Zum Inhalt der Seite

Es begann mit Nudelauflauf

Ruki x Reita
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Nudelauflauf

Murrend sah ich auf. Das Schulgebäude war - wie erwartet - grau. Einfach nur grau. Ein großer rechteckiger Block, der lieblos in die Landschaft gestellt war. Der dunkelgraue - ist es nicht erstaunlich wie abwechslungsreich das Farbsortiment ist? - Schulhof war fast schwarz vom nächtlichen Regen. Das große Schultor war verrostet und quietschte mit Sicherheit fürchterlich. Erstaunlich waren die beiden großen Kastanienbäume die sich hinter der Mauer auftürmten und große Schatten auf den dunklen Steinboden warfen. Etwas weiter abseits befand sich ein weiterer Häuserblock, etwas flacher aber um einiges länger. Ich vermutete das dies die Turnhalle sein musste. Sport, schon allein der Gedanke daran lies mich erzittern. Hinter der Turnhalle türmte sich ein Ring von Pappeln auf, der eine Laufbahn und ein Fußballfeld einschloss. Jetzt war die Sandbahn jedoch total verklumpt und schlammig, der Rasen grasgrün und an den Halmen hingen noch die Regentropfen. Das letze Gebäude das sich auf dem Schulgelände befand , war die Aula. Dies war ein - im Gegensatz zum Hauptgebäude und der Turnhalle - sehr farbenfrohes Gebäude. Die Wände waren in einem dunklem blau gehalten auf dem sich dunkelgrüne Ranken zum Dach hinauf wanden. Was der Sinn dieser ganzen Sache war, sollte mir auf ewig ein Rätsel bleiben.

Ich schulterte meine Tasche, verfrachtete meine Hand in die Hosentasche und marschierte geradewegs auf den geometrisch grauen Block zu. Hier war es wie in meiner alten Schule, nur ein wenig größer - schließlich war ich vom Land in die Großstadt gezogen, da durfte es ruhig etwas prunkvoller sein. Ein Läuten ertönte und ich beeilte mich noch rechtzeitig in die Klasse zu kommen. Alle Blicke richteten sich auf mich als ich die graue - sie war sicher einmal weiß gewesen - Schiebetür öffnete und das Klassenzimmer betrat. Ein Raunen ging durch die Reihen, Blicke wurden ausgetauscht und über Bänke hinweg getuschelt. Auch der Lehrer sah mich etwas verständnislos an. Außerdem war mir, als sehe ich in seinem Blick einen Hauch von Mitleid. Er musste mit Sicherheit denken, dass meine Mutter eine schrecklich zerstreute war, die ihren armen Sohn in kaputte Hosen steckte und ihm ein Tuch um die Nase band. Ich musste unwillkürlich Grinsen. Wenn der wüsste...

“Das ist Suzuki-san. Er ist neu in unserer Klasse. Ich hoffe das ihr ihn gut aufnehmt. Suzuki-san, du kannst dich dort hinten hinsetzen.” leise schlurfe ich durch die Reihen meiner neuen Mitschüler, ignoriere ihre staunenden Blicke und lass mich dann auf den leeren Platz in der hintersten Reihe sinken. Mathematik. Ich konnte es nicht. Ich mochte es nicht. Ich wollte es weder können noch mögen. Also schaltete ich auf Durchzug. Doch meine Ruhe sollte nicht lange anhalten. Ich muss zugeben das ich starrende und penetrante Blicke gekonnt ignorieren konnte, aber wenn sich jemand in mein gelangweiltes Sichtfeld schiebt, gelingt auch mir dieses Kunststück nicht mehr. “Was willst du ?” fahre ich das blonde Wesen neben mir an. Er ist erstaunlich klein, und das soll schon was heißen denn eigentlich sind hier alle ziemlich klein. Ich war für einen 4.Klässler nicht besonders freundlich zu meinen Mitschülern, was aber nicht an meinen Mitschülern selbst oder der Tatsache das ich Bindungsängste hatte lag, sondern eher daran das ich lieber allein war. Es war einfacher nicht ständig auf jemanden warten oder sich dessen Gequatsche über Gott und die Welt anhören zu müssen.

Das blonde kleine Zwergending neben mir war ziemlich hartnäckig. Immer noch starrte es mich an, blinzend, ruhig und neugierig. Ich wurde langsam nervös. “Was willst du?” wiederholte ich gereizt und wand dem Kleinen meinen Blick zu. Endlich zeigte er eine Regung. Er lächelte! Verwirrt hob ich eine Augenbraue. Er war mir unheimlich, ich würde ihn meiden. So mein Entschluss. Doch was ich mir als Ziel gesetzt hatte war schwerer zu realisieren als geplant. Er klebte förmlich an mir! Ich ging aufs Klo - er kam mit. Ich ging ins Sekretariat um meinen Stundenplan abzuholen - er folgte mir. Ich studierte den Aushang am schwarzen Brett - er stand neben mir. “Ok, Kurzer jetzt reichts! Hör auf mir nachzulaufen!”

“Nö.”

Es konnte sprechen! Das erste mal das ein Wort diesen kleinen Mund verlies. Zu meinem Erstaunen musste ich zugeben, das seine Stimme nicht annähernd so hoch und quietschig klang wie ich mir das eigentlich vorgestellt hatte. Im Gegenteil, sie war sehr angenehm weich und überhaupt nicht nervig.

“Dann sag mir wenigstens warum du mich verfolgst.”

“Weil ich dich mag.”

“Aber du kennst mich doch gar nicht.”

“Ich will dein Freund sein.”

“Schön für dich.”

“Ich bin Takanori. Nenn mich Ruki.”

“Wieso denn Ruki?”

“Das ist mein Künstlername. Ich werde mal Rockstar.”

Der Junge hatte einen Schuß. Ganz eindeutig. Hallo?! Wir waren in der 4.Klasse! Wie konnte man denn da schon Zukunftspläne haben? Ich war ja schon froh wenn ich wusste wie ich den nächsten Tag verbrachte um nicht bei meiner Oma auf der Couch zu landen um mit ihr alte vergilbte Fotos anzusehen von denen sie schwärmte und immer wieder zwischen ihrem Gebiss “Sie mal wie knackig die Oma da war” hervornuschelte.

Plötzlich griff Rukis kleine Hand nach meiner kleinen Hand und drückte sie ganz fest. Einem Impuls folgend zog ich ihn zu mir und sah zu ihm hinunter. Ich hatte das Gefühl dieses kleine Wesen beschützen zu müssen. Wie machte er das? Diese großen runden Kulleraugen, seine kleinen pummeligen Patschehändchen. All das weckte in mir den Beschützerinstinkt - Bemerke: in der 4. Klasse ... bin ich nicht ein weit entwickeltes Kind?

“Ich mag dich Suzuki-kun.”

“Das klingt doof. Nenn mich Akira.”

“Ist das dein Künstlername?”

“Nein, mein richtiger Name.”

“Du brauchst einen Künstlernamen. Magst du Musik?”

“Ich lerne Bass.”

“Wir gründen eine Band.”

Fragend sah ich ihn an. Wie konnten wir denn eine Band gründen? Ich hatte Hunger. Ein plötzliches unerwartetes Gefühl das meine Magengegend hinaufkroch und immer stärker wurde, je mehr ich darüber nachdachte. Ich wollte nach Hause. Meine Mutter hatte mir Nudelauflauf versprochen und ich konnte die Sauce bereits bis hier hin riechen.

“... und dann starten wir voll durch!” Ich hatte ihm nicht zugehört. Zu schön war die Vorstellung des Nudelauflaufes. Ein unruhiges Zupfen an meinem Ärmel machte mich wieder auf den Zwerg aufmerksam ( ich weiß ich bin gemein, bin ich doch selbst erst 1.32 m groß ).

“Ich komm mit zu dir. Meine Mama muss arbeiten.”

Er sprach das mit so einer Überzeugung aus, das all mein Widerstand schon im Keim erstickt wurde.

“Es gibt Nudelauflauf.”

“Das ist gut. Ich mag Nudelauflauf.”

Und so verließen wir beide, Hand in Hand mit unseren blond gefärbten Schöpfen das Schulgelände. Wir sahen aus wie Brüder und doch kannten wir uns erst seit exakt 6 1/2 Stunden und 20 Minuten.

Es sollte der Beginn einer langen innigen Freundschaft werden.

Der Nudelauflauf war spitze. Ich freute mich darauf.

Wie ich zu meinem Namen kam

Meine Mutter begrüßte uns mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen. Sie war eine kleine - wenn ich das mal aus der Perspektive eines großen Menschen beurteilen darf - leicht pummelige Frau mit kurzem schwarzen Haar. Sie trug eine dieser albernen Schürzen auf die bunte Blumen aufgedruckt waren und die an den Rändern so häßliche weiße Rüschen hatte. Laut schnatternd führte sie uns in die Küche und drückte Ruki und mich auf die Küchenstühle. “Mum, das ist Ru... ähm Takanori.”

Doch ich hätte ihn gar nicht vorstellen brauchen. Meine Mutter hatte ihn schon ins Herz geschlossen als sie uns beide die Straße hatte heraufkommen sehen. Sie war sicher glücklich das ich an meinem ersten Tag schon einen Freund gefunden hatte - das diese Begegnung sehr unfreiwillig war, wird hier außen vor gelassen. Gelangweilt stützte ich die Arme auf die mit einer quietschgelben Tischdecke überzogenen Tischplatte ab. Ruki plauderte aufgeregt mit meiner Mama während diese uns bis zum überlaufen befüllte Teller voller duftendem Nudelauflauf vor die Nase stellte. Hektisch drückte sie mir und auch meinem neuen Freund einen Kuss auf die Stirn und verabschiedete sich schnell. Dann war es ruhig. “Nett deine Mama.”

“Hm.”

Hochkonzentriert spießte ich die Nudeln auf meine Gabel. Es war faszinierend das man bis zu 5 Nudeln gleichzeitig auf die Zacken stecken konnte!

“Akira magst du mich?”

“Hm.”

“Magst du mich?”

“Hmm!”

“Ich hab dich gefragt ob du mich magst!”

Ich würgte die Nudeln hinunter und spürte wie jede einzelne durch meine Speiseröhre gepresst wurde. Tränen stiegen mir in die Augen als ich Ruki ansah und heftig nickte.

“Ja man!”

“Du musst nicht gleich weinen.”

Am liebsten hätte ich ihm jetzt eine geknallt, doch ich hatte Angst das er mich beißt. Also schwieg ich.

Nachdem wir mit dem Essen fertig waren stellten wir das Geschirr in die Spüle und liefen die Treppen hinauf in mein Zimmer. Es war noch nicht fertig eingerichtet. An der Wand neben der Tür stand mein Kleiderschrank. Ein klobiger Holzschrank, wahrscheinlich noch aus der Zeit meiner Großmutter. Unter dem Fenster befand sich der Schreibtisch auf dem allerlei Zettel herumlagen und der von einer kleinen Tischlampe erhellt wurde. Den Großteil des Raumes nahm mein Bett ein. Ich liebte große Betten. Es war 2 x 2 Meter groß und mit blauen Laken bezogen. Berge von Kissen türmten sich am Kopfende auf, während die Decke zerwühlt fast auf dem Boden lag. “Nett hast dus hier. Ich schenk dir ein paar Poster.”

Ruki hatte es sich auf meinem Bett gemütlich gemacht und hoppelte wie ein Kaninchen darauf herum. Er sah so verloren aus, in dem Berg von Kissen. Hoffentlich fand ich ihn wieder!

Nervös lies ich mich auf die Bettkante sinken und starrte auf meine Füße. Schockiert musste ich feststellen das ich ein Loch im linken Strumpf hatte. Mein großer Zeh wackelte hin und her. Hier begann meine Abneigung gegen Füße. Ab heute hasse ich Füße.

“Du bist so still.”

“Was soll ich denn sagen?”

“Weiß nicht, erzähl mir was.”

“Ich hab nichts zu erzählen.”

“Dann erzähl ich dir was. Magst du Geschichten?”

Ich nickte. Es war mir lieb das er nicht weiterbohrte. Ich wollte nicht reden. Ich redete überhaupt nicht gern. Langsam lies ich mich zurücksinken und schloss die Augen. Aufmerksam lauschte ich Ruki’s Geschichten. Er erzählte davon wie berühmt er einmal werden wollte, und von seiner Mama - sie scheint eine nette Frau zu sein. Außerdem redete er pausenlos von den Lehrern an unserer Schule die angeblich immer gemein zu ihm wären und die anderen Schüler auf ihn hetzten und er deswegen immer allein war.

Ich hatte eher den Eindruck das alle sofort die Flucht ergriffen wenn sie den bohrenden Blick des Kleinen spürten. Spätestens wenn er anfing zu reden hatten viele das Interesse an einem weiteren Gespräch sicher verloren.

Irgendwie war ich da eine Ausnahme. Ich genoss die Anwesenheit meines neuen Freundes, auch wenn er ohne Punkt und Komma über Gott und die Welt erzählte. So musste ich mich nicht in die peinliche Situation begeben, irgendetwas total sinnloses und obendrein noch langweiliges zu erzählen. Ich hatte einfach nichts zu erzählen, mein Leben verlief - milde ausgedrückt - wie das eines Elefanten: Aufstehen, Essen, durch die Gegend laufen, wieder essen, schlafen. Vielleicht übte Ruki deshalb eine so magische Anziehungskraft auf mich aus. Er erlebte so viel und konnte selbst aus den banalsten Sachen eine so spannende Geschichte machen, das ich ungeduldig hin und her rutschte wenn er eine Pause machte.

Wir saßen lange so da. Ruki redete und ich hörte zu. Langsam kroch die Dunkelheit in mein Zimmer. Der Schrank warf bedrohlich dunkle Schatten auf mein Bett und verschluckte uns fast. Angst kroch in mir hinauf wenn ich daran dachte, das ich heute Nacht alleine war. Meine Mutter hatte heute die Nachtschicht erwischt und Ruki würde sicher auch bald gehen müssen. Vorsichtig rutschte ich näher an ihn heran und legte meinen Kopf dann auf dessen Schoß. Sofort spürte ich eine kleine warme Hand die mir über den Kopf strich. In diesem Moment verflog meine Angst. Es war erstaunlich das ein kleiner 4.Klässler mir mit einer einzigen Berührung die Angst vor dem Allein-sein nehmen konnte. “Kann ich heute Nacht bei dir schlafen?”

“Ja bitte.”

Wir kannten uns erst einen knappen Tag und schon hatte ich solch ein tiefes Vertrauen zu Ruki gefasst, das ich es mir selbst nicht erklären konnte. Er rief seine Mutter an und fragte sie ob er heute Nacht bei mir schlafen konnte. Ohne zu zögern hörte ich ein quietschendes “JA!!” aus dem Hörer - anscheinend war seine Mutter genauso froh wie meine das er endlich einen Freund gefunden hatte.

Nachdem wir uns geduscht hatten und mit allerlei Süßigkeiten versorgt hatten die wir fein säuberlich neben dem Bett verteilten - denn ich hasste Krümel oder klebrige Sachen in meinem Bett - schlüpften wir unter die riesige Himmelblaue Decke und drückten unsere kleinen Köpfe in die riesigen Kissen. “Ich mag dich Akira.”

“Ich mag dich auch Ruki.”

“Du brauchst immer noch einen Künstlernamen.”

“Wenn du meinst.”

“Ja mein ich. Los, denk mal mit.”

“Ich mag jetzt nicht denken, ich bin müde.”

Ich seufzte leise auf und schloss die Augen. Wenige Augenblicke später spürte ich, wie sich zwei dünne Arme um meine Mitte schlangen und Ruki’s Kopf sich auf meine Brust legte. “Gute Nacht ... Reita.”

“Reita?”

“Ja, Reita. Von Akira zu Reita. Das ist jetzt dein Künstlername.”

“Na wenn du meinst. Schlaf gut.”

Und so war ich zu meinem Namen gekommen.

Pizza, oder: Wie Ruki lernen wollte zu kämpfen

Hallo ihr Lieben ^^

Danke für die vielen lieben Kommis *Kekse verteil* *O* es freut mich das euch die Story gefällt x3 ich geb mir ganz doll mühe & hoffe das ihr bis zum Ende dabei bleibt ^.^v
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Ruki und ich waren definitiv die Außenseiter an der Schule. Unser ganzes Verhalten schien unseren Mitschülern ein Buch mit sieben Siegeln zu sein. Vielleicht lag es daran das wir lautstark unsere Abneigung gegen die Schuluniformen heraus posaunten, oder das wir immer nur unter uns waren beziehungsweise nur im Doppelpack auftraten. Oder aber es lag an der Tatsache das unsere Köpfe in einem wunderbar leuchtendem Blond erstrahlten, das so gar nicht in die Durchschnittsfarbe von japanischen Grundschülern passen wollte.

Meine Mutter hatte den Kampf gegen meine Launen schon recht früh aufgegeben. Seit ich im Fernsehen diesen blonden Animetypen gesehen hatte, hatte ich es mir in den Kopf gesetzt ebenfalls zu erblonden und später einmal Pokemontrainer zu werden. Die Sache mit dem Trainer hatte sich bereits nach zwei Wochen erledigt nachdem ich mit Schrecken feststellen musste das unsere Katze nicht in den kleinen selbstgebastelten Pokeball hüpfte den ich mit einem “Komm zurück Katzu!” auf sie warf. Doch auf die blonde Haarfarbe wollte ich nicht verzichten. Jeden Tag habe ich meine Mutter damit genervt, bin ihr hinterhergelaufen, habe ihr die Vorteile schmackhaft gemacht und ihr nette Botschaften hinterlassen - kleine Klebezettel, die ich überall dort verteilt habe wo meine Mutter sich am meistens aufhielt, mit der Aufschrift “Mach mir blonde Haare!”. Irgendwann gab sie mit einem lauten Fluchen auf, rannte in die nächste Drogerie und kam mit einer Packung Haarfarbe zurück. Strahlend wie ein Honigkuchenpferd betrachtete ich im Spiegel die Arbeit meiner Mutter, die mir das blaue Zeug auf die Haare klatschte und dann - immer noch fluchend - wieder auswusch. Zufrieden hatte ich dann gute 3 Tage lang von meiner neuen Haarpracht geschwärmt bis mir die Puste ausgegangen war und meine Mutter endlich entspannen konnte.

Im Mathematikunterricht hatte Ruki seinen Tisch näher an meinen herangerückt, sodass wir beiden nun die einzigen mit einer Doppelbank waren. Unser Lehrer fand das anfangs gar nicht so lustig, doch als wir uns auch nach angedrohten Strafarbeiten immer noch weigerten unsere Bänke auseinander zu rücken gab er es auf und lies uns unseren Willen.

“Reita?”

Ich hörte die Stimme meines kleinen Freundes als wie wieder einmal abgesondert an unserem Tisch im Speisesaal der Schule saßen und unsere Bentos verdrückten.

“Hm?”

“Ich möchte kein Sport mitmachen.” Ruki klang ängstlich. Ich hatte ihn noch nie so erlebt. Seine Hände zitterten leicht und er schluckte schwer.

“Dann lass es doch einfach.”

“Ich muss aber, meine Mama zwingt mich dazu.”

“Dann musst du es wohl machen.”

“Du bist nicht gerade sehr aufbauend.”

“Entschuldige aber ich esse.” Und damit war das Gespräch für mich beendet. Voller Hingabe widmete ich mich den Mini-Würstchen die meine Mama freundlicher weise in kleine Krakenformen geschnitten hatte, und den dazugehörigen Reisbällchen. Dass Ruki immer wieder nervös an mir vorbei schielte, fiel mir nicht auf ...

Der Umkleidraum der Turnhalle war ebenso schäbig wie das Gebäude an sich. Alte Bänke, die ihre besten Tage schon hinter sich hatten standen aufgereiht an der Wand. Der dunkelblaue Lack der sie einst verschönert hatte, bröckelte nun an vielen Stellen und gab das nackte dunkelbraune Holz darunter frei. Die Wände wiesen Löcher auf, in denen locker meine beiden Daumen hineingepasst hatten. Der Linoleumboden war von einem so häßlichen dunkelgrün, wie es eigentlich nur in den sterilen Krankenhäusern zu finden war. Ich hatte mich in eine der hinteren Ecken verdrückt an denen sich die Spinnen Guten Tag sagten. Es herrschte ein hektisches Durcheinander. Jeder der Jungen wollte zuerst fertig sein, und so veranstalteten sie ein Wettrennen, wer es wohl schaffte sich zuerst in voller Montur hinter der Tür aufzustellen. Der Gewinner durfte dann die Mannschaften wählen. Ich hasste die Spiele am Ende der Sportstunden. War es denn wirklich nötig nach Rennen, Springen, Turnen und Koordinationsübungen noch einen Ball in die aufgebrachte Masse zu werfen, damit diese sich dann gegenseitig damit abschießen konnten? Ich verstand die Erwachsenen einfach nicht. Mit Ruki an der Hand, der immer noch vor sich hin zitterte betrat ich die Turnhalle. Grelle Neonröhren ließen den Raum kühl und abweisend wirken. Der Rost an den Kletterstangen sprang einem förmlich entgegen und die Bezüge der Matten versuchten vergeblich das Futter an seinem Platz zu halten. Alles in allem waren die Gerätschaften ebenso veraltet wie unser Sportlehrer. Ein kräftiger Mann mit schütterem Haar und einer Trillerpfeife um den Hals. Seine Wangen und die Stirn waren von tiefen Falten durchzogen von denen einige so tief waren das ich vermutete er könne darin ein Bonbon verstecken. Der Impuls war groß einfach einmal hineinzugreifen wenn ich neben ihm stand, doch die Angst das darin etwas gefährliches lauerte war dann doch größer und lies mich immer wieder zurückzucken.

Heute stand Bockspringen auf dem Programm. Aus der Sicht eines kleinen 4.Klässlers war dieser Bock jedoch ein scheinbar unüberwindbares Hinderniss. Mutig stellte ich mich dem Sportgerät, doch je schneller ich auf das Sprungbrett zu rannte, umso größer und höher schien der Bock zu werden. Kurz vor dem Absprung drehte ich also ab und lief einmal quer durch die Halle. Gekichere folgte mir, dann nahm der Unterricht seinen Lauf. Ich musste neidisch mit ansehen wie Ruki über den Bock flog - wobei die Betonung wirklich auf “flog” lag. Nach dem Absprung stemmte der Kleine seine Hände auf die Fläche des Gerätes, spreizte die Beine und beschrieb einen wunderschönen Bogen, ehe er mit einer leichten Beuge auf der Matte zum Stehen kam - ein strahlendes Lächeln auf den Lippen. Warum zum Teufel hatte er also vorhin solche Angst gehabt?

Am Ende der Stunde sollte ich es erfahren. Der Lehrer teilte zwei Schüler ein und lies 2 Mannschaften wählen. Glücklicherweise kamen Ruki und ich in dieselbe Mannschaft - vielleicht hatte der Mannschaftsführer Angst vor unserem Zorn wenn er uns trennte. Wir stellen uns also auf unsere Feldhälften, die durch zwei Bänke abgegrenzt waren. Mit einem schrillen Pfiff begann das Spiel und der zerschlissene abgenutzte Handball flog durch die Luft. Ich konnte gar nicht so schnell gucken wie der Ball auf mich zugesaust kam und heftig in meinen Rücken prallte. Ich zog zischend die Luft ein und verlies so schnell ich konnte das Spielfeld. Dank seiner Körpergröße gelang es Ruki sich unter den Bällen wegzuducken oder sich hinter einem anderen Spieler zu verstecken. Der Nachteil war jedoch, das er nun als einziger auf der einen Seite stand, während auf der gegnerischen vier stämmige Kerle standen, alle samt mit einem diabolischen Grinsen auf den Lippen. Ich sah wie mein Freund anfing zu zittern und die Zähne in seine Unterlippe zu rammen. Nun wusste ich wovor er so viel Angst gehabt hatte. Der Ball traf ihn abwechseln am Rücken, an den Oberschenkeln und am Bauch. Er hatte überhaupt keine Chance den Ball zu fangen, viel zu sehr beschäftigte ihn die Koordination seiner Beine damit er noch ausweichen konnte.

Ein Pfiff beendete das Spiel und die Jungs trotteten mit roten Wangen von dannen. Nur Ruki stand noch auf dem Feld und rieb sich seinen schmerzenden Arm.

“Tut es sehr weh?”

“Das machen sie immer. Immer mit Absicht.”

“Das bildest du dir ein.”

“Nein tu ich nicht! Sie warten immer bis ich als letzter auf dem Feld stehe und dann werfen sie mit voller Wucht! Du hast es doch gesehen.”

“Du musst dich wehren.”

Er musterte mich mit einem Blick der ziemlich an meiner geistigen Gesundheit zu zweifeln schien.

“Sieh mich an Reita! Ich bin kein Kämpfer.”

“Du willst nur keiner sein.”

Ich versenkte die Hände in meinen Hosentaschen und schlenderte meinen Mitschülern hinterher. Auf dem Weg nach draußen sprach Ruki kein Wort mit mir. Er hatte den Blick auf den Boden gerichtet, als gäbe es dort ein interessantes Muster das seine Augen fesselte.

Ich verspürte ein plötzliches Leeregefühl in meiner Magengegend. Hunger. Was es heute wohl geben würde ... Lasagne? Sushi? Oder doch etwas aus der Tiefkühltruhe? Ich musste mich wohl überraschen lassen.

Ruki war einige Meter hinter mir stehen geblieben. Seine Hände waren zu kleinen Fäusten geballt und das sonst immer lächelnde Gesicht war zu einer verbissenen Miene verzerrt.

“Zeig es mir.”

“Hm?”

“Wie man kämpft. Ich will mich wehren.”

Fragend legte den Kopf schief und nickte dann.

“Fixier den Ball, fang ihn und dann wirf zurück.”

Mehr hatte ich ihm dazu nicht zu sagen. Ich drehte mich um und lief weiter. Ruki blieb wie vom Donner gerührt stehen.

“Ach ja und ... du musst an dich glauben. Ich tu das übrigens.” mit einem Lächeln winkte ich ihm zu und machte mich auf den nach Hauseweg. Jetzt fiel es mir wieder ein! Pizza! Das hatte meine Mama gestern Abend gesagt.

Gemeinsam sind wir stark

Eingewickelt in eine Decke und einer Tasse heißen Hagebuttentee saß ich im Wohnzimmer auf unserer gemütlich weichen Couch. Ein Päckchen mit Taschentüchern lag vor mir auf dem niedrigen Wohnzimmertisch. Meine Augen waren leicht angeschwollen, meine Nase wund vom vielen Putzen. Mein Hals fühlte sich an als würde eine Kettensäge darin rotieren. Kurz gesagt: Ich war krank. Seit gestern Abend lag ich wie erschossen auf der Couch, an Schule war nicht zu denken.

Dennoch hatte ich darauf bestanden das meine Mutter bei Ruki anrief, damit dieser sich keine Sorgen machte. An die Konsequenzen dieses Anrufs hatte ich jedoch nicht gedacht. Nach Schulschluss klingelte es plötzlich Sturm an unserer Tür. Ich zuckte heftig zusammen und drückte mir ein Kissen auf die Ohren. “MUUUUUUM!” kreischte ich. Sofort wuselte etwas buntes zur Tür. Sie hatte die Tür noch nicht einmal richtig aufgemacht, da stürmte Ruki bereits an ihr vorbei zu mir ins Wohnzimmer. Mit einem Ruck landete mein kleiner Freund auf mir und hüpfte aufgeregt auf mir herum und versuchte das Kissen von meinem Gesicht zu nehmen.

“Reita! Reita! Gehts dir gut? Ich hab gehört du bist krank! Ist es schlimm? Wirst du wieder gesund.”

Ich hätte ihm wirklich liebend gern geantwortet, doch aufgrund der Hüpfbewegungen brachte ich kein anständiges Wort zu stande. Erst als meine Mama den kleinen Zappelphillip von mir herunternahm und ihn auf den Boden vor der Couch setzte, bekam ich einen Augenblick zum Luft holen.

“Nein mir gehts nicht gut. Ja ich bin krank. Nein es ist nicht so schlimm. Ja ich werd wieder gesund.”

Ich sah wie ein erleichtertes Lächeln auf Rukis Lippen trat und erwiderte dieses. Wie schon vor ein paar Tagen schaffte es der kleinere meine Sorgen mit einem einzigen Lächeln zu vertreiben. Er legte seine Hand auf die meine und drückte sie ganz fest. Wärme durchfuhr meinen Körper. Er war ein echter Freund.

Es schien ihn nicht im geringsten zu stören dass ich vor mich hin röchelte und alle zwei Minuten nach einem Taschentuch verlangte in das ich dann ein Trompetenkonzert gab. Aufgeregt berichtete er mir von der Mathematikstunde in der er heute an die Tafel nach vorn musste, die Aufgabe aber mit Bravur gemeistert hatte und nun stolz wie ein Gockel durch die Welt lief. Außerdem hatte unsere Klassenlehrerin angekündigt, dass der Wandertag - der eigentlich mit Museumsbesuchen vollgestopft war - nun doch auf den Freizeitpark verlegt worden war. Ich stöhnte auf und lies mich in die Kissen zurück sinken. Ich hasste Freizeitparks. Überall Menschen, viele Menschen, klebrige Zuckerwatte und Achterbahnen die sie hoch waren das mir schon vom hinsehen ganz flau im Magen wurde. Ich musste eine Ausrede finden um nicht mit zu kommen ...

“Ich bleib heute zum Essen. Meine Mama kommt auch vorbei. Sie möchte dich kennen lernen.” berichtete Ruki mir stolz und grinste mich dabei entwaffnend an. Na prima, der erste Besuch seiner Mutter und ich lag verrotzt auf dem Sofa und schniefte vor mich hin. Stur sammelte ich meine Sachen zusammen und marschierte damit hinauf in mein Zimmer. Das Geschnatter zweier befreundeter Mütter musste ich mir nicht anhören und auf Abendessen hatte ich auch keine Lust ( ich konnte sowieso nichts schmecken). Ich verkroch mich also unter der warmen Decke und versuchte einen Plan auszuarbeiten wie ich den verhassten Wandertag umgehen konnte. Doch ich blieb nicht lang allein. Gedämpft hörte ich wie die Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Dann senkte sich meine Matratze an einer Seite nach unten und jemand kam auf mich zu gekrochen.

“Reita?”

“Lass mich, ich bin krank.”

“Zeigst du mir wie man kämpft?”

Vorsichtig schob ich die Bettdecke von meinem Kopf und lugte darunter hervor.

“Jetzt?”

“Ja weil ... also wir haben ja bald wieder Sport.... und also auch so ... wenn du nicht da bist...dann...”

“Dann was?”

“Dann sind die gemein zu mir ...”

Mein Freund war zum Ende hin immer leiser geworden und hatte den Blick gesenkt. Nun tat er mir irgendwie leid. Gleichzeitig verspürte ich Wut gegenüber denen, die ihn so piesackten wenn ich nicht dabei war ... Moment mal, heißt das etwa das sie Angst vor mir haben? Nachdenklich richtete ich mich auf und betrachtete Rukis verzweifelte Erscheinung: hängende Schultern, trauriger Blick. Alles an ihm schrie geradezu nach Hänseleien. Seufzend strich ich mir mein zerzaustes Haar aus dem Gesicht und schob Ruki vom Bett.

“In dem Schrank dort ist ein blauer Ball. Nimm den Mal.”

Ohne zu zögern hüpfte er zum Schrank und kramte den Ball aus einem Haufen von Socken heraus. Dann stellte er sich neben das Bett. Ich richtete mich auf den Knien auf und breitete die Arme aus.

“Wirf.”

“Aber... Rei!”

“WIRF!”

“Reita ich kann das nicht.”

“Du sollst werfen hab ich gesagt!”

“Ich kann aber nicht.”

“Du Memme! Du Flasche! Du kannst überhaupt nichts! Und du willst ein Mann sein?! Das ich nicht lache.”

“Rei hör auf .... “

“Nein tu ich nicht! Du willst doch kämpfen also beweg deinen Hintern! Du Muttersöhnchen, wenn du weiter so machst werden dich bald auch die Mädchen abwerfen! LOOOSER!”

“HÖR AUF!” schrie er plötzlich und der Ball raste in einem atemberaubenden Tempo auf mich zu. Mit einem harten Aufprall traf das Geschoss meinen Bauch und fiel dann wie ein Stein auf das Bett. Grinsend hielt ich mir den Bauch und fiel auf die Seite.

“Oh mein Gott! Reita!”

Panisch hatte Ruki sich über mich gebeugt und schüttelte mich nun heftig.

“Rei sag doch was! Tut es sehr weh? Oh es tut mir so leid.”

“Hey...” röchelte ich ihm entgegen und wuschelte das blonde Haar. “Genau das solltest du doch machen. Jetzt weißt du wie man kämpft.”

“Du.. Du hast das mit Absicht gemacht?”

“Klar doch. Ich würde dich nie eine Memme nennen.”

“Du bist ein riesiger Baka Reita, weißt du das eigentlich?”

“Danke. Ich mag dich auch.”

Lächelnd kuschelten wir uns aneinander und zogen die Decke über unsere Körper. Ich schwitzte und bellte immer noch wie ein Schloßhund, doch ich war glücklich. Ich hatte meinem Freund gezeigt wie er sich wehren konnte wenn er wieder einmal geneckt wurde.

“Aber ... ich kann ja nicht immer einen Ball mit mir rumtragen.”

“Aber schlagfertig kann man auch ohne Ball sein.”

“Schlagfertig? Wo hast du denn das Wort her?”

“Hat meine Mama mal gesagt.”

“Und was heißt das?”

“Ich glaube das ist so: Also wenn jemand etwas dummes zu dir sagt und dich damit ärgern will, dann musst du eine lustige oder eine genauso dumme Antwort zurückgeben. Dann ist der andere nämlich ganz doll verwirrt und lässt dich in Ruhe.”

“Klingt aber komisch und seeeeeehr kompliziert.”

“Ist ja auch Erwachsenenkram.”

“Ja, die sind kompliziert. Ich werd nicht erwachsen.”

“So wie Peter Pan?”

“Ja, nur das ich leider nicht fliegen kann.”

“Doch, auf die Nase schon.”

“Das zählt nicht.”

Und dann mussten wir beide lachen. Wir lachten so laut und stark das wir uns die Bäuche halten mussten und kleine Tränen unsere Wangen hinabliefen. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und meine Mutter sah uns gehetzt an. “Alles ok bei euch?”

“J...J...Jaa.” stießen wir hervor und konnten kaum noch atmen, so sehr mussten wir lachen.

Es schien eine Ewigkeit zu dauern bis wir uns wieder beruhigt hatten, und da war der Grund für unseren Anfall schon wieder vergessen.

Aber eins haben wir heute gelernt: Wahre Freunde haben dich auch gern, wenn du völlig verrotzt auf der Couch liegst und Hagebuttentee schlürfst. Und sie sind gemein zu dir, um dir zu zeigen wie man stark ist. Ruki und ich, wir waren gemeinsam stark.

Wildwasserbahn

'tschuldigung das es so lange gedauert hat, aber Schule stresst im Moment sehr +.+ Kann auch sein, das das Kapitel ein wenig komisch ist, die Worte wollten nicht so wie ich wollte >< ich hoffe trotzdem das es euch ein wenig gefällt ^^' Das nächste wird besser, versprochen :3
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Nachdem ich es trotz - oder gerade wegen - Ruki’s ständigen Krankenbesuchen geschafft hatte gesund zu werden, wartete nun schon das nächste Ungeheuer auf mich: der Wandertag in den Freizeitpark. Mir war in dieser Woche keine vernünftige Ausrede eingefallen und auch die Versuche meine Mutter davon zu überzeugen das ein Freizeitpark viele Gefahren für ein kleines ungeschicktes Kind wie mich bereithielt, schlugen fehl.

Nun war es also soweit. Meine Mitschüler tänzelten bereits aufgeregt um den Bus herum der uns in den Park bringen sollte. Selbst Ruki wippte nervös neben mir hin und her und schielte zu mir. Ich wusste nicht wie ich gerade aussah, doch es musste furchtbar sein, denn jeder machte einen großen Bogen um mich oder blieb erstarrt stehen wenn er mich sah. Behäbig schleppte ich mich in den Bus und lies mich neben Ruki auf einer der hinteren Bänke nieder. Ich verschränkte die Arme vor der Brust, lehnte meinen Kopf an die kühle Fensterscheibe und betrachtete die Landschaft die an uns vorbeiflog. Riesige Wolkenkratzer deren Türme sich in den Wolken versteckten bauten sich hinter der dünnen Fensterscheibe auf. Flankiert wurden diese stummen Riesen von kleineren, im Schatten stehenden Gebäuden, die aber immer noch höher als 7 Stockwerke waren. Ich hatte mir Tokyo noch nie so richtig angesehen seit wir hierher gezogen waren. In Kanagawa hatte es solche riesigen Gebäude nicht gegeben. Dort war alles flacher und auch grüner gewesen. Natürlich war meine Geburtsstadt keine ländliche Idylle gewesen, dennoch kam mir Tokyo im Gegensatz dazu kalt und tot vor.

Abrupt wurde ich aus meinen Gedanken rissen. Der Bus war zum Stehen gekommen. Laute Musik und Geschrei drangen durch die geöffneten Fenster in den Bus hinein. Ein eiskalter Schauer lief meinen Rücken hinunter. Dann ging ein Ruck durch meinen Körper und ich wurde vom Sitz gerissen. “Wir treffen uns um 16:00 Uhr wieder am Bus.” hörte ich die Lehrerin rufen, dann war sie nur noch ein verschwommener Fleck in der Masse der Menschen. “Ruki nun warte doch mal!” rief ich meinen Freund an und blieb wie angewurzelt stehen. Doch Ruki schien es verdammt eilig zu haben.

“Los Reita komm! Wir wollen doch die Wildwasserbahn, die Achterbahn mit den zwei Loopings, die Achterbahn mit den vier Loopings, die Geisterbahn und das Lachhaus ausprobieren.”

“Was?! Das schaffen wir doch alles gar nicht.”

“Genau deswegen sollten wir sofort anfangen.”

Und wieder hatte er mich am Handgelenk gepackt und hinter sich her gezogen. Vor der Wildwasserbahn blieben wir stehen und mir klappte die Kinnlade hinunter. Das Wasser schoss mit atemberaubendem Tempo die Bahn hinab, eine Strecke mit 30 % Steigung. Dort wo das Wasser in das Auffangbecken traf, schäumte es so heftig, das die kleinen Wassertropfen auf meinen Wangen landeten.

“Vergiss es. Da geh ich nicht drauf. Ich wollte die 5.Klasse noch erleben.”

“Nun komm schon du Angsthase. Ich bin ja bei dir.”

“Gerade das macht mir ja so Angst.”

“Keine Widerrede. Wir gehen da jetzt drauf. Also halt den Mund.”

Ich bis die Zähne zusammen und zog die Luft ein. Stur verschränkte ich die Arme vor der Brust. Da würden mich keine 10 Pferde rauf bekommen. Ich drückte mein Körpergewicht nach unten um einen sicheren Stand zu bekommen. Doch mein kleiner blonder Freund wollte nicht so schnell aufgeben. Er zog und zerrte an mir das mir der Arm schmerzte, doch nachgeben würde ich mit Sicherheit nicht.

“Reita bitte! Tus für mich. Biiiiitteee..” Oh nein, nicht diese Kulleraugen, dieser Schmollmund und dieses Flehen in seiner Stimme. Er wusste wohl wie er mich weich kochen konnte. Ergeben seufzte ich und senkte den Kopf.

“Aber nur diese eine Bahn. Dann setzen wir uns irgendwohin und warten das die Zeit herumgeht.”

“Jaja, machen wir. Jetzt komm die fahren sonst ohne uns!”

Der Weg zu den Wagons kam mir vor wie der Gang zum Galgen. Immer wieder betete ich leise diese Fahrt zu überleben. Mit schweißnassen Fingern krallte ich mich in den Gurten fest und kniff die Augen fest zusammen. Im stillen verfluchte ich unsere Lehrerin dafür das sie den Wandertag geändert hatte, doch nun konnte ich aus dieser Situation nicht mehr heraus. Mit einem langsamen Rucken, setzte sich die Bahn in Bewegung und steuerte meinem Verderben entgegen ...
 

... Mit wackligen Beinen und einem klitschnassen T-Shirt verlies ich die Wildwasserbahn. Im Gegensatz zu Ruki’s strahlendem Gesicht sah ich aus wie eine Leiche. Jegliche Farbe war aus meinem Gesicht gewichen und meine Knie fühlten sich an wie Pudding. Wie von einem unsichtbaren Magneten angezogen, steuerte ich auf die nächste Bank zu, lies mich darauf nieder und schloss die Augen. Heute war mit Sicherheit mein letzter Besuch in einem Freizeitpark.

“Rei? Gehts dir gut?”

“Seh ich so aus?”

Die Worte wogen schwer auf meiner Zunge und in meinem Kopf drehte sich alles.

“Tut mir Leid das ich dich da rauf geschleppt habe. Du hättest ja sagen können das du das nicht willst.”

Wütend sah ich an, war aber nicht fähig noch etwas zu sagen. Ich wollte jetzt einfach nur meine Ruhe haben. Vielleicht einen Hot-Dog essen? Au ja! Schnell war die Farbe in mein Gesicht zurückgekehrt und ich steuerte die nächste Fressbude an. Mit zufriedenem Lächeln auf den Lippen, setzte ich mich wieder auf meine Bank und knabberte genüßlich an dem warmen Würstchen.

“Ich bleibe heute hier. Hier scheint die Sonne und hier gibts was zu essen.”

“Dann bleiben wir zusammen hier.”

“Du kannst ruhig gehen und mit den Bahnen fahren.”

“Ne, ohne dich macht das keinen Spaß.”

Verlegen wand ich den Blick ab und biss kräftig in meinen Hot-Dog. Nun hatte ich wirklich ein schlechtes Gewissen ....

Ich werde dich beschützen!

Müde hob ich den Kopf und blinzelte ziemlich verschlafen in die warme Sonne, die mit ihre langen grellen Strahlen auf mein Gesicht schien. Einen Moment lang konnte ich nichts sehen, doch als ich den Kopf zur Seite drehte fing die Welt an Farbe anzunehmen.

“Was guckst du denn so doof? Hast du wieder in die Sonne geguckt?”

Ich nickte und rieb mir die leicht schmerzenden Augen. Ich sass mit Ruki unter dem großen Baum auf unserem Schulhof. Wir hatten uns an den mächtigen Stamm gelehnt und ließen unsere Pause verstreichen. Meine Mutter hatte mir ein leckeres Bento gemacht, doch davon habe ich dank meines Freundes neben mir nicht viel abbekommen. Ich begnügte mich mit ein wenig Gemüse und einem Löffel Reis.

“Sag mal Rei ... “

“Hm?”

“Wie findest du eigentlich Kouhei?”

“Wer ist denn das?”

“Na der Neue in unserer Klasse!”

“Ach der .. Keine Ahnung, ich hatte noch nichts mit ihm zu tun.”

“Das sollst du doch auch nicht. Man! Du verstehst mich nicht. Wie findest du sieht er aus?!”

“Normal?”

“Ach vergiss es.”

Verwirrt sah ich den Kleinen an. Was wollte er denn von mir? Kouhei sah doch wirklich ‘normal’ aus. Schwarzes mittellanges Haar, dunkle Augen, Schuluniform. Nun gut, man musste vielleicht noch anfügen das Kouhei ein ziemlich sportlicher Typ war und sehr elegante Gesichtzüge hatte. Hohe Wangenknochen und sinnlich geschwungene Lippen hoben ihn dezent von der Masse ab.

Aber was interessierte mich das? Als 6.Klässler war ich noch nicht in der Pubertät, Mädchen oder Jungs interessierten mich also nicht. Punkt.

Ruki hingegen war ein sehr frühreifes Kind. Ständig blätterte er in irgendwelchen Zeitschriften und fragte mich hochmotiviert nach meiner Meinung - auch wenn ich ihm jedes Mal völlig desinteressierte Antworten gab. Auch jetzt musterte Kouhei - der sich etwas abseits von uns mit ein paar Mitschülern unterhielt - mit interessiertem Blick. Er hatte sich in den Schneidersitz gesetzt und die Ellenbogen auf seine Knie abgestützt.

Ich schüttelte den Kopf und schloss wieder die Augen. Sollte er diesen Typen doch anstarren wenn er unbedingt wollte. Leise summte ich eine Melodie vor mich hin bis ich einen leichten Windhauch neben mir spürte. Neugierig öffnete ich ein Auge und musste mit Entsetzen feststellen das Ruki sich geradewegs in sein Verderben stürzte! Fröhlich hüpfend bewegte er sich auf die Gruppe um Kouhei zu. Vielleicht sollte ich noch anmerken das Ruki immer noch einen guten Kopf kleiner war als der Durchschnittsjapaner.

Schnell war ich aufgestanden und meinem dusseligen Freund hinterhergelaufen. Dieser stand schon breit grinsend vor Kouhei und tippte ihm auf die Schulter.

“Hallo Kouhei.”

“Hi .. Ruki?”

“Ja richtig. Sag mal ... hast du vielleicht heute Zeit mit mir im Park Fußball zu spielen?”

Fußball? Ruki? Ruki will Fußball spielen? Erstaunt blieb ich etwas entfernt stehen und lauschte aufmerksam dem Gespräch.

“Ähmm .. Ja klar. Warum nicht.”“Cool das ist nett von dir. Treffen wir uns nach der Schule?”

“Machen wir.”

“Danke, bis dann.”

Fröhlich hoppste mein Freund zurück zum Baum und lies sich darunter nieder als wäre nichts gewesen. Ich jedoch stand wie vom Donner gerührt. Ich hatte Ruki’s Blick gesehen als er Kouhei angesehen hatte. Er hatte so ein leichtes verräterisches Funkeln darin gehabt. War Ruki etwa verliebt? Nicht dass das ein Problem für mich gewesen wäre, ich hatte nichts gegen Homosexuelle. Aber Kouhei hatte so falsch gegrinst und auch seine Freunde waren viel zu freundlich gewesen ...

Misstrauisch setzte sich mich zu Ruki und tippte ihn an.

“Hm?”

“Hör mal Ruki ... wegen Kouhei.”

“Tut mir Leid Rei, aber du kannst nicht mitkommen.”

Obwohl mich seine Worte wie ein Peitschenschlag trafen, versuchte ich die Fassung zu wahren und ihn zu warnen. Immerhin war er mein bester Freund!

“Ich will auch nicht mit. Ich will das du gar nicht erst hin gehst.”

“Was?! Warum denn das?”

“Weil Kouhei falsch ist. Ruki er hat eben so dämlich gegrinst. Der verarscht dich doch nur.”

“Das lass mal meine Sorge sein. Ich hatte ja eigentlich gehofft das du dich für mich freust. Toller Freund, wirklich.”

“Jetzt werd nicht gleich zickig. Natürlich freu ich mich für dich. Ich will nur nicht das er dich verletzt.”

“Wir aufmerksam von dir. Ich werde jetzt jedenfalls meinen Spaß haben.”

Und schon war er weg. Grummelnd lehnte ich mich gegen den Baum. Warum war er denn auf einmal so gereizt? Ich wollte doch nur das Beste für ihn. Plötzlich kam in mir mein schlechtes Gewissen wieder hoch. Seit dem Tag im Freizeitpark hatte Ruki kein Wort mehr darüber verloren, auch nicht ob er sauer oder enttäuscht war. Doch ich wusste das er viel lieber Achterbahn gefahren wäre als mit seinem feigen Freund auf irgendeiner Bank zu sitzen und sich mit Zuckerwatte voll zu stopfen.

~ Toller Freund, wirklich ... ~ Ich kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. Egal was ich dachte, er war mein Freund und ich musste für ihn da sein, auch wenn mir seine ‘Freunde’ ein wenig gegen den Strich gingen.

Schnell schnappte ich mir meine Tasche und lief ihm hinterher.

“Ruki!! Warte mal!”

“Was willst du?”

“Tut mir leid was ich gesagt habe. Ich mach mir doch nur Sorgen um dich Kleiner.”

Grinsend legte ich ihm einen Arm um die Schultern und schon nach einem kurzen skeptischen Blick strahlte er mich bereits an.

“Ist schon gut Brummbär.”

“Also wie wärs wenn ich dir helfe ein Outfit auszusuchen?”

“Das würdest du tun?!”

“Dafür bin ich da.”

“Ich liebe dich Reita.”

“Ich dich auch Ruki.”

Mit einem flauen Gefühl im Magen machte ich mich auf den Weg in die Mathestunde. Ich musste mir etwas einfallen lassen wie ich Ruki davor bewahren konnte, enttäuscht zu werden...

Spion

Ungeduldig wartete ich vor dem Badezimmer und blickte immer wieder auf die Uhr.

“Ru, wenn du es pünktlich schaffen willst, solltest du dich ein bisschen beeilen.”

“Ich komme ja gleich! Ich muss mir noch die Schuhe binden.”

“Das nächste Mal ziehst du welche mit Klettverschluß an!”Ein leises Kichern ertönte, dann öffnete sich die Badezimmertür und Ruki tänzelte heraus. Ich trat einen Schritt zurück und musterte meinen Freund von oben bis unten. Obwohl er sich fürs Fußball spielen angemessen angezogen hatte, fand ich trotzdem das die Ketten und Armbänder nun wirklich nicht sein mussten - er würde sich sowieso nur verletzen.

Das auffälligste an dem Kleinen waren aber die nigel-nagel-neuen Turnschuhe. Noch waren sie blütenweiß mit knallroten Schnürsenkeln und ebenso roten Streifen an der Außenseite. Dunkelblaue Aufschrift gab den Schuhen einen letzten Touch.

“Ru? Wie lange hast du die Schuhe schon?”

“Keine Ahnung. Ein halbes Jahr vielleicht?”

“Die sehen noch ziemlich unbenutzt aus.”

“Sind sie auch. Ich hatte sie noch nie an.”

“Und nun willst du Fußball spielen gehen?”

“Natürlich, Kouhei spielt gern Fußball..”

Seufzend verdrehte ich die Augen und rieb mir die Stirn. Ich würde jetzt nicht weiter darüber reden, offensichtlich war Ruki bis über beide Ohren in diesen Kouhei verliebt.

Schnell folgte ich ihm nach unten und hinaus aus der Tür. Es war ein sonniger Tag, doch im Wetterbericht hatten sie Regen angekündigt. Und tatsächlich zogen weit im Osten dunkle Regenwolken auf. Besorgt wandte ich meinen Blick nach oben und biss mir auf die Unterlippe. Ich hatte mir fest vorgenommen mich irgendwo hinter in einem Busch zu verstecken - genau wie in einem dieser schlechten Filme - um ein Auge auf Ruki zu haben. Mit einem flauen Gefühl im Magen schlenderte ich neben Ruki zum Park. Viele Leute waren heute nicht unterwegs, was sicher daran lag das es mitten in der Woche war und es bald regnen würde. Ich wollte gerade weiterlaufen als er mich an der Schulter zurückhielt und den Kopf senkte.

“Hör mal Rei. Ich ... ich würde jetzt lieber alleine gehen. Du musst nicht meinen Wachhund spielen. Ich schaff das schon allein.”

“Ja , das ist wohl besser. Ich wünsch dir viel Spaß ... und ... ich will alles wissen wenn es vorbei ist.”

Ich quälte mich zu einem Lächeln und umarmte ihn fest. “Viel Spaß.”

Ich sah ihm nach bis er hinter einem Baum verschwunden war. Dann rannte ich ihm zwischen den Bäumen hinterher. Immer aufgeregter wurde ich, je näher ich der Wiese kam. Eine breite Eiche bot mir ein Versteck, sodass ich die beiden bestens beobachten konnte. Unruhig tippelte ich hinter dem Baum hin und her. Ruki stand mitten auf der Wiese und stand sich die Beine in den Bauch. Würde Kouhei überhaupt kommen? Langsam tat mir mein Freund wirklich leid. Ich hatte es doch gewusst! Der Typ hatte keine guten Absichten.

Gerade wollte ich ihn abholen als plötzlich dieser halbseidene Lackaffe auf der Bildfläche erschien. Im Gegensatz zu Ruki war Kouhei wesentlich sportlicher gekleidet. Er trug ein rotes Fußballtrikot mit einer großen 9 auf dem Rücken. Den Kragen hatte er hochgestellt und der weiße Rand hob sich deutlich von den nackenlangen schwarzen Haaren ab. Dazu trug er eine dunkle lange Sporthose, die an den Knöcheln zusammenlief und mit einem Gummizug dort gehalten wurde. Zum Abschluss des ganzen Bildes, blitzten die Turnschuhe auf dem grünen Rasen in welchen sich die silbernen Stollen gruben.

Augenblicklich hatte sich ein breites Lächeln auf Ruki’s Gesicht ausgebreitet und auch Kouhei lächelte. War er vielleicht doch nicht so falsch wie ich anfangs gedacht hatte?

Zu meinem Erstaunen spielten die beiden wirklich Fußball. Wie der tasmanische Teufel von den Loony Toons schoss Ruki über die Wiese und Kouhei hatte manchmal Schwierigkeiten mit dem kleinen Wirbelwind mitzuhalten. Doch auch das schönste Spiel musste irgendwann einmal zu Ende sein. Ein Grollen fuhr über den Himmel, gefolgt von einem hellen Lichtblitz. Ich zuckte erschrocken hinter meinem Baum zusammen und starrte in den Himmel. Es war dunkel geworden, die Wolken hatten sich wie ein Teppich über den Himmel gelegt und diesen verdunkelt. Langsam fielen kleine dünne Regentropfen auf die Erde hinab. Plitsch, Platsch, Plitsch, Platsch ... ein stetiger Rhythmus der von Minute zu Minute schneller wurde. Ohne Schirm und nur im T-Shirt würde ich mich hier draußen fürchterlich erkälten.

Auch Kouhei und Ruki waren auf der Suche nach einem trockenen Plätzchen. Sie hatten sich bei der Hand genommen und rannten über den nassen Kiesweg davon.

Im Regenschleier hatte ich sie verloren. Enttäuscht senkte ich den Kopf und kickte einen Stein zur Seite. Ein wenig erbärmlich kam ich mir schon vor. Ich spionierte meinem besten Freund hinterher. Naja ... spionieren sollte man das nicht nennen. Ich passte aus ihn auf. Das war doch die Aufgabe eines besten Freundes oder etwa nicht?

Völlig durchnässt schlug ich die Haustür hinter mir zu. Meine Klamotten tropften und aus meinen Schuhen lief das Wasser heraus.

Es war dunkel im Haus. Meine Mutter hatte heute wieder die Spätschicht erwischt. Mein Essen stand fix und fertig in der Mikrowelle, doch mir war der Hunger vergangen. Schlurfend erklomm ich die Treppen zu meinem Zimmer und warf mich - nass wie ich war - auf mein Bett. Ich fühlte mich mies. Aber ich war auch besorgt um Ruki. Ich wollte nicht das er verletzt wurde.

Ich seufzte auf und trat den Weg ins Badezimmer an. Langsam wurde mir in den nassen Klamotten wirklich kalt. Also schälte ich mich aus ihnen heraus, trocknete mir die Haare ab und wickelte mir ein Handtuch um die Hüften. Dann setzte ich mich mit einer Coladose vor den Fernseher und legte die Füße auf den Couchtisch.

Jetzt ging es mir schon ein wenig besser. Ich würde mir jetzt einfach meine Lieblingsserie ansehen und mich damit ablenken, bis Ruki mich anrufen würde ...

Zitternd schreckte ich von der Couch hoch und rieb mir blinzelnd die Augen. Noch immer tobte draußen das Gewitter, leise prasselten die Regentropfen gegen die Fensterscheiben. Müde raffte ich mich auf und schleppte mich wieder hinauf in mein Zimmer. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, das es bereits weit nach Mitternacht war, ich musste wohl während des Fernsehens auf der Couch eingeschlafen sein. Doch Ruki hatte nicht angerufen. Weder auf dem Festnetz noch auf meinem Handy. Ich biss mir fest auf die Unterlippe und schlüpfte unter meine Decke.

Wollte er mich nicht mehr als Freund haben?

Wahre Freundschaft

Erst einmal vieeeeelen lieben Dank für die Kommis die ihr so fleißig schreibt *O* -tief verbeug- Und die Schoki's und Kekse hier erschlagen mich ja fast ^.~ Aber sind seeeehr lecker xD

Ich hoffe dieses Pitel ist wieder eines der schöneren ^o^ Langsam entwickeln Ruki und Reita ein Eigenleben o_O Ich hab die beiden nicht mehr unter Kontrolle. Wenn Reita zu viel redet oder nachdenkt sagt bescheid, dann stopfe ich ihm den Mund ^^

Nun aber viel Spaß & schreibt weiter fein Kommis, damit ich weiß wie ich die beiden weiter ärgern kann ^.~

*Kekse & Kakao an alle verteil* <3

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Wir gerädert wachte ich am nächsten Morgen auf. So musste sich wohl ein Kater anfühlen - und dabei hatte ich noch nicht einmal einen Schluck Alkohol getrunken. In der letzten Nacht hatte ich kaum geschlafen. Immer wieder war ich aufgewacht und hatte sehnsüchtig auf das Display meines Handys gesehen, doch Ruki hatte nicht angerufen. Auch als ich jetzt nach unten lief um unser Festnetztelefon zu überprüfen, war kein entgangener Anruf angezeigt.

Müde schleppte ich mich ins Badezimmer um zu retten was zu retten war. Mein Anblick versetzte mir einen Schock. Meine Haar standen in alle denkbaren Richtungen ab, meine Augen waren gerötet und von dunklen Schatten gezeichnet. Schnell wusch ich mir das Gesicht mit eiskalten Wasser, kämmte mir unter Tränen die Haare - sie konnten so gut abstehen weil die vielen Knoten sie aufrecht erhielten - und schlüpfte schließlich in meine Schuluniform.

Ich erinnerte mich noch an den Tag als Ruki und ich die auf die Mittelschule* gewechselt sind und somit gezwungen wurden diese albernen Uniformen zu tragen. Sie bestanden aus einer Hose die man wohl eigentlich unter einen Anzug getragen hätte, ein sattes dunkelblau mit jeweils einem silbernen Streifen an jeder Seite des Hosenbeines. Dazu der ebenso blaue Blazer und das weiße Hemd, sollten uns wie junge Erwachsene aussehen lassen. Die Knöpfe an den Ärmeln des Blazers waren so silbern wie die Streifen auf unseren Hosenbeinen, doch so groß wie Haßelnüsse. Auf der linken Brust prangte das Logo unserer Schule. Ein schlichter Stern, eingefasst wie ein Wappenschild mit den Initialien der Schule.

Ich hasste diese Klamotten wirklich abgrundtief. Als ich den Schuldirektor nach dem Sinn dieser Einheitskleidung gefragt hatte, hatte er geantwortet dass es den Einheitsgedanken und den Zusammenhalt der Schüler stärker sollte. So ein Quatsch. Als ob man die Grüppchenbildung mit Hilfe von Klamotten verhindern könnte.

Während ich so in meinen Gedanken versunken meinen Schulweg antrat, zog sich über mir der Himmel weiter zusammen. Obwohl es schon halb acht Uhr früh war, spendeten die vielen Straßenlaternen immer noch Licht in dem sanften Regenschleier der stetig auf die Straße hinab fiel. Ich zog den Kragen meiner Jacke noch oben und versuchte so schnell wie möglich in die Schule zu kommen, um nicht völlig durchnässt zu sein. Den selben Gedanken schienen viele meiner Mitschüler zu haben, denn ich hatte es noch nie erlebt das diese es so eilig hatten in die Schule zu kommen.

Nachdem ich es also geschafft hatte fast trocken in die Schule zu gelangen und meine Schuhe gewechselt hatte, lief ich direkt ins Klassenzimmer, denn unser Mathelehrer hasste es wenn wir auch nur eine Minute zu spät waren. Ruki sass bereits auf seinem Platz und schlenkerte verträumt mit den Beinen hin und her. Wortlos setzte ich mich neben ihn, knallte meine Bücher provokativ auf den Tisch und starrte dann aus dem Fenster.

“Rei?”

“. . . “

“Hey was hast du denn?”

Was ich hatte?! Fragte er mich tatsächlich gerade was ich hatte? Ich erinnere an dieser Stelle noch einmal daran das er mir versprochen hatte alles zu erzählen!
 

~*Flashback*~
 

“Ich will alles wissen wenn es vorbei ist.”

“Na klar doch.”
 

~ *Flashback Ende*~
 

Mit zornigem Blick sah ich ihn an, und wenn Blicke töten könnten dann wäre er auf der Stelle mausetot gewesen.

“Bist du mir irgendwie sauer?”

“Seh ich so aus?”

“Ja.”

“Dann bin ich es wohl.”

“Und warum?”

“Frag nicht so dämlich. Wenn du es nicht selber weißt, tut es mir leid für dich.”

Ich wand mich wieder ab und blickte mit sichtbarem Desinteresse auf unseren Mathelehrer der sich gerade ins Zimmer schleppte. Er war eine ziemlich kleine und dicke Person, fast so wie eine Kugel. Ich hatte anfangs vermutet das er einmal groß und schlank gewesen war , dann aber mit dem Hammer eins auf die zwölf bekommen hatte und nun aussah wie eine Fehlproduktion aus dem Gartenzwergwerk.

Dennoch strahlte dieser Mann so viel Autorität das aus, das es niemand wagte ihm zu widersprechen. Er war auch der einzige Lehrer bei Ruki und Ich es uns nicht getraut hatten unsere Tische zusammen zu schieben - was mir in diesem Moment auch sehr recht war.

Das Klingeln ertönte und die Stunde begann. Meine Aufmerksamkeit aber galt den Pfützen auf dem Schulhof, deren Inhalt niemals still lag sondern immer wieder von den Regentropfen aufgewühlt wurde. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen das Ruki mich beobachtete. Er wirkte konzentriert, anscheinend versuchte er gerade heraus zu finden weshalb ich nicht mit ihm reden wollte.

Das ersehnte Ende der Stunde ging genauso an mir vorbei wie der Beginn der Stunde. Es interessierte mich nicht das nun alle aufsprangen und durch das Schulhaus jagten um gemeinsam mit ihren Freunden zu frühstücken. Mein einziger wirklicher Freund saß neben mir und hatte mich enttäuscht.

“Reita bitte .... sag mir doch warum du böse bist!”

“Nein.”

“Und warum nicht?”

“Weil du es vielleicht selber merken solltest, Freund.” Ich betonte das ‘Freund’ schärfer als ich es eigentlich beabsichtigt hatte und bereute es sofort wieder.

Ich sah den Schock in Ruki’s Gesicht und wie er um Fassung rang. Sollte ich ihm vielleicht doch sagen was mich so störte? Nein! Nein das würde ich nicht tun, denn dann würde er seinen Fehler nicht einsehen. Er sollte von allein drauf kommen.

“Ist es ... wegen Kouhei? Bist du eifersüchtig auf ihn?”

Das war doch wohl die Höhe!

“Eifersüchtig? Auf Kouhei?! Sag mal spinnst du!”

Wütend schob ich meinen Stuhl zurück und schlug mit der flachen Hand auf Rukis Tisch.

“Wenn du mit ihm etwas unternehmen willst bitte! Wenn du dabei auch noch vergisst deinen besten Freund anzurufen um ihm von deinem ersten Date zu erzählen, ok. Aber unterstell mir nicht das ich eifersüchtig auf dieses Fußballhäschen!”

Das hatte gesessen. Rukis Augen waren tellergroß geworden und sein Mund stand weit offen. Offensichtlich hatte er Angst das ich ihm dazu noch eine Ohrfeige verpassen würde, aber ich war ja nicht gewalttätig.

“Reita ...”

“Nichts Reita. Weißt du was? Wenn dir unsere Freundschaft nichts bedeutet dann suchst du dir am besten einen neuen besten Freund. Wie wärs mit Kouhei? Dann könnt ihr jeden Tag Fußball spielen gehen!”

Aufgebracht stürmte ich an Ruki vorbei aus dem Klassenzimmer, den langen Flur entlang, die Treppen hinunter und über den Schulhof zur Turnhalle. Dort lies ich mich unter einem niedrigen Baum nieder und lehnte mich an den Stamm. Die Augen geschlossen haltend, rannen stumme Tränen meine Wangen hinab. Ich hatte überreagiert, das war mir nun klar. Eine Kurzschlussreaktion.

~ Bist du eifersüchtig auf Kouhei? ~ war ich das? War ich wirklich eifersüchtig? Eifersüchtig weil Ruki nicht nur mit mir sondern auch mit anderen Spaß haben konnte? Ich gebe zu, es war nicht angenehm mit anzusehen wie die beiden auf dieser Wiese gelacht hatten. Ohne mich.

Der Regen um mich herum wurde lauter und prasselte hart auf das Wellblechdach unserer Turnhalle. Hier würden sie mich alle in Ruhe lassen. Ich hatte einen Fehler begangen und musste mich bei Ruki entschuldigen. Dort würde er meine Entschuldigung noch annehmen, nach alldem was ich ihm eben an den Kopf geschmissen hatte?

Ich würde es nur herausfinden können, wenn ich es versuchte. Gerade stand ich auf und befreite meinen Hintern von lästigen Grasflecken als ich ein Geräusch hörte. Eine kleine Gestalt trat unter den Baum und sah mich mit traurigen Augen an. Ruki.

“Reita ich ...”

“Nicht. Ruki es tut mir Leid. Ich hab einfach überreagiert. Es geht mich nichts an mit wem du dich triffst und mit wem nicht. Es hätte mich nur gefreut wenn du angerufen hättest. Weil du sonst auch wegen jeder Kleinigkeit anrufst. Verzeihst du mir?”

“Ich dir? Ich sollte wohl eher fragen ob du mir verzeihst. Ich hatte versprochen dich anzurufen, es tut mir leid. Aber ich wusste ja nicht das dich das so mitnimmt...”

“Ich auch nicht.Ich hab mir eben Sorgen um dich gemacht. Ich hatte schon Angst dir ist was passiert. Hätte ja sein können, das er dich entführt, oder verprügelt oder sonst irgendwas. Und dann liegst du in irgendeinem Straßengraben und ich weiß nicht wo du bist.”

“Reita?”

“Hm?”

“Du guckst zu viele schlechte Krimis.” Er lachte auf und klopfte mir beruhigend auf die Schulter. Ich nahm ihn in den Arm und drückte meinen kleinen Freund so fest ich nur konnte an mich.

“Ich ersticke...”

“Oh, entschuldige.”

“Na los komm, wir müssen wieder rein, sonst müssen wir die Schwämme ausklopfen wenn wir zu spät kommen.”

Er fasste meine Hand und zog mich lachend hinter sich her. Ein riesiger Stein fiel von meinem Herzen als ich dieses Lachen sah. Unsere Freundschaft hatte ihr erstes großes Hinderniss überstanden und ich blickte voller Zuversicht voraus, das wir auch noch andere ‘Beziehungen’ überstehen würden. Denn was wir teilten, das war wahre

Freundschaft.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

*Anmerkung der Autorin: Eigentlich beginnt die Japanische Mittelstufe ab der 7.Klasse. Ich habe das aber einfach mal alles ein Jahr nach vorne geschoben, damit sich Reita über die Uniformen aufregen konnte. Ich hoffe ihr verzeiht mir diese Änderung.

Der schwarzhaarige Tröster und sein Freund mit den Wackelohren

Es ergab sich einmal, an einem schönen Sommertag als die Sonne hoch am Himmel stand und dieser frei von Wolken war, das ein kleiner blonder Junge weinend auf einer Parkbank sass. Große Krokodilstränen rannen seine Wangen hinab und er schluchzte bitterlich. Da kam es, das ein anderer Junge vorbei kam, das Haar so schwarz wie Ebenholz. Er sah den Jungen auf der Bank und sah ihn neugierig an.

“Warum weinst du?” fragte der Schwarzhaarige.

“Weil ich ausgelacht wurde.” schluchzte der Andere.

Da legte der Schwarzhaarige dem Blonden eine Hand auf die Schulter und lächelte ihm aufmunternd zu.

“Aber da musst du doch nicht weinen.”

“Doch! Sie haben ja Recht das ich hässlich bin! Ich bin dick und habe zu große Ohren!” Und um dem anderen sein ganzes Elend zu zeigen, strich er sich die blonden Haare hinter die seiner Meinung nach viel zu großen Ohren und wackelte damit als wollte er auf der Stelle davon fliegen.

Der Schwarzhaarige aber kicherte nur leise und schüttelte den Kopf.

“Also ich finde nicht das deine Ohren zu groß sind. Sie sind genau richtig um damit zu wackeln. Dumbo hatte es viel schwieriger, der hatte nämlich vieeeeel größere Ohren.”

Da musste der Blonde ebenfalls leise kichern und wurde ein wenig rot um die Nasenspitze.

Er wackelte noch einmal mit seinen Wackelohren und wiegte seinen Kopf von einer Seite zur anderen.

“Siehst du, wenn du lachst siehst du schon gleich viel besser aus.”

Mit lautem Gezwitscher flog ein Vogel über die beiden hinweg sodass sie die kleinen Köpfe in die Höhe recken mussten um das bunte Tier betrachten zu können. Während sie ihm mit ihren Blicken folgten, blickten sie direkt in die Sonne und kniffen gleichzeitig die Augen zusammen.

Als sie sich wieder ansahen brachen sie in ein so lautes schallendes Gelächter aus, das sie sich die Bäuche halten mussten.

Nun war es also so, das der Blonde und der Schwarzhaarige Freunde wurden. Der kleine mit den Wackelohren und sein Freund der Schwarzhaarige Tröster gingen Tag ein, Tag aus zusammen zur Grundschule.

Doch eines Tages wartete der Schwarzhaarige vergeblich auf seinen Freund.

Lange wartete er mit seiner Mutter vor dem Tor der Grundschule, doch niemand kam. Auch in den folgenden Tagen wartete der Schwarzhaarige allein. Seine Mutter hatte ihm gesagt das die Familie umgezogen sei, doch der Kleine stand jeden Morgen und jeden Nachmittag wieder vor dem Schultor, in der Hoffnung der Blonde mit den Wackelohren würde gleich winkend um die Ecke brausen und ihn begrüßen.

Und so stand ein kleiner schwarzhaariger Tröster bei Schnee und Regen, Sonnenschein und Nebel jahrelang vor dem Schultor und wartete auf seinen Freund.

Niemals würde er von diesem Tor weichen, denn sein Freund sollte wissen das er auf ihn wartete.

Und so ergab es sich das der schwarzhaarige Tröster den Jungen mit den Wackelohren niemals vergessen hatte.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Ich stifte mal ein bisschen Verwirrung ^.~

Aber nur keine Panik, die Aufklärung folgt schon bald :3

Einmal im Sommer ....

Es ist ein etwas kürzeres Kapitel, aber ich hoffe trotzdem das es euch gefällt ^-^

Und noch mal ein riesen riesen riesen riesen große Dankeschön für die lieben Kommis <3

*Kekse an alle verteil*

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Verschlafen schleppte ich mich die Stufen des Schulgebäudes nach oben, nach jeder Stufe keuchend eine Pause machend. Es war brütend heiß, die Sonne tat wirklich ihr bestes den Schultag in eine Höllenqual zu verwandeln. Genau genommen hatte ich nichts gegen den Sommer, wenn es denn nicht so heiß wurde!

Mit Schweißperlen auf der Stirn hatte ich dann endlich mein Ziel erreicht und betrat nun das schattenspende kühle Schulgebäude. An allen Wänden lehnten die Schüler und fächelten sich gegenseitig Luft zu. Es war mir wirklich ein Rätsel wieso uns bei diesem Wetter niemand nach Hause schickte. Selbst die Lehrer waren am Ende ihrer Kräfte und bewältigen nur mit Mühe ihren Unterrichtsstoff.

Als ich also in den völlig überhitzten Klassen raum schlürfte - selbst die weit geöffneten Fenster brachten nur wenig frische Luft in den Raum - sprang mir ein kleines blondes Wesen entgegen, das gegen alle Regeln völlig aktiv war.

“Sag mal Ru ist dir denn nicht warm?”

“Doch schon, aber nicht so schlimm wie euch anderen.”

“Das merk ich auch .. “

Kopfschüttelnd lies ich mich auf meinen Platz sinken und zog mir den Blazer über den Kopf um nicht von den unbarmherzigen Sonnenstrahlen verbrannt wurde. Im Gegensatz zu meinen Mitschülern, war mein blonder Schopf in dieser Zeit des Haares ein entscheidender Vorteil, denn die blonde Farbe reflektierte das Licht anstatt es zu absorbieren. Dies sollte aber auch mein einziger Vorteil bleiben.

„Rei!“

„Hmm..?“

„Weißt du schon das wir einen neuen Schüler bekommen?“

„Nein. Interessiert mich aber auch nicht.“

„Och man jetzt sei doch mal nicht gleich so brummig. Der soll sehr gut aussehen.“

„Schön für ihn. Am besten du schreibst ein Buch drüber.“

„Ach komm schon! Sieh ihn dir doch wenigstens mal an wenn er reinkommt.“

„Wenn es dich glücklich macht.“

„Ja macht es.“

„Na dann.“

Ich konnte das triumphierende Lächeln auf den schmalen Lippen bereits erahnen als er sich neben mich auf seinen Platz sinken lies und fröhlich in den Klassenraum blinzelte. Es erstaunte mich immer noch, das er so viel Energie hatte, während der Rest der Klasse halb tot auf den Tischen lag. Nicht einmal als unsere Klassenlehrerin müde hereingeschlurft kam, hob jemand den Blick.

„Das hier ist Shirojama Yuu. Er ist vor ein paar Tagen in die Stadt gezogen und wird nun mit euch zusammen zur Schule gehen. Ich hoffe ihr freundet euch an.“

Hatte ich nach meinem kleinen Gespräch mit Ruki meine letzte Kraft verloren, so war sie jetzt schlagartig in meinen Körper zurückgekehrt. Kerzengerade saß ich auf meinem Platz, mein Blazer hing nur noch halb auf mir und hatte mir leicht das Haar zerzaust. Doch das war im Moment nur Nebensache. Wie gebannt starrte ich den Schwarzhaarigen an, der desinteressiert und mit sichtbarer Abneigung seinen Blick in der Klasse herumschweifen lies bis er an mir hängen blieb. Lange blickten wir uns mit großen Augen an, jeder war sich sicher zu wissen was der andere gerade dachte.

„Rei! Rei! Hör auf Löcher in Yuu zu starren! Ich dachte du findest ihn nicht so interessant.“

Die Hand die wild gestikulierend vor meinem Gesicht herum fuchtelte zog unbemerkt an meiner Wahrnehmung vorbei. Meine Aufmerksamkeit galt ganz allein ihm. Er schritt auf mich zu, lies sich aber auf dem Platz in der Reihe vor Ruki und mir nieder und richtete seinen Blick nach vorne.

Hatte ich mich getäuscht oder war er es wirklich? Der Junge, der mich damals auf der Parkbank getröstet hatte? Reflexartig griff ich mir an die Ohren und strich zärtlich darüber.

„Rei? Kannst du mir mal sagen warum du so treudoof guckst?“

Erschrocken zuckte ich zusammen, Ruki‘s Stimme hatte es tatsächlich bis zu meinem Bewusstsein geschafft.

„Hm? Was? Entschuldige…“

„Ich wollte wissen warum du so komisch guckst. Ok, er sieht schon ziemlich gut aus, aber du musst ja nicht gleich anfangen zu sabbern.“

„Ich sabber nicht!“

Beleidigt zog ich einen Schmollmund und verschränkte die Arme vor der Brust.

Da drehte sich der Schwarzhaarige plötzlich um und strahlte mich mit einem Lächeln an, das keinen Zweifel an meiner Erinnerung lies.

„Heulst du schon wieder?“

Seine Stimme war rauer geworden, männlicher. Und doch haftete ihr noch immer dieser tröstende und beruhigende Unterton an, der mich vor Jahren von meinem Kummer befreit hatte.

Obwohl ich es nicht bewusst tat, so zeichnete sich doch ein leicht verlegenes Lächeln auf meinen Lippen ab und ich wand den Kopf zur Seite um hinaus in den Himmel zu sehen.

“Du hast dich wirklich kein Stück verändert...”

“Du auch nicht ... “ antwortete ich murmelnd, worauf hin sich der Schwarzhaarige schmunzelnd umdrehte um unserer Lehrerin bei ihren Ausführungen zu hörte.

Ich allerdings sah weiter mit einem strahlenden Lächeln zum Fenster hinaus. Vor Jahren hatte ich ihn wegen unseres Umzugs verlassen müssen. Mir war keine Zeit geblieben mich von ihm zu verabschieden. Das er nun hier vor mir saß und das sicher noch eine Weile tun würde, war Schicksal.

Das mein bester Freund mit misstrauischem und ziemlich verwundertem Gesichtsausdruck neben mir saß und den Blick zwischen mir und dem Schwarzhaarigen hin und her wandern lies, nahm ich nur am Rande war.

Im Moment war ich einfach nur glücklich und wackelte leicht mit den Ohren....

Ich hab dich vermisst!

Entschuldigung das es so lange gedauert hat >__<'' *tausendmal verbeug* Aber Schule stresst im Moment wirklich total +.+ Bald kommen auch die Kursarbeiten, da werde ich noch weniger Zeit zum schreiben haben -.-' Ich werde mich aber bemühen euch jede Woche ein neues Kapitel zu geben ^___^ *sich ganz fest vorgenommen hat*

So nun aber viel Spaß, ich hoffe es gefällt euch <3

*Kekse & Kuchen dalass*
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Yuu war bereits vor Ruki und mir aus dem Klassenraum verschwunden. Ich hatte für ihn nur einen sehnsüchtigen Blick übrig, denn lange blieb ich mit meinen Träumereien nicht allein.

“Was war denn das?”

“Was war was?”

“Du hast ihn ja angesehen als ob du ihn am liebsten gefressen hättest..”

“Ach du spinnst doch..”

Genervt wand ich den Blick zur Seite und seufzte leise auf. Wie sollte ich Ruki denn erklären das Yuu einmal mein Freund gewesen war? Sicher wäre er mir böse das ich ihm nicht schon längst davon erzählt hatte. Doch um ehrlich zu sein hatte ich Yuu fast völlig vergessen seit ich den kleinen blonden kennen gelernt hatte. Nur wenn ich in den Fotos von damals stöberte und zufällig auf mein Lieblingsbild stieß, brachen die Erinnerungen über mich herein.

Das Bild zeigt mich und Yuu am Meer. Unsere Mütter waren mit uns zu einem Ausflug dorthin gefahren. Die Sonne stand hoch am Himmel und das Wasser war klar wie Glas und so blau wie der Himmel darüber. Wir beide standen bis zu den Knöcheln im Wasser und grinsten wie die Honigkuchenpferde.

Verträumt lies ich meinen Blick über den Schulhof wandern, musterte dabei die vielen von oben her gleich aussehenden Gestalten die wie ein aufgescheuchter Ameisenhaufen hin und her huschten. Ob ich Yuu wohl noch einmal ansprechen sollte? Über was sollte ich mich denn mit ihm unterhalten? Es gab so vieles was ich ihm erzählen wollte, doch wo sollte ich nur anfangen?

„Hey Rei!“

„Hm?“

Das penetrante Pieksen in meiner Seite lies mich aus meinen Gedanken erwachen. Ruki hatte sich in mein Sichtfeld geschoben und wollte nun unbedingt beachtet werden.

„Komm mal bitte mit.“

„Ich will jetzt aber nicht.“

„Du sollst aber mitkommen!“

Ergeben seufzte ich auf und erhob mich etwas schwerfällig von meinem Stuhl. Die Hitze war noch immer erdrückend und so endete jede noch so kleine Bewegung in einem Schweißausbruch. Mit schweren Füßen folgte ich Ruki die Treppe hinab auf den Schulhof. Die Schüler hatten sich bereits alle schattigen Plätze angeeignet, sodass der ganze Hof wie ausgestorben wirkte.

Ruki schien jedoch schon ein bestimmtes Ziel zu haben. Zielsicher steuerte er den großen Baum in der Mitte des Hofes an unter dem sich ein paar Schüler zusammen gefunden hatten, unter ihnen auch Yuu.

Ich holte tief Luft als wir ihm näher kamen und blickte etwas zerknittert drein als Ruki sich vor meinem alten besten Freund niederließ und ihn mit diesem eindringlichen Blick musterte. Zu meinem Erstaunen musste ich feststellen das Yuu ebenso eindringlich zurück starrte und Ruki damit aus dem Konzept zu bringen schien.

„Wer bist du?“

„Yuu.“

„Das weiß ich. Aber was hast du mit Rei zu tun?“

„Wer ist Rei?“

Ruki deutete mit seiner kleinen Patschehand zu mir, der ich immer noch wie vom Donner gerührt unter dem Baum stand und die beiden beobachtete.

„Der da ist Rei.“

„Der heißt doch Akira.“

„Nein, seit er mich kennt heißt er Reita. Aber ich nenn ihn Rei.“

„Aha, Herzlichen Glückwunsch.“

Ich konnte mir gerade gut vorstellen welch verdatterten Gesichtsausdruck der Blonde gerade haben musste. Es gab nicht viele auf dieser Schule die sich auf ein Wortgefecht mit ihm einliesen - um genau zu sein gab es niemanden der das tat.

Das Yuu nun aber auch noch zu gewinnen schien, wurmte meinen kleinen Freund, das wusste ich.

„Er ist mein bester Freund.“

„Schön für dich. Meiner auch.“

Mit jedem Wort wurden meinen Augen größer bis ich schließlich das Gefühl hatte sie würden mir herausfallen und quer über den Schulhof kullern.

Hatte Yuu soeben gesagt das ich sein bester Freund war? Nach all den Jahren konnte er so etwas doch nicht ernst meinen.

Ich ballte meine Hände zu Fäusten und schob diese schnell in meine Hosentaschen. Wenn er das nur sagte um Ruki eins auszuwischen konnte er mir gestohlen bleiben.

Doch während Ruki sich von seinem Schock erholte - er hatte mit so einer Antwort nicht gerechnet - kam Yuu auf mich zu und blieb nur ein paar wenige Zentimeter vor mir stehen.

„Ich hab dich so vermisst Akira.“

Und dann schlang er seine Arme um mich und drückte mich ganz fest an sich. Da war sie wieder, diese Wärme die mir damals auf der Bank Trost gespendet hatte. Er hatte sie nicht verloren. Sofort fühlte ich mich in diesen Armen geborgen.

So wie Ruk es vollbrachte mich mit einem einzigen Wort oder Lächeln glücklich zu machen, so brachte es Yuu fertig dies mit einer einzigen Berührung zu erreichen.

Instinktiv zog ich meine Hände aus den Hosentaschen und legte sie um den Körper des Schwarzhaarigen.

“Ich hab dich auch vermisst. Es tut mir Leid das ich dir damals nichts gesagt habe, aber meine Mutter hat mich einfach geschnappt und dann sind wir gegangen! Ich hätte dir so gern alles erklärt!”

“Ist doch gut ... ich war dir nie böse, ich konnte dir gar nicht böse sein. Hey ... jetzt wein doch nicht schon wieder.”

Ohne es zu bemerken kullerten große Tränen meine Wangen hinab und sammelten sich an meinem Kinn. Das ich dabei Yuu’s Schuluniform durchnässte war mir nicht bewusst gewesen, erst als dieser sich kurz darüber strich wand ich verlegen meinen Blick ab. Ich war einfach so froh gewesen ihn wieder zu haben, meinen Tröster, der lange Zeit für mich da war und anscheinend auch noch immer für mich da war.

Wir drei schienen wirklich eine Attraktion zu sein, denn eine kleine Menschentraube hatte sich um uns gebildet. Nun ja, um ehrlich zu sein war dies auch nicht verwunderlich, denn so wie es aussah hatte das Chaosduo ein neues Mitglied bekommen - und außerdem, wer sah denn schon nicht gerne zu wenn ein 6.Klässler plötzlich anfing zu heulen?

Ich drückte mich fest an Yuu’s Körper, wollte dessen Nähe und Wärme spüren und mich einfach wieder , wie vor ein paar Jahren auf der Bank, von ihm trösten lassen und ihn meine Tränen trocknen lassen.

Ruki sass dabei unbeteiligt unter dem Baum, den Blick fest auf uns beide gerichtet. Ich konnte nicht sagen was in seinem Kopf vor ging. Sein Gesicht war eine Maske der Ausdruckslosigkeit. Doch ein kleines Glimmen in seinen Augen schien zu verraten das er innerlich brodelte.

So langsam kroch ein kalter Schauer von meinen Zehenspitzen hinauf zu meinen Haarwurzeln und mein schlechtes Gewissen meldete sich zu Wort. Hatte ich meinem besten Freund vor ein paar Tagen noch eine riesige Szene wegen der Sache mit Kouhei gemacht, stand ich nun hier in den Armen eines - für ihn Fremden - und heulte wie ein Wasserfall.

Schon jetzt wusste ich, das da ein großer Batzen Probleme auf uns zukommen würde ....

Erinerung & Unruhe

Schon seit Stunden lag ich wie versteinert auf meinem großen Bett, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und den Blick an die Decke gerichtet. Seit Stunden blickte ich die Karten und Fotos an die an dieser klebten und seufzte immer wieder leise auf. Mein Zimmer hatte sich seit unserem Einzug ziemlich verändert. Der große klobige Holzkleiderschrank aus der Vorkriegszeit war einem neuen modernen Metallschrank mit verspiegelten Schiebetüren gewichen. Auch mein alter Schreibtisch wurde doch einen nigel-nagel-neuen metallisch glänzendem Tisch ersetzt, welcher sogar eingebaute Lampen an der Oberseite besass. Wie Ruki es mir versprochen hatte, hatte er mir Poster geschenkt. Unzählig viele Poster. Es hatte Wochen gedauert bis wir die passsenden herausgesucht hatten. Nun hingen also meine Lieblingsbands a der Wand gegenüber des Bettes. Die Wand über meinem Bett war mit Hunderten von Fotos tapeziert. Die meisten waren Aufnahmen von Ruki und mir, doch auch meine Mutter und meine Großmutter fanden an dieser Wand ihren Platz. Die Collage zog sich weit über die Decke über mir, denn Ruki war nie müde geworden mir bei jedem seiner Besuche zwei oder mehr neue Bilder von sich oder uns beiden zu überreichen. Er hatte dann jedes Mal darauf bestanden sie höchstpersönlich an die Wand kleben zu dürfen und war dann immer stundenlang damit beschäftigt sich sein Kunstwerk anzusehen.

Unwillkürlich musste ich lächeln. Mein kleiner blonder Freund war eben etwas ganz besonderes. Ein Gefühl der Leere breitete sich in mir aus, als ich bemerkte das er mich schon seit einer Woche nicht mehr besucht hatte - sonst hatte er fast jeden Tag hier mit mir verbracht, da seine Mutter sehr oft arbeiten war und er nicht alleine zu Hause bleiben wollte.

Doch nun lag ich alleine zwischen meinen vielen Kissen und lauschte den harten Klängen die aus der Anlage kamen. Diese hatte ich vor einem Jahr zu meinem Geburtstag bekommen. Es war das Highlight in meinem Zimmer. Groß, mit drei CD-Laufwerken, vier riesigen Boxen stand sie auf dem Regal neben dem Fenster. Daneben hatte ich einen CD-Ständer aufgebaut der bis zum letzten Fach mit den silbernen Scheiben gefüllt war.

Die Hälfte dieser CD’s hatte ich von Ruki bekommen. Er liebte es stundenlang in den Regalen der Einkaufshäuser zu wühlen, nur um irgendeine alte Platte herauszukramen die er angeblich schon seit Jahren suchte. Ich hatte für diese Art der Freizeitbeschäftigung nur ein Lächeln übrig.

Viel lieber sass ich irgendwo mit ihm und lauschte seinen Geschichten. Ruki konnte wunderbar Geschichten erzählen. Es war mir egal ob diese Geschichten fiktiv oder real waren, der Klang seiner Stimme lies mich alles um mich herum vergessen und ich tauchte in die Welt der Fantasie ein. Ruki erzählte mit so viel Enthusiasmus und Herzblut das ich schon so manche Male erschrocken zusammenfuhr oder den Tränen nahe war.

Danach hatten wir immer dagelegen, in den Himmel oder an unsere Fotowand geblickt und gelächelt.

Ich spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Wieso heulte ich denn jetzt?! Es sah ja fast so aus als weinte ich um Ruki! Aber er hatte mich ja nicht verlassen. Oder doch? Seit Yuu an unserer Schule war, war er irgendwie anders.

Das Glitzern aus seinen Augen war verschwunden und er hatte viel öfter schlechte Laune.

Unruhig wälzte ich mich hin und her. Das waren dumme Gedanken. Die Hitze machte ich anscheinend wahnsinnig. Zu viel Denken schadete mir. Ich sollte wirklich damit aufhören.

Wie gerufen kam mir da das schrille Klingeln an der Haustür. Obwohl ich nicht mit Besuch gerechnet hatte freute ich mich über die Abwechslung.

Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf, riss meine Zimmertür auf und stürmte die Treppe hinunter, dabei immer zwei Stufen auf einmal nehmend.

Völlig außer Atem öffnete ich die Haustür und staunte ich schlecht als ich in das strahlende Gesicht blickte welches mir entgegensprang.

“Hey Akira.”

“Oh, hi Yuu. Was machst du denn hier?”

“Ich hab mir gedacht ich komm dich mal besuchen.”

“Das war eine SuperIdee, mir ist nämlich furchtbar langweilig.”

“Darf ich reinkommen?”

“Oh, klar, natürlich.”

Mich verlegen am Hinterkopf kratzend trat ich einen Schritt zur Seite um Yuu hinein zulassen. Seit wann machte mich seine Anwesenheit denn so nervös? Es schien wohl wirklich an der Hitze zu liegen, die stieg mir langsam zu Kopf. Ich brauchte dringend eine Abkühlung.

“Lass uns in mein Zimmer gehen, da ist es nicht ganz so warm.”

Mir auf der Unterlippe herumkauend führte ich Yuu die schmale Treppe hinauf in mein kleines Reich. Neugierig beobachtete ich Yuu über die Schulter als er durch die Tür trat und sich umsah. Ich konnte seinen Gesichtausdruck nicht deuten als sein Blick auf die Fotogalerie fiel, welche wirklich den Großteil der Wände einnahm. Stolpernd lief ich zur Anlage um die Musik etwas leiser zu stellen, schließlich wollte er sich sicher mit mir unterhalten.

“Setz dich doch.”

Ich hatte mich im Schneidersitz auf mein Bett fallen lassen und spielte nun unruhig an einem der Kissen herum.

“Akira? Stimmt irgendetwas nicht?”

“Hm? Wieso?”

“Du bist so komisch...”

“Komisch? Ach das bildest du dir ein.”

“Natürlich. Und warum bist du dann so verkrampft?”

Sein Blick fiel auf meine Hände die sich förmlich in das Kissen festkrallten, sodass an meinen Fingerknöcheln bereits das Weiße zu sehen war. Erschrocken lies ich das Kissen los und klatschte ein paar Mal in die Hände.

“Das ist die Hitze. Die macht mich immer so fertig.”

“Soll ich vielleicht wieder gehen? Ich kann wann anders wiederkommen wenn dir das lieber ist.”

“NEIN!”

Erstaunt über meine Reaktion zog ich ein wenig den Kopf ein und musterte Yuu genau. Er musste doch wirklich denken das ich einen Sonnenstich hatte? Was war denn nur mit mir los? Ich rutschte ein wenig auf dem Bett hin und her, zog die Beine an und schlang dann meine Arme darum.

“Also was führt dich hierher?”

Irgendwie musste ich versuchen das Gespräch in eine sinnvolle Bahn zu lenken um von meiner geistigen Verwirrtheit abzulenken.

“Nunja, es ist Wochenende und ich war allein zu Hause. Da hab ich mich gelangweilt. Außerdem war so schönes Wetter, da dachte ich mir ich komm dich mal besuchen. Wir haben ja schon lange nichts mehr zusammen unternommen.”

Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus und erhellte den ganzen Raum damit. Sofort fiel die Anspannung von mir ab und ich konnte nichts weiter tun als ihn ebenfalls anzulächeln und dabei wie blöde zu Nicken.

Ein leises Kichern riss mich aus meiner Trance und lies mich rosa um die Wangen werden.

“Akira du bist wirklich zu komisch. Hast dich kein Stück verändert.”

Schmollend schob ich eine Unterlippe vor und legte meinen Kopf auf die Knie. Ich bin nicht komisch. Ich wollte nicht komisch sein. Wieso sagte er denn sowas?

Kopfschüttelnd rutschte Yuu vom Bett hinunter und strich sich durch die pechschwarzen Haare. Ich musste zugeben das dieser Junge verdammt gut aussah. Die knielange schwarze Hose umschmeichelte seine schlanken Beine, die wunderbar lang und wohl proportioniert waren. Das Achselshirt lag eng an seinem Körper an und ich konnte die Muskel erahnen welche sich als sanfte Konturen auf dem Shirt abzeichneten. Ich hatte Yuu noch in keiner der Sport-AG’s gesehen, und doch schien sein Körper von Training gehärtet worden zu sein. Seufzend lies ich den Blick an mir herabsinken. Ich, mit meinen Pummelärmchen und den - meiner Meinung nach - viel zu langen Fingern - was sollte ich denn mit so elend langen Fingern anfangen?! - sah eher aus wie eine missratene Gummipuppe. Meine Mutter hatte mir zwar immer wieder beteuert das an mir alles in Ordnung war und ich weder zu dick noch zu dünn war, aber bei Müttern ist das immer so eine Sache. Die waren ja auf alles stolz was ihre kleinen Lieblinge fabrizierten, da machte es keinen Unterschied ob sie Pummelärmchen oder Storchenbeine hatten.

“Weißt du was? Ich geh lieber mal wieder. Du scheinst mir ein bisschen neben der Spur zu sein.Ich komm dich ein anderes Mal besuchen.”

Er lief einmal um das Bett herum, beugte sich zu mir und sah mir tief in die Augen. Dunkel leuchteten sie mir entgegen und ich hatte das Gefühl darin versinken zu müssen.

“Hoffentlich bist du am Montag in der Schule nicht mehr so verwirrt, da schreiben wir immerhin eine große Arbeit. Also vergiss nicht zu lernen.”

Warm spürte ich seine Lippen auf meiner Stirn als er sich von mir verabschiedete.

“Bleib ruhig sitzen, ich find schon raus. Wir sehen uns am Montag. Bis dann.”

Und schon war er verschwunden. Ich aber saß wie gelähmt auf meinem Bett, eine Hand auf die Stelle an meiner Stirn gelegt die mein Freund eben geküsst hatte.

Ein angenehmes Kribbeln breitete sich in meiner Magengegend aus und lief dann in alle Teile meines Körpers. Was hatte dieser Kerl mit mir getan?

Als ich meine Augen schloss und mich zurücksinken lies um diesen Moment noch ein wenig auszukosten, erschien plötzlich das Bild von Ruki vor meinem geistigen Auge. Sein lachendes und strahlendes Gesicht, wie er winkend auf mich zugerannt kam und dabei immer wieder meinen Namen rief bis er mir schließlich überglücklich und laut lachend um den Hals fiel.

Doch dann war da das warme Gefühl auf meiner Stirn, Yuu’s weiche Lippen welche einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatten.

Ich seufzte auf und drehte die Lautstärke meiner Anlage mit der Fernbedienung auf. Ich brauchte Ablenkung. Diese Gedanken mussten verschwinden. Ich war nicht verliebt! Nein, und ich würde es auch nicht sein. Die beiden waren meine Freund und in seine Freunde verliebt man sich nicht. Ich presste mir ein Kissen aufs Gesicht und schluchzte mich leise in den Schlaf.

Lange Schatten . . .

Mit ein wenig Verspätung nun das nächste Pitel ^^'' So langsam gehts in die heiße Phase - also zwischen Ruki und Reita - Die beiden machen sich einfach selbstständig ><

Naja, genug der Worte , viel Spaß beim Lesen ^____^
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Lange Schatten fielen durch das große Fenster in mein Zimmer. Die Sonne stand tief am Horizont und es sah so aus, als würde sie darum kämpfen noch ein wenig länger am Himmel stehen zu können, doch eine unsichtbare Kraft zog sie langsam immer tiefer.

Die Musik aus meiner Anlage war verstummt als ich mich müde aufrichtete und verschlafen im meinem Zimmer umher sah. Es war totenstill im Haus. Nichts rührte sich. Anscheinend war meine Mutter wieder zur Arbeit gefahren.

Erschöpft kroch ich aus meinem Bett und lief die Treppen hinunter in die Küche. Ein Lächeln zeichnete sich auf meinen Lippen ab, als ich das Essen und den kleinen Zettel auf dem Esstisch sah. Meine Mama war wirklich die Beste.

Ernüchtert stellte ich fest das ich meinen Samstagabend wohl ganz allein verbringen musste. Doch mir war nicht nach Couch und Cola, ich wollte raus.

Und so fand ich mich eine Stunde später vor einem alten Lagerhaus wieder. Wie ich hier gelandet war wusste ich nicht so genau, wahrscheinlich war ich - meinen Gedanken nachhängend - dem Flussverlauf gefolgt.

Dieses Gebäude erinnerte mich stark an meine Grundschule. Ein großer quadratischer Block, welcher einfach wahllos in die Gegend gestellt wurde. Es sah wirklich nicht schön aus, zumal das grüne Gras um das Gebäude herum und der Fluss hinter mir ein zauberhaftes Panorama abgaben.

An den Wänden des Blocks waren Graffiti in allen Formen und Farben gesprüht, die Fenster waren eingeschlagen oder gar nicht erst vorhanden und alter Schutt und Müll türmte sich an den Mauern auf.

Von einem Impuls getrieben bewegte ich mich vorwärts und betrat die heruntergekommene Halle. Auch hier schmückten Graffiti die kalten Wände. Gras wuchs aus den aufgebrochenen Böden heraus und rankte sich an den Wänden hinauf. Es war ziemlich düster hier unten, auch wenn das schwindende Sonnenlicht durch die zerbrochenen Fenster auf den Boden fiel und hübsche kleine Muster darauf zeichnete. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht hüpfte ich auf die kleinen Muster zu, trat auf das Sonnenlicht und lachte hell auf.

“Ich wusste gar nicht das dir das so einen Spaß macht.”

Erschrocken wirbelte ich herum, mein Spiel war vergessen, Angst trat in mein Bewusstsein. Ich kannte die Geschichten über alte verlassene Lagerhallen am Stadtrand die von den Yakuza als Treff- und Angelpunkt ihrer kriminellen Machenschaften genutzt wurden. Was diese Leute mit einem verirrten Jungen anstellen würden, wollte ich mir gar nicht erst vorstellen.

“Warum bist du denn so erschrocken? Ich tu dir doch nichts.”

Ich konnte nicht sehen aus welcher Richtung die Stimme kam, doch sie kam mir unendlich vertraut vor. Die hohen Wände erzeugten ein Echo, welches die Stimme blechern erscheinen lies.

Noch immer lies ich meinen Blick durch die Halle wandern, die Treppe hinauf zu der leicht offenstehenden Tür, doch ich konnte niemanden erkennen. Vorsichtshalber trat ich einen Schritt zurück um im Notfall so schnell wie möglich fliehen zu können.

“Man Rei, du guckst echt zu viele schlechte Krimis. Ich tu dir nichts du Nudel.”

Plötzlich zuckte ich zusammen als sich zwei Finger in meine Seite bohrten, sodass ich mit einem heftigem Satz und einem lauten Aufquietschen nach vorn sprang.

Ein herzhaftes Lachen ertönte hinter mir. Was war denn bitte daran so lustig? Ich hatte mich zu Tode erschreckt, noch immer raste mein Herz wie wild. Ich hatte das Gefühl, dass das Adrenalin mein Blut vollkommen verdrängt hatte. Zitternd drehte ich mich um und schon im nächsten Augenblick klappte meine Kinnlade hinunter.

„Was-zur-Hölle-machst-du-hier?!?!?!“ Mit tellergroßen Augen starrte ich das blonde Wesen an, welches sich nun in großen Runden auf dem dreckigen Boden rollte.

Nie im Leben hätte ich Ruki in dieser verlassenen Halle erwartet. Das er sich einen Spaß daraus gemacht hatte mich zu Tode zu erschrecken, nahm ich ihm ziemlich übel.

Wütend stapfte ich auf ihn zu und warf mich mit meinem ultimativen Kampfschrei auf ihn. Meine Hände legten sich an seinen Hals, doch natürlich war ich nicht so irre zu zudrücken, aber das reine Androhen dieser Tatsache verlieh mir ein Gefühl der Macht das mich meinen Frust vergessen lies.

Gemeinsam rollten wir uns über den Boden, immer wieder die Positionen tauschend. Mein Haar war bereits zerzaust und Ruki‘s Gesicht feuerrot als er endlich die Hände in Luft streckte und lautstark „ICH ERGEBE MICH“ rief.

Keuchend richtete ich mich auf und strich mir die klebrigen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ich saß auf Rukis Hüften und hatte ihn fest nach unten gedrückt.

„Also! Was willst du hier?! Und warum zur Hölle erschreckst du mich so? Willst du mich auf dem Rücken sehen, alle viere von mir gestreckt und blau im Gesicht?“

„Nun dramatisier das doch mal nicht so. Aber du hättest dein Gesicht sehen müssen. Schade das ich das nicht fotografiert habe.“

„Ja, wie schade. Wir spulen das ganze einfach noch mal zurück.“

Mit zerknittertem Gesicht rollte ich mich von ihm hinunter.

Ich verstand die Welt nicht mehr. Erst hatte er sich von mir abgewandt und jetzt war nichts mehr von dieser Unterkühltheit zu spüren die er mir gegenüber gezeigt hatte. Zwei warme kleine Ärmchen schlangen sich um meine Mitte und ich seufzte wohlig auf. Ich hatte ihn vermisst, meinen besten Freund. Sein Lachen, seine Art mich zu ärgern, seine bloße Anwesenheit. All das hatte mir so gefehlt.

“Rei ~ ?”

“Was?”

“Sind wir wieder Freunde?”

“Sind wir doch schon lange oder?”

“Ach du weißt doch was ich meine.”

“Ja weiß ich auch. Aber ich war es ja nicht der sich abgewendet hat. Ich bin mir nicht aus dem Weg gegangen.”

“Toll und ich war es nicht der seinem besten Freund einen anderen besten Freund einfach vorenthalten hat!”

“Machst du mir Vorwürfe weil du nicht alles und jeden aus meinem Leben kennst?”

“Ja mach ich. Weil ich denke das beste Freunde wirklich alles übereinander wissen. Ich hab keine Geheimnisse vor dir.”

“Doch hast du. Und das weißt du ganz genau. Ich weiß immer noch nicht was mit Kouhei und dir ist. Ich weiß das du dich mit ihm triffst, aber du hast mir noch nicht einmal was davon erzählt.”

Ich senkte den Blick und löste mich aus Ruki’s Griff. Wieso musste mir dieser Keks denn nun auch noch ein schlechtes Gewissen machen? Hatte ich denn nicht schon genug Chaos in meinem Kopf?

Seufzend trat ich aus der Halle heraus auf den Sandweg der sich wie mit dem Lineal gezogen am Flussufer entlang zog.

Die Sonne hatte sich fast komplett unter den Horizont zurück gezogen, nur noch ein paar wenige verirrte Strahlen fanden den Weg zum Wasser und brachen sich dort in glitzernden Lichtpunkten.

“Rei . . . es , es tut mir Leid.”

“Du musst dich nicht entschuldigen. Ru-chan wir sind kein Ehepaar, du musst dich vor mir nicht rechtfertigen. Mach was du willst.”

Und damit wand ich mich ab. Ich blickte nicht zurück. Doch ich konnte mir das Gesicht meines Freundes vorstellen und genau deshalb konnte ich nicht zurücksehen.

Die Tränen in meinen Augen sagten wohl mehr als ich hätte mit Worten beschreiben können.

Nur ein Schein?

Langsam sank mein Kopf gegen den Stamm des Baumes in meinem Rücken. Die Äste der Weise wogen sich sanft im Wind der über meine Wangen strich als streichelte man mich mit einer Feder.

Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen als ich meine Hand auf den schwarzen Schopf in meinem Schoß legte. Yuu hatte seinen Kopf friedlich in meinen Schoß gebettet und die Augen geschlossen. Ich wusste nicht ob er schlief oder nur genießerisch die Augen geschlossen hielt.

Die großen Ferien waren schnell und unbemerkt gekommen. Ohne es wirklich wahrzunehmen hatte ich meiner Mutter mein Zeugnis vorgelegt, ihr Augenverdrehen verdrängt und mich in mein Zimmer begeben.

Und nun lag ich hier unter der Weide im Stadpark in der Nähe des Spielplatzes. Gedämpft drang das Geschrei der Kinder und die besorgten Rufe der Mütter an meine Ohren und ich spürte wie Yuu sich bewegte.

“Alles in Ordnung?”

“Sicher, ich wollte mich nur ein bisschen drehen damit ich dich besser sehen kann.”

Verlegen drehte ich den Kopf zur Seite und blickte in den plötzlich so interessanten blauen Himmel über uns.

Ich hörte das Kichern aus Yuu’s Mund und konnte mir lebhaft dessen Gesichtsausdruck vorstellen. Er schlang seine Arme um meine Mitte und kuschelte sich eng an mich.

Langsam lies ich meine Hand in seinen Nacken gleiten und kraulte ihn dort bis ich ein leises Schnurren hörte.

Schmunzelnd schloss auch ich die Augen und gab mich meinen Gedanken hin ~
 

Es war Wochen her seit Ruki und ich uns so unschön voneinander getrennt hatten. Tagelang war er nicht in die Schule gekommen und ich hatte angefangen mir ernsthaft Sorgen zu machen. Doch als kurz vor Ferienbeginn ein kleiner blonder Kopf seinen Weg in unser Klassenzimmer fand konnte ich nicht anders als erleichtert aufzuatmen.

Unser Verhältnis war angespannt, noch immer waren nicht so vertraut wie noch vor einem halben Jahr. Ich bedauerte dies sehr.

Yuu war mir in dieser Zeit jedoch immer näher gekommen. Ich hatte immer das dringende Bedürfnis ihm nahe zu sein, ihn zu berühren oder einfach nur sein Gesicht zu sehen.

Doch zu meinem Erstaunen hatte ich dieses Bedürfnis nicht nur bei Yuu. Es gab einen Haufen gut aussehender Kerle an unserer Schule denen ich gerne ein wenig näher gekommen wäre -natürlich hatte ich weder Yuu noch Ruki davon erzählt.

Ich behielt dieses kleines Geheimnis für mich, bis ich herausgefunden hatte was wirklich hinter dieser fast schon magischen Anziehungskraft steckte.
 

Ein Schreck jagte mich aus meiner Gedankenwelt zurück in die Realität. Zwei kühle Hände hatten sich auf meine Augen gelegt und ich war unwillkürlich zusammengezuckt. Daraufhin hatte Yuu in meinem Schoß leise aufgequietscht.

“Rate wer ich bin und du gewinnst eine Waschmaschine!”

“Ruki.”

“Och menno. Woher weißt du das?”

“Erstens weil du immer kalte Hände hast und zweitens nur du mir eine Waschmaschine schenken würdest. Ich weiß das eure kaputt ist und unbenutzt auf dem Hof herumsteht.”

Ich wand meinen Kopf aus seinen Händen heraus und sah ihn leicht lächelnd an.

Er kratzte sich am Hinterkopf und trat dann aus dem Schatten der Weide hervor - ich kannte Ruki, er war so freundlich dies zu tun damit ich mir nicht den Hals verrenken musste.

“Ich hab euch beide echt überall gesucht.”

“Uns? Wieso denn das?”

Auch Yuu hob nun den Kopf und sah Ruki neugierig an. Er hatte mir gesagt das er sich gerne mit Ruki vertragen und Freundschaft schließen wollte, der Kleine ihm aber immer ausgewichen war.

“Nun ja ... also ... ich hab mir gedacht, dass ... “

“Das was?”

“Darf ich mich zu euch setzen?”

Verwundert tauschten Yuu und ich einen Blick aus, nickten dann aber mechanisch und rückten sogar ein wenig zur Seite um dem Blonden auf der Decke Platz zu machen.

“Also Kurzer. Was gibt’s denn so interessantes das es DIR die Sprache verschlägt?”

Nervös strich er sich eine Haarsträhne hinters Ohr und zuckte unruhig mit den Augenlidern. Langsam bekam ich es mit der Angst zu tun. War etwas passiert? War etwas mit unseren Müttern? Ich rutschte aufgeregt hin und her und kaute auf meiner Unterlippe herum bis er mir schmerzte und zischend die Luft einzog.

“Ich ... ich würde gern auf Yuu’s Angebot zurückkommen.”

Die beiden sahen sich an und ich konnte sehen wie Yuu anfing liebevoll zu lächeln.

“Das ist schön. Ich freu mich Ruki.”

“Ich mich auch, danke.”

“Hallo?! Klärt mich mal bitte jemand auf?”

In diesem Moment kam ich mir wirklich ziemlich dämlich vor. Die beiden hatten ein Geheimnis vor mir - ich auch vor ihnen aber das tut hier nichts zur Sache - und amüsierten sich gerade köstlich über meine deutlich sichtbare Verwirrung.

“Ach Rei Schätzchen ... Ich habe Ruki angeboten das wir alle Freunde sein können. Wir beide deine besten Freunde. Ohne Streit und ohne Geheimnisse. Einfach nochmal von vorn anfangen.”

Das ‘Schätzchen’ hatte ich einfach ganz gekonnt überhaupt und seufzte erleichtert auf.

Wie lange hatte ich auf diese Worte gewartet.

Ich unterdrückte einen lauten Freudenschrei, doch das breite Grinsen auf meinen Lippen verriet mich, denn die beiden stimmten ein und lachten fröhlich auf.

Ich zog Ruki zu mir heran, legte einen Arm um ihn und drückte ihn so fest ich konnte. Das hatte ich vermisst, diese Nähe und Wärme die von ihm ausging - meinem neuen, alten, neuen besten Freund. Verträumt sahen wir uns in die Augen, hauchten uns gegenseitig einen Kuss auf die Wangen und boxten uns dann lachend gegen die Schulter.

Yuu hatte den Kopf schräg gelegt und uns zugesehen. Dann seufzte er leise und lehnte sich an mich, seine Arme um meine Taille gelegt und küsste zärtlich meinen Hals.

Ich konnte nicht sagen das mir dies unangenehm war, doch in Ruki’s Blick konnte ich Zorn, Eifersucht, Verwirrung und Trauer auf einmal sehen.

Innerlich betete ich dafür das dieser kurze Waffenstillstand nicht nur von kurzer Dauer gewesen war und Kami sei Dank wurden meine Gebete erhört.

Ru lachte kurz auf, schüttelte den Kopf und streckte sich dann auf der Decke aus, drängelte mich sogar ein Stück zur Seite um mehr Platz zu haben.

Grinsend schnippte ich ihm gegen die Stirn und streckte ihm meine Zunge entgegen. Meinen Arm legte ich um Yuu und zog ihn fest an mich.

Irgendetwas in mir sagte mir, das trotz diesem Frieden eine Menge Probleme auf uns zukommen würden . . .

Schwulenklatscher

Kalt war der Beton unter meiner Haut. Ich spürte wie kleine Bröckchen zu Boden rieselten und sich einige der Steinchen mit etwas Druck in meine Haut bohrten.

Ein breites Grinsen zeichnete sich auf meinen Lippen auf als ich den schüchternen Ausdruck auf dem Gesicht des Schwarzhaarigen sah, welcher zwischen mir und der Wand stand. Immer wieder blickte er verlegen zu Boden, doch dann suchten seine Augen wieder den Blickkontakt.

Ich hatte mein Knie zwischen seine Beine gedrängt und ihn somit an der harten Wand festgenagelt.

“Akira ... “

“Hm? “

“Willst du wirklich ... hier?”

“Wieso denn nicht? Darf ich dich denn nicht verführen wo ich will?”

“Aber ... aber ... wir sind doch noch in der Schule.”

Grinsend fuhr ich mit meinen Lippen die Konturen seines Ohrs nach und entlockte ihm damit ein unterdrücktes Seufzen.

Seit einigen Wochen hatte ich großen Gefallen daran gefunden Yuu mit diesen kleinen Zärtlichkeiten und Annäherungen zu ärgern. Mir gefiel die Reaktion meines Freundes. Obwohl er sonst immer so ‘männlich’ und besitzergreifend. Doch wenn er in meinen Armen lag wurde er gefügig und gehörte ganz mir.

Ich konnte nicht genau sagen ob wir nun wirklich zusammen waren und genau genommen wollte ich es gar nicht wissen. Der Gedanke daran an jemanden gebunden zu sein wollte nicht so ganz in meinen Kopf hinein.

Wieder legte ich meine Lippen an Yuu‘s Ohr und fuhr dann sacht dessen Hals hinab.

„Akira … wa-warte mal.“

Eine Hand legte sich auf meine Brust und hielt mich dadurch auf Distanz. Ein wenig grummelig sah ich ihn an und verzog die Augen zu schmalen Schlitzen.

„Hast du etwa was anderes vor? Sag bloß du willst unbedingt zum Unterricht gehen.“ Ich hob eine Augenbraue an und wurde nun wirklich skeptisch.

„Nein, ich will nicht zum Unterricht. Zellteilung ist bei weitem nicht so interessant wie mit dir hier draußen zu sein….“ Zärtlich strichen seine Finger an meiner Brust hinab.

Nun war ich vollends neben der Spur. Warum wollte er dann unbedingt das ich aufhörte?

Anscheinend konnte man mir meine Verwirrung verdammt gut ansehen, denn Yuu unterdrückte ein Kichern indem er sich auf die Unterlippe biss.

„Was … was ist mit Ruki?“

Plötzlich war er ganz still geworden und blickte mich von unten her an.

„Was soll mit Ruki sein?“

„Naja er … er ist immer so besitzergreifend. Und … er wird sicher sauer sein wenn er das mit uns erfährt..“

Mit uns? Was denn mit uns? So langsam kam das Gefühl in mir hoch als würde Yuu glauben das wir beide ein Paar waren. Ich hatte jedoch die Erfahrung gemacht jemandem in seinem Redefluss nicht zu unterbrechen und deshalb hielt ich meine große Klappe.

„Ich hab keinen Bock auf Stress Akira. Ich will dich ganz für mich haben, da kann ich Ruki nicht gebrauchen.“

Immer noch etwas verwundert sah ich ihn an und knabberte nervös auf meiner Unterlippe herum. Sollte ich es wagen? Ich mochte Yuu wirklich - immerhin war er einmal mein bester Freund gewesen. Dazu kam noch das er sich sicher von mir abwenden würde wenn ich ihm jetzt eröffnete das wir eigentlich gar kein Paar waren.

„Der macht uns schon keinen Stress, Süßer. Mach dir keine Sorgen.“

Und schon hatte ich meine Lippen auf Yuu‘s gepresst um jeden Widerspruch schon im Keim zu ersticken.

Und damit waren die Spiele eröffnet ~
 

~ 3 Wochen später ~
 

Endlich Ferien! Wir mussten nur noch diesen einen Abend hinter uns bringen und dann würden wir sechs Wochen lang Ruhe und Frieden genießen können.

Ich würde wirklich gern wissen was mich geritten hatte als ich zugestimmt hatte zum ‚Discoabend‘ meiner Klasse zu erscheinen. Nicht das ich etwas besseres vorgehabt hätte, aber auf diesen Abend hätte ich wirklich verzichten können.

Die Turnhalle sah noch schrecklicher aus als sie es schon ohne Dekoration getan hatte. Die uralten Wände waren mit weißen - fast gelben - Stoffen abgedeckt wurden an denen albern bunt glitzernde Girlanden hingen. Luftballons waren an den beiden Basketballkörben angebracht wurden. In einer Ecke war ein kleines Podest aufgebaut wurden auf dem der DJ angekettet wurde. Der Knüller war jedoch der große Schriftzug der quer über der Wand aufgehängt wurde und auf dem in hässlichen, mit Wasserfarben selbstgeschrieben Buchstaben „Rockt tue House!“ stand.

Rock tue House? Das ich nicht lache. Wie wollen die denn rocken? Kopfschüttelnd trat ich auf einen kleinen Tisch zu der neben dem DJ-Podest stand. Es dauerte nicht lange bis auch Ruki und Yuu zu mir gestoßen waren.

Ruki grinste übers ganze Gesicht und sah mich erwartungsvoll an.

„Ok Kurzer. Was gibt’s denn?“

„Nichts ~ „

„Wenn nichts wäre würdest du nicht so dämlich grinsen.“

„Das hast du gut erkannt.“

„Also, was ist los? Hat deine Mama dir wieder Bonbons in die Hosentasche gesteckt bevor du losgegangen bist?“

„Nein. Viel besser.“

„Mensch Ru nun lass dir doch mal nicht jedes Wort aus der Nase ziehen.“

„Du bist so ein Spielverderber. Nimmst wir wirklich jeden Spaß.“

„Ich werde im Fegefeuer landen.“

„Das würde dir recht geschehen.“

„Könntest du mir nun bitte sagen was es so tolles gibt das du mir unbedingt erzählen willst.“

„Aaaaalso gut. Ich bin mit Kouhei zusammen.“

Und plötzlich folgte Schweigen. Mein Gesichtsausdruck musste die Leere in meinem Geist widerspiegeln, denn Ruki sah mich besorgt an.

„Alles in Ordnung?“ er fuchtelte wild mit seiner kleinen Hand vor meinem starren Gesicht herum und sprang immer wieder aufgeregt auf und ab.

“Ja ... alles in Ordnung.” stammelte ich und blinzelte ihn weiterhin vollends verwirrt an.

“Dann guck nicht so dämlich.Ich lebe ja noch.”

“Du ... und Kouhei?”

“Ja verdammt! Ich und Kouhei! Ist das denn so schwer zu glauben?”

“Ja, irgendwie schon. Du und eine Beziehung? Wie soll denn das gut gehen? Du kannst dich ja nicht mal auf ein Outfit am Tag festlegen wie willst du das dann bei einem Partner tun?”

“Danke Rei, das war gerade sehr aufbauend. Ich dachte eigentlich du gratulierst mir wenigstens oder wünschst mir viel Glück. Das du uns beide mal zu dir nach Hause einlädst brauch jetzt wohl nicht mehr zu hoffen.”

“Was machst du denn da jetzt so ein Drama draus? Soll ich jedes Mal in die Luft springen wenn du ‘nen neuen Freund hast?”

“Nein, aber du könntest wenigstens ein bisschen mehr Begeisterung zeigen. Ich verurteile dich ja auch nicht für deine Beziehung mit Yuu.”

Ich verdrehte die Augen in der Hoffnung das Yuu dies nicht sehen würde. Es war wohl an der Zeit die ganze Sache so schnell wie möglich zu beenden. Ich konnte gar nicht so schnell gucken wie Yuu an meinem Arm hing und mich mit verliebten Blicken ansah.

“Mir ist es eigentlich auch scheiß egal wen oder was du verurteilst. Ich brauche nicht deine Erlaubnis um mich mit jemandem zu verabreden oder eine ... Beziehung mit jemandem zu führen.” es fiel mir wirklich schwer diese Worte über meine Lippen zu bringen, doch bis zum Ende meines Spieles musste ich die Illusion aufrecht erhalten.

“Ach, es ist dir also scheiß egal? So wie dir alles scheiß egal ist Akira? Dich interessierst dich nur für dich und deine Angelegenheiten, aber was andere für Probleme haben geht dir meilenweit am Arsch vorbei! Hab ich recht?!”

“Ja.”

“Nicht zu fassen! Das gibst du auch einfach so eiskalt zu!”

“Du hast mir ‘ne Frage gestellt und ich habe sie beantwortet. Was ist denn daran falsch?”

“Argghh! Du machst mich wahnsinnig!!”

Und schon war er verschwunden. Wie ein kleiner Wirbelwind rauschte er durch die Menge hinaus zur Tür. Seufzend strich ich mir durch Haare und nahm einen kräftigen Schluck von meiner Cola.

“Reg dich nicht auf Akira ... er ist eben eine kleine Zicke.”

“Und mein bester Freund.”

Ich wand mich aus Yuu’s Griff und lies ihn völlig überrumpelt an dem kleinen Tisch stehen um Ruki nach zulaufen.

Es war angenehm warm draußen und eine leichte milde Brise bewegte die Luft.

Die Straßenlaternen waren schon angeschaltet worden, doch die Sonne verschwand gerade erst hinter dem Horizont.

Wo war dieser kleine Giftzwerg denn nur hingelaufen? Nach links oder nach rechts? Ich sollte wohl eine Münze werfen. Kopf war links und Zahl war rechts. Zahl. Dann ab nach rechts.

Ich lief ungefähr fünf Minuten als ich eine kleine Menschentraube erreichte die ziemlich aufgebracht war. Lachen, Rufe und Geschrei drangen an mein Ohr. Neugierig kam ich näher und beinahe wäre mir alles aus dem Gesicht gefallen. Auf dem harten Asphaltboden lag ein kleines blondes Knäuel zu einer Kugel zusammengerollt und bewegte sich nicht mehr. Kleine rote Flecken waren rund um ihn verteilt.

“Ihr Schweine!!! Haut ab sonst mach ich euch fertig!” brüllte ich den Klatschern entgegen und hob drohend meine Fäuste. Erst lachten sie mich nur aus, doch als ich einem der Typen mit voller Wucht meine Faust ins Gesicht schlug zogen sie schnell ab.

“Ruki! Ruki! Hörst du mich?!” verzweifelt rüttelte ich an den Schultern meines besten Freundes, doch von ihm kam keine Regung.

Tränen sammelten sich in meinen Augen und Panik machte sich in mir breit. Was sollte ich denn jetzt tun?

“Lass mich nicht allein” schluchzte ich und beugte mich über den regungslosen Körper des Blonden ...

Von Ungewissheit und Erdbeereis

Danke erstmal an alle die weiterhin so fleißig Kommis schreiben *Kekse hinstell* ^ ^

Ich hoffe euch wird es nicht langweilig oder zu langatmig @.@

Wer hier einige Parallelen zu "Queer as Folk" erkennen kann, liegt richtig :D Ich guck das im Moment rauf und runter und hab mir dabei auch einige Ideen für diese FF abgeguckt ^.^ Natürlich wird es nicht 1:1 übernommen, aber die Grundgedanken gefallen mir und passen - wie ich finde - gut in den Zusammenhang.

Lange Rede kurzer Sinn: ich hoffe es stört euch nicht xD

Und nun viel Spaß mit dem Pitel ^_____^ *nochmal Dankeküsschen an alle verteil*
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Müde sass ich auf dem unbequemen Stuhl dessen Lehne so steinhart war das ich dachte, ich sässe auf einem Grabstein. Um mich herum war alles weiß. Weiße Wände, weiße Bettlaken, ein nicht mehr ganz so weißer Fußboden. Selbst diese beschissen helle Neonlampe war mit weißem Plastik verkleidet!

Und dann dieser Geruch. Eine Mischung aus Arzneimitteln, Desinfektionsmitteln und dem schleichenden Geruch vom kommenden Tod. Meine Nase hatte sich mittlerweile daran gewöhnt, doch immer wenn die Schwester in ihrem rosa Kittel wie ein Pinguin ins Zimmer watschelte und ihre weißen Gummilatschen leise quietschen brachte sie einen Schwall neuer Gerüche mit sich. Neue Arzneimittel, wieder ein Schwerverletzter?

Es war zum verrückt werden. Ich hatte aufgehört die Stunden zu zählen die ich bereits hier an diesem Bett sass, seine Hand hielt die so unendlich kühl war und in seine geschlossenen Augen blickte. Nur das stetige Piepen des Apparates neben ihm und die kleine Kurve die sich auf dem Bildschirm abzeichnete sagte mir das er noch lebte.

In meiner Verzweiflung hatte ich Gott sei Dank die Nummer des Krankenhauses in meinem Handy gefunden. Ruki hatte sie mir eingespeichert. “Für den Fall das dir mal was passiert. Bei deinem Glück kann man ja nie wissen.” hatte er gesagt. Welch Ironie.

Ich durfte nicht im Krankenwagen mitfahren weil ich zu jung war und auch mein Gezeter hatte die Rettungshelfer nicht beeindruckt.

Also galt mein zweiter Anruf Ruki’s Mutter. Sie war erstaunlich ruhig geblieben, hatte mich eingesammelt und war dann gemeinsam mit mir zum Krankenhaus gefahren.

Erst hier war sie in Tränen ausgebrochen und hatte immer wieder Ruki’s Stirn geküsst und ihn angefleht durchzukommen.

Und was mich anging ... nun ich sah aus wie ein verlorener Junge. Die Augen rot vom Weinen, schniefend und voller Dreck. Eine Schwester wollte mich zum Krankenhaustherapeuten bringen, doch ich hatte mich mit Tritten und Schlägen davor bewahrt und sass nun ganz still und kleinlaut auf diesem Stuhl in der Hoffnung mein bester Freund würde endlich die Augen aufmachen.

Je länger ich hier war und nichts geschah, umso größer wurde meine Anspannung. Das Piepen wurde lauter, selbst das Tropfen des Wasserhahnes im angrenzenden Badezimmer nervte mich. Zittrig streichelte ich Ruki’s Hand um mich selbst zu beruhigen und zu vergewissern das er noch da lag.

Er sah so verloren aus in dem riesigen Bett. Das weiße Kissen war groß und sah sehr weich aus. Die große flauschige Decke verschlang seinen Körper. Er gab ein groteskes Bild ab. Der blonde Schopf, mit Atemmaske und den Schläuchen im Gesicht war das einzige was man von ihm sehen konnte.

Sein geprügelter Körper war mit dicken Verbänden und Nähten unter der Bettdecke verborgen .... das war wohl auch gut so.

Ich machte mir schreckliche Vorwürfe. Wenn ich ihn nicht so angefahren hätte wäre er niemals weggelaufen, dann wären wir gemeinsam nach Hause gegangen und ich hätte ihn beschützt. Doch dank meiner überragenden Intelligenz hatte ich meinen besten Freund direkt ins Verderben rennen lassen. Wenn ich diese Typen in die Finger bekomme ....

“Akira Suzuki?”

“Ähm, ja das bin ich.”

“Deine Mutter ist am Telefon.”

“Oh, danke. Ich bin gleich da.”

Behäbig stand ich von meinem selbstgewählten Grab auf und drückte Ruki einen Kuss auf die Wange. “Ich bin gleich wieder da.” flüsterte ich ihm zu und trat dann hinaus auf den breiten Flur.

Niemand nahm von mir Notiz, alles ging seinen gewohnten Gang. Schwestern und Ärzte huschten mit Klemmbrettern, Spritzen oder Mullbinden an mir vorbei und verschwanden hinter den Schiebetüren.

Das Telefon stand auf dem Empfangstisch am Ende des Flures. Langsam hob ich den Hörer an und meldete mich.

“Akira? Akira? Geht’s dir gut? Frau Matsumoto hat mich angerufen und mir erzählt was passiert ist.”

“Ja Mama mir geht’s gut.”

“Komm bitte nach Hause, du kannst nicht die ganze Nacht bei ihm bleiben!”

“Doch kann ich! Und das werde ich auch. Mama er ist mein bester Freund. Was ist wenn er aufwacht und niemand da ist? Seine Mama muss arbeiten! Ich muss einfach bei ihm sein.”

“Und was ist mit Schule?”

“Das ist mir im Moment herzlich egal..”

“Es hat wohl keinen Sinn mit dir zu diskutieren... ich bring dir ein paar Sachen vorbei.”

“Danke Mama.”

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht schlurfte ich zurück ins Ruki’s Krankenzimmer. Ich hatte wirklich die tollste Mama auf der Welt.

Lautlos lies ich mich wieder auf den unbequemen Stuhl sinken und nahm Ruki’s Hand. Es sah aus als würde er nur schlafen, aber ich war ja alt genug um zu wissen das er nicht nur schlief...

Ein paar Stunden später war meine Mutter hier gewesen, hatte Kekse, Milch und Sachen zum Anziehen vorbeigebracht. Danach hatte sie ein klärendes Gespräch mit der Stationsschwester geführt und ihr in einem langen Monolog erklärt wie wichtig es doch wäre das ich hier schlafe und das sie nichts dagegen sagen durfte - was sie sowieso nicht vorgehabt hatte.

Ruki war bis dato immer noch nicht aufgewacht. Die Kurve auf dem Bildschirm flimmerte weiter und verschwomm vor meinem Auge zu einem weichen Wellenmuster.
 

~ Am nächsten Tag ~
 

Mein Kopf brummte, mein Hals war steif und unter meinen Augen lagen alle Ringe des Saturns. Ich sage euch, diese Krankenhausstühle sind verdammt unbequem. Unruhig rutschte ich auf dem polsterlosen Stuhl herum um meinen eingeschlafenen Hintern wieder in diese Welt zurück zu holen.

Gerade als ich aufstehen wollte um mir einen richtig starken Kakao zu organisieren als mich ein kleiner Druck an meiner Hand innehalten lies. Erschrocken blickte ich auf das kleine Wesen das zaghaft mit den Lidern zuckte.

“Ru-chan?” meine Stimme war nicht mehr als ein Fiepen und zitterte vor Aufregung.

“Mhm ~ “

Ihr könnt euch nicht vorstellen wie schnell mein Herz in diesem Moment geschlagen hatte. Es hämmerte so stark gegen meine Brust das es ohne Probleme das Piepen von Ruki’s Maschine übertönt hätte.

Sofort hatte ich mich wieder auf den Stuhl sinken lass und legte meinem Freund eine Hand an die Wange.

“Hey ... willkommen in der Wirklichkeit.”

“Rei? ... “

“Ja ich bin hier, wach erstmal auf.”

“Was ist ..... denn das?”

“Eine Atemmaske, du warst ziemlich weggetreten.”

Mit seiner freien Hand tastete er die Plastikmaske ab die seinen Mund und seine Nase bedeckten. Seine Augen wurden größer als er die Kanüle in seinem Handrücken sah und er riss seine Hand ruckartig aus meinem Griff.

Hektisch um sich tretend versuchte er die Schläuche von sich zu lösen und riss an der Maske.

“Ru! Ru! Beruhige dich! Es ist alles in Ordnung!”

“Mach das ab! Rei mach es weg!” quietschte er und Tränen der Verzweiflung sammelten sich in seinen Augen.

Völlig überfordert griff ich nach seinen Handgelenken und nagelte diese neben seinem Kopf fest in der Hoffnung er würde sich nun endlich beruhigen. Ich hatte nie gedacht das ein so kleiner Mann, solch eine Kraft haben konnte!

Ich musste mich halb auf ihn legen um ihn endlich zur Ruhe zu bringen.

“Ru ... ganz ruhig. Es ist alles in Ordnung. Ich rufe jetzt eine Schwester und die wird dich dann von dem Zeug befreien. Ok?”

“O-ok..”

“Ich lass dich jetzt los, aber nur wenn du mir versprichst ruhig zu bleiben und still zu halten.”

“Ja ... jetzt geh von mir runter du Walross.”

Die Augen verdrehend lies ich seine Handgelenke los und kroch vom Bett hinunter. Ich wollte Ruki jetzt nicht allein lassen und drückte einfach den Notfallknopf. Keine zwei Minuten später stand dann die Pinguinschwester im Zimmer und sah uns beide mit hochrotem Kopf an.

“Könnten sie ihm die Schläuche raus ziehen? Sonst macht er es selbst und ich glaube das ist medizinisch sehr ungünstig.”

“Die Maske kann er selbst abnehmen. Ich nehm den Schlauch aus seiner Nase, aber die Kanülen bleiben erst einmal drinnen bis der Arzt sagt das du sie raus nehmen kannst.”

Ruki zog ängstlich den Kopf ein als die dicke Frau auf ihn zupolterte und den weißen Schlauch aus seiner Nase entfernte.

“Du hast verdammtes Glück gehabt junger Mann. Du kannst froh sein so einen Freund zu haben.”

Verlegen wand ich den Blick ab und spielte an den Blütenblättern der Blumen herum die meine Mama für Ruki dagelassen hatte.

“Wie lange bist du schon hier Rei?”

“Hm, ein paar Stunden.”

“Ein paar Stunden?”

“Ja.”

“Du hast Augenringe bis zum Bauchnabel. Also , wie lange bist du hier?”

“Seit gestern Abend. Seit ... der Krankenwagen dich geholt hat.”

“Hast du ... ihn gerufen?”

“Du hattest ziemlich viel eingesteckt und warst bewusstlos. Außerdem ... wollte ich dich nicht tragen, du bist ziemlich schwer.”

Unser nervöses Lachen erfüllte für einen kurzen Moment den Raum dann trat peinliche Stille ein. Niemand von uns wollte tiefer in dieses Thema eindringen, nicht jetzt, wo die Erinnerungen noch so frisch waren.

“Ich bin froh das du da bist Rei.”

“Hm?”

“Naja ... meine Mama würde mich jetzt sicher mit ihrer Fürsorge erdrücken und allein wäre es ziemlich öde.”

“Keine Ursache Kurzer. Dafür sind beste Freunde doch da. Ach ja ... also ... was ich sagen wollte ... es ... es tut mir leid was ich über dich und Kouhei gesagt habe. Also das das nicht klappt und so.”

“Ist schon gut ... so wie es aussieht sind wir gar nicht mehr zusammen.”

“Hä? Wieso denn das jetzt?”

“Die Typen die mich ... zusammengeschlagen haben, das waren Freunde von Kouhei. Weißt du... er hatte mich nur benutzt. Da steht die kleine blonde Schwuchtel auf mich also geb ich ihm ‘ne Chance und zeig ihm dann was ich von Schwuchteln halte. So hat er sich das sicher gedacht... Gott bin ich dämlich!”

“Ru ... du bist nicht dämlich. Kouhei ist es. Denke einfach nicht mehr drüber nach ok?”

“Ich versuchs..”

“Na also. Soll ich dir jetzt ein Eis holen? Erdbeer? Das magst du doch so.”

“Au ja!”

Als ich sein Lächeln sah und wie seine Augen bei dem Gedanken an Erdbeereis zu leuchten anfingen hatte ich einen Entschluss gefasst. Ich würde dieses Lächeln beschützen. Nie wieder würde ich zulassen das er verletzt wurde. Ab heute war ich der Beschützer seiner kleinen heilen Zuckerwelt die er so liebte. Hätte ich Flügel gehabt würde ich nun stetig über ihm schweben, unsichtbar und leise. “Na dann hol ich dir mal dein Erdbeereis nicht das du noch auf die Intensivstation musst weil du unterzuckert bist ...”

“Ich hab dich lieb Reita.”

“Ich dich auch, Zwerg.”

Von Aggressionen & Drogen

Da ist das neue Pitel : D

Ich weiß nicht, aber irgendwie gefällt es mir nicht so richtig T__T'' Das Ende kam einfach so über mich . . . Ich hab Angst, meine Finger & die Figuren machen sich selbstständig OO''

Ich hoffe das ihr mir dieses Kapitel verzeihen werdet xD

*Kekse & Milch an alle verteil* :)
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

“Boah Ruki! Du bist voll schwer. Was hast du denn heute morgen gefrühstückt?”

“Ano ... lass mich überlegen. Eine kleine Schüssel Cornflakes und zwei Toasts mit Marmelade, ach ja und dazu noch einen Becher Kakao.”

“Was frag ich überhaupt.”

“Nun mecker nicht du alter Brummbär. Wenn du dich nicht beeilst kommen wir zu spät zu unserem Treffen.”

“Wenn du nicht gleich die Klappe hältst kannst du zusehen wie du zum Einkaufszentrum kommst.”

Was hatte mich geritten als ich zugesagt hatte ihn zu tragen?! Ach ja ... die Kulleraugen. Wie jeden Morgen war Ruki zu mir gekommen - oder besser, seine Mutter hatte ihn gefahren - und wartete brav vor der Haustür das ich auch endlich erscheinen würde. Traurig hatte er mich von unten her angesehen und ich befürchtete schon das Schlimmste. Der Schmollmund, die großen Kulleraugen und dann die Fragen “Rei ~ trägst du mich?” hatten all meine Verteidigungsmechanismen außer Kraft gesetzt.

Es faszinierte mich das mein kleiner Freund selbst in den Ferien so früh auf der Matte stand. Wir hatten uns mit Yuu in einem Cafe im Einkaufszentrum verabredet - der übrigens genauso begeistert von dieser frühen Zeit war wie ich.

Wie ein Maikäfer pumpend drängelte ich mich durch die Drehtüren und stapfte zielsicher auf das Cafe zu.

“Los Rei! Schneller! Ich will da heute noch ankommen!”

“Ru halt die Klappe. Es ist gerade mal 10 Uhr und wir haben ganze 6 Wochen Ferien, du hast also genug Zeit um noch irgendwas zu unternehmen.”

“Ich hab aber soooooo viel geplant und die Liste will ich abarbeiten.”

“Das klingt ja klasse! Da wird mir in meinen Ferien ja nicht langweilig...” Genervt verdrehte ich die Augen und schmiss Ruki förmlich auf den Stuhl neben Yuu, welcher uns bereits entdeckt hatte und breit grinsend wartete.

“Na ihr beiden, ihr scheint ja schon richtig in Fahrt gekommen zu sein.”

“Halt bloß die Klappe. Dieser Gartenzwerg hier wiegt so viel wie ein Babyelefant.”

Ich ging schon einmal in Deckung, denn auch wenn Ru nicht wirklich laufen konnte, so hatte sein Kiefer kein Stück seiner Kraft eingebüßt. Ich lies mich also neben Yuu auf dem Stuhl nieder und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

“Rei? Ich will einen Milchshake.”

“Dann kauf dir einen.”

“Und wie? Ich kann ja nicht aufstehen.”

“Nun übertreib mal nicht . . . du hast dir nicht die Hüfte gebrochen.”

“Aber meinen wunderbar grazilen Fuß. Außerdem hast du mich lieb, also hol mir doch BITTE einen Milchshake.”

Ich warf Yuu einen bösen Blick zu als dieser neben mir leise kicherte. Was sollte ich denn machen wenn mein bester Freund so argumentierte?

Ergeben seufzend stand ich auf um einen Milchshake und eine Cola zu holen.

Doch während ich zurück zum Tisch ging fielen mir beinahe meine Augen aus dem Kopf. Da lief doch tatsächlich dieser Kouhei mit seinen ‘Freunden’ am Cafe vorbei. Mit einem lauten Knall stellte ich die Gläser auf den Tisch und stapfte auf den Schwarzhaarigen zu.

“Du kleines mieses Arschloch! Für wen hältst du dich?!”

“Was willst du denn von mir?”

Ich hatte ihn am Kragen gepackt und an die nächste Wand gedrückt. Alle waren aufgesprungen und umringten uns als wären wir eine Zirkusattraktion.

“Was fällt dir ein jemanden so zu verarschen?!”

“Die kleine Schwuchtel hatte es doch verdient. Wenn du nicht gekommen wärst hätten wir unser Werk wohl beenden können.”

“Beenden?! Du bist echt das letzte! Am liebsten würde ich dir ... “

Ich hob meine Faust um sie gerade mitten in Kouheis Gesicht zu schlagen als sich ein kleiner Arm an mich hing und mich von dem gefährlichen Treffer abhielt.

“Ruki! Lass mich los! Dieses Dreckschwein hat es nicht anders verdient.”

“Wenn du ihn jetzt schlägst, bist du nicht besser als er. Lass es gut sein. Bitte ...”

“Ich kann das nicht!”

“Tus für mich Rei ...bitte..”

Sein klägliches Flehen brachte meine brodelnde Aggression langsam wieder nach unten. Ich blickte ihm tief in die Augen und konnte die Ernsthaftigkeit seiner Bitte darin lesen.

In mir tobte ein Kampf zwischen meinem immer lauter werdendem Gewissen und meiner rasenden Wut auf diesen blasierten Mistkerl.

Um uns herum herrschte angespanntes Schweigen. Alle Blicke waren auf Kouhei, Ruki und mich gerichtet. Jeder wartete auf meine Reaktion.

Ich konnte Kouheis angestrengtes Atmen hören, er zitterte und ich war mir sicher das er mir zutraute zuzuschlagen, auch wenn Ruki mich bat es nicht zu tun.

Sekunden strichen vorbei ohne das etwa geschah.

Mein Blick wanderte abwechselnd von Ruki zu Kouhei und wieder zurück.

Dann seufzte ich leise auf, löste meine Hand von Kouheis Kragen und trat einen Schritt zurück.

“Verpiss dich.” spuckte ich ihm förmlich entgegen, drehte mich um und rannte auf das Café zu. Es fiel mir schwer ruhig zu bleiben und nicht zuzuschlagen, weshalb ich auch meine Cola auch in wenigen Zügen herunter schluckte.

“Danke Rei.” flüsterte eine Stimme hinter mir und ich spürte ein warmes Paar Lippen auf meiner Wange.

Abseits von uns wurde heftig getuschelt und ich konnte Kouhei’s stechende Blicke in meinem Nacken spüren. Doch ich würde mich nicht umdrehen, immerhin hatte ich es Ruki versprochen.

Ich biss mir fest auf die Unterlippe als die Gruppe an uns vorbeirauschte und ich hören konnte wie sie “Feige Schwuchtel” zu uns hinüber flüsterten.

Der Impuls war groß einfach aufzustehen und ihnen deutlich meine Ansicht klar zu machen - und das würde sicher nicht mit Worten geschehen.

“Wieso hast du mich zurückgehalten? Er hat dich verprügeln lassen verdammt!”

“Was hätte es denn gebracht? Was hast du davon wenn du dich mit ihm prügelst?”

“Was ich davon habe? Genugtuung! Wenn du dich nicht wehren willst, bitte. Aber ich bin dein bester Freund und das was er dir angetan hat geht auch mich was an.”

“Das ist ja alles sehr süß von dir, aber wenn du dich gleich mit ihm anlegst ist das keinen Deut besser als das, was Kouhei getan hat.”

Ich biss mir fest auf die Unterlippe und drückte das Glas fest in meinen Händen. Wie konnte er nur so etwas sagen? Wollte er sich diese Schikane etwa gefallen lassen?

“Ich werd hier nicht tatenlos rumsitzen Ruki. Das ist eine Beleidigung für alle Schwulen!”

“Was bist du denn jetzt? Der große Inquisitor? Willst du die Ehre der Homos retten? Fehlt nur noch das Cape . . . “

“Nein, ich will deine Ehre retten, was interessieren mich die anderen?”

“Das hast du doch eben gesagt.”

“Ach du weißt doch wie ich das meine!”

Ruki verdrehte die Augen und nuckelte an seinem Milchshake herum.

“Kannst du es nicht einfach dabei belassen? Nach der Aktion eben traut er sich sicher nicht nochmal mir was anzutun.”

“Das will ich ihm auch raten ... noch einmal halte ich mich nicht zurück.”

Wütend schmiss ich etwas Geld auf den Tisch, drückte Yuu und Ruki einen Kuss auf die Wange und verschwand aus dem Einkaufszentrum.

Das Wetter wollte nicht wirklich zu meiner Stimmung passen und bremste mich in meinem grenzenlosen Unverständnis.

Warme Sonnenstrahlen fielen aus dem strahlend blauen Himmel auf mein Gesicht, während eine angenehm kühle Brise darüber strich. Mit Sicherheit würde es heute ein wunderbarer Tag werden, wäre da nicht die Tatsache das ich mit der derzeitigen Situation überfordert war.

Ich brauchte etwas zum ablenken, oder besser noch: zum abreagieren.

Während ich so durch die Stadt schlenderte - besser gesagt im Stechschritt entlangraste - blieb mein Blick an einem spärlich dekorierten Schaufenster hängen.

Alte, vergilbte Zettel lagen darin und der Schriftzug hatte seine besten Tage auch schon hinter sich.

Die Tür öffnete sich mit einem Klingeln als ich eintrat. Und was ich da sah passte so gar nicht zu dem Bild das ich mir aufgrund des Schaufensters gemacht hatte.

Der Raum war modern eingerichtet. Ein rotes Ledersofa nahm einen Großteil des Raumes ein, dessen Wände mit Schallplatten, Autogrammkarten und Postern tapeziert war. Auf der gegenüberliegenden Seite standen auf vier Ständern aufgereiht drei Gitarren und ein Bass.

Der Tresen war aus dunklem Holz gefertigt und versperrte den Blick auf einen weiteren Raum aus dem die leisen Klänge eines Drumsets kamen.

Neugierig trat ich auf den Bass zu und strich über den dunkelblauen Lack.

Ein angenehmes Gefühl durchfuhr mich und ein Lächeln legte sich auf meine Lippen.

“Wunderschön, nicht wahr?”

Erschrocken fuhr ich zusammen als ich Atem auf meinem Nacken spürte und gegen jemanden stolperte.

“Hey, ‘tschuldige wenn ich dich erschreckt habe.”

“Sie sind gut im Anschleichen.”

“Komisch, das wird mir oft gesagt. Egal, ich bin Takashi.”

“Ähm, hallo. Akira.”

“Freut mich Akira. Also, du interessierst dich für einen E-Bass?”

“Naja, eigentlich bin ich ganz zufällig hier reingestolpert.”

“Aggressiv? Traurig? Enttäuscht?”

“Was meinen sie?”

“Dein Gemütszustand. Die meisten Leute schneien hier nur rein wenn sie irgendwie aufgewühlt sind.”

Ok, dies war sicher der beste Zeitpunkt um zu gehen, der Typ war unheimlich.

“Ich ... mach mich dann mal nach Hause..”

“Warte warte warte Akira. Nimm den hier mit.”

Kurz war Takashi im Hinterzimmer verschwunden und kam mit einem E-Bass zurück den er mir grinsend in die Hand drückte.

“Und was soll ich damit?”

“Spielen?”

“Ich geh jetzt erstmal. Nett sie kennen gelernt zu haben.”

Schnell war ich aus dem Laden verschwunden und die Straße hinaufgerannt. Der Kerl hatte doch nicht mehr alle Latten am Zaun. Ob der was geraucht hatte?

Kopfschüttelnd lies ich mich auf einer Bank nieder und blickte in den Himmel.

Seltsamerweise waren meine Aggressionen wie weggeblasen, meine Gedanken galten allein diesem Laden und dem Bass.

Hilfe! Ich hatte sicher irgendwelche Drogen eingeatmet als ich in den Laden gekommen war. Wieso drehten sich meine Gedanken plötzlich um etwas ganz anderes?

Egal wie sehr ich mich auf Kouhei zu konzentrieren versuchte,es wollte mir einfach nicht gelingen. Immer dröhnte mir der Rhythmus der Drums in den Ohren und eine kleine Band spielte vor meinem geistigen Auge ....

Es war wohl besser wenn ich einen Arzt aufsuchte ~

Mit träumen fängt es an

In diesem Kapitel passiert nicht wirklich viel, aber ich finde es ist mir trotzdem ganz gut gelungen. Es hat irgendwas Vertrautes ... es gefällt mir einfach xD

Viel Spaß beim Lesen <3
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Mir war nicht ganz klar weshalb ich jetzt hier war, auf dieser roten Ledercouch, die Hände nervös auf den Knien verkrampft.

“Ich finds toll das du wiedergekommen bist ... also ehrlich gesagt hab ichs ja gewusst.”

Schmunzelnd verdrehte ich die Augen. Der Typ hatte sie wirklich nicht mehr alle. Er war mir förmlich entgegengestürmt als ich den Laden betreten hatte, so, als hätte er mich bereits erwartet. Wir beide waren bereits beim ‘Du’, Takashi mochte es nicht gesiezt zu werden, da fühlte er sich so alt.

Nun kam er schnaufend aus dem hinteren Raum zurück, zwei Bässe in der Hand. Den einen erkannte ich wieder, es war der gleiche den ich gestern so angestarrt hatte. Nun lag das schwere Gerät in meinen Händen und ich strich andächtig über die metallisch glänzende Oberfläche, die straff gezogenen Saiten, den Bund und die Stellschrauben. Ein angenehmes Kribbeln durchfuhr mich und meine Finger juckten. Ich war bereit um zu spielen. Ich wollte es lernen.

Takashi schien meine Euphorie sehen zu können, denn er schmunzelte und schüttelte dann leicht den Kopf.

“Na gut junger Schüler, dann lass uns mal anfangen. Ich werde aus dir den besten Bassisten machen den es je gegeben hat.”

Und so begannen meine Unterrichtsstunden. Jeden Tag verbrachte ich in Takashis altem Musikladen. Meine Mutter musterte mich jedes Mal mit einem skeptischen Blick der an meiner geistigen Gesundheit zweifelte. Ich hatte ja nicht einmal in der Schulzeit die Muse pünktlich um 6 Uhr aufzustehen, wieso sollte ich also in der Ferien plötzlich einen Sinneswandel haben?

Jeden Morgen stand ich punkt 7 Uhr auf der Matte um in den Laden gelassen zu werden und ich verließ ihn erst um 18 Uhr wieder als Takashi die Tür wieder abschloss.

Ich war wie ein Wahnsinniger darauf versessen den Bass zu beherrschen, das ich mir in den ersten Wochen die Finger blutig spielte. Ich war es nicht gewohnt die harten Stahlsaiten zu greifen und durch mein stundenlanges Üben bluteten jeden Abend meine Finger. Notdürftig wurden die Schnitte mit Pflastern überklebt.

Ich dachte nicht daran aufzugeben. Takashi hatte mir versprochen aus mir den besten Bassisten zu machen und ich würde ihn nicht enttäuschen.

Meine Mutter klagte bereits über Ohrenschmerzen, denn in den ersten Tagen wollte ich einfach nicht voran kommen. Egal wie fest ich griff, egal wie oft ich griff, es wollte einfach kein ordentlicher Ton dabei entstehen. Oft sass ich bis tief in die Nacht um einen Akkord zu spielen, der mir selbst nach stundenlangem Üben nicht gelingen wollte.

Doch auch wenn ich fluchend auf dem roten Ledersofa sass und den Bass am liebsten durch das Schaufenster geschmissen hätte, blieb Takashi ruhig. Er ermutigte mich weiter zumachen, ruhig zu bleiben und den Dingen ihren Lauf zu lassen.

Und tatsächlich, je ruhiger ich bei der Arbeit blieb und je intensiver ich meinen Geist nur auf das Bass spielen focusierte, umso schneller zeigten sich Erfolge.

Mir war aufgefallen das mich die Musik nun überall hin begleitete. Jeder Schritt war von einem Rhythmus begleitet, den ich Gedanken vorgab, meine Worte schienen einem eigenen Rhythmus zu folgen, alles hatte einen Rhythmus.

War es das was Takashi mir zeigen wollte? Das ich mich vom Rhythmus leiten lassen musste wenn ich Erfolg haben wollte?

Die großen Ferien waren an mir vorbeigezogen und genauso schnell vorbei gewesen wie letztes Jahr, nur das ich diesmal etwas zu tun hatte, das mich beschäftigte, mir Freude machte.

Mit einem Lächeln auf den Lippen betrat ich das Schulgebäude, meine Finger trommelten unruhig auf meinem Oberschenkel herum.

“Reiiiiii ~ “

Ein Zucken durchfuhr meinen Körper und stemmte meine Beine fest auf den Boden um nicht umzufallen als mein kleiner Freund in atemberaubenden Tempo auf mich zugerannt kam, die Arme ausbreitete und mit einem großen Satz auf mich zuflog. Trotz meines doch recht sicheren Standes taumelte ich ein Stück zurück.

“Morgen Ru-chan.”

“Wo warst du denn die ganzen Ferien??? Ich wollte so gern was mit dir unternehmen, aber immer wenn ich bei dir angerufen habe war keiner da oder deine Mum hat gesagt das du schon im Bett bist. Und an dein Handy bist du auch nicht ran gegangen.”

“Jaja. Ich war .... beschäftigt.”

“Beschäftigt? Beschäftigt?! Was kann denn bitte so wichtig sein das du MICH nicht mal kurz anrufen kannst?”

“Mensch Ru, ich war eben beschäftigt. Reicht dir das nicht?”

“Nein.”

“Was frag ich auch ..”

“Also los. Was hast du gemacht?”

Seufzend nahm ich Ruki’s kleine Hand und zog ihn aus dem Tumult auf dem Schulhof heraus zu unserem Baum.

“Kennst du ... nein kennst du sicher nicht. Egal, ich hab einen Musikladen gefunden. Und da bin ich jeden Tag hingegangen.”

“In einen Musikladen? Was hast du denn da gemacht? Hast du jede CD durchgehört oder was?”

“Nein. Ich lerne dort Bass spielen.”

Schweigen. Langes schweigen. Ich wurde langsam nervös und wippte auf der Stelle hin und her.

“Und deswegen konntest du mich nicht anrufen?

“Ja .. Ich war da von Ladenöffnung bis Ladenschluss.”

“Faszinierend das du dich so in etwas reinsteigern kannst. Aber das wissen wir ja, nicht?”

Grinsend kratzte ich mich am Hinterkopf und trat mit meinem lachenden Freund den Weg ins Schulhaus an. Ich war erleichtert das er mir nicht böse war, sondern alles mit Humor nahm.

Auch in diesem Jahr hatten wir beide unsere Tische wieder zusammengeschoben und sassen nun wie die Honigkuchenpferde grinsend nebeneinander und warteten darauf das der Unterricht begann.

Schleichend, ohne das sich in mir jegliches Interesse regte, zog der Schultag an mir vorbei. Meine Tasche war vollgestopft mit den neuen Büchern die ich nur mit Mühe nach Hause schleppen konnte. Ich hatte Ruki mitgenommen, denn er wollte unbedingt sehen was ich denn schon alles auf meinem neuen Bass spielen konnte. Natürlich musste er die Hälfte meiner Bücher die Treppe hinauf tragen - ich konnte mir das ganze Gewicht doch nicht allein zumuten.

Wie immer schmiss sich mein bester Freund direkt auf mein ungemachtes Bett und sah mich mit großen erwartungsvollen Augen an.

Lachend verdrehte ich die Augen und hing mir den Bass um die Schulter. Ich atmete tief ein und fing an zu spielen. Ich brauchte weder Akkorde, noch Noten. Die Musik floss einfach so aus meinen Fingern direkt auf die Saiten.

Ich hatte mich für einen alten Rocksong entschieden, etwas das man als Musiker einfach kennen musste. ‘Highway to Hell’ sollte es sein.

Nachdem ich das Intro hinter mich gebracht hatte und mit der ersten Strophe anfing konnte ich sehen wie Ruki auf dem Bett herumzappelte und leicht grinste.

“Living eays, living free. Season ticket on a one way ride. Asking nothing, leave me be!” Ruki hatte sich auf den Knien aufgerichtet und angefangen zu singen. Ich war beeindruckt. Der Kleine hatte eine so kräftige und ausdrucksstarke Stimme das ich eine richtige Gänsehaut bekam und sich die kleinen Häärchen auf meinen Armen aufstellten.

Stundenlang musizierten wir zusammen, spielten einen Song nach dem anderen. Es faszinierte mich wie viele Songtexte Ruki auswendig konnte und vor allem, wie viel Herzblut in er in seine Stimme legte.

Jetzt konnte ich verstehen weshalb er unbedingt eine Band gründen wollte. Der Zwerg hatte Talent!

Erschöpft stellte ich den Bass zurück in die Halterung und lies mich zu Ruki auf das Bett sinken. Grinsend legte Ruki seinen Kopf auf meine Brust und starrte ebenfalls an die beklebte Decke.

“Ich muss schon sagen Brummbär. Du hast es echt drauf.”

“Du aber auch, Zwerg.”

Ich konnte nicht anders als laut aufzulachen. Wir klangen wie ein verheiratetes Ehepaar welches sich gerade über den letzten Quickie auslies.

“Du, Rei?”

“Hm?”

“Was hältst du nun davon wenn wir wirklich eine Band gründen?”

“Zu zwei? Ein Bassist und ein Sänger? Was denkst du denn was wir sind? Das japanische Modern Talking?”

“Nun mach meine Idee doch nicht gleich schon schlecht! Im Moment sind wir zu zweit, aber wir könnten bald schon zu dritt sein...”

“Sag bloß du hast eine Idee?”

“Ja die hab ich. Wir haben doch in der Schule im Keller diesen lausigen Proberaum, ne?”

“Ja und?”

“Rate mal wen ich da hab spielen hören.”

“Ru du weißt das ich nicht gerne rate.”

“Aber nur weil du nie auf die Antwort kommst.”

“Lenk nicht ab!”

“Ok ok.. Also neulich hab ich Yuu da unten spielen hören. Der ist richtig gut. Wir können ihn doch mal fragen ob er mit uns eine Band gründen würde, dann könnten wir im Proberaum üben.”

“Hmm ... “

“Hm ja, oder hm nein?”

“Hm ... ja, ich denke wir könnten ihn mal fragen. Schaden wird es schon nicht.”

“YIPPIE!!! Wir werden berühmt!”

Ich schüttelte lachend den Kopf, denn in diesem Moment mit ihm zu diskutieren wäre völlig sinnlos gewesen. Also schwieg ich und gab mich stattdessen meinen Gedanken hin. Eine Band, wir beide berühmt. Es war eine klasse Idee, auch wenn sie absolut kindisch war. Aber wir waren noch Kinder. Kinder die Träumen hinterher jagten und sich dabei gut fühlten.

“Du bist ein Träumer Ruki. Ein riesengroßer Träumer.”

“Aber mit Träumen fängt es an.”

You're the One

Lautlos fielen die weißen Flocken vom Himmel. Es war beinahe beängstigend still in den Straßen. Das weiße Polster hatte Straßen und Wege bedeckt und jeder Schritt erklang nur gedämpft.

Ich hatte meinen Hals in einen dicken Wollschal gewickelt, mir die Winterjacke bis zum Anschlag zugezogen und sogar meine Hände in ein paar mollig warme Handschuhe gesteckt. Nur eins hatte ich mir nicht nehmen lassen - meine Chucks. Die würde ich selbst tragen wenn sich unter mir die Erde teilen würde...

Der Winter war wirklich schneller gekommen als erwartet und ich musste zugeben nicht wirklich vorbereitet gewesen zu sein. Fast jede Nacht hatte ich jämmerlich gefroren bis mir endlich der Einfall gekommen war eine dickere Bettwäsche zu nehmen. Auch die Tatsache das mir meine Mutter jeden Morgen eine Thermoskanne mit Tee bereitgestellt hatte, hatte ich geflissentlich ignoriert.

Erst als mir Ruki stolz seine kunterbunten Handschuhe, den dazu passenden Schal und die übergroßen Ohrenwärmer präsentierte konnte ich die Zeichen deuten : es war bereits Dezember. Und wir wissen alle welcher besonderer Feiertag im Dezember ist.

Ich zerbrach mir nun schon seit Wochen den Kopf darüber was ich Ruki denn schenken sollte.

Selbst Yuu konnte mir bei meiner Suche nicht behilflich sein.

Wir hatten uns - wie jeden Donnerstag Nachmittag - in dem kleinen Proberaum in der Schule verabredet. Yuu hatte fröhlich unserem Bandprojekt zugestimmt und war nun mit Feuereifer dabei. Wir spielten oft Songs von berühmten Bands wie Metallica, AC/DC oder den Stones nach. Doch so wirklich befriedigen konnte uns das nicht.

Auf jeden Fall fehlte noch ein Drummer - auch wenn Yuu’s Gitarren - und mein Bassspiel perfekt harmonierte. Doch wo sollten wir den herbekommen?

Seufzend legte ich den Bass bei Seite als wir nun schon zum 20.Mal Metallicas “Nothing else matters” durchgenommen hatten.

“Wieso schreiben wir denn nicht mal was eigenes?”

“Was sollen wir denn mit Texten wenn wir nicht mal ‘ne vollständige Band haben?”

“Na bis wir die haben können wir uns doch schon mal ein paar Songs einfallen lassen..”

“Bitte, aber das kannst du allein machen Ruki. Ich texte nicht.”

“Mensch Yuu du bist so ein richtiger Pessismist.”

Während ich ihrem Streitgespräch so lauschte kam mir die zündende Idee. Ich würde Ruki einen Song schreiben! Nur für ihn, ganz persönlich und selbst verfasst - made by Suzuki, sozusagen.

Mit einem atomaren Grinsen auf den Lippen packte ich mich wieder in meine Wattesachen und verabschiedete mich von meinen beiden Freunden.

Auf dem ganzen Heimweg strengte ich nun mein Gehirn an, in der Hoffnung eine vernünftige Zeile zustande zu bringen. Doch als ich nach Hause kam, meine tropfenden Stoffschuhe und den Michelinanzug ausgezogen hatte, war ich genauso schlau wie beim Verlassen des Proberaums.

Seufzend setzte ich mich an meinen Schreibtisch und wusste nun weshalb Yuu Ruki die Aufgabe des Songschreibens überlassen hatte...

Es wurde eine lange, harte Nacht für mich und meinen Papierkorb. Im Minutentakt landeten kleine weiße Papierkügelchen in dem schwarzen Eimer der bereits überlief. Gegen 3 Uhr morgens gab ich den Kampf gegen die Worte schließlich auf.

Grummelnd schmiss ich mich auf mein Bett und verkroch mich unter der dicken Federdecke. Es konnte doch nicht so schwer etwas vernünftiges aufs Papier zu bringen! Die ganzen Rockstars bekamen das doch auch auf die Reihe. Mit diesem Gedanken glitt ich in einen traumlosen Schlaf der erst durch ein dumpfes Geräusch unterbrochen wurde.

Dunkle Schatten fielen in mein Zimmer als ich die Augen aufschlug. Niemand war zu sehen. Mein Zimmer war vollkommen leer, auch der Rest des Hauses blieb still. Und da war es wieder, ein dumpfer Knall, als ob etwas gegen das Fenster knallte... Schlagartig war ich auf den Beinen, sprintete zum Fenster und riss dieses auf.

“Sag mal spinnst du?! Es ist 6 Uhr morgens!”

“Ja und? Wir müssen zur Schule!”

“Ru. Schule beginnt in zwei Stunden. Die Sonne ist noch nicht mal richtig aufgestanden und du wirfst Schneebälle an mein Fenster. Also was soll das?”

“Reita , Reita, lass dein Haar herunter.”

“Komm hoch du Spinner.”

Ich schüttelte den Kopf und schloss das Fenster während mein blonder Freund um das Haus herumlief und keine zwei Minuten später an der Haustür klingelte. Wieso war er so gemein und riss mich um diese unchristliche Uhrzeit aus dem Bett?

“Guten Morgen!!!”

“Morgen ..”

Brummte ich und lies ihn in die Küche hüpfen wo er sich zielsicher eine Tasse heiße Schokolade zusammenstellte.

“Was willst du hier?”

“Meinen besten Freund besuchen?”

“Um die Uhrzeit? Hast du gestern zu viele Lollis gegessen und bist jetzt überzuckert oder was?”

“Haha. Sehr lustig. Nein, eigentlich wollte ich was mit dir unternehmen.”

Ungläubig hob ich eine Augebraue und stützte meinen Kopf auf den Händen ab. Etwas unternehmen? Mitten im Dezember? Um 6 Uhr morgens? An einem Schultag? Jap, er war überzuckert.

“Also, was sagst du?”

“Ich weiß ja noch nicht mal was du genau unternehmen willst.”

“Ein Spaziergang.”

“Ein Spaziergang?”

“Ja, ein Spaziergang.”

“Du hast doch nicht mehr alle Latten am Zaun.”

“Hör auf zu meckern und zieh dich an, sonst haben wir keine Zeit mehr. Los, ich will dir was zeigen.”

Die Augen verdrehend stand ich von meinem Stuhl auf und schlurfte nach oben um mich fertig zu machen. Weshalb hörte ich eigentlich auf diesen Winzling? Ich war wohl zu weich geworden.

Als ich dann endlich, fix und fertig vor ihm stand und ihn desinteressiert musterte, klatschte er freudig in die Hände und strahlte mich übers ganze Gesicht an. Das musste ja wirklich ein toller Spaziergang werden.

Seufzend folgte ich ihm nach draußen. Eisige Luft schlug mir entgegen und ich bereute sofort das Haus verlassen zu haben. Ruki schien die Kälte nichts auszumachen. Er hüpfte fröhlich durch den frisch gefallenen Schnee und hinterließ dabei kleine runde Spuren in der weißen Pracht.

Es war bereits kurz vor 7 als er endlich stehen blieb und sich auf eine der vereisten Bänke niederließ die am Rande des Weges standen.

“Ru es ist arschkalt. Ich setz mich nicht hier hin.”

“Reita bitte! Vertrau mir doch mal. Ich muss dir unbedingt was zeigen.”

Ein treudoofer Blick, ein Schmollmund und ich sass neben ihm auf der Bank, den Blick zum Horizont gerichtet. Die Gegend hier kam mir irgendwie bekannt vor. Der Fluss vor uns, eine alte verkommene Lagerhalle hinter uns ... Genau! Das war der Ort an dem wir uns vor dem Schulfest zerstritten hatten. Aber wieso brachte er mich hierher?

Je länger wir so schweigen nebeneinander sassen umso ungeduldiger wurde ich. Doch dann passierte etwas mit dem ich nicht gerechnet hatte. Ganz plötzlich tauchte hinter dem Horizont die Sonne auf. Leuchtende goldene Lichtstrahlen glitten über den weißen Schnee. Der Fluss glitzerte wie flüssiges Silber als er von den Strahlen berührt wurde. Der Himmel über dem Horizont war von einem tiefen orange gezeichnet das sich beinahe kilometerweit über das ganze Himmelsgewölbe zog.

Es war einfach ein atemberaubender Anblick. Sprachlos und mit offenem Mund blickte ich dem Sonnenaufgang entgegen, solch ein Naturschauspiel hatte ich noch nie gesehen.

“Ist es das, was du mir zeigen wolltest?”

“Wunderschön nicht wahr?”

Auch Ruki sah lächelnd dem Sonnenaufgang entgegen und lehnte sich dabei leicht an meine Schulter. All meine Wut über den frühen Besuch und die beißende Kälte war vergessen. Was ich nun spürte, war Wärme. Jedoch hatte diese Art von Wärme nicht mit Temperaturen zu tun. Es war einfach der Moment der mich berührte. Der kleine Blonde an meiner Schulter, die goldene Sonne vor meinen Augen, das stille Vertrauen das uns beide verband. All das löste in diesem Augenblick nur ein Gefühl in mir aus: Freude...
 

~
 

Zwei Wochen waren seit unserem kleinen Ausflug vergangen und noch immer zehrte ich von diesen Erinnerungen. Morgen war Weihnachten und voller Stolz beendete ich meinen Song für Ruki. Ich hatte mich am Nachmittag sofort an den Schreibtisch gesetzt und losgeschrieben. Die Worte sprudelten nur so aus mir heraus und ich hatte Mühe sie alle im Zaum zu halten.

Nun sollte es bald soweit sein. Ich war ganz aufgeregt und wusste nicht recht wie ich meinem besten Freund sein Geschenk präsentieren sollte. Den ganzen Tag lang war ich abwesend, nur körperlich im Unterricht anwesend, doch in Gedanken ganz weit weg. Ich nahm Ruki’s besorgte Stimme an meinem Ohr wahr, doch wirklich darauf eingehen tat ich nicht.

“Wir sehen uns ..”

“Ähm. Bis dann Rei.”

Vielleicht sollte ich ihm einfach nur den Zettel geben? Oder doch alles nochmal auf dem Computer abtippen und dann ein Schleifchen drumbinden? Oder auf ein Plakat schreiben und es ihm dann übergeben? Argghh!! Das war ja fast genauso schwer wie meine ersten Versuche überhaupt einen Text zustande zu bringen.

Ok, ganz ruhig. Ich hatte noch ein paar Stunden Zeit um alles vorzubereiten. Grübelnd lag ich auf meinem Bett, rollte mich von einer Seite auf die andere, überschlug, verschränkte und kreuzte meine Beine in allen Variationen doch einen Einfall hatte ich dabei nicht.

Da fiel ihm mir plötzlich der Bass ins Auge, der ganz allein an der Wand stand und im Licht meiner Zimmerleuchte leicht schimmerte. Minutenlang starrte ich das Instrument einfach nur an, und dann hatte ich plötzlich das perfekte Geschenk für meinen Freund ..

Es war der 24.Dezember. In unserem ganzen Haus roch es nach Räucherstäbchen, Tannenzweigen und frisch gebackenen Plätzchen. Meine Mutter hatte sich wirklich ins Zeug gelegt was die Weihnachtsdeko anging. Überall diese häßlichen Rentiere oder Elche oder was das auch immer für Viehcher waren. Und dann dieses Weihnachtsgedudel. Es war zum aus der Haut fahren. Gott sei Dank war das ganze Theater in ein paar Tagen vorbei - wenn ich die Besuche bei den Verwandten lebend hinter mich gebracht hatte.

“Mum? Ich bring Ruki schnell sein Geschenk vorbei.”

“Ist gut Schatz. Sei aber zum Essen wieder da.”

“Ich beeil mich.”

Und schon war ich aus dem Haus. Das ich meinen Bass mitgenommen hatte war ihr gar nicht aufgefallen.

Hoffentlich war Ruki zu Hause. Er hatte zwar nicht erzählt das er und seine Mutter über die Feiertage verreisen wollten, dennoch hatte ich ein bisschen Bauchkribbeln. Mit Wucht warf ich einen Schneeball an sein Fenster, doch nichts passierte. Ein zweiter : wieder nichts. So langsam ergriff mich die Panik, doch nach dem dritten Anlauf klackte es im ersten Stock und das große Fenster öffnete sich und ein kleiner blonder Kopf lugte neugierig hervor.

“Rei? Was machst du denn hier? Und warum hast du deinen Bass dabei? Hab ich vergessen das wir heute Proben wollten?”

“Nein. Ich will dir dein Weihnachtsgeschenk bringen. Hörst du zu?”

“Klar hör ich zu.”

“Na dann..”

Tief einatmend hängte ich mir mein Instrument um die Schulter, sah noch einmal auf den Boden und scharrte den Schnee mit den Füßen beiseite. Dann lächelte ich, sah zu Ruki auf und begann zu spielen:
 

“Love me like no other

You have been the Savior of my life

You know my weakness

But see me beautiful through Your eyes
 

And You're the One that I need

The One who makes me complete

And You're the One who is strong

When I am crying and weak

And You're the One that I love

The One who never gives up

And You're the One that I need

You're the One, You're the One
 

Love me like no other

You make it easy for my heart to believe

And when I'm drowning

You're on the way to rescue me
 

I carry on without knowing how

I've never needed how I'm needing now

You're the one

Love me like no other

You're the one “
 

Und dann folgte Schweigen. Als ich die letzten Akkorde auf dem Bass gespielt hatte und zu Ruki aufsah, schlug er das Fenster zu. Na klasse. Ich wusste es war zu schnulzig und nun war es ihm sicher peinlich das ich für ihn gesungen hatte - zumahl ich ja der Meinung war nicht wirklich gut singen zu können.

Ich packte gerade den Bass wieder zurück in die Tasche und war im Begriff den Heimweg anzutreten als plötzlich die Wohnungstür aufgerissen wurde und Ruki mir in Bademantel und Plüschhausschuhen entgegen rannte.

Lachend nahm ich ihn in die Arme als er in einem hohen Bogen auf mich zusegelte.

“Oh Rei. Das ist so wunderschön. Danke. Das ist das beste Weihnachtsgeschenk das ich je hatte. Ich weiß gar nicht was ich sagen soll.”

“Ein Danke reicht völlig aus.”

“Danke!”

Er hatte seine Arme fest um meinen Hals geschlungen und sein Gesicht an meiner Schulter vergraben.

“Hey .. Weinst du?”

“Nein .. Das ist die Kälte, da tränen meine Augen immer.”

Schmunzeln strich ich ihm durch die platinblonden Haare. Ein paar Minuten standen wir einfach nur so da, mitten auf dem Gehweg, zwischen geschmückten Tannen und glänzenden Lichtern.

Erst als ich mir sicher war das er aufgehört hatte zu weinen, lies ich Ruki auf den Boden und musterte dessen leicht gerötete Augen. Vorsichtig strich ihm mit den Fingerspitzen über seine Wangen und stellte fest das diese bereits eiskalt waren.

“Du solltest reingehen. Du erfrierst sonst.”

“Nicht, bevor du auch dein Geschenk bekommen hast.”

Ich sah, wie er aus der Tasche seines Bademantels eine kleine Schatulle herauszog und sie mir vor die Nase hielt. Gespannt öffnete ich das kleine Kästchen und traute meinen Augen nicht. Auf einem schwarz schimmerndem Kissen lag eine dünne silberne Kette mit einem Anhänger, der die Form einer halben Achtelnote hatte. Erst bei genauerem hinsehen fiel mir die kleine Gravur im Notenkopf auf : “Freundschaft” und darunter das Kanji. Gerührt von diesem Geschenk biss ich mir auf die Unterlippe um nicht auch losheulen zu müssen. Grinsend registrierte Ruki meine Reaktion und zog den Bademantel ein wenig nach unten.

Auch er trug eine solche Kette, genau der Teil der Note, welcher bei meiner fehlte.

“Machst du sie mir um?”

“Liebend gern.”

Wie eine zweite Haut schmiegte sich das Schmuckstück an meinen Hals und ich trug nun voller Stolz den Kopf noch ein wenig höher, damit auch jeder sehen konnte, das ich wohl den besten Freund auf dieser gottverdammten Welt bekommen hatte. Wieder nahm ich ihn in den Arm und hauchte kleine sanfte Küsse auf seine Wange und seine Stirn. Dann sahen wir uns tief in die Augen und flüsterten uns wie aus einem Mund “Frohe Weihnachen” entgegen.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Anmerkung: Der Song ist "You're the One" von Skillet : D

Der Anfang vom Ende

Der Valentinstag. Eine - meiner Meinung nach - völlig überflüssige Erfindung, aber leider konnte ich daran nun nichts mehr ändern. Das Schlimme daran war jedoch, das nun die ganze Schule verrückt zu spielen schien. Die Mädchen flatterten herum wie aufgescheuchte Hühner und versuchten ihre selbstgemachte Schokolade unters Volk zu bringen.

Ich hatte mich bisher wunderbar vor allen weiblichen Wesen gedrückt und war ihnen konsequent aus dem Weg gegangen. Was ich jedoch nicht bedacht hatte waren meine männlichen Verehrer. Gerade als ich mich auf meinen Fensterplatz niederlies, schoben sich zwei Gestalten in mein Sichtfeld und grinsten wie die Honigkuchenpferde.

“Was wollt ihr?”

“Guten Morgen Rei. Wie geht es dir denn heute?”

“Nochmal: Was wollt ihr?”

“Weißt du was für ein Tag heute ist?”

“Ja weiß ich. Es ist Donnerstag. Das heißt das bald Wochenende ist und ich Ruhe vor euch beiden Komikern hab.”

“Wir lieben dich auch Rei. Und deshalb haben wir etwas kleines für dich.”

“Und was? Ein Flugticket für mich, raus aus diesem Land?”

“Nein. Ein wenig kleiner ist es schon.”

“Ein Mini-Laser-Schwert? Damit kann ich euch dann die Stimmbänder rausschneiden. Dann könnt ihr euch als Pantomimer auf der Straße ein paar Yen dazu verdienen.”

“Sei doch mal nicht so gemein zu uns.”

Mit großen Kulleraugen und zuckersüßen Schmollmündern stellten sie mir zwei in rosa Geschenkpapier eingepackte Schächtelchen vor die Nase und blickten mich erwartungsvoll an.

“Jungs ihr seht aus wie die zwei aus der Muppetshow.”

Ich hob eine Augenbraue und musterte die beiden Päckchen mit großer Skepsis. Egal welches ich jetzt zuerst öffnen würde, einer von den beiden würde sicher sauer sein. Doch da ich ja so ein kluges Köpfchen war, schob ich die beiden Geschenke in meine Tasche und verschränkte grinsend die Arme vor der Brust.

“Ich pack sie zu Hause aus. Das steigert die Spannung.”

Triumphierend stellte ich fest das den beiden alle Gesichtzüge entgleisten und sie sicher kurz davor waren mir eine Ohrfeige zu verpassen. Doch zu meiner Rettung kam unsere Geschichtslehrerin und meinen beiden Freunden blieb nichts anderes übrig als sich auf ihre Plätze zu setzen.

Ich hingegen lehnte mich in meinem Stuhl zurück und genoss die Aussicht auf den Schulhof. Meine Gedanken kreisten um die heutige Bandprobe. Yuu hatte irgendetwas von einem neuen Drummer erzählt den er kannte und der gerne in die Band kommen würde. Ich war gespannt wie der Typ so war. Ob er wohl zu uns dreien passen würde? ~

Das Läuten der Glocke beendet meinen inneren Monolog. Ich sprang auf, schnappte mir meine Tasche und stürmte aus dem Klassenraum. Die Pause war nicht besonders lang und ich hatte das dringende Bedürfnis noch eine Zigarette zu rauchen. Ja, ich war noch nicht besonders alt, aber seit ich einmal eine Zigarette gekostet hatte, konnte ich nicht mehr aufhören. Ich war kein Kettenraucher, aber eine Kippe am Tag gönnte ich mir.

Meine Mutter war davon nicht gerade begeistert doch sie hatte aufgehört mir die Sache auszureden, genauso wie sie irgendwann aufgegeben hatte mir die blonde Haare auszureden.

Erschrocken zuckte ich zusammen als Ruki und Yuu hinter mir standen und mir den Glimmstengel aus der Hand nahmen.

“Was .. ?”

Ich rechnete damit das sie das Ding nun auf dem Boden zertreten würden und mir gleich eine Standpauke hielten, doch es passierte genau das Gegenteil. Grinsend zogen sie an der Zigarette und gaben sie mir dann wieder zurück.

“Keine Sorge Blondie. Wir verpetzen dich schon nicht.”

“Nenn mich nicht Blondie. Aber danke.”

Mit einem verlegenen Lächeln auf den Lippen rauchte ich zu Ende und ging dann mit den Beiden zurück ins Klassenzimmer. Der Tag schlich nur so an mir vorbei und ich konnte es gar nicht erwarten endlich dieses hässliche Schulgebäude verlassen zu können.

Ruki zog mich hinter sich her, anscheinend hatte er mir noch etwas wichtiges zu sagen.

“Rei, was ganz tolles! Dieser Drummer den Aoi besorgt hat, der hat ‘ne Garage in der wir proben können!”

“Der will sich doch sicher nur bei uns einschleimen. Vielleicht hat der gar nichts drauf.”

“Nun mal doch nicht gleich den Teufel an die Wand.”

“Ich bin nur nicht so naiv wie du.”

Grummelnd folgte ich meinem besten Freund in besagte Garage. Yuu war bereits dort und stimmte seine Gitarre. Ich wollte gar nicht wissen wer meinen Bass hierher gebracht hatte, es würde mich sicher nur wieder aufregen.

Was mich jedoch mehr erschreckte als die Tatsache das mein Bass ohne meine Kenntnis von A nach B gebracht wurde, war das kleine schwarzhaarige Wesen das hinter dem großen Drumset sass. Der Typ war ja noch schlimmer als Ruki! Ein breites, atomares Grinsen hatte sich auf dessen Gesicht festgesetzt. Er kam auf mich und Ruki zu und streckte uns seine kleine knuffige Patschehand entgegen.

“Hi. Ich bin Kai. Und ihr müsst Ruki und Reita sein. Aoi hat mir schon viel von euch erzählt.”

“Aoi?” fragten wir beide wie aus einem Mund.

“Ähm ... ja ... “

Der Kleine schien etwas verwirrt denn er deutete mit einem seltsamen Gesichtsausdruck auf Yuu, der gerade dabei war seine Gitarre zu stimmen. Er winkte uns zu und wand schnell den Blick ab als er unsere auseinanderfallenden Gesichter sah.

Ruki war der Erste der seine entgleisten Gesichtszüge wieder unter Kontrolle hatte und wie ein Irrer Kais Hand schüttelte.

“Freut mit wirklich dich kennen zu lernen Kai. Ja, also ich bin Ruki und der Brummbär hier neben mir, das ist Reita.”

“Mhm ~ “ brummte ich, als Ruki mir einen so passenden Spitznamen verpasste. Ohne ein weiteres Wort zu sagen schob ich mich an den beiden Gartenzwergen vorbei und vergnügte mich mit meinem Bass. Ich hatte Angst das meinem Baby irgendetwas passiert war - wer weiß wie der Gute transportiert worden war. Kai und Ruki hatten sich mittlerweile auch an ihren Plätzen eingefunden und nach einstimmigem Ergebnis hatte wir uns für einen Song entschieden. Auch wenn ich es nicht gern zugab, der kleine Kai hatte es wirklich drauf. Erstaunlich wie der auf die Drums einschlug, woher nahm er nur die ganze Kraft? Vielleicht war er ja von einem genmanipulierten Eichhörnchen gebissen wurden und ist nun ein Superheld oder so etwas in der Art ~

Nachdem meine Gedanken völlig abgedreht waren und ich mir die schönsten Verschwörungstheorien zurechtgelegt hatte, waren wir mit den Proben auch schon fertig. Es faszinierte mich immer wieder wie ich völlig in meinen kranken Gedanken versunken überhaupt Bass spielen konnte.

Ruki schien unser neues Bandmitglied schon ins Herz geschlossen zu haben, denn die beiden saßen kichernd auf der Couch die etwas abseits der Instrumente stand. Ich musste zugeben das mich diese Szene nicht gerade glücklich stimmte und ich das leichte Kitzeln von Eifersucht in der Magengegend spürte. So bemerkte ich auch nicht wie Aoi hinter mich trat und seine Arme um meine Mitte schlang.

“Rei? Hör auf so angestrengt zu gucken. Du starrst sonst noch ein Loch in die Wand und dann können wir hier im Winter nicht proben weil wir uns die Ärsche abfrieren.”

Ein Zucken durchfuhr mich und: Hey, da war ich wieder. Welcome back on earth! Ich sah leicht über meine Schulter und hatte schon Aois Lippen auf den meinen und da kam mir die Idee. Ich drehte mich in seiner Umarmung herum und schlang meine Arme um seinen Hals. Ich würde Ruki schon zeigen das er gefälligst mit mir und nicht mit diesem Kai lachen sollte. Lernte er denn nicht aus seinen Fehlern? Was, wenn er ihn verführte und ihn dann fallen lies, so wie Kouhei es getan hatte? In meinem Kopf spielten sich gerade wieder Oscar-reife Filmszenen ab - sicher würde ich den Preis für das beste Drehbuch und die beste Kameraführung bekommen.

Fremden Menschen gegenüber war ich sehr misstrauisch und es wollte einfach nicht in meinen Kopf, das ein Mensch von anfang an freundlich war und gute Absichten hatte. Ich war der Ansicht das jeder Mensch zuerst nur an sich dachte, dann kam eine ganze Weile nichts und erst dann, ja erst dann kamen die anderen. So war es und so würde es immer bleiben.

Aoi lies sich widerstandslos von mir an die Wand drücken. Ich pinnte dessen Handgelenke neben seinem Kopf an der Wand fest und drückte ihm verlangend meine Lippen auf. Natürlich war es falsch ihn für meine Zwecke zu benutzen, doch heißt es nicht ‘der Zweck heiligt die Mittel’? In meinem Fall hieße das meinen besten Freund zu retten und ihn bei mir zu halten. Ein Seitenblick zeigte mir das Kai seinen Kopf auf Rukis Schoß gelegt hatte und dieser ihn mit diesem unglaublichen Lächeln - das ich um jeden Preis beschützen wollte - im Nacken kraulte. Wut stieg in mir auf. Ich konnte es nicht fassen. Diese unglaubliche Wut die sich gerade in mir aufbaute wusste ich nicht einzuordnen. So kannte ich mich gar nicht. Seit wann drehte ich so ab wenn Ruki sich mit jemand anderem abgab?

Ich kniff die Augen zusammen und presste fest meine Lippen auf die des Gitarristen. Er wehrte sich nicht dagegen, sondern schmiegte sich wie ein Schlange an mich. Mein Knie fand den Weg zwischen seine Beine und ich spürte wie er in unseren Kuss keuchte. Ein Zischen riss mich aus meinen Gedanken und ich schielte zur Couch hinüber. Ruki hatte uns anscheinend bemerkt und sah nun argwöhnisch hinüber.

Mein Ziel war erreicht. Ich lies von Aoi ab, flüsterte ihm noch ein paar zärtliche Worte ins Ohr und ging dann, ohne mich von Ruki oder Kai zu verabschieden aus der Garage. Als ich zu Hause war, war ich total durchgefroren und schmiss mich daher sofort in mein Bett. Die warme Decke beruhigte mein erhitztes Gemüt und ich versuchte einen klaren Gedanken zu fassen.

Die beiden Päckchen die ich heute von Aoi und Ruki bekommen hatte lagen vor mir auf der weichen Decke. Unschlüssig blickte ich zwischen den beiden hin und her. Welches zuerst öffnen? Am besten das von Aoi. Wie erwartet kam unter dem glänzenden Papier die selbstgemachte Schokolade zum Vorschein. Ein kleines Herz aus Zuckerguss war darauf gemalt und ich verdrehte die Augen bei so viel Kitsch.

Rukis Päckchen lies mich zögern. Ich war mir nicht ganz sicher ob ich es in dieser Verfassung öffnen sollte. Doch meine Neugier siegte über meine Unentschlossenheit und ich rupfte das Papier ungeduldig von der Schachtel. Und was mich umso mehr erstaunte war, das die Schachtel völlig leer war. Nur ein kleiner Zettel lag darin, der nun meine ungeteilte Aufmerksamkeit bekam.

Fünf kleine Worte waren es, geschrieben mit Ruki krackeliger Handschrift, die mir die Tränen in die Augen trieben und mich schluchzen liesen. Ich hatte ihn eben verletzt das war mir bewusst, schließlich hatte ich es mit voller Absicht provoziert. Und nun lass ich diese Worte und mein Verhalten widerte mich an. Wenn ich mich selbst hätte ankotzen könne, ich hätte es wohl getan. Schluchzend rollte ich mich in mein Bett ein und der kleine hellblaue Zettel segelte wie eine Feder auf den Boden.

Die dunklen Worte verschwammen mit den Schatten unter meinem Bett, doch es fühlte sich an als lägen sie wie tonnenschwere Steine auf meinen Schultern um mir bewusst zu machen, wie sehr ich doch für meinen verkorksten Charakter zu büßen hatte.

“Ich liebe dich , mein Freund.”

Es war wohl der Anfang, vom Ende.

Liebesroullette

Es war zum aus der Haut fahren! Stundenlang hatte ich mir den Kopf darüber zerbrochen wie ich mich am Besten bei Ruki entschuldigen sollte, hatte Hunderte mögliche Szenarien durchgespielt und war dennoch zu keiner vernünftigen Lösung gekommen. Und das Schlimmste: Ich brauchte es nicht einmal! Mein kleiner blonder Freund war nicht böse auf mich.

Wie immer war er freudestrahlend auf mich zugerannt, hatte mich umarmt und mir einen dicken Kuss auf die Wange gedrückt. Ich hatte völlig verzweifelt dagestanden und er hatte nichts gesagt. Jetzt sassen wir unter unserem Pausenbaum, Ruki und ich lehnten am Stamm und Aoi wieder an meinem Arm. Mit meinen Gedanken war ich jedoch ganz woanders. Wieso war er nicht sauer? Wieso hatte er mich nicht angeschrien? Gedankenverloren knabberte ich an einem Keks herum der nicht wirklich in meinem Mund verschwinden wollte. Langsam fing ich an mir Sorgen zu machen. Sicher würde er es nicht dabei belassen, dafür kannte ich ihn zu gut.

Und wie so oft sollte ich Recht zu haben. Meine ganz persönliche Apokalypse sollte in der Sportstunde kommen. Anfangs lief noch alles normal: wir beide zeigten nicht das geringste Interesse an den Springseilen oder den Kletterstangen und mogelten uns somit durch eine dahinschleichende Sportstunde. Einem kleinen wütenden Terrorzwerg sollte man jedoch keinen Ball in die Hand drücken. Er hatte es geschafft in die gegnerische Mannschaft zu kommen und grinste mich nun Diabolisch an. In diesem Augenblick bereute ich es, ihm beigebracht zu haben wie man sich ‘wehrt’. Der Ball flog in atemberaubenden Tempo auf mich zu und traf mich - wie damals auf meinem Bett - direkt in den Bauch und fiel dann wie ein Stein auf den Boden. Ich sackte auf die Knie und hielt mir meine schmerzende Mitte, doch ich empfand keine Wut. Es war die gerechte Strafe und ich würde sie ohne zu murren auf mich nehmen.

Mit schmerzendem Bauch verließ ich die Turnhalle um mich umzuziehen. Ruki wartete bereit draußen auf mich und tat so als wäre nichts gewesen. Mit zerknittertem Lächeln wuschelte ich ihm durch die Haare und folgte ihm dann zur nächten Stunde. Hier sollte gleich die nächste Überraschung auf mich warten. Ich wusste ja nicht wie es den anderen ging, aber ein Schulwechsel mitten im Schuljahr war doch ein wenig seltsam - aber hier war ja sowieso nichts normal. Unser Mathelehrer war sichtlich stolz uns unseren neuen Mitschüler vorstellen zu dürfen und mir klappte die Kinnlade herunter.

Da vorn am Lehrertisch stand ein großer schlanker junger Mann, mit goldbraunen Haaren, wundervoll geschwungenen Lippen, elfenhaften Gesichtszügen und einem Lächeln das jeden Riesen in die Knie gezwungen hätte. Ich ließ meinen Blick weiter an ihm hinabschweifen, musterte die Andeutung von Muskeln unter dem Hemd seiner Uniform und blieb an etwas kleben was ich in dieser Form noch nie gesehen hatte. Beine ( Ja, ich hatte schon Beine gesehen, aber verdammt nochmal nicht solche!). Dieser Junge - der sich übrigens Kouyou Takashima nannte - hatte ellenlange, schlanke Beine. Mir stieg die Röte ins Gesicht und ich musste schwer schlucken. Mir war ja schon seit ich mit Aoi anbandelte klar geworden das ich auf Kerle stand, aber dieser Anblick bestätigte mich noch einmal daran. Unruhig rutschte ich auf meinem Stuhl herum was Aoi neben mir nur mit einem unzufriedenem Brummen kommentierte.

Zu allem Überfluss kam dieses elfenhafte Geschöpf nun auch noch auf mich zu und zog mich mehr und mehr in seinen Bann. Mein Verstand war gerade mit einem netten ‘bis später’ aus dem Fenster gesprungen und außer einem “Ähh ..” brachte ich nichts zustande. Der Schöne lächelte mich nur an und lies sich dann auf den freien Platz sinken. Für mich war der Tag damit aber gelaufen, denn konzentrieren war nun nicht mehr drin.

“Wenn du ihn weiter so anstarrst Rei, wird er bald ein Loch im Kopf haben.”

Erschrocken fuhr ich zusammen und rutschte ein Stück von meinem Stuhl herunter. Ich war so unsanft aus meinen Schwärmereien gerissen worden, das ich im ersten Moment überhaupt nicht wusste wo ich überhaupt war.

“Wow, du warst ja wirklich völlig weggetreten. Was hast du versucht? Ihn mit deinen Gedanken auszuziehen?”

Ich schüttelte den Kopf und rieb mir verwirrt die Schläfen. War ja klar das mein ‘Freund’ eifersüchtig reagierte wenn ich ein so perfektes Wesen betrachtete. Ich wand meinem Blick zu dem Schwarzhaarigen und zuckte augenblicklich zusammen. Seine Augen schienen kleine Nadeln in meine Richtung zu feuern, die mich langsam und quälvoll töten sollten. Ich schluckte und wand meinen Blick schnell wieder zu Kouyou. Dieser hatte sich inzwischen zu uns umgedreht und lächelte freundlich.

“Entschuldigt wenn ich störe, aber wisst ihr ob es hier an der Schule eine Band gibt? Und .. Naja, ob die noch einen Gitarristen suchen?”

Augenblicklich klappte uns dreien die Kinnlade herunter. Dieser Schönling hatte nicht nur einen perfekten Körperbau, nein, auch seine Stimme schien perfekt. Wenn wir hier in einem Film gewesen wären, hätten im Hintergrund die Engel gesungen.

Ruki war der Erste der seine Sprache wieder gefunden hatte und Kouyou freundlich antwortete.

“Also wir sind diese Schülerband. Der Schwarze da drüben ist Aoi, der blonde Brummbär hier neben Reita und ich bin Ruki. Ach ja, die Besetzung besteht somit aus Gitarre, Bass und Vocal. Wir haben auch einen Drummer, der geht aber nicht hier auf die Schule.”

“Oh .. Dann scheint ihr ja schon voll zu sein. Naja, trotzdem danke.”

“Warte mal. Wenn du Gitarre spielst, komm doch heute mal mit zur Probe. Zwei Gitarristen wären auch nicht schlecht, was meinst du Aoi?”

“Hmm..”

“Abgemacht. Heute nach der Schule Kouyou. Warte einfach auf mich, ich führ dich hin. Auf die zwei Flachzangen da drüben solltest du dich besser nicht verlassen.”

“Ok, danke dir. Dann sehen wir uns nachher.”

Und schon war er wieder verschwunden. Aoi und Ich drehten synchron unsere Köpfe zu Ruki und sahen ihn düster an.

“Flachzangen?”

“Ja Flachzangen. Ihr beide seid ziemliche Trottel. Ihr habt ihn angestarrt als sei er ein Stück Fleisch in das ihr reinbeißen wollt. Himmel, der Kerl muss sich ja wie ein Nashorn auf der Großwildjagd fühlen.”

Kopfschüttelnd war Ruki aufgesprungen und hatte den Klassenraum verlassen. Zurück blieben Aoi, Ich und unser dämlicher Gesichtsausdruck. Wenn es etwas gibt was ich überhaupt nicht leiden kann, sind das Menschen die klammern. Und Aoi war so ein Mensch. Kaum war ich aufgestanden und aus dem Klassenraum getänzelt hing er schon an meinem Arm, hatte meine Hand genommen und unsere Finger miteinander verschränkt. Ich verdrehte nur genervt die Augen und beließ es dabei - ich hatte keine Lust das er mir wieder eine Szene machte. Gemeinsam liefen wir also zu Kais Garage, wo Ruki, Kouyou und unser Drummer bereits sehnsüchtig auf uns warteten.

Provokativ drückte Aoi mir einen Kuss auf die Lippen um klar zu stellen, wer hier zu wem gehörte. Kai grinste, Ruki wand angewidert den Blick ab und Kouyou starrte mit großen Augen zu uns. Ich schob den Schwarzhaarigen von mir und gesellte mich zu meinem Bass - er war wohl die einzige große Liebe meines Lebens.

Die Jungs hatten sich derweil um Kouyou versammelt und lauschten dessen Können. Ich hatte mich dazu entschieden meinen Bass zu stimmen, ich hatte hier sowieso nicht viel zu sagen.

Als meine Ohren dann jedoch die Klänge der Gitarre aufnahmen, hob ich interessiert den Kopf und sah zu der kleinen Gruppe hinüber. Ja, Kouyou passte absolut zu uns. Seine Finger huschten schnell über die Saiten und meine Augen kamen manchmal überhaupt nicht hinterher.

Nachdem meine Bandkollegen einstimmig beschlossen hatten das Kouyou nun offiziell zu un s gehörte, konnten wir endlich mit den Proben beginnen.Unser Spiel harmonierte perfekt miteinander, die Töne hatten eine wunderbare Klangfarbe und ich schloss meine Augen um die Musik in mich eindringen zu lassen.

Es war wie damals in dem Musikladen, wie ein Rausch in ich mich befand. Hier hatte ich meine Bestimmung gefunden. Etwas das mich vollkommen ausfüllte und mir das Gefühl gab wichtig zu sein.

Nach zwei Stunden war alles vorbei. Wie durch einen Nebelschleier drang das Gelächter an mich heran, das Klacken der Instrumente welche zurück in ihre Halterungen gesteckt worden. Ich strich mir durch die Haare und schüttelte leicht den Kopf.Kai hatte es sich wieder mit Ruki auf der Couch gemütlich gemacht was mit leise Knurren lies. Ich drehte mich um und strich andächtig über die Saiten meines Basses. Eine Hand auf meiner Schulter lies mich zusammen zucken, ich wirbelte herum und blickte direkt in die dunklen Iriden unseres neuen Gitarristen. Er stand so nah vor mir das ich seinen warmen Atem auf meinem Lippen spüren konnte. Ich schluckte und war unfähig etwas zu sagen.

“Reita?”

“Hm ~ ?”

“Sag mal. Also ... du spielst echt total genial den Bass!”

“Ähmm .. Danke?”

“Ja, was ich dich eigentlich fragen wollte ... Würdest du ... also ... hast du Lust mit zu mir nach Hause zu kommen?”

Es war ihm sichtlich schwer gefallen diese Worte auszusprechen und ich musste zugeben das er gerade so unglaublich niedlich wirkte. Ich lächelte ihn an und nickte mechanisch.

“Gern doch. Ich hol nur noch meine Jacke.”

Wie schon am Vortag verabschiedete ich mich weder von Ruki noch von Kai, sollten die doch auf der Couch miteinander rummachen, es war mir egal. Nein, es war mir nicht egal. Aber wenn Ruki dieses Spiel spielen wollte, würde ich mitspielen. Ich hatte genauso ein Recht darauf ihn eifersüchtig zu machen .... wenn er denn überhaupt eifersüchtig war.

Grinsend legte ich einen Arm um Kouyou und lies mich dann von ihm zu dessen Wohnung führen. Er hatte mir auf dem Weg erzählt das seine Eltern nicht zu Hause waren, was ich durchaus auszunutzen wusste. Ich hatte mich entschlossen nicht mehr auf Ruki oder Aoi Rücksicht zu nehmen. Mein Spiel konnte beginnen und ich war der Einzige der die Regeln kannte ~

Schmunzelnd beugte ich mich über den Gitarristen und legte zärtlich meine Lippen auf die seinen. Er wehrte sich nicht, sondern legte seine Arme um meinen Hals und zog mich näher zu sich heran. In meinem Kopf legte sich ein Schalter um, der mich alles vergessen lies was am heutigen Tag passiert war. Ich lies mich jetzt nur noch auf Kouyou ein. Seine Haut war weich wie Seide und seine Lippen schmeckten noch besser als ich es mir vorgestellt hatte. Ich lies meine Finger unter dessen Shirt gleiten, streichelte seinen Bauch und verwickelte ihn in einen innigen Kuss. Kouyous Hände ruhten auf meinem Rücken und zeichneten dort die Wirbelsäule nach was mir ein erregtes Keuchen entlockte.

Während wir so übereinander herfielen tauchte plötzlich ein Bild in meinem Kopf auf. Es war Ruki der unter mir lag. Sein Gesicht wurde von einem Lächeln geziert das mir den Atem raubte. Schnell legte ich meine Lippen auf die seinen, schloss die Augen und genoss die Zärtlichkeiten die wir austauschten. Sein kleiner Körper wand sich unter meinen Berührungen, immer wieder keuchte er meinen Namen. Sein Blick war glasig und bettelte stumm nach mehr. Ich würde ihm alles geben was er wollte.

Gierig hatte ich ihm die Shorts von den Beinen gerissen und streichelte andächtig über die Innenseite der Oberschenkel. Mein Körper zitterte vor freudiger Erwartung, alles an und in mir verlangte nach dem kleinen Vocal.

Ich fackelte nicht lange, sondern positionierte mich zwischen seinen Beinen und drang langsam und mit unglaublicher Behutsamkeit in ihn ein. Meine Augen öffneten sich, denn ich wollte sehen wie er bebte und sich mir bedingungslos hingab. Doch was ich sah, lies mich aufzischen, denn ich starrte direkt in Uruhas geschlossene Augen, während seine Lippen erregt meinen Namen formten.

Wir fünf gegen den Rest der Welt

So ihr Lieben ~ hier kommt nun das letzte Kapitel der Nudelauflauf - Story :D Aber keine Sorge es wird weitergehen ! Ihr könnt eure Taschentücher also ruhig wieder wegpacken ^^

Ich denke das ihr schon nächste Woche wieder voll in Reita's verrücktem Leben stehen werdet. Ich kann euch aber schon verraten, das es einige Neuerungen geben wird. Aber lasst euch überraschen :D

Nun viel Spaß beim Lesen <3

Eure Kira :3
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Der nächste Morgen kam schnell und eindruckslos. Ich war in meinem eigenen Bett aufgewacht. Wie ich dort hingekommen war wusste ich nicht mehr. Das einzige was ich wirklich bewusst wahrnahm, war das gemeine Zischen meines Gewissens das sich in meinen Kopf bohrte als wolle es diesen von innen heraus sprengen.

Hastig sprang ich auf und hüpfte unter die Dusche. Ich brauchte dringend eine Abkühlung und lies den gestrigen Abend Revue passieren. Ok, ich hatte mit Kouyou geschlafen, dabei hatte ich an Ruki gedacht und mich verdammt verausgabt in der Hoffnung er würde denken das es wegen ihm war. Dann war er friedlich in meinen Armen eingeschlummert und ich war nach Hause gegangen - das dürfte auch erklären wie ich nach Hause gekommen war.

Mit einem bitteren Lächeln schüttelte ich den Kopf und krallte mich in meinen nassen Haaren fest. Verdammt! Ich hatte mich doch tatsächlich in meinen besten Freund verliebt. Sowas dämliches konnte aber auch nur mir passieren. Wer braucht denn schon Fettnäpfchen? Ich springe gleich mit einem geübten Kopfsprung in die nächste Fritteuse.

Der Schulweg kam mir vor wie mein ganz persönlicher Gang zum Galgen und alle schienen mich anzustarren. Na prima, jetzt litt ich auch noch unter unkontrollierbarer Paranoia. Was sollte ich Kouyou sagen weshalb ich gestern einfach gegangen war? Wie würde Aoi reagieren wenn er davon erfuhr? Und Herr Gott nochmal was würde mein bester Freund dazu sagen, das ich gleich mit Kouyou in die Kiste gehüpft war?!

Zu viele Fragen und zu wenig Antworten. Ich musste mich wohl einfach meinem Schicksal stellen. Und als hätte ich es bereits geahnt: niemand wollte mit mir reden. Sowohl Aoi und Ruki, als auch Kouyou drehten sich demonstrativ zur Seite als ich den Klassenraum betrat. Ich sass also eingekesselt zwischen drei schmollenden Schönheiten, die allesamt einen gewaltigen Hass auf mich hatten. Aber eigentlich war es ziemlich unfair was sie da mit mir abzogen. Ich war doch alt genug um selbst zu entscheiden mit wem ich schlief und wann ich wieder verschwand. Kouyou hatte keine Bedingungen gestellt, es ging nur um Sex. Aoi hatte ich nie bestätigt das ich mit ihm zusammen war, wir hatten ja noch nicht einmal miteinander geschlafen. Und das Ruki sauer war, war noch unverständlicher, denn er hatte mir ja bei unserem Abschlussball so groß mitgeteilt das er kein Problem damit hatte, mit wem oder was ich ausging.

“Ok ihr 3. Damit eins klar ist. Wenn ihr diese ‘wir-ignorieren-Reita-bis-er-umfällt” Nummer durchziehen wollt, bitte. Dann lass mich aber aus der Kneifzange hier raus, dann setz ich mich zu jemandem der wieder mit mir redet.” platzte es wütend aus mir heraus und ich schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Erstaunt sahen mich die drei an, doch keiner wagte etwas zu sagen.

“Du bist ein Arsch Reita!”

Na endlich, eine Reaktion. Aoi war der erste der das Wort wieder ergriff, mich dabei aber wütend und mit bebenden Lippen ansah. In seinen Augen standen Tränen, doch trotz des Mitgefühls das ich für ihn empfand, blieb ich stark und starrte ausdruckslos zurück.

~ Klatsch! ~ und schon hatte ich mir eine Ohrfeige eingefangen. Ich rieb mir die schmerzende Wange und zischte leise um den Schmerz ein wenig einzudämmen - er hatte wirklich verdammt fest zugeschlagen.

Mittlerweile waren die Klassenattraktion geworden. Alles um uns herum wartete in gespannter Haltung darauf was nun passieren würde. Und sie wurden nicht enttäuscht. Auch Kouyou hatte sich erhoben, sah mich mit traurigen Augen an und schüttelte den Kopf.

“Ich war nur eine Nummer für dich, oder?” flüsterte er gerade so laut das ich es hören konnte. Es war ihm unangenehm, das konnte ich in seinen Augen sehen, als seine Hand bereits auf mich zugeflogen kam und mir ebenfalls eine schallende Ohrfeige verpasste. Ich hatte das Gefühl meine Wange würde gleich zerspringen, doch ich sagte nichts.

Meine Mitschüler zogen zischend die Luft ein und leises Getuschel drang an meine Ohren. Mit einem finsteren Blick brachte ich sie zum Schweigen als sich Ruki vor mir aufbaute und von unten her ansah.

“Möchtest du auch noch? Verdient hab ichs ja anscheinend.” ich schloss die Augen und machte mich auf den Schlag gefasst...

... doch nichts geschah. Verwundert öffnete ich die Augen und sah meinen besten Freund an. Er schien nicht die Absicht zu haben mir eine zu verpassen. Er fiel mir einfach nur um den Hals und schmiegte sich eng an mich. Völlig perplex sah ich ihn an, legte dann aber langsam meine Arme um ihn.

“Ru ... was.. ?”

“Halt einfach die Klappe du Arsch.”

Ich gehorchte und presste meine Lippen aufeinander. Womit hatte ich so einen Freund verdient? Ich hörte das Schluchzen einiger Mädchen und verdrehte theatralisch die Augen. Was dachten die denn was wir hier machen? Das war keine Hollywoodproduktion, es sei denn einer rief jetzt ganz dreist “cut” und klopfte uns auf die Schulter.

“Was ist denn hier los?” unser Mathelehrer war gerade hereingekommen und hatte ziemlich verdutzt geguckt, als er Ruki und mich so eng umschlugen dastehen sah.

“Auf eure Plätze! Aber alle!” fuhr er uns an und der Rest der Klasse beeilte sich so schnell wie möglich zu den Tischen zu spurten.

“Wir reden später.” flüsterte Ruki mir zu und lies sich dann auf seinen Platz sinken. Ich nickte ihm zu und sah nach vorn zur Tafel. Doch konzentrieren konnte ich mich nicht. Meine Wange brannte wie Feuer, denn die beiden hatten die Freundlichkeit besessen auf die gleiche Stelle zu schlagen. Ich legte mir eine Hand auf die Wange, zog einen kleinen Schmollmund und lies mich vom Geblubber aus Zahlen , Buchstaben und Zeichnungen berieseln. Das am Ende der Stunde ein Test folgte und ich nicht gerade mit Höchstleistungen glänzte lies mich schon irgendwie kalt, ich würde mein Fett schon noch weg bekommen - spätestens wenn meine Mum den Test in die Hand bekam.

Nach dem Ende der Stunde waren Kouyou und Aoi gemeinsam verschwunden ohne mich nur eines Blickes zu würdigen. Ich seufzte, schnappte mir meine Tasche und folgte Ruki nach draußen. Wir ließen uns unter unserem Pausenbaum nieder, breiteten unser Frühstück aus und lehnten uns an den dicken Stamm. Besser gesagt ich lehnte mich an den Stamm, denn Ruki bettete seinen Kopf auf meinem Schoß und sah hinauf in die Baumkrone.

“Also. Jetzt erzähl doch mal weshalb du Kouyou flachgelegt hast!”

Ich verdrehte theatralisch die Augen und fuhr mir durch die Haare. Mussten wir dieses Thema denn noch einmal anschneiden? Meine schmerzende Wange erinnerte mich doch genug daran das ich wieder einmal Scheiße gebaut hatte.

“Weil er verdammt gut aussieht und mich wollte. Deshalb.”

“Das sind aber ziemlich niedere Motive.”

“Gott Ru, jetzt komm mir nicht damit. Bist du jetzt mein Moralapostel?”

“Das nicht ... aber hättest du nicht warten können bis ihr euch ineinander verliebt habt?”

“Ich wollte aber nur Sex und keine Liebe.”

“Das ist doch mal ‘ne klare Ansage.”

“Eben.”

“Aber du weißt das du ihn und auch Aoi ziemlich verletzt hast.”

“Ich bin nicht mit Aoi zusammen, also soll er sich nicht so aufführen.”

“Reita ich sag dir wenn das jetzt immer so weiter geht nehm ich dich nicht mehr in Schutz.”

“Jaja, ich werd dich dran erinnern.”

Ich grinste leicht und hauchte meinem Freund einen Kuss auf die Stirn. Mir war bewusst das Aoi und Kouyou mir nicht sofort verzeihen würden, doch sie würden darüber hinweg kommen. Nun mussten wir uns auf unsere Zukunft konzentrieren. Eine Zukunft voller Erfahrungen, Entbehrungen, Schmerz und Liebe, Spaß und unvergesslichen Momenten. Gemeinsam würden wir alles überstehen. Nur wir 5 gegen den Rest der Welt!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (111)
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11...12]
/ 12

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  KyosGiftzwerg
2010-04-04T21:01:08+00:00 04.04.2010 23:01
ach ich liebe deine ff einfach^^
ich muss zugeben, dass ich sie jetzt schon öfter gelesen hab, nur ich konnte da leider nie ein kommi hinterlassen, weil ich da noch so nen schrott pc besessen hab der immer sofort abgekackt ist, wenn er mal etwas mehr zu tun hatte >.<
aber jetzt komm ich endlich mal dazu dir ein kommi zu schreiben^^

lg <3
Von:  Inan
2010-02-18T18:05:14+00:00 18.02.2010 19:05
Das ist ein open end,kann das sein?
Naja, solangs noch ne fortsetzung gibt, is ja alles gut...
So kann man das hier nämlich nicht stehen lassen!
Von:  Inan
2010-02-18T17:58:34+00:00 18.02.2010 18:58
Armer Uruha Oo
Wenn Reita das jetzt abbricht, weil er nicht Ruki ist, muss das doch irritierend für ihn sein Oo
Rei sollte echt aufhören, mit all seinen Freunden kleine Affären zu starten,
dass kann einfach nicht gut gehen..
tolliges chap wie immer~
Von:  Inan
2010-02-18T17:48:44+00:00 18.02.2010 18:48
Jap, Rei ist ein kleines bisschen dumm xD
Aber der renkt des schon wieder ein,
immerhin ist er REITA~ *__*
Naja xD
Bestimmt kommen die jetzt zusammen <33
Von:  Inan
2010-02-18T17:40:02+00:00 18.02.2010 18:40
Wie süüß~
Im hinterkopf hab ich immer die frage, ob da draus jetzt noch mehr wird, aber ich glaube, in dem moment ist das echt nicht sooo~ wichtig xD
Außerdem stand auf der Note freundschaft drauf, nicht liebe, also spricht das wohl für sich xD
echt schön :3
Von:  Inan
2010-02-18T17:20:30+00:00 18.02.2010 18:20
Jaaah~ *__*
Das ist so süß *-*
wenn die Beiden jetzt noch zusammenkommen und Yuu damit auch glücklich ist, ist alles gut xD
Von:  Inan
2010-02-18T17:13:30+00:00 18.02.2010 18:13
Haha der Typ ist cool
Der hat total den Durchblick xD
Generell seeehr cooles Kapi
gefällt mir
Von:  Inan
2010-02-18T17:04:52+00:00 18.02.2010 18:04
Ooooooh~
*rumhüpf und das ganze mal wieder wahnsinnig süß find xD*
Schön, dass die beiden sich wieder lieb haben :3
Von:  Inan
2010-02-18T16:56:00+00:00 18.02.2010 17:56
Wie scheiße Óo
Haben diese Arschkinder nix besseres zutun, als schwächere zu verhauen?
Und warum ist Rei so...najaaaa~
ääh~
naja nich nett eben? ._.
Tja, als die alle noch kinder waren, war eben alles einfach...
*träum xD*
Von:  Inan
2010-02-18T16:47:23+00:00 18.02.2010 17:47
Ist Rei mit Yuu zusammen?
Beste Freunde küssen sich nicht zärtlich den Hals Oo
Wie auch immer es um die Beiden steht, Ru tut mir auf jeden Fall leidt~



Zurück