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Blutflecken im weißen Schnee

Eine Rose im Winter
von

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Prolog

Prolog von BlutigesZebra:
 

Verloren in der Welt,

verloren in tiefgrünen Augen.

Lang gelebt und doch bis dahin tot.

Dann kam er und nahm sie fort,

in seine unbekannte Welt.

Entschwunden war sie,

tauchte nie mehr auf.

Versank in der dunklen Nacht,

wo sie ihr Verderben fand.

Rot tropfte das Blut

in den weißen Schnee.
 

Mein Prolog:
 


 

Gegen Ende des Gottesdienstes hatte es angefangen zu schneien. Jetzt fiel der Schnee in dichten Flocken, verwehrte ihr den Blick auf ihren Weg.

Doch sie wusste schon, wo sie langgehen musste. War sie nicht sechzig Jahre lang jeden Sonntag zur Kirche ins Nachbardorf gegangen?

Nein, den Weg nach Hause würde sie schon finden. Wenn sie ihn denn gehen konnte.

Immer beschwerlicher wurde es, die alten Knochen wollten nicht mehr so, und auch der Gehstock brachte nur wenig Erleichterung.

Es ging zu Ende mit ihr.

Kein schöner Gedanke, aber auch kein Neuer. Dass es zu Ende ging, das hatte sie schon am Tag ihrer Hochzeit gewusst.

Ihre Eltern waren arm gewesen, hatten nicht so viele Mäuler stopfen können, und so hatte sie den ersten Mann geheiratet, der sich dazu bereit erklärt hatte.

Denn schön, schön war sie nie gewesen.
 

Wie das Schicksal so spielte hatte sie trotzdem weder Kinder noch Enkel. Seinen ehelichen Pflichten war der Alte nämlich nie nachgekommen.

Nicht, dass er nicht gewollt hätte. Aber das Alter hatte damals schon seinen Tribut gefordert…
 

Ein bitteres Lächeln spielte um ihre faltigen Lippen. Oh ja, sie hatte ihn um Jahrzehnte überlebt, den alten Säufer.

Nicht, dass es ihr viel gebracht hätte. Und er rief sich immer in Erinnerung, wenn Regen aufzog. Dann schmerzte nämlich die Rippe, die er ihr seinerzeit gebrochen hatte.
 

Immer dichter fiel der Schnee jetzt, und letzten Endes sah sie ein, dass es so nicht weiter ging. Sie brauchte eine Pause.

Der Stein an der Kreuzung war die einzige, erreichbare Sitzgelegenheit.

Ja, es ging zu Ende. Früher hatte sie nie eine Pause gebraucht, auf dem Heimweg von der Kirche.

Aber was machte es schon, wenn sie ihre Zeit hier vertrödelte? Zuhause wartete niemand auf sie, die Hausarbeit war getan, und ihre freie Zeit verbrachte sie sowieso nur mit Beten, das konnte sie auch hier tun.
 

Wenn sie so über ihr Leben nachdachte, war der Herr Jesus wohl der einzige, der ein bisschen Liebe für sie übrig hatte. Zwar nur, weil er alle Menschen liebte, aber man musste nehmen was man bekam.

Im Gebet hatte sie immer Trost gefunden.
 

Der Herr Pfarrer hatte gesagt, dass Gott auch seine getreuesten Diener quälte. Hiob zum Beispiel.

Aber der Herr Pfarrer hatte auch gesagt, dass Erwin das Recht hatte, sie zu „züchtigen“. Ja, so drückte er sich aus, ganz fein.

Sie fand es nicht recht. Ja, wenn Erwin ein gottesfürchtiger Mann gewesen wäre…aber das war er nicht. Er war ein alter Säufer gewesen.

Rumgehurt sollte er angeblich auch haben, früher. Als er noch gekonnt hatte.
 

Und der Herr Jesus hatte so was nie gesagt, dass ein Mann sein Weib schlagen sollte. Sie konnte nicht lesen, aber sie hörte immer gut zu, was der Pfarrer sprach, ja, das tat sie.



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