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The Greatest Man I Ever Knew

Snape X Harry
von

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Silhouette

Für den ungeübten Betrachter wirkte die Straße verlassen. Kein Fenster war erleuchtet, die Hauseingänge lagen in tiefem Schatten. Das Kopfsteinpflaster schimmerte im flackernden Licht der einzigen Straßenlaterne, dann gab es ein surrendes Geräusch und die einzige Lichtquelle war der Mond. Es war keine schöne Gegend, die Häuser waren verkommen und nach Einbruch der Dunkelheit trauten sich nur noch die Katzen hinaus. Doch in dieser Nacht war noch nicht einmal eine von ihnen unterwegs. Es rankten sich viele Gerüchte um diese Gegend, eines übler als das andere und sollte auch nur eines von ihnen stimmen war diese Gegend nicht nur verkommen sondern auch sehr gefährlich. Sie war perfekt.

Als irgendwo eine Turmuhr schlug, schälte sich ein Mann aus der Dunkelheit einer kleinen Nische. Er trug einen Mantel dessen Kapuze so groß war, dass sie kein Blick auf seine Augen erlaubte. Zusätzlich hatte er einen Schal um seinen Hals geschlungen, der Kinn und Mund ebenfalls versteckte. Eine kurze Bewegung, dann hatte er Harry auch schon entdeckt und mit ein paar schnellen Schritten war er bei ihm.

"Ich habe die Informationen, die sie brauchen" Durch den dicken Schal war er schwer zu verstehen.

Unauffällig zog er eine Pergamentrolle aus seiner Manteltasche und steckte sie Harry ebenso unauffällig zu. "Danke" flüsterte Harry und zog sein Gegenüber mit sich, einen Meter rückwärts in eine dunkle Gasse. Er rollte das Pergament auf und überflog die Zeilen, dann nickte er. Geräuschlos verschwand sein Informant wieder in die Dunkelheit aus der er gekommen war.

Harry steckte die Pergamentrolle in seinen Umhang und machte kehrt, ging zielstrebig durch den Nebel. An der nächsten Ecke angekommen, zog er einen kleinen goldenen Gegenstand und ließ ihn einmal klicken. Das Licht auf der Straße ging wieder an, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre.

Harry ging weiter durch die feuchte Nacht, er musste so schnell wie möglich außerhalb der Stadt sein. Apparieren war in Muggelgebieten verboten und Harry hielt nichts an diesem schrecklichen, verwahrlosten Ort. Den Blick nach vorne gerichtet lief er, seine Kapuze ins Gesicht gezogen und den Kragen aufgestellt. Wie automatisch scannte er die wenigen Menschen, die sich auf der Straße befanden. Immer wachsam, wie Moody gesagt hätte. Wieder kroch sich dieses Gefühl in seine Brust, diese ekelhafte Schuld, die ihn seit Jahren begleitete und dies wahrscheinlich bis zu seinem Tod tun würde. Er war tatsächlich einen Moment lang abgelenkt gewesen, sodass er fast einen Mann umgerannt hätte, der in diesem Moment aus einer Gasse geeilt kam. "E-Entschuldigung." murmelte Harry, doch der andere reagierte nicht und lief einfach weiter. Harry stutzte. Dieser Gang...die Silhouette des Mannes kam ihm so bekannt vor, dass er vergaß zu atmen.

Doch Harry schüttelte den Kopf. Das konnte einfach nicht sein, er war in Gedanken gewesen und sein Gewissen hatte seiner Wahrnehmung einen bösen Streich gespielt. Er warf noch einen kurzen Blick zurück um sich zu vergewissern, aber der Mann war schon wieder verschwunden. Dass sein Herz immer noch bis zum Hals klopfte, versuchte Harry zu ignorieren und setzte seinen Weg durch die hässlichen Gassen fort.

Doch der Vorfall hatte sich in sein Gehirn eingebrannt und er kam mit den Gedanken nicht davon los. Dass dieser Mann nicht Severus Snape sei konnte stand außer Frage. Harry wusste, dass er tot war, er war dabei gewesen, als er seinen letzten Atemzug getan hatte. Er hatte ihn sterben sehen. Bei dem Gedanken daran spürte Harry, wie sich ihm die Kehle zuschnürte. Die große Schlacht von Hogwarts lag nun schon fast sieben Jahre zurück, doch die Erinnerungen suchten ihn immer wieder heim und mit ihnen das schlechte Gewissen. Er hätte so viel anders, besser machen können, wenn er doch nur vorher verstanden hätte. Er hätte viele vor dem Tod bewahren können, er hätte Severus Snape, seinen jahrelangen heimlichen Beschützer, vor dem Tod bewahren können.

In Gedanken versunken erreichte Harry den angerenzenden Wald und somit die Apparationssperre. Er atmete tief ein, sah sich einmal um und disapparierte dann direkt in sein Büro. Dort ließ er sich in seinen Sessel fallen und goss sich ein Glas Feuerwhiskey ein. Seufzend zog er die erhaltenen Informationen aus seinem Mantel und ließ das Papier auf den Schreibtisch klatschen. Es war ihm von vorneherein klar gewesen, dass ihm diese Informationen nicht wirklich weiter helfen würde.

Harry hatte vor fast vier Jahren gemeinsam mit Neville seine Aurorenausbildung beendet und widmete sich seitdem dem Aufspüren der übrig gebliebenen Todesser. Zaubereiminister Shacklebold hatte Harry zum Leiter des Aurorenbüros machen wollen, doch Harry hatte abgelehnt. Er wollte keine Karriere machen, er machte diesen Job aus nur einem Grund. Er wollte wieder gut machen, was er damals verschuldet hatte. Fred, Moody, Remus und Tonks...Snape. All die Menschen die für ihn gestorben waren. Harry hatte das Gefühl, für sie weiter kämpfen zu müssen. Sieben Jahre, und seine Brust schmerzte immer noch, als wenn er wieder in der großen Halle stünde und auf ihre Leichen herabsehen würde. Er schluckte und nahm einen großen Schluck Whiskey. Dann lehnte er sich in seinem Sessel zurück und schloss laut seufzend die Augen. Der Knoten in seiner Brust war zu einer unerträglichen Größe angeschwollen.

"Reiß dich zusammen, Harry. So machst du sie auch nicht wieder lebendig...", murmelte er sich selber zu und genehmigte sich einen weiteren großen Schluck des wärmenden Getränks.

Und da hatte er Recht. Er würde sie so nicht wieder lebendig machen können, er würde sie überhaupt nicht wieder lebendig machen können. Das einzige was ihm blieb war sie in seinen Erinnerungen zu bewahren und Rache. Als eine Art Wiedergutmachung.

Niemand hatte erwartet, dass sich die Probleme nach Voldemorts Sturz sofort in Luft auflösen würden. Das wäre zu einfach gewesen. Nach der Euphorie der ersten Tage kristallisierte sich schnell heraus, dass Voldemorts Gefolgsleute sich so einfach nicht geschlagen geben würden. Der Dunkle Lord war tot, diesmal für immer und sie hatten somit einen großen Teil ihrer Macht eingebüßt. Doch für sie lohnte es sich, weiter für ihre Ziele zu kämpfen, denn die einzige Alternative die ihnen blieb war Azkaban. Natürlich hatten sich nicht alle vor diesem Schicksal retten können und es gab sogar einige, die ihre Verbindungen haben spielen lassen und Buße taten.

So hatten sie den Kampf aufgenommen. Für Harry stand in diesem Moment überhaupt nicht zur Diskussion, das dies auch sein Kampf sein würde.

Ron und er hatten gleich nach Schule die Aurorenausbildung begonnen, und auch Neville hatte sich überraschenderweise dazu entschieden. Harry arbeitete nun seit vier Jahren mit Neville zusammen, sie vertrauten sich blind. Ron hatte den Dienst einige Zeit nach der Ausbildung quittiert, womit Harry aber gerechnet hatte. Mit seiner Heirat mit Hermine war der Job einfach nicht zu vereinbaren gewesen, und als Herm dann schwanger wurde, war die Entscheidung klar. Nun arbeitete Ron zusammen mit George für Weasley Zauberhafte Zauberscherze und hielt Freds Erbe am Leben.

Beim Gedanken an Fred spürte Harry wieder diesen Kloss im Hals. Er wusste, er würde diese Bilder in seinem Kopf wohl niemals los werden, würde in seinen Träumen von ihnen verfolgt werden für den Rest seines Lebens.

Wieder begannen seine Gedanken und Snape zu kreisen. Der Mann, der ihm vorhin begegnet war...das konnte nicht Snape gewesen sein. Snape war tot, Harry hatte ihn sterben sehen, seinen letzten Atemzug gespürt...

Harry sprang auf, er wollte sich nicht an die Leere in den schwarzen Augen erinnern. Entschieden schnappte er sich seinen Mantel, stürzte den Rest Whiskey hinunter und eilte aus seinem Büro.

Mission

Eine kleine Notiz ließ sich auf Harry Potter Tisch nieder. Zuerst überging er sie geflissentlich, denn er hatte genug anderes zu tun. Viel Papierkram, Berichte und Anträge. Leider eine unumgängliche Notwendigkeit. Doch als sich die kleine gefaltete Notiz wieder von seinem Schreibtisch erhob um ihm gegen die Stirn zu fliegen und ihn so auf sich aufmerksam zu machen, konnte er sie nicht weiter ignorieren.

Mit einem leisen Aufseufzen griff er in die Luft und fing den magischen Zettel auf. Wenn er so penetrant war, musste es wichtig sein. Harry faltete ihn auseinander und seufzte nochmal, weil es grad so schön war.

"Sofort bei Robardes erscheinen!" In roter Tinte.

Harry erhob sich und machte sich auf den Weg durch das Großraumbüro der Aurorenzentrale zum einzeln abgetrennten Arbeitszimmer von Gawain Robardes, der schon seit einigen Jahren der Leiter dieser Abteilung war.

Auf dem Weg durch den Hauptgang stieß Neville zu ihm. er grinste ihn fröhlich an: "Na, auch zu Robardes gerufen worden?" Harry nickte. Das stank schon wieder gewaltig nach Mission, was bedeutete, Harry würde den unliebsamen Papierkram noch ein wenig vor sich herschieben können.

Vor der Tür ihrs Vorgesetzten angekommen, atmete Harry einmal tief durch und bedeutete Neville dann zu klopfen. Die Tür sprang von selbst auf und gab den Blick auf ein mit Regalen vollgestelltes, kreisrundes Büro frei. Hinter dem wuchtigen Schreibtisch in der Mitte des Raumes, saß Gawain Robardes, ein imposanter Mann von Ende dreißig, mit kräftigem blonden Haar und einer markanten Narbe, die sich quer über seine linke Wange zog. Er nickte den beiden zu und bat sie sich zu setzen.

Harry und Neville hatten ein gutes Verhältnis zu ihrem Chef, fast schon freundschaftlich. So war es nicht verwunderlich, dass Robardes den beiden Tee einschenkte und sie dann lächelnd ansah.

"Harry, die Informationen, die du bekommen hast, bestätigen unseren Verdacht?" fragte er und Harry nickte. "Gut, dann wirst du morgen zusammen mit Neville nach Plymouth reisen und von dort aus zu Fuß nach Landrake. Wir müssen McNair finden!"

Harry und Neville nickten. McNair war noch immer eine Gefahr für die Öffentlichkeit, er war der aktivste und hartnäckigste der noch übrigen Todesser und es war momentan die oberste Priorität des Ministeriums, McNair zu verhaften. Deshalb waren auch Harry und Neville auf diesen Fall angesetzt.

Robardes zog die unterste Schublade seines Schreibtisches auf und förderte einen braunen Pergamentumschlag zutage, den er über den Tisch Harry zuschob.

"Du wirst diese Mission leiten, das heißt, du bist für ihr Glücken oder Misslingen verantwortlich. Du kennst die Regeln. Ihr geht keine unnötigen Risiken ein, sollte McNair nicht alleine sein, fordert ihr Verstärkung an. Das Aurorenbüro kann es sich nicht leisten, euch zu verlieren.

Unter keinen Umständen trennt ihr euch. Und am wichtigsten: setzt auf keinen Fall Magie vor Muggeln ein. Ihr könnt davon ausgehen, dass ein Ex-Todesser wie McNair sich mit solchen Regeln den Arsch abwischt, aber sollte er euch Flüche auf den Hals hetzten: seid kreativ. Eine Ausnahme dürft ihr machen, wenn er einen Unverzeihlichen Fluch benutzt. Aber ihr wisst, wie viel Papierkram das bedeutet und wie viel Mehraufwand für das Ministerium." Bei seinen letzten Worten zwinkerte er Harry verschmitzt zu und ein weiteres Mal war er froh, dass sie sich mit ihrem Boss so gut verstanden. Er hätte seinen Beruf wahrscheinlich auch geliebt, wenn er einen cholerischen, Gift und Galle spuckenden Vorgesetzten gehabt hätte, aber so war es einfach um ein Vielfaches angenehmer.

Harry nickte und nahm den Umschlag an sich. Darin würde er alle nötigen Informationen und spezielle Anweisungen finden.

Dann erhoben sie sich, reichten Robardes die Hand und verabschiedeten sich. Sie hatten noch einige Sachen vorzubereiten, bevor es morgen losgehen sollte.

Harry öffnete den Umschlag und entfaltete das Pergament darin.

"Von Plymouth nach Landrake, das sind geschätzte 3 Stunden Fußweg, wir sollen von dort aus um fünf Uhr früh starten."

Neville stöhnte auf. "Können die nicht endlich in ganz England Zaubererfamilien ansiedeln, deren Kamine wir benutzen dürfen?", jammerte er und Harry lachte.

Auf dem Gang verabschiedeten sie sich und verabreten sich für den Morgen bei Sonnenaufgang. Harry packte sein Zeug zusammen und begab sich dann ins Erdgeschoss des Ministeriums, um einen der vielen Kamine zur Heimreise zu benutzen. Seufzend ließ er eine Handvoll Flohpulver in den Kamin seiner Wahl rieseln und vergaß fast, dem Feuer mitzuteilen, wo er hin wollte, bevor er hineintrat.

Eine Sekunde später stand er in seinem Esszimmer und klopfte sich den Ruß vom Umhang. Bevor er sich für die morgige Mission vorbereiten würde, beschloss er, sich erst mal ein Glas Scotch zu gönnen. Noch immer schwirrte ihm die Begegnung von vor ein paar Tagen im Kopf herum. Dieser Mann hatte genauso ausgesehen wie Snape. Zumindest von hinten. Harry seufzte, er wusste sehr gut, dass er sich nur selbst zum Narren hielt. Snape war tot. Auch wenn die Hoffnung blieb, zumal seine Leiche nie gefunden wurde.

Harry nahm einen Schluck und spürte, wie sich Wärme in seiner Brust ausbreitete. Er streckte sich auf seinem Sofa aus und schloss die Augen. Er wollte nicht darüber nachdenken. Und er durfte nicht. Morgen würde er sich konzentrieren müssen, solche Gedanken konnte er dabei nicht gebrauchen.

Kaum, dass er es sich recht versah, war er auch schon eingeschlafen. Er träumte einen seltsam wirren Traum von einer Verfolgungsjagd durch dunkle, feuchte Gassen, die Gestalt, der er nachjagte, schien sich immer mehr in Rauch aufzulösen, je näher er ihr kam. Als er gerade seine Hand ausstrecken wollte um nach der Traumgestalt zu greifen, wachte er auf. Er wusste noch immer nicht, wem oder was er da eigentlich hinterhergelaufen war, aber er hatte so eine Ahnung, was sein Unterbewusstsein ihm mitteilen würde.

Ein Blick aus dem Fenster verriet Harry, dass er mindestens eine Stunde geschlafen haben musste, denn es war inzwischen dunkel geworden.

"Oh Mann...", stöhnte Harry und rieb sich den steifen Nacken. In Zukunft würde er zum schlafen wieder das Bett aufsuchen. Nun aber an die Arbeit, immerhin würde er morgen um vier Uhr aufstehen müssen, wenn er noch duschen und möglicherweise noch etwas in den Magen bekommen wollte.

Eigentlich hatte Harry seine Ausrüstung immer beisammen, doch es war ihm zur Gewohnheit geworden, sie vor jedem Einsatz noch einmal zu überprüfen.
 

Es war schon dunkel, als Harry und Neville das Ortsschild von Landrake erreichten. Sie froren von den drei Stunden Fußmarsch und der leichte Regen machte ihnen ihren Auftrag auch nicht angenehmer. Nach einem Trockenzauber zogen sie sich in den Schutz eines Dickichts zurück, wo Harry ein leises "Revelio" sprach. Als nichts geschah, zogen sie ihre Kapuzen über den Kopf und betraten den Ort. Unauffällig plaudernd näherten sie sich dem vermutlichen Aufenthaltsort McNairs. Sie kamen vor einem heruntergekommenen Backsteinhaus zum Stehen, dessen Fenster blind und teilweise gesprungen waren, dem Dach fehlten hier und da Schindeln.

"Wir sind da", wisperte Harry und ließ seine Hand unbewusst unter seinem Umhang verschwinden, wo sie den Zauberstab umklammerte. Das gab ihm die nötige Sicherheit, die er brauchte, denn Nervosität und dadurch entstandene Fehler konnten sie sich nicht leisten.

"Na dann los!" Neville machte den ersten Schritt, öffnete das Gartentor, was eigentlich nicht nötig gewesen wäre, denn die Zaunpfähle waren morsch und standen zur Hälfte schon nicht mehr aufrecht. Doch in Momenten großer Anspannung konnte es hilfreich sein, sich auf alte Verhaltensmuster zu verlassen und so benutzen sie beide das alte Tor.

Der Garten war verkommen, Unkraut hatte die Gehwegplatten überwuchert, so dass von ihnen kaum noch etwas zu erkennen war und an der Haustür war es noch nicht einmal nötig, einen Zauber zu benutzen, sie hing nur schief in ihren Angeln.

Harrys Griff um seinen Zauberstab verstärkte sich, als er die Tür aufschob und den Fuß über die Schwelle des alten Hauses setzte. "Riechst du das?" Der unverkennbare Geruch eines Feuers hing in der Luft. Er war zwar überdeckt vom modrigen Geruch von nassem Staub und Fäule, doch hier hatte ein Feuer gebrannt und das war nicht länger als einen Tag her.

Vorsichtig, um auch ja keine der alten Dielen zum Knarzen zu bringen, schlichen die beiden Auroren durch den Flur und warfen einen Blick in die beiden Zimmer. Auf den ersten Blick schienen sie leer und auch bei genauerer Betrachtung ließ sich dieser Eindruck nicht wiederlegen. Im Kamin fanden sie tatsächlich die Überreste eines Feuers, die großen Holzstücke waren sogar noch warm, es konnte erst wenige Stunden her sein, dass sich jemand hier aufgehalten hatte, doch Hinweise darauf, dass es sich tatsächlich um McNair gehandelt haben könnte, fanden sie im gesamten Haus nicht.

"Entweder es hat ihn jemand gewarnt oder wir sind einfach zu langsam", stellte Neville enttäuscht fest und machte sich daran, die Hütte wieder zu verlassen.

Harry folgte ihm, immer noch vorsichtig um sich blickend. Das Haus war eindeutig seit einigen Stunden verlassen, was aber nicht heißen musste, dass McNair nicht noch einmal zurück kam. Aufspürzauber würden nicht bringen, das wussten sie, McNair war zu ihrem Bedauern kein Idiot.

Als sie wieder auf der regennassen Straße standen sahen sie sich beide ein wenig ratlos an. "Was meinst du, das übliche? Bars abklappern?" fragte Harry und Neville nickte. Wenn sie noch irgendeine Möglichkeit auf einen Hinweis hatten, dann in einer Bar. Todesser waren meistens nicht vorsichtig genug, um sich nicht doch mal einen Drink in irgendeiner Spelunke zu gönnen.

In solchen Fällen wie diesen hatten Harry und Neville die Erlaubnis Okklumentik zu benutzen, was ihnen auch schon mehrfach geholfen hatte. Dann ein kurzes 'Obliviate' und kein Wirt oder Stammgast erinnerte sich an etwas. Niemand konnte es riskieren, ahnungslose Muggel in irgendetwas mit hinein zu ziehen.

Neville und Harry steuerten die nächste Bar an. Eine schäbig wirkende Kellerkneipe, die verqualmt und nur spärlich beleuchtet war.

Mit gerümpfter Nase stieg Neville die Stufen hinunter und blieb auf dem ersten Treppenabsatz stehen um die Lage zu checken. Harry stand noch immer fröstelnd vor dem Eingang und sah sich um, als plötzlich ein schwarzer Schatten an ihm vorbei huschte. Überrascht zog Harry sich die Kapuze vom Kopf und starrte der Gestalt hinterher. Das konnte nicht sein! Konnte sein Gefühl in wirklich zwei Mal trügen? Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er ein leises "Neville..." von sich gab.

Ohne auch nur einen Moment darüber nachzudenken, ließ Harry den verdutzen Neville stehen und hetzte dem Schatten hinterher. Das konnte nicht... Das musste... Harry musste es mit eigenen Augen sehen!

Begegnung

Harry wischte sich die nassen Haarsträhnen aus der Stirn, der Regen hatte sich von leichtem Niesel in einen strömenden Schauer verwandelt. Er war an einer engen Kreuzung angekommen und konnte nicht mit Sicherheit sagen, welchen Weg die fliehende Silhouette eingeschlagen hatte.

Doch er hatte keine Zeit, viel nachzudenken und umkehren kam nicht in Frage, also lief er nach links, denn dieser Weg führte aus der Stadt heraus.

Und er hatte Glück, nach einem kleinen Schlenker, den die Gasse machte und einem schnellen Sprint, bekam er den wehenden Mantel wieder zu Gesicht.

Noch ehe Harry nahe genug an die Gestalt herangekommen war, verschwand sie in einem kleinen baufälligen Häuschen mit quietschender Eingangstür.

Erschöpft und schwer atmend blieb Harry stehen und starrte wie hypnotisiert auf die dunkelgrüne Tür.

Nach ein paar Sekunden besann er sich und versteckte sich hinter der nächsten Ecke. Das konnte nicht sein... Noch immer schlug sein Herz bis zum Hals und der Sprint hatte es nicht besser gemacht. Was sollte er jetzt tun? Warten? Einfach anklopfen? Wieder zurück gehen?

Noch ehe Harry eine Antwort finden konnte, hörte er ein leises Quietschen. Wie von selbst drehte Harry den Kopf um die Ecke. Sein Atem versagte ihm, als er ihn sah. Als er endlich Gewissheit hatte. Nur den Bruchteil einer Sekunde später, in der Harry hätte schwören können, dass sein Herz nicht geschlagen hatte, trat er aus dem schützenden Schatten seiner Ecke hervor uns stellte sich dem Mann in den Weg.

"Snape!", hauchte er atemlos und versuchte einen Blick in die tiefschwarzen Augen zu erhaschen. Tiefschwarze Augen, die in voller grenzenlosem Entsetzen ansahen.

"Potter...", krächzte sein Gegenüber, senkte dann den Blick und versuchte, an Harry vorbei zu gehen.

Doch diesmal würde Harry nicht einfach so aufgeben. Er würde ihn nicht wieder gehen lassen. Nicht diesmal.

Harry machte einen Schritt zur Seite und stellte sich Snape in den Weg.

Dieser versuchte ihm auszuweichen und einen Bogen um ihn herum zu schlagen, doch Harry würde sich nicht austricksen lassen. Er packte den Anderen am Ärmel und riss ihn an sich. Er wollte, dass Snape ihm in die Augen sah und ihm erklärte, was hier gerade vor sich ging.

So lange hatte Harry geglaubt, Severus Snape sei tot, sei für ihn gestorben und nun stand der hier einfach vor ihm und wollte ihm nicht erklären, wieso er noch lebte? Das konnte und wollte Harry nicht akzeptieren, doch Snape schien da ganz anderer Meinung zu sein. Mit einem unwirschen Knurren riss er sich von ihm los, schulterte einen großen Rucksack und stampfte ohne ein weiteres Wort, den schlammigen Weg entlang, der aus der Stadt hinausführte.

Harry konnte es nicht glauben. Fast kam es ihm vor, als sei er in irgendeinem kranken Traum gefangen und einen Moment lang sah er seinem ehemaligen Lehrer nur fassungslos hinterher. Aber nein, gleich würde er die Stadt verlassen haben und dann apparieren und vielleicht würden sie sich dann nie wiedersehen und Harry würde nie herausfinden, was das alles zu bedeuten hatte. Was damals wirklich passiert war.

"Bleiben Sie stehen!", brüllte er.

Völlig unbeeindruckt stiefelte Snape weiter gen Stadtrand.

Harry gab sich einen Ruck und rannte hinterher. Es war ihm scheißegal, dass es regnete, dass er völlig durchweicht war und dass Severus Snape sich offenbar nicht sonderlich freute, ihn zu sehen.

"Verdammte Scheiße, Sna -" weiter kam er nicht, Snape hatte sich mit wildem Gesichtsausdruck umgedreht und im die Hand auf den Mund gepresst. "Wagen Sie es nicht, meinen Namen so umher zu schreien, Potter!" dann drehte er sich wiederum setzte seinen Weg fort. Harry dachte, er müsse platzen. Das hier vor ihm war wirklich Severus Snape. Und er hatte ihn eindeutig erkannt. Was sollte dieses frostige Benehmen? Was zum Henker sollte all das? Warum blieb er nicht stehen und fiel Harry in die Arme? Oder war zumindest glücklich ihn zu sehen? Sieben Jahre... Harry merkte nicht, wie ihm die Tränen kamen, es war ihm auch egal. Er holte Snape wieder ein, sagte aber nichts, lief einfach neben ihm her, bis sie die Stadtgrenze erreicht hatten. Harry spürte wie sie die magische Disapparationssperre überwanden und packte Snape am Arm.

"Glauben Sie bloß nicht, dass ich Sie einfach so ohne Erklärung verschwinden lasse. Wenn Sie jetzt disapparieren, komme ich unweigerlich mit!" schluchzte Harry trotzig. Noch immer sah Severus Snape offenbar keinerlei Notwenigkeit, ihn anzusehen.

"Lassen Sie los", knarrte Snape und erst da wand er sein Gesicht und blickte Harry in die Augen. Es war, als hätte man sie in die Schulzeit zurückversetzt, soviel Kälte und Abneigung lagen in den dunklen Augen. Aber das konnte nicht sein, Harry kannte die Wahrheit. Es konnte einfach nicht sein, dass sie sich mit der totalen Gleichgültigkeit von Fremden begegneten oder mit dem Hass von Feinden. Doch genau das war es, was Harry im Moment spürte und er würde seinen Griff nicht eher lockern, bis er eine Erklärung dafür bekam. Und dem bitteren Blick würde er auch nicht nachgeben.

Doch auf einmal veränderte sich etwas darin, es war als ob das kalte Eis einen leichten Knacks bekommen hätte. "Ich bitte Sie, Potter, es ist für uns beide besser, wenn sie mich gehen lassen und so tun, als hätten Sie mich niemals gesehen!"

War das etwa eine Art Verantwortungsbewusstsein Harry gegenüber, was Snape ihm gerade offenbart hatte? Und wenn schon.

"Das kann ich nicht, sie müssen mir erklären, warum Sie noch leben!"

"Verdammt, Potter, Sie waren schon immer penetrant, aber das hier ist eindeutig das beschissenste Timing, dass Sie jemals hatten!" zischte Snape. Überrascht über seine ungewohnt vulgäre Ausdrucksweise lockerte Harry seinen Griff etwas.

Der verzweifelte Gesichtsausdruck seines ehemaligen Lehrers ließ Harry ahnen, dass ihm hier nicht bloss darum ging, von ihm weg zu kommen. Irgendetwas musste ihn zur Flucht veranlasst haben. So langsam dämmerte es Harry. Er sah Snape prüfend an. "McNair?" fragte er und Severus nickte nur.

"Wenn Sie also schon so intelligent sind, meine missliche Lage zu bemerken, frage ich mich, was sie wiederum davon abhalten könnte, mir meine heile Flucht zu lassen?", grollte Snape. Harry sah zu Boden, ließ Snapes Ärmel aber noch immer nicht los.

"Sie können doch jetzt nicht einfach abhauen und so tun, als wäre nichts gewesen. ICH kann nicht so tun, als wäre nichts gewesen!" Wieder liefen Harry Tränen über die Wangen. Allein die Vorstellung sorgte dafür, dass sich seine Eingeweide krümmten. All das, was er sich die letzten Jahre gewünscht hatte stand nun personifiziert vor ihm und verkündete, dass er ihn nie wieder sehen wolle.

Snape seufzte. "Lassen Sie mich los...", sagte er mit ungewohnt weicher Stimme und sah Harry an.

"Ich werde Ihnen alles erklären. Aber lassen Sie mich endlich los." Perplex löste sich Harrys Griff um Snapes Ärmel.

"Wir treffen uns in sechs Tagen an dem See, an dem sie das Schwert Gryffindors fanden. Und kommen Sie unter dem Tarnumhang, bei Merlin."

Harry nickte verquollen. Das nächste was er hörte war ein leises 'Plop' und die Gestalt seiner jahrelangen Qualen war ins Nichts verschwunden.

Einen Augenblick lang stand Harry einfach nur da und starrte auf sie Stelle, auf der eben noch Snape gestanden hatte. Dann schloss er seine Augen, wobei eine kleine Träne von den Wimpern auf seine Wange tropfte und sich mit den Regentropfen vermischten, die vor der Wange des jungen Auroren nicht halt machten. Doch auch vor seinen geschlossenen Augen hatte er das Bild des Totgeglaubten. Er konnte es noch immer nicht ganz glauben, Snape lebte. Und er würde ihm alles erklären, nurnoch sechs Tage würde er sich gedulden müssen.

Am See, wo er das Schwert Gryffindors erhalten hatte... Harry musste beinahe darüber schmunzeln, dass Snape so einen erinnerungsträchtigen Ort ausgewählt hatte. So viel Nostalgie hätte er ihm eigentlich nicht zugetraut...

Mit einem Mal wurde er aus seinen sehnlichen Gedanken gerissen. Neville! Er hatte ihn einfach stehen lassen, was war, wenn etwas passiert war, wenn McNair doch noch in der Stadt war?

"Kein Alleingang", das war eine der obersten Regeln der Auroren und er hatte sie missachtet. Hoffentlich war nichts vorgefallen!

Standpauke

"Potter, eine derartige Verantwortungslosigkeit hätte ich dir niemals zugetraut!" Er war noch nicht so wütend, dass ihm die Zornesadern auf die Stirn traten, es war mehr die Enttäuschung, die aus Gawain Robardes sprach.

Zum Glück, war nichts passiert, Neville war wohlauf gewesen, als Harry ihn keuchend auf halbem Weg zurück zu der kleinen Bar abgefangen hatte. Er hatte nur verwundert gefragt, was Harry da geritten habe und schien ein bisschen verletzt.

Doch der Standpauke durch seinen Vorgesetzten hatte er natürlich trotzdem nicht entgehen können.

"Erklär mir, in Merlins Namen, was dich dazu veranlasst hat?" fauchte Robardes und fuhr sich unwirsch durch die Haare.

Harry sah auf und zögerte. Wie könnte er? Er würde mit niemandem darüber sprechen, bevor er nicht selbst anständig darüber nachgedacht hatte, was gestern passiert war.

"Tut mir leid, Sir, aber ich kann es Ihnen nicht sagen. Es war etwas Privates." Robardes funkelte Harry wütend an. Er wusste, dass man Harry nicht erklären musste, wieso gerade Auroren in der Lage sein sollten Privat- und Berufsleben voneinander zu trennen. Er seufzte und vergrub das Gesicht in den Händen. Harry lehnte sich auf den Schreibtisch seines Chefs. "Sir, es tut mir leid. Ich verspreche, dass sowas nie wieder vorkommen wird!" Robardes sah auf und nickte abgekämpft. "Verdammt, das weiß ich sehr gut Potter! Du bist mein bester Auror, deshalb trifft mich das ja so, dass ausgerechnet du dir so einen Fehltritt leistest. Ich hoffe, dir ist klar, dass ich dich dafür eine Woche zwangsbeurlauben muss. Ich kann dich nicht bevorzugt behandeln, nur weil du gut bist." Er sah Harry fast entschuldigend an und Harry nickte. "Ich weiß, Sir. Danke, dass Sie kein Disziplinarverfahren aufnehmen." Robardes schüttelte nur abwehrend den Kopf. "Mach dir mal 'ne ruhige Woche und sortier dich. Ich bin sicher, dass so etwas nicht nochmal vorkommt." Er lächelte Harry müde an und bedeutete ihm damit das Ende des Gesprächs. Harry bedankte sich und verließ erleichtert das Büro. Ein Disziplinarverfahren wäre unangenehm geworden und er danke Merlin dafür, dass sein Chef ihm so wohlgesonnen war.

Harry schloss die Tür hinter sich und lehnte sich gegen die kalte Steinmauer des Ministeriums. Kalter Sprühregen benetzte seine Wangen. Harry blickte zum Himmel empor und seufzte. In fünf Tagen würde er Severus treffen und bis dahin hatte er viel Zeit für sich und seine Gedanken.

Ein kalter Windhauch ließ ihn frösteln, so zog er den Mantel enger um sich und machte sich auf den Weg nach Hause. Er hätte auch über das Flohnetz reisen können, aber er hatte das Gefühl, die kalte Luft würde ihm guttun.

Zuhause angekommen, ließ Harry sich seufzend auf sein Sofa fallen und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Seit gestern Abend musste er so häufig an seine Zeit in Hogwarts zurückdenken, dass ihm sein helles Loft in der Londoner Innenstadt total unwirklich vorkam. Sicher, seine Wohnung war modern und gemütlich, aber Hogwarts fehlte ihm plötzlich sehr.Er entschloss sich, einen seiner freien Tage dazu zu nutzen, Hermine zu besuchen, die seit einigen Jahren McGonagalls Lehrstuhl übernommen hatte und in Hogwarts Zauberkunst unterrichtete.

Ohne, dass er es hätte verhindern können, wanderten Harrys Gedanken wieder zu Snape. Und Zaubertrankunterricht. Okklumentik und Nachsitzen, nächtliche Begegnungen auf dunklen Fluren. Harry fuhr sich durchs Haar und stand auf, um sich einen Tee zu machen.

Es war ein seltsames Gefühl, wieder über das hügelige Schlossgelände zu laufen und lachenden Schülern zu begegnen. Fast fühlte sich Harry wieder wie elf, als er nach Hogwarts gekommen war, nichts von der fremden Zaubererwelt und seinem Ansehen ahnend. Alles schien irgendwie verändert und doch altvertraut.

Das große Tor knarzte lauter, als er es in Erinnerung hatte, doch die erfürchtigen Blicke der Schüler waren immer noch die selben. Nur dass heute keine Angst aus ihren Augen sprach. Ein paar ältere Ravenclaw-Mädchen hörte er hinter seinem Rücken tuscheln und kichern, als er die große Halle durchquerte um das Büro seiner Freundin aufzusuchen. Dies war zwar nicht der kürzeste Weg, aber er hatte die heimelige Atmosphäre dort und die verzauberte Decke so lange nicht mehr genießen können.

Staunend wie ein Erstklässler schritt er langsam durch die Halle und genoß das intensive Gefühl der Nostalgie, das ihn durchströmte. Es war bereits alles für Halloween geschmückt und in diesem Zustand hatte Harry die große Halle immer am liebsten gemocht.

Er öffnete die kleine Tür hinter den Lehrertischen, die Snape so oft benutzt hatte, um nach dem Essen ungestört verschwinden zu können. Ein paar gedankenvolle Minuten später stand Harry vor Hermines Bürotür und klopfte zweimal.

"Herein" hieß es von innen und Harry öffnete zögerlich die Tür. Hermine saß hinter einem großen Schreibtisch und schien Tests zu korrigieren. Ihr Haare waren zu einem strengen Knoten am Kopf gebunden, sodass Harry unwillkürlich lachen musste. Hermine sah ihn stirnrunzelnd an. "Warum lachst du?"

"Du näherst dich äußerlich sehr Minerva an..." lachte Harry und ging zu ihr, um sie zu umarmen. Seine Freundin drückte ihn fest und schlug ihm dann scherzhaft auf den Kopf.

"Du bist fies, Harry!" lachend sah sie ihn an. "Es ist schön, dass du da bist..."

Harry nickte, plötzlich wurde ihm ganz warm ums Herz und ihm fiel auf, wie sehr er die umsorgende Art seiner besten Freundin in den letzten Jahren vermisst hatte.

"Wollen wir in meine Gemächer gehen und einen Tee trinken? Ich bitte Dobby, uns Kuchen zu bringen." fragte Hermine und Harry zog eine Augenbraue hoch. "Du bittest einen Hauselfen, dir etwas zu bringen?" grinste er. "Oh Harry, bitte! Er bekommt natürlich jedes Mal etwas dafür, wenn er das tut. Ich behandle ihn wie einen Angestellten. Auch wenn er jedesmal jammert, wenn ich das tue. Ich fürchte, sie werden das mit der Selbstkasteiung nie los..." seufzte Hermine und packte dann ihre Sachen zusammen.

"Nun, was führt dich denn zu mir, ich mag es kaum glauben, dass du einfach so mal deine alten Freunde besuchst", ein verräterisches Zwinkern verriet Harry, dass sie es nicht ernst gemeint hatte, dennoch wallte wieder das schlechte Gewissen in ihm hoch.

"Hermine, du glaubst doch nicht ernsthaft, dass - okay, gut, du hast mich. Da gibt es tatsächlich etwas, worüber ich gerne mit dir reden würde. Es ist ein bisschen schwierig und..." Harry verstummte und nahm einen tiefen Schluck aus seiner Tasse Kräutertee, die Hermine ihnen hatte bringen lassen.

Hermine stützte ihren Kopf in eine Hand und sah ihn durchdringend an. Es war seltsam, wie sie sich in den wenigen Jahren verändert hatte. Sie war reifer geworden, strenger und vor allem selbstbewusster. Nur der sorgenvolle Blick, mit dem sie ihn immer betrachtet hatte, war derselbe geblieben. Harry fragte sich unwillkürlich, wie sie ihn selber wohl wahrnehmen würde.

"Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen, das Spielchen habe ich lang genug mit dir gespielt"

Harry grinste schief und begann von seiner nächtlichen Begegnung mit Severus Snape zu berichten. Zwischendurch musste er immer wieder unterbrechen um sich zu vergewissern, dass Hermine ihn nicht vor Unglauben vor die Tür setzen würde. Seine Geschichte klang wahrlich nicht sehr wahrscheinlich. Umso schlimmer, dass sie ihm tatsächlich passiert war.

"Und was wirst du nun tun, wirst du hingehen?"

Harry zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht, Herm. Klar, ich will, immerhin hab ich das alles angezettelt aber er hat sich so...normal verhalten. Er war genauso kalt und unfreundlich wie früher. Ich weiß nicht, ob ich mir das antun will." Hermine nickte verständisvoll, sie hatte nur erahnen können, wie sehr ihn Snapes Tod mitgenommen hatte, trotzdem wusste sie, dass es so war. Harry war seitdem verschlossen geworden und hatte sich selten gestattet, seine Gefühle zuzulassen. Sicherlich auch ein Grund, weshalb sie beide kaum noch Kontakt hatten.

Wer würde schon gerne an seine Vergangenheit erinnert werden, wenn er eine solche hatte wie Harry.

Sanft legte Hermine ihre Hand auf Harrys Arm. "Harry, du solltest hin gehen. Du weißt doch, wie er ist...gerade DU solltest es wissen. Denkst du nicht, dass du ihm das schuldig bist? Auch wenn er so tut, als würde es ihn nicht interessieren?"

Harry nickte. Schon wenn er daran dachte, Snape wieder zu sehen, spürte er, wie sich Beklommenheit in ihm ausbreitete. Was sollte er ihm sagen? Und wie würde Snape reagieren?

Er seufzte. "Du hast Recht. Ich werd hingehen. Wenn er denn überhaupt kommt. So oder so hab ich ja dich um mich hinterher auszuheulen." lachte Harry trocken. Doch Hermine wusste, dass ihm keineswegs zum lachen war.

Die beiden Freunde unterhielten sich noch eine Weile über die alte Zeit und über ihr momentanes Leben. Doch die Stimmung war gedrückt und Harrys Gedanken wanderten immer wieder zu dem anstehenden Treffen mit seinem totgeglaubten Professor. Er hatte sich ein wenig Ablenkung erhofft, aber im Endeffekt war es nicht Hermines Schuld, dass er seinen Kopf nicht freibekam. Doch er war dankbar für die Unterstützung, die er erfahren hatte.

So verabschiedete er sich bald von Hermine und trat gedankenverloren den Weg zurück in sein Londoner Apartement an.

Schließlich saß Harry an seinem Küchentisch, vor ihm Glas mit Feuerwhiskey und Eiswürfeln. Doch Entspannung schien ihm im Moment nicht möglich. Ein Gedanke hatte sich ein seinem Kopf festgesetzt und er schien nicht gewillt zu sein, Harry bald wieder loszulassen. Immer wieder wanderte sein Blick zur offen stehenden Wohnzimmertür, zu der Nussholzkommode, in deren unterster Schublade seine Vergangenheit in einem kleinen Glasfläschchen auf ihn wartete und ihm in diesem Moment sehr verführerisch erschien.

Harry seufzte, es hatte keinen Sinn. Er würde sich das eh irgendwann antun müssen, warum also nicht jetzt. Mit einem quietschenden Geräusch schob er seinen Stuhl zurück und erhob sich. Vor der Kommode angekommen, zögerte einen Moment und zog schließlich doch die Schublade auf. Bis auf die kleine Phiole, die vorsichtig in Stoff gebettet war, war sie leer. Sie war einzig und allein dazu da, sein Heiligtum zu beherbergen, das Vermächtnis von Severus Snape.

Mit klammen Fingern griff Harry das kleine Fläschchen und betrachtete es. Silberner Nebel waberte darin und sah aus wie an dem Tag, an dem er aus Snapes Schläfe gekrochen war.

Harry betrachtete die Flasche einen Moment, ließ sie Erinnerungen an Snapes Todestag auf sich einwirken. Eine Mischung aus Traurigkeit und Enttäuschung ergriff ihn, für einen Moment dachte er, er müsse darin versinken.

Dann öffnete er eine andere Schublade und förderte eine schwere Steinschale zutage. Es war Albus Dumbledores Denkarium, dass ihm bei seinem Eintritt in die Ausbildung von McGonagall anvertraut worden war. Es war der einzige Gegenstand, den er von seinem ehemaligen Direktor und Mentor besaß und genau wie das kleine Fläschchen mit Snapes Erinnerung hatte er auch diesen gemieden.

Erneut seufzend entkorkte Harry die Phiole und gab die wabernde Flüssigkeit in das Denkarium. Einen Moment zögerte er, dann beugte er sich nach vorne und ließ sich in Severus Snapes Erinnerung gleiten. Eine einzelne Träne rollte über seine Wange, dann ergab er sich der Vergangenheit.



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Kommentare zu dieser Fanfic (15)
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Von:  Erlkoenig
2012-07-16T16:08:01+00:00 16.07.2012 18:08
Hallo :)
Das ist wirklich eine wundervolle FF! Mir gefällt dein Schreibstil wirklich gut und du bringst alles sehr realistisch rüber! Absolut bewundernswert :)
Ich hoffe inständig die Geschichte wird noch fortgeführt! :)
Liebe Grüße
Erlkoenig
Von:  JustCookie
2011-10-30T09:41:27+00:00 30.10.2011 10:41
wirklich wirklich schön geschrieben…
und ich will auf jedenfall weiterlesen…

Wie wird das Treffen mit Snape ablaufen?

Ich hoffe sehr du schreibst weiter
LG: Emo_chan
( ^ w ^ )Y~
Von:  sasa56
2011-06-21T22:51:42+00:00 22.06.2011 00:51
super kapitel
freu mich aufs neue kapitel
lg
sasa56
Von:  Kamashi_Hatake
2010-08-24T10:37:46+00:00 24.08.2010 12:37
Voll toll ** Wie Snape das wohl erklären will XD Schreib schnell weiter ja????
Von:  Hoshiko-chan
2009-08-09T16:13:37+00:00 09.08.2009 18:13
schrei ganz shcnell weiter super kapi ich kanns kaum erwarten was im nächsten passiert^^
Von:  Hoshiko-chan
2009-08-09T16:13:00+00:00 09.08.2009 18:13
ohhhhh bitte bitte schreibt ganz shcnell weiter das kapi is soooo toll ich möchte unbedingt wissen wies weitergeht x33
Von:  -Eve-chan-
2009-07-01T06:17:26+00:00 01.07.2009 08:17
ich muss schon sagen eine super geschichte....ich bin schon ganz aufgeregt. ich hab vor ein paar tagen deine ffs entdeckt und bin die ganz zeit nur am lesen. Ich bin hin und weg, ich lecke mir nach deinen geschichten ja die finger. Dein Schreibstil ist absolute klasse, und ich bin echt gespannt was du dir bei dieser geschichte wieder ausgedacht hast. der auftakt war schon mal richtig gut, ich bin neugierig, sehr neugierig. XDD
liebe grüße Eve
Von:  jaguchi
2009-05-15T08:42:22+00:00 15.05.2009 10:42
sehr schön, sehr schön! Uiuiuiuiii, ich freu mich, noch ein Snarry FF. *hihiii* ^___^
Und spannend isses auch! Ich finds ja genial, das Neville Auror is. Hehe, die Vorstellung is klasse.
Mannn, ich hoffe, er findet Sevi schneeell... (aber damit das geht, müsst ihr schneeeeeell weiterschreiben! *looos*)
*freufreufreu* doch, find ich jetzt echt cool, dass sich wieder was tut, nachdem der Halbblutprinz fertig is.(<-- *heuuul*) (muss die ganze FF mal wieder lesen)
WEITEEEERRRRRR! (ein ganz mega gerolltes R ist das am Ende)
greeeeeeeez dat jaguchi
Von:  Vika_Hatake
2009-05-08T21:14:37+00:00 08.05.2009 23:14
yaeh zweites kapi
es wird immer interesssanter voll cool gefällt mir
mach weiter so
wird er ihn wohl zu gesicht bekommen???fragen die offen stehen:D
Von:  Vika_Hatake
2009-05-05T14:31:18+00:00 05.05.2009 16:31
jähh noch ein snarry geschichte von euch lieb euch ganz doll
ha grad der halblutprinz zuende gelssen des war so geill ich hab eim lesen einfac gezittert weil so spannend war hoff das diese geschichte auch so spannend wird
mir gefällt der anfang gleich von anfang an spannend hoff es bleit weiterhin so spannend


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