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Angels, Vampires and a Shinigami

von

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Prolog

Es war eine kalte, dunkle Nacht. Jedes Leben schien wie verschwunden. Hier und da bellte ein Hund, woanders drang Musik aus einem Haus. Durch eine düstere Straße liefen drei junge Männer, denen die Kälte nichts auszumachen schien, schweigend nebeneinander her. Plötzlich hörten sie aus einer weiteren Gasse das Geräusch einer umfallenden Mülltonne und Stimmen.

Neugierig folgten sie dem Stimmgewirr, bis sie schließlich eine Gruppe von Jungs entdeckten, die um etwas herumstanden. Beim näheren Betrachten sahen sie, dass sie sich um ein kleines Mädchen versammelt hatten, das nicht älter als vier Jahre sein konnte. Es hatte die Arme schützend über dem Kopf zusammengeschlagen und kauerte wimmernd an der Wand hinter sich.

Einer der Jungs trat hervor und drückte das Kinn mit dem Fuß nach oben, wobei ihm die Hände vom Kopf rutschten. „Was für hässliche Augen du hast, Kleine.“, sagte er in einem abfälligen Ton. „Wenn meine Tochter irgendwann ei grünes und ein blaues Auge hätte, dann würde ich sie auch aussetzen.“

Bei diesen Worten zuckte das Kind zusammen und öffnete seine von Tränen erfüllten Augen. Mit diesen sah sie ihn flehend an, doch er grinste nur gefühllos und trat sie zur Seite. Diese Tat war für einen der drei fernen Beobachter ein Grund gewesen einzugreifen. Mit den Worten „Ich hatte eh noch kein Abendessen!“, lief er mit einer unglaublichen Eleganz zu der kleinen Gruppe hinüber.

Im Bruchteil einer Sekunde zog er den einen Typen von dem Mädchen weg und brach ihm dabei das Genick. „Hoppla…“, war das Einzige, was er dazu sagte. Auch den Anderen erging es nicht besser. Im Handumdrehen hauchten sie alle ihr Leben aus. Die Kleine hatte sich wieder aufgesetzt, hielt sich mit der einen Hand die Stelle, an der sie der Fuß getroffen hatte und sah den großen Unbekannten mit ihren geröteten Augen an.

Im nächsten Moment zuckte sie zusammen, kniff ihre Augen zu und ging wieder in ihre Kauerstellung. Der Fremde kniete sich auf ihre Höhe und nahm ihr langsam die Hände vom Kopf. Ohne ihre kleinen Händchen, die vollkommen verdreckt und zerkratzt waren, loszulassen, sagte er mit einer ruhigen, melodischen Stimme: „Du musst keine Angst haben, Kleine. Hier ist niemand mehr, der dir etwas antun will. Mach deine Augen auf und sieh nach.“

Das Mädchen öffnete zögerlich seine Augen und sah den Fremden an. Sie sah sich noch einmal um, um sicherzustellen, dass sich keiner der bösen Jungs mehr rührte. Anschließend richteten sich ihre großen, unschuldigen Augen wieder auf ihren Retter und füllten sich erneut mit Tränen, die ihr gleich darauf die Wange hinunterliefen. Immer der Spur entlang, die von den Vorherigen zurückgeblieben war. Voller Dankbarkeit drückte sie seine Hände mit den ihrigen und schluchzte.

Er befreite eine seiner Hände aus ihrem Griff und wischte ihr damit die Tränen von der Backe. „Du musst dich nicht für deine Augen schämen oder sie verstecken. Sie haben beide für sich eine positive Farbe.“ Das Kind sah ihn fragend an. „Posive Fabe?“, fragte sie leise mit einer näselnden Stimme. Der junge Mann lächelte und antwortete: „Das heißt, dass es gute Farben sind. Grün steht für die Hoffnung. Jeder, der diese Farbe sieht, wird niemals aufgeben. Blau bedeutet Treue. Das heißt, dass du immer zu einer Person hältst und bei ihr bleibst. Das klingt doch gut, oder?“

Die Kleine nickte unsicher, weil sie noch nicht alles verstanden hatte, aber der Klang seiner Stimme war so freundlich, dass er einfach etwas Gutes gesagt haben musste. Er stand auf und nahm sie auf seinen Arm. „Willst du mit mir kommen? Ich werde immer auf dich aufpassen und darauf achten, dass dir niemand etwas antut.“ Als Antwort schlang das Kind seine Arme um den Hals seines Beschützers und krallte die Hände in den Mantel, den er trug.

Der Mann seufzte und ging zu den anderen Beiden zurück, die sich nicht von der Stelle bewegt hatten. Der Kleinere trat einen Schritt auf ihn zu und zeigte auf das kleine Wesen, das in Sekundenschnelle in seinem sicheren Arm eingeschlafen war. „Du willst sie mitnehmen? Du weißt, dass das nicht gut gehen kann!“ Der Ton war eindeutig anklagend, aber der Angesprochene nickte nur und ging los. Die anderen Beiden warfen sich einen ergebenen Blick zu und folgten ihm.

Dreizehn Jahre später, an einem sonnig warmen Sommertag, etwas abseits der lauten Innenstadt in einer kleinen Villa, die mitten in einem großen Blumenfeld stand, war lautes Gepolter zu hören. Ein Mädchen, ungefähr siebzehn Jahre alt, rannte wild von einem Ort zum anderen. Bei jeder Bewegung wehte ihr das lange, blonde Haar hinterher. Während sie mit einer Jeans, Socken und einem BH bekleidet die Treppe herunter rannte, kaute sie auf einem Stück ungetoasteten Toasts herum.

„Verdammt! Wo sind denn schon wieder meine Schuhe? KYO!“ Voller Zuversicht sah sie zu dem jungen Mann hinauf, der bereits fertig angezogen, gähnend um die Ecke bog. „Na im Schuhregal, wo sie hingehören, du Tranfunsel.“ Das Mädchen atmete erleichtert aus und holte seine Schuhe. „Du bist ein Engel, Kyo!“, rief sie, während sie ihre Schuhe herauskramte.

Kyo schlenderte langsam die Treppe hinunter und antwortete ihr grinsend: „Ich weiß.“ Er ging zu ihr und drückte ihr ein Kleidungsstück ins Gesicht, während sie sich die Schuhe band. „Hey!” Verwirrt nahm sie ihm das Stück Stoff ab und betrachtete es. Erst beim zweiten Mal hinsehen erkannte sie es als kürzärmlige, hellblaue Bluse. Mit einer bösen Vorahnung sah sie an sich herunter und ließ kurz darauf einen markerschütternden Schrei los.

Nachdem sie sich wieder beruhigt und die Bluse angezogen hatte, sah sie Kyo vorwurfsvoll an. „Warum hast du mir nicht gleich gesagt, dass ich nicht ganz bekleidet bin?“ Aber anstatt eines entschuldigenden Blickes bekam sie nur ein Grinsen. „Mich stört es nicht, meine liebe Mariah. Ich kenne dich, seit du klein warst. Allerdings hätte es dir ein paar interessierte Blicke von deinen Mitschülern eingebracht. Das hier passt übrigens perfekt dazu.“

Kyo reichte ihr ein Paar grüner Ohrringe und passend dazu eine Kette mit einem Herzanhänger, der in der Mitte einen blauen Edelstein eingearbeitet hatte. „Der Schmuck passt perfekt zu deinen Augen.“ Er lächelte sie an und Mariah erwiderte es. „Ich hasse meine Augen, aber ohne sie wäre ich dir und den anderen Beiden nie begegnet.“ Sie seufzte und stand auf.

Sie strich sich die Haare nach hinten und verhinderte mit einer kleinen Spange, dass ihr die vorderen Strähnen ins Gesicht fielen. Anschließend blickten ihre unterschiedlich farbigen Augen in die haselnussbraunen von Kyo. „Wollen wir los?“, fragte dieser mit ruhiger Stimme. Mariah nickte fröhlich und hüpfte durch die Eingangshalle zur Tür.

Als sie die Tür aufstieß, kamen ihr sofort die warmen Strahlen der Sonne entgegen und Mariah sog sie vollständig in sich hinein. Sie musste niesen, als sie ein wenig Blütenstaub einatmete, aber das machte ihr nicht viel aus. Kyo verließ ebenfalls das Haus und schloss hinter sich ab.

Er musste schmunzeln, als er zusah, wie Mariah durch das Blumenfeld tänzelte. Genauso, wie sie es schon seit dreizehn Jahren tat. „Schade, dass die anderen Beiden sie so nicht sehen können.“, dachte sich Kyo, als er hinter ihr herschlenderte. Erst an der Stadtgrenze hatte Mariah auf ihn gewartet. Von hier aus war der Weg bis zur Schule keine fünf Minuten mehr.

Sie liefen extra durch ein paar Seitengassen, um dem Lärm der Großstadt wenigstens ein bisschen zu entkommen. Als sie nahe der Schule waren, schlief Kyo fast ein. Mariah fing ihn gerade noch auf, bevor er auf die Straße kippen konnte. „Du bist schon wieder so müde, Kyo. Ich mache mir langsam wirklich Sorgen um dich und deine Gesundheit.“ Sie sah ihn besorgt an und er antwortete nach einem weiteren Gähnen: „Das liegt daran, dass mich Luca die ganze Nacht wach gehalten hat. Ich verstehe ja, dass er gemeinsame Zeit mit mir haben will, aber er muss ja auch nicht am nächsten Tag in die Schule!“

Kyo seufzte und Mariah sah geknickt zu Boden. „Tut mir Leid“, wisperte sie leise. „Nur wegen mir musst du jeden Morgen so früh aufstehen.“ Kyo lächelte und legte ihr die Hand auf den Kopf. „Mach dir darüber keine Gedanken, Mariah. Ich mache das vollkommen freiwillig. Wenn ich es nicht tun würde, dann kämst du nur wieder mit blauen Flecken und zerrissenen Heften nach Hause.“ Er grinste sie an und sie lächelte leicht zurück. Da er sich nicht damit zufrieden geben wollte, wuschelte er ihr noch durch die blonden Haare. Mariah beschwerte sich und wollte das Gleiche tun, aber Kyo wich ihr geschickt aus.

Als sie am Schultor ankamen, wartete bereits ein Mädchen auf die Beiden. Bei deren Anblick kam es auf Kyo und Mariah zugelaufen. „Lorelei!“, rief die Blonde glücklich und umarmte sie kurz darauf. Nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten, nickte Lorelei Kyo zur Begrüßung zu. Dieser tat dasselbe und sie gingen hinein.

Kaum hatten sie den Schulhof betreten, war Kyo auch schon von einer Gruppe Mädchen umzingelt. Jedes weibliche Wesen hier, außer Mariah und Lorelei, lag ihm zu Füßen. Kyos gutes Aussehen war aber auch wirklich unmenschlich. Er war groß und hatte einen durchtrainierten Körper. Auch, wenn seine Muskeln nicht sonderlich hervorstießen, würde sich keiner auf einen Zweikampf mit ihm einlassen.

Dazu kamen sein hellbraunes, kurzes Haar, das im Licht der Sonne golden glänzte und seine klaren, haselnussbraunen Augen, die Alles in eine weiche Atmosphäre tauchten. Es gab einfach nichts an Kyo, das die Mädchen abgeschreckt hätte.

Jedoch gab es zwei Dinge über ihn, von denen sie keine Ahnung hatten.

Die Eine war, dass Kyo kein Mensch war. Diese durch und durch perfekte Person war ein wahrhaftiger Engel. Die andere Sache hätte den Mädchen gewiss das Herz gebrochen, denn er war bereits vergeben. Seit mehreren Jahrhunderten war er mit Luce zusammen. Gegen diese Beziehung waren sie machtlos, denn Luce war zu einhundert Prozent männlich!

Da niemand etwas davon wusste, nicht einmal Lorelei, gaben sie Mariah die Schuld an Kyos Abweisungen. Egal, was Negatives in dieser Schule passierte, sie war aufgrund ihrer Augenfarbe dafür verantwortlich. In dieser Stadt galten Menschen mit verschieden farbeigen Augen als Unglücksbringer und wurden behandelt wie Freiwild. Mariahs Augenfarbe war erst mit vier Jahren gekommen, was ihr wohl das Leben gerettet hatte. Ihre Eltern hatten sie kurz darauf ausgesetzt, um sich die Schande zu ersparen. Mit vier Jahren konnte sie sich wenigstens ein bisschen verständigen, aber dennoch war es die schlimmste Zeit ihres Lebens gewesen. In einer kalten Nacht wurde sie endlich gerettet und zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie etwas Positives über ihre Augen gehört.

Bis zum letzten Jahr der Mittelschule hatte sie eine Augenklappe über ihrem rechten, grünen Auge getragen, um eben das zu verhindern, was passiert war, nachdem sie ein Mitschüler ohne diese gesehen hatte. Jeden Tag hatten Schüler ihren Frust an ihr ausgelassen. Mariah war angeschrieen, bespuckt und geschlagen worden. In dieser Zeit hatte sie sich mit Lorelei angefreundet, die von diesen Vorurteilen nichts wissen wollte. Nach einiger Zeit hatte Kyo dann beschlossen das Mädchen zu begleiten. Die anderen Beiden waren aufgrund ihrer Rasse nicht dazu in der Lage, denn sie waren Vampire.

Seit Kyos Erscheinen hatte es keine Probleme mehr gegeben und er wich ihr auch nicht von der Seite. Zwar spürte Mariah immer noch die verächtlichen Blicke in ihrem Rücken, aber solange sie in seiner Nähe war, konnte ihr nichts passieren.
 

Nachdem Kyo die Mädchen abgeschüttelt hatte, gingen sie hinein. „Beliebt, wie immer, Mister Perfect.“, sagte Lorelei grinsend, während sie ihm in die Seite piekste. Der Engel legte ihr den Arm um die Schulter und fragte neugierig: „Bist du etwa eifersüchtig, meine liebe Lorelei?“ Sie wand sich geschickt aus seiner Umarmung, grinste ihn leicht verärgert, aber freundlich an und blieb ihm eine Antwort schuldig. Stattdessen wand sie sich zu Mariah.

„Hast du die Hausaufgaben für Geschichte gemacht? Ich hatte keine Ahnung, was ich schreiben sollte.“ Voller Hoffnung starrte sie ihre Freundin an und diese holte lachend ihr Geschichtsheft heraus. „Schreib aber nicht alles ab, denn sonst kommt noch heraus, dass ich bei dir abgeschrieben habe.“ Lorelei sah sie vorwurfsvoll an. Sie hasste es, wenn Mariah so sprach. Auch, wenn es der Wahrheit entsprach, denn die Lehrer benachteiligten sie ebenfalls.

Es hatte sich allerdings etwas gebessert, seit Kyo einen seiner Freunde zu ihnen geschickt hatte. Mariah hatte ihn deswegen zusammengestaucht. Lorelei wusste nicht, warum ihre kleine Blondine so wütend deswegen gewesen war und sie wollte auch nicht weiter nachfragen.

Lorelei hatte es tatsächlich geschafft die Abschreibaktion zu vertuschen. Der weitere Schultag war anschließend ebenfalls ohne Probleme gewesen. Trotzdem war Mariah froh, als die kleine Villa in ihr Blickfeld trat. Das alte Haus stand inmitten eines großen Blumenfeldes, das Mariah an jedem Frühlings- und Sommertag begrüßte.

Die Mauerwand war mit Efeu überzogen, der sich um den Rahmen der Eingangspforte schlängelte. Die Fenster hatten noch Holzrahmen, weshalb es im Herbst und im Winter zog. Aus diesem Grund gab es nur in ihrem Zimmer ein isoliertes Fenster. Den anderen Drei waren die Temperaturunterschiede außerhalb ihres Körpers egal, sie passten sich einfach an. Der Zug im Wohnzimmer wurde durch den großen Karmin behoben, vor den sie sich in den kalten Jahreszeiten immer kuschelten, um Mariah warm zu halten.

Mariah schloss die Tür auf und trat ein. Vor ihr erstreckte sich die kleine Eingangshalle. Links war eine Tür, die zum Wohnzimmer und zur Bibliothek führte, rechts ging es zur Küche und zu einem Raum, in dem Wäsche gewaschen wurde. Direkt gegenüber der Eingangstür war die Treppe, die in das obere Stockwerk führte. Dort befanden sich die Schlafzimmer und das Bad. Eine weitere, kleine Treppe führte auf den Dachboden. Rechts neben der großen Treppe war eine weitere Tür, die in den Keller führte und daneben stand der schon bekannte Schuhschrank.

Kyo kam kurz nach ihr herein und legte seine Tasche auf eben diesen. Die Halle war recht trostlos und leer, aber sie war eh nur als Durchgang gedacht. Mariah legte ebenfalls ihre Sache ab und lief in die Küche. „Was soll ich uns heute kochen? Hast du irgendeinen Wunsch, Kyo? Ich meine natürlich außer dem, dass Luce bald aufwacht.“, rief sie aus der Küche. Beim letzten Satz lief Kyo rot an und plötzlich spielte das Wasser verrückt. „KYO!“, war das Einzige, was Mariah rief, während sie klatschnass die Treppe hinauf rannte. Natürlich warf sie ihm im Vorbeigehen noch einen bösen Blick zu. Kyo grinste selbstgefällig und lief seinerseits in die Küche, um Abendessen zu machen.

Mariah kam wenig später in einem kurzärmligen, knielangen, weißen Kleid und Hausschuhen zurück. Mit einem beleidigten Unterton, fragte sie: „Die gleiche Verteilung wie immer?“ Kyo nickte. „Und was machen wir?“, ergänzte sie mit einem Blick auf die Karotten, die er gerade schnitt. Er lächelte sie an und antwortete: „Ich wollte einen vegetarischen Kartoffelauflauf machen. Bist du damit einverstanden?“ Mariah nickte und drehte vorsichtig den Wasserhahn auf, um sich die Hände zu waschen. Anschließend begann sie ebenfalls Karotten zu schneiden. Danach setzte sie Kartoffeln für sich und Kyo auf und holte zwei Backformen aus dem Schrank.

Kyo und Mariah teilten sich ihre Arbeit beim Kochen immer. Sie kochte für sich und Kyo und er für die anderen Beiden. Die „anderen Beiden“ hießen Luce und Seraphis. Wie bereits erwähnt waren sie ebenfalls nicht menschlich, was man alleine an der Tatsache sah, wie lange Luce schon mit Kyo zusammen war.

Sie konnten durchaus menschliche Nahrung zu sich nehmen, jedoch musste immer ein Teil Blut enthalten sein. Diese rote Körperflüssigkeit bekamen sie aus einem etwas weiter entfernten Krankenhaus. Allerdings nicht freiwillig. Mariah konnte sich als Mensch nicht wirklich an diese Blutsache gewöhnen.

Die mittlerweile junge Frau hatte absolut nichts dagegen, dass ihre Mitbewohner nicht menschlich waren, aber mit Blut zu kochen war ihr zuwider. Aus diesem Grund übernahm der Engel den Job.

Als sie das Essen zubereitet hatten, ließen sie die Portion für die beiden Nachtaktiven im Ofen, da sie eh erst nachts gegessen werden würde. Nach dem Essen machten sie wie immer brav ihre Hausaufgaben. Sie waren so sehr darin vertieft, dass sie die Zeit vergaßen und erst merkten, dass es Abend war, als im oberen Stockwerk das Knarren einer Tür zu hören war.

„Hört sich so an, als seinen die Prinzessinnen aufgewacht.“, bemerkte Mariah überflüssigerweise. Mit einem Grinsen in Kyos Richtung, fügte sie hinzu: „Und das ohne das Wachküssen eines Prinzen.“ „Das liegt daran, dass Prinzen geschlafen haben und die Prinzessinnen die ganze Zeit wach waren.“, ertönte eine wohlklingende, männliche Stimme hinter ihnen. Mariah drehte sich um und lächelte dem Neuankömmling zu. „Sag doch so was nicht, Luce. Der liebe Kyo könnte rot werden.“ Luces Blick zufolge, war das bereits der Fall. Er lächelte und kam auf sie zu. Bei jedem Schritt wippten seine schulterlangen, blonden Haare leicht auf und ab und durch die Vorwärtsbewegung flogen sie wie ein Schleier elegant hinter ihm her. Er setzte sich neben Kyo, der verzweifelt versuchte sich auf seine Hausaufgaben zu konzentrieren.

Luce stützte seinen Kopf mit der Hand ab und betrachtete seinen Freund, wobei ihm ein amüsiertes Lächeln auf den Lippen lag. Der Engel würde diesem Blick nicht lange standhalten können. Luce hatte dunkelblaue Augen, die am Rand der Pupille einen leichten Rotstich hatten. Diese Farbe verlieh ihm eine unglaubliche Eleganz und jede Person, die in diese Augen sah, wurde von ihnen verzaubert.

Gerade, als Kyo schwach wurde, hörten sie ein Knarren aus Richtung der Tür. Am Türrahmen gelehnt stand ein weiterer Mann, der sie mit ruhigen Augen ansah. Seine langen, schwarzen Haare waren zu einem Zopf gebunden. Nur zwei Strähnen, die hinter das Ohr geschoben waren, hingen ihm vor der Brust. Seine ganze Körperhaltung strahlte Stolz und Ruhe aus.

Mariah stand auf und ging lächelnd auf ihn zu. Er bewegte sich nicht von der Stelle, sondern sah die herannahende Frau nur mit seinen tiefen, goldgrünen Augen an. Eben Genannte stand nun vier Schritte von ihm entfernt, faltete die Hände vor dem Bauch und verbeugte sich leicht. „Guten Morgen, Seraphis. Ich hoffe du hast gut geschlafen.“ Seraphis stellte sich gerade vor ihr auf. Anschließend ließ er den linken Arm locker am Körper herabhängen, während er sie rechte hand vor seine linke Brust hielt und sich ebenfalls verbeugte.

„Dir wünsche ich auch einen guten Abend, Mariah. Ich habe sehr gut geschlafen, danke der Nachfrage.“ Nun lächelte er sie ebenfalls an und sein Blick war voller Wärme.

Zusammen gingen sie zum Tisch, wo Kyo seine Hausaufgaben endgültig aufgegeben hatte. Seraphis nickte ihm zur Begrüßung zu und setzte sich Luce gegenüber. Mariah verbeugte sich noch einmal und ging in die Küche, um das Essen für die Nachzügler zu holen.

Als sie weg war, lehnte sich Seraphis zurück, seufzte und sagte ärgerlich: „Ich HASSE es, wenn sie mir gegenüber so unterwürfig ist!“ Seinen Ärger zeigte er durch ein kurzes Aufblitzen seiner weißen, spitzen Eckzähne. Luce, der seine Pose nicht verändert hatte, sah zu ihm und lächelte beschwichtigend, als er antwortete: „Da kann man nichts machen, mein Guter. Wenn sie es nach dreizehn Jahren nicht gelernt hat, dann wird sie das auch in Zukunft nicht tun. Vielleicht solltest du aufhören sich darüber aufzuregen.“

„Über was regst du dich denn auf, Seraphis?“ Alle drehten sich erschrocken zur Tür, in der Mariah mit einer dampfenden Backform stand und sie fragend ansah. Kyo hatte sich als Erster wieder gefangen und wedelte mit der Hand hin und her, als wollte er das eben Gesagte einfach wegschieben. „Regt er sich nicht ständig über irgendetwas auf?“ Die junge Frau lachte auf und kam zu ihnen. „Ja, da hast du Recht.“

Seraphis atmete auf, nickte Kyo dankbar zu und ließ im nächsten Moment einen Schwall Wasser auf ihn nieder. Luce biss sich auf die Lippen, aber er konnte sein Lachen nicht unterdrücken. Dieser schmollende Blich stand seinem Geliebten einfach zu gut. Kyo stand auf, um sich umzuziehen und bekam von Mariah noch die Worte „Kleine Sünden bestraft der Herr sofort“ hinterher geworfen.

Luce holte Teller und Besteck aus dem Schränk, während Seraphis Gläser brachte. Anschließend aßen sie und wurden fertig, bevor Kyo zurückkam. „Ich hab keine Lust heute raus zu gehen. Können wir uns heute nicht noch einmal frei geben?“ Satt einer Antwort stand Seraphis einfach auf, wuschelte Mariah durch die Haare und ging auf die Tür zu. Luce seufzte und tat es ihm gleich. „Bis morgen, Mariah.“

Sie nickte Luce aufmunternd zu und machte sich daran den Tisch abzuräumen. An der Tür kam ihnen Kyo entgegen und wollte sich unbemerkt an ihnen vorbei schleichen. Fast hätte er es geschafft, als ihm sein Freund plötzlich mit dem Arm den Weg versperrte. „Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, dass du mir so einfach davon kommst?“ Beim Klang von Luces Stimme wich alle Kraft aus Kyos Körper und jede Gegenwehr schien sinnlos. Er hatte den Kampf verloren- wie immer.

Lächelte, hob den Kopf des Engels an und küsste ihn. Als sie sich wieder voneinander gelöst hatten, legte der Vampir ihm die Hände auf die Wangen und sagte mit traurigem, warmen Blick: „Mir wäre es lieber zu Hause zu bleiben und dir beim Schlafen zuzusehen.“ „Als ob ich in deiner Gegenwart schlafen könnte.“, dachte sich Kyo, aber das waren Worte, die er nie über die Lippen bringen würde.

Nach einem weiteren Kuss ließ Luce von ihm ab und folgte Seraphis ohne sich noch einmal umzudrehen. Erst, als er das Klicken der Eingangstür hörte, sah er mit schmerzerfülltem Blick zu Boden.

„Wenn du willst, dass er bei dir bleibt, dann musst du ihm das auch sagen. Ich bin mir sicher, dass Seraphis mal eine Ausnahme machen würde.“ Mariah stand nun neben ihm und sah ihn mit sorgenvollem Blick an. Kyo lächelte nur traurig und verließ den Raum mit den Worten: „Ich gehe schlaf nachholen.“ Er litt unter den täglichen Trennungen ebenso wie Luce, aber er brachte es einfach nicht über sich, etwas zu sagen.

Mariah nahm das Geschirr vom Tisch und brachte es in die Küche. Anschließend legte sie noch die Schulsachen ordentlich zusammen und ging schließlich ins Bett. Nichts ahnend, was sie in den nächsten Tagen erwarten würde.
 

Am nächsten Morgen wurde Mariah von warmen Sonnenstrahlen geweckt. Langsam erhob sie sich und streckte sich ausgiebig. Anschließend ging sie zum Fenster und strahlte, als sie die Wiese erblüht sah und überall Bienen und Schmetterlinge flogen. Aus ihrem Spiegel blickte ihr das eigene Spiegelbild entgegen. Wie jeden Morgen waren ihre Haare der absolute Krautsalat und eine weiße, getrocknete Speichelspur verlief von ihrem Mund einmal in Richtung Kinn und einmal in Richtung der Ohren.

„Wie gut, dass mich morgens niemand so sieht.“, sprach sie sich jedes Mal neuen Mut zu.

Sie ging zu ihrem Schrank und suchte nach dem passenden Outfit. Ihre Wahl fiel auf ein eng anliegendes, gelbes T-Shirt mit der Aufschrift: I’m the Sun! Dazu einen weißen, knielangen Rock und weiße Sandalen mit Pfennigabsätzen. Nachdem sie mit ihrem Aussehen zufrieden war, machte sie sich auf den Weg ins Bad. Direkt gegenüber von Mariahs Zimmer lag Kyos. Luce und Seraphis teilten sich einen Raum, weil sie so unabhängiger waren. Auch, wenn Luce lieber bei Kyo geschlafen hätte. Der eben Genannte Raum lag neben dem Ihrigen.

Da sie davon ausging, dass Kyo ebenfalls von den Sonnenstrahlen geweckt worden war, ging sie gleich zum Zimmer nebenan. So leise es ihr möglich war, spähte sie hinein, aber die Betten waren leer. Nicht einmal der Vorhang war geschlossen. Verwirrt lief sie ins Bad, wo sie ihr Gesicht und ihre Haare in Ordnung brachte. Ein wenig besorgt lief sie die Treppe hinunter.

In der Küche schnappte sie sich eine Schüssel, Milch und Müsli und verschwand im Wohnzimmer. Keine Menschenseele war zu sehen. Nun ja… MENSCHENseele sowieso nicht, aber es gab auch sonst keine Lebenszeichen. „Ob Kyo wohl doch noch schläft?“, fragte sie sich, als sie sich einen großen Löffel Müsli in den Mund schob. Doch plötzlich kam ein Geräusch aus der Bibliothek, das sich wie das Umblättern einer Seite anhörte. Jemand saß also nebenan und las.

Nachdem sie ihr Frühstück beendet hatte, ging Mariah in die Bibliothek. In einem Sessel vor dem Fenster saß, unschwer zu erkennen an den in der Sonne gold glänzenden Haaren, Kyo und las. Als er das Mädchen bemerkte, schlug er das Buch zu, lehnte sich zurück und ließ die Sonnenstrahlen sein Gesicht wärmen. „Wie oft hat er sich wohl schon gewünscht, diese Gefühl mit Luce zu teilen…?“, dachte sie sich, als sie auf ihn zuging. „Du bist heute mit Lorelei verabredet, wenn ich mich recht erinnere. Vergiss deine Augenklappe nicht.“ Kyo sprach mit geschlossenen Augen und Mariah entschied, dass es das Beste sein würde, ihn in Ruhe zu lassen. „Ich bin dann weg.“, waren die einzigen Worte, die über ihre Lippen kamen.

Lorelei wartete wie immer am großen Brunnen in der Einkaufpassage. Als sie Mariah herannahen sah, lief sie sofort auf diese zu und fiel ihr um den Hals. „Hallo meine Süße, warum hat das so lange gedauert? Bis du kommst haben ja schon alle Geschäfte zu. Wie will man da shoppen gehen?“ Loreleis Persönlichkeit war jedes Mal so positiv, dass sie alle Sorgen davonschwemmte. Mariah lachte und sie liefen los.

Mehrere Stunden später waren die Beine der Beiden nur noch Matsch und sie setzten sich auf eine Bank, die gegenüber von einem Elektronikfachgeschäft stand, in dessen Schaufenster viele Fernsehgeräte aufgebaut waren. Gerade, als sie ankamen, berichtete der Nachrichtensprecher von einer Schlägerei, in einer Wohngegend, in der letzen Nacht. Mariah musste sofort an Luce und seraphis denken, die nicht nach Hause gekommen waren. „Hoffentlich ist ihnen nichts passiert!“ Dieser Satz flog ständig durch ihre Gedanken und schien nicht verschwinden zu wollen.

Als Mariah abends nach Hause kam und leise Musik aus der Bibliothek vernahm, war sie mehr als erleichtert, als sie Seraphis im Sessel sitzen sah, in dem morgens noch Kyo gelesen hatte.

Seraphis saß ruhig da und sah durch das große Fenster den Halbmond an. Er erfüllte den ganzen Raum mit Ruhe und das Menschenmädchen ging langsam auf ihn zu. Sie war sich sicher, dass sie seine Vampirsinne längst wahrgenommen hatten. Wie erwartet zuckte er nicht einmal zusammen, als sie seinen Namen sagte. „Guten Abend. Ihr seid gestern nicht nach Hause gekommen. Ist etwas passiert?“ Der Vampir hatte sich keinen Zentimeter bewegt und starrte weiter auf den Mond.

Gerade, als Mariah gehen wollte, sagte er wie gleichgültig: „Wir sind auf ein paar lästige Gegner getroffen, die uns die ganze Nacht gekostet haben. Wir hätten es nicht mehr rechtzeitig vor Tagesanbruch nach Hause geschafft.“ Jetzt endlich sah er zu ihr und lächelte.

Mariah setzte sich so auf den Boden, dass sie sich an den Sessel lehnen konnte. Sie atmete ein und wieder aus, bevor sie sprach: „Ich habe mir Sorgen gemacht.“ „Ich weiß.“, war alles, was Seraphis dazu sagte. „Wo sind Luce und Kyo?“ „Oben. Kyo versorgt Luces Wunden, die noch nicht ganz verheilt sind. Außerdem sollten sie mal wieder ein bisschen Zeit für sich haben.“

Ein weiteres Thema fiel ihr nicht ein und so herrschte Stille. Es kam ihr wie eine halbe Ewigkeit vor. Schließlich schlief sie vor Erschöpfung ein und Seraphis trug sie in ihr Zimmer. Als er dieses wieder verließ, begegnete er Luce, der aus Kyos Zimmer kam. Die Beiden warfen sich einen ernsten Blick zu und gingen schließlich ebenfalls schlafen.

„Ich werde immer auf dich aufpassen und darauf achten, dass dir niemand etwas antut.“ Seraphis’ Worte von jenem Tag, vor dreizehn Jahren, hatte Mariah nie vergessen. Normalerweise erinnerte sie sich nur daran, wenn ihr etwas zustoßen sollte, was sie ein bisschen beunruhigte. Sie stand auf und zog sie gedankenverloren an. Kyo kam in ihr Zimmer, um nach dem Rechten zu sehen. Er seufzte nur, als er ihr die Bluse richtig zumachte, denn sie hatte sich vollkommen verknöpft. An schließend lächelte er Mariah an und hielt ihr die Hand hin. Sie nahm diese lachend und händchenhaltend verließen die Beiden das Haus.

Wie jeden Sonntag gingen sie in die Kirche, um Kyos Kraftreserven aufzufüllen. Er bezog daraus seine Kraft, wie Luce und Seraphis aus Blut. Mariah genoss diese Zeit immer, weil dies der einzige Zeitpunkt, neben der Zeit mit Luce, zu sein schien, in dem Kyo vollkommen entspannt war. Sonst hatte er immer eine gewisse Anspannung.

Als sie schließlich auf dem Rückweg waren und beim Bäcker Frühstück geholt hatten, begegneten sie Lorelei. „Na, mal wieder in der Kirche gewesen? Ihr seid ja richtig fromm.“ Mariah hatte den ironischen Unterton gehört und schnippte ihrer besten Freundin an die Stirn. Diese zwinkerte und streckte ihr die Zunge heraus. Um dem Ganzen Nachdruck zu verleihen, schnippte Kyo ihr ebenfalls an die Stirn. Die protestierenden Worte wurden einfach ignoriert.

Sie sahen erst verwirrt zu ihr, als sie plötzlich telefonierte und meinte: „Ja, Mama, ich bin dann heute Abend wieder zu Hause. Pünktlich zum Abendessen, wie immer.“ Sie klappte das Handy zu und grinste. „Das ist die Strafe! So einfach lasse ich mich nicht loswerden. Lasst uns losgehen.“ Lorelei lief voller Tatendrang los. Kyo und Mariah sahen ihr nur wie versteinert nach.

„Wir müssen sie loswerden, bevor es dunkel wird.“, dachten sie gleichzeitig und in ihren Köpfen arbeiteten sie fieberhaft Pläne aus. Die Ideen gingen von einfachem Rauswurf bis Krankheitsvortäuschungen. Irgendwie würde es schon klappen. Lorelei bekam von diesen Denkvorgängen nichts mit und redete fröhlich über Gott und die Welt.

Sie war schon immer äußerst redselig gewesen. Schon im Kindergarten hatte sie alle unterhalten, wie sie einmal voll stolz erzählt hatte. Lorelei war jemand, der die Aufmerksamkeit auf sich zog du das was leider oft das, was Mariah nicht wollte. Aufgrund ihrer früheren Erfahrungen hielt sie sich lieber im Hintergrund und versuchte nicht aufzufallen.

Als die Drei schließlich an der kleinen Villa angekommen waren, sah Lorelei zu den geschlossen Läden im ersten Stock. Sie schwieg einen Moment, dann fragte sie: „Warum sind diese Läden eigentlich immer geschlossen? Ich habe sie noch nie geöffnet gesehen. Was ist in diesem Raum?“ Kyo und Mariah sahen sich hilflos an und die Blonde antwortete schließlich: „Das ist unser Aufbewahrungsort für… lichtempfindliche Gegenstände! Im Keller ist leider nicht genug Platz, nicht wahr Kyo?“ Sie sah nach Zustimmung suchend zu ihm und er sagte schnell: „Ja… Ja, das ist richtig. Wir wissen gar nicht mehr wohin mit dem Zeug.“

Kurz darauf durchfuhr die Beiden eine Art Stromschlag. Die „Gegenstände“ wurden wohl nicht gerne als solche bezeichnet und zudem waren sie wach, was für sie eher ungewöhnlich war, denn am Himmel brannte hell die Sonne. „Ist alles in Ordnung mit euch? Ihr seid plötzlich so zusammengezuckt.“ Loreleis Stimme riss sie aus ihren Gedanken und Mariah wedelte mit den Händen. „Nein, nein, alles in bester Ordnung. Mich hat es nur plötzlich gefröstelt.“

Ihre Freundin sah sie mit skeptischen Blick an und ging, nach einem letzten Blick auf die geschlossenen Läden, auf den Eingang zu. „Lichtempfindliche Gegenstände? Erzählt mir doch nichts vom Osterhasen.“, dachte sich eben Genannte, während sie darauf wartete, dass Kyo endlich die Tür aufschloss. Ihr war auch aufgefallen, dass sie immer vor Einbruch der Dunkelheit gehen musste. Angeblich war es zu ihrer eigenen Sicherheit, aber Kyo hätte sie auch immer locker nach Hause bringen können oder sie hätte hier übernachtet.

Irgendetwas versteckten ihre Freunde vor ihr und das störte Lorelei gewaltig. Was es auch war, es war definitiv nachtaktiv. Vielleicht würde sie ihren kleinen Blondschopf danach fragen, aber im Moment gab sie sich mit der Erklärung „lichtempfindliche Gegenstände“ zufrieden.

Kyo hatte es schließlich doch noch geschafft die Tür zu öffnen und sie traten ein. Er verabschiedete sich mit der Ausrede sich umziehen zu müssen. Offensichtlich wollte er nach Luce und Seraphis sehen. Mariah wäre ihm am Liebsten gefolgt, aber sie konnte ihre Freundin wohl schlecht hier stehen lassen. „Wenn ich störe, dann kann ich auch gerne wieder gehen.“, sagte Lorelei leicht genervt. Mariah hob abwehrend die Hände und grinste etwas unbeholfen. „Nein, nein, ist schon okay. Ihm war wohl etwas warm.“ Doch sie bemerkte Loreleis skeptischen Blick zur Treppe, als diese fragte: „Und warum kommt er dann zurück, wie er gegangen ist?“ Darauf hatte Mariah keine Antwort, aber Kyo würde sich deswegen definitiv etwas anhören müssen. Als sich eben Jener zu ihnen gesellte, stieß sie ihm den Ellenbogen in die Seite und zischte ein leises, aber deutliches „Vollidiot“. Sein Wehklagen ignorierend führte sie ihre Freundin ins Wohnzimmer.

Nachdem sich Kyo von seinen „Qualen“ erholt hatte, ging er in die Küche, um eine Kleinigkeit zum Mittagessen zu machen. Die Mädchen redeten währenddessen über Dinge, die nichts mit „lichtempfindlichen Gegenständen“ zu tun hatte, die seltsamerweise wach waren. Kyo konnte nicht glauben, dass die immer so neugierige Lorelei so schnell aufgegeben hatte. Normalerweise würde sie solange nachfragen, bis man ihr eine zufrieden stellende Antwort gab oder einen Beweis zeigte. In diesem Moment wünschte sich der Engel, dass sich Mariah eine einfachere Freundin gesucht hätte, aber das stand jetzt nicht mehr zur Debatte.

Kurz nachdem Lorelei das Haus am Abend verlassen hatte, kamen Luce und Seraphis die Treppe hinunter. Doch genauso schnell, wie sie erschienen waren, waren sie auch schon wieder verschwunden. Seraphis hatte sich noch knapp verabschiedet und Luce war im schweigend gefolgt.

Sekunden später fiel die Tür ins Schloss und ließ die beiden Nicht-Vampire wie im Regen stehen. „Was war das denn?“ fragte Kyo, der seine Stimme zuerst wieder gefunden hatte. Das Mädchen hob nur ahnungslos die Schultern. Sie sahen sich besorgt an und schwiegen. Die Beiden vereinbarten stumm das Thema für heute in Ruhe zu lassen.

Der junge Mann ging in die Küche, um einen Snack zuzubereiten, während die weibliche Hälfte nach einem guten Film in der Fernsehzeitung suchte. Das würde ein ruhiger Abend werden. Auch, wenn in ihnen ein Sturm tobte.
 

In einer dunklen Gasse, nahe der Stadtmitte, liefen Luce und Seraphis. „Warum konnten wir es ihnen nicht einfach sagen? Denkst du es ist in Ordnung einfach so ohne Erklärung zu verschwinden?“ Luce sah seinen Freund vorwurfsvoll an, doch Seraphis antwortete nicht, sondern blieb stattdessen stehen und sah zu den Sternen hinauf.

Eine ganze Weile herrschte Stille, bis sie schließlich von Seraphis’ ruhiger Stimme durchbrochen wurde. „Hättest du die Beiden lieber dieser Gefahr ausgesetzt?“ Der Blonde wollte etwas erwidern, aber der Andere sprach weiter. „Wenn Kyo dabei gewesen wäre, dann hättest du nicht ernsthaft gekämpft, sondern eher versucht, ihn mit all deiner Kraft zu beschützen. Ich hätte für Mariah das Gleiche getan. Findest du ich bin im Unrecht?“

Der jüngere Vampir knirschte mit den Zähnen, knurrte leise und schüttelte schließlich den Kopf. „Was für liebliche Worte in der Dunkelheit. Ich entschuldige mich für meine unhöfliche Störung.“ Die beiden Vampire drehten sich in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war.

Sie spannten alle Muskeln an und ließen ein bedrohliches Knurren ertönen. „Oh, haben wir die Hündchen etwa verärgert? Eure Wunden scheinen ja recht gut verheilt zu sein. Aber keine Sorge, ich werde sie alle zurückbringen.“

Daraufhin ertönte ein amüsiertes Lachen und der Besitzer der Stimme trat aus dem Schatten eines Hauses.

Er hatte ungefähr die gleiche Größe, wie Luce und Seraphis und auch einen ungefähr gleichen Körperbau. Sein Haar schimmerte im Licht des Mondes silbern und seine Augen hatten ein deutliches, warmes gelborange. Das einzige, was den Ankömmling deutlich von den Vampiren unterschied, war das Paar großer, strahlend weißer, gefiederter Schwingen, das hinter ihm aufragte.

„Sollte deine Rasse um diese Uhrzeit nicht längst im Bett liegen und träumen?“, fragte Luce in einem verächtlichen und deutlich herausfordernden Ton. Seraphis dagegen schien ruhig und nur ein leises Grollen entsprang seiner Kehle.

Der Silberhaarige zischte verächtlich und schnippte mit den Fingern. Im nächsten Moment standen auf allen Dächern und in allen Gassen um sie herum Engel, die nach einem Kampf lechzten.

Die beiden Freunde stellten sich Rücken an Rücken und der Ältere meinte mit einem kampflustigen Lächeln: „Sieht so aus, als wären wir in der Unterzahl. Kämpfst du an meiner Seite, mein Freund?“ Der Andere grinste und antwortete: „Ich warte auf dein Zeichen.“ Nach diesen Worten richtete der Schwarzhaarige seine rechte Handfläche auf eine Gruppe von Engeln vor ihm.

Im nächsten Moment wurden eben Diese von einer Druckwelle von den Füßen gerissen. Luce beschwor ein Schwert und ging auf einen anderen, bewaffneten Himmelskrieger los. Als er diesen niedergestreckt hatte, grinste er in Seraphis’ Richtung und sagte: „Ich nehme mal an, das war das Startsignal.“

Es war schon fast Sonnenaufgang, als die beiden Kämpfer böse ramponiert in ihr Zuhause traten. Selbstverständlich war es stockdunkel. Was hatten sie denn erwartet? Mariah und Kyo mussten früh aufstehen, da konnten sie nicht erwarten, von ihnen mitten in der Nacht begrüßt zu werden.

„Ich vermisse die Nächte, in denen Kyo mit uns durch die Straßen gezogen ist.“ Der Grünäugige sah seinen Freund an, der mit geschlossenen Augen zur Decke sah. „Ich gebe Mariah auf keinen Fall die Schuld dafür, aber ich wünsche mir dennoch mehr Zeit mit ihm. Es schmerzt, ihn immer nur schlafend anzutreffen oder gleich wieder weg zu müssen. Dass ich unsere nächtlichen Auseinandersetzungen mit seinen Artgenossen vor ihm verstecken soll, macht das Alles auch nicht besser.“

Luce stemmte die Fäuste in die Hüften und seufzte. Seraphis glitt elegant an ihm vorbei in Richtung Treppe und wuschelte ihm im Vorbeigehen durch die Haare. Der Blonde wollte widersprechen, aber dann fielen ihm die Schlafenden ein und er folgte stattdessen schmollend seinem Peiniger.

„Das ist nicht fair! Warum bist du der Dominantere von uns beiden?“, fragte er in einem frustrierten Flüsterton und der Stärkere musste über diese kindliche Geste schmunzeln.

Als sie geräuschlos die Treppe hinauf gestiegen waren, ging Seraphis sofort in ihr gemeinsames Zimmer, während Luce leise die Tür zu Kyos Gemach öffnete und an sein Bett schwebte. Glücklich lächelnd schob er seinem Geliebten sanft eine Strähne aus dem Gesicht, woraufhin dieser ein leises Murren von sich gab.

Mit mehr konnte er sich nicht begnügen. Elegant und lautlos erhob sich der Vampir aus seiner Hockstellung und schwebte zur Tür zurück. Bevor er das Zimmer verließ, drehte er sich noch einmal um und flüsterte: „Bitte vergib mir, dass ich dir nicht die Wahrheit sagen kann.“ Nach diesen Worten fiel die Tür ins Schloss und es herrschte wieder Stille.

Kyo, der die ganze Zeit über wach gewesen war, drehte sich nachdenklich auf den Rücken und streckte beide Arme zur Seite. Die Stelle, an der Luce ihn berührt hatte, brannte wie Feuer und er hatte die ganze Zeit gehofft, dass sein Beobachter nicht das Schlagen seines Herzens vernahm.

Was war es nur, was ihm verschwiegen wurde? Sie hatten sich immer alles anvertraut und nie Geheimnisse voneinander gehabt. Von Anfang an hatten beide mit offenen Karten gespielt, sonst hätte diese Beziehung nicht schon so viele Jahrhunderte überdauert.

Kyo hatte es nie über sich gebracht, Luce als seinen Geliebten zu bezeichnen, aber dieser verstand ihn auch ohne Worte. Der Braunhaarige zog jedes Mal den Kürzeren, wenn es um seinen Freund ging. „Warum kann ich ihn nicht auch ohne Worte verstehen?“, murmelte der Engel in die Dunkelheit, bevor er sein Gesicht in die Decke grub und sich in den Schlaf zwang.

Das Verhalten des Vampirs hatte ihm keine Ruhe gelassen und so verschlief er am nächsten Tag und musste von Mariah geweckt werden. Die Schadenfreude stand ihr ins Gesicht geschrieben. War Kyo für Luce ein ebenso offenes Buch? Gedankenverloren, wie er war, lief er sogar an all den Mädchen vorbei, die sich um ihn scharen wollten. Nun sorgte sich Mariah auch noch um ihn. Als ob die beiden Blutsauger nicht schon Problem genug waren, musste jetzt auch noch der Engel in Depressionen verfallen.

Auf dem Rückweg legte sie ihm die Hand auf den Oberarm und fragte besorgt: „Ist etwas passiert?“ Der junge Mann versuchte aufmunternd zu lächeln, aber es wirkte nur gequält. Er konnte den Blick des Mädchens nicht ertragen und antwortete schließlich: „Luce war gestern Abend noch einmal in meinem Zimmer und hat sich dafür entschuldigt, dass er mich belügen muss. Ob ihm klar war, dass ich nicht geschlafen habe, weiß ich nicht.“ Bei den letzten Worten klang seine Stimme heißer. „Hat er denn gar kein Vertrauen in mich?“

Kyos Stimme brach nun endgültig weg und heiße Tränen liefen ihm über die Wangen. Mariah nahm seinen Arm und führte ihn zu einer Bank in einem Park. Der Braunhaarige ließ all seinen Frust heraus, der sich im Laufe der Zeit angestaut hatte und das Mädchen strich ihm beruhigend über den Rücken.

Sie schienen eine Ewigkeit dort gesessen zu haben, denn ihre Mägen knurrten und es dämmerte bereits. Mariah schwang sich auf die Beine und hielt ihrem nichtmenschlichen Freund grinsend die Hand entgegen, die dieser mit einem ergebenen Lächeln annahm.

Als sie nach Hause kamen, waren die Feldermäuse bereits ausgeflogen und sie seufzten. Doch anstatt wieder Trübsal zu blasen, beschlossen sie das Beste aus diesem Abend zu machen.

Währenddessen saßen Luce und Seraphis schwer verwundet an eine Wand gelehnt und atmeten schwer. Der schon bekannte, silberhaarige Anführer stellte sich breitbeinig vor ihnen auf und blickte zu ihnen herunter. „Wo ist er?“, fragte er mit kalter Stimme. „Wer denn?“, gab der Blonde spöttisch zurück und kassierte einen Fußtritt ins Gesicht dafür. „Du weißt genau, wen ich meine, denn du hast ihn uns genommen. Ich frage dich also noch einmal höflich: Wo ist Kyo? Er hat bei euch nichts verloren. Ihr seid wie Gift für ihn!“ Der Vampir hatte sich wieder erholt und antwortete mit schwacher, aber bestimmter Stimme: „Du bekommst ihn nicht. Kyo gehört mir und das schon seit so vielen Jahren. Du musst ihn schon meiner Asche entreißen, denn so lange ich lebe, werde ich bei ihm bleiben!“

Dem Anführer riss der Geduldsfaden. Er trat und schlug wie wild auf die beiden am Boden liegenden ein und verschwand schließlich mit einem Schwall aus Schimpfworten.

Luce richtete sich mit einer ernormen Kraftanstrengung wieder auf, auch, wenn er nicht aufstehen konnte und fiel mit dem Kopf erschöpft gegen Seraphis’ Schulter. Dieser schien nicht annähernd so angeschlagen, aber der Jüngere wusste, dass er nur gelernt hatte, seine Schwäche zu verstecken.

„Das hast du eben schön gesagt. Kyo hätte sich bestimmt darüber gefreut und um sich geschlagen, damit es niemand merkt.“ Der Blonde lächelte und murmelte ein leises „Danke“.

Sie hatten nicht lange Zeit sich auszuruhen, denn sonst würden sie von der Sonne überrascht werden. Nach eine halben Ewigkeit zwangen sie sich aufzustehen und nach Hause zu schwanken. Wie lange würden sie dieses Spiel noch mitmachen können, bevor ihre Körper sich nicht mehr erholten?

Das Wetter war betrübt und entsprach somit exakt der Stimmung, die zwischen den nacht- und tagaktiven Bewohnern der kleinen Villa herrschte. Seit nun schon fast zwei Wochen verschwanden Luce und Seraphis ohne ein Wort, sobald sie erwacht waren.

Kyo und Mariah hatten es die ganze Zeit stillschweigend hingenommen, aber jetzt hatten sie genug. Egal, wie müde sie waren, heute Abend würden sie auf die Rückkehr der Vampire warten. „Denkst du sie werden böse mit uns sein?“, fragte die Blonde besorgt, aber ihr Freund schnaubte nur: „SIE sollen auf UNS sauer sein? Haben sie überhaupt ein Recht dazu?“ Der Engel zeigte mit dem Kugelschreiber in ihre Richtung, da sie gerade an den Hausaufgaben saßen. Mit einem Seufzen ließ er ihn wieder sinken und zwischen seinen Fingern kreisen.

Mariah sah aus dem großen Fenster hinter dem Braunhaarigen, als die ersten Regentropfen an die Scheibe fielen und daran hinabglitten. Ihre Augen folgten den nassen Spuren und ihr entfuhr ebenfalls ein Seufzen. Die Stunden schienen vorbeizurasen und es konnte nicht mehr lange dauern, bis die fehlenden Hausbewohner an ihnen vorbeigingen- wie jeden Abend.

Ungefähr eine Stunde später trat das Vorausgesagte ein und die Zurückgelassenen verfielen in ihr mittlerweile gewohntes Schweigen. Nur ein Satz hing in ihren Gedanken: „Heute bleiben wir wach!“

Luce und Seraphis waren zu diesem Zeitpunkt wieder in ihrer gewohnten Lage der Verlierer. Der Anblick der orangegelben Augen machte ihnen genauso wenig aus, wie die Tatsache, dass man auf hinabsah.

„Für eure Sturheit habt ihr ja fast schon einen Preis verdient, aber ich habe leider nur eine interessante Nachricht für euch. Wir haben Kyo auch ohne eure Hilfe gefunden.“ Bei diesen Worten zuckte der jüngere Vampir zusammen und gab einen zischenden Laut von sich. „Was aber noch viel interessanter ist“, fuhr der Andere fort, „ist die Person, die bei ihm war.“

Den Vampiren lief ein kalter Schauer über den Rücken, als sie erkannten, worauf er hinaus wollte. Die Reaktion schien dem Überlegenen zu gefallen, denn er sprach mit einem Grinsen weiter: „Was will Kyo mit einem Menschenmädchen? Wohnt sie auch bei euch? Dient sie euch als Mitternachtssnack? Das arme Mädchen… Vielleicht sollten wir ihr helfen und sie bei uns aufnehmen.“ Beim letzten Satz war Seraphis aufgesprungen und knurrte den Engel an.

Zähnefletschend sagte er mit unterdrücktem Zorn: „Wenn ihr Mariah etwas antut, dann bring ich euch alle ohne Gnade um!“ Wäre er nicht so angeschlagen, dann hätte er seinen Gegner längst in Stücke gerissen, aber es kostete ihn schon eine unglaubliche Kraft, auf den Beinen zu bleiben.

Sein Gegenüber grinste zufrieden und verschwand mit den Worten: „Ich freue mich schon darauf!“

Völlig entkräftet fiel der grünäugige Vampir auf die Knie und schlug frustriert, wie verzweifelt, mit der Faust auf den Boden. „Ihr wird schon nichts passieren.“, versuchte Luce ihm Mut zuzusprechen. Doch der Schwarzhaarige war mit den Gedanken bei Mariah und hörte es nicht.

Ihre Kräfte hatten sich so weit erholt, dass sie sich auf den Rückweg machen konnten. Durch heilige Waffen verursachte Wunden, heilten bei Vampiren nur sehr langsam und zu den eben Genannten, zählten auch die Fäuste eines Engels.

Völlig ramponiert öffnete Seraphis die Tür und blieb so abrupt stehen, dass sein Nachfolger in ihn hineinlief. „Autsch! Bleib doch nicht einfach so stehen! Was hast du denn?“ Luce rieb sich die schmerzende Nase, stützte sich anschließend auf die Schulter des Größeren und spähte darüber.

Der Grund seines Erstarrens saß schlafend aneinander gelehnt auf der Treppe. „Warum sind sie noch nicht im Bett?“, fragte der Blonde verwirrt. Leise betraten sie das Haus und gingen auf die Schlafenden zu.

Als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, zuckten die Beiden zusammen und erwachten. Sich den Schlaf aus den Augen reibend murmelte Mariah lächelnd: „Willkommen zurück.“ Als den Erwachten der Zustand der Vampire bewusst wurde, waren sie mit einem Satz auf den Beinen und im Bruchteil einer Sekunde bei ihnen.

„Was ist mit euch passiert?“, fragte das Mädchen entsetzt, während sie die Wunden des Älteren untersuchte. Kyo dagegen sah Luce nur mit zornerfüllten Augen an und zischte das Wort „Engel“.

„Wie seid ihr an Engel geraten? Wie viele waren es, dass sie euch so zurichten konnten?“ Kyos Stimme war immer lauter geworden, bis er schließlich geschrieen hatte. Sein Freund dagegen schwieg und wich seinem Blick aus. „Luce!“ Keine Reaktion. Stattdessen überzog ein trauriger Schleier sein Gesicht.

Der Blonde wand sich ab und ging auf die Tür zu. „Tut mir Leid…“ Die Worte waren fast vom Wind verschluckt worden, als die Tür hinter ihm zufiel. Der braunhaarige Engel fiel auf die Knie. Seine Arme hingen schlaff an seinem Körper hinab und, wie schon so oft in den letzten Tagen, liefen ihm Tränen über das Gesicht.

Warum hatte Luce ihm nichts gesagt? Hatte er wirklich so wenig Vertrauen in ihn? Er ballte seine Hände so sehr zu Fäusten, dass sich die Nägel in die Haut bohrten. Langsam kam das Blut zwischen seinen Fingern hervor und lief an ihnen hinunter.

Mariah sah hilfesuchend zu Seraphis, doch dieser schwieg nur. Enttäuscht von den Vampiren, ging sie zu ihrem Freund, der auf dem Boden kniete und schloss ihn in seine Arme. Nach und nach entspannte sich der Engel und seine Wunden begannen zu heilen.

Sie half ihm auf die Beine und schob ihn sanft in Richtung Treppe. Im Vorbeigehen warf sie dem Schwarzhaarigen einen anklagenden Blick zu, der ihm einen Stich ins Herz versetzte. Das Mädchen musste wirklich wütend sein, wenn es ihre Höflichkeit ihm gegenüber verdrängte.

Nachdem er die Tür zu Kyos Zimmer gehört hatte, ging er ebenfalls nach oben. „Was haben wir da nur angestellt? Hätten wir ihnen doch die Wahrheit sagen sollen?“ Seraphis’ Gedanken brachten immer wieder Vorwürfe hervor, bis er endlich vom Schlaf übermannt wurde.
 

Mariah verließ das Haus mit einem mulmigen Gefühl im Magen. Sie musste alleine in die Schule gehen, da sich ihr Beschützer in seinem Zimmer verschanzt hatte. Sie wollte ihn nicht dazu zwingen, also blieb ihr keine andere Wahl. Luce war in dieser Nacht nicht mehr zurückgekommen, was ihr ebenfalls Bauchschmerzen bereitete.

Am Schultor wartete wie immer Lorelei und sah verwirrt zu ihr, als Kyo nirgends zu entdecken war. „Wo ist denn dein Wachhund? Ist er krank?“ Die Blonde lächelte und antwortete nur: „So etwas in der Art…“

Plötzlich tippte ihr jemand auf die Schulter, woraufhin sie erschrocken herumfuhr. Vor ihr stand ein gut aussehender, junger Mann in einem weißen Anzug mit roter Krawatte. Sein silbernes Haar schien im Licht der Sonne wie weiß.

„Wer ist das, Mariah?“ „Kein Mensch!“, antwortete sie ihrer Freundin in Gedanken. Der Fremde lächelte freundlich, hielt ihnen jeweils eine Handfläche war das Gesicht und im nächsten Moment war alles schwarz um sie herum.

Am Abend überwand sich Kyo endlich dazu sein Zimmer zu verlassen. In der Bibliothek brannte Licht und so betrat er diese. Seraphis sah von seinem Buch auf, als der Engel eintrat. „Guten Morgen…“ Die Stimme des Engels klang unsicher und so lächelte der Vampir ihm aufmunternd zu.

Gerade, als der Braunhaarige etwas sagen wollte, hörten sie die Eingangstür. Ohne auch nur eine Sekunde zu vergeuden, lief der eben noch Zurückhaltende in die Eingangshalle. In seinen schwarzen Umhang gehüllt, stand Luce vor ihm und blickte ihn mit seinen tiefen, dunkelblauen Augen an. Da all seine Wunden wieder verheilt waren, hatte sein Gesicht wieder die sanften, wunderbaren Züge, die Kyo so sehr liebte.

Er wollte stark bleiben, doch seine Füße trugen ihn automatisch in die Richtung seines Freundes. Er krallte seine Hände in den Stoff und vergrub seinen Kopf darin. „Wo bist du gewesen, du Idiot?“

Der Vampir lächelte erleichtert und legte seine Arme um den Körper seines geliebten Engels. Er hatte ursprünglich länger wegbleiben wollen, hatte es aber nicht ertragen Kyo nicht zu sehen. Der Blonde hatte nach so kurzer Zeit vermisst seinem Geliebten durch die Haare zu streichen oder sein rotes Gesicht zu sehen.

Nachdem sich alles wieder beruhigt hatte, sah sich Luce um und fragte verwirrt: „Wo ist den unsere kleine Prinzessin?“ Seraphis und Kyo erstarrten. Er hatte recht! Mariah war den ganzen Tag nicht nachhause gekommen. Leicht panisch rief der grünäugige Vampir bei Lorelei an, nur um zu erfahren, dass diese ebenfalls verschwunden war.

Er legte auf und sah ernst zu seinem Artgenossen, der in diesem Moment knurrte: „Sie haben ihre Drohung also wahr gemacht.“ „Scheint so…“ Der dritte im Bund sah verwirrt zwischen den beiden hin und her. „Wer hat welche Drohung wahr gemacht? Bekomme ich jetzt endlich eine Antwort?“

„Das hat Zeit!“, sagte der jüngere Vampir verärgert, aber der Braunäugige wusste, dass der Zorn nicht ihm galt. Der ältere Vampir konzentrierte und machte die beiden Mädchen am anderen Ende der Stadt ausfindig.

Geradem, als sie losgehen wollten, stellte sich ihnen Kyo in den Weg. „Egal, was ihr sagt, ich komme mit!“ Sein Freund versuchte ihn umzustimmen, aber er blieb stur. Ergeben seufzend nahmen sie ihn mit.

Als sie einige Zeit später in eine große Fabrikhalle traten, wurden sie bereits erwartet. Die Halle war groß und an den Wänden standen große, verrostete Kessel, die schon ewig nicht mehr benutzt worden waren. An der Decke hingen ein paar schwache Glühbirnen und alte Neonröhren. Überall um die kleine Gruppe standen Engel und direkt vor ihnen der Anführer.

Als Kyo ihn ansah, wich er plötzlich einen Schritt zurück. „Ich hatte schon einen Grund dafür, dass ich dich da raushalten wollte.“, sagte Luce ruhig. Kyo zitterte am ganzen Leib und fragte verunsichert: „Kaname? Was hat das alles zu bedeuten, Bruder?“

Kyo war fassungslos. Zuerst hatte er an Luces Vertrauen gezweifelt und nun stellte sich heraus, dass alles nur zu seinem Schutz war. Der Vampir hatte ihn davor schützen wollen die Wahrheit zu erfahren. Der Engel war absolut schwach gegen seinen älteren Bruder. Selbst die Tatsache, dass er von den Fähigkeiten her stärker war, half ihm herzlich wenig, denn er traute sich nicht sie gegen seinen Bruder zu richten.

„Du hast dich kein bisschen verändert, Kyo. Du erzitterst immer noch vor Ehrfurcht, wenn du mich siehst. Wann wirst du endlich erwachsen, kleiner Bruder?“ Kaname grinste überlegen in ihre Richtung und aus der Kehle des blonden Vampirs drang ein leises Grollen.

„Was denn? Bist du etwa verstimmt, Hündchen?“ Luce wollte sich auf den arroganten Engel stürzen, doch sein Freund hielt ihn davon ab. „Nicht…“, brachte er schwach heraus. Flehend sah er in die kalten Augen des Himmelskriegers, doch dieser blieb davon unberührt.

Es war hoffnungslos! Egal, was Seraphis sich ausdachte, Kyo war nicht in der Lage zu kämpfen du der andere Vampir konnte es nicht mit voller Konzentration. Doch plötzlich änderte sich die Situation, denn der vorher noch verängstigte Engel richtete sich gerade auf und trat Kaname gegenüber.

„Lass sie frei!“, sagte er mit recht sicherer Stimme.

Der Silberhaarige schien von dieser Reaktion genauso ebenso überrascht zu sein, wie die beiden Vampire. Da er keine Antwort bekam, hakte der Braunhaarige noch einmal nach: „Die beiden Menschenmädchen. Wo sind sie?“ Wie in Trance zeigte der Anführer der Engel zu einem Kessel in der Nähe, an den Mariah und Lorelei gefesselt waren. Beide waren unverletzt und bei Bewusstsein. Kyo atmete erleichtert auf und wiederholte die Forderung sie freizulassen.

Kaname knirschte mit den Zähnen und zischte: „Warum?“ Alle Augenpaare in der Halle richteten sich auf den älteren der beiden Brüder, der deutlich wütend war. „Warum bist du so tief gesunken, Bruder? Du warst einst ein so hochangesehener Engel! Jeder hat zu dir aufgesehen und dich bewundert. Warum bist du bloß so undankbar? Man hat dir den schönsten und heiligsten Engel versprochen und was machst du? Du bist mit einem Vampir zusammen, einem MÄNNLICHEN! Welchen Zauber hat er angewendet? Was bindet dich an ihn? Zwei Fragen, deren Antworten ich bis jetzt noch nicht gefunden habe. Aber egal, was es ist, ich werde es hiermit vernichten!“

Der Silberhaarige zeigte mit dem Finger auf Luce und an der Fingerspitze bildete sich eine kleine, leuchtende Kugel. Sie war nicht größer, als eine Erbse, aber Kyo wusste um ihre Durchschlagskraft. Ohne lange nachzudenken wusste er, was zu tun war.

Wie ein Blitz flog die kleine Kugel los und explodierte eine Nanosekunde später, beim Auftreffen auf das Ziel. Staub wurde aufgewirbelt und schluckte jedes Licht. Es herrschte absolute Finsternis in der Fabrikhalle.

„Luce!“, reif Mariah voller Verzweiflung. Heiße Tränen flossen über ihre Wangen und schienen nicht mehr aufhören zu wollen, als plötzlich die Stimme des Totgeglaubten erklang: „Ich bin in Ordnung, Mariah. Ich bin unverletzt.“

„Das kann nicht sein.“, war Kanames wütende und fassungslose Stimme zu hören. Erst, als sich der Staub nach einiger Zeit wieder gelegt hatte, erkannten alle den Grund.

Nur verhältnismäßig leicht verletzt, stand Kyo vor Luce und atmete schwer. „Wie? Was? Warum?“, stotterte der Angreifer. „Du fragst dich sicher, wie ich deine Attacke fast unbeschadet überstehen konnte. Hab ich Recht? Es ist eigentlich ganz simpel. Ich kenne deine Angriffe und ihre Stärke. Ich musste nur erkennen, an welcher Stelle die Kugel ankommen würde und all meine Regenerationskraft auf diesen einen Punkt konzentrieren. Dadurch wurde der Schaden minimiert. Die Antworten auf deine Fragen wirst du vielleicht erfahren, wenn du mich ganz lieb darum bittest.“ Der braunhaarige Engel strauchelte kurz, ding sich aber kurz darauf wieder.

Mit einem zufriedenen Grinsen drehte er sich zu Luce um, der ihn fassungslos anstarrte und sagte: „Wie gut, dass ich so stur bin. Hättest du mich zuhause gelassen, dann wärst du jetzt tot. Ich bin also doch ganz hilfreich.“

Mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen ging der Vampir auf seinen geliebten Engel zu und umarmte ihn. Dieser lief sofort knallrot an. „Hey, du Vollidiot! Kannst du das nicht z…“ „Danke, Kyo.“, wurde er vom Blonden unterbrochen. „Du hast mir das Leben gerettet. Ich bin froh, dass es dich gibt.“

Er ließ von ihm ab und wuschelte ihm durch die Haare, bevor er mit einem überlegenen Grinsen meinte: „Das wird aber nicht zur Gewohnheit. Das nächste Mal werde ich dich wieder schützen.“ Nach einem Blick zu Kaname fügte er noch, an eben diesen gerichtet, hinzu: „Dafür, dass du ihn verletzt hast, bring ich dich um, Silberlöckchen!“

Nun trat auch Seraphis an ihre Seite und fragte: „Wie weit wollen wir gehen? Wollen wir sie töten? Sie gehören zu deiner Art, Kyo, also solltest du entscheiden.“ Der Braunäugige überlegte und kam schließlich zu einer Entscheidung. „Wir werden sie nicht töten! Aber sorgt dafür, dass kein Engel mehr kampffähig ist.“ Die Vampire nickten und die Drei stellten sich mit dem Rücken zueinander.

Luce und Seraphis fletschten die Zähne und spannten sämtliche Muskeln an. Kyos Kraft war noch nicht wieder ganz hergestellt und so würde er sich wohl im Hintergrund halten und den anderen Beiden die Arbeit überlassen.

Er sah durch die Reihen der Gegner und sah ein paar ihm bekannte Gesichter. Vielleicht konnten sie das zu ihrem Vorteil nutzen. Der Zorn seines Bruders hatte den Höhepunkt erreicht und seine Energie ließ sämtliche Glühbirnen und Leuchtröhren in der großen Halle zerspringen. Nur das Licht von etwa zwanzig Engelsschwingen erhellte den Raum.

Bevor auch nur eines der Lichtwesen reagieren konnte, waren die beiden Nachtbewohner in den Schatten verschwunden und für sie unsichtbar. Kyo nutzte diese Verwirrung, um unbemerkt zu Mariah und Lorelei zu gelangen. Die Mädchen waren froh ihn zu sehen, aber sie hüteten sich davor, in dieser Situation zu sprechen.

Schließlich erwachte ein Engel aus seiner Starre und griff Kyo an. Doch er kam nicht weit, denn Luce verhinderte sein Vorhaben mit einem Tritt in den Brustkorb des Angreifers. Im Bruchteil einer Sekunde war der Blonde auch schon wieder verschwunden. Nur eine Art schwarze Flamme, die wie ein Vorhang im Wind verschwand, zeugte von seiner Anwesenheit.

Die Vampire waren gegenüber den Himmelsbewohnern klar im Vorteil. Keiner der Engel war in der Lage ihren Attacken zu folgen, geschweige denn sie abzuwehren. Nach und nach gab sich einer nach dem anderen geschlagen. Eine Frage schwirrte immer wieder durch Kanames Gedanken: „Wenn sie so stark waren, warum hatten sie dann jeden Kampf verloren?“

Wie als könnte er Gedanken lesen, antwortete Seraphis: „Wir hatten bisher keinen Grund, ernsthaft zu kämpfen. Ihr hättet tagsüber nach Kyo suchen sollen und wir wären vollkommen machtlos gewesen. Aber hier ist es eine völlig andere Situation.“ „Jetzt, haben wir etwas, das wir beschützen müssen.“, führte Luce den Gedanken zu Ende.

Kaname versuchte herauszufinden, woher die Stimmen kamen, doch es gelang ihm nicht. Dadurch, dass er seine ganze Kraft darauf konzentrierte seine natürlichen Feinde zu suchen, hatte er seinen kleinen Bruder vollkommen vergessen. Dieser hatte sich hinter ihn gestellt und setzte zu einer Attacke an. Einer der Engel wollte ihn noch warnen, aber es war zu spät. Der Anführer wurde mit voller Wucht getroffen und gegen die Wand geschleudert.

Benommen glitt er an dieser hinab und blieb kraftlos liegen. Die nun herrenlosen Himmelskrieger wussten nicht mehr weiter. Der Kampf war erniedrigend für sie verlaufen, denn sie hatten nicht einmal Gegenwehr leisten können. Ergeben ließen die Verbliebenen einer nach dem anderen ihr Licht erlöschen, bis es erneut stockdunkel war und nur das leichte, sanfte Leuchten des Mondes etwas Licht spendete.

Doch es blieb nicht lange dunkel. Nach und nach erschienen fingernagelgroße Kristallprismen, die das Licht einfingen und brachen. Es dauerte nicht lange und der ganze Raum war in ein wasserähnliches, blaues Licht getaucht. Kleine, helle Punkte tanzten über die Wände und Kessel, da sich die Kristalle leicht drehten.

Auch, wenn der Anblick unglaublich schön war, so wusste doch jeder Engel, dass sie eine Warnung darstellten. Luce und Seraphis traten fast gleichzeitig aus ihren Schattenverstecken und gingen so leichtfüßig auf ihre Gegner zu, dass sie zu schweben schienen.

Anschließend ging der blauäugige Vampir in Kyos Richtung und der grünäugige in die der Menschen. Eine ganze Weile herrschte Stille, denn niemand traute sich etwas zu sagen.

Schließlich wurde sie von Kanames angeschlagener Stimme durchbrochen. „Du hast… meine Frage… noch nicht beantwortet… Was bindet dich… an ihn, wenn nicht ein… Zauber?“ Das Sprechen fiel ihm sichtlich schwer und der Braunhaarige überlegte, ob er nicht zu viel Kraft verwendet hatte.

Langsam ging er auf seinen Bruder zu und kniete sich so vor ihn, dass nur eines seiner Knie den Boden berührte. „Du schaffst das, mein Guter. Ich glaub an dich! Du hast dich überwunden und deinen Bruder angegriffen, da wirst du ja wohl diese Erklärung abgeben können.“ Kyo versuchte sich damit in Gedanken Mut zu machen, was sich nach außen hin in geschlossenen Augen zeigte.

Als er die Augen wieder öffnete, atmete der jüngere Engel noch einmal tief durch und begann zu sprechen: „Also der Grund ist… ist…“ All der Mut war dahin, all das Zusprechen nutzlos gewesen. Er würde es nie schaffen diese Worte auszusprechen. Es war damals auch Luce gewesen, der ihm seine Gefühle gestanden hatte. Der Engel hatte zur Antwort nur genickt.

„Warum? Warum kann ich es nicht sagen?“, dachte sich der verzweifelte Engel immer wieder, während er unbewusst aufstand, die Hände zu Fäusten ballte und unruhig von einer zur anderen Seite lief. Immer wieder versuchte er sich Mut zuzusprechen, aber es wollte einfach nicht gelingen.

Plötzlich spürte Kyo eine warme, sanfte Hand auf seiner Schulter. Sie gehörte zu Luce, der zu ihm gekommen war. „Es ist in Ordnung, Kyo.“, sagte der Blonde. „Du musst ihm nicht antworten.“

Fast hätte der Engel ihm geglaubt, doch dann sah einen Ausdruck auf dem Gesicht seines geliebten Vampirs, der ihm das Herz in der Brust zerriss. Entschlossen griff der Braunhaarige nach dem Arm seines Freundes und klammerte sich daran fest.

„Der Grund, warum ich bei ihm bleibe ist… weil ich ihn liebe!“ Kyo atmete viel zu schnell und dachte, dass sein Kopf von all dem Blut darin explodieren müsste. Kaname schloss die Augen, lehnte sich an die Wand und lächelte. „Das habe ich mir gedacht.“, sagte er. „Ich wollte es nur einmal aus deinem Mund hören. Außerdem ist es eine Genugtuung diesen Ausdruck auf dem Gesicht deines Freundes zu sehen.“

Sofort drehte sich der Kleinste der Drei um und sah, dass Luce den Kopf weggedreht hatte und eine Hand vors Gesicht hielt. Selbst, wenn er versuchte es zu verstecken, konnte Kyo die eindeutige, dunkelrote Färbung durch seine Finger scheinen sehen.

Seraphis kam zu ihnen und tätschelte seinem Artgenossen aufbauend den Kopf. „Scheint so, als wärst du endlich an deinem Ziel angekommen. Bist du glücklich?“ Der Schwarzhaarige redete über ihre Gedanken und der Angesprochene nickte nur leicht.

Es dauerte eine ganze Weile, bis der Blonde sein Gesicht wieder preis gab. Er schaffte es allerdings nicht, seinem Partner in die Augen zu sehen. Mittlerweile waren auch die Mädchen zu ihnen gekommen und Mariah fragte: „Können wir jetzt nach Hause gehen?“ Der größere Vampir lächelte und nickte. „Ich bringe dich nach Hause. Luce und Kyo werden sich um Lorelei kümmern.“ Fast unbemerkt zwinkerte er seinem Freund zu und schob seine Begleitung sanft in Richtung Ausgang.

Der Rest der Truppe stand noch eine Weile da ohne sich zu bewegen. Schließlich seufzte das einzige weibliche Wesen, nahm jeweils eine Hand ihrer Begleiter und ging mit den Worten „Auf Nimmerwiedersehen“ in die gleiche Richtung, wie zuvor die Zweiergruppe.

Als sie ein gutes Stück vom Fabrikgelände entfernt waren, brach Lorelei das Schweigen und sagte zu Kyo: „Was für eine informative Nacht das heute doch ist. Was es alles über dich zu erfahren gibt. Du hast einen extrem anhänglichen, aber irgendwie seltsamen Bruder, du bist ein Engel und dazu noch schwul!“ „Ich bin nicht schwul!“, wehrte sich der Engel, doch er verstummte, als er sah, dass sowohl das Mädchen als auch Luce eine Augenbraue hochzogen.

Mit dem Finger auf den blonden Vampir gerichtet entgegnete sie: „Ach nein? Was ist denn sonst die Bedeutung der Worte „Weil ich ihn liebe“, auf diese Person bezogen? Für mich ist das eindeutig, aber ich lasse mich gerne belehren. Wie lange streitet er das jetzt schon ab?“ Die letzte Frage hatte sie an den Nachtbewohner gerichtet. Dieser kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf und antwortete nach einer Weile: „Och ich denke so an die 922 Jahre werden es schon sein. Ich war schon immer äußerst geduldig.“

Mit skeptischem Blick meinte die Rothaarige: „Da musst du aber extrem geduldig sein! Du solltest endlich aufgeben, Kyo. Du hast doch einen wirklich netten, fürsorglichen, gut aussehenden Gefährten. Du solltest mal langsam dazu stehen. Ich denke bei einer so langen. Gemeinsamen Zeit kennt ihr eh alles vom jeweils anderen. Hab ich recht?“ Kyos krebsrotes Gesicht war ihr Antwort genug und der Blonde lachte.

„Du bist eine Wucht, Lorelei. Du solltest mal bei Mariah übernachten, damit wir uns unterhalten können.“ „Ihr wollt ja doch nur auf mir rumhacken.“, beschwerte sich der Braunhaarige und verzog dabei schmollend den Mund.

Mittlerweile standen sie vor ihrem Ziel. Einen Augenblick später kam tränenüberströmt die Mutter des Mädchens aus dem Haus gelaufen und schloss ihre Tochter in die Arme. „Lorelei! Meine kleine Lorelei! Wo bist du nur gewesen? Wir haben uns solche Sorgen gemacht. Tu so etwas nie wieder, hast du verstanden?“ „Mama du erdrückst mich. Natürlich habe ich dich verstanden. Du redest ja auch direkt in mein Ohr.“ Auch, wenn ihre Worte frech klangen, so flossen auch ihr Freudentränen über die Wangen und sie klammerte sich an ihre Mutter.

Die beiden nichtmenschlichen Wesen sahen die Wiedervereinigung nur noch aus einiger Entfernung, da sie sofort verschwunden waren, als sie Loreleis Mutter gespürt hatten. Kyo saß auf einem Dach. Das eine Bein war angewinkelt und das andere hing locker hinunter. Luce stand auf einem Lampenschirm und hatte die Arme verschränkt.

„Was machen wir jetzt?“, fragte der Engel beiläufig. Der Vampir sah ihn mit seinen meerblauen Augen an und antwortete: „Lass uns gemütlich nach Hause laufen.“ Daraufhin stand der Braunhaarige auf und gemeinsam schwebten sie auf den Boden zurück.

Eine halbe Ewigkeit herrschte Stille zwischen den Beiden und Kyo wünschte sich insgeheim Lorelei zurück. „Warum hast du dich gegen Kaname gestellt? Du konntest ihm doch früher auch kein Haar krümmen.“ Der Klang dieser ruhigen, wohlklingenden Stimme ließ den Kleineren zusammenzucken. „Was soll ich nur darauf antworten? Ich kann ja wohl schlecht sagen, dass es wegen ihm war.“, dachte er sich.

Als der Blonde seinen inneren Kampf bemerkte, seufzte er und sagte zum zweiten Mal in dieser Nacht: „Du musst nicht antworten. Es ist einzig und allein deine Sache.“ „Nein!“, rief der Zurückhaltende plötzlich. Der Vampir sah erstaunt zu ihm und er hielt sich augenblicklich den Mund zu. „Warum habe ich das jetzt wieder gesagt?“ fragte sich der Engel in Gedanken.

Der Ältere setzte ein freundliches Lächeln auf und kam langsam auf seinen Freund zu. Mit jedem Schritt, den er näher kam, wich dieser einen zurück. Das Spiel ging so lange, bis der Himmelsbewohner nicht mehr weiter konnte und mit dem Rücken an einer Hauswand stand.

„Was soll mir dieser Einspruch denn bitte sagen? Bist du etwa doch bereit mir zu antworten?“ Der Größere legte langsam eine Hand flach auf der kalten Wand, neben dem Ohr seines Gegenüber ab und der Gefangene wusste, dass er verloren hatte.

„Ich musste etwas tun, sonst…“ „Sonst was?“, unterbrach ihn der Vampir, der ihn mit seinen tiefen, dunkelblauen Augen fixiert hatte und seinem Gesicht immer näher kam. Er konnte bereits seinen Atem spüren, der ihm sanft über das Gesicht strich. „Sonst… wärst du jetzt nicht mehr bei mir…“, brachte der Braunäugige gerade noch so heraus, bevor sich die Lippen des Nachtbewohners auf die Seinigen legten.

Wäre es möglich gewesen, so hätte Kyo die Zeit in diesem Moment angehalten. Er bereute es nicht seinen Geliebten gerettet zu haben. Ganz und gar nicht! Auch, wenn es egoistisch klang, so wusste er doch, dass Luce genauso über diesen Moment dachte. Es schien so lange her, seit sie eine solche ruhige, gemeinsame Zeit hatten.

Nachdem sie sich wieder von einander gelöst hatten, nahm der Blonde seine Hand von der Mauer und legte sie auf die Stelle der Brust, unter der das Herz seines Partners wie wild schlug. Der Vampir musste schmunzeln und senkte seinen Kopf so weit, dass seine Stirn auf der Schulter seines Gegenüber lag.

„Meine Güte Kyo. Wir sind fast ein Jahrtausend zusammen und du bist immer noch so aufgeregt, wie am allerersten Tag.“, murmelte er leise in den Stoff des Hemdes, dass sein Freund trug.

Er war vollkommen in diesem einen Moment versunken, sodass er die Worte des Engels fast überhört hatte, die dieser ebenso leise sprach: „Es sind genau 954 Jahre, 42 Tage und nach dem nächsten Glockenschlag 3 Stunden!“ Das tiefe, stumpfe Leuten des Kirchturms kam und durchzog die Nacht.

Keiner der Beiden wollte weitergehen, doch schließlich erhob sich der Blauäugige und gab ein Zeichen zum Aufbruch. Der Himmelsbewohner nickte stumm und folgte ihm mit einigem Abstand. Der Vampir drehte sich nicht zu ihm um, was ihn etwas stutzig machte. „Warst du mit diesen paar Kleinigkeiten wirklich zufrieden? Kann ich denn nicht mehr für dich tun?“, dachte sich der Engel.

Plötzlich fiel ihm seine Hand ins Sichtfeld und er sah sich verstohlen in alle Richtungen um. Niemand war zu sehen und so stand seinem Plan, außer seiner Nervosität, nichts mehr im Weg. Noch einmal tief durchatmen und es ging los.

„Luce!“ Der Angesprochene drehte sich um und sah, dass Kyo –mal wieder- mit sich kämpfte. „Was…“, wollte er gerade fragen, doch da wurde ihm bereits eine zittrige Hand entgegen gestreckt. Etwas verwirrt starrte er darauf und begriff erst recht spät, worauf sein Freund hinaus wollte.

Die Erkenntnis traf ihn so plötzlich, dass sich der sonst so gefasste Mann abrupt umdrehte. Der Braunhaarige erschrak etwas über diese extreme Reaktion und fragte sich sofort, was er denn jetzt schon wieder falsch gemacht hatte. Dass sich der Vampir nur umgedreht hatte, um die Röte in seinem Gesicht vor ihm zu verbergen, wusste er nicht.

Der Blonde bebte innerlich, als er dachte: „Ich halte das nicht mehr aus. So viel Liebenswürdigkeit an einem Tag sollte verboten sein. Was denkt er jetzt bloß über meine Reaktion?“ Von seinem Kampf gab er so gut wie nichts nach außen hin preis. Im Gegensatz zu seinem Gefährten, aber das konnte er nicht sehen, da er mit dem Rücken zu ihm stand.

Schließlich beruhigte sich der Verlegene wieder und seufzte auf. Langsam nahm er die linke Hand aus der Hosentasche, wo sie bis eben verstaut gewesen war und streckte sie nach hinten. Kurz darauf spürte er eine vorsichtige, unsichere und zitternde Hand in der Seinigen und lächelte. Schweigend liefen sie Hand in Hand weiter und nur hin und wieder spähte Kyo zu seinem Freund hinauf und grinste. Dass dieser dasselbe tat, war ihm nicht bewusst. Er genoss einfach diese ruhige Zweisamkeit.

Nach einer ganzen Weile traten sie endlich durch die Eingangstür ihres Zuhauses. Alles war dunkel, bis auf ein paar Kerzen, die an den Wänden der Eingangshalle in ihren Gefäßen brannten. Immer noch händchenhaltend ging das Paar ins Wohnzimmer. Durch den Schlitz unter der Bibliothekstür drang das weiche Licht von Seraphis’ geliebter Leselampe.

Eben dieser saß vollkommen entspannt in seinem Sessel und las – wie immer. Niemand hätte erwartet, dass er vor ein paar Stunden noch eine Entführung beendet hatte. Er sah die Beiden mit seinen goldgrünen Augen an, als sie den Raum betraten. „Mir scheint ihr hattet eine schöne Zeit.“, sagte der Sitzende mit seiner ruhigen, gefassten Stimme.

Luce grinste ihn an, ließ Kyos Hand los und legte stattdessen seinen Arm um dessen Schultern. Der Engel hatte eine böse Vorahnung, die durch die Worte des Blonden bestätigt wurden, die dieser immer noch grinsend sagte. „Die schönste Zeit kommt erst noch.“ Alle Farbe wich aus dem Gesicht des Braunhaarigen, sodass es die gleiche Blässe hatte, wie das der anderen Beiden. Er wollte sich losreißen, aber es fehlte ihm an der nötigen Willenskraft.

„Seid aber nicht zu laut, sonst wacht Mariah auf!“, meinte der Schwarzhaarige ebenso grinsend wie sein Artgenosse. Völlig fassungslos über diese Verschwörung versuchte der Benachteiligte zu protestieren: „Ihr könnt das doch nicht einfach ohne mich entscheiden. Mach stattdessen etwas dagegen, Seraphis!“ Aber dieser winkte nur lächelnd und Kyo wurde weggezogen. „Seraphiiiis!“, war das Einzige, was er noch hörte, nachdem die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war.
 

Am nächsten Morgen wachte Mariah gegen Mittag auf und streckte sich. Sie hatte geschlafen wie ein Stein und wusste genau, dass ein gewisser schwarzhaariger Vampir dafür verantwortlich war. Das Mädchen stand auf und rannte so schnell sie konnte ins Bad, um ja von niemandem gesehen zu werden.

Nach der Generalüberholung ging die junge Frau zu Kyos Zimmer und öffnete langsam und leise die Tür. Der Bewohner des Raums lag auf dem Bauch in seinem Bett. Beide Arme von sich gestreckt und mit dem Gesicht in den Kissen, murmelte er: „Ich bring ihn um! Ich schwör ’s! Ich kann mich keinen Millimeter bewegen.“

Die Blonde lachte auf und betrat das Zimmer. Sie öffnete die Vorhänge und sofort fanden die Sonnenstrahlen ihren Weg hinein und tauchten alles in ein warmes, helles gelb. Der Engel hatte seine Position nicht wirklich verändert, aber er hatte den Kopf in ihre Richtung gedreht.

„Hast wenigstens du gut geschlafen?“, fragte der Halbtote ruhig, mit einem immer noch schmollenden und ironischen Unterton in der Stimme. Die Angesprochene kam lächelnd auf ihn zu, setzte sich vorsichtig auf den Rand des Bettes und strich ihm sanft über die Haare.

„Ja, ich habe gut geschlafen.“, antwortete die Jüngere. „Denkst du, du schaffst es aufzustehen? Ich bringe dir Frühstück. Irgendwelche besonderen Wünsche?“ Der Braunhaarige schüttelte den Kopf und die junge Frau erhob sich. „Dann geh ich mal los. Es könnte allerdings ein bisschen dauern.“ Damit verschwand sie aus dem Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich.

Abends saß Mariah mit den Vampiren auf den Sesseln vor dem Karmin im Wohnzimmer und sie unterhielten sich. Kyo hatte ihr befohlen dafür zu sorgen, dass Luce seinem Zimmer nicht zu nah kam, was dieser mit einem amüsierten Lachen aufnahm. Nach einiger Zeit kam der Engel dann doch noch mehr oder weniger ins Zimmer gelaufen. Sein Freund rückte sofort ein Stück zur Seite, auf der einzigen Couch, aber er blieb lieber stehen.

„Entschuldige, dass du wegen uns entführt wurdest Mariah. Das wird nie wieder vorkommen. Bitte vergib uns noch dieses eine Mal.“ Mariah stand auf und umarmte zuerst Kyo, da er eh schon stand, dann Luce und schließlich Seraphis. „Ihr müsst euch für nichts entschuldigen. Ich bin gar nicht böse gewesen und Lorelei ebenso wenig. Uns ist doch gar nichts passiert, also lasst uns die Sache vergessen.“ Sie lächelte und die Drei atmeten erleichtert auf.

„Davon mal abgesehen würde ich ohne euch wahrscheinlich gar nicht mehr leben! Also ist es eh entschuldigt. Ich muss jetzt schlafen gehen. Kommst du mit Kyo?“ Sie sah zu ihrem tagaktiven Freund, der etwas unsicher auf den Beinen wirkte und nur antwortete: „Kommen ist das falsche Wort, da meine Beine gerade nicht mitmachen. Sobald ich wieder der Herr über meinen Körper bin, eile ich dir nach. Was zum… Luce! Lass mich runter!“ Während er gesprochen hatte, war der Blonde zu ihm gekommen und hatte ihn hochgenommen. „Beschwer dich nicht! Ich lasse mich doch eh nicht umstimmen!“, mit diesen Worten beruhigte sich der Verärgerte wieder und der Vampir lief los.

Am nächsten Tag ging das Laufen schon um einiges besser. Mit vereinten Kräften, wobei der Vampir den größeren Teil beigetragen hatte, hatten Mariah und Seraphis Luce aus dem Zimmer geschoben. Wer es nach ihm gegangen, dann hätte er mit Sicherheit dort weitergemacht, wo er in der Nacht zuvor aufgehört hatte.

Der „Beschädigte“ lief immer noch wie ein kleines Pinguinbaby, aber er biss die Zähne zusammen. Er konnte seine menschliche Freundin ja wohl schlecht alleine in die Schule gehen lassen. Eben diese machte sich gerade Sorgen, ob er den Ansturm der Mädchen überstehen konnte.

Am Tor wartete wie immer Lorelei auf sie, die Kyos Gang mit einem Grinsen bedachte, das sagte: „Ach deswegen warst du gestern nicht in der Schule!“ Aus ihrem Mund kam dann aber doch nur ein einfaches „Guten Morgen“.

Kaum waren sie auf dem Schulgelände, kam auch schon der bekannte „Fanclub“ angelaufen. Wie wilde Tiere wollten sie sich auf den Engel stürzen, doch Lorelei ging dazwischen. „Jetzt mal ganz ruhig, Mädels. Seid ihr das Ganze nicht auch langsam leid? Mal davon abgesehen… der Herr ist vergeben!“

Ein bestürztes Raunen ging durch die Reihen der Mädchen und eines stellte die Frage der Fragen: „Wer ist es? Wir werden sie in Grund und Boden stampfen!“ Diese Aussage traf bei den anderen Mitgliedern der Gruppe auf große Zustimmung.

Kyo und Mariah dagegen hielten die Luft an. Was hatte ihre Freundin nur vor? Wollte sie etwa die Beziehung zwischen dem Engel und dem Vampir preisgeben? Bei dieser Gelegenheit fiel ihnen auf, dass sie vergessen hatten das Gedächtnis ihrer kleinen Detektivin zu löschen. Aber sie waren sich auch gleichermaßen sicher, dass sie dies nicht mehr mit sich machen lassen würde.

In der Zwischenzeit waren noch mehr Fragen bezüglich der Identität der mysteriösen Freundin laut geworden und die Rothaarige schien ihre Position zu genießen. „Ihr wollt es also wirklich wissen? Es ist ganz einfach…“

Sie ging zum Braunhaarigen hin und klammerte sich an seinen Arm, bevor sie fortfuhr: „Er ist mit… mir zusammen! Wenn ihr mir nicht glauben solltet, dann gebe ich euch hier und jetzt einen Beweis!“ Sie drehte den verwirrten Kyo zu sich und küsste ihn mitten auf den Mund. Dieser war vollkommen erstarrt und konnte nicht reagieren, während Mariah lachen musste. Das war eben „Lorelei auf Hochtouren“!

Mit einem frechen Grinsen auf den Lippen rannte die Unruhestifterin und zog dabei ihre beiden Freunde einfach mit sich. Die vollkommen fassungslose Menschengruppe wurde gekonnt stehen gelassen und ignoriert.



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