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Twilight - Die Neuen

von

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Diskussionen

Wie Maya die letzten Nächte überstanden hatte, wusste sie selbst nicht. Sie wusste lediglich, dass sie vollkommen übermüdet und mit den Nerven am Ende war.

Sie war einerseits erleichtert, dass Angel wieder auf die Beine kommen würde, doch die Tatsache, dass der Heilungsprozess sehr langwierig sein würde, ließ sich alles in ihrem Inneren verkrampfen. Schon wenn sie daran dachte, wurde ihr speiübel.

Denn trotz Mayas Hilfe, trotz ihrem erfolgreichen Bemühen, die Blutzirkulation von Angel zu verlangsamen, hatte es Carlisle nicht geschafft, Angels lädierten linken Lungenflügel zu retten, so dass er ihn letztendlich komplett entfernen musste.

„Mach dir keine Sorgen, Maya! Angel ist fit genug, um auch mit einer Lunge leben zu können. Sehr große Unterschiede werdet ihr da nicht merken.“, hatte er sie beruhigt, doch das war Maya egal. Auch wenn der rechte Lungenflügel hatte gerettet werden können, so hatte sie doch das Gefühl, einen Teil ihrer Freundin verloren zu haben.

Maya kuschelte sich tiefer in die Jacke, die sie sich von Alice geliehen hatte. Die letzten Tage hatte sie sehr oft im Freien vor dem Krankenhaus verbracht. Manchmal saß sie stundenlang auf der Treppe am Haupteingang, beobachtete abwesend die Passanten, die teils hektisch teils gemächlich an ihr vorbeihuschten. Von kleinen, schreienden und quengelnden Kindern, die ihre Mutter anbettelten, bis hin zu brummenden, ständig schimpfenden Rentnern war alles vertreten gewesen. Maya war sich sicher, dass, wenn sie nicht Tag für Tag in eine teure Designerjacke eingehüllt gewesen wäre, sie die vorbeiziehende Passantenschar bereits für eine Obdachlose gehalten hätten.

„Du sitzt ja schon wieder hier.“ In Edwards Stimme schwang ein leiser Vorwurf mit, der allerdings durch seinen sanften Klang stark abgeschwächt wurde.

Maya zuckte mit den Schultern. „Ist das schlimm?“ „Es macht mir nur Sorgen.“

Vergeblich wartete Edward auf eine Reaktion. Maya lehnte sich stattdessen nur an das Gelände neben sich und blickte weiterhin ins Leere.

„Und wie lange hast du vor, hier herumzusitzen und zu jammern?“ „Ich jammere doch gar nicht.“ „Gut! Wenn du nicht jammerst, was machst du dann?“ „Herumsitzen!“ „Und weiter?“ „Nachdenken!“ „Über Angel?“

Dass sie nicht antwortete, bestätigte seine Vermutung. „Herr Gott nochmal, Maya! Ich weiß, dass dir das im Moment ziemlich hart vorkommt, aber du hast doch gehört, was Carlisle gesagt hat. Angel wird damit klar kommen, wahrscheinlich besser als irgendein anderer Mensch auf diesem Planeten.“ „Aber allein schon die Tatsache macht es so unerträglich.“ „Für dich? Du hast doch noch beide Lungenflügel. Wenn es jemanden gibt, der einen Grund hat sich zu beschweren, dann ist das deine Freundin, aber komischerweise höre ich von ihr keinen einzigen Mucks.“ „Kunststück, wenn sie auch andauernd schläft.“

Edward verzog das Gesicht, als er merkte, dass sie Recht hatte. Angel hatte in den letzten Tagen mehr geschlafen, als wahrscheinlich in den letzten Monaten zusammen. Doch das war ja auch kein Wunder, da sie in letzter Zeit des Öfteren mit Beruhigungsspritzen zur Ruhe gebracht werden musste, wenn die Schmerzen im Brustkorb Überhand nahmen und sie vom Schlafen abhielten.

„Na gut! Du willst hier also weiterhin herumsitzen und vor dich hinvegetieren, ja?“

Maya zuckte mit den Schultern. „Was dagegen?“ „Allerdings.“

Wütend packte er ihren rechten Arm und zog sie auf die Beine. „Das ist nicht das Ende der Welt, Maya, geht denn das nicht in deinen Schädel rein? Angel ist kein normales Mädchen, das jetzt wahrscheinlich den Rest ihres Lebens auf Sport verzichten muss oder was weiß ich. Als Jägerin ist ihr Körper dafür praktisch wie geschaffen, gewisse Ausfälle lockerer hinzunehmen, als es anderen Menschen möglich wäre. Denk doch nur mal daran, auf welche Art und Weise der Vampir, der euch im Wald angegriffen hat, Angel die Rippen zertrümmert hatte. Ein normaler Mensch wäre sofort an Ort und Stelle gestorben. Aber sie hat überlebt und das nur aufgrund ihrer Stärke. Sie wird die fehlende Lunge kaum bemerken. Das Einzige, was ihr wahrscheinlich nicht passen wird, ist, dass sie jetzt wohl mit dem Rauchen aufhören muss.“

Maya lächelte schwach. „Da wird sie noch einen richtigen Aufstand hinlegen.“ „Ist doch gut! Das zeigt dann wenigstens, dass sie wieder die Alte ist, oder nicht?“

Edward blickte Maya noch einen Moment lächelnd an und schloss sie dann ohne Umschweife in die Arme. „Mach dir keine Sorgen. Angel kommt schon klar.“ „Und wie geht es Jasper?“, fragte sie unvermittelt, als ihr einfiel, dass sich gerade er die schlimmsten Vorwürfe machte, weil es sein Schlag gewesen war, der Angel gegen das Regal geschmettert hatte.

Edward vergrub das Gesicht in ihrem Haar und schüttelte langsam den Kopf.

„Was?“, fragte sie und befreite sich vorsichtig aus seiner Umarmung, um ihm in die Augen sehen zu können. „Was ist mit ihm?“ „Na ja … er macht sich schon ziemliche Vorwürfe. Dabei ist er doch eigentlich überhaupt nicht Schuld.“, murmelte er leise und wandte sich ab.

Mayas Augenbrauen zogen sich zusammen. „Du bist genauso wenig Schuld, Edward!“ „Hätte ich nicht angegriffen, wäre es gar nicht so …“ „Du warst doch gar nicht du selbst, als es passierte. Was hättest du denn tun sollen?“ „Früher gegen dieses Gefühl ankämpfen.“ „Ach jetzt hör doch auf!“ „Hey! Wenn du dich mies fühlen darfst, bin ich praktisch dazu verpflichtet, klar?“ „Edward!“, flehte Maya verzweifelt und krallte sich in seinem Jackenärmel fest.

Der Vampir blickte sie lange an.

„Hörst du endlich auf zu resignieren?“, fragte er schließlich und lächelte erleichtert, als Maya ohne zu zögern heftig nickte und sich fest an ihn drückte.

Liebevoll legte er seine Arme um sie und verstärkte den Druck um ihre Schultern. „Gut! Dann höre ich auch auf, mir die Schuld zu geben.“ „Und Jasper wirst du gefälligst auch dazu zwingen, mit diesen Vorwürfen aufzuhören.“, fügte sie hinzu.

„Ach hier seid ihr zwei.“

Carlisle tauchte so plötzlich auf, dass die beiden völlig verschreckt auseinandersprangen und ihn empört anblickten. „Kannst du dich das nächste Mal nicht bemerkbar machen?“, fauchten sie gleichzeitig.

Carlisle schmunzelte. „Einigkeit herrscht zwischen euch offenbar gar nicht.“

Beschämt warfen sich die beiden einen Blick zu und grinsten verhalten. „Nur auf bestimmten Ebenen.“, murmelte Maya und straffte die Schultern. „Was gibt’s?“

Carlisle deutete mit dem Daumen auf den Eingang hinter sich. „Ach nichts weiter! Ich dachte nur, ihr wollt vielleicht Angel besuchen. Sie ist gerade aufgewacht. Und wie es scheint, ist sie auf dem besten Weg, im ganzen Krankenhaus als quengelnde Nervensäge bekannt zu werden.“ „Sie lechzt nach einer Zigarette.“, grinste Maya, was Dr. Cullen lächelnd bestätigte. „Keine der Krankenschwestern wagt sich noch in ihre Nähe.“ „Tja … sie wird halt unerträglich, wenn sie keine Zigarette mehr rauchen kann.“ „Unerträglich? Im Moment ist sie – gelinde gesagt – die wandelnde Katastrophe.“ „Hi hi … brauchst du vielleicht noch eine Hilfsschwester?“

Carlisles Grinsen wurde breiter. „Willst du?“

Genüsslich rieb sich Maya die Hände. „Liebendgern.“ „Das ist gut! Um dich brauche ich mich da wenigstens nicht so sehr zu sorgen.“ „Wohl wahr! Die krieg ich locker klein.“
 

Offenbar hatte Angels Tollpatschigkeit durch das Entfernen des linken Lungenflügels keinerlei Schaden genommen, denn als Maya das Zimmer betrat, setzte sie sich so rasch auf, dass das Tablett mit dem Essen zu Boden bretterte und Kartoffeln, Karottenstücke und Fleischbällchen sich über dem Boden verteilten.

Verlegen biss sie sich auf die Unterlippe. „Hoppla.“

Carlisle verdrehte indes nur die Augen und lächelte. „Schon gut. Von dir kann man einfach nichts Anderes erwarten.“

Angel war bereits dabei, die Beine aus dem Bett zu schwingen. „Ich mach das schon weg.“ „Lass mal! Wir kümmern uns schon darum.“ „Aber …“ „Angel!“, fuhr er sie mit drohendem Unterton an und keine Sekunde später saß sie wieder artig in ihrem Bett und blickte mit auf der Decke gefalteten Händen auf den Arzt, der sich jetzt mit raschen Schritten näherte und auf der Bettkante Platz nahm. „Was hab ich dir vorhin gesagt?“

Angel grinste. „Schön, dass du endlich wach bist?“ „Danach!“ „Ich erfülle dir jeden Wunsch und besorge dir sofort Zigaretten.“ „Das meine ich auch nicht. Und im Übrigen habe ich das niemals gesagt!“

Angel verzog das Gesicht. „Hätte ja klappen können.“ „Angel!“

Angel seufzte ergeben und blickte zerknirscht aus dem Fenster. „Für die nächsten Tage strenge Bettruhe, keine Überanstrengungen oder Aufregungen.“, betete sie herunter.

„Und was genau bedeutet strenge Bettruhe?“

Ein Augenrollen war die Antwort. „Kein Herumspazieren.“, brummte sie ergeben und knetete betreten ihre Finger.

Im Hintergrund war deutlich das Kichern von Maya zu vernehmen, die die Lippen fest zusammenpresste, um nicht laut loszulachen.

„Aha!“ „Dann müssen sie mich mit Eisenketten ans Bett fesseln, denn ich fürchte, so einfach wird mir das nicht fallen, mich daran zu halten.“ „Deshalb hab ich mir auch zwei private Wächter engagiert, die sich darum kümmern werden.“

Angel duckte sich unweigerlich ein wenig. „Wen?“, fragte sie zaghaft und schluckte kaum merklich.

„Nun zum einen hat sich Maya freundlicherweise bereit erklärt.“

Angel verzog das Gesicht. „Na super.“, murmelte sie freudlos und blickte in Mayas Gesicht. Wie zur Bestätigung grinste diese boshaft und rieb sich die Hände. „Sei artig, Angel, wenn du nicht willst, dass du mitten beim Verrichten deines Geschäfts erstarrst.“

Angel schloss ergeben die Augen und schluchzte trocken. „Wie konntest du mir das nur antun?“, jammerte sie und blickte Carlisle finster an. „Du liebst es mich zu quälen, kann das sein?“ „Ich bin nur um dich besorgt.“ „He he, wenn du besorgt wärst, dann würdest du Maya jetzt ganz schnell aus dem Krankenhaus schmeißen.“ „Damit du die Krankenschwestern weiterhin schikanieren kannst? Nichts da!“ „Und wer ist der andere Quälgeist?“ „Rate mal.“ „Drück mir ja nicht Emmett auf’s Auge, dann begehe ich Selbstmord.“ „Nein, das erschien mir am Ende doch zu gefährlich, obwohl er sich regelrecht darum gerissen hatte.“ „Das kann ich mir gut vorstellen.“, brummte sie leise und setzte sich langsam wieder auf. „Also?“ „Jasper wird dir einen Teil seiner Freizeit opfern.“

Einen Moment herrschte erschüttertes Schweigen, bis Angel flehend zur Decke blickte. „Lass mich doch jetzt bitte ganz schnell an einem Herzinfarkt sterben, bitte, bitte, bitte!!!!“, flehte sie gen Himmel und faltete dabei die Hände wie zu einem Gebete.

Carlisle runzelte die Stirn. „Stört dich das?“ „Warum nicht Alice, Esme, Rosalie? Warum Jasper?“ „Alice würdest du weichkochen, Esme könnte nicht streng zu dir sein und Rosalie… würde wahrscheinlich zu streng sein.“ „Ach und Edward?“ „Würde dich mit dem Gedankenlesen in den Wahnsinn treiben.“

Angel stutzte und blickte Edward mit aufgerissenen Augen an. „Du liest Gedanken?“, rief sie schrill. Verdutzt nickte er. „Ich dachte, das wüsstest du?“ „Woher denn? Mir erzählt ja niemand was!“ „Du hattest wirklich keine Ahnung?“ „Nein!“ „Verflixt. Hätte ich das eher gewusst, hätte ich es besser ausgenutzt.“, murrte er und schnippte gleichzeitig mit dem Finger, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.

Zu seinem Glück betrat in ebendiesem Moment ein Pfleger das Zimmer, den Angel sah tatsächlich so aus, als hätte sie sich in den nächsten Sekunden auf ihn gestürzt. So blickte sie nur völlig verdattert auf den schwarzhaarigen Pfleger, der stirnrunzelnd auf die Bescherung am Boden sah und sie dann schief angrinste. „Also wenn es dir nicht schmeckt, sag es doch einfach. Das macht uns weniger Arbeit.“

Angel war unfähig zu antworten. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, ihn mit einem leicht dümmlichen Gesichtsausdruck anzustarren. Für einen Pfleger sah er unnatürlich gut aus. Trotz des ständigen Regenwetters hatte er eine leicht gebräunte Haut. Seine Augen waren von einem klaren Blau. Seine Statur hielt mühelos mit der eines Fitnesstrainers mit und das schulterlange schwarze Haar war leicht zerzaust und lud förmlich dazu ein, da durchzufahren.

Grinsend verschränkte er die Arme vor der Brust. „Gefällt dir, was du siehst?“

Selbst Carlisle musste lachen, als Maya los prustete und sich einige Tränen aus dem Gesicht wischte.

Angel blinzelte verdattert und wandte würdevoll den Blick ab. „Entschuldige, ich … war gerade in Gedanken versunken.“ „Hat man gemerkt.“ „Bild dir bloß nichts drauf ein, das hatte nichts mit dir zu tun!“, fauchte sie den Pfleger an, der lässig mit den Schultern zuckte. „Dann nicht. Schade eigentlich, aber ist es halt so.“

Damit schnappte er sich das Tablett von Boden, betrachtete noch einmal kopfschüttend die Bescherung und wandte sich zum Gehen. „Ich sag Bescheid, dass das jemand wegmacht, ja?“, murmelte er Carlisle zu, der immer noch grinsend nickte.

Noch bevor er das Zimmer verließ, warf er Angel noch einmal ein breites Lächeln zu. „Falls du doch noch irgendwie Sehnsucht kriegen solltest, frag nach Alex!“

Und mit einem kurzen Zwinkern verschwand er.

Angel, die erst jetzt bemerkte, dass sie die Luft angehalten hatte, atmete zischend aus und beugte sich weiter vor in der Hoffnung, ihn durch das Fenster in der Tür noch einmal zu sehen. „Kann ich den nicht als Wächter haben?“ „Oh nicht doch, Angel! Du sollst hier zur Ruhe kommen und dich nicht gleich überanstrengen.“, entgegnete Carlisle, was Angel frech grinsen ließ. „Alles nur eine Frage des Trainings, Carlisle! Daran kann man arbeiten.“

Seufzend stand er auf. „Ja, genau das ist ja das Problem an der Sache.“ „Nicht mal, wenn ich ganz lieb Bitte, Bitte mache?“ „Angel, noch hat Alex eine weiße Weste! Tu dem Jungen was Gutes und führe ihn nicht in Versuchung. Oder willst du seinen Job auf dem Gewissen haben?“ „He he … ich will eigentlich was ganz Anderes haben.“

„Sag mal … eigentlich müsstest du doch am laufenden Band niesen.“, bemerkte Edward trocken, der sich gegen die Wand gelehnt hatte und sie stirnrunzelnd beobachtete.

Angel hob die Augenbrauen. „Hä?“ „Na ja … ich hab gehört, Leute, die an Sex denken, fangen in ebendiesem Moment an zu niesen.“

Angel packte ihr Kopfkissen und schleuderte es, ungeachtet der Schmerzen, die sich plötzlich in ihr aufbäumten, Edward entgegen. Der fing es jedoch lässig auf. „Mannomann, jetzt hast du es mir richtig gegeben.“

„Ist das wissenschaftlich bewiesen?“, fragte Maya dazwischen, die zu Angels Überraschung ein wenig beschämt wirkte. Verwirrt kniff sie die Augen zusammen und grinste schließlich. „So schlimm, ja?“, fragte sie neckisch und grinste noch breiter, als Maya puterrot anlief.

Neben ihr verdrehte Edward nach einem kurzen Moment die Augen und richtete seinen Blick gleich wieder auf Maya. „Jetzt bist du selbst Schuld, wenn du ihr so bereitwillig Nahrung lieferst.“ „Hast du etwa gehört, was ich gedacht habe?“, fragte sie entrüstet und schlug die Hände vor den Mund.

„Gehört? Es wäre unauffälliger gewesen, wenn du es mit Neonfarben auf ein Werbeplakat geschrieben hättest.“, murmelte er.

Angel kicherte und vergrub das Gesicht in den Händen, während Maya entsetzt aus dem Zimmer floh.

Carlisle blickte Edward vorwurfsvoll an. „Das war unnötig, meinst du nicht auch?“

Edward zuckte mit den Schultern. „Aber es war verlockend.“
 

„Tja … und dann hat sie mich wegen dieses reichen Schnösels sitzen lassen.“ Alex‘ Stimme klang keinesfalls traurig. Offenbar bereute er diese Trennung nicht, denn er schien ja gefunden zu haben, was er suchte. Halb lag, halb saß er auf Angels Bett und erzählte ihr alles über seine letzte Trennung, während sie auf dem Bett hockte und die Knie an die Brust gezogen hatte. „Aha … und wie hast du dich dann darüber hinweggetröstet?“, fragte sie neugierig und grinste verschmitzt. Alex ging darauf ein. „Das würde ich dir viel lieber zeigen.“, flüsterte er und beugte sich zu ihr vor.

Angels Herz klopfte wie verrückt, doch noch bevor sich ihre Lippen berührten, wurde die Tür aufgerissen und Jasper betrat breit lächelnd das Zimmer.

Alex fuhr wie von der Tarantel gestochen hoch und sprang vom Bett, während Angel genervt die Hand zur Faust ballte und hineinbiss, um nicht laut loszuschreien.

„Entschuldigt. Hab ich euch bei irgendetwas gestört?“, fragte Jasper unschuldig und verschränkte drohend die Arme vor der Brust. Alex ließ sich nicht beeindrucken. „Du kannst deiner Cousine nicht einmal ein wenig Ablenkung gönnen, was?“ „Kann ich schon … wenn ich die Ablenkung für angemessen halte.“, gab Jasper zurück.

Alex schüttelte den Kopf. „Weißt du, wenn du ein Problem mit mir hast, dann sag es mir klar ins Gesicht.“ „Oh, ich hab kein Problem mit dir!“ „Was störst du uns dann andauernd?“ „Ich hab ein Problem mit dem, was du mit ihr machen willst.“, fuhr Jasper fort, ohne auf Alex‘ Einwand zu achten.

Alex ließ seine Knöchel bedrohlich knacken. „Du hältst dich für den ganz Starken, was?“ „Musst du nicht zufällig wieder an die Arbeit?“, fragte Jasper herausfordernd. Seine Augen blitzten gefährlich, doch Alex schien das keineswegs zu beeindrucken. „Ich hab Pause.“

Das Grinsen in Jaspers Gesicht verschwand. „Das hindert dich nicht daran, sie früher zu beenden, oder?“

Alex tat nachdenklich. „Ist doch merkwürdig. Bisher hat noch niemand etwas dagegen gehabt, wenn ich während der Pause bei Angel war. Ich hab noch nichts dergleichen gehört, dass ich mich von ihr fernhalten sollte … ich denke, ich bleibe noch.“

Herausfordernd stützte er sich mit beiden Armen auf dem Bett ab und funkelte Jasper an. „Akzeptiere es endlich, dass Angel und ich uns für einander interessieren.“

Jasper nahm die Herausforderung an und stützte sich Alex gegenüber ebenfalls auf Angels Bett ab, während Angel – die sich immer noch in ihrer Faust verbissen hatte – völlig starr zwischen den beiden Kontrahenten hin- und herblickte.

Jaspers Gesicht war nur wenige Zentimeter von Alex’ entfernt. „Ich muss nur eines akzeptieren, nämlich dass du hier arbeitest. Im Gegensatz dazu hast du noch viel größere Probleme, mein Bester.“ „Seltsam … ist mir noch gar nicht aufgefallen.“

Jasper lächelte boshaft. „Ist ja auch kein Wunder. Deine Knochen hab ich ja bisher verschont.“

Diesmal war Alex derjenige, dem das Lächeln aus dem Gesicht gewischt wurde. Wütend richtete er sich wieder auf. „Wart’s ab, du Knirps! Irgendwann …“

Er ließ den Satz unvollendet und machte damit deutlich, dass das nächste Mal nicht so ruhig enden würde. Mit erhobenem Kopf steuerte er die Tür an.

„Ach und Alex!“

Herablassend wandte sich der Pfleger Jasper zu, der ebenfalls wieder aufrecht stand und die Arme vor der Brust verschränkt hatte. „Lass die Finger von meiner Cousine!“, drohte er.

Alex umklammerte die Klinke der Tür so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten, doch er beherrschte sich, riss sie schwungvoll auf und verließ das Zimmer – nicht ohne die Tür kräftig zuzuschlagen.

Angels Herzschlag beruhigte sich wieder und wütend funkelte sie Jasper an. „Ganz toll! Hast du nicht noch mehr solcher Dinge auf Lager?“ „Massig!“, antwortete er knapp.

„Jasper, ein für alle Mal! Du bist nicht mein Vater, also auch nicht für mich verantwortlich. Halt dich aus meinen Angelegenheiten raus, besonders aus meinem Liebesleben!“ „Liebesleben? Das da nennst du Liebesleben?“, knurrte er und deutete zur Tür, um ihr klar zu machen, wen er mit das da meinte.

„Mein Gott! So ein kleiner Flirt hat noch niemandem weh getan.“ „Noch nicht!“, bemerkte er und ein boshaftes, falsches Lächeln umspielte seine Lippen, als sein Blick zur Tür huschte. Angel sah ihm an, dass die Verlockung bei ihm groß war, Alex zu folgen und ihm jeden einzelnen Knochen zu zermalmen. Seufzend verschränkte sie die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück. Ihr Blick war an die Decke geheftet. „Jetzt wäre mir Emmett als Bewacher doch lieber. Der würde dem Ganzen mit Humor und nicht mit krankhafter Feindseligkeit begegnen.“

Jasper nickte zustimmend. „So ein paar schlüpfrige Sachen würde er dir tatsächlich an den Kopf werfen, da hast du Recht.“ „Und das wär mir momentan tausendmal lieber als dein eifersüchtiges Geplänkel.“

Jasper stutzte. „Eifersüchtig? Ich?“ „Ach komm! Du würdest doch sonst niemals so einen Aufstand machen.“ „Du scheinst ja ziemlich viel von dir zu halten, was?“ „Das hat damit nichts zu tun. Aber ich kenne die Männer.“

Jasper beugte sich vor und schnippte Angel gegen die Stirn. „Hallo, aufwachen! Warum sollte ich dich wollen, wenn ich mit Alice glücklich bin? Und wenn du Alice jetzt nicht vor den Kopf stoßen und dir ihren Zorn zuziehen willst, dann hältst du jetzt besser die Klappe.“, warnte er.

Angel knirschte mit den Zähnen und schlug wütend mit der Faust auf das Laken. Denn blöderweise hatte er vollkommen Recht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  LittleAngel
2009-10-26T17:08:21+00:00 26.10.2009 18:08
also ich fand auch die beiden vorherigen kapis besser, aber das war auch gut :-D ich mag alex nicht sonderlich (kenn ihn zwar nicht aber was solls gut wenn man voreilige schlusse zieht :) und auch jasper macht mich etwas stutzig ist er echt eifersuchtig ? hmm wegen der onkel sache und alice ware mir das nicht so recht wobei ich mir am anfang die beiden als paar gewunscht hatte. emmet als leibwachter ich glaub das will sie nicht wirklich :-D edward war ja mal voll suss aber maya ist auch eine meiner lieblingschars in deiner geschichte er soll nur gut auf sie aufpassen.
Von:  Yatimu
2009-03-15T19:55:00+00:00 15.03.2009 20:55
Das war eines der lustigsten Kapis dass du je geschrieben hast^^
ich hab mich echt totgelacht^^
einfach klasse*Tränenwegwisch*
Ich bin froh, dass Angel jetzt wieder auf die Beine kommt...
und auch den Teil mit Edward und Maya fand ich echt süß^^
und dass mit Alex...
Ehrlich gesagt weiß ich noch nicht was ich davon halten soll
Also ich les einfach mal weiter^^
Das is jetzt übrigens mein selbsternanntes lieblings Kapi^^
bis jetzt... xD
Von:  VonArrcross
2009-03-01T19:03:03+00:00 01.03.2009 20:03
Okay, du warst ja gerade neben mir und hast meine Reaktion auf das Kapitel mitbekommen. Es ist echt lustig. *Augen funkel* Aber ganz an das 9. Kapi kommt es trotzdem nicht heran. *g*
Die restlichen (momentan) zwei Kapitel spar ich mir für später auf. Ich werde zwar nen Schock bekommen, weil dann wieder mindestens drei neue Kapis da sein werden nächstes WE, aber immerhin habe ich ein bisschen Lesebedarf nachgeholt. Daher werde ich dem kommenden ruhig entgegentreten. *schon drauf freu*


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