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Gedankensplitter

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Herz und Verstand (One-Shot)

Author’s Note: Was eine Grippe und eine plötzliche Harry-Potter-Retro-Phase nicht alles bewirken können. Ich wollte schon ewig eine Fanfiction über das Pairing Remus/Tonks schreiben, hatte das Ganze aber schon vor langer Zeit aufgegeben. Dieser One Shot war eigentlich Teil einer anderen Geschichte, aber als ich das Armband ins Spiel brachte und Tonks‘ Gedankengänge sich danach immer mehr verzweigten, war klar, dass dieser Teil nicht mehr in die andere Geschichte passte.
 

Zeitpunkt: Spielt während des fünften Bandes, ein paar Wochen vor Sirius‘ Tod.
 

Warnungen: Keine, außer vielleicht ein wenig OOCness, weil es schon ziemlich lange her ist, seit ich die Bände 5 bis 7 gelesen habe.
 

Disclaimer: Weder Harry Potter noch Der Herr der Ringe gehören mir.
 

Für: Alle anderen Fans des Pairings, des sanftmütigen Werwolfs und der liebenswerten Punk-Hexe.
 


 


 

Herz und Verstand

Even though he makes excuses about why we shouldn’t be

I will stick by my man until he can see…

I’m in love with a werewolf

And I don’t care what anyone says

I’m in love with a werewolf

And I don’t care what anyone says

-- "Werewolf Love" by Tonks and the Aurors
 

„Es muss hier doch irgendwo sein“, murmelte Tonks und kippte eine Schmuckschatulle über ihrem Bett aus. Der Inhalt verteilte sich auf der gelben Bettdecke und rutschte in die Falten des Stoffes, den sie vorher hastig zu glätten versucht hatte. Fragend runzelte sie die Stirn, als sie unter den Ringen, Ohrsteckern und Ketten nicht das entdeckte, was sie suchte. Dann begann sie, den den Schmuck langsam wieder in das kleine, ovale Holzkästchen zu packen. Als der Schmuck wieder im Kästchen verstaut war, stellte sie es auf den Fenstersims über dem Bett zurück, wo noch eine zweite Schatulle stand, in der sie schon vorher nach dem Armband gesucht hatte.
 

Einige Minuten blieb Tonks vor ihrem Bett stehen und zermarterte ihr Gehirn. Schließlich seufzte sie und ließ sich ratlos auf das Bett sinken. Seit einer halben Stunde stellte sie nun ihr Zimmer auf den Kopf, leider erfolglos. Das Armband, welches sie suchte, hatte ihr Vater ihr an ihrem 17. Geburtstag geschenkt. Es war ein Erbstück der Muggelfamilie, aus der er stammte. Angeblich hatte es einmal einem Adeligen aus der Familie gehört.
 

„Mein Vater hat dieses Armband an mich weitergegeben, als ich so alt war wie du“, hatte ihr Vater vor sechs Jahren bedeutungsschwer zu ihr gesagt und das Erbstück um ihr Handgelenk gelegt. Es bestand aus einer dünnen, goldenen Kette, an der ein silberne Anhänger mit einem filigran ausgearbeiteten Wappen hing. „Es ist ein Zeichen für Volljährigkeit und – so weit ich weiß – soll es auch als Schutz vor Dämonen und Gefahren getragen worden sein.“
 

Bestimmt hatte ihr Vater dabei vor allem an ihre Sicherheit gedacht. Obwohl das Armband mehr symbolischen als echten Nutzen hatte – typischer Muggelaberglaube hatte Tonks bisher noch nie vor ihrer eigenen Schusseligkeit bewahrt.
 

Die junge Magierin lächelte. Wenn jemals blaues Blut durch die Adern der Vorfahren ihres Vaters geflossen war, dann hatte sie garantiert keinen Tropfen davon geerbt. Tollpatschigkeit gehörte ganz bestimmt nicht zu den Attributen einer Edelfrau. Außerdem hatte sie absolut kein Interesse daran, adelig zu sein. Sie rümpfte die Nase, als sie an die Familie ihrer Mutter dachte. Die Familie der Blacks bestand fast ausschließlich aus Reinblütern, die in der Zaubererwelt einen ähnlichen Stand hatten wie Adelige in der Muggelwelt. Aber Tonks hatte sich nie zu dieser Seite ihrer Familie hingezogen gefühlt. Sie fand die antiquierten und rassistischen Vorstellungen ihrer Verwandten abstoßend, weshalb sie voll und ganz verstehen konnte, dass Sirius sich seiner Familie nicht hatte anpassen wollen.
 

„Ich wäre auch von zu Hause abgehauen, wenn meine Eltern mir solche Vorstellungen hätten aufzwingen wollen“, dachte sie und bewunderte ihren Cousin fast.
 

Sie war froh, dass ihre Eltern anders waren. Es hatte Andromeda und Ted nie gestört, dass Tonks eine kleine Rebellin war und das oft genug durch ihre extravagante Erscheinung zu verstehen gab. Sie hatten nie versucht, sie zu verbiegen und die Magierin rechnete ihnen das hoch an.
 

Sie hatte immer sie selbst sein können. Einfach nur Nymphadora Tonks, unkonventionell und einzigartig – auch wenn sie dafür mit einem schrecklichen Vornamen leben musste. Aber auch ihr Name gehörte zu ihr, wie sie wehmütig feststellte. Selbst er hatte etwas Rebellisches an sich - zwar indem er gegen ihren guten Geschmack und jeglichen gesunden Menschenverstand rebellierte, aber immerhin.
 

Dann dachte sie an den adeligen Vorfahren ihres Vaters. Ob sie an seinem Hof gelebt hätte, wenn sie in seiner Zeit geboren worden wäre? Sie wäre gerne eine Schildmaid von Rohan gewesen. Oder wie Jeanne D’Arc, eine Kämpferin, die für ihren Glauben starb. Nun, Jeanne war keine Adelige gewesen, aber das machte nichts. Das Mittelalter lag weit hinter ihr und sie würde nie herausfinden, was ihr in so einem Leben bestimmt gewesen wäre.
 

Ihre Gedanken kehrten wieder zu den Schildmaiden zurück. Sie hatte nie reiten gelernt, aber das Gefühl, auf dem Rücken eines Pferdes über Wiesen und Felder zu reiten, stellte sie sich ähnlich vor wie das Gefühl, auf einem Besen über die Welt zu gleiten. Frei und unbekümmert, losgelöst von allen Sorgen. Tonks ließ sich rücklings auf dem Bett zurücksinken und schloss die Augen. Freiheit, das hatte sie immer gewollt.
 

Und doch ... Unwillkürlich dachte sie an Eowyn und deren unglückliche Liebe zu Aragorn. Diese Schildmaid war nicht frei gewesen, sondern gefangen in ihren Gefühlen. Ein mulmiges Gefühl schlich sich in Nymphadoras Magengegend. Eine dumpfe Vorahnung? Manchmal hasste sie ihr Bauchgefühl.
 

„Nein,“ dachte Tonks bestimmt, „Eowyn wurde am Ende mit Faramir glücklich.“ Vor ihrem inneren Auge sah sie die blonde Maid und ihren Geliebten in den Gärten der Häuser der Heilung stehen. Dann veränderte sich das Bild. Sie stellte sich vor, es wäre nicht Eowyn sondern sie selbst, mit pinkem Haar und Zauberumhang ... und vor ihr stand nicht Faramir, sondern ein Mann mit sanften, braunen Augen und hellbraunem Haar, das viel zu früh zu ergrauen begonnen hatte. Auch in seinem Gesicht zeigten sich die Spuren eines schweren Schicksals, aber trotzdem lächelte er sein übliches sanftes Lächeln. Ein Lächeln, das ihr Herz in Wärme hüllte, so sehr, dass es zu zerspringen drohte.
 

Tonks seufzte und wischte diese Gedanken fort. Tagträume hatte sie in letzter Zeit genug, sie sollte wirklich aufhören, ihre Zeit damit zu vergeuden.
 

Ganz genau, verschwende nicht deine Zeit damit, wisperte eine leise Stimme in ihren Gedanken. Denn Eowyn fand eine andere Liebe, als Aragorn sie abwies. Vergleich dich nicht mit ihr, wenn du nicht vorhast, deine Verliebtheit aufzugeben. Wie willst du sonst glücklich werden, wenn du keine neue Liebe findest?
 

Tonks befahl der Stimme, zu schweigen. Sie hatte überhaupt nicht vorgehabt, sich zu verlieben. Nicht in diesen Zeiten. Ein Krieg stand der Zaubererwelt bevor und sie wollte ihr Glück finden? ... Ts, wie unglaublich egoistisch von ihr. „Aber Gefühle lassen sich nicht so einfach unterdrücken“, dachte sie wehmütig.
 

Genauso wenig lassen sie sich von anderen erzwingen, ermahnte sie die leise Stimme.
 

Tonks öffnete die Augen und blickte an ihre helle Zimmerdecke. Vielleicht sollte sie mit jemandem über ihre Gefühle sprechen, bevor sie noch wahnsinnig wurde – beziehungsweise, bevor sie sich in ihren eigenen Gedanken verhedderte.
 

„Warum muss Liebe nur so kompliziert sein?“, dachte sie mit einem leichten Seufzer.
 

Vielleicht bist du gar nicht verliebt, neckte sie die andere Stimme, Vielleicht hast du nur irgendeinen verrückten Komplex. Einen Vaterkomplex vielleicht? Denk mal richtig drüber nach, bevor du dich in irgendwas verrennst.
 

In diesem Moment hätte Tonks ihrer inneren Stimme am liebsten ein Kissen aus ihrem Bett an den Kopf geworfen. Frustriert presste sie ihre Lippen zusammen. „Und das muss ich mir von meinem eigenen Gewissen sagen lassen ...“
 

Ihr innere Stimme seufzte. Jetzt mal ehrlich, wenn du keinen Vaterkomplex hast, warum hast du dich dann in ihn verliebt?
 

Tonks lächelte. Langsam fing ihr dieses Selbstgespräch doch glatt an, Spaß zu machen. „Er ist hilfsbereit, nett, zuvorkommend, höflich und großzügig“, zählte sie auf und merkte, wie sich unwillkürlich eine leichte Röte auf ihren Wangen ausbreitete. „Er ... Er gibt so viel und erwartet nichts. Es gibt selten jemanden, der so uneigennützig ist.“
 

Oh, und die kleine Tonks möchte ihm ein wenig von seiner Nächstenliebe wiedergeben, was?, äffte ihre innere Stimme Tonks verträumten Tonfall nach. Er ist zwölf Jahre älter als du. Vergiss es. Was sollte er an so einem jungen Ding wie dir schon finden?
 

„Sei doch einfach still“, erwiderte Tonks gequält.
 

Außerdem ... Die innere Stimme zögerte. Du weißt, was für ein gutes Herz er hat. Selbst wenn er deine Gefühle erwidern würde, würde er es niemals zugeben. Er würde nicht wollen, dass du wegen ihm leidest.
 

„Ich würde nicht leiden“, erwiderte sie bestimmt.
 

Vielleicht nicht, vielleicht schon. Du weißt ganz genau, wie er reagieren würde, wenn du ihm deine Gefühle gestehst.
 

Tonks seufzte erneut. „Träumen werde ich ja wohl noch dürfen ...“
 

Aber nicht, wenn du dir deine eigene Wirklichkeit zurechtbiegen möchtest. Ihre innere Stimme schüttelte missbilligend den Kopf. Kommen wir auf deinen Gedanken von vorhin zurück – du solltest vielleicht wirklich mit jemandem sprechen, der dir diese ganze Sache ausredet.
 

„Und mit wem sollte ich darüber bitteschön sprechen?“, grummelte Tonks gedanklich zurück.
 

Wie wäre es, wenn du mit jemandem sprichst, der deine Situation gut einschätzen kann ... jemand, der euch beide kennt und eventuell sieht, wie deine Chancen stehen. Auch wenn ich dir davon abrate, dir irgendwelche Hoffnungen zu machen.
 

„Ja ja, schon kapiert, danke für die Ratschläge.“ Die junge Magierin rollte mit den Augen. „Und mit wem sollte ich da reden? Etwa mit Sirius? Dann kann ich es Remus auch gleich selbst erzählen ...“
 

Ihre innere Stimme antwortete nicht mehr, doch das war auch nicht nötig. Vielleicht würde Sirius seinen Mund halten, wenn sie ihn inständig darum bat.
 

„Doch keine so schlechte Idee“, stellte Tonks erleichtert fest. „Und selbst wenn er etwas ausplaudert, könnte ich es immer noch abstreiten ...“
 

Doch sie wusste, dass sie das nicht tun würde. Wenn Remus von ihren Gefühlen erfahren sollte, würde sie zu ihnen stehen. Zu ihren Gefühlen und zu einer gemeinsamen Zukunft, die sie sich trotz allem – trotz dem Krieg und trotz den Einwänden, die er sicher haben würde – vorstellen konnte.
 

Die Schildmaid, die Rebellin, die Kämpferin würde ihr Ziel erreichen.
 

Und eine Junghexe würde ihr Glück finden, da war sie sich sicher.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Shitzia
2009-07-22T19:51:46+00:00 22.07.2009 21:51
Hi!
Tihi...
Ich muss schon sagen das es mir sehr großen spaß gemacht hat das kapi zu lesen ^_^
...
ich werde den ff auf jednefall weiter verfolgen und es wäre nett von dir wenn du mir bescheid sagen könntest wenn du ein neues Kapi on stellst!.

Mach weiter so...deine schreib weise gefällt mir!
Tihi...

Lg
Von: abgemeldet
2009-07-18T12:58:59+00:00 18.07.2009 14:58
Komisch, dass noch keiner dein Fanfic bewertet hat o.O
Mir gefällt die Story ziemlich gut, da sie nicht so kitschig romantisch ist und von der MAchart her ziemlich viele Charakterzüge von Tonks aufgreift!
Ich bin gespannt, wie es weitergeht, wäre schön, wenn du mir signalisierst, wann es soweit ist =)

Gut gemacht!!


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