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Emotion

Taiora One-Shot
von

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Welcome back...

»Anfangs wollte ich es nicht glauben.

Ich habe nicht daran geglaubt, dass es passieren könnte, da wir nur gute Freunde waren.

Doch es geschah.

Ich verlor mein Herz und bemerkte es erst, als er gegangen war.«
 

~
 

Lautes Gemurmel und Geplapper durchdrang jede einzelne Straße und Gasse dieser Stadt. Der warme Wind spielte mit dem Geäst und den Blumen, welche er zu einem langsamen Tanz aufforderte. Die Sonne strahlte in ihrer ganzen Pracht und in einer solchen Intensität, dass es jeden nach etwas Kaltem dürstete. Der Sommer war dieses Jahr besonders heiß und veranlasste viele Einwohner dazu, sich ihren Nachmittag am Strand und im kühlen Nass des Meeres zu verbringen. Andere wiederum verbrachten ihren Nachmittag in Eiscafés oder Zuhause, um der Hitze zu entkommen. So auch sie.

In einem Apartment, das mit dem Namensschild Takenouchi an der Tür geschmückt war, lag die Genannte faul auf ihrer Couch und las eine Zeitschrift, die sie sich am Morgen in der Innenstadt besorgt hatte. Die bevorstehende Willkommensparty am Abend war Grund dafür, dass sie noch einmal gründlich einkaufen gehen musste, da in ihrem Kühlschrank gähnende Leere herrschte. Seufzend klappte sie die nun zu Ende gelesene Zeitschrift zu und setze sich auf.

Sora Takenouchi war das Opfer eines hinterhältigen Spiels geworden, welches Mimi entworfen hatte. Extra aus Amerika angereist, verstand sie es noch immer alles und jeden durcheinander zu bringen. Ihre Argumente, warum die Willkommensparty gerade hier stattfinden musste, waren simpel und entsprachen, zu allem Überfluss, auch noch der Wahrheit. Sie besaß als Einzige eine eigene Wohnung. Nachdem das Verhältnis mit ihrer Mutter nicht mehr so rosig war, reichte es Sora nach einiger Zeit und sie suchte sich eine kostengünstige Wohnung. Ihr Vater unterstützte sie finanziell auch noch, da ihr Gehalt, was sie im Moment verdiente, nicht das Gelbe vom Ei war. Doch diese Unabhängigkeit tat ihr selbst und auch ihrer Mutter gut. Nach wenigen Monaten verbesserte sich das Verhältnis um ein Vielfaches und Sora lud ihre Mutter auch mal zum Abendessen oder Ähnlichem ein.

Nun gut. Sie war soeben vom eigentlichen Thema abgedriftet, denn es ging ja nicht um die Geschichte ihres Auszugs, sondern um die Willkommensparty. Wie gesagt, hatte Mimi gute Argumente geliefert und mit einem wehleidigen Blick, dem Sora nicht widerstehen konnte, kam der Stein ins rollen.
 

Ein Jahr.

Ein Jahr und 2 Monate.

Gott. Die Zeit verging wie im Fluge und es verging kein Tag, an dem die Takenouchi nicht an ihn dachte. Es war schon komisch. Es kam Sora so vor, als wäre sie gestern bei den Yagamis gewesen und Tai habe ihr seine großen Pläne erzählt, die er mir nichts dir nichts auch in die Tat umgesetzt hatte. Ihn hatte die Möglichkeit ereilt, ein Auslandspraktikum in Amerika zu machen, die er sich auch nicht entgehen ließ. Damals war sie überrascht gewesen, sah es aber als eine große Chance für ihn, weswegen sie ihm auch Mut zugesprochen hatte. Im Nachhinein ein Fehler.

Sie selbst hätte ja nicht ahnen können, welche Gefühle in ihr heran wuchsen, sollte er erst einmal weg sein.

„Kann man nichts machen.“ Ihre roten Augen wanderten durch das Wohnzimmer und blieben an der angrenzenden Küche hängen. Mit einer nachdenklichen Miene sah sie zu ihrem Kühlschrank und konnte im geistigen Auge erkennen, welche Eissorten sich in ihrem Gefrierschrank befanden. Die Verlockung war zu groß, als dass sie ihr widerstehen hätte können. Somit stand sie auf, um sich auf den Weg dorthin zu machen. Mit schnellen Fingern hatte die junge Frau auch schon eine Schale und einen Löffel aus den Schränken entnommen, in die sie nun das Eis tat. Es gab nichts Schöneres, als ein kühles Eis, an solchen heißen Tagen. Mit dem Löffel im Mund schmiss sich Sora wieder auf ihre Couch, um nur nach wenigen Sekunden wieder aufzustehen, da es an der Tür klingelte.

„Kari?“ Die Angesprochene hob zum Gruß die Hand und lächelte sie unschuldig an. Mit verwirrten roten Augen blickte sie dann hinter die Yagami und erkannte eine zweite Person, die sie frech angrinste. Genau die Person, die die Barunhaarige so vermisst hatte und jetzt vor ihrer Tür stand.

Taichi Yagami.

„Ich konnte ihn nicht abhalten, aber er wollte dich unbedingt sehen. Tut mir Leid“, sprach seine jüngere Schwester.

„Du weißt gar nicht wie sehr sich Kari geweigert hatte, aber am Ende hat sie dann doch nachgegeben“, meinte Tai fröhlich, als wäre es ihm gar nicht unangenehm hier zu sein.

„Ja, weil mein großer Bruder noch immer den Hang zum Dauernerven verspürt.“ Ungewollt fing die Takenouchi mit einem Male an zu lachen. Die beiden Yagami Geschwister, blickten perplex zu der jungen Frau, die nun vor lauter Lachen bald keine Luft mehr bekam.
 

Noch immer mit ihrem Eis in der Hand, stopfte sich Sora dann den nächsten Löffel in den Mund und sah den Beiden zu, wie sie ihre Wohnung inspizierten, nachdem sie sich endlich wieder gefangen hatte und die beiden einließ. Kari selbst war nicht allzu oft hier gewesen, dass sie sagen konnte, diese Wohnung schon in- und auswendig zu kennen. Sie stand nun im Wohnzimmer und blickte zu Sora, die nach und nach ihren Becher mit Eis leerte.

„Sorry noch mal. Ich weiß, er sollte eigentlich erst heut Abend kommen, aber er kann ab und an wirklich überzeugend und dazu noch total nervig sein.“ Die Takenouchi hob eine Augenbraue und grinste breit.

„Kein Thema. Mir musst du das nicht erklären, sondern Mimi.“ Ein Stöhnen entwischte Kari, als sie dann auf die Uhr sah und plötzlich panisch wirkte. Nun legte die Frau mit dem Wappen der Liebe ihren Kopf schief, da sie gerade nicht so recht verstand, was ihre Gegenüber nun so gehetzt erscheinen ließ.

„Ich wollte mich doch noch mit T.K. treffen. Verdammt. Ich muss los. Bis heut Abend, Sora.“ Mit diesen Worten war sie aus der Wohnung verschwunden und ließ die Takenouchi und Tai, der nun seinen Kopf aus ihrem Bad streckte, zurück. Er blickte verwirrt zu seiner Freundin, die mit ihrem Löffel im Mund nur die Schultern zuckte und sich nun wieder auf ihrem Sofa gemütlich machte. Tai kam ebenfalls ins Wohnzimmer und sah sich um, dabei kratzt er sich am Hinterkopf, als wäre ihm irgendwas peinlich.

„Dann bin ich wohl die Zweite, die dir das sagt. Willkommen zurück.“ Das Lächeln auf seinem Gesicht erschien, was die Braunhaarige das ganze letzte Jahr vermisst hatte und sie tat es ihm gleich und lächelte. Es war wirklich lange her und die Zeit brachte Veränderungen mit sich, so auch bei ihm. Er war nun größer, männlicher und schien reifer zu wirken. Seine Haare waren noch immer verwuschelt und mit einem Haarband gebändigt. Seine Augen wanderten noch einmal durch die Wohnung.

„Du hast eine schöne Wohnung.“

„Danke. Magst du was trinken oder essen?“ Er schien zu überlegen und entschied sich dann ebenfalls für ein Eis, was Sora ihm auch sofort zubereitete.
 

Es war schon komisch, auch wenn sie beste Freunde waren, schien irgendwas anders zu sein. Sie sprachen distanzierter, als hätten sie Angst vor etwas. Die Braunhaarige war ehrlich, sie gab zu, dass sich einiges in dem vergangenen Jahr geändert hatte. Ihre Streitigkeiten mit ihrer Mutter, dann der Auszug und nun das bessernde Verhältnis zu ihrer Mutter. Dann die Trennung von Matt, kurz nachdem sie bemerkte dass ihre Gefühle für ihn nicht wirklich waren, sondern jemandem ganz anderen galten. Doch blieb noch immer ein rein freundschaftliches Verhältnis zwischen ihr und Matt, was sie damit beweisen konnte, dass er immer da war, wenn sie Probleme hatte und ihr, sowie Izzy, Kari und T.K., beim Umzug geholfen hatte. Sie wusste, dass Tai es genauso getan hätte, doch zu dieser Zeit nicht da gewesen war.

„Es tut mir Leid.“ Verwirrt sah die Takenouchi auf und blickte in seine kastanienbraunen Augen. Man sah ihm das Unbehagen an.

„Kari hatte mir davon erzählt. Das mit deiner Mutter und Matt. Tut mir Leid, dass ich nicht da war. Es schien wohl doch ein Fehler gewesen zu sein, für ein Jahr ins Ausland gefahren zu sein.“ Er fühlte sich verantwortlich und schlecht, dass er nicht bei ihr sein konnte, als sie ihn am meisten gebraucht hätte. Stattdessen war er egoistisch gewesen und hatte nur an seine Chancen gedacht.

„Sei nicht dumm. Ich nehme es dir in keiner Weise übel. Es reicht wenn ich weiß, dass du für mich da gewesen wärst. Du hast eine Chance wahrgenommen, die dir in der Zukunft etwas Gutes bringt, also mach dir darüber keine Gedanken. Erzähl doch mal, wie es in Amerika war.“ Ein breites Grinsen stahl sich auf sein Gesicht und er nahm dankend den Eisbecher entgegen, den Sora ihm reichte. Beide setzten sich auf den beschatteten Balkon in Korbstühle, die sie von ihrem Vater geschenkt bekommen hatte. Sie selbst hatte sich nun ein Glas mit Eistee und Eiswürfeln eingeschenkt und sah ihn abwartend an. Auch wenn die junge Frau äußerlich total ruhig war, hüpfte sie innerlich vor Freude. Tai war endlich wieder da und solche Nachmittage hatte sie vermisst. Alleine mit ihm zu sein und einfach nur reden. Egal ob über sich, Alltägliches oder Probleme, die sie hatten. Sie wussten beide genau über den anderen Bescheid, was sich nun aber geändert hatte.
 

„Wo soll ich am Besten anfangen?“ Der Yagami löffelte den Eisbecher und überlegte dabei. Dann stahl sich ein breites Grinsen auf seine Lippen, ehe er zu erzählen begann.

„Ich muss sagen Amerika ist ein schönes Land, ganz anders im Vergleich zu Japan. Meine Gastfamilie hauste mitten in New York, wo ich auch zur Schule ging und Freunde gefunden hatte. Die meisten Mädchen fanden mich süß…“ Sora schnaubte nur und fing sich ein amüsiertes und sehr breites Grinsen ein.

„… mit den Jungs verstand ich mich prächtig. Auch in meiner Gastfamilie, verstand ich mich mit den beiden Söhnen und der Tochter hervorragend. Es hatte richtig Spaß gemacht mit ihnen durch die Stadt zu gehen und die Statue of liberty zu besichtigen.“ Doch dass dabei seine Gastschwester immer an ihm gehangen hatte, erwähnte er mit keinem Wort. Die Braunhaarige konnte es sich so oder so schon denken. Es war hier an ihrer Schule genauso gewesen. Tai und Matt, die bekanntesten Jungs der Schule und dazu auch noch sehr beliebt. Sora war dagegen der weibliche Part und so was wie eine Queen, während die anderen beiden die Kings waren.

Lustig, aber wahr.

Die Takenouchi sagte jedoch nichts dazu, sondern hörte aufmerksam zu. Sie war nicht seine Mutter oder seine Geliebte, die ihn in diesem Thema zu Recht weisen hätte können.

„Also hat es sich gelohnt. Das freut mich für dich.“

„Ja… gelohnt hat es sich, doch mir wurde immer mehr bewusst, dass es manchmal nicht alles ist. Gewisse Dinge vermisst du eben, auch wenn man in Kontakt bleibt.“ Rote Augen fixierten die männlichen Gesichtszüge ihres besten Freundes, der gedankenverloren zu dem Riesenrad sah. In ihrer Nähe befand sich der Freizeitpark, weswegen man eine wunderschöne Aussicht auf das Riesenrad hatte und noch auf viele andere Attraktionen. Auch das Meer bot einen herrlichen Anblick.

„So ist das manchmal. Als wir in der Digiwelt waren, was hast du da vermisst?“, fragte sie ihn.

„Anfangs meine Schwester und meine Eltern. Doch als wir dann hier waren und dann wieder in die Digiwelt gereist sind, hatte ich alles vermisst.“ Sora blickte bedrückt auf ihr Glas Eistee und schloss die Augen.

„Ich hatte gar nichts vermisst. Alles was ich gebraucht hatte, hatte ich dort…“
 

~
 

»Ich wusste nicht, was mich dazu geritten hatte, ihm indirekt zu sagen, dass ich nur ihn und die anderen gebraucht hatte.

Es mag zwar sein, dass ich dort noch nicht solche Probleme hatte wie heute, doch irgendwie glaubte ich zu spüren, was mir wichtig war.

Er, Biyomon und meine Freunde.«
 

~
 

Als die beiden noch eine Weile miteinander gesprochen hatten, fing Sora auch schon an alles für die bevorstehende Party vorzubereiten. Es war wieder schön, mit ihm rumzualbern und ihn an ihrer Seite zu haben. Selbst beim Kochen war er eine sehr große Hilfe und zeigte ihr sogar, was es in Amerika für Spezialitäten gab, die er dann auch zubereitete. Die Takenouchi wusste nicht, wann sie das letzte Mal so fröhlich und unbeschwert sein konnte. Vielleicht, als sie mit Matt zusammen war? Oder als sie mit Kari und den anderen in den Urlaub gefahren war?

Vielleicht. Doch jetzt war sie es definitiv.

Sie lachten viel miteinander und Tai erzählte ihr immer mehr von seinem Trip nach Amerika, doch von sich erzählte sie nichts. Sora wollte nicht, dass er sich noch schlechter fühlte, dass er nicht bei ihr gewesen war. Er konnte nichts dafür und sie hatte ja auch nicht ahnen können, dass alles so eskalieren würde. Nachdem der Tisch gedeckt, das Essen zubereitet und die Dekoration verteilt war, klingelte es auch schon an der Tür. Wie versprochen, um Acht, tauchten alle auf. Sogar Joey, der sich sonst nie von seinen Schulbüchern losreißen konnte. Matt und Tai verstanden sich nach wie vor gut miteinander, dennoch hatte sie keinerlei Probleme mit der Trennung. Zwar plagten sie noch immer Gewissensbisse, dass sie ihn wegen jemand anderem verlassen hatte, obwohl er es ernst mit ihr gemeint hatte, doch Matt gab ihr oftmals zu verstehen, dass er es verstand und es besser so geschah, als durch andere Umstände. Er schien zu ahnen, wegen wem sie ihn verlassen hatte. Mit Geschenken bereichert alberten sie viel an dem Abend herum und spielten Gemeinschaftsspiele.

Ein Abend unter Freunden.
 

„Ich sollte mir das nächste Mal nicht soviel Sake gönnen“, kam es gequält aus dem Munde der jungen Frau. Tai lächelte lediglich und stützte Sora, nachdem er beschlossen hatte ein wenig mit ihr an die frische Luft zu gehen. Die anderen waren bereits schon am Schlafen und lagen verteilt in ihrem Wohnzimmer herum. Der Yagami wusste endlich, dass er wieder zu Hause war. Die Abende und Nachmittage mit seinen Freunden hatte er sehr vermisst, was ihm aber erst jetzt bewusst wurde. Die laute Mimi, das Computergenie Izzy, der wissbegierige Joey, seine kleine Schwester, der verantwortungsbewusste T.K. und dann noch sein bester Freund Matt. All sie waren extra heute Abend gekommen. Doch es gab nur eine Person, über die er sich am meisten gefreut hatte und die ging neben ihm und war dabei auf seine Hilfe angewiesen - die mütterliche und liebevolle Sora.

Damals, wie heute, hatte sich an ihr rein gar nichts geändert, außer dass sie weiblicher und verantwortungsbewusster geworden war. Er konnte über ihre momentane Verfassung nur den Kopf schütteln und setzte sie vor dem Haus auf eine kleine Bank ab. Er jedoch stand nur da und beobachtete die Wappenträgerin der Liebe. Er musste zugeben, dass es das erste Mal war, dass er sie so betrunken sah. Was hatte sich noch so alles verändert, als er fort war?

„Sorry“, murmelte die Takenouchi dann und lehnte sich zurück. Ihren Handrücken auf das Gesicht gepresst. Der Braunhaarige lächelte sie an und schüttelte leicht den Kopf.

„Kein Problem. Wäre ja nicht das erste Mal, dass ich das bei Leuten tue.“ Sora grinste.

„Glaub ich dir. Musst dich ja gut amüsiert haben in Amerika.“ Tai wusste nicht wieso, aber diese Aussage traf ihn sehr. Er konnte nicht abstreiten, dass er sich wirklich amüsiert hatte, aber…

„Etwas. Aber der heutige Abend hat mir wieder gezeigt, wohin ich gehöre.“ Ein rotes Augenpaar fixierte ihn und schloss sich dann. Sora sagte nichts, sondern saß einfach nur da und genoss die angenehme Luft. Selbst am Abend kühlte diese nicht viel ab, sodass die Braunhaarige auch nicht fror.
 

„Glaubst du noch immer, dass es ein Fehler war, nach Amerika zu gehen?“

„Ja. Selbst wenn es für mich bessere Chancen für die Zukunft geben sollte, habe ich doch die Menschen, die mich gebraucht haben, im Stich gelassen.“

„Blödsinn. Wir alle wissen, dass du immer für uns da bist…“, flüsterte Sora. Sie wollte einfach nicht, dass er sich deswegen schlecht fühlte.

„Mag sein, aber als ich von Kari erfuhr, dass du Krach mit deiner Mutter hattest und kurz darauf ausgezogen bist, machte es mir doch zu schaffen. In den Mails hast du nie etwas erwähnt, weil du deine Probleme mit niemandem teilen wolltest, hab ich Recht?“ Er sah sie an und sie konnte nicht anders als ihren Blick abzuwenden.

„Es ist wie damals gewesen. Als du vor uns weg gerannt bist, als du erfahren hattest, welche Bedeutung die Wappen eigentlich haben. Du wolltest niemandem deine Probleme, die du mit dem Wappen der Liebe in Verbindung gebracht hast, anvertrauen.“

„Stimmt.“ Tai sah sie an und schüttelte nur den Kopf. Er verstand sie nicht. Man konnte Probleme nicht in sich rein fressen, weil man daran zugrunde ging. Er hatte es oft genug bei ihr beobachten können, doch sie lernte einfach nicht daraus. Wieder schwiegen sie und Sora fing mit einem Mal an zu lachen.

„Kari hat mir das auch mal gesagt. Die gleichen Worte.“ Welch Ironie, dachte sich die junge Frau. Tai schwieg, stattdessen blickte er auf den mit Laternen beleuchteten Weg. Was hätte er auch antworten können?

„Als du gegangen bist, habe ich mich zwei Monate später von Matt getrennt. Ich hatte ihn nicht wirklich geliebt. Kaum einen Monat später wurde es immer schlimmer mit mir und meiner Mutter. Ich spielte wieder Fußball, da ich mich nicht von dieser Sportart trennen konnte. Darin lagen mir einfach zu viele schöne Erinnerungen, weswegen ich das Tennis aufgegeben hatte. Meine Mutter machte mir die Hölle heiß und fragte mich, was mir einfallen würde, wieder diese grauenhafte Sportart zu machen. Ich sollte mich doch endlich etwas weiblicher benehmen. Sie wollte nicht verstehen, wie viel mir daran lag und schließlich bin ich mitten im Streit einfach raus gerannt und kam vier Tage nicht mehr nach Hause. Kari war so lieb und hatte ihre Mutter gefragt, ob ich nicht bei euch bleiben konnte. Ich wohnte vier Tage lang in deinem Zimmer.“ Tai schwieg. Er hatte das alles schon von seiner Schwester und seiner Mutter gehört. Er wusste ja schon immer, dass das Verhältnis nie wirklich gut war. Damals wie heute.

„Es war schon seltsam. Du warst nicht da und ich schlief in deinem Bett… Ich bin ehrlich, ich habe dich vermisst. Dich und deine aufmunternden Worte. Dein Lachen, einfach alles. Doch in deinem Zimmer, in deinem Bett zu sein und zu wissen, dass du nicht da warst… es brachte mich zum Weinen.“

„Sora…“

„Nach vier Tagen bin ich wieder zurück zu meiner Mutter. Mein Vater war da und wir einigten uns darauf, dass ich auszog, weil ich auch nicht zu meinem Vater wollte. Er half mir und bezahlt einen Teil der Miete. Ich glaube ansonsten hätte ich mit meinem mickrigen Gehalt ein Problem bekommen.“
 

Sie schielte zu Tai, der noch immer die Straße runter sah und keinerlei Reaktion zeigte. Er hörte ihr zu, verstand stumm, was sie meinte und das war ihr genug. Es war schon oft so gewesen. Sie seufzte. Die Luft half ihre Gedanken wieder zu klären.

„Wieso hast du mich nicht angerufen und mir das alles gesagt?“

„Liegt wohl daran, dass ich zu diesem Zeitpunkt zu viele andere Sorgen hatte und auch nicht wollte, dass du dir zu viele Gedanken um mich machst.“

„Schwachsinn.“ Sora schreckte bei seiner lauten Stimme zusammen und sah ihn an. Sein Blick war wütend und auch verletzt. Etwas was sie schon lange nicht mehr an ihm gesehen hatte. Er war verletzt und sie der Grund dafür.

„Weißt du eigentlich wie sehr es mich verletzt hat, deine Probleme von Kari zu erfahren, anstatt von dir selbst? Sie hatte mich kurz nachdem du dort warst angerufen und mir es erzählt. Ich war als erstes sauer, da du nichts geschrieben hattest. Ich bin es eigentlich noch immer. Du weißt ganz genau, wie wichtig du mir bist und dann so was. Ich hab mir wahrhaftig Sorgen gemacht, weil du es wieder wie damals tust. Probleme für dich zu behalten, mit der Absicht andere nicht damit zu belasten.“ Der Braunhaarige wandte sich ab und ging einige Schritte nach vorne.

„Ich bin enttäuscht von dir, Sora.“ Die Angesprochen saß da und blieb stumm. Sagte nichts, sondern hatte ihre roten Augen nur auf den Rücken ihres besten Freundes gerichtet. Sie lächelte, obwohl es keinen Grund dafür gab. Er hatte ihr gerade gesagt wie enttäuscht er von ihr war und doch lächelte sie. Womöglich, weil er der einzige neben Matt war, der ihr genau das sagte, was sie störte. Einfach nur die Wahrheit und nichts anderes. Keine Lügen, die verschönert wurden, damit sie nicht sauer auf andere war. Langsam stand sie auf. In ihrem Kopf drehte es sich noch immer etwas, aber nicht mehr so schlimm, dass sie nicht auf eigenen Beinen stehen konnte.
 

„Vielleicht solltest du endlich mal auf deine Freunde vertrauen und ihnen das sagen, was dich bedrückt, denn dafür sind schließlich Freunde da. Sie helfen einander“, ertönte noch einmal die Stimme des Yagamis. Noch immer war sein Rücken zu ihr gewandt, damit er ihr nicht seinen verletzten Gesichtsausdruck offenbarte. Nach wenigen Sekunden jedoch schlangen sich zwei zierliche Arme um seinen Oberkörper.

„Es tut mir so Leid, ich wollte dich nicht verletzten oder in irgendeiner Weise wütend machen…“ Er vernahm ihre klare Stimme und ihren Atem. Er spürte ihren Körper, der eine angenehme Wärme ausstrahlte und sich an ihn drückte.

„Weißt du… Ich trennte mich von Matt, weil ich für jemanden anderes Gefühle hatte. Doch diese Person war weg. Ich weiß nicht wieso, aber erst als diese Person weg war, merkte ich, was ich wirklich für ihn empfand und das meine Gefühle zu Matt nicht wirklich waren. Diese Person war immer an meiner Seite, beschützte mich, auch wenn ich mit seinem besten Freund zusammen war. Er brachte mich immer zum lachen und munterte mich auf und ich verband so viele schöne Erinnerungen an diese eine Person“, erzählte sie leise, aber so das Tai es noch verstand. Nach und nach ahnte er um wen es sich dabei handelte. Er lächelte nachdem sie geendet hatte.

„Was glaubst du, würde die Person sagen, wenn sie das hören würde?“, fragte Tai ebenso leise.

„Ich würde hoffen, dass er genauso empfindet, denn diese Person ist das einzig Wichtige für mich. Damals in der Digiwelt und auch noch heute. Selbst noch wichtiger als Biyomon und meine anderen Freunde, die immer für mich da sind, auch wenn ich manchmal Sachen tue, die sie verletzen könnten.“

„Du bist betrunken…“

„Vielleicht“, kicherte sie und hörte anhand seiner Stimme, dass er nicht mehr sauer war. Er löste sich von ihr und drehte sich um, um ihr in die Augen zu sehen. Sie lächelte.

„Ich hab dich wahnsinnig vermisst.“ Lange blickte der Yagami in ihre Augen und erkannte, dass sie es mit allem Ernst meinte. Mit ihm, mit ihrer Entschuldigung, einfach mit allem.

„Ich dich auch.“ Seine Stirn berührte Ihre und er grinste sie frech an.

„Und ich hoffe, dass du nun verstanden hast, dass du immer zu mir kommen kannst.“ Die Takenouchi grinste nun ebenfalls und nickte leicht. Doch in ihr machte sich leichtes Unbehagen breit. Er hatte noch nicht gesagt, was er für sie empfand und das machte ihr wiederum Angst. Auch wenn er sie so angrinste mit seiner frechen und kecken Art. Tai selbst bemerkte, dass ihr Unwohl wurde. Er blickte ihr noch lang genug in die Augen, um dann endlich darauf zu antworten.

„Ich denke du hast Recht mit dem, was du dir erhoffst. Ich denke er hegt die gleichen Gefühle für dich und würde dich noch immer beschützen, egal was passiert.“ Damit die Worte, die er soeben preisgegeben hatte, mehr glaubwürdig erschienen, gab er ihr einen sanften Kuss, den Sora zuerst schüchtern erwiderte, aber dann mit mehr Leidenschaft.
 

Es war wie ein Traum.

Diese Wort und dann der darauf folgende Kuss.

Sie hatte ihn so sehr vermisst und gehofft, dass er ihre Gefühle erwidern konnte. Auch verspürte sie die Angst, dass er sie ablehnen würde und diese Angst hatte sich bestätigt, als er heute Nachmittag von seinem Abenteuer in Amerika erzählt hatte. Tai war ein Junge, der Reize besaß und die Frauen anzog, doch auch er hatte nur Augen für eine, die leider mit seinem besten Freund zusammen war. Enttäuscht und verletzt darüber, hatte er gar nicht damit gerechnet, dass sie ihn doch noch liebte. Somit war sein Entschluss entstanden, nach Amerika zu gehen. Er wollte sich Klarheit verschaffen und über sich und Sora nachdenken. Doch als er erfahren hatte, dass sie Probleme hatte, wollte er am liebsten wieder nach Japan fliegen und ihr beistehen, so, wie er es immer tat. Damals hatte er sich für seinen Entschluss verflucht.

Langsam lösten sie sich voneinander und sahen sich an.

Für beide war etwas in Erfüllung gegangen, was sie sich nie erhofft hätten.

Das Gefühl der gegenseitigen Liebe.
 

~
 

»Es war Wirklichkeit und ich konnte es nicht fassen.

Erst am Morgen nach der Party, als er mich so zärtlich geküsst hatte und mir damit zeigte, wie sehr er mich liebte.

Matt hatte schon eine Ahnung gehabt und nahm es mir deshalb nicht krumm, sondern freute sich vielmehr für uns beide, sowie die anderen.

Ich war ihm dankbar dafür und hatte endlich die Person gefunden, die ich wirklich liebte und das mit ganzem Herzen.

Die Person, die für mich da war und mich beschützte.«
 

~
 

„Warum muss ich dir noch mal beim Aufräumen helfen?“, ertönte die quengelnde Stimme von Tai, der soeben mit dem Staubsauger bewaffnet durch ihre Wohnung ging. Sora, die gerade das dreckige Geschirr abspülte, sah auf und grinste breit. Ihre Blick war amüsiert auf das Bild vor sich gerichtet.

„Weil es deine Party war und du dich dafür bereit erklärt hattest.“ Tai brummte irgendetwas, was der jungen Frau ein Kichern entlockte. Sie spülte dann weiter ab und summte fröhlich ein Lied. Mit ihren Gedanken noch immer beim gestrigen Abend, war sie das erste Mal seit Monaten wieder total unbeschwert und glücklich. Sie war sich sicher, dass jetzt alles nur noch besser wurde. Zwei starke Arme schlangen sich um ihren Bauch und sie lächelte fröhlich, als sie seine Lippen an ihrem Hals spürte. Er hatte wirklich seine Methoden sich vor der Arbeit zu drücken, doch diese waren sehr überzeugend und ließen auch sie in ihren Bewegungen inne halten.

„Du spielst unfair“, sagte sie gespielt streng, doch als Tai weiter machte entfuhr ihr ungewollt ein Seufzer, was Tai siegessicher Grinsen ließ.

„Mag sein, doch du auch, wer soll dir denn bitte widerstehen, mit so einem Ausschnitt.“ Sora wurde rot, was ihn zum Lachen brachte. Er drehte sie zu sich und gab ihr einen Kuss.

„Ich liebe dich“, hauchte er in ihr Ohr.

„Ich dich auch.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  jakey-lynn
2011-05-23T10:23:08+00:00 23.05.2011 12:23
hei (:

zu allererst: ich LIEBE dieses Pairing *.*
die ganze FF ist super geschrieben und wirklich äußerst romantisch *dahinschmelz* ich fands wirklich einfach nur großartig!
da wünscht man sich gleich auch so jemanden wie Tai *.*

LG Jakey
Von:  Misty1103
2009-04-13T18:07:30+00:00 13.04.2009 20:07
Hi

Ich habe grade durch Zufall deine FF gefunden und ich muss sagen das sie sehr gut geschrieben ist!^^
Schön lang, nicht zu kurz und mit einem guten Schreibstil. ^.~
Und obwohl mich ebenfalls das "die Takenouchi" und "dem Yagami" etwas gestört haben, war das einer der besten Taioras die ich seit langer Zeit mal wieder lese!^^
Würde mich freuen wenn ich eine weitere Taiora (einer meiner Lieblingspaarings) oder was anderem von dir finde!
Lg
Misty1103
Von: abgemeldet
2009-03-13T16:42:07+00:00 13.03.2009 17:42
Einfach nur hervorragend. Sehr gut geschrieben und das Pairing ist sowieso top... <3
Von: abgemeldet
2009-03-08T17:51:34+00:00 08.03.2009 18:51
Eine süße Geschichte. Hab bisher noch nicht viele FFs mit dem Pairing gelesen, aber ich mag es gern. Du hast einen angenehmen Schreibstil, das Einzige, was stört ist, dass Du viel zu oft von "der Takenouchi" und "dem Yagami" "und der Braunhaarigen" redest. Sorry, aber das das klingt nicht gut. Ansonsten echt süß und glaubwürdig.
Von:  RosaLies
2009-03-05T11:24:09+00:00 05.03.2009 12:24
Hey! *-*
Bin gerade über deine FF gestolpert! (Keine Sorge, hab mir nicht wehgetan) ;D
Ich liiiiebe dieses Pairing und finde du hast das Ganze wirklich erstaunlich gut umgesetzt! Dein Schreibstil ist flüssig und du vermagst es einen mit deiner Ausdrucksweise prächtig zu unterhalten!
Ich bin restlos begeistert, danke dir für die Versüßung meines Tages und wünsche dir einen angenehmen Donnerstag!

lg
Rosalie
Von: abgemeldet
2009-03-03T19:55:09+00:00 03.03.2009 20:55
Also wie gesagt, fand ich den OS wirklich total süß. <3 Und du hast mich sogar dazu gebracht, dass ich wieder anfang Taiora zu lesen. haha. Hervorragende Leistung, meine Liebe. Deinen Schreibstil find ich immer noch faszinierend. <3 Wow, kann ich da nur sagen, da hat mir das betan richtig Spaß gemacht (ich hoff, es hat auch was gebracht, wie gesagt ;P).

Ich muss Kit-Kat recht geben, es ist toll das Tai gegangen ist. xD Nicht nur hier bei dieser Taiora, aber auch bei vielen anderen OS/FFs ist das meistens so, dass das Mädel geht, dann wieder vollkommen verändert zurückkehrt und blablabla. War schon mal ziemlich abwechslungsreich. ;P

Vielleicht sehn wir ja noch mehr Taioras von dir. xD Würd mich auf jeden Fall darauf freuen.

*knuddl* <3

Von:  flyingAngel
2009-03-03T18:42:47+00:00 03.03.2009 19:42
Ich wiederhole mich gerne, um dir zu sagen:
Awwwwwwwwwwwww <3 *quiiiiiiiiietsch*
Dieser One-Shot war wirklich sowas von süß, besonders das Ende! Eigentlich bin ich kein Fan von diesen Ich Liebe Dich- Sachen, aber hier hat es einfach perfekt gepasst.
Die beiden passen einfach so gut zusammen & es ist wundervoll, dass sie es eingesehen haben :]
Sora war betrunken so süß & du hast sie so originalgetreu rübergebracht. Leider ist sie ja immer diejenige, die andere nicht mit ihren Problemen belasten will & das Tai das stört, ist ja klar. Sein kleiner 'Wutausbruch' *_*

Also, der OS war wirklich schön & ich fühle mich geehrt, das er unter anderem mir gewidmet ist. Vielen Dank dafür <3
Wir drei machen noch einen Taiora-Fanclub auf oder sowas :D

Hdl, liebster Holmes ♥
Von: abgemeldet
2009-03-02T17:47:32+00:00 02.03.2009 18:47
omfg! Es war so lang und so unglaublich schön, ich weiß nicht was ich sonst noch sagen soll.

Da Ende war so mit Zucker bestückt, ich kann's noch immer nicht glauben. Sie betrunken und gesteht ihm ihre Liebe, wie überaus niedlich. Nur, dass das danach alles so schnell vorbei war. Ist ja wirklich logisch, aber ich hätte so gern noch mehr und weiter gelesen! O:

Beste Idee war, dass Tai weggegangen ist, denn meistens geht ja Sora weg und da wird beiden klar, dass da was ist und das ist langweilig, zumindest meistens. Aber du hast das auch toll rüber gebracht, dass er sauer ist, weil sie ihm das alles verheimlicht hat. *___*


Von:  Raph1247
2009-03-02T11:44:58+00:00 02.03.2009 12:44
grossartig,einfach super gut geschrieben.mehr muss man dazu nicht sagen,oder?


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