die Richtung, in der das Schlafzimmer war.

Er öffnete die Tür, an der, wenn man genau hinsah, Kratzspuren zu finden waren. Auch hier war nicht ein einziger Lichtstrahl vorzufinden.

Die Vorhänge waren zugezogen. Es waren lange, dunkelrote Vorhänge.

Keine besonders schönen. Sie waren schlicht und der Stoff war etwas lumpig. Offenbar waren sie schon sehr alt und nur dazu da, ihren Zweck zu erfüllen, das Zimmer zu verdunkeln.

Angel atmete tief durch. Dem Zimmer fehlte eindeutig der Sauerstoff!

Jemand lag auf dem Bett. Der schwarzhaarige setzte sich zu seinem Mitbewohner.

Dieser rührte sich allerdings nicht.

„…Du hast immer noch nichts-

Der andere schnitt ihm das Wort ab.

„Lass mich Angel…“

Sagte er nur und zog sich die Decke über den Kopf.

Angel blickte zu ihm hinab. Verständnislos schüttelte er den Kopf und öffnete eine Schublade des kleinen Nachttisches, der neben dem Bett stand.

Auch dieser war nichts Besonderes. Es war dunkles Buchenholz, genau das Selbe, aus dem das Bett gemacht war.

Er nahm einen kleinen Dolch aus der Schublade und schloss diese anschließend wieder.

Es war ein schöner Dolch. Sein Griff war von schwarzem Leder und ein eisblauer Drache umschlang ihn. Die Augen des Drachen waren kleine Kristalle die gefährlich funkelten wenn man den Dolch ins Licht hielt.

Die Klinge war glänzend silbern und sehr scharf.

Eine flüchtige Berührung reichte aus und man konnte zusehen wo man auf der Schnelle ein Pflaster herbekam.

Angel zündete eine Kerze an, die er ebenfalls aus der Schublade herausgeholt hatte, damit er genug sehen konnte.

Die Klinge des Dolches leuchtete im Licht der Flamme.

Vorsichtig schnitt er sich mit dem Prachtstück über seinen Arm, allerdings nicht so weit, dass es eine gefährliche Wunde hätte werden können.

Langsam hielt er den Arm seinem Freund hin.

„Hier, trink…“

Forderte er ihn auf, doch dieser schob den Arm von sich weg.

„Ich will nicht…geh weg.“

Angel zuckte kurz zusammen, als der Sturkopf seinen Arm weg schob.

Das Blut tropfte herab auf die Bettdecke.

Auf seiner hellen Haut wirkte es noch dunkler als es eigentlich war.

„Trink…Lee, ich hab keine Lust die ganze Nacht hier so zu sitzen, was ich jedoch tun werde bis du endlich getrunken hast.“

Beharrte er weiter und streckte den Arm jetzt weiter zur Decke hin.

Lee zog sich die Decke vom Kopf. Seine roten Augen funkelten im Licht der Kerzenflamme.

Auch er war von sehr heller Blässe, was ihn allerdings auch etwas unheimlich aussehen ließ.

Er hatte dunkelviolettes Haar, das ihm in feinen Strähnen übers Gesicht fiel. Es war vorn länger als hinten, doch war es meistens sehr zerzaust, da er oft im Bett lag und stundenlang schlief.

Schweigend starrte er Angel an, welcher immer noch stur seinen blutenden Arm vor Lees Gesicht hielt.

Dieser seufzte tief und schaute dann zu der Wunde.

Das dunkelrote Blut lief seinem Freund in feinen Strömen den Arm herab.

Ohne ein Wort zu sagen begann der Vampir aus der Wunde zu trinken.

Ein wohliger Schauer durchlief Angel. Das geschah jedes Mal wenn Lee sein Blut trank.

Es tat zwar etwas weh, war aber auf seiner eigenen Art und Weise unglaublich erregend. Manchmal war es sogar soweit gegangen, dass er am liebsten aufgestöhnt hätte, doch immer wenn es soweit kam merkte er auch, dass Lee nicht mehr aufhören könnte, wenn er seinen Arm nicht wegnehmen würde.

Es war nicht gut wenn er zu viel von seinem Blut trank! Angel war danach immer todmüde und erschöpft.

Das Licht der Kerze schien auf dieses seltsame Bild. Keiner sagte etwas, nur ab und zu war ein Schlucken, oder Atmen zu hören.

Diese Momente würde Angel wohl nie richtig begreifen…

Mal wollte er, dass er endlich aufhört an seinem Arm zu saugen, mal wollte er, dass er am liebsten die ganze Nacht so weiter macht.

Lee umfasste Angel´s Arm vorsichtig mit der rechten Hand und zog ihn näher an sich heran.

Angel wollte ihn unterbrechen, doch als er die Zunge des Vampirs auf seiner Haut spürte, zuckte er zusammen.

Wieder war da dieses Gefühl.

Die Wunde brannte ein bisschen als Lee mit der Zunge darüber strich, doch es war einfach zu gut um den Arm weg zu ziehen.

„Lee…“

Dieser gab keine Antwort sondern fing wieder zu trinken an.

Er hat wahrscheinlich seit drei Tagen nichts mehr getrunken, so ausgedurstet wie er ist, dachte Angel und erschauderte ein weiteres Mal, als Lee etwas fester an der Wunde saugte.

Der schwarzhaarige zog seinen Arm etwas weiter zurück, woraufhin Lee seinen Blutspender zu sich hin zog.

„Lee!“

Erschrocken riss Angel den Arm weg.

Er lag inzwischen fast auf dem Vampir, welcher ihn jetzt etwas flehend in seine Wolfsaugen sah.

„…Ich bin so durstig, Angel…Bitte…“

Angel´s Augen verengten sich.

„Du weißt nicht wann du aufhören musst Lee…du bringst mich noch um!“

Keiner von beiden sagte etwas.

Das Blut lief Lee am Kinn herab und tropfte auf seinen Hals.

Angel atmete tief ein und seufzte, worauf Lee ihn sanft über die Wange strich.

„Vertrau mir.“

Sagte er und legte seine Hand auf Angel´s Hals, welcher ganz warm war.

Lee konnte sein heißes Blut rauschen hören, woraufhin er wieder gewaltigen Durst bekam und die Augenbrauen zusammen zog.

Angel sah ihn ermahnend an.

„Ich sage wann es genug ist und wenn du dann nicht aufhörst, ramm ich dir einen Holzpflock durchs Herz, verstanden, du elender Blutsauger?“

Lee grinste und hob eine Augenbraue.

„Jawohl, Herr…“

Versprach er dem schwarzhaarigen und zog ihn langsam näher zu sich hin.

Angel hielt ihm seinen Arm hin und stützte sich mit dem anderen Arm an Lees Schulter ab.

Das Spiel begann wieder von vorn.

Nach zwei Minuten war das Licht der Kerze etwas schwächer geworden.

Angel beobachtete Lee. Wie konnte er das nur? Es war schwer sich vorzustellen, dass Blut anderer zu trinken. Manchmal fragte Angel sich, ob dem Vampir eigentlich schmeckte was er da zu sich nahm, oder ob er es nur trank, weil er es zum leben brauchte?

Wieder leckte der Vampir das Blut über der Wunde ab und wieder zuckte Angel kurz zusammen.

Draußen herrschte immer noch pechschwarze Dunkelheit. Der Wind, der durchs Fenster blies, bauschte die schweren Vorhänge auf.

Mittlerweile waren schon fünfzehn Minuten vorüber gestrichen.

Lee trank immer weiter, er war wie im Rausch.

Er spürte wie ihm das warme Blut durch die Kehle rann.

Dann spürte er den heißen Atem Angel´s, der immer schwerer wurde, auf seinem Gesicht.

Soll ich aufhören? Fragte er sich. Doch Angel hatte noch nichts gesagt…Was dachte er überhaupt?!

Er würde seinen Freund gefährden, wenn er nicht aufhören würde!

Vorsichtig wandte er sich von dem Arm ab.

Angel zitterte leicht.

Es schien als wäre er noch blässer als sonst.

Die Wunde an seinem Arm blutete nicht mehr, wahrscheinlich weil Lee schon viel zu viel davon getrunken hatte.

„…Tut mir wirklich Leid, ich…“

Angel winkte ab.

„Schon okay…ich hab ja auch nicht gesagt, dass du aufhören sollst, also war es mein Fehler.“

Lee setzte sich auf und legte ihm besorgt die Hand auf die Schulter.

„Ist auch wirklich alles in Ordnung, Angel?“

Dieser warf ihm einen ernsten Blick zu.

„Ja, ist es. Ich geh die Wunde schnell säubern und so. Bin gleich wieder da…“, sagte er und verschwand aus dem Zimmer.

Lee sah ihm nach und seufzte.

„Oh Mann, ich krieg aber auch echt nie die Nase voll…“, beschwerte er sich und wischte sich das Blut aus dem Gesicht.

Angel war ihm nicht nur eine große Hilfe, sondern auch ein großartiger Freund!

Wenn er ihn nicht hätte, wäre er bestimmt schon in irgendeiner Ecke verreckt.

Doch leider wollten die anderen ihn nicht mit den Augen sehen, mit denen er ihn sah.

Für Sie war er ein Außenseiter, nur weil er nicht war wie sie.

Solchen eingebildeten, egoistischen Idioten würde er am liebsten das Genick brechen!

Angel´s Mutter war ebenfalls ein Vampir gewesen. Sie hatte sich in einen Menschen verliebt, ein junger Mann, der als der mutigste seinerzeit galt. Er war ein sehr gütiger Mensch gewesen und gebrauchte Gewalt nur im nötigsten Falle.

Die beiden waren ein Paar geworden und zeugten Angel. Doch als die anderen Vampire herausgefunden hatten, dass sie mit einem Menschen ein Kind hatte, töteten sie seine Mutter und was mit seinem Vater geschehen war, wusste bis heute niemand.

Das war auch der Grund, weshalb die Menschen Angel nicht akzeptieren wollten.

Angel wusste weshalb er von ihnen gemieden wurde. Schon als Kind wuchs er mit der Abneigung der anderen auf. Zu wissen, dass man gehasst wird, das hatte man ihm damals beigebracht. Damals hatte er oft geweint und es nicht verstanden, doch mittlerweile wusste er, dass sie nichts dafür konnten. Die Menschen werden mit der Angst vor allem was sie nicht kennen geboren, das hatte er inzwischen verstanden.

Manchmal fragte der schwarzhaarige sich, wieso er nicht, wie seine Mutter auch, ein Vampir war? Vielleicht war sie ja auch nur zur Hälfte ein Vampir? Wahrscheinlich würde er es nie herausfinden. Es würde immer irgendein Geheimnis um ihn und seiner Vergangenheit geben…Zu viele.

Doch Angel hatte sich vorgenommen keine Fragen mehr zu stellen, sondern das Beste aus seinem Leben zu machen. Blutspender zu werden hatte er sich zwar nicht dabei gedacht, aber er würde Lee nie hängen lassen.

Der Vampir war der einzige der Angel wirklich mochte und das wusste dieser auch zu schätzen.

Nachdenklich erhob sich Lee vom Bett um nach Angel zu sehen.

„ Er braucht ja ganz schön lange…“, dachte der Blutsauger und verließ das dunkle Zimmer.

Nun da er seinen Durst gestillt hatte, fühlte er sich wieder gestärkt und konnte wieder aufrecht gehen ohne nach dem zweiten Schritt umzufallen.

Die Wohnung war nicht sehr groß weswegen er nicht lange brauchte um Angel zu finden.

Dieser stand in seinem Zimmer vor dem großen Spiegel, welcher von dunkelbraunem Eichenholz umrahmt an der Wand stand.

Sein Hemd hatte der schwarzhaarige ausgezogen und aufs Bett gelegt.

Schweigend betrachtete er sein Antlitz im Spiegel.

Lee räusperte sich um ihn nicht zu erschrecken, doch Angel rührte sich nicht.

„ Alles klar?“

Fragte der Vampir zögernd.

Angel gab ihm keine Antwort. Er starrte sein Spiegelbild an, welches gefühllos zurück starrte.

Seine Augen waren voller Fragen und Verzweiflung, so kam es Lee vor.

Vorsichtig ging er zu dem Jungen und legte seine Hand auf dessen Schulter.

„ Angel?“

Der angesprochene verengte die Augen und zog die Augenbrauen zusammen.

Wer war bloß dieser junge im Spiegel? Das hatte Angel sich schon so oft gefragt und genauso oft hatte er nie eine Antwort bekommen.

Auf keine seiner Fragen gab es eine Antwort.

Wer war er bloß wirklich? Es konnte doch nicht sein, dass das einzige was er über sich wusste war, dass seine Mutter ein Vampir gewesen ist!

Wieso war er nur von so vielen Geheimnissen umgeben?

Eins wusste er genau. Wenn er nicht ewig so weiter leben wollte, musste er etwas tun, doch was sollte das nur sein?

Schon wieder Fragen.

Er hasste Fragen über alles!

Besonders solche, wofür es keine Antworten gab.

Lee meinte Mal, es gäbe auf jede Frage eine Antwort, doch wie sollte Angel diese nur finden?

Seufzend ließ er sich auf sein Bett fallen.

Lee setzte sich daneben und hob eine Augenbraue.

„ Alles in Ordnung?“

Fragte er.

Angel warf ihm einen überforderten Blick zu und drehte sich zur Seite.

Immer war alles so kompliziert!

„ Was mache ich eigentlich falsch, Lee? Ich gebe doch mein Bestes! Wieso kann mir nicht irgendwann Mal irgendjemand, oder etwas entgegen kommen? Es ist so unfair…“

Lee klopfte ihm verständnisvoll auf die Schulter.

„ Keine Sorge, irgendwann wirst du noch für deine Geduld belohnt!“

Sagte er und hoffte ihn damit etwas aufzumuntern.

Angel hingegen hob eine Augenbraue und sah ihn ungläubig an.

„Ja, klar.“

Mit diesen Worten beendete er das Gespräch und wollte nur noch schlafen.

I´m loveless

Act: I´m loveless
 

Es war so dunkel, dass man nicht das Geringste erkennen konnte.

Fast so, als würde die Nacht alles verschlingen. Der Schneefall hatte sich inzwischen verschlimmert und glich beinahe schon einem Schneesturm, was die Sicht noch um ein weiteres verschlechterte.

Wie immer leuchteten in Midgar nur wenige Lichter.

Immer bei Einbruch der Nacht, schien es so, als würde die Stadt im Nichts verschwinden und übrig blieben nur ein paar verschwommene Lichter, welche nach einer Weile auch schon wieder verblassen würden.

Midgar war nicht gerade eine sehr bewohnte Stadt.

Die wenigen, die dort lebten waren sehr zwielichtige Gestalten und nicht viele von ihnen waren vertrauenswürdig.

Karasu lag, das Gesicht zum Himmel gerichtet, im Schnee.

Sein heißer Atem bildete kleine Wolken in der Luft.

Ohne auch nur ein einziges Mal mit den Wimpern zu zucken betrachtete er, fast ausdruckslos den Mond, welcher in dieser Nacht noch nicht ganz voll war und so hell leuchtete wie schon lang nicht mehr.

In Gedanken versunken, unternahm er nicht einmal etwas um die blutende Wunde an seiner Stirn zu stoppen.

Stattdessen lauschte er dem Wind, welcher sanft seine Haut streifte und schlief beinahe dabei ein.

Das Blut lief ihm das Gesicht hinab und hinterließ seine Spuren im weißen Schnee.

Gerade als sein Bewusstsein sich davon machen wollte, riss der Klingelton seines Handys ihn aus den Schlaf.

"Itoshii Hito,nakanai de waratte misete…" ,kam es von dem kleinen Gerät in seiner Hosentasche.

Langsam streckte er sich und ließ seine Hand zu seiner Tasche wandern.

Müde betrachtete er den leuchtenden Bildschirm und drückte zögernd auf „annehmen“.

„…ja?“, fragte er den Anrufer, welcher allerdings seinen Namen nicht nennen wollte.

„Wo bleibst du denn?! Komm sofort nach hause!“, befahl ihm die Stimme am Telefon.

Karasu hob eine Augenbraue und zögerte mit seiner Antwort.

Immer diese Befehle…Wie er das hasste!

„Karasu! Hast du gehört?! Komm nach hause!“, kam es wieder von der anderen Seite des Telefons.

Abwertend betrachtete er sein Handy und entschloss sich schließlich doch dazu zu antworten.

„…ich bin nich taub.“, versicherte er der Person und beendete somit das Gespräch.

Langsam erhob er sich und streckte sich noch einmal, wobei sein Gähnen nicht zu überhören war.

Ein letztes Mal schaute er zum Himmel, dann stapfte er mit schweren Schritten auf die Stadt zu.

Der dichte Schnee verlangsamte ihn um ein Vielfaches, weshalb es ihm vorkam, als wäre die Stadt viel weiter entfernt als sie eigentlich war. Doch bisher hatte es noch kein Hindernis gegeben, das er noch nicht gemeistert hatte, also setzte er seinen weg fort.

Nach dem dritten Schritt spürte er plötzlich wieder das pochen der Wunde, hielt einen Moment inne und tastete vorsichtig übe die besagte Stelle an seiner Stirn.

Als er in seiner Jackentasche nach einem Taschentuch kramte, versuchte er sich daran zu erinnern wie wohl diese hässliche Platzwunde in sein Gesicht gekommen ist und weshalb er mitten in der Nacht irgendwo im Schnee lag.

Es passierte ihm nicht oft, dass er sich in solch einer Lage befand.

Gerade Mal wenn er in der Gestalt eines Werwolfes in Vollmondnächten durch die Wälder, welche Midgar umgaben, umherstreifte, war es schon das ein, oder andere Mal so, dass er sich am nächsten Tag an nichts erinnern konnte und sich irgendwo außerhalb der Stadt befand.

Doch da dem Mond in dieser Nacht noch ein kleines Stück bis zu seiner Vollendung fehlte, musste es einen anderen Grund geben.

Das Taschentuch fest auf die Wunde gepresst, ging er weiter.

Als er schon ein gutes stück Weg hinter sich hatte und am Stadteingang angekommen war, welcher durch zwei riesige Laternen gekennzeichnet war, machte er erneut stopp, da sich sein Telefon ein zweites Mal bemerkbar machte.

Genervt verdrehte der Werwolf seine braunen Augen und seufzte.

„ Was ist denn jetz’ schon wieder?“, fragt er sein Gegenüber herausfordernd, doch wieder einmal wurde seine Frage nicht beantwortet.

„ Beeil dich gefälligst! Wir haben nicht deine Zeit, Karasu…“, befahl dieselbe Person wie beim ersten Telefonat und legte auf.

Karasu verzog die Augen zu schmalen Schlitzen und schaltete sein Handy aus.

„ Als ob…“, schnauzte er und betrat die Stadt.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2011-02-18T03:11:13+00:00 18.02.2011 04:11
supergeile ff *Q*
das erste kapi musste ich gleich 2 mal lesen weil so geil war xDDD

schreib weiter^^
Von:  Ascian_Dragon
2009-05-07T13:57:50+00:00 07.05.2009 15:57
Da bin ich wieder xD
Hat mich zuerst gewundert, als plötzlich Midgar erwähnt wurde,
aber es handelt sich jetzt um eine andere Person.^^
Mich würde interessieren, wer ihn anruft. *sehr neugierig ist*
Aber das lustige ist, der Klingelton von Miyavi xDDD
Das ist cool!
Mach weiter, bin neugierig, wie es weiter geht und wer Karasu herumkommandiert!!! xD
lg Takuya
Von:  Ascian_Dragon
2009-05-07T13:51:47+00:00 07.05.2009 15:51
Wow, die FF ist ja spitze! O.o
Alles ist super beschrieben
und man kann sich die Umgebung richtig vorstellen.
Ich liebe deinen Schreibstil, Honey ^-^
Du kannst sehr gut beschreiben und hast viel Fantasie^^
Mach weiter so^^ So, nun les ich ma das nächste Kapi xD

lg Takuya


Zurück