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Herr der Finsternis

von

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Versammlung

Noch bevor sie die Tür zum großen Saal öffneten hörten sie die Aufgebrachte Stimme von Tetsuya, einem ziemlich aufbrausenden Vampir. Seine linke Gesichtshälfte wurde von einer langen Narbe, die vom Ohr bis zum Kinn reichte, verunstaltet. Durch eine Explosion zog er sich vor einigen Jahren, bei einem Auftrag des Ordens, schwere Verletzungen zu. Trotz einer Bluttransfusion und der schnellen Heilungskraft konnte sein Körper diese Wunden nicht vollständig heilen. Sie waren einfach zu schwer gewesen. Das hatte allerdings nichts mit seinem Charakter zu tun. Der war auch schon vor dem Unfall so mies.
 

Azrael stieß die doppelflügige Tür auf. Nach ihm trat sein Bruder ein. Tetsuya verstummte und blickte Azrael vernichtend an. Tetsuya war fast 1,90 m groß und hatte lange, gewellte dunkelrot gefärbte Haare. Er trug eine blaue verwaschene Jeans und ein weißes T-Shirt. Er trug zwei Schusswaffen und auf dem Rücken trug er sein Katana. Er schien gerade erst wiedergekommen zu sein.
 

„Was ist los Tetsuya?“, fragte Azrael möglichst ruhig. Er konnte es auf den Tod nicht leiden, wenn Tetsuya sich so aufspielte. So ein Verhalten zerstörte die Moral des Clans. Doch jetzt wollte er keinen Streit provozieren. Vielleicht gab es diesmal ja einen guten Grund das er so aufgebracht war. In einem Sessel saß Hayate, der Vampir der mit ihm auf Streife gewesen war. Seine Haare hatten einen dunkelbraunen Farbton. Er hatte seine Waffen schon abgelegt. Sein etwas zu langer Pony hing ihm in den Augen. Auf der Armlehne des Sofas saß sein ewiger Begleiter und bester Freund oder noch besser gesagt sein Liebhaber Taki. Taki hatte kurze silberne Haare und trug eine Brille. Er war ein ausgesprochen hübscher Vampir. Die Brille trug er nur noch aus Gewohnheit, denn eigentlich war er nicht mehr auf sie angewiesen seitdem er ein Vampir war. Hayate und Taki waren so gut wie unzertrennlich. Aber auf die beiden konnte man sich zu 100 % verlassen. Was man von Tetsuya nicht unbedingt behaupten konnte. Der schlug immer aus dem Ruder. So ziemlich jeden Abend.
 

Azrael setzte sich auf das Sofa das Hayate und Taki gegenüber stand und wand den Kopf leicht nach links zu Tetsuya. „Ich höre. Was hast du diesmal angestellt?“. Tetsuya sah sein Oberhaupt entgeistert an. „Ich? Wie kommst du darauf das ICH was verbockt habe? Das warst wohl ganz eindeutig du!“. Azrael zog die linke Augenbraue nach oben. Er war gespannt was da noch kommen sollte, doch da meldete sich Hayate zu Wort. „Als ich zurück kam war Akihito schon auf dem Weg zu dir und Taki hatte eine Videobotschaft von der weißen Lilie bekommen“. Ein genervter Seufzer entfloh Azrael´s Kehle. Jetzt wusste er was der Aufstand sollte. „Ging es schon wieder um Taki?“. Bei der Frage sah er Taki nicht an. „Nein nein, das noch nicht mal. Viel mehr um diverse andere Probleme. Sie verlangen ein Treffen mit uns. Taki hatte ihnen gesagt das wir das erst mit dir absprechen würden. Es gab wohl einige sehr heikle Vorfälle im Norden von Berlin. Es sind dort ganze Familien ausgerottet worden. Und wie von der weißen Lilie nicht anders zu erwarten ist geben sie uns die Schuld daran. Das wiederum bedeutet das Tetsuya übertrieben hat als er meinte du wärst Schuld. Soviel zu meinem Bericht“.
 

Tetsuya ließ die Bemerkung über sich nicht einfach so im Raum stehen. Er warf einen Stuhl nach Hayate, dabei machte er sich aber nicht die Mühe ihn mit der Hand zu werfen. Doch bevor er Hayate berühren konnte ging er in Flammen auf. „Jungs es reicht. Ich habe echt die Schnauze voll davon. Zu dir Tetsuya komme ich zuerst. Ich lass mich von dir nicht anpampen haben wir uns verstanden? Und darüber hinaus setzt du deine telekinetischen Kräfte bitte außerhalb der Villa ein und wirst keinem unserer Mitglieder an die Wäsche gehen. Und du Hayate lässt die Möbel bitte nicht in Flammen aufgehen. Auch wenn du jetzt nicht wirklich Schuld daran warst. Aber versucht euch bitte beide zu benehmen klar?“. Azrael stellte die Frage in einem kühlen Ton. Eine unausgesprochene Drohung war mit inbegriffen. Wenn sie sich nicht benahmen war Azrael sich nicht zu schaden sie zu vierteilen. Sie wären nicht die Ersten, die wegen so was den Kopf verlieren würden. Beide schwiegen, was Azrael als Zustimmung quittierte. „Geht doch. So und nun zu eurem Problem. Ich werde mich mit der weißen Lilie nicht treffen können. Ich muss mich noch um mein eigenes Problem kümmern. Ich würde stattdessen Taki schicken. Er kennt die Mitglieder der weißen Lilie jedenfalls“. Akihito, der neben Azrael saß, verspannte sich unmerklich. Azrael konnte gut verstehen warum. Aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt ging es nun mal nicht anders. Da mussten sie durch. Und wie nicht anders zu erwarte sprang Hayate direkt auf. „Ich werde ihn begleiten. Ich lasse ihn bestimmt nicht alleine dahin gehen!“.

„Oh doch. Du wirst nämlich tun was ich dir sage. Du passt hier im Haupthaus auf während Taki die Sache alleine regelt. Er ist kein kleines Kind mehr. Ich verstehe deine Sorge. Sehr gut sogar. Aber ich kann nicht dorthin. Und Akihiko kann ich auch nicht schicken. Der wird mich nämlich begleiten. Und Tetsuya zu schicken wäre purer Selbstmord. Das weißt du selbst“.
 

Azrael spürte wie Tetsuya innerlich anfing zu kochen. Aber im Grunde genommen wusste er das jedes Wort wahr war. Genauso wie die Anderen es wussten. Wenn Tetsuya dorthin sollte um zu verhandeln würde es in einem Blutbad enden. Dann hätte die weiße Lilie endlich einen Grund sie öffentlich zu jagen und zu töten. Und genau das wollte Azrael vermeiden, wenn es ging. Deswegen schickte er auch ihr jüngstes Mitglied dorthin. Er hatte einen entscheidenden Vorteil. Die meisten Mitglieder kannte er persönlich aus der Vergangenheit. Für ihn würde es am leichtesten sein zu verhandeln. Taki erhob sich.
 

„Gut, du kannst dich auf mich verlassen. Ich haue mich jetzt aufs Ohr, damit ich heute Abend fit bin. Gute Nacht zusammen“. Geräuschlos verschwand Taki. Azrael spürte seine Angst, seine Beklommenheit und Nervosität. Vielleicht würde er sich später dafür entschuldigen, aber nur vielleicht. Erschöpft schloss er die Augen. Den Rest konnte sein Bruder erzählen, während er sich zurück legte. Hayate kannte die Story weitestgehend ja schon.
 

„Nein er hat ihn nicht erwischt. Ich habe ihn vorher aufgehalten“: Akihito beantwortete damit eine unausgesprochene Frage von Hayate. Akihito und Azrael waren Meister im Gedankenlesen. Es passierte schon mal öfters das sie Fragen beantworteten, die ihr Gegenüber noch gar nicht gestellt hatte. Hayate verzog missbilligend das Gesicht. Er hatte was dagegen, wenn man in seinem Oberstübchen wild herumstocherte. Aber das konnte man ja wohl verstehen. Man hatte kein Privatleben mehr. „Schön dann brauch ich ja nicht mehr zu fragen. Erzähl was passiert ist“.

„Na ja so viel ist nicht passiert. Ich habe ihn einkassiert und er war am fluchen wie immer halt. Aber ich hatte keine Lust morgen Abend Ascherestchen von ihm einzusammeln. Wir haben auch so noch genug zu tun. Jetzt werden wir uns morgen auf die Suche nach ihm machen müssen. Die Wohnung haben wir jedenfalls schon mal gefunden“.
 

Nun rührte sich auch endlich Tetsuya. „Habt ihr Schnarchnasen auch daran gedacht das er jetzt vielleicht seinen Kumpels alles erzählen könnte was er gesehen hat? Hayate hat mir erzählt, dass euch so ein kleiner beschissener Junkie gesehen hat. Ihr hättet ihn direkt zur Strecke bringen müssen“.
 

Azrael richtete sich wieder auf. Seine Fangzähne waren ausgefahren und seine Augen glühten gefährlich gelb. Seine Iris hatte sich zu schwarzen Schlitzen verengt. Tetsuya wich erschrocken einen Schritt zurück. Er war zu weit gegangen. Das bemerkte er leider erst jetzt. „Pass mal auf du kleiner Penner. Erzähl du mir bloß nicht wie ich meinen Job zu machen habe, ansonsten trete ich dir mal fürchterlich in deinen kleine Hintern. Wenn du Vollidiot das tun würdest was man dir sagt, wäre das nicht passiert. Dann wären wir mit drei Mann auf Streife gewesen und einer hätte aufpassen können. Aber nein. Der Herr hat ja natürlich Sonderwünsche. Hauptsache man hat seinen Spaß. Du bist so ein Penner. Halt bloß die Klappe ansonsten rasier ich dir den Schädel“.
 

Das Donnerwetter war genauso schnell vorbei wie es gekommen war. Es war totenstill. In der Stille gingen Azrael´s Fangzähne wieder zurück und seine Augen nahmen wieder eine normale Färbung an. Tetsuya machte das er wegkam. Er hatte keine Lust auf weitere Auseinandersetzungen mit Azrael. Das konnte böse enden. Jedenfalls heute. Azrael hatte wirkliche miese Laune, was wohl hauptsächlich daran lag das der Junkie ihm durch die Lappen gegangen war.
 

Akihito sah zu Hayate der ein wenig niedergeschlagen wirkte. „Keine Sorge. Taki wird nichts passieren. Nimm es nicht persönlich. Aber einer muss bei den PCs bleiben. Das ist auch ne ehrenwerte Aufgabe. Ich begleite meinen Bruder und passe auf das er keine Dummheiten baut“. Neben ihm ließ Azrael ein beleidigtes Schnauben hören. Hayate gab sich geschlagen. „Schon okay. Du hast ja Recht. Aber dann passt morgen bloß auf euch auf“.
 

Azrael erhob sich wandte sich Hayate zu. „Ich danke dir das du dich beeilt hast meinen Bruder zu holen“. Das war nun wirklich zu viel für Hayate. Er wurde rot und stotterte was von wegen, wäre nicht nötig und das er ja schon längst auf dem Wege gewesen seihe. Akihito unterdrückte nur mit Mühe ein kichern. Er stand ebenfalls auf. Er wollte nur noch ins Bett und meinte: „Ich würde vorschlagen das wir den Rest kurzfristig am Abend besprechen. Tetsuya bekommt morgen frei. Auch wenn er sowieso immer frei hat. Aber er soll sich in unserer Nähe aufhalten. Man weiß ja nie“. Azrael nickte zustimmend und rauschte an ihm vorbei zur Tür hinaus. Er ging direkt in sein Schlafzimmer und ließ sich auf sein großes bequemes Doppelbett fallen. Im Moment hatte er schwarze Samtbezüge. Die passten ironischerweise gerade unheimlich gut zu seiner Stimmung.
 

Akihito ging durch den leeren Korridor und wollte gerade zu seinem Zimmer abbiegen als eine große Gestalt aus dem Schatten trat. „Ich habe mich schon gefragt wo du bleibst Akihito. Ich habe auf dich gewartet“.

„Das hatte ich schon befürchtet Tetsuya“. Das Grinsen auf Tetsuya´s Gesicht war pure Boshaftigkeit. Tetsuya war zu allem Überfluss auch noch Akihitos Idee gewesen. Hätte er ihn doch bloß nie vorgeschlagen. Doch er folgte Tetsuya ohne Widerworte.
 

Hayate und Taki schliefen weniger gut. Taki wurde von Alpträumen gejagt und Hayate war einfach nur besorgt. Taki war auf seinen eigenen Wunsch hin genau das geworden was er jetzt war: Ein Monster.

Taki war froh gewesen seiner Vergangenheit entfliehen zu können. Doch jetzt hatte sie ihn eingeholt. Er würde sich ihr stellen. Egal wie. Und Hayate hoffte inständig das er wieder heil zurück kam. Der Gedanke ihn vielleicht eines Tages für immer zu verlieren schmerzte Hayate mehr wie alles andere. Ein langer steiniger Weg lag hinter ihnen und irgendwie hatte er das Gefühl, dass der Weg der vor ihnen lag genauso lang und steinig war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sotar
2012-05-24T21:01:46+00:00 24.05.2012 23:01
Wie schon das letzte Kapitel sehr interessant und anschaulich geschrieben. Die Diealoge sind dir meiner Meinung nach besonder gut gelungen. Sie machen auf mich einen recht natürlichen Eindruck. Allerdings auch hier wieder als kleiner Kritikpunkt an dem Kapitel, dass die Umgebungsbeschreibung etwas rar ist. Den Saal in dem sie sich versammelt hatten hättest du noch etwas detailierter beschreiben können oder den Korridir durch den sich Akihito am Ende bewegt hatte. So hättest du noch ein wenig mehr Atmosphäre verbreiten können.
Ansonsten aber wieder ein gutes Kappi das zum weiterlesen motiviert.

Hier wieder einige Kleinigkeiten die mir noch aufgefallen sind.
In einem Sessel saß Hayate, der Vampir der mit ihmn auf Streife gewesen war. Bei dem ihm ist ein n dran das dort nicht hingehört.

Aber die auf die beiden konnte man sich zu 100 % verlassen. Das erste die ist zu viel.

Eine unausgesprochene Bedrohung war mit inbegriffen. Drphung passt vielleicht besser als Bedrohung. Ist aber natürlich reine Ansichtssache.

mfg Sotar


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