Romantic Dinner?
Sorry, dass das etwas länger gedauert hat...
Widmung:
Für dich, meine liebe CaTai! ♥
Weil du es ständig schaffst, mich nur über Chat so sehr zum Lachen zu bringen, obwohl meine Laune einen Tiefpunkt erreicht hat.
ShoTai - Too cool for you!
(Jetzt, da wir sogar englisch können... :D)
lG
Es war eine seltsame Stimmung, die da zwischen Ash und mir herrschte.
Keiner von uns hatte bis her sonderlich viel gesagt, aber ehrlich gesagt wusste ich auch nicht, wie ich anfangen sollte. Es gab keine Gesprächsthemen, die mir nicht zu gewagt erschienen.
Wieso fiel mir nichts unverfängliches ein? Und wieso ging es Ash nicht anders?
Sonst war er doch nie um ein Wort verlegen...
Mir kam es wie eine Ewigkeit vor, in der das eiserne Schweigen anhielt.
Doch dann, ganz plötzlich, räusperte Ash sich.
„Misty, du...“, er zögerte einen Moment lang. „Du siehst echt gut aus...“
Überrascht sah ich ihn an. „Bitte?“
Er wurde rot. „Du hast mich genau verstanden...“, sein Nuscheln war so stark, dass ich kaum ausmachen konnte, was er soeben gesagt hatte.
Ich sah an mir selbst hinunter. Naja, so sehr hatte ich mich jetzt auch nicht in Schale geschmissen...
Eigentlich hatte ich mir nur dieses dunkelblaue, knielange Kleid angezogen, die Haare gewaschen und locker hoch gesteckt und mich etwas passend geschminkt...
Na gut, es war mehr Aufwand gewesen, als ich für jeden anderen Typen aufgebracht hätte, aber das hier im Auto war eben Ash. Und komischerweise war mir, seitdem er eingestiegen war, viel wärmer als vorher.
Aber naja, da zeigte sich mal wieder, dass Liebe eben doch exotherm war!
Ich musste grinsen, als ich an diesen Spruch dachte, den eine Freundin meiner Schwestern mir einmal unter die Nase gerieben hatte. Liebe ist exotherm. Was für ein blöder Gedanke! Aber in diesem Moment fühlte ich mich wirklich, als würde etwas in mir Wärme und Energie freisetzen...
Verrückt!
„Danke...“, keine Ahnung, ob ich noch mehr nuschelte als Ash zuvor, aber ich merkte, dass ich schwierig zu verstehen war. Ich war froh, dass meine Hände damit beschäftigt waren, das Lenkrad festzuhalten, sonst hätte ich vermutlich verlegen mit ihnen herumgespielt – eine nervige Angewohnheit von mir.
Aber ich wollte auch nicht, dass das Gespräch so schnell wieder zuende war, deshalb suchte ich verzweifelt nach etwas, das ich sagen konnte.
„Ich finde es echt schade, dass wir uns so lange nicht mehr gesehen haben!“
Klasse, das war schon wieder viel zu unneutral! Damn!
Ich versuchte mich zu beruhigen, indem ich mir in den Kopf rief, dass wir uns heute als beste Freunde trafen – ganz locker also. Ich musste vergessen, dass ich es jetzt auch irgendwie aushalten musste, seine Lehrerin zu sein.
„Ja, seh' ich auch so...eine Schande, wenn man bedenkt, wie nahe wir uns mal waren!“
Ich nickte langsam. „Stimmt...aber jetzt sehen wir uns ja erstmal wieder jeden Tag!“
Die Tatsache, dass dem so war, freute mich irgendwie und auch Ash lächelte jetzt leicht.
„Finde ich gut...“, er deutete nach rechts. „Bieg' da rein, okay?“
Natürlich folgte ich seiner Anweisung und bog auf einen leicht beleuchteten Parkplatz ab, wo ich das Auto abstellte und etwas misstrauisch das elegant aussehende Gebäude beäugte.
Es war unerkennbar eine Villa, wenn nicht sogar ein kleines Schloss, dass an einem niedlichen kleinen See gebaut worden war. Angenehm leuchtende Lichter brannten an den Seiten des breiten Hauptweges entlang hinauf zum Eingang, die weiße Fassade schimmerte wunderschön im Licht des Vollmondes.
Die Gesamtatmosphäre entsprach ganz genau meinem Geschmack, auch wenn man sofort sah, dass das hier garantiert kein Billigschuppen war!
„Gefällt es dir?“, Ash sah mich on der Seite her an, ich bemerkte, dass er durchaus erwartungsvoll war.
„Sehr. Aber das wusstest du vorher, oder?“v
Seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. „Vielleicht?“
Ich seufzte gespielt. „Du kennst mich einfach zu gut...“
Er tätschelte leicht meine Hand. „Klar. Wollen wir dann?“
Schnell löste ich den Anschnallgurt und nickte.
„Sicher!“
Ich öffnete die Tür und stieg aus. Draußen wehte ein leichter Wind, der jetzt im Oktober recht kalt war.
Ich hörte, wie Ash die Beifahrertür zuschlug und schloss das Auto ab.
„Ganz schön kühl...“, merkte ich an. Ich wollte nicht wieder in dieses peinliche Schweigen verfallen, es hätte den ganzen Abend nur kaputt gemacht...
Ash warf mir einen Blick zu. „Stimmt...lass uns lieber schnell rein gehen, in dem Kleid erkältest du dich sonst noch!“
Ich biss mir auf die Unterlippe, um nicht grinsen zu müssen. Er meinte es ja lieb, aber irgendwie klang es zu sehr nach einer besorgten Mutter...
Er nahm meine Hand und führte mich die breite Treppe hinauf zu der einladenden großen Holztür, die er aufzog, um mich dann vorbeizulassen.
„Wow, heute mal Gentleman-like?“, ich konnte mir diesen Kommentar einfach nicht verkneifen.
Ash grinste mich an. „Klar!“
Er kam selbst hinein, lief an mir vorbei und fragte einen Kellner nach einem Tisch, den er reserviert hatte.
Währenddessen sah ich mich staunend um.
Ich war zwar schon häufiger in einem Restaurant essen gegangen, aber noch nie in so einem!
Die Decken waren unglaublich hoch, die kreisrunden Tische waren allesamt mit hübschen weißen Tischdecken und weißem Geschirr gedeckt.
Darauf standen je eine rote Rose und eine Kerze. Die Stühle, sowie die Kommoden, Pflanzen und jegliche andere Dekoration, waren in einem altmodischem, aber sehr schönem Stil gehalten und verliehen dem Restaurant einen ganz besonderen Touch.
Immernoch sprachlos ging ich dem Kellner und Ash hinterher, die vor einem Tisch in einer der Ecken stehen blieben.
Ash dankte ihm, zog sein Jackett aus und schob mir einen Stuhl zurecht.
Irritiert setzte ich mich und sah ihm dabei zu, wie er das gleiche tat.
Kaum saß er, lächelte er mich an.
Ich erwiderte seinen Blick zweifelnd. Das hier war alles so...teuer! Und furchtbar romantisch...
Nicht, dass ich etwas gegen Romantik gehabt hätte, nein, ich liebte sie sogar, aber in diesem Fall trieb sie mir Bilder von Ash und mir in den Kopf, über die ich eigentlich nicht nachdenken wollte...
Bilder, in denen er meine Hand hielt und mich küsste.
„Findest du das nicht etwas...übertrieben?“
Er zog entschuldigend die Schultern hoch. „Ich dachte ich sollte es so aussuchen, dass wir niemanden aus der Schule treffen könnten!“
„Ja schon, aber...“, ich schluckte. „Es wirkt so...elegant! Ich passe gar nicht hierher...“
Noch während ich das sagte, wusste ich, dass Ash anderer Meinung war.
Er zog die Augenbrauen bei meinen Worten erstaunlich hoch und schüttelte ungläubig den Kopf.
„Meine Güte, Misty! Hast du heute eigentlich mal in den Spiegel geschaut? Du passt perfekt hierher, du könntest eine Lady von früher sein, der dieses Wasserschloss gehört!“
Aha. Ein Wasserschloss also.
„Also jetzt übertreibst du aber wirklich!“
Er lächelte geheimnisvoll. „Vielleicht...?“
Ich verdrehte die Augen. „Okay, du hast Recht, ich passe wirklich mehr oder weniger hierhin, aber...ne Nummer kleiner hätte es auch getan...“
Ash lachte auf. „Hätte es vermutlich. Aber ich wollte dich beeindrucken“
Jetzt überraschte es mich aber doch einen Augenblick, dass er mir seine Absicht so einfach verriet!
Dann wurde mir allerdings klar, dass er das wahrscheinlich nicht ernst meinte...
Ich kicherte leise. „Achso, ja dann weiß ich Bescheid...Aber jetzt mal ernsthaft: Woher kennst du so einen Laden?“
Ich sah, wie er leicht errötete.
„Naja...ich kannte ihn ehrlich gesagt gar nicht...ich hab etwas im Internet geforscht und...ja...“
„Achso...“, hätte mich irgendwie auch gewundert.
Es passte nicht zu Ash, sich bestens mit edlem Zeug auszukennen...
Und wieder sagte keiner von uns etwas. Wie mir das auf den Geist ging!
Zum Glück kam dann der Kellner wieder, um uns nach Getränken zu fragen und uns die Speisekarten zu geben.
Natürlich war auch diese sehr schön, ein längliches Buch aus braunem Leder mit goldenen Lettern.
Was die Speisekarte anging: Wow! So viel gutes und unglaublich teures Essen aufeinmal hatte ich selten gesehen.
Es gab einige Dinge, bei denen ich stutzte.
„Ehm...Ash?“
Er blickte von seiner Karte auf. „Ja?“
„Was bitte ist handmassiertes Miltankfilet?“
Er blinzelte einen Augenblick lang verwirrt. „Was? Achso...naja, die Miltank werden solange sie leben regelmäßig massiert...das macht das Fleisch angeblich besonders zart“
Ich zog beide Augenbrauen hoch.
„Aha, ist ja gut zu wissen...“
„Du kannst es ruhig probieren, wenn du willst...“
„Ähm...nein danke, ich...ich esse seit einer Weile kein Fleisch mehr...“, ursprünglich hatte ich nie etwas gegen Fleisch gehabt, ich hatte es sogar gerne gegessen.
Aber seitdem mir Gary erzählt hatte, dass es Regionen gab, in denen Garadosfleisch als eine Spezialität galt, rührte ich es nicht mehr an. Zwar hatte ich erst gedacht, Gary würde mich auf den Arm nehmen wollen, aber schließlich hatte Professor Eich seine Behauptung bestätigt und da war es mir eiskalt den Rücken runter gelaufen.
„Ach wirklich? Das finde ich interessant, ich auch nicht“
Meine Augen weiteten sich. Wie bitte? Hatte ich da gerade richtig gehört?
„W-was? Wieso denn das?“
Er überlegte kurz einen Moment. „Naja...mir ist klar geworden, dass die Pokémon, die geschlachtet werden, nicht anders sind als meine. Und den Gedanken fand ich nicht sonderlich angenehm...“
Ich lächelte mitfühlend. „So ähnlich ging es mir auch...“, ich erzählte ihm, was Gary und Professor Eich mir erzählt hatten und Ash nickte.
„Ja, davon habe ich auch gehört...ziemlich ekelig, wenn du mich fragst“
„Sehe ich auch so...“
Es dauerte eine ganze Weile, bis ich dazu in der Lage war, mir ein Gericht auszusuchen, aber schließlich entschied ich mich für einen gemischten Salat, während Ash ein irgendein Tofu-Gericht wählte.
Als der Kellner uns die Karten abgenommen hatte, wusste ich nicht recht, wohin ich schauen sollte.
Natürlich hätte ich zu Ash sehen können, allerdings war ich 'dafür irgendwie zu verlegen.
Ich entschloss mich, stattdessen meinen Blick auf meine Hände zu richten, die ich in den Schoß gelegt hatte.
„Also...erzählst du mir, wie du zu diesem...Job gekommen bist?“, interessiert betrachtete er mich.
Einen Moment musste ich überlegen, was er meinte, bis es mir einfiel.
„Oh! Eh...eure Chemielehrerin ist doch krank geworden...“
„Ja das weiß ich, aber wie sind die ausgerechnet auf dich gekommen? Ich meine, versteh mich bitte nicht falsch, ich finde deinen Unterricht super, aber es gibt so unendlich viele Menschen...“
Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen.
„Sie haben wohl von meinem Wissen über Wasserpokémon gehört...“
„Deinem Wissen über Wasserpokémon?! Machst du Witze?? Du kennst dich überall so gut aus, du steckst mindestens die Hälfte unserer richtigen Lehrer in die Tasche!“
Eine leichte Rötung legte sich auf meine Wangen.
„A-ach was...das stimmt doch nicht...“, ich atmete möglichst tief durch. „Können wir...bitte das Thema wechseln?“
Er lachte auf. „Klar, wenn du willst...“
Ich sah mich um. Diese romantische Stimmung gefiel mir nicht...
Und zwar genau deswegen, weil sie mir viel zu gut gefiel!
Ich hätte am liebsten einen richtigen Flirt mit ihm angefangen, aber...ich konnte nicht.
Und das wurmte mich ziemlich, es war das erste Mal, dass ich sowas überhaupt machen wollte und dann...!!
Was meine Schwestern wohl dazu gesagt hätten?
Ich konnte es mir vorstellen... vermutlich sowas wie: „Scheiß auf die Regeln, Misty! Trau dich und geh' in die Vollen!“
Schon bei dieser Vorstellung musste ich grinsen, was Ash natürlich nicht verborgen blieb.
„Was ist so lustig?“, fragte er auch sofort.
„Oh, nichts weiter...ich...musste nur an früher denken. An unsere Reise“, kleine Notlügen waren erlaubt...
Er grinste ziemlich niedlich. „Ja, das waren noch Zeiten...“
Und als wäre es anders möglich, hatten wir urplötzlich ein Gesprächsthema gefunden, dass uns für mehrere Stunden fesselte...
„Es ist ziemlich spät geworden...“, murmelte Ash neben mir leise.
Ich nickte. „Stimmt...und ziemlich kalt!“, bemerkte ich nebenbei. Er warf mir sofort einen Blick zu, den ich allerdings ignorierte.
Dieser Abend war unheimlich schön gewesen, ich hatte ewig nicht mehr so viel Spaß gehabt.
Ash war ein wirklich unglaublich charmanter junger Mann, er hatte es immer wieder mit Leichtigkeit geschafft, mich zum Lachen zu bringen, aber auch die „ernsteren“ Gesprächsthemen hatte ich mit ihm gut ausdiskutieren können.
Ich ließ meinen Blick über den Parkplatz schweifen. Mein Auto war jetzt das einzige, was noch dort stand, Mitternacht war schon vorüber und die meisten Menschen brauchten zum Essen nicht so lange...
Plötzlich spürte ich, wie er seine Jacke über meine Schultern legte. Dabei sah er mich mit einem sehr seltsamen Gesichtsausdruck an, den ich irgendwie nicht deuten konnte und wollte...
„Besser...?“
Ich merkte, wie ich errötete. Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass er so reagieren würde...
Dennoch war mir schlagartig wieder etwas wärmer, der süßlich Geruch Ashs ging von dem weichen Stoff aus.
Ich nickte stumm, ich traute meiner Stimme nämlich nicht recht. Dann lief ich los, den langen Weg hinunter zum Auto, ohne nachzusehen, ob Ash mir folgte oder nicht.
Allerdings hörte ich seine Schritte mehr als deutlich auf dem Kies, was ein Umdrehen sowieso überflüssig machte.
Erst als ich schon aufgeschlossen und die Tür aufgemacht hatte, sah ich noch einmal zu dem Wasserschloss hoch. Es war wirklich schön, das konnte man nicht anders sagen...
Mit einem leisen Seufzen stieg ich ein.
Ash saß bereits angeschnallt auf dem Beifahrersitz und sah mich an. „Das...war wirklich ein schöner Abend, Misty“, ein Lächeln erschien auf seinen Lippen.
Ich erwiderte es. „Ja, finde ich auch...“, ich zog schnell die Tür zu, wodurch das Licht im Inneren des Autos ausging.
Es herrschte wieder ein Schweigen, als ich den Schlüssel drehte und los fuhr, doch ich merkte sofort, dass ihm noch irgendwas auf der Zunge lag... und natürlich hatte ich Recht.
„Sag mal...hast du Lust, sowas bald nochmal zu machen?“
Ich fühlte mich, als würde mein Herz aussetzen, ich lief rot an, was man bei der Dunkelheit glücklicherweise nicht sah.
„Klar, wieso nicht?“, ich versuchte, meine Stimme möglichst ruhig klingen zu lassen, was mir auch mehr oder weniger gelang.
„Das freut mich...“, seine Ehrlichkeit verblüffte mich immer wieder...
„Mich auch“
Ich bog auf die Autobahn ab und gab Gas. Ich wollte möglichst schnell nach Hause – bevor ich noch auf komische Gedanken kam...