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Black Lies

Teil 4
von

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Spinnennetz

Spinnennetz
 

Hallo meine lieben Leser ^-^,

lang, lang ist’s her ^//^. Aber nun kann ich euch endlich die Fortsetzung von „Erfrierendes Herz“ vorstellen! Tut mir leid das es nicht eher ging ^//^; aber das lässt meine Schule leider nicht zu >//<; Jetzt aber hoffe ich euch jeden Freitag mich einem neuen Kappi versorgen zu können. Bevor ich jetzt beginne will ich noch meinem Beta Leser Diracdet danken ^_^ der mir bei allerlei Rechtschreibproblemen hilft und viel Arbeit und Zeit in diese FF investiert Danke , *knuddel*! Und wie ihr in der Kapitelübersicht schon gesehen habt ist die liebe Leira für mein Cover verantwortlich! Ich finde es einfach umwerfend und dank ihr sehr dafür

*knuddel*.

Also dann … genug gelabert ^^,

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und hoffe sehr das euch meine neue Geschichte gefällt!

Alles liebe, eure Shelling Ford
 


 

Der graue Rauch seiner Zigarette legte sich, verblasste langsam.

Er kräuselte sich träge im Raum, ähnlich den kleinen Schneeflocken, die Tokio ein weiteres Mal mit einer Aufführung beehrten.

Still beobachteten seine kühlen blauen Augen, wie sie langsam zu Boden tanzten.
 

Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, spürte das kalte Leder unter seinen Fingern und blickte ruhig aus dem Fenster. Ein Lächeln verzog die schmalen Lippen, während er das dichte Schneegestöber beobachtete.

Lautlos, leicht und kalt breitete sich das weiße Leichentuch über Tokio aus.
 

Allein die bunte Weihnachtsbeleuchtung durchbrach das reine, scheinbar endlose Weiß. Durchzogen es mit gelben, teilweise auch rötlichen Flecken.
 

Weihnachten, das Fest der Liebe ...
 

Störrisch schüttelte er den Kopf, lächelte, ehe er einen erneuten Schluck trank. Es war nicht das wärmende Prickeln des Alkohols, das ihn schüttelte, es war das innere Lachen, welches er nur mit Mühe unterdrücken konnte.
 

Denn dieses Jahr trug der Weihnachtsmann Schwarz.
 

Moriarty hatte den aufgespürt, der immer mal wieder einen seiner sorgfältig gesponnen Fäden durchgeschnitten hatte.

Der emsige Detektiv, der versuchte, aus diesem Gewühl von Schnüren den einen Faden zu finden, der ihn zu ihm führte.
 

<Shinichi Kudo!>

Seine Augen glänzten, genüsslich rieb er sich die Hände.

Dieses Mal war die Spinne schneller gewesen.
 

<Ich bin dir einen Schritt voraus. Einen einzigen...

Conan Edogawa.>

Wohlwollend beobachtete er die rötliche Flüssigkeit in seinem Glas, hielt sie gegen das Licht.

Er hatte die Vibration an dem kleinen Faden gespürt, wusste nun, wo sich sein Gegner befand, konnte drauf reagieren, hatte Zeit und war im Vorteil.

Das Lächeln entblößte seine Zähne, weiß, sie verstärkten die Kälte in seinen Zügen.

<Nicht mehr lange, mein Kleiner... nicht mehr lange und du windest dich in meinem Netz!>
 

Die kleinen Härchen auf seinem Arm stellten sich auf, nicht etwas aus Angst, nicht aus Kälte. Nein.

Er freute sich!

Sein Lachen erfüllte den Raum, blieb in diesem jedoch stumpf, sackte zu Boden wie der eisige Schnee.
 

Erst ein lautes Klopfen unterbrach ihn.
 

"Ja!"
 

Schnell erkannte er, wer dort im Licht des Türrahmens stand, winkte ihn mit ruhiger Hand zu sich.

"Gin. Nur herein, nur herein."

Sicheren Schrittes gehorchte dieser seinem Befehl, trat ein, leistete einer Handbewegung folge, die ihn aufforderte sich zu setzen.
 

Die schweren Pranken des Bosses griffen nach einer kleinen Holzschatulle. Teures Teakholz mit edlen Verzierungen, das nichts weiter enthielt als seine Zigaretten.

Eine presste er zwischen die dünnen Lippen, die andere rollte er mit einer kurzen Handbewegung über die kalte Marmorplatte zu Gin.

Der nahm sie auf, gab erst seinem Boss, dann sich selbst Feuer.

Lange schwiegen sich die beiden Männer an, rauchten, blieben jedoch stumm.
 

Die halb geschlossenen Augen hatten es nicht nötig, Gin anzusehen, während er sprach.

„Habt ihr sie?“

Über das Gesicht des Jüngeren glitt ein Lächeln, das jedem anderen wohl das Blut in den Adern hätte gefrieren lassen.

„Ja.“ Sein Grinsen wurde breiter, bedrohlich glühte seine Zigarette auf.

„Sie ist gerade eben eingetroffen. Diesen verräterischen Gestank würde ich überall erkennen.“
 

Seine Fingerspitzen trommelten aneinander, die Lider waren nun gänzlich über die blauen Augen geglitten. Zurückgelehnt in seinen ledernen Sessel saß er da, Gin ihm gegenüber schluckte. Er hatte keine Reaktion erwartet, kein Lachen, nichts, dafür kannte er seinen Boss doch schon zu gut.

Nicht ein Zucken der Augen, nicht eine Bewegung des Mundes verriet, was in seinem Kopf nun vorging. In seinem Hirn tobte ein Feuerwerk, dessen Lichter nie nach außen drangen, sondern schon im Ansatz von der allgegenwärtigen Dunkelheit verschlungen wurden.
 

Umso gefährlicher erschienen die kalten Augen, als er sie wieder öffnete, umso bedrohlicher jetzt das schmale Lachen auf seinen Lippen, jetzt, nachdem sein Verstand die bisherigen Ergebnisse durchgegangen war, war eines ganz sicher, Holmes hatte nicht den Ansatz einer Chance!
 

Das kurze Kichern, das sich dem glatt rasierten Hals entlockte, wirkte bedrohlicher als sein Lachen, welches noch immer in Gins Ohren hallte.

Auch sein Mund verzog sich, entblößte die weißen Zähne.

Dieses stumpfe und geheimnisvolle Kichern bedeutete Überlegenheit!

Vernichtung... Tod!
 

Gin grinste, seine Augen wurden schmal, genüsslich drückte er seine Zigarette aus. Drehte und drückte den kleinen, glühenden Rest so lange, bis sämtliches Licht erloschen war.
 

„Du weißt, was du zu tun hast?“ Aufmerksam durchbohrten ihn die kalten Augen.

Gin hielt stand, schaute seinen Boss an, allerdings mit weit weniger Beständigkeit und auch das Lächeln auf seinen Lippen war nur schwach.

„Ja. Ja, ich denke schon!“ Lange begegneten sich ihre Blicke, die buschigen Augenbrauen über den kalten Augen hoben sich interessiert.
 

„Mhm...“ Wieder war sie da, die nachdenkliche Stille, die den Raum mit Anspannung füllte. Seine schweren Hände griffen eine Karaffe, deren Inhalt er langsam in ein Glas goss. Tropfen für Tropfen sammelte sich die rote Flüssigkeit in dem Kristall.

Den Schauer auf Gins Armen, sei es nun aus Angst oder Freude, registrierte er nicht, widmete sich noch immer seinem Getränk. Der blonde Mörder erschrak, fast krallte er die Fingernägel in den Sitz, als er ihn ansprach.
 

„Du weißt…, er ist nicht Holmes!?“ Gin nickte gehorsam, für ihn das Signal fort zu fahren. Geheimniskrämerisch fuhr er sich mit der Hand über den Mund, während er redete. Sprach mehr zu sich als zu seinem Gegenüber.
 

„Wir können Watson diesmal nicht gebrauchen…“

<Nein...> Die schmalen Lippen entblößten seine Zähne, sein Lächeln kam dem Fletschen eines Tieres gleich. Bereit zum Angriff.

„Wir nutzen das, was ihn von seinem Idol unterscheidet. Das, wessen Opfer er törichterweise geworden ist… dieser Träumer!“

Er lachte auf.

<Was kann man auch von einem Kind anderes erwarten…?>
 

Auch Gins Muskeln spannten sich an, er nickte, in seinen Augen blitzte ein amüsierter Funke auf. Er hatte verstanden.

Das Lockmittel war somit klar.

Die blauen Augen ruhten auf ihm, Gin merkte nicht, dass sein Arbeitgeber ihn beobachtete. Interessiert hob er die Brauen, als er das kleine Lächeln und die geballten Fäuste sah, unter deren Druck Gins Fingerknöchel weißlich schimmerten.

Er war wirklich einer seiner besten Männer… fast schon zu gut, mochte man meinen. Jemand, dem man Freiheiten lassen musste, um ihn im Zaun zu halten, kontrollieren zu können.

„Gin!“ Er lächelte, schaute in die abwartenden Augen.
 

„Viel Vergnügen!“
 

Er nickte, stand dann auf und senkte den Kopf abermals um eine Verbeugung anzudeuten. Der schwarze Mantel wehte in der Geschwindigkeit, in der er zur Tür schritt, doch als seine Hand die Klinke umfasste, ertönte die kalte Stimme erneut.
 

„Einen Gefallen noch…!“

Der fast schon väterliche Ton trieb Gins Pulsfrequenz hoch. Er drehte sich nicht um, öffnete nur die Tür und blieb darin stehen. Er spürte, wie sich die blauen Augen ihn rücklings durchbohrten.
 

„Keine Fehler mehr!“
 

Gins Mund wurde mit einem Mal trocken, das zischende Geräusch seiner Atmung und ein stummes Nicken waren das Letzte, das der Boss sah, ehe er aus der Tür verschwand.
 

Seine Augen gruben sich in die geschlossene Tür, belächelten ihn leicht.

< Mein lieber Gin… du weißt doch! Vertrauen ist gut, aber Kontrolle ist besser!> Er stand auf, reckte sich stöhnend, schnappte sich sein Glas und stellte sich ans Fenster.
 

Die weißlichen Strahlen des Mondes kämpften sich nur schwerfällig durch die dicken Wolken. Still nahm er einen Schluck, ließ seinen Blick erneut zum Himmel gleiten, lächelte, als er das Motorengeräusch des alten Porsche hörte.

<Mal sehen… ob nicht auch der Wolf das Silber anlocken kann.>
 

Fast automatisch schwenkte seine Hand das Glas. Kreisrunde, ruhige Bewegungen, die die rote Flüssigkeit zum Rauschen brachten, schwangen durch das fade Licht.

<Ich hole mir nur zurück, was mir gehört, Mr. Holmes. Allerdings hätte ich nicht erwartet, dass du es mir so leicht machst… mein Kleiner.>

Er seufzte fast schon mitleidig.

<Du hättest besser auf dein Vorbild hören sollen… Du hättest auf ihn hören sollen, Shinichi Kudo.>

Er lachte auf.

< Liebe… sie richtet immer wieder aufs neue Schaden an… nicht wahr? Sharon?>
 

Er schüttelte mit einem bedauernden Lächeln den Kopf, sein Blick glitt über den Schnee, verfolgte die tanzenden Schneeflocken, bis sie zu Boden gefallen waren. Dort starr, regungslos… tot liegen blieben.
 

<Auf bald, Mister Holmes…

Auf bald…>

Keine Lüge... ohne Wahrheit

Keine Lüge... ohne Wahrheit
 

Hallo ^.^

Einen wunderschönen guten Tag alle miteinander ^__~

Bevor ich jetzt zum ersten Kapitel komme geht ein ganz ganz großes Dankeschöön an euch Leser ^///^ Ich freu mich wirklich sehr über die Kommis und die Fafos *freu* vielen vielen Daaank!

Ach ja! Was ich noch sagen wollte, wenn jemand über eine ENS informiert werden möchte dann sagt mir nur kurz bescheid ;D

Ansonsten wünsch ich euch viel Spaß beim Lesen ^.~

Ganz liebe Grüße,

Shelling Ford
 


 

Unruhig benetze sie sich die zitternden Lippen, zog ihren Schal ein Stückchen höher und schlang die Arme schützend um sich. Sie genoss die Wärme des kuschligen Stoffes an ihrer Haut, ein inneres Zittern begleitete einen angenehmen Schauer, der ihr über den Rücken lief.

<Endlich...> Erleichtert nahm sie einen tiefen Atemzug der frischen Luft.

Sie spürte die währenden Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht.

Genoss die kalte Winterluft.
 

Genoss es.... endlich wieder frei zu sein.
 

Das wärmende Licht der Sonne war nicht mit den faden, gelblichen Strahlen der kleinen Lampe vergleichbar, welche bis gestern Abend lange ihre einzige Lichtquelle gewesen war.

Bewegung, frische Luft... Freiheit waren es, die sie in der letzten Woche schmerzlich vermisst hatte.

Ran schloss die Augen, schluckte und versuchte die Bilder der vergangenen Tage aus ihrem Gedächtnis zu verbannen.
 

<Ruhig jetzt...> Erneut atmete sie ein, brachte das Zittern ihrer Lunge zur Ruhe.

Ihr behandschuhter Finger drückte zum wiederholten Male auf den runden Klingelknopf der Villa Kudo.

<Wo sind die denn alle?> Von drinnen war nichts zu hören. Sie seufzte, drückte erneut.

Nichts.

Ihr Blick huschte über den eingravierten Namen unter der Hausnummer, der glänzende Metallbeschlag spiegelte ihr ihre von Besorgnis sprechenden blauen Augen entgegen.
 

"Shinichi." Still zitternd kniff sie die Lippen aufeinander.

Natürlich hatte ihr Vater drauf bestanden, dass sie mit ihm nach hause ging.

Als sie Shinichi daraufhin mit fragendem Blick ansah, hatte dieser ihr nur mit einem müden Kopfschütteln geantwortet und war mit Heiji und Kazuha nach hause gegangen. An Präsenz Shinichi Kudos.... Conans hatte es im Hause Mori an diesem Abend jedoch nicht gemangelt.
 

Ran schluckte, schaute bekümmert zur Seite.
 


 

Sie hatte sich auf ihr Zuhause gefreut, ihr Zimmer... ihr Bett.

Als sie jedoch die Tür zu ihrem kleinen Reich geöffnet hatte, blieb sie wie angewurzelt stehen.

Ran hatte den kleinen Lichtschalter noch nicht umgelegt, nur die seichten Mondstrahlen waren es, die den Raum erhellten und die kleinen Glassplitter zum Leuchten brachten.

Unzählige.

Unzählige feine, leuchtende Glasstückchen waren auf ihrem Boden verstreut gewesen und in mitten dieses Scherbenhaufens lag seine Brille.

Entsetzt schlug sie sich die Hand vor den Mund.

Durch deren zerborstene Gläser schimmerte das Licht nur noch brüchig hindurch.
 

Ein kleines Wimmern entkam ihrer Kehle, ihre Augen fingen an zu brennen.

Seine kalten Augen... der leere Blick Shinichis... und nun die zerbrochene Brille des Grundschülers.

<Es tut mir so Leid.... Shinichi... es... ich... verzeih mir, Conan!> Ihr kleiner Schluchzer hatte die Aufmerksamkeit ihres Vaters erregt.

“Mause-?” Doch er brach ab, als er sie sah... sie und das... was seit der letzten Woche noch von dem Grundschüler übrig geblieben war.
 

“Ran.” Leisen Schrittes stellte er sich neben seine Tochter, schlug seinen rechten Arm um sie, drückte sie sanft an sich. Als sie die Nähe ihres Vaters spürte, konnte sie ihre Tränen nicht länger zurückhalten. Leise schniefend wandte sie sich zu ihm um, vergrub das Gesicht in seinem Hemd. Der Stoff spannte sich als sie ihre Finger in ihn krallte.

Kogoro schluckte, streichelte seiner Tochter beruhigend über den Rücken.

Er hatte die Scherben weg räumen wollen, doch in all der Aufregung hatte er es vergessen.

Einfach vergessen.

Sein Blick wanderte zu den zersprungenen Gläsern seiner Brille, seufzend verzog er das Gesicht.

<Kleben kann man die nicht mehr...> Doch Ran bebte erneut in seinen Armen, dem strengen Blick Kogoros mischte sich Reue und Mitleid bei.

<Das nicht... aber... vielleicht... vielleicht etwas anderes.>

"Ach Ran..." Sanft drückte er sie an sich.
 

Doch eine neue Regung seiner Tochter brachte ihn aus seinen Gedanken.

Sie hatte ihm die Hände auf die Schultern gelegt, sich leicht von ihm weg gedrückt und schaute nun aus Tränen getränkten Augen zu ihm hinauf. Unwillkürlich schluckte er, befürchtete sie könnte das schlechte Gewissen in ihm erkennen.

Doch es blieb bei diesem stummen Blick.

Ein Blick, der mehr Schmerz und Angst ausdrückte als Kogoro je in den Augen seiner Tochter hätte sehen wollen.

Leise seufzend schmiegte sie ihren Kopf seitlich an ihn.

“Was... was... ist passiert?” Ihre Stimme wirkte müde und schwach. Kogoro schaute zu ihr herunter, ihre Haare kitzelten sein Kinn. Ihrem bekümmerten Blick zum Trotz schüttelte er nur langsam mit dem Kopf.
 

“Morgen, Ran... Morgen.” Er drückte sie von sich, hielt sie jedoch weiter fest, schaute seine Tochter mit einem schwachen Lächeln an.

“Du solltest jetzt schlafen, Mausebein!” Sie sah ihn mit großen Augen an, nickte jedoch geschlagen.

Langsam ging er aus ihrem Zimmer, die kleinen Scherben vorher noch ordentlich aufgefegt, schloss Kogoro nun lautlos die Tür. Schwermütig ließ er sich gegen ihre Tür sinken, fixierte bedrückt die Decke.

<Was hast du da nur angestellt... Kudo?>

Er seufzte, fuhr sich über die zusammengekniffenen Augen.

<In was hast du dich da rein geritten... in was hast du sie mit hinein gezogen... Conan?>

Kogoro schluckte, schlich bedrückt in sein Zimmer.
 

Als Ran am nächsten Morgen aufwachte, erwartete ihr Vater sie schon mit einem Kaffee, gemeinsam hatten sie sich an den kleinen Wohnzimmertisch gesetzt...

Lange... lange hatte es gedauert, bis Kogoro endlich das Wort ergriff. Während er sprach war sein Blick krampfhaft in seine Kaffeetasse gerichtet, er schaute sie nicht an, befürchtete, seine Erzählung nicht fortführen zu können, wenn er in ihre Augen sah.

Und so war es auch...

Denn als er ihr erzählte, ihr sagte, wie er mit Shinichi umging, welche Vorwürfe er dem Kleinen gemacht hatte, dass er es war, der ihm in seiner blinden Wut etwas von Rache und Vergeltung eingeredet hatte... konnte er nicht anders... er musste wissen, was sie nun über ihn dachte! Was sein Mausebein nun von dem Mann hielt, der vor Kummer und Schmerz keinen Sinn mehr für das Leiden anderer gehabt hatte...

"Ich... ich hab es nicht gesehen, Ran. Ich war so wütend... so wütend.

Ich hab es... einfach nicht gesehen..." Müde schüttelte der Vater den Kopf... kniff die Augen zusammen, schaute dann aber vorsichtig zu ihr hinüber.
 

Sie hatte sich nicht gerührt, knetete die Kaffeetasse zwischen ihren Fingern.

Sie war kalt... sie hatte ihren Kaffee nicht angerührt, brachte einfach keinen Schluck runter.

Kogoro sah sie besorgt an, biss sich schuldbewusst auf die Unterlippe.

"Ran, ich... Shinichi... er, er war einfach nicht mehr er selbst... Conan... er, er gab sich die Schuld."

Mürrisch ließ der Detektiv ein kleines Grummeln von sich hören, rieb sich den Nacken und fuhr sich fahrig durchs Haar.

"Ich geb's ja nicht gern zu, aber der Knirps hat dich wirklich wie verrückt gesucht."

Sie schluckte, nickte kurz, das hatte ihr auch Kazuha schon gesagt.

"Ran... Mausebein..." Er griff über den Tisch, legte seine Hände auf die ihren.

"Wir... wir dachten alle du seist tot." Er schluckte... konnte sich kaum fassen.

"Er... " Sein Mund wurde trocken, verzweifelt rang Kogoro um Worte.

"Der Mord..." Ran zuckte kurz zusammen.

<Dir bleibt auch nichts erspart, Shinichi...>

Der Detektiv räusperte sich, benetzte sich kurz die Lippen.

"Er war kalt, Ran... er wollte... Conan hat versucht, einfach all seine Gefühle auszuschalten." Ihn fröstelte es als er an die leeren Augen des Grundschülers dachte.
 

Traurig fixierte ihr Vater die Maserung des Tisches.

"Vielleicht... vielleicht hab ich es deswegen nicht gesehen. Er ist in seinen Schuldgefühlen ertrunken, Ran. Und... nun... unrecht hat er nicht! Wenn... wenn er... wenn diese Organisation nicht wäre, mit der sich dieser Schmalspurdetektiv angelegt hätte... wenn er es dir doch bloß nicht gesagt hätte! Dann... dann..."

Er zog seine Hand zurück, ballte sie zur Faust.

"Nein!" Ihre Stimme ließ ihn aufblicken, sie sah ihn streng an, noch immer glänzten Tränen in ihren Augenwinkeln.

"Nein... Paps, du irrst... du irrst dich! Er... Conan hat es mir nicht freiwillig erzählt." Sie schluckte, presste ihre Finger enger um ihre Tasse, die Haut über ihren Knochen trat weißlich hervor.

"Es war alles geplant... sie..." Ran schaute auf.

"Vermouth hatte es damals geplant... sie... sie hat... sie hat..."

Sie schnappte nach Luft, kniff die Augen fest zusammen.

Sie konnte es nicht erzählen, wollte nicht dran denken, seine Schreie nicht wieder hören... sie konnte es ihm nicht sagen...

<Um deinet Willen... Shinichi...>

"Sie... sie hatte mich damals schon entführt... mich, Heiji und Kazuha... sie... sie hat es provoziert... ihn zu... zu enttarnen, als er mich gerettet hat... er hat mich gerettet..."

Ihre Stimme wurde leiser, erneut kullerten Tränen über ihre Wange.
 

"Er hasst es, Paps... er hat es immer gehasst... lügen.

Shinichi verabscheut es... und doch hat er es getan..." Trotzig wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht.

"Er hat es getan... dieser kleine Dummkopf. Er wollte uns schützen, Paps." Sie biss sich auf die Unterlippe, schaute ihren Vater ernst an.

"Er irrt sich, Paps... dieses eine Mal..." Sie wisperte es nur, selbst Kogoro, der ihr gegenüber saß, hatte Schwierigkeiten sie zu verstehen.

"Dieses eine Mal irrt sich Shinichi! Man kann eine Lüge nicht benutzen... man kann nichts auf etwas aufbauen, das nicht vorhanden ist. Das... das kann nicht funktionieren!

Wahrheit ist das Fundament von... von Freundschaft... von..."

Sie schluckte, kniff die Lippen eng zusammen...

"Man kann nichts auf einer Lüge aufbauen, nichts auf einem Geheimnis... es... sonst ist es einfach nicht echt... es ist nicht echt..."

Sie wandte den Blick von ihm ab, konnte ihm nicht länger Stand halten.

Aber auch Kogoro blieb sein Schluck Kaffee fast im Halse stecken.

Traurig schaute er seine Tochter an, schluckte, betrachtete erst das kleine Schmuckstück an seinem Ringfinger.
 

"Ran..." Kogoro wollte sie trösten... schaute dann aber beschämt zur Seite... er hatte dem Kleinen wirklich unrecht getan.

Ein erneutes Schluchzen seiner Tochter ließ ihn dann jedoch reagieren, er musste ihr einfach helfen... irgendwie.

"Mausebein... denk doch mal nach... er... er wollte dich schützen... er hat dich gerettet, aber damals... auf dem Schiff! Da... da warst du es doch, die den Kleinen heil nach oben gebracht hat!"

Seine Tochter schaute ihn lange an, schüttelte dann aber bestimmt den Kopf.

"Nein... nein... nicht ich habe ihn gerettet... sondern er mich...

Er mich. Wie schon so viele... so unzählig viele Male zuvor, wie dieses Mal auch..." Wieder sammelten sich Tränen in ihren blauen Augen.

"Er bringt sich jedes Mal in... in große Gefahr..." Sie kniff die Augen zusammen, schüttelte verständnislos den Kopf.

"Wieso?" Ihre Frage war flehend, bittend, ihre klare Stimme brachte auch Kogoro zum Schlucken.

Er kannte die Antwort.

<A... aber das... das muss er dir selbst sagen, Mausebein.>

"Wieso... ich... ich will es endlich wissen... wieso verdammt noch mal tut er das?" Sie war aufgestanden... war einfach nur wütend.

Wütend auf ihn?

Auch auf sich... weil sie die Antwort zu kennen glaubte?

Oder auf das Schicksal, das ihr diese Antwort weiter enthielt...
 

Lange, tiefe Atemzüge brachten sie wieder zur Ruhe... kurz sah sie zu ihrem Vater, wurde dann aber rot und sah beschämt zur Seite...

"Ich... ich muss es wissen..." Langsam drehte sie sich um, holte ihre Winterjacke vom Haken. Verunsichert stand Kogoro auf.

"Ran? Ran was hast du vor ?"

"Ich geh zu ihm... ich..."

<Ich muss... schließlich ist das alles meine Schuld...>

"Nein! Ran... du wirst jetzt nicht durch diese Kälte laufen! Du wirst noch krank... du gehst jetzt nicht zu ihm... nicht allein!"

<Allein... mit ihm!>

"Nichts da!"

Er redete sich in Rage, merkte noch, wie sie ihm einen zärtlichen Kuss auf die Wange drückte.

"Heiji und Kazuha sind ja auch noch da."

"Na das beruhigt mich jetzt auch ungemein..." Murrend verschränkte er die Arme vor der Brust, schaute sie beleidigt an, wollte sie aufhalten als sie in der schon geöffneten Tür stand.

"Ran, du gehst nicht zu-!"

"Bis später Paps." Mit einem schnellen Lächeln verschwand sie im Flur.

"...ihm. Ran!" Doch sie war schon außer Hörweite... wollte ihn nicht mehr hören, ignorierte ihn... das wusste Kogoro.
 

Murrend ließ sich der Detektiv auf seinem Sofa nieder.

"Dieses Kind..."

<Unser Kind...> Lange betrachtete er den Ring an seinem Finger... drehte ihn, beobachtete grübelnd die kleinen Reflektionen im Licht.

<Sie hat recht...> Er schluckte, griff seufzend zum Telefon.

Tippte die Nummer ein und wartete... das regelmäßige Tuten ließ ihm einen Schweißtropfen über die Stirn laufen.

"Nun geh schon ran ..." Dann endlich horchte er auf.
 

"Ja, hier Kisaki, Hallo?”

Er schwieg, sein Mund wurde trocken..

“Hallo?” Verlegen rieb er sich den Nacken, zog die Luft scharf ein.

“Hallo Eri... ich bin's... wir... wir müssen reden.”
 


 


 

Ran fröstelte, nun wusste sie es... er hatte es ihr wie versprochen erzählt.

Alles. Ein Klos bildete sich in ihrem Hals, sie kniff die Augen zusammen, versuchte die Übelkeit abzuschütteln, doch es gelang ihr nicht.

<Ach Shinichi...> Bekümmert blickte sie zur Tür, klingelte erneut.

Wartete... betätigte dann den kleinen Knopf wieder und wieder.

“Wo bist du, Shinichi?” Ihr schwaches Flüstern verlor sich im Wind, blieb wie es schien aber nicht ungehört.
 

“Wenn du Dornröschen suchst, der pennt bestimmt noch bickel fest!

Den bekomst‘e so nich wach... vergiss es! ”

Erschrocken drehte sich Ran um.

“Heiji? Kazuha? Was macht ihr hier?”

“Wir haben Kaffee besorgt, bei Kudo gib’s zurzeit nicht wirklich was zu holen.”

<Selbst die Kaffeemaschine is verstaubt! Aber die Grundreinigung kannste mal schön selbst machen, mein Freund!> Während Heiji sie breit angrinste, bildeten sich erneut Sorgenfalten auf dem Gesicht seiner Freundin.

“Ran. Du solltest dich aber wirklich noch ausruhen!” Die Angesprochene lächelte besänftigend.

“Mir geht es gut, Kazuha, keine Angst. Ich habe einfach einen kleinen Spaziergang gebraucht... und... außerdem... also... ich...” Vor sich hin stammelnd und mit einem nicht zu verkennenden Rot auf ihren Wangen richtete sie ihren Blick erneut zu seiner Tür.

Mit einem breiten Grinsen zog Heiji den Schlüssel aus seiner Tasche.

<Ja ja... es gibt eben doch nur ein Mittel um Dornröschen zu wecken.>

“Verstehe...”

Klimpernd hielt er ihn Ran entgegen, diese wurde rot, schaute Heiji kurz unschlüssig an, schnappte sich ihn dann aber.
 

Erleichtert hörte sie, wie das Schloss klickte und ihnen endlich Einlass gewährte.

Unsicher glitt ihr Blick die Treppe hinauf, ihr roter Teint verstärkte sich.

"Shinichi?" Keine Antwort. Sie schluckte, jetzt wurde es ernst.

<Das geht nicht... ich kann doch nicht einfach...> Nervös zupfte sie sich ihre Handschuhe von den Fingern.

“Hm?“ Heiji, der an Ran vorbei trat, schaute sie erst fangend an, ehe sich ein wohl wissendes Lächeln auf seinen Lippen wieder fand. Während er den Reißverschluss seiner Jacke öffnete, räusperte er sich, bemühte sich um einen genervten Ton in seiner Stimme.

“Ran, tu mir nen Gefallen und schmeiß den kleinen Schnarchsack mal aus den Federn. Ich hab ihm schließlich nicht nen Kaffee mitgebracht, damit der jetzt kalt wird!” Leise grummeld hing der Detektiv des Westens seine Jacke an den Hacken.
 

Die Angesprochene erschrak, sah ihn überrascht an. Es dauerte eine Weile, bis sie zögerlich nickte, ihm die Jacke in die Hände drückte und in Richtung Treppe verschwand.

<Na bitte...> Lächelnd verfolgte er, wie sie die Stufen erklomm und schüttelte milde den Kopf.
 

Der Holzboden knarrte unter ihren Füßen, so sehr sie sich auch bemühte, sie konnte den unangenehmen Ton nicht vermeiden.

Seltsam, dabei wurde sie hoch geschickt, um ihn zu wecken... war in diesem Moment aber bemüht es nicht zu tun. Ran holte kurz Luft, lächelte matt, tat ihren nächsten Schritt... nicht weniger verkrampft.

Vor seiner Zimmertür hielt sie kurz inne.

Sie war schon lange nicht mehr hier gewesen, sehr lange... nicht nur die vergangenen zwei Jahre... schon zuvor war es nicht Brauch gewesen, dass der eine den anderen in seinem Reich aufsuchte.

Sie waren schließlich nur Freunde...

<Nur Freunde...> Ran schluckte, nahm die Klinke unsicher in die Hand.

"Shinichi?" Sie schaute fragend zur Tür. Wartete... vergebens.

"Shinichi?" Ihre Stimme wurde leiser als sie fragend eintrat.
 

Doch sie stockte, noch ehe sie die Schwelle seines Zimmers überquert hatte. Die morgendlichen Sonnenstrahlen schienen in seichtem Licht durch sein Fenster, die so entstehende, angenehm warme Atmosphäre mischte sich mit seinem Duft.

Nur schwach... aber er war da.

Ein leichter Rot-Ton zierte ihre Wangen.

<Es ist wie damals...> Beim Frühlingsfest... im Restaurant und auf dem Schiff... die Geborgenheit, die Nähe und Wärme, die er sie spüren ließ. Die sie spürte... einfach fühlte.

War es ein Parfum? Dieser schwache Duft... der sich schon leicht mit dem grauen Staub zu vermischen drohte... der ihr diesen sanften Rotschimmer auf die Wangen malte?

<Das ist mir früher nie aufgefallen...> Sie lächelte verlegen, strich sich eine ihrer braunen Haarsträhnen zurück und sah sich weiter um.
 

Nichts hatte sich verändert.

Sie kicherte, schüttelte kurz den Kopf... noch immer hatten seine geliebten Krimis einen Stammplatz in seinem Bücherregal.

<Mein kleiner Krimispinner...> Suchend sah sie sich nach ihm um.

Denn eines hatte sich geändert, eine Komponente stimmte nicht mehr... passte nicht mehr in das harmonische Konzept... nicht mehr in das Zimmer des Oberschülers.
 

Er selbst.

Shinichi. Langsam ging sie auf ihn zu, beobachtete den kleinen Conan, schlafend in seinem Bett.

Sie zitterte kurz, ließ den kleinen Schauer über sich ergehen, der ihr den Rücken runter lief.

<Shinichi...> Sie wollte sich zu ihm runter beugen, hatte die Hand schon ausgestreckt um ihn zu wecken, zog sie dann jedoch fast schon erschrocken zurück.

Ein kleines Lächeln bildete sich auf ihren Lippen, während sie zu ihm herunter blickte.
 

Er lag auf dem Rücken, die Bettdecke halb von sich gestrampelt.

Die kleinen Finger seiner Hand ruhten an seiner Schläfe, während die andere auf der Decke lag.

Ran zierte wieder ein kleiner Rotschimmer, während sie seinem ruhigen Atem lauschte.

<Niedlich ist er ja schon...>

Behutsam ging sie auf ihn zu, war versucht dem niedlichen kleinen Jungen eine Haarsträhne aus der Stirn zu streifen, hielt dann jedoch unsanft inne.

"Was gibt's denn hier zu grinsen?" Erschrocken machte sie zwei Schritte zurück und wurde ertappt rot.

"Du... du bist wach?!" Der Schlaf in seinen Augen hinderte ihn nicht daran genervt drein zu schauen.

“Was denn sonst?” Murrend vergrub er sich in seinem Kissen.

Er hatte es so genossen... endlich... endlich wieder zu schlafen... in dem Wissen... dem Wissen, dass er sie wieder hatte!

Unter einem kleinen Gähnen strecke er sich, grummelte leise vor sich hin.

<Du bist viel zu früh dran...> Genervt schaute er in ihr fragendes Gesicht, richtete sich langsam auf.

"Na was denkst denn du... du warst schließlich nicht zu überhören." Doch sein so oft verwandtes Talent versagte ihm den Dienst, er wurde rot, schaute sie kurz mit seinen großen, kindlichen Augen an.

<Ich hab dich gehört... wahrgenommen... einfach gespürt. Gespürt, Ran.> Er schluckte, merkte wie rot er wurde... blickte daraufhin zurück auf seine Decke, schüttelte energisch mit dem Kopf.

<Ich darf nicht...> Er zog die Luft scharf ein, verkrampfte die kleinen Hände in seiner Decke.
 

Ran biss sich auf die Unterlippe... das beschämte Schweigen zwischen ihm und ihr war für sie nicht zu ertragen. Nervös zernagte sie sich die Lippe, sah die tiefen Ringe unter seinen Augen... und schämte sich.

"Es tut mir Leid."

"Ach was, schon gut, ich- Hm?" Er war gerade dabei gewesen, sich widerwillig aus seiner warmen Bettdecke zu befreien, wollte ihr genervt widersprechen, hielt jedoch inne als er zu ihr auf sah.

In ihrem Gesicht... ihren Augen...

Tränen.

“A-Aber?”

"Es tut mir so Leid, Shinichi..." Der Angesprochene hatte sich bis zur Bettkante vorgearbeitet, schaute nun überrascht zu ihr auf.

"Ran?" Sie lächelte matt, behielt aber das feuchte Glitzern in ihren Augen und beugte sich langsam zu ihm hinunter.

Lange schaute er in ihre Augen... die nun endlich wieder mit ihm auf gleicher Höhe waren.
 

Conan schluckte, schaute sie noch immer fragend an. Seine Fingernägel fest in den Stoff seiner Matratze eingegraben. Im Gegensatz zu seinen Wangen kroch langsam Kälte an seinen in der Luft baumelnden Beinen hoch.

<Das Ganze kommt mir viel zu bekannt vor.> Er schluckte, versuchte das bittere Erlebnis zu verdrängen.

Doch der vergangene Abend steckte auch dem Grundschüler noch in den Knochen.

Er seufzte, schaute sie ernst an.

In seinen Fingerspitzen kribbelte es.

Wie gerne hätte er ihre Tränen nun getrocknet. Es fiel ihm viel zu schwer, den Drang zu unterdrücken, ihr die Tränen sanft von der Wange zu wischen. Viel zu schwer, diese zärtliche Geste zu unterdrücken. Viel zu schwer...

Shinichi hätte Ran nun getröstet.

Conan hätte sie schon längst aufgemuntert!

<Aber... was... was soll ich jetzt nur tun?>

Er seufzte, irgendwas... musste er tun...
 

"Du... du kannst nichts dafür, Ran." Er schaute sie ernst und bestimmt an, sein Blick duldete keine Widerrede und doch widersprach sie ihm.

“Doch... doch, Shinichi! Ich... ich hätte besser aufpassen müssen... ich- hm?” Sie stockte, ihre Tränen stoppten, erschrocken sah sie ihn an. Sein Zeigefinger lag auf ihren Lippen, brachte sie zum Schweigen.

Bedauert schüttelte er den Kopf.

“Du kannst nichts dafür, Ran!” Langsam nahm er seine Hand zurück, schaute verlegen zur Seite.

“Ich hab nicht gut genug auf dich aufgepasst! Ich bin selbst schuld...” Ein bedauerndes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.

“Ich hätte besser auf dich aufpassen sollen, dann wäre das alles nicht passiert.” Er erschrak, schaute sie fragend an.

“Wie geht’s deinem Knöchel?”
 

Sie richtete sich erschrocken auf, wurde rot.

“G-Gut!” Sie atmete tief ein, war nur zu froh, dass es so kalt war und er somit keine Chance hatte den Blauen Fleck an ihrem Bein zu sehen.

Kreisrund hatte sich der Abdruck der Handschelle um ihren Knöchel gelegt... fast hatte man den Eindruck, sie wäre noch immer gefangen, etwas hielt sie noch immer davon ab, zu dem zu kommen... dem ihr Herz gehörte.
 

Conan unterdrückte einen skeptischen Blick, hüpfte mit einem kleinen Lächeln vom Bett.

“Es muss dir nicht Leid tun, Ran.

Ich bin selbst Schuld... und ich werde nicht noch einmal zulassen, dass man dir weh tut... wenn ich kann, werde ich alles tun um es zu verhindern!” Seine Schultern strafften sich, ein seltsames Bild... des müden Kriegers im Pyjama... der sich schon wieder auf einen neuen Kampf vorbereitete.

“Aber...”

Sie sah ihn bedrückt an, wusste nicht, ob sie sich wirklich über seinen Kampfgeist... über das Glänzen in seinen Augen freuen sollte.

Es machte ihr Angst.

“Hm?” Fragend sah er zu ihr auf. Die großen, fragenden Augen des Kindes, nicht die Shinichis waren es, die sie besorgt ansahen.
 

Sie schaute ihn lange an...

Sah die schweren Ringe unter seinen Augen.

<Warum?>

Sein besorgtes Gesicht.

<Warum?>

Der Kampfgeist... die Bereitschaft, alles zu tun um sie zu schützen.

<Warum? Warum, warum, warum, warum ...?>

Sie kniff die Augen zusammen drehte den Kopf zur Seite.
 

“Ran?”

Er war einige Schritte auf sie zu gegangen, sah nun fragend zu ihr hoch.

<Was ist los mit dir?>

Sie erschrak... schaute flehend zu ihm runter...

"Conan..." Der Angesprochene schluckte, hörte diesen Namen nicht gerne.

"Ran... was... was ist los?!"

Die Angesprochene sammelte sich jedoch allmählich, schenkte dem Grundschüler ein Lächeln.

"Es... es ist nichts, Shinichi... nun mach... Heiji wird ungeduldig."

"A-Aber Ran..." Doch sie war schon aus der Tür verschwunden, hatte diese leise hinter sich geschlossen.

<Du lügst doch..., Ran.> Fragend schaute er ihr hinterher.
 

Stumm streifte sich Conan seinen Schlafanzug über den Kopf.

<Kein aber, Ran...> Der Grundschüler schaute bitter zur Tür.

Er wusste, was in ihrem Kopf vor ging... hatte die Angst in ihren Augen gesehen.
 

<Du kennst die Antwort, Ran... deswegen lügst du... du kennst die Wahrheit...>

"Verdammt!" Er ließ sich rücklings gegen seinen Kleiderschrank fallen, presste die Hand gegen seine Stirn und kniff wütend die Zähne aufeinander.

Er hatte die Qual in ihren Augen gesehen...

"So kann das nicht weiter gehen... das muss ein Ende haben!"

Er schluckte, fing an, nach einem Pulli zu kramen...

<...nur welches?>
 


 

"Hatschiee!" Das laute Niesen kündigte den Grundschüler an.

"Na sieh mal einer an, hat sich der werte Herr doch noch aus dem Bett bemüht?" Sie standen im Flur, alle in dicke Jacken gehüllt, als Conan die Treppe runter schritt. Dieser hatte nichts weiter als ein kleines Grummeln für seinen Freund aus Osaka übrig, zog beleidigt die Nase hoch.

"Gut Ding will Weile haben... das solltest du doch wissen, Hattori!"

Dem frechen, breiten Grinsen des Grundschülers antwortete Heiji nur mit einem entschuldigenden Seitenblick zu seiner Freundin.

"Ha ha... sehr witzig!"

"Jap... Aber sag mal, wo wollt ihr... wo wollen wir denn hin?"

Das breite Grinsen war einem fragenden Blick gewichen.
 

Heiji zog die Augenbraue hoch, beugte sich zu ihm hinunter.

"Ich weiß ja net, ob du es diese Woche ganz verlernt hast, Kudo... aber normale Leute frühstücken Morgens. Und duuu..."

Er verzog das Gesicht, piekste dem Grundschüler mit dem Zeigefinger in den Bauch... der daraufhin nur noch lauter zu grummeln begann.

"...hast es bitter nötig, mein Lieber!"

Shinichi wurde rot, lächelte entschuldigend und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

"Ein bisschen was könnte nicht schaden, he he... da hast du wohl recht.

Aber zu dem Professor sind es doch nur ein paar Meter, da müssen wir uns doch nicht so dick einpacken?!"
 

"Das musst du grad sagen!" Heiji zog eine Packung Taschentücher aus seiner Jacke, reichte Shinichi eines.

"Hier, du Bazillenschleuder! Und nun mach, ne Jacke ist nötig!

Der Professor ist, wie's scheint, nicht da und-"

"Und ich dachte, wir gehen nach Hause... und essen da!" Ran hatte ihn unterbrochen, schaute Shinichi entschuldigend an.
 

Der stopfte das Taschentuch leise grummelnd in seine Jackentasche.

"Na das ist ja eine tolle Alternative..."

<Danke Professor...Sie treiben sich sonst wo rum und ich werde in die Höhle des Löwen geschickt>
 

Leise schniefend zog er sich den Reißverschluss seiner Jacke bis oben hin zu... Kazuha und Heiji waren schon zur Tür raus... Ran wartete noch auf ihn.

"Nun guck nicht so! Du wirst es schon überleben."

"Du hast leicht Reden." Ran lächelte matt, beugte sich zu ihm hinunter und wickelte ihm den Schal anständig um den Hals, er selbst hatte mit dessen Länge doch zu kämpfen.

Die noch immer blassen Wangen des kleinen Jungen färbten sich rot.

<Ran... was machst du?>

Diese jedoch sah ihn an... lächelte verlegen.

"Nun komm... ich koch dir auch was leckeres, okay?" Der Angesprochene öffnete den Mund, wollte fragen, widersprechen, etwas sagen... schwieg jedoch... beließ es bei einem gezwungenen Lächeln, ehe er ihr folgte.

<Irgendwie... hab ich ein ganz schlechtes Gefühl bei der Sache...>
 


 

Keiner der vier bemerkte, dass das Nachbarhaus der Familie Kudo nicht völlig leer war. Die schwarze Gestalt, die bis eben noch am Fenster gestanden hatte, zog sich nun zurück, eilte in den Keller.

Der blaue Schein des Computermonitors betonte die Kälte in seinen Augen erschreckend gut, er drehte sich nicht um als sein Partner eintrat.

"Sie sind weg... also sollen wir?"

"Nein!"

"A-Aber?" Die plumpe Gestalt Wodkas sah ihn fragend an.

Gin ließ sich bedacht in den Bürostuhl zurück sinken, drehte sich in diesem langsam zu ihm um.

"Nein... noch nicht." Ein kaltes Grinsen huschte über sein Gesicht.

"Noch nicht..."

Schuldig?

Schuldig?
 


 

Einen wunderschönen guten Abend ^___^
 

Erst einmal vielen vielen Dank für die Kommentare und Fafos ^//^

Ich freue mich sehr das euch die Geschichte bisher gefällt …

Ob ich euren Ansprüchen weiterhin gerecht werde wird sich nun zeigen!

Ich sage noch einmal Danke und wünsche euch viel Spaß beim lesen … dieses noch ruhigen Kapitels,
 

alles liebe eure Shelling Ford
 


 


 

Ihre Schritte knirschten im frisch gefallenen Schnee, aus jedem Laden, an dem sich die kleine Gruppe vorbei stahl, hörten sie weihnachtliche Melodien. Auch vor Japan hatte der Trubel um das Fest der Liebe nicht halt gemacht. Jeder wollte seinen Lieben zeigen, wie gern er sie hat und wie könnte man das besser, als mit einem kleinen Präsent?

Allerdings hatte sich die Suche nach dem richtigen Geschenk auch in Tokio schon zum reinsten Überlebenskampf entwickelt. Die Straßen quollen über vor Menschen, die mit hochrotem Kopf und bepackt wie der Weihnachtsmann persönlich auf der Jagd nach dem richtigen Geschenk waren.

Von der feierlichen Nächstenliebe war in dem Gerempel, Gedränge und Geschubse wohl nicht zu reden.
 

"Sag mal, gibt`s eigentlich keinen anderen Weg? Müssen wir uns hier unbedingt durch diesen Armeisenhaufen zwängen? Außerdem-" Suchend sah sich der Detektiv des Westens um.

"Ku- Conan? Wo bisten jetzt schon wieder?" Genervt blieb Heiji stehen, versuchte den Grundschüler in der Menschenmasse aus zu machen. Ein nicht allzu leichtes Unterfangen.

<Der is aber auch schwerer zu hüten als'n Sack Flöhe!>

"Heiji? Wo seit ihr denn?" Immer wieder bemühte sich Shinichi stehen zu bleiben, seine Freunde aus zu machen. Alles, was der Grundschüler jedoch sah, waren Beine und Einkaufstüten, die ihn fast zu erdrücken schienen
 

"Heiji? Ran wo- Waa!" Conan spürte, wie er den Boden unter den Füßen verlor, er blickte nun in das genervte Gesicht Heijis, der ihn am Kragen gepackt und hoch gehoben hatte.

"Hoppla... he he gefunden." Ein verlegenes Grinsen machte sich auf seinen Lippen breit.

"Ha ha... wirklich sehr witzig!" Shinichi stockte, schaute nun seinerseits gekränkt, dabei hatte er sich noch Mühe gegeben, diese unangenehme Situation runterzuspielen. Und nun das.

"Was? Glaubst du etwa, mir macht das Spaß?" Genervt verzog er das Gesicht, sah Heiji vorwurfsvoll an.

Der Angesprochene seufzte, setzte den Kleinen langsam vor sich hinunter.

<Nein... ich weiß...> Vorsichtig kniete sich Heiji vor ihn, bemerkte mit einem flauen Gefühl im Magen, dass die Dinge aus seiner Sicht wirklich nicht allzu leicht zu überblicken waren.

Es wirkte eng hier unten, zwischen all den Menschen. Er blickte sich um, konnte Ran und Kazuha nicht mehr sehen.

"Ich weiß, Kudo, aber so kommen wir nicht voran!" Shinichi wandte den Kopf ab, steckte seine Hände genervt in seine Hosentaschen.

"Und was hast du dir jetzt schlaues einfallen lassen? Willst du mich ans Händchen nehmen?"
 

Heiji schluckte ertappt...

<Das war wirklich meine erste Idee...> Dann aber schüttelte er schnell den Kopf.

"Ich... also ich dachte eher dran, dass du..." Er hielt inne, schaute in das beleidigte Gesicht seines Freundes, dieser sah ihn abwartend an, hob eine Augenbraue, ahnte, dass nichts Gutes folgte.

<Aber dich zu fragen hat auch keinen Sinn, Kudo... tut mir Leid.> Ohne Vorwarnung griff er dem Kleinen unter die Arme, hob ihn hoch, mehr als einen überraschten Blick konnte Conan ihm im ersten Moment nicht entgegnen.

"Was zum-?" Doch Heiji reagierte nicht, hob ihn über seinen Kopf und setze ihn unter lautem Protest des Grundschülers auf seine Schultern.

"Hattori! Was fällt dir... lass mich runter, verdammt!"

"Shinichi..."

<Hm?> Überrascht hielt Conan inne, hörte auf sich zu wehren und schaute in das ernste Gesicht seines Freundes, der ruhige Ton Heijis ließ ihn aufhorchen.

<Was is los, Hattori?> Er schluckte, schaute ihn abwartend an.

"Tut mir Leid, Kudo... aber es ist einfach besser."

Er versuchte ein Lächeln, scheiterte aber kläglich.

"Nur so lang, bis wir aus dem Gewühl hier raus sind." Conan grummelte nur, konnte dem aber nicht viel entgegnen, schaute seinen Freund noch immer beleidigt an.

Das ernste Gesicht Heijis ließ jedoch schon bald jeden Gram weichen.

<Was is denn los mit dir, Hattori?> Dieser jedoch hatte keine Zeit für den kleinen Jungen, der nun Buchstäblich in seinem Nacken saß, sein suchender Blick wanderte über die Passanten.
 

“Heiji! Hier sind wir!” Kazuha winkte den beiden zu.

Da Heiji Conan nun auf den Schultern trug, waren sie gut in der Masse auszumachen, zögerlich nahm sie ihren Arm wieder runter, als sie die beiden auf sich zu kommen sah.

Ihr Blick schlich zu ihrer Freundin, deren Augen beinahe krampfhaft an einem Schaufenster hingen.

“Ran...?” Die Angesprochene fuhr erschrocken zu ihr um. Kazuha meinte für einen kurzen Moment Unsicherheit in ihrem Gesicht zu erkennen, verwarf den Gedanken dann jedoch, als sie den von einem Lächeln begleiteten Rotschimmer auf den Wangen ihrer Freundin sah, die verlegen in das Schaufenster deutete.

“Sieh mal, Kazuha!” Rans verkrampftes Lächeln milderte sich, als sie sah, wie sich ihre Freundin mit strahlenden Augen dem Schaufenster zu wandte. Ihre Blicke huschten kurz zu dem herannahenden Oberschüler, dann tat sie es ihrer Freundin jedoch gleich und ließ sich von den ausgestellten Gegenständen bezaubern.
 

Die Augen der beiden Frauen fingen die Lichter auf, die jedes der kleinen Schmuckstücke ausstrahlte.

Das Funkeln und Glitzern der in den Schmuckgegenständen ruhenden Steine schien sie lebendig zu machen, je nach dem, wohin sie gerade schauten, tanzten neue leuchtende Funken über das Gesicht der Oberschülerinnen. Alle nur erdenklichen Materialien waren zu edlem Schmuck verarbeitet worden, ruhten als Kette, Armband, Kollier oder Ring auf verschiedenen Samtbeschlägen, die dem glänzenden Schmuck eine erhabene Ruhe zukommen ließen.

“Wunderschön!” Rans Lächeln wurde breiter, als sie dem leisen Hauch ihrer Freundin zustimmte.

“Ja. Einfach traumhaft!”

“Ran sieh mal!” Die Angesprochene drehte sich um, sah die leuchtenden Augen ihrer Freundin, die mit dem Finger auf eine der Ketten zeigte. Ran folgte ihrem Blick, kicherte still in sich hinein, als sie das kleine Schmuckstück betrachtete.

<Na irgendwie kommt mir die Form aber sehr bekannt vor, Kazuha...>

“Es ist wunderschön...” Ran nickte ihrer Freundin zu, sie wusste, warum ihr der kleine Anhänger so gut gefiel. Kazuha konnte den Blick nicht mehr von der kleinen silbernen Kette wenden, die andächtig auf dunkelgrünem Samt ruhte. Zwei kleine nebeneinander liegende Silberringe schienen in sich zu greifen und so ein weiteres Glied der eigentlichen Kette zu bilden. Im inneren der beiden silbernen ringe ruhte jeweils ein grüner Stein, der die Augen der Mädchen zum Funkeln brachte.

“Er ist einfach wunderschön... dieses grün es... es erinnert mich an .. an-”
 

“War ja klar... ich quäl mich hier durchs Getümmel und die werten Damen machen einen Schaufensterbummel.” Grummelnd schlug Heiji die Arme übereinander.

Als Kazuha erschrocken herum fuhr, schaute sie geradewegs in die leuchtend grünen Augen ihres Freundes.

Während sich Ran leise stotternd rausredete.

“Wir haben ja nur hier auf euch gewartet, und da hat Kazuha eben einen Anhänger gefunden, der ihr gefällt, nicht wahr?” Die Angesprochene lächelte verlegen, beide drehten sich um, fast als wollten sie sicher gehen, dass das kleine Schmuckstück noch immer still auf seinem Platz ruhte.

“Er ist wirklich schön!”, wisperte ihr Ran ins Ohr.

Die Angesprochene nickte nur, errötete leicht.
 

<Kazuha...?> Heiji schluckte, seine Wangen färbten sich, als er den Glanz in den Augen seiner Freundin sah, wurde dann aber schmerzlichst unterbrochen.

“Aua!! Was zum-” Mit Schmerz verzogenem Gesicht rieb sich der Oberschüler den Kopf.

Glühend pochte die kleine Beule, für den man nur einen verantwortlich machen konnte.

“Kudo? Wofür war die denn?” Vorsichtig schielte er zu dem kleinen Jungen hinauf.

Der jedoch verzog keine Miene, schüttelte bedauernd den Kopf.

“Also echt, Hattori!” Er seufzte, beugte sich an das Ohr seines Freundes.

“Merk dir den Weg lieber... und sieh zu, dass du es geregelt bekommst!” Dem leisen Flüstern folgte ein breites Grinsen.

“Is schließlich bald Weinachten!”

Sein Detektivkollege grummelte nur, drückte den Kopf des Grundschülers beleidigt nach hinten.

“Is ja gut... is ja gut... ich weiß, ich weiß...”

Doch der gekränkte Blick wandelte sich zu einem milden Lächeln, als Heiji Kazuha betrachtete.

<Ich weiß...>
 

“Und, Ran?”

“Mhm?” Überrascht sah diese sich zu ihrer Freundin um, welche ihr nun neugierig entgegenblickte.

“Nun sag schon! Was gefällt’n dir am besten?” Die Angesprochene wurde rot, lächelte entschuldigend, für einen Moment glitt ihr Blick tatsächlich auf eines der Schmuckstücke. Schnell jedoch wurde sie den Blicken in ihrem Rücken gewahr, schluckte.

“Also... ich... ich...” Sie presste die Lippen kurz aufeinander, schüttelte dann milde lächelnd den Kopf.

“Nein. Für mich ist nichts dabei, Kazuha.” Sie jedoch hatte die Blicke gesehen, die ihre Freundin dem Grundschüler hatte zukommen lassen, biss sich verlegen auf die Lippe. Wie dumm musste man sein?

Schnell versuchte sie ein Lächeln, hing sich bei ihrer Freundin ein und drehte sich zu den beiden Jungs um.
 

“Was is nun? Ich dachte, wir wollten essen gehen, ich freu mich schon auf deine Kochkünste, Ran!

Wobei du natürlich mit meiner Hilfe rechnen kannst.”

“Is gut, wir kommen!” Heiji setzte sich wieder in Bewegung, begann, den beiden Mädchen zu folgen, die sich nun wieder durch die Menschenmengen zwängten. Er spürte wie sich seine kleinen Hände auf seinem Kopf verkrampften, musste sich nicht herumdrehen, um die Mimik seines Freundes zu kennen.

“Kudo... ich...” Der Grundschüler fuhr auf, versteifte sich auf seinen Schultern.

“Lass gut sein, Hattori!”

Heiji schluckte, er konnte die Bitterkeit in der Stimme des Kindes nicht überhören.

Er wusste, dass er nicht drüber reden wollte, dass reden jetzt nichts half, also drängte er sich schweigend weiter durch die Menge.
 

Als sie die Einkaufspassage endlich verließen und die Massen sich wieder lichteten, setzte Heiji Conan wie versprochen ab, noch ehe dieser hätte drum bitten können.

Hier konnte man erkennen, wie frisch der Schnee noch war, noch nicht platt gelaufen von hunderten von Menschen. So kam es, dass die kleine Gruppe am Eingang der Detektei Mori und somit auch des Kaffee Poirot auf Azusa traf, die dick in ihre Winterjacke gehüllt den frisch gefallenen Neuschnee vom Eingang fegte. Ein freundliches Lächeln schlich sich auf die Lippen der Kellnerin, als sie die Ankömmlinge erkannte.

“Hallo, alle miteinander!” Fragend schaute sie zu Heiji, legte kurz einen Finger ans Kinn, dachte nach.

“Heiji Hattori, stimmts?” Der Angesprochene grinste breit, nickte ihr bejahend zu.

“Freut mich! Ach ja und wenn ich vorstellen darf-” Grinsend klopfte er seiner Freundin auf die Schulter.

“Kazuha Toyama, wir sind gute Freunde von Ran und Conan!”

Azusa nickte zur freundlichen Begrüßung, wandte sich dann aber dem kleinen Jungen zu, dessen Name ihr unangenehme Zeiten in Erinnerung rief. Er sah noch immer sehr blass aus, langsam beugte sie sich zu Conan hinunter, atmete jedoch schon erleichtert aus, als sie sah, dass seine Augen bei weitem nicht mehr so erschreckend waren wie bei ihrer letzten Begegnung.
 

“Dir gehts aber wieder besser... oder Conan?”

Der Grundschüler wich kurz zurück, zog die Luft scharf ein.

Die Wahrheit war, er konnte sich an nicht viel erinnern... die letzten Tage, der letzte Tag seiner Suche waren für ihn wie mit einem nebligen Schleier verborgen.

Und die Bilder, die sich Shinichi Kudo noch in Erinnerung rufen konnte, sollte man vielleicht auch besser vergessen.

Zumindest wollte er das.

Shinichi wollte nicht mehr länger daran denken, sich dieses Gefühl von Leere und Hoffnungslosigkeit nicht wieder in Erinnerung rufen. Er wollte vergessen... und konnte es nicht.

“Ich, also... “ Ein verkrampftes Lächeln bemühte sich in sein Gesicht.

Azusa lachte milde, strich dem Grundschüler sanft durchs Haar.

“Du hast uns ganz schön erschreckt, mein Kleiner!”
 

Rans Herz verkrampfte sich, sie sah das Mitleid, vielleicht sogar Angst in Azusas Augen.

Sie wusste, wenn das Verhalten Shinichis schon nicht mit dem ihr bekannten Oberschüler übereingestimmt hatte, dann erst recht nicht mit dem des kleinen Conan.

Ran schluckte, beobachtete den Blick des Kleinen unter dem breiten Lächeln, das er nun mühselig aufbaute, den schuldvollen Blick in seinen Augen, die leicht geröteten Wangen, die davon rührten, dass Azusa noch immer die Hand auf seinem Kopf hatte. Zählte die Sekunden, bis die Kellnerin das Lächeln des Kindes langsam erwiderte und fragte sich, warum sie diesen Blick hinter dem schwarzen Gestell nie gesehen hatte.

Warum auch sie sich von dem falschen Lächeln immer wieder hatte anstecken lassen.

<Ich bin so dumm, Shinichi... es tut mir Leid.> Ran schluckte, beobachte nun mit einem verkrampften Lächeln, wie ihr kleiner Freund zur Hochform anlief.
 

Verlegen rieb er sich den Nacken.

“Es tut mir ehrlich Leid... dass ich dich erschreckt hab, Azusa.” Er grinste verlegen.

“Ich... also...”, doch sie unterbracht seine stammelnden Erklärungsversuche, schüttelte nur den Kopf:

“Schon gut! Aber Conan...” Flehend nahm sie seine Hände in die ihren, schaute ihn lange an, musste sich bemühen, das Brennen in ihren Augen zu unterdrücken.

Shinichi spürte ihre flauschigen Handschuhe, sah, wie sie mit sich rang.

<Was hab ich nur getan...>

“Versprich mir, dass du so etwas nie, nie nie wieder tust!

Bitte! Versprich es mir!” Shinichi biss sich auf die Lippen, hörte den flehenden Ton in ihrer Stimme.

Angespannt holte der Grundschüler Luft, versteckte sein überraschtes Gesicht unter einem neuen Grinsen.

“Versprochen!“ Er lächelte, während sie ihn ansah, war erleichtert, als auch auf ihren Lippen sich ein erleichtertes Grinsen zeigte.

Sie stand auf, wuschelte ihm noch ein mal durchs Haar.

“Das will ich aber auch meinen, junger Mann, das war wirklich kein nettes Verhalten!”

<Erst recht nicht für ein Kind...>

“Also dann, ich muss weiter machen, sonst schimpft der Chef gleich.” Sie lachte entschuldigend, schnappte sich ihren Besen, der bis eben an der Mauer gelehnt hatte, und fing an zu kehren.

Während die Anderen auf dem Weg zum Eingang der Moris waren, hielt sie jedoch noch kurz inne.
 

“Ach und Conan!”

“Mhm?” Der Angesprochene wandte sich verdutzt zu ihr um.

“Kontaktlinsen, oder? Ich finde, sie stehen dir ausgezeichnet, irgendwie... irgendwie erinnerst du mich so an jemanden!”

“Waas?” Erschrocken fuhr er sich übers Gesicht!

Nachdenklichen Blickes verfolgte Azusa den Kleinen, der nun im Treppeneingang verschwand.

<So ein Mist... ich... ich hab die Brille nicht an! Wo-> Er hörte ein Klirren, erinnerte sich an hunderte von Scherben, schluckte geschockt.

<Ah... ja... und was jetzt?... schöner Mist.> Grummeld sah er zu Heiji und den anderen hoch.

“Verdammt, ihr hättet auch nichts sagen können, oder?” Doch er war nicht der Einzige, dem das nicht weiter aufgefallen war. Sie hatten es schlicht weg nicht bemerkt, es war schwer, andauernd an diese Fassade zu denken, wenn man die Wahrheit doch eigentlich kannte.

Sie hatten nicht mehr Conan vor Augen, sondern schlichtweg den verjüngten Shinichi Kudo.

Reichte das nicht... war... war das nicht schon bedrückend genug?

“Wenn de selbst noch nich mal dran denkst, Kudo, wie sollen wir's dann? Is schließlich deine Nase!”

Beleidigt grummelte Shinichi vor sich hin, erklomm währenddessen die Stufen zur Wohnung Moris.

“Schon gut, schon gut... dann muss ich mir eben gleich vom Professor Ersatz besorgen...”

<Zu dem wollt ich eh noch...>
 

“Wir gehen nachher zusammen hin!” Lächelnd steckte Ran den Schlüssel ins Schloss.

“Aber jetzt wird erst mal gegessen.” Sie streifte sich die Jacke aus, während sie eintrat, hängte sie ordentlich weg, wartete fast reflexartig, bis Conan sich seine ausgezogen hatte.

Riss sie dem verdutzten Gründschüler fast schon aus der Hand.

<Ran...?> Sie jedoch streifte ihn nur mit einem Lächeln.

“Paps? Wir sind wieder da!”
 

Ran war überrascht, als sie die Schritte hörte, die da über den Boden eilten, schnelle, laute Schritte... aber nicht die ihres Vaters, denn dass der nun Frauenschuhe trug, war ihr neu.

Tatsächlich blickte sie in das Gesicht ihrer Mutter, die im Türrahmen zum Flur inne hielt.

<Mama?> Der Anwältin stockte der Atem, langsam glitzerten kleine Tränen unter ihrer Brille hervor.

“Ran... Ran!” Ihre Stimme brach, schnell war sie auf ihre Tochter zu geeilt, drückte sie nun fest an sich.

“Ran, Kind... wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht!” Sanft drückte Eri ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn, vergrub ihre Hände in ihren Haaren.

“Ach Mama...” Ebenso sanft erwiderte Ran die Umarmung ihrer Mutter, endlich war ihre kleine Familie wieder vereint.

“Aber... aber was, was machst du denn überhaupt hier? “ Eris Blick wurde ernst, langsam drückte sie ihre Tochter von sich.
 

Doch noch ehe sie hätte antworten können, spürte sie die Hand ihres Mannes auf ihrer Schulter ruhen.

“Ran, wärst du so gut und würdest deinem alten Herren zusammen mit Kazuha mal zeigen, wie man etwas vernünftiges auf den Tisch bekommt?” Kogoro wurde rot, sah selbst ein, dass sein Vorwand lächerlich klang. Eris Lippen jedoch umschmeichelte ein Lächeln, sie griff nach der Hand ihres Mannes, wurde leicht rot und schmunzelte in sich hinein.

Ungläubig trat ihre Tochter zwei Schritte zurück, konnte nicht glauben, was sie da sah.

“Ihr... ihr seid wieder zusammen?!” Neben den weit aufgerissenen Augen fand sich nun auch ein breites Lächeln auf dem Gesicht ihrer Tochter ein.

Erschrocken wurden beide rot, das Lachen verging ihnen jedoch schnell. Es war Kogoro, der wieder ernst wurde, sich von seiner Frau löste und stattdessen die Hand seiner Tochter ergriff.

“Ja... Ran... komm, Mausebein, ich erklär dir alles... Heiji? Kazuha? Kommt ihr bitte auch mit in die Küche?”
 

“Was? A-Aber Paps?” Ein kleiner Schauer lief ihr über den Rücken, erst jetzt erkannte Ran die Situation, sah, dass die Blicke des Grundschülers zu Boden gerichtet waren, während die kühlen Augen der Anwältin über ihm schwebten.
 

Heiji drückte Conan die Schulter, murmelte etwas von Glück und verschwand zusammen mit seiner Freundin in der Küche. Ran jedoch wollte sich von der Hand ihres Vaters lösen, wollte Conan helfen, ihn allein zu lassen war für sie nicht fair.

“Paps lass mich... ich muss...”

Der jedoch schüttelte nur den Kopf, verstärkte sanft den Druck seiner Hand und zog seine Tochter mit sich.

“Nein, Ran, musst du nicht... da... da muss er jetzt allein durch.” Er schluckte, blickte noch einmal zu seiner Frau, nickte ihr zu, wandte sich dann zu Conan, konnte dem Kind jedoch nicht in die Augen sehen.

"Ich... ich konnte es nicht... tut mir Leid."

Der Angesprochene lächelte matt, schüttelte nur den Kopf.

"Schon gut... glauben Sie mir... ich... ich kanns verstehen." Kogoro schluckte, verschwand mit der immer noch protestierenden Ran in der Küche.
 


 

Eine lange Stille erfüllte den Raum, verkrampft ballten sich seine Hände zu Fäusten, stur schaute Shinichi zu Boden, ehe die strenge Stimme Eris die Ruhe durchbrach.
 

“Es ist lange her... Shinichi Kudo!”
 

Conan zuckte unmerklich zusammen, als sie ihn mit Namen ansprach, seinem Namen.

Er schluckte, kniff die Augen fest zusammen, bereitete alles in sich auf eine gewaltige Standpauke vor, wäre nicht das erste Mal, dass Eri ihn zusammenstauchte und nach allem, was passiert war, hatte sie wohl auch ihr gutes Recht dazu. Er holte tief Luft, biss sich auf die Unterlippe, erwartete das Donnerwetter.
 

Eri schaute ihn lange an, den kleinen Jungen, der da vor ihr stand.

Wie er da vor ihr stand, wie damals... er wusste, dass er was angestellt hatte, die Schuld sowie auch die Angst vor den Konsequenzen stand ihm ins Gesicht geschrieben.

<Ja selbst das Alter stimmt... 10 Jahre... Shinichi...> Langsam ging sie auf ihn zu, sah ihn strengen Blickes an. Während Shinichi jedoch eine Ohrfeige sondergleichen erwartete, erschrak er fast, als sie sein Kinn sanft mit den Fingerspitzen anhob.

Wie schon bei Kogoro hatte er nun keine andere Wahl als Rans Elternteil in die Augen zu sehen.

Ängstlich huschten seine Pupillen hin und her, die großen Augen des kleinen Jungen schauten sie fragend an.
 

“Es ist lange her... Shinichi... und dann auch wieder nicht...” Sie seufzte leise, nahm ihre Hand langsam zurück.

“Was hast du da nur wieder angestellt?”

“Was?” Conan schaute sie verwundert an, mit allem hatte er gerechnet... mit allem... aber doch nicht damit! Eri stand auf, mit einem noch immer nachdenklichem Blick wies sie ihn ins Wohnzimmer.

Dort setzten sie sich an den Tisch, diesmal war es Eri, die versuchte, die Holzplatte mit ihren Blicken zu durchbohren. Shinichi hingegen rutschte unruhig hin und her. Er wurde aus dem Verhalten von Rans Mutter im Moment nicht wirklich schlau.

“Willst du-... äh... ich meine, wollen Sie mir denn jetzt keine Predigt halten... schließlich... schließlich ist das alles meine Schuld...” Seine Stimme wurde leiser, verbissen schaute er auf seine Hände.

“...schließlich habe ich Sie angelogen!”
 

Eri schaute auf, rückte mit dem Zeigefinger ihre Brille zurecht und räusperte sich.

"Nichts würde ich lieber als das... denn es ist wahr... du hast mich belogen, uns alle." Sie hielt inne, betrachtete das bittere Gesicht des Grundschülers, der nicht in der Lage war, sie anzusehen.

"Ich bin Anwältin, Shinichi... ich bin wütend, enttäuscht... und ich habe eine ungeheure Angst um meine Tochter..." Er schluckte wissend, sie jedoch war noch nicht fertig.

"Ich habe Angst um Ran, aber auch Angst um den Sohn meiner Freundin... den ich schon von klein auf kenne... Angst um den vorlauten Grundschüler, den ich schon immer für etwas zu neugierig hielt."

"W-Was?" Überrascht sah er auf, sah, wie sie mit strengem Blick den Kopf schüttelte.

"Aber ich kann es mir in meinem Beruf einfach nicht erlauben, ein Urteil über den Schuldigen zu fällen, ehe ich nicht seine Version der Dinge zu hören bekommen habe."

"Sie... Sie meinen, ich... ich soll...?" Sein Magen verkrampfte sich, unsicher biss er sich auf die Lippe.

"Ja... ich will es hören, Shinichi. Sag mir, was passiert ist. Wie... wie es dazu-" Sie seufzte, merkte die Unsicherheit in ihrer eigenen Stimme. Sie musste sich zusammenreißen!

"Erzähl es mir!" Sie beugte sich vor, sah ihn abwartend an. Es war nicht zu übersehen, wie es in ihm arbeitete. Noch nie... noch nie hatte er seine Version der Geschichte erzählen müssen.

Bis jetzt hatte es ihm immer irgendjemand abgenommen, Heiji, der Professor, ja sogar Vermouth.

Conan schluckte, ballte seine zitternden Hände zu Fäusten.

"Ich... ich... also..." Er unterbrach, atmete tief ein, musste zur Ruhe kommen, denn die Erinnerung an diesen Tag war es, die ihn immer wieder ins Stocken brachte. Schweiß rann ihm über die Stirn.

Aufregung, Angst? Was genau es war, konnte Shinichi nicht sagen, schaute sie hilfesuchend an.

Nicht mal Ran, nicht mal... nicht mal seine Eltern hatten es je aus seinem Munde gehört.

Schuld begegnete Eris Augen, Reue und Angst waren es, die sie in dem Blick des Grundschülers sah.

In den Augen Shinichi Kudos, der schon als kleines Kind vor dummen Ideen aber auch endlosem Mut nur so gestrotzt hatte. Die Anwältin schluckte. War das wirklich noch der gleiche Junge? Er, den sich ihre Tochter ausgesucht hatte? Etwas hatte ihn verändert, er hatte sich verändert, und Grundlage, Urheber dieser Veränderung schien das zu sein, von dem er ihr jetzt berichtete.
 

“Wie Sie ja wissen... wie Sie wohl wissen, war ich damals mit Ran im Tropical Land.

Nachdem ich... nachdem ich einen Mord dort aufgeklärt hatte, wollten wir nach Hause, es war schon spät. Ran war unglücklich und es sah nach Regen aus... ich... ich wollte sie nach Hause bringen.”

Er seufzte, legte den Ellenbogen auf den Tisch und griff sich an die Stirn, krallte seine Finger in die Haare.

“Ich... ich hätte sie nach hause bringen sollen. Aber als ich einen... einen dieser Männer sah... da-”

“Welche Männer?” Eri sah ihn an, sah, wie sich in seinem blassen Gesicht auf einmal Wut spiegelte.

“Gin und Wodka... zwei in schwarz gekleidete Männer. Sie waren Verdächtige bei dem Mordfall wenige Stunden zuvor. Der kalte Blick Gins ging mir damals schon durch Mark und Bein.” Er schluckte, unterdrückte mühevoll ein Schütteln.

“Sie... Sie haben sicher schon viele Mörder kennen gelernt, Frau Kisaki. Einige, die bereuen, was sie getan haben... und andere... andere, denen der Tod noch immer in den Augen ruht. Die genossen haben, was sie taten... die es immer noch... genießen.” Er schluckte, schaute sie mit einem ernsten Blick an, der der Anwältin einmal mehr zeigte, wer sich hinter der Maske des Grundschülers versteckte.

“Er genießt es... zu töten.” Shinichi schluckte, versuchte den kalten Blick Gins zu verdrängen, um weiter fortzufahren.
 

Ran stellte Wasser auf, drehte mit zitternden Händen den Herd an.

Sie wusste einfach nicht mehr, wohin mit ihren Gefühlen.

Ihre Eltern waren wieder zusammen! Sie... sie sollte glücklich sein.

Seine Stimme jedoch war nicht zu überhören... egal wie sehr er flüsterte, egal wie leise er sprach, sie... sie hörte es!

Neben ihr stand Heiji, an die Arbeitsplatte gelehnt und starrte Löcher in die Decke. Er hatte noch versucht, sie abzulenken... für ein Gespräch zu sorgen... doch es misslang.

Sie alle hörten ihn...
 

“Ich habe ihn gesehen, den anderen... Wodka... ich... ich bin ihm nach... ahnte, dass die beiden etwas auf dem Kerbholz hatten...” Er wurde leiser, starrte unverwandt auf den hölzernen Tisch.

“Nichts bereue ich mehr... ich... ich wünschte, ich hätte Ran... hätte Ihre Tochter damals nach Hause gebracht... Wenn... wenn ich ihm nicht nachgegangen wäre... dann... dann...” Der kleine Junge schüttelte verzweifelt den Kopf, lehnte die Ellenbogen auf den Tisch und griff sich mit beiden Händen an die Stirn, ließ seinen Kopf auf ihnen ruhen, seine Stimme zitterte brüchig, er war kaum zu verstehen.

“Wenn ich ihnen nur nicht gefolgt wäre... dann... dann wäre das alles nicht passiert! Das alles wäre nicht passiert...” Er biss sich auf die Lippen, die Wut, die Bitterkeit in ihm verkrampfte jeden seiner Muskeln.
 

Die Anwältin schluckte bitter, fast tat es ihr Leid, dass sie den Kleinen um dieses Geständnis gebeten hatte... er tat ihr Leid.

Sie hatte schon viele Verbrecher gesehen, die ähnlich vor ihr gesessen hatten, auf bitterste Weise für das bezahlten, was sie getan hatten. Der Richter war in diesen Fällen nicht der Mann in der Robe, es war das Gewissen selbst, auf das man bei einem Verbrecher eigentlich jedes Mal hoffte, sollte es vorhanden sein. Nicht das Gericht war es, das sie zu dieser Strafe verurteilte, sie selbst waren es... die Schuld selbst, die ihr Leben für immer bestimmte. Sie seufzte, sah den Kleinen eindringlich an.

Aber das hier... das war nicht fair...

<Er hat im Grunde nichts getan, erst seine Lügen haben ihn schuldig gemacht... aber... aber doch nicht das!> Sie schluckte, schaute den Jungen an, dem sie früher schon hunderte von Standpauken gehalten hatte.

<Das ist nicht fair, Shinichi...>
 

Conan fuhr sich über die Augen, lächelte bitter auf.

“Ich hätte Ran nach Hause bringen sollen... doch stattdessen bin ich ihnen gefolgt. Meine Intuition hatte mich nicht getäuscht... es war tatsächlich Erpressung, was dahinter steckte. Die beiden waren wirklich Verbrecher... das hab ich dann auch selbst zu spüren bekommen.” Nachdenklich rieb er sich den Hinterkopf, zerzauste sich dabei die Haare.
 

Der regelmäßige Ton des hackenden Messers war das einzige, was die Stille in der Küche unterbrach. Ran war die einzige, die noch kochte, sich verbissen an Rezepte, Zutaten und Küchenwerkzeug klammerte.

Auch Kazuha hatte inne gehalten... konnte einfach nicht mehr.

Sie schluckte, sah, wie sich auch Ran neben ihr quälte, legte ihr die Hand auf die Schulter, wollte ihr helfen.

“Ran...” Die Angesprochene zuckte kurz, schaute jedoch nicht auf, schnitt weiter das Gemüse in feine Stücke, biss sich kurz auf die Lippen und schüttelte abwehrend den Kopf.

Am liebsten... am liebsten hätte sie sich die Ohren zu gehalten, ihn gestoppt... sie wollte... wollte das alles nicht hören.
 

“Ich habe Gin... den zweiten Mann, nicht gesehen, der sich an mich angeschlichen hatte und mir dann eine überzog.

Sie... sie...” Er schluckte, hatte erneut den Geruch von Gras in der Nase, der sich langsam mit seinem Blut vermischte, hörte die kalten Stimmen durch den nebligen Schleier, die über sein Schicksal entschieden.

“Ich... ich hatte zu viel gesehen. Erschießen konnten sie mich nicht, dafür war die Polizei wegen dem Mord noch zu präsent.”

Eri schluckte, begriff mit einem kalten Schauer, einer Gänsehaut, dass es nur Glück war, weshalb er nun vor ihr sitzen konnte...

<Du könntest tot sein... Kudo.> Ihre Hände verkrampften sich in dem Rock ihres Anzugs. Wusste Yukiko davon... war ihr bewusst... bewusst, wie viel Glück sie hatte, dass ihr Sohn... noch lebte?
 

“Sie gaben mir ein Gift, Sie... Sie können sich vorstellen, wie überrascht ich war, als ich wieder aufwachte... dass ich wieder aufwachte!”

<Und wie...> Er lachte bitter auf, schüttelte mit einem makaberen Grinsen den Kopf, welches Eri den Atem kostete.

<Dieses Lachen ist nicht nur falsch... das ist nicht lustig... das ist tragisch, Shinichi...> Er jedoch holte tief Luft, fuhr fort.
 

“Als mir bewusst wurde, was geschehen war, ging ich zum Professor. Wir... wir dachten, es sei das beste, aus dem Untergrund heraus zu arbeiten, über die Detektei von Herrn Mori vielleicht an diese Männer heran zu kommen... ich...” Doch er stockte, schaute sie fragend an.

Wie viel wusste sie?

Eri biss sich auf die Lippen, schaute beschämt zur Seite...

Das war es... was Kogoro ihr nicht sagen konnte.

Weswegen er Angst gehabt hatte, sie wieder zu verlieren.

<Irgendwie... irgendwie hat er sie an seiner Stelle gelöst, die Fälle... Shinichi war es. Nicht Kogoro.> Die Anwältin seufzte, drehte den kleinen Ring an ihrem Finger bedächtig hin und her.

Deswegen hatte er eine solche Angst... Angst, es könnte mit ihnen zu Ende sein, noch bevor sie eine Chance hatten, neu zu beginnen.

<Lügen ist falsch... doch nicht alles sollte ausgesprochen werden...> Ein kleines Lächeln umschmeichelte ihre Lippen.

<Zwischen Lüge und Wahrheit gibt es immer auch noch etwas, das die beiden voneinander trennt, einen Weg, den man ebenfalls wählen kann...>

Sie sah den Kleinen an, lächelte, legte den Zeigefinder auf ihre Lippen und schüttelte bedächtig den Kopf.

<...Vertrauen.>
 

Shinichi erwiderte ihr mattes Lächeln, schaute dann jedoch bedrückt zu Boden. Lange war es still zwischen den beiden.

“Ich... es tut mir Leid. Ich wollte Sie nicht belügen... ich... ich kann es nicht wieder gut machen, aber es tut mir Leid.

Ran... ich, es war meine Schuld. Meine Schuld, dass man sie... dass... sie...” Er schluckte und auch Eris Kehle schnürte sich zu.

Er hatte ihre Tochter schon immer in alles mögliche mit hinein gezogen! Schon oft war sie wegen ihm in Gefahr gewesen, schon als die beiden noch klein waren, hat sie sich regelmäßig Sorgen um ihre Ran gemacht. Eri atmete lange aus, schaute den kleinen Jungen vor sich interessiert an.

<Und doch bist du es... für den ihr Herz schlägt, Shinichi...

Und soweit ich weiß, ist auch das der Grund... der Grund, warum du schuld bist... es ist ganz einfach der, dass... dass auch du sie liebst.>

Die Anwältin seufzte, lächelte geschlagen und ließ sich auf ihrem Platz zurück sinken. Wie konnte sie die Liebe der beiden auf die Anklagebank bringen? Müde schüttelte sie den Kopf, der Prozess war zu Ende... noch ehe er hätte beginnen können.
 

“Versprich mir nur, dass du auf sie aufpasst!”

“Was?” Überrascht sah er zu ihr auf, meinte sie das ernst?

"Versprich es mir..."

“Ich... ich verspreche es!” Stur biss er die Zähne aufeinander.

“Ich werde alles, was ich kann, tun, um sie zu beschützen... ich werde nicht zulassen, dass man ihr weh tut.”

<Niemals!>

Die Anwältin schaute ihn an, sah die Wut in seinen Augen, die Bereitschaft für das zu kämpfen, was er liebte.

Sie lachte, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute ihn warnend an.

“Das will ich aber auch meinen, mein Lieber, denn wenn ihr etwas zu stößt, bekommst du es mit mir zu tun! Pass auf sie auf... Ran-” Doch die Anwältin stoppte, schaute verwirrt zur Tür.

“Ran?”
 

Die Angesprochene lachte herzlich, trat vollkommen aus der Küchentür und stellte einen Topf mit dampfendem Essen zwischen den beiden auf den Tisch, atmete tief ein, bemüht ihr Lächeln weiter aufrecht zu erhalten.

<Du hast das alles nicht gehört...> Sie schluckte, zog sich beleidigt die Kochhandschuhe aus.

“Ich kann sehr gut auf mich allein aufpassen, Mama! Und bevor du jetzt hier irgendwem irgendwie die Ohren lang ziehst, wird erstmal gegessen.” Sie setzte sich neben die beiden, winkte die anderen drei herein, die mit weiteren Töpfen und Tellern kamen.
 

Conan schluckte, sah die Blässe in ihren Gesichtern, die Augen, die zu Boden gerichtet waren, nicht wagten, in die seinen zu sehen.

Er war zu laut gewesen...
 

Kogoro stellte mit einem verlegenen Grinsen eine Schüssel mit Reis auf den Tisch, einige der perlweißen Körner waren jedoch schwarz, verkohlt und mischten sich mit den anderen.

Verlegen rieb sich der Detektiv den Hinterkopf.

“Äh... he he... das... das ist Naturreis!” Kazuha, die mit einer Hand eine weitere Schüssel trug, stemmte die andere in ihre Hüfte, schaute verärgert zu Heiji und Kogoro.

“Von wegen Naturreis! Das ist das Produkt eurer Kochkünste... selbst den Reis habt ihr anbrennen lassen!”

Beschämt zuckten die beiden Angesprochenen zusammen, schauten betrübt auf ihre Hände. Eri jedoch lachte, drückte ihrem Mann ein Küsschen auf die Wange.

“Ach was, fürs erste Mal gar nicht schlecht!” Mori grinste, verkniff sich wegen ihrem liebevollen Blick, jeglichen Kommentar zu ihren kochtechnischen Fähigkeiten.
 

Heiji sah zu seinem Freund hinunter, der Kleine war noch immer ziemlich blass um die Nase, sah müde aus.

Das Gespräch gerade hat ihn noch mal einiges an Kraft gekostet.

Der Oberschüler schluckte, grinste dann aber breit und schnappte sich den Teller seines Kollegen und schippte einen großen Berg Reis auf ihn.

“Ich denke, dir kann es eh egal sein, oder Kudo? Was es ist, Hauptsache du bekommst mal wieder was in den Bauch!”

Er stellte den Teller ab, klopfte dem Kleinen auf den Rücken, der kurz das Gesicht verzog.

“Ich hab Hunger, Hattori... aber ich bin nicht lebensmüde!”

“Ha ha! Die paar schwarzen Stellen bringen dich schon nich um, Kudo, jetzt sei mal nicht so zimperlich.”
 

<He he... ich hoffe, du hast recht, Hattori.> Der Blick des Grundschülers wandte sich zum Fenster, wieder hatte leiser Schneefall eingesetzt.

Er grübelte vor sich hin, rief sich ein weiteres Mal ihre Worte in Erinnerung.
 

<Ich hoffe du hast recht... und es bleibt bei einer weißen Weihnacht...>

Motiv zur Tat

Motiv zur Tat
 


 

Ein freundliches Hallo an alle ^___^
 

Und wie immer ein herzliches willkommen zum neuen Kappi!

Nun, ich muss gestehen ^//^, das „noch ruhige“ wird noch ein wenig anhalten, zwar auch nicht mehr allzu lang, aber so wisst ihr wenigstens bescheid ^//^,

Ich will auch noch einmal ein ganz Herzliches Dankeschön an all meine Leser, Kommi Schreiber und Favoriteneinträge sagen !

*freu* ich danke euch sehr ^///^
 

Ich wünsche euch auch heute wieder viel Spaß beim Lesen ^.^

Alles liebe *verdrück* eure,

Shelling Ford
 


 

"Ich hasse diesen Weihnachtsstress!" Seufzend ließ sich der Detektiv des Westens in die Sitzbank gleiten, lehnte sich erschöpft gegen das Polster.

"Man meint die Leut wärn verrückt geworden!" Er schüttelte den Köpf, murmelte genervt in sich hinein.

"Alle komplett durchgedreht!" Der kleine Junge ihm gegenüber bejahte dies grummelnd.
 

Ganze drei Stunden hatten sie nun in der Stadt verbracht und das nicht mal um Geschenke zu besorgen.

Nein. Sie hatten sich aufgeteilt, Kazuha und Ran waren der Meinung gewesen, es sei an der Zeit, dem Hause Kudo mal wieder etwas Ordnung zukommen zulassen und "ihre Männer" würden sie dabei nur stören. Widerwillig ließen sich die beiden Herren also dazu verdonnern, Lebensmittel einzukaufen, um auch Shinichis Kühlschrank wieder aufzufüllen.
 

Conan seufzte, legte den Ellenbogen auf den Tisch, stütze das Kinn in die Hand und schaute genervt aus dem Fenster des kleinen Cafés, in das sich die beiden Detektive jetzt zurück gezogen hatten.

Es war noch nicht geklärt, wo er jetzt hin sollte, eine lebhafte Diskussion war im Hause Mori ausgebrochen, als Ran dieses Thema angeschnitten hatte. Sie... sie wollte noch immer, dass er weiter bei ihr wohnte, wie zu erwarten war, war Kogoro jedoch anderer Meinung gewesen.

Als sich Eri dann jedoch auch noch in diese Diskussion einmischte, ihrer Tochter nach einem langen hin und her Recht gab, war es mit der Ruhe in Kogoro ganz vorbei gewesen.
 

"Puh..." Erschöpft rieb sich Shinichi die Schläfe. Sie hatten die beiden Streithäne allein weiter diskutieren lassen, hatten sich allesamt leise aus der Wohnung geschlichen, beschlossen, ihre eigenen Pläne zu schmieden. Diese sahen nun vor, dass Heiji und Kazuha noch zwei Tage blieben, an Weihnachten selbst wollten sie dann wieder abreisen, um dieses Fest, wie es sich gehörte, mit der Familie zu verbringen. Solange würden sie bei ihm wohnen... oder besser Shinichi bei ihnen, denn allein wäre er wohl aufgeschmissen in diesem großen Haus. Seinem Haus... noch dazu mit dieser verdammten Erkältung!
 

"Hatschiee" Schniefend fuchtelte Conan ein Taschentuch aus seiner Hosentasche, als die Bedienung an ihren Tisch kam.

"Guten Tag, was darf ich Ihnen bringen?"

"Nen Kaffee, bitte!" Sie lächelte freundlich, nahm Heijis Bestellung auf und klopfte mit dem Kulli unruhig auf ihren Notizblock, während sie den kleinen Jungen vor ihr fragend ansah.

"Ach wissen se was, machen sie zwei draus." Sie blickte Heiji eindringlich an, dieser hatte sich eingemischt, noch ehe Shinichi etwas hätte sagen können. Als dieser ihren fragenden Blicken stand hielt, zuckte sie nur mit den Schultern, drehte sich um und ging an die Theke um die Bestellung weiter zu reichen.
 

"Danke.", murmelte Conan, während er das Taschentuch zurück in seine Hosentasche stopfte.

<Den brauch ich jetzt auch...> Heiji jedoch schaute seinen Freund lange an, jetzt, als er wirklich registriert hatte, dass dieser seine Brille nicht trug, war von dem kleinen Conan wirklich nichts mehr zu sehen in seinem Blick. Die Maske, die er während den letzten Tagen abgelegt hatte, wollte und wollte sich seinem Gesicht nicht mehr anpassen. Heiji schüttelte nur den Kopf, wedelte abwertend mit der Hand.
 

"Schon gut, Kudo... schon gut! Überhaupt..." Der Oberschüler wurde rot, schaute ausweichend zum Fenster.

"Ich bin es, der sich bei dir bedanken muss!" Grübelnd legte der kleine Junge den Kopf schief, sah seinen Freund abwartend an. Als dieser dann fast reflexartig in seine Jackentasche griff, die kleine Samtschachtel zwischen seinen Fingern spürte, grinste der Grundschüler wohl wissend.

Nun gut... sie waren nicht nur einkaufen.
 

"Ach was, Hattori ...kein Ding, echt nicht!" Conan grinste ihn frech an, zwinkerte ihm zu.

"Ich hab dir gern ein bisschen in den Hintern getreten." Er lachte, ließ sich zurück sinken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

"Ehrlich, das macht mir gar nichts!" Heiji konterte das spöttische Grinsen seines Kollegen mit einem genervten Blick... hielt dann jedoch inne, wohl wissend, dass da bei weitem mehr dahinter steckte... als sein Freund zugeben wollte.
 

"Wieso sagste's ihr nich?"
 

Shinichi erschrak, nahm die Hände langsam wieder runter, schluckte und schaute bekümmert zur Seite.

Heiji jedoch hörte nicht auf. Er, Shinichi, hatte bei ihm auch nicht locker gelassen und er würde den Teufel tun es jetzt zu machen!

"Du hast mich doch Gestern nur drauf angesprochen, weil-" Er schluckte, schüttelte den Kopf, als die Erinnerung ihn übermannte.

"Du hast doch nur so reagiert, weil du gedacht hast, du hättest se verloren, Kudo... Conan... nu gibs doch zu, man! Du wolltest mich doch nur warnen, du wolltest verhindern, dass ich... ich... sie verlier!"

<Die Liebe meines Lebens.> Heiji schluckte, lehnte sich an den Tisch und beugte sich zu Conan vor.
 

"Du liebst sie doch!"
 

Die großen Augen des Grundschülers sahen ihn nun erschrocken an, der kleine Rot-Ton um seine Nasenspitze allein verriet ihn schon. Heiji lächelte milde, ließ sich wieder zurück in das cremefarbene Polster sinken und schaute seinen Freund ernst an.

Dieser murmelte in sich hinein, dementierte es, hob seine Worte wieder auf und wurde mehr und mehr rot.
 

Heiji grinste, legte die Fingerspitzen aneinander, bemühte sich dann um ein ernstes Gesicht.

"Es liegt auf der Hand, mein Freund, du kannst die Wahrheit nicht mehr länger verbergen. Leugne es ruhig... aber glaub mir, ich besitze genug Beweise, um jede deiner Antworten zu widerlegen." Er lachte, als er das motzige Gesichts Shinichis sah, der von seiner Haltung ganz und gar nicht begeistert war.

"Tse!" Er grinste schief, verschränkte die Arme vor der Brust.

"Tu mir einen Gefallen, Hattori, und bleib du bei Queen, der verquere Sohn eines Polizisten steht dir viel besser." Die beiden grinsten sich an, lachten.

"Ja, allerdings müsste ich dann ne Brille tragen, Conan!"

Der grinste breit, nickte, konterte aber sofort.

"Und ich müsste älter sein als du." Das Lachen der beiden, die sich mit ihrem jeweiligen Lieblingsdetektiven verglichen, wurde von der Bedienung unterbrochen.
 

Diese zog überrascht die Augenbrauen hoch, schüttelte nur amüsiert den Kopf, stellte Heiji den einen und Conan wohl wissend den anderen Kaffee vor die Nase und zwinkerte dem Kleinen zu.

"Lasst es euch schmecken!" Damit drehte sie sich um und kümmerte sich weiter um die anderen Gäste.
 

Conan nahm die Tasse an sich, umklammerte das warme Porzellan, knetete es nun wieder nervös in seinen Händen.

"Und wenn es so wäre, Hattori? Was dann?"

Heiji, der sich gerade den Keks in den Mund schob, der neben seinem Kaffee gelegen hatte, schaute seinen kleinen Freund nun wieder ernst an. Die klaren blauen Augen, die ihm da begegneten, brachten ihn zum Schlucken, verlegen rieb er sich den Hinterkopf.

"Nun. Eigentlich müsstest du es doch am besten wissen...

Du selbst hast mir doch geraten, es Kazuha nicht länger zu verschweigen!" Er lächelte, rührte verlegen in seiner Kaffeetasse.

"Und du hattest Recht, Kudo, mal wieder hattes'te Recht!

Es, es stimmt wirklich, alles was de gesagt hast, ich mein es so, wenn ich sag, ich dank dir... ehrlich."
 

Nachdenklich führte er sich den Kaffee an die Lippen, nahm einen großen Schluck.

"Deswegen... ich mein du liebst sie doch, Kudo! Da sind wir uns wohl einig... wieso zum Henker befolgst du dann nich auch deinen eigenen Rat?"

Der Mund des Grundschülers wurde trocken, traurig heftete sich sein Blick auf die weihnachtliche Tischdekoration.

"Ich war schon so oft kurz davor, Heiji!“

Er sah auf, in das überraschte Gesicht seines Kollegen.

"Was ist? Traust du mir das etwa nicht zu?"

"Nein. Doch! Es is nur... ich wusst's nich!" Interessiert hob er eine Augenbraue, legte die Hand ans Kinn, schaute Shinichi abwartend an.
 

"Und wieso hastes nich gemacht?"

Conan biss sich auf die Lippen, wurde rot.

"Nun eigentlich hatte ich es ihr sagen wollen... damals nach dem Frühlingsfest." Er lachte, rieb sich verlegen den Hinterkopf.

"Ich hab kein Wort rausbekommen. Nicht eines!" Er seufzte.

<Dabei war es Perfekt...>

"Und dann... kam der Mord. Danach-" Er zog die Luft scharf ein.

"Danach hab ich sie nur noch als Conan trösten können."

Heiji schluckte, nickte aber verstehend.

Er wusste von dem Fall, aber nicht warum Shinichi seine Ran damals in dieses schweineteure Restaurant ausgeführt hatte.
 

Endlich hörte Heiji auf, mit dem Löffel in seiner Tasse zu klimpern, legte das kleine Silberbesteck an den Rand, sah seinen Freund mit durchdringenden Blicken an.

"Und was war auf dem Schiff damals? Ich dacht, du wärst extra für sie gekommen?"

Conan nickte, das stimmte, er war nur wegen Ran gekommen, hatte mir ihr einen Tag an Bord verbracht, ihren Geburtstag gefeiert und ihr ein Geschenk überreicht.

Der kleine, kristalline Stern, der seitdem ihren Hals zierte.

Aber das, das hatte er nicht gekonnt.
 

"Sie weiß es, Heiji!"

Erschöpft nahm er einen weiteren Schluck aus seiner Tasse.

"Was weiß sie? Dass du sie..." Das bedrückte Kopfschütteln des Kleinen ließ ihn stoppen.

"Nein... nein." Shinichis Mund wurde trocken.

"Sie weiß, dass ich Conan bin, Heiji!"

"Hhm?" Der Oberschüler verstand nicht, schaute den Kleinen dementsprechend fragend an.

"Na und? Was is so schlimm dran? Ich mein, sie weiß es ja schon länger, Kudo, sie scheint doch damit klar zu kommen."
 

"Nein!"
 

Heiji erschrak als der Grundschüler mit der Faust auf den Tisch schlug. Zwei Spritzer seines schwarzen Kaffees waren aus der Tasse gespritzt, hatten der hell roten Tischdecke zwei dunkelrote Flecken beschert.
 

"Conan?" Dieser wurde rot, kniff die Lippen aufeinander, legte schnell seine Serviette auf die Stelle, versuchte den Schaden, so gut es ging, wieder weg zu machen. Er biss sich auf die Lippe, schaute zur Seite.

"Nein... sie kommt damit nicht klar, Heiji... sie kommt ganz und gar nicht damit klar!" Ernst blickte er ihn an.
 

"Sie tut nur so als ob..."
 

Er seufzte, schaute zum Fester, sah unzählige Menschen, die in Windeseile an ihnen vorbei liefen.

"Wir haben quasi die Rollen getauscht, Heiji!"

"Wie jetzt?" Verwirrt schaute der Detektiv des Westens den Grundschüler an.

"Jetzt, wo ihr es alle wisst, kann ich meine Rolle in eurer Gegenwart weitgehend ablegen... meine Rolle, die mir auferlegte Maske jedoch nicht." Er schluckte, sah sein Spiegelbild in seiner Tasse, nahm einen tiefen Zug.

"Sie kommt damit nicht klar...! Du hast sie doch heute gesehen, Heiji!" Zwischen der Stirn seines Freundes bildete sich eine tiefe Denkfalte.
 

Es stimmt, Ran war heute wirklich seltsam gewesen.

Als es um ihr Geschenk ging und die kleinen Gefälligkeiten, die sie Conan zukommen ließ, noch ehe dieser überhaupt um Hilfe bitten konnte. Fast so...

"Es ist fast so, als wollte sie verhindern, dass du-" Er stoppte, wusste nicht, ob er diesen Satz wirklich zu ende führen sollte.

Conan jedoch schaute ihn nur ernst an, nickte.

"Als ob sie verhindern möchte, dass ich einmal mehr merke, wer ich bin... was ich bin." Er grummelte, fuhr sich über die Stirn.

"Sie will mich schützen, Hattori." Er lachte bitter

"Vor mir!” Missmutig schüttelte er den Kopf.

„Vor mir selbst…“

<Das ist unmöglich.>

“Sie hat gemerkt, dass es mir nicht bekommt, dass ich es hasse, wie ein Kind behandelt zu werden!” Die ernsten blauen Augen begegneten Heiji.

“Deswegen konnte sie auch nicht hinsehen, wollte nicht sehen, dass du mich auf den Schultern trägst.”
 

Er rollte die Augen, fuhr sich durch die Haare.

“Herrgott noch mal! Das ist mit ein Grund, warum sie es nie hätte erfahren dürfen! Sie macht sich viel zu viele Gedanken! Viel zu viele! Sie kann das nicht ändern! Sie kann es nicht! Und sie macht es auch nicht besser damit. Sie macht es nicht nur schwerer für sich, sondern auch für mich!” Scheppernd stellte er die leere Tasse zurück auf den Unterteller.

“Ich hab mich doch dran gewöhnt! Ich kenn es doch schon gar nicht mehr anders... ich will... will nicht, dass sie sich kaputt macht, indem sie aller Welt etwas vorspielt! Das hält sie nicht auf Dauer aus!

Das kann Niemand!” Er ließ sich in seine Bank zurück sinken, starrte an die Decke.
 

“Ich kann es ihr nicht sagen...”
 

“Ich kann es nicht! Ich will es ihr nicht so sagen, nicht..., nicht als Conan! Und ich kann es ihr nicht sagen, wenn ich weiß, dass ich früher oder später wieder Conan sein werde. Es geht nicht!

Deswegen hab ich auch auf Fate nichts gesagt.

Ich will es ihr ja sagen... aber es, es muss einfach perfekt sein.”

Heiji jedoch schüttelte nur den Kopf.

“Man, Kudo! Ich... ich kann dich ja verstehen. Aber du darfst nicht mehr so lang warten! Wenn de das nächste Mal die Gelegenheit hast, dann pfeif gefälligst auf Ambiente und Co! Wenn du wieder du bist also... für immer dann sag es ihr gefälligst!”
 

Conan schaute ihn mit großen Augen an, lächelte still in sich hinein.

Nun waren sie schon so lang befreundet, aber dass Heijis Gedanken in eine solche Richtung gehen konnten, hätte er nicht gedacht.

Sie waren schon seltsam, saßen hier gemütlich beieinander und er jammerte Heiji die Ohren voll. Er wurde rot, eigentlich musste er sich schämen, dass er sich so gehen ließ und doch war er Heiji unheimlich dankbar, die letzten Tage hingen ihm, wie es schien, noch immer in den Knochen. Und Heiji half ihm nun wieder auf die Beine, endlich hatte er die Hand ergriffen, die er während Rans Abwesenheit abgewehrt hatte. Er war sein Freund. Heiji Hattori war sein Freund.
 

“Danke!” Er wurde rot, schaute ihn verlegen an.

“Ich dank dir, Hattori!” Der jedoch schüttelte nur den Kopf.

“Ach, nu mach hier mal keinen Aufstand, Kudo... tu mir nur einen Gefallen... Sag. Es. Ihr.”

“Aber-”

“Nix aber, Mann!” Heiji grinste, hüstelte gekünstelt und räusperte sich.

“Ich will hier nicht den Teufel an die Wand malen, aber wir können nie wissen, was uns als nächstes widerfährt!

Nutze deine Chance, solange du noch kannst!

Die Liebe ist das Wertvollste, was der Mensch besitzt, gehe nicht das Risiko ein, sie zu verlieren! Na? Kommt dir das vielleicht irgendwie bekannt vor?“

Der Kleine vor ihm verzog das Gesicht, schaute ihn entgeistert an, kratzte sich verlegen an der Wange.

„So was hab ich gesagt?“ Heiji grinste, lachte in sich hinein.

„Allerdings, mein Lieber... das hast du! Ja, das hast du!“ Er hielt inne, wurde ernst und schaute Conan eindringlich an.
 

„Warte nicht zu lang, Kudo. Wenn du diese Chance hast... dann nutze sie, Shinichi! Denk bitte dran.“
 

Shinichi schaute ihn lange an.

<Vielleicht hast du Recht, Hattori... vielleicht hast du Recht.>

Seufzend schaute er aus dem Fenster.

„Vielleicht hast du Recht... aber erst dann... erst dann.“ Er schluckte, schaute ihn bedrückt an.

„Alles andere wäre nicht zu verantworten. Sie kommt ja jetzt schon nicht damit klar. Du hast sie gesehen.“ Shinichi legte den Kopf in den Nacken, dachte mit Bitterkeit an das falsche Lächeln seiner Freundin. Das hatte er nicht gewollt. Es sollte nicht sein.

„Sie will ja nicht mal, dass ich ihr ein Geschenk besorge, du hast sie gesehen... sie will es nicht..., weil sie genau weiß, dass nicht Conan es ihr geben sollte.“

<Eigentlich...> Er schluckte, seine Finger verschwanden kurz in seiner Jackentasche. Nein. Sie waren wirklich nicht nur einkaufen.
 

Heiji nickte zustimmend, schaute seinen kleinen Freund bedrückt an.

“Sie muss es wohl gestern gemerkt haben. Kudo, wir- du warst nicht mehr wieder zu erkennen!” Conan grummelte nur, zerstrubbelte sich widerwillig das Haar.

“Ist doch gut... Ich weiß, ich weiß es ja!”

“Ts!” Heiji verschränkte die Arme hinterm Kopf, schaute missverstehend zum Fenster.

“Und das alles nur, um dir noch einmal unter die Nase zu reiben, dass du zu langsam bist! Also echt... die Frau hat doch’n Rad ab.”

“Ich glaub das nicht...” Überrascht schaute Heiji zu Conan hinüber, der Kleine saß da, die Hand an sein Kinn gelegt, die Augen fest auf einen Punkt gerichtet, den er doch nicht wahrnahm. Er dachte nach.

Ganz wie man ihn kannte. Sprach mehr zu sich, als zu seinem Freund.

“Ich glaube nicht, dass nur mein Tempo Grund dafür war.”
 

Heiji wurde ernst, schaute Shinichi interessiert an.

“Schön, Kudo... aber was dann? Ich mein... sie hats doch selbst gesagt. Sie hat uns doch das als ihren Grund angeben, oder?”

Conan lächelte wissend, schüttelte den Kopf.

“Vielleicht hat sie gelogen, Hattori, oder... nun zumindest hat sie uns nicht die ganze Wahrheit gesagt... vergiss nicht, was sie gesagt hat, als ich sie auf diese ewige Lügerei angesprochen hab.

‘Es gehört nicht nur dazu... nein. Es ist mein Beruf‘“

„Sie ist-“

„Schauspielerin... ja, ich weiß, Heiji... aber nur mal angenommen, sie bezieht das auch noch auf ihre Stellung in der Organisation.

Ich glaube einfach, wir müssen ihre Worte auf die Waagschale legen.“

Er beugte sich vor, stützte die Ellenbogen auf den Tisch, legte sein Kinn in seine gefalteten Hände und schaute sein Gegenüber ernst an.
 

„Die zentrale Frage, Hattori, ist doch, warum?

Warum versucht Vermouth, mir zu helfen?“
 

Heiji legte seine Hand unter die Nase, eine kleine Falte zeichnete sich zwischen seinen Augenbrauen ab.

„Mhm... nun Kudo, wenn deine Theorie stimmt, und sie wirklich etwas mit dir gemeinsam hat, könnte das auch reiner Selbstschutz sein.“

Conan jedoch verneinte umgehen.

„Nein. Nein, Hattori, erinnere dich... sie... laut ihrer Aussage tötete sie die Wissenschaftler! Diese zu ersetzen ist jedoch nicht schwer, kein gutes Vorgehen also, um Beweise zu vernichten! Da gibt es eine einfachere Methode.“ Heijis Augen wurden groß, schnell bejahte er die Worte Conans mit einem Nicken.

„Klar! Sie könnt einfach die Daten zerstören...allerdings-“

„Allerdings würde sie mir damit auch jede Chance nehmen wieder ich selbst zu werden. Genau!“
 

Der Grundschüler seufzte, rieb sich den Nacken.

„Aber genau das ist auch der Punkt, den ich einfach nicht versteh.

Wieso tut sie es nicht einfach? Was liegt ihr an mir, dass sie es nicht tut?“
 

„Ich glaub nicht, dass es einfach an meiner Mutter liegt, sie hat genug Menschen umgebracht... da lässt sie sich von mir bestimmt nicht aufhalten. Wieso also?“ Heiji nickte.

„Und jetzt bringste das natürlich mit ihrem Verhalten in letzter Zeit in Verbindung!“

„Genau. Aber nicht nur in letzter Zeit...“

Conan schluckte, die Farbe wich merklich aus seinem Gesicht.

„Sie hätte mich schon so oft umbringen können, Hattori... sie hatte schon viel zu oft Gelegenheit dafür gehabt. Aber sie hat es nie getan! Wieso?“

Der Grundschüler lehnte sich nach hinten, sinnierte über seine Begegnungen mit der Blondine. Sie war ihm gegenüber immer im Vorteil gewesen, hätte ihn mir nichts dir nichts töten können... und doch saß er jetzt hier.

<Wieso, Sharon...>
 

„Sie hat es geschafft dich auffliegen zu lassen... deine Freunde, die Polizei, ja selbst das FBI weiß nun Bescheid... fast so-“

„Fast so als wollte sie eine kleine Armee um mich aufbauen.“, beendete Conan Heijis Satz, schaute dann jedoch starr auf den Tisch.

Genau das wollte er aber verhindern, er wollte das nicht. Im Krieg gibt es Opfer, und er wollte nicht, dass jemand sein Leben wegen ihm verlor. Er war doch schon mit dem Verlust seiner Freundin nicht klar gekommen, kam noch immer nicht klar damit... dieses ganze Theater zehrte noch immer an ihm.

„Was wollte sie damit bezwecken? Mich wütend machen?“ Grummelnd schlug er die Arme übereinander, schaute beleidigt zur Seite.

„Prima! Das hat sie nämlich geschafft!“
 

Lange schaute Heiji ihn an, wie er da saß, noch immer verschlafen und mit einem schwarzen Schatten unter den Augen, müde, aber sichtbar erleichtert.

“Nicht nur, Kudo!” Fragend sah der kleine Junge zu Heiji auf.

“Du warst nicht einfach nur wütend... du hast um sie getrauert, wolltest... Gerechtigkeit. Du wolltest Rache, Shinichi!”

Der Schlag hatte gesessen. Die Wunden dieser Wahrheit zeigten sich in seinen Augen. Heiji schluckte, wich seinen Blicken jedoch nicht aus.

<Tut mir Leid Kudo... aber ich fürchte, das ist leider wahr.>

Conan schaute ihn nicht mehr an, sein Blick war zu Boden gerichtet, still zernagte er sich die Unterlippe.
 

“Rache...” Er seufzte, schüttelte abwertend den Kopf.

“Ich fürchte fast, du hast Recht, Hattori! Aber ich hätte nie-”

“Du hättest ihr nie etwas tun können, Kudo, ich weiß, ich weiß...” Er beruhigte Conans ängstliche, aufgebrachte Blicke, sodass sich dieser erneut fassen konnte. Er legte die Fingerspitzen aneinander, vergrub Nase und Mund in seinen gefalteten Händen und stützte sein Kinn mit den Daumen, sein Gemurmel war für Heiji somit nur mäßig zu verstehen.
 

“Ich sollte sie verstehen ...”
 

<Das hat sie immer wieder gesagt!> Aber was... was sollte er verstehen? Sie? Ihr Vorgehen? Conan schüttelte unwirsch den Kopf, schaute gefesselt auf seine leere Kaffeetasse, fast so, als wartete er darauf, dass ihm diese endlich die Antwort verriet.

Er würde es nie können... er würde diese Mörderin nie verstehen!

<'Du bist der Detektiv, mein Kleiner... du bist es, der hinter die Geheimnisse der Menschen blickt... der zu jeder Tat auch ein Motiv finden muss... findet. Ist es nicht möglich, einen Mord auch über das Motiv zu definieren...?‘ Ihr Gesichtsausdruck, als sie das sagte..., nachdenklich... fast schon traurig! Sie sagte das in Verbindung mit meinen Gefühlen von Wut, Trauer und …Rache.> In den Augen des Grundschülers flackerte ein Funke. Er hatte Fährte aufgenommen.
 

Er sollte sie verstehen. Sie bezog dies alles auf sich, ihr Motiv, das alles zu tun, ihm zu helfen, und sich somit gegen die Organisation zu stellen... ihr Motiv war Rache!
 

"Aber wieso, Sharon... was ist der Auslöser bei dir dafür?"

"Wofür?" Genervt blickte Heiji Conan an. Am Anfang hatte er seinen Freund noch in Ruhe denken lassen, dass dieser sich dann nach etlichen Minuten immer noch nicht zu einer Antwort bemühte, ließ ihn doch harsch werden.

Jetzt jedoch schien es, als wäre Conan endlich aus seiner Trance erwacht, die großen Kinderaugen schauten ihn fragend an.

Er schluckte, wedelte unter einem verkrampften Lächeln mit den Händen.

"Vergiss es, Hattori! Es ist nichts! Echt!"

Dieser jedoch beugte sich mit beleidigtem Gesicht über den Tisch, sodass Conan erschrocken in seinen Sitz zurück wich.
 

"Für wie dumm hältste mich, Kudo? Man kann dir an der Nasenspitze ansehen, dass du ne Idee hast, mein Freund!" Conan lachte, kratzte sich verlegen an der Wange.

"Du weißt doch, Hattori, es liegt mir nicht eine Theorie auszusprechen, ehe ich nicht alle dafür notwendigen Beweise zur Hand habe." Heiji jedoch grummelte nur.

"Spar dir die Predigt, Holmes, und spucks endlich aus!"
 

Conan jedoch schüttelte nur den Kopf, kramte geduldig ein paar Geldstücke aus seiner Hosentasche und legte sie als Bezahlung auf den Tisch. Er stand auf, ging am Tisch vorbei, blieb bei Heiji stehen und schaute ihn mit einem abwartenden Lächeln an.

"Tut mir Leid, Watson, fürs erste müssen Sie sich wohl mit dem Wissen zufrieden geben, dass eine Tat ihre Ursache immer in einem Motiv hat."
 

Er grinste, ging, ohne noch einmal anzuhalten, an Heiji vorbei.

"Was? Hey! Conan!" Fluchend kramte er nach Geld, legte es auf den Tisch, schnappe sich die Einkäufe und folgte dem Kleinen.

<Verfluchter Kudo!> Dieser wartete schon am Ausgang des Cafes auf ihn. Gemeinsam gingen sie nach Hause ohne noch einmal ein Wort über diese Gedanken zu verlieren. Heiji wusste, dass er aus seinem Freund jetzt nichts mehr raus bekommen würde. Er war zu stur.

So lenkte er das Gespräch in eine andere Richtung, stoppte erst wieder, als Conan schon ein Haus vor seinem eigenen anhielt.

Richtig, sie wollten ja noch zu Professor Agasa.
 

Der kleine Weg zum Haus war frisch gefegt, auf den grauen Betonsteinen war kein Schnee auszumachen, sodass sie trockenen Fußes die Haustür erreichten. Heiji stellte die Einkäufe neben die Tür.

Klingele einmal, ein zweites mal, ein drittes und ein viertes.

Keine Reaktion.

Die beiden Detektive sahen sich ernst an. Dann aber wühlte Conan in seinen Taschen. Zog ein Schlüsselbund hervor, suchte den richtigen Schlüssel und öffnete vorsichtig die Tür seines Nachbarn.
 

"Professor?"

"Ai?"

langsam kroch Angst in Conan auf.

<Bitte nicht!>

Unsicher nickte er Heiji zu, daraufhin teilten sie sich auf und untersuchten gemeinsam das Haus.

Kein Zettel, keine fehlenden Koffer, keine fehlende Kleidung, zumindest keine größeren Mengen, die man ausmachen konnte.

Ja selbst die Heizung war noch an.
 

Als sie alles abgesucht hatten, trafen sie im Wohnzimmer aufeinander.

"Und?" Unsicherheit war in Conans Stimme zu erkennen, Heiji jedoch hatte auch nichts anderes als ein beunruhigtes Kopfschütteln für ihn übrig.

"Nein, nichts! Und bei dir?"

"Auch nicht!" Grübelnd zernagte sich der Grundschüler die Lippen, ließ seinen Blick erneut durchs Wohnzimmer schweifen. Nach einem Kampf sah es auch nicht aus, wenn, dann ein heimlicher Überfall, aus dem Dunkeln heraus. Er schluckte, sein Blick verweilte auf der schwarzen Nische in der Wand. Ohne den Blick abzuwenden fragte er Heiji.

"Warst du unten?"

"Nein..."

"Ich auch nicht!"
 

Sie holten Luft, schauten sich kurz an.

"Dann los!"

Langsam gingen sie die steinernen Stufen hinunter, sahen das bläuliche Licht unter ihrer Tür hervor schimmern.

Der Computer war an.

Shinichi schluckte, konnte nicht verhindern, dass sich die kleinen Härchen auf seinem Arm aufstellten, als er die Türklinke bedächtig nach unten drückte. Hatte er etwa Angst?
 

Doch auch Ais Labor war leer, das leise Summen des Computers war das einzige, was sie hörten. Unsicher traten sie ein.

Das hier war ihr Reich, nicht umsonst hatte es keiner von ihnen freiwillig aufgesucht.

Aber auch hier fanden sie nichts, weder die Bewohner des Hauses, noch einen Vermerk auf ihren Verbleib.

Der Bildschirm zeigte nur den blauen Desktop, er war noch immer an.

Man hatte ihn nicht ausgeschaltet.
 

Lange verharrte der strenge Blick Shinichis auf dem Monitor.

Dann jedoch wurden die Augen des Kleinen vor Überraschung groß, da lag sie, seine Brille.

Nun gut... eigentlich nur der Ersatz.

Er schluckte, nahm das Gestell an sich. Sah es lange an, es kostete Shinichi sichtlich Überwindung sich die Brille wieder auf die Nase zu setzen, er tat es dennoch.

Somit war auch Conan Edogawa wieder komplett.
 

Nachdenklich vergrub er die Hände in seiner Hosentasche.

Heiji, der das Anlegen der Maske beobachtet hatte, war bemüht sich nichts anmerken zu lassen, fuhr seinem Freund zuliebe in Gedanken weiter fort.
 

“Das heißt, dass se zumindest heut morgen noch da gewesen sein müssen... ich hab die Brille gestern Abend noch durch den Briefschlitz gesteckt.”

Den Kommentar, warum Heiji ihm die Brille nicht sofort gegeben hatte, schluckte Shinichi hinunter, nickte seinem Freund stattdessen nachdenklich zu.
 

“Entweder das... oder-” Die Blicke der beiden Detektive trafen sich, beide rannten sie wie von der Tarantel gestochen nach oben! Raus aus dem Haus und starrten in die Kälte.

“Es war jemand hier!” Heiji schaute entgeistert auf den kleinen Gehweg.

“Allerdings... es hat die ganze Nacht hindurch geschneit, der Weg müsste also von Schnee bedeckt sein! Ist er aber nicht! Jemand muss ihn also heute morgen als es noch dunkel war frei geräumt haben!”

Heiji nickte, folgte seinem Freund, der schnellen Schrittes an die Seite des Hauses eilte, beide liefen sie über unberührten Schnee, fanden sich bald vor der leeren Garage wieder.

Conans Mund wurde trocken.

“Der Professor kann es nicht gewesen sein... denn von den Spuren seiner Reifen ist nichts mehr zu sehen! Klar... er könnte auf der Straße geparkt haben, aber wieso sollte er das tun? Nein... das ergibt keinen Sinn.”

<Verdammt!> Zitternd ballten sich Shinichis Finger zu Fäusten.
 

“Sie sind seit gestern Abend weg. Und währenddessen war jemand hier... jemand, der sehr drauf bedacht war, keine Spuren zu hinterlassen. Der dafür extra den Weg ein Stück weit frei geschippt hat.”

<Man hat das Risiko eingegangen, gesehen zu werden... wir haben indirekt Beweise, dass jemand hier war. Können aber nicht sagen, wer oder wie viele. Wir haben nichts in der Hand, eigentlich haben wir gar nichts!> Conan merkte, wie das Herz in seiner Brust anfing, immer schneller zu schlagen.

Durch die Mauer um das Haus des Professors war die Gefahr, gesehen zu werden, gering, erst recht in früher Morgenstunde, im Dunkeln.

Die paar Schneeflocken, die sich den Vormittag über hinzu gesellten, hatten nicht die Möglichkeit auf dem nackten Stein liegen zu bleiben. Perfekte Bedingungen also, um unbemerkt rein und wieder raus zu kommen!
 

“Verdammt noch mal... bitte nicht!” Heiji schluckte, nickte seinem Freund wissend zu.

“Jemand war heute hier! Im Haus!”

<Und der Professor und Ai sind verschwunden! Mist!>

“Komm, Hattori, ich will versuchen, einen der beiden zu erreichen!

Schnapp dir die Tüten und komm!”

Conan war los gelaufen, schon wieder zeichnete sich Furcht in den Zügen des Grundschülers ab.

<Nein, nein, nein!>

Eiligen Schrittes lief Shinichi auf sein Haus zu, dicht gefolgt von Heiji trat er dann auch endlich durch die Tür.
 

“Wo? Wo? Wo ist es nur?”
 

Ran schaute überrascht auf, als sie seine Stimme hörte, Conan klang gehetzt. Langsam stand sie vom Sofa auf, ging vom Wohnzimmer in den Flur, blieb dort an den Eingang gelehnt stehen. Die beiden Detektive sahen sie nicht, hatten ihr den Rücken zu gekehrt und kramten in sämtlichen Jackentaschen der Garderobe.

“Was sucht ihr denn?” Beide fuhren erschrocken um.

Den wirklichen Schock erfuhr jedoch Ran, als sie in das Gesicht des kleinen Jungen blickte, der nun wieder seine Brille trug.

<C-Conan...> Ihr blieb jedoch keine Zeit wieder zur Ruhe zu kommen, schon war der Kleine auf sie zu geeilt, schaute sie fragend an.

“Ran, wo ist mein Handy? Hast du es gesehen?”

“Wie? Was? N-Nein... aber wieso? Ich meine, wozu brauchst du es denn jetzt so dringend?”
 

Die Blicke des Kleinen verdunkelten sich, seine Augen machten ihr Angst, als er zu sprechen begann.

“Der Professor... Ai sie sind-”
 

“Weg! Na und?”
 

Überrascht trat Conan einen Schritt zur Seite, schaute an Ran vorbei, direkt in die Gesichter von drei ihm nur allzu gut bekannten Grundschülern.

“Was... was macht ihr denn hier?”

Ayumi verschränkte die Arme, schaute ihn fast schon beleidigt an.

“Na Ran besuchen! Schließlich haben wir sie auch vermisst.”

Conan nickte, starrte sie jedoch noch immer gelähmt an.

“Was ist mit Ai? Woher wisst ihr, dass sie nicht da ist?”

“Ganz einfach, Herr Oberschlau, sie hat es uns gesagt, sie ist mit dem Professor für ein paar Tage weg.” Genta schaute Conan verwirrt an, was sollte diese Fragerei?

“Wohin?”

“Hat sie nicht gesagt!”

“Und- und wann? Wann hat sie euch angerufen?”

Die drei Grundschüler schauten sich an, überlegten kurz und schienen sich dann auf eine Antwort zu einigen.
 

“Gestern Abend noch!”
 

Conans Herz machte einen Sprung... also doch... irgend jemand war im Haus von Professor Agasa gewesen.

Alles machte den Anschein, als wären sie übereilt aufgebrochen...

Aber wieso?

Wieso noch gestern Nacht?

Wieso so eilig?

<Wieso?>
 


 

Nur drei Straßen weiter klingelte ein Handy. In einer dunklen Sackgasse hatte sein schwarzer Porsche Platz gefunden. Missmutig nahm Gin ab.

“Und, Chianti? Hast du sie?” Er musste nicht lange warten, glaubte das kalte Lächeln der Scharfschützin noch durch den Hörer seines Telefon sehen zu können.

“Klar, hab ich sie! Du weißt doch, Verrat stinkt!” Ihre Stimme lachte schrill.

“So leicht kommt diese Verräterin uns nicht davon!”

Gin sagte nichts, lächelte kalt und blies genüsslich den Rauch seiner Zigarette in die Luft.

“Hervorragend!” damit legte er auf, nahm erneut einen tiefen Zug des giftigen Nikotins.

<Hervorragend!>

Der Baron der Nacht

Der Baron der Nacht
 

Hallo meine Lieben,

ich hoffe ihr hattet einen angenehmen Tag ^-^

Wie immer danke ich euch gaaanz ganz Herzlich für die Kommentare ^///^

Ich freue mich wirklich über jedes einzelne!

Nu denn, ich will nicht lange reden, sondern euch gleich dem neuen Kapitel

überlassen.

Anhand des Titels habt ihr vermutlich schon eine Ahnung wer nun dran ist ;D

Ich wünsche euch noch einen schönen Abend, viel Spaß beim Lesen!

Liebe Grüße, eure Shelling Ford

*Gummibärchndalassundverschwinde*
 


 

“Was... was macht ihr denn hier?”

Noch immer lugten fragende Augen hinter der gläsernen Brille hervor.

Conan hatte mit den Klos im Hals zu kämpfen, nur schwer konnte er die Unruhe durch das Verschwinden von dem Professor und Ai unterdrücken.
 

Ayumi verschränkte die Arme, schaute ihn fast schon beleidigt an.

“Na Ran besuchen! Schließlich haben wir sie auch vermisst.”

Conan nickte automatisch, die starre Lähmung in seinen Zügen ließ sich dadurch jedoch nicht besänftigen. Mit großen Schritten kam er auf Ayumi zu, packte sie an den Schultern und schaute der Grundschülerin ernst in die Augen.

“Was ist mit Ai? Woher wisst ihr, dass sie nicht da ist?”

Seine Stimme bebte, wirkte viel zu hart in den Ohren des kleinen Mädchens, das und die plötzliche nähe ihres Schwarms machten sie scheinbar sprachlos.
 

"I-Ich... also, nein ich-"

“Ganz einfach Herr Oberschlau, sie hat es uns gesagt! Sie ist mit dem Professor für ein paar Tage weg.”, kam es von Genta, der den harschen Zügen Conans wie es schien auch nichts abgewinnen konnte.

Dieser ließ von Ayumi ab, senkte die Arme langsam, man konnte sehen, wie es in dem Kopf des kleinen Jungen arbeitete.
 

<Das macht keinen Sinn...>
 

Seine Pupillen huschten hin und her. Unruhe flackerte in ihm auf, der Versuch, sie aus seinem Blick zu verbannen, misslang, denn auch auf die Baker Street Gang hatte sich die Nervosität Holmes schon längst übertragen.

Die großen Kinderaugen schauten ihn an, sie kannten ihn schon lange genug, um zu wissen, dass die Tonlage ihres Freundes Gefahr bedeutete.
 

“Wohin?”

"Was?"

"Na wohin sie wollten? Hat Ai was gesagt?"

Genta und Mitsuhiko hoben beschwichtigend die Arme, schüttelten bedauernd mit dem Kopf.

"N-Nein... hat sich nicht!"
 

"Conan?"
 

Ayumis Arm klammerte sich an seinen, sofort schoss Conan das Blut in den Kopf.

Die Kinderaugen wurden groß, ein Funke Angst zeigte sich in ihrem Strahlen.

"I-ist was mit Ai?" Eng klammerte die Kleine sich an ihn.

"Du... du würdest uns doch sagen, wenn... wenn etwas nicht stimmt! Oder, Conan?" Ihre Stimme wunde leiser, klang wie ein Flehen in seinen Ohren. Er hielt den Atem an, konnte ihren Blicken nicht ausweichen.

"Oder... Conan? D-Du vertraust uns doch!?"
 

Er starrte sie nur an, den Mund leicht geöffnet, war er nicht fähig ihr zu antworten. Conan schluckte, wich ihren Blicken aus.

Ihre Worte hallten wie Ohrfeigen in ihm wieder... schmerzten mindestens ebenso stark.

Und was nun? ...sie sah ihn noch immer an.

Wartete, wartete auf eine Antwort, eine ehrliche Antwort von ihm.

Er spürte ihn, den Druck ihrer Hand, die sich, je länger er zögerte, immer enger um seinen Arm schlang.

<Ayumi...> Ein trauriges Lächeln kämpfte sich auf Conans Lippen.
 

Shinichi sah auf, zu Mitsuhiko und Genta, die ebenfalls auf eine Antwort warteten. Er lächelte, schüttelte den Kopf.

<Ihr drei seid mir schon welche...>

Unsicherheit war in den Augen der Kinder zu sehen, Unsicherheit, Hoffnung, Vertrauen. Er schluckte schaute nachdenklich von einem zum anderen.

Diese Kinder vertrauten ihm!

Waren seine Freunde.
 

Seine Augen waren auf den Boden geheftet, Heiji sah, dass die Fingerknöchel des Jungen weiß hervortraten... so stark ballte er die Hände zu Fäusten.

Es war klar zu erkennen. Der Kleine kämpfte. Mit sich... und doch gegen sich selbst.

< Diese Kids sind dir doch tatsächlich ans Herz gewachsen, Kudo...>
 

Conan fuhr sich über die Augen, seine Brille verrutschte leicht, was er sofort wieder richtete. Was, wenn sie jemals raus finden würden, wer sich hinter Conan Edogawa wirklich verbarg? Erkennen würden, dass es diesen Grundschüler in Wahrheit gar nicht gab.

Shinichi wurde übel, Blässe zeichnete sich kurz auf seinen Wangen ab, ehe er den Kopf schüttelte.

Er konnte das nicht zulassen…

Also müsste er Lügen.

Lügen, um sie vor der Wahrheit zu schützen.

<Was bin ich doch für ein toller Detektiv!> Doch das ironische Lächeln auf seinen Lippen verschwand so schnell, wie es gekommen war.

<Was bin ich doch für ein toller Freund…>

Doch darum ging es jetzt nicht, so gut es ging, versuchte Conan den Gedanken auszublenden. Er holte tief Luft, ehe er ihnen wieder in die Augen sah.

Conan richtete sich auf, verlieh seiner Stimme einen Hauch von Stärke, versuchte die unruhigen Blicke der Grundschüler mit den seinen zu mildern.
 

“Klar vertraue ich euch!“

Ein ehrliches, wenn auch schwaches Lächeln zeigte sich auf dem verjüngten Gesicht Shinichis. Wenigstens diese Worte waren nicht gelogen.

Denn es stimmte!

Shinichi Kudo hatte mit den drei Grundschülern Freundschaft geschlossen, er vertraute ihnen. Ein Gut, das nur wenigen Leuten wirklich zu teil wurde.

Nur leider… leider war Vertrauen nicht immer eine Garantie für Wahrheit.

Nicht in diesem Fall...

Conan schluckte, atmete langsam aus.
 

Ayumi schien es zu riechen. Es war, als würde sie die kleine Unebenheit in seiner Stimme, die winzige Lücke hinter der ruhigen Fassade deutlich wahrnehmen.

Sie konnte nicht sagen, was... aber irgendwas war hier definitiv faul!

“A-Aber wo... wo ist Ai denn dann jetzt?”, begann sie zögernd.
 

Shinichi zog die Luft scharf ein, wich ihren Blicken aus, versuchte der Maske, die er nun wieder auf der Nase trug, gerecht zu werden.

“Nun... sie wird sich ein paar schöne Tage machen, denk ich.” Das Lächeln des kleinen Jungen war mehr als falsch. Fast beiläufig wurden seine Augen erneut ernst, schnell hängte er, eine scheinbar belanglose Frage einfach an seine Worte.

“Wann hat sie euch eigentlich angerufen?”

Die drei Grundschüler schauten sich an, überlegten kurz und schienen sich dann auf eine Antwort zu einigen.
 

“Gestern Abend noch... es wurde gerade dunkel.”
 

Conans Herz machte einen Sprung... hämmerte schon fast schmerzend in seiner Brust.

Also doch... irgendjemand war im Haus von Professor Agasa gewesen.

Alles machte den Anschein als wären sie übereilt aufgebrochen...

Aber wieso?

Wieso noch gestern Nacht?

Wieso so eilig?

<Wieso?>

Er knurrte, zerstrubbelte sich ungeduldig den Pony.
 

Das machte einfach keinen Sinn!

Der Professor und auch Ai hätten sich nie aus dem Staub gemacht, in dem Wissen, dass er noch immer auf der Suche nach Ran war.

Dass sie noch immer verschwunden war...

<Und doch sieht alles danach aus, als wären sie freiwillig gegangen... nur wohin?> Er seufzte, blickte hilfesuchend an die Decke, blinzelte kurz.

Er wusste genau, dass das Wort ' freiwillig' seiner Bedeutung nicht immer gerecht wurde.

Nicht selten war der freie Wille an gewisse äußere Einflüsse gebunden.

Er schloss die Augen.

<Bitte nicht...>

Sein Magen verkrampfte sich, kurz blickte er zu ihr.

< Nicht... nicht schon wieder!>
 

Conan atmete tief durch, versuchte seiner zitternden Stimme Fassung einzuhauchen.

"Habt ihr eure Remitter hier?"

Mitsuhiko nickte nur, wollte Conan die kleine Erfindung gerade reichen, stoppte jedoch kurz vor seiner Handfläche.

„Was willst du eigentlich so dingend von Ai ?“ Ertappt sah Conan zu ihm hoch.

„Nun… also, ich-ich wollte lediglich Fragen, warum sie uns nicht vorher was gesagt hat! Sie hätte uns schließlich auch mitnehmen können!“

Mitsuhiko reagierte nicht sofort, schaute Conan noch lange prüfend in die Augen, ehe er ihm das kleine Gerät überreichte.

Schnell stellte Shinichi Ais Frequenz ein, ließ sie anklingeln, fragte nach ihr... mehrmals.

Keine Reaktion.

<Mist!> Unruhig lenkte er seine Blicke zu Heiji, der ihm nur bedrückt zu nickte.

Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht!
 

"Ach ja-" Conan schrak auf, als Mitsuhiko seine Gedanken unterbrach, auf seinem Gesicht breitete sich ein Grinsen aus, als er einen kleinen USB Stick aus seiner Tasche zog.

"Hier, die Fotos von unserem letzten Ausflug!"

"D-Danke." Unsicher nahm Conan den kleinen Datenträger in die Hand.

Schaute seine Freunde fragend an.

"Was is? Hast du es etwa vergessen!", kam es nun murrend von Genta.

"Das sind die Bilder vom Vergnügungspark! Die mit Kamen Rayder und uns! Das willst du dir doch nicht entgehen lassen, oder? "

Unverständlicher konnten die Blicke der drei wohl kaum sein.

Wie konnte er nur!

"N-nein... natürlich nicht!" Leicht verlegen steckte Conan den Stick in die Tasche.

<Wie könnte ich...> Täuschen konnte er die drei jedoch nicht.

"Echt mal, Conan! Dass du sowas vergisst!", kam es von Ayumi, ehe sich ein breites Grinsen auf ihre Lippen legte.
 

"Aber heute nicht...“

Ihre hochgezogenen Mundwinkel schienen ansteckend zu sein, denn auch die beiden männlichen Mitglieder der Detektiv Boys fingen nun an zu grinsen.

"Mhm?" Unsicher wich Conan zurück. Die drei machten einem fast schon Angst!

"Wie kommt ihr darauf?"
 

"Wir haben eine Überraschung für dich!“ Und noch ehe sich Shinichi versah, hing Ayumi erneut an seinem Arm, jetzt jedoch zeugten ihre Blicke von Mitleid.

„Weil du,... weil du doch..." Sie brach ab, überlegte kurz. Die Grundschülerin war sich sicher, das musste man anders formulieren.

"Weil du Ran wieder gefunden hast!", kam es dann hilfreich von Mitsuhiko, dieser reichte dem verdutzten Conan seine Jacke.

"Und jetzt kommt! Sonst kommen wir noch zu spät!"

"J-ja aber!-"
 

"Kein aber!"

Es war als löse Rans Berührung einen Stromstoß in Conan aus, so sehr brachte es ihn zum schaudern.

Sie legte ihre Hände auf seine Schultern, drehte ihn langsam zu sich um.

"Kein aber, du gehst da jetzt mit und hast Spaß!"

Er hatte den Mund schon geöffnet, wollte gerade Einspruch erheben, als sich ihr Zeigefinder auf seinen Lippen wieder fand.

"Nichts da."

<Aber Ran...>

Sie stand auf, nickte zur Tür.

"Geh du nur, Heiji und wir regeln das hier schon."

Der Angesprochene wich zurück, für einen Moment verlor sein dunkles Gesicht an Farbe, ehe er sich zu einem gestammelten „ja“ überreden ließ.
 

Die Blicke der beiden Detektive jedoch trafen sich noch kurz.

<Ich mach das hier schon!>

Conan schluckte, nickte seinem Kollegen zu.

Nur widerwillig ließ sich Conan zusammen mit den Detektiv Boys von Ran aus der Tür schieben. Sie wünschte ihnen viel Spaß und schloss die Tür hinter ihnen, noch ehe Shinichi hätte protestieren können.
 

Ein erschöpftes seufzen entrang ihrer Kehle, als sie sich gegen die geschlossene Tür fallen ließ. Heijis besorgter Blick haftete an ihr, sah das ihre Schultern bebten. Er schluckte.

<Du hattest mal wieder recht, Kudo…

Leider.>
 


 

Conan grummelte vor sich hin, eine geschlagene Stunde latschten sie sich nun schon die Füße platt! Langsam reichte es!

"Wo zum Henker wollt ihr denn nun hin?"

Die drei Grundschüler sahen sich kurz an, grinsten breit und fischten jeder für sich ein kleines Buch aus Tasche oder Rucksack.
 

Conan blinzelte, konnte nicht glauben was ihm da, gleich in dreifacher Ausführung, vor die Nase gehalten wurde.
 

"D-Der Baron der Nacht?"
 

Die drei lachten nur, deuteten auf ein Geschäft ein paar Häuser weiter und rannten los.

"H-hey! Nu wartet doch!" Als Shinichi sich dem Geschäft näherte, ein Buchladen, wie er schnell erkannte, sah er schon die Menschenmenge, die sich vor dem Eingang des Gebäudes gebildet hatte.

Jeder zweite hielt ein Buch in den Händen.

Sein Buch…

Das Buch seines Vaters.

Er schluckte, versuchte einen Blick durch die Menschenmenge zu erhaschen, ehe man ihn erneut rief.
 

"Conan! Da bist du ja, schnell, schnell beeil dich!"

Der jedoch dachte gar nicht dran, ging gemächlich zu den dreien hin und stellte sich an, schielte neugierig nach innen.

Ein kleines Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
 

Langsam ging es voran, sie kamen dem Grund dieser Menschentraube immer näher. Ein plötzliches raunen, das durch die Menge wanderte, ließ ihn auf horchen.

Einer der Fans konnte oder wollte, wie es schien, nicht länger warten, und kämpfte sich wortwörtlich den Weg frei.
 

Bepackt mit gleich drei Büchern, drängte er sich an den Detektiv Boys vorbei. Ayumi hatte ihn nicht bemerkt, sodass sie wegen dem Schubs rücklings zu Boden fiel.

"Aua!" Schmerzlich verzog die Grundschülerin das Gesicht.

Conan seufzte, dieser Hüne hatte es nicht mal nötig, sich nach ihr um zu drehen.

"Wenigstens ein 'Entschuldige' hätte doch drin sein können! Oder?"

Der Riese hatte ihn gehört, ein schmieriges Grinsen erschien über seinem stoppeligen Kinn, als er sich zu Conan herum drehe.
 

Shinichi lächelte nur.

<Sieh einer an... Man hat also doch Zeit?!>

"Was willst du von mir? Rotzgöre!" Letzteres überhörte Conan lächelte den schmierigen Typen nonchalant an, während Genta und Mitsuhiko Ayumi wieder auf die Beine halfen.

"Hier kommt jeder dran... wozu also das Gedränge, frag ich mich?"

Conans Hände ruhten lässig in den Hosentaschen, er reagierte nicht auf das schallende Lachen des Mannes, der sich nun zu ihm runter beugte.

"Willst du dich etwa mit mir anlegen, Kleiner?"
 

Ayumi zupfte an seiner Jacke, Conan jedoch reagierte nicht, lächelte ihn noch immer an. Dieser schmierige, unrasierte Typ!

Wo wären wir denn, wenn wir jeden so einfach gewähren lassen würden?
 

"Ich wundere mich nur, dass jemand wie Sie es nötig hat, ein kleines Mädchen um zu schubsen, nur um ein Autogramm zu erhaschen?"

Conans Blick stahl sich auf die Bücher die der vermeintliche Fan unachtsam unter den muskelbepackten Arm geklemmt hatte.
 

"Und das noch nicht mal für sich selbst? Vielleicht Pech in der Liebe...was?" Wut und Scham bot sein riesenhaftes Gesicht eine Leinwand, mischte sich dort mit Entsetzen und Verwunderung.

"Was zum-?"
 

"Ts..." Shinichi lächelte, schüttelte nur den Kopf.

"Es ist doch beeindruckend... gleich drei Bücher, drei unterschiedliche Ausgaben des Baron der Nacht.

Und Vermutlich gehört keines Ihnen!" Der Schrank vor ihm knurrte, als säße irgendwo eine Schraube nicht an ihrem Platz.

"Wie zum Henker kommst du darauf?"
 

"Ganz einfach... Sie alle haben Lippenstift in der oberen ecke. Nicht verwunderlich, bei den Büchern handelt es sich um noch sehr neue Stücke, da wollen die Seiten oft nicht so wie ihre Besitzer.

Um dennoch gut umblättern zu können, machen es sich viele Menschen zur Gewohnheit, den Daumen kurz anzufeuchten, um die Seite um zuschlagen. Bei Frauen, die Lippenstift tragen, ist es deswegen nicht verwunderlich, dass dieser dann ebenfalls aufs Papier gelangt.

Nur schwach, aber in seiner Gesamtheit an einem Buch sehr leicht aus zu machen." Conan konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen, als die Detektiv Boys ihm nun neugierig über die Schulter schauten und seine Beobachtung bestätigten.
 

"Tatsächlich!"

"Du hast recht! Aber... die Farben sind unterschiedlich! Jedes Buch hat eine andere!", bemerkte Ayumi. Mitsuhikos Augen weiteten sich nun auch, die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag.

"A-Aber das bedeutet ja-" Conan lächelte, während das Glas der Brille seine Augen unter spiegelnden Reflexen verbarg.

"Ganz recht... möglich, dass ‘Mann’ hier gleich drei Damen imponieren will?“ Es war eine Option, eine Vermutung, ein Verdacht, der seinen Beweis aber schnell in der Reaktion des Täters fand.
 

Diesmal jedoch sollte Shinichi sein Lächeln vergehen, denn noch ehe er sich versah, hatte er den Boden unter den Füßen verloren.

"Du Kleiner-" Die Nasenlöcher des Hünen blähten sich in schnellem Takt. Er hielt Conan am Kragen gepackt hoch, sein dunkelrotes Gesicht dicht an dem des kleinen Jungen.
 

Conan wollte gerade zu seiner Uhr greifen, als die riesige Pranke sein Handgelenk umklammerte.

<Mist!> Unruhig biss er sich auf die Unterlippe.

Erwartete jeden Moment von den Armen des Mannes erdrückt zu werden.
 

"Ich werde dir zeigen, was mit denen passiert, die sich mit mir Anleg-"

Ein fester Druck auf seiner Schulter ließ ihn stoppen.

Unsicher sah sich der Hüne nach dem Besitzer der Hand um, die nun fest auf seiner Schulter ruhte.
 

"Hätten Sie wohl die Güte, den jungen Mann wieder auf die Füße zu setzen?"
 

Die Augen hinter den Brillengläsern wurden groß, Shinichi der mit beiden Händen die Pranke des Dränglers umklammerte schaute ihn überrascht an.
 

<Vater!>
 

Yusaku Kudo schaute seinen Sohn nicht an, kümmerte sich stattdessen um den, der ihn bedrohte. Er wiederholte seine Aufforderung, langsam und deutlich.

"Ich sagte, sie sollen den Jungen runter lassen!"

Sein gegenüber fletschte die Zähne wie ein wildes Tier. Er knurrte, biss jedoch nicht, sondern setzte Conan, wie ihm geheißen, wieder auf den Boden.

Er musste nicht lange warten, bis ihn eine ebenso berühmte Stimme des Raumes verwies.
 

“Schluss für Heute, die Autogrammstunde ist beendet, meine Damen und Herren.” Yukiko Kudo trat an die Seite ihres Mannes, konterte das Raunen der Menge mit einem Lächeln. Wandte sich dann jedoch mit strengem Blick an den Mann, der ihren Sohn bis eben noch in der Mangel hatte.
 

“Nett, dass Sie vorbei geschaut haben!”

In ihrer Stimme lag so viel Würze, dass der Hüne sich offenbar daran verbrannte, er murrte, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand mit der zähen Masse langsam aus dem Geschäft.
 

Conans Blick folgte ihm… ein Lächeln auf seinen Lippen blieb aus.
 

“Conan!” Verwundert drehte sich Shinichi um, hatte sie noch nicht kommen sehen, als Ayumi ihm auch schon um den Hals fiel.

“Danke! Danke, danke, danke!” Sie löste sich von ihm, sah in seine überraschten Augen.

“Das war so mutig von dir! Ich-”
 

“Nein. War es nicht!”´
 

Yusaku war es, der sie unterbrach, die Autorität in seiner Stimme brachte auch die aufgebrachte Ayumi zum schweigen.

Langsam beugte er sich zu Conan hinunter, die Brille des kleinen traf einmal mehr auf ihren Zwilling, dieser jedoch hatte bei weitem mehr Dioptrien als sein Glas.

Shinichi schluckte, während sich die Stimme seines Vaters senkte.
 

“Es ist nicht mutig, sich einem übermächtigen Gegner allein zu stellen...”
 

Er seufzte, schüttelte bedauernd den Kopf, als er die schwarzen Schatten unter den Augen des Kindes eingehend betrachtete.
 

<...das ist dumm.>
 

Conan zuckte merklich zusammen, als er in die Augen seines Vaters sah, dieser jedoch schaute nun überrascht zu den anderen Mitgliedern der Detektive Boys, die ihn erwartungsvoll anstarrten.

“Ähm... kann ich euch helfen?”

Die drei wurden rot, interessierten sich scheinbar sehr für den örtlichen Fußboden, ehe Genta zu sprechen begann.

“Nun, ich- wir... wir hätten gern ein Autogramm!”

Die Augenbrauen Yusakus glitten überrascht nach oben.

“Bitte, bitte, bitte!”, kam es von allen drein synchron, während Conan nur lächelnd den Kopf schüttelte.
 

Yusaku stand auf, trat zurück und betrachtete die kleine Gruppe eingehend, zu der sein Sohn nun schon seit fast zwei Jahren gehörte.

“Nun, ihr habt gehört, was meine Frau hier sagt...” Sofort wanderten die Blicke der Grundschüler zu der Schauspielerin. Ayumi fiel das Lächeln fast aus dem Gesicht, als sie erkannte, wer da vor ihnen stand.

Nicht etwa die Schauspielerin Yukiko Kudo! Nein.
 

“C-Conans Mutter?!”
 

Diese warf ihre Lockenmähne in den Rücken, wollte gerade antworten, als sich ihr Sohn wild gestikulierend vor sie Stellte.

“Nein! Ich habs euch doch schon mal gesagt! Ihr... ihr irrt euch! Sie ist Shinichis Mutter. W- wir sind nur um hunderte von Ecken miteinander verwandt.”
 

Yukiko hinter seinem Rücken schaute ihn an, verfolgte sein kleines Schauspiel.

Da war er wieder... der kleine Stich in ihrem Herzen.

Ihr Sohn hatte bei weitem mehr von ihr, als sie sich in diesem Moment wünschte.

<Viel mehr…> zitternd zernagte sie sich die Lippen, bis eine kalte Hand leise die ihre aufsuchte.

Der sanfte Druck seiner Finger verstärkte ihre Gänsehaut, aber auch Yusakus sachtes Kopfschütteln konnte Yukiko nur mäßig beruhigen...
 

“Sie ist nicht meine Mutter!”

Der Stich in ihrem Herzen blieb.
 

Shinichis Lunge bebte, er versuchte seine Atmung wieder auf ein Normalmaß zu senken, während ihn seine drei Mitschüler fragend ansahen.

“Is ja gut, Conan! Mach hier jetzt mal nicht so einen Aufstand.”, murrte Genta. Ayumi wandte sich dann wie die anderen beiden auch mit fragenden Blicken an die Schauspielerin.

“Aber dann ist das ja ihr Haus... in dem Ran zurzeit wohnt?!”

Conan stockte... wer hatte hier was von wohnen gesagt?

Und auch seine Mutter schien verwirrt, bejahte die Frage jedoch, als Shinichi ihr zu nickte.

Die Augen der Kinder wurden groß, dann waren sie heute in ihrem Haus gewesen!

Ayumi schluckte, schaute den Autor lange an... irgendwie sah er Conan ähnlich. Sie musste einfach ein Autogramm von ihm bekommen!

Schnell wandte sie sich der Schauspielerin zu, umklammerte den Buchband in ihrer Hand.

“Also bekommen wir heute kein Autogramm mehr?”
 

Yukiko schaute sie lange an, langsam schlich sich jedoch ein Lächeln auf ihre Lippen. Still ging sie in die Knie, schüttelte bedauernd den Kopf

“Ich fürchte nicht, nein.” Ein kleinen Stöhnen entrang ihnen.

Yukiko legte den Kopf schief, schaute die Bande interessiert an, ehe sich ein Lächeln auf ihren Lippen abzeichnete.

“Jedenfalls nicht hier.”

"Hä?" Jetzt waren die drei völlig überfragt, auch Shinichi hob interessiert eine Augenbraue. Was wollte seine Mutter denn jetzt?
 

“Wie wärs? Hättet ihr nicht Lust heute Abend bei uns zu essen?”

Conans Kinnlade fiel buchstäblich nach unten.

<Bitte? Was?> Seine Mutter jedoch registrierte sein entsetztes Gesicht nicht, ignorierte ihn.

“Ich würde mich freuen, euch einmal näher kennen zu lernen!”

Mit einem süßen Lächeln blickte sie zu ihrem Sohn.

“Ich bin mir sicher, Conan hat nichts dagegen!”
 

Ein breites Grinsen überkam die drei, ob das Strahlen in ihren Augen von der Einladung in das Haus des Schriftstellers kam, oder das versprochene Essen anbelangte, blieb offen.

Schnell hatte man sich auf ein Nicken geeinigt.

“Gut!” Yukiko lachte, tastete im gleichen Moment jedoch nach der Hand ihres Sohnes, schnappte sie sich, noch ehe Conan Einspruch erheben konnte. Er schaute nur unsicher zu ihr hoch, beobachtete seine Mutter eingehend.

<Ein breites Lächeln auf den Lippen... aber keine Falten um die Augen. Welche Rolle spielst du grade, Mama?>
 

“Dann sehen wir uns heute Abend, Kinder. Wir fahren mit Conan schon mal vor, ihr seht euch ja dann später noch einmal. Einverstanden?”
 

“Jaaa!”, kam es unter einem breiten Grinsen der drei hervor.

“Bis später dann, Conan!”

Yusaku begleitete sie noch zur Tür, komplimentierte sie unter den verwirrten Blicken des Ladenbesitzers hinaus.

Conan schaute seinen Freunden nach, schluckte, als er merkte, dass der Druck auf seiner Hand noch immer nicht nach ließ.
 

Das kleine Klingeln der Ladentür, die hinter den Grundschülern zu fiel, schien das Signal für Yukiko zu sein. Ein weiteres Mal ging sie in die Knie, diesmal nicht, um den Kindern gerecht zu werden, sondern um ihrem Sohn, ihrem eigentlich doch schon 19 Jahre alten Sohn wieder in die Augen sehen zu können...
 

Sie schluckte, strich ihm sanft durchs Haar.

Shinichi schüttelte es, er bekam Gänsehaut, als er fragend in ihre Augen sah, rang sie um Worte?

“Mein Kleiner...” Es gehörte zu den wenigen Momenten, in denen Shinichi glaubte, Angst in den Augen seiner Mutter zu sehen... Angst und Sorge in den Augen einer Frau, die doch sonst kaum ein Risiko scheute.

<Mama?> Als seine Lippen tonlos dieses Wort formten, konnte sie nicht mehr anders, Yukiko hatte sich nicht mehr länger ihm Griff.

Sie fiel ihm um den Hals, drückte ihn an sich.

So fest es nur ging, wollte ihn nie... nie wieder los lassen.

Ihn nie wieder alleine lassen!
 

In Conan verkrampfte sich jeder Muskel.

Sie zitterte, zitterte, als sie ihn in den Armen hielt.

<Weint sie etwa?> Er schluckte, wollte etwas sagen, brachte jedoch kein Wort hervor.
 

“Yuki...” Shinichi sah auf, sein Vater stand vor ihm.

Zwischen seinen Brauen hatte sich eine tiefe Furche gebildet, sanft legte er die Hand auf die Schulter seiner Frau, beugte sich zu ihr hinunter.

“Sch..., nicht hier, Schatz. Komm... komm lass uns gehen.”
 

Sie schlucke, schniefte, stand dann jedoch auf.

Ohne, dass man ihn hätte auffordern müssen, folgte Shinichi ihnen ins Auto. Yukiko schien sich wieder zu beruhigen, der Autor hatte sie nicht davon abhalten können, sich selbst ans Steuer zu setzen.

Sie hatte stur darauf bestanden selbst zu fahren, ließ sich erleichtert in den Sitz sinken, als Yusaku ihr den Schlüssel in die Hand drückte.
 

Shinichi saß auf der Rückbank, schaute fragend vom einen zum anderen.

Was die beiden hier her getrieben hatte, stand wohl außer Frage, er schluckte, blickte bedrückt zur Seite... das Nachbeben der letzten Tage war auch hier noch deutlich zu spüren.
 

Unter leisem Stottern startete nun auch der Motor, als Yukiko den Schlüssel herumdrehte. Der Wagen rumorte kurz, auch Maschinen hatten anscheinend etwas gegen diese Schweinekälte Tokios.

Das Getriebe würgte kurz, als die Schauspielerin den Gang einlegte.

Diese jedoch kniff die Lippen zusammen, ließ sich nicht daran stören und drückte erbarmungslos aufs Gas.

Hätte doch was anders werden sollen, kein Auto!
 

Die weißen Schneeflocken zogen wie dichter Nebel an ihnen vorbei, eingehüllt in dieser Gischt war es lange Zeit still im Wagen.

Shinichi schrak bei den Worten seines Vaters unmerklich zusammen.

“Wie geht es dir, Shinichi?” Er suchte seinen Blick, fand ihn schließlich im Seitenspiegel des Autos. Umgeben von dichten Schneeflocken schauten ihn die Augen seines Vaters aus dem kleinen Spiegel an. Die klaren blauen Augen Yusakus schienen sich durch den Schnee zu brennen. Die Besorgnis in ihnen ließ Shinichi beklemmend zur Seite schauen.
 

“Gut.”

“Shinichi!”, kam es nun strenger von vorn.

„Lüg mich nicht an!“ Conan brummte, biss die Zähne zusammen.

“Und wenn schon...”

Yusaku schluckte, schaute angestrengt in den Seitenspiegel.

Der Schnee jedoch verschluckte das Bild seines Sohnes immer wieder aufs neue.
 

Kurz sah er zu seiner Frau ans Steuer. Yukiko schien nichts mehr zu hören, nichts mehr zu sehen als den Verkehr, konzentrierte sich vehement auf die schneeverwehte Straße.

<Yuki...>
 

Er wollte ihre Hand ergreifen, sie jedoch zog sie zurück, presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf.

Yusaku schluckte, ließ sich seufzend in den Sitz sinken, nur kurz huschte sein Blick über den Seitenspiegel.
 

Yukiko hatte Angst um ihn... das hatten sie beide.

Das letzte mal, dass er seine Frau so gesehen hatte, war nun schon fast zwei Jahre her. Er biss sich auf die Lippe, fuhr sich über die Augen.

<Der dreizehnte Januar hätte genau so gut dein Todesdatum sein können... Shinichi.>

Und sie hätten es nicht mal gemerkt!

Sie waren nicht da!

Hatten... hatten es nicht verhindern können!

<Warum nicht? Verdammt noch mal!> Tiefe Linien legten sich auf seine Stirn, seine Augen wandten sich aus dem Fenster, fixierten eine Schneeflocke, die sich an der Fensterscheibe hatte halten können.
 

Sein Sohn sah immer noch erschöpft aus…

Yusaku schluckte. Fakt war, dass in den letzten Wochen einiges geschehen war, was er nicht hatte kontrollieren können.

Es schien, als würden die schwarzen Schatten Shinichi immer mehr verschlingen…

Und das war nun wirklich das letzte, was ein Vater sich wünschen konnte!
 

Die fahrt verlief bedrückend still, fast so, als würde das dichte Schneetreiben jeglichen Laut dämpfen, der im inneren des Autos entstand.
 

Als sie zu Hause ankamen, hatte die Dämmerung schon eingesetzt, der weiße Schnee wirkte unheimlich steril. Conan, der bis zu den Knöcheln in dem Neuschnee landete, fluchte lautlos, als er aufs Haus zu stapfte.

Yusaku wartete auf Yukiko, die wesentlich länger brauchte, um das stille, schützende Auto zu verlassen. Gemeinsam folgten sie ihrem Sohn.
 

Eigentlich hätte sie gelacht, normalerweise würde Yukiko ihren Sohn nun als niedlich betiteln, wie er da so durch den Schnee stampfte.

Fakt war jedoch, dass es nicht niedlich war!

Ein Zittern durchfuhr die Schauspielerin, sie wollte sich gerade bei ihrem Mann einhaken, als sie bemerkte, dass der nicht mehr neben ihr war.

„Yusa-“ Sie musste nicht lange rufen.

Sah ihn nur ein paar Schritte hinter ihr stehen.
 

Den Blick starr zu Boden geheftet, die Hände tief in den Taschen vergraben, stand er da, während die kleinen Schneeflocken sich tänzelnd in seinen Haaren kräuselten.

Seine Augen blickten in den Schnee, waren auf die kleine Unebenheit in der Schneedecke gerichtet, die sich in dem scheinbar endlosen weiß kaum abhob.
 

Erst, als er das Knirschen ihrer Schritte hörte, sah er auf.

Seine Frau stand vor ihm, schüttelte langsam den Kopf. Yukiko schnappte sich seine Hand, zog ihn sanft mit sich.

Yusaku folgte ihr, schritt leise durch den Schnee und übertrat dabei die kleinen Fußspuren, seines Sohnes, die ihn bis eben noch in ihren Bann gezogen hatten.
 

Unsicher drehte sich Conan um, erkannte schon von weitem die sorgenvollen Gesichter seiner Eltern, biss sich auf die Lippe.

Genau das hatte er nicht gewollt… alles, aber nicht das!

Bis jetzt waren sie doch immer gut mit allem klar gekommen.

Die kleinen Sticheleien hin oder her, alles… alles war besser als das!

Shinichi schluckte…
 

Auf die Maske des Barons der Nacht… gehörte doch eigentlich ein Lächeln!

Spiel mit dem Feuer

Spiel mit dem Feuer
 


 

Ein fröhliches Hallo an alle,

^.^

Wie immer in den Vorworten möchte ich einen ganz besonderen Dank für die Kommentare aussprechen ^____^ ich freue mich wirklich über jedes einzelne!

Natürlich auch ein Dankeschön an alle Leser allgemein ^//.//^

Ich wünsche euch auch Heute wieder viel Spaß mit dem neuen Kapitel und hoffe für euch alle schon mal auf ein schönes Wochenende ^.~

*heimlichstillundleiseverschwinde*

Viel Spaß!

Liebe Grüße eure Shelling Ford
 

Ps.: Die Kursivstellen sind Erinnerungen an die Worte einer gewissen Blondine in meiner letzen FF !
 


 

Conan seufzte.

Ein Laut, der für einen Grundschüler als auch einen Oberschüler viel zu schwer wiegte. Doch schon kurz, nachdem er den Schlüssel umgedreht hatte und zusammen mit seinen Eltern die gemeinsame Wohnung betrat, bekamen seine Augen den Glanz, den man zur Weihnachtszeit in dem Blick eines Kindes erwartete.
 

Der Schnee und die Kälte im Hause Kudo hatten sich verzogen. Kein einziger Staubkrümel schwebte noch über dem nun wieder blitzsauberen Parkett.
 

Conans Mund war leicht geöffnet, entgeistert trat er in den Flur, wo ihm sofort eine wohlige Wärme entgegen strömte… sie hatten den Kamin angemacht!

Ein kleines Lächeln verirrte sich auf seine Lippen. Ran hatte es wirklich geschafft, seinem Haus wieder leben einzuhauchen.
 

Er hielt inne, legte den Kopf leicht in den Nacken, versuchte den Geruch zu erkennen, der ihm um die Nase wehte. Eindeutig Kaffee… oder doch Tee?

Seine Frage sollte von Ran selbst beantwortet werden, die nun mit einem kleinen Tablett aus der Küchentür trat. Sie stoppte unwillkürlich, als sie ihn sah.
 

„Shinichi?“ Doch ihre Augen ruhten nicht lange auf ihm, wanderten schnell zu dem Pärchen, das sich hinter ihm positioniert hatte.

„Herr und Frau Kudo?“ Rans Mund öffnete sich nun ebenfalls leicht, als sie die kleine Familie betrachtete, blinzelte verwundert.
 

Noch ehe jemand ihr hätte antworten können, sah Conan nur noch die schemenhaften Züge seiner Mutter, die an ihm vorbei rauschte.

Yukiko Kudo war auf die Oberschülerin zu geeilt, versuchte trotzt des mit Tassen voll besetzten Tabletts Ran herzlich zu umarmen.

Ein seltsames Bild, das sich den beiden männlichen Teilen der Familie bot, aber auch Ran war überrascht, überredete sich dann aber schnell zu einem Lächeln.

„Ich freue mich auch, Sie wieder zu sehen, Frau Kudo.“ Sie wurde rot, schaute verlegen auf das kleine Holztablett in ihren Händen.

„I-Ich hoffe es… es war okay, dass wir hier ein wenig sauber gemacht haben!“

Yukikos Augen schauten sie über den leicht geröteten Wangen an.

Ihre Hände ruhten noch immer auf Rans Schultern.

Diesmal hatte sie das Brennen ihrer Augen unter Kontrolle, überspielte ihre Aufregung mit einem schauspielerischen Lächeln. Sie wollte es unbedingt vermeiden, schon wieder Tränen zu vergießen, das war auch keineswegs der richtige Moment für Sentimentalitäten.
 

Sie lachte, löste ihren Griff um Rans Schultern.

„Ach was, meine liebe, ach was! Ich danke dir, Ran! Und bitte, bitte… wie oft sollen wir es dir denn noch sagen, nenn uns doch beim Vornamen, Kindchen!“

Doch ihr Lächeln wurde schmaler, ihre zitternde Stimme leiser.

„Ich bin so froh, dass es dir gut geht…“ Ihre Worte glichen eher einem erleichternden Seufzer denn einem Satz.
 

Auch unter Rans besorgten Augenbrauen zeigte sich nun ein Lächeln.

Sachte schüttelte sie den Kopf, Conans Blick verfolgte ihre braunen Locken, die dabei leise hin und her hüpften. Shinichi wurde rot, rief sich dann jedoch zur Vernunft, sprach Ran mit Blick auf das kleine Tablett an.
 

„Sag mal Ran, wozu denn so viele Tassen? Ihr konntet doch nicht wissen, dass wir kommen?!“ Ran blinzelte kurz, sah zu dem kleinen Jungen, dessen helle Stimme sie gerade etwas gefragt hatte.

<Shinichi…> Ihre Augen ruhten lange auf den seinen, …zu lange.

Abwehrend schüttelte sie den Kopf, blickte ihm nun ernst entgegen.

„D-du hast Besuch…“ Sie schluckte, schaute abermals auf die hölzerne Maserung.
 

Yusaku tastete sie mit seinen Blicken ab. Das war das erste mal seit langem, dass er der Freundin seines Sohnes nun wieder gegenüber stand und das erste mal überhaupt, dass sie von seinem „Unfall“ wusste.

Die Brauen des Autors zogen sich wohl wissend zusammen. Er konnte ihre Blicke deuten, schaute abwechselt von ihr zu Shinichi. Zog sich dann mit einem unterdrückten Stöhnen den Schal vom Hals, wandte sich von dem Szenario ab, augenscheinlich um ihn aufzuhängen.

Ein Vorgang, der durchaus seine Zeit in Anspruch nahm. Seine Augen schauten starr auf die Garderobe und sahen sie doch nicht. Tiefe Falten zeichneten sich auf seinem Gesicht ab.
 

Zwar sah Ran gut aus, sie wirkte stark wie immer, schien die letzten Tage wirklich gut überstanden zu haben… ihre Augen jedoch sprachen eine andere Sprache. Der Blick zwischen ihr und Shinichi hatte sich verändert…

Yusaku fuhr sich leise grummelnd über die Stirn.

Natürlich hatte er das!

Sie wusste nun, wer er war… wer er die ganze Zeit über gewesen war… es war doch verständlich, dass sie ihn nun nicht mehr wie einen kleinen Bruder betrachtete. Sie teilte nun die Sorgen aller um ihn.

Aber da war noch mehr in ihrem Blick, etwas, von dem Yusaku nur zu gut wusste, dass Rans Herz das nicht lange aushalten würde.
 

Mitleid.
 

Sie konnte Shinichi nicht ansehen, ohne dass dieser Funke in ihr aufglomm.

Und zusammen mit der Angst und der Sorge um ihn würde es wohl nicht mehr lange dauern, bis es ihr Herz in Stücke riss.

Yusaku schluckte, drehte sich um und schaute seinen Sohn an, die Hände nachdenklich in den Hosentaschen vergraben.

<Du weißt es, Shinichi…> Er zog die Stirn kraus.

Der Autor seufzte, lange ruhte sein Blick auf Conan Edogawa. Der kleine Junge, der mit großen Augen erwartungsvoll zu seiner Freundin auf sah… und gleichzeitig die Fäuste unter zitterndem Druck zusammenballte, sodass sich seine Fingernägel in sein Fleisch bohrten.
 

Yusakus sorgenvoller Blick war ernst, ein Funke Entschlossenheit glomm in seinen Augen auf.

<So kann das nicht weiter gehen, Shinichi!>
 

Der hatte gerade keine Augen für seinen Vater, er sah nur sie. Ran.

Die ihren Satz noch immer nicht beendet hatte, unsicher ging er auf sie zu.

„Ran? Ran!“ Sie schrak hoch, sah ihn verwirrt an und wurde dann aber leicht rot im Gesicht. Wieder einmal waren ihre Gedanken mit ihr durchgegangen.

„Äh…ja. Wie gesagt, du hast Besuch, Shinichi!“ Ihr Blick wurde ernst, er konnte sehen, wie sie schluckte.
 

„Das FBI.“
 

„Was?“, kam es zeitgleich aus den Mündern beider Erziehungsberechtigten.

Yukiko warf ihrem Mann einen verängstigten Blick zu, dessen Augen jedoch hafteten schon wieder an seinem Sohn.

<Das FBI? Shinichi… mit wem in drei Teufels Namen hast du dich da angelegt?>

Conan jedoch hob nur erstaunt die Augenbrauen, seufzte ergebend.
 

„Es sind Jodie und… und Mr. Black.“ Conan nickte, folgte Ran, die nun endlich ihren Weg ins Wohnzimmer fortsetzte, ihm dicht auf den Fersen gingen seine Eltern.
 

Im Wohnzimmer angekommen wurden sie von dem warmen Knistern des Kaminfeuers empfangen. Die vier Gäste sahen auf, als Ran und die Besitzer des Hauses eintraten. Sofort erhoben sich James und Jodie aus ihren Sitzen und auch Heiji, der in einem Sessel saß, stand auf, gefolgt von Kazuha, die es sich bis eben auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte.
 

Yusaku trat vor, sein Blick war noch immer bitter, nur schwer gelang es ihm, Freundlichkeit in seine Züge zu legen.

Black ging ihm entgegen, reichte ihm mit einem höflichen Lächeln die schwere Hand.

„Tut mir Leid, dass wir so unaufgefordert hier erschienen sind.

Herr Kudo, nehme ich an? Es ist mir eine Freude, Sie kennen zu lernen!“
 

Der Angesprochene nickte, erwiderte den Händedruck.

„Angenehm… Herr...?“
 

Der FBI-Agent zuckte mit den Schultern, erschrak, wie hatte er nur so unhöflich sein können, sich und seine Begleitung nicht vorzustellen?

„Black. James Black! Und wenn ich vorstellen darf…“ Er trat beiseite, machte so seiner Begleitung Platz.

„Jodie Starling!“ Sie reichte Yusaku ebenfalls die Hand, ihre Wangen bekamen Farbe, als sie in die prüfenden Augen des berühmten Autors sah.

„Guten Abend.“ Sie nickte Yukiko zu, die ihr darauf ein unsicheres Lächeln schenkte, das nun auch Black bezauberte.
 

„Ahhh, Frau Kudo! Yukiko Kudo ohne Zweifel…“ Er ging auf sie zu, reichte ihr die Hand und zwinkerte verschmitzt.

„…noch immer eine Augenweide!“
 

„Ähem.“ Es war Yusakus Räuspern, das die Spannung in dem Raum nun wieder offen darlegte.

„So sehr ich mich über neue Bekanntschaften auch freue, Mr. Black… aber ich würde doch gerne den genauen Grund erfahren, warum in meinem Haus das FBI wartet!?“

Das Lächeln unter Blacks Schnurrbart verschwand augenblicklich, sich weiter vorzustellen war also nicht mehr nötig.
 

Interessiert begegnete er den Augen des Autors. Nun zeigte sich also, woher Holmes seine Talente hatte. Der alte Agent atmete langsam ein, schielte, während er sprach, zu dem Grundschüler zu seinen Füßen.

„Nun, Herr Kudo, der Grund für unseren Besuch ist soeben mit Ihnen zur Tür herein gekommen.“ Conan entgegnete ihm mit einem abwartenden Blick.

„Der Fall Ihres Sohnes geht bis über die Grenzen Japans hinaus…“

James Black seufzte, rieb sich verlegen den Hinterkopf.

„Wir sind dieser Organisation schon lange auf den Fersen, und müssen so jedem noch so… noch so kleinen Hinweis nachgehen, der uns vielleicht helfen könnte.“
 

James spürte die bohrenden Blicke des Grundschülers, schluckte leicht.

„Wir… wir...“ Er schluckte, als FBI-Agent Hilfe von einem Schüler zu verlangen, war wirklich lächerlich… er sollte sich schämen, aber was würde das bringen? Er wandte den Blick von Yusaku zu dessen Sohn, ging in die Knie, sah den kleinen Jungen eingehend an.
 

„Wir bauen in diesem Falle auf Kooperation.“
 

Conan musste inne halten, um zu verhindern, dass seine Kinnlade gleich bis auf den Boden fiel. Er hatte geglaubt, das FBI würde ihm den Fall entziehen, einmal mehr mit der „tollen“ Idee eines Identitätswechsels kommen. Doch nichts der gleichen. Shinichi schluckte, sah sein Gegenüber ernst an.

<Schön… aber wir spielen nach meinen Regeln, Mr. Black!>

Dann nickte er.
 

Die Augen des alten Mannes begannen zu leuchten, freudig erwiderte er das Nicken des Grundschülers, richtete sich auf und straffte unter einem knackenden Geräusch seine Schultern.

„Na dann, frisch ans Werk! Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, Herr Kudo, das wir Ihr Sofa noch für ein paar Minuten in Anspruch nehmen?“

Der Schriftsteller reagierte erst verspätet auf die Frage des Herrn vom FBI, er hatte die Szene zwischen einem solch hochrangigen Agenten und seinem Sohn mit einem ernsten Blick beobachtet. Auch jetzt zeigte sich noch deutlich Sorge in seinen Augen, als er ergebend mit dem Kopf schüttelte.
 

Shinichi wandte sich nicht mehr zu seinen Eltern um, begleitete die Agenten zum Sofa und nahm selbst in einem Sessel platz. Mit dem Rücken zum prasselnden Kaminfeuer drohte seine kleine Gestalt in dem scheinbar übergroßen Möbelstück fast zu verschwinden.
 

Ran, die nun jedem eine Tasse gereicht hatte, setze sich neben Kazuha und Yukiko, die nach einer stummen Begrüßung auf einem anderen Sofa platz genommen hatten.
 

„Wie also kann ich den Herrschaften behilflich sein?“, fragte Conan mit scharfem Blick in die Runde, die Augen mehr auf Black als auf Jodie gerichtet, die, wie es schien, noch viel zu überwältigt von dem Grundschüler war und ihn deshalb noch immer mit staunendem Blick betrachtete.
 

Das genüssliche Lächeln Blacks, das sich unter einem kleinen Schluck Tee auf seinen Lippen ausgebreitet hatte, verschwand. Leise räusperte er sich.

„Nun… einen Teil deiner Geschichte haben wir schon von Herrn Hattori erfahren!“ Conans Augen wurden groß, ruckartig wandte er sich in seinem Sessel um, sah Heiji fragend an. Man konnte einen leichten Hauch von Blässe auf seiner Nase vermuten… Ja, anders war es gar nicht zu erklären und auch Jodies eher scheuer Blick wurde so plausibel.
 

Er hatte es ihnen erzählt… Heiji hatte ihnen seine Geschichte erzählt.

Conans Geschichte.

Er schluckte, atmete tief ein, streifte seinen Freund erneut mit einem Blick.

Dieser biss unter einem verlegenen Lächeln die Zähne zusammen, wich den Augen des Kleinen dann aber schnell aus.

<Sorry, Kudo… aber ich dacht, ich könnt’s dir so ersparn.>

Conan seufzte, ließ sich müde in den Sessel zurück fallen.

Sollte er seinem Freund nun dankbar sein oder eher wütend?

Grummelnd rieb er sich über die Augen.

<Es ist wohl besser so.>
 

Wieder wandte er den Blick den beiden FBI-Agenten zu, die ihm abwartend gegenüber saßen. Er atmete lange ein, legte dann scheinbar gelassen die Hände aneinander, fuhr mit dem Gespräch fort.
 

Leise seufzend ließ sich Heiji gegen die Wand sinken, richtete sich genervt die Kappe. Die Berühmtheit neben sich bemerkte er erst jetzt.

Yusaku Kudo stand noch immer am Eingang des Wohnzimmers, beobachtete die ganze Szene aus scheinbar sicherem Abstand.

Kurz begegneten sich ihre Augen, beide erwiderten das Nicken des anderen.

Während sich Heiji wieder dem Geschehen zu wandte, blieb der Blick des Schriftstellers auf dem Gesicht des jungen Mannes haften.
 

Das also war er… Heiji Hattori, der Freund seines Sohnes.

Zwar kannte Yusaku ihn aus der Zeitung, wusste, dass auch er in Westjapan als Detektiv einen gewissen Berühmtheitsstatus hatte, den jungen Detektiv jedoch jetzt als sorgenvollen Freund zu sehen war etwas anderes.

Er seufze still, richtete sich die Brille.
 

<Man könnte fast meinen, du hast die hier eine fähige Armee aufgebaut, mein Junge… selbst das FBI!> Erneut richtete sich sein Blick auf die kleine Sofalandschaft vor ihm, beobachtete, wie abwechselnd ein Grundschüler und zwei FBI-Agenten sachlich und ruhig diskutierten. Der bedrohliche Unterton, den dieses Thema trug, konnte man nicht nur hören, nein, die Gefahr schien sich in dem Raum zu verdichten, sodass der Schriftsteller glaubte, sie schon fast auf seiner Zunge schmecken zu können.
 

Er schluckte, versuchte seine trockene Kehle so zu befeuchten.

Der Kloß in seinem Hals wollte und wollte jedoch nicht runter rutschen, das seltsame und für Yusaku Kudo äußerst seltene Gefühl verschwand nicht.

Es zeigte sich jedes mal aufs neue auf seinen Armen, wenn er seinen Sohn betrachtete, stellten sich die kleinen Härchen immer wieder auf.

Er seufzte, fuhr sich über die Stirn, kalter Schweiß blieb an seinen Fingern hängen. Yusakus Blick wandte sich jedoch rasch wieder dem örtlichen Geschehen zu, als Jodie plötzlich laut wurde.
 

„Was um Himmels Willen will Vermouth von dir?“
 

Conan hatte ihnen gerade erzählt, was es mit seinem „Besuch“ im Planetarium wirklich auf sich hatte, als sich Jodie nicht mehr hatte beherrschen können.

Shinichi schaute sie resignierend an. Schon die ganze Zeit hatte er bemerkt, dass mit der sonst so aufgeweckten und mitteilungsfreudigen Frau etwas nicht stimmte. Still hatte er ihr immer wieder einen Blick zugeworfen, wie sie da saß, ihn nicht ansah, sondern ihre Schuhspitzen scheinbar einer sorgfältigen Untersuchung unterzog.
 

Nun aber stand sie, ihr Körper bebte vor Erregung.

Shinichi schaute sie lange an, ihre Augen sprachen eine Sprache, die er nicht deuten konnte und doch verstand.

<Selbst, wenn Sie es wüssten… > Er schluckte.

<Selbst, wenn Sie es wüssten, Jodie, wenn ich vielleicht sogar recht habe… auf das warum kann auch ich Ihnen in Ihrem Fall leider keine Antwort geben.

Tut mir Leid…>

Beklemmt wich er ihren Blicken aus.
 

„Ich will, dass du verstehst, Shinichi Kudo..., unsere Zeit... läuft ab!“
 

Conan biss sich auf die Unterlippe, fasste sich ins Haar.

Er blickte auf, direkt in die ihn durchbohrenden Augen James Blacks.

Der kleine Junge schnappte nach Luft, wich seinen Blicken aus, schaute nun wieder hinauf zu Jodie, die ihn noch immer mit den gleichen hilfesuchenden Blicken tadelte.
 

„Setz dich, Jodie!“ Überrascht drehte sie sich nach ihrem Vorgesetzen um, dieser jedoch sah sie nicht an, hatte weiter Conan im Blick.

„Setzen!“, zischte es nun bestimmt unter dem ergrauten Schnurrbart hervor.

Ohne zu murren leistete sie seinem Befehl folge, sah nun interessiert zwischen den beiden hin und her.
 

„Das meiste haben Sie gehört, Mr. Black… Sie waren da… Sie waren im Theater!

Ich wüsste also nicht, was ich dem noch anzufügen hätte!?“ Shinichi schluckte, wich dem Blick des Agenten nicht aus, dieser schmunzelte nun leicht.

„Stimmt auffallend…“ Das kurze Lächeln wurde jedoch schnell wieder ausradiert.
 

„Also haben wir es hier wirklich mit Sharon Vineyard zu tun?“
 

Er hörte, wie sie zischend einatmete, sofort glitten Shinichis Augen zu seiner Mutter… sie hatte alles mitgehört, wie die anderen auch, alles stur ertragen.

Bei dieser Frage jedoch zuckte sie zusammen, so als hatte man sie gestochen, ein kleiner Nadelstich, der sie erschreckte und zugleich schmerzte, tief in ihrem Herzen. Auch die rot gepuderten Wangen konnten diesen Schreck nicht verbergen.

Conan schluckte, als seine Mutter schlagartig vom Boden auf sah, seine Augen mit den ihren überprüfte, den Tränen einmal mehr an diesem Abend nah.

<Mama…> Er biss sich auf die Unterlippe, als hoffte er, durch den Schmerz würde ihm die Antwort leichter fallen.
 

Schweren Herzens wandte er sich von ihr ab, nickte Black sacht zu.

„Bis jetzt sind das unsere Vermutungen… wie sicher die sind, ist jedoch noch zu klären…“
 

„Du musst es verstehen, cool guy...“
 

James Black konnte nur zu deutlich sehen, wie es im Kopf des kleinen Jungen arbeitete. Seine Augen huschten hin und her, als lese er Informationen von einem unsichtbaren Blatt Papier ab.
 

Die Augenbrauen des Engländers näherten sich einander.

<Mein lieber Mr. Holmes… Sie machen es mir wirklich nicht leicht!>

Er hustete gekünstelt, erhaschte so die von ihm begehrte Aufmerksamkeit.

„Ich würde es dennoch vorziehen, wenn du uns an deinen Überlegungen teilhaben lassen würdest… Shinichi.“ Conan verzog das Gesicht… hob fast schon beleidigt eine Augenbraue, lächelte dann, jedoch mit nicht weniger Ernst in seinen Augen.

„Sie wissen doch, wie das ist, Mr. Black… Es ist nicht meine Art, Theorien zu verkünden, ehe die Beweislage nicht eindeutig ist!“
 

Das kleine Lächeln auf Seiten des FBI konnte eine Person im Raum jedoch ganz und gar nicht teilen. Yusaku stand wie vom Donner gerührt da, jeder Muskel in seinem Körper bis aufs höchste gespannt.

<D-Das ist kein Spiel mehr…> Seine Hände ballten sich zu Fäusten.

<Herrgott, Shinichi! Hör auf zu spielen, verdammt noch mal!>

Die Kiefer des Schriftstellers mahlten lautstark aufeinander, sein Sohn jedoch bekam nichts davon mit. Ahnte nicht, was sein Vater von seinen kleinen „Detektivspielchen“ hielt.
 

„Und außerdem...“ Künstelnd verschränkte er die Arme vor der Brust.

„Ich hatte gedacht, das hier liefe auf ein gegenseitiges Geben und Nehmen hinaus? Bis jetzt jedoch kommt es mir so vor, als rede nur ich!“

Blacks Gesichtsausdruck war von Überraschung gezeichnet, dieser Miene folgte dann jedoch ein schallend lautes, aber ehrliches Lachen.

Für einen kurzen Moment schien die schneidend enge Spannung sich ein wenig zu lockern.
 

Shinichis Blick fiel aus allen Wolken, verdutzt blinzelte er den alten Mann an, legte fragend den Kopf schief. Langsam fing der sich wieder, konnte ein breites Grinsen auf seinen Lippen während er sprach jedoch nicht verbergen.

„Ich habe mich das eben auch schon gefragt… ich habe wirklich überlegt, was ich dir noch erzählen könnte! Im Ausgleich zu dem, was du uns heute offenbart hast!“ Ein Kichern schüttelte erneut seinen alten Rücken.

„Fakt ist jedoch… Mr. Holmes, dass es wohl nichts gibt, das Sie nicht schon wissen! Ich kann mich an kein junges Ereignis erinnern, wo sich der wehrte Herr Grundschüler… oder seine vier Freunde nicht eingemischt hätten!“
 

„He he…“ Conan grinste, rieb sich verlegen an der Wange.

„Das…das stimmt allerdings!“ Das breite Grinsen auf seinen Lippen hielt sich denn doch nur kurz, schnell wurde er wieder ernst.

„Aber eine Frage hätte ich durchaus!“

Auch Blacks Lächeln war nun wie weggewischt.

„Die da wäre?“
 

„Wo ist Shuichi Akai?“

James und Jodie tauschten kurze Blicke aus, leicht beschämt antwortete man Conan.

„Wir wissen es nicht...“
 

Shinichi schluckte, wieder einmal glitten seine Gedanken über die verstaubte Bühne der gestrigen Nacht.
 

Die zweite Silberkugel…
 

Ein Räuspern brachte Conan dazu, wieder auf zu sehen.

„Jetzt bin ich wieder dran…“ Black legte geübt den Finger an sein Kinn, tat so, als müsste er sich noch eine passende Frage zurecht legen… feuerte dann jedoch ohne Vorwarnung los.
 

„Die kleine Ai Haibara ist wirklich Sherry?“

Conan schluckte, bejahte dann aber pflichtgemäß.

Wieder sahen ihn die grauen Augen durchdringend an…

Shinichi durchlief ein Schauer, er ahnte, was jetzt kommen würde, sollte damit recht behalten.
 

„Wo ist sie jetzt?“
 

Der kleine Junge stöhnte auf, legte den Kopf in den Nacken und fuhr sich mit zusammengepressten Zähnen über die Augen. Sein Herz pochte unweigerlich schneller… einen ganzen Tag hatte er nun schon verloren.

Hilfe suchend sah er zu Heiji, der jedoch konnte auch nur bedauernd den Kopf schütteln. Conan seufzte, rutschte unruhig in seinem Stuhl hin und her.

„Wir wissen es nicht!“ Er wich seinen Blicken aus, schaute zur Seite.
 

„Seit gestern Nacht sind… sind der Professor und Ai verschwunden!“
 

Die Stille im Hause Kudo hatte nun ihren höchsten Grad erreicht, nur das knisternde Kaminfeuer hauchte den zu Stein gewordenen Figuren Leben ein.

Sein Schein jedoch konnte die schwarzen Gedanken der Anwesenden leider auch nicht aus deren Köpfen verbannen.

Conan schluckte nur, seine Lider waren halb gesenkt, immer wieder versuchte er aus dem Augenwinkel heraus einen Blick auf seinen Vater zu erhaschen, mehr als schemenhafte Umrisse konnte er jedoch nicht erkennen.
 

Der Schriftsteller hatte sich gegen die kleine Kommode gelehnt, stützte sich mit beiden Händen auf ihr ab. Sein Kopf war kaum merklich gesenkt, genug jedoch, um das flackernde Licht des Kamins in den Gläsern seiner Brille zu reflektieren und so seine Augen erfolgreich hinter ihnen zu verbergen.
 

Er schaute auch nicht auf, als sich die leise Stimme Jodies erhob.
 

„Sie… sie ist Akemis Schwester… oder?“

Conan nickte stumm, die beiden Agenten wechselten viel sagende Blicke.

Still knetete Jodie ihre Hände in ihren Schoss.

<Wenn ihr auch noch was passiert… das… das würde sich Shuichi nie verzeihen.>

Sie schluckte, schaute den Grundschüler ihr gegenüber Hilfe suchend an. Für einen Moment schlichen sich die Bilder von Shinichi Kudo in ihre Gedanken. Das einzige, was zurzeit jedoch an den Oberschüler erinnerte, waren die Augen des Kleinen. Sein Kopf war halb gesenkt, das Kinn in die Hand gestützt saß er da, dachte nach. Nur der leichte, blasse Schimmer um seine Nase war Zeuge seiner inneren Unruhe.
 

Auch James Black betrachtete den kleinen Jungen vor sich eingehend, rührte dann scheinbar verlegen in seinem Tee.

<Die Lage spitzt sich immer weiter zu…> Klimpernd legte er den Löffel zur Seite, lugte über die Tasse hinweg noch einmal kurz zu dem Grundschüler.

<Es scheint, als habe sie recht… deine Zeit läuft ab, Shinichi. Sand in einer Uhr, den du nicht mehr halten kannst.> Ruhig stellte er das Porzellan zurück auf den Tisch.

„Ich frage mich doch, was das alles soll…“ Kurz schielten die grauen Augen zu der Schauspielerin, die ihren Blick nun wieder gehoben hatte. Gedankenverloren huschte sein Bart hin und her, noch immer Yukiko Kudo im Auge.

<Möglich… aber nicht wahrscheinlich.> Sein Blick schwenkte zu Conan.
 

„Vermouth will dir, so paradox es klingt-“ Beschwichtigend legte er Jodie die Hand auf den Arm, die wusste wohl, was jetzt kommt, war aber von dem Gedanken alles andere als begeistert.

„Na na, Ms. Starling.

Es lässt sich nun mal nicht leugnen, wenn man ihren Worten glauben schenkt, dann sieht alles so aus, als wolle sie dir helfen.“

Jodie schnaubte verächtlich.

<Ja, wenn!> Sie rollte für alle sichtbar mit den Augen.

Black aber rutschte in seinem Sitz nun nach vorne, den Oberkörper leicht gebeugt um dem kleinen Jungen noch näher zu sein.
 

„Wieso?“
 

Eine einfache Frage, die erneut Stille erzeugte, man konnte fast meinen, jede Schneeflocke einzeln fallen zu hören.

Es war immer die Frage nach dem Wieso… Warum?

Müde rieb sich Conan über die Augen, kurz fixierte er Heiji in seinem Rücken, der gespannt zu seinem kleinen Freund hinüber schielte.

‚Das Leben ist unendlich viel seltsamer, als irgendetwas, das der menschliche Geist erfinden könnte!’ Holmes hatte nicht unrecht mit dem, was er sagte.

Das Leben ist es, welches das 'Warum' einer Tat erzeugte.

Ein Schicksalsschlag, Wut oder auch einfach nur Angst sind es, mit denen sich ein jeder Täter gerne der Verantwortung seines Handelns entziehen würde.

<Oder Rache…> Shinichi überlief ein Schauer.

Viel sagend schaute er zu Black, mit einem Blick erklärte er, dass er die Antwort nicht kannte. Noch nicht…

Ein kleines Lächeln schlich sich unter die Brille, schmunzelnd schüttelte der Grundschüler den Kopf.
 

James entgegnete dem nichts, sah ihn nur an.

Die grauen Augen ruhten auf Conan, der seinen nachdenklichen Blick erwiderte.

Endlich zeichnete sich auch unter Blacks Schnurrbart ein kleines Lächeln ab, ergebend schüttelte er den Kopf.

Mehr würde Mr. Holmes dem Yard heute nicht erzählen.

Sie wussten aus seiner Sicht wahrscheinlich ohnehin schon zu viel. James war sich sicher, dass der kleine Junge vor ihnen bestimmt nicht so ausführlich gewesen wäre, wenn sie ihn statt Hattori gefragt hätten, wieso Shinichi Kudo heute nicht an dieser Besprechung teilnehmen konnte.
 

Er nickte dem Detektiv zu.

<Danke…>

Shinichi erwiderte es seinerseits.

<Gern…>
 

Man konnte deutlich erkennen, dass die beiden „Herren“ sich auch ohne Worte verstanden, jeder zollte dem anderen den nötigen Respekt, gab jedoch auch nicht mehr als er musste. Ein amüsantes Spiel…wäre die Sachlage nicht so ernst.
 

Damit stand James Black auf, eine verwirrte Jodie tat es ihm gleich, behielt ihre Gedanken jedoch für sich. Auch Conan erhob sich aus seinem Sessel, begleitete die beiden Agenten, die sich nur kurz von der kleinen, versammelten Runde verabschiedeten, zur Tür.

„Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend.“ Er zwinkerte Ran herzlich zu, während er seine Schirmmütze wieder auf den ergrauten Schopf setzte.

„Einen wundervollen Tee haben Sie da gekocht!“ Dass er statt Milch lieber Zitrone gehabt hätte, verschwieg James wohl wissentlich. Er lachte kurz, begleitete Shinichi dann aber weiter. Seine Schritte verlangsamten sich nur, als er den Schriftsteller mit den Augen streifte, während er an ihm vorbei ging.

Er hob die Hand an seine Mütze als Zeichen des Abschieds, erhielt jedoch nur ein kurzes registrierendes Nicken.
 

Interessiert hob er eine Augenbraue, schaute schnell wieder zu dem kleinen Jungen, der ihnen freundlicher weise den Weg wies. Ein bedrücktes Lächeln erschien auf seinen von der Kälte spröden Lippen.

<Ich drücke Ihnen die Daumen, Mr. Holmes… Aber mir scheint nicht als einzigem aufzufallen, dass du, egal wie, einfach zu jung bist für diesen risikoreichen Kampf.> Er zog sich den schweren Mantel über die Schultern, bemerkte, dass der Kleine ihn auch dabei nicht aus den Augen ließ.

<So, wie du Angst um sie hast… haben die deinen auch Angst um dich…

Shinichi Kudo.> Ganz der Gentleman half er Jodie in ihre Jacke.
 

„Einen ruhigen Abend wünsche ich!“ Er sah die bedrückten Blicke Conans, die sich scheinbar durch die Wand bohrten und auf das in Dunkelheit gelegene Nachbarhaus richteten. Seufzend beugte sich der alternde Herr zu ihm herunter, legte väterlich die Hand auf die Schulter des Kleinen.

„Lass das mal unsere Sorge sein… Auch wir haben so unsere Mittel und Wege. Wir werden die Augen offen halten und uns melden, wenn wir mehr wissen!“
 

Er richtete sich auf, folgte Jodie aus der Tür, die schon längst mit brennenden Augen im Schneegestöber stand.
 

„Passen Sie gut auf sich auf, Mr. Holmes!“
 

Damit war auch er verschwunden, verschluckt von dem tobenden weißen Dezembernebel.

Brandwunde

Brandwunde
 

Hallo alle miteinander,

^-^

Wie immer geht ein riiiiiiesiges Dankeschön an all die Lieben Kommentatoren unter euch ^//^ Es freut mich sehr das ihr eure Zeit in einen Kommentar investiert! Ich freue mich wirklich über jeden einzelnen!

Dankeschöön!

Wie jedes Mal wünsche ich euch auch diesmal wieder viel Spaß beim Lesen.

Ich geb zu ^//^, mir ist ein wenig flau im Magen bezüglich dieses Kapitels ^^, ich hoffe es gefällt euch!

Einen schönen Abend noch !

Liebe Grüße eure Shelling Ford
 


 


 

Seufzend schloss Shinichi die Tür hinter den Agenten, ließ sich kurz dagegen sinken.

Das war doch reichlich viel gewesen… für einen Tag. Müde fuhr sich der kleine Junge über die Augen, erst als er die Lider wieder aufschlug, erkannte er, dass jemand wartend vor ihm stand.

Conan schluckte, sah den ernsten Blick hinter den Brillengläsern seines Vaters.
 

„Hör zu, das FBI... ich-“, doch er kam nicht weit, Yusaku senkte seinen Blick. Ob er ihn ansah oder nicht, konnte Shinichi jetzt nicht mehr erkennen, das weiße Licht der Deckenlampe verbarg die Augen seines Vaters, er schluckte, merkte wie seine Kehle langsam trocken wurde.

<Vater?>
 

„Geh packen, Shinichi…“
 

Conan glaubte sich verhört zu haben, geschockt stand sein Mund offen.

Er starrte seinen Vater nur an, verrenkte sich vor Anspannung fast den Hals, als er zu ihm auf sah. Er verstand nicht… was… was wollte er jetzt von ihm?

War das wirklich sein Ernst?

Und… und wenn ja... wieso?

Shinichi blinzelte erstarrt, fing langsam ohne es zu merken an, mit dem Kopf zu schütteln, wie in Trance fielen seine Ponyfransen abwechselnd von rechts nach links und von links nach rechts.

Seine Pupillen wandten sich von seinem Vater ab.

Stur schaute er geradeaus, noch immer leise den Kopf schüttelnd.

Nein…nein, nein, nein!

Das… das konnte doch nicht sein Ernst sein!
 

„Nein…“
 

Durch die helle Stimme war das eigentlich eher gehauchte Wort noch weniger zu verstehen. Yusaku jedoch hörte ihn genau, hob den Kopf leicht an, sodass die Spiegelung der Brille verschwand und zwei ernst dreinschauende Augen frei gab.
 

„Doch, Shinichi! Ich bitte dich…

Das FBI ist an der Sache dran. Sie kümmern sich darum! Es ist also nicht länger nötig, dass du deine Nase da rein steckst, mein Sohn.“
 

Shinichi schluckte, vermochte nicht den Kloß in seinem Hals damit zu tilgen.

Sein Vater meinte es wirklich ernst. Er- er meinte das wirklich ernst!

Yusakus Blicke verfolgten ihn eindringlich, er rückte sich die Brille zurecht und versuchte seine Worte zu erklären.
 

„Ich habe mir darüber schon auf unserer Reise hier her Gedanken gemacht, Shinichi. Ich hab mir die Option frei gehalten… dich mit nach Amerika zu nehmen.“ Stöhnend durchfuhr sich der Schriftsteller das Haar.

„Herrgott, Shinichi! In den letzten Tagen, Wochen..., ist dein Leben zum zweiten Mal den Bach runter gegangen!“ Conan hatte den Mund schon zum Widerspruch geöffnet, aber sein Vater ließ ihn nicht zu Wort kommen!

„Leugne es nicht! Diese Frau… Vermouth, hat es geschafft, alles, was du in den letzten zwei Jahren mühevoll aufgebaut hast, binnen weniger Stunden zu zerstören!“
 

„Wie willst du das noch aushalten?! Es geht nicht mehr!

Du wirst mit uns kommen… es wird Zeit!“
 

Nun war es genug! Conans Hand ballte sich zur Faust, leise erhob er seine vor Aufregung zitternde Stimme.

„Das… das kannst du nicht machen!“ Doch er stieß auf Granit.

„Doch ich kann, mein Sohn. Und ich werde!“

„Nein!“ Conan wurde laut.

„Das ist MEIN Fall! Ich löse ihn!“
 


 

Im angrenzenden Wohnzimmer wechselte man beunruhigte Blicke.

Yukiko knetete nervös ihre Hände im Schoss, hätte sie sich am liebsten an die Ohren gehalten, redete sich aber wieder und wieder ein, dass das lächerlich wäre. Sie wusste von den Plänen, hatte geahnt, dass es nicht leicht werden würde, ihren Sohn davon zu überzeugen.

<Aber es ist das besser so, Shinichi… bitte, bitte hör auf ihn!> Sie kniff die Augen zusammen, spürte die stechenden Blicke, die auf ihr ruhten, sah ganz bewusst nicht auf.
 

Heiji schaute sie entsetzt an, wollte nicht glauben, was er da hörte.

Sie wollten ihm den Fall nehmen!

Ihn mitnehmen, nach… nach Amerika!

Er schüttelte langsam den Kopf, griff sich mit der Hand an die Stirn, er konnte es nicht fassen.

Erst als sich etwas warmes an seine andere Hand schmiegte, kam er wieder zu sich, nahm auch den Rest des Zimmers wieder wahr.

<Kazuha.> Sie hatte ihre Hand in die seine gelegt, sah ihn mit feucht glänzenden Augen an. Das Gewicht auf Heijis Lunge schien für einen kurzen Moment von ihr angehoben, er blickte dankbar in ihre Augen, erwiderte sanft den Druck ihrer Hand.
 

Aber auch in Kazuhas Zügen spiegelte sich Sorge wieder, sie leitete seinen Blick zu ihrer Freundin, schaute sie bekümmert an.
 

Ran saß einfach nur da, tadelte Yukiko nicht mit ihren Blicken, sah auch sonst nicht auf, sondern zählte scheinbar die einzelnen Astlöcher im Parkett.

Ihr Mund hatte sich zu einem schmalen Strich zusammengezogen, bei jedem Wort, das aus dem Flur zu ihnen herüber drang, zuckte sie kurz zusammen.

<Shinichi…> In Ran tobte es, am liebsten hätte sie geschrieen, Yukiko gefragt, ob das denn wirklich ihr Ernst sei! Doch sie tat es nicht… sie tat gar nichts.

<Vielleicht- vielleicht wäre es wirklich… wirklich besser so.>

Traurig sah sie zu Boden, hörte ihn erneut laut werden.
 


 

„Ich werde nicht mit euch kommen!“ Shinichi verfolgte mit zusammengebissenen Zähnen, wie sich der Brustkorb seines Vaters bedrohlich lange hob.
 

„Und ob du mitkommen wirst!

Hör auf mit dem Feuer zu spielen, Shinichi!

Du hast dich schon einmal daran verbrannt!“
 

Dem Schock in Conans Gesicht wich die Wut, jedoch nur, um kurz drauf wieder die Oberhand zu gewinnen.

„Glaubst du, das weiß ich nicht?“ Er wurde laut.

„Glaubst DU, ich wüsste das nicht? Ich weiß, was auf dem Spiel steht, also sag mir nicht, ich wüsste nicht, worum es hier geht!“

Die Lippen unter dem dunklen Schnurrbart wurden schmal.

„Und doch... bist du noch immer stur! Du verheimlichst uns etwas… sagst nicht mal dem FBI, wo der Hase lang läuft!“ Conan wollte gerade Einspruch erheben, wurde von dem Hammerschlag in der Stimme seines Vaters jedoch gestoppt.
 

„Komm mir nicht mit Holmes! Du bist nicht er! Er hat nie existiert!

Sein Leben stand nie auf dem Spiel, geschweige denn das seiner Freunde!

Du bringst sie alle in Gefahr, Shinichi! Du bringst… sie in Gefahr!“

Er schluckte, auch Yusakus Blick wanderte kurz durch den harten Beton, er hoffte, betete, dass es seinem alten Freund gut ging.
 

Shinichis Magen verkrampfte sich, der Schlag hatte gesessen.

Yusaku vernahm den Schmerz in den Augen seines Sohnes, atmete langsam ein, versuchte nun ruhiger zu sprechen.

„Es ist besser so, Shinichi… für alle.

Schluss mit den Detektivspielchen!“
 

Conan schaute ihn entgeistert an.

Nein… nein. Er irrte sich! Sein Vater irrte sich!
 

„Nein…“
 

Zwischen den Augenbrauen Yusakus bildete sich eine tiefe Furche, so langsam wurde es ihm doch zu viel, mit diesem verdammten Sturkopf!
 

„Shinichi, sei einmal in deinem ganzen Leben vernünftig!

Sieh doch endlich ein, dass du nichts mehr tun kannst…

Sie haben dein Leben zerstört, Junge…“

Yusakus Stimme wurde rau, er musste schlucken, ehe er weiter sprach.
 

„Lass nicht zu, dass sie dich auch noch zerstören!“
 

Conan atmete lautstark ein, Yusaku beugte sich langsam zu seinem Sohn hinunter, wenn er ihn so nicht kriegen konnte, musste er wohl zu anderen Mitteln greifen.
 

„Tu es Ran zu liebe, Shinichi… sie leidet unter dieser Situation nicht weniger als du… tu es ihr zu liebe. Komm mit uns.“

Shinichis Augen huschten aufgebracht hin und her, Rans falsches Lächeln, ihre Tränen, ihre sorgenvollen Blicke erschienen in seinem Kopf.

Spielten denselben bitteren Film ab, immer und immer wieder verlor er sich in dieser endlosen Schleife. Lange sagte er nichts, es brauchte seine Zeit, ehe sich der kleine Junge erneut zum Sprechen überreden konnte.
 

„Nein…“

Yusaku glaubte sich verhört zu haben, stand überrascht auf, schaute seinen Sohn fragend an. War der nun von allen guten Geistern verlassen?
 

„Shinichi!“

„Nein.“ Conan schaute auf, sah ihn bestimmt an.

„Ich… ich weiß es! Glaub mir… ich weiß es!“ Betrübt schaute er zur Seite.

„Ich bin es, der ihr so viel Leid zu fügt…

Ich bin es, der sie so viele Tränen kostet… und ihr so viel Lächeln schuldet.

Ich bin es … und ich weiß es!“

In Shinichis Augen loderte es, entschlossen funkelte er seinen Vater an.
 

„Deswegen werde auch ich es beenden!“ Er sah erneut auf, ballte seine kleine Hand zitternd zu einer Faust.

„Ich werde mir diesen Fall nicht nehmen lassen! Weder von dir, noch von irgendjemand anderem!“
 

Yusaku schaute ihn entsetzt an.

Den kleinen Jungen, der da vor ihm stand, eigentlich sein Sohn war.

Es war lächerlich!

Ein Grundschüler, der es mit einer ganzen Verbrecherorganisation aufnehmen wollte! Yusaku lachte bitter auf, wandte seinen Blick kurz an die Decke.

Das war doch alles nicht wahr…
 

Shinichi spürte die Blicke seines Vaters auf seiner Haut, das unangenehme Prickeln ließ ihn zu Boden sehen. Er wich ihm aus, senkte seine Stimme.

„Ich hab mir das selbst eingebrockt, das ganze ist meine Schuld! Ich hätte damals besser aufpassen müssen.“ Er schluckte bitter.

„Ich hab das alles nicht gewollt…“ Yusaku schaute ihn lange an.

„Ich weiß, Junge… ich weiß es.“, murmele er, rieb sich müde über die Schläfen.

„Und doch hattest du noch einmal verdammtes Glück!“, zischte Yusaku, kniff die Augen zusammen. Sich vorzustellen, welches Schicksal seinem Sohn eigentlich geblüht hätte, drehte ihm jedes Mal aufs neue den Magen um.

„Du könntest tot sein, Shinichi!“, wisperte er, senkte bedrückt den Blick.

Der kleine Junge zuckte kurz, kniff die Lippen fest aufeinander.
 

„Manchmal wünschte ich, ich wäre es.“
 

Es war nicht mehr als ein Flüstern, eigentlich ein Gedanke, den Shinichi nicht zu Tage fördern wollte, doch sein Vater hatte ihn gehört, starrte seinen Sohn wie betäubt an.

„Shinichi! Das kann doch nicht dein Ernst sein!“

Verlegen rieb sich der Grundschüler den Nacken.

„Nein… nein, du hast schon richtig gehört. Ich hab drüber nachgedacht ob es nicht besser gewesen wäre, das Gift hätte damals gewirkt, ihr wärt traurig gewesen … ja.“ Er schluckte kurz, schaute seinem Vater dann aber ins Gesicht.

„Aber nicht in Gefahr! Ihr würdet nicht mit mir leiden, so wie ihr es jetzt tut.

Wie sie es jetzt tut.“, murmelte er, schüttelte kurz den Kopf.

„Deswegen. Versteh doch! Ich hab mir das ganze eingebrockt! Ich bin noch mal mit dem Schrecken davon gekommen… aber das hier-“ Er schaute bezeichnend an sich hinunter.

„Das kann man nicht mehr leben nennen!“, erklärte er, schaute seinen Vater dabei ernst in die Augen.

„Ich muss diese zweite Chance nutzen! Ich muss zu Ende bringen, was ich angefangen hab! Ich will mein Leben zurück…“ Er biss sich auf die Lippen.

„Koste es, was es wolle.“ Er schaute nicht auf.

„Ich muss diese Kerle schnappen, die Organisation sprengen! Ich habe diese ganze Sache angezettelt, und ich werde es auch beenden!“
 

Doch die heroischen, zum Kampf bereiten Blicke wurden nicht erwidert, das in ihm lodernde Feuer wurde von den eisigen Augen seines Vaters erstickt.

„Bist du denn jetzt wirklich total übergeschnappt?!“ Seine Stimme bebte über den Boden, im angrenzenden Wohnzimmer wusste man nicht recht, ob man nun zuhören, einschreiten oder es ignorieren sollte. Wobei letzteres wohl unmöglich war.
 

„Du hast das alles doch nicht mehr unter Kontrolle, Shinichi!

Ran hätte genauso gut tot sein können! Das weißt du wahrscheinlich besser als ich. Und- und jetzt sind der Professor und Ai nicht mehr aufzufinden.

Wie weit willst du es noch gehen lassen, Shinichi? Wohin soll das führen?“

„I-ich werde-!“ Er kam nicht weit.
 

„Du wirst gar nichts, Shinichi!“ Die Augen des Autors wurden kalt.

„Dein ganzer Mut, dein Verstand nützt dir hier nichts, Shinichi!

Mein lieber Sohn, du bist ein Kind!“ Er schüttelte betrübt den Kopf.

„Deine Mutter und ich haben heute einmal mehr gesehen, welche Folgen das für dich hat!“ Seine Gedanken schweiften zurück in die Buchhandlung…

Wieder hatte dieser Gorilla von Mann seinen Sohn in der Mangel, diesmal hatte er ihm helfen können. Dieses mal…
 

Nun jedoch wurde es Shinichi zu viel!

Seine entgleisten Gesichtszüge verzerrten sich wütend.

„Ihr habt es ‚einmal mehr’ gesehen? Einmal mehr?“ Er lachte zynisch auf.

„Ihr habt es zum ersten mal gesehen! Da liegt das Problem! Aber es war nicht das erste mal… es war nicht das erste mal… Vater!“ Das letzte Wort hinterließ einen bitteren Nachgeschmack auf der Zunge des Grundschülers.

„Ihr habt keine Ahnung…“ Er flüsterte es nur.

„Shinichi!“, murrte sein Vater bedrohlich.

„Nein! Nichts 'Shinichi!'

Ich hab recht! Ich hab recht und das weißt du genau! Oder wieso müssen mich die Kleinen erst in eine Autogrammstunde schleppen, damit ich erfahre, dass meine Eltern in Japan sind? Warum?“ Conans Stimme zitterte, er wusste, es war falsch. Falsch, seinen Eltern diese Vorwürfe zu machen, falsch, sie zur Verantwortung zu ziehen, aber er war wütend. Unheimlich wütend, traurig und enttäuscht.

„Du kommst jetzt. JETZT! Und willst mir sagen, ich soll meine Koffer packen? Soll alles hier zurücklassen und den Kampf, den ich nun schon seit zwei Jahren führe, einfach aufgeben?!“
 

„Aufgeben?!“ Er schüttelte ungläubig mit dem Kopf.
 

„Das kannst du nicht von mir verlangen!“, zischte der Grundschüler still.

Die Züge des Schriftstellers verkrampften sich, die Worte seines Sohnes versetzten ihm einen unsichtbaren Stich in die Brust.
 


 

Auch an dem andern Elternteil gingen die verletzenden Worte ihres Sohnes nicht spurlos vorbei. Yukiko kämpfte mit dem Brennen ihrer Augen, horchte immer wieder gequält auf.

Warum sagte Yusaku es ihm nicht?

Shinichi hätte bestimmt verstanden, das Yusakus Manager auf diesen Publicity Auftritt bestanden hatte… er hätte es bestimmt verstanden.

Er… er verstand es doch immer, immer… die ganzen Jahre über.
 

Langsam sackte sie in sich zusammen, vergrub das Gesicht in ihren Händen, jetzt als die beiden Männer schwiegen, erklangen ihre Gedanken umso lauter, trommelten auf sie ein.

Shinichi hatte es immer verstanden, nie etwas gesagt, ihnen nie einen Vorwurf gemacht… geschweige denn um Hilfe gebeten.

Nie! Nie, niemals!
 

Yukiko stöhnte auf.

Wie hatten sie nur so blind sein können?

So blind?

Er war ihr Sohn!

Ihr Sohn, Herrgott noch mal!

<Wir hätten besser auf ihn aufpassen sollen, Yusaku!>

Tränen rollten über ihre Wangen, die Stille im Hause Kudo war so groß, dass man die beiden salzigen Tropfen hören konnte, die kurz hintereinander in dumpfen Schlägen auf dem Parkett landeten.
 

Ran sah auf, erblickte die Schauspielerin in leicht gebückter Haltung, die rötliche Lockenpracht überdeckte ihr Gesicht, einzig die kleinen Tränen konnten sich durch die Barriere kämpfen, verrieten mit ihrem salzigen Glanz, wie es um sie stand.

Ran zerbiss sich die Lippen…, sie sollte zu ihr gehen.

Sie wollte Yukiko trösten, ihr helfen, aber sie bewegte sich nicht.

Ihre Fingernägel waren fest in den gepolsterten Sessel gekrallt, sie klebte förmlich am Stuhl.

Sie wollte sie trösten, aber sie konnte es nicht.

Zum einen waren es Shinichis Worte, der Klang von Conans Stimme, der noch immer in Rans Ohren nachhallte und sie betäubte… noch nie hatte sie ihn so reden hören! Er schlug ab und an einen leicht sarkastischen Ton an, wenn er über seine Eltern sprach, aber böse war der eigentlich nie. Die Anklage, die Shinichi jetzt gegen seinen Vater, gegen seine Eltern erhob, war auch für ihre Ohren neu.

Aber… aber sie gab ihm recht!

Er hatte recht! Und dieses Recht, dieser Ärger, der nun auch in Ran aufkeimte, war es, der sie wie Leim an ihrem Sitz fixierte.

Sie machte ihnen keine Vorwürfe, gab weder ihr noch Yusaku die Schuld an alldem… aber er, Shinichi, tat ihr Leid.
 

Kleine Tränen stahlen sich ganz heimlich in Rans Augen, gequält sah sie zur Decke, blinzelte eifrig, um den salzigen Strom zurück zu halten, schaute dann erneut zu Yukiko… und erhob sich.
 

Ran trat hinter sie, legte behutsam ihre Hand auf die Schulter der Schauspielerin, sofort schrak diese auf, sah Ran entgeistert an, konnte nicht glauben, dass ausgerechnet sie mitfühlend vor ihr stand.

„Aber… Ran?“, doch diese schüttelte nur sacht den Kopf, rief ein zaghaftes Lächeln auf ihre Lippen, das Yukiko erneut zum schluchzen brachte.

Sie stand auf und umarmte die Oberschülerin, Ran hörte ihre weinerliche Stimme an ihrem Ohr, wagte nur langsam der Berühmtheit beruhigend über den Rücken zu streichen.

„Es… es tut mir so Leid, Ran!“, wisperte Yukiko.

Ran kniff die Augen zusammen, holte tief Luft, biss sich kurz auf die Lippen, ihre Kehle war wie zugeschnürt, doch das, was ihr wirklich Schmerz bereitete, war ihr Herz, als sie diese Worte aussprach.

„Schon gut… schon gut! Ich… ich weiß ja, es ist besser so!

Es ist das beste…“ Ihre Augen spähten über Yukikos Schulter, sahen den beunruhigten Blick Heijis, sie konnte nur bedauert mit dem Kopf schütteln, kämpfte dann jedoch mit den Tränen, bemüht Stärke in ihre Worte zu legen.

„Shinichi muss gehen.“
 

Yukiko hielt inne, drückte Ran langsam von sich weg, hielt sie an den Schultern fest und sah der Oberschülern in die von wässrigem Glanz erfüllten, blauen Augen.

<Du liebst ihn, Ran… du liebst ihn wirklich!>

Das war unerträglich, schluchzend fiel Yukiko zurück in den Sessel, vergrub das nasse Gesicht in ihren Händen.
 


 

Conan schluckte, schaute verlegen zu Boden, als er die lauten Schluchzer seiner Mutter hörte, das hatte er nicht gewollt…

Shinichis Hals wurde trocken. Eiskalt spürte er den kleinen Luftzug, der sich frecherweise unter der Haustür durch geschmuggelt hatte und nun Shinichis Nackenhaare zu berge stehen ließ. Ein kleines Zittern durchlief den Körper des Grundschülers, die Anspannung konnte er so jedoch noch immer nicht abschütteln.
 

Unsicher blickten die blauen Augen langsam über den Rand der Brille.

Noch immer rührte sein Vater sich nicht, blickte seinen Sohn seinerseits an, jedoch ohne ihn wirklich zu sehen.

Er hatte zu viel gesagt…

Shinichi schluckte, rieb sich zähneknirschend den Nacken.

Seine Stimme wurde leiser, beherbergte einen entschuldigenden Unterton.

„Es tut mir Leid, dass ich euch so viele Sorgen mache. Aber ich komme schon klar… ich werde diesen Fall lösen!“

Yusaku sah ihn nur an, sagte lange Zeit nichts, sein Blick war getroffen, jedoch schüttelte er, unverändert streng, den Kopf.
 

„Nein… nein, du hast recht, Shinichi…“
 

Der Mund des Grundschülers stand kurz ungläubig offen, schloss sich aber schnell wieder, als er die Augen seines Vaters sah.

Sorge stand in seinem Blick, mischte sich mit etwas, das Shinichi so noch nie in den Zügen seines Vaters gesehen hatte.

Nicht so!

Nicht… nicht wenn es… wenn es auf ihn selbst bezogen war.

Conan schnappte kurz nach Luft, ähnlich einem Fisch auf dem Trockenen.

<Papa…> Shinichi blinzelte, wusste den seltsamen Schimmer in den Augen seines Vaters nicht wirklich zu deuten.
 

„Du hast recht… wir haben keine Ahnung…“ Er sprach leise, flüsterte fast, redete mehr mit sich selbst, als mit seinem Sprössling.

Endlich schienen die großen blauen Augen zu ihm durchzudringen, die ihn nun fragend ansahen.

<Shinichi.> Yusaku zog die Luft scharf ein, massierte sich müde die Schläfen, als er zu sprechen begann. Nun wieder strenger.
 

„Wir haben keine Ahnung. Wahrscheinlich können wir noch nicht einmal annähernd nachvollziehen, was dir in den letzten Jahren widerfahren ist.“

Er schluckte, versuchte die Wut zu unterdrücken, die nun in ihm kochte.

Wut über sich selbst, die jedoch tat hier jetzt nichts zur Sache.

„Genau da liegt aber der springende Punkt, mein Junge!

Wir wissen so wenig… und doch genug, um zu sehen, dass du dich selbst … und alle anderen zerstörst auf dieser Jagd!

Wir werden dem ein Ende setzen, bevor du auf der Strecke bleibst.

Wir nehmen dich mit nach Amerika.

Und jetzt geh bitte packen.“
 

Conan starrte seinen Vater nur an.

Rang um Worte, konnte dem jedoch nichts passendes entgegnen.
 

So hatte er ihn noch nie erlebt!

Unter dem aufgebrachten Rotschimmer auf Yusakus Wangen zeigte sich eine ungesunde Blässe, seine Augen duldeten keinen Widerspruch, ließen nicht mit sich reden.

Was sollte das? Was war plötzlich in seinen Vater gefahren, dass er sich so verhielt? Er war doch sonst nicht so. Eigentlich war er es, der Shinichi verstand, der ihm die Freiheit gewährte, die sein Sohn brauchte.

Er hatte nie viel Lob von ihm gehört, dem gegenüber stand jedoch Yusakus Vertrauen, etwas, das Shinichi mehr bedeutete als alles andere…

Etwas, das jetzt, wie es schien, in dem dichten Schneetreiben verblasste.

Aber wieso?

Conan schluckte, startete einen erneuten Versuch seinen Vater zur Vernunft zu bringen.
 

„Das… das könnt ihr nicht machen!“

Yusaku schluckte, ertrug den Blick der großen Augen nicht, die ihm da von unten ungläubig, ja fast schon flehend entgegneten.

Das wühlende Gefühl in seinem inneren, wenn er seinen Sohn so sah, gewann jedoch rasch wieder die Oberhand, verdammte jeden Gedanken aus seinem Kopf.
 

Er hatte Angst.

Er hatte Angst um seinen Sohn.

War… war das nicht verständlich?

Er hätte ihn schon so oft verlieren können, hätte ihn fast verloren!

Jetzt hatte er die Chance etwas zu ändern!

Das musste Shinichi doch verstehen!

Wie konnte er es als Vater zulassen, dass seinem Sohn etwas zustieß?

Nein… das würde er sicher nicht!
 

„Und ob wir das können, Shinichi!“ Seine Stimme donnerte erbarmungslos auf den Kleinen herab, von Sorge um ihn spürte Shinichi nichts.

„Nein... das... das ist mein Fall. Ich bin kein-“, doch er stockte, merkte selbst, dass ein bitterböser Fehler in dieser Formulierung lauerte, den sein Vater auch unausgesprochen nutzte.
 

„Oh doch, das bist du, Shinichi! Du bist ein Kind!“

Er sah, wie sein Sohn zuckte, hielt den schmerzenden Blicken des Kleinen dennoch stand.

„Nur körperlich… das wissen wir alle, aber das reicht!

Shinichi, du selbst weißt es am besten! Du weißt was… was dieser Zustand bedeutet! So kann das nicht weiter gehen!

Und genau deswegen werden wir dich auch mitnehmen.“

Conan spürte, wie sein Herz immer schneller zu klopfen begann.

Das FBI könnte noch Jahre brauchen, bis sie die Organisation endlich hatten…

Wenn sie sie überhaupt je bekommen würden!

Und für sie stand auch etwas anderes im Mittelpunkt, es kümmerte sie nicht, ob bei einem Versuch, die Organisation auszuräumen, jegliche Spuren des Giftes verschwanden.

Ihnen ging es nicht um sein Leben.

Er würde vielleicht nie wieder er selbst werden können...

<Nie... nie wieder zu Ran.> Shinichi schluckte.

Er könnte ihr niemals wieder unter die Augen treten.

<Niemals wieder…>
 

„Nein...“ Seine Stimme zitterte unüberhörbar.
 

Yusaku seufzte, legte wieder die alt gewohnte Ruhe in seinen Ton.

„Ich bitte dich, Shinichi, geh jetzt packen.“ Seine Miene wirkte emotionslos.

Ruhig schaute er auf seinen Sprössling herab.

Er wollte ihm doch nur helfen…
 

„Shinichi, hör zu. Das FBI wird die Sache schon regeln. Du kannst Mister Black morgen noch anrufen und ihm sagen, was du weißt. Dieses Spiel muss ein Ende haben!“

Conan schluckte, schaute bedrückt zur Seite.

<Aber nicht das…>

„Ich werde ihnen nichts sagen…

Ich werde hier bleiben!

Und ich werde diesen Fall lösen!“
 

Er schnaubte, seine Augen bekamen einen gefährlichen Glanz.

Für Yusaku jedoch wurde dieses Treiben nun langsam zu bunt!

Seine Stimme donnerte über den frisch gesäuberten Boden. Sein Sohn und er stritten sich sonst nie, oder wenn, nur äußerst selten und vertrugen sich dann schnell wieder. Diesmal jedoch biss jeder bei dem jeweils anderen auf Granit!

Hätte sich der Schriftsteller erklärt, seinem Sohn offenbart, dass es Sorge war, die ihn so in Rage versetzte, vielleicht wäre diese Diskussion dann anders ausgegangen.
 

So aber stand hier Aussage gegen Aussage.
 

„Du wirst diesen Fall NICHT lösen, Shinichi!“

Yusakus Augen bekamen ein wütendes Funkeln.

„DU BIST EIN KIND! Ein Grundschüler…, der mir gerade einmal bis zum Knie reicht! Shinichi du kannst das doch nicht ernst meinen!

Selbst als Oberschüler hättest du keine Chance gegen etwas wie diese Organisation. Versteh es doch!“ Seine Stimme wurde bitter, bekam einen bedauernden Unterton, verlor jedoch nicht an Lautstärke.
 

„Du KANNST diesen Fall nicht lösen, Shinichi!“
 

Conan stockte der Atem, ungläubig huschten sein Pupillen hin und her.

Er wollte antworten, konnte es jedoch nicht… er konnte nicht!

Bitter senkte er den Blick. In seinem Kopf herrschte eine plötzliche Leere, er wusste nicht mehr, was er denken sollte…

Yusaku schaute auf ihn herab, das kleine Kind, dessen Ponyfransen leicht über die viel zu große Brille hingen. Das Herz des besorgten Vaters verkrampfte sich unmerklich, als sein Sohn den Blick erneut auf ihn richtete.
 

Bittere Enttäuschung lag in seinen Zügen, Wut und Zorn zeigten sich.

„Schön…!“, wisperte er… wiederholte das Wort noch einmal, als bestünde es aus Bitterkeit selbst.
 

„Schön.“
 

Damit schnappte sich Conan seine Jacke und ging.

Die Tür hinter ihm fiel krachend ins Schloss, nur wenige Schneeflocken hatten sich durch den Spalt zwängen können.

Sie lagen nun vor Yusakus Füßen… schmolzen langsam, wurden zu kleinen wässrigen Flecken auf dem Parkett.

Schwarzer Nebel

Guten Tag alle miteinander ^.^
 

Heute ein etwas längeres Vorwort, da ich euch leider etwas gestehen muss…

*lufhol* Das hier ist vorerst das letzte Kapp ^^,

Die Geschichte geht noch weiter !! Keine Bange!

Nur leider muss ich der Schule in den nächsten Wochen den Vorrang einräumen ^^,

Es tut mir wirklich schrecklich leid das ich hier erstmal unterbrechen muss!

Aber neben der Schule ist das meiner Muse anscheinend zu viel Stress ^^, die geht dann Kaffeetrinken … allerdings ohne mich -//- *seufts*

Es tut mir wirklich leid euch warten zu lassen *schäm* ich verspreche das ich mich beeilen werde ^.^ und jedem der möchte gern Bescheid gebe wenn es weiter geht !!

Bis hier hin danke ich euch Lesern und vor allem den Kommi Schreibern unter euch für eure Treue und Mühe *knuddel* Ihr seit die besten wirklich!

Demnach wünsche ich euch jetzt viel Spaß beim Lesen ^.~

Auf das wir uns (BALD!) wieder sehen ;D
 

Ganz liebe Grüße,

eure Shelling Ford
 


 

Schwarzer Nebel
 


 

Im Hause Kudo war es mucksmäuschenstill.

Noch immer hallte den Anwesenden das Donnern der gerade ins Schloss gefallenen Tür in den Ohren, nur langsam verblasste das Grollen dieser Lawine, die alle Freude unter einer tiefen zu begraben Schneedecke begraben schien.
 

„Yusaku!“
 

Yukikos Augen huschten entsetzt hin und her, betrachteten abwechselnd ihren Mann und die nun geschlossene Tür.
 

Der Schriftsteller sah nicht auf, seine Blicke durchbohrten noch immer den Flurboden, er rührte sich erst, als seine Frau hinter ihn trat und ihn vorsichtig an der Schulter packte.

„Yuasaku… Das- du hättest nicht-“, doch sie stockte, sah ihn mitleidig an.

In seinen Zügen lag Schmerz, die Zähne zusammengebissen, sah er bitter zu Boden.

„Dieser verdammte Sturkopf!“, presste er zwischen seinen Lippen hervor.
 

Yukiko sah ihn lange an, war unfähig etwas zu sagen oder sich zu rühren, noch immer ruhte ihre Hand auf der Schulter ihres Mannes.

Sie spürte, wie sie sich unter seinem Atem unruhig hob.
 

„Shinichi!“
 

Rans Stimme zitterte, wirkte dünn, nur schwer gelang es ihr, sich wieder zu fangen. Sie alle waren aufgesprungen, als es im Flur der Kudos plötzlich laut wurde, anklagend und verletzend.
 

Heiji und Kazuha standen noch im Türrahmen, wagten sich nicht weiter vor, sondern schauten betreten zur Tür. Ran war mittlerweile auf das Paar zugeschritten, hatte jedoch kein Auge für die Gefühle der beiden.

Ihr Blick war stur auf die Haustür gerichtet, der kalte Wind, der hinter ihr Pfiff, schien sie mit unsichtbarer Stimme zu rufen.

„Shinichi…“, wisperte sie erneut.

Er war fort… einfach weg! Sie hatte ihn gerade noch aus der Tür verschwinden sehen, spürte noch immer die Kälte, die sich durch das kurze Öffnen und Schließen ins Haus geschlichen hatte.

Leise kroch sie in ihr hoch, förderte erneut Angst und Mitleid zu Tage.
 

Sie musste ihm nach!

Musste ihm helfen… ihn zur Vernunft bringen.

Ran schluckte, er war allein da draußen… ganz allein.

Da gab es nichts mehr zu überlegen, denken war in dieser Situation ohnehin unmöglich, ihre Augen wurden groß… sie musste ihm nach!
 

„Shinichi!“ Sie schrie, hoffte, er sei noch in Reichweite um ihre Stimme zu hören. Noch ehe sich die anderen versahen, schnappte sie sich ihre Jacke und verschwand aus der Tür.
 

„Aber Ran!“ Kazuha wollte ihr nach, wurde jedoch von ihrem Freund am Handgelenk fest gehalten, dieser schüttelte nur sacht den Kopf, sah sie bestimmt an.

„Da muss sie jetzt allein durch, Kazuha…“ Traurig sah er zur Tür, streifte auch das Paar aus LA mit seinem Blick.

„Wir können den beiden jetzt nicht helfen.“
 


 

Der kalte Schnee peitschte ihr ins Gesicht, die weichen Flocken wurden zu eisigen Geschossen, die sie bombardierten. Entschlossen stemmte Ran sich gegen den Wind, versuchte seine Spuren in der Schneedecke auszumachen und tatsächlich! Sie hatte Glück, seine Fußabdrücke waren noch deutlich zu erkennen, wiesen ihr den Weg, der sich immer weiter vom Hause Kudo entfernte.
 

Ein leises Frösteln durchlief ihren Körper.

„Shinichi… wo willst du nur hin?“

Unsicher blickte sie sich um, allein der helle Schnee erleuchtete die Nacht, war in jeweils unterschiedliche Farben getaucht, die entweder von den Straßenlaternen oder dem Weihnachtsschmuck der einzelnen Häuser bestimmt wurden.
 

Sie musste sich beeilen, der Schnee kämpfte gegen sie, und mit jeder Minute, die verstrich, verblasste seine Spur ein wenig mehr, drohte in der Dunkelheit zu verschwinden.

Und Shinichi mit ihr!
 

Ein leises Zischen verkündete, wie das stille Leuchten der Zigarettenglut langsam verlischte, ein kräftiger Tritt machte dem kleinen Licht mit einem zermürbenden Knirschen für immer ein Ende.

Gins Schuh drückte den Zigarettenstummel fest in den Schnee, ein kaltes Lächeln erschien auf seinem Gesicht.

„Perfekt.“, flüsterte er.
 

Sein Mund verzog sich weiter, als er sah, welche Richtung das Mädchen einschlug.

„Einfach perfekt…“ Schnell zog er das Handy aus der Manteltasche, wählte auch mit den Handschuhen fähig die Schnellwahltaste des Telefons und wartete mit starrem Blick auf das Freizeichen, während der Wind ihm das Haar um die Ohren wehte.
 

So schnell das nervende Signal erschien, verschwand es auch schon wieder. Stattdessen hörte er nun die brummige Stimme seines Kollegen an der anderen Seite der Leitung.

„Ja?“, murrte Wodka.

„Wo ist er jetzt?“, fragte Gin, das Lächeln auf seiner Seite des Hörers schien ansteckend zu sein, denn auch das breite Gesicht Wodkas verzog sich nun zu einer, einem Lachen ähnelnden Fratze.

„Im Beika-Park, ich hab das Auto-“

„Sehr gut! Bleib da, ich komme!“, unterbrach ihn Gin, legte auf und sah ihr noch einmal kurz nach, schlug dann aber einen anderen Weg ein.
 

Getarnt durch den Tanz der weißen Flocken verschwand seine Gestalt in der Dunkelheit, das Lächeln auf seinen Lippen aber blieb konstant, verblasste nicht.
 

<Das Spiel kann beginnen! Herr... Meisterdetektiv!>
 


 

Ran hielt schwer atmend inne, stützte sich mit einer Hand an einem Laternenpfahl ab. Das kalte Eisen jedoch stach ihr wie tausende von Nadeln in die Handfläche. Zitternd zog sie ihre Finger zurück, umschlang ihren Oberkörper mit beiden Armen und sah unsicher auf.

„Shinichi… wo bist du nur?“ Ängstlich suchten ihre Augen die Umgebung ab, der Park wirkte friedlich unter der weißen Decke aus Eis, die gelben Laternen verliehen dem Schnee einen leicht goldenen Teint. Die weißen Flocken rangen mit der Dunkelheit der Nacht, entfachten einen wirbelnden Kampf, in den die Oberschülerin nun eintauchte.
 

Orientierend sah sie zu Boden, die Spuren Shinichis waren nun wieder deutlicher zu erkennen. Endlich…

Sie holte auf!

Mit wackligen Schritten betrat sie den Park.

Laterne und Baumreihe wechselten sich in unregelmäßigen Schritten ab, rahmten mit ihren Gestalten den vom Schnee unkenntlichen Weg ein.
 

Sie fröstelte, als die Schneeflocken ihr Haar erneut durcheinander brachten, schützend schlug Ran ihren Kragen weiter nach oben, sah sich unsicher um.

Der Park wirkte wie ausgestorben, jegliches Leben war bedeckt von der dichten Eisdecke. Ran zitterte, ihre Stimme hallte dumpf durch das dichte Schneetreiben.

„Shinichi?“ Sie erschrak, als sie seinen Namen in ihren Ohren widerhallen hörte, schüttelte kurz den Kopf, rief dann erneut.

„Conan? Conan, wo bist du?“

Langsam ging sie weiter, sein Name durchzog immer wieder durch die schneebedeckten Wipfel der Bäume.
 

Langsam spürte Ran, wie etwas anderes als der eisige Wind ihre Augen zum Brennen brachte, versuchte sich noch ein letztes Mal gegen die salzigen Tropfen zu wehren, doch als sie merkte, wie ein lauwarmer Strom ihre Wange hinunter lief, wusste sie, dass sie diesen Kampf verloren hatte.

„Shinichi…“, schluchzte sie leise, die Freude über die eben noch so deutliche Spur war schnell verblasst, zu viele Wege kreuzten sich in diesem künstlich angelegten Labyrinth. Sie hatte seine Spur schon lange verloren, zu zertreten war der Pfad mittlerweile, aber irgendwo hier musste er sein… er musste hier sein!
 

„Conan?“ Ihr Ruf ähnelte immer mehr einer flehenden Bitte.

Warum hörte er sie nicht? Warum gab er ihr keine Antwort?

Immer mehr Tränen funkelten in dem eisigen Schimmer in ihren Augen, traurig schaute sie hinauf, eingerahmt von der Dunkelheit war sie genau unter einem der Laternenpfähle zum Stehen gekommen.
 

<Shinichi… wo bist du nur?>
 

Sie spürte, wie die in Gold getauchten Flocken auf ihrem Gesicht landeten… auf ihrer Nasenspitze, ihrem Mund und ihren Wangen machten sie es sich bequem, genossen diese Berührung für wenige Sekunden, ehe sie für immer dahin schmolzen.

Ran hörte die knirschenden Geräusche im Schnee nicht, die ihr immer näher kamen, erst als ihr Name erklang, drehte sie sich überrascht um.
 

„Ran?“ Ungläubig sah Conan sie an, hatte er sich also doch nicht verhört, als er glaubte, seinen Namen zu erkennen.

Neben der Überraschung stand jedoch auch deutlich die Sorge im Gesicht des Grundschülers. Zwar sah sie wunderschön aus… wie sie dort im seichten Regen von golden schimmernden Schneeflocken stand und mit glänzenden Augen auf ihn hinunter sah.

Aber das war es nicht das sein Herz zum Schlagen brachte. Er wusste genau, dass es nicht der Schnee war, der ihre Wangen rot färbte und ihre Augen zum Glänzen brachte.
 

Traurig sah er zu ihr auf, ging einen weiteren Schritt auf sie zu, stand nun ebenfalls im goldenen Lichtschein der Straßenlaterne.

„Ran… was machst du hier?“ Sie antwortete nicht sofort auf seine Frage, brauchte noch einige Sekunden, bis sich ein Lächeln auf ihren Lippen zurecht legen konnte. Endlich spürte sie, wie der Stein langsam von ihrem Herzen purzelte, die Angst mit ihm verschwand.

Sie hatte ihn gefunden… endlich!

„Ich hab dich gesucht!“, schniefte sie leise, rief sich jedoch schnell zur Raison, wischte sich stur über die Wange.

„Also wirklich, Shinichi! Einfach so weg zu laufen! Und dann auch noch so! Du bist doch eh schon krank, du holst dir hier draußen noch den Tod!“

Still ging sie in die Knie, beugte sich zu ihm herunter, fing an, an seinem Kragen herum zu zupfen. Als sie ihm gerade die letzten beiden Knöpfe zu machen wollte, stoppte Conan sie, hielt ihr Handgelenk fest und sah sie eindringlich an.
 

„Hör auf, Ran!“, sagte er streng, ließ sie los und schaute zu Boden.

„Hör einfach auf…“, wisperte er nun sanfter.

Sie richtete sich auf, sah ihn fragend an.

„Shinichi? Ich-“, doch der Kleine schüttelte den Kopf, unterbrach sie mit energischer Stimme.

„Nein, Ran, schon gut, du… du musst nichts sagen.“ Conan blickte auf, rieb sich stöhnend über die Schläfe.

<Warum muss das Ganze auch so kompliziert sein, verdammt noch mal!?>

„Ich weiß doch selbst, dass es blöd von mir war, ich hätte nicht einfach raus rennen sollen…“, doch dieser plötzlichen Einsicht folgte ein Schnaufen.

„Aber ich habs einfach nicht mehr ausgehalten da drin!“ Wütend steckte er die kalten Finger zurück in die Hosentaschen.

„Ich weiß wirklich nicht, was sie sich dabei denken… wirklich nicht!“ Stur schüttelte er den Kopf, hielt bei dem Anblick seiner Freundin jedoch inne, wurde plötzlich ruhiger und schaute betreten zur Seite.
 

„Mit einem hatte Vater allerdings Recht, Ran.“

Er seufzte schwer, sah bedauernd zu ihr auf.
 

„Dir, Ran… dir tut das Ganze wirklich nicht mehr gut!“ Er schüttelte den Kopf, hielt sie ohne Worte davon ab, ihm zu widersprechen.

„Es reicht! Glaubst du wirklich, du könntest es mir so leichter machen, Ran? Indem du versuchst, mich vor allem und jedem zu beschützen… Theater spielst, damit ich nicht in die Verlegenheit komme, mich für das zu verfluchen, was ich derzeit bin?“ Ein ironisches Lachen erklang kurz aus seiner Kehle, wandelte sich jedoch schnell in ein trauriges Wispern.

„Das klappt nicht, Ran… glaub mir… so geht’s nicht! Das ist mein Stück Ran… nicht deines!“
 

„Aber ich… ich mach doch gar nichts, Shinichi.“ Ihr ausweichendes Lächeln fand jedoch keinen Anklang in seinen Augen.

„Ran! Also jetzt beleidigst du mich aber!“, erklang es in gespielter Arroganz, die sich jedoch mit jedem weiteren Satz immer mehr verlor.

„Glaubst du wirklich, ich seh nicht, wie du dich verhältst?

Dass du jeden Blick meidest, wenn sich einmal mehr herausstellt, dass ich nicht der bin, der ich zurzeit sein sollte?

Dass du mich auf der anderen Seite fast schon zwanghaft wie ein Kind behandelst, um zu zeigen, wie gut du doch mit all dem klar kommst?

Deine Blicke, dein Lachen… all das war heute nicht mehr echt, Ran!“

Sie schaute auf, als seine Stimme plötzlich leiser wurde, sich zu einem Flüstern mit dem fallenden Schnee verband.

„Ich bin derzeit weder Shinichi… noch Conan für dich, Ran.

Ich bitte dich… wenn du schon nicht mehr weißt, wer ich noch bin… wie soll ich es denn dann wissen?“ Er holte tief Luft und blies dann eine neblig weiße Dunstwolke gen Himmel.
 

Die blauen Augen, die Ran von unten herauf ansahen, versetzen ihr einen Stich ins Herz, die gleichen blauen Augen, die gestern noch so leer, so kalt gewirkt hatten, waren nun wieder mit Gefühl von Leben gefüllt und doch lösten sie das gleiche mulmige Gefühl in dem Mädchen aus.

Das süßliche, leicht mitleidvolle Lächeln des Kleinen wirkte müde.

„Bitte Ran … ich will das nicht!

Tu dir das nicht an, mach dich nicht Kaputt.“ Er schluckte, schaute flehend zu ihr auf.

Es hat doch die ganze Zeit gut funktioniert… nach Fate.

Es- es hat doch wirklich funktioniert! Ran… ich bitte dich, mach dir keine Gedanken um mich!

Ehrlich… Ich komm schon klar!“ Zwei große Kinderaugen funkelten sie aufmunternd an, wollten ihr Mut machen, versagten ihren Dienst jedoch.
 

Nachdenklich schaute sie zu Boden, beobachtete wie die herab fallenden Flocken sich auf der Schneedecke niederließen und mit ihr verschmolzen.

Nein… nein das hier war falsch…

<Egal wie ich es drehe und wende, Shinichi… ich komme immer wieder auf das gleiche Ergebnis!> Sie schluckte, kämpfte still mit den Tränen.

<Ich bin es, wegen der du damals dein Leben riskiert hast…

Ich bin es, wegen der du fast ertrunken wärst…

Ich... ich, ich!!> Sie schniefte, schüttelte fast schon angewidert den Kopf.
 

„Nein, Shinichi… so… so kann, so darf es nicht weiter gehen!“ Er hörte die Tränen in ihrer Stimme, kam jedoch nicht dazu, etwas zu sagen.

<Ich will nicht, dass dir wirklich noch etwas passiert, wegen… wegen mir!>
 

„Es… es wäre besser, du würdest auf deine Eltern hören, du solltest mit ihnen gehen.“
 

„Was?“ Geschockt sah er zu ihr auf, sie hatte die Lippen aufeinander gepresst und starrte ihn nun mit festem Blick an.

„R-Ran, das kann doch nicht dein Ernst sein!“ Seine von der Kälte roten Wangen wurden aschfahl, er wollte einfach nicht glauben, was er da hörte.

<Das kann doch nicht dein Ernst sein, Ran! Bitte… bitte nicht!>

„Doch, ich… ich denke, es ist einfach besser so, Shinichi!“ Sie schluckte, schaute ihn flehend an.

<So versteh doch… du musst hier weg… ehe, ehe dir wegen mir wirklich noch etwas zustößt!>
 

Er starrte sie an, war unfähig sich zu bewegen oder etwas zu sagen, nur langsam sank sein Blick, blieb an ihren Schuhen hängen.

„Du willst also, dass ich gehe?“, wisperte er.

Sie schluckte, kleine Tränen bildeten sich in ihren Augen.
 

„Ja… ja, Shinichi!“
 

„Du willst, dass ich den Fall aufgebe und alles… alle hier zurück lasse?“

Er sah noch immer nicht auf, konnte auch an ihrer Stimme erkennen, wie sie mit den Tränen kämpfte.
 

„Ja, ich… bitte!“
 

Es klang so falsch, so falsch in ihren Ohren! Ran erkannte ihre eigene Stimme kaum noch. Sie wollte das nicht… natürlich wollte sie das nicht.

<Aber es geht nicht anders… es geht einfach nicht!>
 

„Bitte…“, flüsterte sie.
 

Er schaute auf, sah sie durchdringend an. Ran spürte das Kribbeln seiner analysierenden Blicke auf ihrer Haut, schnappte kurz nach Luft.

„Du willst also wirklich, dass ich fort gehe?“

<Nein… nein, nein, nein, NEIN!> Sie kniff die Augen zusammen, spürte, wie sich in ihrem Inneren etwas unter Schmerzen wand.
 

„Ja!“
 

Conan schluckte, wandte den Blick von ihren mit Tränen angefüllten Augen ab.

<Ran…> Sein Atem zitterte, die kleinen, weißen Nebelschwaden entwichen seiner Kehle zunehmend stoßhaft.

Er musste es nicht aussprechen, beide wussten, dass sie log.

Die Qual in ihren Augen war zu groß, als dass man sie hätte übersehen können.

Aber wieso… wieso tat sie es dann? Sie würden es schon wieder hinbekommen, es hatte schon mal geklappt, wieso also nicht auch noch ein zweites Mal?

Es… es wäre möglich… da war sich Shinichi ganz sicher.
 

„Wieso?“

Von der Kinderstimme war kaum noch was übrig, auch mit zitterndem Ton konnte man deutlich erkennen, dass es Shinichi war, der da sprach.

Unter seinem fragenden Blick hob sie kurz überrascht die Augenbrauen, wandte ihre Augen dann jedoch traurig zu ihm, kam ins Stottern, während sie sprach.

„Ich… ich will nicht, dass dir etwas passiert, Shinichi!“ Der Angesprochene schluckte, nahm mit einem Kopfschütteln hin, was er sowieso schon wusste, das war es nicht, was er hören wollte.
 

„Nein… ich… ich meine...“ Er stockte, biss sich auf die Unterlippe.

<Warum… warum sagst du das alles?> Die Augen hinter den Gläsern flackerten.

<Du hasst es doch selbst! Du willst es doch gar nicht… warum also… Ran?> Er seufzte, ballte seine vor Kälte schmerzenden Hände zu Fäusten. Er kannte die Antwort… glaubte, sie zu kennen.

Er hatte es schließlich schon einmal gehört.

<Nein!> Er schluckte.

Conan hatte es gehört, diese Worte waren nicht an ihn, sondern an den kleinen Jungen gerichtet gewesen, ihren kleinen Bruder, der stets für sie da war und dem sie vertraute.

Nicht an ihn… nicht an Shinichi Kudo!

Es wäre nicht richtig, sie jetzt dazu zu bringen, es zu sagen.

Es wäre nichts weiter als eine Lüge… eine bittere, dreckige Lüge, wenn sie es ihm jetzt als Grundschüler ins Gesicht sagen würde.

Nicht weniger echt, als wenn er es ihr als Conan gestehen würde.

Einfach falsch und unecht, wie alles andere auch…
 

„Schon gut, Ran… vergiss es.“ Er blies missmutig eine kleine Schneeflocke von sich weg, beobachtete, wie sie ins Taumeln kam und mit einer lautlosen Bruchlandung auf die Schneedecke fiel.

Traurig sah sie zu ihm hinunter, wollte gerade etwas sagen, als eine kalte Stimme hinter ihr die Stille der Nacht durchschnitt.
 

„Wie rührend!“
 

Shinichi spürte, wie sein Herz heftig gegen seine Brust sprang, es wollte fliehen, dem entkommen, was nun langsam aus der Dunkelheit trat.

<Nein…>
 

Unter dem Knirschen des Schnees gab die kleine Laterne mit jedem Schritt mehr von Gins Gestalt preis, der lange Mantel wehte ihm um die Beine, allein das kalte Lächeln wirkte starr und gefroren.

Gins Gestalt schien aus dem schwarzen Nebel der Nacht selbst zu erscheinen, sie hatten ihn nicht gehört. Lautlos, getragen von den eisigen Flocken, war er an sie heran geschlichen, sodass auch Ran keine Möglichkeit mehr hatte zu reagieren.
 

„Nein!“, wisperte Conan, die Augen weit aufgerissen starrte er den Man in schwarz an, der nun immer näher an Ran heran trat, mit einem gerissenen Blick hinter ihr stehen blieb.
 

Sofort erkannte der Grundschüler die Mündung der Pistole, die Gin nun in Rans Rücken drückte, selbst das kalte Metall schimmerte im Glanz der Lampe leicht golden, konnte jedoch nicht von dessen Gefahr ablenken.
 

In Ran verkrampfte sich jeder Muskel, zwar erkannte sie die Stimme nicht, aber der Anblick ihres Freundes, sein bleiches Gesicht und die aufgerissenen Augen genügten, um zu erahnen, wer da hinter ihr stand.
 

„Nein! RAN!“ Shinichis Hand schnellte an sein Handgelenk, doch bevor er dieses erreichen konnte, bellte die Stimme Gins erneut über den frostigen Boden.

„Finger weg, Kudo! Keine Bewegung!“ Der gefährlich süßliche Unterton war nicht zu überhören, Ran spürte, wie sich der kalte Lauf der Waffe in ihren Rücken bohrte, biss die Zähne schmerzvoll zusammen.

„Du willst doch nicht, dass der Kleinen etwas passiert… oder?“
 

Shinichi starrte ihn wutentbrannt an, ließ seine Hände dann jedoch langsam sinken, ballte sie zu Fäusten, sodass er bald einen stechenden Schmerz auf seiner Haut spürte.

Sein Gegenüber nickte zufrieden, wandte sich nun wieder seiner Gefangenen zu, strich ihr mit dem behandschuhten Finger eine Haarsträhne vom Ohr.

Sie spürte seinen warmen Atem auf ihrer Haut, schauderte voll Ekel.

„Und du, meine Kleine, solltest deine schlagfertigen Argumente auch lieber bei dir behalten!“ Er lachte hämisch.

„Wenn nicht, segnet dein Freund hier das zeitliche!“
 

„Was?“ Erschrocken sah sie zu ihm und auch Conan reagierte, doch zu spät. Noch ehe er sich gänzlich hatte umdrehen können, spürte er einen schmerzhaften Druck an seinem Oberarm, sowie kaltes Metall in seinem Rücken. Auch Wodka trat nun ins Licht, das dicke Gesicht zu einem arroganten Grinsen verzogen.
 

Die kurzen Versuche Shinichis, seinem Griff zu entkommen, wurden von dem in schwarz gekleideten Hünen im Keim erstickt. Dieser packte nur noch kräftiger zu, hob den Grundschüler damit fast schon ein Stück von der Erde.

„Na, na! Wer wird denn?“, murrte er lächelnd von hinten.

Conan biss wütend die Zähne aufeinander, versuchte, einen kurzen Blick hinter die völlig unangebrachten Sonnenbrillengläser zu erhaschen, wurde dann jedoch von der kühlen Stimme Gins unterbrochen.
 

„Hör zu, Kudo! Ein Mucks… eine Bewegung allein, und deine süße Freundin hat das letzte Mal für dich gelächelt! Hast du das verstanden… Kleiner?!“ Gins gehässiges Lächeln breitete sich über seinem Gesicht aus. Wodka hinter ihm lachte auf, wurde von der schneidenden Stimme seines Partners jedoch zur Raison gerufen.

„Ruhe!“, zischte es zwischen seinen schmalen Lippen.

Ran spürte wie sich der Druck in ihrem Rücken steigerte, sein lauwarmer Atem schmiegte sich immer enger an ihre Wange.

„Und für dich gilt das gleiche!“, meinte Gin zu ihr.

„Wenn du dich auch nur rührst, ist dein Freund Geschichte!“

Mit kalter Genugtuung beobachtete Gin, wie der Blick des Mädchens zu dem kleinen Jungen glitt.
 

„Nein…“, wisperte dieser.

„NEIN! Ran! Hör nicht auf ihn! Lauf! Lauf, hörst du!? Lauf weg!“

Conan schrie, gestikulierte wild mit seiner freien Hand.

Aber sie rührte sich nicht.

„Ran! Verdammt noch mal! Hau ab!“ Verzweifelt sah er zu ihr auf, sah in ihren Augen, dass sie schon lange eine Entscheidung getroffen hatte.

<Nicht doch…> Conan schluckte, beobachtete sie genau.
 

Ran machte keine Anstalten sich zu wehren, dem Schwarzkittel endlich ihre Karatekünste zu präsentieren, sie stand nur da, blass wie der sanft fallende Schnee und schüttelte den Kopf.

„Nein…“ Sie schluckte, spürte die Mündung der Pistole in ihrem Rücken.

„Nein, ich… ich bleibe.“ Tränen liefen ihr die Wangen hinunter, entsetzt beobachtete Shinichi, wie die salzigen Tropfen zu Boden fielen und wenigstens einen Teil des Schnees zum schmelzen brachten.

Das liebevolle Lächeln, das sich unter diesem salzigen Glanz auf ihren Lippen zeigte, brach ihm das Herz.
 

<Nein… Ran! Bitte…> Er schüttelte stur den Kopf, kämpfte mit dem heftigen auf und ab seiner Lunge.

<Lauf weg!>, bildeten seine Lippen stumm, doch auch diese Bitte, diesen Befehl ignorierte Ran tapfer. Sie würde ihn nicht allein lassen, würde nicht riskieren, dass ihm etwas passierte… niemals!

Shinichi konnte erkennen, wie sich in ihren Augenwinkeln langsam Tränen abzeichneten, mit jedem Tropfen, der zu Boden perlte, krampfte sich sein Magen immer mehr zusammen. Sein Kopf arbeitete fieberhaft an einem Plan, irgendwie mussten sie doch hier raus kommen.

Wenigstens sie musste doch hier weg! Fliehen! Nur wie?
 

Unter leisem Stöhnen atmete er aus, starrte ausdruckslos zu Boden.

Es war hoffnungslos…

Weder Ran noch er würden sich rühren, würden riskieren, dass dem jeweils anderen etwas passiert, um das eigene Leben zu sichern.
 

Egal, wer die Flucht ergreift, in dem Moment, in dem der eine stirbt, wäre auch das Leben des anderen zu Ende… so oder so.

Er wollte sie nicht verlieren… und sie ihn nicht.

Sie hatten bei diesem Spiel von Anfang an keine Chance gehabt, der Gewinner stand schon von Anfang an fest.
 

<Man hat mich reingelegt!>
 

Wodka spürte, wie die Muskeln des kleinen Jungen sich anspannten, packte, leicht verwirrt, nur noch fester zu, doch es war ihm egal! Shinichi schien den Schmerz zu genießen, den er durch seine geballten Fäuste und Wodkas Griff erfuhr.

Die gerechte Strafe für seine Dummheit!

Das hier war durchdacht, von langer Hand geplant, man hatte ihn ausgetrickst! In die Falle gelockt.

<Und ich bin blind rein marschiert!>
 

Der Grundschüler schluckte, fixierte Gin nun wieder mit interessiertem Blick, jetzt galt es heraus zu finden, wie hoch sein Einsatz war… bei diesem Spiel.
 

Dieser hob belustigt die Augenbrauen, als er bemerkte, dass die heroischen Blicke des kleinen Jungen nun an seiner Freundin vorbei gingen und auf ihn gerichtet waren.

„Na endlich! Wurde aber auch Zeit, schön, dass ihr euch beide fürs bleiben entschieden habt.“ Ein kühles Lächeln prangte auf seinen Lippen, es verdeutlichte die Gefahr, in der beide Schüler schwebten.

„Wenn du brav machst, was ich dir sage, Kudo, dann wird deiner kleinen Freundin hier nichts passieren!“

Der dicke Mann in Shinichis Rücken gluckste dumm und auch auf Gins Gesicht erschien ein zufriedenes Grinsen.
 

„Dir allerdings wird dieses Vergnügen nicht zu teil.“
 

Ran zitterte, sah erschrocken wie Shinichi nach längerem Nachdenken mit einem kurzen Nicken zustimmte… der Packt mit dem Teufel schien geschlossen.

Das kalte Lächeln Gins wurde nun breiter… er genoss sichtlich, was er hier tat. Shinichi sah, wie er Wodka zunickte und spürte, wie dieser ihn daraufhin los ließ, ihm noch etwas unverständliches jedoch unüberhörbar bedrohliches ins Ohr brummte und die Mündung der Pistole so fest in Conans Rücken presste, dass ihm ein Abdruck auf der Haut sicher war.
 

Shinichi versuchte den verwirrten Ausdruck zu vermeiden, der sich ihm ins Gesicht stehlen wollte, die ungestellte Frage wurde sowieso schon von Gin beantwortet.
 

„Ablegen!“
 

„Was?“ Conan schaute ihn fragend an, das Lächeln auf Gins Lippen verschwand, ungeduldig betrachtete er den Grundschüler vor sich!

Musste man diesem Kind denn wirklich alles erklären?

„Hör zu, Kudo, wenn wir das ganze schon als Kindesentführung ad acta legen müssen, dann will ich das alles auch ohne weitere Komplikationen über die Bühne bringen!“ Er schnaubte verächtlich, betrachtete den Kleinen durch den kühlen Vorhang aus Schnee und Eis.

Wie sähe es denn aus, wenn sie ein Kind überrumpeln würden?

Gin biss die Zähne aufeinander, die kühlen Augen blitzen gefährlich.

<Nein! Nicht noch mal!>
 

„Ablegen!“, bellte er erneut.

Als sich Shinichi jedoch immer noch nicht rührte, nickte Gin kurz zu Wodka. Ohne auch nur eine einzige Miene zu verziehen, beobachtete er, wie sich ein breites Grinsen auf dessen Lippen zeigte.
 

Shinichi erschrak nur kurz, als die riesige Pranke des Mannes plötzlich vor seiner Nase erschien, reflexartig schloss er die Augen.

Das nächste, was Conan spürte, war ein kurzer Schmerz an Nase und Ohren, verwundert blinzelte er, sah mit einem kalten Schauer zu Boden.

Die Brille klirrte nicht, als sie auf die Schneedecke fiel, schnell ließ sich eine Horde Schneeflocken auf ihr nieder, sie rutschten jedoch immer wieder ab, bei dem Versuch sich auf dem Glas zu halten.
 

Conan schluckte, schaute zu Ran auf, die noch immer wenige Meter ihm gegenüber stand, auch ihre Blicke waren auf das kleine Gestell gerichtet, das nun zwischen ihnen im Eis lag. Langsam schaute auch sie auf, schüttelte kaum merklich den Kopf, als sie in das Gesicht ihres Freundes sah.

„Nein…“, wisperte sie entsetzt.

Sie hatte verstanden, sie beide hatten das.

Die Organisation wollte wirklich kein Risiko eingehen, wollte nicht den Oberschüler in Gestalt eines Kindes, der Mittel und Wege hatte sich zu wehren… sondern nur ihn… das wehrlose Kind.
 

Shinichi schluckte, schloss kurz die Augen, spürte, wie ihm der kalte Wind um die Wangen wehte, wie die Schneeflocken ihn langsam durchnässten und ihn bis auf die Knochen frieren ließ,… er hatte keine Chance.
 

Gin entwich ein zischender Laut, zwischen seinen Augenbrauen bildete sich ein tiefer Schatten. Er war es also wirklich, unverkennbar, diese Ähnlichkeit. Er hatte damals also wirklich einen Fehler gemacht!

Seine Kiefer mahlten knirschend aufeinander, Ran spürte, wie sich die Pistole tiefer in ihren Rücken bohrte, versuchte einen Blick auf den Mann hinter ihr zu erhaschen und erschrak zutiefst, als sie sein von Wut verzerrtes Gesicht sah.
 

Noch einmal würde ihm dieser Fehler sicher nicht unterlaufen!

Nein! Ganz sicher nicht!
 

„Die Uhr!“, brummte er.

„Los doch!“ Er packte Rans Schulter, Erleichterung konnte in dem Mädchen jedoch keine aufkommen als der Druck in ihrem Rücken verschwand, denn nur wenige Sekunden drauf spürte sie ihn am Hals.

Ran zitterte, hob leicht das Kinn, als ihr der kalte Lauf darunter gepresst würde. Das eisige Metall verursachte eine Gänsehaut.

„Keine Mätzchen, Kudo!“, fauchte Gin, nun mit entsicherter Pistole.
 

Conan schaute Ran entsetzt an, ließ seinen Blick dann jedoch zu Boden gleiten, führte seine Hand langsam an sein anderes Handgelenk.

Er hatte keine Wahl...

Shinichi zuckte kurz zusammen, als sich der Verschluss seiner Uhr mit einem stillen Klicken öffnete, langsam streifte er sie von seiner Haut, behielt sie jedoch noch in der Hand.
 

Sein Blick ruhte auf dem kleinen Zifferblatt. Zwei Jahre hatte sie ihm nun die besten Dienste geleistet…

Mit ihrer Hilfe hatte er Fälle gelöst, die Täter zur Strecke gebracht… oder einfach nur den ab und an nervenden Onkel ins Reich der Träume geschickt.

Shinichi schloss kurz die Augen, schüttelte kaum merklich mit dem Kopf.

Langsam ließ er die Erfindung aus der Hand gleiten… mit einem dumpfen Geräusch landete auch seine Uhr im kalten Schnee.
 

<Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse, Professor…>, doch Conan stockte, schluckte kurz und hoffte zutiefst, dass der alte Mann das Schicksal seiner Erfindungen nicht schon langst teilte.
 

Er schluckte, schaute Gin dann jedoch wartend an.

Er würde nicht mehr von seinen Waffen hergeben, als man ihm befahl, ein kleiner Hoffnungsschimmer flackerte noch immer in ihm auf, vielleicht wussten sie ja nicht von allem… vielleicht hatte er ja doch noch eine Chance.
 

Doch das kleine ermunternde Licht verschwand schnell aus Conans Augen, wurde von Gins eisiger Stimme ausgelöscht, als dieser nun nacheinander Gürtel, Abzeichen, Handy und Fliege forderte.

Der kleine Haufen im Schnee wurde immer größer, alles, was den Grundschüler Conan Edogawa einst ausgezeichnet hatte, lag nun zu seinen und Rans Füßen ausgebreitet.
 

Ran schaute ihn entsetzt an, spürte erneut, wie ihr Tränen über die Wangen rannen, das durfte doch alles nicht wahr sein… ein… ein Alptraum.

Shinichi jedoch schloss nur kurz die Augen, straffte seine Schultern und atmete laut ein, sah dann mit entschlossenem Blick zu Gin.

Dieser hatte nichts für den mutigen Blick des kleinen Jungen übrig, grinste ihn nur umso hämischer an.
 

Wie der Boss gesagt hatte, er sollte seinen Spaß haben…
 

„Ich sagte, alles!“

Shinichi biss sich auf die Lippen, schaute widerwillig zu Boden.

Gin beobachtete ungeduldig, wie sich der Atem des kleinen Jungen versteifte, die kleinen Dunstwölkchen in unregelmäßigen Wirbeln in der Luft tanzten.

“Schluss jetzt mit dem Scheiß!“ Ein metallisches Klicken schloss sich dem Bellen seiner Stimme an, brachte sowohl Rans als auch Shinichis Herz zum Rasen.

Er hatte die Waffe entsichert.

Das einzige, was Ran noch vom Jenseits trennte, war der ruhige Finger Gins, der wachend auf dem Abzug der Pistole lag.
 

„Los jetzt!“ Ungeduld sprach aus der Stimme Gins.

Ungeduld, der Shinichi wohl oder übel folge leisten musste.

Ohne den Blick von Gin abzuwenden fixierte er mit seinem rechten Fuß die Linke Ferse, zögerte nur einen kurzen Augenblick ehe er seinen Fuß mit langsamen Bewegungen aus dem Schuh zog.
 

Shinichi unterdrückte ein Frösteln, schaute Gin noch immer an und setzte dann seinen nur noch von seiner Socke geschützten Fuß trotzig in den Schnee.

Er schnappte kurz nach Luft, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, als die Kälte seine Sohlen durchzog.
 

Gin zog eine Augenbraue nach oben, grinste nur und beobachtete, wie sich der keine Junge nun auch den zweiten Schuh vom Fuß streifte.

Er hatte das Gefühl, auf einem Nagelbrett zum stehen gekommen zu sein. Unzählige kleine Nadeln stachen ihm in die Sohlen, indizierten eine Kälte, die bald seinen ganzen Körper zum zittern brachte.
 

Mit einem kleinen Schubs beförderte Shinichi sein Schuhwerk zu den anderen Erfindungen.
 

Das war’s…

Die Maske, der Grundschüler Conan Edogawa, existierte nun nicht länger, alles, was er jemals gewesen war, lag nun, auf irrsinnige Erfindungen reduziert, im Schnee, wurde lautlos von den eisigen Kristallen begraben.
 

Zurück blieb nur Shinichi Kudo… ein kleiner Junge, der mit geballten Fäusten stur in den Schnee starrte, auf die wohl größte Lüge seines Lebens hinab blickte.

Entscheidung im Schneefall

Hallo ^.^

Ich wünsche euch allen einen wunderschönen ersten Mai ^-^

Ich entschuldige mich noch einmal in aller Form dafür das ich euch habe warten lassen *schäm*

Viiiiiieeeelen dank für eure Geduld!

Ich hoffe das ich die Kapitel ab jetzt wieder Wöchentlich und ohne größere Unterbrechung laden kann ^.^,

In diesem Sinne, viel Spaß mit Eis und Schnee ;D

Liebe grüße eure

Shelling Ford
 

Entscheidung im Schneefall
 


 

Der Wind fegte boshaft um die Häuser, hetzte die Schneeflocken vor sich her und tauchte ganz Tokio in einen lautlos weißen Nebel.
 

Kazuha seufzte schwer, immer wieder huschte ihr Blick zum Wohnzimmerfenster, in dem sich für sie jedoch nur erneut Enttäuschung zeigte. Weder Ran noch Conan waren auf der Straße zu erkennen.

Unruhig rutschte sie auf der Sofakante nach vorn, ihre Augen suchten abermals das Gesicht ihres Freundes auf, der aber schien sie nicht wahrzunehmen.
 

Heiji saß nur da schaute scheinbar stumm ins Leere, das einzige was seine regungslosen Züge in Bewegung zu bringen schien, war der flackernde Schein des Kaminfeuers, das unergründliche Schatten auf sein Gesicht warf.

Seine Augen waren auf den Kriminalautor gerichtet, der ihm gegenüber in dem Sessel saß, in dem noch wenige Minuten zuvor sein Sohn platz genommen hatte.
 

Yusaku schien mit seinen Blicken kleine Löcher in die Tischblatte vor sich zu bohren. Ab und an bewegte sich sein Bart zu einer undeutlich murmelnden Bewegung. Anders als die beiden Frauen sah er nicht zum Fenster, sondern grübelte mit verschränkten Armen unergründlich vor sich hin.
 

Heiji schluckte hart, versuchte erneut, Kazuhas Blicke neben sich auszublenden. Er konnte sie nicht ansehen, konnte ihre Fragen nicht beantworten, ohne sich in einer Lüge zu verstricken, denn auch ihn quälte das unaufhörliche Ticken der kleinen Wohnzimmeruhr. Wachend hing sie über dem Kamin, ihr eigentlich leiser Klang war mittlerweile zu einem unaufhörlichen Dröhnen herangewachsen, das ihm fast den letzten Nerv raubte.

<Wo bleiben die bloß?> Mit einem kleinen Zischen sog er Luft zwischen seinen Zähnen ein, sein Blick wanderte an sein Handgelenk.

Doch auch sein Zifferblatt war ihm nicht besser gesonnen.

Ran und Shinichi waren nun schon seit einer geschlagenen Stunde nicht mehr da.
 

Ein kleines Schluchzen riss ihn aus seinen Gedanken, sein besorgter Blick wanderte zu Yukiko, deren Schultern sich jetzt, trotz aller Anstrengung es zu vermeiden, unregelmäßig auf und ab bewegten.

Auch Yusaku hatte das aus seiner Trance aufgeweckt, in dem traurigen, mitfühlenden Blick, den er seiner Frau zu warf, flackerte jedoch unübersehbare Wut.
 

Ohne sich ihr noch einmal zu zu wenden stand er auf, fixierte nun ebenfalls das verschneite Fenster.

„Ich werde sie suchen gehen.“, hörten sie ihn mit fester Stimme sagen.

Heiji schluckte, in seine Stirn gruben sich tiefe Falten ein.

Ihm gefiel das ganze gar nicht!

Das, was der Schriftsteller hier machte, war falsch.

Berühmtheit hin oder her, dem Jungen aus Osaka missfiel das Verhalten Yusakus schon lange, und Heiji Hattori war bei weitem niemand, der mit seinen Gedanken hinter dem Berg hielt, egal wer vor ihm stand.

Er hatte seine Klappe nun schon lang genug gehalten!
 

„Ich glaub das is keine gute Idee!“, begann er noch vorsichtig.

Yusakus Blick wandte sich ihm zu, schaute ihn von oben herab an, wartete, sagte jedoch nichts. Heiji lief es kalt den Rücken runter, er zögerte jedoch nur kurz, ehe er ebenfalls aufstand, um mit dem Schriftsteller auf Augenhöhe zu sein.
 

„Ich schätze mal, Kudo wird nich grad begeistert sein, wenn Sie auftauchen, um ihn zurück zu holen.“ Heiji spürte das unangenehme Kratzen in seinem Hals, sprach jedoch ruhig weiter.

„Er muss das ganze ja jetzt erst mal verdauen. Ich mein… eine Wahl haben Sie ihm ja nicht wirklich gelassen. Und ich glaub, es macht die Sache nich besser, wenn Sie ihn jetzt zurück holen… ihn nach Hause bringen wie ein…“
 

„Kleines Kind?!“
 

Yusaku Augen hatten Heiji fest im Griff, duldeten keinen Widerspruch, schließlich hatte er die Wahrheit auf seiner Seite!

Er erkannte genau das Heizo Hattoris Sohn dieses von ihm in den Raum gestellte Argument nicht anerkannte, Tatsache war jedoch das Yusaku seine Entscheidung schon lange getroffen hatte, für ihn war dieses Gespräch unnötig.

Beendet.

„Tut mir Leid, aber das geht dich nichts an.“

Für einen kurzen Moment stand der Mund des jungen Detektiv offen, er zögerte dann jedoch nicht länger, sein Temperament noch weiter zurück zu halten.
 

„Und wie mich das was angeht!“, platzte es nun aus ihm heraus.
 

„Wissen’Se überhaupt was Sie eben getan haben? Für Kudo gibt’s kein Aufgeben! Für ihn gibt’s nur gewinnen oder verlieren… und wenn Sie ihn jetzt dazu zwingen, das Handtuch zu werfen, hat er automatisch verloren!

Er hat keine Wahl!“
 

Der Schriftsteller überhörte die Anklage in der Stimme des Jungen ganz absichtlich, er wollte sich nicht schon wieder mit einem solchen Sturkopf anlegen, egal wie alt… irgendwo waren Heiji sowie auch Shinichi eben noch Kinder. Kleine Jungs, die nicht wussten, wie stark ihr Gegner wirklich war! Er hatte keinen Lust mehr zu diskutieren, war es Leid und versuchte den Osakaer nun mit ruhiger Stimme abzuwimmeln.
 

„Ich rechne es dir hoch an, und Shinichi kann sich wirklich glücklich schätzen einen solchen Freund zu haben, aber das ist nicht deine und nicht seine Entscheidung… sondern meine!“

Yukikos Tränen stoppten kurz, leise schniefend blickte sie zu ihrem Mann hinauf. Etwas störte sie in seinem Blick, etwas, das nicht mit der Stärke seiner Stimme übereinstimmte.

Er sah Heiji zwar fest in die Augen, aber für sie blieb dieses kleine Funkeln kein Geheimnis… ihr Mann hatte Angst.

Angst vor der Entscheidung, die er gefällt hatte und deren Konsequenzen für seinen Sohn.
 

Yukiko schluckte, sah, wie sich ihr Mann kurz die bleichen Lippen benetzte, ehe er sich erneut an den Oberschüler wand.

„Ich kenne Shinichi! Ich bin sein Vater! Und glaube sehr wohl zu wissen, was gut für ihn ist!“

Ein kurzes Zischen verließ Heijis Lippen.

<Noch so’n Dickschädel!> Müde schüttelte er den Kopf.

Auch in der Familie Kudo fiel der Apfel anscheinend nicht weit vom Stamm.

“Sorry… aber hier irren Se sich!“ Er wollte dagegen halten, dem Vater zu verstehen geben, dass es so nicht ging, doch der steckte den Schlag ein ohne mit der Wimper zu zucken, sah den jungen Mann noch immer fest an, ehe er ruhig und in verwunderlich emotionsloser Tonlage erneut zu sprechen begann.
 

„Das ist meine Entscheidung. Und du hast… mit Verlaub, keine Ahnung!“
 

Zwei ungläubig dreinblickende Augen sahen Yusaku entsetzt an.

Keine Ahnung?

Er und keine Ahnung?!

Ein kleines Lachen Heijis drang nach außen, ließ seiner Freundin, die immer noch zu ihm hinauf sah, eine Gänsehaut über die Arme huschen.

„Sie ham ja recht… Sie sind sein Vater, Sie kennen Shinichi!“ Sein Lächeln verschwand, ehe er weiter sprach.
 

„Und genau da liegt der Unterschied… denn ich kenne Conan!“
 

Heiji unterdrückte es, tief Luft zu holen, sein Herz hämmerte gegen seine Brust, dennoch, das musste gesagt werden! Er schluckte wartete nun geduldig auf die Reaktion Yusakus, der ihn betroffen anstarrte. Lange hielt dieser Zustand jedoch nicht, schnell erkannte der Oberschüler die aufglimmende Sturheit des Sohnes in den Augen des Vater wieder, der ihm nun getroffen und leicht patzig entgegnete.

„Schön… dann solltest du doch eigentlich wissen, dass er wahnsinnig ist zu glauben, diese Organisation stoppen zu können! Du solltest wissen, dass er schon genug durchgemacht hat!“

„Ja, eben deshalb ja! Sie können ihn nach all dem, was passiert is, nicht einfach dazu zwingen, den Kampf jetzt aufzugeben!“ Heijis Stimme hallte gefährlich durch den Raum.

„Wenn er jetzt aufgibt, hat er alles verloren! Alles!“
 

„Aber er lebt!“

Seine Stimme bebte über das Parkett, in Yusakus Augen flimmerte es, seine Lunge hob und senkte sich bedrohlich.
 

„Willst du etwa dafür verantwortlich sein, wenn ihm etwas passiert?

Wenn Shinichi etwas zustößt!?“ Er schluckte, fuhr mit gedämpfter Stimme fort.

„Ich will das nicht…!“ Müde rieb sich der Schriftsteller über die Augen.

<Und ich kann es nicht!>
 

Es war besser so…

Sein Sohn würde es schon wieder in den Griff bekommen, er würde sich schon wieder fangen… Irgendwie.
 

„Shinichi wird mit uns kommen!“

Punkt. Aus. Ende.
 

Betroffen schaute Heiji den Schriftsteller an.

Er konnte nicht kontern… es war einer der wenigen Momente, in denen der Oberschüler schlichtweg sprachlos war…

Denn wie sollte er richten?

Wie sollte er sagen, wann Leben,Leben war… wenn es um den Tod ging?
 

Heijis Muskeln verkrampften sich in einem heißen Schauer, er schluckte, jetzt erst ging ihm ein Licht auf.

Lange begegneten sich die Blicke der beiden Männer, Heiji schaute den Schriftsteller genau an…

Sein Blick wirkte müde, fast schon traurig. Blass erschienen die glanzlosen Augen Yusakus, die ihn wartend ansahen.

Heiji schluckte, schaute verlegen zur Seite…
 

Er hätte diese Entscheidung nicht treffen wollen!
 

Erst ein zaghaftes Klingeln an der Haustür durchbrach die lange Stille im Hause Kudo. Für einen kurzen Moment wechselten Angst und Hoffnung den Platz, alles schaute nun zum Flur, in den sich die Schauspielerin stürzte.

Banges Hoffen lag in der Luft, dass auch die Diskussion der beiden Männer in Vergessenheit geraten ließ.
 

Lautstark atmend erreichte Yukiko die Tür, zögerte nur kurz, ehe sie die Tür mit einem starken Ruck schnell öffnete.

<Aber?> Sie blinzelte verwirrt, als sie nichts weiter sah, als den schnellen Tanz der weißen Flocken. Sie fröstelte, spürte wie der kalte Wind ihre nass geweinten Wangen angriff und schaute sich suchend um, der Wind hätte doch unmöglich an ihrer Tür klingeln können?!
 

Dann endlich sah sie die großen Augen, die zu ihr aufblickten.

Sie musste einen tiefen Seufzer unterdrücken, denn es war mehr als nur ein Augenpaar, das sie wartend von unten ansah. Sie schluckte, versuchte ein Lächeln und wies den drei Grundschülern den Weg hinein.

Es kostete sie all ihr Talent nicht in Tränen auszubrechen, als sie die Tür hinter ihnen schloss. Yukiko zitterte am ganzen Leib, ließ sich stöhnend gegen das kühle Holz sinken und beobachtete die Kinder, die sich nun fröhlich brabbelnd ihren Weg ins Wohnzimmer suchten.

Die kleinen Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf, als ihre Lockenmähne ihn streichelte während sie den Kopf ins Genick legte.

Stumm starrte sie an die Decke, ließ sich nicht von dem hellen Licht der Lampe beirren, sondern blickte stur nach oben.

<Shinichi…>

Eigentlich hatte sie keinen direkten Grund sich Sorgen zu machen…

Aber zu der Tatsache, dass die kleine Ai und Hiroshi wie vom Erdboden verschwunden waren, kam das bittere Gefühl hinzu, das sie langsam von innen zernagte.

Wahrscheinlich hatten sie ihm doch unrecht getan…
 

Eine einsame Träne verließ die rot geweinten Augenwinkel der Schauspielerin.

<Bitte komm heil wieder zurück, bitte!>

Aber nicht einmal der still säuselnde Wind vermochte das flaue Gefühl in ihrem Magen zu tilgen, auch er konnte ihr keine Antwort geben… konnte ihr nicht sagen, wo ihr Sohn und seine Freundin sich derzeit aufhielten.
 


 


 

„Na endlich!“
 

Mit einem Blick voller Genugtuung betrachtete Gin den kleinen Jungen vor sich, konnte sich ein stilles Grinsen nicht verkneifen.
 

Shinichi begegnete seinem kühlen Blick mit einer unergründlichen stärke.

Immer mehr der kleinen, goldenen Schneeflocken ließen sich auf den Schultern des Kindes nieder, doch ihr warmer Schein war nichts weiter als Schall und Rauch, schwer und kalt lasteten sie auf ihm.
 

Das Rauschen seines Blutes störte seine Konzentration, fieberhaft arbeitete sein Verstand an einer Lösung, einem Ausweg.

Er fröstelte, fluchte lautlos, als er immer wieder in einer Sackgasse landete. Sein Herz pochte ihm bis in den Hals, er hatte das Gefühl, gerade einen Marathon zu laufen und trat doch immer nur auf der Stelle, kam nicht vom Fleck, sondern musste auf den nächsten Schritt seines Gegners warten.
 

Und dieser stellte sich als sehr überraschend heraus.

Ran, die dem ganzen Schauspiel mit stummem Entsetzen zugeschaut hatte, spürte nun, wie der Druck auf ihrer Schulter verschwand…

Verwirrt blickte sie sich um, erkannte, dass Gin sie los gelassen hatte.
 

Der Schnee unter seinen Füßen knirschte schwer unter Gins zermaterndem Schritt, mit dem er sich langsam um Ran herum bewegte, die Pistole noch immer herrisch an ihren Hals gepresst, sah er sie nun an.

Ein Blick der Ran das Blut in den Adern gefrieren ließ, sofort kamen die schmerzhaften Erinnerungen an das Tropical Land zurück.

Als sie in diese Augen sah wurde ihr einmal mehr bewusst, wie viel Glück ihr Freund damals gehabt hatte… in diesem Blick wohnte der Tod persönlich!
 

Ran spürte, wie sie immer stärker zitterte, bemühte sich einen kleinen Schluchzer zu unterdrücken, und ruhig zu bleiben. Sie spürte eine schauernde Kälte, als sie daran dachte, dass sie durch ihr Zittern auch den Finger des Mörders in Bewegung brachte, der noch immer todbringend auf dem Abzug der Waffe lauerte.

<Bitte nicht!>

Shinichi beobachtete das Geschehen vor ihm entsetzt, wehrte sich nicht als Wodkas Pranke seinen Oberarm erneut umfasste. Das Klicken der Sicherung des Revolvers in seinem Rücken nahm er hin. Seine Aufmerksamkeit galt ganz allein ihr… Ran.
 

Ihr Herz setzte aus, als sich Gin zu ihrem Ohr vorbeugte, sein Hut strich ihr dabei unsanft durch die Haare. Ein dicker Klos in ihrem Hals verhinderte ein geekeltes aufstöhnen als sein Atem sich durch die kalte und feuchte Luft als lauwarmer Niederschlag auf ihrem Ohr ansammelte. Sie konnte sein kaltes Lächeln noch aus den Augenwinkeln heraus erkennen.
 

„Wir sehen uns wieder.“
 

Damit ließ er sie los, machte zwei Schritte zurück und sah mit kaltem Blick in ihr verwundertes Gesicht. Ran schnappte nach Luft, es sah aus, als wollte sie die herab fallenden Schneeflocken hypnotisieren während sie blicklos geradeaus starrte.

„Was?“, wisperte sie kaum hörbar.

Endlich hörte sie seine Stimme, hörte ihn rufen, ihren Namen der in dem weißen Nebel dumpf erklang.
 

„Ran!“
 

Zwei große Augen sahen sie von unten herauf ängstlich an.

„Shinichi…“ Sie wollte einen Schritt auf ihn zu machen wurde jedoch von einer bellenden Stimme unterbrochen.

„Keinen Schritt weiter!“ Gin schaute sie erst an, hatte noch immer die Waffe auf sie gerichtet.
 

„Deal ist Deal, meine Liebe! Und jetzt sieh zu, dass du verschwindest!“
 

Rans Herz stolperte, ohne es zu merken, schüttelte sie den Kopf, erst langsam, dann jedoch immer deutlicher. Ihre perlenen Tränen fielen in alle Himmelsrichtungen zu Boden.

„Nein!“, wisperte sie kaum hörbar.
 

Doch Gins Blick war unnachgiebig, kaltblütig sah er sie an.

„Du wirst jetzt gehen…“ Den Worten folgte eine schnelle Bewegung seiner Hand, die Ran die Gänsehaut auf den Rücken trieb.

Reflexartig wirbelte auch Shinichis Blick zu Gin, er schluckte kurz, bemerkte wie sich eine Gänsehaut über seinen Arm schlich, als er in den schwarzen Lauf seiner Waffe sah, die zum Schuss bereit auf ihm ruhte.
 

„Jetzt!“
 

Ihre Augen wurden erneut feucht, zitternd schaute sie auf den schmalen Abstand zwischen Shinichi und der Waffe, den schmalen Grat, der das Leben noch vom dem Tod trennte.
 

„Nein…Nein!“

Wie in Trance wiegte sie den Kopf hin und her… das hier durfte nicht passieren.

„Ran!“ Sein Ton war schneidend, unverkennbar hörte man nun den Oberschüler sprechen.

„Ran… Du wirst jetzt gehen…“ Sein Blick war stark und unnachgiebig, er duldete keinen Widerspruch! Sie musste hier weg… fliehen.

<Bitte, bitte…Ran.>

Shinichi schluckte… natürlich hatte die ganze Sache einen Haken, irgendwas war hier faul… aber wenigstens für den Moment würde sie in Sicherheit sein.
 

Wenigstens für den Moment…
 

„Genau Kleines! Hör lieber auf deinen Freund!“, murrte Wodka im Hintergrund, wurde von Gin jedoch mit einem Blick zur Ruhe gerufen. Der hagere Blonde beobachtete das Geschehen mit akribischer Genauigkeit.

Bis jetzt lief alles wie geplant… ein kühles Lächeln erschien auf seinen Lippen…

<Ganz wie es der Boss vorher gesagt hatte!>
 

„Aber Shinichi!“ Sie unterbrach ihn, wollte ihn einfach nicht allein lassen… allein die Vorstellung, das Wissen, wozu diese Männer fähig waren, wenn sie ihn jetzt mit nahmen, klebte ihre Füße am Boden fest.

Der kleine Junge seufzte schwer, fühlte, wie sich die Waffe des Dicken beim Einatmen in seinen Rücken bohrte.
 

Bemüht um die Ruhe in seiner Stimme begann Shinichi von neuem.

„Ran du wirst jetzt gehen…“ Er stockte, fühlte wie sich in seinem Inneren etwas verkrampfte, sprach jedoch weiter.

„Du wirst jetzt nach Hause gehen, Ran.“ Seine Stimme wurde sanfter, behutsam redete er auf sie ein.

„Bitte!“
 

Ihr Blick klammerte sich an ihm fest, sie sah, wie er zitterte, wie er unter dem kalten Schneetreiben trotz aller Bemühungen immer mehr bebte.

Seine Augen jedoch blieben von diesem Zittern unberührt, auch ohne schützende Brille hielten sie den Eiskristallen stand. Noch immer sah Shinichi sie fest an, versuchte ein blasses Lächeln, mit der er ihren Tränen entgegen wirken wollte, nickte ihr ermunternd zu.
 

Unsichtbar für Gin und Wodka verformte er die Lippen.

<Ich komme wieder! Versprochen!> Er nickte ihr bestimmt zu, nachdem er diese lautlose Botschaft gesprochen hatte.

Sein mutiges Lächeln brach den Damm ihrer Tränen, erneut wurden ihre Wangen von dem lauwarmen Nass überschwemmt.

<Nein Shinichi! Nein, bitte ich… ich kann das nicht!>

Was, wenn sie ihn nie wieder sehen würde… was, wenn er… wenn es kein Wiedersehen gab?
 

Abwehrend schüttelte sie den Kopf, schlug sich die Hand vor den Mund, um einen stummen Schrei zu unterdrücken…

Wieder fixierte sie ihn, sah seinen drängenden Blick, machte zwei Schritte zurück und spürte bei jeder Bewegung von ihm weg einen Stich in ihrem Herzen.

<Shinichi… ich hole Hilfe! Ich hole Hilfe, Shinichi!>
 

Ein letztes mal glitten ihre Augen zu den seinen… dann rannte sie los.
 

Die Augen fest zusammengekniffen lief Ran weg, stolperte vorwärts, zwang sich nicht steht zu bleiben, sondern lief, ohne sich noch einmal umzudrehen den Parkweg entlang, sie konnte ihn nicht mehr ansehen…
 

Stumm strömten ihr die Tränen über die Wange, ihre Schritte überschlugen sich, während sie über die verschlungenen Wege rannte, ihre Füße liefen wie von selbst, der anfänglichen Überredung war nun pure Angst gewichen. Panik!

Ihr Herz wollte bleiben, sie aber musste gehen, musste Hilfe holen, ihn retten, aber mit jedem Schritt, den sie sich von ihm entfernte, spürte sie, wie es ihr Herz immer weiter zerriss. Es war bei ihm…
 


 

Ein müdes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen.

<Na endlich…> Er verfolgte, wie Ran davon lief, war erleichtert, als sie endlich außer Schussweite kam.

Als sie jedoch gänzlich außer Sichtweite war, begann er erneut zu zittern, spürte den kalten Wind an seinen Ohren und Haaren nur noch deutlicher, der ihm bitterböse ins Gesicht zu schlagen schien.

<Ran…> Ein Klos bildete sich in Shinichis Hals, nur schwer gelang es ihm, ihn herunter zu schlucken, der Erleichterung mischte sich immer mehr Angst bei.

<Glaub mir Ran, ich werde alles dafür tun, alles darum geben… dass dies kein Abschied für immer war!> Über den Augen des Grundschülers bildete sich ein Schatten, langsam wandte er den Blick von dem Schattenspiel zwischen Bäumen und Laternen ab, die Versuche, sie noch ein letztes mal zu sehen, waren nun sowieso zum scheitern verurteilt.
 

Das ernste Gesicht, mit dem er zu Gin hinauf sah, wechselte dann jedoch schnell wieder mit Angst und Unsicherheit den Platz.

Der blonde Riese stand da, sah ihr ebenfalls nach… und lächelte.

Er lächelte!

Die schmalen Lippen hatten die bleichen Zähne entblößt, verrieten die pure Freude an diesem Bild.

<Nein!> Der Atem des kleinen Jungen beschleunigte sich unaufhaltsam, mit weit aufgerissenen Augen sah er in die Dunkelheit, in der seine Freundin eben verschwunden war, ballte die zitternde Hand zur Faust.

Irgendwas lief hier falsch!

Irgendwas war faul!
 

<Warum lassen sie sie gehen? Dass sie Hilfe holt, sollte ihnen klar sein… Ran stellt eine Gefahr da!> Conan schluckte, bemerkte erneut den vertieften Druck des Revolvers in seinem Rücken, der ihm ins Fleisch schnitt.

Wahrscheinlich waren sie sich ihrer Sache einfach sicher, wussten, dass Ran, egal wen sie zur Hilfe rufen würde, nichts ausrichten konnte.

<Oder aber…> Die schleichende Erkenntnis ließ ihn erbleichen.

<Oder aber sie wollen genau das… sie wollen, dass Ran Hilfe holt!> Ihm stockte der Atem, die Blässe des kleinen Jungen erfuhr eine erneute Steigerung. Das ganze war eine Falle!

„Nein!“, kam es leise zischend über seine Lippen.
 

Nicht leise genug, interessiert schaute Gin zu Shinichi hinunter, schmunzelte nur kurz in sich hinein, als er den entsetzen Blick des Grundschülers sah. Ohne jegliche Hast zündete er sich eine Zigarette an, gönnte sich einen tiefen Zug des warmen Rauches.

<Oh doch … Kudo!> Genüsslich blies er den Rauch in die kalte Luft.

„Wir sollten gehen!“, bemerkte Wodka und erregte so Gins Aufmerksamkeit.

Auf den Zügen des schwarz gekleideten Mannes zeigte sich Nervosität.

„Wir sind spät dran… und du weißt, dass er nicht gerne wartet.“

Gin widmete ihm einen herablassenden Blick, ließ seine Zigarette erneut aufglühen.
 

„Immer mit der Ruhe… wir haben Zeit!“ Seine kühlen Augen sahen zu Shinichi.

„Außerdem gefällt mir die Beule in der Tasche unseres Freundes nicht!“

„WAS?!“ Brutal zerrte Wodka an Shinichis Arm, steckte die Waffe wieder ein und tastete nun die Jacke des Kindes mit seiner freien Hand ab.

Shinichi wurde heiß, als die Pranke des Hünen tatsächlich in seine Jackentasche griff, der plumpe und überraschte Blick Wodkas war für ihn nicht wirklich zum lachen.

„Was soll das sein?“ Überrascht richtete er sich wieder auf, hielt ein kleines Samtschächtelchen auf seiner flachen Hand.
 

Shinichi spürte den Schmerz nicht, als er sich auf die Lippen biss, hatte das kleine Kästchen fest im Blick, welches Gin nun an sich nahm und mit hämischen Blick öffnete.

„Ein Ring! Tss…“ Verächtlich schüttelte er den Kopf, betrachtete das kleine Schmuckstück und blickte dann hämisch zu dem Jungen hinunter.

„Sind wir dafür nicht noch ein wenig zu jung?!“

Shinichi antwortete nicht, beließ es bei einem undeutlichen grummeln, schaute dann jedoch bedrückt zu dem kleinen Schmuckstück hinauf.
 

Der kleine, silberne Ring funkelte golden im seichten Schein der Lampe.

Natürlich hatte er nicht vor gehabt, Ran einen Antrag zu machen!

Er wollte ihr etwas schenken… das war alles, ob nun Conan oder nicht, aber er hätte ihr doch an Weihnachten nicht mit leeren Händen gegenüber treten können, das wollte er auch gar nicht!

Egal, ob ihr das nun recht war oder nicht!

Und als er mit Heiji in diesem Schmuckladen war, hatte er einfach nicht daran vorbei gehen können… dem kleinen, silbernen Ring, der wie eine zierliche, aufgewickelte Schnur wirken sollte, die sich dann eng um den Finger der Trägerin schmiegen würde.

Shinichi schluckte, wurde merklich rot.

<Der rote Faden…> Er hatte an Rans Worte damals denken müssen, das Vertrauen, das sie in diese unsichtbare Verbindung zwischen den beiden legte.
 

Er hatte ihn einfach haben müssen!

Hatte dafür auch gern die seltsamen Blicke des Verkäufers und das breite Grinsen seines Freundes ertragen…

<Und wofür?> Genervt atmete er aus, schielte wütend zu Gin hinauf, der die geöffnete Schachtel nun bedächtig zwischen seinen Fingern drehte.

Seine Augen bohrten sich in den Ring, auf eine seltsame Art und Weise schien er von ihm in den Bann gezogen zu sein, Conan schluckte, schaute ihn interessiert an.

Während Wodka noch immer dumm aus der Wäsche sah, hatte Gin schon lange begriffen, was dieses Silberstück ihm bedeutete und das machte es nur noch schlimmer, denn nach dem stummen Anstarren flog nun ein angedeutetes Lächeln über Gins Lippen.

Es drehte Shinichi den Magen um, das Geschenk für seine Freundin nun in den Händen seines Feindes zu sehen, der das feine Schmuckstück nur mit einem kalten Blick betrachtete.

„Das ist nun wirklich nichts für Kinder!“

Abschätzend schaute er zu Conan hinunter, streifte den Blick des Grundschülers und belächelte dessen Ärger, als er den Ring achtlos zu Boden warf.
 

Shinichi biss sich auf die Lippen, beobachtete, wie sich der kleine Ring bei dem Aufprall aus der Schatulle löste und ins Rollen kam. Er kullerte durch den tiefen Schnee, wurde jedoch von den kalten Böen immer weiter in die Knie gezwungen, er wurde langsamer und langsamer, bis er schließlich aufgab.

Ohne zu klirren, fiel er zur Seite, blieb regungslos liegen und wurde sofort von unzähligen Schneeflocken begraben.
 

Er hätte protestieren sollen… aber was hätte es ihm gebracht?

Mehr als einen herablassenden Blick hätte er wohl nicht eingeheimst. Nein. Seine Zeit würde noch kommen… irgendwie würde er das Ruder schon wieder rumreißen… aber das forderte leider Opfer…

<Tut mir Leid, Ran…> Conan schnürte es den Hals zu, er hätte ihn ihr so gerne geschenkt, aber so wie auch die Erfindungen des Professors, würde er hier wohl seine letzte Ruhe finden.
 


 


 

Ihre Lunge brannte wie Feuer, noch immer hetzte sie durch die Straßen Tokios, gejagt von der Angst, die ihr befohlen hatte, einen Schritt vor den anderen zu setzen… der Angst um ihn!

<Shinichi… bitte, bitte halt durch! Bitte!> Sie stolperte, fiel mit den Knien voran in den kalten Schnee und rang bitterlich um Atem.

Ran stütze sich mit den Händen ab, spürte, wie der kalte Schnee ihr in die Handflächen stach, kleine Tränen brannten Löcher in das weiße Kunstwerk.

<Shinichi!> Sie sah ihn vor sich, sah, wie er zitterte, das bange Lächeln auf seinen Lippen, mit dem sie ihn allein zurück gelassen hatte.

Widerwillig schüttelte Ran den Kopf, richtete sich stur auf, nur wenige Meter vor ihr erkannte sie endlich eine Straße. Sie beschleunigte ihre Schritte, konnte ihre Beine nun endlich wieder dazu überreden los zu laufen, ehe sie letztendlich vor seiner Haustür zum stehen kam.
 

Immer wieder drückte ihre zitternde Hand den Klingelknopf.

<Macht auf! Macht auf, macht auf, macht auf!> Ran klingelte Sturm, zitterte am ganzen Leib, es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis sich die Tür endlich öffnete.

Yukiko Kudo starrte das Mädchen erschrocken an. Ihre Tränen schienen zu reichen, um ihr die Geschichte zu erzählen, sofort wurde sie blass.

<Bitte nicht!> Noch ehe sie etwas hätte sagen können, brach es aus Ran heraus.

„Sie haben… haben ihn!“, keuchte sie, sie war kaum zu verstehen atmete unter der heftigen Anstrengung ihres Laufs mühsam ein und aus.

„Shinichi ist weg! Wir müssen ihm helfen… der Park! Sie haben ihn mitgenommen… es ist alles meine Schuld!“

Yukikos Augen flimmerten; bei dem Anblick des vor Kälte und Angst zitternden Mädchen rief sie sich jedoch zur Raison, buchsierte Ran, ohne etwas zu sagen, in den Flur und sperrte die Kälte und den Schnee endlich aus.
 

„Yukiko, was-? Ran!“ Yusaku stand da wie erschlagen, brachte kein Wort mehr raus, sondern starrte die Freundin seines Sohnes mit immer blasser werdenden Zügen an. Ran hatte die Stimme erkannt, schaute unter Tränen zu dem Schriftsteller hinauf. Das Salzwasser verschleierte ihren Blick so sehr, dass sie für einen kurzen Moment ganz klar Shinichi in den Zügen des Vaters erkannte, sie schluchzte auf, als nach einem weiteren Blinzeln wieder Yusaku vor ihr stand.

„Nein!“ Sie konnte sich nicht mehr beherrschen, war völlig von Sinnen vor Angst und Schmerz, machte Hilfe suchend einen Schritt auf Yusaku zu. Sie krallte ihre Finger in sein Hemd… und weinte.

„Ich… ich bin schuld! Ich hätte ihn nicht... ich hätte bei ihm bleiben sollen!“ Yusaku stand da wie gelähmt, war nicht fähig, seine Arme um das Mädchen zu legen, sie zu trösten. Jede Träne mit der sie seine Brust benetzte, verpasste ihm einen unsichtbaren Schlag in den Magen, jegliches Blut schien aus seinem Gesicht gewichen zu sein.

<Nein… nein, Ran, du bist nicht schuld…>
 

Yukiko unterdrückte einen stummen Schrei, schlug sich die Hand vor den Mund und spürte, wie Tränen ihre Finger benetzten. Dumpf ließ sie sich gegen die Wand sinken, hörte die Stimme Rans wie durch einen Schleier in ihr Inneres dringen. Selbst im Wohnzimmer hatte Ran nun die ungeteilte Aufmerksamkeit aller.
 

„Sie haben ihn mit einer Waffe bedroht!“ schluchzte sie.

„Sie… irgendwoher wissen sie, dass Shinichi Conan ist! Sie wissen, dass er es ist!“ Träne über Träne entkam ihren Augenwinkeln, landete lautlos auf dem Hemd des Schriftstellers.

„Dieser Dummkopf! Dieser verdammte Dummkopf… er hat sein Leben gegen meines getauscht!“ Sie zitterte, sprach wie in Trance.

„Wieso hat er das getan?! Wieso? Das… das kann er doch nicht machen! Was soll ich denn jetzt tun… was wenn er… wenn er-?!“ Der Stoff spannte sich unter seinen Fingern, immer tiefer gruben sich ihre Nägel in Yusakus Hemd. Dieser hatte noch immer keinen Blick für sie, starrte ins Leere und schien ihre Worte nur unter einer dicken Nebelschicht vage zu erkennen.
 

„Das ist nicht fair! Es ist nicht fair…“ Ihre Stimme verklang zu einem stummen Wimmern, am liebsten hätte sie nur noch geweint, doch ein kleiner, zaghafter Zug an ihrem Mantel ließ sie inne halten, leise schniefend schaute sie sich nach dem Uhrheber um.
 

In den Augen der kleinen Ayumi funkelten Tränen, mit einer Mischung aus Hoffnung und Angst sah sie zu ihr hinauf.

„Was… was ist mit Conan, Ran?“

Diese starrte sie entgeistert an, schluckte und schaute sich dann verunsichert um, erkannte Mitsuhiko und Genta, die im Türrahmen standen.

<Oh, bitte nicht…> Die Grundschüler wirkten blass… sie hatten sie gehört.
 

Ran schluckte, kniff die Augen fest zusammen.

<Bitte nicht!>

Dunkelheit

Dunkelheit
 

Hi Leute ^.^

Ich möchte dieses Vorwort nutzen um mich noch einmal wegen letzter Woche zu Entschuldigen ^//^ es tut mir leid das ich kein neues Kapp gebracht habe .. aber ich war *hüstel* leider ein wenig verhindert ^^,

In diesem Sinne an alle nachträglich schöne Grüße aus der Baker Street ;3

Ich will euch außerdem mal wieder für all eure lieben Kommentare danken ^////^ ihr seit wirklich die Besten *freu*

Somit wünsche ich euch auch diesmal wieder viel Spaß beim Lesen,

alles liebe eure,

Shelling Ford
 


 

Der Motor des alten Porsche heulte auf wie ein hungriges Tier.

Die grauweißen Abgase des Auspuffs schleuderten die Schneeflocken wild umher, mit einem lauten Knall schloss auch die letzte Tür des alten Wagens, sperrte somit Schnee und Eis aus… und die Insassen ein.
 

Der Klos in seinem Hals war zu groß, als dass Shinichi ihn hätte hinunter schlucken können. Aufrecht, wenn auch ein wenig versteift, saß er auf der Rückbank des Autos, beobachtete Wodka mit sturem Blick, der gerade die Tür geschlossen hatte und neben ihm platz nahm.

Seine Augen glitten an dem Hünen vorbei auf das kleine metallene Werkzeug in seiner Hand. Die Waffe kannte ihr Ziel, schien es ihn mit ihrem schwarzen Auge stets im Blick zu haben und prangerte so vor Shinichis Kopf.
 

Unwirsch biss er die Zähne aufeinander, unterdrückte einen kalten Schauer.

Seine Füße brannten wie Feuer, der Schmerz, den er die ganze Zeit nicht bemerkte, verschaffte sich nun dank der warmen Heizungsluft Zugang.

Hunderte von Nadeln stachen ihm in die Sohlen, Wodka, der das Unwohlsein des Jungen zu bemerken schien, grinste ihn nur blöde an.
 

„Hast du etwa wirklich gedacht, du kannst uns entkommen, du Möchtegern Detektiv?“ Ein breites Lachen unterstützte die Gehässigkeit in den Worten des Schwarzkittels. Dieses jedoch war zum scheitern verurteilt, als er die Reaktion seines Gefangenen beobachtete.

„Tss!“ Abwertend zog Shinichi eine Augenbraue nach oben, wandte sich mit einem kleinen Lächeln zum Fenster und legte scheinbar gelassen den Arm an die Tür. Ein einzelner Schweißtropfen ran ihm über die Stirn als er sich, von Wodka unbemerkt, an der Türklinke des Wagens zu schaffen machte.

<Mist!> Eigentlich hatte er nichts anderes erwartet, er hätte es sich denken können, dass die Tür verriegelt war, aber einen Versuch war es wert.
 

Shinichi seufzte genervt, antwortete nun endlich auf die Frage des Dicken.

„Lang genug gebraucht habt ihr ja!“ Wodka fiel das breite Grinsen buchstäblich aus dem Gesicht.

Was bitte fiel diesem Rotzlöffel ein, so mit ihm zu reden!?

„Sag mal, bist du lebensmüde?!“ Ein leises Klicken unterstrich seine Worte, Shinichi jedoch schenkte der entsicherten Pistole keinen Blick.

Auch wenn ihn die gleiche Frage quälte.

Er hätte es doch viel leichter, wenn er einfach den Mund halten würde, seine verfluchte Klappe brachte ihn ja doch nur in Schwierigkeiten!

Ein müdes Grinsen erhellte kurz das Gesicht des kleinen Jungen, Shinichi belächelte sich selbst.
 

Es war keine Dummheit, die ihn zu diesen schnippischen Antworten trieb.

<Ihr habt Shinichi gewollt, also sollt ihr ihn auch haben!>

Er würde das ganze wahrscheinlich ohnehin nicht überleben, aber sollte er wirklich sterben, sollte das hier wirklich sein Ende sein… so würde er seinen Stolz, seine Würde, behalten!

Shinichi Kudo würde nie jemand sein, der klein bei gibt, der aufgibt, das sollten sie ruhig merken!
 

Wodka schien das blasse Grinsen auf den Lippen des kleinen Jungen jedoch gänzlich zu missfallen.

„Hör bloß auf mit dem Scheiß, sonst-!“
 

„Ruhe!“
 

Die Stimme Gins brachte nicht nur Wodka zum schweigen, auch Shinichi lief ein heißer Schauer über den Rücken.

Die Kälte in dem Klang von Gins Befehl brachte Schnee und Eis unwillkürlich in den Wagen zurück. Shinichis Augen begegneten Gins im Rückspiegel des alten Wagens.
 

Der Blonde hatte vorne platz genommen, lenkte sein heiß geliebtes Auto sicher durch die verschneiten Straßen Tokios, während er seinen Kumpan hinten neben Conan platziert hatte um den Kleinen in Schach zu halten.

Geschickt fischte Gin nach einer Zigarette, steckte sie sich zwischen die dünnen Lippen und zündete sie an.

Eine Weile herrschte Stille im Wagen, nur das vorbei Rauschen der anderen Autos störte die Ruhe, in der Gin nun das giftige Nikotin inhalierte. Ohne den Blick von der Straße abzuwenden, brachte er die Spitze zum Glühen, streifte ab und an die Asche am offenen Fenster ab.
 

Trotz des Glimmstängels in seinem Mund war seine murrende Stimme ungetrübt und erregte Shinichis Aufmerksamkeit, als er scheinbar ohne Zusammenhang zu sprechen begann.
 

„Der Eine Milliarde-Yen-Raub…

Die Bombe im Zug…

Tequilla…

Pisco-“

Die kalte Stimme stoppte, zielsicher warf Gin einen Blick in den Rückspiegel. Der kleine Junge, der dort auf der Rückbank saß, sah ihn konzentriert an, man konnte fast ein kleines Lächeln auf den Lippen des Grundschülers vermuten.
 

All die Fälle, in denen er mit der Organisation aneinander geraten war.

<So erfolglos, wie ich dachte, war die ganze Sache wohl doch nicht…>

Wieder erhaschte er einen Blick in die kalten Augen des Blonden, ein Funken unterdrückter Wut und Ärger schien sich nur mühsam in ihnen zurück zu halten.

Die Gänsehaut auf Shinichis Armen wollte und wollte sich nicht legen, interessiert zog er eine Augenbraue nach oben. Zwar hatte er in all diesen Fällen keine Beweise gegen die Organisation sammeln können, aber immerhin hatte er ihnen dazwischen gefunkt.
 

Gin zischte kurz, als er den verbrauchten Rauch zwischen seinen Lippen hervor presste, fixierte den Grundschüler auf seiner Rückbank genau, der sich weder vor der Waffe noch vor ihm zu fürchten schien.

<Ein Kind! Ein verfluchtes... KIND!>

Ein ungeduldiges Raunen verließ zusammen mit dem giftigen Rauch langsam seine Kehle.

„Itakura!“

Die ledernen Handschuhe knurrten unter dem Druck seiner Hände, die sich noch enger ums Lenkrad pressten. Am liebsten hätte er dem Kleinen eine gescheuert, ihm auf irgendeine Art und Weise Schmerz zugefügt!

Hauptsache diesem Bengel zeigen, wer hier wirklich die Zügel in der Hand hatte!
 

Stattdessen atmete Gin lange aus, strich sich genervt mit der Hand ein paar lange, blonde Strähnen aus dem Gesicht und brachte die dünne Tabakstange erneut zum aufglühen.
 

„Damit ist jetzt Schluss! Du hast uns lange genug hinters Licht geführt.

Vergiss eines nicht, Herr Oberschülerdetektiv, deine kleinen Tricks sind dir nur gelungen, weil wir nichts von deinem gegenwärtigen Zustand wussten.

Diese Zeit des Versteckspielens ist rum, mein Freund!

Aus und vorbei…“

Ein herablassendes Grinsen erschien auf dem Gesicht Gins, mit dem Blick eines Scharfschützen fixierte er nun Shinichi im Rückspiegel, er wusste genau, wohin er zielen musste, um den Kleinen zu treffen.

„Tss“ Kopfschüttelnd entblößte er seine weißen Zähne zu einem Lächeln.

„Glaubst du wirklich, es liegt an deiner Intelligenz, Kudo? Wenn ja, irrst du dich gewaltig! Wir haben nicht mit dieser… Mutation des Giftes gerechnet… das ist alles! Wer hätte schon ahnen können, dass du nun als Kind dein Dasein fristest?! Unser Fehler war es, die Gefahr nicht in einem Kind zu sehen… Aber welcher logisch denkende Verstand kommt schon auf eine solche Idee?!“
 

Langsam und lautlos verließ der Qualm seinen Mund, legte sich unsichtbar als giftiger Nebel über die anderen Insassen. Sein Blick war ruhig auf die Straße gerichtet, seine Stimme hatte sich gelegt, sein eben noch aufgebrachter Ton war zu einem ruhigen und scheinbar nebensächlichen Reden gedämpft, der dennoch nichts von seiner Kälte verlor.

„Nun gut… aber wie heißt es noch gleich? 'Aus Fehlern lernt man', und in einem kannst du dir gewiss sein… wir machen unsere Fehler schneller, besser und ausführlicher wieder gut, als du dir vorstellen kannst!“

Gins Gesicht verzog sich zu einem Lächeln.

Ein Gutes hatte das ganze wohl doch …

Denn wer bekam schon die Gelegenheit, das Leben eines Feindes zweimal zur Hölle zu machen… oder, es in der Hölle zu beenden!
 

Für einen Moment weiteten sich die Augen des Grundschülers, nur mühsam unterdrückte er ein Zittern, rief sich zur Raison und betrachtete ernst den kleinen Rückspiegel, der Gins Augen einrahmte.

Conan schluckte, befeuchtete mühsam seine trockenen Lippen, so leicht würde er sich nicht ins Boxhorn jagen lassen. Gin wollte ihm Angst machen, das wusste Shinichi und zugegeben… es gelang ihm auch. Aber das nach außen zu tragen, wäre wohl das Letzte, was der sture Grundschüler tun würde.

Stattdessen verengte er seine Augen, nahm den Kampf auf, von dem ihn Gin glauben lassen wollte, er hätte ihn schon längst verloren.

„Wir werden ja sehen, wer hier zuletzt lacht!“ Gewollte Arroganz lag in seiner Stimme, Gins Augen fielen von der Straße zurück in die seinen, er verzog keine Miene, als er den herausfordernden Blick des Jungen sah.
 

Der Klang seiner Stimme wirkte unerbittlich, als er sprach.

„Nimm den Mund besser nicht zu voll, mein Kleiner, denn wie schon gesagt…

Es lag nicht an deiner Intelligenz…

Nicht an deinem grandiosen Vermögen als Detektiv!

Es lag schlicht und einfach an dieser verfluchten Nebenwirkung des Giftes und den kleinen Spielereien deines Freundes, die dich und dein vorlautes Mundwerk wahrscheinlich schon aus so manch einer Situation befreit haben.“
 

Mit dem Senken seiner Stimme schlich sich nun auch ein kaltes Lächeln einher, seine Blicke wandten sich erneut dem kleinen Jungen zu.

Shinichi hatte das Gefühl von hunderten von Kugeln durchbohrt zu werden, sein Magen drehte sich unwillkürlich, als sich Gin fragend an ihn richtete.
 

„Sag mir, Kudo… was bleibt dir jetzt noch?“ Er redete langsam, schien jedes Wort auszukosten und beobachte, wie die 'Coolness' des Kleinen langsam aus seinen Knochen wich.

„Das Überraschungsmoment ist nun nicht länger auf deiner Seite!

Und deine 'Waffen' liegen jetzt, für dich unerreichbar, im Beika Park.

Was also bleibt noch?

Was bleibt übrig von dem großen Shinichi Kudo?

Von dem Detektiv, den alle so verehrt haben?“
 

Gin wartete, genoss die Wirkung, die seine Worte auf den kleinen Jungen hatten, den Grundschüler, der sich seine Lippe zernagte und die kleinen Hände unter Schmerz zu Fäusten ballte.
 

„Nichts!“
 

Gin hörte das lautstarke Ausatmen des Kleinen, schüttelte nur herablassend den Kopf. Immer wieder betrachtete er den Detektiv, dessen Augen nun hektisch hin und her huschten, einen scheinbar unsichtbaren Plan lasen und sich immer wieder in einer Sackgasse dieses Labyrinths wieder fanden.
 

Ein breites Grinsen legte sich auf das Gesicht des Blonden.
 

„Rein gar nichts, Herr Detektiv!“
 

Wodka fing an zu lachen und Gin ließ ihn.

Er genoss den Augenblick sichtlich, er konnte dem Kleinen im Moment noch nichts tun, er durfte nicht, aber es gab immer noch einen anderen Weg einem Menschen Leid zuzufügen, einen Weg, vor dem sich auch Shinichi Kudo nicht gänzlich retten konnte.
 

„Wir haben dir alles abgenommen, Kudo…

Und ohne dein Spielzeug bist du nichts!“
 

Shinichi sah auf.

<Alles?>

Reflexartig glitt seine Hand an seine Jacke, zwar hatte er die Winterjacke noch darüber, aber auch durch den dicken Stoff spürte Conan den Remitter, der an seinem Jackett angebracht war.

Sie hatten ihm nicht alles abgenommen!
 

„Vergiss es!“
 

„Mhm?“ Fragend sah Conan nach vorne, erkannte schnell, dass Gin ihn beobachtet hatte, seinen Gedanken gefolgt war, um nun den kleinen Hoffnungsschimmer im Keim zu ersticken.

Shinichi schluckte, sein Blick verfinsterte sich.

„Was?“, zischte es zwischen den Lippen des Grundschülers hervor.

Gin beachtete ihn nicht, schaltete und konzentrierte sich ganz auf die Fahrbahn, redete nur nebenbei mit Conan und hatte es nicht nötig, ihn dabei anzusehen.

„Wenn du an diese seltsamen Wanzen denkst, dann vergiss es gleich!“

Shinichi antwortete nicht, wenn Gin nur vermutete, dass er an so etwas dachte, wollte er seinen Glauben nicht beweisen.
 

Der Schwarzkittel schien das Spiel des Jungen zu durchschauen, lächelte nur bitter in sich hinein.

„Die Dinger waren doch das erste, was wir von dir in den Händen hatten.

Glaubst du wirklich, ich hätte sie dir gelassen, weil ich nichts davon wusste?“

Conan schluckte, sah wie Gins Lippen schmal wurden.

Er ärgerte sich, wie hatte er je glauben können, dass er es mit einem raffinierten Detektiv zu tun hatte?

„Erbärmlich, Kudo! Wirklich erbärmlich!

Ich weiß von den Remittern! Und ich habe sie dir gelassen, weil ich genau weiß, dass sie dir nichts nützen werden!

Sieh es ein, du hast verloren.“
 

Abwartend schaute Conan nach vorn, erwartete einen Grund dafür, warum ihm sein letztes Erinnerungsstück an den Professor nicht hilfreich sein sollte, doch statt Gin meldete sich nun Wodkas brummige Stimme zu Wort, für solche Erklärungen schien sich der Blonde zu fein.

„Der Ort, an den wir dich jetzt bringen, ist in einem Radius von einem Kilometer gegen jegliche Funksignale gesichert!

Es kann zwar alles herein… aber nichts kommt hinaus.

Es kommt nie… etwas hinaus.“
 

<Oder jemand...>, ergänzte Shinichi in Gedanken.

Wahrscheinlich hatte er wirklich keine Chance…

Die Organisation hatte ihre Fäden um ihn geschlungen und zogen sie nun alle allmählich zusammen.

<Verdammt noch mal!> Schnell verstecke Shinichi seine zitternden Hände in seinen Taschen.

<Was zum?> Schnell schielte Conan zur Seite, vergewisserte sich, dass beide Männer seinen überraschten Gesichtsausdruck nicht gesehen hatten und betastete langsam den kleinen Gegenstand, den er gerade in seiner Jackentasche wieder gefunden hatte.
 

<Der USB-Stick von den Kindern!> Shinichis Hand umklammerte den Gegenstand, sein Magen wurde flau, es fühlte sich an, als hätte man ihm einen Schlag verpasst.

Er würde ihn wohl nicht mehr zurückgeben können…
 

Leise seufzend wandte er seinem Blick zum Fenster, beobachtete die unzähligen Schneeflocken, die an ihnen vorbei rasten. Der eigentlich weiße Nebel hatte sich durch die dunkel getönten Scheiben zu einem dreckigen Grau verwaschen, versperrte ihm so mehr denn je die Sicht.
 

Sie hatten nicht mal versucht, ihm eine Augenbinde anzulegen. Wenn auch nur mühsam, so konnte Shinichi doch nachvollziehen, wo in etwa sie sich befanden.

Sie waren sich ihrer Sache ganz sicher…

Es würde niemanden geben, dem er seine Informationen preisgeben konnte.
 

Conan schluckte, wischte sich unwirsch mit der Hand über die Schläfen.

Er würde ihnen den Stick wahrscheinlich nicht wiedergeben können…

Weil er sie vermutlich nie wiedersehen würde.
 

<Tut mir Leid, Leute…>
 


 


 

Kazuhas Erzählung hatte gerade ihr Ende gefunden.

Leise seufzend stand sie aus ihrer hockenden Haltung auf, sah nun auf die drei Grundschüler hinunter, die mit blassen Nasen ihre Schuhspitzen betrachteten.

Ihr Magen verkrampfte sich mehr und mehr, sie teilte die Tränen in den Augen des kleinen Mädchens und wischte sich unwillig über die nasse Wange.

Erst ein starker Druck ihrer Schulter machte dem zarten Fluss der Tränen für ein paar Sekunden ein Ende, überrascht drehte Kazuha sich um, erkannte Heiji, der nun hinter ihr stand und ihr beruhigend die Hand auf die Schulter legte.
 

Ein anerkennendes Lächeln kämpfte sich seinen Weg durch die besorgte Maske, die ihr Freund nun schon den ganzen Abend lang trug. Aufmunternd nickte er ihr zu, sie hatte ihre Sache gut gemacht und man konnte wohl fast schon von Glück reden, dass Conan heute Mittag mit Eri zu laut geredet hatte, denn nachdem, was die Grundschüler gerade eben schon unfreiwillig von Ran gehört hatten, mussten sie sie einfach aufklären!
 

Heiji atmete kurz auf, er war froh, dass seine Freundin diesen Part übernommen hatte, er selbst hatte einfach geglaubt nicht feinfühlig genug zu sein, um es den Kindern schonend bei zu bringen... und Ran…

Stockend schweiften seine Blicke zur Treppe, bekamen einen besorgten Glanz, als er sie noch immer leise weinend dort sitzen sah.

Mit ihr war derzeit einfach nichts anzufangen. Yukiko saß neben ihr, hatte fürsorglich die Hand um ihre Schulter gelegt und versuchte die Trauer des Mädchens so gut es ging aufzufangen, auch wenn ihr das nur mäßig gelang… denn wie hätte sie gegen die Angst in Rans Augen argumentieren können, wenn auch in ihrem feuchten Blick Sorge und Kummer lag?
 

Nein, man hätte es Ran nicht zumuten dürfen, die Kleinen aufzuklären, man hätte es ihr... und auch ihnen nicht zumuten dürfen. Wieder wanderte sein Blick zu den Grundschülern, die noch immer aufgereiht wie kleine Zinnsoldaten vor ihm standen.
 

Gentas Blick schien gänzlich abwesend, hätte auf den Lippen des dicklichen Jungen ein Grinsen gelegen, so hätte man wohl vermuten können, er träume von einem seiner Lieblingsgerichte…

Und irgendwo steckte wohl auch ein Funken Wahrheit in dieser Überlegung, denn für die Kinder muss sich das, was sie erfahren haben, wohl wirklich wie ein Traum anhören… ein Alptraum.
 

Heiji seufzte, schaute abwechselnd von einem zum anderen.

<Keine Fragen, kein Abstreiten, kein „Unmöglich“, nichts…> Unwillig fuhr sich Heiji über die Schläfen, sie hatten ihnen alles erzählt, von dem Grund für Conan, von dem Gift… und die Kleinen nahmen dies einfach so hin.

Fragten nicht nach, redeten nicht über die Möglichkeit, dass es so was überhaupt gab, nein. Sie akzeptierten es einfach. Vielleicht war es ihre kindliche Fantasie, die es ihnen erlaubte, eine solch abstrakte Geschichte einfach ohne Bedingung zu glauben.

<Vielleicht wissen sie aber auch einfach, dass es stimmt, sie kennen ihn schließlich nun schon lange genug!> Traurig legte sich sein Blick über die drei Grundschüler, er schreckte fast zurück, als ihn zwei große blaue Augen von unten herauf durchbohrten.
 

Ayumi sah ihn direkt an, in ihren Augen glitzerten Tränen, ihr Blick aber war zielstrebig auf ihn gerichtet. Heiji schluckte, öffnete kurz den Mund, wusste nicht, ob er etwas sagen sollte, hielt sich dann jedoch zurück, wartete… Die Kleine biss sich auf die Lippen, wandte den Blick von ihm ab und wieder zu Boden. Ihre helle Stimme wurde durch ein Zittern noch unverständlicher, dennoch kannten alle die Bedeutung, die in ihren Worten lag.
 

„Es war alles eine Lüge!“
 

Leise schniefend schüttelte sie den Kopf, ihr Conan… ihr Conan war ein Oberschüler! Shinichi Kudo… ein Detektiv, wie dieser komische Typ aus Osaka.

<Er ist neunzehn… neunzehn!> Krampfhaft schüttelte sie den Kopf.

Darin sah es aus wie in einem Kino, unzählige Bilder von Conan huschten hin und her…

Conan, wie er lacht, Conan, wie er mit ihnen Fußball spielt, Conan, der gelangweilt im Unterricht sitzt, Conan, der mit ihnen gemeinsam einen Täter stellt… Conan, Conan, Conan!

Dicke Tränen verließen ihre Augenwinkel, als sie die Lider zusammenkniff.

<Es gibt ihn nicht!>
 

Conan Edogawa existierte nicht, er hat nie existiert!

Er, er war… er ist Shinichi Kudo.

Ayumi schluckte, schaute langsam und unbemerkt zur Seite, erkannte Ran, die noch immer leise schluchzend auf der Treppe saß.

<Und Shinichi… Shinichi ist Rans Freund!> Röte stieg in ihr Gesicht, sie war in Conan verliebt, hatte ihm gegenüber wohl auch kein Geheimnis draus gemacht.

Ayumis stilles Murmeln erweckte nun auch Genta aus seiner Trance.

„Ich bin so dumm…“
 

Die Augen des Jungen wurden groß, als er die Tränen in den Augen seiner Freundin erkannte, sein ungläubig offener Mund schloss sich gleich zu einer verkniffenen Miene, verärgert schaute er geradeaus.

„Der Kerl hat uns reingelegt! Echt mal, wer hätte das schon ahnen können?“

In dem blassen Gesicht Gentas lag keine Zornesröte, die seine geballten Fäuste hätte unterstützen können.

„Ich will gar nicht wissen, was er hinter unserem Rücken gedacht hat!

Bestimmt hat er uns ausgelacht! Also wirklich… und so was schimpft sich Freund!“
 

„Nu is aber mal gut!“ Genta erschrak, schaute Heiji dann jedoch trotzig an, er beharrte auf seinem Standpunkt, soviel schien klar. Allein die Wut auf den verjüngten Oberschüler hinsichtlich Ayumi schien ihm das zu befehlen. Mit Heiji und ihm gerieten also eindeutig zwei Sturköpfe aneinander, wütend funkelten sich die beiden an, Heiji wollte gerade Luft holen und einen weiteren Satz beginnen, als sich plötzlich das dritte Mitglied der Detektiv Boys zu Wort meldete.
 

Mitsuhikos Augen huschten noch immer still hin und her, der Junge sprach wohl mehr zu sich selbst als zu den anderen im Raum.

„Ich glaub das nicht! Ich glaub das einfach nicht…“

Entnervt atmete Heiji ein, soviel also zur Fantasie der Kleinen.

„Doch es ist wahr, das Gift-“, doch Mitsuhiko würgte ihn mit einem sturen Kopfschütteln ab.

„Das, das mein ich nicht…“ Seine Blicke wandten sich Genta und Ayumi zu, die ihn abwartend ansahen.
 

„Ich glaube einfach nicht, dass sie nur so getan haben…“

Der erstaunte Gesichtsausdruck Heijis wandelte sich zu einem kleinen Lächeln, vielleicht musste er gar nichts mehr erklären… aufmerksam lauschte er seinen Worten.

„Ich meine… wir hätten es doch gemerkt, oder?! Ich denke, nun… irgendwo haben wir doch schon geahnt, dass die beiden ein wenig seltsam sind, auch wenn wir das ja nun wirklich nicht wissen konnten!

A- aber weder Conan noch Ai waren jemals unfair uns gegenüber.

Ich denke nicht, dass sie das alles nur gespielt haben… ich denke, ich denke irgendwo waren… sind sie wirklich mit uns befreundet.“
 

Ayumi sah ihn mit großen Augen an, Mitsuhiko schien ihr noch blasser als sonst, es kam ihr fast vor, als sähe sie verzweifelte Hoffnung in seinen Augen. Sie wusste schon lange, dass er nicht mehr nur in sie, sondern vielmehr auch in Ai verliebt war, anfangs war sie deswegen sogar ein wenig eifersüchtig auf sie gewesen. Die kleine wurde rot, schüttelte bedauernd den Kopf… völlig umsonst.

Mitsuhiko schluckte, seine Stimme wirkte rau, lauter als er eigentlich beabsichtigte.

„Das, das kann einfach nicht sein… so was kann man nicht erfinden!

Das geht nicht!“ Stur schaute er geradeaus, wusste sich selbst keinen Rat.

Es… es durfte einfach nicht alles gelogen sein…
 

„Du hast recht!“
 

Erschrocken drehten sich die drei um und auch Heiji und Kazuha sahen überrascht zu Ran hinüber. Sie war aufgestanden, kam nun langsam auf die drei zu und ging vorsichtig in die Knie. Die Stimmen der drei Grundschüler hatten sich ihren Weg durch den Schleier ihrer Tränen gekämpft, sie hatte genug geweint! Mit ihren Tränen bekam sie Shinichi auch nicht wieder zurück, und außerdem… außerdem musste sie den Schaden, den sie hier angerichtet hatte, irgendwie wieder gut machen. Schließlich war es ihre Unbedachtheit gewesen, wegen der nun Tränen in den Augen der Grundschüler standen… das konnte sie doch nicht zulassen.
 

Ein sanftes Lächeln umschmeichelte Rans Lippen.

„Er ist euer Freund, das sind sie beide!“ Ayumi wandte den Blick von ihr ab, konnte Ran nicht länger in die Augen sehen, die Augen, die er liebte…

Shinichi liebte Ran… nicht sie.

Nicht sie!

Wahrscheinlich hatte sie nie eine Chance gehabt, wahrscheinlich war sie ihm ganz egal…

„Völlig egal…“, wisperte das kleine Mädchen.
 

Ran ahnte, was in ihr vorging, die zwei Jahre über war es nicht zu übersehen, was die Grundschülerin für Conan empfand. Wie ernst man diese Schwärmerei, diese Liebe in diesem Alter schon nehmen konnte, sei dahin gestellt. Ayumi nahm es ernst, das war das wichtigste… sie nahm es ernst und war bitter enttäuscht… von Conan, und von sich selbst.
 

Langsam schüttelte Ran den Kopf, strich Ayumi eine Träne von der Wange und erregte so ihre Aufmerksamkeit.

„Ihr seid ihnen nicht egal… Ganz im Gegenteil, Shinichi hat wohl viel Wert auf eure Worte gelegt, und ihr habt ihm geholfen…“ Erneut wurden Rans Augen feucht, Tränen funkelten in ihren Ecken.

„Ich denke, er ist euch zu großem Dank verpflichtet… vor allem dir, Ayumi!“

Ran hielt kurz inne, schaute nachdenklich in die wartenden Augen der Grundschülerin, die sie nun überrascht ansahen.
 

In ihren Augen lag ein herzlicher Ausdruck, der sich mit ihren Tränen vermischte, das zarte Lächeln auf Rans Lippen wirkte so liebevoller denn je. Langsam führte sie ihre Hände hinter ihren Hals, öffnete lautlos den kleinen Schnappverschluss ihrer Kette und für einen Moment hing der kleine gläserne Stern scheinbar schwebend in der Luft, ehe er sich auf der Handfläche der Grundschülerin wieder fand.
 

Verdutzt schaute diese auf das kleine Schmuckstück, hielt den zarten Kristall fast schon andächtig in ihrer kleinen Hand.

„Was, was ist das?“ Fragend schaute sie zu Ran hinauf, deren Augen lagen noch immer auf dem kleinen leuchtenden Stern, der nun nicht länger ihren Hals zierte.

„Erinnerst du dich noch daran, was du damals im Planetarium über die Sterne gesagt hast, Ayumi? Dass einer allein kein Licht ins dunkel bringen kann?“

Ran schluckte, erinnerte sich an das hoffnungsvolle Lächeln, das damals auf Conans Lippen lag.
 

„Du hattest recht! Und ich glaube, du hast Shinichi damals sehr geholfen, ich denke, damals hat er endlich verstanden, dass er nicht allein alles meistern kann…“ Ran seufzte, eine harte aber wichtige Lektion, die ihr Freund damals lernen musste, verstehen musste.
 

Sie unterdrücke die Tränen in ihren Augen…

Und jetzt… jetzt war er doch wieder allein!

Er war allein.

<Shinichi…> Ran schluckte, sammelte sich, atmete kurz ein und sah dann wieder in die großen Augen der Kinder.
 

„Er hat mir diesen kleinen Stern damals geschenkt, als Zeichen der Freundschaft…“ Für einen kurzen Moment verbannte Ran ihre Tränen aus den Augen, sah die drei scheinbar prüfend an.

„Und ihr seid doch seine Freunde, oder?“

Die drei blickten sie verwundert an, nickten dann jedoch langsam und einstimmig. Das liebevolle Lächeln auf Rans Lippen wurde breiter.

„Na seht ihr… und deswegen schenke ich ihn dir jetzt, Ayumi. Ich bin mir sicher, Shinichi hat nichts dagegen. Pass nur gut auf ihn auf, okay?“

Unter einem leichten Rotschimmer auf ihren Wangen nickte Ayumi ihr zu, betrachtete nun zusammen mit den beiden Jungen den kleinen Stern in ihrer Hand.
 

Langsam richtete sich Ran auf, bemerkte mit einem zufriedenen Lächeln, dass die roten Spuren auf Ayumis Wangen langsam verschwanden.

Shinichi liebte die Kleine vielleicht nicht… aber Freundschaft... Freundschaft ließen sowohl er als auch Ai den Grundschülern zu Teil werden.

< Und so etwas Wertvolles brauch kein Alter…>
 

Dann jedoch rissen Ran Ayumis erschreckte Augen zurück in die Realität, zurück in ihre Angst und ihre Trauer, die sie gerade noch unterdrückt hatte, um jemand anderem die Tränen aus den Augen zu verbannen.
 

„Aber dann müssen wir ihn doch jetzt retten! Wir müssen ihm helfen…

Co- Shinichi meine ich!“ Ran wurde erneut blass, trat erschrocken einen Schritt zurück, nickte dem Mädchen geistesabwesend zu.

Natürlich! Natürlich mussten sie das!

Sie hatten schon viel zu viel Zeit verloren!

<Viel zu viel!>
 

„Wir müssen Megure anrufen! Die Polizei! Das FBI… Jodie!“

Heiji nickte ernst, griff zu seinem Handy und drehte sich nur noch einmal kurz um, ehe er in der Küche verschwand.

„Ich übernehme Jodie…“ Sein Blick glitt zu Yusaku. Vermutlich hatte der Schriftsteller das kleine Gespräch und den Stimmungswechsel in seinem Haus nicht einmal bemerkt. Er starrte noch immer stumm vor sich hin, schien nicht zu erfassen, was um ihn herum geschah. Als Yukiko aufstand und Heiji zunickte, ging dieser mit einer ernsten Miene in der Küche.
 

Bedacht trat sie auf ihren Mann zu, legte ihm langsam die Hand auf die Schulter, ließ den Autor dadurch leicht zusammenzucken. Yukiko ging an seine Seite umklammerte seinen Arm und redete behutsam auf ihn ein.

„Du solltest Juzo anrufen, Liebling.“ Yusaku blickte auf, sah sie wie in Trance an.
 

„Ich bin schuld, wenn ihm etwas passiert!“, zischte es unter seinem Schnauzer hervor.

Yukiko schluckte, befahl dem sanften Lächeln auf ihren Lippen zu bleiben.

„Ruf ihn doch an, Yusaku!“ Sie ließ sich nicht auf seine Argumentation ein, wusste, dass dieses Gespräch lieber nicht stattfinden sollte.
 

Sie mussten etwas tun!

Sie mussten handeln!

<Sonst… sonst ist es wirklich zu spät!> Ein kleiner Schluchzer entrang sich ihrer Kehle, erschöpft wiederholte sie ihre Worte.
 

„Erklär Megure, was geschehen ist, bitte ihn um Hilfe!“ Yusaku schluckte, nickte dann und ging langsam zur Bibliothek.

Yukikos Augen brannten, als sie ihm hinterher sah, sie mussten ihren Sohn einfach wieder finden, ihn wohlbehalten zurück bringen.

Ihr Blick huschte zu Ran, die Oberschülerin war noch immer blass, geleitete die Grundschüler nun zurück ins Wohnzimmer.
 

Sie mussten Shinichi wieder finden, sonst würde bei weitem mehr als nur ein Leben zerstört sein.
 


 


 

Unsanft wurde der Grundschüler aus dem Wagen gezogen.

Das einzig positive waren wohl die Pantoffeln, die man ihm befahl an zu ziehen. Auch wenn der dünne Filzstoff nicht die gesamte Kälte des Bodens abschirmen konnte.
 

Der muffelige Geruch nach kalten und feuchten Steinen vermischte sich mit den giftigen Autoabgasen und dem Staub, der auf den Lüftungsanlagen lag.

Es roch wie in jeder x-beliebigen Tiefgarage.
 

Und doch schüttelte es Shinichi, nicht nur vor Kälte, denn dachte man sich den Geruch von Benzin und Öl weg, so könnte man meinen, sie hätten ihn in einen Friedhof gebracht, eine Gruft, umgeben von Dunkelheit… und Tod.
 

<Na toll...> Shinichi schluckte, sein Gesicht wirkte durch die spärliche Neonbeleuchtung wahrscheinlich noch blasser als zuvor.

Er sagte nichts, als Wodka ihn am Kragen hinter sich her zerrte, nicht einmal Handschellen hatte man für nötig gehalten.
 

Das Licht des langsam aufgehenden Fahrstuhls, vor dem sie nun standen, blendete ihn. Ein leiser Schauer huschte über Shinichis Körper, als sich die Tür vor seiner Nase langsam schloss.
 

Der schmaler werdende Lichtstrahl, der sich schließenden Fahrstuhltür schien jegliche Hoffnung mit sich zu nehmen, das Wörtchen Freiheit war nun nicht länger existent.

Die Farbe des Sensenmannes

Die Farbe des Sensenmannes
 


 

Ein fröhliches Hallo an alle ^__^

Ich hoffe ihr geniest euren Feiertag und das nun bald anstehende Wochenende!

Wie immer will ich das Vorwort nutzen um euch allen für eure Kommentare zu Danken! Ich weis wirklich jedes einzelne sehr zu schätzen und danke euch für die Zeit die ihr euch dafür nehmt *knuddel*

Langsam wird die Lage erst für Shinichi … nun gilt es natürlich heraus zu finden wer im Hintergrund der Organisation die Fäden zieht ^.~

In diesem Sinne wünsche ich euch viel Spaß bei diesem Kappi!

Ganz liebe grüße,

eure Shelling Ford
 


 

Die stählernen Wände engten ihn ein, der schmale Fahrstuhl hatte ihn wie eine Zelle gefangen genommen.

Das flaue Gefühl in Shinichis Magen konnte man nicht nur dem sich bewegenden Fahrstuhl zuschreiben, denn so sehr er es versuchte, er konnte den festen Druck an seinem Handgelenk nicht so einfach ignorieren.

Wodka sah ihn nicht an, er hatte seine Pranke um Conans Arm geschraubt und wartete mit nichts sagendem Blick darauf, dass der Fahrstuhl sie entließ.

Shinichi schluckte, wand sich nun ebenfalls wieder der stählernen Tür zu.

Mal hell und mal dunkel erschien der schmale Spalt zwischen den beiden Türhälften, der nur grob erahnen ließ, in welchen Stockwerk sie sich befanden.
 

Shinichi fixierte den dünnen Streifen aus Licht und Schatten, spürte wie es seinen Puls in die Höhe treib. Er hatte das Gefühl vor einer Zeitbombe zu stehen, deren Zeiger sich unerbittlich auf das Ende zu bewegten.

Er konnte sie nicht aufhalten, konnte sie nicht stoppen!

Mit einem kaum spürbaren Ruck fand das schwere Gefühl in seinem Magen und das Rattern der Seilwinde ein Ende.

Der Fahrstuhl hatte angehalten… die Zeit war abgelaufen.
 

Ein kleiner Schweißtropfen bahnte sich seinen Weg, wie gebannt starrte er auf die noch geschlossene Tür, versuchte seinen Herzschlag zur Ruhe zu bringen. Doch das metallische Rattern der sich aufschiebenden Türhälften brachte seinen Puls erneut zum rasen.
 

<Was zum…?>
 

Schmerzerfüllt kniff der kleine Junge die Augen zusammen.

Licht.

Grelles, beißendes, Licht, das wie Feuer in seinen Augen brannte.

Shinichi blinzelte, nur langsam zeichneten sich schemenhafte Umrisse seiner Umgebung ab, zu sehr tanzten helle Flecken vor seinem Auge.
 

Mit dem langsam einkehrenden Bild schlich sich auch das ungute Gefühl in seiner Magengegend ein. Eine böse Ahnung, die ihm wie Gift unter die Haut gespritzt wurde, verteilte sich langsam in seinem Körper und brachte den Grundschüler zum erschaudern.

<Bitte nicht…> Conan schluckte, versuchte ruhig zu bleiben und atmete tief durch.

Ein Fehler!

Denn der beißende Geruch, der ihm nun die Nase stieg, brachte den Beweis seiner Befürchtungen.

<Ein Krankenhaus?>

Nein.

Nein, das war kein Krankenhaus.

Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag, unwillkürlich schnappte Conan nach Luft.

<Das ist ein Labor!>
 

Man führte ihn durch ein Laboratorium!

Hinter dem Geruch, den er anfangs für Alkohol gehalten hatte, verbarg sich schlichtweg Desinfektionsmittel.

Shinichis Augen hatten sich mittlerweile an das grelle Licht gewöhnt, mit wachsendem Unbehagen sah er sich um.
 

Sie befanden sich in einem langen Gang, von dem jeweils zu seiner rechten und linken Seite zahlreiche Türen abgingen, die vermutlich zu den eigentlichen Laboratorien führten.

Aber auch dieser Korridor hatte nichts von seiner sterilen Eigenschaft eingebüßt. Das grelle, weiße Licht der Deckenlampen fand sich in den übergroßen Wandkacheln wieder. Jede sah aus wie die andere, weiß, nackt, steril und kalt. Wie stumme Soldaten waren sie aneinander gereiht, mit dem Befehl zu schweigen…

Wie viel die Wände dieses Raumes ihm hätten erzählen können, wagte sich Shinichi nicht vorzustellen… er wollte es auch gar nicht wissen!

Fröstelnd biss sich der Grundschüler auf die Unterlippe.

Vermutlich würden sie auch seine Geschichte bald in sich aufsaugen und hinter ihrer nackten Fassade für immer zu ihrem Geheimnis machen.
 

Das einzige, was das sterile weiß unterbrach, war der alte PVC-Boden unter seinen Füßen. Er war in einem dunklen grau gehalten, fast so als ob er über die Jahre gealtert war. Er hatte das dunkle Markenzeichen seiner Besucher in sich aufgesogen, die immer wieder mit ihren schwarzen Spuren hässliche Flecken auf dem ehemals weißen Belag hinterlassen hatten, bis dieser in einem monotonen grau erschien.
 

Harsch schubste Wodka ihn vorwärts, sofort nachdem Shinichi den ersten Schritt aus dem Fahrstuhl gemacht hatte, erkämpfte sich der beißende Geruch des Putzmittels erneut Zugang zu seiner Nase.

Es stank!

Angewidert verzog Shinichi den Mund.

<Widerlich!>

Er hasste es, er hasste diesen Geruch, es stank nach erzwungener Sauberkeit, Desinfektionsmittel, mit dem man so viele Gerüche hatte beseitigen wollen.

Shinichi schluckte, schaute sich auf dem vermeintlich sauberen Boden um.

<Ich ahne, was ihr hier versucht zu übertünchen…>

Der Geruch von Angst, Blut und Tod klebte ständig an den Händen und Füßen der Männer und Frauen, die hier täglich ein und aus gingen, wie ein unsichtbarer Nebel geisterte er durch diesen Gang.
 

Mit einem großen Schritt trat nun auch Gin aus dem Fahrstuhl, sein Blick schweifte scheinbar zufrieden über den leeren Laborgang.

Ein kaltes Lächeln streifte die Züge des blonden Mannes, er hatte es nicht nötig Shinichi anzusehen, wusste, dass seine Worte auch so nicht an Wirkung verlieren würden.
 

„Willkommen zu Hause,… Conan Edogawa.“
 

Shinichi stockte, in den wenigen Sekunden der Verwunderung vermied er es strikt zu Gin auf zu sehen, schaute sich stattdessen weiter um.

Unwillkürlich kniff er für wenige Sekunden die Augen zusammen, presste lautstark Luft zwischen seinen Zähnen hindurch, als ihn die Erkenntnis einholte.

<In einem solchen Labor hat alles begonnen…>

In derartigen Räumen hatten einst Sherrys Eltern und auch Shiho selbst gearbeitet.

In einem solchen Labor war es entstanden, das verfluchte APTX, das schon unzählige Menschen getötet… und auch sein Leben an sich gerissen hatte.
 

Erneut sah sich Shinichi um, versuchte sich Shiho in diesem Laboratorium vorzustellen, in diesen Gängen, hinter diesen Türen…

Es ging nicht!

Es ging einfach nicht!

Egal wie er ihr Bild drehte und wendete, sie passte einfach nicht hier her. Die ab und an zum Sarkasmus neigende Chemikerin, die stets bemüht war den Grundschülern interessiert zu zu hören, passte nicht in dieses Gebäude.

Sie hörte den Kleinen zu, weil sie genau wusste, dass es den Kindern etwas bedeutete, mit ihr zu reden.

Sie hörte zu, weil sie sie nicht enttäuschen wollte.

Weil sie ein Herz hatte.
 

Nein… sie gehörte nicht hier her!

Conans Brauen zogen sich zusammen, sie hatte ihren Platz nicht hier!

Shiho hatte nie hier her gehört… dies war Sherrys Domizil gewesen, nicht ihres und diese war damals zusammen mit Akemi gestorben. Sofern nicht auch die rotblonde Chemikerin nur ein Trugschluss war… eine leere Maske, wie auch Conan Edogawa.
 

Shinichi schluckte, nachdenklich schaute er zu Gin hinauf, stumme Fragen prasselten auf ihn ein.

<Was habt ihr mit ihr gemacht?> Mit trockener Kehle sah er sich suchend um.

<Wo habt ihr Schweine sie und den Professor nur hingebracht? Wo nur?!>
 

Nachdenklich zerkaute sich Conan die Unterlippe, versuchte nicht aufzuschrecken, als sich die Fahrstuhltür hinter ihnen Schloss.

Flucht war jetzt unmöglich!

Er würde warten müssen… warten, bis sich eine günstige Gelegenheit bot.

<Alles andere wäre reiner Selbstmord!> Leise grummelnd ließ sich der Grundschüler weiter von Wodka vor sich her schubsen.

Was für tolle Alternativen er neben dem fliehen doch noch hatte…

Zynisch verdrehte Shinichi die Augen, all seine Gedanken führten zu demselben Ergebnis… sie liefen ins Leere.

<Das sind ja tolle Aussichten!>
 

Langsam aber sicher gewann die Übelkeit an Macht, er wollte sich nicht ausmalen, was mit den Leuten passiert war, die je durch diese Gänge gewandert waren.

Was man ihnen angetan hatte… und ihm antun würde.

Er zitterte, kalter Schweiß trat dem Jungen auf die Stirn.

<Ruhig bleiben Kudo… reiß dich zusammen!>

Doch jeder Ansporn zur Selbstdisziplin half nichts.

Angst schlich sich in seine Gedanken, formte jeden Hoffnungsschimmer in ein Horrorszenario um.
 

Eines davon schien schon im nächsten Augenblick durch die Tür zu platzen. Ein Stück weit von Conan entfernt kam aus der geöffneten Tür ein Mann in den Gang gestürmt, aufgeregt vor sich hin murmelnd kam er auf sie zu.

Die kleine Gruppe stoppte unwillkürlich, Shinichi spürte Wodkas Waffe in seinem Rücken, die sich ihm durch den plötzlichen Rückstoß ins Fleisch bohrte.
 

<Was geht denn jetzt ab?> Entgeistert starrte Shinichi auf den Mann, der wie ein irrer auf sie zu lief. Noch aus dem Augenwinkel heraus konnte er erkennen, wie sich Gins Mund genervt verzog, er schien von der „Begrüßung“ gar nicht begeistert zu sein. Schluckend wand sich Shinichi wieder dem laufenden Mann zu, der ihnen nun immer näher kam, und durch sein rufen die Übelkeit des kleinen Jungen nur noch verstärkte.
 

„Ist er das?“ Keuchend kam er ihnen immer näher, Shinichi biss sich nervös auf die Unterlippe, er ahnte, wen dieser Kerl meinte. Dessen Erscheinungsbild jedoch ließ ihn inständig hoffen, er läge falsch!

Wenigstens dieses eine mal…
 

Der weiße Mantel flatterte ihm um die dürren Beine, die eifrig voranschreitenden Füße waren in sterilen Gummipantoffeln verschwunden.

Je näher die hagere Gestalt ihnen kam, desto mehr konnte Shinichi auch von seinem Gesicht erkennen…

Nun… zumindest von dem Teil, der nicht unter der überdimensional großen Laborbrille verschwunden war.

Der blasse Teint des Mannes wurde von seinen schwarzen Locken unterstrichen, die ihm kurz und in alle Himmelsrichtungen zu berge standen. Das alles schien perfekt mit dem weißen Laborkittel und den schwarzen Klamotten zu harmonieren, die Shinichi unter dem offenen Mantel erkannte.
 

Die grünen Augen hinter der Schutzbrille waren mit einem leuchtenden Glanz auf Conan gerichtet. Shinichi konnte fühlen wie die Augen jeden Zentimeter seines Körpers genau abtasteten, analysierten und bewerteten!

Seine Kehle wurde schlagartig trocken, er spürte sein Herz heftig gegen seine Brust hämmern, seine böse Vorahnung hatte es ins rasen gebracht.

<Oh bitte … bitte nicht!>
 

„Er ist es doch, oder?!“
 

Nervös wie ein kleines Kind machte der Chemiker einige letzte große Schritte auf sie zu. Als er sein Ziel endlich erreicht hatte, stoppte er und beugte sich ohne Gin und Wodka auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen zu Conan hinunter.
 

Auf dem Gesicht des schlanken Mannes zeichneten sich nun zahlreiche Fältchen ab, er war Conan so nahe gekommen, dass Shinichi glaubte, jede Pore seiner Haut einzeln zählen zu können.

Die Augen, die eben noch so lebendig gewesen waren, wirkten nun steril und berechnend. Jedes Leben schien aus dem Wissenschaftler verschwunden zu sein, übrig blieb nur die kühle Maschine, die Shinichi jetzt mit analytischem Blick abtastete.

Auch das breite Lächeln, das den Mann entweder menschlich… oder aber verrückt hatte erscheinen lassen, war zu einem schmalen Strich verblasst.
 

Shinichis Pupillen huschten stetig hin und her, er versuchte Angst und Verwunderung aus seinen Zügen zu streichen, um nun ebenfalls heraus zu finden, mit wem er es zu tun hatte.

Denn die Antwort, die sein erster Eindruck ihm vermittelt hatte, gefiel ihm ganz und gar nicht… das durfte einfach nicht sein!
 

Doch wie als ob der strenge Blick Conans sein Zeichen gewesen wäre, kehrte das Lächeln auf die Lippen seines Gegenübers zurück.
 

„Er ist es also tatsächlich…!“
 

Während sich das Grinsen des Wissenschaftlers von Wange zu Wange zog, wurden Shinichis Lippen schmal, ihm gefiel des Ausdruck in den Augen des Forschers überhaupt nicht…

Er sah ihn mit den glänzenden Augen eines Kindes an, das so eben ein neues Spielzeug bekommen hatte und nur darauf wartete, es endlich aus seiner Verpackung zu reißen und mit ihm zu spielen.

Er schien keine Lust mehr zu haben, drauf zu warten bis „Papi“ ihm das Spielzeug endlich in die Hände drückte.

„Wirklich hoch interessant!“

Fasziniert streckte er eine seine bleichen Hände aus, der Weiße Gummihandschuh kam Conans Gesicht immer näher.
 

„Einfach hochintere-„ Ein bestimmter Schlag auf seine Finger ließ den Wissenschaftler stoppen. Für einen kurzen Moment sah er verwundert zu dem Jungen, der ihn mit einem wütendem Blick strafte.

Das musste sich Shinichi nun wirklich nicht gefallen lassen!

Nein… das nicht!
 

Doch die Konsequenz für Shinichis Handeln folgte auf dem Fuße.

Er wäre beinahe hingefallen als Wodka ihn schubste, hörte ihn noch irgendetwas fragen, aber Conan blieb ihm die Antwort schuldig.

Seine ganze Aufmerksamkeit galt nun wieder allein dem Chemiker, dessen Lächeln langsam verschwand, während er sich wieder zu voller Größe aufrichtete.
 

<Was denkt der sich eigentlich?> Shinichis Augen wurden gefährlich eng.

<Wenn ihr glaubt, dass ich mir das alles so einfach gefallen lasse, habt ihr euch geschnitten!>

„Hmpf!“ Trotzig verschränkte Shinichi die Arme vor der Brust…

Eine Geste, die nur zu bewusst aufmüpfig wirken sollte.

<Merkt euch eins… ich warte lediglich auf meinen nächsten Zug!

Aufgeben is nicht!> Ungern merkte Shinichi, wie trocken seine Kehle doch war, trotz all der Wut, die sich im Magen des Grundschülers zusammenballte, beherrschte doch Angst seinen Körper.
 

Nicht zuletzt die Züge des Chemikers ließen Shinichi wissen, dass das alles nicht einfach werden würde, auch die schwarze Mannschaft hatte auf dem Feld mit bedacht und Vorsehung ihre Plätze eingenommen.
 

Mit einem auffordernden Nicken schaute der Wissenschaftler zu Wodka hinüber.

„Hilf mir mal!“, kam es nur tonlos über seine Lippen.

Der Riese schluckte, schien sichtlich verwirrt und vergewisserte sich erst mit einem schnellen Blick zu Gin.

Dessen Augen ruhten nur abschätzend auf dem Mann im weißen Kittel, nach einer Weile nickte er stumm, jedoch ohne sich seinem Kollegen noch einmal zu zuwenden.
 

Noch ehe sich Shinichi versah hatte Wodka ihn nun von hinten gepackt.

„Loslassen!“ Aber Conan spürte schnell, dass er mit einem Felsbrocken rang als er versuchte sich aus seinem Griff zu befreien… zwecklos!

Mit wütendem Blick starrte Shinichi nun zu dem Wissenschaftler hinauf.

„Und was jetzt?!“ Schnaubend erkannte er das Zittern in seiner Stimme, aber Angst hin oder her, so würden sie mit ihm nicht umgehen!
 

Der hagere Kerl ihm gegenüber hatte kein Lächeln für die albernen Fluchtversuche des Kleinen übrig, langsam beugte er sich wieder zu ihm hinunter. Der analytische Blick, den die Schutzbrille nun wieder frei gab, ließ die Trockenheit in Shinichis Kehle zurückkehren.

Bedrohlich kurz ruhten die Augen des Chemikers auf den seinen, Shinichi hätte nicht reagieren können, denn schon im nächsten Moment schnellte die Hand des Wissenschaftlers nach vorn, umklammerte Kiefer und Wangen des Kindes.

Seine Augen wurden groß, verzweifelt versuchte er sich aus dem starren Griff zu befreien.

„Loslassen, verdammt!“ Mit aller Kraft versuchte er dem Druck entgegen zu wirken… vergebens. Shinichi konnte nicht verhindern, dass die dürren Hände seinen Kopf mal nach rechts und mal nach links drehten.
 

Die Machtlosigkeit in diesem Augenblick verkrampfte alles in Shinichis innerem, ihm wurde schlecht, einfach übel!

Denn das schlimmste an all dem war der Gestank und die Berührung mit den widerlichen Handschuhen, die wie gegerbtes Leder über den knöchernen Fingern des Chemikers hangen und sich nun in sein Fleisch bohrten.

Der scharfe Geruch nach dem Desinfektionsmittel trieb Shinichi beinahe die Tränen in die Augen, es stank einfach fürchterlich!

Angewidert verzog Conan das Gesicht, er wollte sich lieber nicht ausmalen, warum der Geruch an den Händen des Wissenschaftlers so prägnant war.
 

Endlich drehte er Shinichis Kopf wieder in die Gerade.

Die Wut in den beiden Kinderaugen wandelte sich schnell in Angst, als sich Conans Bild in den beiden Gläsern der Schutzbrille wieder fand, die ihn mit ihrem starren Rahmen gefangen hielt.

Die Spiegelung verschwand jedoch als der Chemiker langsam und ruhig zu reden anfing.

„Ein wirklich hoch interessantes Versuchsobjekt!“ Bedächtig hob er den Kopf des kleinen Jungen ein Stückchen weiter an.

„Und den freien Willen… werden wir auch noch los…“ Ein fast schon freundliches Grinsen erschien auf seinen Gesicht, ein freches Augenzwinkern hätte in diesem Augenblick nur noch gefehlt!

„…schließlich war das mit der Freiheit an sich doch auch nicht so schwer! Oder?“
 

Mit einem zufriedenen Lächeln spürte der Wissenschaftler, wie sich der Kiefer unter seinen Händen bewegte.

Shinichi presste die Zähne fest aufeinander, er konnte und wollte einfach nicht glauben, wie dieser seltsame, kranke und völlig durch geknallte Typ mit ihm umsprang!
 

„Was zum Henker bin ich? Eure neue Laborratte?“

Der Mann wich kurz zurück, ließ Shinichis Kopf endlich los. Er schaute Conan verdutzt an und schien wegen der frechen Frage des kleinen Jungen erst nachdenken zu müssen.

Dem ausdruckslosen Gesicht folgte dann jedoch ein süßliches Lächeln.

Langsam beugte er sich zu ihm hinunter.

„Mais non!...“ Wieder grapschte seine Hand nach Shinichi, diesmal jedoch spürte Conan den Druck auf seinem Kopf; unwillkürlich zuckte er zusammen.

Dieser Kerl tätschelte ihm den Kopf wie einem jungen Hund!

„…du bist doch viel größer!“
 

Die Wut und der Zorn verschwanden aus Shinichis Zügen, entgeistert starrte er den Chemiker an. Um seine Nase zeigte sich ein blasser Schimmer, er wollte nicht glauben, was er gerade gehört hatte, die kalte Stimme Gins riss Shinichi jedoch schnell wieder aus diesem tranceähnlichen Zustand.
 

„Schluss jetzt mit den Spielchen!“ Der Blick des Blonden wirkte ungeduldig, genervt schaute er auf die beiden hinab.

„Du wirst deinen Spaß schon noch bekommen, Whisky!

Aber jetzt nicht … noch nicht! Und das weißt du auch! Der Plan sieht anders aus!“
 

<Whisky also…> Schluckend beobachtete Conan wie sich das Organisationsmitglied langsam erhob, abwertend mit der Hand wedelte.

„Ja doch… ja, nur keine Sorge mein Bester, ich weiß doch, dass du noch vor mir dran bist!“ Dass er Gin nicht noch freundschaftlich auf die Schultern schlug, war wohl alles, was dieser Szene noch gefehlt hätte. Das sich jemand traute, so mit Gin zu reden, war eine Seltenheit, das wusste auch Shinichi.

Es wurde jedoch schnell ersichtlich, dass Gin es lediglich duldete, denn freundlich war sein Ton gegenüber Whisky keinesfalls.

„Gut, dann tu uns alles einen Gefallen und mach gefälligst Platz…

Du weißt doch, dass er nicht gerne wartet!“
 

Shinichis Augen wurden schmal.

<Er…?>

Dem Wissenschaftler entlockte die Erwähnung seines Bosses jedoch nur erneut ein Lachen, kulant trat er zur Seite und gab den Weg frei.

„Viel Erfolg!“ Er nickte zu Gin, über dem Grinsen wurden die Augen plötzlich kalt. Conan fröstelte es, als die Stimme des Wissenschaftlers erklang.

„Lasst noch was für mich übrig!“

Nun ließ sich auch Gin zu einem grausamen Lächeln herab.

Die Übelkeit Shinichis verstärkte sich, als er die beiden Männer beobachtete. Der aufgedrehte Wissenschaftler und der kühle Mörder hatten ganz offensichtlich eines gemeinsam…

Sie hatten Spaß, an dem was sie taten!
 

Menschen wie Shiho und Akemi schienen in dieser Einrichtung eindeutig zur Minderheit zu gehören. Während man Conan mit der kalten Waffe im Rücken durch etliche Gänge und Treppen drängte, wurde Shinichi erneut bewusst, dass die Farbe des Todes nicht umsonst das Markenzeichen dieser Organisation war. Für sie gehörte morden nicht nur zum Alltag… sie lebten davon, finanziell, so wie auch seelisch.

Der Tod war ihr Leben!
 

So wusste Shinichi genau, auf welche Tür sie zusteuerten, als man ihn durch den spärlich erhellten Flur drängte.

Ganz im Gegenteil zu den blendenden Laborgängen hatte man hier an Licht gespart. Nicht zuletzt die dunkle Wandtäfelung aus teurem Tropenholz schien das leise aufglimmende Licht zu schlucken.

Die gelblichen Lampen, die Fackeln gleich an den Wänden hingen, zeugten von Geschmack. Aus mit Gold umfassten Lichtkegeln fiel der gelbe Schein auf den hellroten Teppichboden, tauchte ihn in regelmäßige helle und dunkle Flecken.
 

Hinter der schweren Tür, die sich vor Conan aufbaute, konnte nur einer Sitzen.

Er…

Der Boss der schwarzen Organisation höchst persönlich!
 

Nur schwer gelang es Shinichi, den dicken Klos in seinem Hals runter zu schlucken, unruhig spürte er, wie sein Puls in die Höhe schoss.

Eigentlich war es dumm, völlig bescheuert!

Dennoch… Shinichi gelang es nicht zu sagen, ob es nun die Angst oder die baldige Begegnung mit Moriarty höchst persönlich war, die ihm das Adrenalin in die Adern schießen ließ.
 

Das Herz des Kleinen hämmerte heftig in seinem Brustkorb. Er war aufgeregt, war gespannt, wer der Mann war, der in seinem Kämmerlein seine Fäden sponn, Pläne schmiedete und durchführen ließ… ohne je genannt zu werden.

Conans Atem zitterte, er wusste nur zu gut, dass er gleich seinem wahren Gegner gegenüber stehen würde.

So allerdings hatte er sich die erste Begegnung mit dem Boss der schwarzen Organisation nicht vorgestellt!

Angewidert biss sich der Grundschüler auf die Lippen, die Art und Weise, wie er hier vorgeführt wurde, gefiel ihm ganz und gar nicht!
 

Derzeit war er in zweierlei Hinsicht ein Gefangener dieses Mannes…

Zum einen hatten ihn seine Untergebenen in der Mangel und zum anderen war er noch immer in diesem verfluchten Körper gefangen.

Langsam atmete Shinichi ein, vergrub seine Fingernägel in den Handflächen, versuchte so, Angst und Wut zu bannen, seine Emotionen wieder seinem Verstand zu unterwerfen.
 

Gin jedoch machte ihm auch diesmal wieder einen Strich durch die Rechnung, denn auf sein letztes Klopfen kam nun endlich eine Reaktion, aus dem versiegeltem Raum.
 

Eine klare und betont ruhige Männerstimme forderte sie auf ein zu treten.
 

Mit ein paar schnellen Handgriffen hatten sowohl Wodka als auch Gin ihre Waffen weg gesteckt. Interessiert beobachtete Shinichi das Geschehen, doch noch ehe er einen Gedanken an Flucht hätte verschwenden können, krallten sich Gins Finger in seine Schulter.

„Was soll das, verdammt?! Ich kann alleine gehen!“ Fluchend wehrte sich Shinichi, versuchte seine Schulter von der knöchernen Hand zu befreien.

Gins Worte jedoch waren wie das Zischen einer Schlage, still und gefährlich ermahnten sie ihn zur Ruhe.

„Schnauze!“

Ohne den Blick von der Tür zu wenden nickte er Wodka zu, dessen Pranke grapschte nun nach dem goldenen Türgriff. Fast schon sanft drückte die schwere Hand ihn nach unten.
 

Gespannt blickte Shinichi in das Zimmer vor sich, die langsam aufgehende Tür gab den Raum Stück für Stück frei, zitternd schnappte er nach Luft, merkte, dass er sie bis gerade angehalten hatte.

Das erste, was der Grundschüler wahr nahm, war der große Schreibtisch, der sich wie ein dunkles Monster im Raum erhob.

Ein riesiges Panoramafenster rückte ihn ins rechte Licht, welches seinen Weg durch die schweren Wolken fand.
 

Die in vornehmem gelblichen Licht gehaltenen Lampen konnten den Kampf mit der Kälte im Zimmer nicht gewinnen, jegliche Wärme schien von dem Raum auf Anhieb verschluckt, so dass auch Conan eine Gänsehaut auf seinen Armen entlang laufen fühlte.

Der eisige Schnee der lautlos hinter den Fensterscheiben fiel und nicht zuletzt das blasse Mondlicht, das geisterhaft vom Himmel schien, hüllte den Raum in eine Atmosphäre, die kälter war als der Tod.
 

Auch Gin schien sich seiner Umgebung nur zu bewusst zu sein, sicher aber langsam und bedacht trat er ins Zimmer, seine Schritte waren so lautlos, dass man hätte glauben können, der Blonde hätte sein Gewicht gänzlich vor der Tür gelassen.
 

Mit einem unsanften Stoß in den Rücken machte Wodka, Shinichi klar das er seinem Boss folgen sollte und schubste ihn über die Türschwelle.

Für einen bösen Blick zu Wodka oder Gin hatte Shinichi jetzt jedoch keine Zeit, schnell hatte sein Verstand das erkannt, auf dem seine Augen jetzt ruhten.

Der schwere, grüne Ledersessel, der hinter dem Schreibtisch thronte hatte ihnen den Rücken zugekehrt und somit auch sein Besitzer, der fast gänzlich in ihm versunken war.

Einzig die Hand des Bosses war zu erkennen, wachte sicher auf der gepolsterten Lehne des Stuhls. Auf der starken Männerhand ruhte schon seit längerem Shinichis Blick, seine Umgebung, die Einrichtung, ja selbst Gin und Wodka waren ihm im Moment egal, er hatte nur Augen für die langsamen, gleichmäßigen Bewegungen des Bosses.
 

Die schweren Finger schmiegten sich sanft an das kühle Glas.

Shinichi wusste, dass eine Bewegung, ein kurzer Druck allein genügt hätten, um es zum zerbersten zu bringen, dennoch ruhte es friedlich in der schweren Hand und gab sich ihren gleichmäßigen Bewegungen hin.

Conan beobachtete die rötliche Flüssigkeit, die dem Ablauf gehorchte und so langsam und ruhig ihre Kreise zog, immer wieder aufs Neue… immer wieder im Kreis, es gab kein vorkommen und kein zurück… kein Entrinnen.
 

Der Klos in Shinichis Hals, machte ihm das Schlucken unmöglich.

So langsam hätte der Boss etwas sagen können, etwas tun… egal was, Hauptsache diese elendige Warterei würde endlich ein Ende finden.

Doch Conan wusste genau, dass dies der Grund war, warum er sich noch nicht zu ihnen umgedreht hatte, warum er noch nichts gesagt hatte. Er wusste, dass die Angst in Shinichi von Sekunde zu Sekunde wuchs, in der er nur erahnen konnte, mit wem er es zu tun hatte.
 

Ein schwerer Schatten bildete sich auf dem jungen Gesicht.

<Level zwei des Spiels hat begonnen…>
 

Doch in diesem Moment fand die Bewegung des Glases ein jähes Ende, nur der Wein allein drehte irritiert und unruhig allein weiter seine Runden.

Das Flaue Gefühl in Shinichis Magen war bis zur Übelkeit heran gewachsen, die von der Stimme des Bosses nun wie ein Feuer geschürt wurde.
 

„Du hast mich lange warten lassen…“ Ruhige Worte, die in Conans Ohren widerhallten, still sah er auf die Rückenlehne, der Boss hielt es anscheinend noch immer nicht für nötig sich seinem Gegenspieler zu zuwenden. In ruhigem Ton sprach er weiter, als redete er mit der kalten Winternacht Tokios.

„Du hast uns ziemlich lange an der Nase herum führen können… du hast dein Spiel gut gespielt, das muss man dir lassen… wohl kein Wunder, bei deiner talentierten Frau Mutter.“

Shinichi schluckte, jedes Wort, dass sich der Kehle dieses Mannes entlockte, war ihm zuwider.

„Dennoch! Du hast meine Wege zu oft gekreuzt, zu oft meine Fäden durchgeschnitten. Ts, ts, das war wirklich nicht nett von dir…“

Conans Augen wurden groß, gemächlich fing der Stuhl an sich zu bewegen, drehte sich ruhig zu ihm um.

„Ich schätze, darüber müssen wir uns unterhalten!“ Mit einem leisen Ton entließ die Hand des Bosses das Weinglas aus ihrer Gewalt, stellte es sanft auf dem Schreibtisch ab.
 

Die kühlen Augen des Bosses durchbohrten Shinichi, er spürte, wie ihm ein kalter Schauer über den Rücken lief, als sein Gegenüber seine Worte beendete.
 

„Wir müssen reden… Shinichi Kudo!“
 

Dem Angesprochenen kam es so vor, als würden diese Worte durch einen dichten Nebel zu ihm dringen, der sich kalt und feucht in seine Glieder schlich und ihn zum erschaudern brachte.

Shinichi hatte in den ersten Sekunden keinen Gedanken an eine Antwort, an eine Reaktion auf seine Worte verschwendet. Sein Verstand war allein damit beschäftigt, den Mann vor ihm zu studieren, dessen blass blaue Augen noch immer unverwandt auf ihn gerichtet waren.
 

Die elegant frisierten Haare zeigten erste Graustiche, die sich wie ein matt glänzender Schleier über die schwarzen Haare legten. Unter den borstigen Augenbrauen blickten Shinichi zwei Intelligente Augen an.

Ihre Farbe war giftig wie blau grauer Zigarettenrauch, der sich lautlos seine Opfer suchte und diese langsam in den Tod trieb.

Auch die kleinen Lachfältchen, die sich einen gemütlichen Platz um Augen und Mund gesucht hatten, konnten die Gefahr nicht bannen, die von diesem Mann ausging, ganz im Gegenteil… sie vergrößerten Conans Schrecken nur noch.
 

Shinichi schätze den gut gebauten Mann vor sich auf etwa 50, jemand der langsam in die Jahre kam, der durch das Lächeln auf seinen schmalen Lippen aber wohl noch alles… oder jede bekommen konnte, die er wollte.
 

„Komm her!“

Doch Shinichi rührte sich nicht.

Er war doch nicht sein Lakai!

„Los!“ Mit einem strengen Blick nickte er zu Gin.

Dieser packte Shinichi am Arm und zerrte ihn zu seinem Boss nach vorne.

Conan wehrte sich nicht, zuckte nicht auf, als sich die Fingernägel Gins in sein Fleisch bohrten. Er ließ den Boss nicht aus seinem Blick, stand ihm nun patzig gegenüber.
 

„Dürfte ich wenigstens den Namen erfahren, den ich nun verfluchen soll?“

Die kühlen Augen ruhten lange auf Shinichi, fast schon beleidigt hob der Boss eine Augenbraue.

„Kannst du dir das denn nicht denken?“

Shinichi öffnete den Mund, schloss ihn aber gleich wieder und schaute nachdenklich zu Boden.

Ein verächtliches Raunen entrang sich der Kehle des Bosses, herablassend drehte er sich wieder dem Fester zu, begann erneut das Glas in seiner Hand geduldig zu schwenken.

„Schade… Schade! Ich hätte wirklich mehr von dir erwartet, Kud-„
 

„Bordeaux.“
 

Unverzüglich stoppe die Bewegung des Glases. Fast schien es Shinichi, als würde sein Gegner kurz einatmen, ehe er sich betont ruhig zu dem Kind umdrehte.
 

„Wie kommst du drauf… mein Kleiner?“
 

Shinichis Lippen umspielte ein kühles Lächeln, gekonnt ignorierte er die abfällige Bemerkung und nickte ruhig zu der Flasche auf dem Schreibtisch.

„Aber nicht nur die. In dem Mülleimer neben ihrem Schreibtisch lassen sich zahlreiche Korken mit dieser Aufschrift erkennen.“

Die Blicke des Bosses folgten den seinen, das Lächeln war auf die dünnen Lippen zurückgekehrt.
 

„Und doch hast du gezögert!?“

Conan Schluckte hielt der Begegnung mit den eisblauen Augen stand und wich auch während dem Reden nicht aus.

„Ja. Denn soweit ich informiert bin sind es ausschließlich Damen, deren Decknamen etwas mit Wein zu tun haben…“

Ein gemeines Lächeln umspielte die blassen Wangen des kleinen Jungen.

„…aber vielleicht täusche ich mich ja in Ihnen und es handelt sich bei meinem Gegner um eine äußerst abstoßende Frau?!“
 

Zum ersten mal während des Eintritts in den Raum rührte Gin sich.

Ein Schlag, so präzise ausgeführt, dass Shinichi glaubte, er würde ihm die Schädeldecke spalten.

Nur schwer gelang es dem Kind einen Aufschrei zu unterdrücken, mit Schmerz verzerrtem Gesicht rieb sich Shinichi die pochende Schläfe, spürte wie etwas feuchtes Warmes wie Samt durch seine Finger glitt.
 

Doch weder auf den Wutausbruch seines Lakaien, noch auf Shinichis Bemerkung schien der Boss zu reagieren.

Allein das langsam herab tropfende Blut, verursachte einen Ausdruck von Missbilligung auf seinem Gesicht.

„Ts. Der schöne Boden.“

Langsam wand er sich dem Verursacher des rötlich glänzenden Flecks zu, schenkte ihm so etwas wie ein Lächeln.
 

„Du hast durchaus recht, mein kleiner Detektiv! Es mag nicht passen… aber bedenke, dass ich es bin, der meinen schwarzen Schäfchen ihre Namen gibt.“ Er seufzte, ließ sich gemächlich in seinen Sessel sinken.

„Ich liebe diesen Wein, und ich gebe zu…“ Ein süffisantes Grinsen erschien auf seinem Gesicht.

„… ich habe auch eine gewisse Vorliebe für Frauen. Wieso also nicht das eine mit dem anderen verbinden?“
 

Langsam beugte er sich zu Shinichi nach vorn.

Das süßliche Lächeln auf den dünnen Lippen verursachte nichts als Übelkeit in Shinichis innerem.
 

„Sie sollten doch wissen wie das ist, Mr. Holmes… mit der Liebe, und den Frauen.“ Das Grinsen wurde breiter, als er die Wut und die Angst in Shinichis Augen sah.

Bordeaux sah, wie sich der Mund des Kindes öffnete, um ihm sonst was an den Kopf zu schmeißen, aber so weit ließ er es diesmal nicht kommen.
 

„Außerdem braucht ein guter Wein Zeit…“

Das Grinsen auf seinen Lippen verschwand, Shinichi spürte, wie wichtig ihm diese Worte waren. Unbefriedigt und ungeduldig fing er erneut an, den Wein in seinem Glas zum rotieren zu bringen.

„Zeit ist etwas, dass man sich nicht kaufen kann…

Etwas, dass man nicht unter Kontrolle bringen kann…“

Shinichi schluckte wusste nicht, ob es Achtung oder Missgunst war, die er jetzt in den Augen von Bordeaux erkannte.
 

„Du hast die Zeit und das Leben betrogen, Shinichi Kudo!“

Seine kühlen Augen richteten sich wieder auf den kleinen Jungen.
 

„Ich will wissen, wie du das angestellt hast… wie es dir gelungen, selbst den Tod zu betrügen… Conan Edogawa?!“

Feuer

Feuer
 

Guten Abend meine Lieben Leser ^.^

Und wieder steuern wir mit großen Schritten aufs Wochenende zu *freu*

wie immer steht also auch wieder ein Neues Kapitel in den Startlöchern ;D

Ich danke euch allen sehr für eure Kommentare und wünsche viiiiieeel

Spaß beim Lesen *Gummibärchendalass*

Ganz liebe grüße,

eure Shelling Ford

PS: Ein kleiner Tipp an alle Rätselfreunde ^.~ schon der Titel dieses Kapps ist ein Zitat.
 


 

Der sonst so regelmäßige Ton machte ihn fast wahnsinnig.

Denn jedes Mal, wenn das Signal erklungen war, kam es ihm so vor, als würde das nächste ewig auf sich warten lassen.

Zumindest war die Leitung nicht besetzt… ein gutes Zeichen eigentlich.

Aber was, wenn die Nummer nicht mehr stimmte?

Oder er heute anderweitig zu tun hatte?
 

Yusakus Kehle schnürte sich immer wieder zu, erschöpft ließ er sich in seinen Bürostuhl sinken. Sein Blick schweifte über die Bücher seiner Bibliothek, ohne auch nur eines von ihnen wirklich wahrzunehmen.
 

Die Gedanken des besorgten Vaters waren einzig und allein bei seinem Sohn.

Die großen Kinderaugen, in denen sich die Verzweiflung und Enttäuschung der ganzen Welt widerzuspiegeln schien, durchbohrten sein Innerstes.
 

Wieder erklang der unnötig lang gezogene Signalton und hinterließ nach seinem verschwinden eine noch tiefere Stille als zuvor.

Doch auch diese beklemmende Ruhe konnte den Tumult in Yusaku nicht übertönen.

Er hatte es ihm sagen müssen!

Das ganze musste einfach endlich ein Ende haben…
 

Leise stöhnend biss er sich auf die Unterlippe, schien den Schmerz fast zu genießen, der durch seinen Körper strömte und seine Gedanken, wenn auch nur für eine Sekunde, zum schweigen brachte.
 

Er hatte das schlimmste verhindern wollen und ihn so, geradewegs, in die Arme des Teufels gehetzt!
 

Wie hatte er zulassen können, dass sie seinen Sohn mitnehmen?

Warum hatte er ihn gehen lassen?

Warum war er überhaupt gegangen?

Yusakus Versuch zu schlucken misslang, all diese Fragen führten zu ihm!

Er war nicht da gewesen, hatte sie nicht aufgehalten.

Er war wütend auf ihn…

Er hatte ihn wütend gemacht!
 

Er hätte einfach anders mit ihm reden sollen, verständnisvoller, behutsamer, einsichtiger, liebevoller… väterlicher!

Stattdessen hatten sie sich gestritten!

Sie hatten sich gestritten, verdammt noch mal!

War er nicht der große Autor, dessen Leben nur aus dem geschriebenen Wort bestand und den jeder wegen seiner Sprachgewandtheit bewunderte?

Ekel machte sich in Yusakus Innerem breit, als er an die Literaturpreise in seinem Haus in LA dachte.
 

„Lächerlich!“, kam es über die trockenen Lippen.
 

Immer wenn es wirklich wichtig war, fehlten ihm die passenden Worte!

Das war schon immer so gewesen…

Wie viele Anläufe hatte er allein dafür gebraucht, Yukiko seine Liebe zu gestehen?

So viele. So unendlich viele!

Damals konnte er von Glück reden, dass er es nicht gänzlich vermasselt hatte.

Dass er es wieder gut machen konnte.
 

Stöhnend fuhr er sich mit den kalten Fingern über das Gesicht.

Was wenn er jetzt nicht die Gelegenheit bekam es wieder gut zu machen?

Nie wieder…
 

Völlig in Gedanken versunken bemerkte Yusaku nicht, wie jemand sein Gespräch endlich entgegennahm.
 

Fröhliche Weihnachtsmusik und Gelächter drangen an die für die aufmunternden und Leben versprechenden Klänge tauben Ohren des Vaters.

Selbst Franks Weihnachtliche Verse konnten nichts an seiner Stimmung ausrichten.
 

The lights are turned way down low

Let It Snow! Let It Snow! Let It Snow!
 

Neben dem Gedudel über weiße Weihnacht, ertönte nun auch die Stimme des gut gelaunten Megures aus dem Hörer.

„Hier, Mordkommission Tokio-“ Doch ein lautes Lachen unterbrach die eingeübte Wortabfolge des Kommissars.
 

How I'll hate going out in the storm!
 

Alle Versuche, seine Mannschaft zur Ruhe zu bringen misslangen, sodass Megure nichts anderes übrig blieb, als seinen geliebten Punsch beiseite zu stellen und sich unwillig ein ruhiges Plätzchen zum telefonieren zu suchen.

So vergingen noch weitere Sekunden, in denen die fröhliche Musik an die Ohren des Autors drangen und sich in ihren jauchzenden Melodien über ihn amüsierten.
 

But if you'll really hold me tight

All the way home I'll be warm
 

Als Megure endlich die Tür eines abseits gelegenen Büros hinter sich schloss, setze er von neuem an.

„Hier Mordkommission Tokio, Kommissar Megure am Apparat.

Entschuldigen Sie bitte die Unterbrechung…“ Er wurde rot, dass sie auf der Wache heute Weihnachtsfeier hatten, verschwieg er bewusst.
 

„Was kann ich für Sie tun?“
 

Doch Yusaku blieb ihm die Antwort schuldig, zu vertieft war er in seine ihn anklagenden Gedanken. Auf der anderen Seite der Leitung ertönte ein genervtes Schnauben.
 

„Hallo? Hören sich mich?“

Wieder wartete Megure, richtete sich unruhig den Hut.

Eigentlich sollte er sich schämen, als er den leisen Wunsch in sich bemerkte, dass der Anruf nichts weiter als ein Scherz sei.

Eine tiefe Falte suchte sich einen ihr bekannten Platz auf seinem Gesicht, wenigstens an Weihnachten könnte sich die Verbrecherwelt doch besinnen.

Wenigstens zur Zeit der Liebe sollte der Tod doch einmal hinten anstehen!
 

Er seufzte, setze dann aber pflichtbewusst erneut zu sprechen an.

„Hallo?“

Wieder Stille…

„Hallo?!“

Er war schon kurz davor aufzulegen, als die brüchigen Worte einer ihm wohlbekannten Stimme an sein Ohr drangen.
 

Der Klang seines alten Freundes verursachte unwillkürlich ein flaues Gefühl in seinem Magen.

Das konnte nur eines bedeuten!

<Shinichi…>
 

„G-Guten Abend Megure, entschuldigen Sie die Störung…“

Jedes Wort, das er sprach, war ein Kampf mit seiner trockenen Kehle.

„Ich-. Es geht um Shinichi…“

Megures Unruhe verstärkte sich, als er seinen alten Freund geräuschvoll schlucken hörte, ehe er sich zum weiter sprechen zwang.
 

„Sie… sie haben ihn, Juzo!“
 

Stille, Megure hielt den Atem an, genau das hatte er befürchtet!

Er wusste direkt, dass es Yusaku Kudo war, der mit ihm sprach und konnte an dessen Stimme und der Tatsache, dass er sogar vergessen hatte sich vorzustellen, erkennen, dass etwas nicht stimmte.

Er hatte es geahnt.

<Sie haben ihn…> Sein Hals wurde rau.

<Um Gottes willen, Shinichi!>

Noch ehe sich der Autor weiter mit den eigenen Worten quälen konnte, drang die strenge Stimme seines Freundes an sein Ohr.
 

„Wir sind gleich bei euch, Yusaku!“
 

Damit legte er auf, riss hastig die Tür zum Gemeinschaftsraum auf. Von den heftigen Bewegungen aufgeschreckt sah ihn die die Feiergemeinschaft überrascht an.

Schnell suchte er den Blick zweier Inspektoren, die den weißen Teint um die Nasenspitze ihres Vorgesetzten bald teilten.
 

Yusaku nahm das regelmäßige Geräusch am Ende der Leitung schon gar nicht mehr wahr, sein leerer Blick war unwillkürlich zu zwei Büchern gewandert.

Immer wieder nahmen seine Augen die Namen der Autoren wahr.
 

Conan Doyle und Rampo Edogawa.
 


 

Ein schnelles Zischen, ein kurzes Aufleuchten und schon war alles vorbei.

Unruhig beobachtete Shinichi jede Handbewegung Bordeaux.

Dieser schien eine Antwort des Kleinen gar nicht erst zu erwarten, in aller Ruhe zündete er sich eine Zigarette an.

Die Flamme des Streichholz schien unnatürlich schnell zu verblassen, es war, als wäre sie der Kälte im Raum nicht gewachsen.
 

Genüsslich setzte er die Zigarette an seine dünnen Lippen, atmete in langen, gleichmäßigen Zügen ein und aus.

Der grau-blaue Rauch schlich sich langsam durch das Zimmer und verstärkte durch seinen schwachen Nebel die Worte des Bosses und vergiftete Shinichi von innen heraus.
 

„Ich weiß natürlich, dass es an dem APTX liegt, dass es eine Nebenwirkung ist, die wir leider nicht bedacht haben…“

Er sprach mehr zu sich selbst als zu Shinichi, der ihn überrascht ansah.

<Was sollte dann diese Frage? Den „Tod betrügen“…> Verärgert biss er sich auf die Unterlippe.

„Als ob ich mir das ausgesucht hätte.“, kam es wispernd über die blutleeren Lippen des kleinen Jungen.
 

Die borstigen Augenbrauen des Bosses zogen sich in die Höhe, bald drauf zeigte sich jedoch das süße, überlegene Lächeln auf seinen Lippen.

Shinichi hing dieses Grinsen jetzt schon zum Hals raus!

Es bedeutete nichts gutes, soviel hatte er bereits gelernt.
 

„Ach? Jetzt sag bloß, mein lieber Oberschülerdetektiv, du wärst damals lieber an dem Gift gestorben?“

Shinichi schluckte, wusste die Antwort aber befand es besser zu schweigen.

Natürlich hätte er das nicht gewollt..

Die Antwort lautete nein!

Natürlich lautete sie nein!

Er war froh, dass er noch lebte, froh, dass er die Chance bekommen hatte, sein Leben wieder zurück zu erobern, froh, dass er die Gelegenheit hatte, es ihr irgendwann zu sagen.
 

Doch all diese Träume schienen angesichts der gegenwärtigen Situation nicht weiter als Schall und Rauch, sie verblassten in seinem Inneren wie der langsam wabernde Zigarettenqualm.
 

<Die Antwort lautet nein!>

Dennoch hatte er seinen Vater heute Abend nicht belogen.

Er hatte die Wahrheit gesagt, denn es gab Zeiten, da hätte er sich den Tod gewünscht!

Manchmal wünschte er sich, er wäre nie wieder in dem feuchten Gras aufgewacht… um ihretwillen.

Um all seine Freunde vor dem Feind, vor Kummer und Leid schützen zu können und… vielleicht auch sich selbst, ab und an.
 

Die gletscherblauen Augen des Bosses ruhten auf dem kleinen Jungen, der sich so tief in seinen Gedanken befand, dass selbst der durchbohrende Blick seines Gegners an ihm abprallte.
 

Bordeaux' Stimme schlug einen väterlichen Ton an, der Shinichi voll Ekel aus seinen Gedanken riss.

„Natürlich hattest du keine andere Wahl... aber du lebst! Und nicht nur das, Mr. Holmes, das Leben selbst hat Ihnen zehn Jahre geschenkt…“

Erneut zog er an seiner Zigarette, sah zu, wie die Glut aufleuchtete und sich immer näher an das Ende heran fraß, bis das Feuer schlussendlich verlöschen würde.
 

„Zehn Jahre!“
 

In Shinichis Augen leuchtete ein interessierter Funken auf, doch noch ehe er Zeit hatte, dem Mann vor sich seine Gedanken zu entlocken und ihn ein paar Minuten ruhig zu beobachten, fing sein kühler Blick ihn auch schon wieder ein.

Er schien die Augen des jungen Detektiven förmlich zu spüren, sodass er es vorzog weiter zu sprechen.
 

„Du weißt vermutlich, was die meisten Leute von einem Glas Wein am Abend behaupten... Man sagt, es würde das Leben verlängern.“ Ein bedauerndes Lächeln trat auf seine Lippen.

„Wir wissen alle, dass das nicht stimmt! Viele lachen über sich selbst, wenn sie dann des besseren Wissens zum Trotz zum Glas greifen. Wir alle wollen leben und doch haben wir keine Kontrolle darüber… Der Mensch hat keine Kontrolle über das, was ihm am wichtigsten ist, er kann es einfach nicht beherrschen.“ Mit einer fast schon sanften Drehbewegung brach er dem noch glühenden Zigarettenstummel vermutlich das Genick, als er ihn im Aschenbecher ausdrückte.
 

In einer Bewegung, die Shinichi nur zu bekannt war, legte er die Fingerspitzen aneinander und sah den Jungen vor sich eindringlich an.

„Durch die Arbeit mit dem Tod bekommt man eine andere Sicht zum Leben…“

Die Kunstpause im Satz des Bosses untermauerte den festen Willen hinter seiner Fassade.

Erneut sah er Shinichi fest an, dieser konnte nicht verhindern, dass eine Gänsehaut über seine Arme huschte, als die kühle Stimme erneut zu sprechen begann.

„Ich beherrsche den Tod, Shinichi Kudo… und du bist das perfekte Bindeglied, um nun auch endlich das Leben unter meine Herrschaft zu zwingen.“
 

Shinichis Versuch, seine Gesichtszüge zu beherrschen, misslang, entgeistert starrte er den Mann vor sich an.

Das konnte doch unmöglich sein Ernst sein!

Shinichi schluckte, selbst wenn, er würde den Teufel tun und diesem Mann auch nur im entferntesten unter die Arme zu greifen!
 

„Ich wüsste wirklich nicht, wie ich Ihnen behilflich sein sollte!“

Kam es spitzfindig über die jungen Lippen.

Bordeaux schien völlig taub, was Shinichis Sticheleien anbelangte. Ruhig erhob er sich aus seinem Sessel, drehte Conan, Gin und Wodka den Rücken zu, betrachtete stattdessen die kalte Nacht Tokios.
 

Wie zarte Nebelschleier trieb der Wind die Schneeflocken durch die verwinkelte Stadt. Die weihnachtlichen Lichter waren in der Entfernung nicht mehr zu erkennen, sie hatten den Kampf mit der Nacht verloren.

Ohne sich wieder Shinichi zuzuwenden begann Bordeaux zu sprechen.

„Du könntest dir und auch uns eine menge Arbeit ersparen, Kudo!“

Shinichis Herz zog sich zusammen, gespannt wartete er auf die nächsten Worte des Bosses.
 

„Ich werde dir nichts versprechen, was ich nicht auch einhalten kann… und will. Wir wissen, denke ich, beide, wie dieses Spiel für Sie enden wird, Mr. Holmes.“

Shinichi schluckte, schaute wohl wissend zur Seite.

„Du wirst deine Freiheit nicht wieder bekommen… egal was du tust.“

Bordeaux' Stimme war ohne Zorn, klar und fest drangen seine Worte an Shinichis Ohr.

Dieser wandte die Augen kurz von dem Rücken seines Gegners ab, schaute blicklos in die Leere.

<Vermutlich hat er recht… wahrscheinlich komme ich hier nie wieder raus…>

Er schnappte nach Luft, kniff die Augen kurz zusammen und versuchte so die Welle aus Panik und Angst zu brechen, die drohte, über ihm zusammen zu fallen.
 

<Nein!>

Erneut suchten seine Augen ihr Ziel, bohrten sich konzentriert in den Rücken Bordeaux'.

Er würde hier raus kommen!

Er würde nicht aufgeben!

Nie!

Der Boss schien den Blick des Kleinen in seinem Rücken zu spüren, langsam sah er über seine Schulter, schüttelte fast schon mitleidig den Kopf ehe er erneut, scheinbar mit dem Schnee zu sprechen begann.
 

„Ich habe dir das Ende dieses Spiels angekündigt, du kannst deinen Weg gehen… oder den leichteren wählen. Natürlich könnte ich dich auch zum aufgeben zwingen…“

Ein böses Lächeln zeigte sich unter den eisigen Augen, es war eindeutig nicht das erste Mal, dass der grausame Genuss in den Zügen des Mannes Einzug hielt.
 

„Ich könnte es…“, wisperte er geheimnisvoll mehr zu dem kalten Schnee als zu Shinichi, als könnte nur dieser sein Geheimnis wahren, da sein Leben schließlich selbst nur von so kurzer Dauer war.

Der Schnee peitschte gegen das Fenster, riss ihn durch das feste Klopfen wieder zurück in die Realität, er räusperte sich, eindeutig bemüht das schwarze Blut in seinen Adern zu zügeln.
 

<Noch nicht.>
 

Langsam drehte er sich zu Shinichi um, von dem Lächeln, das dem Detektiv sicher das Blut hätte gefrieren lassen, war nichts mehr zu erkennen.

„Es ist nicht meine Art, einen Gegner zu vernichten, ehe er nicht die Chance hatte, mir sein Können zu beweisen.“
 

Conan schluckte, das alles war ein billiges Katz- und Mausspiel!

Die Katze spielte mit ihrem Opfer, tat ihm weh, ließ es rennen, wiegte es in Sicherheit, ehe sie es endgültig verschlang.

<Passen Sie nur auf, dass ich Ihnen nicht im Hals stecken bleibe!>

Ein kurzes Lächeln huschte über das Gesicht des Grundschülers, von diesem sichtlich ungerührt fuhr der Boss fort.

„Ich will dir die Chance geben, dein Ende selbst zu wählen…“
 

Schnelle Schritte eilten über den Boden, gingen zielstrebig ihrer Wege.
 

„Du weißt, dass es noch jemanden gibt, jemanden, der dir viel Leid ersparen könnte… Shinichi Kudo!“
 

Die schmal geschnittenen Frauenschuhe glänzten im matten Schein der Lampen, bewegten sich im Takt einer lautlosen Musik.
 

„Sie teilt dein Schicksal bereits und wäre nach all dem, was sie getan hat, bestimmt gern bereit unsere Forschung zu unterstützen.“

Shinichi schluckte, merkte wie sein Herz langsam aus dem Takt geriet.
 

Raschen Schrittes erreichten die Schuhe den Teppichboden vor dem Büro. Traten unsichtbare Spuren in das sanfte rot.
 

„Du machst es nur angenehmer für dich… und deine Familie, wenn du uns endlich sagst, wo sie ist…“
 

Sie holte kurz Luft, strich sich eine blonde Strähne hinter das Ohr und versuchte sich ein letztes Mal zu sammeln, während sie ihre Hände verfluchte, die zitternd auf die Tür zusteuerten.
 

„Wo ist Sherry?“

Die kalten Augen Bordeaux' loderten gefährlich auf, ehe ein lautes Klopfen die beißende Stille unterbrach, die nach diesem Namen vorherrschte.
 


 


 

Yukiko klopfte vorsichtig an der nussbraunen Tür der Bibliothek und wartete auf ein „Herein!“. Den Wangen der Schauspielerin fehlte das körpereigene Rouge, mittlerweile wollte auch der salzige Geschmack auf ihren Lippen einfach nicht mehr weichen.

Ran und die anderen warteten im Wohnzimmer auf sie. Nachdem Heiji dem FBI Bescheid gesagt hatte und Mr. Black ihnen versicherte, er mache sich unverzüglich auf den Weg, war es in dem gemütlichen Raum ganz still geworden. Selbst die Kinder hatten jegliche Unterhaltung eingestellt und starrten betreten auf ihre Schuhspitzen.

Der einzige, der noch immer keine Ruhe gefunden hatte, war der junge Hattori. Mit grimmiger Miene ging er langen Schrittes im Raum hin und her.
 

Dieses angespannte nichts tun brachte sie fast um den Verstand.

Sie war vor dieser grässlich lauten Ruhe geflohen!

Das schleichende Ticken der Uhr, die unruhigen Schritte des jungen Detektiven, die betrübten Mienen seiner Freunde und nicht zuletzt Rans Blick hatte sie aus dem Zimmer getrieben.
 

Yukiko seufzte, klopfte erneut an und schlang dann die Arme enger um ihre Tallie. Sie musste unweigerlich zittern, wenn sie an Rans Gesichtsausdruck dachte.
 

Die roten Spuren ihrer Tränen zogen sich wie frische Narben über ihre Wangen, wollten und wollten einfach nicht verblassen.

In Gedanken war sie bei ihm, ihr leerer Blick bewies, dass sie etwas anderes sah, etwas, dass nicht hier war, sondern vermutlich weit weg… weit in ihrem Inneren, in ihrem Herzen.

Dennoch war die junge Frau äußerst aufmerksam, denn immer, wenn Yukiko sie mit ihrem Blick streifte, hob Ran langsam die Augen und sah die besorgte Mutter mit einem hoffnungsvollen Lächeln an.
 

Und genau davor war sie geflohen!

Yukiko konnte Ran nicht so sehen. Sie hielt die verborgene Angst in den Augen des Mädchens, die Schuld, die dieses sich selbst gab, einfach nicht aus.
 

Also war sie gegangen.

Sie war mit der Ausrede nach ihrem Mann sehen zu wollen verschwunden.

Obwohl das wohl auch keine reine Lüge war, denn Yukiko machte sich ernstlich Sorgen um ihn.

Deshalb zögerte sie nun auch nicht länger, sondern trat ohne Ankündigung leise durch die Tür.
 

„Yusaku?“

Er war nicht wie erwartet an seinem Schreibtisch, Yukiko wäre fast erschrocken, als sie seine Gestalt am Fenster erkannte. Er hatte ihr den Rücken zu gedreht, seine Silhouette schien vom starken Schneetreiben, das draußen herrschte, ins flackern zu geraten, der kühle Schein des Eises gab ihm etwas geisterhaftes.
 

Die rotblonde Schauspielerin schluckte, ging dann langsam auf ihn zu.

Als sie am Schreibtisch vorbei schritt, suchten ihre Augen das Telefon, aus seinem Hörer erklang noch immer das regelmäßige Tuten der nun wieder freien Leitung.

Er hatte nicht einmal aufgelegt. Ihr Blick wandte sich wieder ihrem Mann zu, ohne es weiter zu beachten, ging sie an dem leise wimmerndem Telefon vorbei.
 

Ehe sie Yusaku erreichte, versuchte sie ihn nochmals auf ihr kommen vorzubereiten, sanft und ruhig wanderte sein Name durch die Bibliothek.

„Yusaku…“ Vorsichtig umschlang ihr Arm seinen Rücken während ihre andere Hand die seine aufsuchte.

Er erschrak nur kurz, bis er erkannte, wer in diesem Moment seine Nähe suchte, ausgerechnet seine Nähe.
 

Langsam blickte er zu ihr hinunter, sah in die liebevollen Augen seiner Frau, die nun ebenfalls das Schneetreiben beobachteten.

Yukiko hatte kurz Angst, er würde sich von ihr abwenden, als er seine Hand aus der ihren zog. Als sie seinen starken Arm dann aber nur wenige Sekunden später um ihre Taille spürte, atmete sie erleichtert auf und vergrub ihren Kopf in seinem Hemd.

„Ich hab so eine Angst um ihn, Yusaku.“
 

Lange Zeit sagte keiner von ihnen etwas, gemeinsam beobachteten sie den Tanz der Schneeflocken, die alles Leben unter ihrer weißen Hülle zu begraben schienen.
 

„Wir werden ihn finden, Yukiko!“

„Mhm?“ Fragend und hoffend sah sie zu ihm hinauf, seine Augen ruhten noch immer auf dem Fenster, aber in seinen Zügen lag die Entschlossenheit, die sie sich so sehr gewünscht hatte.

„Wir werden Shinichi wieder nach Hause holen!“ Ein von Erleichterung gezeichnetes Lächeln umschmeichelte Yukikos Mund.

Dennoch erkannte sie einen tiefen Schatten in dem Gesicht ihres Mannes, etwas quälte ihn, drohte ihn von innen heraus zu zerstören.

Sie ahnte nur zu gut, was es war…
 

„Du- du kannst nichts dafür, Yusaku!“ Flehend sah sie zu ihm hinauf, doch er hatte nur Augen für den Schnee, der noch immer mit der Dunkelheit rang.

„Du bist nicht schuld, Schatz!“

Doch er ging nicht auf ihre Worte ein, sondern betonte sein Vorhaben.

„Wir werden ihn finden!“

„Yusaku.“ Bittend sah sie zu ihm hinauf, er quälte sich… völlig bewusst.

„Ganz sicher!“
 


 

<Nein!>

Die blauen Augen weiteten sich entsetzt, ihr Blick ruhte entgeistert auf dem kleinen Jungen.

<Nein, nein, nein, nein, nein!>

Für einen Moment verlor die erfahrene Schauspielerin jegliches Instrument ihrer Kunst. Bordeaux verkniff sich ein Grinsen, sah seinen blonden Liebling stattdessen interessiert an.
 

„Was ist los mit dir, Vermouth?“

Die Angesprochene blinzelte nur kurz, fand dann endlich ihre Fassung wieder und unterstrich diese mit einem süßlichen Lächeln auf den leicht zitternden Lippen.

„Ich wundere mich nur, mein Lieber. Ich wusste nicht, dass du jetzt auch ein Kinderheim aufmachen willst?!“

Zielsicher ging sie an Gin und Wodka vorbei, schenkte beiden ein Lächeln. Während Wodka blöd grinste, verzog Gin nur genervt die Nase.
 

Langsam ging Vermouth vor Conan in die Hocke, wuschelte ihm durch die Haare und grinste ihn hämisch an.

„Na, mein Kleiner?“

Am Liebsten hätte sie geschrien, hätte den Kleien hier raus geschleppt, egal wohin, Hauptsache weg, weg von hier… weg von ihm!
 

Shinichi jedoch hatte für Vermouth keinen Blick übrig. In seinen Gedanken wiederholte er immer wieder die Frage von Bordeaux, spielte sie wie mit einem kaputten Plattenspieler immer wieder ab.
 

<Wo ist Sherry?>
 

Shinichi schluckte, ein winziger Hoffnungsschimmer keimte in ihm auf.

<Sie haben sie nicht!> Gespannt huschten Shinichis Pupillen hin und her.

<Sie haben Ai nicht! Er hätte nicht nach ihr gefragt, wenn es nicht so wäre… Oder aber, es ist ein Test.>

Langsam schüttelte er den Kopf, spürte den kalten Rauch, der seine Augen biss.

<Nein! Sie sind nicht hier!>

Ein erleichtertes Lächeln huschte über sein Gesicht.

Die Organisation hatte Ai und den Professor nicht!
 

Bordeaux räusperte sich genervt, er hatte ihnen diese kleine Pause ganz bewusst gelassen… aber langsam reichte es ihm.

Er wollte eine Antwort.

Jetzt.
 

„Meine Geduld ist begrenzt, Shinichi Kudo! Ich frage dich noch einmal, wo ist Sherry?“

Unverzüglich schrak Vermouth auf.

<Was?> Sie blickte von Conan zu Bordeaux und wieder zurück, in den Blicken der beiden Kontrahenten knisterte es gefährlich laut.

Als sich auf den Lippen des Kleinen ein fieses Grinsen zeigte, durchfuhr sie ein heißer Schauer.

<Tu es nicht, Shinichi!>
 

Doch der nahm ihre Warnung nicht wahr, sondern spielte nun seinerseits sein Blatt aus.

„Ich weiß leider nicht, von wem Sie reden.“

„Tss!“ Leise kichernd schüttelte Bordeaux den Kopf. Und so was schimpfte sich Detektiv? Dieser kleine Junge war so leicht zu berechnen!

„Kürzen wir das ganze doch einfach ab, Mr. Holmes, ich denke alles andere wäre wohl weit unter unser beider Niveau!“

Langsam zog er eine Schublade seines Schreibtischs auf und legte mit bedacht einen kleinen Umschlag auf den Tisch. Während er die Papierlasche aufriss, sprach er gemächlich weiter.

„Du weißt sehr wohl, von wem ich spreche.

Shiho Miyano, die dir wohl besser unter dem Namen Ai Haibara bekannt ist.“
 

Shinichi schluckte, ein kleiner Schweißtropfen bahnte sich seinen Weg und brachte die Wunde an seiner Schläfe durch die salzige Essenz erneut zum brennen.

„Ich weiß nicht, von wem sie reden!“

Seufzend zog der Boss zwei Fotos aus dem Umschlag, nickte Vermouth auffordernd zu.

„Hast du diese beiden Kinder während deiner Zeit an der Oberschule zusammen gesehen? Ja oder nein?“

Vermouth stockte kurz, sie hatte sich schon gewundert, warum er sie hatte rufen lassen. Jetzt jedoch war ihr klar, dass er Shinichi mit seinen eigenen Waffen schlagen wollte. Sie sollte Zeugin spielen, sollte durch ihre Aussage den Beweis liefern, der dem Kleinen das Genick brechen würde.
 

Sie hätte sich die Bilder gar nicht ansehen müssen, wusste auch so, dass auf dem einen ein kleiner Junge mit Brille und auf dem anderen ein kleines rotblondes Mädchen zu sehen war.

Lügen war unmöglich.

Bordeaux' Augen bohrten sich wie scharfe Klingen in ihre Brust.

Sie nickte schwach, zwang sich zu einem gehässigen Blick zu Conan.

„Ständig, sie waren ständig zusammen!“
 

Bordeaux' Nicken und Gins Tritt kamen schneller, als Vermouth hätte reagieren können… auch wenn sie sowieso nichts hätte tun können.
 

„Arg!“ Diesmal hatte sich Shinichi nicht auf den Beinen halten können, der Tritt in seinen Rücken beförderte ihn mit dem Gesicht voraus auf den Boden.

Sofort spürte Shinichi etwas warmes über seinen Mund laufen, seine Nase pochte und fühlte sich an, als wäre sie in tausend Teile zersprungen.

Er keuchte, kämpfte gegen die Ohnmacht, die langsam ihr Opfer einforderte, das alles war einfach zu viel für ihn, viel zu viel für seinen schwachen Körper.
 

<Verdammt!> Leise stöhnend richtete er sich auf alle viere auf.

Er würde nicht aufsehen, würde seinen Gegner nicht von unten herauf betrachten… nicht mehr, als er es sowieso schon musste.

<So ein Mist.> Shinichi spürte, wie seine Hände zitterten, der Geruch von Blut schien ihm langsam die Sinne zu vernebeln, er hörte es tropfen und sah, wie sich in Höhe seines Gesichtes eine kleine rote Pfütze bildete.
 

Nur dumpf vernahm Shinichi das quietschende Geräusch eines Korkens, darauf folgte ein leises Gluckern der rötlichen Flüssigkeit, die sich langsam in das kühle Kristall ergoss.
 

„Meine Geduld hat einmal ein Ende, Kudo!“ Kalt sah er zu dem kleinen Jungen hinab.

„Schafft ihn weg! Mal sehen, ob unser junger Freund nachher ein wenig gesprächiger wird…“

Das kalte und grausame Grinsen drang selbst durch Vermouths harte Schale und verursachte eine Gänsehaut auf ihrem Arm.
 

„Wir finden da schon Mittel und Wege…“
 

Shinichi wollte etwas erwidern, spürte jedoch schon im nächsten Moment wie man ihn unsanft über den Boden davon schleifte.

Hinter Conan, Gin und Wodka fiel die Tür krachend ins Schloss.
 

Vermouth starrte ihren Boss kurz an, schenkte ihm dann jedoch ein flüchtiges Lächeln und verschwand ebenfalls aus dem Zimmer.

Sie musste ihn hier raus holen!

Noch heute.
 

Bordeaux blieb allein zurück, ließ sich mit einem hellen Kichern in seinem Sessel nieder. Schauspielerin hin oder her, in diesem Moment hatte er in ihren Augen das gesehen, was er in den Zügen seiner Opfer so liebte.

Angst!

Reine Panik hatte sich in ihrem Blick gezeigt.
 

Er schloss genüsslich die Augen, sein Plan ging auf, mal wieder.

Als er die Lider wieder öffnete, schwenkte sein Blick an das alte Bücherregal zu seiner rechten.

Langsam umschlang seine Pranke das kühle Glas auf seinem Schreibtisch, es sah aus als ob er einem seiner Bücher zu prostete.
 

Ohne Hast führte er das Weinglas an seine Lippen, ließ die rote Flüssigkeit brennend seine Kehle hinunter laufen.

Ein kleines Lächeln begleite das Wort welches seinen dünnen Lippen entfleuchte.
 

„’Feuer’“

Ein tödlicher Funken Hoffnung

Ein tödlicher Funken Hoffnung
 

Guten Tag alle miteinander ^____^

Ich danke euch allen wirklich sehr für eure Interesse und vor allem für die Kommentare! Ich freue mich wirklich über jedes einzelne ^//_____//^

Vielen vielen Dank!

Ich hoffe dieses Kapitel kann euch wenigstens eine Frage beantworten ^.~

Was ist mit Ai?

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen,

Ganz liebe Grüße,

*wink*

Eure Shelling Ford
 


 

Der Geruch des Desinfektionsmittels vermischte sich mit seinem Blut. Shinichi konnte nur erahnen, wohin sie ihn brachten. Die Lichter des spärlich erhellten Flures flackerten vor seinen Augen, Müdigkeit und Erschöpfung drohten ihn immer weiter zu übermannen.

Er konnte nicht mehr, hatte nicht die Kraft sich gegen Gin und Wodka zu wehren.
 

Das metallische Klimpern eines Schlüssels drang in dumpfen Tönen an sein Ohr. Die Schneedecke zwischen seinem Verstand und der Realität wurde immer dicker und hüllte alles um ihn herum in kühle Dunkelheit.

Eine Tür wurde aufgeschlossen und Shinichi spürte wie Gin ihn am Kragen packte, doch noch ehe er sich hätte wehren können, hatte dieser ihn in den kleinen Raum geworfen.
 

Gequält stöhnte Shinichi auf, als er mit dem Rücken voraus gegen ein Brett krachte. Vor seinen Augen flimmerte es zwar, doch er konnte Gins gemeines Grinsen nicht zuletzt wegen seines Tonfalls genau vor sich sehen.

„Vier Quadratmeter und sogar ein kleines Fenster. Für dich also so etwas wie eine Suite, Kudo!“

„Mistkerl.“, keuchte der kleine Detektiv tonlos.

Gin lachte hämisch und machte die Tür langsam zu.

„Schlaf schön, du Meisterdetektiv!“
 

Erneut hörte Shinichi den Schlüsselbund, er erschauderte kurz, als er das zuschnappende Türschloss leise flüstern hörte.
 

Gefangen!
 

Conan seufzte, blinzelte mehrmals und versuchte seinen Blick so zu schärfen.

<Verfluchter Mist!> Seine noch von der Kälte tauben Finger glitten vorsichtig über den Boden. Eine kalte, glatte Oberfläche, die in regelmäßigen Abständen kleine Rillen aufwies.

<Fliesen oder Kacheln…>
 

Shinichi kniff die Augen zusammen. Langsam gewöhnte er sich an die Dunkelheit, doch was er dann sah, beziehungsweise nicht sah, hätte er nicht erwartet.

Nicht einmal die tiefe Nacht hätte den Raum in eine solche Dunkelheit tauchen können. Ein bitteres Lachen ertönte aus Conans trockener Kehle.

<Man kann’s auch übertreiben!>
 

Der ganze Raum war schwarz gekachelt, von dem Boden, den Wänden bis hin zur Decke. Sogar die schwere Zellentür war in der dunklen Farbe gestrichen.

<Kein Wunder, dass es hier drin so duster ist.> Vorsichtig langte Shinichi mit seinem Arm nach hinten, ignorierte die Anstrengung, die ihn jede noch so kleine Bewegung kostete. Seine Finger krallten sich in einen dünnen Stoff, er konnte das staubige Aroma vieler vergangener „Gäste“ riechen, angeekelt schüttelte er den Kopf.
 

Besser ein Bett aus einer modrigen Decke auf einem Holzgerüst als gar keines. Verächtlich schnaubend zog sich Shinichi auf die Liege.

Alle Viere von sich gestreckt legte er sich auf den Rücken und starrte in die Dunkelheit.
 

Der fünf Zentimeter hohe Spalt in der Wand, den Gin ihm als „Fester“ beschrieben hatte, führte nur wenig Licht in die Dunkelheit.

Die Finsternis verschlang mit jeglichem Licht wohl auch die Hoffnung der jeweiligen Zelleninsassen.

Doch an Shinichi würde sie wenigstens für heute verhungern.

In seinem Kopf herrschte gähnende Leere, er war zu müde um sich zu sorgen, oder einen Plan zu schmieden, dessen Hoffnungsschimmer sich die Nacht bereichern könnte.
 

Mit einem müden Seufzer ließ er sich fallen, genoss die Dunkelheit die ihn umfing und alles andere für ihn unsichtbar machte.
 


 


 

Angeekelt verzog sie den Mund, öffnete langsam die Augen, den widerlichen Geschmack auf ihren Lippen konnte sie nur einem zuordnen.

<Ch- Chloroform!>

Sofort war Ai hell wach, der Duft von warmen Tee wehte ihr um die Nase und auch das freundlich belichtete Zimmer passte nicht zu der Panik, die jetzt in ihrem Inneren tobte.
 

„Endlich bist du wach!“ Die wohlbekannte Stimme ließ sie zusammenzucken, hastig wandte sie den Kopf und erkannte Professor Agasa in einem Sessel neben sich.

„Was? Wo… wo sind wir?“ Plötzlich wurde ihr Hals trocken, als ob man bei einem Fernseher auf vorspulen gedrückt hätte, folgte ein Bild dem anderen.

Ran war verschwunden, wahrscheinlich tot!

Und Shinichi lief geradewegs in sein verderben.

„Nein.“, hauchte sie.

Entsetzt suchte sie nach einem Fenster, sie sah hinter sich und erkannte den frischen Neuschnee in der Mittagssonne glänzen.

„Professor, wo sind wir? Was ist mit Ran… Shinichi?“

Agasa sah sie besorgt an, wollte ihr gerade Antworten, als eine andere Stimme beruhigend auf sie einredete.
 

„Ran geht es gut, Shinichi hat sie gestern Nacht gefunden.“

Die Augen des kleinen Mädchens wurden groß, schnell wandte sie ihren Kopf in Richtung der fremden Stimme, doch alles, was sie sah, war ein finsterer kleiner Hotelflur.

<Nein… ich kenne diese Stimme.>

Sie hatte sie schon einmal gehört, gestern Nacht.

Es war schon dunkel, als es an ihrer Tür geklingelt hatte, sie war aufgesprungen in der Hoffnung, es sei Shinichi.

Aber er war es nicht.

Denn noch ehe sie hätte schreien können, hatte ihr dieser Mann ein feuchtes Tuch vor Nase und Mund gedrückt…

Aber was hatte er gesagt…

<Was?>
 

“Es tut mir leid…“
 

Ai spürte, wie die Angst in ihr wuchs, mit immer größer werdender Panik beobachtete sie, wie die kühle Stimme langsam ein Gesicht bekam, als der Mann mit langsamen Schritten aus dem dunklen Flur trat.

Der Blick der grünen Augen ließ Ai einen Schauer über den Rücken laufen, sämtliche Alarmglocken in ihrem Inneren begannen zu läuten.

„Was soll das?!“ Ihre Stimme klang schrill, doch sie ignorierte es.

„Wer sind Sie? Und wo sind wir!“

Akai schluckte, wandte sich zum Fenster und entrang sich zweier Worte.
 

„In Sicherheit.“
 

Ai starrte ihn unverwandt an, das komische Gefühl in ihrem Inneren wollte nicht aufhören, sie erschrak, als der Professor sie leicht an der Schulter berührte. Der alte Mann hatte sich zu ihr vorgebeugt, sah sie mit einem mitfühlenden Blick an.

„Er sagt die Wahrheit, Ai.“ Er lächelte müde.

„Shinichi hat Ran gefunden, beiden geht es gut.“

Doch Ai schüttelte nur ungläubig den Kopf.

„Wie können Sie ihm so einfach vertrauen, Professor? Sind Sie jetzt vollkommen übergeschnappt!? Das ganze kann eine Falle sein, er-“ Sie senkte ihre Stimme.

„Er könnte zu ihnen gehören.“
 

Agasa sah sie überrascht an, schüttelte dann jedoch mit einem kleinen Lächeln langsam den Kopf.

„Sei nicht unfair, Ai… ich hab dir damals auch vertraut.“ Sie wollte widersprechen, biss sich dann jedoch gequält auf die Unterlippe und hörte dem Professor widerwillig zu.

„Er ist vom FBI, Shinichi und er kennen sich.“

„Ja aber was soll dann das ganze?! Warum hat er mich ins Reich der Träume verfrachtet, wenn er einer von den Guten ist?“

Professor Agasa schluckte, er musste zugeben, dass er mit dem Vorgehen des FBI-Agenten auch nicht gerade einverstanden gewesen war, auch wenn dieser wohl oder übel recht hatte.
 

„Du wärst sonst nicht mitgekommen!“

Überrascht sahen die beiden zu ihm auf, noch immer starrte Shuichi aus dem Fenster, als er jedoch die Blicke in seinem Nacken spürte, ging er auf sie zu und setze sich dankbar in einen freien Sessel.

„Du bist in Gefahr, Shiho Miyano!“

Ai schnappte nach Luft, diesen Namen hatte sie schon lang nicht mehr gehört und… und woher wusste er Bescheid, warum wusste er über sie Bescheid?
 

„Was? Was soll das? Woher wissen Sie-?“

Sie schluckte, starrte ihn wütend an.

„Wer sind Sie überhaupt?“
 

Akai spürte, wie sich eine tiefe Falte zwischen seinen Augenbrauen eingrub.

Sie war ihr so ähnlich… so unglaublich ähnlich!

Er schluckte, jedes Wort, das ihrer Kehle entwich, hätte eines von ihren sein können.

Er holte tief Luft, verdrängte die schmerzhaften Gedanken aus seinem Inneren und glättete seine Züge.
 

„Mein Name ist Shuichi Akai. Wie der Professor schon erwähnte, gehöre ich zum FBI. Du bist in Gefahr, Shiho, glaub mir, das alles hier geschieht nur zu deinem Schutz.“

Die Angesprochene jedoch verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn verächtlich an.

„Wieso sollte ich Ihnen glauben?“

Akais steinerne Miene schwankte kurz.

Sie bohrte in einer Wunde, die noch zu tief in ihm saß.

„Du musst mir vertrauen, Shiho!“, sagte er knapp und ohne jegliche Regung.
 

„Wieso?“
 

Er zuckte, fuhr sich mit der kalten Hand übers Gesicht und schien so die undurchdringliche Maske fort zu wischen. Was Ai nun in seinen Augen erkannte, war tiefe Trauer und Schmerz.

Er war es ihr schuldig… ihr allein war er es schuldig.

Er hatte etwas wieder gut zu machen, etwas, das keine Entschuldigung duldete.
 

Ais Herz zog sich zusammen, als er sie ansah, sein durchdringender Blick, der nichts an Stärke verloren hatte, doch seine Stimme wirkte nun brüchig, fast schon sanft.
 

„Weil… weil Akemi es auch getan hat.“
 


 

Das war vor mehreren Stunden gewesen, die Nacht war schon wieder über Tokio hinein gebrochen und steuerte bereits die Grenze zum nächsten Tag an.

Doch noch immer konnte Ai es nicht glauben.

Dieser Mann, dieser Shuichi Akai war es, von dem ihr Akemi erzählt hatte.
 

“Ich habe einen netten Mann kennen gelernt, Schwesterchen.“
 

Ai schloss die Augen, die Stimme ihrer Schwester zu hören tat jedes Mal aufs neue weh. Sie seufzte, versuchte sich zu sammeln und sah den jungen Agenten vor sich interessiert an.
 

Akai hatte es sich in dem Hotelsessel gemütlich gemacht und schien vor sich hin zu dösen, die schweren Ringe unter seinen Augen ließen Ai vermuten, dass er das wahrscheinlich auch verdammt nötig hatte.

<Ihn hast du dir also ausgesucht, Akemi?> Ais blick wurde trüb.

Er hatte ihnen bestimmt nicht alles erzählt, aber genug um Ai zu zeigen, dass er sie wirklich geliebt hatte… und sie ihn.
 

Aber Liebe hin, Liebe her, dass er sie jetzt beschützte, indem er sie weit von dem Geschehen entfernt einsperrte, gefiel der jungen Chemikerin ganz und gar nicht.
 

Er hatte ihr von Vermouth erzählt und von Gin.

Gin, der sie heimlich beobachtete.

Es würde also nur eine Frage der Zeit sein, bis die Organisation ihnen auf die Schliche kommen würde.

<Und Shinichi ahnt nichts, verdammt noch mal!>

Sie hatte sich gewehrt, Akai angeschrieen und ihm gesagt, er sollte sie gehen lassen… oder Shinichi wenigstens anrufen!

Doch dieser hatte jegliche Beschuldigung von sich abprallen lassen.

Er passte auf wie ein Luchs, dass sie oder der Professor auch ja nicht auf die Idee kamen, einen Fluchtversuch zu starten.
 

Ais Blick wandte sich dem alten Man zu, der bemerkenswert ruhig seine Abendzeitung studierte, doch sie erkannte schnell, wie das bedruckte Papier unter seinen alten Händen flatterte.

Auch Professor Agasa sorgte sich um seinen viel zu jungen Freund, doch er hatte schneller gemerkt, dass alles reden sinnlos war.

Sie mussten dem Agenten vertrauen, so schwer es den beiden auch fiel.
 

Ein kleines Summen riss jedoch alle drei aus ihren Gedanken.

Betont ruhig zog Akai sein Handy aus der Hosentasche, er ignorierte die mehrfachen Anrufe in Abwesenheit und machte stattdessen die SMS auf.
 

Shuichi where are you?

We need your help!

They captured him.

Move yourself!

Jodie
 

„Mhm…“ Unruhig beobachtete Ai, wie sich die Lippen des Agenten zu einem schmalen Strich verzogen.

„Was? Was ist los?!“ Auch Professor Agasa legte seine Zeitung beiseite, schaute Akai unruhig an. Dieser ignorierte Ais Worte, räkelte sich kurz in seinem Stuhl, ehe er aufstand und schweigend zum Fenster trat.
 

Eine Weile blickte er stumm in die Nacht, wohl wissend, dass die Augen seiner beiden „Gefangenen“ auf ihm lasteten.
 

„Sie haben ihn.“
 

Ungläubig sahen ihn die beiden an, der Professor war der erste, der seine Sprache wieder fand.

„Nein. Himmel, Nein! Sie müssen etwas tun! Sie müssen ihm helfen!“

Müde schüttelte Shuichi den Kopf.

„Meine Kollegen sind schon unterwegs, sie werden sich um die Sache kümmern.“
 

„NEIN!“ Ai starrte zu Boden, dachte nicht daran ihn anzusehen.

Sie verschluckte sich an ihrer Wut, ihre Stimme war schrill und brüchig, nur schwer gelang es ihr weiter zu sprechen.

„Sie werden sich selbst darum kümmern!“

Akai blickte sie an, sah den Zorn und die Wut in den Zügen ihrer Schwester.

„Sie haben zugelassen, dass sie ihn kriegen! Sie haben Shinichi nicht einmal gewarnt!“ Ihre zitternden Hände ballten sich zu Fäusten.
 

„Ich werde nicht zulassen, dass Sie ihn einfach sterben lassen!“
 

Akais Miene wurde starr, er versuchte den Augen des kleinen Mädchens auszuweichen, doch Ai richtete sich nun auf, ging mit zitternden Kien auf ihn zu. Er wusste direkt, dass es ein Fehler war ihr in die Augen zu sehen, er wusste, dass er nicht nein sagen konnte, wenn sie ihn um etwas bat, er wusste, dass er ihren Tränen nichts abschlagen konnte, die sich jetzt seinetwegen bildeten, er wusste es… und hasste sich dafür.
 

„Ich konnte Akemi damals nicht helfen…“ Ai schluckte, merkte wie ihr Tränen über die Wange liefen, doch es war ihr egal.

„Ich musste hilflos zusehen, wie sie mir meine Schwester genommen haben! Ich werde das nicht noch mal durchmachen…“ Ihr tränennasser Blick war von Entschlossenheit gezeichnet, die durch ihre Trauer nur bestärkt wurde.

„Ich werde das nicht noch einmal zulassen!“ Ihre Stimme zitterte.

„Lassen Sie mich gehen! Bringen Sie mich zu ihm!“
 

Akai blieb weiter stumm, ging in die Knie und sah das kleine Mädchen vor sich genau an. Was hatte die Organisation den Schwestern nur angetan…

Was hatte er ihnen angetan…

Er schluckte, zog wortlos ein Taschentuch aus der Jacke und reichte es Ai.
 

„Hör auf!“

„A-Aber?!“ Doch er schüttelte bestimmt den Kopf.

„Du wirst nicht gehen-“ Sie wollte widersprechen, doch er hielt sie auf.
 

„Ich werde das selbst erledigen.“
 

Ihre Pupillen flackerten wie das unruhige Licht einer Kerze hin und her, beobachteten wie er sich aufrichtete, dem Professor zunickte und sich zur Tür begab.
 

Noch ehe er die Tür hinter sich zu machte, blieb er im Türrahmen stehen, sprach zu Ai, ohne sich zu ihr herum zu drehen. Seine Kehle war unangenehm trocken, er konnte so cool und so kalt sein wie er wollte, wenn es um sie ging, brach seine Mauer in sich zusammen.
 

„Glaube nicht, dass es deine Schuld ist, Shiho, das hätte sie nicht gewollt. Du hast das Verbrechen an deiner Schwester nicht zu verantworten…“

Seine Züge wurden unbarmherzig kalt.

<…sondern ich.>
 

Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.

Als Ai das Knacken der Verrieglung hörte, gaben ihre Knie nach.

Sie weinte, weinte aus Sorge um ihn, aus Trauer um ihre Schwester und aus Wut auf sich selbst.
 

Sie spürte nicht wie ein vertrauter Arm nach ihr griff und das kleine Mädchen zu sich zog. Sie weinte noch eine ganze Weile, während Professor Agasas Hemd ihre Tränen mitfühlend aufzog.
 


 

Stumm ließ er sich in seinem Wagen nieder, knallte die Tür mit voller Wucht zu und zündete sich eine Zigarette an. Genüsslich ließ er den Rauch in seine Lunge dringen, der alles um ihn herum in trüben Nebel versetzte.

<Sie hat so viel von dir, Akemi… aber sie gibt sich die Schuld!> Ungläubig schüttelte er den Kopf, ließ den Motor an und lenkte langsam aus der Tiefgarage. Er konnte ihre Blicke kaum ertragen, die Trauer um ihre Schwester, die Angst um Shinichi Kudo…

Aber vor allem die Schuld die sie sich selbst für das Schicksal der beiden gab.
 

Dieser unveröffentlichte Roman in ihren Augen hatte ihn dazu gezwungen, seinen Plan zu ändern, er konnte nicht anders.

Akai wusste, dass sie recht hatte… er hat Kudo in die Falle laufen lassen, obwohl er ganz genau wusste, dass sie auf ihn Jagd machen würden.

Aber sein oberstes Ziel war es nun mal sie zu schützen.
 

Das war er Akemi schuldig…

Sie hatte ihm vertraut.

Sie hatte ihn geliebt.

Ihre Liebe zu ihm hatte sie umgebracht.

Er hatte sie umgebracht!
 

Weil sie sich mit ihm getroffen hatte, musste sie sterben.
 

<Dafür gibt es kein Verzeihen.> Akais Blick wurde kalt, genervt blies er den Rauch aus und warf die nur zur Hälfte verglühte Zigarette aus dem Fenster.

Lässig fischte er das Handy aus der Tasche, während er mit einer Hand durch die Nacht und den Schnee steuerte.
 

Schnell tippte er die Kurzwahl ein und wartete, bald darauf hörte er ein Klicken und noch bevor die wütende Jodie am Ende der Leitung Luft holen konnte, begann er zu sprechen, steuerte dann schnell das Viertel der Kudos an.
 

Er würde ihrer Schwester nicht noch einmal so etwas antun.

Nie wieder!
 


 


 

Der gleichmäßige Takt heran eilender Schritte riss Shinichi aus dem Schlaf.

Der stechende Geruch der muffigen Decke verdeutlichte ihm, wo er war. Angeekelt richtete er sich auf, fuhr sich dann jedoch stöhnen an die Stirn. Er hatte das Gefühl, als ob ihn ein Laster überrollt hätte.

Shinichi schluckte, lauschte erneut nach den Schritten.

<Wahrscheinlich war das erst der Anfang.> Dunkel erinnerte er sich an die Worte des Bosses, sie würden schon Mittel und Wege finden, ihn zum reden zu bringen.
 

Fröstelnd schlang er die Arme um seinen Körper, spürte, wie die feuchte Kälte in dem kleinen Raum in ihn drang und ihn zum zittern brachte.

Die Schritte wurden immer lauter.

Stur starrte er in die Dunkelheit, erkannte das schemenhafte Abbild der Tür und wartete.
 

Je länger Conan das regungslose Türschloss beobachtete, desto mehr schienen sich die schwachen Schatten an den Wänden zu bewegen und der Wind, der durch das kleine Loch am Fenster wehte, flüsterte ihm bedrohlich ins Ohr.

<Hör auf!> Abwehrend schüttelte Shinichi den Kopf, versuchte, die in ihm aufkeimende Panik zu ersticken und stattdessen noch konzentrierter zu lauschen.
 

Doch er hörte nichts mehr.
 

Der Klang der Schritte war verschwunden, doch Shinichi atmete nicht auf, sondern lauschte weiter, hörte jedoch nichts als sein pochendes Herz.

<Ich trau dem Frieden nicht!> Und damit sollte er auch mehr als recht behalten, denn nach der kurzen Ruhe hörte er direkt vor seiner Zelle ein bekanntes Klimpern.
 

„Mist!“ Fluchend sah er sich um, es gab keine Möglichkeit zu fliehen und mindestens genauso wenige sich zu verstecken.

Sollte er also einfach hier sitzen und auf sein Ende warten?

<Nichts da!> So leise wie möglich stand er auf, ging geradewegs auf die Tür zu und stellte sich dann so dicht wie möglich neben sie an die Wand.

Die Tür wurde nach außen aufgemacht… vielleicht hatte er also eine Chance.

Er musste nur die ersten Sekunden ausnutzen um zu fliehen.

Shinichi schluckte, er dachte an die Pistole, die jeder von den schwarzen Kerlen mit sich trug. Selbst wenn er es also aus dieser Zelle schaffte, auf dem langen Flur würde er wohl nicht weit kommen.
 

Das Schloss der Tür klickte, Shinichi holte noch einmal tief Luft.

Er würde den Versuch wagen, es war jedenfalls besser als sich ihnen einfach so auszuliefern.
 

Mit einem kleinen Stöhnen öffnete sich die Tür, auf dieses Signal hin sprang Shinichi aus seinem Versteck hervor, blieb jedoch dann wie angewurzelt im Türrahmen stehen.

„Verflucht!“ Stöhnend kniff er die Augen zusammen.

Das Licht schien ihm die Augäpfel zu verbrennen, er konnte nichts sehen!

Wilde Flecken tanzten vor seinen geschlossenen Lidern und jeder Versuch, die Augen auch nur einen Spalt weit zu öffnen, scheiterte kläglich.

<Verdammter Mist!>
 

„Hast du etwa geglaubt, dieser schwarz geflieste Raum wäre nichts weiter als ein modisches Accessoire?“
 

Die blonden Locken fielen in ihrem Nacken hin und her, als sie den Kopf schüttelte, den kleinen Jungen vor sich beobachtete, dessen glorreicher Fluchtversuch nun in einem stöhnenden Augenreiben endete.
 

„Mein lieber Shinichi, merk dir eines, Bordeaux tut nichts ohne Grund!“
 

Er kniff die Augen zusammen, sodass nur noch wenig Licht hinein kam, so langsam konnte er ihre schemenhaften Züge erkennen.
 

„Was willst du hier, Vermouth?“
 

Sie versuchte die Anklage in seiner Stimme zu überhören, beugte sich langsam zu ihm hinunter und senkte ihren Ton.

„Ich will dich hier rausholen, mein Lieber. Also sei schön still und mach brav, was die nette Tante dir sagt!“

„Ja aber-“

„Kein aber, und nun komm! Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit!“
 

Ehe sich Shinichi versah, schnappte sie nach seinem Arm, ihm blieb nichts weiter als ihr blind zu folgen.

Langsam erholten sich seine Augen, er versuchte den Weg, den sie nahmen, so gut es ging nachzuvollziehen, das Problem dabei war nur, dass einer so aussah wie der andere. Sie befanden sich in einem verfluchten Irrgarten.

Wieder fiel sein Blick auf die Blondine, in jeder Ecke sah sie sich um, um sicher zu gehen, dass keiner ihr den Weg versperrte, doch auch die Schatten schienen sich ihre wohlverdiente Nachtruhe zu gönnen.

Sie hetzte ihn weiter, sprach kein Wort, sondern konzentrierte sich ganz darauf ihn hier raus zu holen.
 

Shinichi schluckte, spürte ihre kalte Hand an seinem Arm.

<Warum? Warum tust du das, Vermouth?> Er starrte sie an.

<Warum, Sharon?> Doch für derlei Überlegungen blieb Shinichi jetzt keine Zeit, die tiefe Stimme die plötzlich hinter ihm auftauchte, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
 

„Halt! Was soll das?“
 

Ruckartig drehte sich Vermouth um.

Hinter ihnen war eine Tür aufgegangen, aus der nun ein schlanker Mann auf den Flur trat, eindeutig mehr überrascht als ernsthaft verdächtigend.

Vermouth zeigte ihm ein süßes Lächeln, beugte sich dann jedoch noch einmal kurz zu Shinichi hinunter, führte ihre Lippe an sein Ohr.

„Wenn du jetzt abhaust, Shinichi, erschieß ich dich höchst persönlich!“

Conan schaute sie verwundert an, daraufhin ließ sie seine Hand los und stolzierte auf den jungen Mann zu, der von der Szene sichtlich verwundert im Gang stand.
 

Zynisch schaute Shinichi ihr nach.

<Wohin soll ich in diesem Labyrinth denn bitte laufen? So sehr es mir auch missfällt, Sharon, ich muss dir wohl oder übel vertrauen. Außerdem… werde ich mir die Lösung deines Rätsels nicht entgehen lassen, Chris Vineyard.>

Unruhig beobachtete Conan ihr Spiel, das sie wieder einmal auch ohne Bühne gekonnt inszenierte.
 

„W-Was hast du vor, Vermouth?“ Von ihrem süßen Lächeln deutlich eingeschüchtert machte der hagere Mann einen Schritt zurück.

„Ich führe nur einen Auftrag des Bosses aus, wie immer, mein Lieber!“ Ihr Parfum stieg ihm in die Nase und schien für die leichte Röte auf seinen Wangen verantwortlich zu sein.

„Du hast dann ja be-bestimmt nichts dagegen, wenn ich das kurz absegnen lasse.“, kam es ihm leicht stotternd über die Lippen.

Shinichi rollte genervt die Augen.

<Wirklich abkaufen kann man dir dieses Vorhaben aber nicht.>
 

Dafür sprach auch Vermouths Kichern, mit dem sie sich ihm jetzt weiter nährte und mit verführerischen Gesten an seiner Krawatte herum spielte.

„Ich glaube nicht, dass das nötig sein wird… schließlich hast du mich doch gesehen!“ Die Röte in seinen Wangen verstärkte sich, auf einen letzten Versuch ließ er es wie es schien jedoch dennoch ankommen.

„Ja. A-Aber ich-“ Ihre Lippen waren den seinen bedrohlich nah, jedes ihrer Worte war ein geflüsterter Hauch, mit dem sie ihm immer näher kam.

„Was denn? Vertraust du mir etwa nicht?!“
 

Er holte gerade Luft, um ihr zu widersprechen, als Vermouth ihre Gelegenheit beim Schopfe packte. Sie hatte das kleine weiße Tuch so schnell aus ihrer Tasche gezogen, dass nicht einmal Conan dem Bewegungsprozess folgen konnte, geschweige denn der arme Kerl, der jetzt unter dem mit Chloroform getränkten Tuch zusammensackte.
 

„Tss!“ Verächtlich hob Shinichi die Augenbrauen.

„Dir ist auch jedes Mittel recht, oder?“

Vermouth lächelte ihn an, schmiss mit einer eleganten Bewegung ihre Locken in den Nacken.

„Wo die Waffen der Frau versagen, müssen eben andere Mittel ans Werk, Cool Guy.“ Doch ihre roten Lippen wurden schnell wieder ernst.

„Nun steh da nicht rum, sondern mach dich da rein!“ Sie nickte auf die offene Tür zu.

„Ich muss unseren schlafenden Liebling jetzt erst einmal da rein schaffen, währenddessen musst du wirklich nicht wie ein geblendetes Reh im Gang stehen.“ Shinichi murrte kurz, zwängte sich dann jedoch an ihr vorbei und betrat den Raum.
 

Die Luft war stickig und verbraucht, sie schnürte Shinichi die Kehle zu, denn auch hier hatte man an Fenstern gespart. Es gab keines.

Stattdessen erhellte ein einsam summender Computer den Raum und tauchte alles in kühles, blaues Licht.

Shinichi schaute auf, er hörte Vermouth hinter sich keuchen, die sichtlich Mühe hatte, den schlafenden Mann in den Raum zu zerren.

„Was ist das hier?“ Fragend schaute sie zu ihm auf, rollte genervt mit den Augen und begann widerwillig zu erzählen.
 

„Wir befinden uns im Speicherraum. Bordeaux' Rettung, wenn die Pläne A bis Z versagt haben!“ Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn, strich sich angeekelt die verklebte, blonde Strähne hinters Ohr.

„Natürlich hat er auch schriftliche Akten über seine Angestellten, die Morde, Pläne, Diebstähle und Forschungen. Aber bei einem Notfall so etwas schnell aus dem Haus zu schaffen ist unmöglich!“ Keuchend ließ sie ihr Opfer zu Boden fallen, sah sich nach etwas um, womit man ihn fesseln könnte und entschied sich dann kurzerhand für den Gürtel und die Krawatte des Mannes.
 

„Bordeaux ist mächtig und von sich überzeugt, aber er ist nicht dumm, Shinichi!“ Sie unterbrach den Versuch, den Krawattenkonten zu öffnen und sah Conan eindringlich an.

„Er überschätzt sich nicht. Er ist immer auf der Hut und hat deshalb neben Plan A immer noch einen Plan B, C, D, und so weiter.“ Mit einem nervösen Blick auf die Uhr begann sie den Schlips um die Hände zu wickeln, eigentlich hatten sie keine Zeit für diesen Smalltalk.

„Das hier ist für den Notfall aller Notfälle, in diesen PC werden jegliche Informationen eingespeist, die die Organisation bis dato hat. Er ist direkt mit einem Laptop in Bordeaux' Büro verbunden, das du schon kennen lernen durftest.“ Das gemeine Grinsen Vermouths übersah Shinichi nicht, doch er ignorierte es und hörte ihr weiter aufmerksam zu.

„Sollte der Fall der Fälle eintreten und wir müssen dieses Gebäude räumen, fliegt uns in Sekundenbruchteilen alles um die Ohren! Und vor dem großen Knall kann Bordeaux dann alles auf seinem PC speichern und noch dutzende Sicherheits-Mails verschicken.“
 

„Bitte, was?!“ Entsetzt starrte er sie an, sie hatte das mit einer Selbstverständlichkeit ausgesprochen, als wäre es das einfachste von der Welt. Vermouth, die sich nun ohne jegliche Röte am Gürtel des Mannes zu schaffen machte, sah Shinichi fragend an.

„Ich dachte unsere kleine Sherry hätte dir von der Apotheke erzählt, Shinichi? Glaubst du wirklich, dass die Organisation sich bei einem akuten Notfall noch die Zeit nimmt, einen Brand zu stiften und darauf zu warten, dass die Flammen alles, was sie auffliegen lassen könnte, erreichen?“

Shinichi schluckte, brummte unmissverständlich. Sie hatte recht, eigentlich hätte ihm das klar sein müssen.
 

<Aber das heißt ja->

Ruckartig drehte Shinichi sich um, achtete nicht länger auf Vermouth, die sich noch immer mit dem fesseln der Füße befasste.

Sie schrak erst auf, als sie die stöhnende Tastatur unter seinen Fingern hörte, auf die Shinichi nun erbarmungslos einhämmerte.

„Was zum Teufel treibst du da, Kudo?“

Doch er reagierte nicht, schien mehr mit sich selbst oder dem surrenden PC zu reden als mit ihr.

„Wir haben Glück. Er ist an.“

<Passwort fällt also schon mal flach.> Suchend fuhr er mit der Maus über Programme und Dateien.

„Mist, kein Internet!“
 

„Wie dann?“ Seine Stimme zitterte, Shinichi wusste, dass die Bombe unter seinen Füßen bedrohlich laut tickte, mit jeder Minute, in der sie blieben, schwanden ihre Chancen hier noch heil raus zu kommen. Aber er musste es tun, er musste es einfach tun!

Endlich schien ihre Stimme zu ihm durch zu dringen.

„Verdammt, wir haben keine Zeit dafür, Cool Guy! Was hast du überhaupt vor?“

Wie in Trance gab er ihr automatisch eine Antwort.

„Ich bin Detektiv, Vermouth! Ich brauche Beweise und ich hatte nie eine bessere Chance, diese zu bekommen! Also werde ich mir diese Möglichkeit nicht entgehen lassen!

Mist!“ Fluchend sah sich Conan um.

In diesem Raum war nichts, bis auf einen Tisch, ein Stuhl und der PC, anscheinend hatte man gut vorgesorgt, sodass niemand Informationen aus diesem Zimmer heraus tragen konnte.

<Verflucht! Keine Diskette, Keine CD, kein->
 

Shinichis Herz setze für einen Moment aus.

Seine kalten Hände zitterten so sehr, dass sie es kaum in die schmale Tasche seiner Hose schafften.

<Bitte, bitte, bitte, bitte!> Die Augen des Kindes wurden groß, als seine Finger die Plastikhülle umschlossen.

Ungläubig zog Shinichi den USB Stick der Kleinen aus der Tasche.

Er betrachte ihn wenige Sekunden wie einen Schatz, ein heiseres Lachen entrang sich der jungen Kehle, das sogar Vermouth kurz einen Schauer über den Rücken laufen ließ.
 

„Wenn jetzt nur noch…“ Hastig beugte sich Shinichi zu dem PC hinunter.

<Gott sei dank!> Mit zitternden Fingern schob er den USB Stick in den Anschluss und wartete.

„Mach schon! Mach schon!“ Da endlich!
 

Datenträger erkannt
 

Wieder flitzte die Maus über den Bildschirm.
 

Ordner öffnen
 

Shinichis Augen wurden groß.
 

„Mist!“ Fluchend las er die Namen der unzähligen Dateien und Ordner.

<Wo, wo, wo, wo?>

Bekannte Namen leuchteten vor seinen Augen auf.
 

H.M.Yen, Itakura…
 

Endlich. Ein erleichtertes Lächeln glitt ihm über die Lippen.

<Die Datei über das APTX.> Schnell kopierte Shinichi die Datei auf den Stick, er lächelte erleichtert, als der Kopiervorgang erfolgreich abgeschlossen wurde.

Endlich würde diese Hölle ein Ende haben.
 

Schnell schloss Shinichi die Datei, statt den Ordner dann jedoch zuzumachen erregte ein anderer Name seine Aufmerksamkeit.

Interessiert Öffnete er den Ordner.

Alkohol prangerte als Aufschrift auf ihm... und genau dazu führte er auch, Alkohol. Denn in ihm waren hunderte von Dateien über die Organisationsmitglieder gesammelt.
 

Shinichi spürte, wie seine Kehle trocken wurde.

<Name, Wohnort, Aufträge…>

„Mist!“ Fluchend sah er zu dem kleinen Stick hinunter, ahnte schon, dass das alles wahrscheinlich zu einfach sein würde. All die Daten, die er brauchte, um der Organisation den Gar aus zu machen. …

<Bitte!>
 

Kopieren
 

<Bitte!>
 

Einfügen
 

Wie in Trance starrte Shinichi auf den Ladebalken, beobachtete wie er langsam, Schritt für Schritt vorrückte.

Ein verhängnisvoller Piepton machte dem ganzen jedoch ein jähes Ende.
 

Kopiervorgang abgebrochen. Speicherkapazität erschöpft.
 

„Nein!“ Keuchend starrte Shinichi auf den Bildschirm.

Öffnete dann jedoch rasch den Ordner mit den Bildern der Kleinen…

Er schluckte.

Löschen konnte er sie nicht.

Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht als er ein paar schnelle Klicks vorschob, ehe der Bildordner vom Bildschirm verschwand.
 

Dann jedoch fand der Ernst sich bald wieder auf seinem Gesicht ein.

Jetzt musste es einfach klappen.

Den Ordner mit den Namen Kopieren… und Einfügen.

Und Warten…
 

Doch da war er wieder, der Piepton meldete sich erneut zu Wort und verkündete das der Stick der Kinder noch immer zu voll war… etwas war noch darauf, das seine Kapazität ausfüllte.
 

Zähneknirschend ließ sich Shinichi in den Stuhl sinken.

<Es wäre auch zu einfach gewesen!> er seufzte, ließ den Kopf in den Nacken sinken und starrte ausdruckslos an die kahle Decke.

<Was nun? Was, was soll ich tun?> In seinen Gedanken schien jemand auf slow gedrückt zu haben, alles, was er dachte oder zu denken versuchte, passierte wie in Zeitlupe.
 

Das Surren des PCs schien ihn zu hypnotisieren.

Wie sollte er sich entscheiden?

Er könnte sein Leben wiederbekommen, mit nur einem einzigen verdammten Knopfdruck. Andererseits könnte er so die Organisation stoppen, könnte jeden einzelnen von ihnen verhaften lassen und so neue Morde verhindern.
 

Stöhnend richtete er sich auf.

Er könnte wieder kommen… wenn, wenn sie die Organisation erst einmal hatten, könnte er wiederkommen.
 

„Verdammt!“ Fluchend richtete er sich auf, fuhr sich über das schweißnasse Gesicht und griff mit zitternden Fingern nach der Maus.
 

Datei löschen
 

Er schluckte, sah mit immer trockener werdender Kehle auf den Bildschirm.
 

Soll die Datei wirklich gelöscht werden?
 

Ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit.

Was, wenn er nicht zurück könnte?

Was, wenn er diese Gelegenheit nie wieder bekäme…

Shinichi spürte, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief.

Sein Leben lag vor ihm… sein Leben mit Ran!

Er kniff die Augen zusammen, ein zischender Laut entwich seinen zusammengepressten Zähnen als er die Maus über das OK führte.
 

<Es tut mir Leid, Ran.>
 

Löschen
 

Er schloss die Augen, atmete tief durch und kopierte die Datei mit den Namen und Daten auf den Stick und steckte ihn dann zurück in seine Tasche.

Vermouth wartete bereits in der Tür auf ihn, schaute ängstlich um sich und fluchte, als er zu ihr stieß.
 

„Na endlich! Was zum Henker hast du gemacht, Shinichi?“ Doch sie stockte, als sie den blassen Teint um die Nasenspitze des Jungen sah.

„Lass uns gehen!“ Er nickte stumm, während er ihr folgte drehte er sich noch einmal um.
 

< Was ich getan habe? Das richtige … hoffe ich. >

Flucht?

Flucht?
 

Halli, Hallo und Guten Tag,

Ich freu mich euch hier wieder begrüßen zu dürfen ^__^

Ein ganz Herzliches dank an euch, sowohl Leser und besonders natürlich auch die Kommischreiber! Ich freue mich überaus über euer Feedback !!

Es ist wirklich unheimlich hilfreich ^-^

Eins noch bevor ich euch ins neue Kappi „entlasse“, ich wollte nur noch sicher stellen das auch im letzen Kapitel klar geworden ist das Shinichi die Daten über das Gift nur vom Stick, nicht aber von dem ganzen PC der Organisation gelöscht hat. Ob ihm das was bringt ist die Frage ^^,

Aber genug gelabert ^.~

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und ein schönes Wochenende!

Liebe Grüße eure Shelling
 

Shinichis trommelndes Herz schien den Takt vorzugeben, in dem sie durch die Gänge rannten, fast zu laut schlug es in seiner Brust, als drohte es sie mit seinen Schlägen zu verraten.
 

Noch immer hatte er keinen Sinn für die vielen Gänge, durch die Vermouth ihn leitete. Seine Gedanken waren noch immer in dem kleinen, muffigen Raum.

Vor sich sah er den surrenden Computer, auf dessen Monitor noch immer ein kleines Wörtchen stand.
 

Löschen?
 

Ein kalter Schauer durchlief seinen Körper.

Was, wenn er sein altes Leben für immer dort zurück gelassen hatte?

Was, wenn er mit dem löschen der Datei auch Shinichi Kudo ausgelöscht hatte?

Sein Leben… und sein Zusammenleben mit Ran wäre dann für immer in diesem kleinen Raum gefangen!
 

Shinichi schluckte kurz, schüttelte angewidert den Kopf.

<Hör auf mit dem Mist! Für so was bleibt jetzt keine Zeit.>

Derlei Gedanken konnte er sich nicht erlauben, erst recht nicht jetzt.
 

Flucht!

Flucht, daran sollte er denken.

<Verdammt.>

Er kniff die Augen zusammen, hielt sich davon ab, zurück zu sehen.

<Es bringt nichts… bevor ich an eine Rückkehr denken kann, müssen wir erst einmal hier raus.> Sein Blick streifte den Nacken der Blondine.

Vermouth schien ihm wirklich zu helfen, sie schien ihn hier raus zu bringen, sie lief mit ihm davon und floh scheinbar vor sich selbst.
 

Ihr Blick verriet nicht viel von ihrer inneren Anspannung doch Shinichi konnte sich denken, dass ihre Lunge wohl nicht nur von dem Gerenne durch das scheinbar endlose Labyrinth der Organisation bebte.

Sie hatte Angst.

Was, wenn man sie entdecken würde?

Was dann?

Shinichi verfluchte jeden Schritt, den ihre Schuhe auf dem scheinbar schreienden Boden machten, zwar hatte er sichtlich Mühe wegen der Pantoffeln an seinen Füßen mit ihr mit zu halten, aber wenigstens sorgten seine Schritte nicht für diesen verräterischen Klang, der sich durch das ganze Gebäude zog.
 

Endlich schienen sie an ein Ende der Gänge gelangt zu sein, denn statt wie so oft der Tür auszuweichen, die sich langsam vor ihnen aufbaute, steuerte Vermouth direkt darauf zu.
 

<Und was jetzt?> Ungeduldig sah Shinichi zu ihr auf und beobachtete Vermouth dabei, wie sie durch die kleinen, gläsernen Türfenster sah.

Er hatte es satt ihr einfach blind zu folgen!

Ausgerechnet ihr, die ihm schon seit so vielen Wochen nur Leid bescherte, musste er jetzt vertrauen. Ihr letztes Zusammentreffen war schließlich nicht einmal drei Tage her, damals war sich Shinichi sicher gewesen, dass sie zu seinen Feinden gehörte.

Doch ihr Verhalten und ihre Worte hatten diesen Gedanken in ihm bewegt.

Über dem blassen Gesicht des kleinen Jungen zeigte sich ein schwerer Schatten, denn all dem Misstrauen zu trotz; in wie weit konnte man den Worten einer Schauspielerin glauben zu schenken?
 

Unsere Mittel zum Zweck sind nicht immer aufrichtig, nicht immer schön oder edel. Wer wüsste das besser als du? Der, der Familie und Freunde belügt, um sie zu schützen...

Wenn man seinen Schutzengel einmal verliert, ist man ein zu leichtes Opfer für den Teufel. Ein Teufel, der in jedem von uns schlummert...
 

Ihre Stimme beherrschte Shinichis Gedanken.
 

„Kudo!“
 

Sie wurde immer lauter, als ob sie versuchen würde das flüsternde Geheimnis in ihren Worten mit einem Schrei zu übertönen.
 

„Shinichi!“
 

Ungeduldig hatte sich Vermouth zu dem Kleinen hinunter gebeugt.

Conan erschrak als Vermouths Stimme plötzlich wieder Lippen, Augen und Nase bekam. Genervt, wenn auch leicht besorgt, richtete sie sich wieder auf als sie erkannte, dass sich der Nebel vor den Augen des kleinen Jungen langsam lichtete.

<Was auch immer du an diesem PC gemacht hast, Shinichi, was auch immer du getan hast, hat sichtliche Spuren in dir hinterlassen, mein Lieber.>

Sie seufzte, sparte sich eine Predigt über Aufmerksamkeit, Gefahr und Co., sondern sprach einfach weiter.
 

„Du wartest hier, Shinichi!“
 

„A-Aber!“ Er wollte ihr widersprechen doch mit einem letzten sichernden Blick aus dem Türfenster war sie verschwunden.
 

„Na toll!“ Genervt ließ sich Shinichi mit dem Rücken gegen die Wand sinken.

Automatisch schaute er auf die Uhr, nannte sich jedoch schnell selbst einen Blödmann, als er auf sein leeres Handgelenk starrte.

Er hasste es blindlings ihrem Plan zu folgen.

<Das ganze wird langsam zu einer geradezu lächerlichen Gewohnheit!>

Er hatte doch schon die ganze Zeit nichts anderes gemacht als ihrem Willen zu folgen, auch bei der Suche nach Ran war er einem unsichtbaren Faden gefolgt, den sie gelegt hatte und das ohne es anfangs zu wissen.
 

Die große Frage aber, die sich hinter all ihren Handlungen versteckte, schien sich langsam zu lüften.

Das warum ihrer Taten bekam langsam eine Gestalt…
 

Shinichi seufzte, rieb sich die von Gins Schlag noch immer pochende Schläfe und betrachtete angewidert das vertrocknete Blut, welches nun unter seinen Fingernägeln klebte. Nachdenklich zerrieb er es zwischen seinen Fingern, sah zu wie es in kleinen Teilchen zu Boden viel und dort von anderen Dreckkrümeln nicht mehr zu unterscheiden war.
 

<Wenn mein Gedanke stimmt, Sharon, wenn es wirklich so ist, wie ich vermute… dann weiß ich nicht, ob ich wütend auf dich sein soll, oder ob ich diese ganze Geschichte nicht fast schon bedauere.>

In diesem Moment öffnete sich die Tür, sodass Shinichi kurz zusammen zuckte, ehe er ihr Gesicht unter der blonden Mähne erkannte.

Vermouth nickte ihm zu und beteuerte ihm so ihr zu folgen, ehe sie erneut durch die Tür verschwand.
 

Aber Shinichi bewegte sich nicht.

Lange starrte er auf die nun geschlossene Tür.

Wie gerne hätte er sie gefragt!

Wie gerne hätte er ihr gesagt, was er wusste und was er vermutete!

Conan schluckte, bemerkte noch immer den leicht metallischen Geschmack in seinem Mund und begab sich langsam zur Tür.

<Manche Dinge sollen vielleicht besser ein Geheimnis bleiben Vermouth…

Oder zumindest eine unausgesprochene Wahrheit, nicht wahr Sharon?>
 

Endlich gab die Tür seinem Druck nach, er erkannte die muffelige Luft der Tiefgarage sofort als er sie betrat.

Erstaunt sah er sich um, erkannte den Fahrstuhl in der Wand, nur wenige Meter von ihm entfernt. Doch noch ehe Conan sich lange umschauen konnte, ließ ein Mark erschütternder Schrei ihm das Blut in den Adern gefrieren.
 

Mit einem lauten Quietschen war ein schwarzer Wagen scharf um eine Kurve gebogen und hielt nun scheinbar direkt auf ihn zu.

„Mist!“ Durch einen Satz nach hinten wollte Conan dem fahrenden Monster ausweichen, doch dieses hatte schon zwei Meter vor ihm mit knurrendem Motor gehalten.
 

Geräuschlos wurde das Fenster der Beifahrerseite hinunter gefahren.

„Steig ein!“ Vermouths Stimme hallte in der feuchten Gruft wider, sodass ihr Befehl scheinbar hundertmal Shinichis Gehör streifte.

Schnell sprang er auf den Beifahrersitz, schloss die Tür des Wagens und sperrte so die durchdringende Kälte des unterirdischen Grabes aus.
 

Doch um aufzuatmen war es jetzt noch zu früh.

Noch hatten sie den Ausgang der Hölle nicht passiert und der Teufel hatte seine Augen, wie man wusste überall.
 


 


 

Der knisternde Kamin wurde immer leiser, er hatte es scheinbar aufgegeben, die Anwesenden zu wärmen. Das Feuer selbst war schon längst erloschen, allein die rötliche Glut brach mit ihrem Knack ähnlichen Lauten ab und an das Schweigen.

Im Wohnzimmer der Familie Kudo war es mucksmäuschenstill und doch tobte wohl in jedem der Anwesenden ein ganzes Orchester von Gedanken und Ideen.
 

Müde sah Megure auf, er verfluchte die tickende Uhr, die bereits halb drei Uhr Morgens ankündigte. Man hatte bis jetzt nicht viele Worte verloren, allein die kurze Begrüßung und der kalte Händedruck des Hausherrn waren mitunter das einzige, was die unbarmherzige Stille unterbrochen hatte.
 

Nun… nicht ganz, denn im Grunde lag die letzte Unruhe gar nicht mal allzu weit zurück. Vor wenigen Minuten war noch ein weiterer Agent des FBIs zu ihnen gestoßen.

Er wurde von seinem Chef und seiner Kollegin mehr schlecht als recht begrüßt und wollte den beiden weder sagen, wo er gewesen war, noch warum er erst jetzt aufgetaucht war.
 

Seit dem jedoch herrschte Stille.
 

Das ganze war nicht aus zu halten!

Megure fuhr sich mit der kalten Hand über die Stirn.

Sie mussten doch etwas tun, egal wie unnütz ihre Gedanken vielleicht auch sein mögen, alles war besser als dem Zeiger der Uhr weiter bei seiner nie enden wollenden Wanderung zu zusehen.
 

„Ich den-“ Megure räusperte sich, seine Stimme war rauer als gedacht.

„Ich denke, wir sollten unsere Ideen und Gedanken zusammenlegen, vielleicht fällt uns dann etwas ein!“ Sein Blick streifte automatisch Mr. Black vom FBI, ehe er zu Yusaku schwenkte, der ihm nur geschlagen zu nickte.
 

Auch Shuichi lauschte nun gespannt nach dem, was sich hinter ihm abspielte… oder abspielen sollte, denn nur kurz nach diesen Worten hatte die Stille wieder die Herrschaft über den Raum gewonnen.

Genervt seufzend wandte sich Akai vom Fenster und dem weihnachtlichen Schneetreiben ab und ging mit langen Schritten in den Raum. Einer musste wohl oder übel den Anfang machen und alles sah danach aus, als müsste er dieser jemand sein.
 

„Wir haben keinerlei Anhaltspunkte.

Wir wissen nicht, wo wir suchen sollen.

Wir können ihre Spur nicht verfolgen!

Welche Möglichkeiten haben wir also, um ihn zu finden?“
 

Die Münder vieler Anwesenden öffneten sich nur kurz um sich schnell und ermüdet wieder zu schließen. Dieser Akai hatte mit seinen wenigen Worten ihre Möglichkeiten schon auf ein ‚unmöglich’ geschrumpft, was erwartete er denn jetzt bitte noch für eine Antwort?
 

Jodie ließ sich jedoch nur wenig von ihm verunsichern, sie kannte ihren Kollegen nun schon lange genug, um zu wissen, dass er derlei Fragen nicht umsonst auf diese Art und Weise stellte.

Es gab also keinerlei Möglichkeiten die Männer in schwarz zu finden.

Nervös zernagte die Blondine sich die Unterlippe.

<Was, wenn wir nicht sie suchen, sondern einzig und allein ihn?!>
 

„Natürlich!“
 

Verwunderte Blicke richteten sich auf Jodie, die langsam zu erklären begann.

„Was ist mit der Brille und dem Abzeichen des Kleinen? Deren Signale müssten doch aufzufinden sein, oder? Ein Radargerät ist in meinem Laptop integriert, das wäre also kein Problem. Wir brauchen also nur noch die richtige Frequenz und-“
 

„Nein.“
 

Ihre leise Stimme ließ Jodie unweigerlich stoppen, alle Augen richteten sich auf seine Freundin.

Mitleidige, traurige, verwirrte und fragende Blicke musste Ran nun mit einem einzigen Augenaufschlag kontern.

Sie sah in die Gesichter seiner Freunde und hasste nichts mehr als den zarten Hoffnungsschimmer in ihren Augen auslöschen zu müssen.
 

„Es tut mir Leid, aber… das wird nicht klappen.“

Traurig blickte sie zu Boden, sie musste ihre Stimme nicht erheben, auch so lauschte jeder ihren Worten, auch die Kinder, die dem Schlaf näher waren als dem Tag, hörten nun wieder angespannt zu.

„Die Frequenz wird uns nicht zu Shinichi führen.“

„Ja, aber wieso denn nicht? Er hatte die Brille doch auf als er… als er ging.“ Fragend sah Kazuha sie an, bereute ihre Frage jedoch, als sie in die Augen ihrer Freundin sah.

Langsam nickte Ran ihr zu.

„Ja, er hatte sie an, seine Brille… und das Abzeichen hat er auch getragen.“

Ihr Versuch, den Detektiv Boys ein Lächeln zu schenken, schlug gnadenlos fehl.

„Er hatte alles an… und dennoch wird das Signal uns nicht zu ihm, sondern lediglich in den Baker Park führen.“
 

Sie schluckte, machte eine kurze Pause, Ran musste sich erst sammeln.

Den anderen brannte das ‚wieso’ geradezu auf der Zunge, aber sie ließen ihr die Zeit, die sie brauchte, ehe sie wieder zu erzählen begann.

„Gin hat ihn gezwungen, all seine Sachen im Park zu lassen. Die Uhr, die Brille, der Remitter, sein Gürtel… Ich, ich weiß nicht, woher er von den Erfindungen wusste, aber er hat jede einzelne von Shinichi gefordert. Gin wollte…“ Sie schluckte, merkte, wie ihre Kehle zunehmend trocken wurde.

„Er wollte kein Risiko eingehen, er wollte nicht, dass Shinichi ihm dazwischen funkt, also hat er… er wollte das Kind entführen, nicht den Oberschüler.“

Rans Worte waren weniger als ein flüstern.

„Selbst seine Schuhe musste er ausziehen! In dieser Kälte! Er… er ist doch schon krank!“ Ihre Stimme wurde lauter, zitterte unter dem Druck ihrer Tränen. Traurig sah sie zu Boden, wie dumm von ihr. Wie dumm von ihr, sich darüber derart aufzuregen, Shinichi hatte im Moment vermutlich weitaus andere Probleme als seine laufende Nase.
 

Rans Worte schienen das Feuer im Raum wieder entzündet zu haben. Während sich Yukiko entsetzt die Hand vor den Mund schlug, breitete sich in den Augen der anderen ein wütender Funken aus.

„Diese feigen Schweine!“, kam es ungehalten von Heiji, der in seinem Zorn vom Sofa aufgesprungen war und nun mit schnellen Schritten im Zimmer umher tigerte.
 

„Denen is auch gar nichts zu blöd!“

„Ts…“ Das verächtliche schnauben Shuichis zog, von ihm unbeachtet, die Aufmerksamkeit aller auf sich.

„Von wegen zu blöd… Gin wird das ganze geradezu genossen haben!“ Die Lippen des jungen Agenten wurden schmal, ohne seine Worte zu erklären, wandte er sich dem rötlichen Schein des Kamins zu, starrte ausdruckslos in die Glut.
 

Yusakus Blick wandte sich von Akai zu Black, dieser jedoch schüttelte nur müde den Kopf; das zu erklären, würde viel zu lange dauern, es war Akais Kampf und er würde den Teufel tun, sein Schlachtfeld mit irgendwem zu teilen.
 

Die drückende Stille, die sich langsam in den Raum zurück geschlichen hatte, wurde von einer ungewohnt hohen Stimme unterbrochen.

„Sag mal Ran-“
 

Die Augen sämtlicher Erwachsenen waren nun auf den kleinen Jungen gerichtet. Mitsuhiko schätzte die Aufmerksamkeit zwar, zeigte jedoch leichte Röte neben seinen Sommersprossen. So dauerte es eine Weile bis er sie wieder ansprach.

„Ich – ähm, also, hat Conan seine Jacke auch ausziehen müssen, Ran?“

„Mhm?“ Sie sah ihn überrascht an.

Mitsuhiko bemerkte bald wie ihre Augen erneut trüb wurden.

Wieder rief sie sich das Bild Shinichis in Erinnerung, um dem Kleinen eine möglichst genaue Antwort auf seine Frage geben zu können.

„Nein…“ Ihre Stimme klang weit entfernt.

„Nein… also nicht, dass ich wüsste. Er müsste sie noch anhaben. Aber wieso fragst du? Wie soll uns denn seine Jacke helfen?“ Langsam schüttelte Mitsuhiko den Kopf.

„Nicht seine Jacke selbst, sondern sein Jackett darunter!“

Mehr als fragende Blicke hatte man für die Antwort des Jungen jedoch noch immer nicht übrig, allein Ayumi schien langsam zu begreifen.
 

„Die Wanzen! Die Wanzen, die er an seinem Jackett trägt. Die, die wir damals in der Höhle verteilt haben!“ begeistert nickte Genta den beiden zu.

„Wenn er die noch hat, dann-“
 

„Dann haben wir noch eine Chance!“ Der zarte Hoffnungsschimmer in Rans Stimme flößte den anderen Anwesen erneuten Tatendrang ein. Unsicher sah sie zu Megure und James Black, die beiden wechselten kurze Blicke und nickten ihr dann zu.
 

„Versuchen wir’s!“

Während Mr. Black die ersten Anweisungen gab und Jodie das Haus verließ um ihren Laptop zu holen, fand Megure sein Lächeln wieder und nickte den Kindern anerkennend zu.

„Gut gemacht!“
 

Schnell war der Wohnzimmertisch der Kudos frei geräumt, sodass die vor Kälte zitternde Agentin den Laptop aufbauen konnte. Jodie war so schnell sie konnte durch den tiefen Schnee gestampft, die graue Tasche wie einen Schatz fest an ihre Brust gepresst. Sie mussten sich beeilen, jede Sekunde konnte entscheidend sein.

Eilig klappte sie den Bildschirm auf, zusammen mit den anderen wartete sie ungeduldig darauf, dass der PC endlich hochfuhr.
 

Als sie das Programm endlich geladen hatte, hielten ihre Finger jedoch auf der Tastatur inne. Takagi, der ihr ungeduldig über die Schulter sah, begriff nicht, warum die routinierte Agentin plötzlich in ihren Bewegungen inne hielt.

„Was ist los?“

Angespannt biss sich Jodie auf die Unterlippe.

„Wir brauchen die richtige Frequenz! Ich kann sie suchen… aber woher wissen wir, dass es die richtige ist?“
 

„Suchen Sie nach drei Punkten direkt hier im Haus!“ Überrascht wandte sich Jodie an Heiji, der sie jedoch nur ungeduldig ansah.

„Na das is doch nicht so schwer! Die drei hier haben den gleichen Remitter wie Kudo, die Wahrscheinlichkeit, das auch die Wanzen auf diese Frequenz abgestimmt sind, is groß.“ Heiji schluckte, überhörte den Zweifel in seiner Stimme absichtlich.

„Wir haben nichts anderes! Nu machen se schon!“

Jodie suchte instinktiv den Blick von James Black, als dieser ihr dann ernst zu nickte, rauschten ihre Finger über die Tastatur.
 

Nach jedem neuen Versuch stöhnten die Tasten erneut unter dem Druck ihrer Finger.

Wieder nichts.

Sie mussten Glück haben … bitte, nur dieses eine Mal!

Wieder falsch.

Wenn sie die richtige Frequenz nicht bald fanden, würde ihre Suche noch die ganze Nacht dauern.
 

„Da!“
 

Kazuhas zitternde Finger deuteten auf drei kleine Punkte, die im Zentrum des Bildschirms vor sich hin blinkten.

Ran schluckte, merkte wie ihre Kehle langsam trocken wurde, als Jodie den Radius immer mehr erweiterte.
 

„Hier…“ Die stille Anspannung im Raum verdichtete sich, die eben noch aufgeregt glänzenden Augen der Anwesenden wurden in wenigen Sekunden trüb.

Zwei weitere Punkte waren nun auf dem Monitor zu erkennen.

Ihr regelmäßiges Blinken war die einzige Bewegung, die man sah, ansonsten verharrten die Punkte regungslos an ihrem Platz.

Sie rührten sich nicht, waren still, starr… tot.
 

Ran spürte wie sich ihre Fingernägel in ihr Fleisch bohrten, sie hätte das nicht zulassen dürfen! Sie hätte es verhindern müssen, irgendwie!

Gebannt schaute sie auf den Monitor, erkannte statt der gelben Punkte jedoch den langsam fallenden Schnee. Die Flocken waren von der Laterne in goldenes Licht getaucht, begruben Brille und Abzeichen langsam unter ihrem kalten Leichentuch.

<Shinichi…>

Eine zarte Gänsehaut brachte sie zum frösteln. Langsam suchte sie die Blicke der anderen, bemerkte aber, dass sie entweder selbst von den blinkenden Punkten in den Bann gezogen wurden, oder ihrem Blick ganz einfach nur auswichen.
 

Auch Jodie bemerkte Rans Augen in ihrem Nacken.

Ein gekünsteltes Räuspern rief die Anwesenden wieder zurück in die Realität.

Wieder erweiterte sie den Radius, noch mal… noch mal und noch breiter.

Nach dem letzten Tastenanschlag entstand eine Pause, noch immer blinkten nur fünf Punkte auf dem dunklen Bildschirm.

Jodie schluckte, spürte wie der Klos in ihrem Hals langsam wuchs.

„Einen größeren Radius bekomme ich mit diesem Programm nicht.“

Ihre Stimme wurde leiser, Bedauern schwang in ihrem Ton mit.

„Es tut mir Leid.“
 

Rans Herz wäre fast zum Stillstand gekommen.

War das wirklich alles?

Konnten sie wirklich nicht mehr tun?

Entsetzt suchte sie den Blick Yusakus, doch auch die Augen des Vaters zeigten in diesem Moment nur pures Entsetzen.
 

„Das… das kann doch nicht sein!“ Seine brüchige Stimme wurde lauter.

„Wir müssen doch noch etwas tun können!“ Yusakus Blick traf James Black gezielt, der graue Schnurrbart zuckte kurz, blieb aber dann weiterhin stumm.

Eine lange Pause entstand, ehe die gutmütigen Augen die viel zu sterilen Worte begleiteten.
 

„Es wird dauern… aber es gibt tatsächlich Möglichkeiten, den Radius zu erweitern.“

„Dann tun Sie das verdammt noch mal!“

Noch ehe Black sich die richtigen Worte zurecht legen konnte, sprach Shuichi das aus, was sowohl er als auch Jodie dachten, nur weit weniger einfühlsam, als er es getan hätte.
 

„Das würde uns nichts nützen!“
 

Die Zähne des Schriftstellers mahlten beunruhigend aufeinander, als er sich zu Akai umdrehte, der als einziger das langsam verlöschende Feuer noch für interessanter hielt als den Monitor.
 

„Was? Aber wieso denn nicht?“

Miwako, die bis jetzt stumm Rans Leiden verfolgt hatte, konnte und wollte es nun nicht akzeptieren, dass dieser Kerl die winzige Hoffnung, die sie noch hatten, gleich im Keim erstickte!

Sie verstand es nicht!

Sie verstand ihn nicht…

Dieser Shuichi Akai war der einzige, der wohl am wenigsten Interesse an der ganzen Rettungsaktion zeigte und doch erkannte sie im seichten Schein der Glut auch immer wieder Shinichi Kudo in seinen Zügen. Etwas an seinem Verhalten, an seinen Worten und die Art und Weise in der er sprach, erinnerte sie an Conan. Satos Lippen wurden schmal. Er erinnerte sie an den Conan, der noch vor wenigen Tagen im Cafe Poirot einen Mordfall löste und das Leben eines Menschen damit vollkommen ruinierte.
 

Ohne sich den anderen zu zuwenden begann Akai zu erklären.
 

„Wenn die Organisation ihn hat und von allen anderen Erfindungen wusste, wie wahrscheinlich ist es dann, dass sie das Risiko eingehen, durch diese Wanzen gefunden zu werden? Wenn Kudo tatsächlich noch im Besitz der Wanzen ist, sind sie anders vorgegangen. Wahrscheinlich ist der Ort, an den sie ihn gebracht haben, so präpariert, dass die Erfindung keine Signale senden kann, oder eben so, dass wir sie nicht empfangen können. Die Chancen, ihn auf diese Art und Weise zu finden, sind gleich-“
 

„Hier!“
 

Jodies raue Stimmte hörte sich selbst für ihre eigenen Ohren fremd an.

„Da- Da war noch einer, noch ein Punkt! Ich bin sicher, dass ich einen gesehen habe!“
 

Sie sprach wie in Trance, versuchte mehr sich selbst zu überzeugen als die anderen, die sich nun wieder um sie versammelten. Auch Akai war nun zu ihnen getreten, beobachtete unruhig den schwarzen Monitor.

Es schien als ob der ein oder andere sogar das Luft holen vermied, sodass die Stille im Raum sich verdichtete. Selbst die verhassten Zeiger der Uhr machten den Anschein plötzlich langsamer zu ticken.
 

Unruhig biss sich Ran auf die Unterlippe, sie wollte Jodie so gerne glauben.

Sie wollte so gerne wieder hoffen.

Aber der Punkt hätte dann doch längst wieder aufleuchten müssen!

Sie hätten ihn doch mittlerweile alle sehen müssen… wenn es ihn wirklich gäbe.

Zitternd atmete sie aus, bemerkte erst jetzt, dass sie die Luft bis gerade angehalten hatte.
 

„Da!“
 

Sie hatten ihn alle gesehen, der Monitor hatte den kleinen Punkt kurz frei gegeben, ehe er ihn schnell drauf wieder verschlang. Es dauerte eine Weile bis er wieder auftauchte. Mit jedem mal schienen die Abstände zwischen seinem verschwinden und wieder erscheinen geringer zu werden, ähnlich einem Herzschlag, der sich langsam erhöhte.
 

Ein unsichtbares Aufatmen ging durch die Reihen der Anwesenden.

Sie hatten ihn gefunden.
 

< Shinichi… >
 

Ihre Augen verfolgten den kleinen Punkt, ließen ihn nicht mehr los.

Ran merkte, wie sich ihr Herz zusammenzog, er schien ihr in diesem Moment so nah.

Sie konnte ihn sehen… und doch war er Kilometer weit von ihr entfernt, noch schlimmer, er war noch immer in der Gewalt dieser Männer.

Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken als sie an die eisigen Augen Gins dachte, wie oft hatten eben diese Augen wohl Shinichi in der Nacht verfolgt?

Wie hatte er es nur geschafft, ihr mit dieser Gefahr im Rücken immer wieder Mut zu machen, woher hatte er diese Kraft genommen?

Aber vor allem… wie hatte sie es ihm gedankt?

Mit einem bebenden Seufzer ließ sie sich auf das Sofa hinter sich fallen, ohne dabei den kleinen Punkt aus den Augen zu lassen, der wie eine flimmernde Sternschnuppe über den schwarzen Bildschirm zog.

Sie war ihm in den Rücken gefallen!

Sie hatte seinem Vater Recht gegeben, sie hatte ihn weg geschickt!

Und allein wegen ihr… allein wegen ihr war er jetzt in Gefahr!
 

Wütend biss sie sich auf die Unterlippe, schüttelte abwertend den Kopf.

Sie würde ihn retten!

Sie riss ihren Blick von dem kleinen Punkt los, jedoch nicht, ohne ihn aus den Augenwinkeln heraus weiter zu beobachten. Erst jetzt bemerkte sie, dass auch die anderen Anwesenden noch immer wie gebannt auf das kleine Signal schauten, ihre Gesichter zeigten keinerlei Emotionen. Allein pures Erstaunen schien in ihren Zügen zu liegen, als hätte man sie in diesen wenigen Sekunden eingefroren.
 

Vorsichtig stand Ran wieder auf, merkte, dass es ein Risiko war, sich auf ihre Beine zu verlassen, ihre Knie zitterten, doch sie ignorierte es.

„Was stehen wir hier noch rum?“

Sie sah, wie die Gesichter der Angesprochenen zuckten, sie waren aufmerksam, vermieden es jedoch, sich ihr zuzuwenden.

Keiner wollte das Signal aus den Augen lassen.

„Wir haben ihn gefunden! Wir haben ihn! Worauf warten wir dann noch? Wir müssen ihm helfen!“
 

Ihre flehenden Worte schienen sie aus ihrer Trance zu reißen.
 

Auf den Gesichtern der Kinder erschien das Lächeln, welches diese Nacht schon viel zu lange verschwunden gewesen war.

Doch neben der Freude der Kleinen zeichnete sich auf den erleichterten Gesichtern der Erwachsenen schnell wieder Sorge ab.
 

„Tss…“ Akais Blick behielt den kleinen blinkenden Punkt noch immer Auge.

Das ganze war viel zu leicht!

Es wäre viel zu einfach, wenn sie ihn jetzt so leicht finden würden, das war nicht die Art und Weise der Organisation Gefangene zu machen.

Shuichi fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, wandte sich leise grummelnd vom PC ab und ging mit ruhigen Schritten zum Fenster.

Akai spürte die stechenden Blicke Yusakus in seinem Nacken, der besorgte Vater schien ihm nicht zu vertrauen, oder aber er teilte Shuichis Unruhe.

Still betrachtete er das draußen tobende Schneetreiben, er hörte wie die Schneeflocken ans Fenster klopften und um Einlass baten, aber er würde sie nicht hinein lassen… die Wärme in diesem Haus würde ihren Tod bedeuten.
 

„Was ist los mit euch?“

Rans laute Stimme bescherte ihr die Aufmerksamkeit, die sie wollte, Akai drehte sich erstaunt über die plötzliche Lautstärke des Mädchens um und auch Yusakus Blick ruhte nun auf ihr.
 

Ein besorgter Schatten zeigte sich über Yusakus Augen, als er Ran betrachtete.

Ihre Wangen hatten ein fiebriges Rot, das durch ihre ansonsten blasse Erscheinung nur noch deutlicher hervortrat. Yusaku konnte erkennen, dass ihre feste Stimme auf einem wackligen Fundament stand, ihre Knie zitterten und sie knetete in nervösen Bewegungen ihre Finger, aber das, was dem Autor am meisten Sorgen machte, waren ihre Augen.
 

Ein Blick, der für alles bereit war.

Augen, die vor Tatendrang glänzten und diesen Glanz mit den von Angst und Trauer sprechenden Tränen teilten.

Sie wollte ihn retten.

Aus ihren Augen sprach der Wille alles für ihn zu tun… alles zu tun. um Shinichi in Sicherheit zu wissen.

„Mhm…“

Ein leises grummeln entkam seiner Kehle und brachte seinen Schnurrbart zum Zucken. Nachdenklich vergrub Yusaku die Hände in der Tasche, war, ohne dass ihn jemand bemerkte, in der Küche verschwunden.
 

Die Diskussion ging auch ohne den Schriftsteller weiter, noch immer ruhten die Augen der Anwesenden auf der jungen Frau.

Megure und James Black tauschten beunruhigte Blicke miteinander aus.

Daraufhin nickte Megure Inspektor Sato zu, die ihr Schicksal leise seufzend annahm, während sich die Männer der Polizei mit Heiji und dem FBI zusammen taten und begannen, Pläne zu schmieden.

Inspektor Sato schritt langsam auf Ran zu und begann mit möglichst ruhigem Ton auf die junge Frau einzureden.
 

„Natürlich werden wir ihn retten, Ran! Da wir jetzt wissen, wo er ist, steht das ganz außer Frage.“ Sie versuchte ein Lächeln, merkte aber bald, dass Ran mit dieser Antwort noch lange nicht zufrieden war.

„Wir müssen jedoch langsam und vorsichtig vorgehen, denn-“

„Shinichi hat aber vielleicht nicht die Zeit, dass wir es langsam angehen können!“ Die Panik in Rans Stimme war nun nicht mehr zu überhören.

Kazuha wollte die Hand auf die Schulter ihrer Freundin legen, sie beruhigen, doch Ran nahm sie gar nicht wahr.

Ihr vorwurfsvoller Blick ging durch die Runde, sie merkte, dass keiner der Anwesenden ihren Augen standhalten konnte, sie alle wichen ihr aus, bis Miwako wieder zu sprechen begann.
 

„Natürlich, Ran, das wissen wir.

Aber hast du dir das Signal schon einmal genauer angesehen?“ Die Augen der Angesprochenen wurden groß, nachdenklich wandte sie sich zum Bildschirm.

„Es… es ist ziemlich schnell.“ Den fragenden Unterton in Rans Stimme beantwortete Sato mit einem Nicken.

„Das ist es. Wir müssen also davon ausgehen, dass sich Shinichi derzeit in einem Auto oder ähnlichem befindet.“ Sie nickte zum Fenster, welches den Schneeflocken noch immer als Trommel diente.

„In dieser Dunkelheit und mit dem Sturm können wir keinen Großeinsatz mit den Waagen starten, das wäre das reinste Selbstmordkommando.“

Ran schluckte, spürte wie der Klos in ihrem Hals langsam wuchs… sie wusste, dass die Polizistin recht hatte, aber sie wollte das einfach nicht hören.

„Außerdem ist es so viel zu Gefährlich, nicht nur für uns … sondern auch für Shinichi! Wir brauchen einen Plan.“
 

„Aber…“ Ran stockte, ihre Kehle hatte sich zugeschnürt.

Sie wusste, das sie recht hatte…

Beunruhigt hörte sie, wie die Polizei und das FBI zusammen mit Heiji Pläne schmiedeten, man holte Stadtpläne, um zu sehen, wo in etwa sich der Wagen mit dem kleinen Jungen befinden könnte.

Sie alle versuchten ihm zu helfen und ausgerechnet sie, die an all dem hier Schuld war, stand nur nutzlos in der Gegend.
 

„Es ist nicht deine Schuld, Ran.“
 

Überrascht drehte sich die Angesprochene um.

Vor ihr stand Yusaku Kudo, er versuchte ein Lächeln, hielt ihr eine Tasse duftenden Tees entgegen.

„Hier, trink das und versuch dich ein wenig zu beruhigen.“

Ran zögerte, sie hielt dem Blick seiner blauen Augen nicht lang stand, mit dem er sie hinter den Brillengläsern betrachtete, dankend nahm sie die Tasse entgegen und ließ sich erschöpft auf dem Sofa nieder.
 

Ran knetete das warme Porzellan in ihrer Hand, schaute nicht auf, als sich sein Vater neben sie setze.

Unruhig betrachtete er das blasse Mädchen an seiner Seite… oder besser die junge Frau, die nun neben ihm saß, denn anders als bei seinem Sohn waren die Jahre an ihr nicht spurlos vorüber gezogen.

Sie war erwachsen geworden.

Sie war die Frau, die sein Sohn liebte… schon seit klein auf.

Yusaku seufzte, beobachtete unruhig den blassen Dunst des Tees, der Ran um die Nase wehte.
 

„Es ist nicht deine Schuld, Ran! Du hättest es nicht verhindern können… wir haben alle geahnt, dass eine gewisse Gefahr im Raum schwebt. Was heute Abend im Park passiert ist, hätte keiner von uns vorher erahnen können… weder du, noch Shinichi hätten es verhindern können.“

Ran wollte schlucken, merkte jedoch, dass der Klos in ihrem Hals das nicht zuließ, ohne aufzusehen lauschte sie weiter der vertrauten Stimme seines Vaters.

„Wir werden ihn retten, Ran! Du wirst schon sehen… du kennst Shinichi doch, er ist hart im nehmen, er wird das schon schaffen.“

Seine ruhige Stimme klang überzeugt, als sie aufsah, erkannte Ran ein hoffnungsvolles Lächeln unter dem dichten Schnurrbart.

„Du musst dich beruhigen, Ran… Shinichi wird dich nicht gerne so sehen, wenn er erst einmal wieder da ist.“ Ran wurde rot, strich sich eine einsame Träne aus ihrem Augenwinkel.
 

„Er wird es schon schaffen, Ran.“

Sie schwieg, beobachtete die kleinen Wellenbewegungen in ihrer Teetasse, die durch ihre zitternden Hände entstanden.

„Ich werde ihm helfen…“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, doch Yusaku hatte sie gehört, seine Lippen wurden schmal, als er ihr antwortete.

„Das wirst du, Ran… aber erst einmal musst du neue Kraft schöpfen...“

Er wandte den Kopf von ihr ab, schaute ins Leere, während die Lichtreflexe auf seiner Brille seine Augen verbargen.
 

„Trink einen Schluck Tee… danach wird es dir besser gehen.“
 

Langsam stand er auf, während er ruhig auf die kleine Gruppe zu schritt, beobachtete er noch aus dem Augenwinkel heraus, wie sie ihm eine Weile nachsah, ehe ihre Lippen die Teetasse berührten.

<Tut mir Leid, Ran… aber das kann ich ihm nicht antun.>
 


 

Der Tee tat unwahrscheinlich gut.

Sofort entspannte sich ihre trockene Kehle, die warme Kräutermischung war wie eine Salbe, die sich beruhigend über ihre Wunden legte.
 

In wenigen Zügen hatte Ran die kleine Teetasse geleert, sie war wohl doch durstig gewesen. Zögernd stellte sie das langsam erkaltende Porzellan zurück auf den Tisch, sah auf und erkannte das FBI, die Polizei sowie auch Yusaku und Heiji in reger Diskussion, wie man das Leben ihres Freundes am besten retten sollte.
 

Langsam ließ sie sich gegen sie Sofalehne sinken, eine wohltuende Müdigkeit breitete sich in ihr aus.

<Hoffentlich haben Sie recht, Herr Kudo.> Sie gähnte, strich sich müde über die Augen, ihre Lider wurden immer schwerer.

Ran wehrte sich nicht, die Wärme des Tees zusammen mit den beruhigenden Worten des Autors, die noch in ihren Ohren hallten, betäubten ihren Verstand.
 

Sie mussten ihn einfach finden.

<Shinichi…>
 

Diese Gedanken und ein Letzter Blick auf den kleinen Signalpunkt begleiteten sie ins Reich der Träume.
 


 


 


 

Im Hintergrund hörte man das leise Säuseln einer Geige, die scheinbar den zarten Tanz der Schneeflocken mit ihrem Klang begleitete.
 

Das kurze Piepsen der Telefonsprechanlage durchbrach die ruhigen Töne.

„Gin?“ Bordeaux’ Stimme war ruhig und fordernd.

„Es geht los, bereite alles vor… und nimm du ihn mit. Ich habe keine Lust, mir das grinsende Gesicht die ganze Fahrt über anzusehen.“

Ruhig blies er den Rauch seiner Zigarre durch die halb geöffneten Lippen.

„Gut, dann bis gleich.“ Mit einem klackenden Geräusch fand sich der Telefonhörer wieder in seiner Station ein.
 

Der blaue Computermonitor tauchte den Raum in ein kühles Licht.

Mit einem missbilligendem Lächeln verfolgte Bordeaux den kleinen Punkt, der sich immer weiter von ihm weg bewegte.
 

Traurig schüttelte er den Kopf.

„Tss… aber, aber Mr. Holmes… es sieht ganz so aus als wüssten Sie meine Gastfreundschaft nicht zu schätzen.“
 

Die Lider schlossen sich langsam über den kalten, blauen Augen, als sich der Boss der Organisation in seinen Sessel sinken ließ.

Automatisch führte seine Hand gleichmäßig kreisende Bewegungen aus und brachte so den Wein dazu im Kreis zu laufen.
 

Immer enger presste sich die Flüssigkeit an das kühle Kristall.

Panisch zog sie Runde um Runde… scheinbar auf der Flucht.
 

Doch es gab kein Entkommen.
 

Genüsslich führte Bordeaux das Glas an seine Lippen und trank es Schluck für Schluck aus.

Blutige Wahrheit

Blutige Wahrheit
 

Ein freundliches Hallo an alle Leser,

wie immer möchte ich das Vorwort nutzen um euch Lesern aber vorallem auch den Kommischreibern zu danken, eure Rückmeldung ist wirklich unheimlich wichtig und hilfreich für mich!

Und ich danke euch ganz ganz Herzlich dafür *knuddel*

Nun zum Kapp, ich muss gestehen ich hab ein wenig Angst vor eurer Reaktion ^//^, eines sollte ich vielleicht zur Erinnerung vorn weg schicken ^.~

In meiner Geschichte ist Shinichi schon 19 , nur damit ihr bei späteren Jahresangaben nicht allzu verwirrt seit ^^,

Ansonsten wünsche ich euch jetzt viel Spaß!

Ganz liebe Grüße,

eure Shelling
 


 


 

Der dichte Nebel aus Eis und Schnee versperrte Shinichi die Sicht. Er hatte keine Ahnung, wohin Vermouth ihn brachte, sie fuhren nun schon eine ganze Weile durch das dichte Schneegestöber, ohne dass er wusste, was die blonde Schönheit an seiner Seite plante.
 

Allein die Motorengeräusche des Wagens und ab und an der monotone Takt eines gesetzten Blinkers zeigten an, dass sie sich bewegten und nicht nur auf der Stelle fuhren.
 

Immer wieder versuchte Conan einen Blick in den Seitenspiegel zu erhaschen.

Hatte man sie bemerkt?

Wurden sie vielleicht schon verfolgt?

Die Augen des kleinen Jungen wurden schmal, nicht ein einziges Licht war hinter ihnen zu sehen… Ruhe konnte dieser Anblick in ihm jedoch nicht bewirken.

Shinichi wusste genau, dass er eine Verfolgung nicht ausschließen konnte, aber selbst wenn… er konnte die schwarzen Schatten in der Dunkelheit nicht erkennen. Der Himmel selbst schien sich gegen ihn verschworen zu haben, indem er sie mit einem Nebel von Schnee und Eis umgab.
 

Er schluckte, blickte unruhig zu der Frau an seiner Seite.

Vermouth wirkte ruhig, doch wenn er genau hinsah, konnte Shinichi die Nervosität ihrer Hände sehen, unter deren junger Haut angespannte Sehnen hervortraten.

Die aufeinander gepressten Lippen waren schon damals Zeuge ihrer inneren Qual. Shinichi erinnerte sich noch sehr genau an den Tag, an dem er Sharon Vineyard das erste Mal begegnet war.
 

“Mein Leben ist eine Verkettung unglücklicher Umstände.“
 

Shinichis Augen wurden schmal, nachdenklich betrachtete er die junge Frau auf dem Fahrersitz.
 

<Wie unglücklich… Sharon?>
 

In seinem Kopf arbeitete es nun lautstark, nachdenklich legte Shinichi den Finger ans Kinn und ließ sich langsam in den Beifahrersitz zurück sinken.

Er atmete lange ein, konnte den Geruch des ledernen Sitzes wahrnehmen, dessen kühle Lehne sich nun an seinen Rücken schmiegte.

<Das Puzzle fängt langsam an sich zusammenzusetzen.

Als Rahmen dient mir ihre Vergangenheit und das hier und jetzt. Aber in der Mitte fehlt mir noch etwas… entweder ich habe noch nicht alle Teile beieinander, oder aber etwas passt einfach noch nicht ins Bild.>
 

„SHINICHI!“
 

„Hä?“ Verwundernd blinzelnd suchte Conan nach der Besitzerin dieser Stimme, doch Vermouth war nicht mehr auf ihrem Platz. Das Auto bewegte sich nicht mehr, sie hatten angehalten.

Ungläubig drehte sich Shinichi zu seiner Tür, in der ihm das Gesicht einer ziemlich genervt dreinblickenden Frau begegnete.
 

„Bist du eigentlich taub, Kudo? Die ganze Zeit versuche ich dich schon zu erreichen, aber bei dir war mal wieder keiner zu Hause!“

Conans überraschter Blick verwandelte die angespannte Miene Vermouths jedoch bald in ein süßliches Lächeln, mit dem sie sich langsam von ihm abwandte.
 

„Du solltest weniger an Angel denken, mein Lieber!“
 

Shinichis Augen wurden groß, doch Vermouth sah ihn nicht.

„Durch deine Schwärmerei setzt du nur die Möglichkeit aufs Spiel, ihr je wieder in ihren Armen zu liegen, sweet heart.“

Den letzten Teil hatte der Grundschüler jedoch schon gar nicht mehr registriert. Die vor Aufregung weit geöffneten Augen schauten Vermouth nachdenklich hinterher.

<Ran… Damals in New York. Hatte nicht auch er diesen Fall bearbeitet? Könnte das wirklich sein?>
 

Genervt drehte sich Vermouth um.

„Wo bleibst du, Shinichi?“ Sie schüttelte nur müde den Kopf, als sie erkannte, dass sie den Kleinen schon wieder aus einem Trance-artigen Zustand heraus gerissen hatte.

Was war nur los mit ihm?

Er war doch sonst aufmerksamer…

Ihre blauen Augen beobachteten geduldig, wie der kleine Junge aus dem Wagen sprang und sich verwundert und interessiert umschaute.

<What’s in your mind… silver bullet?>
 

Langsam schritt Conan auf Vermouth zu, sein Blick wanderte noch immer fragend durch die Halle, in der sie den Wagen geparkt hatten.

Eine alte Lagerhalle?

Oder eine alte Fabrik?

Interessiert besah sich Shinichi die alten Maschinenteile und Kartons, die sich am Rande der großen Halle stapelten.

Fenster gab es nicht und das große Tor, durch das sie hinein gefahren waren, schien die einzige Möglichkeit zu sein, in dieses Gemäuer hinein zu kommen. Seine Pforte war noch immer durch einen starken Vorhang aus Schnee verdeckt, der durch die Flutlichter an den Decken beleuchtet wurde.

Der kalte Wind trieb ab und an ein paar Schneeflocken in den Saal, fast als würden sie vor der Dunkelheit flüchten brachten sie Shinichi zum frösteln.
 

„Wo sind wir?“ Fragend sah er zu Vermouth auf.

„Wir beginnen mit Teil zwei meines Planes…“ Auffordernd nickte sie zu einem zweiten Auto das Shinichi hinter ihr im Schatten der Hallenmauer erkannte.

„Sicher ist sicher, Darling. Wir wollen doch nicht, dass uns deine Freunde anhand meines Wagens finden, oder?“
 

Selbstsicher warf sie sich ihre blonde Mähne in den Nacken, drehte sich um und schritt auf den Wagen zu.

„Come on cool guy! Wir müssen uns beeilen.“
 

„Das denke ich nicht, ihr werdet nirgendwo mehr hingehen.“
 

Beim Klang der kühlen Männerstimme wurde Shinichi schlagartig schlecht.

Ein unerträglich heißer Schauer durchlief seine Adern wie ein Gift und breitete das beklemmende Gefühl in Shinichis Innern immer weiter aus.

Zähneknirschend biss er sich auf die Lippen.

<Verdammt!>
 

Mit einem Blick zu Vermouth erkannte Shinichi schnell, dass es ihr nicht besser ging, im Gegensatz zu ihm, der der verhasst bekannten Stimme noch immer den Rücken zu kehrte, hatte Vermouth sich blitzartig umgewandt.
 

Die Anspannung auf ihrem Gesicht hatte sie in Sekunden altern lassen.

Panik stand in ihren Zügen.

Panik, Verzweiflung und Angst erkannte Shinichi in ihren Augen, in denen sich zweifellos sein Gesicht spiegeln musste.
 

<Bordeaux.>
 

Der Grundschüler zuckte unwillkürlich zusammen, als Bordeaux’ Stimme die eisige Halle erneut zum beben brachte und scheinbar vollständig ausfüllte.
 

„’Wenn eine Frau glaubt, ihr Haus stehe in Flammen, dann lässt ihr Instinkt sie zuerst zu dem Objekt laufen, das ihr am wertvollsten erscheint.’“
 

Shinichi schluckte, schoss die Augen und atmete gequält aus.

<Bitte nicht…>
 


 


 


 

„Er bewegt sich nicht mehr…“

Heijis Stimme klang rau auf der anderen Seite der Leitung.

Jodie, die ihrerseits den Hörer am Ohr hatte und so mit dem Haus Kudo die Verbindung hielt, schluckte schwer, hoffentlich hatte sie sich nur verhört.
 

Ihr Chef, Akai und sie verfolgten die Spur des Kleinen nun schon eine ganze Weile, da sie den Laptop nicht mitnehmen konnte, ohne in Kauf zu nehmen, dass sie sein Signal verlieren, hatten sie ihn kurzerhand in der Villa gelassen.

Dort saß Heiji vor dem Monitor und versuchte ihnen die Richtung zu erklären. Um zu überprüfen, wie nahe sie ihrem Ziel schon gekommen waren, hatten sie sich von den Detektive Boys einen Transmitter ausgeliehen… was sich als weitaus schwieriger erwiesen hatte als gedacht.

Natürlich gaben die drei ihr Abzeichen gerne in die Hände des FBIs, aber nicht ohne die Forderung zu stellen, auch mit auf die Suche nach ihrem Freund zu gehen. Erst nach einem langen hin und her hatte nicht zuletzt James Black sie davon überzeugen können, dass es besser wäre, sie würden bleiben.
 

Mit der Polizei hatte man sich ebenfalls recht schnell geeinigt.

Megure sorgte zusammen mit Inspektor Sato und Takagi für die Sicherheit im Hause Kudo, sie würden nachkommen, sobald sie den Kleinen gefunden hatten.
 

Die wirkliche Schwierigkeit war es gewesen, den Hausherrn zu überzeugen.

Yusaku Kudo hatte drauf bestanden mit ihnen zu kommen.
 


 

„Mr. Black, es geht hier um meinen Sohn!“

In Augen des Autors brannte ein Feuer, das James Black nur zu bekannt war... ja es ging um seinen Sohn.

Die beiden Männer sahen sich lange in die Augen, keiner von beiden wollte von seinem Standpunkt weichen, nicht auch nur einen Zentimeter.
 

„Herr Kudo, dessen bin ich mir sehr wohl bewusst und ich versichere Ihnen, dass wir alles tun werden, um ihn zu finden.“ Der Bart des Autors zuckte bei der Beruhigung versprechenden Floskel des FBI Agenten nur verächtlich, dieser holte jetzt jedoch zum finalen Schlag aus. Für solche Diskussionen hatten sie jetzt einfach keine Zeit!
 

„Ich bitte Sie darum, das zu tun, Herr Kudo, was Sie auch diesem Mädchen verordnet haben…“ Yusaku schluckte, schaute betreten zur Seite.
 

Ran lag auf dem Sofa… und schlief.

Sie schlief, weil er ihr etwas in den Tee getan hatte.

Es ging nicht anders.

Er hatte den Kampfgeist in ihren Augen gesehen, den Wunsch alles zu tun, nur um ihn zu retten.

<Shinichi…>
 

Yusakus Hals wurde trocken.

Er hatte das einfach nicht zulassen können!

Er wusste genau, was Ran Shinichi bedeutete, er hatte einfach nicht zulassen können, dass sie sich einer solchen Gefahr aussetzt, das hätte ihm Shinichi nie verziehen.

Es war nicht fair von ihm, nicht edel, sondern einfach nur gemein gewesen, dass er auch nur den leisesten Ansatz des Tatendrangs Rans im Keim erstickt hatte.

Sie wussten alle, dass er es getan hatte, allein der anklagende Blick Kazuhas, die neben Ran auf dem Sofa saß, sagte alles.

Aber sie wussten auch, dass es so am besten war… und deswegen sagten sie nichts.
 

„Ich bitte Sie.“ Die betont ruhige Stimme Blacks fing Yusakus Blick.

„Ich bitte Sie hier zu bleiben, wenigstens solange, bis wir wissen, wo er ist.“ Yusaku schluckte, schaute den alten Agenten eindringlich an.

Seine grauen Augen begegneten ihm ehrlich und klar, der Schatten zwischen den Augenbrauen versprach festen Willen, dem sich auch der Schriftsteller nicht länger entziehen konnte.
 

Gequält hatte er genickt und beobachtet, wie das FBI sich auf die Suche nach seinem Sohn machte, die angehauchten Worte Hattoris riefen jedoch auch in ihm erneut Unruhe hervor.
 


 

„Das Signal bewegt sich nicht mehr…“ Beunruhigt traten Megure und Takagi hinter den Osakaer. Sato war mit Yukiko nach oben gegangen, um Decken für die Kinder zu holen, die ebenfalls dem Schlaf erlegen waren.
 

Jodie schluckte, tauschte beunruhigte Blicke mit ihrem Chef, der das Gaspedal ein Stück weiter nach unten drückte.

„Sag uns lieber weiter, wo wir lang fahren sollen.

Das- das hat nichts zu sagen, der Radius ist so groß, dass wir kleine Bewegungen nicht erkennen können.“
 

Heiji schluckte, er konnte die Unsicherheit in Jodies Stimme hören.
 

<Ich hoffe se haben recht. Das hoffe ich… Kudo.>
 


 


 

Langsam drehte Shinichi sich um, erkannte am Tor der Halle die Gestalt Bordeaux', die wie ein schwarzer Schatten aus dem weißen Nebel ragte.

Doch nicht nur Moriarty persönlich war erschienen. Nein, auch Gin, Wodka und zu Shinichis erschaudern auch Whisky standen vor ihnen und kehrten der Dunkelheit den Rücken zu.
 

Auch noch in dieser Entfernung konnte Conan das genüsslich grausame Lächeln Bordeaux' erkennen.
 

„’Sie würde also loslaufen, um es in Sicherheit zu bringen.’“

Ein erregter Funken zeigte sich in Bordeaux’ Augen, er liebte es seinen Trumpf auszuspielen.

„Was ist denn, Mr. Holmes? Kommen Ihnen diese Sätze etwa nicht bekannt vor?“

Auch in seiner ruhigen Stimme ließ sich der Hohn nicht verbergen, der Shinichi dazu brachte, die Zähne aneinander zu mahlen.

Er dachte nicht daran, Bordeaux zu antworten.
 

Dieser erkannte die Sturheit seines Gegners gleich und nickte Gin mit einer wohlwollenden Geste zu. Noch ehe sich Vermouth hätte rühren können, hatte Gin die entsicherte Pistole auf sie gerichtet.

Das kalte Lächeln auf seinen dünnen Lippen blieb aus, mehr als Verachtung und Hass hatte er nicht für die Blondine übrig.
 

„Ablegen!“
 

Shinichi zuckte kurz zusammen, er wusste, dass Gin dieses Wort absichtlich wählte. Wusste, dass der Schlag, der ihn getroffen hatte, gezielt gesetzt gewesen war.

Nur wenige Sekunden später hörte Conan, wie Metall, knapp hinter ihm, zu Boden fiel.
 

„Tss! Verkauf mich nicht für dumm, glaub mir, Vermouth, das kommt dir teuer zu stehen! Weg mit der Waffe sofort!“
 

Aus den Augenwinkeln heraus konnte Shinichi einen Blick auf die Angesprochene werfen. Von ihrer Schönheit schien kaum noch etwas übrig zu sein, unruhig zerbiss sich die blonde Frau die Lippen, sodass deren rote Farbe wohl nicht mehr nur dem Lippenstift zuzuschreiben war.

Doch nach nur wenigen Sekunden fiel auch die zweite Waffe klimpernd in den kalten Staub.
 

„Na bitte…“ Bordeaux’ Stimme war weich wie Samt, doch das Lächeln auf seinen Lippen war trügerischer und gefährlicher als alles, was Shinichi bis jetzt kannte.

„So können wir uns doch schon viel besser unterhalten. Also, Shinichi Kudo, willst du uns nicht sagen, welche Schlüsse du bis jetzt gezogen hast, Herr Meisterdetektiv?“
 

Der als Bitte formulierte Befehl stand wie ein unsichtbares Gas im Raum und nahm Shinichi fast den Atem.

„Eine Falle!“ Drang es gequält durch seine Zähne. Bordeaux und die anderen standen viel zu weit weg, als dass sie ihn hätten hören können, nur Vermouth waren die gezischten Worte des Jungen jedoch nicht entgangen.

„Ja… aber wie?“ Shinichi erschrak, vermied es sich zu ihr umzudrehen, die Angst in ihren geflüsterten Worten war nicht zu überhören.

„Wie konnten sie das wissen?“
 

„Ruhe!“ Gins Stimme riss die Aufmerksamkeit beider wieder zurück nach vorn.

„Ich warte, Kudo, und das ist etwas, mit dem ich mich wirklich nicht gern beschäftige.“
 

Conan räusperte sich leise, seine Kehle war rau und trocken, noch dazu quälten ihn die Halsschmerzen seiner verfluchten Erkältung.

Aber er musste sprechen…

Er würde dieses Spiel mitspielen, wenigstens so lange, bis er eine Idee hatte, was sie jetzt machen konnten.

Sie mussten hier weg! Soviel war klar.

Nur wie?

Um diese leidige Frage zu beantworten benötigte er Zeit, die er wohl nur mit dem Beantworten von Bordeaux' Fragen gewinnen konnte.
 

„Das waren Sätze von Sherlock Holmes.“ Shinichi schluckte.

„Diese Zitate stammen von ihm, genauer aus ‚Skandal in Böhmen’, in dem Sherlock Holmes auf ‚die Frau’ trifft… Irene Adler.“ Das Lächeln, das wohl sonst bei einer solchen Erzählung auf den Lippen Shinichis erschienen wäre, bleib in dieser Situation jedoch aus. Shinichi konnte erkennen, wie die Augen der Anwesenden immer wieder zu Vermouth schwenkten und sie mit einem kalten Lächeln straften.

„Holmes soll eine Fotografie beschaffen, die Irene Adler jedoch gut versteckt hat. Also bedient er sich eines Tricks um Irene dazu zu bringen… sich selbst zu verraten.“

Die letzten Worte hatten Bordeaux gerade noch erreicht, ehe sie sich ganz in einem Flüstern verloren hatten.

„Holmes hat Feuer gelegt.“

„Oder Besser er hat falschen Alarm geschlagen und so die Gunst der Stunde genutzt, denn wenn eine Frau glaubt, ihr Haus stünde in Flammen, versucht sie das zu retten, was ihr wichtigster Besitz ist.“

Shinichi konnte hören, wie Vermouth hinter ihm laut ausatmete, aber da musste sie jetzt wohl oder übel durch.

„Irene ist also zu ihrem Versteck gelaufen, um besagte Fotografie zu retten. Da Sherlock Holmes selbst anwesend war und alles beobachtete, hatte sie somit ihr Versteck und sich selbst verraten.“
 

„Bravo!“ Bordeaux spendete Shinichi gekünstelten Applaus und brachte so die Wut im Innern des Kleinen nur noch mehr zum Kochen.

„Wirklich gut, mein Lieber. Ich sehe schon, dass man dir nicht umsonst nachsagt ein großer Fan zu sein.“ Er hielt inne und das Klatschen seiner Hände verhallte stumm.

„Dennoch habe ich dich überlistet, mein Kleiner, du hast meinen Trick nicht durchschaut. Und unsere liebe Vermouth hier…“ Seine Augen sprangen zu der Blondine über, die zusammen zuckte als hätte sie ein Schuss getroffen.

„…War wirklich eine ganz ausgezeichnete Irene Adler.“
 

Shinichis Augen wurden schmal.

<Was fällt diesem Mistkerl eigentlich ein!? Er hat Sherlock Holmes' Plan und somit Conan Doyles Idee einfach für seine Zwecke missbraucht! Aber eins versteh ich noch nicht… wie hat er uns hier gefunden? Jemanden durch diesen Nebel zu verfolgen, ist so gut wie unmöglich!>

Leise hallende Schritte rissen Shinichi aus seinen Gedanken, Vermouth ging mit unsicheren Schritten auf Bordeaux zu. Gins Pistole zuckte bereits, doch Bordeaux hielt ihn mit einer schlichten Handbewegung von seinem Vorhaben ab.
 

Conans Pupillen huschten unruhig hin und her, nur wenige Zentimeter vor ihm blieb Vermouth endlich stehen. Sie stand leicht seitlich von ihm sodass er ihr Gesicht noch genau erkennen konnte. Vermouth hatte sich anscheinend endlich von dem Schock erholt, dennoch rangen in ihren Zügen Angst und die jahrelang einstudierte Coolness um die Vorherrschaft.

Als ihre zittrige Stimme erklang, war jedoch klar, wer gesiegt hatte.
 

„Wie ist das Möglich? Wo- Woher…?“
 

„Aber, aber, Vermouth! Jetzt gib bitte nicht das auf, wofür ich dich geschätzt habe… das ist ja was ganz neues, dass du die Fassung verlierst, nur weil eine Waffe auf dich gerichtet ist.“

Getreu schlossen sich dem süffisanten Lächeln Bordeaux' auch die Lippen von Gin, Wodka und Whisky an. Bei dem scharfen Ton, den ihr Boss jetzt anschnitt, fiel dieses keine Zeichen von Sympathie jedoch buchstäblich aus ihren Gesichtern.
 

„Verkauf mich nicht für dumm, Vermouth!“ Seine Stimme prallte von den Wänden ab und schlug seine Worte Conan und Vermouth nochmals um die Ohren.

„Hast du wirklich geglaubt, dass mir dein kleines ‚Spiel’ nicht auffallen würde? Dachstest du, mir würde entgehen, dass du meine Mitarbeiter in der Chemie derart ‚feuerst’?“ Ihre blonden Locken fielen langsam hin und her, sie schüttelte langsam den Kopf, wahrscheinlich ohne es selbst zu merken.
 

„A-Aber wieso… wieso hast du dann nicht-?“
 

Bordeaux schüttelte bedauernd den Kopf.

„Warum ich dich nicht einfach habe umbringen lassen?“ Das süße Lächeln kehrte auf seine Lippen zurück.

„Aber Vermouth… wo bleibt denn dann der Spaß?

„Ich wusste du spielst falsch… aber eine viel interessantere Frage konnte ich nicht beantworten, nämlich das warum!“ Sein Blick huschte zu Shinichi.

„Nicht wahr, Kudo? Ist es nicht auch das warum, welches einem Detektiv bis zum Schluss auf der Seele brennt?“
 

Shinichi antwortete ihm nicht, biss sich stur auf die Lippen, die Dreistigkeit dieses Mannes machte ihn schier wahnsinnig.

„Warum…“ Bordeaux’ Stimme wurde auf einmal ruhig.

„Warum hintergeht mich eine meiner besten Mitarbeiterinnen?

Warum bringt sie meine Chemiker um?

Warum tut sie das?

Zu viele Frage, auf die ich keine Antwort wusste, viel zu viele. Aber wie wäre ich je hinter die Lösung dieses Rätsels gekommen, wenn ich dich einfach so aus dem Verkehr gezogen hätte?“
 

„Oh nein… der Weg zur Lösung dieses Rätsel war weitaus amüsanter. Auch wenn ich sagen muss… ich bin enttäuscht von dir!“

Sein Blick, mit dem er sie strafte, war kälter als Eis.

„Du hast es uns viel zu leicht gemacht! Ich hätte wirklich mehr von dir erwartet, Vermouth!“

„Hast du wirklich nicht mitbekommen, dass dich unsere Leute auf Schritt und Tritt verfolgten? Dass dir Gin, während du mit der Freundin unseres kleinen Gastes gespielt hast, an den Fersen hing und selbst deine kleine Vorstellung im Theater von einem Ehrenplatz aus verfolgte?“

Vermouth schluckte geräuschvoll, das durfte doch alles nicht wahr sein!
 

„Als ich also endlich wusste, was du planst konnte ich dich gezielt einsetzen, ich konnte dich zu meinem Werkzeug machen… genauso wie du den Jungen zu deinem machen wolltest.“

Shinichi biss die Zähne aufeinander.

<Also doch!> Er schaute zu Vermouth aber sie rührte sie nicht.
 

„Da du ja so freundlich warst und mich auf den kleinen Fehler bezüglich des APTX aufmerksam gemacht hast, war es nicht mehr schwer, unsrem lieben Mr. Holmes einen Besuch abzustatten. Da dir, wie es scheint, etwas an ihm liegt, war es nicht schwer zu erahnen, dass du versuchen würdest, ihn zu retten.“ Er lächelte, versteckte die behandschuhten Hände tiefer in seiner Tasche, eigentlich war er nicht der Typ für einen Außeneinsatz. Wofür hatte man schließlich seine Mitarbeiter? Aber das hier… nein, diesen Genuss hätte er sich um nichts in der Welt entgehen lassen!
 

„Ich musste also nur noch mein ‚Feuer’ legen und die Gefahr für unseren jungen Freund deutlich machen… und ich muss wirklich sagen, dein Verhalten war... par excellence! Schon der kleinste Geruch von Rauch in deiner Nase hat ausgereicht, um dich in Panik zu versetzen.

Tss“ Bordeaux verzog die Lippen zu einem verächtlichen Lächeln.

„Euch zu folgen war nun wirklich nicht schwer!“
 

Shinichis Augen wurden schmal, als er bemerkte, dass Bordeaux sich nun an ihn richtete.

„Sag mal, Kudo… findest du es nicht äußerst seltsam, dass Gin dir alle deine kleinen Hilfsmittel abgenommen hat… außer eines?“
 

„Hm?“ Conans Augen wurden groß, die plötzliche Erkenntnis durchdrang ihn, wie ein elektrischer Schlag, automatisch schaute er an sich herab.

<Verdammt!>
 

Das voluminöse Lachen Bordeaux’ füllte plötzlich die große Halle.

„Anhand deiner Reaktion sehe ich, dass dir ein Licht aufgegangen ist. Es stimmt zwar, dass man in einem gewissen Radius um unser Hauptquartier von außen kein Signal verfolgen kann. Ein Signal, dass sich nicht mehr in diesem Radius befindet von innen zu verfolgen, ist jedoch kein Problem.

Natürlich hätten wir auch einfach selbst einen Sender an dir oder der lieben Vermouth befestigen können… aber wieso Arbeit und Risiko in Kauf nehmen, wenn uns Mr. Holmes höchst persönlich den Gefallen tut und uns eine Spur hinterlässt?“
 

Spott und Hohn vereinten sich in Bordeaux' Kichern zu einer tödlichen Essenz, die Shinichi den Magen umdrehte.

Bis jetzt war wirklich alles nach seinem Plan gelaufen… über jeden Schritt, den sie gemacht hatten, hatte er Bescheid gewusst!

<Verdammter Mist!> Conan ballte die kleine Hand zur Faust, bis jetzt war er der Leiter dieses Spiels gewesen… er war es, der von allem gewusst hatte.

<Nein … nicht von allem!> Seine Hand suchte seine Hosentasche, fand mit Erleichterung den kleinen Stick noch immer darin liegen.
 

„Sobald ihr das Gelände verlassen hattet, war es also kein Problem mehr, euch zu folgen.“ Die schweren Schultern vollbrachten ein lässiges Zucken.

„Natürlich musste ich das Risiko eingehen, dass so auch seine werten Helfers Helfer auf diese Spur kommen.“
 

Das grausame Lächeln auf seinen Lippen, welches er Shinichi jetzt zuteil werden ließ, brachte das Blut in den Andern des Kindes zum erfrieren.
 

„Aber was soll’s… ich war schon immer ein begeisterter Angler!“
 

Conans Herzschlag setze mit einem mal aus, seine Pupillen huschten wie aufgehetzte Tiere hin und her.

„Nein!“

Das durfte einfach nicht wahr sein!

Er hatte Shinichi als Köder benutzt!

Wahrscheinlich wartete er nur darauf, dass Megure und vielleicht das FBI auf die Idee kamen nach dem Sender zu suchen… und hier auftauchen würden.

Es war eine Falle!

Ein Hinterhalt!

<Verdammt! Ich kann nichts tun… ich kann sie nicht mal warnen! Bitte, Bitte bleibt weg von hier! Kommt nicht!>
 

„Aber wieso?“
 

Ihre Stimme klang blass auf dem staubigen Hallenboden, zum ersten mal in ihrem Leben vermochte es Vermouth nicht auch dieses Fleckchen Erde für sich als Bühne zu nutzen, diesen Platz hatte jemand anders eingenommen.

„Wieso hast du mich und den Kleinen nicht einfach umgebracht, als du von meinem Plan wusstest?! Was soll diese Schmierenkomödie, solch ein Aufwand ist doch sonst nicht das, was du willst!“

Bordeaux schnaubte verächtlich.

„Erzähl du mir nichts von einer Schmierenkomödie, Vermouth, dein ganzes Leben ist nichts anders! Nein… nein ich konnte auf dieses Theater nicht verzichten, denn etwas ganz Entschiedenes hat mir gefehlt.

Ein Beweis.

Dir müsste dieses Vorgehen doch nur zu bekannt sein, nicht wahr, Herr Detektiv, denn was macht man, wenn man weiß, wer der Täter ist, aber keinen Beweis hat?“ Bordeaux' Augen funkelten genüsslich.
 

„Man stellt ihm eine Falle.

Man sorgt dafür, dass sich der Täter in seinem eigenen Netz windet… seien wir doch ehrlich, Vermouth? Du hättest es doch abgestritten, wenn ich dich auf unseren Kleinen hier angesprochen hätte. Aber jetzt, jetzt kannst du es nicht mehr leugnen.

Wie unser Mr. Holmes jetzt sagen würde…

Auf frischer Tat ertappt.“
 

Shinichi schluckte, er bemerkte, wie in seinem Inneren ein Kampf tobte, den er nie für möglich gehalten hätte!

Er verachtete Bordeaux, er hasste ihn abgrundtief für alles, was er je getan hatte und doch konnte Shinichi nicht anders, als seinen Verstand und sein Vorgehen zu bewundern. Dennoch… die Rolle, die er in diesem Stück spielte, missfiel ihm ganz und gar.
 

„Arme kleine Vermouth…!“ Das künstliche Bedauern in Bordeaux' übersüßter Stimme schnürte nicht nur Shinichi die Kehle zu.

„Dabei hast du nur versucht, den Kleinen hier zu retten… und somit vielleicht auch doch noch dich selbst.

Es ist wirklich schade, dass dein Versuch zu helfen, wieder nur in Leid endet… nicht wahr, Sharon?“
 

„SHUT UP!“
 

Die Augen der Schauspielerin hatten einen fiebrigen Glanz, Shinichi konnte erkennen, wie sich ihre Lunge hastig auf und ab bewegte. Er schluckte, konnte das Mitleid in seinen Augen nicht zurückhalten, mit dem er Vermouth nun betrachtete.

<Ich hatte also doch recht… Sharon.>
 

„Na, na wer wird denn gleich so grob werden?

Aber ich kann es verstehen… schließlich hast du ihn wirklich geliebt.“

Bordeaux' Stimme klang falsch und das Wort ‚Liebe’ schien unter seinem Tonfall die schlimmsten Schmerzen zu erleiden.
 

„You don’t know anything about that!”
 

“Oh ich weiß genug, meine Liebe, um mir dein Verhalten erklären zu können!“

Vermouths Augen wurden trüb.

„B-But how?“ Ihre Worte waren ein verzweifeltes Flüstern, sie konnte es nicht verstehen.
 

„Dein Mann, Sharon.“

Erschrocken drehte sie sich zu dem kleinen Jungen um. Shinichi wich ihren Blicken aus, seine Stimme war gedämpft, sodass die anderen wohl Schwierigkeiten hatten, ihn zu verstehen.

Sie jedoch hörte genug.

„Als wir uns vor drei Jahren in New York getroffen haben, sagtest du, dein Mann sei vor zehn Jahren an seiner langen Krankheit gestorben.“

In den blauen Augen Vermouths flimmerte es, sie sagte jedoch nichts, denn die Worte des kleinen Detektiven unterstrichen die Tragödie ihres Lebens wenigstens nicht noch durch einen spitzfindigen Ton.

„Du hast ihn geliebt… mehr als alles andere. Aber deine Verzweifelte Liebe zu ihm hat dich zur Organisation getrieben.“

Sharon kniff die Augen zusammen.

<Du weist es also, cool guy.>
 

Mit einem kurzen Lachen riss Bordeaux die Aufmerksamkeit wieder an sich.

„Nachdem du sämtliche Mediziner und Heiler abgeklappert hattest, wandtest du dich an mich, Sharon. Deine Hilfe gegen die medizinische Versorgung deines Mannes durch die Organisation. Du hättest alles für ihn getan… und ich muss auch sagen, du hast bei weitem keine schlechte Arbeit geleistet.“
 

Shinichi schluckte, ein Puzzleteil ergab das nächste.

„Jodies Eltern.“

Vermouth nickte ihm wie in Trance zu, begann mit zitternder Stimme zu sprechen.

„Sie waren mit ihren Nachforschungen der Organisation zu nahe gekommen… es war meine Aufgabe sie zu töten… ich- ich musste es tun. Schließlich ging es um sein Leben!“ Sie schluckte, schüttelte widerwillig den Kopf.
 

„Und wofür? ER IST GESTORBEN! Nur zehn Jahre später war er tot.

Ich war so wütend… so unendlich wütend! Das einzige, was ich noch wollte, war Rache! Rache am Schicksal, das so verdammt ungerecht zu mir war.“

Für eine Sekunde waren die skrupellosen Züge auf Vermouths Gesicht zurück gekehrt.

Deswegen war sie in der Organisation geblieben, deswegen hat sie weiter gemordet… sie nahm Rache am Leben.
 

Shinichi wurde übel, Kälte kroch unweigerlich in seine Knochen.

Das war es gewesen, was sie ihm zeigen wollte… was er verstehen sollte in dem Moment, in dem sie ihm Ran genommen hatte.

<Dennoch… das war der falsche Weg, Sharon.>
 

„Du warst wirklich gut, Vermouth, das muss ich dir lassen… Deine kleinen Verkleidungstricks waren wirklich sehr hilfreich. Natürlich war es egoistisch von dir… schließlich konntest du nicht riskieren, dass man die berühmte Sharon bei einem Mord beobachtete. Vor allem dein Auftritt als Serienmörder in New York vor drei Jahren war eine Glanzleistung.“

Shinichi wurde hellhörig und Bordeaux' lobende Stimme wechselte zu einem verächtlichen Ton.

„Allein die Kreation deiner Tochter hättest du dir sparen können.“
 

Vermouth antwortete ihm nicht, ihr Kopf war leicht nach unten gebeugt, sodass ihre Haare ihr Gesicht fast verdeckten.

Was hatte der Kerl schon für eine Ahnung.

Sie hatte die Rolle von Chris Vineyard spielen müssen, um von sich selbst abzulenken, es wäre nicht gut gewesen wenn man die plötzliche Zurückgezogenheit Sharons hinterfragt hätte.
 

Es hatte alles so wunderbar funktioniert… bis zu diesem verhängnisvollen Tag. Traurig blickte sie zu dem kleinen Jungen an ihrer Seite.

<You have said, that you will send me to hell… Well, little Detective. I’m already there.>
 

Vermouth zuckte zusammen, als ihr persönlicher Teufel erneut zu sprechen begann.

„Ich wüsste zu gern, was dich dazu bewegt hat, den Tod dem Leben vorzuziehen… wieso hast du das APTX genommen?“
 

Vermouths Blick schweifte über Shinichi, danach schenkte sie Bordeaux ein Lächeln.

„An Angel gave me a smile.”
 

„Tss… mach dich nicht lächerlich, Vermouth!

Ich denke nicht, dass du wusstest, dass es dir statt den Tod eine Verjüngungskur bescheren würde… Aber es so aussehen zu lassen, als sei Sharon wirklich gestorben, um dann als Chris in die Organisation einzusteigen… ich muss sagen, das hat schon was, meine Liebe.“
 

„Ich wollte Antworten…“
 

Verwundert sah Conan zu ihr auf, sie hatte sich gefasst, stand nun wieder gerade und schaffte es sogar, dem Mann vor ihr ins Gesicht zu sehen.

„Das Gift hat mich nicht wie erhofft getötet, aber es ermöglichte mir eine Chance! Die Chance, mich als Chris in die Organisation zu schleichen und endlich zu erfahren, was ihr Bastarde getan habt, um meinen Mann zu töten!“
 

Wütend atmete sie aus, Shinichi konnte erkennen, dass sie sich bemühte zu schlucken, aber ihrer Kehle entkam kein Wort.
 

„Sowohl Chris als auch Sharon haben der ganzen Welt weiß gemacht, dass die eine der anderen Feind sei…“ Shinichis Augen ruhten auf ihr, sie nickte ihm zu, also sprach er weiter.

„Für Chris war es nicht schwer in die Organisation zu gelangen. Da sie die gleichen hilfreichen Eigenschaften wie ihre Mutter besaß, wurde sie wahrscheinlich mit offenen Armen empfangen.“
 

„Tss!“

Das süßliche Lächeln kehrte auf ihre Lippen zurück.

„Du hast nichts geahnt, mein lieber Bordeaux… nicht das geringste!“
 

„Schnauze sonst-“ Die Waffe in Gins Hand zuckte, doch Bordeaux hielt ihn zurück, im Gegensatz zu seinen Mitarbeitern, die die Beleidigung ihres Chef aus Treue zu ihm nicht dulden konnten, war er die Ruhe selbst.

„Warte… noch nicht.“
 

„Es war kinderleicht bei euch hinein zu marschieren und auch du konntest mir nicht widerstehen, nicht wahr? Als ich dann einmal mehr über Sharon fluchte, sagtest du es!

‚Die gute Sharon… hat doch tatsächlich geglaubt, wir würden ihrem Mann helfen.’“ Ihre Stimme zitterte, vor Wut und Trauer.
 

„Ihr habt ihn einfach sterben lassen! Und ich hatte mein Leben ganz umsonst an den Teufel verkauft!“ Sie wurde laut, zu laut… das bemerkte auch Shinichi.

„DU HAST GELOGEN, BORDEAUX!

DU BIST NICHTS WEITER ALS EIN UNEHRENHAFTER LÜGNER!

EIN MONSTER!“
 

Bordeaux' Gesicht zuckte kaum merklich zusammen, jedes Lächeln jedoch war von seinen Zügen geflohen.
 

„Es reicht!“
 

<NEIN!> Doch noch ehe Shinichi hätte reagieren können, fiel der Schuss.
 

In den ersten Sekunden rührte sich niemand. Allein das Grinsen fand sich wieder auf Bordeaux' schmalen Lippen ein.

„There aren’t any secrets no more, so my dear woman… you aren’t woman at all.”
 

Nur kurz nach Bordeaux' Worten sackte Sharon zusammen.
 

„Nein!“ Ohne auf die anderen Mitglieder zu achten, lief Shinichi zu ihr und ging vor in die Knie.

Vermouth lag auf dem staubigen Boden der alten Halle, der Schuss hatte sie oberhalb des Herzens getroffen.

<Verdammt!>

„Sharon?“ Doch sie antwortete nicht, Shinichi merkte wie etwas feuchtes warmes seine Knie erreichte.

Ihr Blut.

Die kleine Pfütze wurde immer größer, wurde zum See, der ihre Haarspitzen rötlich färbte.
 

„Nein, nicht-“ Doch ehe er seinen Satz hatte beenden können, spürte er den festen Griff Wodkas um sich, er hatte ihn von hinten unter den Armen gepackt und hielt ihn wie in einem Schraubstock fest.

„LOSLASSEN!“

Doch es war vergebens. Shinichi hatte nicht die Kraft sich zu wehren.

Angespannt beobachtete er, wie Bordeaux' Gestalt neben ihn trat und den Verlauf des roten Blutes beobachtete.

Er schaute nicht auf, als er scheinbar beiläufig einen Namen rief.
 

„Whisky!“
 

„Ja, Chef.“ Der Name allein hatte Shinichi gereicht, um erneut einen Versuch der Flucht zu starten.

Vergebens.

Der Chemiker trat eiligen Schrittes neben Wodka und Conan konnte beobachten, dass er mit irgendetwas aus Glas in der Hand rum fummelte.

Mit Schrecken erkannte er, dass es eine Spritze war, mit der Whisky jetzt auf ihn zu trat.
 

Seine glänzenden Augen konnten den gespielt mitleidigen Ton seiner Stimme nicht unterstützen.

„Das Mittel ist kalt… es wird wohl etwas weh tun.“

Shinichi wollte nicht glauben, dass dieser Kerl es wirklich auf seine Vene abgesehen hatte.

<Nichts da, verdammt!> Verzweifelt versuchte er sich zu wehren, doch der Griff Wodkas war zu stark.
 

Die kalte Nadel durchdrang seine Haut.

Er schrie auf, als das Mittel in seine Blutbahn gelangte.

Wie flüssiges Eis brannte es in seinen Adern, von seinem Arm durch seinen ganzen Körper, bis es schließlich sein Herz erreichte.
 

Shinichi stöhnte auf, er merkte, dass sich der Griff Wodkas wieder gelöst hatte und er nun benommen und wacklig auf seinen eigenen Beinen stand.

Die Schmerzen ließen alles vor seinen Augen verschwimmen, sodass er den Chemiker nur hörte und nicht sah.
 

„Das brauchen wir jetzt nicht mehr!“ Sagte er in einem väterlichen Ton, kurz darauf spürte Shinichi einen Ruck ein seiner Brust.

Whisky sah den kleinen Transmitter verächtlich an und warf ihn neben Vermouth, deren Blut scheinbar verzweifelt versuchte, ihn zu erreichen.
 

„Soo… das dauert jetzt ein Weilchen, aber gleich wirst du schön schlafen, mein Kleiner.“ Shinichi spürte es jetzt schon… zwar verschwand der Schmerz langsam aus seinen Gliedern, weil sein Körper das Medikament erwärmt hatte. Umso deutlicher wurde jetzt jedoch, dass Hypnos nach ihm gierte.
 

Langsam sackte er in die Knie, blieb an Vermouth Seite.

„Sharon!“ Shinichi schluckte, erkannte, dass ihrem Gesicht das Blut fehlte, welches jetzt an seinen Händen klebte.

Ihre Lider zuckten, als sich ihre Augen einen Spalt weit öffneten.

„Es tut mir Leid-“ Sie hustete, Shinichi schluckte, versuchte das Blut zu ignorieren, welches aus ihrem Mundwinkel trat.

„Es tut mir Leid, dass ich dich da mit hinein gezogen habe, cool guy… eigentlich- arg!“ Sie schnappte nach Luft.

„Eigentlich wollte ich auch dir ein wenig helfen.“
 

Shinichi sah sie überrascht an, vor seinen Augen begannen schwarze Schatten ihren Tanz ins nichts, doch noch hatte er eine Frage.
 

„Warum, Sharon? Allein wärst du doch viel unauffälliger gewesen!“

Shinichi hörte seine eigene Stimme nur noch in slow-motion, zwischen den schwarzen Schatten erkannte er, wie sie sich ein Lächeln entrang.
 

“Du bist der Sohn meiner Freundin und zudem ein fähiger Detektiv, wenn einer dieser Organisation den Gar ausmachen kann, dann du, Shinichi. Außerdem… braucht man denn dafür einen Grund? Mir wurde einmal gesagt, dass es, um jemanden zu retten, keiner logischen Begründung bedarf.“

Shinichi sah sie überrascht an, lächelte jedoch und schüttelte nur ergebend mit dem Kopf.
 

Danach brach die Dunkelheit über den Jungen herein.

Geschenke

Geschenke
 


 

Guten Tag alle miteinander,

wie immer begrüße ich euch ganz Herzlich zu einem neuen Kapitel!

Es freut mich sehr das euch das letzte Kappi gefallen hat … auch wenn ich etwas gemein war ^^, aber hey ? Wer hat eigentlich gesagt das Sharon schon Tod ist? Nun gut *hüstel* ihr werdet es ja sehen ^.~

Ein kleiner Tipp: Wenn ihr das Kapitel lest, denkt dran wie die FF heist.

Damit wünsche ich euch wie immer viel Spaß,

*Eishinstell*

Liebe grüße eure Shelling
 


 


 

Der metallische Geruch von Blut schwängerte die Luft, der rasselnde Atem Sharons wurde von keinem der Anwesenden kommentiert, für sie war sie bereits tot.

Whisky lud den schlafenden Conan in Bordeaux' Wagen, legte ihn fast schon behutsam auf der Rückbank ab, man musste schließlich auf seine Versuchsobjekte aufpassen. Gin beobachtete das Treiben des Chemikers mit kaltem Blick, seine Stirn lag in Falten… kein gutes Zeichen.
 

Bordeaux erkannte die Nachdenklichkeit in der Mine seines langjährigen Mitarbeiters, er bemerkte, wie sich dessen abschätzender Blick auf die Blondine richtete, als ob er das langsame Anwachsen des dickflüssigen Sees beobachtete, der den Boden in seinen Farben schminkte.

Noch mal schwenkte Gins Aufmerksamkeit zurück zu Bordeaux' Wagen, dessen Tür gerade mit einem lauten Knall ins Schloss gefallen war. Seine Augen fanden in diesem Bild jedoch nur kurz Ruhe, ehe sie wieder zu Vermouth übergingen und dort verharrten.
 

Gins dünne Lippen verzogen sich zu einem hässlichen herablassenden Lächeln, Finger für Finger begann er die lästigen schwarzen Handschuhe von seinen Händen zu ziehen und verstaute sie in seiner Manteltasche, aus der er kurz danach eine Packung Zigaretten hervor angelte. Mit einem kräftigen Ruck an der Packung drängte er eine der Tabakstangen aus der Verpackung und presste sie zwischen seine Lippen.
 

Bordeaux erkannte, dass Gins Blick noch immer auf Vermouth ruhte, ihm war bewusst, dass er sie dennoch gar nicht wahrnahm.

<Ich sehe, du hast dich entschieden, mein guter Gin…>
 

„Wir können, Boss!“ Bordeaux drehte sich zu Whisky um, der Wissenschaftler hüpfte hin und her, als müsse er ganz dringend mal wohin. Seine grünen Augen leuchteten vor Vorfreude, die durch seine Ungeduld betont wurde.

Mit einem schwachen Lächeln schüttelte Bordeaux den Kopf, machte sich auf den Weg zum Auto.
 

„Was ist Gin? Kommst du?“

Auch durch die dunkle Sonnenbrille schimmerte die Verwirrung Wodkas, als er sah, dass sein Vorgesetzter sich nicht von der Stelle rührte. Verstörte Blicke baten Bordeaux um Rat, dieser drehte sich langsam zu Gin um.

Lange sahen sich die beiden Männer in die Augen, nicht mal ein Blinzeln wagte es ihren Blickkontakt zu stören, ehe Bordeaux Gin ein Lächeln schenkte und ihm wohlwollend zunickte.

<Viel Vergnügen… du sollst bekommen, was du dir wünschst, Gin, aber bedenke, dass Wünsche nicht immer so in Erfüllung gehen, wie wir es von ihnen erwarten…> Langsam wandte sich Bordeaux zu seinem Wagen um, er musste sich nicht umsehen, um das kalte Grinsen auf Gins Lippen zu erahnen, vor dem sogar der blasse Rauch seiner Zigarette zu fliehen schien.

<Nun werden wir sehen… was stärker ist, der Wolf oder das Silber.>
 

Ein kurzes Lächeln huschte über Bordeaux' Gesicht, als er an Wodka vorbei ging, der noch immer dumm aus der Wäsche schaute.
 

„Wir gehen.“
 

Die klaren Worte seines Bosses waren ein Befehl, keine Bitte. So stieg Wodka nach einem unsicheren Blick zu seinem Kollegen zu Whisky auf den ledernen Rücksitz von Bordeaux' Wagen ein.
 


 


 

„Jetzt gleich wieder rechts… Sie müssten ihn bald haben, aber-“

Heiji biss sich auf die Unterlippe, je länger er auf diesen verfluchten Bildschirm starrte, desto rauer wurde seine Stimme.
 

„Er bewegt sich noch immer nicht!“
 

Der Osakaer konnte hören, wie jemand am anderen Ende der Leitung scharf die Luft einzog, mittlerweile glühte der Hörer an seinem Ohr förmlich, sodass er von Zeit zu Zeit die Seite wechseln musste.

Er leitete sie jetzt bestimmt schon eine gute Stunde durch diesen Schneesturm und noch immer war in dem kleinen blinkenden Punkt kein Leben zu erkennen.

Es gab vermutlich dutzende Erklärungen dafür, dass er sich schon so lange nicht mehr bewegt hatte… aber sie alle wussten, dass es nur eine gab, die im Falle der Organisation als wahrscheinlich gelten konnte.
 

Während Heiji das FBI weiter durch den Eisnebel leitete, hatte sich Yusaku schon lange von dem ernüchternden Monitor abgewandt. Er konnte nicht länger zu sehen, oder besser nichts sehen.

Stattdessen hatte er versucht sich abzulenken, hatte versucht seine Gedanken mit einfachen Taten zu betäuben, indem er den Kamin wieder mit Holz fütterte und anzündete.

Doch auch das knisternde Feuer konnte die Stille im Haus nicht übertünchen.
 

Außer den vom Akzent geprägten Worten des Osakaer war es viel zu still im Hause Kudo. Megure saß bereits an seinem dritten Tee, er hatte die Versuche aufgegeben, mit Yusaku ein Gespräch anzufangen und auch seine beiden Inspektoren erwiesen sich derzeit als nicht gerade gesprächig.
 

Die leichte Röte der so abrupt beendeten Weihnachtsfeier war nun gänzlich von den Wangen der jungen Polizisten gewichen.

Während Takagis Blick immer wieder Halt suchend durch den Raum schwebte, ruhten die Augen von Sato schon die ganze Zeit auf der schlafenden Ran.
 

Noch im Traum glitzerten zarte Tränen im Augenwinkel des jungen Mädchens, das von dem nervenaufreibenden Rettungsversuch nichts ahnte.

Wie viel die Zuneigung dieser jungen Menschen jetzt schon hatte aushalten müssen, war auch für Sato unbegreiflich… das war schlimmer als jeder absurde Fluch.

Und dennoch überlebte dieses Gefühl, die Wärme und Vertrautheit der beiden zueinander… als würde sie einfach alles überstehen.
 

„Sie müssten jetzt dort sein!“
 

Heijis Stimme bebte vor Aufregung.

Bei dem plötzlichen Aufschrei des jungen Detektiven war auch Sato der Schreck in die Knochen gefahren, sodass ihre Hand die Sicherheit ihres Kollegen aufsuchte.

Trotz dessen verwunderten Blicks… ließ sie ihn diesmal nicht mehr los.
 

„Was is? Können Sie ihn sehen? Is er da?“

„Wir stehen vor einem alten Lagerhaus oder etwas ähnlichem… wir melden uns, sobald wir mehr wissen.“

Heiji wollte widersprechen, doch als Antwort erhielt er nur das monotone Tönen der Leitung.
 

Sein Blick huschte über die Gesichter der anderen, jetzt konnten sie nur noch warten…
 


 


 

Mit gezückten Waffen betraten sie das Gebäude, die Flutlichter an den Decken der Halle wirkten wie Scheinwerfer einer Bühne. Sie belichteten eine Szene, die selbst den erfahrenen FBI Agenten eine Gänsehaut bescherte.

In einem roten Tuch aus Blut war der Vorhang für Vermouth gefallen… dieses Stück hatte die Organisation selbst abgesetzt.
 

Erst nach einigen Sekunden erkannten sowohl Shuichi als auch James Black, dass noch ein Funken Leben in der blassen Gestalt am Boden war.
 

Während Akai zu Vermouth eilte und neben ihr in die Knie ging um einen Pulsschlag zu suchen, war Jodie zu Eis erstarrt. Ihre Hände zitterten, unter Schmerzen ballte sie ihre verkrampften Finger zu einer Faust.
 

Da lag sie… die Mörderin ihrer Eltern in ihrem eigenen Blut, sterbend.
 

Jodie wusste nicht. ob sie Vermouth hätte töten können, aber sie hatte ihr zumindest alles nehmen wollen… alles was ihr etwas bedeutete, um sie den Schmerz spüren zu lassen, den sie damals als Kind erlitten hatte und der noch heute in ihr pochte. Sie wollte Rache!
 

<Und jetzt…?>
 

Jodies Pupillen rasten hin und her, ohne das Bild der tödlich verletzen Vermouth aus den Augen zu verlieren. Sie versuchte zu schlucken, aber es misslang, ihr Hals war zu trocken.
 

<Das kann nicht sein!>

Ein leichtes Keuchen, in dem sich Wut und Verzweiflung mischten, entwich ihrer Kehle.
 

Wo war es?

Das Gefühl von Genugtuung? Die Ruhe, der Frieden, den Jodie eigentlich erwartet hatte?

<Nichts… es, es hat sich gar nichts geändert!>

Der Schmerz, der Verlust und die Trauer waren noch immer ein Teil von ihr, die Tatsache, dass die Mörderin ihres Vaters bekommen hat, was sie verdient hat, änderte nichts.
 

„Rein gar nichts…“ Ihre Stimme zitterte, der weiße Dunst, den ihre Worte begleiteten, ließ den blassen hauch ihrer Stimme wie ein Gespenst wirken, welches die Grenze zur Realität überschritten hatte.
 

„Es tut mir Leid.“
 

Die grauen Augen von James Black rissen sie von Vermouths Bild los. Er war nicht mit Shuichi zu der am Boden liegenden Vermouth geeilt, sondern hatte Jodie wachsam beobachtet. Weil er ahnte, fürchtete, was kommen würde…

Die junge Agentin, die er schon seit klein auf kannte, und deren größter Wunsch sich nun durch fremde Hand erfüllt hatte, brauchte ihn jetzt mehr als Vermouth… für die man wohl ohnehin nicht mehr viel tun konnte.
 

Er ahnte, was nun in ihr vorging, sah die Enttäuschung und die Wut in ihren von Feuchtigkeit umsäumten Augen.
 

„Ich dachte, es würde aufhören!

Ich- Ich dachte, es würde besser werden!“ Jodie erkannte ihre erstickte Stimme kaum noch, automatisch kniff sie die Augen zusammen und schaute auf Seite. Er sollte ihre Tränen nicht schon wieder sehen, James Black hat sie ohnehin schon oft genug weinen sehen.
 

Sie hatte immer gehofft, ihre Gedanken an ihren Vater würden milder, schöner… erträglicher, sobald sie ihr Ziel einmal erreicht hatte.

Aber es tat immer noch weh.

Noch schlimmer sogar, denn jetzt, wo Vermouth so gut wie tot vor ihr lag, fühlte sie sich plötzlich vollkommen leer.
 

„Ich weiß du hast dir etwas anderes erhofft…“ James' graue Augen betrachteten sie traurig.

„… aber auch Rache kann uns nicht das wiedergeben, was wir verloren haben. Dieses Gefühl, dass viele Menschen mit Gerechtigkeit verbinden wollen, ist oft nichts weiter als die Wut auf die eigne Unzulänglichkeit, Vergangenes wieder ungeschehen zu machen. Aber das kann keiner, niemandem ist es vergönnt, die Toten wieder auferstehen zu lassen.“ Er hörte ein unterdrücktes Schluchzen, befahl sich jedoch den harten Ton beizubehalten und nicht weich zu werden.
 

„Rache bringt keine Gerechtigkeit mit sich, vielleicht vermag sie den Schmerz in unserm Innern zu stillen, weil wir uns mit dem Gedanken und der vermeidlichen Aufgabe selbst betäuben. Aber man kann aus neuer Ungerechtigkeit kein Recht machen… geschweige denn das wiederbekommen, das man verloren hat.“

Sein Blick schwenkte kurz zu Shuichi, doch der schien sich noch immer um die leise röchelnde Sharon zu kümmern.
 

„Aber es muss doch etwas geben! Es muss… es kann doch nicht für immer… für immer so unerträglich wehtun!“ Jodies Stimme war verzweifelt, Black sah in den Augen der jungen Frau den gleichen um Hilfe bittenden Blick des kleinen Mädchens von damals. Traurig schüttelte er den Kopf.

„Es wird immer wehtun… und das muss es auch, denn wir dürfen nicht vergessen, warum wir so fühlen. Aber der Schmerz lässt sich lindern…“

Jodie schluckte.

„Aber wie?“

„Vergebung, Jodie.“

Entgeistert schaute sie ihn an, das konnte doch wohl nicht sein Ernst sein!

„Aber ich kann doch nicht-!“

Der alte Mann verneinte stumm, sprach mit betont ruhiger Stimme weiter.

„Keiner verlangt von dir, dass du Vermouth hier und jetzt verzeihst, was sie getan hat. Etwas anderes ist viel wichtiger, Jodie… und zwar, dass du dir selbst verzeihst.“
 


 

Shuichi bekam von all dem nichts mit.

Nachdem er endlich den immer schwächer werdenden Puls der Blondine gefunden hatte, ließ er ihre Hand langsam nach unten gleiten, bis sie in ihrem eigenen Blut zur Ruhe kam. Nachdenklich betrachtete Akai den roten See, der sich immer weiter ausbreitete.

<Lang wird es nicht mehr dauern…> Während er über die rötliche Pfütze schaute, glomm plötzlich ein Funken des Wiedererkennens in seinen Augen auf.

Ohne aufzustehen ließ er seinen Fuß nach vorn rutschen, spürte ihr Blut zwischen seiner Sohle und dem Boden, als er nach der kleinen Unebenheit griff.
 

Der gelbe Stoff hatte sich mit Blut voll gesogen, dennoch konnte man den Sender noch deutlich erkennen. Deswegen also hatte sich der Punkt auf dem Monitor nicht mehr bewegt…

„Aber ob das wirklich ein gutes Zeichen ist?“
 

„Rye.“
 

Shuichis Magen verkrampfte sich in Sekundenschnelle, gehetzt wandte er den Blick Sharon zu, erkannte ein durch Schmerzen verzerrtes Lächeln in ihren Augenwinkeln. Ihr Mund zitterte und vor ihren Augen tanzten schemenhafte Schatten, sie konnte den Agenten nicht wirklich sehen, hatte ihn allein an seiner Stimme erkannt. Jeder Atemzug wurde zur Qual, immer wenn sie ausatmete fiel ihr das einatmen nur umso schwerer.

Akais Mund wurde schmal, Vermouths Zeit lief ab, sie rann ihm wie Sand durch die Finger, den keiner mehr halten konnte.

Sie mussten sich beeilen…
 

„Lebt er?“

Sie schluckte, schmeckte wie Blut ihre Kehle hinunter lief.

„Noch.“ Vermouth blinzelte, konnte so einen Blick auf den nachdenklichen jungen Mann erhaschen, der sich offensichtlich Gedanken um die Befreiung seines kleinen Mitstreiters machte.
 

Vermouth zuckte zusammen, als der Schmerz ihrer Schusswunde sich ein weiteres mal bemerkbar machte. Ihre Finger krallten sich in den Stoff ihrer schwarzen Bluse, der Stoff war nass und glänzte verräterisch in den blendenden Deckenlampen.

Sie schluckte, bereitete sich innerlich auf den Schmerz beim Sprechen vor.

Wenn sie schon sich selbst nicht mehr helfen konnte, so sollte doch wenigstens nicht alles, was sie getan hat, vergebens gewesen sein… nicht für ihn!
 

„Es- es ist ein ein altes Krankenhaus…“ Sie hustete, Blut schminkte ihre Lippen. Vermouth rang nach Atem, verwundert beobachtete Akai die Qual, denen sich Sharon aussetze. Ungeachtet des Blutes an seinen Fingern zog er sein Notizbuch aus seiner Innentasche und ließ sich von ihr die Adresse geben. Das Phantom der schwarzen Organisation bekam langsam ein Gesicht… sie wurde angreifbar.
 

Sharon hustete nun immer mehr, die Wunde war durch den Versuch zu sprechen nur noch weiter aufgeplatzt, sodass das Leben immer schneller aus ihr hinaus strömte.

Als Shuichi sein Buch wieder zurück in seine Tasche gleiten lassen wollte, griff sie nach seiner Hand und ließ etwas Kleines behutsam in seine Handfläche gleiten. Er ließ zu, dass ihre zitternde Hand seine Finger zur Faust zusammendrückte, sie entrang sich ein Lächeln.

„Auch ich habe einen Plan B…“ Ihre Hand sackte zusammen, fiel zurück in ihr Blut, das langsam erkaltete.
 

Vermouth atmete lange und ruhig aus. Die Bewegung hatte sie ihre letzte Kraft gekostet, sie spürte wie Müdigkeit sie umarmte, der Blutverlust führte sie langsam aber sicher ins Reich der Träume und betäubte sogar die Angst. Ihre Lider wurden schwer und sanken langsam herab, sie hörte den regelmäßigen Atem des Agenten, auch wenn Shuichi schwieg, ihr Tod ihm wahrscheinlich nichts bedeutete, so war sie doch froh, dass er da war… sie war nicht allein.
 

Ihr Atmen wurde unregelmäßiger, ihr Blick streifte kurz durch die Halle. Sie wusste, dass er nicht allein gekommen war, dass sie wahrscheinlich auch bei ihm war.

„Ihr… ihr müsst ihn finden- arg… nur- nur dann bekommt sie auch ihre Antworten.“ Akai zog die Augenbrauen in die Höhe, sein Blick schwenkte zu seiner Kollegin, die wie zu Stein erstarrt zu Boden blickte, nicht wagte die Frau anzusehen, die sie ihr Leben lang gejagt hatte.

James Black unterhielt sich, wie es schien, gerade mit dem Rettungsdienst. Er gab dem Sanitäter die Adresse und teile ihm die Art der Verletzung mit, sein Blick traf den von Akai.

Sie beide wussten, dass es ohnehin zu spät sein würde.
 

Wieder wandte Shuichi den Blick zu der sterbenden Schauspielerin.

Ihre Augen waren nun geöffnet, doch ihr glasiger Blick verriet, dass sie nicht mehr viel von der irdischen Welt warnahm. Die Pausen zwischen dem Anheben und Senken ihrer Lunge wurden immer länger…

„Well… maybe I will find it out now… if there’s a God …or not.”
 

Das Lächeln auf ihren Lippen zitterte, hatte nur wenige Sekunden Bestand, ehe sich ihre Mundwinkel entspannten. Ihr Brustkorb senkte sich langsam, die entweichende Luft hörte sich an wie ein erleichternder Seufzer...

Sie atmete nicht wieder ein.
 

Shuichis Mine war undurchdringlich, noch mehrere Sekunden blieb er bei ihr, wieso, wusste er nicht genau. Langsam beugte er sich vor und schloss ihre Augen, der See aus Blut hatte an seinen Stränden bereits begonnen zu trocknen, als sich Shuichi erhob.
 

Während er seinen Blick ein letztes Mal über die leblose Schauspielerin schweifen ließ, erkannte er eine Spur in ihrem Blut. Er schaute sich um, konnte aber keinen weiteren Fußabdruck erkennen… auch nicht in der Nähe des Ausgangs.

Ein tiefer Schatten bildete sich zwischen seinen Augen… es war noch nicht vorbei.
 

„Hier.“ Seine Stimme schreckte Jodie aus ihrer Trance, automatisch nahm sie den kleinen Zettel, den er ihr entgegen hielt. Zitternd hielt sie ihn in der Hand, er war voller Blut… ihrem Blut.
 

„Was… was soll ich damit, Shuichi?!“ Ein Hauch von Hysterie lag noch immer in ihren Worten, doch Akais bestimmte Tonlage durchbrach ihre Panik.

„Das ist die Adresse, dort werden wir ihn finden.“

Tatsächlich, Jodies Augen wurden groß, seine wie immer unleserliche Schrift erschien auf dem kleinen Notizzettel, dort wo sie eben nur Blut gesehen hatte.

„Aber ihr werdet Hilfe brauchen.“

„Ihr? Was soll das heißen, Shuichi?!“

Genervt rollte der Angesprochene mit den Augen, vermied es jedoch tunlichst seinen Chef anzusehen.

„Das soll heißen, dass ihr die Polizei hinzu ziehen sollt, die Adresse führt geradewegs in das Hauptquartier, ihr braucht also Hilfe und einen Plan.“
 

Er wich ihren Blicken aus, drehte sich um und versteckte seine kalten Hände in der Jackentasche.

„Ich werde hier bleiben und auf den Krankenwagen warten… sobald ich kann, komme ich nach.“ Diese scheinbar beiläufige Bemerkung irritierte Jodie, sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er wieder einmal einen seiner Alleingänge plante… und deren Ausgang war immer ungewiss.
 

„Aber-“ Ein plötzlicher Druck auf ihrer Schulter befahl ihr inne zu halten.

James Black hatte die Hand auf ihre Schulter gelegt und schüttelte bestimmt den Kopf. Jodie schluckte, das flaue Gefühl in ihrem Magen hatte selten etwas Gutes bedeutet, ein letztes Mal drehte sie sich zu Shuichi um, ehe sie ihrem Chef ins Auto folgte.
 

Auch James Black betrachtete seinen Agenten, er wirkte ruhig, scheinbar wartend, bemühte sich, seiner Zigarette Feuer zu schenke, ohne dass der Wind ihm ein Schnippchen schlug. Mit einem letzten besorgten Blick aus dem Auto heraus fuhr James los.
 

<Viel Glück…>
 

Mit einem zischenden Geräusch presste er den Rauch zwischen seinen Zähnen hervor. Mit den Händen in den Hosentaschen sah sich Akai ruhig in der Halle um, in der Höhe von Sharons Leiche blieb er kurz stehen, betrachtete die leblose Frau mit einem nichts sagenden Blick.

Ihr Blut hatte angefangen sich braun zu färben, dort, wo das Licht der Lampen es nicht erreichte, wirkte es fast schwarz. Der Reißverschluss seiner Jacke surrte, als er sie auszog und langsam über Sharons Kopf und Oberkörper legte. Der lederne Waffenhalfter um seine Brust war nun nicht mehr durch die Jacke getarnt, ruhig griff er nach seiner Pistole.
 

Das kleine Klicken, mit dem er sie entsicherte wirkte wie ein Startsignal.
 

Er zog an seiner Zigarette, seine Stimme hallte ruhig wieder, als er zu sprechen begann.

„Der Krankenwagen wird in ca. 30 Minuten hier sein… wir haben also nicht viel Zeit.“ Der Moment, in dem es aussah, als würde der Agent mit sich selbst reden, hielt nicht lange an. Schon wenige Sekunden nach seinem Satz erklangen ruhige Schritte von der anderen Seite des Gebäudes.
 

„Ich denke, das wird reichen…“ Langsam gab die Dunkelheit Gins Gestalt frei, das Licht gleitete über die gezückte Waffe in seiner Linken.
 

In beide Gesichter verirrte sich ein Lächeln, nur wenige Minuten später brachte ein Schuss die alte Halle zum beben.
 


 


 

Stöhnend kniff er die Augen zusammen, das Betäubungsmittel lähmte seine Knochen noch immer, sodass jede kleine Bewegung zu einer enormen Anstrengung wurde.

Shinichi blinzelte, er war dem grauen PVC Boden näher als je zu vor. Mühsam richtete er sich auf, hielt auf allen vieren inne und schnappte nach Luft. Noch immer drehte sich alles vor seinen Augen. Er wartete bis die dutzende von Händen, die er vor sich sah, wieder zu nur seinen zwei verschmolzen.

Sie waren in rote Farbe getaucht, von der Shinichi wusste, dass sie nicht zu ihm gehörte.

<Sharon…> Er schluckte, ließ sich langsam nach hinten fallen und setze sich so gut wie es ging, aufrecht hin, sodass er sich umsehen konnte.

<Wie’s aussieht bin ich wieder da, wo ich angefangen hab. Aber->

Schnell ließ er seine Hand in die Hosentasche gleiten.

<Nicht ganz. Es war nicht ganz umsonst, Sharon…>
 

Neugierig schaute sich Conan in seinem Gefängnis um.

Der Raum war größer als sein Quartier der vergangenen Nacht, außerdem war er nicht schwarz sondern weiß gefliest, eine unangenehme Erinnerung keimte in ihm auf. Ein genauerer Blick auf den Fußboden schien seine Ahnung zu bestätigen.

<Scheiße…>

Die selben weißen Kacheln, der selbe graue Boden, ja selbst der verräterische Gestank erkämpfte sich plötzlich wieder einen Weg in seine Nase, er war in einem der Laboratorien.

<Na das kann ja lustig werden.> Stöhnend richtete er sich auf, blieb auf wackligen Knien an die Wand gelehnt stehen.
 

Den Blick zur Tür ersparte er sich, die Wahrscheinlichkeit, dass er sie offen vorfinden würde, war so gering, dass sich der mühevolle Weg wohl ohnehin nicht lohnen würde.

Eine andere der vier Wände hatte es ihm angetan, in mitten der kleinen ordentlichen Kacheln hatte ein großer Spiegel seinen Platz gefunden.

Shinichi stand an der Wand gegenüber, sodass ihm sein Spiegelbild erschöpft entgegen blickte.
 

Ein dicker Blauer Fleck an der Schläfe, überall Kratzer und Blessuren sowie tiefe Ränder unter den viel zu jungen Augen verrieten, was er die vergangene Nacht durchgemacht hatte.

Doch das schlimmste an diesem verdammten Spiegelbild war, dass es noch immer nicht seines war, sondern das eines Kind, des kleinen Conan, den die Organisation in ihrer Gewalt hatte.
 

Widerwillig schaute er zur Seite, seine Kehle war staubtrocken.

<Ich will hier nicht als Kind sterben, verdammt!> Allein bei dem Gedanken daran drehte sich sein Magen um… ein Kindersarg, wenn man seine Leiche überhaupt finden würde. Auf dem Grabstein nicht sein Name, sondern der des kleinen Hosenscheißers… Conan Edogawa.
 

„Nein!“ Keuchend ließ er sich an der Wand hinunter sinken, kniff die Augen zusammen und versuchte sich zur Ruhe zu rufen.

<Hör auf mit Mist, Kudo! Noch ist es nicht vorbei…>

Doch die Angst brachte ihn erneut zum zittern, er zog die Knie an und schlang die Arme um sie, um so das Beben seines Körpers zu beherrschen.

Er wusste nicht, warum seine Gedanken ihm plötzlich diesen Streich spielten, wahrscheinlich war es wegen ihr …

Vermouth, die vielleicht noch in diesen Minuten ebenfalls zehn Jahre zu jung starb.
 

Angewidert schüttelte Shinichi den Kopf, starrte geradewegs in sein Spiegelbild.

„Nichts da!“, zischte er.

Dass es sich nicht um einen einfachen Spiegel handelte, war ihm klar. Es war verspiegeltes Glas, ähnlich, wie man es in Verhörräumen der Polizei benutzte, konnte man nur von einer Seite hindurch schauen.
 

<Damit eure Gefangenen euch nicht in die Augen sehen können, wenn ihr sie quält, ihr widerlichen Feiglinge!> Wütend sah er auf das Glas und Conan schaute ihm entgegen. Er wusste nicht, ob wirklich jemand dort war, dennoch hatte Shinichi das Gefühl, dass beobachtende Blicke wie Nadeln auf seiner Haut brannten.

Wenn er nur geahnt hätte, wie recht er hatte.
 

Ruhig entließ er den grauen Rauch aus seiner Kehle, sein Blick begegnete den Augen des kleinen Jungen mit ruhiger Gelassenheit. Bordeaux lächelte amüsiert, brachte die Spitze seiner Zigarre erneut zum glühen.

<Respekt mein werter Detektiv, es braucht wirklich viel, um deinen Geist zu brechen… oder um genauer zu sein, bedarf es nur eines...>
 

In diesem Moment öffnete die Tür zu seiner rechten, zwei Gestalten standen im Türrahmen, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. Der Chemiker trat als erstes in den Raum, schaute nur kurz zu Bordeaux, ehe er sich dem Blick durch die Scheibe widmete. Er drückte sich fast die Nase platt nur um den kleinen Jungen zu begaffen wie ein Tier im Zoo.

„Wie ich sehe ist er wach, sollen wir anfangen?“ Er versuchte nicht einmal die Ungeduld in seiner Stimme zu verbergen und Bordeaux schien sie schon längst nicht mehr zu hören.

„Und du bist dir ganz sicher, Whisky? Noch so eine Überraschung wie bei Sherry kann ich nämlich nicht gebrauchen!“

Das Grinsen auf den Lippen des Chemikers verschwand für einen Augenblick, mit dieser Verräterin wollte auch er nicht verglichen werden.

„Es wird klappen. Ich bin mir sicher und seine Erkältung wird uns dabei helfen.“
 

Bordeaux nickte, drehte sich zur Scheibe um, sodass er mehr zu sich sprach als zu seinem Angestellten.

„Schön, schön… dann stimmt der Schätzwert, den du mir genannt hast. Hervorragend, denn wir wollen ja nicht, dass unser kleiner Detektiv Verdacht schöpft… nicht wahr?“ Whiskys Lächeln verbreiterte sich, als Bordeaux sich ihm zu wandte.
 

„Bereite alles vor!“
 

Mit einer halben Verbeugung aus Dankbarkeit und Ungeduld verschwand Whisky aus dem Raum.
 

Nun blieb nur noch Wodka, dessen Massige Gestalt den Türrahmen fast komplett ausfüllte.

„Sie haben mich rufen lassen?“ Bordeaux schaute nicht auf, sprach seinen Befehl, ohne Wodka anzusehen.

„Hier, nimm das und gib es ihr… sie wird meinem Wunsch ganz sicher nachkommen.“ Er drückte Wodka einen kleinen Umschlag in die Hand, den dieser zögerlich annahm.

„Was ist, wenn sie nicht da ist?“ Er zuckte, als Bordeaux seine Zigarre unter energischem Drehen auslöschte, erst jetzt sahen die eisblauen Augen Wodka an.
 

„Sie wird da sein. Sie werden wissen, was ihm an ihr liegt und da wir den gefährlichen Teil der Meute mit unserem Köder bereits aus dem Weg geschafft haben, sollte es auch für dich kein Problem sein, dem Fräulein meine Einladung zu überreichen.“

„Allein?“ Die Frage kam viel zu schnell, das wusste auch Wodka, der sich in seiner Haut zunehmend unwohl fühlte.

„Das ist ein Befehl, keine Bitte, Wodka.“ Seine Stimme war fest, duldete keinen Widerspruch, sodass Wodka kehrt machte und aus der Tür verschwand.
 

Wieder wandte Bordeaux sich dem Fenster zu, der kleine Kerl hatte nichts von all dem mitbekommen, betrachtete die Scheibe noch immer mit einem bösen Blick.
 

<Ich bin gespannt… was du zu meinem kleinen Präsent sagst, Mr. Holmes.>
 


 


 

„Na los! Mach schon, Takagi, fahr schneller!“

„Miwako, ich fahr schon so schnell ich kann, besser geht’s nicht, wenn wir noch heil ankommen wollen.“ Schimpfend zwang Takagi den Wagen in den nächsten Gang, bei diesem Schneegestöber konnten sie froh sein, wenn sie die Adresse fanden, die das FBI ihnen eben mitgeteilt hatte.

„Machen sie schon, Takagi!“

„J-Ja, Chef.“

Die strengen Augen Megures sahen ihn im Rahmen des kleinen Rückspiegels an. Der Blick des weltberühmten Schriftstellers neben ihm war nicht besser, Yusaku Kudo starrte ins nichts, keiner der Anwesenden ahnte, was in ihm vor sich ging. Der einzige, dessen Wangen nicht nur wegen seiner Herkunft noch etwas Farbe hatten, waren die Heijis.

Mit dem Ellenbogen an der Scheibe abgestützt ruhte seine Hand noch immer an einer dieser Wange… an der Stelle, wo ihre Lippen sie berührt hatten. Ihr erster „Kuss“ war zugleich ein Abschiedskuss gewesen… sie hatte ihn nicht gehen lassen wollen. Den Kampf mit seinem Dickschädel hatte sie jedoch nicht zuletzt auch Ran zu liebe verloren.
 

Der Osakaer seufzte, schaute betrübt aus dem Fenster und gegen eine Wand auch Schnee, die wegen der Dämmerung bereits leicht rötlich schimmerte.

„Wenigstens sind die Kids nicht mit gekommen.“

Zum Glück für die drei Kleinen bejahten das alle Insassen mit einem Nicken, keiner hörte die flüsternden Gespräche im Kofferraum.
 

Die Lampen ihrer drei Uhren war das einzige, was die bleichen Gesichter der Detektiv Boys beleuchtete.

„Meint ihr, das war eine gute Idee?“ Gentas Stimme klang zittrig, als er fragend in die Runde schaute.

„Die hätten uns doch nie mitgenommen!“, kam es bestimmt von Mitsuhiko.

„J-ja schon … aber-“

„Kein aber!“

Beide Jungen warfen Ayumi einen überraschten Blick zu, der kleine Stern um ihren Hals funkelte im schwachen Licht der Lampen.

„Conan- Shinichi ist unser Freund! Wir müssen ihm helfen!“

Die überraschten Minen der beiden Jungs wurden ernst, einstimmig nickten sie ihr zu.
 

Das kampferprobte Lächeln auf Ayumis Lippen wurde jedoch bald wieder schmal, andächtig drehte sie den kleinen Stern in ihrer Hand.

„Ich hoffe nur, es geht ihm gut…“
 


 

Das knackende Geräusch des Schlosses ließ ihn aufhorchen, ohne jeglichen weiteren Ton schob sich die Tür auf. Als Bordeaux den ersten Schritt über die Schwelle machte, richtete Shinichi sich auf, er wollte nicht mehr zu ihm hinauf schauen, als er ohnehin musste.
 

Hinter dem Boss der schwarzen Organisation folgte eine Art Wodka-Verschnitt, ein bulliger Mann, der Shinichi mit leerem Blick betrachtete.

Als Whisky mit glänzend grünen Augen den Raum betrat, breitete sich die Übelkeit in Shinichis Innern immer weiter aus.

<Das heißt nichts Gutes.>
 

Bordeaux' Augen schweiften über den kleinen Jungen.

An seinen Knien klebte ihr Blut und auch die Nacht in der dunklen Suite hatte ihre dreckigen Spuren hinterlassen.

„Ihr Erscheinungsbild lässt zu wünschen übrig, Mr. Holmes.“

„Tss.“ Shinichi schaute ihn verächtlich an, er hatte diese Schmierenkomödie einfach nur satt! Bordeaux strahlte eine Gelassenheit aus, die den kleinen Jungen verunsicherte, die Hände lässig hinter seinem breiten Rücken ineinander gelegt, der schwarze Anzug und die dunkelrote Krawatte saßen wie immer perfekt.

Shinichi schnaubte verächtlich, versuchte seine Stimme zu beherrschen.

„Was soll dieses Spiel bewirken?“
 

Verwundert zog Bordeaux die buschigen Augenbrauen nach oben.

„Na na… wer wird denn gleich so ungeduldig sein, mein Kleiner? Ich bedaure es zutiefst, dass du meine Gastfreundschaft so mit Füßen getreten hast, deshalb will ich dich dieses Mal auf eine andere Art und Weise willkommen heißen.“

Er trat langsam zu Conan vor und Shinichi bereute es schon an der Wand zu stehen, ohne ihm ausweichen zu können. Die hellblauen Augen Bordeaux' brannten auf seiner Haut, der Abschätzende Blick des langsam ergrauenden Erwachsenen ließ sein Inneres brodeln.
 

Bordeaux war Shinichi so nahe, dass dieser den beißenden Geruch einer kalten Zigarre wahrnehmen konnte.

„Ich weiß, dass es dein Ziel ist, meine schöne Organisation zu zerstören, Shinichi Kudo, aber ich weiß auch, welcher Wunsch tief in deinem Inneren dahinter steckt… deshalb will ich dir ein Geschenk machen, Kudo.“

<Was?> Die Augen des kleinen Jungen wurden groß, er zuckte nicht zusammen, als der Hüne neben Whisky auf Bordeaux' Zeichen hin ein paar Klamotten neben Conan schmiss. Er erkannte unter anderem eine leicht zerschlissene blaue Jeans und einen schwarzer Rollkragenpullover, in seiner Größe, Shinichis Größe.
 

„Ich weiß schwarz ist nicht deine Farbe, aber ich bin mir sicher, es wird dir ausgezeichnet stehen.“ Bordeaux sah wie der Blick des Kleinen von ihm zu Whisky fiel, dessen grüne Augen vor Aufregung glühten.

„Trotz Sharons kleiner „Sabotage“ ist es uns gelungen, ein Gegengift herzustellen, zwar wurde es noch nicht an Menschen getestet, aber du bist es dank Gin ja gewohnt, als Versuchkaninchen zu fungieren, nicht wahr?“

Bordeaux legte eine Pause ein, besah sich seinen kleinen Gefangenen genau, in den großen Kinderaugen spiegelten sich Unsicherheit und Misstrauen.
 

„Was hältst du davon Shinichi Kudo… nie wieder Conan Edogawa?
 

Shinichis Herz setzte aus, Bordeaux' Worte hallten wie von Teufelszungen gesprochen in seinen Ohren wieder.

Nie wieder Conan…

Nie wieder ein Kind…

Shinichi schluckte, das ganze wäre zu schön um wahr zu sein.

Seine Augen schwenkten über Bordeaux, versuchten ein Zeichen zu erkennen, irgendeines, das das ungute Gefühl in seiner Magengegend bestätigen könnte.

Doch der Boss der schwarzen Organisation sah ihn nur ruhig an, lächelte leicht, als er die vage Hoffnung in den Augen seines Gefangenen erkannte.
 

„Was… was hätten Sie davon? Ist es nicht einfacher, ein Kind zu beseitigen?“

Shinichi fluchte innerlich, seine Stimme klang in diesem Moment der Unsicherheit mehr denn je wie die eines Kindes.

Bordeaux jedoch belächelte seine Frage nur, schüttelte scheinbar enttäuscht den Kopf.
 

„Du traust mir noch immer nicht? Und das, obwohl ich dir ein solches Geschenk machen will?“ Doch Shinichi ließ nicht locker, studierte Bordeaux genau, der bald bemerkte, dass der Detektiv eine ehrliche Antwort von ihm wollte.

„Nun gut, sagen wir, ich bin mir sicher, dass du den Vorschlag, den ich dir zu machen gedenke, mit anderen Augen sehen wirst.“
 

Shinichi schluckte.

<Welcher Vorschlag sollte denn bitte->
 

„Fangt an!“
 

Der Befehl kam so plötzlich, dass jeglicher Gedanke aus Shinichis Geist verschwand. Noch ehe er die Möglichkeit zur Flucht gehabt hätte, hatte der Hüne ihn gegen die Wand gepresst.

Er versuchte sich zu wehren, lachte heiser auf.

„Ach kommt schon!“ Wie gefährlich musste er auf die Organisation wirken, wenn man einen solchen Riesen ansetzte, um ein kleines Kind fest zu halten.
 

Panik schlich sich in Shinichis Augen, als Whisky an seiner Seite erschien.

Mit konzentrierten Zügen entfernte er die Plastikkappe der Spritze mit den Zähnen, während er mit der anderen Hand Shinichis Arm fixierte.

Angewidert spukte er das weiße Plastikteilchen auf den Boden, sodass das blanke Lächeln auf seinem Gesicht nun wieder ungehindert seinen Weg fand.

„Sag schön Aufwiedersehen, Conan.“
 

Shinichi spürte die kalten, behandschuhten Finger des Wissenschaftlers an seinem Arm, wie eine Schlage hatten sie sich um ihn geschlungen.

„NEIN!“ Doch auch der letzte verzweifelte Versuch Shinichis sich zu wehren misslang. Bordeaux genoss die Angst in den Augen des kleinen Jungen, die die metallische Spitze der Spritze auf ihrem Weg zu seinem Arm verfolgte.
 

Kurz bevor die Nadel seinen Arm erreichte schloss Shinichi die Augen.
 

Der stechende Schmerz war das geringste, die durchsichtige Flüssigkeit im Inneren der Spritze mischte sich mit seinem Blut, Whisky indizierte das Gegengift Stück für Stück, sodass Shinichi spüren konnte, wie es langsam immer mehr von seinem Körpers erklomm.
 

Whisky drückte noch kurz auf die Stelle, wo die Nadel in den Körper des Kleinen eingedrungen war, dann sprangen beide von dem kleinen Jungen weg, als hätten sie sich verbrannt.
 

Bordeaux beobachtete, wie sein Gefangener in die Knie ging, sein Atem beschleunigte sich zunehmend. Er nickte dem Hünen zu, der daraufhin eine dünne Decke über den Rücken des Jungen warf.
 

„Und jetzt raus.“ Bordeaux' Stimme wirkte ruhig, er ließ den kleinen Jungen vor sich nicht aus den Augen.

„Aber-“ Whisky war empört, er hatte den Mechanismus in Gang gesetzt, jetzt wollte er verdammt noch mal auch sehen, ob sein Spielzeug funktionierte!
 

„Ich sagte raus.“
 

Diesem Befehl wagte auch der Chemiker nicht mehr zu widersprechen, kaum draußen auf dem Flur angekommen, flüchtete er jedoch in den kleinen Nebenraum, um das ganze wenigstens von dort aus zu verfolgen.

Bordeaux schloss die Tür hinter sich, ging kurz zu Whisky und drückte ihm den Schlüssel in die Hand.
 

„Er muss das überleben.“

Der Chemiker nickte abwesend, hatte nur noch Augen für das Bild, welches sich ihm durch die kleine Scheibe bot.

Bordeaux betrachtete seinen Wissenschaftler, schüttelte leicht amüsiert den Kopf und machte sich auf den Weg in sein Büro.

Ein guter Wein war jetzt genau das richtige.
 

Shinichi bekam von all dem nichts mit.

Der Wunsch, regelmäßig Luft zu holen, war das einzige, was ihn derzeit beschäftigte.
 

Er hörte seinen Herzschlag in seinen Ohren, wie ein aufgebrachtes Tier schlug es immer schneller, bis ein unbarmherziger Schmerz es scheinbar kurz zum Stillstand brachte.
 

„Arg!“ Der kleine Junge keuchte, fasste sich an die Brust und sackte langsam in sich zusammen. Die erste Berührung mit den kühlen Fliesen war eine kurze Wohltat, aber nur ein kalter Tropfen auf den heißen Stein, als ihn der Schmerz erneut durchfuhr.
 

Jede Muskelfaser verkrampfte sich, drohte unter seiner hohen Temperatur nur so dahin zu schmelzen. Er presste die Augen fest zusammen, als der Schmerz seinen Höhepunkt erreichte.
 

Ein markerschütternder Schrei drang wie ein Geist durch alle Türen des Gebäudes, auch Bordeaux hörte ihn, als er zufrieden an seinem Wein nippte.
 

„Willkommen zurück, Shinichi Kudo.“

Wer die Wahl hat…

Wer die Wahl hat…
 

Hey Leute ^.^

Ganz schön warm Draußen was *uff*

Vielleicht kann ich euch mit der FF ja ein wenig Kühlung verschaffen ^.~

Aber bevor ich euch direkt zum Kappi entlasse will ich euch Lesern und besonders den Kommischreibern herzlich danken ^______^ *knuddel*

Jetzt verzieh ich mich aber auch, ich hoffe ihr werdet mir bei dem Ende nicht allzu böse sein *schluck*

Liebe Grüße,

eure Shelling
 


 


 

„Shinichi!“
 

Sie saß kerzengerade, ihre Pupillen rasten hin und her, anders als ihr Mund hatten Rans Gedanken die Grenze zwischen Schlaf und Realität noch nicht überquert.

Sie zitterte, doch ihr Atem kam langsam zur Ruhe, die Angst in ihrem Innern ließ sich jedoch nicht so leicht abschütteln.

Ihm war etwas passiert, man hatte ihm etwas angetan… ganz sicher!

<Ich muss zu ihm! Shinichi…>

Ihre Blicke suchten den blinkenden Punkt auf dem Bildschirm, doch der Laptop, auf dem sie die letzten Lebenszeichen Shinichis gesehen hatte, war heruntergefahren und zugeklappt.
 

<Um Himmels Willen, wie lang habe ich geschlafen?> Ganz automatisch wanderten ihre Augen zur Uhr.

Sieben Uhr morgens, es war sieben Uhr morgens des 23. Dezembers!

Shinichi war nun schon seit fast zwei Tagen in der Gewalt dieser Organisation… wenn, ja wenn er überhaupt noch lebte.

Erneut brachte Angst sie zum zittern, sie hatte es gespürt, so deutlich gespürt, es ging ihm gar nicht gut.

<Was hat das zu bedeuten… Shinichi?>
 

Ihr Blick schwenkte zum Fenster, die herab fallenden Schneeflocken tauchten ihre Umgebung noch immer in einen undurchsichtigen Nebel, der durch die aufgehende Sonne hinter den Wolken leicht rötlich glühte.

Irgendwo da draußen war er…

<Nur wo? Sag es mir doch bitte… Shinichi!> Ran seufzte, strich sich gähnend den Schlaf aus den Augen, aber die Müdigkeit wollte und wollte sich nicht so einfach verziehen.
 

Schlaftrunken drehten sich ihre Gedanken immer und immer wieder im Kreis.

Stöhnend kniff sie die Augen zusammen, fuhr sich mit der kalten Hand über die schweißnasse Stirn. Wie hatte sie nur einschlafen können?

Aber was noch wichtiger war… wo zum Henker waren all die anderen?
 

Ein Unheil versprechender Verdacht keimte langsam in ihr auf.

<Nein… nein, Ran, so etwas würden sie nicht tun.>

Doch das üble Gefühl in ihrer Magengegend erzählte ihr etwas anderes.

Sie schluckte, schmeckte plötzlich den milden Nachklang von Kräutern und Süßstoff auf ihrer Zunge.
 

„Der Tee…!“
 

Ihre Augen wurden groß, blitzartig war sie hell wach.

Das konnte, durfte doch einfach nicht wahr sein…

Doch tatsächlich, der Wunsch Shinichi zu retten, der heiße Tee und das beruhigende, aber traurige Lächeln Yusakus war das letzte woran sie sich erinnern konnte.
 

„Nein…“ Sie flüsterte nur, konnte ihren eigenen Worten und Gedanken nicht glauben, doch die Tatsache, dass niemand im Haus war, schien eine schweigende Bestätigung zu sein.
 

„Nein!“
 

Dass Ran dieses mal laut geworden war, hatte seine Folgen, eilige Schritte flogen über das Parkett zu ihr, verstummten jedoch bereits im Türrahmen.

Noch immer entsetzt schaute Ran auf, kurz vor der Schwelle zum Wohnzimmer standen Kazuha und Yukiko, beiden sah man die deutlichen Spuren dieser Nacht an.
 

Yukikos Augen waren von zahlreichen Tränen gerötet, dessen Bahnen man auf ihren Wangen noch nachvollziehen konnte. In ihren Augen stand die Angst so deutlich geschrieben, dass nicht mal die erfolgreiche Schauspielerin sie hätte verbergen können. Doch noch etwas stand in diesem unsichtbaren Skript aus Gefühlen…, Schuld, denn sie wusste genau, wem man Rans entsetzten Blick zuzuschreiben hatte.

Die junge Frau aus Osaka bot nicht gerade einen besseren Anblick, zwar war ihr Gesicht im Gegensatz zu Yukikos nicht rot, dafür aber weiß wie die Wand und auch in ihren Augenwinkeln sammelten sich kleine Tränen, die nur darauf warteten, ihre Reise antreten zu können.
 

Beide Frauen wichen Ran aus, schauten betreten zu Boden, als sie spürten, dass ihr bestürzter Blick auf ihnen ruhte.

„Sie sind weg. Ihr- ihr habt das zu gelassen!“ Rans Stimme zitterte.

„Ihr habt zu gelassen, dass er mir etwas in den Tee gibt? Das sie mich hier lassen!“ Aufgebracht schaute sie von einem zum anderen, die Anklage in ihrer Stimme wurde nicht überhört.

Yukikos Knie zitterten, als sie langsam auf Ran zu schritt, allerdings waren sie noch lange nicht so wacklig wie das entschuldigende Lächeln, das die Schauspielerin jetzt aus ihrem Repertoire holte.
 

„Wir wussten alle nicht, was Yusaku vor hatte, Ran, das musst du uns bitte glauben.“ Langsam tastete sich Yukiko voran, ließ sich neben der Freundin seines Sohnes aufs Sofa nieder, während Kazuha den Sessel erklomm.

„Wir hatten keine Ahnung…“

„Aber warum hat er es überhaupt getan? Warum habt ihr mich nicht aufgeweckt?“ Ihre Stimme bebte, sie war lauter gewesen als beabsichtigt, doch es wahr ihr egal.

Yukiko schaute sie kummervoll an.

Hatte sie es wirklich noch nicht begriffen?

Ahnte sie denn nichts?
 

Sie schluckte, versuchte sich zusammen zu reißen, jetzt wo sie etwas tun konnte, helfen konnte, wurde Yukiko wenigstens von ihrer eigenen Angst und Unruhe abgelenkt.
 

„Aus Sorge um dich, Ran. Seien wir doch ehrlich, du würdest alles tun, um Shinichi zu befreien? Das will dir ja auch beim besten Willen niemand vorwerfen, aber genau das macht es so gefährlich, Ran.

Was-“ Yukiko versagte die Stimme. „Was, wenn dir etwas passiert? Glaubst du, Shinichi würde das wollen, glaubst du, er könnte damit leben? In dem Wissen leben, dass dir wegen ihm etwas passiert ist? Du kennst ihn doch, Ran…“
 

Die eben noch aufgebrachten, wütenden Augen wurden mit einem Mal nachdenklich und trüb. Natürlich kannte sie ihn, schließlich war genau dieses Verhalten der Grund, warum er jetzt in diesem ganzen Chaos steckte.

Sie war der Grund.

Erneut wurde sie ernst, sie war der Grund, sie war schuld an all dem und genau deshalb musste auch sie ihm helfen.

Nur wie…?
 

Ran erschrak, als Yukikos Stimme sie plötzlich aus ihren Gedanken riss.

„Ich weiß, es war nicht fair und ich finde Yusakus Verhalten auch mehr als ungerecht dir gegenüber… aber, wenn ich ehrlich bin, glaube ich, dass es im Nachhinein für alle das beste war. Denn ich denke nicht, dass irgendjemand von uns dich von dem Gedanken hätte abbringen können, auch mit zu fahren.“
 

Yukiko seufzte leise, stand langsam auf und blickte fürsorglich auf Ran hinab. Das hoffnungsvolle Lächeln auf ihren Lippen wirkte wie ein stumm ausgeführter Befehl, ohne Emotionen oder andere Hintergründe.

„Weder ich noch Kazuha wissen, wo sie hin sind, selbst, wenn wir es vor hätten, wir könnten nicht hinterher. Aber sie werden das schon schaffen, Ran, sie werden Shinichi schon wieder da raus holen und mit ihm hat die Organisation sowieso kein leichtes Spiel, das wissen wir doch. Er wird das schon schaffen… “ Zwar waren das ihre Worte, doch Yukikos zitternde Stimme unterstützte sie kein bisschen.
 

„Ich werde uns erst einmal einen Kaffee kochen, ich denke, der wäre zu dieser Tageszeit ganz angebracht.“ Sie lächelte noch immer, doch das Wasser in ihren Augen war der stille Vorbote, der berichtete, das ihr Kaffee versalzen sein würde.

Langsam wandte sich die besorgte Mutter von den beiden Oberschülerinnen ab, zog die Küchentür langsam hinter sich zu.
 

Traurig schauten Ran und Kazuha ihr nach, sie hörten ihr unterdrücktes Schluchzen ins weiche Küchenhandtuch, ahnten, dass es später zu feucht sein würde, um es zu benutzen.

Doch keiner von beiden folgte ihr, sie wollte jetzt keinen bei sich haben.
 

Ein langes, betretenes Schweigen breitete sich im Wohnzimmer aus. Während Ran noch immer überlegte, wie sie Shinichi vielleicht doch noch erreichen konnte, landeten ihre Gedanken immer wieder in einer Sackgasse, sodass sie langsam keine Lust mehr auf dieses ernüchternde Spiel hatte.

Sie versuchte sich an eben zu erinnern, an die Angst, die sie eben deutlich gespürt hatte, die sie selbst zwar in Panik versetzte, aber auch mit ihm verband… im Moment aber spürte sie nichts.

Ran schluckte, war das nun gut oder schlecht?

Oder spürte sie etwa nichts mehr, weil... weil die Verbindung zwischen ihnen, der zarte rote Faden… am Ende gerissen war?
 

Sie fasste sich an die Stirn, schüttelte ungläubig den Kopf, es brachte nichts, sich jetzt verrückt zu machen … letzten Endes konnte sie jetzt nur warten. Ran seufzte, sah endlich wieder zu ihrer Freundin auf, doch etwas lag ihr noch immer im Magen.

„Sag mal-“ Sie blickte sich suchend um, doch ihr erster Eindruck schien sich zu bestätigen.

„Sie werden doch die Kinder nicht mitgenommen haben, oder?“
 

Ein lautes Scheppern und Klirren durchbrach die plötzliche Stille zwischen den Freundinnen. Yukiko stand in der Tür, vor ihr ein lag ein Haufen Scherben, der dunkle Kaffee mischte sich nun, wie von Geisterhand geführt, von ganz allein mit Zucker und Milch, die ebenfalls ihren Weg zum Boden gefunden hatten.
 

„Bitte nicht!“
 


 


 

Vor seinen Augen begann es zu flimmern, Shinichi konnte den nachhallenden Schmerz in seinen Knochen noch immer spüren, als er langsam zu Bewusstsein kam.
 

<Ich lebe noch…> Vorsichtig nährte er seine Hand seinem Gesicht. Er blinzelte, musste sich konzentrieren, um scharf sehen zu können.

<Tatsächlich, ich bin wieder Shinichi… ich habe meinen Körper wieder.>

Zögernd bewegte er die Finger, nur um ganz sicher zu gehen, dass die Hand eines Oberschülers, die er vor sich sah, auch die seine war.
 

Zitternd richtete er sich auf, spannte die dünne Decke fester um seinen verschwitzten Körper. Im letzten Moment hatte er sich von Conans Sachen befreit, ehe sie ihn erdrosseln konnten, sein Blick wanderte zu den Klamotten an seiner Seite.

Seufzend griff er nach dem schwarzen Rollkragenpullover, er hatte doch sowieso keine andere Wahl.

Während sich Shinichi umzog, achtete er darauf, dass er dem Spiegel den Rücken zukehrte. Er konnte nicht leugnen, dass er dankbar für die Decke gewesen war, wenigstens diese Pein ersparte man ihm.
 

Nachdem er sich die Jeans angezogen hatte, griff er so unauffällig wie möglich nach der Hose Conans. Mit einem bitteren Lächeln bemerkte er, wie schwer es ihm jetzt fiel, mit seiner Hand in die schmale Hosentasche zu greifen. Als er den Stick dann endlich erreicht hatte, ließ er ihn schnell in seine Tasche wandern.

Er schluckte, horchte auf Geräusche an der Tür… doch der kleine Taschenspieler-Trick schien nicht bemerkt worden zu sein.
 

Shinichi ließ die Decke von seinen Schultern rutschen, griff nach den Socken und lachte verächtlich, als er das dunkle Paar Schuhe vor sich sah.

<Welch Luxus.>
 

Als er endlich fertig war, drehte er sich um.

Wer ihm nun in dem Spiegel entgegen blickte, war endlich nicht mehr der kleine Conan Edogawa… sondern tatsächlich der 19 jährige Detektiv Shinichi Kudo.
 

Shinichi schluckte, bemerkte mit Wut und Unbehagen, wie fremd ihm sein Spiegelbild nach mittlerweile zwei Jahren als Grundschüler war.

Der Versuch, aufzustehen und sich das ganze einmal näher anzusehen, scheiterte jedoch kläglich.
 

Stöhnend ließ sich Shinichi mit dem Rücken gegen die Wand sinken.

Er hatte einfach keine Kraft mehr, es lag jedoch nicht allein an dem Gift, welches ihn erschöpft hatte, nein so langsam forderten auch Hunger und Durst ihren Tribut.

<Wenn ich nicht bald wenigstens etwas zu trinken bekomme, gehe ich hier elendig ein… da bringt mir mein Körper gar nichts.>

Erschöpft schaute er auf, tastete seine Gestalt im Spiegel mit den Augen ab. Dass ihn von der anderen Seite des Glases jemand beobachten könnte, war ihm in diesem Moment egal.
 

Seine neuen Klamotten waren ihm teilweise zu groß, vor allem die Jeans hatte er umschlagen müssen damit sie ihm auch passte. Shinichi konnte nicht leugnen, dass es schön war, nicht mehr in den feuchten und von Blut getränkten Sachen Conans zu stecken… dennoch fühlte er sich in der Kleidung der Organisation schmutziger als je zuvor.
 

<Ich frage mich nur, was das ganze soll…> Nachdenklich legte er die Hand ans Kinn, das alles wollte einfach nicht zusammen passen.

<Es wäre doch viel leichter gewesen, mich als Conan hier zu behalten… oder umzubringen.> Er schluckte bei dem Gedanken, wusste, dass die Frage seines Todes noch lange nicht geklärt war.

<Sie haben keinerlei Vorteile, wenn sie mir meinen Körper wieder geben. Überhaupt… ein Geschenk von Bordeaux! Als ob. Irgendwas muss es geben… irgendwie zieht er Gewinn aus dieser ganzen Sache. Nur wie?> Shinichi schluckte und merkte, wie schwer es ihm fiel, seine Kehle war staubtrocken.

<Was hat er noch mal gesagt… er will mir einen Vorschlag machen, den ich dann mit anderen Augen sehen werde?> Trotzig schüttelte Shinichi den Kopf.

<Ich wüsste nicht, bei welchem Vorschlag es nun einen Unterschied macht, ob ich Shinichi oder Conan bin…>
 

Doch er hatte keine Zeit, den Gedanken zu Ende zu führen, denn das metallische Klicken des Türschlosses riss ihn aus seinen Gedanken.

Aus der sich langsam öffnenden Tür trat der Chemiker, gefolgt von dem Hünen, der aus Shinichis Sicht plötzlich nicht mehr ganz so groß wirkte, aber dafür wie es schien seinen Zwillingsbruder dabei hatte.
 

Das interessierte Funkeln der grünen Augen des Wissenschaftlers schweifte kurz über Shinichi, gefolgt von einem fast schon charmanten Lächeln.

„Wie schön, du lebst noch. So wird wenigstens Bordeaux zufrieden sein.“

Shinichi sagte nichts, sah weiter verächtlich zu Whisky hinauf, er war sich sicher, dass er die Vorstellung, die hier gerade stattgefunden hatte, genau beobachtet hatte.

Whisky trug einen Teller Curry und hatte sich eine Wasserflasche unter den Arm geklemmt, beides stellte er in der Mitte des Zimmers ab, die Szene wirkte wie die Fütterung eines Raubtieres, von dem man nicht wusste ob es gleich zum Angriff übergehen würde.
 

„Hier, es ist nicht vergiftet, du kannst es also ruhig essen.“

Mit einem fast schon enttäuschten Blick auf die Mahlzeit drehte er sich wieder zum Ausgang.
 

„Bon appétit!“
 

Damit fiel die Tür ins Schloss und Shinichi war wieder allein.

Der Oberschüler schluckte, längst hatte sich der verführerische Geruch des Essens in seine Nase verirrt.

Seufzend richtete sich Shinichi auf und holte Teller und Flasche zu sich.

<Es hat doch eh keinen Zweck…>

Aus dem lustlosen herumstochern in dem vermeintlichen Mikrowellen-Curry wurden schnell große Bissen, die mit Wasser dankbar den Weg in seinen Magen fanden. Beschämt merkte Shinichi, wie viel Hunger er wirklich hatte, leider musste er zugeben, dass es nicht viel schlechter schmeckte, als der verbrannte Reis von Kogoro und Heiji vor zwei Tagen.
 

Shinichi spürte wie mit jedem Bissen Kraft und Leben in seinen Körper zurück kehrten, hielt dann jedoch nachdenklich inne.

<Was soll das ganze? Erst bekomme ich das Gegengift und werde so wieder ich selbst und nun päppeln sie mich noch mit dem Essen?>

Er schluckte, diesmal wollte der Reis in seinem Mund nur schwerfällig rutschen.
 

<Irgendwas ist doch faul an der ganzen Sache!>
 


 


 

Yukikos Knie waren weich geworden. Während Kazuha begann die Scherben aufzulesen, versuchte Ran die besorgte Mutter zu beruhigen.

„Ihr habt doch nicht gesehen, dass die drei mit ihnen gegangen sind, oder?

Vielleicht sind sie ja auch nach Hause, oder sie schwirren hier noch irgendwo rum.“ Kazuha, die den meisten Dreck bereits beseitigt hatte, stimmte ihrer Freundin aufmunternd zu.

„Genau, ich schlage vor, wir sehen uns erst einmal um, bevor wir gleich den Teufel an die Wand malen.“ Ran nickte, richtete sich wieder an Yukiko, das Gesicht der Schauspielerin hatte erneut an Farbe verloren. Wenn man sie so sah, konnte man nicht glauben, dass in ihr noch ein Funken Leben steckte.
 

„Am besten wird es sein, wenn Sie hier drin suchen. Kazuha, oben in Shinichis Zimmer müsste Conans Handy liegen, ruf einfach mal bei den dreien zu Hause an, aber lass dir irgendetwas einfallen… es wäre nicht gut, wenn die Eltern der Kleinen Wind von der ganzen Sache bekommen. Ich gehe in der Zeit mal rüber, vielleicht sind sie ja auch beim Professor und tüfteln an einem Plan, um Shinichi zu retten.“

Ran stand auf, ging zur Tür, ohne den beiden Frauen, die ihr nach sahen, einen Blick zu schenken.
 

Kazuha schaute ihrer Freundin verwundert nach.

„Wie kann sie jetzt nur so überlegt und ruhig sein? An ihrer Stelle wäre ich schon längst durchgedreht!“

„Das ist sie nicht.“ Yukiko seufzte, erhob sich langsam vom Sofa, auf das Ran sie geführt hatte.

„Sie ist nicht ruhig… sie hat Angst. Sie gibt sich noch immer die Schuld an dem, was passiert ist und ich glaube, Ran würde wirklich alles tun, um Shinichi zu retten. Aber sie kann es nicht… sie kann nicht das geringste machen, sie weiß ja nicht mal, wo Shinichi ist. Ihr Schrei von eben… sie muss gespürt haben, dass es ihm nicht gut geht, dass etwas nicht stimmt, doch die Angst und das Nichtstun betäuben sie. Es mag gemein klingen… aber für Ran ist es wohl das beste, dass die Kleinen verschwunden sind, die Suchaktion lenkt sie ab von ihrer Machtlosigkeit…“ Sie schluckte, wandte sich Kazuha zu, die nun mit betrübter Miene auf die geschlossene Tür schaute.

„Lass uns machen, was sie gesagt hat… irgend- irgendetwas müssen wir ja tun.“ Die Oberschülerin nickte müde, machte sich auf den Weg in sein Zimmer, während die Schauspielerin als erstes die Bibliothek ansteuerte, um die Kinder zu suchen.

Irgendwo mussten sie ja sein…
 


 

Der kalte Wind fegte ihr bösartig um die Ohren, zitternd schob Ran ihren Schal ein Stückchen weiter unter die Nase. Der Schnee peitschte ihr ins Gesicht, sodass sie scheinbar eine Ewigkeit brauchte, um das Grundstück der Kudos zu verlassen.

Endlich steuerte sie auf das Haus des Professors zu, ihre behandschuhten Finger waren kurz davor, die Klinge des Gartentors zu erreichen, als eine brummige Stimme sich an ihr Ohr schmiegte.
 

„Wenn du deinen Freund wieder sehen willst, dann rate ich dir nicht zu schreien.“ Ran hielt sofort inne, sie zuckte von dem Torgriff zurück, als hätte sie sich an der unsichtbaren Berührung verbrannt.

Zwar war Wodka in dem Gespräch mit Gin wohl nichts weiter als Schriftführer gewesen, doch sein heiseres Glucksen allein hatte gereicht, um seine Stimme wieder zu erkennen. Als sie sich umsah, erkannte sie seine dunkle Gestalt, mit dem grauen Himmel und dem Schnee im Hintergrund wirkte die Szene wie ein alter Schwarzweißfilm.
 

„Was- Was wollen Sie?!“ Sie schluckte, merkte wie ihre Stimme zitterte, ihre Worte konnten sich kaum gegen das dichte Schneetreiben durchsetzten.

Sie suchte den Blick Wodkas, doch der verbarg selbst bei diesem Wetter seine Augen hinter der dunklen Sonnenbrille.

Ran zuckte zusammen, als Wodka etwas aus seiner Tasche kramte und es ihr entgegen hielt.

„Lies!“ Zögernd nahm Ran den kleinen Umschlag entgegen, bemühte sich jedoch ständig den korpulenten Mann vor sich im Auge zu behalten.

Wodka betrachtete sie mürrisch, er hoffte inständig, dass alles so laufen würde, wie der Boss es gesagt hatte, denn er hatte keine Ahnung, was er machen sollte, wenn sie nein sagt. Seine Anweisungen waren deutlich gewesen, sie musste diesen Brief erhalten und sollte ihm jemand dazwischen funken wollen, müsse er sich etwas einfallen lassen… alles nur keine Toten.

Wodka schluckte, zum Glück war ihm das erspart geblieben, er hatte nicht gewusst, wie er es hätte machen sollen, wenn noch jemand dabei gewesen wäre, ohne gleich die Waffe zu zücken.

Es war der einfachste Weg, der unkomplizierte und leichte.

Der Tod war schnell und die Menschen waren still… nicht so umständlich wie dieses Geplänkel hier.
 

Ran zitterte. als sie den Brief langsam aus seinem Umschlag befreite.

Der Wind zerrte an dem Papier in ihrer Hand, versuchte, ihr die kleine Seite zu entreißen. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als sie die Schrift langsam entzifferte. Die klaren Buchstaben waren mit schwarzer Tinte verfasst, innerhalb weniger Sekunden fielen die ersten Worte den Schneeflocken zum Opfer.
 

Doch dieser kurze Augenblick hatte gereicht.

Ran hatte die Botschaft des Bosses an sie gelesen und verstanden.

Sie schluckte, biss sich unruhig auf die Lippen. Dann schloss sie die Augen und atmete gequält aus.

<Ich habe keine Wahl… Shinichi.> Sie seufzte, steckte den Brief in ihre Tasche und nickte Wodka mit einem noch immer sturen Blick zu.

Dieser drehte sich um und sie folgte. Er führte sie zu einem schwarzen Auto, das nur wenige Straßen weiter geparkt war und öffnete ihr mit einem dämlichen Grinsen die Tür.
 

Ran sah ihn nur kalt an, stieg aber dann ein.

Als die Tür neben ihr zu fiel, fand jedoch auch Angst in ihren Augen immer mehr ihren Platz.

<Was mache ich hier eigentlich… das- das ist nicht richtig! Es ist eine Falle, Shinichi! Eine Falle… und ich laufe bereitwillig hinein. Aber-> Scharf zog sie die Luft ein, ballte ihre Hände zur Faust.

<Aber es ist meine einzige Chance.>
 


 


 

Die ganze Gruppe zuckte in sich zusammen, als in dem alten Bürogebäude plötzlich die Melodie eines Handys ertönte. Sie hatten sich mit Blick auf das vermeintliche Hauptquartier der Organisation hier her zurück gezogen um nachzudenken, ihr Vorgehen brauchte einen Plan.

Nachdem jeder der Anwesenden das eigene Mobiltelefon aus der Tasche gefischt hatte, stellte der eine erfreut, der andere enttäuscht fest, dass es nicht das eigene war, alle bis auf Inspektor Takagi, der das Gespräch nervös und leicht verlegen entgegen nahm.
 

„Inspektor Takagi am Apparat, was kann ich für Sie tun?“

„Ran ist verschwunden! Die Kinder - sie ist schon seit einer Stunde nicht mehr da!“ Yukiko sprach so laut, dass die ganze Gruppe das Gespräch verfolgen konnte. Wie auch Takagi verstanden sie zwischen Schluchzen und aufgebrachtem Geschrei kaum etwas.

„Frau Kudo, ich bitte Sie, beruhigen Sie sich erst mal.“

„Ihr müsst etwas tun! Bestimmt haben sie sie… sie haben sie mitgenommen!“

„Frau Kudo, Sie müssen sich beruhigen sonst-“ Takagi musste das Gespräch unterbrechen, Yusaku Kudo hatte ihm das kleine Telefon aus der Hand genommen und hielt es nun seinerseits ans Ohr.
 

„Yukiko!“ Seine Stimme war streng aber ruhig.

„Yu- Yusaku? Verdammt noch mal, wieso hast du dein Handy nicht dabei?“, doch der Autor antwortete nicht auf ihre Frage; dass er es schlicht und einfach vergessen hatte, spielte jetzt keine Rolle.

„Yukiko, beruhig dich! So versteht dich doch kein Mensch! Du musst langsam sprechen, eins nach dem anderen …“ Er schluckte, der Name, den seine Frau eben in den Raum geworfen hatte, hatte bei allen eine Gänsehaut ausgelöst.

„Was ist mit Ran?“ Er hörte ein zitterndes Luft holen am anderen Ende der Leitung, ehe sie zu sprechen begann.

„Sie ist verschwunden! Seit einer guten Stunde haben wir sie nicht mehr gesehen!“ Den Anwesenden stand der Mund offen, Black schüttelte bedauernd den Kopf, während Heiji weit weniger leise reagierte.

„Wie konnte denn das passieren!? Sie sollten doch auf sie aufpassen und warum zum Henker rufen Se erst jetzt an?!“ Ein strenger Blick Yusakus wies den aufgebrachten Osakaer zur Ruhe, das war das letzte, was Yukiko jetzt brauchte, auch wenn Yusaku dasselbe dachte. Wie es schien, hatte sie die Worte des jungen Mannes dennoch gehört.
 

„Wir haben die Kinder gesucht, Ran ist raus… wir- wir haben uns nichts dabei gedacht, als sie nicht kam. Dann- dann haben wir sie gesucht… bei den Moris ist sie auch nicht… deswegen rufe ich erst jetzt an.“

„Mo- Moment mal Yukiko… ihr habt die Kinder gesucht? Wieso?“

Lange hörte er nichts am anderen Ende der Leitung.

„Sie sind verschwunden, Yusaku.“

Er schnappte nach Luft und schloss die Augen, schlimmer konnte es jetzt nicht mehr werden.
 

<In was hast du dich da nur hineingebracht… Shinichi?>
 


 


 

Er hatte seine Mahlzeit schon lange beendet, einer der Handlanger hatte Teller und Besteck zusammen mit den Klamotten Conans entfernt, nur die Decke war ihm geblieben.

Shinichi hatte sie unter den Spiegel gelegt und sich dort niedergelassen, so konnte er wenigstens den Blicken entgehen, die er hinter dem verspiegelten Glas vermutete.

Am liebsten wäre er im Raum auf und ab gegangen, egal wie, er wollte sich irgendwie bewegen, so konnte er einfach besser nachdenken, doch er zwang sich dazu, es nicht zu tun. Er wollte nicht, dass man ihm ansah, wie nervös er war.
 

Nachdenklich fuhr er sich mit der Hand durch seinen Ponny, der Schweiß auf seiner Stirn war mittlerweile kalt. Er war wieder er selbst… für immer.

<Aber was bringt mir das? Was zum Henker bringt mir das jetzt? Aber vor allem… was bringt es ihm?> Gedankenverloren verschränkte Shinichi dir Arme vor der Brust. Der Anfang eines Plans, um hier wieder raus zu kommen, war es, die Pläne von Bordeaux frei zu legen, doch dafür blieb jetzt keine Zeit.
 

Als sich die Tür zu seinem Gefängnis öffnete, war Shinichis erste Befürchtung, dass es der durchgeknallte Whisky war, der sich wieder einen Spaß mit ihm erlauben wollte. Stattdessen jedoch war es Bordeaux höchst persönlich, der Shinichi mit einem Besuch beehrte.

Sofort richtete sich der Oberschüler auf, sah Bordeaux nun endlich von Angesicht zu Angesicht entgegen. Er musste jedoch zugeben, dass die kalten Augen des Mannes nichts von ihrer Macht verloren hatten, nur weil er jetzt nicht mehr zu ihm aufsehen musste.
 

Bordeaux beäugte ihn mit ruhigem Blick, die Wut und der Trotz in den Augen des Jungen interessierten ihn nicht, er schenkte ihm ein amüsiertes Lächeln.
 

„Ich muss schon sagen, der Unterschied zwischen dem Grundschüler und Ihrer jetzigen Gestalt ist beeindruckend!“ Shinichi biss die Zähne aufeinander, sah ihn wütend an.

„Ich denke, wir haben uns eine gute Verhandlungsbasis geschaffen, Shinichi Kudo, kommen wir also nun zum geschäftlichen Teil.“ Ein kaum erkennbares Handzeichen von Bordeaux war das Signal für Wodka, dieser drückte sich so vorsichtig wie möglich an seinem Chef vorbei in den Raum und stellte sich leicht versetzt hinter Shinichi in Position. Dieser warf ihm nur einen kurzen Blick zu, konzentrierte sich stattdessen weiterhin auf Bordeaux.

„Was soll das werden? Was zum Henker wollen Sie?“

Shinichis Lunge bebte, Wut und Angst hatten deutlich aus seinen Worten gesprochen, er hatte dieses verdammte Spiel satt.
 

Als Bordeaux in ruhiger Gelassenheit eine Waffe unter seinem Anzug hervorholte, wurde Shinichi still, konzentrierte sich darauf, seinen Gegner zu beobachten, statt ihn zu beschimpfen.

Bordeaux schien die Pistole in seiner Hand fast schon zu liebkosen, als er in ruhigen Zügen eine Kugel nach der anderen einlegte und die Waffe entsicherte. Während er das tat, war seine Stimme ruhig, er sprach, ohne Shinichi anzusehen.

„Ich habe dir bereits gesagt, dass ich dir einen Vorschlag machen will, Shinichi Kudo.“

Er sah auf, lächelte Shinichi galant an und gab den Befehl.
 

„Bringt sie rein.“
 

Shinichis Augen wurden groß, als die beiden Männer den Raum betraten, die kurz zuvor auch schon Whiskys Begleitschutz gegeben hatten, in ihrer Mitte befand sich in diesem Moment jedoch nicht der Chemiker sondern Ran, die in einer schroffen Bewegung nun an Bordeaux übergeben wurde.
 

„Nein!“

Shinichi schnappte nach Luft, seine Kehle hatte sich zugeschnürt, entsetzt sah er in ihre erschrockenen Augen.

Sie war hier!

Warum in Gottes Namen war sie hier?!

Sie hatte mit all dem nichts zu tun!
 

„Nein, Ran!“ Er wollte einen Schritt auf sie zu machen, doch der Boss der schwarzen Organisation hielt ihn mit einer einfachen Geste davon ab.

Bordeaux presste die entsicherte Waffe an Rans Hals, sie spürte das kalte Metall und begann unweigerlich zu zittern.

„Wenn dir was an der Kleinen liegt, Kudo, dann bleibst du, wo du bist.“

Er grinste, Ran konnte die vom Nikotin gelblich verfärbten Zähne sehen.

„Du kennst das Spiel doch schon, du hast keine Wahl.“
 

Shinichi atmete stockend aus, sein starrer Blick richtete sich zu Boden, zitternd ballten sich seine Hände immer wieder zu Fäusten, das hier durfte nicht passieren!
 

In Rans Augen flimmerten Tränen, Freude und Angst mischten sich zu gleichen Teilen, entfachten ein irres Wirrwarr aus Gefühlen.

Vor ihr stand Shinichi…

Ihr Shinichi!

Ran schluckte, fing an zu zittern, als sie ihre Tränen unterdrückte, sie konnte sich über seinen Anblick nur mäßig freuen, denn die Spuren der vergangenen Tage zeichneten sich deutlich in seinem Gesicht ab.

Er war kreidebleich, hatte tiefe Ränder unter den Augen und die Wunde an seiner Schläfe ließ vermuten, dass man hier Gastfreundschaft ein wenig anders verstand.

Doch das erschütterndste war die gelähmte Wut, mit der er nun wieder zu Bordeaux aufsah. Das gleiche bedrohliche Funkeln hatte sie vor wenigen Tagen auch schon in Conans Augen gesehen… als man ihn Mitgenommen hatte.

Der gleiche Zorn… aber auch die betäubende Machtlosigkeit, mit der Shinichi der Situation ausgeliefert war.

Schon wieder… wegen ihr.

Ran schluckte, schaute ihren Freund entsetzt an.

<Was habe ich nur getan?>
 

„Was willst du, Bordeaux?!“ Shinichis Stimme war unter seinen zischenden Worten kaum wieder zu erkennen, er versuchte sich zu beherrschen, doch seine Wut suchte wie bei einem Dampfkessel einen Ausgang.
 

„Tauschen.“
 

Bordeaux blieb ernst, achtete auf Rans Bewegungen an seiner Seite, wusste aber, dass sie nichts tun würde. Während man ihr draußen die Jacke abgenommen und sie auf Wanzen untersucht hatte, hatte man ihr eingetrichtert, dass sie bei auch nur einer falschen Bewegung Shinichi bei seinem Weg ins Reich der Toten zuschauen durfte.
 

„Ich biete dir einen Tausch an, Shinichi Kudo, euer Leben… gegen das von Sherry.“

Shinichi schnappte nach Luft, schaute ihn entsetzt an.

„Bitte?“

„Was ist, Kudo? Hast du gedacht, ich scherze, als ich in Anwesenheit von Vermouth erwähnt habe, dass ich Mittel und Wege finde, um dich zum Reden zu bringen? Natürlich war es damals in erster Linie dafür gedacht, Vermouth zu ihrem lächerlichen Fluchtversuch zu überreden, aber mir ist es mehr als ernst mit dieser Frage, Shinichi Kudo.

Keiner weiß mehr über das Apoptoxin als sie.

Ich brauche Sherry.“

Shinichi schluckte, der feste Wille, der aus Bordeaux' Augen sprach, kratzte gefährlich nahe am Wahnsinn.
 

Bordeaux räusperte sich, seine von Habgier triefende Stimme wurde wieder weich, bekam einen fast schon süßlichen Ton.

„Ich weiß, dir ist diese Situation nicht fremd und glaube mir, Shinichi ich schäme mich zutiefst, ein und denselben Trick ein zweites mal anwenden zu müssen, aber nur so gelingt es mir, schon am Beginn unseres Gesprächs das Ende zu kennen. Es ist deine eigene Schuld, Shinichi Kudo, wärst du dieser Schwäche, die schon Holmes erkannte, nicht erlegen, könnte ich mir die Qual in ihren Augen jetzt ersparen.“

Er lächelte, drehte die Pistole an Rans Hals so ein, dass sie ihn ansehen musste.

„Obwohl man dir wohl einen besonders guten Geschmack anerkennen muss, Kudo.“
 

„Lass sie in Ruhe, du verdammter Mistkerl!“ Bordeaux zog beleidigt die Augenbrauen hoch, ließ jedoch von Ran ab und schüttelte nur traurig den Kopf.

„Na, na, wir wollen doch nicht auf diese Ebene der Unterhaltung abrutschen, das ist bei weitem nicht mein Niveau und Ihres sollte es auch nicht sein, Mr. Holmes.“

„Ich scheiße auf Ihr Niveau! Sagen Sie mir endlich, was Sie wollen!“

Bordeaux seufzte, er schien es zu triefst zu bedauern, dass sein Gegner sich in Zeiten von Wut und Angst so ausdrückte.
 

„Ich sagte es doch bereits, ich will mit dir verhandeln. Du sagst mir, wo sich unsere kleine Sherry versteckt und ich werde dir und deiner kleinen Freundin nichts tun… sofern du meine Organisation dann nicht mehr weiter belästigst, steht dir ein wunderschönes Leben mit ihr bevor.

Als Zeichen, dass ich es ernst meine, habe ich dir das Gegengift gegeben… schließlich wären die Aussichten auf ein Leben mit einer zehn Jahre älteren Freundin nur halb so schön… nicht wahr?“ Bordeaux lächelte, zwinkerte Shinichi amüsiert zu.
 

Der Oberschüler stand da wie vom Blitz erschlagen, das also war sein Plan.

< Deswegen das Gegengift…>

„Was ist, wenn ich mich weigere?“

Das Lächeln auf Bordeaux' Lippen verschwand, abschätzend gleitete sein Blick über seine Waffe.

„Dann, mein lieber Shinichi Kudo, darfst du zusehen, wie deine Freundin in deinen Händen stirbt, wegen dir.“

Shinichis Herz setzte aus, genau das hatte er befürchtet.

„Aber so dumm bist du nicht, Kudo.“ Bordeaux' Lächeln kehrte wie ein Bumerang auf seine schmalen Lippen zurück.

„Deinem Glück steht nichts mehr im Wege, Shinichi, und seien wir doch ehrlich, würdest du nicht alles für die Schönheit an meiner Seite tun? Was macht es da schon, wenn du Sherry verrätst? Sie ist eine Mörderin, sie hat es nicht besser verdient! Oder ist dir das Leben deiner Freundin etwa nichts wert?“
 

Ran konnte kaum schlucken, so fest war der Druck von Bordeaux' Waffe an ihrem Hals, doch dieser physische Schmerz war nichts im Vergleich dazu, was ihr Herz jetzt durchmachte. Sie konnte es nicht ertragen, Shinichi stand da, starrte geschlagen zu Boden, wusste weder ein noch aus…

<Shinichi?>
 

Seine Gedanken glichen einem Labyrinth, egal wo hin er sich wandte, es endete in einer Sackgasse.

Er wusste doch nicht einmal, wo Ai war…

Er wusste es nicht… uns selbst wenn.

<Ich könnte es nicht… ich könnte es nicht, Ran. Ich kann mich nicht für eines eurer Leben entscheiden… ich kann nicht mit dem Blut an meinen Händen leben, Ran.> Er sah auf, sah in ihre Tränen erfüllten Augen.

<Es tut mir Leid.>
 

Er fuhr sich über die Stirn, hörte wie sich Bordeaux genervt räusperte, seine Geduld war am Ende und Shinichis Zeit lief ab.

Er musste etwas tun, es musste einfach einen Ausweg geben, verdammt!

<Bordeaux will Sherry… und ich soll ihm sagen, wo sie ist… ich->

Shinichis Augen wurden groß, endlich, da war es, das kleine Licht, an das er sich klammern konnte, eine Idee.

Mit einem schnellen unauffälligen Blick zu Wodka festigte sich sein Plan.

Das Lächeln kehrte auf die Lippen des Oberschülers zurück.
 

„Sie haben einen Fehler gemacht…“ Bordeaux konnte das Erstaunen auf seinem Gesicht nicht verbergen und Shinichi genoss den ersten Moment der Überlegenheit.

„Sie haben den großen Fehler gemacht, mir das Gegengift zu geben.“

Blitzartig wandte sich Shinichi um, er wusste er hatte nur diese eine Chance, er verpasste Wodka einen Tritt in die Kniekehle und schnappte sich in den wenigen Sekunden des Schmerzes die Waffe des Hünen aus seiner Tasche.

Mit einem scharfen Klicken richtete er sie auf Bordeaux.

„Ein Grundschüler hätte das nicht gekonnt…“

Wodka, für den der Schlag nicht mehr als ein Mückenstich war, wollte sich wütend auf den Oberschüler stürzen und auch die beiden Männer, die Ran hinein geführt hatten, richteten ihre Waffen auf den Oberschüler. Doch Bordeaux' bebende Stimme gebot ihrem Vorhaben Einhalt.
 

„Nein, Nicht!“
 

„A-Aber Boss?“ Wodka wollte widersprechen, er starrte Shinichi wütend an, was fiel diesem Bengel eigentlich ein?

Aber Bordeaux schüttelte bestimmt den Kopf, er betrachtete Shinichi eingehend, der mit entsicherter Waffe direkt auf sein Herz zielte.

Sofern der Boss der schwarzen Organisation eines hatte, würde er es nicht verfehlen.

Die Entschlossenheit in Shinichis Augen schien Bordeaux zu amüsieren, statt einem erschrockenen Gesicht lächelte er Shinichi gewinnbringend an.

„Ein Fehler? So so… das werden wir noch sehen.

Aber jetzt, mein lieber Shinichi Kudo, wird es interessant!“

Er lachte auf, schüttelte amüsiert mit dem Kopf.
 

„Schieß doch!“
 

Shinichi zuckte unwillkürlich zusammen, die Waffe in seiner Hand zitterte.

„Schieß doch, Kudo! Aber du musst auch treffen… denn ich sage dir, sollte dein Schuss nicht tödlich sein, bin ich schneller am Abzug, als du glaubst.“

Bordeaux’ Grinsen wurde breiter, als er sah, wie der Oberschüler vor ihm seine kurze Überlegenheit nach und nach wieder verlor.

Shinichi schluckte, wich seinen Blicken aus und hörte wie Bordeaux' Stimme vor Hohn nur so triefte.
 

„Du kannst es nicht!“
 

„Du kannst mich nicht erschießen! Herrgott, dass es so etwas noch gibt… deine Moral in allen Ehren, Shinichi, aber das hier ist Dummheit.

Du hast es in der Hand! Allein eine Fingerbewegung trennt dich von der Freiheit und du kannst es nicht!“ Die kalten Augen leuchteten vergnügt.

„Du würdest nicht mehr glücklich werden, Kudo… nicht wahr?

Aber es ist egal, was du tust, mein Junge, du verlierst!

Du hast schon lange verloren!

Du wirst jemanden umbringen, du wirst morden, Shinichi Kudo.

Egal, für wen du dich entscheidest…“
 

Ran schluchzte auf, sie sah, wie es Shinichi in Stücke riss, sein Herz und seine Seele zerstörte.

<Shinichi…>
 

Die Waffe in Shinichis Hand ruhte noch immer auf Bordeaux, doch sein Blick hatte sich zu Boden gerichtet, sein Ponny verdeckte seine Augen, man konnte nur erahnen, was in diesem Moment in dem Oberschüler vor sich ging.
 

Dann jedoch sah er auf, seine Stimme war brüchig, als er zu sprechen begann, doch auf seinen Lippen lag ein müdes aber triumphierendes Lächeln.

„Sie haben recht… Sie haben recht!

Egal was ich tue, wie immer ich mich auch entscheide… einer wird sterben.“
 

Ran schrie auf, als sie seine Handbewegung verfolgte, doch Shinichi schien das Metall an seiner Schläfe nicht zu interessieren, als er sich die Waffe an den Kopf hielt.
 

„Und zwar ich.“

Schwarze Rose

Schwarze Rose
 

Ein freundliches Hallo an alle ^.^

Na ? Hab ich euch beim letzen mal Geschockt?

Wenn ja hoffe ich es mit diesem etwas kürzeren Kapp wieder gut zu machen!

Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit und ganz besonders für die Kommentare ehrlich es ist unheimlich hilfreich zu wissen was ihr denkt!

An dieser Stelle will ich meinen Dank jedoch auch noch einmal an meinen Beta-Leser Diracdet richten! Der gute muss sich in der letzen Zeit ganz schön mit dem Korrigieren beeilen ( weil ich mit dem Schreiben im Verzug bin ^///^, ) ! Und dafür danke ich ihm wirklich sehr!

Aber genug von mir ^.~

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen,

liebe Grüße, eure Shelling Ford
 

Die Kälte des Metalls an seiner Schläfe verlor sich wie der schmelzende Schnee, langsam wärmte sich die kühle Mündung der Waffe auf, passte sich so Shinichis Temperatur an.

Seine Hand lag ruhig am Abzug, er zitterte nicht und auch der entschlossene Blick in seinen Augen, mit dem er Bordeaux fixierte, geriet nicht ins wanken.

Keiner sagte mehr ein Wort, es herrschte nur wenige sekundenlang Stille, doch für die Anwesenden schien diese Zeit zäh und schier unendlich zu sein.
 

Ran hatte es nach ihrem Aufschrei die Kehle zugeschnürt, bei dem Anblick Shinichis verkrampfte sich jeder Muskel in ihrem Innern.

Sie suchte die Finte, den Hohn und den Scherz in seinen Augen, doch sein konzentrierter Blick verriet, dass er es mehr als ernst meinte mit dem, was er tat und sagte.

„Shinichi… nicht!“ Ihre geflüsterten Worte drangen wie ein leises Flehen an sein Ohr. Während sich Shinichi bis jetzt nur auf Bordeaux konzentriert hatte und Rans Augen tunlichst vermied, konnte er nun nicht verhindern, dass ihre Angst auch für ihn sichtbar wurde.
 

<Ran.> Er schluckte, aus ihren Wangen war jegliche Röte geflohen.

In ihren Augen stand Entsetzen, sein Verhalten hatte sie zu triefst geschockt. Er holte kurz Luft und schüttelte ergebend den Kopf, da musste sie jetzt durch.

Erneut wandte er sich zu Bordeaux. Dem Boss der Organisation war es gelungen, die Überraschung in seinen Augen wieder in die dunkle Ecke zu verweisen, die ihr zustand.

Dennoch… das Lächeln auf seinen Lippen blieb aus.
 

Shinichi räusperte sich, bemüht seine Stimme entschlossen und fest klingen zu lassen, versuchte er den Tod, der an seiner Schläfe lauerte, zu ignorieren.
 

„Meine Entscheidung ist gefallen, wenn heute jemand sterben muss, dann ich.“ Bordeaux zog interessiert eine Augenbraue nach oben.

„Soweit konnte ich dir auch folgen, jedoch entzieht sich mir der Sinn des ganzen. Willst du etwa aus dieser Welt fliehen? Nur weil du dich nicht zwischen einer Mörderin und deiner großen Liebe entscheiden kannst? Ziemlich erbärmlich Kudo, meinst du nicht auch?“

Bordeaux' Stimme war scharf, doch seine Lippen blieben schmal, er traute seinem Feind nicht… das hatte er nicht geplant.
 

„Tss!“ Verächtlich schüttelte Shinichi den Kopf, grinste den Boss der schwarzen Organisation frech an.

„Danke, nein, den Gedanken an Flucht haben Sie mir fürs erste ausgetrieben.

Aber es stimmt, ich kann mich nicht entscheiden. Ich kann nicht das Leben der einen über das der anderen stellen…“ Er schluckte, sah schuldbewusst zu Ran, seine Worte galten nun nicht länger Bordeaux.

„Ich kann es einfach nicht… es tut mir Leid.“
 

„A-Aber Shinichi?“ Bordeaux' Druck an Rans Kehle hatte nachgelassen, dennoch fiel ihr das Schlucken schwer, als sich langsam kleine Tränen in ihren Augenwinkeln sammelten.

Sein Bild spiegelte sich in diesem Rahmen aus Salzwasser wieder, die blaue Jeans hing locker um seine Beine, der schwarze Pullover passte zwar, aber in Anbetracht seiner Herkunft wirkte er an Shinichi vollkommen fehl am Platz. Er war noch immer unheimlich blass, doch das kleine Funkeln in Shinichis Augen ließ Ran hoffen, dass dieses ganze Spiel vielleicht doch noch gut enden könnte.

Seine Entschuldigung allerdings brachte für Ran einen bitteren Nachgeschmack mit sich, denn wofür bitte musste er sich entschuldigen?

Schließlich… schließlich war sie doch schuld an dem ganzen Debakel hier.

Sie war schuld, wenn Shinichi etwas passierte… jetzt, wo sie ihn gerade wieder hatte.
 

Bordeaux hustete trocken, als er die Blicke der beiden Oberschüler füreinander sah, Kudo hatte sich mit ihm unterhalten, nicht mit ihr!

„Schön und gut, aber du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich es dir abkaufe, dass du dich hier selbst richtest, oder?“

Seine aggressive Aussprache hatte den gewünschten Effekt, er fing Shinichis Blick wieder ein, der noch ernster schien als zuvor.

„Mord liegt mir nicht, das stimmt. Deswegen werde ich auch nicht den Henker für Ran oder Shiho spielen. Allerdings… Allerdings habe ich kein Problem damit, den Abzug dieser Waffe zu betätigen, wenn ich damit wenigstens ein Leben retten kann. Dieses eine mal werde ich nicht das tun, was Sie von mir erwarten.“ Er lächelte, war sich seiner Überlegenheit vollkommen bewusst.
 

Ran hörte ein kleines Zischen neben sich, Bordeaux presste die Lippen wütend aufeinander, ließ seinen aufmüpfigen Gefangenen nicht aus den Augen.

„Du weißt hoffentlich, dass deine kleine Freundin hier ebenfalls das Zeitliche segnen wird, wenn du jetzt hier eine solche Sauerei veranstaltest!“

Shinichi schloss kurz die Augen, in dem Blick, den er Ran zukommen ließ, stand in großen Lettern „Es tut mir Leid“, doch seine Stimme war fest und ruhig.

„Dessen bin ich mir bewusst. Dennoch ist es mir lieber, ich rette ein Leben als gar keines. Denn seien wir ehrlich… Sie erwarten doch hoffentlich nicht von mir, dass ich glaube, dass Sie mich einfach so meiner Wege gehen lassen. Selbst wenn… könnte ich wohl nicht in Frieden leben, wenn ich wüsste, dass diese Zusammenkunft von dreckigen Mördern noch existiert.

Da ich also ohnehin keine Wahl habe, versuche ich doch zumindest meinen Einsatz zu minimieren.“
 

Einmal mehr spürte Shinichi den Druck der Waffe an seiner Schläfe, verstärkte ihn, um so zu zeigen, wie ernst ihm die Sache war.

Sein Blick fiel auf Ran, sie tat ihm Leid.

Er wollte das nicht… wollte nicht, dass ihr irgendetwas passierte, aber er hatte keine andere Wahl, wenn sein Plan nicht aufging… musste er es tun.

Die Pistole in seiner Hand wurde schwer, noch immer zeigte sich nur die Angst, die Panik um ihn in ihren Augen… dabei spielte er doch hier auch mit ihrem Leben!

Ein Spiel, dessen Trumpf er jetzt aus dem Ärmel zog.
 

„Wenn ich und Ran sterben… ist wenigstens Shiho in Sicherheit, denn mit uns sind Ihre Hoffnungen, Sherry je zu finden, dem Tode geweiht.“
 

Ran hielt die Luft an.

<Das- das ist also dein Plan, Shinichi!>

Für einen kurzen Moment wurde der Druck an ihrem Hals lockerer… Bordeaux war vollkommen in Gedanken, starrte seinen Feind jedoch noch immer an.

Shinichi hielt seinen Blicken stand, er spürte, wie sein Herz ihm bis zum Hals schlug, versuchte seine Unruhe jedoch mit einem zynischen Lächeln zu bekämpfen.

<Mittlerweile sollte ich das mit dem lügen doch ganz gut beherrschen… aber wenn ich ihm sage, dass ich gar nicht weiß, wo sich Shiho befindet, dann sind Ran und ich so gut wie tot.>
 

„Was willst du, Kudo?!“ Bordeaux' Stimme klang heiser, seine gepressten Worte schienen seiner Kehle widerwillig entrissen worden zu sein.

Er war es nicht gewohnt… auf Forderungen einzugehen.
 

Als sich Shinichis Züge zu dem altbekannten und triumphalen Lächeln anordneten, machte Rans Herz einen Sprung.

Die süffisante Süße, die ihr Freund in dieses eine Wort legte, bedeutete für Bordeaux jedoch nichts gutes.
 

„Tauschen.“
 

Shinichi lächelte, in seinen Augen lag noch immer Konzentration, dennoch kostete er diesen kurzen Moment vollkommen aus.

Endlich war es ihm gelungen, dem Boss der Organisation einen Strich durch seine Rechnung zu machen.
 

„Ich werde von meinem Vorhaben absehen, wenn Sie Ran-“

„Ich werde sie nicht gehen lassen!“ Bordeaux' Nasenflügel blähten sich bedrohlich auf, seine Stimme hallte nur dumpf in dem kleinen Raum wider.

Shinichi stockte, er konnte sehen, wie sein Feind den Druck der Waffe an Rans Kehle verstärkte und sie daraufhin leicht stöhnte.

Bordeaux' Augen verstärkten seine Worte, er war gekränkt, ja fast schon beleidigt könnte man sagen, dass sein Gefangener dachte, er könne eine solche Forderung stellen.
 

Shinichi schüttelte antwortend den Kopf.

Er hatte gewusst, dass Bordeaux sich auf diesen Tausch nicht einlassen würde, der Verlust und der Gewinn, den er davon haben würde, waren nichtig.

Seine einzige Chance war es, dem Boss Aussichten auf den Sieg zu lassen, auch wenn Shinichi wahrscheinlich dafür bezahlen würde. Alles war ihm recht… Hauptsache Ran war erst einmal aus der Schusslinie.
 

„Dessen bin ich mir bewusst. Deswegen tausche ich… mein Leben... gegen das von Ran.“ Shinichi schluckte, machte eine Pause und versuchte, den entsetzen Blicken seiner Freundin auszuweichen.

„Wenn Sie mich zum reden bringen wollen, bitte! Tun Sie sich keinen Zwang an. Aber sobald Sie mir damit drohen, Ran zu töten, werde ich nicht zögern, die Informationen, die Sie benötigen, mit uns beiden sterben zu lassen.“

Er hatte es geschafft den festen Klang seiner Stimme beizubehalten, doch seine Lunge bebte unter verborgener Erregung.

Er spielte mit dem Teufel…

Er spielte um das Leben seiner Freundin und um einen Funken Zeit, der ihm vielleicht als Rettung dienen konnte… er setzte sein Leben, nicht jedoch seine Seele.
 

Bordeaux' Lippen blieben stumm.

Eine ganze Zeit lang sah der Boss der schwarzen Organisation den Oberschüler nur an, keiner im Raum wagte es auch nur an sprechen zu denken.

Ran zitterte, als sie den Atemhauch von Bordeaux neben sich spürte, für einen kurzen Moment hatten sich die Lider über den kühlen Augen geschlossen.

Als er sie jedoch wieder öffnete, flammte ein gefährlich amüsierter Funke in ihnen auf, der ein Lächeln mit sich zog, das Ran das Blut in den Adern gefrieren ließ.
 

„Endlich… es wurde aber auch Zeit, dass du mich einmal überraschst, werter Herr Detektiv, zwischendurch habe ich schon befürchtet, dass ich mir völlig umsonst so viele Gedanken um deine Intelligenz gemacht habe.

Ich muss zugeben… so wird das ganze gleich viel interessanter.“

Ran spürte, wie der Druck an ihrem Hals nachließ, Bordeaux packte ihre Schulter mit der Hand in seiner Waffe und schob Ran leicht nach vorne, während er die andere Hand fordernd zu dem Detektiv streckte.
 

Shinichi sagte nichts, nahm langsam und Stumm die Waffe von der Schläfe.

Während er die schwere Waffe in Bordeaux' Hand legte, schubste dieser Ran, fast schon abfällig, in Shinichis Arme.

Sie zitterte, zitterte am ganzen Leib, als sie sich Schutz suchend in seinen Pullover krallte.
 

Bordeaux nickte Wodka und den anderen beiden Männern zu, die sich daraufhin aus dem Raum schoben, er jedoch verweilte noch kurz im Türrahmen.

„Wir beide kennen den Einsatz, den du in dieses Spiel geworfen hast, Shinichi Kudo. Dennoch geht diese Runde an dich… fürs erste.“

Damit schloss sich die Tür hinter Bordeaux, er ließ Ran und Shinichi allein.
 

Als wäre das knackende Türschloss ein Signal gewesen, wurde Rans Zittern immer heftiger, erst jetzt schwenkte auch Shinichis Blick zu seiner Freundin.
 

„Ran.“ Seine Stimme war sanft, doch sie schüttelte nur abwehrend den Kopf, biss sich auf die Unterlippe und verwehrte ihm den Blick.

Shinichi schluckte, er spürte, wie sich ihr Beben unter dem Druck von Tränen verstärkte, die nun nach außen drangen.

„Ran ich-“
 

„Halt die Klappe!“ Ihre Worte waren tränenerstickt, aber deswegen nicht weniger patzig, Shinichi sah sie verwundert an.

„Aber-?“

Ihr Kopfschütteln wurde heftiger, zitternd drückte sie sich ein Stück von ihm weg.

„Halt den Mund!“

„R- Ran, hör doch, ich-“, doch er wurde still, als er merkte, dass seine Worte scheinbar gar nicht zu seiner Freundin drangen.

„Was- was fällt dir eigentlich ein?“

Shinichi erschrak, als er einen leichten Schlag auf seine Brust spürte, ein zweiter, dritter und vierter folgten.

„Mach so etwas nie- nie wieder!“ Ran trommelte auf seinen Brustkorb ein, sah wahrscheinlich vor lauter Tränen schon nicht mehr, wohin sie schlug.

„Ich- ich hatte solche Angst! Du verdammter Idiot!“ Ein neuer Schauer von Tränen suchte sich über ihre Wangen einen Weg zu Boden.

Ihre Schläge wurden langsamer, verloren an Kraft.

„Ich dachte schon… ich dachte-. Warum tust du so etwas, Shinichi? Warum… warum machst du so einen Mist, du elender Blödmann?“
 

Er schluckte, wehrte sich nicht gegen ihr Trommeln auf seiner Brust.

Mit einem bekümmerten Blick sah er sie an, Ran stand völlig neben sich, Tränen über Tränen folgten jeweils der Spur der anderen.

„Ran.“ Er packte sie an den Schultern, zog sie langsam an sich, achtete nicht darauf, dass sie sich anfangs wehrte.

Sie krallte sich in seinen Pulli und ließ ihre Tränen in dessen schwarzen Maschen verwinden.
 

„Du… du bist ein unverbesserlicher Dummkopf, Shinichi!“

Er schloss kurz die Augen, hielt sie noch immer fest im Arm und schaute ergebend zur Decke.

„Warum…“ Ihre Stimme wurde leiser, das aufgewühlte schluchzen verwandelte sich langsam in ein müdes weinen.

„Warum tust du so etwas?“ Sie zitterte, Shinichi spürte, dass auch ihre Knie von dieser Schwäche betroffen waren und führte sie langsam zu der kleinen Decke, ließ sich vorsichtig mit ihr drauf nieder, ohne seinen Griff zu lockern.
 

Ihre Wange schmiegte sich an ihn, noch immer liefen ihre Tränen in den dunklen Stoff, doch ihre Quelle schien langsam zu versiegen.

Sie wurde ruhiger…

„Warum?“
 

Er saß nur da, strich ihr beruhigend durchs Haar und starrte zur Decke, sie sah ihn sowieso nicht an.

<Es tut mir so Leid, Ran…>

Rans Lider wurden schwer, die Aufregung und die Tränen forderten ihr Opfer ein. Schlaftrunken murmelte sie die Frage noch ein paar Mal.
 

„Warum… Shinichi?“
 


 


 

„Er liebt sie… deswegen ist es ihnen gelungen, ihn mit zu nehmen… und deswegen haben sie wahrscheinlich auch Ran entführt.“

Yukiko schluckte, endlich war es ihr gelungen Rans Eltern zu beruhigen, zumindest Eri hatte sich aufs Sofa nieder gelassen und hielt sich nun krampfhaft an einer Tasse Tee fest. Kogoro hingegen ging noch immer im Zimmer auf und ab… aber wenigstens hatte er aufgehört, herum zu brüllen und Shinichi Dinge an den Kopf zu werfen, die ihr Sohn sowieso nicht hörte.
 

„Und du willst mir wirklich nicht sagen, wo sie sind, Yukiko?“

Kogoro war stehen geblieben, sah sie fragend an.

„Ich sagte es doch schon, Kogoro, ich weiß nicht, wo-“

„Ach, Verdammt! Das kann doch nicht dein Ernst sein! Als ob sie-“

„Kogoro!“

Eris strenge Stimme befahl ihn zur Ruhe.

„Yukiko und Kazuha haben dir beide bestätigt, dass sie nicht wissen, wo sie ist!“ Sie schluckte, der harte Ton der Anwältin verlor sich in einem erschöpften flüstern.

„Wir haben keine Wahl… wir müssen warten.“

„Aber-“, doch Kogoro stockte, als er kleine Tränen in den Augen seiner Frau sah. Er wusste nicht, wann er sie das letzte mal hatte weinen sehen.

Langsam ging er auf sie zu, ließ sich neben sie auf das Sofa sinken und nahm ihre Hand.
 

Ihre beiden Ringe berührten sich leicht, als ihre Finger ineinander griffen.

„Du ja recht Eri, ich mache mir eben nur Sorgen.“

Sie schluckte, schüttelte fast schon beleidigt den Kopf.

„Glaubst du denn, ich mache mir keine? Wie… wie soll Shinichi… wie soll Conan Ran da wieder raus holen? Wie sollen die anderen an sie kommen, ohne, dass ihr etwas passiert? In meinen Ohren hört sich das nicht besser an, als in deinen, Kogoro… aber ich vertraue ihnen… ich vertraue Shinichi. Ich muss, etwas anderes bleibt mir jetzt nicht übrig.“

Sie sah auf, sah noch immer Skepsis in den Augen ihres Mannes.

„Wenn du ihnen, wenn du ihm schon nicht vertrauen kannst, Kogoro… dann vertrau wenigstens deiner eigenen Tochter.“

Sie schluckte, der Gedanke an Ran ließ den Klos in Eris Hals anschwellen.

„Ran… sie wird schon wissen, was sie tut. Die beiden werden das schon schaffen… irgendwie.“
 

Kogoro seufzte, strich sanft mit einem Finger über die Hand seiner Frau, während er sie noch immer hielt.

<Das hoffe ich Eri… das hoffe ich wirklich.>
 


 


 

Sie war eingeschlafen, hatte fast eine Stunde lang an seiner Schulter gelegen und friedlich geatmet. Der ganze Stress und die Angst um ihren Freund hatte sie in diese, angesichts der Situation, scheinbar unpassende Falle gelockt. Doch Shinichi konnte erkennen, dass der Schlaf ihr gut getan hatte, denn mit dem Entsetzen auf ihrem Gesicht hatte er wohl auch schon einen Teil der Erinnerungen an diesen schrecklichen Morgen mit sich genommen. Sie hatte die ganze Zeit friedlich an seiner Schulter geschlafen, als sie die Augen dann jedoch öffnete und bemerkte, wo und vor allem bei wem sie sich gerade befand, war Ran, als hätte sie sich gerade verbrannt, aufgeschreckt.
 

Lange hatte ein leichtes Rot auf den Zügen der beiden die Stille im Raum begleitet. Erst als Ran ihren trockenen Hals überwand und Shinichi in sachlichen Tönen ins Bild der Geschehnisse rückte, wurde es in ihrem Gefängnis wieder lebendiger.

Sie unterhielten sich leise, flüsterten fast, da die Gefahr gehört zu werden einfach zu groß schien.

„Also… sind sie jetzt vielleicht schon auf dem Weg hier her?“

Shinichi stellte die Frage mehr an sich selbst als an Ran, die ihm alles erzählt hatte, was sie erzählen konnte, alles, was sie wusste, bis sie selbst zur Gefangenen geworden war.
 

Langsam fuhr er sich über das Kinn, die Aussicht auf Rettung brachte durchaus gemischte Gefühle mit sich.

<Zwar hat mein kleines Spiel von vorhin so wenigstens seinen Zweck erfüllt… dennoch, ich hoffe es passiert ihnen nichts.> Er stöhnte auf, als er an die Kinder dachte, die Kleinen konnten doch nichts gutes vorhaben.

<Mensch Leute… passt bloß auf euch auf!>
 

„Es tut mir Leid.“

„Hm?“ Fragend sah Shinichi zur Seite, sah neben ihm an die Wand gelehnt Ran, die ernüchternd zu Boden blickte.

Noch ehe er ihr widersprechen konnte, sah sie auf, sah ihn mit großen Augen an, in denen sich nun endlich wieder das Bild von dem Oberschüler Shinichi Kudo spiegelte.

„Das- das hier ist alles meine Schuld!“

„Aber Ran…“

„Nein nichts aber! Ich habe Recht und das weißt du auch. Wenn ich nicht hier wäre… dann wäre das alles nicht passiert!“ Sie seufzte, schüttelte den Kopf als missbillige sie ihr eigenes Verhalten und fing unter Shinichis verwundertem Blick an, etwas aus ihrer Tasche zu kramen.

„Ich- ich konnte nicht anders, Shinichi…“

Damit drückte sie ihm den kleinen Zettel in die Hand; während er ihn langsam und neugierig auseinander faltete, sprach sie weiter.
 

„Während ich die Kleinen gesucht habe, bin ich Wodka über den Weg gelaufen, ich hätte- hätte nicht alleine losgehen dürfen. Jedenfalls hat er mir das in die Hand gedrückt und-“ Sie sah zu ihm auf, sah, wie er die wenigen Worte entzifferte und vor Wut die Zähne fest aufeinander presste.

„Wie, wie hätte ich nicht kommen können Shinichi?“ Seine Miene vermochte ihr keine Antwort zu geben, noch immer starrte er mit konzentriertem Blick auf das kleine Blatt Papier.
 

Die Buchstaben hatten auch auf dem unlinierten Blatt jeder ordnungsgemäß ihren Platz gefunden. Die Schrift war gleichmäßig und wies trotzt ihres schwungvollen Charakters keinerlei Schnörkel oder Verzierungen auf, allein an den Stellen, wo sich vermutlich der Schnee mit der schwarzen Tinte vermischt hatte, ließ die Sauberkeit zu wünschen übrig.
 

„Verehrtes Fräulein Mori,

wie Ihnen bekannt sein wird, habe ich es mir erlaubt, Ihrem Freund Shinichi Kudo meine Gastfreundschaft anzubieten.

Wie lange er diese noch genießen wird, liegt jedoch jetzt bei Ihnen.

Wenn Sie es also vorziehen, Ihren Fehler wieder gut zu machen, sollten Sie meinem Angestellten ohne Umschweife Folge leisten.“
 

Keine Unterschrift, nichts…

Er schluckte, sah bekümmert zu seiner Freundin.

Ran war still geworden, ihre Blicke waren auf den kleinen Zettel in seiner Hand gerichtet und schienen ihn doch nicht wahrzunehmen.

<Dieser Mistkerl hat dir keine Wahl gelassen, Ran…> Shinichi murrte, knüllte das Papier zu Rans Überraschung zusammen und schleuderte es in die nächste Ecke.
 

„Lass dir bloß von diesem Schwätzer nichts einreden, Ran! Der Kerl lügt doch schon, wenn er nur Luft holt!

Wir werden hier schon wieder raus kommen…“

Ran nickte fast automatisch, starrte Shinichi noch immer unverwandt an, ganz offensichtlich tüftelte ihr Detektiv an einem Plan zu ihrer Rettung.

Sein nachdenklicher Blick färbte ihre Nasenspitze rot.
 

„Sag mal, Shinichi, wie kommt es-? Ich meine, warum bist du-?“

„Mhm?“ Er schaute sie fragend an, konnte sich anhand ihres ausweichenden Blicks jedoch denken, worum es ging.

„Sie gaben mir ein Gegengift… damit die Versuchung, auf Bordeaux' Pläne einzugehen, größer ist. Glücklicherweise wirkt es dieses mal jedoch permanent.“

„Pe- Permanent?“ Die ungläubige Frage schien Shinichi zu überraschen, gespielt gekränkt zog er die Augenbrauen hoch und sah Ran von oben herab an.

„Ja… Aber wenn dir der kleine Conan lieber ist, dann-“

„NEIN! ...nein.“ Sie wurde rot, wusste, dass die Antwort viel zu schnell, viel zu heftig gekommen war.

„Entschuldige…“, doch Shinichi konnte sie nur belächeln.

„Wenn sich hier jemand zu entschuldigen hat, Ran… dann bin das ich, schließlich hab ich mir die ganze Suppe hier eingebrockt.“ Er rollte mit den Augen, fuhr sich über die Stirn und ließ seine Hand dort ruhen.

„Und anstatt, dass ich sie schön brav allein auslöffele, ziehe ich jeden, den ich kenne, in die ganze Sache mit hinein. Dass ich jetzt eben so leichtfertig dein Leben aufs Spiel gesetzt habe, war wohl die Krönung des ganzen!“
 

Er schüttelte den Kopf, atmete lange und genervt aus, seine aufgebrachte Stimme wurde ruhig, bekam einen trüben Klang.

„Es… es tut mir Leid.“

„Na das will ich aber auch hoffen!“ Ihr gespielt beleidigter Ton konnte einen Hauch von Tränen nicht verbergen, die sich nun in ihren Augenwinkeln sammelten.

„Ich- will nicht, dass du so etwas je wieder machst! Es… es ist schlimm genug, dass sie dich nicht in Ruhe lassen werden.“ Sie schluckte, biss sich kummervoll auf die Unterlippe, die Blicke Bordeaux' bedeuteten nichts gutes für ihren Freund… sie würden ihn nicht zum Reden bringen, egal… egal wie sehr sie ihn foltern, aber genau das war das Problem.
 

„Bitte- Bitte, Shinichi, versprich mir, dass du dein Leben nicht mehr so leichtsinnig für mich aufs Spiel setzt! Bitte!“
 

Eine einzelne Träne perlte ihr über die Wangen, aber sie machte sich nicht die Mühe, sie weg zu wischen, sah Shinichi stattdessen weiter flehend an, sodass sich in seinem Hals ein Klos zu bilden begann.

<Ran.> Er schluckte, wich ihren Blicken aus und sah bekümmert zur Seite.
 

„Nein.“
 

Seine Stimme klang stumpf, dieses eine Wort hatte seine Wirkung bei Ran jedoch nicht verfehlt, perplex versuchte sie seinen Blick zu fangen.

„A-Aber?“

Er sah auf, hielt sie so vom weiter sprechen ab. Seine Augen waren sanft, seine Stimme beinhaltete einen Klang von Entschuldigung.

„Ich fürchte, das werde ich dir nicht versprechen können, Ran…“

„Aber wieso denn nicht…?“
 

„Weil-. Ja, weil ich…“ Sie sah, wie sich langsam Röte auf seine Wangen schlich, auch Shinichi schien sich dessen bewusst und wich ihr aus.

Er schluckte, schloss kurz die Augen.

War es richtig? War es richtig, wenn er es ihr jetzt sagte?

Jetzt… und vor allem hier?

<Eigentlich hast du etwas besseres verdient, als es in einem solchen Loch zu erfahren, Ran.>

Plötzlich spukten ihm die Worte Heijis durch den Kopf… er hatte seinen Freund damals um etwas gebeten.
 

„Warte nicht zu lang, Kudo. Wenn du diese Chance hast... dann nutze sie, Shinichi!“
 

Shinichi seufzte, strich sich über die Stirn und merkte wie sich sein Herzschlag langsam erhöhte.

Er war endlich wieder er selbst, es würde niemals mehr einen Conan Edogawa geben, der ihr gemeinsames Glück stören könnte.

Nie wieder.

Außerdem… wer wusste schon, was noch kommt, was die Organisation jetzt noch mit ihm anstellen würde.

<Vielleicht… vielleicht werde ich diese Chance ja wirklich nie wieder bekommen.>
 

„Shinichi?“

Endlich sah er wieder zu ihr, auch auf ihren Wangen hatten zarte Pinselstriche einen kleinen Rot-Ton hinterlassen.

Sie hatten sich einander zugewandt, saßen sich gegenüber, es war unmöglich dem Blick des andern nun noch auszuweichen.

Shinichi spürte wie ihm das Herz bis zum Hals schlug… rasend schnell und nervös hüpfte es in seiner Brust auf und ab, seine Stimme bebte, als er langsam zu sprechen begann.
 

„Ich- ich kann es dir nicht versprechen, Ran. Weil- Weil ich dich immer beschützt habe und auch weiterhin beschützen werde… für immer.

Er schluckte, sein Blick verlor sich in ihren Augen und auch für Ran hörte in diesem Moment alles andere auf zu existieren, der kalte Raum, das Labor, in dem er eben so gelitten hatte, verschwanden in dieser Sekunde.
 

„Ich liebe dich.“
 

Seine Stimme zitterte, er atmete stockend aus.

Er hatte es gesagt… wirklich gesagt!

<Ran?> Er schaute sie lange an, sie hatte noch nichts gesagt.

Ihre Lippen waren leicht geöffnet und auch in ihren großen Augen zeichnete sich Überraschung ab.
 

„Was- Was hast du gesagt…“ Ihre Stimme war hell vor Aufregung. Er konnte den Hauch ihrer Worte auf seinen Wangen spüren.

„Ich habe gesagt, dass ich dich liebe… ich liebe dich, Ran.“ Shinichi schluckte, als er sah, wie sie zu zittern begann, er erschrak, als plötzlich immer mehr Tränen über ihre Wange liefen.

„Nicht- Nicht doch, Ran. Wein doch nicht.“ Er legte seine Hand vorsichtig auf ihre Wange, strich ihr sanft die Tränen aus den Augen.
 

Seine Berührung, seine liebevolle Geste bestätigten Ran in ihrer Hoffnung.

Das alles war echt…

Real.
 

„Endlich…“ Sie fiel ihm in die Arme. Während sie in ihnen ruhte, spürte sie, wie sich auch seine Hände langsam um sie schlugen.

Sein Druck war angenehm warm, er konnte sie endlich wieder in den Armen halten. Ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter, Shinichi spürte ihren zitternden Atem auf seiner Wange.

„Ich- ich wollte es dir schon lange sagen, Ran… ich hätte es längst getan, wenn, wenn nicht Conan gewesen wäre. Es ist unfair, dass du es jetzt, hier und so erfahren musst… eigentlich- eigentlich sollte es perfekt werden, aber-“

„Shhh…“ Sie hatte sich zurück gelehnt, ihr Finger ruhte nun auf seinen Lippen. Ran konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen, als sie den leicht perplexen Blick ihres Krimispinners sah.

„Es ist perfekt… alles ist perfekt. Ich liebe dich auch, Shinichi.“
 

Sie nahm ihren Finger von seinen Lippen, gewährte so dem kleinen Lächeln Einlass, das sich nun auf ihnen zeigte.

Er hatte es geschafft! Er hatte es ihr tatsächlich gesagt, endlich.

Shinichi seufzte, es kam ihm vor als wäre eine unheimlich große Last von seinem Herzen gefallen, nicht einmal mehr der kühle Laborraum konnte die Liebe der beiden in diesem Moment trüben.

Er lockerte seinen Griff, ließ sich mit dem Rücken gegen die Wand sinken und sah noch immer lächelnd zur Labordecke hinauf.
 

Ran sah ihn fragend an, immer begleitet von dem schüchternen Rot auf ihren Wangen, rutschte sie neben ihn, bettete ihren Kopf auf seiner Schulter.

Es war alles so neu… so seltsam und doch vertraut und angenehm.

Ohne dass sie ihn darum bitten musste, schlang er seinen Arm um sie, drückte sie so noch ein Stückchen näher an sich.
 

Sie sah zu ihm hoch, auf seinen Lippen lag ein ruhiges Lächeln, er starrte noch immer zur Decke, in seinen Augen lag Zufriedenheit, doch Ran wusste, dass es auch Sorge war, die dort geschrieben stand.
 

„An was denkst du, Shinichi?“ Er schluckte, atmete lange ein sah sie mit schüchternem Lächeln an.

„Ich hoffe einfach, dass das alles gut ausgeht, Ran. Ich würde es nicht ertragen, dass alles wieder zu verlieren… dich zu verlieren.“

Rans Lippen wurden schmal… denn jedoch verirrte sich auch auf ihr Gesicht ein betont ermutigendes Lächeln.

„Das hoffe ich auch…“
 


 

Langsam entließ er den kalten Rauch gegen Himmel, sah zu, wie sich die blauen Schwaden miteinander vermischten. Ein Tanz, der dem seichten Schneefall draußen gleich kam. Doch nur so lange, bis der aufgedrehte Chemiker einmal mehr durch sie hindurch stampfte und den zarten Nebel so in alle Richtungen zerstreute.

Seit Whisky die Nachricht bekommen hatte, dass der junge Kudo seine ehemalige Kollegin nicht verraten hatte, zog der aufgedrehte Wissenschaftler in Bordeaux' Büro seine Kreise.
 

Der Boss schenkte ihm einen abfälligen Blick, langsam ging ihm dieser Kerl auf die Nerven.

„Dann werde ich eben da weiter machen, wo sie aufgehört hat… ich habe alle Unterlagen, mit ein wenig Forschung wird es also kein Problem sein-“

„Nein!“

„Aber Boss, ich-“

„Nein, Whisky, kein aber. Keiner kennt sich mit diesem Gift besser aus als Sherry… wir werden unsere Zeit nicht noch länger vergeuden.“
 

Whisky hielt inne, verschränkte empört die Arme vor der Brust.

Doch Bordeaux sah ihn nicht mehr länger an.

“Wir werden schon an unsere Informationen kommen…

Wie lange hat er noch?“

Ohne zu dem Chemiker aufzusehen brachte er erneut die Spitze seiner Zigarette zum glühen.

Die Frage schien bei dem jungen Wissenschaftler gleich für bessere Stimmung zu sorgen, mit einem verschmitzten Lächeln sah er auf seine Armbanduhr.

„Ein paar Stunden vielleicht.“

Bordeaux nickte geistesabwesend, ein kühles Lächeln verirrte sich auf seine Lippen, gestatte so dem Rauch sich seinen Weg aus seiner Kehle zu suchen.

„Na bitte, ich sagte doch … es gibt immer einen Weg.“

Countdown

Countdown
 

Salut mes lecteurs et lectrices,

ich begrüße euch ganz herzlich zu einem neuen Kapitel ^.^

Mein aufrichtiger Dank geht wie immer an alle die immer noch am Ball bleiben sowohl als Leser, aber vor allem auch als Kommischreiber.

Ich danke euch wirklich sehr für eure Meinung!

Umso schwerer fällt es mir zu sagen das ihr nach diesem Kapitel auf das nächste erst wieder zwei Wochen warten müsst, denn…

ich bin im Urlaub ^////^,

Ich entschuldige mich vielmals für meine Unzuverlässigkeit *schäm* und hoffe das euch das Kapitel gefällt!

Man liest sich in 2 Wochen ^.~

Liebe Grüße eure,

Shelling Ford
 


 


 

Die kräftige Mittagssonne war hinter den dichten Wolken nur zu erahnen, noch immer war der Himmel so dunkel wie die Gemüter der Anwesenden.

Das kühle Licht des noch immer fallenden Schnees tauchte den Eingang des verlassenen Bürogebäudes in einen zwielichtigen Schein. Dieser Eindruck wurde von den Männern und Frauen, die dort augenscheinlich auf ein Wunder hofften, nur noch verstärkt.
 

Megures Züge waren durch den kalten Wind wie eingefroren, sodass an ein Lächeln schon lange nicht mehr zu denken war.

Er beobachtete seinen alten Freund und weltberühmten Autor nun schon eine ganze Weile, längst hatte er aufgehört zu zählen, die wievielte Zigarette zwischen Yusakus Lippen ihr Ende fand. Lange würde der besorgte Vater wohl nicht mehr seelenruhig warten, während sein Sohn auf der gegenüberliegenden Straßenseite womöglich Höllenqualen litt.

Der Kommissar schluckte, lenkte sein Augenmerk wieder in die vom Schnee vernebelte Gegend.
 

<Wo bleiben die bloß?>
 

Nachdem Yukiko ihnen nicht nur von dem Verschwinden Rans, sondern auch mit tränenerstickter Stimme davon berichtet hatte, dass die Kinder ebenfalls nicht zu finden seien, waren die Inspektoren Takagi und Sato zusammen mit Heiji aufgebrochen, um nach den dreien zu suchen.

Zwar standen sich so alle anderen die Beine in den Bauch, aber es wäre zu gefährlich gewesen, wenn die Organisation Wind davon bekäme, dass sie quasi vor ihrer Haustür standen.
 

Endlich zeichneten sich drei wohl bekannte Schatten in dem Schneegestöber ab, die langsam auf sie zu kamen. Auch Jodie, die vergeblich versucht hatte, Shuichi zu erreichen, unterbrach nun endlich die Versuche, ihren Kollegen an die Strippe zu bekommen.
 

Die drei Silhouetten waren durch den Schneefall verschwommen und da die dicke Schneedecke ihre Schritte dämpfte, wirkten ihre Freunde fast geisterhaft, als sie langsam auf sie zu traten.

Hätte man nicht geahnt, warum ihre Gesichter so bleich waren, wäre man wohl tatsächlich vor den dreien davon gelaufen.
 

Selbst der dunkelhäutige Osakaer hatte auffällig an Farbe verloren, fast so als hätte sich der weiße Schnee in seine Haut gefressen. Heiji klopfte sich das Eis von den Schultern, schüttelte aufgrund des fragenden Blicks Yusakus nur ernüchternd mit dem Kopf.
 

Auch das FBI hakte nun bei den beiden Inspektoren nach.

„Und?“ Blacks brummende Stimme verriet, dass auch er die Antwort schon ahnte, welche er jetzt von Sato zu hören bekam.

„Nichts. Sie waren nirgends zu sehen… und der Schnee hat wohl alle Spuren, die sie hinterlassen haben, verwischt.“

Satos Stimme klang professionell ernst, als sie dem Mann vom FBI Bericht erstattete, doch einen Hauch von Sorge konnte auch sie nicht verbergen.

Ihre Blicke huschten zu Takagi, ihr Kollege sah erbärmlich aus.

Seine eingesunkenen Schultern waren Zeuge ihres gemeinsamen Misserfolges. In seinen Augen stand die Angst um die Detektiv Boys in großen Buchstaben geschrieben.

Sie hatten in den letzten beiden Jahren so oft mit den Kleinen zu tun gehabt, dass er sie in sein Herz geschlossen hatte… wie sie auch.
 

„Ist- Ist es dann nicht möglich, dass sie sich vielleicht doch nicht mit in den Wagen geschlichen haben… sie müssen ja nicht hier sein.“ So naiv die Frage Jodies auch war, hatte sie doch zur Folge, dass auch Megure und James Black sich den drei Suchenden mit einem erwartungsvollen Blick zuwandten.
 

Takagi bemerkte sofort, wie sich ein bitterer Geschmack in seinem Mund ausbreitete. Hilfe suchend sah er zu seiner linken und rechten. Da sich die Gesichter seiner beiden Begleiter jedoch zu Boden gerichtet hatten, stellte er mit einem ergebenden seufzen fest, dass es seine Aufgabe war, den winzigen Hoffnungsschimmer zu zerstören.
 

„Dem ist nicht so, leider.“ Während er den Blicken der Anwesenden bewusst auswich, fischte Takagi ein kleines rotes Band aus seiner Hosentasche.

Automatisch drückte er es seinem Chef in die Hand.

Megure betrachtete das zierliche rote Haarband, welches sich in seiner großen Hand schlängelte, mit bekümmertem Blick, er hatte es sofort zuordnen können.

Takagis Stimme hatte sich gedämpft als er weiter sprach.

„Wir haben es bei uns im Kofferraum gefunden. Ich schätze, sie hat es verloren.“

Ein kaum merkliches nicken Megures verriet, dass er wusste, dass mit 'sie' die kleine Ayumi gemeint war, die das kleine Band wie einen Haarreif getragen hatte.
 

„Dann haben sie sich also tatsächlich bei uns eingeschlichen und sind jetzt hier.“ Megure sprach mehr zu sich als zu den anderen, doch sie alle hatten wohl bei dieser Feststellung den gleichen Gedanken.
 

Kein Wunder.
 

Diese Aktion war typisch… für die Detective Boys, aber vor allem typisch für den kleinen Conan, von dem sie sich das wohl abgeguckt hatten.
 

Yusaku zu liebe behielt jedoch jeder diesen Gedanken für sich. Heiji war der erste, der versuchte, das Gespräch auf eine Lösung zu lenken.

„Is es dann vielleicht nich möglich, dass se unser Telefonat mitbekommen ham? Ich mein, leise geredet haben Sie ja nu grad net.“

Für diesen Kommentar fing der Osakaer sich prompt einen empörten Blick von Jodie ein, die jedoch durch die Hand ihres Boss auf ihrer Schulter vom sprechen abgehalten wurde.

„Damit könntest du durchaus Recht haben. Wahrscheinlich haben sie mitbekommen, dass es sich um ein altes Krankenhaus handeln muss und wollen ihren Freund nun auf eigene Faust befreien.“

Wie von einer unsichtbaren Hand gelenkt richteten sich die Blicke auf das Gebäude gegenüber, welches drohend in den grauen Himmel ragte.
 

James' Blick wurde ernst, wahrscheinlich hatten die drei Kleinen eins und eins zusammengezählt und waren womöglich schon auf dem Weg in das Gebäude.

<The Baker Street gang is worrying about you, Mr. Holmes. But I think you wouldn’t be glad to know that they are in such a dangerous situation… maybe you taught them too much…> Eine besorgte Falte gesellte sich zu denen seines Alters, als er den Eingang des Gebäudes betrachtete.

<Or too little… we’ll see.>

Nachdenklich rieb sich der gebürtige Engländer über seinen ergrauten Bart, seine Augen fielen zu Megure, der seine Gedanken mit einem stummen Nicken erwiderte und sich zum sprechen räusperte.
 

„Ich fürchte, uns bleibt keine andere Wahl. In Anbetracht der Tatsache, dass Ran und die Kinder nun auch in Gefahr sind, müssen wir eingreifen.“

„Seid ihr noch ganz bei Verstand? Die werden Kudo umbringenden, wenn se erfahren, dass wir vor der Tür stehen!“

Heiji wollte nichts lieber als seinen Freund da raus holen, ihn retten! Erst recht nach all dem, was er Shinichi zu verdanken hatte. Aber diese, seiner Meinung nach voreilige Aktion würde das FBI, die Polizei, seinen Vater und ihn zu Kudos Henker machen!
 

Um dem weiteren Vorwurf Heijis entgegen zu wirken, schaltete sich auch nun James Black ein.
 

„Dass wir Shinichi Kudo und alle anderen einer Gefahr aussetzen, ist uns durchaus bewusst, allerdings ist das Risiko, dass man ihm, Ran oder den Kindern etwas tut, ohne dass wir eingreifen, einfach viel zu hoch. Wir können nicht weiter tatenlos hier rum stehen und auf ein Wunder hoffen.“ Seine grauen Augen schwenkten zu Yusaku; nur mühsam gelang es ihm, den Autor zum aufschauen zu bewegen.
 

„Es tut mir Leid… aber wir haben keine andere Wahl.“
 

Yusaku tastete den Agenten mit seinen Augen ab.

Der dunkle Schatten auf seiner Stirn verriet, dass auch Mr. Black dieses Urteil nicht leicht gefallen war. Yusaku wusste nicht, ob er es dem FBI Agenten danken sollte, dass er ihm nun offensichtlich die Entscheidung überließ, ob sie nun eingreifen sollten oder nicht.
 

Heiji schluckte, sah den leeren Blick des besorgten Vaters.

<Er war schon die ganze Zeit so still… wie Shinichi, wenn ihm etwas im Magen liegt.>

Nachdenklich näherten sich die Augenbrauen des jungen Detektiven einander an.

<Wenn die charakterliche Ähnlichkeit zwischen seinem Vater und Shinichi wirklich so enorm ist, wie ich vermute, wird er sich noch immer Vorwürfe machen, weil Shinichi wegen ihm abgehauen is. Jetzt diese Entscheidung zu fällen macht es nich besser.> Er fuhr sich durch die Haare, rieb sich den Nacken, die Kudos schienen das Unglück magisch anzuziehen.
 

Yusaku schluckte, rieb sich über Stirn und Gesicht und ließ seine Hand nachdenklich auf seinem Bart verweilen.

Es ging hier nicht mehr länger nur um Shinichi… auch Ran und die Kinder waren in die ganze Sache involviert, sie konnten einfach nicht mehr länger warten.

Sie waren gekommen, um ihm zu helfen, also sollten sie das jetzt verdammt noch mal auch machen.

Das Risiko des Nichtstun war genauso hoch, wie das des Eingreifens, sie riskierten sein Leben…

Er schloss die Augen, presste die Wörter gerade zu schwerfällig aus sich heraus.
 

„Wir müssen es versuchen.“
 

James Black nickte, doch in seinen Zügen fand keine Erleichterung oder Dankbarkeit platz. Der Kampf, den sie jetzt zu führen gedachten, stand schon jetzt auf seinem Gesicht geschrieben.
 

„Also los.“
 


 


 

Der graublaue Zigarettenrauch war mittlerweile kalt und waberte nur noch am Boden des spärlich belichteten Büros lautlos vor sich hin.

Whisky hatte während der Erklärung Bordeaux’ in einem Sessel platz genommen, anscheinend wusste der Chemiker ganz genau, wann er sein Temperament zu zügeln hatte, um seinen Boss nicht in Rage zu bringen.

Nichtsdestotrotz begleitete das ungeduldige Trommeln von Whiskys Fingernägeln auf der Lehne des Ledersessels die letzten Worte Bordeaux’.
 

„Wir machen also aus unserer Not eine Tugend und versuchen so an das Geheimnis unseres Gastes zu gelangen. Verstanden?“

Whisky nickte, blieb, wie es schien, dennoch skeptisch.

„Das sollte funktionieren… wobei ich mich frage, ob der Effekt nicht größer wäre, wenn man ihn schon jetzt von seiner heiß geliebten Freundin trennen würde?“

Bordeaux registrierte das verräterische Leuchten in den Augen seines Mitarbeiters kaum noch. Whisky machte sein Job Spaß, er tat alles um Bordeaux, aber wohl vor allem sich selbst zu gefallen, deswegen war er Leiter der chemischen Abteilung.

Aber es gab etwas, mit dem sich der Mann mit dem krausen Haar nicht auskannte… Liebe.
 

Nachdenklich nippte Bordeaux an seinem Wein, er wusste, dass er nie so geliebt hatte, wie das junge Paar in seinem Labor.

Er stillte seine Gelüste und wusste die Anwesenheit von attraktiven Frauen durchaus zu schätzen.

Aber Liebe?

Nein, geliebt hatte er nie.

Der alternde Herr hatte nie den Wunsch gehabt, jemandem sein Herz zu schenken… und dabei töricht seinen Verstand zu verlieren, wie es beispielsweise der junge Holmes getan hatte.
 

Der größte Feind dieses erbärmlichen Gefühls der Zuneigung war die Liebe selbst, denn so wie sie entstand, mühsam aufgebaut wurde, so fiel sie oftmals auch mit viel Getöse in sich zusammen, bis nur noch Trümmer übrig waren.

Das genau machte es aber für den Boss der schwarzen Organisation so interessant, deswegen, das wusste er, durfte man dieses Gefühl auch nicht unterschätzen.

Denn in den richtigen Händen war Liebe eine der gefährlichsten Waffen… eine Waffe, die auch Shinichi Kudo durch seine Führung zur Strecke bringen würde.
 

Langsam stellte er sein Weinglas ab, schenkte Whisky wieder die Aufmerksamkeit, die er sich mit einem nervösen hin und her rutschen auf seinem Sessel hart erarbeitet hatte.
 

„Nein, nein, er soll es genießen. Er soll genießen, was er hat, damit er weiß, was er verlieren wird. Je länger er in den Genuss der Zweisamkeit mit seiner kleinen Freundin kommt, desto stärker wird unsere Folter sein.“ Bordeaux lächelte und gestattete auch Whisky kurz, dass sich seine Lippen von der einen bis zur anderen Wange verzerrten. Dann jedoch verlor sich die boshafte Süße in Bordeaux' Stimme und wurde wieder zu dem voluminösen, befehlenden Ton.
 

„Also los, bereite alles vor und dann lass ihn holen.“

Whisky nickte, das Grinsen auf seinen Lippen hatte noch immer Bestand, als er wie von der Tarantel gestochen von seinem Sitz aufsprang und verlor sich erst, als der Chemiker sich noch ein letztes mal zu seinem Chef umdrehte.
 

„Ich schätze mal, er wird nicht begeistert sein, wenn wir ihn jetzt stören.“

Bordeaux hob gelangweilt eine Augenbraue, lehnte sich ruhig in seinem Sessel zurück und begann zu sprechen.

„Er wird mit dir kommen. Das war sein Einsatz in diesem Spiel und ich glaube nicht, dass Shinichi Kudo jemand ist, der nicht zu seinem Wort steht. Er wird keine Probleme machen.“
 

Bordeaux verfolgte den Chemiker mit seinem Blick, bis dieser zur Tür raus verschwand. Er war sich sicher, dass Shinichi mitspielen würde.

<Viel mehr Sorge bereitet mir ihr Verhalten…> Bei dem Gedanken Rans huschte ein amüsierter Funken durch Bordeaux' Augen. Geschmack hatte dieser Detektiv, das musste man ihm lassen. Dennoch würde seine kleine Freundin wohl gar nicht begeistert sein, wenn man ihn ihr jetzt wieder wegnahm.

Er hatte Kudo, was seine Freundin anbelangte, unterschätzt, sodass er jetzt notgedrungen zu einem anderen Plan übergehen musste. Zwar lief dies durch seine eingehende Vorbereitung reibungslos ab, nichtsdestotrotz machte ihn die ganze Sache nervös.
 

Mit einem knurrigen Ton griff er nach der hölzernen Schatulle, entnahm ihr eine Zigarette und steckte sie sich an. Der Rauch legte sich wie leichter Samt auf seinen Gaumen, bis er ihn wieder aus seinem Rachen entließ.

Eine Zeit lang beobachtete er das ineinander fließen des blauen Qualms, der durch das blasse Licht von außen kalt und zäh wirkte. Dann durchdrang Bordeaux’ Hand das blaue wabern, sodass es aussah, als würde der Rauch vor ihm flüchten. Ohne diesem Bild Beachtung zu schenken, griff der Boss der Organisation nach seinem Telefon und tippe, ohne lange nachzudenken, eine Handynummer in der Tastatur ein.
 

Das Freizeichen ertönte in seinem gleichmäßig stumpfen Klang, wieder und wieder war der Ton zu hören, ohne dass der Besitzer des Mobiltelefons es für nötig hielt, den Anruf entgegen zu nehmen.

Bordeaux' Miene verzog sich auch beim zehnten mal nicht als das Zeichen ertönte. Mit kontrollierter Ruhe legte er den Hörer wieder bei Seite.

Seine kalten Augen starrten in den Aschenbecher und beobachteten den Tod der halb aufgerauchten Zigarette, die sich jetzt unter dem Druck seiner Finger drehte und scheinbar unter Schmerzen wandte, bis ihr leises Glimmen erloschen war.
 

Gin hatte sich nicht gemeldet.

Es war nicht das erste mal gewesen, dass er versucht hatte, seinen Mitarbeiter zu erreichen. Er machte sich keine Sorgen um den blonden Mörder, er war ihm schlicht weg egal.

Allerdings machte ihn die Tatsache, dass ein Sieg von Shuichi Akai gegen Gin auch ein Teilsieg über seine Organisation war, nicht gerade glücklich.
 

Bordeaux atmete tief aus, schloss die Augen und fuhr sich mit einer Hand langsam über die Stirn, spürte die Falten, die sich während den Jahren langsam in sein Fleisch gebohrt hatten.
 

Das ganze gefiel ihm ganz und gar nicht.
 


 


 


 

„Meint ihr nicht, wir sollten uns das ganze noch mal überlegen?“
 

Gentas sonst so laute Stimme wirkte unter dem unsicheren Geflüster fast

schon heiser. Gemeinsam hatten sie sich zur Tiefgarage dieses seltsamen Gebäudes vorgewagt. Die Tatsache, dass hier ein schwarzer Wagen neben dem anderen stand, bestätigte ihren Verdacht, dass es sich hierbei um das Hauptquartier handeln musste, in dem ihr Freund gefangen gehalten wurde.

Sie hatten sich zwischen zwei parkenden Autos versteckt und beobachteten von da aus eine große Tür mit Glasfenster und tauschten nun nervöse Blicke aus. Eigentlich hatte keiner von ihnen geglaubt, überhaupt so weit zu kommen.
 

„Nichts da! Jetzt, wo wir schon einmal hier sind, wird nicht mehr gekniffen!“

Ayumi hatte ihre Jungs im Griff, dennoch konnte auch sie eine Gänsehaut auf ihren Armen nicht verbergen. Allein der modrige Geruch dieser Tiefgarage erinnerte sie an die Höhle, in der Conan damals angeschossen wurde.

Er hatte sie damals beschützen wollen…
 

Ayumi schluckte, versuchte die Tränen in ihren Augenwinkeln zurück zu halten. Das kleine Mädchen wusste, dass dies nicht der richtige Moment war.

„Conan hätte das gleiche auch für uns getan… er hat sich schon so oft wegen uns in Gefahr gebracht!“

Ayumis Stimme erstarb, bekümmert drehte sie den kleinen Kristall an ihrem Hals hin und her.
 

Das sternförmige Glas schaffte es noch in dieser Dunkelheit, das wenige Licht der fahlen Deckenlampen einzufangen und in winzigen leuchteten Punkten die Gesichter der Kinder zu erhellen.
 

Auch auf den Zügen der männlichen Mitglieder der kleinen Truppe hatte nun die Angst der Trauer die Klinke in die Hand gegeben.

Conan war wirklich immer für sie da gewesen. Zwar wussten sie jetzt, dass es sich bei ihrem Freund in Wahrheit um einen Oberschüler handelte, das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass er sich für sie als Kind in die brenzligsten Situationen gestürzt hatte.
 

„Er hat uns immer geholfen.“, bestätigte Mitsuhiko nach einem kurzen zögern.

Alle drei sahen sie auf, der Kampfgeist und der feste Wille, ihrem Freund zu helfen in den Augen des jeweils anderen zu sehen, machte sie stark.

„Gut.“ Mitsuhikos Stimme war nun wieder fest; fest entschlossen, seinen Plan umzusetzen, schlug er mit der Faust in seine andere Hand.

„Also… ich zähle bis drei und dann rennen wir gemeinsam zur Tür, einverstanden?“

Mit ernsten Mienen nickten ihm Ayumi und Genta zu.

Mitsuhiko spürte, wie ihm ein kleiner Schweißtropfen über die Stirn rann, als er zu zählen begann.
 

„Eins.“

„Zwei.“

„DREI!“, kam es zeitgleich aus den Mündern der Grundschüler. Ohne sich umzusehen, liefen sie los, geradewegs auf die große Flügeltür zu und hielten erst inne, als sie sich hinter ihnen schloss.

Sie hatten es geschafft.

Sie waren drin.
 

Unbemerkt.
 

Denn das gläserne Auge, welches sie eigentlich beobachten sollte, sah starr und tot in den Raum. Die zum Sehnerv vereinten Kabel der Kamera waren durch einen scharfen Schnitt von Vermouth getrennt worden.

Eine Tatsache, die Bordeaux in Kauf hatte nehmen müssen, um der Blondine den Glauben zu lassen, ihre Flucht sei erfolgreich.
 

Es machte keinen Unterschied, ob sie nun funktionierte, oder ob die Linse blind war, wer sich in das Gebäude der Organisation wagte, fand ohnehin nie wieder aus diesem schwarzen Labyrinth hinaus.
 


 


 


 

Sie hatten sich nicht viel zu sagen gehabt, jedes Wort hätte die friedliche Ruhe der beiden nur gestört, eine Kulisse, die sie sich in Anbetracht der Tatsachen unbedingt aufrecht erhalten wollten… wenigstens für diesen einen Moment.

Rans Kopf ruhte noch immer auf seiner Schulter, Shinichi konnte den zarten Duft ihrer Haare riechen, strich ihr sanft durch die kastanienbraunen Locken.
 

Auf seinen Lippen ruhte ein Lächeln.
 

Ran hatte recht… es war perfekt, so wie es war.

Ihre Hand ruhte in der seinen, das Gefühl, dass ihm sein Herz vor Aufregung aus der Brust springen könnte, war einer schlichten Ruhe gewichen.

Ein warmer Schauer durchlief seinen Körper, er spürte Rans gleichmäßigen Atem an seiner Seite, die Kälte, die diesen Raum eben noch erfüllt hatte war geschmolzen wie der kühle Schnee.

All die Anspannung, die wie eine schwere Last auf ihrer beiden Schultern gelegen hatte, war verschwunden.
 

Shinichi seufzte in sich hinein, so schön diese Minuten, diese Stunden mit Ran an seiner Seite auch waren, er wusste, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb, um ihr endlich gefundenes Glück zu genießen.
 

Wie recht er hatte, wurde beiden im nächsten Augenblick mehr als bewusst.

Das leise Knacken des sich öffnenden Türschlosses beendete mit einem mal die friedliche Ruhe auf den Gesichtern der beiden.

Während Ran ängstlich von der Tür zu Shinichi und wieder zurück sah, breitete sich auf dem Gesicht des Oberschülers ein ernster, jedoch akzeptierender Blick aus, der Rans Panik nur noch verstärkte.

<Bitte nicht, Shinichi! Tu das nicht!>
 

Als Wodka die Tür öffnete, stand ihr Freud langsam auf, sodass sie Zeit hatte, ihre Hand aus der seinen zu befreien. Allerdings hatte Ran keineswegs vor, einfach so sitzen zu bleiben, während man ihren Freund mitnahm.

Der auffällig leere Blick des Hünen war stur auf den Oberschüler gerichtet, er sparte sich ein neckisches Wort, wohl eher, weil er die Situation nicht verstand als aus Nettigkeit.
 

„Du kommst mit, Schnüffler, die Kleine bleibt hier.“
 

„Nein!“

Noch ehe Shinichi auf Wodkas Anordnung hätte reagieren können, spürte er den festen Druck von Rans Hand um seinen Arm, ihre blauen Augen suchten eindringlich die seinen.

„Tu’s nicht, Shinichi. Ich-“ Sie senkte ihre Stimme, in ihrem Blick funkelte wilde Entschlossenheit.

„Ich könnte ihn doch außer Gefecht setzen, er hat die Waffe nicht gezückt, also ist das kein Problem, ein Tritt und-“ Ran stoppte, als er mit einem leicht amüsierten Grinsen den Kopf schüttelte.

„Daran hab ich auch schon gedacht, Ran… aber glaub mir, so sehr ich deine Durchschlagskraft auch zu schätzen gelernt habe, nicht zuletzt am eigenen Leib…“ Er zwinkerte, merkte aber bald, dass Ran sich nicht ablenken ließ und sprach mit einem leisen räuspern weiter.

„Du wirst hier nichts ausrichten können, Ran.“

„Aber-!“

„Kein Aber.“ Shinichis Stimme hatte eine fürsorgliche Strenge, die nichts mehr mit dem kleinen Conan gemein hatte.

„Wir befinden uns hier in der Höhle des Löwen, Ran! Ich bin mir sicher, dass wir beide Wodka außer Gefecht setzen könnten, das ist nicht das Problem… aber was dann? Sie sind in der Überzahl und- und ich möchte nur ungern riskieren, dass dir etwas zustößt, Ran!“
 

Sie hatte den Blick von ihm abgewandt, Shinichi konnte erkennen, wie sie mit den Tränen kämpfte, die Ohnmacht der Machtlosigkeit holte Ran mit eisigen Klauen zurück in eine Realität, die noch vor wenigen Minuten nur ein böser Traum gewesen war.

Shinichi schluckte, er wollte das nicht, wollte ihr das nicht antun, sie nicht weinen sehen… aber er hatte keine Wahl. Dies war sein Teil des Vertrages mit dem Teufel, den er einhalten musste… um sie zu retten.
 

<Verzeih mir, Ran.>
 

Er versuchte ein Lächeln, strich ihr zärtlich eine entflohene Träne von der Wange. Vorsichtig sah sie zu ihm auf, sie wusste gleich, dass das Lächeln auf seinen Lippen ein Zeichen des Abschieds war. Ran spürte die Berührung seiner Hand auf ihrer Wange, seine Finger waren kalt und Zeuge seines Unwohlseins, sie griff nach seiner Hand, drückte sie an sich und sah ihm flehend in die Augen.

„Ich will dich nicht gehen lassen…“ Sie schluckte, merkte wie ihre Stimme erstarb.

„Du weißt genau, was sie mit dir-“

„Schh… schon gut, Ran! Nu hör mal, ich bin doch nicht aus Zucker, so leicht bekommen die mich nicht klein. Glaub mir, ich komm schon zurecht!

Ich komme wieder.

Versprochen.“
 

Ran schaute ihn eindringlich an, in ihrem Inneren wusste sie, dass sie beide nicht sagen konnten, ob er sein Versprechen würde halten können oder nicht.

Dennoch lockerte sie ihren Griff, spürte, wie er sich langsam ihrer Hand entzog und zu Wodka trat, der die Szene mit wachsender Ungeduld beobachtet hatte.
 

Als der Oberschüler in seiner Reichweite war, schloss sich Wodkas Pranke um Shinichis Arm, der Detektiv schenkte dieser Art von Händchenhalten nur einen abfälligen Blick und drehte sich stattdessen noch einmal zu Ran um.
 

Er schenkte ihr ein Lächeln, versuchte die Tränen in ihren Augen zu übersehen, mit denen er sie jetzt allein zurück lassen musste… denn hinter ihm schloss sich die Tür.
 

Ran rührte sich nicht von der Stelle, sie stand noch immer inmitten des weiß gekachelten Raumes und starrte scheinbar ins leere.

Sie war allein… zum ersten mal, seit man sie gefangen genommen hatte, war sie allein. Mit Shinichi schien auch all die Wärme das Labor verlassen zu haben, es wirkte kalt und leer. Ran fröstelte, ihr Blick huschte kurz zu der kleinen Decke am Boden des Spiegels, sie würde bestimmt noch nach ihm riechen.

<Shinichi…>

Sie hatte ihn schon wieder gehen lassen…

Unweigerlich wurde ihr Gedächtnis von den Bildern aus dem Tropical Land überschwemmt, auch damals hatte sie ihn ziehen lassen.
 

Was, wenn es diesmal endgültig war?

Was, wenn er dieses mal nicht wieder kommen würde?
 

Ran schluckte, spürte den Druck der Tränen in ihren Augen, doch sie dachte nicht daran zu weinen, nicht jetzt, nicht hier.

Sie musste ihm vertrauen…

Doch in ihrem Mund blieb ein stumpfer Geschmack, das grausame Lächeln Bordeaux' hatte sich in ihren Gedanken fest gebrannt.

Er war mehr als ein Mörder. In dem Moment, als er Shinichi von der Tür aus angelächelt hatte, hatte er ausgesehen wie der Tod selbst.

Ein schwarz gekleideter Geist, der scheinbar über jeden Schritt seines Gegners Bescheid wusste, nur ausweichen musste, oder ganz einfach einen anderen Weg einschlug… um sein Opfer letzten Endes doch nur zur Strecke zu bringen.
 

Ran schloss die Augen, atmete mit leisem Zittern aus.

Sie konnte nur hoffen, dass es etwas gab, irgendetwas..., das auch diesen Mann zu Fall brachte… ohne ihn mit sich zu nehmen.
 


 


 


 

Er spürte das dicke Papier zwischen seinen Fingern, der modrige Geruch der alten Ausgabe war wie das Bukett eines guten Weines.
 

<’…Er wusste, dass er ausgespielt hatte, und war nun darauf aus, sich an mir zu rächen. Wir taumelten zusammen am Rande des Abgrundes.’>
 

Bordeaux lächelte, klappte den Roman zu. Seine Augen glänzten, als sie den in goldenen Lettern verfassten Titel des Buches überflogen.

<Diesmal wird die Geschichte anders ausgehen, Mr. Holmes, denn diesmal sitze ich an der Feder.>
 

Plötzlich durchbrachen aufgeregte Stimmen das süßliche Lächeln auf Bordeaux' schmalen Lippen. Eilige Schritte liefen den Gang entlang, wirkten wie der Klang einer warnenden Trommel.

Als daraufhin die Tür aufgestoßen wurde, ohne auch nur an ein höfliches Klopfen zu denken, wusste Bordeaux, dass er sich verrechnet hatte.
 

Nach Atem ringend standen gleich drei seiner Angestellten in seinem Büro und versuchten ihrem Boss zu erklären, warum sie sich so unrühmlich verhielten.

„D- Die Polizei! Man hat uns umstellt!“

„Ich hab gehört, es sollen sogar welche vom FBI da sein!“
 

Der Boss der schwarzen Organisation sah seine Männer einen Moment lang an, stand dann jedoch auf. Die zu Fäusten geballten Hände Bordeaux' waren das einzige, an dem seine Mitarbeiter erkannten, dass ihn die von Ruin sprechende Nachricht erreicht hatte.

Er wandte sich dem Fenster zu, unter ihm war von der Polizei noch nichts zu erkennen. Die kleine Außenanlage, die dem Krankenhaus früher als eine Art Park diente, hatte man anscheinend noch nicht entdeckt.

Dennoch konnte er das Licht der Polizeiwagen erkennen, das wie ein blauer Blitz ständig hin und her zuckte.
 

Bordeaux' Miene verfinsterte sich.

<Verdammt noch mal, Gin, wenn man nicht alles von eigener Hand erledigt!>

Er hätte sie sofort umbringen sollen, er hätte sicher gehen sollen, dass Vermouth tot war! Damit sie der eintreffenden Polizei nichts mehr erzählen konnte.

<Was zur Hölle hast du gemacht!?>

Eine Frage, dessen Antwort er wusste.

Gin war seiner Rache nachgegangen, seinem persönlichen Feind, der für ihn wichtiger war als die Loyalität gegenüber seinem Boss.

<Verflucht!> Bordeaux atmete scharf ein, drehte sich dann wieder zu seinen Mitarbeitern um.
 

„Was steht ihr dann noch hier rum? Ihr wisst, was in einem solchen Falle zu tun ist!“ Bordeaux' Stimme war hörbar verärgert, anders als bei seinen Mitarbeitern war bei ihm jedoch nicht der Hauch von Angst zu hören.

„Ja. A- aber wir dachten… da wir doch die beiden Gefangen haben, wäre doch eine Geiselnahme-“ Der junge Mann, der es gewagt hatte, seinem Boss zu widersprechen, bereute es sofort.

„Kein aber! Glaubt ihr allen ernstes, die Polizei wüsste nicht, dass sie das Risiko eingeht, dass den beiden etwas passiert?! Sie haben es in kauf genommen. Außerdem wäre es mir neu, dass wir plötzlich Geiseln nehmen… wir sind aufgeflogen! Basta. Und jetzt raus mit euch, verdammt noch mal!“
 

Die drei Männer verloren bei der donnernden Stimme ihres Chefs keine Zeit mehr, retteten sich fluchtartig aus dem Raum.

Erst jetzt wurde sich Bordeaux des vierten Mannes gewahr, der nun sichtlich eingeschüchtert in seinem Büro stand.

Bordeaux erkannte den jungen Mann als denjenigen, der die Daten der Organisation in elektronischer Form verwahrte. Ein mickriger Kerl, der eigentlich nur aus formalen Gründen dort saß, denn von diesem Raum Daten zu schmuggeln war im Grunde unmöglich.
 

„Was ist denn noch?“ Bordeaux' abfälliger Blick huschte über ihn.

„Und wie siehst du überhaupt aus?“ Sein Angestellter wurde rot, starrte ertappt auf die Sachen, die er mit sich trug. Anstatt sie wie gewohnt zu tragen, hielt er Krawatte und Gürtel in der Hand, musste dabei fast schon aufpassen, dass ihm der Hosenbund nicht zu den Knien rutschte.

„Das… das war Vermouth, Sir, sie hat mich mit Chloroform außer Gefecht gesetzt und Gefesselt! Des- deswegen komme ich auch jetzt erst Bericht erstatten.“ Außer der Wachablösung verirrte sich sonst eigentlich nie jemand in das kleine Kämmerchen, deswegen war es auch erst sein Kollege gewesen, der ihn unter lautem Gelächter gnädigerweise befreit hatte.
 

„War jemand am Computer?“

„Ja- ähm also. Das heißt-“

„War jemand am Computer?“ Bordeaux' Stimme wurde lauter, endlich rang sich sein Angestellter ein Nicken ab.

„Ja. Man kann nachvollziehen, was derjenige dort gemacht hat, scheinbar ist jedoch noch alles vorhanden, es ist also kein Problem die Daten gleich-“

„Gut. Dann geh jetzt.“

„Aber-“

„Geh!“
 

Als sich die Tür hinter dem jungen Mann schloss, ließ sich Bordeaux dankbar in seinen Sessel sinken. Seine kühlen Augen starrten scheinbar blicklos zur Decke, bis er sich plötzlich in einer heftigen Bewegung regte.

„Verdammt!“ Bordeaux' Faust fiel wie ein Hammerschlag auf seinen Schreibtisch, dem teuren Holz machte das wenig, aber die Gegenstände, die er auf der Tischplatte stehen hatte, zitterten scheinbar unter diesem Schlag.
 

Er atmete ruhig ein und wieder aus, zog seine Hand zurück und drückte, ohne lange zu suchen, einen kleinen Knopf unter seinem Schreibtisch.

Der schrille Alarmton, der daraufhin erklang, zog sich wie ein unheilvoller Botschafter durch das ganze Gebäude, jeder wusste, was er zu tun hatte.
 

Fliehen.
 

Fliehen, bevor das ganze Gebäude langsam gesprengt wurde.

Langsam ließ sich Bordeaux wieder zurück sinken, legte die Hände ineinander, schloss die Augen und dachte nach.

Noch hatten sie Zeit.
 

Noch war es nicht vorbei.
 

Natürlich lief es jetzt nicht mehr optimal, dennoch konnte er auch jetzt noch zumindest einen Teil seiner Fäden in der Hand behalten, er musste nur zu ziehen, um Holmes zu Fall zu bringen.

Und das würde er… er würde fallen, da war sich Bordeaux ganz sicher.
 

Seine blauen Augen glänzten kühl, als er sie wieder aufschlug, in bedächtiger Ruhe betätigte er den Knopf an seinem Laptop und hörte das leise Rasseln, als das Gerät langsam hoch fuhr.
 

Natürlich verlor er jetzt einige seiner Männer.

Die, die sich von der Polizei schnappen ließen, waren es sowieso nicht wert unter ihm zu arbeiten.

Eine natürliche Auslese könnte man sagen.
 

Spielte man denn nicht so auch Schach?
 

Mann setzt die Bauern, schickt sie voraus in dem Wissen, dass sie es nicht schaffen, aber in dem Wissen, dass der König überlebt.

Sprengung

19. Sprengung
 


 

Hallo alle miteinander,

Tut mir leid das ich euch so lange habe warten lassen ^^,

Umso mehr Spaß wünsche ich euch jetzt beim neuen Kapp!

An alle Leser und Kommi Schreiber gilt an dieser stelle wie immer mein dank!

Also dann viel Spaß ^.~

Liebe Grüße eure Shelling
 


 

Der Gang, durch den Wodka ihn führte, schien immer schmaler zu werden.

Die hellen Kacheln, die die Wand streckten, hatte man an dieser Stelle des Gebäudes einfach durch eine blasse Holzverkleidung ersetzt, die, wie Shinichi mit einem flüchtigen Blick erkennen konnte, an manchen Stellen bereits das Weite suchten und sich wellten. Vielleicht lag es aber auch an der Beleuchtung; man hatte entlang dieses Wegs eindeutig mit dem Licht gespart. Das Wenige, welches überhaupt existierte, flackerte unruhig wie eine Kerze im Wind.
 

All das schien die Personen, die diesen Gang passierten, schier zu erdrücken. Gerüche, Eindrücke, aber vor allem auch Gefühle verdichteten sich hier, man konnte ihnen nicht mehr entkommen.

Shinichi schluckte, er spürte, dass vor allem die Angst von der drückenden Umgebung geradezu in ihn hinein gepresst wurde.
 

Sein Herz hämmerte ihm bis zum Hals. Wenn das eben mit Ran der Himmel gewesen war, dann war er jetzt vermutlich auf dem Weg in die Hölle.
 

Shinichi kniff die Augen zusammen, er konnte ihr Bild deutlich vor sich sehen. Ihre Augen, in einem Moment mit dem größten Glück dieser Erde gefüllt, aber im anderen überschwemmt von Tränen des Leids und der Angst.

Er biss sich auf die Unterlippe, konnte nur hoffen, dass Bordeaux wie auch er zu seinem Wort stand.

Er konnte sie im Moment nicht mehr beschützen und doch war er nur deswegen gerade mit Wodka unterwegs, um genau das zu tun.

Egal, was sie ihm antun würden.

Egal, wie… wie sie ihn ‚überreden’ wollten.

Shinichi schnappte nach Luft, beim Gedanken an die Mittel und Wege der Organisation wurde ihm übel.

Aber er würde nichts sagen.
 

<Nie.>
 

Ein zynisches Lächeln trat auf die Lippen des Oberschülers.

Nein, er würde ihnen wirklich niemals sagen, was sie hören und wissen wollten, schließlich hatte er in Wahrheit selbst keine Ahnung, wo Ai sich aufhielt.
 

Dennoch musste er da jetzt durch, er musste es aushalten.

So tun, als ob etwas wüsste, obwohl er nichts wusste und doch brav dicht halten, um Shiho angeblich nicht in Schwierigkeiten zu bringen.

<Die größte Schmierenkomödie vor dem Herrn. Aber es ist nur von Vorteil, wenn Bordeaux glaubt, ich hätte Informationen, die ihm etwas nützen könnten. Die Frage ist nur… wie lange ich ihn hinhalten kann...>

Der Detektiv schluckte, dachte an die eisblauen Augen des Mannes, die in den letzten Tagen schon oft Zeuge seiner Ungeduld gewesen waren.
 

Nicht lange.
 

Die Antwort war klar, wenn sie aus Shinichi nichts raus bekommen hätten, nachdem sie ihn wie einen nassen Schwamm ausgepresst haben würden, würde es auch mit Bordeaux' Geduld ein Ende haben.

Also musste er es aushalten, so lange wie nur möglich.

Für sie.
 

Nur so konnte Shinichi für die Sicherheit Rans garantieren, er hatte mit Bordeaux getauscht.

Er war mit ihm einen Handel eingegangen, dessen Preis er jetzt zahlte.

Shinichi hoffte inständig, dass auch der Boss dieser Organisation so viel Ehre besaß, dass er nun ebenfalls Wort hielt und Ran in Ruhe ließ.
 

Sie wusste es.

Er hatte es in ihren Augen gesehen, dass ihr mehr als bewusst war, dass Shinichi gerade sein Leben gegen das Ihre getauscht hatte, und jetzt nach diesen gemeinsamen Stunden war ihr auch endlich klar, wieso.
 

Ein kleiner Schauer lief den Rücken des Oberschülers entlang, Shinichi wusste noch immer nicht, ob er sich in diesem Moment freuen sollte oder nicht, schließlich versprach das, was ihm bevor stand, ganz und gar nicht lustig zu werden.

Aber er hatte es ihr gesagt.

Endlich, endlich, endlich hatte er es ihr gesagt!
 

Das kleine Lächeln, welches sich für eine Sekunde lang auf die Lippen des Detektivs stahl, konnte Wodka selbst von hinten erkennen. Es schien, als wäre er allergisch gegen jegliche Art von positiven Gefühlen, sein eigenes, verstohlenes Glucksen einmal außen vor gelassen.

Mit einem Knurren presste er die Pistole enger an Shinichis Rücken, mit der er ihn die ganze Zeit schon wie Vieh durch den engen Gang lotste.

Ein Druck gegen eine der rechten Rippen und Shinichi ging nach rechts, ein Druck nach links und der Oberschüler gehorchte.

Er musste.

Auch wenn er, als sie endlich den Gang verließen und in einem der Zimmer zum Stehen kamen, am liebsten davon gelaufen wäre.
 

Wie auch im Gang hatte man hier auf die weißen Kacheln verzichtet. Allerdings schien der Anstrich des dunklen Holzes mit dem hellen Lack noch vor Shinichis Geburt stattgefunden zu haben. Die Farbe hing in Fetzen wie abgestorbene Haut von der Wand. Der helle Ton hatte sich in ein gegerbtes Ocker verwandelt, das Shinichi an alles andere erinnerte, aber nicht mehr an die Fliesen des Labors.
 

Er schluckte, seinen Herzschlag konnte er kaum mehr spüren, das rhythmische Klopfen hatte sich beim Eintritt in diesem Raum zu einem undefinierbaren Surren verzerrt.
 

In der Mitte des nahezu quadratischen Raumes stand ein Stuhl, ein einfacher Holzstuhl, an dessen Sitzfläche Spuren des Gebrauchs ihn leicht aufgehellt hatten.

Nichts weiter, nur dieser Stuhl.
 

Unter dem leblosen Holzgestell hatte man den Boden anscheinend schon länger nicht mehr gesäubert, verräterische Flecken in einem matten Rot hatten sich kreisrund in das vergilbte Linoleum gefressen.
 

Sein Herz raste, Shinichi wusste nicht, was man mit ihm machen würde, nicht, wie lange es dauerte, noch, zu welchen Mittel die Organisation wohl greifen würde.

Shinichi wusste nur eines.

Dieser Raum sollte so aussehen.

Er sollte eines indizieren.
 

Angst.
 

Man hatte ihn ausgewählt, um denjenigen, die eintraten, Angst einzujagen, um die Fantasie der Gefangenen zu wecken, die schon allein beim Anblick dieses Raumes mit den dunkelsten Farben ein Bild von Folter und Schmerz zeichnete.

Es drehte ihm den Magen um, Shinichi konnte seine Übelkeit nicht länger unterdrücken, ihm war einfach nur schlecht.
 

Noch ehe sich der Oberschüler jedoch weiter Gedanken machen konnte, was er in diesem Raum wohl erleben würde, ertönte ein lautes Heulen, es kam scheinbar von überall her und brachte das Gebäude zum zittern.
 

<Was ist denn jetzt los?>
 

Er hörte Wodkas leises Fluchen, merkte wie ihn der Hüne in den Raum stieß, die Tür hinter ihm zu knallte, abschloss und verschwand.

Es sollte das letzte Mal gewesen sein, das Shinichi ihn sah.
 


 


 

Das leise Surren des Laptops begleitete das Heulen der Sirene, doch Bordeaux schien sie gar nicht zu hören. Tatsächlich hallte sie in seinem Büro weitaus gedämpfter durch die dicken Wände als im Rest des Gebäudes.
 

Die Züge des Bosses, der wegen eines kleinen Oberschülers jetzt sein Hauptquartier räumen musste, waren bedrohlich ruhig, nur das flackernde Blaulicht der Streifenwagen schien für das Missfallen in seinen Augen Sorge zu tragen. Das gedämpfte Licht der Schreibtischlampe und der kalte Schein des PC-Monitors erhellten sein Gesicht und warfen unheimliche Schatten auf seine kantigen Züge.
 

Als der Computer endlich hochgefahren war, umfasste die schwere Hand von Bordeaux die kleine Maus. Statt sie zu erdrücken führte er sie jedoch geschickt über den Monitor und öffnete so in aller Ruhe ein Programm.
 

<Wollen wir doch mal sehen, für was Sie sich am meisten interessiert haben, Mr. Holmes.>
 

Letzte Aktivität anzeigen.
 

<Ja.>

Damit huschte der Pfeil auf Okay und der PC begann erneut zu surren. Ohne Frage öffnete er das betreffende Programm, die gewünschten Daten zu laden schien jedoch eine gewisse Zeit in Anspruch zu nehmen.
 

Mit einem leisen Seufzen ließ sich Bordeaux in seinen Sessel sinken. Während der Ruf der Sirene für seine Mitarbeiter der Befehl war zu flüchten und sie zum Teil wie auch die alten Seefahrer selbst ins Verderben führte, hatte er noch Zeit.

Seine Augen huschten zu dem leeren Weinglas an seiner Seite, ein letzter Tropfen hatte sich noch immer hartnäckig am Boden des Glases gehalten.

Das flackernde Blaulicht der Polizeiwagen schien die rote Flüssigkeit in Bewegung zu bringen.
 

Es tat ihm Leid.

Er hatte wirklich noch ein paar besonders schöne Exemplare an Wein im Keller, doch auch sie würden ihr Ende in den Flammen finden.

Der Schnee würde kein Problem darstellen, die Hitze, die sich bei den Explosionen entwickeln würde, reichte aus, um das Gebäude zu vernichten.

Und somit wohl auch sie…

<Der Raum liegt eine Ebene über der Datenabteilung... wahrscheinlich hat sie Glück und die Hitze und der Rauch rauben ihr das Bewusstsein, ehe die Flammen sie erreichen. Eigentlich ist es schade drum und es tut mir wahrhaftig Leid, dass ich mein Versprechen gegenüber des Jungen nicht einhalten kann. Aber eines kann ich dir versichern, Kudo, ich haben zumindest nicht direkt Hand angelegt bei ihrem Tod.>
 

Der Gedanke an den jungen Detektiv zeichnete jedoch einen tiefen Schatten auf die Stirn des Bosses.

Er hätte gern gewusst, wie viel der Junge bereit wäre zu ertragen, um Sherry zu retten, jetzt würde es Bordeaux wohl nie erfahren… und auch die kleine Überraschung, die er für den Detektiv geplant hatte und die mit zu seiner Folter gehören sollte, blieb ihm jetzt wohl erspart.

Vielleicht konnte man es Glück im Unglück nennen, was dem jungen Holmes widerfuhr, aber Bordeaux konnte nicht leugnen, dass er ihn gern hätte sterben sehen… innerlich.
 

Ein kleiner Piepston riss Bordeaux aus seinen Gedanken, das Programm hatte sich geöffnet und zeigte die Aktivitäten des vergangenen Monats an. Was zählte, war jedoch die vergangene Nacht.

Schnell huschte die Maus an die betreffende Stelle, mit einem Klick erschien eine kleine Liste.
 

23. Dezember 01:12.: Datenträger installiert.

23. Dezember 01:13.: Datei „APTX4869“ auf Datenträger kopiert.

23. Dezember 01:16.: Dateien von Datenträger auf Ordner übertragen.
 

<Was?> Bordeaux blinzelte verwundert.

Was hatte Shinichi Kudo auf seinen PC übertragen?
 

Schnell suchte er den betreffenden Ordner und atmete zischend aus als er sah, was der Detektiv angestellt hatte.

Dieser Kerl hatte es gewagt einen ganzen Haufen Erpresser-Materials zu löschen!

Anstatt Bilder von ominösen Affären, Drogenkonsums und Korruption grinsten Bordeaux nun ein Haufen Grundschüler frech ins Gesicht.
 

Shinichi hatte die Bilder der Kleinen von dem Treffen mit Kamen Yaiba nicht einfach so löschen können, stattdessen hatte er sie auf den PC verschoben und so Wochen und Monate lange Arbeit der Organisation zerstört.
 

Bordeaux schnaubte verächtlich, als er in das breite Grinsen der Grundschüler sah, ohne Zweifel die Freunde seines ‚Besuchs’.

Er schüttelte nur den Kopf, schloss den Ordner wieder und öffnete die Liste um deren weiteren Verlauf zu studieren, der Bordeaux' Plänen ein für alle mal eine Ende machen sollte.
 

23. Dezember 01:20.: Datei „APTX4869“ von Datenträger gelöscht.

23. Dezember 01:21.: Datei „Alkohol“ auf Datenträger kopiert.

23. Dezember 01:21.: Datenträger entfernt.
 

„Nein.“ Zum ersten Mal hatte sich Bordeaux voluminöse Stimme in ein leises Keuchen verwandelt. Die Hände des Mannes zitterten, seine Pupillen huschten immer und immer wieder über einen Satz.
 

Datei „Alkohol“ auf Datenträger kopiert
 

Kopiert.
 

„NEIN!“
 

Das Donnern seiner Stimme übertönte sogar das monotone Hheulen des Alarms.

Mit einem Mal war Bordeaux aufgesprungen, in seinen Augen loderte unbändige Wut, seine Fäuste hätten womöglich zwei Dellen im Holz hinterlassen, wenn es nicht so stabil gewesen wäre.

Unter dem Beben des Tisches war jedoch das leere Weinglas zerbrochen, der Zorn seines Besitzers hatte es umfallen und auf dem Boden zerbersten lassen. Doch selbst für das bedauernswerte Häufchen Scherben hatte der Boss der Schwarzen Organisation derzeit keinen Sinn.
 

Immer wieder huschten seine Augen über den Satz, die Nasenflügel Bordeaux blähten sich bedrohlich stark auf.

<Nein. Nein, nein, nein!>

Sein Atem zitterte, mit einem leisen keuchen wischte er sich über das Gesicht. Zum ersten Mal seit langem, vielleicht auch zum ersten Mal in seinem Leben stand ihm kalter Schweiß auf der Stirn.
 

Shinichi Kudo hatte ihn in der Hand.

Selbst, wenn er die Daten der Organisation rettete, sich in einem seiner anderen Gebäude ein neues Hauptquartier einrichtete, Shinichi Kudo würde ihm zuvor kommen.

Immer.
 

Er hatte die Daten über jeden seiner Mitarbeiter, sie konnten kein Verbrechen mehr ungesehen verüben.

Nie mehr.

Natürlich könnte er die Organisation von Grund auf neu gründen, es fehlte ihm weder an Macht noch an Geld, doch er konnte es nicht… er war zu alt.
 

Seufzend ließ er sich zurück in den Sessel sinken, schloss ruhig die Augen und atmete tief durch. Man konnte meinen, dass Bordeaux aufgegeben hatte, dass er sich mit seinem Schicksal abfand und sich nicht länger darum bemühen wollte, seinen Blutdruck in die Höhe zu treiben.

Doch wer den Boss der Organisation kannte, wusste, dass er in diesem Stadium der Ruhe und Gelassenheit gefährlicher war als in der Phase des Zorns.

Besonders für einen: für den Detektiv, der ihm die Fäden durchgeschnitten hatte gab es jetzt keine Rettung mehr.
 

Bordeaux wusste, er war geschlagen, er wusste, dass er die Organisation verloren hatte, dass er sein Leben verloren hatte… doch das Spiel würde er nicht verlieren.
 

Das Lächeln, welches sich jetzt auf Bordeaux' Lippen stahl, wirkte in Anbetracht der Situation völlig fehl am Platz, doch nicht weniger gefährlich.
 

Wieder glitten seine Pupillen über einen Satz der Aufzeichnungen.
 

Shinichi Kudo hatte nicht nur Bordeaux, sondern auch sein eigenes Todesurteil bereits unterschrieben.

<Du bist ein hoffnungsloser Moralist… Kudo.>
 

Mit ruhiger Hand griff Bordeaux nach dem Telefon, wählte eine ihm gut bekannte Nummer und wartete. Noch während er die Tasten drückte, ertönte das erste Donnergrollen und brachte das Gebäude kurz zum Zittern.
 

Die Organisation und auch deren Boss würde heute zu Grunde gehen, doch Bordeaux wusste eines… er würde ihn mit in die Tiefe reisen.
 

Ganz sicher.
 


 


 


 

Heiji starrte gebannt auf die Aktion der Polizei. Yusaku und ihm war befohlen worden, sich bei dem Einsatz zurück zu halten und das taten sie auch… fürs Erste.

Es hatte eine Weile gedauert, bis Megure seine Mannschaft verständigt hatte. Mit einem Großeinsatz kurz vor Heilig Abend hatte wohl niemand mehr gerechnet! Jetzt jedoch wimmelte es nur so von Beamten, doch die Anzahl der Uniformierten Polizei konnte die der schwarz gekleideten Menschen, welche aus dem Gebäude kamen, nicht übertreffen.
 

Dutzende, gar hunderte von Personen liefen aus dem ehemaligen Hauptquartier, begleitet von den Sirenen der Polizei, die sich mit dem Alarm der Organisation mischten.

Wie als würde man mit einem kleinen Stöckchen in einem Armeisenhaufen herum stochern, flohen die Schwarzkittel aus ihren Löchern und anstatt, dass sich irgendwann ein Ende abzeichnete schienen es immer mehr zu werden.
 

Einige hatte man mit einer kurzen Drohung mit der Waffe schnell gefasst, andere jedoch waren gleich von mehreren Polizeibeamten umzingelt und wehrten sich nach Leibeskräften.
 

Doch nicht jeder lief der Polizei so bereitwillig in die Arme.

So viel Verstärkung Megure auch verständigte, ein paar Fische wanden sich immer wieder aufs Neue aus dem Netz und konnten so flüchten.

Die ganze Szene glich einem verzerrten Fernsehbild, schwarze und blaue Punkte führten einen wilden Tanz auf, immer umgeben von dem fallenden Schnee.
 

Wahrscheinlich bemerkten die meisten Beamten gar nicht, dass der Boden unter ihren Füßen plötzlich zitterte. Als dann jedoch drei Schreiben im dritten Stock des Gebäudes zerbarsten und durch das Feuer erhellt wie glühende Funken zu Boden viel, wurde nicht nur die Aufmerksamkeit der Retter sondern auch die der Übeltäter erregt. Mit großen, zum Teil Furcht erfüllten Augen sahen die Schwarzkittel zu, wie sich ihr Monopol in Rauch auflöste.
 

Die Stille in der schneebedeckten Arena hielt jedoch nicht lange an, weitere Verhaftungen wurden durchgeführt und weitere Fluchtversuche unternommen.

Allein Yusaku und Heiji starrten noch immer gebannt in die Flammen, als würde sie deren Lodern in Hypnose versetzen.

Shinichi, Ran und die Kinder, sie alle waren noch in dem Gebäude!
 

Es dauerte nicht lange, bis Heiji aus dieser Trance erwachte. Mit zusammengebissenen Zähnen sah er sich auf dem Schlachtfeld um. Er redete laut, aber wohl mehr mit sich selbst, als mit dem Schriftsteller an seiner Seite.

„Wir müssen da rein! Sie sin’ noch immer da drin! Wir müssen ihnen helfen!“

Er würde den Teufel tun, hier einfach nur rumzustehen, während Kudo da drin vielleicht seine Hilfe brauchte.

Er würde es nicht einfach so zulassen, dass den Kindern oder Ran etwas passierte!

Sie mussten rein.

Jetzt.
 

Endlich hatte er das FBI und Megure erspäht, sie alle waren mit Handschellen oder Waffen zu Gang. Heiji sprach schnell, in seinen Worten lag Panik. Die Angst um seine Freunde, um seinen besten Freund, war nicht mehr zu verbergen.

„Da sind Se’ ja! Himmel, wir müssen ihnen Bescheid sagen! Sie müssen das Gebäude stürmen, die können doch nich’ zulassen, dass Kudo-“ Er schluckte, merkte, wie ihm vor Aufregung die Stimme versagte.

„Ich werd' sie holen!“ Der Osakaer wollte gerade einen Schritt in das Getümmel wagen, als ihn ein Druck auf seiner Schulter davon abhielt.

Als sich der überraschte Jungdetektiv umsah, schaute er direkt in die blauen Augen Yusakus, die dem seines Freundes so unheimlich ähnelten.
 

Statt die Hand jetzt wieder von der Schulter des Jungen zu nehmen, verstärkte der Schriftsteller seinen Druck. Er sprach ruhig, versuchte bewusst die mittlerweile aus dem Fenster lodernden Flammen, in seinem Augenwinkel zu ignorieren.
 

„Du wirst sie nicht holen gehen.“

„Aber wir müssen doch-“

„Nein…, nein. Das hier ist jetzt wichtiger. Wir können weder das FBI noch die Polizei jetzt in Anspruch nehmen.“

Heijis Mund stand leicht hoffen, er konnte nicht glauben, was Yusaku, was sein Vater da gerade gesagt hatte. Als er sich endlich wieder gefasst hatte, war die Wut in seiner Stimme nicht zu überhören.

„Wollen Se’ damit etwa sagen, die Sache hier is Ihnen wichtiger als Ihr-“
 

Heiji brach ab, biss sich auf die Lippen, als er die erschrockenen und verletzen Augen seines Gegenübers sah. Heijis Worte versetzten dem Autor einen Stich.

Yusaku schluckte, anders als erwartet schrie er den Detektiv nicht an, sondern sprach ruhig, jedoch ohne ihn anzusehen.
 

„Nein. Natürlich nicht.“

Er flüsterte fast, schaute noch immer betreten zur Seite, ehe er sich räusperte und dem jungen Mann vor sich wieder in die Augen konnte.

„Ich will damit nur sagen, dass wir sie jetzt nicht von hier weg holen können. Schau dich doch um, Heiji, hier wird jeder Mann gebraucht. Wir wissen nicht wen,…wen sie noch retten können.“ Yusaku musste sich erst wieder sammeln, der Gedanke daran, dass... dass es vielleicht schon zu spät war, lag ihm schwer im Magen.

„Außerdem kann weder Megure noch Mr. Black seine Männer der Gefahr aussetzen, mit dem Gebäude in die Luft zu fliegen. Oder glaubst du, dass das die letzte Explosion war?“ Heiji schluckte, schüttelte gefasst den Kopf, als er zu den lodernden Flammen schaute, die bereits aus den Fenstern drangen.

<Nein, ganz sicher nicht.>
 

Yusaku nahm die Reaktion des jungen Mannes kaum zur Kenntnis, sprach in einem ruhigen, monotonen Ton weiter.

„Das hier war erst der Anfang. Warum wohl sucht jeder dieser Kerle sonst fluchtartig das Weite? Sie laufen uns doch geradezu entgegen. Wenn unser Erscheinen, das der Polizei und des FBI’s der Grund wäre, würden sie uns bestimmt nicht so bereitwillig in die Arme laufen. Natürlich hat die Tatsache, dass wir sie aufgespürt haben, diesen Mechanismus in Gang gesetzt. Aber den Hebel hat jemand anderes umgelegt. Jemand, der keine Beweise hinterlassen will, jemand, dem es egal ist, was mit seinen Mitarbeitern passiert, jemand, für den es keine Rolle spielt, dass er seine Leute wie Ratten in die Falle lockt.“ Yusakus Züge spannten sich an, sein Blick schwenkte von den Flammen zurück auf die Straße.

„Sein Mittel ist wirkungsvoll und durchdacht, aber skrupellos… geradezu krank.“ Er schluckte, merkte wie trocken sein Hals wurde und musste sich erst räuspern, ehe er weiter sprechen konnte.
 

„Wir dürfen weder vom FBI noch von der Polizei Hilfe erwarten… also werden wir ihre Aufmerksamkeit erst gar nicht auf uns lenken…“ Heiji sah ihn überrascht an, langsam ahnte er, was der Freund seines Vaters da plante.

„Wir gehen rein?“

Yusaku zog eine Zigarette aus der Hosentasche, zündete sie sich an und sah den jungen Detektiv abwartet an.

„Ich werde dich wohl kaum dazu bewegen können, hier zu bleiben, oder?“

Heijis Grinsen erschien zum ersten Mal an diesem Abend, doch sein Ton war ernst und bestimmend.

„Worauf Se’ wetten können!“
 

Yusaku nickte resignierend, starrte auf das Gebäude und führte scheinbar einen Monolog mit dem Beton.

„Dacht ich mir. Das Beste wird sein, wir teilen uns auf. Sicherer wäre es zwar, zusammen zu bleiben… aber ich denke unsere Chancen sind höher, wenn wir uns trennen.“ Er schaute zu dem jungen Mann an seiner Seite. Der jedoch zeigte keinerlei Angst, sondern bejahte, wild entschlossen. „So machen wird’s.“
 

Yusaku nickte, blies in einem scharfen Zug den Rauch gegen den fallenden Schnee und schmiss seine halb aufgebrauchte Zigarette auf den Boden, in dem sie mit einem leisen Zischen verlosch.
 

„Na dann los.“
 


 


 

Er lief wie ein gefangenes Tier im Kreis.

Schon längst hatte Shinichi aufgehört zu zählen, die wievielte Runde er in seinem Gefängnis drehte. Das einzig Positive war, dass er endlich wieder eine annehmbare Distanz mit nur einem Schritt überwinden konnte, für den er als Conan gleich drei gebraucht hätte.

Dennoch fiel ihm das Denken schwer. Das Heulen der Sirene schaffte es immer wieder seine Gedanken zu übertönen.
 

<Was soll das ganze? Warum hatte es Wodka so eilig? Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen kann das nicht geplant gewesen sein.> Mit zitternder Hand fuhr sich Shinichi über die Stirn. Als er bemerkte, dass auf ihr kalter Schweiß lag, schüttelte er nur unwillig den Kopf, um so das eindringliche Pfeifen in seinen Ohren los zu werden. Doch es blieb.

<Vielleicht ein Signal… aber ein Signal für was? Für eine Versammlung, eine Aufgabe, als Warnung…> Shinichi stockte, hielt ruckartig in seinen Bewegungen inne.

<Alarm.>
 

Noch ehe er das Wort zu Ende Gedacht hatte, brachte ein ohrenbetäubender Lärm das Heulen der Sirenen für einen kurzen Moment zum Schweigen. Das laute Grollen brachte die Wände seines Gefängnisses zum Wackeln. Shinichi hatte das Gefühl, ein Zug wäre haarscharf an ihm vorbei gedonnert. Langsam ebbte das Getöse ab, das Gewitter hatte sich scheinbar verzogen und die heulende Alarmsirene wurde wieder lauter.
 

Doch diesmal hörte Shinichi sie nicht.
 

Er rührte sich nicht, stand nur da und starrte auf den Boden. Seine erschrockenen Augen rasten hin und her, lasen scheinbar einen unsichtbaren Text auf dem vergilbten PVC, immer und immer wieder.

Er wusste, dass das nur die Ruhe vor dem Sturm war.
 

‚Sollte der Fall der Fälle eintreten und wir müssen dieses Gebäude räumen, fliegt uns in Sekundenbruchteilen alles um die Ohren!
 

<Vermouth hatte also Recht…> Shinichi merkte, wie seine Hand zitterte, als er sie nachdenklich an sein Kinn hielt.

<Aber was könnte-?> Die Augen des Oberschülers wurden groß, für eine Sekunde flammte ein Funken Hoffnung über sein Gesicht.

<Die Polizei! Das FBI… sie sind da!> Shinichi schluckte, angestrengt horchte er in das Gebäude hinein, doch er konnte keine Polizeisirenen hören, bis auf das Heulen des Alarms war alles still. Zu still.
 

Shinichi konnte nur erahnen, dass die Flammen über ihm schon dabei waren die schriftlichen Akten der Organisation mit ihren rot glühenden Mündern zu verspeisen.
 

<Wie Vermouth gesagt hat, nach und nach wird alles zerstört, was der Organisation schaden könnte, alle Beweise werden vernichtet.> Ein kleines Lächeln schlich sich auf die Lippen des Oberschülers.

Zum ersten Mal hatte er das Gefühl, an dem PC die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Nachdenklich griff er in die Hosentasche, strich mit dem Finger über den kleinen Stick. Er war wieder er selbst, und er war der einzige, der noch genug Beweise hatte, um die Organisation endgültig auszulöschen, wenn… ja wenn er endlich hier raus kommen würde!
 

<Bevor mir hier alles um die Ohren fliegt! Zweifellos werden sie mit den Räumen anfangen, in denen Daten gespeichert sind… was dann? Die Arbeitsplätze… nein, wohl eher->

Shinichi stockte, atmete keuchend aus.
 

„Die Laboratorien!“
 

Es durchlief ihn siedend heiß, in seinen Augen stand die blanke Angst unverborgen geschrieben.

<Ran!>
 

Sie war noch da drin, sie war noch in diesem Labor!

Und niemand, niemand würde sich die Mühe machen, sie zu befreien.

Sie war ihnen egal, denen, die um ihr eigenes Leben bangten, die flüchteten, war das Leben einer Gefangenen nichts wert. Mehr noch, denn sie war eine Gefahr für sie, wenn Ran gegen die Organisation aussagte!

Niemand würde sie da raus holen.

<Verdammt!>
 

Shinichi schluckte, merkte, dass ihm das nicht gelang, sein Hals war in diesem Moment trockener als die Sahara.

Ohne länger zu überlegen geriet die Tür in sein Blickfeld. Er umfasste den kalten Türgriff, rüttelte erbarmungslos daran herum in der Hoffnung sie würde seinem Flehen doch irgendwann nachgeben.

All der Ekel und die Angst vor dem Raum, gewichen.

Eine Folter würde ihm jetzt nicht mehr bevorstehen… und selbst wenn sich noch jemand die Mühe machen würde, die Angst um Ran war größer.
 

Sein Herz raste, seine Lunge bebte vor Aufregung, langsam trat er einen Schritt zurück, er musste die Tür aufbrechen um hier raus zu kommen.

Doch noch ehe er den Gedanken zu Ende gedacht hatte, hörte er ein leises Klicken. Es war, als hätte die dröhnende Sirene sein Gehör nur noch empfindlicher gemacht, er konnte deutlich hören, wie sich das Schloss der Tür öffnete.

Nur kurz darauf wurde der Griff wie von Geisterhand nach unten gedrückt.

Shinichis Herz setze aus.

Was. wenn sie ihn mitnehmen würden?

Wenn er nicht die Chance bekommen würde, Ran zu retten.

<Nein!> Stur biss der Oberschüler die Zähne zusammen!

<Lieber sterbe ich bei einem Fluchtversuch, um Ran zu retten, als es gar nicht zu versuchen.> Er ballte die Hände zur Faust, spürte, wie sie unter seinem Druck zitterten, als er die aufgehende Tür beobachtete.

<Kommt nur!>
 

Shinichis Fassung drohte für einen Moment zu bröckeln, als ein mittlerweile gut bekanntes Gesicht grinsend zur Tür rein spähte.
 

<Whisky!>
 

In den grünen Augen funkelte ein altbekanntes Leuchten.

Ausnahmsweise saß die dicke Schutzbrille nicht auf seiner Nase, sondern steckte in der Brusttasche seines Kittels.

Shinichis Blick schweifte von der Brille zu den beiden Seitentaschen, sie alle waren voll gestopft mit Krimskrams. Pipetten, Petrischalen, Reagenzgläser, alles, was man eben gerade so in die Taschen quetschen konnte. Diesem doch recht merkwürdigen Bild des ausgebeulten Kittels passte sich das restliche Erscheinungsbild des Chemikers an.

Taschen über Taschen stapelten sich in seinen Händen und auf seinem Rücken, man hätte kaum vermuten können, dass der hagere Wissenschaftler eine solche Kraft aufbringen konnte, um nicht in dem ganzen Geröll unter zu gehen.
 

Shinichi schluckte, für eine Minute sah er den Chemiker abwartend an.

Der grinste nur noch breiter, als er die Angst für eine Sekunde in Shinichis Augen gesehen hatte, die jetzt wieder dem Trotz wich.
 

„Was willst du, Whisky?“ Shinichi spuckte ihm die Worte geradezu entgegen, seine Stimme triefte vor Verachtung.

Der Chemiker zuckte nur unschuldig mit den Schultern.

„Es ist nicht meine Art, meine Versuchsobjekte einfach so zurück zu lassen.“ Er ignorierte Shinichis wütendes schnauben, trat einen Schritt beiseite und gewährte Shinichi so den Weg ins freie.

„Eigentlich ist es traurig… ich bin mir sicher, wir beide hätten noch unseren Spaß haben können.“ Shinichi schaute ihn erstaunt an.
 

Es war nicht die Tatsache, dass er mit ‚ihrem’ seinen Spaß gemeint hatte, die ihn so misstrauisch machte.

Whisky ließ ihn gehen.

Und das aus diesem schrulligen Grund?

<Da stimmt doch was nicht!>
 

Whisky beobachtete das misstrauische Grübeln seines Gegenübers mit einem fast schon mitleidvollen Kopfschütteln.

<Denk nicht weiter drüber nach, Kudo… ich glaube, du willst die Wahrheit nicht wissen.>
 

Seine Gedanken glitten zurück zu dem Telefonat.

Er war gerade am Packen gewesen, als sein Handy geklingelt hatte, nachdem er die Reagenzien ordentlich verstaut hatte, nahm er ab.
 


 

„Ja?“ Er musste fast schreien, die eben detonierte Bombe machte noch immer einen Höllenlärm, in der anderen Leitung herrschte dagegen Stille.

„Lass ihn frei.“

„Was?“ Whisky hatte Bordeaux' Stimme sofort erkannt, stark und fest wie immer… und doch mit einem undurchsichtigen Zittern, das den Chemiker beunruhigte.
 

„Du sollst Shinichi Kudo frei lassen!“
 

„WAS?!“ Dem Chemiker wäre fast der Glaszylinder herunter gefallen. mit dem er gerade hantierte. Schnell stellte er ihn auf den Tisch und presste das Telefon, welches er bis eben mit der Schulter an sein Ohr geklemmt hatte mit der Hand fest an sich.

„Bitte was soll ich tun?“

„Du hast mich schon richtig verstanden, Whisky. Lass. Ihn. Frei.“

Bordeaux' Stimme bekam einen brummenden Unterton, er hasste es sich zu wiederholen.

„A-Aber wieso, um Himmels willen? Er wird fliehen, er wird sie retten, er wird uns verpfeifen!“ Die Stimme des Chemikers bekam einen hastigen Klang, aufgeschreckt wie ein wildes Huhn raste er in seinem Labor hin und her.

„Stimmt. Und ich will auch, dass er all das tut.“

Bordeaux' Stimme war ruhig, nach seinen Worten hielt der Chemiker mit einem Ruck an, nun verstand er gar nichts mehr.
 

Die lange Pause, die nur von der heulenden Sirene unterbrochen wurde, nutzte Bordeaux, um sich dem Chemiker zu erklären.

„Ich will, dass er all das tut und noch mehr.

Shinichi Kudo hat uns zerstört, nun setzen wir alle Hebel in Gang, dass er auch sich selbst vernichtet. Ich werde persönlich zugegen sein bei diesem Akt.“

Whisky schluckte, es war ihm, als könne er das Grinsen seines Chefs noch durch den Hörer sehen.

Das bedeutete den Tod für Kudo.

Unweigerlich.
 

Auch auf seinen Lippen erschien nun wieder ein Lächeln.

„Geht klar, Boss.“ Er fragte nicht weiter nach… fragte nicht, warum die Organisation zerstört war, oder inwieweit sie Shinichi Kudo zerstören würde. Das Grinsen von Bordeaux war Erklärung genug.

„Ach und Whisky… Finger weg von dem APTX.“ Der Chemiker grinste ertappt.

Der Boss kannte ihn wirklich gut.
 

Eigentlich war die Devise, bei solch einer Räumung alles stehen und liegen zu lassen, um sich selbst, sein Leben zu retten.

Doch für Whisky gehörte seine Arbeit zum Leben.

Sie war sein Leben… und Bordeaux wusste es.
 

„Nimm mit, was du willst, aber das bleibt hier.

Es darf nicht die geringste Hoffnung geben.“ Den letzten Satz sprach Bordeaux mehr zu sich als zu seinem Angestellten.
 

Er räusperte sich in dem Wissen, dass er das letzte Mal mit seinem Chemiker sprach.
 

„Viel Spaß noch.“
 


 

Damit hatte er aufgelegt. Whisky hatte seine Koffer an sich genommen und war nun hier, um das zu tun, was sein Boss ihm aufgetragen hatte.

Den jungen Kudo befreien.
 

Der löste sich langsam aus seiner Starre, ging vorsichtig auf die Tür zu, ohne Whisky aus den Augen zu lassen. Egal, was hier faul war, egal wie sehr es auch nach einer Falle stank, er musste seine Chance ergreifen, Ran zu liebe.
 

Er stahl sich an dem Chemiker vorbei, erhaschte einen letzten Blick in dessen Gesicht. In seinen Augen lauerte ein gemeines Funkeln, man hätte fast glauben können, es wäre Neid.

Etwas ließ den Oberschüler in seinen Bewegungen innehalten, er sah Whisky nicht an, starrte stur zu Boden.

Shinichi wusste, dass er sich besser beeilen sollte, dass er die Zeit nicht hatte… dennoch, er musste einfach fragen.

Im Kampf mit sich selbst presste er die Lippen aufeinander, ballte die Hände zu Fäusten.
 

„Wo ist Bordeaux?“
 

In Whiskys Gesicht zeigte sich keine Spur von Überraschung.

Als ein kleines Lächeln die Zähne des Chemikers frei legte, presste sich die Übelkeit wie ein harter Schlag in seine Magengegend.

Mehr würde er als Antwort nicht bekommen… es reichte auch.

Shinichi schluckte, dann rannte er los.
 

Whisky schaute ihm noch eine Weile hinterher.

Er war wirklich neidisch… zu gern wäre er dabei gewesen, was immer sein Boss auch geplant hatte, es würde bestimmt amüsant werden.

Der Wissenschaftler seufzte, sah seinem Versuchsobjekt noch ein letztes Mal hinterher.
 

<Den wünsch ich Ihnen auch Boss… viel Spaß!>

Kleine Lichter in der Hölle

Kleine Lichter in der Hölle
 


 

Einen schönen guten Tag wünsche ich euch ^.^

Wir nähren uns dem Ende zu …

Ich danke euch bis hier hin schon einmal für eure Treue und eure mühe bei den Kommentaren *freu*

Wie immer wünsche ich euch auch diesmal viel Spaß beim Lesen ^.~

Alles liebe eure Shelling Ford
 

PS: Ich will mich noch bei meinem Beta-Leser Diracdet bedanken!

Der hat mir bei dem Titel nähmlich mehr als auf die Sprünge geholfen!

*einfallsloswar*

Viiiiiiiiieeelen Dank!
 


 


 

Er war in der Hölle angekommen.
 

Shinichi hastete durch das labyrinthartige Gebäude und konnte die Flammen über seinem Kopf leise flüstern hören. Das ehemalige Hauptquartier hatte sich in einen Backofen verwandelt, Shinichi war jetzt schon nass geschwitzt und das, obwohl er erst ein paar Minuten unterwegs war.
 

Angestrengt versuchte er den Weg, durch den Wodka ihn geführt hatte, wieder zu finden, doch in diesem verfluchten Bauwerk sah alles gleich aus!

Angst kroch in ihm hoch, drohte sich in seinem Herzen in Panik zu verwandeln. Er wollte nicht dran denken, nicht einmal in Erwägung ziehen, dass Ran etwas passiert war oder noch passieren könnte. Aber er tat es doch… und der Gedanke brachte ihn fast um den Verstand.
 

Wieder bebte der Boden unter seinen Füßen, Schutz suchend stütze er sich an der Wand ab und wartete, bis das Donnergrollen aufgehört hatte.

<Blöder Mist!> Keuchend fuhr er sich mit dem Handrücken über die nasse Stirn, schaute auf und versuchte den Gang mit dem in seinem Gedächtnis zu vergleichen.

Doch ein Ergebnis blieb aus.

Sie musste zwei Stockwerke über ihm sein, die Nummer des Labors hatte er sich gemerkt… aber erst einmal musste er dort hinkommen!
 

<Ran, bitte, bitte halt durch!>
 


 


 

Die kühlen Laborkacheln begannen langsam aber sicher unter ihren Füßen zu glühen. Die heiße Luft brannte beim Einatmen in ihrer Kehle, der Rauch war wie das Tüpfelchen auf dem 'i' und biss sich in ihre Lunge.

Es gab kein Fleckchen in diesem Raum, in dem man vor der Hitze hätte Schutz suchen können, es war unerträglich warm… und doch zitterte Ran am ganzen Leib.
 

Sie saß noch immer unter dem kleinen Fenster, unter dem sie sich vor vielleicht einer Stunde noch so geborgen gefühlt hatte.

Mit Shinichi.

Jetzt war es nichts weiter als ein Spiegel, der Raum nichts weiter als ein steriles Labor und die Wand nichts weiter als unzählige, uniforme Kacheln.

Es war als hätte erst Shinichi, als hätte erst ihre Zweisamkeit dem Raum ein wenig Leben eingehaucht.

Aber jetzt war er nicht mehr da.

Kein Arm, der sich um sie Schlug, kein Herzschlag, der den Ihren beruhigte und niemand, der ihre Angst teilte.
 

Denn das hatte sie, Angst… unvorstellbare Angst.

Angst um Shinichi, Angst vor dem, was hier vor sich ging und Angst vor dem, was sie vielleicht tun würde… wenn die Furcht um ihr eigenes Leben zu groß werden würde.
 

Ran schluckte, schielte nur kurz zu dem verspiegelten Glas hinauf, ehe sie die Beine anzog und die Arme schützend um sich schlang.

Sie hatte keine Ahnung was hier vor sich ging, ob man sie noch beobachtete, aber sie wusste, dass die Explosionen und das Feuer wohl kaum zum Plan der Organisation gehören konnten.
 

Ihre Augen schwenkten zur Tür, die Decke, auf der sie und Shinichi eben noch gesessen hatten, hatte ihren Platz nun dort gefunden.

Auf der Erde, leicht in den schmalen Türschlitz gepresst.

Der Qualm draußen schien sich verdichtet zu haben, sodass er bereits nahe am Boden war. Ran hatte die Decke dorthin gelegt, in der Hoffnung, sie würde zumindest den meisten Rauch davon abhalten zu ihr hinein zu gelangen.

Der Stoff tat, was ihm befohlen, nichts desto trotz wurde die Luft in dem Labor langsam immer undurchsichtiger. Als ungebetener Gast und ohne anzuklopfen zwängten sich kleine Rauchschwaden, scheinbar wie Geister, immer wieder durch die Tür.

Sie nutzten jede Ritze, sogar das Schlüsselloch. Einfach alles, wo der Tod Einlass fand und Ran nie hinaus gelangen konnte.
 

Als sie versuchte zu schlucken, hatte Ran das Gefühl, sie hätte versehentlich den Aschenbecher ihres Vaters hinunter gewürgt, alles, aber auch alles roch verbrannt. Heftige Kopfschmerzen plagten sie jetzt schon eine ganze Weile, sie wurden immer schlimmer. Dennoch zwang sie sich dazu aufzustehen. Noch war es nicht so schlimm, dass man sich nur noch auf allen Vieren kriechend fortbewegen konnte. Ran spürte, wie Übelkeit in ihr hochstieg, alles erste Anzeichen dieses verfluchten Rauchs.

In kurzen, mechanisch wirkenden Schritten ging sie zur Tür und versuchte die Decke weiter in den sowieso kaum vorhandenen Türspalt zu schieben.

Eine ersichtliche Wirkung blieb jedoch aus.

Als sie sich erhob, ruhten ihre Augen lange Zeit auf dem eisernen Türgriff, erst dann streckte sie die Hand nach ihm aus.

Rans Herz pochte fest gegen ihren Brustkorb während sie auf den Griff zusteuerte.

<Oh bitte.>

Die zitternde Hand fand schließlich auf dem Knauf Platz.

Er war noch kalt.

<Gott sei Dank!>

Das erleichternde Aufatmen Rans wurde von einem heftigen Hustenanfall begleitet, der ihr das kurze Lächeln wieder von den Lippen fegte.

Sie wollte gerade zurück zu ihrem Platz, als unter ihren Füßen plötzlich die Erde bebte… schon wieder.

Ran stolperte, konnte sich gerade so am Rahmen des Spiegels abfangen und wartete mit zusammengekniffenen Augen, bis das Donnergrollen unter ihren Füßen endlich wieder verstummte.

Schwer atmend richtete sie sich auf, blickte geradewegs in ihr eigenes Gesicht. Der Spiegel hatte einen matten Glanz, er färbte die Umgebung, die sich in ihm wiederfand, dunkler, als sie eigentlich war, überzog alles mit einem durchsichtigen, schwarzen Schleier. Zweifellos lag das an der Beschaffenheit des Glases, schließlich musste man von der anderen Seite hinein schauen können.
 

Rans Augen wurden Trüb, in einer sanften Bewegung strich sie mit ihren Fingern über das Glas.

<Ich könnte es tun… ganz sicher.>

Ihr Blick wanderte über den Spiegel, endete bei ihrem eigenen Gesicht.

Bleich, mit ungesunden Streifen, die sich von den Augen über die Wangen zogen.

Ran biss sich auf die Unterlippe, schloss die mit Angst erfüllten Augen. Sie kniff die Lider fest zusammen, um so jede noch so kleine Träne aus ihren Augenwinkeln zu verbannen.

Als sie nun wieder in den Spiegel blickte, sah sie Kampfeslust und einen Hauch von, vielleicht dummem, Trotz in ihren Augen.
 

Nein.

Nein, sie würde nichts dergleichen tun.
 

Angewidert wandte sie sich von dem Spiegel ab, ging mit entschlossenem Blick auf die Gegenüberliegende Wand zu und ließ sich an ihr nieder.

Den Feind, das verspiegelte Fenster, behielt sie so immer im Auge.

Er versuchte, sie zu verführen, er war ein Lockmittel aus dieser Hölle, aber zu fliehen, einfach abzuhauen… wäre tödlicher Verrat, an ihm.

<Shinichi.>

Sie schluckte, erneut schüttelte ein kurzer Schauer ihren Körper, brachte Ran zum Zittern.

<Ich kann nicht einfach gehen, Shinichi. Was..., was, wenn man mich doch noch beobachtet? Wenn man mich entdeckt?! Ich kann nicht… nicht nachdem, was er gesagt hat.>

Es war, als säße ihr der eiskalte Blick Bordeaux' noch immer im Nacken, die Erinnerung an seine Worte ließ Übelkeit in ihr hochkommen.

Sie würden ihn töten.

Sie würden ihn umbringen, wenn sie sich ihnen auch nur ansatzweise widersetzen würde. Einfach so… vor ihren Augen.
 

<Nein!> Sie biss sich auf die Lippen, schüttelte ängstlich den Kopf und versuchte so, das Bild Bordeaux' und seiner unheimlichen Prophezeiung los zu werden.
 

<Ich kann es nicht riskieren. Ich hab dir schon viel zu viel Ärger eingebrockt…> Ihrem ernüchternden Seufzen schloss sich ein kleiner Hustenanfall an, doch Ran kümmerte sich nicht weiter darum, die Hitze machte ihr viel mehr zu schaffen.

Die warme Luft drückte nicht nur auf ihre Lunge, sondern bewegte auch ihre Lider langsam nach unten und betäubte ihren Verstand.
 

<Außerdem… hast du es mir versprochen.>

Sie konnte nicht gehen, sie konnte einfach nicht, schließlich hatte er gesagt er würde wiederkommen… er hatte es ihr versprochen.

Deshalb blieb sie.

Er sollte kein leeres Zimmer vor finden, sein Leben nicht umsonst riskieren, nur damit die Angst um ihren Verbleib noch größer wurde.

Nein.

Jeder noch so vage Zweifel wurde von der Hitze unterdrückt, fand keinen Platz in ihrem Herzen, das sich zweifelnd an diesen Strohhalm klammerte und so ihre Vernunft besiegte.
 

Er würde zurückkommen, ganz sicher.
 

Also blieb sie… und wartete.
 

Ran spürte nicht, wie ihre Atemzüge immer flacher wurden, selbst die drückende Hitze nahm sie nicht mehr wirklich wahr. Es fühlte sich an, als hätte die Wärme sie in Watte gepackt, schütze sie vor jedem Stoß und jedem Geräusch.
 

Die Dunkelheit empfing sie mit offenen Armen, doch Ran spürte die Gefahr, die in ihr lauerte.
 

<Ich warte, Shinichi. Aber bitte… bitte beeil dich.

Sonst… sonst haben wir beide nichts mehr davon, wenn du mich findest.>
 


 


 

„Da kommt schon wieder jemand!“

Ayumis Stimme zitterte, als sie sich an ihre beiden Mitstreiter wandte.

„Was machen wir jetzt?“
 

Mitsuhiko und Genta tauschten ängstliche Blicke, besonders dem etwas fülligeren Grundschüler stand der Schweiß auf der Stirn. So langsam aber sicher wurde ihnen ihr Versteck zu heiß.
 

Sie hatten sich gerade in das innere des Gebäudes vorgekämpft, als sie plötzlich eine heulende Sirene aufschreckte. Mit pumpendem Herzen war der erste Gedanke der Grundschüler natürlich der gewesen, dass sie es waren, die diesen Alarm ausgelöst hatten.
 

Man hatte sie entdeckt!
 

In diesem Glauben hatten sich die drei so schnell wie möglich ein Versteck gesucht.

Nun saßen sie noch immer in dieser Abstellkammer, Mopp, Kehrblech und Besen ständig im Anschlag… irgendwie musste man sich ja verteidigen.

Sie waren die Detektive Boys!

Aufgeben war nicht Teil ihres Wortschatzes.

Unruhig hatten sie beobachtet, wie unzählige schwarze Gestalten an ihnen vorbei liefen, dieser Kerl schien ein Nachzügler zu sein.
 

„Ist- Ist er allein?“

Ayumi schielte noch einmal kurz durchs Schlüsselloch, konnte ein paar Meter entfernt eine schwarze Gestalt vom Hals ab abwärts bis zu den Oberschenkeln erspähen, mehr gab das Blickfeld nicht her.

„Ja.“ Sie nickte zitternd.

Ihr kleines Herz raste vor Aufregung, besonders das unerklärliche Donnergrollen über ihrem Kopf jagte dem Mädchen zunehmend Angst ein.
 

Mitsuhiko schluckte, auch ihm war nicht wohl bei der ganzen Sache, dennoch war dieser Typ womöglich ihre einzige Chance, Conan-… nein, Shinichi möglichst schnell zu finden.

Sie könnten ihn ausfragen, schließlich waren sie zu dritt und er ganz allein, wenn sie ihn erst mal hatten, würde er bestimmt ausplaudern, wo man ihren Freund gefangen hielt.

Dann könnten sie ihn befreien, ganz bestimmt!

Wenn… ja wenn sie ihn noch finden konnten.

„Sollen wir es versuchen?“

Abwechselt schaute er vom Einen zum Anderen.

Genta schien bei dieser Frage der Schweiß erst recht aus allen Poren zu rinnen.

Warum war es auch plötzlich so verdammt heiß hier?
 

Ayumi schien diese Hitze augenscheinlich jedoch nicht viel auszumachen. Mit zusammengekniffenen Lippen nickte sie den beiden zu.

In ihren Augen mischte sich Hoffnung und Tatendrang mit Angst, sie hielt den kleinen Stern um ihren Hals noch immer fest in der Hand.

Conan hätte das für sie auch getan.
 

Das Nicken ihrer Freundin, die sich zur unernannten Anführerin der Truppe gemausert hatte, wenn es um derlei Fragen ging, war Zeichen des Aufbruchs für sie alle.
 

Vorsichtig und möglichst ohne irgendetwas umzuwerfen drängten sich alle drei an die Tür. Wieder spähte Ayumi durchs Schlüsselloch, mit jedem Schritt, den dieser Typ auf sie zu machte, ging ihr Herz schneller.

Der Türgriff war unter ihrer kalten und verschwitzten Hand fast schon warm, sie redete mit gedämpfter Stimme zu ihren beiden Mitstreitern.

„Bereit?“

Mehr als ein kurzes Nicken von beiden Seiten bekam sie nicht als Antwort.

Es war wie bei einer Achterbahn, die gerade ihren höchsten Punkt erreicht hatte, kurz vor dem mutigen Sturz in die Triefe traute sich nie jemand etwas zu sagen.
 

„Also gut…“ Ayumis Stimme zitterte, ihre Hand schloss sich enger um Türgriff und Besen und auch die männlichen Mitglieder der Detektive Boys machten ihre „Waffen“ zum Kampf bereit.

„Auf die Plätze…“

„Fertig.“
 

„LOS!“
 


 

Mit einem Sprung gegen die Beine brachte Genta ihren Gegner zu Fall.

Sofort darauf traktierten ihn Mitsuhiko und Ayumi jeweils mit Besen und Kehrblech.

Der Überraschungsangriff war ihnen geglückt.

Keiner von ihnen wagte es, genau hin zu sehen.

Zu groß war die blinde Angst.
 

Erst als er am Boden lag, erkannten sie, wen sie da gerade so meisterlich zur Strecke gebracht hatten.
 

„Du?“
 

Mehr brachte Genta nicht aus sich heraus.

In den Köpfen aller drei Grundschüler wirbelten zwei Namen Kreuz und Quer vor sich hin, veranstalteten ein Durcheinander, das sich keiner von ihnen mehr auf einen einigen konnte.
 

Vor ihnen rappelte sich gerade Conan Edogawa… nein, Shinichi Kudo, mühselig mit dem Oberkörper auf. Während die eine Hand als Stütze diente, fühlte der Oberschüler mit der Anderen die große Beule an seinem Kopf, die ohne Frage von Mitsuhikos Kehrblech herrührte.

Er blinzelte mit Schmerz verzerrtem Gesicht, erkannte erst jetzt, wer da vor ihm stand und auf ihn herunter sah.
 

„Was zum-?“
 

Sein Mund war leicht geöffnet, Shinichi wollte nicht glauben, was er da sah.

Vor ihm standen die Detektive Boys, seine- nein, Conans Freunde.

Sie waren hier.

Sie waren hier!

Warum zum Henker waren sie heute hier?
 

Panik keimte in ihm auf.

Sie durften nicht hier sein!

Wie von der Tarantel gestochen sprang er auf, ein Fehler, wie ihm sein Kreislauf schnell zeigte, schwarze Schatten tanzten vor seinen Augen.

Lange würde sein Körper dieses Spiel wohl nicht mehr mit machen… die Hitze schien sich in ihn hinein gefressen zu haben, mittlerweile hatte Shinichi das Gefühl, auch von innen heraus zu glühen. Doch zum jammern blieb jetzt keine Zeit.

Er musste die Kleinen aus dem Gebäude schaffen, schnell.
 

Mit einem beklemmenden Gefühl schaute er zu den drein hinunter.

Sie waren nicht länger auf Augenhöhe, er war nicht länger ein Grundschüler, nicht länger Conan Edogawa und er würde es auch nie mehr sein.

Wie- Wie sollte er sich jetzt ihnen gegenüber verhalten?

Sollte er es ihnen erklären?

Shinichi spürte, wie ein Kloß in seinem Hals heran wuchs, schüttelte stoisch mit dem Kopf, für derlei Geplänkel hatte er jetzt keine Zeit!
 

„Ihr müsst hier raus! Schnell! Was macht ihr überhaupt hier?

Kinder haben-“
 

Doch seine Stimme blieb ihm im Halse stecken, als sie zu ihm aufsahen.

Alle drei waren blass um die Nase und in ihren Augen stand geschrieben, was sie in diesem Moment fühlten.

Unglaube, Kränkung, Angst, Verwirrung, Trotz und Wut blickten Shinichi aus den großen Kinderaugen entgegen.

Seine Kehle schnürte sich zu, schuldbewusst blickte er zur Seite und auch die Kleinen inspizierten nun wieder ihre Schuhspitzen.

Eine scheinbar endlos lange Zeit war es still, bis-
 

„Ihr- Ihr wisst es also.“
 

Seine Stimme klang brüchig als er sprach.

Zögernd sah er zu den drei Grundschülern, eine Antwort bekam er nicht.

<Das hier wird wohl doch ein wenig dauern. Ran… bitte halt durch!>

Shinichis Seufzten zitterte leicht unter seiner Anspannung, langsam ging er in die Knie.
 

Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie klein sie wirklich waren, selbst der riesenhafte Genta, wirkte in seiner Art winzig.

Shinichis Augen bekamen einen matten Glanz.

Das hier war kein Ort für Kinder, das, was nun in ihren Köpfen vor sich ging, war nichts, was je auch nur ein Grundschüler denken sollte.

Er schluckte, fuhr sich fahrig mit der Hand über Stirn und Augen.

Sie wollten ihn noch immer nicht ansehen.
 

„Wer hat es euch erzählt?“
 

Abwartend schaute er sie an, doch keiner sprach mit ihm oder sah zu ihm, wie, als wäre ihr Schweigen ein unsichtbarer Packt, blickten die drei zu Boden.
 

Er spürte, wie sich sein Herz zusammen zog,… sie taten ihm Leid.

Nein, mehr noch er fühlte sich schuldig.

Er war schuld an ihrer Enttäuschung, er hatte sie hintergangen, belogen und ausgenutzt.

Er, ihr Freund.

Denn das war er, Shinichi war ihr Freund.

Nicht zuletzt seine Schuldgefühle den drein gegenüber bestätigten ihm, dass nicht nur Conan, sondern auch Shinichi der Freund der drei Grundschüler war.

Deshalb plagte ihn auch sein Gewissen so sehr.
 

„Leute… ich-“

Verlegen rieb er sich den Nacken.

Er wusste nicht, wo er anfangen sollte, vor allem nicht in Anbetracht der Tatsache, dass ihm die Zeit wie Sand durch die Finger rann.
 

„Magst du uns?“
 

Überrascht schaute Shinichi auf.

„Was?“

„Ich- Ich habe gefragt, ob du uns magst.“ Er sah Tränen in ihren Augen.

„Also, magst du uns?“
 

Ayumis Frage hallte ihm in den Ohren während er den hoffenden Gesichtern der Grundschüler begegnete. Noch immer tasteten sie ihn mit ihren Augen ab, Shinichi konnte ihre Blicke auf seiner Haut spüren.
 

Tatsächlich konnten die drei noch nicht fassen, wer da vor ihnen stand.

Shinichi Kudo, der Detektiv.

Er war neunzehn!

Neunzehn!

Erwachsen, oder zumindest das, was man in dem Alter gern erwachsen nennen möchte.
 

Die Art und Weise, wie er jetzt über Ayumis Frage nachzudenken schien, erinnerte jedoch alle drei an ihren Freund, an ihren Mitschüler.

Die wachen und nachdenklichen Augen, die Gestik und seine ganze Mimik sprachen für sich.

Die Grundschüler waren wohl so ziemlich die Einzigen, die sagen konnten, dass Shinichi Conan ähnlich sähe und nicht wie sonst umgekehrt.

Dieser Detektiv war wirklich Conan gewesen.
 

Er hatte mit ihnen gespielt, war mit ihnen in eine Klasse gegangen.

Das alles würde es jetzt nicht mehr geben…

Die Frage, die jedoch alle drei beschäftige, war nicht, ob Shinichi weiter mit ihnen Fälle lösen würde, nicht, ob er noch mit ihnen spielen oder mit ihnen Zelten gehen würde.
 

Die Frage war, ob das alles echt gewesen ist.

Oder, ob sie lediglich Teil seines Schauspiels gewesen sind.
 

Die Frage lautete… ob Shinichi auch Conan war.
 

Zwar hatte ihnen Ran schon gesagt, dass Shinichi, dass Conan wirklich ihr Freund gewesen war, aber sie wollten es von ihm hören.
 

„Ja.“

Auf Shinichis Lippen bildete sich ein Lächeln, müde aber aufrichtig, wie die drei sehr schnell, mit einem erleichternden Aufatmen erkannten.

„Es tut mir Leid, dass es für euch so aussieht, als hätten wir euch nur, nun… nur benutzt. Aber dem ist nicht so. Natürlich..., natürlich gab es auch Situationen in denen ich und-“ Er stockte, doch Mitsuhiko half ihm schnell auf die Sprünge.

„Wir wissen von Ai.“

Shinichi nickte ein wenig erleichtert.

„Natürlich haben wir uns manchmal ein wenig nun… fehl am Platz gefühlt. Das Einmal-Eins beherrscht man als Oberschüler nun mal schon.“ Er lächelte kurz, kratzte sich verlegen an der Wange und auch die Grundschüler kämpften sich zu einem verständnisvollen Lächeln durch.

„Aber sowohl Ai als auch ich wissen eure Freundschaft sehr zu schätzen… das heißt…“ Er schaute sie hoffnungsvoll an.

„Wenn wir noch Freunde sind?“
 

Die drei sahen sich kurz an, schienen sich allein mit Blicken zu beraten.

Shinichi spürte, wie ihm ein wenig unwohl wurde, er hatte tatsächlich Angst vor einem ‚Nein’.
 

Dann jedoch folgte ein einstimmiges Nicken.

„Natürlich! Schließlich sind wir hier her gekommen, um dich zu retten!“ Das Lächeln des kleinen Mädchens war steif, als sie diese Worte sprach.

Besorgt sah er sie an, völlig geklärt war die Sache noch nicht…

„Ayumi ich-“
 

Doch er kam nicht weit, eine heftige Explosion brachte das Gebäude zum Beben und beförderte die sowohl Detektive Boys als auch Shinichi wieder in die Realität.

Aufgeregt begannen die drei an ihm herum zu zerren und zu schupsen, sie wollten ihn schließlich retten.

„Komm schon!“

„Wir müssen hier raus!“

„Los!“

Genta drückte gegen seinen Rücken, versuchte ihn so vorwärts zu schieben, während die anderen Beiden vorne an seinen Armen zogen.

Aber Shinichi rührte sich nicht von der Stelle.

„Ich kann nicht.“

„Aber wieso denn nicht!“ Aufgebracht zerrten und schoben die drei nur noch mehr, sie konnten nicht glauben, dass es ihrem Freund ernst damit war.

Doch die Qual in Shinichis Stimme ließ sie inne halten.

„Es geht nicht.“

Er schluckte, sah die fragenden, verständnislosen Gesichter der Kleinen, rang sich zu einem entschuldigenden Lächeln durch.

„Es geht nicht… tut mir Leid.“ Mit zitternden Fingern fuhr er sich über die Stirn.

„Ran. Ran ist noch hier drin. Ich kann nicht ohne sie gehen!“
 

Die Augen der drei wurden groß, vor Aufregung.

„Dann werden wir sie eben retten!“
 

„NEIN!“

Seine Lautstärke ließ die drei zusammen zucken, so hatte sie Conan auch immer angefahren, wenn er etwas für zu gefährlich hielt… für Kinder.

Shinichi schnappte nach Luft, wiederholte sich mit heiserer Stimme.

„Nein… ihr- ihr müsst doch-“

Er stockte.

Was mussten sie?

Er biss sich auf die Unterlippe, sah die drei ein wenig in die Enge gedrängt an.

<So einfach werd ich euch ja jetzt nicht los. Lieb gemeint, dass ihr helfen wollt… aber das geht nicht! Ihr müsst hier raus, es ist einfach zu gefährlich, aber wie bekomm ich euch hier weg?>

Eine Aufgabe, einen Auftrag, irgendwas, womit er sie beschäftigen konnte…
 

Shinichis Augen wurden groß.

<Natürlich.>
 

Wieder ging er in die Knie, Hektik kehrte in sein Verhalten und in seine Stimme zurück.

„Ihr könnt nicht mitkommen, weil ihr etwas anderes wichtiges für mich machen müsst!“

Die Augen der kleinen wurden groß.

„Und was?“

Shinichi grinste wissend, zückte den Kleinen USB-Stick aus seiner Tasche, als wäre er ein geheimer Schatz.

„Ihr müsst den hier für mich zu Mr. Black bringen, schafft ihr das?“

Seine Aufforderung begegnete jedoch nur abschätzigen Blicken, Mitsuhiko war der erste, der ihren Verdacht aussprach.

„Du willst uns doch nur loswerden. Was soll so wichtig daran sein, diesem Agenten die Bilder von der Kamen Yaiba Vorstellung zu bringen?“

Shinichi schluckte ertappt, sein Murmeln verriet, dass es ihm Leid tat.

„Die Bilder sind nicht mehr drauf… verzeiht mir, aber ich musste sie für etwas anderes runter schmeißen.“

Ein kurzes, entsetztes Zucken ging durch die kleine Gruppe, doch die Neugier war dem dicht auf den Fersen, denn was konnte schon wichtiger sein als Fotos von ihrem Lieblingshelden.

„Was ist denn drauf?“
 

Das überlegene Grinsen Conans erkannten die drei nun auch auf Shinichis Gesicht deutlich wieder, ihre Augen begannen zu leuchten, als er sprach.

„Genug Beweise, um diesen Verbrechern auf die Schliche zu kommen.

Das Ende dieser ganzen Organisation.“

Er räusperte sich, nahm Ayumis Hand, legte den Stick hinein und drückte ihre kleine Faust mit Bedacht zu.

„Ihr müsst ihn so schnell wie Möglich zu James Black bringen, damit er alles organisieren kann.“

„A- Aber wieso gibt’s du ihn ihm denn nachher nicht selbst?“

Shinichi schluckte, versuchte ein harmloses Lächeln.

„Es dauert noch ein wenig, bis ich mich hier abseilen kann, je schneller er ihn hat, umso besser. Ihr wollt doch nicht, dass uns diese Typen durch die Lappen gehen, oder?“
 

Auf den Gesichtern der drei spiegelte sich ein Lächeln, vehement schüttelten sie den Kopf.

„Gut.“ Er nickte mit dem Kopf, richtete sich mit einem aufmunternden Lächeln auf.
 

„Dann kann ich mich auf euch verlassen?“

Mehr eine Tatsache als eine Frage, doch die drei bejahten es mit einem stolzen Leuchten in den Augen.

„Klar!“
 

Shinichi atmete lange ein, ein wenig unwohl war ihm schon, seinen Sieg über die Organisation in die Hände dieser Kinder zu legen.

Doch sein Vertrauen zu ihnen war über jeden Zweifel erhaben, außerdem war das die einzige Möglichkeit, sie in Sicherheit zu bringen.
 

„Ihr wisst, wo ihr raus kommt?“

Mitsuhiko nickte langsam.

„Ja, ich denke schon…“

„Gut, dann beeilt euch und passt gut auf euch auf!“

Er drückte sich langsam an ihnen vorbei, er musste sie allein lassen, er hatte keine Wahl… Ran wartete.

„Bis später dann!“
 

Er drehte sich zur Seite, winkte ihnen zum Abschied zu und wollte gerade verschwinden, als Ayumi ihn aufhielt.

„Äh- Shinichi…“

„Hm?“ Er erkannte das seichte Rot auf ihren Wangen, als sie zu ihm aufsah.

„Viel Glück!“

Shinichi stutzte kurz, dann jedoch lächelte er, nickte dankbar und machte sich auf den Weg.

„Wir sehen uns, Leute!“
 

Damit verschwand er um die nächste Ecke.

Ayumi sah ihm noch eine kurze Weile hinterher, wohl war ihr bei der ganzen Sache noch immer nicht.

Doch den Stick zu überbringen war jetzt wichtiger, somit brachen die drei zu ihrer Mission auf.

Sie würden ihn nicht enttäuschen.
 


 

Shinichis Hals brannte, er hatte viel zu viel Zeit bei den Kleinen gelassen… aber wenigstens konnte er jetzt sicher sein, dass sie schleunigst aus diesem Gebäude verschwinden würden.
 

Endlicht hatte er es geschafft, die Treppe am Ende des Flurs zu erreichen, das Feuer fraß sich langsam die Stufen entlang. Als er die nächste Etage erklommen hatte, erkannte er, dass von ihr kaum noch etwas übrig war.

Es war, als würde er geradewegs in den Schlot der Hölle blicken, allein die heiße Luft brannte wie Feuer auf seiner Haut.
 

<Shit!>

Shinichi beschleunigte seine Schritte, nur noch ein paar Stufen und er hatte die richtige Etage erreicht. Das Feuer kochte jetzt unter seinen Füßen, doch seinem wirklichen Gegner begegnete Shinichi erst jetzt.

Rauch.

Die dunklen Schwaden schlängelten sich das Treppenhaus entlang, immer weiter nach oben. Ein Teil des tödlichen Gases zog es jedoch bereits in den weiß getäfelten Flur, zu den Laboratorien.

Zu Ran.
 

Shinichis Lunge brannte, als er durch den mir Rauch gefüllten Gang lief, immer wieder musste er anhalten, um sich bei den kleinen Schildchen an den Türen zu vergewissern, dass er auf dem richtigen Weg war.

Endlich zeichnete sich die lang ersehnte Tür in dem dunklen Nebel ab, Shinichis Hand umfasste den Türgriff, aber alles rütteln war zwecklos… sie ließ sich nicht öffnen.

In den Augen des Oberschülers stand nackte Panik.

Er musste sie da raus holen.

„RAN!“ Er schrie, hämmerte mit der Faust gegen die Tür!

„Ran, hörst du-“ Ein heftiger Hustenanfall schüttelte Shinichi, entsetzt lauschte er, doch bis auf die lodernden Flammen unter seinen Füßen und dem Keuchen seiner Lunge war nichts zu hören.
 

Schon jetzt spürte er, wie der Rauch ihm langsam die Sinne raubte, ihn von innen heraus verätzte, dabei war er noch gar nicht lange hier, nicht so lange wie sie…

Die meisten Menschen kamen bei einem Hausbrand nicht wegen den Flammen, sondern durch eine Rauchvergiftung ums leben.
 

Shinichi schüttelte diesen Gedanken von sich.

„NEIN!“ Seine Faust prallte ein letztes Mal gegen die noch immer geschlossene Tür, er senkte den Kopf, ließ die Stirn gegen den Metallrahmen sinken und schloss gequält die Augen.

Seine Hand rutschte langsam die Tür hinab, baumelte schlapp, fast schon Leblos in der Luft.

Das durfte nicht sein.

Er konnte sie doch jetzt nicht verlieren! Nicht jetzt… und nicht so!
 

„Nein.“

Während er dieses Wort zischend unter seinen Lippen hervorpresste, schlug er die Augen auf, seine Hand ballte sich erneut zur Faust, so leicht gab er nicht auf!

Unruhig hasteten Shinichis Augen hin und her.

<Hier muss es doch irgendwo- Na bitte!>

Nur wenige Meter weiter hatte er eine Tür erspäht, nun konnte er nur hoffen, dass es sich um die Tür handelte.

Tatsächlich, als Shinichi die Tür in den Raum aufstieß, erkannte er die Scheibe, die für ihn bis jetzt immer ein Spiegel gewesen war.

Der Raum war wie der Gang mit Rauch gefüllt, der Shinichi wie Feuer in den Augen brannte. Dem Fenster gegenüber stand ein kleiner Tisch mit einem Stuhl, doch dafür hatte der Detektiv in diesem Moment keinen Blick.
 

Schnell hatte er sich der Scheibe zugewandt und drückte sich nun die Nase an der Scheibe platt.

Er musste nicht lang suchen.

Sie war da…
 

Ran lag an die rechte Wand gelegt, doch sie saß nicht mehr aufrecht, ihr Kopf war auf ihre Brust gesunken. Ihr ganzer Körper wirkte schwach, schlaff, ja beinahe…

Shinichi schüttelte den Kopf, er starrte gegen die Scheibe, als wäre dahinter Winterschlussverkauf, dabei musste er sie doch da raus holen!
 

Schnell schnappte er sich den Stuhl in seinem Rücken.

<Halt durch Ran, ich hol dich da raus!> Er ergriff die Lehne mit beiden Händen, hob das Holzgerüst hoch und schlug mit aller Kraft gegen die Schreibe und brachte sie zum zerbarsten.

Er stockte kurz, als er die zerbrochene Scheibe sah. Dass es so leicht gehen würde, hatte er nicht gedacht.

<Ran… warum hast du dann nicht-?>

Shinichi schluckte, er ahnte die Antwort.

Schnell stellte er den Stuhl an die Wand und kletterte mit seiner Hilfe durch das plötzlich viel zu Schmale Fenster.

Doch der Rauch war schneller.

Er zog über Shinichis Kopf hinweg und eroberte in Windeseile die Decke in dem engen Labor.

<Mist!>
 

Mit einem knirschenden Geräusch der Scherben landete Shinichi auf der anderen Seite, mit nur wenigen Schritten hatte er sie erreicht.

„Ran…“ Seine Stimme klang heiser.

Sie war unheimlich blass, ihre Augen waren geschlossen und auch, als er ihren Namen energischer rief, reagierte sie nicht.

<Nein, Ran… bitte, bitte nicht!>

Zitternd legte er Zeige- und Mittelfinger auf ihre leicht geöffneten Lippen, sie waren noch nicht blau, wenigstens das nicht.

Als ein leichter Atemzug seine Fingerkuppen streifte, viel dem Oberschüler ein Stein vom Herzen.

<Dem Himmel sei dank… ich bin noch nicht zu Spät!>

Sein erleichterndes Aufatmen ging, endete in einem gequälten Hustenanfall.

Er musste hier raus und zwar schnell!
 

Vorsichtig legte er einen Arm unter ihre Kniekehlen und den anderen um ihre Taille, der leichte Rotschimmer auf seinen Wangen ließ sich nicht vermeiden.

<Ich hoffe, du verzeihst mir das.> Mit einem flüchtigen Lächeln stand er auf, hob sie vorsichtig durchs Fenster und kletterte dann selbst hinterher.
 

Nur raus hier, so schnell wie möglich raus!

Vorsichtig nahm er sie wieder in die Arme, trug sie schnellen Schrittes aus der Kammer. Der Gang hatte sich in den Minuten, in denen er Ran befreit hatte, mit noch mehr Rauch gefüllt.

Als Ran in seinen Armen plötzlich anfing zu husten, beschleunigte er sein Tempo. Wenn sie nicht so schnell wie möglich verschwanden, würde der Rauch sie von innen heraus räuchern.

Shinichis Lunge brannte, am liebsten hätte er die Luft völlig angehalten, doch sein Körper verlangte danach, wenigstens noch einen Teil des Sauerstoffs aus dem Rauch heraus zu filtern.

Das Feuer hatte sich die Treppen hoch geschlichen, vorsichtig zwängte er sich an den Flammen vorbei nach unten.
 

Endlich, endlich bekam er wieder Luft!

Doch die aufgeheizte Atmosphäre unter dem brodelnden Feuerkessel flimmerte vor seinen Augen, es war noch nicht vorbei.

<Bloß weg hier!>

So schnell wie seine Beine ihn und Ran trugen, hastete er die Gänge entlang, bis er hörte wie jemand seinen Namen rief.
 

„KUDO?“
 

Shinichi blinzelte, wandte sich verwundert zur Seite um.

Hatte… hatte er jetzt Halluzinationen?

„Kudo?“ Nein, nein Tatsächlich da war jemand.

„Hei-“ Shinichi räusperte sich, seine Stimme war kaum vorhanden.

„Heiji?“ Mehr als ein Krächzen brachte er nicht zustande, genug jedoch, dass sein Freund ihn erkannte.
 

Shinichi hörte erst nur Schritte, dann jedoch schoss ein völlig außer Puste geratener Heiji Hattori aus der nächsten Biegung.

„Co- Kudo?“ Heijis Mund öffnete sich leicht, ungläubig sah er seinen Freund an.

„Kudo du… Wieso bist du...? Wie hast du…?“

Shinichi seufzte, er wollte sich gerade erklären, beziehungsweise seinem Freund verdeutlichen, dass sie für derlei Fragen jetzt keine Zeit hatten, als ihn ein heftiger Hustenanfall schüttelte.

Seine Lunge bebte.

Die leichte Rauchvergiftung schien sich nur allzu gut mit seiner Erkältung zu verstehen.

„Kudo, was?“

Der Anfall seines Freundes wollte nicht abebben, nach Atem ringend versuchte Shinichi zu sprechen.

„Heiji… k- könntest du?“

„Was? Aber ja doch.“ Vorsichtig und wohl auch etwas unsicher nahm Heiji seinem Freund Ran aus den Armen.
 

Seine besorgten Blicke galten jedoch noch immer ihm.

Schwer atmend stützte sich Shinichi mit den Händen auf seinen Knien ab, mit einem tiefen, wenn auch noch immer zitternden Atemzug richtete er sich dann auf.

„Geht’s?

„Ja. Ja… es geht schon wieder.“ Zittrig wischte sich Shinichi mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, Heijis besorgte Augen ruhten noch immer auf ihm.

„Du siehst furchtbar aus, Kudo!“

„Danke für das Kompliment, ich freu mich auch, dich zu sehen. Sag mir lieber, ob ihr ihn schon habt?“ Die Ironie war so schnell aus seiner Stimme verflogen, wie sie gekommen war, als er den fragenden Blick seines Freundes sah.

„Wie ihn? Wen meinst’e denn?“

„Bordeaux, den Boss des ganzen Vereins hier. Vielleicht um die 50 Jahre, groß, gut gebaut, schwarze Haare, feiner Anzug, rote Krawatte?“

Heiji überlegte kurz, schüttelte dann jedoch zögernd mit dem Kopf.

„Nee, so einer is uns da draußen noch nich begegnet.

Hey- Kudo? Was is?“
 

Doch Shinichi hörte ihn nicht mehr, in seinen Ohren hallte ihre Stimme wieder.
 

Vor dem großen Knall kann Bordeaux dann alles auf seinem PC speichern.
 

Der junge Detektiv biss die Zähne aufeinander.

Dieser Typ würde ihnen davon kommen!

Shinichi hatte so etwas geahnt, deswegen hatte er auch Whisky nach dem verbleib seinen Bosses gefragt, er hatte es geahnt.

Zusammen mit dem verdammten Laptop würde Bordeuax sich irgendwo verkriechen.

Nie würde ihn jemand zur Rechenschaft ziehen für das was er getan hatte.

Nie.
 

„Nicht mit mir!“ Das bedrohliche Flüstern aus der heiseren Kehle seines Freundes ließ Heiji einen Schauer über den Rücken laufen.

Zwar hatte er es wohl endlich geschafft, sein Original Alter wieder zu erlangen, besonders gut sah er jedoch nicht aus dabei.

„Kudo, was is? Wir müssen hier raus! Komm schon!“

„Nein.“

„Was?“

„Ich kann noch nicht gehen Heiji!“

Der Mund des Osakaers stand sperr Angel weit offen, Unglaube und Trotz erweckten seine Stimme wieder zum Leben.

„WAS? Sag mal, bist’e jetzt von allen guten Geistern verlassen, Kudo? Das kann doch nich dein Ernst sein, wir müssen-“

Doch der Gesichtsausdruck seines Freundes ließ ihn innehalten, er kannte das Funkeln in den Augen Shinichis nur zu gut.

Der Fall war noch nicht vorbei.
 

„Ich muss noch etwas erledigen, Heiji! Vorher kann ich nicht gehen.

Tu mir bitte den Gefallen und schaff Ran hier raus, ja?“

Heiji öffnete den Mund, wollte ihm widersprechen, doch seine Lippen schlossen sich wieder, ohne etwas gesagt zu haben.

Ein müdes Lächeln kämpfte sich in Shinichis Gesicht, dankbar nickte er seinem Kollegen zu.

„Danke Hattori, du hast was gut bei mir!“

Damit verschwand er in den Gängen und ließ Heiji mit dem Gefühl zurück, dass er seinen Freund hätte aufhalten müssen…

Kudo rannte da vielleicht in sein Verderben.

Doch Heiji wusste, dass man ihn nicht davon abbringen konnte.
 

Für Shinichi war es wichtig, diesen Fall zu lösen… ein für alle Mal.

Untergang

Untergang
 

Hallo an alle ^.^
 

Ich möchte das Vorwort gern nutzen um euch allen, Lesern aber besonders auch den Kommischreibern zu danken! Eure Kommentare helfen mir beim schreiben sehr ^.~

Aber nun… es geht dem Ende zu.

Deswegen halt ich euch nicht länger auf sondern wünsche viel Spaß beim Lesen!

Liebe Grüße Shelling
 

*langsamundleiseverschwinde*
 


 

Seine Schritte knirschten in dem frisch gefallenen Schnee.

Die kalte Luft war eine Wohltat für seine Lunge und seine Gedanken; als würde die Dämmerung seinen Kopf frei pusten.

Das Feuer in seinem Rücken loderte mittlerweile noch kräftiger und tauchte den Boden zu seinen Füßen in ein flackerndes Licht.

Mit jedem Schritt, den Shinichi machte, überkam ihn erneut das Gefühl seine Sohlen würden sich in den Schnee einbrennen.

Warum verdammt war ihm auch noch immer so heiß?

Shinichi schluckte, spürte noch immer den kratzenden Rauch in seinem Hals. So wie es aussah, hatte das Feuer ihn bis in sein Innerstes verbrannt, anders konnte sich der Oberschüler nicht erklären, dass die Hitze noch immer nicht weichen wollte.
 

Bedächtig setzte er einen Fuß vor den anderen, die Sirenen der Polizei waren hinter dem brennenden Gebäude nur noch dumpf zu hören, bis auf das Knacken und Knistern der lodernden Flammen war es totenstill.
 

Shinichis Atem zitterte leicht, doch den blassen Dunstwölkchen, die er dabei fabrizierte, schien das nichts auszumachen. Mit jedem neuen Schritt trieb er sie wie kleine Geister vor sich her.

<Sieht aus wie ein alter Park, der hat bestimmt früher mal zu dem Gebäude gehört.> Sein Blick richtete sich von dem ebenen Gelände zu dem rot flackernden Himmel.

<Wenn die Lage nicht so ernst wäre, könnte man diesen Anblick fast noch genießen.> Shinichi wischte sich den aufkommenden Schweiß von der Stirn.

An diesem Abend war es dem Mond seit langem einmal wieder gelungen, die dichte Wolkendecke aufzureißen, es schneite nicht mehr… und doch landeten immer wieder kleine weiße Flocken auf Shinichis Körper.

Asche.

Der Wind blies sie zu ihm hinüber. Während sie am Himmel noch als kleiner Funkenregen wie tanzende Glühwürmchen zu erkennen war, kühlte sie sich, je näher sie dem Boden kam, immer weiter ab und fiel als warmer Schnee auf die Erde.
 

Die schwarze Organisation, gegen die er nun schon so lange gekämpft hatte, verfiel in diesen Minuten zu Staub, kalte Asche, die sich in den Wind streute; mehr würde nicht von ihr übrig bleiben.
 

Shinichis Blick verfinsterte sich, unwillig klopfte er sich die grauen Überreste aus den Maschen seines Pullovers. Dann ging er weiter, langsam, mit Bedacht und in dem Wissen… dass er hier war.
 

„Ich habe auf dich gewartet… Shinichi Kudo.“
 

Langsam und ruhig trat Bordeaux aus dem Schatten, er tauchte aus der Dunkelheit auf, als wären sie schon immer eins gewesen.

Shinichi beobachtete jede seiner Bewegungen, die Gelassenheit und Ruhe, mit der Bordeaux ein paar Meter vor ihm stehen blieb, schaffte es, dem Oberschüler eine Gänsehaut zu bescheren.

„Ich wusste, dass du kommen würdest.“
 

Shinichis Blick verriet nichts von seiner Nervosität, seine Stimme war genauso ruhig wie die seines Gegners.

„Und ich habe gehofft, Sie hier zu finden.“
 

Auf beiden Gesichtern erschien ein Lächeln.

Es war wie bei einer guten Runde Schach… das Spiel machte nur mit dem passenden Gegner wirklich Spaß.
 

Das Lächeln auf den Lippen des Oberschülers erstarb jedoch genau so schnell wie es gekommen war, seine Stimme war bestimmend und fest, wie immer, wenn er einen Täter stellte.
 

„Sie haben verloren. Das FBI und die Polizei hat bestimmt über die Hälfte ihrer Männer verhaftet. Ran ist in Sicherheit und ich bin frei. Ihre Organisation gibt es nicht mehr… Geben Sie auf, es ist vorbei Bordeaux.“

Die Worte des Oberschülers hatten nicht die Wirkung, die er sich erhofft hatte… ganz wie erwartet.
 

Bordeaux sprach ruhig, wandte den Blick nicht von Shinichi ab, seine Art und Weise hatte noch immer nichts von dieser Sicherheit verloren, auch nicht in Anbetracht der Tatsache, dass sein Hauptquartier hinter dem jungen Detektiv in Flammen stand.

„Ich gebe zu, du, oder besser gesagt Vermouth, denn sie war es ja, die dem FBI meinen Wohnsitz mitteilte, ihr habt meinen schönen Plan zu Nichte gemacht.“

Shinichi schluckte, in der Stimme Bordeaux' schwang plötzlich nie da gewesene Bitterkeit mit.

Die Asche seiner ehemaligen Organisation setzte sich in sein schwarzes Haar.

Der Oberschüler kniff die Lippen aufeinander, mit konzentriertem Blick beobachtete er den Boss der Organisation… bei diesem Zugeständnis und mit der Asche im Haar wirkte er plötzlich…

<Alt.>
 

„Es ist wirklich überaus schade, dass wir unsere kleine Verabredung nicht mehr einhalten konnten. Ich bin mir sicher, wir beide hätten viel Spaß gehabt… ich hoffe, du entschuldigst, aber ich hatte leider nicht das Bedürfnis alle Räume dieses Gebäudes wieder in Stand zu setzen. Außerdem… hat das Erscheinungsbild dieses Raumes schon so manchen Vorteil mit sich gebracht.“

Bordeaux grinste wissend, als er die von Ekel verzerrte Miene des Oberschülers betrachtete.

„Ich bin sicher, Whisky hätte einiges für dich zu bieten gehabt, mein... lieber Detektiv. Auch wenn ich glaube, dass du von Sherry doch schon einiges gewohnt bist. Oder täuschen mich meine Informationen, dass du ihr Haus- und Hof-Versuchskaninchen bist?“

Bordeaux' Lächeln spannte sich wie eine hässliche Narbe über seine dünnen Lippen, er genoss wirklich jede Minute dieses Spiels.
 

Shinichi presste die Zähne fest aufeinander.

„Sie hat mir geholfen… lassen Sie Shiho aus dem Spiel!“ Seine Worte waren eine Drohung, hatten sich scheinbar gerade so aus seinen Lippen hervor gepresst.

Der Boss der Organisation lachte amüsiert, hob mit beschwichtigender Unschuld die Hände.

„Schon gut, schon gut! Lassen wir also unsere kleine Wissenschaftlerin vorerst aus dem Spiel, es gibt schließlich auch noch andere Methoden, die für eine gewisse Redseligkeit sorgen, nicht wahr?“

Shinichi schluckte, das Bild des zur Folter erdachten Zimmers kam ihm wieder allzu frisch in den Sinn und drehte ihm den Magen um.
 

„Schmerz. Er kann dein bester Freund und dein schlimmster Albtraum sein. Ob man nun ein Gelenk auskugelt oder gleich mit etlichen Blessuren arbeitet, wird irgendwann egal. Alles wird dann egal…“

Bordeaux ließ die Worte auf seinen Gegner wirken, so sehr sich der Oberschüler auch bemühte, er konnte nicht verbergen, dass ihm die Bilder dieser Erzählung in den Kopf gerieten.

Besonders die monotone, gefühlskalte Art Bordeaux' ließ ihn wissen, dass er es vollkommen ernst meinte.
 

„Doch der Schmerz ist nicht das Schlimmste. Die Folter des Körpers bleibt ein Mittel, das den Gegner schwächt… aber wirklich Erfolg hat man nur, wenn man etwas anderes angreift, wenn man das Opfer von innen heraus vernichtet, es tötet, ohne dass auch nur ein Tropfen Blut fließt.“

Bordeaux' Augen bekamen einen besonderen Glanz, den Shinichi nicht recht einstufen konnte. Allein die Art und Weise, wie dieser Mörder erzählte sorgte dafür, dass sich sein Herz zusammen zog.

Shinichi wusste in diesem Augenblick nicht wirklich ob er wissen wollte, was sich der Boss der Organisation für ihn in dieser Kategorie ausgedacht hatte…
 

Mit einem Hauch von Überheblichkeit in der Stimme fuhr Bordeaux fort.

„Ich bin mir sicher, dass wir ein nettes Gespräch geführt hätten, mein junger Freund. Glaub mir ich habe bisher nichts unversucht gelassen und ich hätte es auch weiterhin nicht getan. Du hättest gesprochen, Shinichi Kudo, so wahr ich hier stehe… du hättest es getan.“
 

Stille erfüllte die Szene kurz mit ihrer Anwesenheit.

Shinichi spürte, wie ihm ein Schweißtropfen über die Schläfe rann, doch auch der konnte das überlegene Lächeln des Oberschülers in diesem Moment nicht trügen.
 

„Nein… ganz sicher nicht!“
 

Das Lächeln des Detektivs verbreiterte sich, als er sah, wie Bordeaux' Miene kurz zuckte, der Wind trieb eine Herde kleiner Funken vor sich her, die düstere Schatten auf das Gesicht des Bosses warfen.

„Ich hätte es Ihnen nie gesagt … ich hätte es Ihnen nie sagen können.

Ich habe keinerlei Ahnung, wo Shiho ist, die hatte ich nie.“

Auch wenn Bordeaux es unterdrückte, Shinichi konnte genau hören, dass der Mann vor ihm scharf einatmete, er rang förmlich nach Luft.

„Ich wusste es nie. Ich habe es so aussehen lassen, um Zeit zu schinden. Ran hat mir erzählt, dass die Polizei auf dem Weg war… es war also nur eine Sache des Timings.“ Endlich hatte er es getan, endlich hatte er es diesem Kerl unter die Nase gerieben. Shinichi atmete erleichtert auf, überhörte das Zittern seiner Stimme ganz absichtlich, endlich war er auch diese Lüge wieder los.
 

Bordeaux' Miene war wie aus Wachs geschnitten, nur langsam brachte das Feuer seine erstarrten Züge wieder zum Schmelzen. Keinerlei Wut lag in seinen Worten, allein Hohn und Anklage waren zu hören.

„Tss…Tss…Tss… Du hast das Leben deiner Freundin riskiert, Kudo!“

„Das ist nicht wahr!“ Shinichis Stimme bebte und auf den Lippen des Bosses zeigte sich ein trauriges Lächeln. Wie leicht man diesen Jungen doch wieder in seine Schranken weisen konnte, es war wahrlich ein Jammer, dass er so auf Amor reingefallen war.

„Wie dem auch sei… ich gebe zu, ich habe es befürchtet. Aber dein schauspielerisches Talent konntest du ja nun auch schon zwei Jahre lang trainieren, nicht wahr, Conan?“ Er spuckte ihm diesen Namen geradezu entgegen. Die Art und Weise, wie Bordeaux ihn Aussprach, steigerte Shinichis Hass gegen diese Art von Leben nur noch mehr.

Er war heil froh, dass das alles endlich vorbei war.
 

Bordeaux holte Luft, als er das überlegene Glühen in den Augen des Jungen erkannte.

Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein?

„Schön.“ Der weiße Nebel floh mit einem leisen Zischen aus seiner Kehle.

„Du hast mich also hinters Licht geführt, hast mich glauben lassen, du wüsstest, wo unsere kleine Sherry sich versteckt. Gut, der Zug geht an dich, Kudo. Aber du kannst doch nicht wirklich glauben, du hast mich geschlagen, oder?“ Bordeaux' lachte spöttisch auf, als kurz ein kleines Fragezeichen über Shinichis Gesicht huschte.

Die Worte des Bosses waren wie Stromschläge für ihn.

Shinichis Herz begann zu rasen, er spürte die einzelnen Schläge schon gar nicht mehr. Je mehr Bordeaux sprach, desto mehr wich die Sicherheit aus Shinichis Zügen.

„Du glaubst, du hättest mich in der Hand. Du willst mich verunsichern und mir sagen, dass es Zeit ist aufzugeben, du willst ein 'gutes' Ende…“

Bordeaux' Stimme ebbte ab, ertönte erst in einem heiseren Zischen wieder.

„Das wird es diesmal nicht geben.“

<Weder für dich… noch für mich.>

„Deine kleinen Taschenspielertricks funktionieren bei mir nicht, Shinichi Kudo, … ich weiß über deinen Trumpf Bescheid!“
 

Die Züge des Oberschülers glätteten sich, eigentlich hatte er damit gerechnet, dass Bordeaux ihm auf die Schliche kommen würde. Nicht umsonst hatte er die Bilder der Kinder als kleine ‚Überraschung’ auf dem Rechner zurück gelassen. Zwar konnte er die Tatsache, dass er es nicht übers Herz gebracht hat, sie einfach zu löschen, nicht leugnen, aber das war nicht alles. Shinichi wollte, dass Bordeaux sah, dass er ihn in der Hand hatte, er wollte dass er es sah… wenn es schon zu spät war.
 

Dennoch war dieser Stick sein Trumpf, er hatte ihn tatsächlich jetzt ausspielen wollen...

<Allerdings anders, als du es dir vorstellst.>

Shinichis kurzes Lächeln schien Bordeaux nicht zu gefallen.

In den Zügen des Mannes hatte sich ein gefährlicher Spott eingemeißelt, der durch die graue Asche steinern wirkte.

„Ich gebe zu, du hast es tatsächlich geschafft, mich zu ruinieren! Es gibt für mich keinen Weg mehr, die Organisation noch aufrecht zu halten…“

Die Trauer, die kurz in seiner Stimme mit zu schwingen schien, verstummte wie eine verhallende Note im glühenden Ascheregen.

„Aber seien wir ehrlich, Shinichi … auch Moriarty hatte damals gewusst, dass er geschlagen war, er wusste es ganz genau. Dennoch hat er Holmes verfolgt, er hat ihn nicht ziehen lassen, ist seinerseits nicht einfach geflohen…

Also sag mir, mein junger Detektiv … warum hat er Holmes an den Reichenbachfällen gestellt? Warum?“
 

Ein kalter Schauer rann dem Oberschüler über den Rücken.

Seine Lippen jedoch brannten vor Hitze, die Worte Bordeaux' hatten es jedoch fertig gebracht, die fiebrige Röte von seinen Wagen zu verbannen, er war kreidebleich.

„Rache.“ Das Wort war kaum mehr als ein Wispern.

Shinichi hörte es, hörte die Angst in ihm und schüttelte verbissen den Kopf.

So leicht würde er sich nicht einschüchtern lassen!

Wieder richtete sich sein Blick auf Bordeaux, er wiederholte seine Antwort, laut, deutlich, ohne jegliches Zittern in seiner Stimme.

„Rache.“
 

Bordeaux nickte langsam.

„Ganz recht… und jetzt kommst du? Willst mir deinen Datenklau als großen Trumpf verkaufen, so wie Doyle damals Holmes Fähigkeiten in der Kampfkunst darstellte?“ Seine Augen glühten vor Zorn, der kalte Wind, der beiden um die Ohren wehte, unterstützte das Gift in seinen Worten.

„Du sollst doch so ein großer Fan sein? Der Sherlock Holmes des neuen Jahrtausend, war dem nicht so?

Also, du großartiger Fan, glaubst du wirklich, dass jemand, der sich mit dem größten Detektivs Englands anlegt hatte, nicht auch um diese Eigenschaft wusste?“ Bordeaux lachte bitter auf.

„Verzeihung… aber da hat sich der gute Conan doch einen schlechten Scherz erlaubt! Er wollte seinen Detektiv loswerden… nichts weiter!

Dass Holmes den Sturz in die Tiefe auf so wundersame Weise überlebt hat, hat er lediglich seinen ‚Freunden’, den Lesern Doyles zu verdanken.“

Purer Hass war es, der da aus Bordeaux sprach.

Das lodernde Feuer, das er hinter Shinichi sah, warf finstere Schatten in seine Züge, ließ jede Falte in der wütenden Anspannung nur noch weiter hervortreten.
 

Ein leises Donnern brachte erneut einen Funkenregen von dem Gebäude zu den beiden, der langsam auf sie nieder prasselte.

Die Züge des Oberschülers wurden ernst.

<Das Ganze gefällt mir immer weniger.>

Doch er zuckte nicht einmal mit der Wimper, als Bordeaux weiter sprach. Alles, aber auch alles, was er jetzt tun würde, hätte Folgen, ganz sicher.
 

„Die haben wie kleine Kinder geschluchzt und rumgejammert, weil man ihrem heiß geliebten Detektiv so etwas antat!“

Das verzogene, angewiderte Gesicht Bordeaux' glättete sich langsam, seine aufgebrachte Stimmte, bekam wieder die Ruhe, vor der sich all seine Gegner immer noch am meisten fürchteten.
 

„Eines verspreche ich dir, Shinichi Kudo… diesmal wird den ‚Held’ niemand retten!“
 

Als Shinichi das metallene Glänzen sah, war es schon zu spät.

Das dunkle Auge von Bordeaux' Waffe durchbohrte ihn mit seinem Blick.

Das Metall hatte durch das Feuer einen roten, ja fast schon goldenen Schimmer, doch die Färbung änderte nichts an der Tatsache, dass Shinichi sie erkannte.

Es war Bordeaux' Pistole, die gleiche Waffe, mit der er auch schon Ran bedroht hatte.

<Mist!> Zitternd atmete der Oberschüler aus, eigentlich hatte er mit so etwas fast schon gerechnet.

Er hatte gewusst, dass das hier nicht so einfach werden würde.

Nur einer von ihnen konnte dieses Spiel gewinnen und keiner würde sich freiwillig breit erklären zu verlieren.
 

Bordeaux hatte sein Lächeln wieder gefunden, zusammen mit der Waffe schien er es aus seinem Jackett hervor gezaubert zu haben, dennoch lag auch ein Funken Trauer in seinen eisblauen Augen.

„Ich war schon immer Herr über den Tod… nicht umsonst ist die Farbe dieser Organisation schwarz. Geld und Macht allein sind es nicht… sie können einem nie das Gefühl von Stärke geben, das man empfindet, wenn man ein Leben auslöscht.“ Seine Stimme war heiser, er beschrieb das, was er tat, mit so viel Freude und Spaß, dass seine nächsten Sätze fast schon traurig wirkten.

„Dennoch ist es mir nie gelungen, den Tod vollständig zu beherrschen, denn um das zu meistern, ist es von Nöten, auch das Leben unter Kontrolle zu bringen…

Du und die kleine Sherry, ihr wart der perfekte Ansatz dafür.“

Neid stand ihm in die Seele geschrieben, seine Worte glühten förmlich davon.

„Ihr wisst doch gar nicht, was für ein Glück ihr hattet! Schön, das Alter, in das euch das Gift geworfen hat, war nicht das beste. Aber ich bin mir sicher, mit ein paar Tests hier, ein paar Versuchen da… hätte ich den Schlüssel zum ewigen Leben in der Hand gehalten!“
 

Shinichi schüttelte es, plötzlich wusste er, warum sich der Chemiker und sein Boss so glänzend verstanden hatten.

Sie waren beide abstoßend, widerlich und… krank.
 

Bordeaux’ Lunge bebte noch immer, nur langsam brachte er sie wieder unter seine Gewalt, schüttelte fast schon traurig den Kopf.

„Es hätte alles so schön werden können… wenn du Sharon diesen verfluchten Stick nicht gegeben hättest!“
 

„Sie hat ihn nie bekommen.“

Shinichis Stimme klang fest, die Waffe, welche Bordeaux noch immer auf ihn richtete, konnte ihn nicht erschüttern. Vielleicht brachte er den Boss der schwarzen Organisation so endlich zu Fall.

„Vermouth hat ihn nicht.“
 

Der Glanz aus Bordeaux' Augen war verschwunden, mit einem Mal wirkten sie vollkommen leer, aus seinen Lippen war das Blut gewichten, blau, kalt und zitternd formten sie seine Worte.
 

„Wie bitte?“
 

Shinichi lächelte überlegen, die Waffe in den Händen seines Gegners ließ er jedoch nicht aus den Augen.

„Dieses Spiel haben wir beide bestritten, auch ich habe gewisse Züge unternommen.“
 

Bordeaux legte die zweite Hand um seine Waffe.

Wut stieg in ihm auf, brachte seine Hände zum Zittern.

Es war als würde ihm eine innere Stimme befehlen, diesen Kerl vor sich endlich abzuknallen.

Aber er konnte nicht… Shinichi Kudo sollte nicht sterben, nicht so.
 

Der Oberschüler schien es zu spüren, nun war es an ihm, die mit Schnee und Asche bedeckte Umgebung mit seiner Stimme zu füllen.
 

„Um ein solches Spiel zu spielen, ist es von Nöten, immer zu überlegen ‚Was wäre, wenn?’. Pläne von A bis Z anlegen, sodass man individuell reagieren kann… war dem nicht so?“

Er konnte sich ein Lächeln einfach nicht verkneifen.

Als Vermouth Shinichi die Taktik von Bordeaux erläutert hatte, musste er einfach mit diesem Gedanken spielen.

Der Boss der Organisation rührte sich nicht, seine Gesichtszüge schienen wie eingefroren durch den bitterkalten Wind.

„Es war riskant, den Stick nicht einfach so bei Vermouth zu lassen.

Durch das, was Sharon mir jedoch bereits erzählt hatte, konnte ich relativ sicher gehen, dass Sie um seine Existenz erst wissen würden, wenn es schon zu spät war.

Tatsächlich ist ausgerechnet dieser Fall ja nun auch eingetreten.

Die Frage war nun, was sie wohl denken würden, wenn sie im Wissen, dass Teile Ihres Hauptquartiers in Flammen stehen, zu sehen bekommen, dass ich ihnen in die Quere gekommen bin.

Nach Ihrer Ansprache, dass ich selbst das FBI an den Tatort locken würde und so zu Vermouth führen würde, war es logisch, dass es der einfachste Weg für mich war, ihnen die Daten in die Hände zu spielen.

Sie mussten also glauben, ich hätte ihn bei ihr gelassen und der Stick wäre mittlerweile in den Händen des FBI’s.“

Shinichi konnte sich ein triumphales Lächeln nicht verkneifen, als er sah, wie ein Funken Erkenntnis plötzlich über das Gesicht Bordeaux’ huschte.
 

„Fakt ist, dass ich es diesmal war, der Ihnen bei diesem Spiel einen Schritt voraus war. Denn ich habe die Daten nicht einfach bei Vermouth gelassen, das Ganze war zu vorhersehbar.

Sie hätten jemand danach suchen lassen können…

Mein Glück ist es, dass Sie es nicht getan haben, dass Sie geglaubt haben, es wäre schon zu spät. Denn, wenn man heraus gefunden hätte, dass besagte Beweise nicht bei Sharon sind, hätten Sie mich nur in dieser Folterkammer verrotten lassen müssen…

Sie hätten mit den Daten abhauen und die Organisation in Windeseile wieder aufbauen können.

Sie haben einen Fehler gemacht… sich schlicht und einfach verrechnet…“

Ein paar kleine Funken zerzausten Shinichi das Haar.
 

„Sie haben sich geirrt.“
 

„Mit Ihren Rachegelüsten und dem leichtsinnigen Auftrag Whiskys haben erst Sie dafür gesorgt, dass ich die Beweise in Sicherheit bringen konnte.

Nicht ich… sondern Sie haben die Organisation zerstört.“
 

Shinichis Atem zitterte, noch immer donnerte sein Herz gegen seine Brust, die Aufregung in ihm ebbte nur langsam ab.

Geschafft.

Es war riskant gewesen… das Alles.

Den Stick zu behalten, darauf zu bauen, dass man ihn ihm nicht abnehmen würde.

Der Einsatz bei diesem Spiel war hoch gewesen.

Doch es hatte sich gelohnt.

Das starre Gesicht Bordeaux' verfiel langsam zu einem zitternden Lächeln.

Es brach zusammen, wie das Hauptgebäude in Shinichis Rücken, welches sich langsam in Rauch auflöste.

Er hatte einen Fehler gemacht…

Er hätte das alles verhindern können!

Bordeaux’ Augen huschten wütend über den jungen Detektiv, dieser Kerl hatte ihn ausgetrickst!

Er hatte ihn geschlagen, weil Bordeaux es zugelassen hatte…

Ein Fehler.

Zum ersten Mal… zum ersten Mal in seinem Leben hatte er einen Fehler gemacht… und der kostete mehr als nur sein Leben.
 

Aber er war nicht allein…

Ein genüssliches Grinsen zog sich über Bordeaux’ Wangen.

Shinichi Kudos triumphales Lächeln würde ihm gleich im Halse stecken bleiben.
 

Ein heiseres Lachen aus der Kehle dieses Mannes brachte Shinichi zum Frösteln, er sah ihn nun wieder an, die dünnen Lippen zuckten, seine Stimme war bedrohlich wie immer und doch konnte Shinichi erkennen, dass etwas in Bordeaux zerbrochen war.
 

„Ich habe tatsächlich einen Fehler gemacht…“ Traurig schüttelte er den Kopf, seine Stimme jedoch brannte vor Hinterlist und Spott.

„…dann sind wir ja schon zu zweit.“
 

Shinichis Augen wurden groß.

Was hatte dieser Kerl gesagt?

Bordeaux’ Blick hatte sich plötzlich gewandelt, seine Augen hatten sich zu Schlitzen verzogen und auf seinen dünnen Lippen lag ein grausames Lächeln.

Seine sonst so wohl klingende Stimme war plötzlich nichts weiter als ein Zischen, er genoss jedes Wort.
 

„Sag mal Kudo… warum schwitzt du eigentlich so?“
 

„Was?“
 

Die bittere Erkenntnis, die kurz über Shinichis Gesicht huschte, verbannte der Oberschüler sofort wieder in die hinterste Ecke.

Mit zitternden Fingern fasste er sich an die Stirn.

Sie glühte förmlich.

Erschrocken nahm er seine Hand zurück, besah sich wie in Trance den feuchten Glanz auf seinen bebenden Fingern, während Bordeaux höhnisch auf ihn einredete.
 

„Hier draußen ist es bitter kalt, und du glühst förmlich.“
 

„Das- das Feuer, das ist das Feuer.“

Shinichi redete, ohne sich selbst zu hören.

Es war das Feuer, er war zu lange drin gewesen.

Es musste das Feuer sein.
 

Bordeaux sah den Jungen vor sich mit bekümmerter Verachtung an.

Er war nicht gut im Lügen, nicht mal, wenn er sich selbst belog.

Auch wenn er versuchte, sich selbst etwas anderes einzureden, so wusste Shinichi Kudo doch, dass er verloren hatte.
 

„Du weißt, was es ist, Kudo… du weißt es ganz genau.“
 

Shinichi sagte nichts, fasste sich erneut an die Stirn, sie war schon wieder nass.

„Nein.“

Keuchend ballte er die Hände zu Fäusten, das durfte einfach nicht sein.

Bordeaux' Stimme drang wie durch eine dichte Nebelwand zu ihm, nur langsam schaute Shinichi auf.
 

„Auch du hast dich verrechnet, Shinichi Kudo… ich habe gelogen.“
 

Das grinsen auf den Lippen des Bosses wurde immer breiter.

„Ich bin sicher Whisky ist von deiner hohen Meinung über ihn geschmeichelt, aber ich muss zugeben, so gut ist er dann auch nicht, das er auf die Schnelle ein Gegengift herstellen könnte.

Nein… die Droge, die dir deinen Körper wieder gegeben hat, ist die von Sherry selbst, und dass ihr Mittelchen noch ein paar kleine Macken aufweist muss ich dir wohl nicht sagen…“

Shinichis Pupillen rasten hin und her, doch Bordeaux konnte den verzweifelten Blick seines Gegners nur belächeln.

„Du hast mich tatsächlich geschlagen, Kudo, du hast gewonnen und wirst doch alles, alles verlieren.“

Wütend presste der Oberschüler die Lippen aufeinander, der Hohn in Bordeaux' Stimme brannte sich in seine Seele ein.

„Du hast jegliche Mittel, um dich zu retten, ausgelöscht. Indem du mich vernichtet hast, hast du auch dein eigenes Leben für immer zerstört. Ich habe die Daten nicht auf den Laptop übertragen, alles was dich noch hätte retten können, steht in deinem Rücken in Flammen. Aber den Gnadenstoß, mein lieber Mr. Holmes, hast du dir selbst gegeben.

Du hast mir leichtfertig geglaubt, du wolltest mir glauben… vielleicht hat dich dein schlechtes Gewissen dazu getrieben?

Schließlich hattest du die Wahl…

Nicht wahr?

Du hattest dein Leben in der Hand, Shinichi Kudo, aber du hast dich für die Gerechtigkeit entschieden… nicht für sie.“
 

<Nein.> Gequält atmete Shinichi ein, er bekam kaum Luft, die Worte Bordeaux' prasselten wie Schläge auf ihn nieder.
 

Bordeaux' Stimme wurde wieder ruhiger, er sprach ohne Hast, aber auch ohne Angst, die seine Stimme zum Zittern bringen könnte.

„Ich werde nicht auf ein Urteil warten, Mr. Holmes, ich werde mich nicht einsperren lassen, sodass mir nur noch die Entscheidung bleibt, ob Strick, Spritze oder Stuhl!“

Er lachte verächtlich auf.

„Nein… nichts da, ich lasse mir diese Macht nicht nehmen.“
 

„Was?“

Erschrocken sah Shinichi, wie die Waffe in Bordeaux' Hand zitterte, sein Finger lag gefährlich nah am Abzug.
 

„Du hast mich geschlagen, Shinichi Kudo. Du hast mich zerstört, aber ich werde nicht gehen, ohne dich mit mir in den Abgrund zu ziehen.

Wir werden gemeinsam untergehen.“

Das Lächeln, welches sich nun auf den Lippen Bordeaux' kräuselte, ließ Shinichi zusammenzucken.

Der Regen aus den glühenden Überresten, der auf die beiden nieder fiel, brachte Bordeaux' Augen zum Glänzen… ein letztes Mal.
 

„Viel Spaß in der Hölle… Shinichi Kudo.“
 

„Nein!“
 

Shinichi hatte Bordeaux’ Bewegung gesehen.

Er wollte es verhindern, doch als der Schuss fiel, durchzuckte ihn ein heftiger Schmerz und brachte ihn zu Fall.
 

Er kam zu spät…
 

Während die Flammen das Hauptquartier immer weiter auffraßen, färbte sich der Schnee vor der brennenden Kulisse langsam dunkel.

Für einen kurzen Moment war ein schwaches Röcheln zu hören, doch dieser letzte Funken Leben wurde von dem kalten Wind davon getragen.

Shinichi wagte es nicht, aufzusehen, sein Atem ging stoßweise, in unregelmäßigen Zügen. Er musste nicht hin sehen… um zu wissen, dass es vorbei war.

Bordeaux war tot.

Der Geruch des Blutes stieg dem Oberschüler in die Nase, vergrößerte seine Übelkeit.
 

Der Schnee zog das rote Lebenselixier gierig in sich auf.

Innerhalb von wenigen Sekunden hatte sich ein dunkelroter Teppich um Bordeaux ausgebreitet, bettete ihn scheinbar zur ewigen Ruhe.
 

Shinichi kniete noch immer, er hatte nicht die Kraft, nicht den Willen aufzustehen.

Zitternd krallte er die Finger in den Schnee, die Kälte des Eises drang schon lange nicht mehr zu ihm durch.

Er hätte es verhindern müssen.

Er hatte gesehen, wie Bordeaux die Waffe an die Schläfe legte… und ganz im Gegensatz zu ihm…hatte er geschossen.

Der Boss der Organisation war Herr über den Tod geblieben, über seinen eigenen.

Seine Augen waren leer, schienen nun wirklich nur noch aus Eis zu bestehen, das kein Leben mehr in sich trug.

Allein auf seinen Lippen lag noch immer das grausame Lächeln.

Er war mit der Gewissheit gestorben, dass auch Shinichis Leben ein Ende haben würde.
 

„Nein!“ Keuchend presste er die Augen zusammen.

Er wartete nur darauf, dass der Schmerz, der eben seinen Körper durchzuckt hatte, wieder kehrte.

Bordeaux hatte Recht…

Shinichi hatte ihn besiegt… und doch war er gerade dabei, das Spiel zu verlieren.

Er würde wieder zu Conan werden.

Und diesmal gab es nichts und niemanden, der ihn retten konnte.

Alle Informationen hatte Bordeaux im Gebäude zurück gelassen… und er selbst hatte seinen Ausweg in den Händen gehalten.

Jetzt konnte er nicht mehr zurück.

„Verdammt!“ Er schrie auf, zitterte am ganzen Leib, als der Schmerz ihn ein weiteres Mal durchzuckte.
 

Diesmal jedoch blieb seine Stimme nicht ungehört.
 

Er hörte Schritte, sah mit Schmerz verzerrtem Gesicht auf, doch sein Blick war von Hitze und Qual verschleiert, er sah nicht, wer da auf ihn zu gerannt kam.
 

„Shinichi!“

Yusaku beschleunigte seine Schritte, als er ihn am Boden sah.

Er betete, flehte und hoffte, dass es seinem Jungen gut ging!

Viel zu lange hatte er gebraucht, um diesen Ort hier zu finden, panisch war er durch das Gebäude geeilt, bis dieser Schuss ihn zu einer offenen Tür führte.

Als er endlich aus dem brennenden Gebäude kam, sah er ihn fallen.

In diesem Moment hatte Yusaku Kudo geglaubt, sein Herz würde für immer stehen bleiben.

Erst als er sah, dass sich sein Sohn bewegte, war er aus seiner Starre aufgewacht.
 

Jetzt ließ er sich neben ihn in den Schnee sinken, legte ihm die Hand auf die Schulter und versuchte das Zittern Shinichis zu stoppen.

„Shinichi? Was ist mit dir? Bist du verletzt?

Hörst du mich, Shinichi?“

Ungewohnte Panik schwang in der Stimme des Autoren mit.

Er versuchte den Blick seines Sohnes zu fangen, doch das, was er sah, ließ ihn glauben, dass Shinichi schon längst nicht mehr unter den Lebenden weilte.

Seine Augen waren leer.

Wie in Trance starrte Shinichi ins Nichts.
 

„Shinichi, verdammt komm zu dir!“

Yusaku hatte ihn an den Schultern gepackt, schaute ihn energisch an.

„Mhm?“ Der Angesprochene blinzelte erschrocken, erst jetzt erkannte er, wer da vor ihm kniete.

„Vater?“ Yusaku nickte erleichtert, doch die Besorgnis kehrte schnell in seinen Blick zurück.

Shinichi war blass, bis auf ein paar Blessuren, schien ihm aber nichts zu fehlen. Warum sah er dann jedoch so schlecht aus?

„I- Ich konnte es nicht verhindern. Ich hab ihn gestellt aber – er, er hat einfach abgedrückt.“

Yusaku schluckte, sein Blick wurde ernst, kurz schweiften seine Augen hinüber zu der Leiche, die langsam von der Asche bedeckt wurde, er konnte nur erahnen, wer dort im Schnee lag.

„Schon gut Shinichi… schon gut.

Das FBI ist da, die Organisation gibt es nicht mehr.

Deinetwegen.“
 

„Nein… nein, ich habe versagt.“
 

Noch ehe Yusaku sich über die Worte seines Sohnes wundern konnte, durchzuckte Shinichi ein heftiger Schmerz.

Keuchend krallte er die Hand an seine Brust.

<Nein bitte. Nicht jetzt!>

In seinen Augen stand Verzweiflung geschrieben.

„Um Himmels Willen, Shinichi, was ist mit dir?“

Doch der antwortete nicht, schnappte nur keuchend nach Luft, der Schmerz wollte und wollte nicht abebben.

Er hatte keine Kraft mehr sich dagegen zu wehren, er sackte langsam zusammen, spürte, wie sein Kopf den Schnee berührte.

Die Kälte verschaffte ihm kurz wieder einen klaren Gedanken.

Er sah das besorgte Gesicht seines Vaters über ihn gebeugt.

In Yusakus Augen stand Panik geschrieben.

Er sollte ihn nicht sehen, er sollte nicht hier sein… nicht jetzt.

„Geh… Bitte!“
 

Doch Yusakus Miene wurde nur noch ernster.

„Ich werde jetzt nicht gehen, Shinichi.“ Unverständlich, ja fast schon wütend schüttelte er den Kopf.

„Was ist los mit dir? Bist du verletzt, hat man dir-“

Seine Stimme erstarb, als er die Antwort in den Augen seines Sohnes las.
 

<Conan.>
 

Shinichi wusste, was ihm bevor stand und was es für ihn bedeutete, die Qual stand deutlich in seinem Blick geschrieben.

Sie würden ihn verlieren…
 

Yusaku spürte, wie sich sein Magen umdrehte, als er seinen Sohn so sah.

Wieso hatte das Ganze nicht endlich ein Ende für ihn?

„Bitte… geh doch.“
 

„Nein!“

„Mhm?“ Langsam öffnete Shinichi die Augen, sah seinen Vater überrascht an.

Der achtete gar nicht auf seinen Sohn, streifte sich die Jacke von den Schultern und bettete vorsichtig Shinichis Kopf darauf.

„Aber was-?“

Yusaku setzte sich neben ihm im Schnee und ergriff die Hand seines Sohnes. Shinichi schaute ihn verwundert an.

Was sollte das?

„Egal was du sagst, Shinichi, ich werde hier jetzt nicht weggehen.

Deine Mutter und ich haben dich schon viel zu oft allein gelassen.

Im Grunde… im Grunde ist das hier alles meine Schuld.

Wenn du willst, sehe ich weg.

Aber ich werde nicht gehen.“

Ungläubig schaute Shinichi zu seinem Vater auf, der jedoch sah nur stur in den Schnee, sodass er seinen Sohn nicht sehen konnte.

Was tat er ihm da an?

Was tat er ihnen allen an?

Wie konnte er nach Hause kommen… als…

Er schloss die Augen, atmete zitternd ein.

Wie konnte er wieder zu ihr kommen?

So.
 

Erneut durchzuckte der Schmerz ihn.

Die Hitze wurde immer unerträglicher, seine Haut, seine Knochen, alles brannte wie Feuer.

Yusaku hörte, wie er stöhnte.

Zwang sich weg zu sehen, nicht in Panik auszubrechen, einfach nur… für ihn da zu sein.
 

Shinichi verlor hier gerade mehr als nur sein Alter.

Er verlor sein Leben, sich selbst… und Ran.

Das alles wurde ihm gerade aus der Seele gerissen.

„Ich hab es ihr gesagt!“

Yusaku zuckte zusammen, als er Shinichis von Schmerz verzerrte Stimme hörte.

„Sie- Ran weiß es.

Wie kann ich ihr das jetzt noch antun?

Das geht nicht… nicht so.

Ich kann es nicht!“
 

Er wollte es nicht, doch Shinichi konnte nicht verhindern, dass sich seine Finger in die Hand seines Vaters bohrten.

Der Schmerz war zu groß.

Yusaku zuckte kurz zusammen, presste die Lippen fest aufeinander, zwang sich aber weiterhin weg zu sehen.

Shinichis Martyrium an seiner Seite war für ihn kaum zu fassen.

Er hatte es ihr endlich gesagt.

Shinichi hatte ihr ihre Liebe gestanden, nach all dem, was die beiden durchmachen mussten, waren sie endlich zusammen gewesen.

Und jetzt wurde er erneut aus seinem und aus ihrem Leben gerissen.

Yusaku schluckte, bohrte die Finger seiner anderen Hand in den kühlen Schnee.

„Shinichi…“ Seine Stimme war ernst.

„Ich bin mir sicher, es wird einen Weg geben-“
 

„Nein!“
 

Er war laut geworden, der Schrei seines Sohnes hatte ihn überrascht, erschrocken sah Yusaku nun doch zu ihm… und erschrak.

In Shinichis Gesicht stand pure Hoffnungslosigkeit in großen Lettern geschrieben, vermischte sich mit seinem Schmerz.

Hoffnungslosigkeit und… Wut.
 

Als Shinichi seinen Blick streifte sah der Autor ertappt zur Seite.

„Nein, den gib es nicht.

Ich selbst habe dafür gesorgt, dass es ihn nicht gibt.“

Shinichi atmete gequält ein.

Warum?

Warum hatte er sich auch so entschieden?!
 

„Ich hatte die Daten über das Gift in der Hand… ich hatte sie in der Hand!“

Seine Worte waren ein einziger Fluch.

„Ich hätte sie mitnehmen sollen, Herrgott! Statt- Stattdessen habe ich mich für Beweise entschieden… Beweise gegen die Organisation!“

Verdammt, ich habe Ran dafür hergegeben…“

Seine Stimme flaute ab.

„Für ein paar lächerliche Beweise.“
 

Er biss sich auf die Lippen, schmeckte Blut, doch der Schmerz wollte und wollte nicht enden… vor allem der in seinem Inneren quälte ihn.

„Ich habe sie verraten…

Eigentlich-“

Er stockte, der Schmerz raubte ihm den Atem.

„Eigentlich hab ich sie mehr nicht verdient.

A-Aber ich will… ich will sie nicht verlieren!“

Seine Worte waren kaum mehr als ein Flüstern.
 

Yusaku antwortete nicht, drückte die Hand seines Sohnes ein wenig fester, als er spürte, wie sie ihm langsam entglitt.

Das war nicht fair.

Es war einfach nicht fair…

Er wusste, dass nichts, was er sagte, nichts was er tat, irgendwas an dem änderte, was Shinichi gerade durchmachte.

Immer enger schloss sich seine Hand um die seines Sohnes. Er spürte, wie seine Finger ihm abhanden kamen, sie immer kleiner wurden.

Sie verloren ihn… gerade in diesem Moment verloren sie Shinichi wirklich…
 

Shinichis Herz zog sich zusammen, die glühenden Funken über seinem Kopf verschwammen langsam und verschwanden in der Dunkelheit.

Er hatte versagt.

Er hatte sie verloren, eigenhändig aus seinem Leben gelöscht.

Für immer.
 

„Du hattest Recht… ich, ich konnte diesen Fall nicht lösen.“
 

Das schwache Wispern Shinichis brach Yusaku das Herz.

Endlich wurde sein Atem wieder gleichmäßiger, die Dunkelheit hatte ihn erlöst… doch der Autor wusste, dass das erst der Anfang war.
 

Yusakus Seufzen zitterte, langsam ließ er Conans Hand los.

Betrachtete traurig das leichenblasse Gesicht seines Sohnes.
 

„Nein Shinichi… ich hab mich geirrt.

Ganz gewaltig geirrt.“

Frohe Weihnachten

Frohe Weihnachten
 

Ein fröhliches Hallo an alle ^___^

Bevor ich euch zum Kappi entlasse möchte ich sagen wie leid es mir tut das es diesmal erst so spät kommt *schäm* ich war mit der Schule unterwegs daher ging es leider nicht anders >//<

Ich danke euch sehr für euer Interesse an der Geschichte und für eure Kommentare *freu*

Also dann viel Spaß beim Lesen!

Liebe Grüße eure Shelling
 


 

Es roch nach Plätzchen, Zimt, Lebkuchen… es duftete nach Weihnachten.

Die Herrin des Hauses selbst hatte für diese Atmosphäre gesorgt, Yukiko war früh am Morgen aufgestanden und seit dem wie eine Wilde durchs Haus gefegt, hatte hier geschmückt, da gebacken und dort geputzt.
 

Schließlich war es Weihnachten…
 

Als Yusaku schließlich die Treppe hinunter stieg, war Yukiko gerade dabei gewesen, die Verzierung der Plätzchen zu vollenden. Sie bestrich die Smileys auf den Keksen mit weiterer Farbe, sodass die fröhlichen Gesichter aussahen, als hätten sie zu viel billiges Make-up aufgetragen.

Yusaku seufzte, als er ihr vorsichtig die zitternde Tube Zuckerguss aus der Hand nahm und sie so weit wie möglich weg stellte.

Es gab nichts mehr zu tun.

Zwar hatten sie dieses Jahr keinen Baum, aber alles andere war perfekt.

Es gab nichts, was sie noch tun konnte.

Nichts, womit sie sich noch ablenken konnte.
 

Yukiko sah erst auf, als ihr Mann den Zuckerguss gegen eine Tasse frischen Kaffees tauschte, sich selbst einen brühte und zu ihr an den Küchentisch setzte.
 

Mit sturem Blick schien er die kleinen Astlöcher in der Tischplatte zu zählen, nippte ab und zu an seiner Tasse Kaffee.

Nicht mal eine Zeitung gab es an diesem verfluchten Tag!

Doch die ehemalige Schauspielerin wusste, dass das Ausbleiben des neusten Titelblatts nicht für die tiefe Falte und die dunklen Ringe unter den Augen ihres Mannes verantwortlich war.

Yukiko schluckte, schaute schnell wieder in ihre Kaffeetasse.

Lange hielt sie dem Anblick nicht stand.

Auch wenn sie es wohl nicht geglaubt hätte, aber der Ausdruck in seinem Blick war schlimmer als gestern. Yusakus Augen waren gestern Abend leer, heute jedoch stand ein ganzer Roman in ihnen geschrieben, ein Roman, dessen Autor er selbst war, ein Buch aus Reue und Schuld.

Yusaku machte sich für dieses Dilemma verantwortlich. Erst, weil er sich mit Shinichi gestritten hatte, war dieser ganze Stein ins Rollen gekommen.
 

Yukikos Blick wurde trüb, lustlos rührte sie den cremefarbenen Schaum in ihrer Tasse unter.

<Wir wollten doch nur das Beste für dich… Shinichi.>

Sie hatten ihm helfen wollen, ihn außer Gefahr bringen wollen, sie wollten das alles für ihn tun… weil keiner von ihnen wirklich geglaubt hatte, dass Shinichi die Organisation besiegen könnte.

Und weil sie Angst um ihn hatten.
 

Nun… er hatte es geschafft.

Er hatte es ihnen gezeigt!

Aber der Preis, den er nun dafür zahlte, war hoch… es kostete mehr, als ihr Sohn zu geben bereit war.
 

„Das ist nicht fair!“

Ihr leises Schluchzen drang zu Yusaku durch, er schaute auf, wandte den Kopf dann jedoch rasch wieder ab.

Er konnte es nicht sehen.

Konnte diesen Blick nicht ertragen, mit dem sie ihn gestern schon angesehen hatten, sie alle…
 


 

Sie hatten auf ihn gewartet.
 

Man hatte Ran und die Kinder nach Hause gefahren.

Die Sanitäter hatten bestätigt, dass die junge Frau eine leichte Rauchvergiftung davon getragen hatte, ihre von der Hitze ausgelöste Ohnmacht hätte jedoch Schlimmeres verhindert.

James Black hatte nicht schlecht gestaunt, als die Kinder plötzlich mit den Daten von Shinichi kamen, von denen sich innerhalb von wenigen Minuten bestätigte, dass sie das Aus für die Organisation bedeuteten.

Zusammen mit Ran hatte Jodie sie dann jedoch zu den Kudos gefahren.

Als Ran schließlich wach wurde, erzählten ihr die Kinder begeistert, dass Shinichi sie gerettet hatte und die Organisation geschlagen sei.

Also warteten natürlich alle mit Begeisterung auf ihren Helden.
 

Als es dann endlich an der Haustür der Kudos klingelte, sprang der ganze Trupp auf und rannte zur Tür.

Yukiko war die Erste, die den Türgriff erreichte, sie schien sich nicht weiter darüber zu wundern, dass ihr Mann nicht selbst aufschloss, sondern öffnete mit einem von Vorfreude geprägten Lächeln die Tür.

„Yusaku! Gott sei dank, dir geht es gut!“ Der Stein, der in diesem Moment von ihrem Herzen fiel, schien ihre Gedanken in diesem Moment mit seinem Poltern zu übertönen.
 

Sie sah ihn nicht.
 

Starrte stattdessen von Heiji zu Yusaku und wieder zurück, überhäufte die beiden Männer mit Fragen, deren Antworten eigentlich offensichtlich war.

„Yusaku, wo habt ihr Shinichi gelassen? Geht es ihm gut?“

Als der Angesprochene dann endlich aufblickte, blieb ihr fast das Herz stehen. Sie waren blass, sowohl Heiji als auch Yusaku sahen aus, als wären sie gerade dem Tod von der Schippe gesprungen.

„Yusaku, was-?“

Dann erst sah Yukiko ihn, machte entsetzt einen Schritt zurück und fing an, wie in Trance mit dem Kopf zu schütteln.
 

Auch die Anderen konnten nun einen Blick auf ihn erhaschen.

Yusaku hatte ihn im Arm, zweifellos der Grund, warum der Schriftsteller nicht einfach die Haustür aufgeschlossen hatte. Er hatte beide Hände schützend um seinen Sohn gelegt, der scheinbar friedlich in seinen Armen schlief.
 

„Nein!“

Rans Wort war kaum mehr als ein verzweifeltes Einatmen, das sich mit einem Schluchzen vermischte.
 

Entsetzt schlug sie sich beide Hände vor den Mund.

Sie spürte die Hitze, die sich nun in ihren Augen sammelte und sich in wässrigen Perlen in ihren Augenwinkeln anstaute.

„Shinichi…“ Ihre von Unglauben, Angst und Trauer verzerrte Stimme beförderte alle Anwesenden wieder in die Realität.
 

Mehrere Augenpaare ruhten auf dem kleinen Jungen, dessen eine Hand vollkommen von dem viel zu langen Ärmel des Pullovers verdeckt wurde, während sich die kleinen Finger der Anderen Hilfe suchend in das Hemd seines Vaters krallte. Er war blass, allein die Schrammen und blauen Flecken sorgten für ein wenig Farbe in seinem Gesicht.
 

Selbst den Detektive Boys verschlug dieser Moment den Atem.

Sie hätten nach allem, was sie gehört hatten, nicht daran geglaubt, Conan noch einmal wieder zu sehen… jedenfalls nicht so.
 

Endlich löste sich Yukiko aus ihrer Starre. Mit tränenerstickter Stimme ging sie auf Yusaku zu, tastete ihrem kleinen Sohn vorsichtig das Gesicht ab.

„Mein Gott, Yusaku! Fehlt ihm was? Hat er sich verletzt? G- Geht es ihm gut?“ Der Blick des Autors ging durch sie hindurch, zwar hatte er sie gehört, aber eine Antwort ging ihm alles andere als leicht über die Lippen.

Das Luftholen fiel ihm schwer, sein Atem zitterte, als er zu sprechen begann.

„Bis auf ein paar Blessuren hat er nichts… aber nein, nein ich würde nicht behaupten, dass es ihm gut geht.“

Seine Lippen wurden zu einem verbitterten Strich.

Sein Blick wanderte hinunter zu dem kleinen Jungen, den er schützend in seinen Armen hielt.

Er war nicht mehr aufgewacht seit… seit diesem Moment.

Die Anstrengung, die Angst und sein Sieg über die Organisation forderten ihr Opfer, das jedoch aus mehr bestehen würde, als aus Schlaf.
 

Yusakus Blick schwenkte zu ihr…

Ran hatte sich noch immer nicht gerührt, allein ihre Hände waren nun wieder unten, die Tatsache jedoch, dass die junge Frau sie krampfhaft zu Fäusten ballte, verriet, was für ein Sturm in ihrem Inneren tobte.

Sie verstand es nicht …

Sie verstand es einfach nicht!

Wieso, wieso war er wieder… wieder Conan?

Das Ganze sollte doch permanent sein, dauerhaft, für immer…

Eine einsame Träne rollte ihr über die Wange, der Anblick des schlafenden Kindes sprengte ihr Herz in tausend Teile.

Jetzt, wo er wieder Conan war, war Shinichi mehr denn je unerreichbar für sie.

Er schlief zwar… doch auch an der scheinbar friedlichen Miene des Grundschülers ließ sich erkennen, dass er auch bei Morpheus keine Ruhe fand.

Wieso musste er diesen Preis zahlen…

Nach allem, was er getan hatte, nachdem er sie gerettet hatte… warum war dann nicht auch Shinichi wenigstens ein bisschen Glück vergönnt?

Warum?
 

„Was… was ist passiert?“

Ihre Stimme hatte einen heiseren Klang, doch auch die Hand ihres Vaters, die sich daraufhin auf ihrer Schulter wieder fand, konnte diesen nicht verjagen.

Yusaku schaute sie müde an, sein Blick wirkte geschlagen, er wollte es nicht, er hatte nicht die Kraft, es ihr zu erzählen, nicht heute.

„Verzeih mir, Ran… aber ich werde Shinichi jetzt erst mal ins Bett bringen, wir reden morgen.“

Er sah ihr nicht in die Augen, während er sprach.

Eigentlich sah er keinen an, als er durch die kleine Truppe schritt und die Treppe zu Shinichis Zimmer hinauf stieg.
 

„A- Aber…?“

Ran sah ihm nach… Yusakus Verhalten hinterließ einen bitteren Geschmack auf ihrer Zunge.

„Lass gut sein, Ran.“

Überrascht wandten sich die Anderen zu dem Detektiv um, Heiji hatte endlich die Tür geschlossen und den Wind ausgesperrt.

Sein Blick wirkte ebenso trüb wie der Yusakus.

Die ganze Zeit hatte er es nicht geschafft, seinen Freund anzusehen… im Gegensatz zu ihnen allen hatte Yusaku ihm schon von dem Ende dieses Siegeszuges erzählt.

Holmes war tatsächlich zusammen mit Moriarty in die Tiefe gestürzt.
 

Wie die Hölle Shinichis jedoch aussehen würde, ahnte wohl noch keiner von den Anderen, die Hoffnung stand jetzt schon in Rans Augen geschrieben.

So leicht würde sie nicht aufgeben… aber was… was, wenn sie erfuhr, dass ihr Kampf schon längst verloren war?

Heiji schluckte, er war nicht in der Lage. reinen Tisch zu machen, nicht heute Abend.

Sie waren alle müde, Ran sollte sich eigentlich noch ausruhen und die Kinder gehörten um diese Zeit sowieso schon ins Bett.

„Wir reden morgen, ich denk diese Nacht war anstrengend genug für uns alle.“
 

Dabei hatte man es dann auch belassen, gemeinsam hatten Eri und Kogoro es geschafft, ihre Tochter davon zu überzeugen, mit ihnen zu fahren und erklärten sich im selben Moment dazu bereit, die Kinder zu Hause abzuliefern.

Sie gingen mit, unter dem Versprechen, am nächsten Morgen wieder zu kommen.
 

Yusaku hatte es ihr noch am gleichen Abend erzählt.

Seine Stimme war ruhig, aber immer, wenn sie ihm in die Augen sah, wusste sie, dass etwas in ihrem Mann kaputt gegangen war.

Als er darauf zu sprechen kam, dass er bei ihm gewesen war, in diesem Moment brachte es den sonst so wortgewandten Schriftsteller ins Stottern.

„Es… es war einfach grauenhaft, Yukiko…“

Während er da saß und ihr erzählte, was geschehen war, wurde Yukiko bewusst, dass ihr Mann an diesem Abend um Jahre gealtert war.

„Ich, ich konnte ihm nicht helfen. Ich konnte nur zusehen, wie… wie-“

Er kniff die Augen zusammen, das Bild von dem Leiden seines Sohnes hatte sich in ihm eingebrannt.

Yusaku stöhnte auf, schaute betrübt auf seine zitternde Hand.

„Ich habe ihn nicht halten können, Yukiko…“
 

„Ich konnte es nicht…“
 


 

Sie hatte ihm zugehört, ihn beruhigt, ihm gesagt, es sei nicht seine Schuld… sie war für ihn da gewesen.

Und dafür schämte er sich jetzt.

Er hatte ihr gar nicht alles erzählen wollen, eigentlich wäre es besser gewesen, Yukiko hätte das alles gar nicht gewusst. Aber es ging nicht anders, gestern Abend war einfach alles aus ihm heraus gebrochen…

Yusaku seufze ernüchtert, schaute betrübt in seine Kaffeetasse.

Vielleicht war es gar nicht verkehrt…, dass Shinichi ihr die Geschichte dann wenigstens nicht erzählen musste.

Zumindest etwas, das ihm erspart blieb.
 

Als nacheinander Heiji und Kazuha die Treppe hinunter stiegen, wurde klar, dass Yusaku in dieser Nacht wohl nicht der Einzige gewesen war, der etwas Gewicht von seinen Schultern hatte nehmen müssen.

Kazuhas Wangen waren gerötet, ihre Atemgeräusche glichen noch immer einem leisen Schluchzen… er hatte es ihr offensichtlich erzählt.

Und die junge Frau schien sich nur allzu lebendig vorstellen zu können, was dies für Shinichi als auch für Ran bedeutete.
 

Mit einem verlegenen „Guten Morgen“ setzen sich die beiden Oberschüler an den reich gedeckten Weihnachtstisch…

Dieses Wort hatte heute noch keiner in den Mund genommen.

Es klang falsch…

Das alles war falsch.

Die ganze Atmosphäre wollte nicht zu der Stimmung passen, die im Hause Kudo herrschte. Das Fest der Liebe machte sich über die, die es eigentlich feiern sollten, lustig.

Mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen schielte Yukiko jedoch zu Kazuha rüber, um deren Hals wohl das Weihnachtsgeschenk von Heiji baumelte.

Wenigstens für diese beiden schien es ein Happy End zu geben.
 

So recht wollte sich keiner an dem Tisch zu einem Gespräch durchringen, die Zeit verging, indem sich jeder mehr oder weniger seinem Frühstück widmete. Während Yukiko der Bissen immer wieder sichtlich im Hals stecken blieb, schaute sie immer wieder zur Uhr, sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass ihr Sohn noch immer friedlich schlief.

Yusaku bemerkte die nervösen Blicke seiner Frau und auch ihre beiden Gäste schienen mit ihren Gedanken eher bei Conan zu sein, als bei ihrem Frühstück.

Die Tatsache, dass Kazuha der Honig vom Toast floss, während sie stumm in ihre Kaffeetasse blickte, war wohl Beweis genug.

Irgendeiner musste diesen Schritt jetzt einfach tun.

Yusaku seufzte, stellte seine Kaffeetasse auf Seite, stützte sich an der Tischplatte ab und stand auf.
 

„Ich werde mal nach ihm sehen.“
 

Alle Augen richteten sich auf ihn, waren erleichtert, aber auch unsicher, mitfühlend und fragend.

Heiji war sich nicht sicher, ob er nicht vielleicht mitkommen sollte. Als ob der Autor von seinen Gedanken wüsste, schüttelte er den Kopf, drückte ihm als Dank für dieses stumme Angebot kurz die Schulter und verschwand nach oben.
 

Vor Shinichis Zimmertür angekommen, holte Yusaku noch einmal tief Luft, ehe er vorsichtig an das dunkelbraune Holz klopfte.

„Shinichi? Ich bin’s…“

Eine Zeit lang hörte man nichts von der anderen Seite.

Dann jedoch ertönte seine Stimme… Conans Stimme.

„Komm rein.“
 

Yusaku trat ins Zimmer, der Duft von Weihnachten drang kurz in den Raum, wurde von ihm jedoch schnell wieder ausgesperrt, als Yusaku die Tür schloss. Bei dem Anblick, der sich dem Schriftsteller bot, kam er jedoch ins Stocken.

Mit allem hatte er gerechnet.

Dass Shinichi vielleicht wirklich noch geschlafen hatte.

Dass er sich einfach in seinem Zimmer verkrümelte und keinen sehen wollte.

Dass er so tat als wäre nichts…

Aber ganz sicher nicht damit.
 

Er packte seine Sachen.
 

Drei große Koffer, die sich der Grundschüler, weiß der Himmel, aus welcher Ecke des Dachbodens zusammengesucht hatte, standen offen auf seinem Bett und blockierten so die halbe Matratze.

Sein Kleiderschrank und diverse Schubladen standen offen, schon jetzt befanden sich Klamotten aller Größen in den Koffern verteilt wieder, im Moment jedoch war er an seinen Büchern zu Gange.

Ein paar seiner Lieblingsstücke hatte er schon sicher verstaut, sodass das Bücherregal nun ein paar hässliche Lücken aufwies.
 

Conan hatte ihm den Rücken zu gekehrt, stand scheinbar unsicher vor der Holmes-Reihe. Immer wieder nahm er ein Buch raus, stellte es aber kaum zwei Sekunden später wieder rein… nur, um die ganze Prozedur dann aufs Neue fast schon zwanghaft zu wiederholen.
 

Yusaku schluckte, schaute sich die Arbeit seines Sohnes betrübt an.

Es hatte bereits begonnen, schon gestern hatte Bordeaux' Rache angefangen, Shinichi zu zerstören. Etwas in ihm fiel langsam auseinander, funktionierte nicht mehr richtig. Wie bei einem kaputten Uhrwerk, dass die gleiche Bewegung immer und immer wieder ausführte.
 

Langsam ging Yusaku auf ihn zu.

Wirklich registriert hatte Shinichi ihn anscheinend noch immer nicht.

Sein Vater schritt an ihm vorbei, suchte sich eine freie Stelle auf der Bettkante und setze sich.
 

Shinichi konnte ihn nun aus dem Augenwinkel heraus sehen.

Seine Bewegungen verloren sich, wurden langsamer, ehe er sie gänzlich einstellte.
 

Er biss sich auf die Lippen, in seinem Inneren herrschte Chaos.
 

Sein Vater war dabei gewesen, nie hätte er gewollt, dass auch nur einer seiner beiden Eltern wusste, was er da durchmachte… geschweige denn, war.

Er konnte sich nicht vorstellen, wie es für sie war, den eigenen Sohn wie im Zeitraffer jünger werden zu sehen.

Sein Vater, er hatte es gesehen…

Hatte gesehen wie sein Erwachsener Sohn unter schmerzen wieder zu diesem kleinen Verfluchten Grundschüler wurde!

Wie er wieder ein Kind wurde…

Shinichi schluckte, schaute betreten zur Seite.
 

Er hatte versagt.

Auf ganzer Linie versagt, bei allem, was er tun wollte.

Er hatte sie schützen wollen… stattdessen hatte er sie alle in Gefahr gebracht und dafür gesorgt, dass seinem Vater das Bild seines schrumpfenden Sohnes wohl ewig in Erinnerung blieb.

Das alles hatte er nie gewollt.

Nie.
 

„Es tut mir Leid.“
 

Yusaku schaute seinen Sohn überrascht an, der nur langsam seinen Blick hob.

Conan musste nicht lange warten, bis sich der verwirrte Blick seines Vaters wandelte. Als hätte jemand in den Augen des Schriftstellers umgeblättert, wechselte die Seite von Erstaunen zu Sorge… und Mitleid.

Conan schluckte, genau das wollte er nicht sehen!

Er sollte ihnen nicht Leid tun… er war es, der ihnen dieses Leid bescherte, dann sollte es doch bitte nicht auch er sein, den sie auch noch bemitleideten.

Yusaku seufzte, er ahnte, was in dem Gedanken seines Sohnes vor sich ging und schüttelte langsam mit dem Kopf.

„Es gibt nichts, wofür… du dich bei mir entschuldigen musst, Shinichi. Es war meine Entscheidung, nicht deine.“ Conan blickte ihn nur kurz an, sah dann aber schnell zur Seite. Sie wussten beide, dass es nicht so einfach war… dass dem Schriftsteller dieses Bild noch nach hing, aber keiner von ihnen würde dieses Thema jetzt wieder anschneiden.
 

Mit einer kurzen Handbewegung bedeutete Yusaku seinem Sohn sich neben ihn zu setzen. Widerwillig gehorchte der kleine Junge und kletterte neben seinen Vater auf sein Bett.

Er sah wirklich schlecht aus…

Blass, mit dunklen Rändern unter den Augen und so, wie er da saß, die Beine lustlos über die Bettkante baumeln ließ, irgendwie… geschlagen.

<Das ist nicht fair, Shinichi… einen derartigen Absturz hat nicht mal Holmes hinnehmen müssen.> Yusaku schaute ihn bedauernd an. Nachdem, was Ran erzählt hatte, das FBI rekonstruierte und er von Shinichi wusste, konnte er sich langsam ein Bild von dem machen, was gestern Abend passiert ist. Shinichi hat den Boss der Organisation, Bordeaux gestern Abend noch gestellt, er hatte ihn nicht entkommen lassen wollen.

Er hatte ihn geschlagen… auch wenn Shinichi in jenem Augenblick noch nicht wusste, dass dieser Kerl auch noch eine Überraschung für ihn in der Hinterhand hielt.
 

„Sag mal… steht dein Angebot noch?“
 

Conans helle Stimme riss ihn aus seinen Gedanken, der Junge sah ihn fragend, aber mit einem getrübten Blick an. Yusaku schluckte, es war vorauszusehen, dass die Augen Shinichis nie wieder anders aussehen würden… etwas in ihm war gestern Abend tatsächlich gestorben.
 

Yusaku musste nicht lange überlegen, was er meinte, angesichts der Koffer konnte es sich nur um Amerika handeln, auch wenn das wohl vor wenigen Tagen nicht wirklich ein Angebot gewesen war.

„Natürlich steht es noch, Shinichi, wenn du willst, kannst du mit uns kommen.“

Conan nickte knapp

„Ich nehme an, ihr habt den Flug schon gebucht?“

Yusaku lächelte ertappt, natürlich hatten sie das… für sie stand es außer Frage, dass Shinichi mitkommen würde.

„Ja… aber allerdings erst für Morgen früh. Wir…, ich und deine Mutter dachten, du würdest gerne noch Weihnachten hier feiern.“

Yusaku schnappte nach Luft, das Ganze war einfach entsetzlich.

„Es tut mir Leid, Shinichi… wir haben dir gar keine andere Wahl gelassen! Wir hätten das mit dir besprechen müssen. Stattdessen haben wir dich mit dieser Idee einfach so überfallen. Wenn ich vorher ein wenig nachgedacht hätte, dann wäre das hier alles-“
 

„Hör auf!“
 

Conans scharfe Worte brachten seinen Vater tatsächlich zum Schweigen.

Er schluckte, fuhr sich müde über die Stirn und fuhr in einer sanfteren, aber nicht weniger eindringlichen Art und Weise fort.

„Sie hätten mich so oder so bekommen. Es spielt keine Rolle, was vor ein paar Tagen war. Bordeaux hatte das alles durch und durch geplant, wann ich ihm in die Hände falle, war ihm dabei egal. Unser Streit, du… kannst nichts dafür. Also hör bitte auf dir jetzt Vorwürfe zu machen, das is echt das Letzte, was ich noch will. Ihr wolltet mir helfen… weil ihr dachtet ,das alles sei zu gefährlich für mich.“ Conan lachte bitter auf.

„Wie man sieht, hattet ihr diese Gedanken nicht zu Unrecht. Ihr hattet Recht und ich war es, der nicht hören wollte…“ Seine Stimme ebbte ab.

<Und ich allein bin Schuld an meiner Lage.>
 

Yusaku schaute ihn lange an.

Nach allem, was er durchgemacht hatte, nach allem, was bei ihrem Streit gesagt worden war, gab er ihm nicht die Schuld.
 

Conan schien die Blicke seines Vaters auf seiner Haut zu spüren, unwohl knetete er sich die Hände im Schoß.

„Wie geht es Ran? Ist… ist sie schon da?“

Yusaku spürte, wie sein Herz sich zusammenzog, nur langsam schüttelte er den Kopf.

„Ihr geht es gut, der Rauch hat ihr nur wenig Schaden zugefügt. Und nein… nein sie ist noch nicht da.“

Conan nickte stumm, biss sich auf die Lippen.

Yusaku beobachtete ihn, er ahnte was in seinem Sohn vorgehen musste, die Situation jetzt war nur der Anfang … es Ran zu sagen, würde ihn gänzlich zerstören.

„Shinichi … wenn du willst kann ich-“

„Nein… nein.“ Conans Blick klebte an seinem Fußboden, während er sprach.

„Ich… es ist nett gemeint, aber ich muss das selbst machen. Es geht nicht anders.“ Seine Stimme erstarb, ihm wurde jetzt schon übel, wenn er an das dachte, was nachher kommen würde, was er ihr antun musste…
 

Es war die reinste Folter… sie hatten es doch gerade erst geschafft, er hatte es ihr gesagt und sie waren zusammen gewesen.

Gestern noch, in diesem stickigen Labor hatte er mit ihr die ersten gemeinsamen Stunden verbracht.

Und jetzt… lag es an ihm, ihr die Wahrheit zu sagen, ihre Hoffnungen und Wünsche so für immer zu zerstören… ausgerechnet an Weihnachten.
 

Yusaku sah ihn noch eine Weile an, stand dann aber auf, er wusste, dass das Letzte, was Shinichi jetzt gebrauchen konnte, irgendein Zuschauer war, der das Ganze mitverfolgte. Er musste erst selbst damit zu recht kommen und dabei konnte ihm niemand wirklich helfen.

„Wenn du etwas essen willst, unten ist alles vorbereitet.“ Damit ging er zur Tür, stockte jedoch, als er seine von Bitterkeit gefüllte Stimme hörte.
 

„Ich habe versagt.“
 

Der Satz, den sein Sohn gestern Abend schon unter Schmerzen gestammelt hatte, ließ Yusaku zu Eis erstarren, sofort kamen ihm die Bilder wieder in den Kopf, die er seitdem versuchte zu verdrängen.

Er schluckte, drehte sich langsam zu seinem Sohn um.
 

Conan wirkte winzig auf dem großen Bett, er hatte die Hände im Schoß gefaltet, schaute mit leerem Blick auf den Fußboden seines Zimmers.

In diesem Moment wurde Yusaku einmal mehr deutlich, dass Bordeaux sein Ziel wirklich erreicht hatte… er hatte Shinichi Kudo mit in den Tod gerissen und das, was nun von ihm übrig war, war weit weniger als der kleine Conan.
 

Seine Stimme spiegelte sein Inneres wieder, sie war gebrochen.

„Ich hatte nicht nur mein… sondern auch ihr Leben in der Hand. Damals wusste ich noch gar nicht, dass er vorhatte, mir dieses Gegengift zu geben und trotzdem hab ich es getan. Ich hab mich gegen Ran entschieden, ganz… ganz bewusst. Ich hätte wissen müssen, dass sich ein solches Gegenmittel nicht in ein paar Minuten herstellen lässt… ich hätte einfach warten sollen, wenn ich es ihr nicht gesagt hätte wäre alles hab so schlimm.“

Er seufzte, schaute trostlos zu Boden.

„Du hattest Recht! Mit allem, was du sagtest…“

Yusaku schluckte kurz, die Worte seines Sohnes hallten noch lange in ihm nach, bis er sich zum Sprechen durchringen konnte.
 

„Nein, Shinichi… nein, das hatte ich nicht.

Ganz im Gegenteil, du hast es uns gezeigt, uns allen.

Was glaubst du, wie lange das FBI der Organisation schon auf den Fersen ist, wie lange diese Behörde diese schwarzen Verbrecher schon jagt?

Nur mit deiner Hilfe ist ihnen heute Abend der Durchbruch gelungen.

Die Organisation hatte ihre schwarzen Fäden über den gesamten Globus gesponnen. Indem du gestern Abend die Beweise in die Hände des FBI’s gegeben hast, hast du sie für immer zerstört, Shinichi.“
 

Yusakus Stimme zitterte nicht, er sprach langsam und deutlich.

„Ich kann mir vorstellen, wie makaber es sich in deinen Ohren anhört, aber Shinichi, eigentlich kannst du stolz auf dich sein…

Ich jedenfalls bin es.“
 

Conan schaute auf, sah ihn mit leicht geöffnetem Mund entgeistert an.

Als sich Yusaku dann jedoch zu einem kurzen Lächeln durch rang, konnte Shinichi seinem Blick nicht mehr standhalten.

Warum zum Henker sagte er es ihm jetzt?

Jetzt… wo es doch nun wirklich keinen Grund gab auf ihn stolz zu sein…

Er hatte es sich gewünscht, schon oft.

Nur diesmal konnten die warmen Worte seines Vaters nicht das Gefühl in ihm hervorrufen, auf das er so gehofft hatte.

Shinichi schluckte bitter, rutschte von der Bettkante und wandte sich nun wieder seinen Koffern zu. Das untrügliche Zeichen für seinen Vater doch jetzt bitte zu gehen.
 

Yusaku blieb noch eine Weile an der Tür stehen, sah dem Treiben seines Sohnes mit bedauernswerten Blick zu.

„Ich weiß, du glaubst, du hast dich gegen Ran entschieden, sie betrogen und hintergangen.“

Er hörte, wie Shinichi nach Luft schnappte, doch Yusaku sprach zu Ende.

„Ich glaube nicht, dass dir diese Entscheidung leicht gefallen ist, Shinichi… viele, sehr viele hätten sich wohl für ihr eigenes Glück entschieden.

Aber nicht du. Und das ist etwas, das man dir sehr hoch anrechnen kann, Sohnemann… sehr hoch. Ich glaube nicht, dass Ran gewollt hätte, dass du diese Verbrecher entkommen lässt.“ Mit einem letzten Satz schloss Yusaku die Tür, ließ seinen Sohn allein im Zimmer zurück.

„Du hast das Richtige getan, Shinichi.“
 

Conan hörte, wie sich die Tür leise schloss, wieder drang der süße Duft von Plätzchen an seine Nase, doch dafür konnte sich der Grundschüler derzeit nicht wirklich erwärmen.

Er zitterte am ganzen Leib, hatte die Hände zu Fäusten geballt und die Augen fest zusammen gekniffen.

<Wenn ich das Richtige getan habe… warum verdammt noch mal ist es dann so schwer!> Er schluckte, fuhr sich mit der Hand über Stirn und Gesicht und ließ sie auf seinem Mund liegen. Qualvoll atmete er ein, schüttelte unwillig den Kopf und zwang sich zur Ruhe.

Er sollte packen… Morgen um diese Zeit ging schließlich sein Flieger.
 

Doch so ruhig, wie der Grundschüler es sich wünschte, sollte dieser Tag nicht verlaufen. Zwar konnte Yusaku Heiji und die Anderen davon überzeugen, dass es besser wäre, Shinichi jetzt ein wenig Zeit zu lassen, aber nur fünfzehn Minuten später klingelte jemand an der Tür, der sich nicht so einfach abwimmeln ließ.
 

„Ran.“
 

Yukiko hatte ihr geöffnet, sah, wie das Mädchen schon an der Tür drängelte, doch auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein schwaches Lächeln ab.

„Guten Morgen, Frau Kudo… Fröh- Fröhliche Weihnachten.“

Yukiko zwang sich dazu, ihre Tränen zu unterdrücken.

Ran hatte noch keine Ahnung von den wirklichen Ausmaßen dieser Katastrophe.

„Ist Shinichi da?“ Die Angesprochene nickte automatisch.

„In seinem Zimmer… aber Ran, du solltest jetzt nicht-“

Doch es war zu spät, mit einem entschuldigenden Lächeln hatte sich die Oberschülerin an ihr vorbei geschoben und hastete in voller Wintermontur die Treppe hoch.

Yukiko sah ihr verzweifelt nach, sie konnte sie jetzt nicht mehr aufhalten.

Das Ganze würde in Tränen enden, so viel stand fest.
 

Shinichi ahnte es, er hatte es schon beim Klingeln vermutet und wusste nun genau, wer vor seiner Tür stand.

Ran holte kurz Luft, klopfte, wartete aber nicht auf ein herein.

„Shinichi?“

Langsam trat sie ins Zimmer… sie wusste, sie würde ihn nicht finden, ihm nicht um den Hals fallen können, als frisch verliebtes Pärchen, das sie jetzt nun einmal waren… im Moment gab es nur Conan.
 

Als sie jedoch sah, was ihr Freund gerade machte, stockte auch ihr der Atem, ihre von Kälte geröteten Wangen wurden fahl.

<Was wird das… Shinichi?>

Er hatte sich nicht zu ihr umgedreht, legte gerade einen seiner Pullover in den Koffer und hielt erst inne, als sie zum zweiten Mal seinen Namen sagte.

„Shinichi, was-?“

„Geht es dir gut?“ Conans Stimme hinterließ eine frische Wunde in ihrer Seele, wenn sie es schon kaum noch ertragen konnte… wie musste es dann für ihn sein?

„Ja… ja mir geht es gut, dank dir… und Heiji.“

Sie schluckte, warum tat er ihr das an?

Warum drehte er sich nicht endlich zu ihr um?

„Shinichi… was- was machst du da?“
 

Rans Stimme zitterte leicht, ihnen beiden war wohl bewusst, wie dämlich diese Frage eigentlich war, schließlich war die Antwort eigentlich offensichtlich.

Conan legte den Kopf in den Nacken, starrte für einige Sekunden an die Decke und holte tief Luft. Da mussten sie jetzt durch… sie beide.
 

„Ich packe Ran… das sieht man doch.“

Er hatte sich umgedreht, war aber nicht in der Lage, ihr jetzt in die Augen zu sehen. Sie biss sich auf die Lippen, das ungute Gefühl in Rans Innerem verstärkte sich immer mehr.

„Aber… aber wieso denn, Shinichi?“

„Ich werde morgen früh mit meinen Eltern nach Amerika fliegen, Ran.“

Rans Augen wurden groß, entsetzt sah sie ihn an.

„Schon morgen?!“

Die ersten Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln, doch Conan sah es nicht, er wollte es nicht sehen, denn sonst hätte er die Stärke seiner Stimme wohl nicht aufrecht halten können.

„Ja, morgen. Warum wundert dich das, Ran? Du selbst wolltest doch noch vor ein paar Tagen, dass ich mit ihnen gehe.“ Er klang gekränkt, seine Worte waren ein Schlag ins Gesicht für das junge Mädchen.

Das musste er doch eigentlich wissen.

Ran schluckte schuldbewusst.

„Jetzt… jetzt will ich das aber nicht mehr.“

Sie hatte es gesagt… sie hatte ihm gesagt, er solle mit seinen Eltern gehen, aber damals war die Sachlage doch noch eine völlig Andere!

Er war in Gefahr gewesen… und sie wollte ihn in Sicherheit wissen.
 

„Ich will nicht, dass du gehst, Shinichi.“
 

Das Flehen in ihrer Stimme raubte ihm den Atem, Conan rang nach Luft, spürte, wie er erneut zu zittern begann.

Warum war das Ganze auch so schwer?

Er schluckte, fuhr sich mit der schweißnassen Hand über die Stirn.

„Es geht nicht anders, Ran. Es geht einfach nicht… nicht so.“
 

Ran schluchzte kurz, als sie das Bedauern in Shinichis Stimme hörte.

Das konnte es doch nicht gewesen sein!

Sollten die wenigen Stunden, die sie zusammen verbracht haben, etwa schon alles sein, was ihnen vergönnt war?

<Nein. Nein, das lass ich nicht zu, Shinichi.>

Störrisch wischte sich Ran eine Träne von der Wange.

„Doch, das geht!“

Die Lautstärke in Rans Stimme ließ Conan nun doch aufsehen. Das, was er sah, drehte ihm jedoch den Magen um.

Sie wollte nicht aufgeben… so leicht gab sich Ran Mori nicht geschlagen.

„Ich werde einfach warten, Shinichi… es hat doch schon die ganze Zeit funktioniert. Vielleicht findet man ja noch etwas in dem Gebäude, oder die Befragungen der Gefangenen ergeben etwas. Oder Ai wird irgendwann-“
 

„Lass das, Ran!“
 

Die Angesprochene gehorchte, biss sich bei dem wütenden Ausdruck in Conans Augen auf die Lippen.

„Man wird nichts mehr finden, Ran.

Nichts.“

„Wie- Wie kannst du dir da so sicher sein, Shinichi?“

Der Angesprochene schluckte, wich ihrem Blick kurz aus.

„Ich weiß es… glaub mir.

Und bis Ai, wo auch immer sie ist, ein Gegenmittel hergestellt hat, können noch Jahre ins Land gehen… so sie es überhaupt jemals schafft.“

Seine Stimme war von Bitterkeit geprägt als er sprach, Ran aber wollte nicht glauben, was sie in den Augen des kleinen Jungen las, sie wollte nicht glauben, dass er aufgegeben hatte.
 

„Aber ich kann doch-“

„Was?“

Shinichi schaute sie wütend an, er wusste es war nicht richtig, wusste, dass er sie verletze… aber nur so, nur so würde es gehen.
 

„Was willst du, Ran? Warten? Wie lange denn? Zehn, Zwanzig Jahre?“

Er lachte bitter, seine Stimme war kaum mehr als ein leises Zischen.

„Das kannst du nicht...

Glaubst du, ich sehe mir dieses Theater so lange an?

Sehe zu, wie du dich langsam selbst zerstörst?

Nur weil du glaubst, dass für mich tun zu müssen!

Ich lasse das nicht zu, Ran, ich lasse nicht zu, dass du für mich noch einmal dein Leben riskierst! Oder glaubst du im Ernst, ich wüsste nicht, dass du die Scheibe im Labor ganz einfach hättest einschlagen können. Schau mich nicht so an, denn ja, ich weiß es.

Was, wenn ich dich nicht hätte retten können… was dann?

Sag mir, Ran… sag mir, warum du sie nicht einfach eingeschlagen hast, warum du nicht einfach geflüchtet bist?

Sag mir, warum du in diesem verdammten Ding beinahe gestorben wärst!

Warum?“

Die Lunge des Grundschülers bebte vor Aufregung, die Angst die er gestern Nacht um seine Freundin hatte, mischte sich nun mit seiner Wut.

Warum in Gottes Namen musste sie auch so stur sein?!
 

Ran schaute ihn entsetzt an, so hatte sie ihn noch nie erlebt…

Er hatte sie noch nie so… so angeschrien.

Immer mehr Tränen sammelten sich in ihren Augen, ertappt schaute sie zur Seite, knetete nervös ihre Hände.

„Weil… weil ich auf dich gewartet habe.“
 

Conan atmete lautstark aus, die Antwort war genau die, die er befürchtet hatte. Für eine schier endlose Zeit herrschte Stille zwischen den Beiden, keiner wagte es, etwas zu sagen, bis schließlich Conan einen ruhigen Wunsch aussprach.
 

„Bitte geh jetzt, Ran.“
 

Die Angesprochene erwachte aus ihrer Lethargie, Rans Herz schlug ihr bis zum Hals, entsetzt schaute sie den Grundschüler an.

Ihre Stimmte bestand aus kaum mehr als einem leisen Flüstern.

„Was?“

Conan biss sich auf die Lippen, alles in ihm wehrte sich dagegen, er sollte es nicht sagen, er wollte es doch eigentlich auch gar nicht!

Es fühlte sich an, als würde jemand sein Herz mit beiden Händen umklammern und zusammendrücken… bis nichts mehr davon übrig war.

Er schnappte nach Luft, wiederholte mit leichtem Zittern in seiner Stimme, was er gesagt hatte.
 

„Ich möchte, dass du gehst, Ran… bitte.“
 

Rans Pupillen rasten hin und her.

Das konnte er doch nicht ernst meinen, das- das konnte er doch nicht wirklich wollen!

„Nein.“

Langsam, wie in Trance begann sie den Kopf zu schütteln.

Conan konnte hören, wie immer mehr Tränen in dumpfen Trommelschlägen auf den Boden fielen. Er versuchte, nicht aufzusehen, er wusste er konnte ihren Anblick nicht ertragen… feige, wie er war.

Warum war sie auch so unendlich stur?!

„Nein, nein bitte, Shinichi, ich-“
 

„Hör auf damit, Ran!“

Er wurde laut.

„Aber-“

„Nein, nichts aber. Du sollst aufhören. Ich bin nicht Shinichi. Den Shinichi, den du suchst, gibt es nicht mehr, der Shinichi… der dir gestern seine Liebe gestanden hat, existiert nicht mehr.

Shinichi Kudo wird nie wieder existieren.“

Conans Lunge brannte, aber auch in seinen Augen lag ein verräterischer Glanz. Er schluckte, blinzelte ein paar Mal und verbannte das Wasser wieder dorthin, wo es hin gehörte.
 

Ran sah ihn nur an.

Sie wusste nicht, was sie noch denken sollte, das alles kam ihr vor wie ein schlechter Scherz, ein böser Traum… aus dem sie nur allzu gerne zusammen mit Shinichi fliehen würde.

Sie holte ein letztes Mal zitternd Luft, sie wollte ihn nicht einfach so hergeben.

„Wir können doch-“
 

„NEIN!“

Seine Stimme bebte, er schrie sie an.

Conan zitterte, mittlerweile war er wohl wirklich irgendwie wütend auf sie… warum musste sie es ihm auch so schwer machen.
 

„Nein Ran… und jetzt geh verdammt noch mal!“
 

Er sah auf, sah die Tränen in ihren Augen.

Doch sein Blick blieb hart.
 

„Es ist vorbei.“
 

Der endgültige Ton Conans war wie ein Stich in ihr Herz.

Sie schlug sich die Hand vor den Mund, schüttelte unverständlich den Kopf und verschwand unter unterdrücktem Schluchzen aus dem Raum.
 

Es war vorbei … ein für allemal.
 

Hinter ihr fiel die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss, der Shinichi scheinbar von den Füßen riss.

Angeschlagen taumelte er zurück, ließ sich an der Bettkante hinunter rutschen, bis der Fußboden ihn auffing.

Mit angezogenen Knien und den Kopf auf den Händen gestützt, saß er da und versuchte krampfhaft Luft zu holen. Er hatte das Gefühl, als würde sich sein Herz bei jedem Schlag unter Schmerzen zusammenziehen.
 

Diesmal hatte er sie endgültig verloren…
 

Eigentlich hatte er sie nicht gehen lassen wollen.

Er wollte nicht nach Amerika.

Nicht weg von seinen Freunden…

Nicht weg von Ran.

Aber er hatte diese Wahl nicht.

Es war das Beste für sie alle… wenn er jetzt ging.

Er hatte Ran verraten, ihre Liebe einfach so hintergangen.
 

<Ich hab dich nicht verdient, Ran. Ich hab dich einfach nicht verdient…> Conan versuchte zu schlucken, wischte sich stur über seine brennenden Augen.

Shinichi wusste, dass sie geblieben wäre… die ganze Zeit über…

Sie hätte ihr Leben weggeworfen für ihn.

<Ich kann dich nicht mit in diesen Abgrund reißen, Ran…

Wenigstens du sollst deine Chance bekommen.>

Unwillig biss sich der kleine Junge auf die Lippen.
 

Sie sollte ein anderes Leben führen…

Ein Leben... ohne ihn.

Neumond

23. Neumond
 


 

Hallo,
 

Ich begrüße euch Herzlich zum letzen Kapp dieser Reihe ^___^

Jaa… ihr habt richtig gehört ^.~

Nach diesem Text is erst mal Schluss…

Deswegen ist es auch ein wenig länger ausgefallen ^///^

Da ich mich zum Schluss noch einmal melden möchte entlasse ich euch jetzt in den Text!

Ich wünsche viiiiel Spaß beim Lesen!

*Keksehinstell*
 


 

Conan saß noch immer auf dem Boden seines Zimmers, sah den von Ran aufgescheuchten Staubflocken zu, wie sie im kalten Winterlicht des Fensters ihren stillen Tanz vollzogen.

Sie war vielleicht ein paar Minuten weg.

Er wusste es nicht. Shinichi konnte nicht einschätzen, wie lang er hier nun schon so saß. Zeit schien für ihn kaum noch zu existieren.
 

Seine Gedanken hingen ihr noch immer nach, er hörte nicht, wie plötzlich ein Poltern laut wurde, als rase eine Herde Wildschweine durchs Haus. Der Krach zog sich die Treppe rauf, aber erst als Heiji ohne anzuklopfen und mit hoch rotem Gesicht seine Tür aufriss, wurde sich Conan des Lärms überhaupt bewusst.
 

„Sag mal, tickst’e noch ganz richtig?!!“
 

Der Osakaer stand mit bebender Lunge in der Tür.

„Du kannst Ran doch nich so-“

Doch er stocke, sein Mund stand kurz offen, Heiji führte seinen Satz nicht zu Ende. Conan saß da wie ein Häufchen Elend auf dem Bett, in seinem Rücken stapelten sich halb gepackte Koffer.

<Was geht denn hier ab?>

Erst jetzt wurde ihm die Situation überhaupt bewusst. Conans Blick, als er endlich zu ihm aufsah, sagte alles.

Er sah müde aus, erschöpft… und geschlagen.

Heiji biss sich auf die Lippen, die Organisation hatte es geschafft, den letzten Tropfen Kampfgeist aus Shinichi Kudo heraus zu pressen.
 

Conan sah ihn nur kurz an, sagte nichts zu dem ungehobelten Verhalten seines Freundes sondern rappelte sich mit einem kleinen Seufzen auf und drehte ihm den Rücken zu.

Es war unhöflich… und eigentlich überhaupt nicht Shinichis Art, aber er hatte jetzt einfach keine Lust auf Heiji.

Die ganze Sache hatte seine Nerven ohnehin schon strapaziert, er konnte einfach nicht mehr.
 

Seinen Freund jedoch schien das Ganze wenig zu interessieren.
 

„Was zur Hölle treibst’de denn hier, Kudo?“

Heiji stand noch immer auf der Türschwelle und traute seinen Augen nicht.

Conan jedoch ging nicht auf die Aufregung seines Kollegen ein, sondern erklärte fast schon nebensächlich den Stand der Dinge.

„Ich packe, oder wonach sieht das hier aus? Ich dachte, mein Vater hätte es dir erzählt, Heiji… ich fliege morgen mit ihnen nach Amerika.“

Heiji fiel buchstäblich die Kinnlade hinunter, er schaute seinen Freund entsetzt an, brachte erst spät ein brüchiges Nicken zustande.

„Mhm… ich kann verstehen, dass du jetzt erst mal Ruhe brauchst Kudo, aber-“

„Ich bleibe, Heiji.“ Conan schluckte, drehte sich nun doch zu ihm um.

„Ich bleibe in den Staaten.“
 

Conan schaute bei Seite, als er sah, wie die Züge seines Freundes langsam entgleisten. Unter seiner braunen Haut schimmerte ein blasser Teint.

„Das… das kann doch nicht dein Ernst sein, Shinichi!“

Doch der kleine Junge nickte.

„Ist es, Heiji, es ist mein voller Ernst. Ich dachte, du wüsstest, was los ist… bezüglich des Gegengifts. Glaubst du im Ernst, dass ich euch,… dass ich Ran es antun will, mich aufwachsen zu sehen…noch einmal?“ Conan schluckte, spürte, wie seine eigenen Worte ihm eine Gänsehaut bescherten.

„Nein… ganz sicher nicht.“
 

„Deswegen habe ich Ran gebeten zu gehen… sie soll sich nicht von mir verabschieden müssen.“
 

Heiji starrte ihn unverständlich an, schüttelte nur langsam mit dem Kopf.

„Das war doch noch lang kein Grund, sie so raus zu werfen. Mein Gott, die is weinend vor dir geflüchtet, Kudo! Und außerdem…“ Er schüttelte tadelnd den Kopf, schaute den Grundschüler skeptisch an.

„Seit wann gibst’e denn bitte so schnell auf, Shinichi?! Ich mein, noch is nicht gesagt, ob man nich doch irgendwo was findet. Du kannst doch nicht einfach so-“
 

„SAG MAL, VERSTEHST DU’S NICHT, HATTORI?!“
 

Conan schrie ihn an, in seinen Augen mischte sich seine Verzweiflung mit Wut.
 

„Ich habe Ran verraten! Ich habe sie eingetauscht gegen ein paar Beweise, ein paar lächerliche Beweise! Es war ihr gegenüber nicht fair!

Ich hab sie nicht mehr verdient, Heiji!“

Der Detektiv aus Osaka schluckte, versuchte ruhig zu bleiben.

Die Organisation hatte es nicht geschafft, Shinichi umzubringen, aber das, was gerade in ihm vorging… war ziemlich nah dran.
 

„Aber Kudo… die Chance besteht doch immerhin noch, dass Ai irgendwann-“
 

„Ja ganz recht Heiji, irgendwann!

Und bis dahin? Soll ich Ran warten lassen? Du weißt, dass das nicht geht… sie hat’s in den letzten Tagen ja kaum noch aus gehalten. Ich werde ihr das bestimmt nicht antun!“

Conan zitterte, jede Faser seines Körpers war bis aufs Äußerste gespannt. Warum wollte dieser Kerl ihn denn nicht endlich verstehen!

Er holte Luft und seine Lunge gab dieser Bewegung zitternd nach, er hatte Heiji ja eigentlich gar nicht anschreien wollen, er konnte ja nichts dafür, er versuchte ihm doch nur zu helfen.
 

Conan stöhnte, massierte sich zittrig die Schläfe, während er sprach.

„Hör zu Heiji, ich dank dir, dass du Ran da raus geholt hast… aber hör bitte auf, mir jetzt eine Predigt zu halten, ich habe Ran bestimmt nicht gern so behandelt… es blieb mir einfach nichts anderes mehr übrig Hattori. Ich hab versagt, Heiji! Sag mir… was hab ich davon, was hab ich davon, dass ich die Organisation ausgehoben habe? Was hat Ran davon? Nichts… rein gar nichts!“

Die Augen des Grundschülers wurden von einem trüben Nebel verschleiert, seine letzten Worte waren kaum mehr als ein Flüstern gewesen.
 

Heiji starrte seinen Freund nur regungslos an.

Shinichi Kudo hatte aufgegeben…

Er hatte tatsächlich aufgegeben!!

Und das, obwohl er gerade wohl den größten Triumph seiner ganzen Laufbahn hinter sich gebracht hatte, gab er jetzt auf… einfach so.

„Das kannst du nich machen, Kudo! Nur, weil du hier grad mal in Selbstmitleid ertrinkst, kannste doch nich einfach so aufgeben!“
 

Der kleine Junge sah kurz zu ihm hoch, schüttelte dann mit einem bitteren Lächeln fast schon herablassend den Kopf.

„So eine große Wanne gibt’s gar nicht, Heiji, die mein Selbstmitleid auffangen könnte, wenn ich es loslassen würde! Glaub mir… es gibt nichts mehr, was ich noch tun kann…“ Conans Stimme verhallte stumpf im Raum, hinterließ bei seinem Freund noch immer nur Fassungslosigkeit.

Die Hilflosigkeit, aber auch der fehlende Mut machte Shinichi mehr denn je zu dem Kind, das er eigentlich nicht war.
 

In Heiji fing es leise an zu brodeln. Das ganze war nicht fair… und nicht richtig! Nein, es war einfach falsch. Kudo war schon so weit gekommen… und jetzt lief er einfach davon?!

Wofür hatte er gekämpft, wenn er jetzt aufgab?

Wofür?
 

„Verdammt, Kudo, das kann doch nicht dein Ernst sein! Nach allem, was passiert is, willst’de jetzt einfach so abhauen? Nein, das- das bist einfach nich mehr du, Kudo.“ Heijis Stimme bebte, fast könnte man meinen, dass ein Hauch Verachtung in seinen Worten lag. Ausgerechnet er, ausgerechnet Shinichi Kudo gab jetzt auf!
 

Conan aber schaute ihn nur an, langsam wurde es ihm zu viel… er konnte nicht mehr. Es machte keinen Sinn mehr, noch länger darüber nachzudenken. Der Kampf, von dem sein Freund sprach, war schon längst begangen worden.

Und er hatte verloren… er war es Leid, Shinichi war einfach viel zu müde, um seine letzte Kraft noch in eine Hoffnung zu stecken, die nicht nur ihn, sondern auch alle anderen bitter enttäuschen würde. Der kleine Junge lachte bitter auf, es klang rau, aber sein Blick zeigte nun langsam die wachsende Wut in ihm.

„Grandios geschlussfolgert, werter Kollege! Aber du hast Recht, den Shinichi Kudo, den du und Ran hier sucht, den gibt es nicht mehr!“

Heiji aber schüttelte nur bedauernd den Kopf.

„Und ob es den noch gibt, Kudo! Du willst es nur nicht zulassen… du willst Ran das glauben lassen, damit es leichter wird. Aber so, wie ich dich kenne, hast du’s Ran ja nich mal gesagt! Du hast ihr nicht gesagt, was du getan hast… du hast sie einfach raus geschmissen, Kudo! Das hat sie nicht verdient!“
 

„Glaubst du, ich habe das gern getan!? Glaubst du, ich habe sie gern raus geschmissen und ihr gesagt, es sei vorbei!?“

Die Stimme des Kleinen war nun gefährlich laut, aber die Vorwürfe, die Heiji ihm machte, waren einfach zu viel.

Conans Stimme erstarb bei dem letzten Satz, gebrochen schaute er zu Boden.

Er wusste, was er tat, als er weiter sprach, er wusste, dass es ungerecht war, dass es seinen Freund treffen würde, dennoch sagte er es. Die bittere Wut in seinem Inneren machte ihn blind dafür, er würde es bereuen, aber das war Shinichi in diesem Moment egal.

„Ich hätte es nicht tun müssen… ich hätte Ran nicht so behandeln müssen, wenn sie es erst gar nicht gewusst hätte… wenn ich ihr es nicht gesagt hätte!“

Seine Stimme wurde allmählich leiser.

„Wenn ich auf deinen verdammten Rat nicht gehört hätte, wäre es nur halb so schlimm für sie.“ Conan schluckte, schaute betrübt zur Seite.
 

Er spürte Heijis Blicke auf seiner Haut, der ihn getroffen anstarrte.

Der Schlag hatte gesessen.
 

Kudo hatte auf seinen Ran gehört… deswegen ging es beiden jetzt so schlecht. Wahrscheinlich wäre es anders auch nicht besser gewesen, aber wer konnte das jetzt schon sagen?

Heiji schluckte, ihm fehlten die Worte. Er wusste, dass Kudos Anschuldigung an ihn eigentlich falsch war… aber irgendwie… irgendwie hatte er Recht.

Der Osakaer biss sich auf die Lippe, schaute bitter zur Seite.

Shinichi war wirklich am Ende mit seinen Kräften, er hätte ihn nie so angefahren, nie beschuldigt, wenn die Last auf seinen Schultern nicht langsam zu schwer werden würde für den kleinen Jungen.
 

Kurz kniff Heiji die Augen zusammen, schaute seinen Freund dann betroffen an. Vielleicht hatte Kudo recht… und es war wirklich vorbei.

Er wusste nicht, was er noch sagen sollte, das bittere Gefühl aus Schuld in Heijis Magen breitete sich immer weiter aus, er hielt den Anblick nicht mehr länger aus, machte kehrt und flüchtete, ohne noch etwas zu sagen, aus der Tür.
 

Draußen angekommen atmete Heiji keuchend ein, ließ sich wie ein Stein gegen die Zimmertür seines Freundes sinken.

Sein Blick war leer, ohne seine Umgebung wahrzunehmen starrte er geradeaus.
 

Das war alles nicht fair.

Es war nicht fair.

Shinichi hatte bei diesem Kampf mehr verloren als gewonnen. Ihnen allen war bewusst gewesen, dass er sein Leben in diesem Krieg verlieren könnte, aber das hier war einfach falsch. Denn obwohl sein Herz noch schlug, war Shinichi Kudo wohl tatsächlich irgendwie tot.
 

Heiji unterdrückte ein Stöhnen, schob seinen Kopf an der Tür entlang langsam nach oben.

<Das kann doch nicht wirklich so enden?!>
 

„Das haben Doyles Leser wohl auch damals gedacht.“
 

Erschrocken wandte sich Heiji zu Yusaku um, er hatte ihn gar nicht kommen sehen. Shinichis Vater stand im Flur, die Hand in der Hosentasche vergraben schaute er den Osakaer müde an.

Er hatte Heijis Gedanken erraten und sprach ruhig und unbetont weiter, als er den fragenden Blick des Oberschülers erkannte.

„Shinichi ist seinem Vorbild wohl diesmal etwas zu nahe gekommen. Das, was er in der vergangenen Nacht durchgemacht hat, erinnert doch prekär an die Reichenbachfälle.“ Traurig schüttelte Yusaku den Kopf, unterdrückte ein leises Seufzen, ehe er weiter sprach. So weit hätte es nicht kommen dürfen.
 

„Shinichi hat sein Leben für das Wohl der Anderen, für eine sicherere Welt, geopfert. Bei seiner Entscheidung, die Daten über die Organisation zu behalten, hat er wie Holmes gehandelt, der ebenfalls sein Leben für die Gerechtigkeit geopfert hat… und dabei sind sie zusammen mit ihrem Gegner untergegangen. Gefallen.“
 

Yusakus Blick wanderte kurz zu der Tür seines Sohnes, mit trüber Stimme sprach er weiter.
 

„Beide haben sie das Richtige getan… aber der Preis für etwas mehr Frieden auf dieser Welt scheint unbezahlbar hoch zu sein.“

Damit ging er an dem Oberschüler vorbei, langsam auf Yukikos und sein Schlafzimmer zu.
 

Heiji hörte nicht, wie die Tür hinter dem Schriftsteller ins Schloss fiel.

Er atmete scharf ein und blieb noch eine Weile vor Shinichis Tür stehen und starrte zu Boden.

<Du hast es echt geschafft, Kudo… du bist wirklich der Sherlock Holmes des neuen Jahrtausends.>

Irgendwann ging auch Heiji, er wollte Kazuha nicht länger allein lassen. Außerdem musste er sich noch um einen Flug kümmern.

Ab dem morgigen Tag würde die Villa Kudo wohl endgültig leer stehen.
 

Der Tag zog sich in die Länge.

Yukiko schaltete die Weihnachtsmusik an und machte sie in einem Anflug von Panik wieder aus. Nebenbei versuchte sie eine Möglichst, weihnachtliche Atmosphäre für ihre Gäste zu schaffen. Heiji und Kazuha saßen aneinander gelehnt, aber stumm beieinander, beobachteten scheinbar das Feuer im brennenden Kamin.

Der Flug war gebucht, sie würden morgen nach Hause fliegen und den zweiten Weihnachtstag so gut wie nur möglich verbringen… auch wenn Heiji nicht wohl bei dem Gedanken war, vor Kazuhas und auch seinen Eltern noch ein kleines Geständnis abzulegen.
 

Shinichi selbst ließ sich kaum blicken.

Es waren immer wieder kurze Momente, fast schon kleine Wunder, wenn man ihn einmal zu Gesicht bekam. Kazuha hatte mit ihm reden wollen, fand aber nie Worte, wenn er vor ihr stand und sich eine Hand voll Kekse aus der Dose nahm.
 

Heiji selbst schenkte Kudo nicht einen Blick.

Der Osakaer wusste nicht, ob es seine Schuldgefühle oder die Wut auf seinen besten Freund waren, die ihn so schweigsam machten.

Die wahrscheinlichste Möglichkeit von allen jedoch war der baldige Abschied, der dem Oberschüler so ganz und gar nicht schmeckte.
 

Obwohl es erst vier Uhr war, dämmerte es bereits, die Wolken hatten sich verzogen, sodass die untergehende Sonne den Schnee mit einem leicht rotgoldenen Schimmer verzieren konnte, es war ein wunderschöner Weihnachtsabend.

Doch keiner von ihnen nahm dieses Naturschauspiel wirklich war, allein Yusaku dachte an Megure, der eben angerufen hatte und ihm mit Bedauern verkündete, dass weder das FBI noch sie selbst bisher Spuren, Hinweise oder Proben des Giftes gefunden hatten. Der Einsatz war noch im vollen Gange, weshalb er selbst keine Zeit fand, zu ihnen zu kommen. Er kündigte aber an, dass Inspektor Sato und Takagi vielleicht vorbei schauen würden… zusammen.
 

Yusaku schluckte, schaltete mit ein paar schnellen Tastenanschlägen den Computer aus. Er würde heute sowieso nichts mehr zustande bekommen.
 

Shinichi hatte in den vergangenen Jahren wirklich viel erlebt… das alles ließ er jetzt hier zurück. Allerdings verließ er mit Japan nur das Positive. Das Übel jedoch würde Shinichi auch in Amerika nicht loswerden… es folgte ihm als sein eigener, dunkler Schatten auf Schritt und Tritt.

Der Schriftsteller stand auf, als er das Knarren der Treppenstufen vernahm… sein Sohn gab sich einmal mehr die seltene Ehre.

Als Yusaku aus seinem Arbeitszimmer trat, war der kleine Conan jedoch gerade in der Bibliothek verschwunden.
 

Just in diesem Augenblick klingelte es an der Tür.

Unschlüssig schaute der Autor den Flur entlang, ging beim nächsten Klingelzeichen jedoch entschlossen zur Tür.

Als er sie öffnete, sah der Schriftsteller nicht mal, das überhaupt jemand da war. Die Hoffnung, dass es vielleicht sein Nachbar sei, der endlich aus dem Nichts zurückkehrte, wurden mit den letzten Strahlen der Sonne von der Dunkelheit verschluckt.
 

Ein zögerndes Zupfen an seiner Cordhose machte Yusaku auf die Kinder aufmerksam.

„Dürfen wir reinkommen?“

Die Detektive Boys schauten ihn mit großen Augen bittend an.

Kein ‚Hallo’, kein ‚wie geht’s’, nicht aus Unhöflichkeit, sondern aus purer Sorge um ihren Freund. Yusaku stöhnte innerlich auf, ging aber mit einem etwas steifen Lächeln in die Knie. Yukiko war besser in so etwas, er war dafür nicht geschaffen… aber da musste er jetzt durch.

„Ich denke, es wäre besser wenn ihr ihn ein… ein anderes Mal besuchen kommt.“

Er schluckte, verschweig absichtlich, dass es ein anderes Mal nicht mehr geben wird.

Aber sie waren noch Kinder, wie sollten sie das verstehen?
 

Ihre Wangen waren von der Kälte leicht gerötet, aber keines der Augenpaare zeigte den Glanz, den man an einem solchen Tag in ihnen erwartete.

Sie wussten, dass das Abenteuer gestern nicht so ausgegangen war, wie es sich ihr Freund erhofft hatte. Sie waren Shinichi gestern begegnet und kamen heute, um sich um Conan zu kümmern.
 

Yusaku schluckte, sah die drei besorgt an.

„Wir wollen aber jetzt zu ihm gehen. Wir haben ein Geschenk für ihn und außerdem…“ Ayumis Stimme versagte. Ihr Blick klebte plötzlich am Boden, sodass Genta für sie einsprang.

Yusaku kam nicht umhin den Schokoladenfleck am Mund des Grundschülers zu beobachten, der, während er sprach, langsam auf und ab hüpfte.

„Wir wollen ihn ein wenig aufmuntern, schließlich ist Weihnachten, da sollte auch er fröhlich sein!“ Mitsuhiko nickte bejahend, als sei dies eine Tatsache, ein schlichtes Naturgesetz, dass nicht mal Conan brechen durfte.

Seufzend rieb sich Yusaku die Schläfe, er wollte die Kinder nicht einfach so wegschicken, aber eine Begegnung mit Shinichi wäre in seiner derzeitigen Verfassung wohl auch nicht das Beste.

„Ich glaube wirklich, ihr solltet-“
 

Weiter kam Yusaku jedoch nicht. Als ein kurzer Schrei und ein Gepolter laut wurden, huschten die Drei schneller an ihm vorbei, als er gucken konnte.

Sie hatten seine Stimme erkannt und folgten nun dem heiseren Fluchen ihres Freundes.
 

„Verdammter Mist!“
 

Normalerweise wären die Detektive Boys in dieser Situation wohl in lautes Lachen ausgebrochen… aber die Norm schien es ja schon lange nicht mehr zu geben. So standen sie Teils verblüfft und Teils betrübt auf der Schwelle zur Bibliothek und sahen zu, wie sich Conan unter einem Haufen Bücher hinaus grub.
 

Der Stapel, den sich Shinichi als Tritthilfe zurecht gelegt hatte, war bei dem Versuch, ein Buch aus den oberen Reihen heraus zu fischen, mit lautem Getöse unter ihm zusammengebrochen und die Reihe Bücher, an denen er in diesem Moment gehangen hatte, war gefolgt.

Conan nahm seine Mitschüler gar nicht wahr, bemerkte deshalb auch nicht, wie Ayumi sich aus der Gruppe löste und langsam auf ihn zuging.
 

Erst als er plötzlich ihre kleine Hand vor seiner Nase hatte, sah Conan auf.

„Ayumi?“

Er schluckte, sah sich prüfend um und bemerkte erst jetzt, dass sich auch die anderen Mitglieder der Detektive Boys im Raum befanden.

Wieder fiel sein Blick auf das kleine Mädchen vor ihm, Ayumis Miene war unergründlich, kein Lachen, keine Wut, keine Trauer... wie eine kleine Puppe, der jegliche Emotionen nicht gestattet waren.

Er schluckte, sah sie betrübt an und nahm dann zögerlich ihre Hand.

Alles andere wäre unhöflich gewesen.
 

Sobald Conan wieder stand, ließ Ayumi seine Hand los, fast so, als hätte sie sich verbrannt, ihr Blick haftete auf ihren Schuhspitzen, sie sah ihn nicht an. Shinichi schluckte, wandte den Blick traurig zur Seite.

Er konnte ihr nicht helfen… er konnte im Moment nichts für sie tun.

Shinichi konnte ja nicht einmal sich selbst helfen.
 

„Was machst du denn hier?“

Ayumi mied seine Augen noch immer, schaute sich stattdessen in der Bibliothek um und betrachtete den Haufen Bücher auf dem Boden.

Conan schluckte, biss sich unwillig auf die Lippen, machte sich dann jedoch, während er sprach, bereits an die Arbeit, ein paar ausgewählte Bücher aus dem Haufen am Boden aufzulesen.

„Ich packe. Ich fliege Morgen mit meinen Eltern zurück nach Amerika und will noch ein paar Bücher mitnehmen.“
 

Yusaku schluckte, die Direktheit seines Sohnes zu den Kindern verblüffte ihn.

Sofort fing er sich von Mitsuhiko und Genta einen bösen Blick ein.

Von wegen, ein anderes Mal!
 

In Conans Worten lag nicht ein Hauch von Emotionen, er erzählte von seiner baldigen Abreise, als sei es nichts besonderes… aber Ayumi blieb bei seinen Worten fast das Herz stehen.
 

Ihr Mund stand zum stummen Widerspruch geöffnet, ihre Augen huschten ungläubig hin und her, betrachteten den kleinen Jungen vor sich, der sich weiter damit beschäftigte, ein paar Bücher einzusammeln.

Erst jetzt erkannte sie die Ähnlichkeit von Conan und Shinichi wirklich. Ohne seine Brille und jetzt, wo er ihnen begegnet war, verschwamm das Bild des Oberschülers mit dem ihres Freundes.

Er war noch immer unheimlich blass und auch die schwarzen Ränder unter seinen Augen waren nicht gewichen.

Ayumi schluckte, nein… ihm ging es gar nicht gut.
 

Es dauerte nicht lange, bis von hinten die ersten Reaktionen auf Conans Ankündigung kamen.

„D- Das kann doch nicht dein Ernst sein! Du kannst doch nicht so einfach gehen!“

„Wir lassen nicht zu, dass du dich so einfach vom Acker machst! Niemals!“

Conan spürte, wie sein Hals langsam trocken wurde, langsam drehte er sich zu ihnen um, wollte sich rechtfertigen, doch Ayumi selbst brachte die beiden Jungs zum Schweigen.
 

„Ach so.“
 

Ihre Stimme war brüchig, traurig, aber ohne jeglichen Widerspruch.

Ob sie das 'wieso' verstand oder nicht, spielte in diesem Moment keine Rolle… sie kannte Conan gut genug, um zu wissen, dass diese Entscheidung endgültig war, sie konnte ihn nicht daran hindern… wenn, dann konnte das nur Ran.

Sie schluckte, versuchte seinem Blick krampfhaft auszuweichen, sah sich stattdessen weiter in der Bibliothek um, bis ihr Blick in einer Reihe von Büchern hängen blieb, die ausgerechnet er anscheinend nicht mitnehmen wollte.

„Was ist mit denen? Willst du sie etwa hier lassen?“

Conan folgte Ayumis Fingerzeig, bis er erkannte, wovon sie sprach.

Die Augen des Grundschülers wurden trüb, für eine schier endlos lange Zeit ruhten seine Augen auf den Goldenen Lettern seines Namensvetters.

„Nein… sie bleiben hier, ihr könnt sie haben, wenn ihr wollt… ich brauche sie nicht mehr.“
 

Die Münder aller drei Grundschüler standen offen und auch Yusaku musste schlucken, als sein Sohn die Bücher Doyles von sich wies.

Das war typisch für ihn… immer, wenn Shinichi von etwas enttäuscht wurde, das ihm am Herzen lag, ließ er es links liegen.

Zwischen Yusakus Augenbrauen zog sich eine tiefe Falte.

<Es ist nicht Holmes, der dich enttäuscht hat, Shinichi… nicht wahr? Du glaubst, du hättest ihn enttäuscht, weil du dich nicht hast retten können vor diesem Abgrund. Du glaubst, du wirst ihm nicht mehr gerecht, nicht wahr? Dabei bist du ihm nun näher… als jemals zuvor.>
 

Noch ehe die Kleinen gegen diese Dummheit Einspruch erheben konnten, rang sich Shinichi zu einem dankbaren Lächeln durch.

„Ich danke euch für eure Hilfe gestern! Ihr wart echt gut! Ohne euch wäre das FBI vielleicht nie an die Daten gekommen.“ Auf den Mündern der Grundschüler zeichnete sich das zu erwartende Grinsen nur schwach ab. Das, was Conan sagte, klang mehr nach Abschied als nach Dank.

„Kazuha und Heiji sind im Wohnzimmer. Soweit ich weiß, steht da auch eine Dose frischer Plätzchen. Ich packe noch schnell zu Ende, dann komme ich nach.“

Die Drei schauten ihn lange an, nickten dann aber langsam und verließen, angeführt von Ayumi, die Bibliothek.
 

Conan atmete erleichtert auf, schnappte sich das letzte Buch und wandte sich zum Gehen, bis die Worte seines Vaters ihn aufhielten.
 

„Sie kommen doch ganz gut klar damit, oder?“
 

Yusaku schaute ihm nach… sah, wie sein Sohn plötzlich stockte.

Shinichis Blick richtete sich zu Boden, seine Augen waren von seinen Ponnyfransen verdeckt. Man konnte erkennen, dass sich der kleine Junge an die Bücher in seinem Arm Halt suchend klammerte.

„Ist es dir nicht aufgefallen?“

Seine Stimme klang rau, Yusaku jedoch sagte nichts, hob nur fragend die Augenbrauen, sodass Shinichi nach kurzer Stille weiter sprach.

„Sie haben keinen Namen benutzt. Sie haben mich weder Conan noch Shinichi genannt. Sie wissen nicht, wie sie jetzt mit mir umgehen sollen…

Wie auch?“ Er lachte bitter, schüttelte müde den Kopf.

„Schließlich existieren sie beide im Moment nicht mehr… weder Conan noch Shinichi.“

Das Lächeln auf Conans Lippen wirkte wie eine steinerne Maske, ohne sich noch einmal umzusehen, ging er aus dem Raum.
 


 

Man konnte nicht sagen, dass die Detektive Boys wirklich im Wohnzimmer auf Shinichi warteten, eigentlich ahnte wohl jeder von ihnen, dass er nicht kommen würde. Auch wenn ihre Eltern sie wahrscheinlich schon erwarteten, so konnten sie dennoch nicht einfach gehen.

Sie vertreiben sich die Zeit mit Kazuha und auch Heiji, der nach einigem hin und her dann doch eingewilligt hatte, mit Karten zu spielen.

Was konnten sie auch anderes tun?
 

Der Osakaer hatte schon längst aufgehört zu zählen, die wievielte Runde Mau-Mau sie jetzt spielten, beziehungsweise… die wievielte Runde er jetzt schon verlor.

So wirklich konzentrieren konnte sich wohl keiner von ihnen, aber der Streit mit Kudo steckte ihm doch noch mächtig in den Knochen.

Umso erleichterter war er, als es plötzlich an der Tür klingelte und Yukiko ihn darum bat, doch bitte zu öffnen, weil sie gerade die nächste Runde Plätzchen aus dem Ofen befreite… auch wenn die Teller und Dosen vor Gebäck sowieso schon überquollen.
 

Heiji legte sein Blatt beiseite und machte sich mit einer entschuldigenden Geste zu Kazuha und den Kindern auf den Weg zur Haustür.

Die Erleichterung von dem nervtötenden Spiel wegzukommen, verschwand jedoch genauso schnell wie sie gekommen war.

<Was, wenn es Ran is?>

Heiji schluckte, seine Schritte verlangsamten sich kaum merklich, als er zur Tür ging. Er wusste nicht, was er sagen sollte, wenn er sie sah, ob er sie rein bitten sollte… wahrscheinlich schon.

Und dann?
 

Der Oberschüler biss sich auf die Lippen, langsam griff seine Hand zur Tür. Er spürte den kalten Türknauf unter seinen Fingern, drückte ihn dann langsam nach unten und öffnete.
 

Was, oder besser gesagt wen er dann sah, verschlug selbst dem temperamentvollen Oberschüler die Sprache.

Kurz darauf zeichnete sich jedoch ein breites Grinsen auf seinen Lippen ab.
 

Anscheinend gab es so etwas wie Wunder doch.
 

„Hey Kudo, komm ma runter!“

Heijis Stimme hallte durch das ganze Haus, nur der, den er rufen wollte, stellte auf Stur.

„KUDO!“

Sein Ruf hatte bei Shinichi scheinbar keinen Erfolg, dafür kamen jetzt jedoch die Detektive Boys neugierig aus dem Wohnzimmer geschlichen und blieben mit weit geöffneten Mündern im Flur stehen.

Auch Kazuha, Yukiko und sogar Yusaku kamen in den Flur. Sie alle wussten, was dieser Besuch zu bedeuten hatte.
 

Auf den Lippen der drei Erwachsenen zeichnete sich ein schwaches Lächeln ab, vielleicht wurde ja jetzt doch noch alles gut.
 

Heiji beobachtete diese Begegnung mit einem Grinsen, nutzte dann jedoch wieder das volle Volumen seiner Lunge aus, um seinen Freund endlich nach unten zu zitieren.

„Kudo!“

„Was is?“ Conan schrie nicht minder laut zurück. Wie genervt er war, konnte man an seiner Stimme deutlich erkennen, doch davon ließ sich Heiji diesmal nicht einschüchtern.

„Entweder du kommst jetzt, oder ich schleif dich persönlich hier her, Kudo! Noch kannste’s dir aussuchen!“
 

Man hörte nur ein leises Murren von oben. Kurz darauf erschien Conan, leise vor sich hin schimpfend auf der Treppe. Er schleppte einen Fuß vor den Anderen, hielt sich am Geländer fest und bemühte sich, konzentriert die großen Stufen zu nehmen.

„Wehe dir, wenn das nicht wichtig ist, Hattori, dann-“
 

„Hallo, Shinichi.“
 

Conans Herz setzte für einen Schlag aus.

Er hatte die letzte Stufe noch nicht erreicht, als ihn die fremde und doch bekannte Stimme hastig aufschauen ließ.

Sie war es … tatsächlich!
 

„A-Ai?“
 

Conan Mund stand offen.

Nein… nicht Ai, nicht das Kind, nicht die Grundschülerin stand im Flur, sondern Shiho Miyano in voller Lebensgröße.

Die Ähnlichkeit mit Ai war nicht von der Hand zu weisen und doch musste Shinichi zweimal hinsehen, um sie zu erkennen, schließlich sah er sie jetzt quasi zum ersten Mal.
 

Shiho konnte der Versuchung eines kleinen Schmunzelns widerstehen, der Überraschungsmoment war ihr zwar geglückt… aber um sich darüber wirklich zu freuen, sah er einfach zu schlecht aus.

Und eigentlich… war sie daran schuld.

Shiho schluckte, sah betroffen zur Seite.
 

Für eine Sekunde herrschte ein undurchdringliches Schweigen zwischen den Beiden, ehe Professor Agasa sich an seiner plötzlich erwachsen gewordenen Mitbewohnerin vorbei drängte.

„Es ist schön zu sehen, dass es dir gut geht, Shinichi! Ich hoffe, ihr habt euch nicht allzu große Sorgen gemacht.“ Sein Blick fiel zu Yusaku, sein alter Freund sah müde aus. Anscheinend hatte nicht nur Shinichi dieser Kampf eine menge Kraft gekostet. Auf sein entschuldigendes Lächeln nickte Yusaku ihm jedoch zu. Dem Schriftsteller fiel ein Stein vom Herzen zu sehen, dass es seinem Nachbarn gut ging.

„Wir hätten euch gern angerufen… aber es war uns leider nicht gestattet.“ Der bezeichnende Blick des alten Mannes fiel auf ihn.
 

<Ach daher weht der Wind.>

Langsam löste sich Conan aus seiner Starre, beobachtete nun, wie sich die Tür hinter dem letzten Besucher schloss.
 

Shuichi Akai.
 

Auf den Lippen des Agenten glänzte ein Lächeln, seine etwas steifen Bewegungen verrieten, dass sich unter seiner schwarzen Lederjacke ein Verband am linken Oberarm befinden musste.

Er hatte ihn getroffen… das Blut, welches noch immer unter seinen Fingernägeln klebte, war jedoch sein Eigenes.

Noch während sein Finger am Abzug der Pistole gelegen hatte, wollte er ihn umbringen, er wollte Gins Tod… er wollte Rache.

Doch noch bevor das kupferfarbene Metall den Lauf seiner Waffe verlassen hatte, hatte eine innere Stimme ihn von dieser Tat abgehalten, ihre Stimme…
 

<Akemi…>
 

Der undurchdringliche Blick Akais gleitete zu der Frau an seiner Seite… Wenigstens diesen Wunsch hatte er Akemi erfüllen können.

Shiho war frei… aber der Schmerz in seinem Inneren plagte ihn noch immer.

Im letzten Moment, bevor er abgedrückt hätte, hatte er an sie gedacht… er tat es für sie, wegen ihr.

Aber er hatte es nicht getan.

Auch wenn sein Herz in diesem Moment noch so sehr danach geschrien hatte, so hatte sein Schuss Gin nur verletzt.

Ein bitteres Lächeln schimmerte auf seinen Lippen, unwillkürlich umklammerte er das Handy in seiner Jackentasche.

<Du hättest es nicht gewollt Akemi… nicht wahr? Du warst viel zu gut dafür.>

Er schluckte, bemerkte mit irritiertem Blick, wie rau sein Hals war.

Nein… er hatte es nicht tun können, nur zu gerne hätte er diesem skrupellosen Mörder sein Grinsen ein für allemal aus dem Gesicht geblasen, aber er hatte es nicht getan.

Wegen ihr…

Akemi wollte die Organisation nicht umsonst verlassen, sie hat sich nicht ohne weiteres für ihre kleine Schwester geopfert.

Sie wollte nicht morden, und sie hätte auch nicht gebilligt, dass er es tat, erst recht nicht wegen ihr.

Also hatte er die Entscheidung über Leben und Tod dem Richter überlassen.

Dank Shinichi würde sich jemand Anderes für ihn die Hände schmutzig machen.
 

Akai unterdrückte ein Seufzen, steckte seine Hände in die Taschen seiner schwarzen Jeans und grinste den Grundschüler unverhohlen triumphierend an.

„Tut mir Leid… aber du weißt sicher am besten, wie nützlich ein kleines Geheimnis manchmal ist.“
 

Conan antwortete ihm nicht, seine Augen ruhten noch immer auf ihr.

Shiho spürte die Blicke des Kleinen auf ihrer Haut, langsam machte sie ein paar Schritte auf ihn zu, ging in die Knie.

Noch nie kam ihr Conan so klein vor. Seine Augen, so kindlich, mit denen er sie noch immer anstarrte.

Sie schluckte, bemerkte eine leichte Gänsehaut, als sie seine Hand nahm und etwas auf seine kleine Handfläche fallen ließ.

„Ich wollte es erst testen… deswegen hat es so lange gedauert.“

Conan blinzelte verwirrt, sah wie hypnotisiert auf die kleine Kapsel in seiner Hand.
 

„Aber wie-? Wie? Das ist unmöglich.“

Die Stimme des kleinen Jungen war rau. Shiho richtete sich auf, sah ihn besorgt an und warf dann Shuichi einen vorwurfsvollen Blick zu, der daraufhin mit einem genervten Seufzen zu erklären begann.

„Vermouth hatte noch eine Kapsel bei sich, als wir sie fanden… ihr Plan B. Sie hat sie mir in die Hand gedrückt, bevor sie das Zeitliche gesegnet hat.“

Shiho nickte langsam, beobachtete besorgt die fehlende Freude in Shinichis Zügen. Sie hatte gehört, was passiert war und ahnte nur zu gut, welche Dummheit er heute begangen hatte.

„Es wirkt, Shinichi… permanent.“

Conan zuckte bei dem Wort kurz zusammen, atmete keuchend aus und starrte noch immer auf die kleine Pille.
 

„Nun tu endlich, was de nicht lassen kannst! Hol dir dein Leben zurück, Kudo… und dann entschuldige dich gefälligst bei Ran.“

Doch der kleine Junge reagierte nicht auf Heijis Worte, schüttelte nur langsam mit dem Kopf.

Seine Worte waren kaum mehr als ein Flüstern.
 

„Das geht nicht, Heiji.“
 

„Was, spinnst’e jetzt ganz?“

Nicht nur dem Osakaer stand der Mund offen, auch alle Anderen schauten den kleinen Jungen bestürzt an, allein Yusakus Mine blieb ungerührt.

Er ahnte was los war.
 

„Nein… nein, ich meine… ich könnte schon, aber ich kann… ich kann nicht mehr zurück zu Ran.“ Nachdenklich fuhr er sich mit den Fingern durch die Haare. In seinem Inneren schrie etwas unter Schmerzen auf, das alles war nicht so einfach… nicht so leicht, es war… kompliziert.

Conans Stimme wurde stumpf, seine Worte waren kaum mehr als ein leiser Fluch.
 

„Nicht… nachdem, was ich getan habe.“
 

Shihos Lippe verzog sich zu einem schmalen Strich.

<Du machst es schon wieder Shinichi… du setzt euer beider Glück aufs Spiel, weil du ihres retten willst. Dummkopf. Wann verstehst du’s endlich? Euer Glück kann man nicht trennen, Keiner von euch könnte je ohne den anderen Glücklich sein … oder umgekehrt.>
 

„Du wirst jetzt zu ihr gehen, Shinichi.“
 

Ihre Stimme ließ Conan aufschauen, überrascht sah er Ayumi an. In ihren Augen standen Tränen, die aber die Sturheit der Grundschülerin jedoch keineswegs verschleierten.

Sie gab ihn frei…

Er liebte Ran! Er liebte sie wirklich… wenn sie ihn schon nicht haben konnte… dann sollten zumindest Ran und Shinichi glücklich werden!

„Aber Ayumi?“

„Nein, nichts aber. Du hast so viel für Ran getan… ihr Beiden habt so viel durchgemacht! Du musst jetzt zu ihr gehen!“

Conans Mund war leicht geöffnet, überwältigt sah er seine Mitschülerin an.

Er spürte die Blicke der Anderen auf seiner Haut…

Shinichi schluckte.
 

Sie hatte recht…
 

Wofür hatte er gekämpft, wenn er es jetzt nicht wagte, Ran unter die Augen zu treten… nur weil er zu feige war!?
 

<Nein!>
 

Mit einem breiten Grinsen schloss sich die Faust des Grundschülers um die Kapsel. Entschlossen nickte Conan Ayumi zu.

„Du hast recht…“ Er lächelte.
 

„Danke!“
 

Damit hastete der kleine Junge die Treppe hoch. Yusaku spürte, wie das Adrenalin durch seine Venen raste, als er begriff, was nun folgen würde. Er wollte Shinichi hinterher, doch ein sanfter Druck an seiner Schulter hielt ihn zurück.

Yukikos rote Locken hüpften langsam hin und her, als sie zaghaft den Kopf schüttelte und versuchte, die Panik in seinen Augen zu übersehen.

„Ein zweites Mal wäre das für euch beide auch nicht besser… du kannst ihm nicht helfen, Yusaku.“ Sie sah ihn an, ihre Augenwinkel voller Tränen.

„Da muss er allein durch.“ Ihr Mann wollte protestieren… doch dem Schriftsteller blieb das Wort im Halse stecken.

Seine Augen schauten ihm besorgt hinterher…

Glück gab es anscheinend nicht einmal an Weihnachten umsonst.
 

Mit einer Mischung aus Angst und Freude sahen sie zu, wie der Grundschüler die Tür hinter sich schloss.

Sie hatten Conan Edogawa zum letzten Mal gesehen.
 


 

Mit Pochendem Herzen lief er durch die Stadt, die Dunkelheit beherrschte die Nacht.
 

Selbst der helle Schnee wirkte an den Stellen, wo er kein Licht sah, wie ein schwarzer Abgrund, eine Tiefe, aus der es kein Entkommen mehr gab.

Der Neumond tauchte den Weihnachtsabend in eine undurchdringliche Finsternis.

Allein die Straßenlaternen ließen sich dazu herab, ihren Schein über das weiße Feld zu streuen, errichteten so einen Pfad aus Licht und Schatten, durch den Shinichi jetzt sprintete.
 

Seine Lunge bebte, die kalte Luft kratze in seinem vom Rauch angegriffenem Hals, doch er spürte den Schmerz kaum, rannte weiter, als sei der Teufel persönlich hinter ihm her.

Er hatte bei Kogoro angerufen, der ihm besorgt erklärte, dass seine Tochter nicht da sei. Die aufgebrachten Fragen, die ihm der selbst ernannte Meisterdetektiv an den Kopf warf, hatte Shinichi nicht mehr gehört.

Schon längst war er aus dem Haus gestürmt und rannte nun durch die Stadt.

Kaum jemand störte seinen Marathon auf den Straßen, jeder Andere genoss diesen Weihnachtsabend mit seinen Lieben.
 

Es gab nur einen Ort, wo sie sein konnte, nur einen.

<Bitte Ran… sei da!>

Shinichis Herz klopfte ihm bis zum Hals, als er endlich den Park betrat.

Abseits vom weihnachtlichen Blinken der Lichterketten und Plastik-Weihnachtsmännern dominierten hier, wie auch schon Tage zuvor, die gelben Laternen des Parks.

Sie warfen in einem breiten Muster hell leuchtende Punkte auf den dunklen Schnee und verwandelten den Boden unter Shinichis Füßen so in ein vergrößertes Abbild des Sternenhimmels.
 

Er schluckte, hatte sein Tempo mittlerweile gedrosselt und spürte den knirschenden Schnee unter seinen Füßen, der dem Gewicht des Oberschülers nachgab. Shinichi spürte, wie der kalte Wind sich unter seine Kleidung fraß. Der Sprint, aber nicht zuletzt auch die Angst vor Rans Reaktion war für die Schweißperlen auf seiner Stirn verantwortlich, die unter Väterchen Frosts kaltem Atem scheinbar zu Eis froren.
 

Die weihnachtlichen Klänge wurden hier von der Dunkelheit selbst verschluckt. Aber erst diese undurchdringliche Ruhe machten seine Ohren für ihr leises Ein- und Ausatmen empfindlich.

<Ran…>

Shinichi schluckte, erkannte ihre zarte Gestalt auf einer Parkbank nur ein paar Meter von ihm entfernt.

Sie sah wunderschön aus.

Ihre Haare glänzten im seichten Licht der Lampe. Sie konnte ihn vermutlich nicht sehen, da er noch immer in der Dunkelheit stand. Ihr Ein- und Ausatmen brachte kleine Nebelschwaden hervor, die durch das gelbliche Licht wie Goldstaub langsam, beinahe schwebend, im Nichts verschwanden.
 

Shinichi hielt inne, spürte, wie sein Herz vor Aufregung zu rasen begann.

Wie sollte er ihr jetzt noch unter die Augen treten?

Zwar hatte Ran ihm die Sache mit Conan verziehen… aber das, was er ihr diesmal angetan hatte, übertraf dies noch um ein Vielfaches.

Das letzte Mal hatte er keine andere Wahl gehabt… den Entschluss, Ran zu verlassen, hatte er jedoch mehr oder weniger selbst gefasst.

Er hatte sich entschieden.

Gegen sie.

Er stürzte sie ins Unglück, immer und immer wieder.

Wie lange waren sie zusammen gewesen? Zwei, drei Stunden? Wie konnte dieser kurze Moment des Glücks so viel Leid und Tränen aufwiegen?

Shinichi schluckte, schüttelte ergebend den Kopf.

Nein, das konnte er nicht.

Egal ob er nun wieder er selbst war oder nicht, er hatte kein Recht darauf, dass sie ihm verzieh.
 

<Nein… Nein, Ran. Die Anderen hatten Unrecht. Es ist besser, wenn du mich vergisst… und somit vielleicht auch das, was ich dir angetan habe.> Shinichi spürte, wie sich eine unsichtbare Schnur um seinen Hals legte. Unsicher fasste er sich an die Kehle, schaute betreten zur Seite.

Was er dann jedoch, eingeklemmt zwischen den empfindlichen Eiskristallen sah, ließ ihn scharf einatmen.

Auf dem in Dunkelheit getauchten Boden schimmerte etwas, etwas Anderes als der Schnee, etwas, dass in der Lage war, sogar das zarte Licht der Parklampe zu reflektieren.

Der Ring.

Ihr Ring… das kleine Schmuckstück, das er für Ran besorgt hatte, lag eingebettet wie auf kaltem Samt im schwarzen Schnee.
 

Als Gin ihn damals achtlos und mit dem größten Vergnügen entsorgte, hatte Shinichi nicht gehofft, dass er ihn jemals wieder zu Gesicht bekommen würde.

Anscheinend hatte man Conans Sachen aufgelesen, aber das kleine, unscheinbare Schmuckstück hatte man am Tag übersehen, allein die nächtliche Reflexion machte ihn jetzt für Shinichis Augen sichtbar.

Vorsichtig ging Shinichi in die Knie, befreite das geschmiedete Metall aus seinem eisigen Schlaf und nahm es behutsam an sich.
 

Seine Bewegungen jedoch blieben nicht unbemerkt.
 

„Wer- Wer ist da?“
 

Rans Herz klopfte heftig gegen ihren Brustkorb, eilig wischte sie sich die Tränen aus den Augen und starrte in die Dunkelheit.

Sie spürte, wie längst verdrängte Angst sich wieder einen Weg in ihr Innerstes suchte.

Was, wenn es einer von ihnen war?

Es war gut möglich, dass die Polizei und das FBI nicht jedes Mitglied der Organisation erwischt hatten. Es war sogar wahrscheinlich, dass immer noch ein paar von ihnen hier in Tokio umher liefen. Sie schluckte, verlieh ihrer Stimme einen Hauch kämpferischen Nachdruck.

„Wer ist da?“
 

Doch eine Antwort blieb aus.
 

Ran starrte noch immer in die Nacht.

In der Finsternis begann sich ein Schatten zu bewegen.

Ihre Augen wurden groß, als sie erkannte, wen die Dunkelheit Zentimeter für Zentimeter aus ihren Klauen entließ.

Endlich…
 

„Sh- Shinichi!?“
 

Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

Shinichi trat langsam zu ihr, in den Schein der Laterne, auf seinen Lippen ruhte ein schwaches Lächeln.
 

Ran wagte es kaum, ihren Augen zu trauen.

Er war es!

Shinichi, nicht Conan.

Er war hier!

Ein warmes Gefühl begann, den Körper der Oberschülerin wieder aufzuwärmen, der kleine Funken Hoffnung, der mit jeder Träne immer mehr aus ihrem Herzen verschwunden war stand jetzt vor ihr.

„Shinichi!“

Ran machte ein paar Schritte auf ihn zu, wollte gerade die Hand ausstrecken, um ihn zu berühren, ließ sie dann jedoch nach unten sinken, hielt sich stattdessen krampfhaft an ihrem eigenen Arm fest und schaute zu Boden.
 

Ihre Bewegungen waren für Shinichi ein Schlag in die Magengegend.

Schuldig und mit schlechtem Gewissen betrachtete er ihre von Kälte rot getupften Wangen.

Ihre Lippen zitterten leicht.

Shinichi wollte sich nicht vorstellen, wie lange sie hier wohl schon so saß, umgeben von Kälte und Dunkelheit.
 

„Ran…“

Er schluckte, biss sich auf die Lippen. Er wusste nicht, wo er anfangen sollte. Keine Entschuldigung dieser Welt könnte auch nur annähernd wieder gut machen, was er getan hatte.

Aber es war ein Anfang…

„Ran es… es tut mir so, so unendlich Leid!“

Sie schnappte zitternd nach Luft, richtete ihren Blick wieder auf ihn, nur, um sicher zu gehen, dass er es auch wirklich war.

Seine Haare wurden vom Wind zerzaust, er war noch immer blass. Dass er sich unwohl fühlte, stand ihm auf der Stirn geschrieben.

Irgendwie tat er ihr Leid…
 

„Ich bin ein Blödmann, ein unverbesserlicher Idiot!“

„Aber Shinichi-“

„Nein… Ran, lass mich erst ausreden, lass mich dir erzählen, was passiert ist.“ Er schluckte, senkte seinen Blick und seine Stimme.

„Lass mich erst ausreden, Ran… und entscheide dann, ob ich es verdient habe, das du mir verzeihst.“ Der besorgte Blick der Oberschülerin ruhte auf ihm, während er mit kaum hörbarer Stimme zu erzählen begann.
 

„Ich habe dich hintergangen, angelogen und verkauft.“
 

Shinichi stockte, jedes dieser Worte blieb ihm fast im Halse stecken, er schielte kurz zu ihr, doch ihr Blick blieb unergründlich, sie wartete…

„Ich hatte die Wahl, Ran… ich hatte die Wahl zwischen den Daten über das Gift und den Daten über die Organisation. Ich war in diesem Moment noch Conan, ich wusste nichts von Bordeaux’ Plänen… also stand ich vor der Wahl… zwischen einem Leben mit dir… oder den Beweisen.“ Er biss sich auf die Lippen, das betäubende Gefühl des beengenden Computerraumes holte ihn wieder ein und brachte ihn fast um den Verstand.

Zwar wusste sie schon, wie er sich entschieden hatte, sie wusste es… aber er musste es ihr sagen. Er musste es loswerden, endlich und ein für alle mal. Seine Stimme klang brüchig, er hasste es, ihr das sagen zu müssen.
 

„Ich habe mich für die Beweise entschieden, Ran… und gegen dich.“
 

Shinichi kniff die Augen zusammen, schnappte nach Luft und schüttelte, sich selbst verachtend, den Kopf.

„Ich hab dich angelogen… natürlich will ich nicht mit nach Amerika… ich wollte… ich will nicht, dass wir uns trennen.

Aber wie hätte ich dir das sagen sollen!?

Wie hätte ich dich bitten können, zu warten?

Ich habe dich verraten, Ran! Ich habe… uns verraten.“
 

„Ich wollte nicht, dass du auf mich wartest… ich wollte, dass wenigstens du leben kannst. Ich wollte nicht, dass du noch mehr Tränen wegen diesem Krimi-Spinner vergießt.“ Ein bitteres Lächeln huschte über seine Lippen, verschwand jedoch genauso schnell, wie es gekommen war.

„Ich habe nicht das Recht, mich bei dir zu entschuldigen, ich habe es nicht verdient, dass du mir verzeihst… eigentlich habe ich dich nicht mehr verdient…“

Shinichis Augen brannten, er konnte sie noch immer nicht ansehen, bemühte sich um Ruhe, um Fassung. Dann aber spürte er, wie sie seine Hand nahm, ihre Finger waren kalt, aber beide spürten die Wärme, die von dieser Berührung ausging.

Unsicher und überrascht schaute er sie an, sah das Verständnis in ihren Augen… das er nicht verdient hatte.

Sie lächelte, dieses Lächeln… diese Liebe, all das Gute, das aus ihr sprach, brachte ihn in diesem Moment fast um den Verstand.

Ran sah die Verzweiflung in seinen Augen, drückte seine Hand ein wenig fester und ließ seine blauen Augen nicht mehr los.

„Du hast das Richtige getan, Shinichi… und das weißt du auch.“

Er schnappte nach Luft, sein Mund stand für ein paar Sekunden offen, ehe er sich fest auf die Lippen biss.
 

„Ja… ja Ran, ich weiß es! Ich weiß es, verdammt noch mal! Aber… aber genau das ist ja das Schlimme!“ Er schluckte, seine Stimme war kaum mehr als ein heiseres Krächzen, als er sich stöhnend durchs Haar fuhr.

„Ich würde mich immer und immer wieder so entscheiden!

Ich würde mich wieder gegen dich entscheiden!

Wie… wie kann ich dann von dir verlangen, mit mir zusammen zu sein?

Wie?“
 

In seiner Stimme lag Verzweiflung und Angst… wie Ran sie an Shinichi noch nie gesehen hatte… er hatte Angst.

Er wollte sie nicht verlieren… er wollte sie nicht verletzen, er stellte ihre Liebe, ihr Wohlergehen über alles, was ihm sonst so viel Wert war.

Er konnte nicht wertschätzen, was er getan hatte… weil er sie dafür aufgab.

Ran atmete leise auf, der feine Goldhauch kitzelte Shinichis Nase, doch er achtete nicht darauf.
 

Dieses unergründliche, liebevolle Lächeln, lag noch immer auf ihren Lippen, als sie sprach.

„Wenn du das glaubst, Shinichi… warum, warum bist du dann jetzt hier?“

Ihre Stimme war sanft, dennoch kam er nicht umhin, sie überrascht anzuschauen… ehe sein Blick zu Boden wanderte.

„Ja… ja… warum bin ich jetzt hier?

Ich bin hier, weil ich noch immer hoffe, Ran.

Ich hoffe, bete und wünsche mir, dass du mir verzeihst.

Des- deswegen bin ich hier.“

Er sprach nur für sie… keiner sonst konnte sie hören. Das, was er sagte, wirkte fast wie ein Gebet, ganz allein für sie… in dieser mondlosen Nacht.
 

Er schluckte, schaute sie bedrückt an, während sich ein brüchiges Lächeln über sein Gesicht zog.

„Ziemlich egoistisch… nicht wahr?“
 

Für einen Moment mischte sich Shinichis fahlen Wangen ein blasses Rot bei.

„Ich bin hier, weil ich nicht anders kann, Ran… weil ich dich nicht aufgeben kann! Ich will dich nicht aufgeben! Das wollte ich nie, weil… weil-“

Er schluckte, richtete seinen Blick nun endlich wieder auf sie. Die Sterne spiegelten sich in ihren Augen, verdrängten jegliche Dunkelheit aus ihrem Blick.
 

„Weil ich dich liebe, Ran.

Ich liebe dich.“
 

Für einen Moment lang herrschte vollkommene Stille.

Längst hatte Shinichi den Blick wieder zu Boden gerichtet, die Schuld zog seine Augen von den Ihren weg.
 

„Dummkopf!“
 

„W-Was?“

Mit großen Augen sah der Detektiv auf, erkannte mit pochendem Herzen die Tränen in Rans Augen, aber auch das gutmütige Lächeln auf ihren Lippen.

„Ich sagte, du bist ein Dummkopf, Shinichi!“
 

„Aber-“
 

„Nein.“

Sie machte einen letzten Schritt auf ihn zu, legte sacht den Finger an seine Lippen, schüttelte noch immer mit einem Lächeln den Kopf.

„Kein aber…“ Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern, ein zarter Hauch, der von dem goldenen Nebel davon getragen wurde.

Rans Hand glitt langsam von seinen Lippen. Shinichi spürte, wie ihre Fingerspitzen über seine Wange streichelten, bemerkte ein warmes Kribbeln auf seiner Haut.

Rans Hand fand auf seiner Schulter Ruhe, fast automatisch zog er sie näher zu sich, bis sie in seinen Armen lag.

Sie genoss das Gefühl, Ran konnte seinen Herzschlag neben dem ihren spüren, es schlug nicht minder schnell als ihr Eigenes.

Ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter, Shinichi konnte ihr Lächeln nicht sehen, als sie sprach.

Ihr zarter Atem strich ihm über die Wange.

„Ich verzeihe dir.“
 

Er schluckte, lockerte seinen Griff, so dass er ihr nun wieder in die Augen sehen konnte.

„Aber Ran, ich-“

Sie aber schüttelte eigenwillig den Kopf, sah ihn bestimmend an.

„Nein, nichts aber. Eigentlich, Shinichi… gibt es nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest. Deine Entscheidung war richtig… das wissen wir beide. Ich will nicht mit jemanden zusammen sein, der Angst vor dieser Entscheidung hat, Shinichi … ich will nicht mit dem zusammen sein, der sich für mich entschieden hätte… ich will, ich will mit dir zusammen sein.“

Sie lächelte schwach, strich ihm mit ihren Fingerspitzen sanft über den Nacken.
 

Shinichi versuchte ein Lächeln. Die roten Pfade, die fast schon durchsichtig über Rans Wangen liefen, hinderten ihn jedoch erneut daran.

Langsam strich er ihr mit dem Zeigefinger über die Wange, folgte sanft dem Weg, den die Spuren vergangener Tränen gezeichnet hatten.

„Ich hab dir weh getan, Ran… mehr als einmal.“

Shinichi schluckte, schaute sie bekümmert an.

Er hatte ihr heute morgen das Herz gebrochen...
 

Das Lächeln auf ihren Lippen verschwand, sacht nahm sie die Hand von seinem Nacken, legte sie auf die Seine, die noch immer auf ihrer Wange ruhte.

„Du hast Recht, Shinichi… du hast mir weh getan und eigentlich müsste ich dir nicht verzeihen… aber ich tue es… und weißt du auch, wieso?“

Sein fragender Blick brachte das Lachen zurück auf Rans Lippen.

Wenn es um Gefühle ging, stand ihr schlauer Detektiv einfach zu gerne auf dem Schlauch.
 

Sie lächelte, legte Shinichi liebevoll eine Strähne seines Ponys zurecht und ließ ihre Hand auf seiner Wange ruhen.
 

„Weil ich dich liebe, Shinichi.“
 

Ihre Worte brachten sein Herz dazu, schneller zu schlagen.

Shinichi schloss die Augen, genoss die Berührung auf seiner Haut, spürte wie eine ungewohnte Wärme ihn durchströmte und die Härchen in seinem Nacken aufstellte.

Er strich ihr nun seinerseits sacht mit den Fingerspitzen der anderen Hand über die Wange und spürte, wie sich ihre Gesichter langsam annäherten, bis ihre Lippen sich zaghaft berührten.
 

Es fühlte sich gut an.

Ran erwiderte den Kuss, noch nie hatte sie sich in seinen Armen so geborgen gefühlt. Er hielt sie warm und sorgte so dafür, dass Kälte und Eis um sie herum kaum mehr existierten.
 

Als sie sich von einander lösten, herrschte eine ruhige Stille.
 

Shinichis Herz schlug ihm biss zum Hals, noch immer konnte er ihre Lippen auf den Seinen spüren. Nie, nie wieder wollte er dieses Gefühl missen.

Es war alles so neu, unbeholfen… aber einfach wunderschön.
 

Er sah sie an, erkannte mit pochendem Herzen das Lächeln auf ihren Lippen.

Aufrichtig, ehrlich… und von Dauer.

<Ich danke dir, Ran… ich danke dir.>

Sie sah auf, erwiderte mit leichter Röte auf den Wangen sein Lächeln, ließ sich von ihm auf die hölzerne Parkbank ziehen und bette ihren Kopf auf seiner Schulter.
 

Keiner von ihnen wusste wie lange sie so da gesessen hatten, für sie beide konnte die Zeit in diesem Moment nicht langsam genug fließen, er sollte nicht zu Ende gehen.

Doch Rans Neugier ließ sich in diesem Augenblick nicht weiter zügeln, etwas hatte ihr Shinichi noch nicht erklärt.

„Wie kommt es eigentlich, Shinichi, dass… dass du jetzt doch wieder du selbst bist.“ Der Angesprochene holte kurz Luft, ließ seinen Kopf in den Nacken fallen und strich ihr langsam durchs Haar, während er sprach.
 

„Sharon hatte eine Kapsel aus dem Labor gestohlen, frag mich nicht, wieso. Sie hat sie Shuichi Akai gegeben… kurz bevor sie starb.“

<Du hast Sharon damals beeindruckt, Ran… ich glaube fast, dass wir dir diesen glücklichen Umstand zu verdanken haben. Du warst eben nicht nur Sharons Engel…> Er schluckte, schlang seinen Arm enger um seine Freundin, als er ihr kurzes Zittern bemerkte.

„Ai hat dankenswerterweise den Rest erledigt, sodass ich dir doch noch ein schönes Weihnachten bereiten konnte…

Ach ja!“

Ran sah ihn fragend an, als er seinen Arm von ihrer Hand weg zog und in seiner Hosentasche zu wühlen begann, bis er etwas heraus zog, das er in seiner Hand verborgen hielt.
 

„Was ist das?“
 

Ihre Augen huschten von seiner Hand zu seinem Gesicht und wieder zurück. Erst als Shinichi zu sprechen begann, konnte er ihren Blick fangen.
 

„Du… du hast ja gesagt, dass ich dir nichts holen soll… ein- ein Weihnachtsgeschenk meine ich.“

Seine Wangen wurden rot, auf seinen Lippen zeichnete sich ein leichtes Grinsen ab.

„Ich hab mal wieder nicht auf dich gehört, Ran.“

Sie lächelte nicht, zu gebannt war sie von dem Anblick, den Shinichis Finger jetzt frei gaben.

Rans Augen ruhten auf dem Silber.

Der kleine Ring, der eine zierliche Schnur darstellte, sollte die beiden jetzt für immer verbinden.
 

„Frohe Weihnachten, Ran.“
 

Shinichi lächelte erleichtertet, als er sah, wie sich das Funkeln des Schmuckstücks in Rans Augen widerspiegelte.

„E-er ist wunderschön, Shinichi! Wunderschön…“

Das Grinsen des Oberschülers wurde breiter, vorsichtig nahm er den kleinen Ring zwischen Daumen und Zeigefinger.

„Darf ich?“

Ran nickte langsam, sah zu, wie Shinichi vorsichtig ihre Hand nahm und das Schmuckstück zärtlich auf ihren Ringfinger schob.

Sie drehte ihre Hand im Licht der Laterne langsam hin und her, beobachtete den seichten Schimmer des Silbers.
 

Shinichi seufzte erleichtert, genoss die zaghafte Berührung ihrer Lippen, als sie ihn zum Dank auf die Schläfe küsste.

Es tat so unheimlich gut zu wissen… dass es diesmal nicht enden musste.

Eine beruhigende Stille trat ein, jeder der Beiden lauschte dem Herzschlag des Anderen. Shinichi hatte seinen Arm um sie geschlungen und Rans Kopf ruhte auf seiner Schulter.
 

Er hatte schon nicht mehr daran geglaubt, er hatte schon nicht mehr zu hoffen gewagt, dass es je so ausgehen würde… und doch saßen sie jetzt hier.

Sie saßen behütet von dem goldenen Licht der Laterne auf der Parkbank, lauschten der Musik ihres gemeinsamen Herzschlags und beobachteten, umgeben von Dunkelheit, den Sternenhimmel.
 

In dieser mondlosen und dunklen Nacht leuchteten die Sterne heller als je zuvor. Es war, als hätte ihre Anzahl sich verdoppelt. Die kleinen Lichter, die der Mond mit seiner Helligkeit sonst überstrahlte, traten jetzt aus ihrem Versteck und bereicherten den Himmel.
 

Shinichi spürte den Ring an ihrem Finger, als er über ihre Hand strich.

Irgendwann, das wussten sie beide, würde ein anderer Ring diesen ersetzen.
 

Für immer…
 


 


 

………
 

So…
 

Hier bin ich wieder ^////////////^,

Ich hoffe sehr dass es euch gefallen hat!

Es is ja noch mal alles gut ausgegangen ;D

Nach 4 Gesichten und nun den letzen 24 Kapps endet die Geschichte an Weihnachten… was ein Zufall ;3 ( Ne im erst ^///^, is wirklich Zufall! )

Ich danke allen die diese Geschichte/en bis hier hin gelesen haben!

Damit wäre die Reihe dann wirklich vollständig abgeschlossen!

Und … ich darf wohl erst einmal verkünden das ihr für das nächste Jahr erst einmal eure Ruhe vor mir habt ^^,

Ich werde mich jetzt erst einmal auf die Schule konzentrieren, weil dieses Jahr nicht ganz unerheblich für mein späteres Leben ist ^//^,

Conan und ihr seit mich nicht los *lach* aber es wird wohl dauern bis ich wieder Zeit und Muße finde für unseren kleinen Detektiv in die Tasten zu hauen ^.~

Deswegen möchte ich euch allen Danken!

DANKE DANKE DANKE DANKE!

Eure Kommentare waren wirklich immer sehr hilfreich und ich danke jedem für die Ehre auf seiner Fafo-Liste zu stehen ^///^,

Und natürlich auch allen Lesern die vielleicht nicht die Zeit für ein Kommi finden!

Vielen dank für eure Mühe und euer Interesse!

Ich darf also somit ganz Offiziell Danken:
 

- -Akemi-

- -Lesca-

- -Shiro-Shitoro-

- akai-tsuki

- Angel1982

- arrachnia

- Azumi29864

- biene123451

- Chibi_Ruby

- chiby

- CNatalie1901

- Conan-kun

- Digi-Fan95

- Diracdet

- fahnm

- FairyMandy

- FallenAngel127

- Gins_Psychaterin

- Haineko

- Ivonne91

- KaitoDC

- Kaitou-Kid

- Kamej

- Kikili

- Lauser

- Leira

- luckyy

- namiko_chan

- Pheline

- R3en

- RanKudo

- Ran_Angel

- rocky41

- Saiyajin_Ranma

- Shadow-Girl

- Sha_Na

- Shi_Ran-chan

- sunshine89

- Terumi

- TimeladyRose

- Varlet

- Vertschl

- Zarbon

- Zinha
 

Habt vielen Dank!!!!
 

Aber einer darf hier wohl auch nicht zu kurz kommen ^^, und zwar mein Beta-Leser Diracdet, dem ich vor allem in den letzen Tagen ziemlich viel Mühe gemacht habe ^^,

Er hat es geschafft diese FF für euch überhaupt lesbar zu machen ^^,

Denn das was ich allein mit dem Rechtschreibprogramm von Word Produziere, kann ich euch wohl kaum zu muten ^///^,

Deswegen viiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeeeeeeeeelen Dank

Diracdet!!!!!!!!!!!!!!!
 

Nun denn… damit war’s das für mich erst einmal …

Aber noch ist ja nicht aller Tage ^.~ wir sehn uns wieder keine Frage ;]

Auch wenn es Studiumsbedinkt ein wenig dauern könnte, wobei die nächste schon in Arbeit ist.
 

Nochmals vielen Dank an alle *verbeug* es hat mir sehr Viel Spaß gemacht diese FFs zu schreiben!
 

Bis bald,

eure Shelling___Ford
 

PS: Über dieses Nachwort hab ich jetzt weder Diracdet noch Leira gejagt ^^, Shelling pur so zu sagen *g* deswegen,… verzeiht die Fehler ^///////^;



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Von:  shinran
2014-05-11T17:05:35+00:00 11.05.2014 19:05
Wow ich bin platt.
Du hast einen richtig guten nein noch besseren schreibstil.
Wie du dir details in der umgebung beschrieben hast oder die gefühle und denkweisen
Einfach genial
Mach so weiter
Lg
Von:  rienchen182
2012-02-03T13:33:19+00:00 03.02.2012 14:33
Hallo Shelling_Ford,

ich habe in der lezten Woche nicht anderes gemacht, als deine FF´s zu lesen und alles was ich sagen kann ist: Du hast es mal unheimlich drauf!Die Art und Weise, wie du schreibst, wie sehr du ins Deteil gehst und auch wirklich alles durchdacht ist und einen Sinn ergibt, es ist wirklich große Klasse! Es hat wahnsinnig Spaß gemacht, deine FF´s zu lesen und ich hoffe, dass du weiterhin so kreativ bleibst!
Viele Grüße!


Von:  Rowanna
2011-01-11T00:19:37+00:00 11.01.2011 01:19
Einfach super! Deine sprachlichen Bilder sind so toll, dass man unweigerlich mit Shinichi den Atem anhält, wenn er durch die rauchgeschwängerte Luft des Organisationsgebäudes rennt. Die Verweise auf Holmes sind extrem genial eingebracht und die Charkatere wirken von Grund auf realistisch und überzeugend. Das Konzept hinter den Kriminalfällen ist einfach klasse und hätte aus der Feder Aoyamas selbst stammen können. Ich kann nur eines sagen: Beeindruckend!
Von: abgemeldet
2009-10-31T19:14:24+00:00 31.10.2009 20:14
Hallo Shelling__Ford!

Ich weiß, ich bin viiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeel zu spät dran, aber wie du vielleicht meinem Steckbrief entnehmen wirst, bin ich nicht allzu lange hier auf Mexx und bis ich jetzt auf deine Geschichten gestoßen bin, war es schon zu spät!

Ich hoffe, ich nerve nicht mit dem Kommi, wobei ich versucht habe, mich so kurz wie möglich zu fassen.

Zum Kommentar…
Es ist eher eine Allgemeinmeinung über “Black Lies“.
Ich glaub’, ich fang’ jetzt an! ^.~


Der Prolog wurde sehr gut geschrieben, besonders waren diese „Vergleiche“ mit Sherlock Holmes und diese Atmosphäre im Kapitel sehr gut, so, dass man fast selber spüren konnte, wie es dort war.

Dann Kapitel eins…
Man sieht schon dort, und dann auch später, wo sich Ran und Conan gegenüber stehen, wie es für sie schwer ist, miteinander umzugehen und diese Gefühle von ihnen wurden auch gut beschrieben.
Die beiden können dann einem wirklich Leid tun…

Dann diese Versöhnung von Eri und Kogorô; dieses Ereignis hat einen erfreut und die Dramatik etwas verdrängt. Jedenfalls war es schön, diese Stelle zu lesen.

Und dann die väterliche Seite Kogorôs.
Natürlich ist es humurvoll, wenn man ihn tollpatschig darstellt, etwas patzig und dreist, aber diese Fic war auch einer von diesen, die ihn mal ernst und seine Rolle als besorgtem Vater zeigten, was auch immer wieder schön ist, als wenn er nur fies gezeigt wird! ^.~

Der Überfall.
Er war spannend und hat einem wirklich Angst eingejagt, wobei man fast selbst heulen konnte, als sie sich trennen mussten; der Augenblick wo die Organisation im Mittelpunkt dann stand.

Ich muss zugeben, dass man in der Organisation, trotz ihrer „Gastfreunschaft“, wie du es nanntest, auch an manchen Stellen schmunzeln konnte, besonders bei Bordeaux’ Verhalten wenn er sich aufregte. ;)

Und diese Dialoge…
Jaa, das waren auch Stellen die man nur allzu gerne las, besonders wenn da diese etwas „fachausdrücklichen“ Worte dabei waren und manchmal einem zum Kichern oder Schmunzeln bringen konnten.

Der nächste Punkt wäre, diese Achterbahn zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit in der Fic.
Als Conan entführt wurde, da dachte man an Hoffnung, dass er gerettet werden konnte.
Bei Shinichis gespieltem „Selbstmordversuch“ sank sie wieder, dann kam sie wieder hoch usw..

Gott, da konnte man dabei wirklich verrückt werden!
Besonders da, wo Shinichi am Ende wieder Conan wurde…
Oha… dann dachte ich nur „Alles umsonst“ sozusagen, aber nun gut; letztendlich war er wieder groß geworden! ^^

Nun, dass Ai nicht viel dabei war, war für mich zumindest nicht so schlimm, da ich nicht gerade ein soo großer Fan von ihr bin!

Dann dieses Teamwork zwischen den Guten.
Sie war auch von diesen ‚sehr gut’- Aspekten; man könnte fast meinen, du wärst schon selbst in solch’ einer Lage gewesen, wenn man bedenkt, wie du diese Flucht etc. beschrieben hast, die Daten und blablabla…

Und diese Gefahrstellen, in der Ran verwickelt war… *freu*
Nenn’ mich von mir aus ‚Verrückte’, aber… ich mag das halt, wenn sie in Gefahr schwebt, besonders z.B. wo sie dann bei Shinichi in der Organisation war, allerdings wurde sie zu schnell gerettet! Trotzdem will ich nicht meinen, dass sie dabei sterben soll; nein, keineswegs, natürlich soll es in einem Happy-End enden! ^.~

Yukiko und Yusaku Kudô.
Treffend wurden ihre Ängste und Gefühle beschrieben, ebenfalls von Kogorô und Eri, wenn auch nur kurz.

Ich glaub’ nächster und letzter Punkt ^^:
Probleme wurden souverän meistens gelöst.

Und das Happy-End!
Der war irgendwie süß und toll, hach...*schwärm* ^///^

Nun, viel sagen gibt es wohl jetzt nicht, das meiste haben ja die anderen ja schon getan! ;)

Soo…
Ich bin fertig! Ich hoffe es ist dir nicht zu langweilig gewordern; ich glaube ich habe eigentlich hier schon vieles wiederholt, da ich nicht jetzt dazu kam, die anderen Kommis zu lesen!

Auf jeden Fall war es sehr toll, deine Geschichten zu lesen! Vielleicht solltest du ja Autorin werden! ^.~

Jaaa...wenn ich das mal so betrachtete, hoffe ich, dass ich nicht so schleimerhaft rübergekommen bin! *g*

Sonst war’s das meinerseits; freu’ mich ebenfalls schon auf neue Werke von dir!

Schönen Abend noch,
Kelly_Holmes




Von: abgemeldet
2009-09-22T17:48:39+00:00 22.09.2009 19:48
Hayy =)

SO. Nun endlich lese ich auch das letzte Kapitel dieser Reihe. ^^’
Der Titel ist schon mal irgendwie... interessant. :D
Nun ja, ich gehe lesen xD

Das aufbrausende Temperament Heijis hast du meines Erachtens nach recht gut getroffen!
Es ist sehr... sagen wir mal charakteristisch für den braungebrannten Osakaer.

Schuld.
Nun die Frage nach Schuld ist hier wohl relativ offensichtlich dargestellt. Wer sie allerdings hat... das kann keiner sagen.
Jeder versucht sie dem anderen ein wenig zu geben, vielleicht aus Trotz oder auch aus Angst.
An sich ein sehr trauriger Punkt, aber dennoch finde ich ihn gut.

KleinShinichi ist nicht mehr Shinichi.
Besonders eben am Anfang, als du Heiji ihn im „richtigen“ licht betrachten lässt, fällt natürlich auf wie schwach er ist... wie gebrochen... wie irreal Shinichi seinem Vorgänger gegenübersteht.
Du hast es sehr dramatisch und auch melancholisch dargestellt und das finde ich wirklich sehr toll!
Es stimmt schon, er ist für den Moment im tiefen Schwarz ertrunken.

<Du hast es echt geschafft, Kudo… du bist wirklich der Sherlock Holmes des
neuen Jahrtausends.>
Ein toller Satz, denn auch er zeigt eigentlich unterschwellige Bitterkeit.
Früher, hätte er sich darüber gefreut und auch wir hätten mit Stolz zu Shinichi aufgesehen aber nun... er ist gebrochen. Triumphal auf die eine Weise, aber innerlich... nun wir wissen es ja. ^^’
Daher gefällt mir dieser Satz, da man ihn nun in einem ganz anderen Blickwinkel sieht, als einige Monate zuvor.

Perfekt.
Einfach perfekt, dieser Weihnachtskontrast!
Dafür zolle ich dir eine Menge Respekt, denn die Idee an sich, so etwas auch jetzt noch mithineinzuarbeiten... Einfach klasse.

Die D-Boys. Hach sie sind und bleiben einfach doch herzallerliebst.
Ich finde es zwar überraschend, aber toll, dass du sie hast mit einbringen lassen!
Besonders Ayumi... Ich denke sie hat mittlerweile auch einen sehr starken Status im Gesamtstück erreicht und sie scheint... ja, sie scheint am meisten gewachsen zu sein von ihnen. Auch wenn du deutlich noch einmal zeigst, wie stark der Konflikt auch hier ist, so scheint sie wirklich für ein Kind eine Menge Reife gewonnen zu haben. (Siehe auch ihre „Fregabe“)
Ich gebe zu, es ist schwieriger sie sich so vorzustellen ohne diese pure Naivität... aber dennoch hast du sie gut getroffen.

Uuuuund Shiho steht vor der Tür. :D
Die drei mussten doch noch kommen. ;D
Wo hätte es denn hingeführt, wäre nicht doch noch ein Weihnachtswunder passiert. *Kopf schüttelt*
Ein wenig sehr zusammenpassend, aber trotzdem kein schlechter Gedanke, das Vermouth doch noch einen Hinterweg hatte.

Shuichi hat ihn nicht umgebracht.
Durch Akemi... Ai... und Shinichi.
Anscheinend hast auch ihn alles verändert...
Gut so. ;)

Das Ende... okay... ich bin ein Mädchen... ich darf das: SOOOOOO SÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜß ^/////////////^ Da wurde einem trotz dieser kalten Winteratmosphäre richtig warm ums Herz. (:
Und dass sie ihm verzeiht... pff.... war doch klar. ;D
Natürlich... es wird manchmal doch noch eine etwas härtere Beziehung, wenn dieses Thema angeschnitten wird aber für den Moment.... für den Moment ist alles gut. Fürs erste. ;)

Die Tatsache, dass er ihr noch einmal sagt, was für eine Angst er empfindet... wie sehr er sich die Schuld gibt.
Ich denke es ist wichtig gewesen, schließlich sollte nun ein für alle Mal alles vom Tisch geräumt werden.
Ein weiterer innerer Konflikt überstanden werden.

Die Sache mit dem Ring... seeeehr unrealistisch, wenn ich dies mal so sagen darf, dass er da wirklich noch so liegt... ;D
Aber cute. X3 Also sei es erlaubt. :P

Alles in allem ein wirklich wunder- wunderschönes Kapitel.
Und wohl auch von den Beschreibungen her eines deiner Besten. :)

Ich freue mich sehr, diese Reihe gelesen haben zu dürfen und kann dir sagen, dass du erhebliche Fortschritte gemacht hast und dich in vielen Punkten, wie auch unsere Charaktere weiterentwickelt hast.

Ich freue mich auf deine nächsten Werke, irgendwann einmal. ;D

Liebe liebe Grüße,
Shi

PS: Jaaa die ENS kommt auch noch XD

PS2: Hör auf dich mit deiner Sprache immer selber fertig zu machen! xD
Von: abgemeldet
2009-09-13T14:41:23+00:00 13.09.2009 16:41
Sarah 22:

Huch schon wieder so weit zurück. -.-
Was man nicht alles nachholen muss, wenn man im Stress ist! ><
Es tut mir Leid, dass ich mich mal wieder erst so spät melde, wahrscheinlich eigentlich noch später, wenn ich nicht gerade die Grippe hätte und nichts machen dürfte. ^^’
Auf jeden Fall appelliere ich einmal mehr an dein Verständnis!

Make- Up- Kekse. (:
Wundervoll! Ein Vergleich, der mir so noch nicht untergekommen ist!

Yusaku gibt sich die Schuld. *seufzt*
Ich weiß nicht, ob ich da widersprechen ode zustimmen soll.
Einerseits... einerseits kann er so gesehen nichts dafür. Es war eine Aneinandereihung geplanter Zufälle. Andererseits... der Streit wäre sicherlich einfach zu vermeiden gewesen!
Man merkt auch dieses Hin- und Her deutlich Yukiko und Yusaku an und ich denke du zeigst den inneren Konflikt von beiden sehr schön und nachvollziehbar.

And Conan is back! ><
Ein Schocker, mit dem wohl keiner mehr gerechnet hätte von den im Hause Anwesenden.
Nun, was mich interessiert hätte ist natürlich, wie genau Kleinshinichi in dieser Situation reagiert hätte.
Aber ich denke es wäre nicht viel anders als... als die seiner Vaters gewesen.

Nun, um noch einmal auf dein Sherlock- Holmes- ganz- geschickt- Einbringen- können zurückzukommen. ;D
Du weißt ja wie es mir gefällt, wenn du dies machst. Dieses Mal allerdings... da muss ich sagen wirkte es etwas fehl am Platz. Der ständige Vergleich Shinichi mit Sherlock Holmes... es passte dieses Mal nicht, meines Erachtens nach!

Die tatsache, dass Yusaku an diesem Abend, dieser Nacht, um Jahre gealtert sei...
Nun, mit voller Ironie könnte man schreiben: Nun entspricht er seinem Alter.
Ein durchaus diskutierenswerter Punkt, oder?

>> Widerwillig gehorchte der kleine Junge und kletterte neben seinen Vater
auf sein Bett.<<
Ein einfacher Satz, der mir solch einen Schauer über den Rücken jagte. :O
„[...]kletterte[...]“... ><
Schockierend, aber stilistisch gesehen phänomenal.

Nun, Vater und auch Sohn versuchen sich gegenseitig zu trösten.
Jeder sagt, den anderen treffe keine Schuld und die Ansichten wären falsch.
Wenn man es genau betrachtet könnte man allerdings behaupten, keiner von beiden habe 100% Recht. Und ich denke mal, genau das willst du uns auch damit zeigen, oder?
Mit diesem ‚krassen’ Unterschied an Behauptungen.
Falls dem so ist, so stimme ich dir im Übrigen voll und ganz zu. ;)
Jeder trägt einen Teil der Schuld und man diesen Teil bei keinem weg reden.
Wer die meiste Schuld trägt... ist Ansichtssache.

Das Endgespräch... :O
Sehr... schauspielersich. Zumindest bis zu einem bestimmten Grad...
Auf jeden Fall... nun sagen wir so ich bin froh, das ich gleich weiterlesen kann xD

Alles in allem ein nicht weniger ruhigeres Kap als manch andere davor...
Obwohl es hier wohl mehr um die Gefühle ging, die sich in der Vordergrund geschlängelt hatten.

Auf jeden Fall freue ich mich gleich aufs nächste! ^^’

Liebe Grüße,
Shi

PS: Ich sehe ja jetzt erst... es wird auchdas letzte sein?! :O
Von: abgemeldet
2009-09-05T14:40:38+00:00 05.09.2009 16:40
Du bist suuuuuuper!!! *kuschelz* *flauschz*
Ich lieb schon die ganze Serie, aber dieses Kapi gehört zu meinen absoluten Lieblingen *_______*
Ich bin gar nicht mehr davon losgekommen! Und dass es dann auch noch ein so tolles Happy End gab...und so ganz ohne Kitsch...
*vollkommen selig auf Wolke Sieben schwebt*

Ich drück dir ganz feste beide Daumen und wünsch dir alles Gute und freu mich jetzt schon auf was Neues von dir ^___________^
Das Jahr werd ich schon irgendwie überstehen XD"

Noch mal alles, alles Gute!!!
Grüssle, Ildi~
Von: abgemeldet
2009-09-04T18:38:01+00:00 04.09.2009 20:38
KAWAII<333
ich find das ende wunderschön
grade das im park und shinichi is soo süß *schwärm*
und das mit der Pille is auch tollig
hach....aber ich finds schon irgendwie traurig das es zu ende is *schnief*
jz hab ich so lange daran gelesen und das jede woche^^
mir wird was fehlen
aber ich wünsch dir für deine pläne mit schule und so viel glück und spaß...
mach weiter so

ganz liebe grüße<3
nami
Von:  Diracdet
2009-09-04T16:35:12+00:00 04.09.2009 18:35
Hallo Shelling__Ford,

ich schreibe hier schon mal den Kommi zum ersten Teil und füge dann den für den zweiten Teil an. ;]
Ehrlich... Conan macht mir allmählich Angst... wie allen Anderen ja auch. Und immer wieder kommt mir das in den Sinn, was ja nun Yusaku ausgesprochen hat, in Gedanken zumindest. Er hat das Richtige getan. Er hat das getan, was Andere nicht konnten – jetzt klingts bald wie bei The Dark Knight XD – aber er hat die Welt ein kleines bisschen besser gemacht, indem er auf sein eigenes Glück verzichtete.
Das zum Einen hingestellt, kann man seiner Argumentation sicher trotzdem zustimmen, so nicht als Shinichi weiter leben zu wollen, sondern neu anzufangen.
Umgekehrt aber... unterschätzt er, was er eigentlich geleistet hat, und wie die Leute in seiner Umgebung darauf reagieren. Weil er nicht Shinichi bleiben konnte, glaubt er, seine Freunde, insbesondere Ran, enttäuscht zu haben.
Das hat er nicht... eben genau das hat er nicht. Es ist sicher hart, zu opfern, für das Richtige, aber er sollte der Letzte sein, der mit diesem Opfer nicht umgehen kann, eigentlich. Aber es schmerzt ihn wohl zu sehr, zu sehen, dass er unter diesen Umständen... nicht mehr mit Ran zusammen kommen kann.
Es ist schon traurig. Auch, wie er mit Heiji dann umspringt, den wohl wichtigsten Rat, den dieser ihm, im Rückblick ja selbst erst Dank Shinichis Vorarbeit, geben konnte, als Ursache für das Übel auslegt – Heuchelei! Ich denke, du verstehst, dieser Teil des Kapitels ist recht verstörend, auch mit Yusakus Kommentar, als er gehen will.

Und dann die Kinder, Shelling, Ayumi ist so traurig in ihrer Art. Ganz ehrlich, das ist toll geworden! Wie sie auf Conans Bemerkung seiner Abreise reagiert. Wie sie ihm eigentlich damit zeigt... was er wirklich macht, nämlich ihre Kindheit mitzunehmen, wenn er geht.
Ich weiß, du hast es Conan darüber ausdrücken lassen, dass sie nicht wissen, wie sie mit ihm umgehen lassen, aber in ihrem Fall ist das definitiv nur die eine Seite. Ob Conan oder Shinichi, sie weiß am besten, was für ein guter Freund er war. Sie weiß auch, dass seine Entscheidung steht und es unnütz wäre, mit ihm darüber zu diskutieren, und damit... wird sie mit der Grausamkeit des Lebens, wie es Conan in seiner Situation empfindet, am stärksten konfrontiert. Ja... sie ist in dem Moment kein Kind mehr, er hat ihr diese Unbeschwertheit gestohlen, indem er sie so emotionslos abwies, einfach so sagt, er geht, für immer.

So weit meine Interpretation des ersten Teils,

Und nun zum zweiten Teil.^^
Übrigens gefällt mir der Schnitt eigentlich ganz gut. Du hättest das durchaus nochmal so in zwei Teile teilen können, finde ich, so der letzte verzweifelte Akt vor der... 'Erlösung'

Jaja, auf der Liste der möglichen Gäste musste Shiho als erwachsene Frau definitiv weit hinten stehen, oder? *ggg*
Und die Akai-Szene ist so wunderbar eingefügt gewesen, auch mit der persönlichen Erkenntnis Akais und wie er sie im Anblick Conans in Gedanken ausspricht, gefällt mir so ausgezeichnet.^^
Aber nun wieder Shinichi... Aaaah... er macht mich kirre, darf ich das mal so sagen? Man glaubt fast, er will um jeden Preis jetzt sich von ihr trennen, um ihr nicht mehr weh zu tun.
Er weiß, dass es die richtige Entscheidung war, weshalb er sie ja immer wieder wiederholen würde, was er auch sagt.
Und da meine ich, das ist der wahre Grund, warum er sich überhaupt zu ihr getraut hat. Weil er weiß, dass Ran nichts anderes getan hätte an seiner Stelle. Dass sie... wie du sie ja selbst sagen lässt, nichts anderes erwartete und enttäuscht wäre, hätte er sich anders entschieden.
Was ich sagen will, diese Stelle, die Erklärung zwischen beiden, warum er kam, ist meiner Meinung nach die beste der ganzen FF. Sie trifft die Figuren vielleicht besser als alles andere.

Neumond, ich find immer noch eine sehr originelle Umschreibung für den Gedanken dahinter, ehrlich.

So, zum Ende mal ein Gesamt-Resümee. Ich finde deine Serie, die sich immerhin über vier volle FFs erstreckte, wirklich beeindruckend gelungen, wegen der Figuren, die unglaublich realistisch dargestellt sind. Du triffst sie als Charaktere ausgezeichnet wie ich finde.
Wegen der vielen Metaphern und Bilder, mit der du jede einzelne geschmückt hast, und durch die jede ihre eigene Farbe bekommt.
Wegen, vor allem wohl, der von vorne bis hinten wohl durchdachten Handlung, die sich durch die ganze Geschichte, von Anfang bis Ende zieht – das Symbol des Sterns – nenn es doch die Stern-Reihe. ;]
Auch wegen der ebenso durchdachten Kriminalfälle, Rätsel und anderen komplizierten Zusammenhängen, an die du dich heran getraut hast.
Wegen dieser kompletten, abgeschlossenen Handlung über, ich glaube, fast zwei Jahre mittlerweile, deswegen ist diese Geschichte wirklich eine ganz besondere unter den Conan-FFs, zumindest hier auf Animexx. Ehrlich.

Und zum allerletzten Kommentar – ein kleiner ironischer Gedanke. Dein Schlusswort, dass du selbst geschrieben hast, enthielt fast keine Fehler! ;p

Viele liebe Grüße,
Bis bald, Diracdet
Von:  Vertschl
2009-09-04T09:07:41+00:00 04.09.2009 11:07
:D
Toll, ein Happy End *gg* (wenn nicht hätte ich dich wohl mit der Bratpfanne jagen müssen *unschuldigpfeif*) und das auch noch an Weihnachten, dem Fest der Liebe (und du sagst das war nicht so geplant^^)
Gutes Gelingen fürs neue Schuljahr :)

liebe Grüße,
Verena



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