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Botschaften aus dem Totenreich
von

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21. Dezember 1998

In den 90er Jahren ereignete sich etwas merkwürdiges...

...von allen unbemerkt...
 


 


 

Plymouth, England: 21. Dezember 1998, Mitternacht
 

Sie konnte nichts sagen, weil sie ein Klebeband über dem Mund hatte, und das beeinträchtigte sie mehr als die rauen Seile, die ihre Handgelenke einschnürten und in ihrer Haut tiefe blutige Risse hinterließen, je mehr sie versuchte sich daraus zu befreien.

Durch die Dunkelheit hindurch konnte sie gerade so eben erkennen, wo sie sich befand. Es schien ein kleiner Raum zu sein. Es standen keine Möbel herum und der Boden fühlte sich kalt und steinig an. Sie vermutete, dass sie sich in einem Keller befand. Durch ein kleines Fenster weit oben in der steinernen Mauer schien das fahle Licht des Mondes herein. Irgendwo im Raum tropfte Wasser auf den betonierten unebenen Boden. Es plätscherte gleichmäßig. Ansonsten war nichts zu hören. Die Luft war stickig und abgestanden. Und dann war da dieser ekelhafte übel riechende Geruch – nach verfaultem Fleisch, nach Müll.

Hae-In war gebürtige Koreanerin. Sie hatte bei einem Preisausschreiben eine Reise für zwei Personen nach England gewonnen. Sie hatte sich schon immer gewünscht wenigstens einmal in ihrem Leben ihren Urlaub im Ausland zu verbringen. Da sie sich so eine teure Reise allerdings nicht leisten konnte, hatte sie so oft sie konnte an Gewinnspielen teilgenommen. Hae-In konnte es noch gar nicht richtig fassen, als sie den Brief in der Hand gehalten hatte. Es war wie ein Traum. Es lag klar auf der Hand, dass sie ihren Freund Jong-Il mitnehmen würde. Kennen gelernt hatten die beiden sich auf einer Klassenfahrt. Es war nicht unbedingt Liebe auf den ersten Blick. Jong-Il war nicht gerade das was man unter einer guten Partie verstand. Er war wortkarg, leicht reizbar und unnahbar, aber unter seiner harten Schale verbarg sich ein weicher Kern.

Und nun saß sie in diesem kleinen unheimlichen Raum, der so erdrückend auf sie wirkte, dass sie das erste Mal in ihrem Leben Platzangst bekam. Sie fühlte sich eingeengt und bekam kaum Luft.

Sie dachte an die vorige Nacht. Aber sie konnte sich beim Besten Willen nicht erinnern, wie sie hierher gekommen war. Irgendjemand musste sie wohl hierher gebracht haben. Aber wer?

Und wieso?

Wie es schien, war sie schon mehrere Stunden hier gefangen. Sie wusste es nicht. Sie hatte kein Zeitgefühl mehr.

Tränen liefen ihre Wangen hinab. Hae-In war wie gelähmt. Sie zitterte am ganzen Leib wie Espenlaub. Es war unheimlich kalt und sie fürchtete sich. Müde war sie auch, aber sie hatte zu viel Angst, die Augen zu schließen. Welcher normale Mensch konnte schon in so einer Situation ruhig schlafen?!

Sie fröstelte bei dem Gedanken daran, dass sie nicht wusste, wann sie hier je wieder aus diesem Raum kommen würde. Wo auch immer sie sich gerade befinden mochte.

Dabei wollte sie doch nur mit ihrem Freund Jong-Il eine schöne und aufregende Woche in dem kleinen unscheinbaren Hotel namens Blutfinke verbringen.

War das denn zu viel verlangt?

Das Hotel lag etwas abseits und war vielleicht nicht unbedingt das was man im ersten Moment erwarten würde, aber es hatte dieses gewisse Etwas. Hinter dem Hotel verbarg ein Wald die Sicht zur Hauptstraße und nur ein kleiner unauffälliger Trampelpfad führte direkt dorthin. Kam man vom Weg ab, würde man sich hoffnungslos verlaufen und tagelang durch den dichten Wald irren.

Statt in dem gemütlichen kleinen Zimmer, in dem sie noch vor zwei Tagen eingecheckt hatten, zu sitzen, musste sie sich in diesem unheimlichen Raum aufhalten. Und zu allem Unglück wusste sie noch nicht einmal wo sich Jong-Il befand. Hoffentlich ging es ihm gut. Sie machte sich solche Sorgen um ihn.

Hae-In betete stumm, in der Hoffnung, dass mit Jong-Il alles in Ordnung war. Sie befürchtete schlimmes. Manche Dinge waren schrecklicher, furchtbarer, als man es sich vorstellen konnte.

Hae-In wusste nicht wie spät es inzwischen war. Sie war erschöpft und ihr klebten die durchgeschwitzten Haare unangenehm im Gesicht. Sie konnte hören, wie es draußen regnete und ab und an vernahm sie auch ein entferntes Grollen, bis dann kurz darauf ein ohrenbetäubendes Donnern erschall. Gefolgt von einem leuchtendem Blitz, der genauso schnell wieder verschwand wie er aufgetaucht war. Hae-In, die Beine dicht an den Körper angezogen, saß ganz still da und lauschte dem Unwetter, das da draußen tobte. Das Zimmer war inzwischen von einem seltsamen, grauen Licht erfüllt. Und plötzlich war da noch ein anderes Geräusch, ein merkwürdiges Geräusch, das nichts mit dem Tropfen des Wassers und dem Gewitter zu tun hatte. Es kam von der anderen Seite des Raumes, hinter der Mauer.

Reglos kauerte sich Hae-In zusammen. Sie lauschte und wartete darauf, dass die Geräusche erkennbar wurden. Doch immer wieder gingen sie im Krachen des Donners unter.

Wieder vernahm sie das Geräusch.

Was konnte es sein?

Oder war es...

„Jong-Il?“, flüsterte Hae-In und setzte sich auf. Ihren Körper durchfuhr eine leichte Gänsehaut. Das Geräusch war lauter, ein seltsames klagendes Wispern. Draußen tobte noch immer der Sturm, doch es war nicht das Gewitter gewesen, dass Hae-In aufgeschreckt hatte. Je länger sie horchte, desto mehr drängte sich ihr der Gedanke auf, das etwas nicht stimmte. Noch einmal lauschte das junge Mädchen in die Nacht hinein, versuchte das Heulen des Windes zu ignorieren und sich auf das Geräusch zu konzentrieren. Hae-In atmete flach und langsam kristallisierte sich ein Gedanke heraus, löste sich nach und nach vom Heulen des Windes. Als sie es endlich erkannte, blieb Hae-In fast das Herz stehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Chibi-Neko-Chan
2012-07-12T14:33:57+00:00 12.07.2012 16:33
Waaaaaah einfach geil! Richtig toll geschrieben und echt spannend.
Man fühlt richtig mit mit der Frau und irgendwie habe ich gerade ein Bild von ihr vor meinen Augen, weil man dieses Bild einfach aus dem Fernsehen oder sonstigem kennt ;P
Aber es gefällt mir.
Und..jetzt echt mal..wenn man schon einen Kommi hinterlässt, dann gefälligst für jedes Pitel u.ú
Haach ja ich weiß..ich muss gerade reden..aber ich schreibe ja welche sobald ichs gelesen habe xDDD

Den Freund will ich kennen lernen..einfach aus neugierde xDD

Oh ja...da geht einem echt ein Schauer über den Rücken..und ich bin so wieso viel zu paranoid..jetzt krieg ich hier auch schon selber Panik bwahahah XD

Der Hotelname würde mich zum Schmunzeln bringen xD Ich glaube ich würde mir ein anderes suchen ;P
...Vor allem wenn das in so einer Gegend steht o.O

Waaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah will wissen was das is o.o *weiter lesen geh*

Geiles Pitel bzw..geiler Prolog *g*


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