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Mea Culpa

Mea Culpa

 

Nach Luft schnappend zuckte Light zusammen. Er riss die Augen auf und starrte in liegender Position geradeaus über den Rand des Bettes, wo nichts weiter lauerte als sein eigener Schatten, den er selbst auf das leichentuchartige Laken warf. Wie eine zweite Haut, die er nicht abstreifen konnte, lag das Grauen unangenehm auf jedem Zentimeter seines Leibes. Noch immer waren seine Atemzüge schwer und von Angst gezeichnet. Mit zittrigen Fingern fuhr er sich über das Gesicht. Er hatte schnell gemerkt, dass es nur ein Traum war, und sich aus ihm zu befreien versucht, doch es war ihm nicht gelungen. Er war seinen Fängen nicht entkommen.

Die Wärme, die von der Hand auf seiner Schulter ausging, beschwichtigte jedoch allmählich sein Gemüt. Ohne viel darüber nachzudenken drehte Light sich um, fort von dem Abgrund in seinem Rücken. Stumm neben ihm liegend beobachtete L ihn aus seinen schwarzen Pupillen, die so tief und beruhigend erschienen wie ein geöffnetes Grab. Als Light sich ihm zugewandt hatte, ließ L seine Hand weiterhin an dessen Schulter verweilen, sodass sie nun unter dem Körper des Anderen auf dem Bett ruhte. Fragend, vielleicht sogar besorgt betrachtete L seinen jungen Freund, diese ernsten braunen Augen und den bitteren Zug um den Mund. Da war viel zu viel Wissen, zu viel Erwachsenheit in dem ansonsten so jugendlichen Gesicht.

Obwohl er damit rechnete, weggestoßen zu werden, schob L seine Hände weiter voran in Lights Rücken. Er umfasste ihn an Hüfte und Hinterkopf und zog ihn an sich, in eine Umarmung. Mit den Fingern streichelte er vorsichtig durch das weiche braune Haar, als müsste er ein Kind trösten. Light wehrte sich nicht. Sein Blick war leer und ziellos. Trotzdem fühlte er die Anspannung von sich weichen. Die Bestie in seinem Inneren schien vorerst besänftigt.

Langsam schloss er seine Lider, sank mit der Stirn gegen die Brust seines Freundes und nahm dessen unverkennbaren Geruch in sich auf, nach Seife, Baumwolle und sogar ein wenig nach Karamell. Im Traum hatte ihn L genauso schützend in den Arm genommen. Er hatte das blindwütige Monster in Light an der Kehle gepackt und von ihm ferngehalten. Doch das brauchte er nicht, dachte jener nun voller Zuneigung und Dankbarkeit. Kira war ein Teil von ihm. Und wer hatte nicht manchmal Angst vor sich selbst?

Solcherlei Alpträume hatten Light schon lange nicht mehr heimgesucht. Am Anfang war es furchtbar gewesen. Nach den ersten beiden Morden, die er mit dem Death Note begangen hatte, plagte ihn sein Gewissen ununterbrochen und machte es ihm fast unmöglich, nachts zu schlafen. Allein in den ersten fünf Tagen bis zum Auftauchen des Todesgottes hatte er, von Stress und Schuldgefühlen gepeinigt, vier Kilo abgenommen. Seine geistige Verfassung war mehr als problematisch. Er hatte sich erbärmlich wie ein geschundenes Tier in seinem Zimmer verkrochen. Konnte er das aushalten? Sollte er nicht besser aufhören? Aber niemand sonst konnte diese Aufgabe übernehmen. Er war der Einzige, der es durchstehen, der es verkraften würde, mochte es auch kosten, was es wollte. Irgendjemand musste es tun. Die Welt brauchte endlich eine Veränderung. Es durfte nicht so weitergehen wie bisher. Nachdem er diesen Entschluss gefasst hatte, war es ganz leicht, sich aufzugeben. Er hatte sein Selbst innerlich verwüstet, damit in dieser Ödnis kein Alptraum mehr wuchs. Lachend stand er zwischen den Leichenbergen seiner unzählbaren Opfer und sah, dass es gut war. Dass es richtig war, was er tat.

Mit diesem letzten Gedanken fiel Light zurück in einen friedlichen Schlaf. L lauschte seiner gleichmäßigen Atmung und spürte, wie der Körper in seinen Armen sich entspannte, während er ihm sanft durch die Haare strich. Er wusste nicht einmal, ob jener wirklich wach gewesen war.

„Light-kun“, flüsterte L leise.

Doch dieser hörte ihn nicht mehr.

 

Der Schlaf währte nicht lang. Als Light aus seinem Alptraum erwacht war, hatte bereits der Morgen, wenn auch noch kein weit fortgeschrittener, die Großstadt aus ihrem stets halbwachen Schlummer geholt. Mühselig schälte er sich jetzt aus der schutzversprechenden Umklammerung, die ihn festhielt. Die Hände gaben ihn widerstandslos frei. Trotzdem berührten sie ihn dabei an mancher Stelle und hinterließen ein Brennen auf der Haut. Light war erschöpft. Sein erhitzter Körper fühlte sich schwer an. Beim Aufstehen fiel ihm wieder ein, dass er völlig nackt war. Er bemerkte nicht, dass L vom Bett aus gleichfalls den entblößten Leib seines Ermittlungspartners begutachtete, als dieser sich unsicher erhob und Kurs auf das Badezimmer nahm. L sah, wie Light noch benommen von Müdigkeit leicht wankte.

Ihr Verhältnis zueinander war mittlerweile so merkwürdig, so undefinierbar, einerseits vertraut und nach Nähe suchend, andererseits distanziert, um Abstand bemüht und im Widerspruch dazu dennoch auf Konfrontation aus. Das war alles zu verwirrend, auf unangenehme, aber zugleich erstrebenswerte Weise zu intensiv, um es noch verstehen zu können. Als hingen sie beide in einem Zwiespalt fest und würden sich gegenseitig auf festen Boden hinaufziehen wollen, doch das Einzige, das ihnen dazu zur Verfügung stand, war ein Strick um den Hals des jeweils anderen.

Light hatte, seitdem er im Besitz des Death Notes war, erkannt, dass es am einfachsten war, mit dem inneren Chaos und den unlösbaren Problemen umzugehen, indem er sie zur Seite schob und so tat, als wären sie nicht da. Am vorigen Abend war es ihm genauso egal gewesen. Daran erinnerte er sich jetzt wieder, als er vorm Spiegel im Badezimmer stand, sich auf der Waschbeckenarmatur abstützte und bedrohlich, fast vorwurfsvoll in seine eigenen Augen schaute. Es war gleichgültig gewesen, ob diese ganze Aktion überhaupt Sinn ergab. Es war ihm egal gewesen, dass er sich zum Schlafen entkleidet neben seinen Feind legen musste. Light wollte am vergangenen Abend, nachdem er sich entschieden hatte, bei L zu bleiben, um ihn zu bewachen, nicht noch einmal in sein eigenes Zimmer zurückgehen. Darum hatte er nichts besorgt, was er für die Nacht oder den nächsten Tag hätte brauchen können. Stillschweigend hatten die beiden Männer die Situation hingenommen und kein Wort mehr darüber verloren, während sie sich in jener wochenlang gewohnten Art verhielten. Light hatte sich am Badezimmerschrank bedient, wo Einwegzahnbürsten und andere Hygieneartikel in Verpackungen und kleinen Tuben lagerten, wie es auch in all den anderen, einem Hotel ähnlich eingerichteten Zimmern des Hauptfahndungszentrums der Fall war. Und obwohl alles hier so karg und sauber und uniform wirkte, jegliche persönliche Note vermissend, fühlte sich Light in diesem Gebäude, in diesen sterilen Räumen zusammen mit L, zum ersten Mal wirklich zu Hause.

Machte er sich nur etwas vor? Konnte er sich nicht eingestehen, dass er so oft wie möglich an Ls Seite sein wollte, solange ihnen noch etwas Zeit blieb? Light sollte sich besser früh genug von seinem Freund befreien, bevor er die Beherrschung verlor und ihm unmissverständlich klar machte, dass er ihn besitzen wollte.

Seine Gedanken abschüttelnd drehte Light den Wasserhahn auf, beugte sich vor und benetzte sein Gesicht mit dem kühlen Nass. Hierbei bemerkte er im Augenwinkel erneut den Schatten von Ryuks Schwingen in seinem Rücken. Obwohl er wusste, dass die Anwesenheit des Todesgottes nur Einbildung war, ein trügerisches Produkt seiner eigenen Fantasie, war er doch jedes Mal froh darüber, seinen dämonischen Gefährten zu sehen. Ryuk war der Einzige, dem Light vollends alles von sich anvertrauen konnte, weil dieser keinerlei Partei ergriff und ihn nur stumm und ohne moralische Stellungnahme begleitete. Ryuk kannte die dunkelsten Abgründe von Lights Seele.

„Du hast dich kein Stück verändert“, sprach das finstere Geschöpf nun mit glucksender Belustigung in der kratzigen Stimme. „Ich habe dich lang genug begleitet, Light. In der Schule bist du strebsam und freundlich, für deine Familie erfüllst du alle Leistungsanforderungen und mimst dabei den perfekten, niemals klagenden Sohn und deinen sogenannten Freunden heuchelst du jugendliches Interesse vor. Du passt dich an die jeweiligen Menschen an, bei denen du genau merkst, dass sie dir nicht das Wasser reichen können. Diese Heuchelei ist wirklich amüsant.“

Light ignorierte, was ihm sein überforderter Verstand vorzugaukeln versuchte. Nichtsdestotrotz nahm er das Gesagte äußerst genau wahr. Und er wusste, was er tat, war keine Heuchelei. Er zeigte den Menschen nur, was sie sehen wollten. Wenn er sich nicht an diejenigen anpasste, mit denen er Umgang pflegte, wenn er sich tatsächlich so verhalten sollte, wie er wirklich war, würde er ihnen damit offenbaren, dass sie nicht an ihn heranreichten. Sie würden sich minderbemittelt fühlen, wenn er ihnen zeigte, wie viel intelligenter er war und wie sehr er die meisten von ihnen für ihre Oberflächlichkeit verachtete.

„Eigentlich erkenne ich dich nur wieder“, stellte Ryuk nüchtern fest, „wenn du mit L zusammen bist.“

Light schüttelte schmunzelnd den Kopf. Das wusste er doch schon längst. Er wusste es längst und konnte es leider nicht ändern.

 

Ungewöhnlicherweise hatte sich Watari an diesem Tag zu ihnen gesellt. Auch wenn Light ihn selten zu Gesicht bekam, erkannte er den älteren Mann und scheinbar einzigen Vertrauten des Meisterdetektivs sofort, als er mit einem kleinen, fahrbaren Wagen in ihrer Mitte auftauchte, beladen mit einem Nachmittagsgedeck für mehrere Personen. Er verteilte an alle Anwesenden auf kleinen Tellern mit zierlichen Gabeln eine schwedische Torte, bedeckt mit Mandelsplittern. Dies alles tat er wortlos, während sich manch einer, wie Matsuda oder Polizeiinspektor Yagami, verwirrt bei ihm bedankte. Auf jedem Kuchenstück steckte, entzündet und völlig unpassend, eine rotweiß gestreifte Kerze.

Light aß sein Tortenstück ohne Kommentar und dachte dabei an das, was L ihm in der vorigen Nacht gesagt hatte. Konnte er davon ausgehen, es richtig verstanden zu haben? Konnte es sein, dass L...?

„Irgendwie ist das doch erschreckend“, unterbrach sein Vater Lights Gedanken. „Es ist viel zu einfach, mit dem Death Note zu töten. Man muss bloß einen Namen hineinschreiben, mehr nicht. Es geht nicht darum, sich zu überwinden, jemandem die Waffe gegen die Brust zu drücken, ihm ein Messer an den Hals zu halten, Gift in sein Glas zu schütten oder was auch immer. Es ist nicht mehr als das Schreiben eines Namens auf den Seiten eines Notizbuchs. Wer das Death Note findet, wird vermutlich nicht davon ausgehen, dass es funktioniert, oder?“ Der Chefinspektor schwenkte das Heft achtlos in der Luft herum, um dessen Unscheinbarkeit und Banalität zu verdeutlichen. „Somit sollte derjenige, der es unbedarft benutzt, für die ersten Morde gar nicht belangt werden.“

„Unkenntnis schützt vor Strafe nicht“, entgegnete L daraufhin ohne Rücksicht. „Davon abgesehen trifft diese Mutmaßung nicht auf Kira zu. Er wird sich Gewissheit darüber verschafft haben, ob es funktioniert oder nicht. Für das systematische Töten von Verbrechern hat er sich bei vollem Bewusstsein entschieden. Wie simpel diese Morde für ihn rein technisch gesehen auch sein mögen, er kann und muss trotzdem dafür belangt werden. Zudem, Yagami-san...“ Eine Pause machend blies L die Kerze auf seinem Kuchenstück aus, sank dann zurück gegen die Stuhllehne und legte den Kopf in den Nacken, um schräg über seine Schulter nach hinten zu schauen. „So einfach ist es gar nicht.“

Dieser Satz veranlasste Light dazu, aus dem Augenwinkel zu dem Detektiv hinüberzusehen. Ihre Blicke trafen sich unverhofft und blieben aneinander haften, denn auch L hatte für einen kurzen Moment seine Aufmerksamkeit in Richtung seines Partners gelenkt.

„Aber wenn man doch glaubt, dass es ohnehin nicht klappt?“, gab Herr Yagami zu bedenken und überflog dabei skeptisch die vollgeschriebenen Seiten des Death Notes. „Das ist doch auch schwer vorzustellen, dass so ein bedeutungsloses Ding...“

„Es reicht schon, allein mit dem Gedanken zu spielen, selbst wenn man davon überzeugt ist, dass es nicht funktioniert“, widersprach L unmittelbar. „Außerdem können wir noch nicht mit Sicherheit sagen, ob es tatsächlich funktioniert, weil keiner von uns es ausprobiert hat, ergo haben wir es auch noch nicht bewiesen. Genauso gut könnte es Zufall sein, dass die aufgeschriebenen Namen mit den getöteten Personen übereinstimmen. Vielleicht ist das Notieren nur ein Hinweis für den Todesgott.“ Mit einer knappen Geste zeigte L auf Rem, die unscheinbar im Hintergrund stand. „Es ist nicht auszuschließen, dass die Morde auf diese Weise durch den Todesgott verübt werden, wonach das Notizbuch selbst keinerlei Effekt hätte.“

„Vater“, mischte sich nun Light in die Unterhaltung ein, und obwohl die beiden jungen Männer vermeintlich mit dem Chefinspektor redeten, unterbrachen sie ihren Blickkontakt kein einziges Mal, „ist es denn wirklich so viel schwerer, den Abzug einer Waffe zu betätigen? Oder einen Hebel umzulegen? Oder im Cockpit eines Militärflugzeugs einen Schalter zu drücken, um über einer Stadt Bomben abzuwerfen und zahllose Leben auszulöschen? Es gibt genügend Möglichkeiten, ganz unbeteiligt Menschen umzubringen, die Meilen von einem entfernt sind. Ein Mord beginnt nicht erst mit dem Töten, sondern mit dem Vorsatz.“

Bestürzung huschte über den sonst so stoischen Ausdruck von Inspektor Yagamis Gesicht. Er konnte sich selbst nicht erklären, woran das lag, vielleicht wegen der Gefühllosigkeit, mit der sein Sohn diese Worte von sich gab. Allerdings ließ auch L jegliche Skrupel vermissen, als er hinzufügte:

„Dahingehend ist es sogar viel bewusster und zielorientierter, mit diesem Heft zu morden, weil man sich sowohl Namen als auch Gesicht der auserwählten Person vergegenwärtigen muss, sich somit gleichsam damit konfrontiert. Wenn man das Wissen verleugnen kann, dass dahinter eine Identität verborgen liegt, dass hinter den notierten Zeichen ein Mensch steht, der den Duft von Gras kennt oder das Geräusch von Meereswellen oder den Geschmack von Schokolade, dann ist es wirklich ganz leicht.“ L pflückte die Kerze von seinem Tortenstück herunter, stieß anschließend seine Gabel vorn in die Kuchenspitze hinein und schob sie sich beladen in den Mund. „Im Grunde genommen ist es gar nicht so schwer“, sagte er kauend und ein wenig nuschelnd. „Menschen zu töten ist einfach. Wenn man den Geschmack von Zucker vergessen kann.“

„Ich erinnere mich daran“, räumte Light nachdenklich ein, „wie du gesagt hast, Vater, der Mensch mit der Fähigkeit des Tötens sei zu bedauern.“ Eine längst vergangene Erinnerung schwebte daraufhin im Raum, eine Begebenheit, die schon ewig her zu sein schien. Damals war Herr Yagami aufgrund eines erlittenen Herzinfarkts ins Hospital eingeliefert worden. Voller Besorgnis hatten Light und L sich bei ihm eingefunden, nachdem sie telefonisch zur selben Zeit, während einer Unterhaltung im Café, über die Ereignisse in Kenntnis gesetzt wurden und im ersten Moment noch geglaubt hatten, es handle sich um eine weitere Attacke von Kira. Eine solche hätte der Chefinspektor jedoch garantiert nicht überlebt. Was Light zugegebenermaßen in dieser Situation viel wichtiger gewesen war als der Zustand seines Vaters, war die Gewissheit, die er ihm damals direkt vor Ort mit der Bestätigung gegeben hatte, dass jener skurrile Kommilitone, der neben ihm scheinbar gelangweilt auf einem Klappstuhl vor dem Krankenhausbett hockte, tatsächlich L war.

„Ich denke, dass Kira selbst es nicht als Unglück empfindet, das Death Note erhalten zu haben“, offenbarte Light tonlos, „aber nur, weil er seine eigene Person hintergeht. Sollte Kira wirklich die Welt verbessern wollen, dann können ihm die Menschen nicht egal sein. Dass er sie dennoch massenhaft umbringt, sie also, wie Ryuzaki meint, hinter den unzähligen Namen vergisst, das alles kann nur funktionieren, indem er sich über sein eigenes ungerechtes Handeln hinweghilft und sich selbst dabei genauso vergisst wie die Menschen, die er tötet.“

„Ja, ich kann mich entsinnen.“ Ernst betrachtete Herr Yagami den schwarzen Umschlag des tödlichen Heftes. „Damals habe ich mich gefragt, ob Kira nicht selbst das Opfer ist?“

„Du solltest nicht so nachsichtig sein, Vater.“ Härte und Entschiedenheit zeichneten Lights Mimik und Stimme. „Kira ist ein Mörder. Er ist zweifelsfrei dafür verantwortlich zu machen, was er getan hat. Man darf nicht vergessen, wie viele Menschen er auf dem Gewissen hat, bei denen Mitleid viel eher angebracht wäre.“

„Wozu sollte man jemanden bemitleiden, der schon tot ist, Light-kun?“ Fragend tippte sich L mit der abgeleckten Gabel gegen die Lippen. „Die meisten Getöteten waren doch sowieso Verbrecher und haben ihr eigenes Leben und das Mitgefühl der anderen bereits verwirkt, oder nicht? Der Täter sollte einem viel eher leidtun. Seine Opfer sind schließlich erlöst und leiden nicht mehr. Aber der Täter, er kann vermutlich keine Sekunde an etwas anderes denken als an seine Tat.“

Die Aussage überdenkend schaute Light seinem Freund unverwandt in die Augen, bevor er antwortete:

„Du hast sicher Recht, Ryuzaki. Jede unrechte Tat an einem anderen Menschen ist in erster Linie ein Vergehen an sich selbst.“ Seine folgenden Worte formulierte er gedankenversunken. „Auge um Auge, das hast du doch vor einiger Zeit gesagt, nicht wahr? Für jede einzelne seiner Handlungen muss Kira die Konsequenzen tragen.“

„Light-kun...“ L richtete einen überraschten, aber zugleich traurigen Blick auf seinen jungen Freund. „Wollte man Gleiches mit Gleichem vergelten, müsste Kira einen tausendfachen Tod sterben.“

Ein bitteres Lächeln umspielte Lights Mund, als er entschlossen erwiderte:

„Ja, das müsste er wohl.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Die Aussage, dass es leicht sei, einen Menschen zu töten, wenn man nur den Geschmack von Zucker vergessen könne, stammt aus einer Episode von Naoki Urasawas „Monster“. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Venu
2013-05-28T20:32:48+00:00 28.05.2013 22:32
Hey :)

ich bin überrascht, ich war schon länger nicht mehr online und nun hatte ich gleich 5 Kapitel zu lesen, das hat mich total gefreut :D

Im Moment geht deine Geschichte ja echt gut voran und hat vor allem einen interessanten Verlauf angenommen. Das Interpretieren spar ich mir an dieser Stelle, denn ich grüble gedanklich wirklich schon genug über deine Story.xD
Mindestens 1 x die Woche grüble ich über deine FF nach und frage mich wies weiter geht, etc.. echt verrückt xD
Aber deine Geschichte wird für immer mein Favorit in der Death Note Saga sein, weil mich noch nie eine Story so zum Nachdenken angeregt hat.

Was ich eigentlich sagen wollte... großes Lob mal wieder für deinen tollen Schreibstil und den Aufbau. Mach so weiter! Ich bin echt gespannt aufs nächste Kapitel und bis dahin grübel ich mal darüber nach, was L wohl Light in der Nacht gesagt hat ;)

Lg Venu


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