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Herzmasochist

AkuRoku
von

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IX

Mit der restlichen Fahrt hatte ich mehr Glück wie am Anfang, was mich aber nich überraschte, da es nun wieder hell war und auch der Schnee nicht mehr so stürmig fiel.

Völlig übermüdet und erschöpft sehnte ich mich so sehr danach, ihn endlich wieder zu sehen, wenn auch die Angst, dass er sich völlig verändert hatte, nicht allzu gering war. Aber nein, nicht sein Roxy. Nicht er.

Ich stieg in den Bus ein, es waren endlich mal mehr Menschen unterwegs als ich. Sitzplätze gab es zwar trotzdem mehr als genug, aber dennoch erschien es mir jetzt nicht mehr allzu sehr wie eine Geisterfahrt.

Auch die Sonne war nun über den Horizont gewandert und blendete mich durch das Busfenster. Ich genoss das Gefühl, wie das bisschen Licht meinen Mantel erwärmte. Und noch mehr genoss ich den mollig warmen Sitz, den wohl gerade erst jemand für mich warm gesessen hatte.

Von Haltestelle zu Haltestelle stiegen die Leute aus und ein. Dieses geradezu rhythmische anfahren und bremsen machte mich noch schläfriger, doch würde ich jetzt meine Haltestelle verpassen, würde ich mir das niemals verzeihen können.

Gähnend hielt ich mir den Mund zu und streckte mich, erneut blickte ich auf den Zettel mit den Fahrtdaten. Dieser war mittlerweile nach 24h Reise ziemlich zerknittert, doch konnte ich deutlich erkennen, dass nur noch wenige Haltestellen sich zwischen mit und meinem kleinem Engel stellten.

Ich dachte an Demyx. Wie dankbar war ich ihm, dass er mich die ersten Monate über Wasser gehalten hatte. Mich aufgebaut und motiviert hatte, sodass ich sogar mein letztes Schuljahr beendete und nun eine Ausbildung zum Pyrotechniker hatte.

Mehr oder weniger. Mein Chef hatte mich nach wenigen Monaten wieder gefeuert, da ich angeblich eine zu große Affinität zum Feuer hatte und er Angst hatte, dass ich noch alles in die Luft jagen würde.

Manches nahm man wohl doch aus dem Früheren Leben mit. Doch nicht mal im Ansatz so ausgeprägt wie ich es gerne hätte, sonst hätte ich mir heute Nacht überall ein kleines Feuer zum Wärmen gemacht.

Aber so musste ich das erste Mal lernen, wie man mit frierender Kälte umgeht. Am liebsten gar nicht.

Aber zurück zu Demyx. Dieser wollte natürlich mit, für ihn war Roxas schließlich ein kleiner Bruder, doch hielt ihn Job und Geld fest. Dadurch, dass ich mich die erste Zeit bei ihm geradezu durchgeschnorrt hatte, hatte ich ihm einiges an Kosten aufgebrummt. Früher wäre das kein Problem gewesen. Früher hätte ich ihn einfach ein Paar große Scheine von meinen Eltern hingeworfen. Doch somit blieb er daheim und wartete auf den Anruf, dass ich heil ankam.

Meine Eltern. Roxas' und meine Eltern. Unsere Eltern.

Nein, das gab es nicht mehr. Unsere Mutter war verstorben und das, was sich unser Vater nannte, entwickelte sich zu einem abartigen Menschen. Einem Säufer. Drogenabhängig. Gewalttätig.

Die schlimmste Sorte von Mensch.

Ich wachte aus meinen traurigen Gedanken auf als meine Haltestelle aufgerufen wurde. Sofort schulterte ich meinen Rucksack erneut und stieg aus.

Ich blickte mich um. An sich war es hier wirklich wunderschön; der Schnee bedeckte alles und gab dem gesamten Anblick etwas unschuldiges.

Und zudem war es, wäre es nicht gerade Winter, ziemlich grün hier. Zwar waren die Bäume nun kahl und trugen keine Blätter, aber ich konnte mir gut vorstellen, wie es hier im Sommer aussah.

Roxas gefiel es hier bestimmt. Ob er sauer ist? Ob er noch auf mich wartete?

Besorgt kramte ich erneut das zerknitterte Blatt heraus und blickte auf die Karte, die ich mir abgemalt hatte. Das Heim war nur noch drei Straßen von hier entfernt.

Ich wurde unglaublich nervös. Ich spürte jeden einzelnen Muskel in meinem Körper, jeder Atemzug gestaltete sich ziemlich schwer und meine Augen blinzelten ungewöhnlich oft. Meine Kehle wurde trocken, und das nicht nur von der kalten Luft.

Schritt für Schritt schossen tausend Gedanken in meinen Kopf, Sorgen und Erinnerungen. Wie gerne würde ich die Zeit zurück drehen und wieder mit Demyx in den Urlaub fahren. Ins Grüne, oder an den Strand. Ja, am Strand mit den Beiden im Sand unter der Sonne liegen, die Füße im salzigen Meerwasser badend.

Aber eine Schneeflocke riss mich aus meinen Träumereien. Nagut, eine war gelogen. Der Sturm tobte wieder.

Ich sah kaum einen Meter vor mir und musste die Augen so sehr zusammenkneifen, dass ich sowieso fast nichts sah. Dennoch kämpfte ich mich die Straße weiter entlang und bog in die letzte ab.

Am Ende dieser Straße müsste nun auf der rechten Seite das Heim sein.

Ich begann zu rennen. Ich wusste nicht wieso ich rannte, ob ich nun gehe oder renne würde bei dem Sturm keinen Unterschied machen, und auf die paar Sekunden kam es jetzt auch nicht an.

Ich stieß auf eine Kreuzung. Verwundert ging ich ein paar Schritte zurück und blickte an die karge Hauswand.

Familie Busch. Nein, das war kein Heim. Das war nicht Roxas' Heim.

Wieso war ich hier falsch? Erneut rannte ich zur Kreuzung und blickte angestrengt auf das Straßenschild. Eindeutig, das war die richtige Straße, ich hatte mich nicht verlaufen!

Ich lief die Straßenseite ab. Zwei Mal. Doch das veränderte die dort stehenden Häuser auch nicht.

Hatte ich falsche Informationen gehabt? War das Heim vielleicht in einer gleichnamigen Straße, nur an einem völlig anderem Ort?

Tränen der Verzweiflung schossen mir in die Augen. Ich weinte nie, aber das überforderte mich jetzt wirklich. Den ganzen Weg den ich auf mich genommen hatte war falsch?

Ich hatte nicht einmal Geld um zurück zu kommen, ich konnte mir nur die Hinfahrt leisten. Fluchend trat ich gegen ein Auto. Es war alles umsonst!

Als die Alarmanlage des Autos anging, wurde ich von dem Blinklicht geblendet. Sofort wischte ich mir die Tränen aus den Augenwinkeln.

"Oh.", entfuhr es mir, als ich das angeblinkte Haus auf der anderen Straßenseite durch den Schneesturm entdeckte. Ich erkannte zwar nur die Umrisse, aber dennoch war das Gebäude groß genug um ein Heim zu sein.

Ich lief über die Straße und stand vor dem Schild, das neben der großen Türe an der Steinwand hing. Die Anschrift des Heims stand auf diesem geschrieben.

Ich lachte auf. Erneut. Lachend lehnte ich mich gegen die Hauswand und wischte mir erneut die Tränen aus den Augenwinkeln.

Was ist nur mit mir passiert? Ich ließ mich doch auch sonst nicht so leicht aus der Fassung bringen, und noch weniger weinte ich!

Wenn ich schon nicht mehr der Alte war, wie war es dann mit Roxas?

Nachdem ich mich wieder gefasst hatte, versuchte ich die Türe zu öffnen. Vergebens. Ich hatte zwar keine Uhr dabei, aber an einem Sonntag morgen um 10 Uhr erwartete ich eigentlich schon, dass ich hier hätte rein gehen können.

Diesmal versuchte ich es mit der Klingel. Niemand öffnete die Türe.

Ich wurde nervös und klingelte zwei Mal hintereinander, als ich dann ein leicht genervtes "Ja, ja! Ich komm ja schon!", hörte. Es war eine junge Frau blonden Haaren und blauen Augen, die mir die Türe öffnete. Kurz hielt mein Atem inne.

"Namine.", flüsterte ich leise und das Mädchen schaute mich irritiert an.

"Kennen wir uns?", fragte diese und blickte zu mir hoch. Ich schüttelte den Kopf, "Entschuldigung, was? Nein, ich sagte 'na endlich'", grinste ich schief und schluckte schwer.

Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Was machte sie denn in diesem Leben?

Nachdem sie mich nur skeptisch und schweigend ansah, zog ich mir erstmal die Kapuze vom Kopf um nicht wie ein Räuber dazustehen. "Entschuldigung, könnte ich vielleicht rein? Ich bin hier um jemanden zu besuchen...", erklärte ich meine Situation und sie trat bei Seite. Knarrend schloss sich wieder die Türe und es stellte sich heraus, dass sie lediglich verklemmt war. Nicht verschlossen.

Ich zog meinen feuchten Mantel aus, hier drin war es schön warm und hell beleuchtet. Meine schwarze, weite Hose war leicht feucht, doch das rote, enge Unterhemd hatte nichts abbekommen.

Ich merkte wie Namine mich musterte. Ehrlich gesagt, war es mir unangenehm.

Natürlich war ich attraktiv, das klang jetzt vielleicht eingebildet, aber mit meiner Größe und der schlanken Statur galt ich doch dem heutigen Bilde nach als attraktiv.

Ob ich auch Roxas gefiel?

"Sagmal, kennst du Roxas? Weißt du wo er ist?", fragte ich sie und legte mir den Mantel über den linken Arm.

Ihre Augen wurden etwas größer und ein bisschen Verlegenheit machte sich in ihrem Gesicht breit. "Natürlich kenne ich ihn! Ich bring dich zu ihm."

Ich strahlte. Er war also tatsächlich hier.

Sie ging ruhig, viel zu ruhig, schleichend!, die Treppe hinauf. So als hätten wir es gar nicht hektisch. Ich schon! Ich würde am liebsten rennen, sprinten, wenn nötig diese Treppen hochfliegen!

Ich spürte wie mein Herzschlag in meinem Hals pulsierte. Gleich wäre ich da. Gleich hätte ich ihn wieder.

Zu meiner Überraschung klopfte Namine nicht einmal an der Türe an, sondern öffnete sie einfach. "Schatz, da ist jemand für dich!", sagte sie zur Begrüßung.

Ich blieb stehen, noch vor der Türe. Ich traute mich nicht hinein zu sehen.

Immer wieder hallte dieses Wort in ihrer Stimmlage in meinem Kopf. "Schatz." .... Schatz? Hatte sie wirklich Roxas gerade...Schatz genannt?

Ich zitterte und meine Hände ballten sich zu Fäusten zusammen als ich den letzten Schritt zur Türe machte. Ich spürte wie mein Gesicht sich wegen der Anspannung verzog.

Nachdem ich die ganze Zeit unterwegs war um hierher zu kommen, wollte ich jetzt nur noch weg. Ich meine natürlich freute ich mich, dass Roxas hier war und ich jetzt endlich zu ihm konnte, aber dass er eine Freundin hatte? Und dann auch noch Namine?

Ich versuchte mir irgendwie ein Lächeln aufzudrängen und lehnte mich verkrampft gegen den Türrahmen. Ich hoffe es sah cooler aus, als es sich anfühlte.

"Sorry, hab' etwas Verspätung.", brachte ich locker raus und hob den Blick, sah zum Schreibtisch, neben welchem Roxas saß.

Mein Herz hielt für einen Moment inne. Er hatte sich also nicht verändert. Er war immer noch mein kleiner blonder Engel. Mein süßer, kleiner Roxy mit den himmelblauen, großen Augen.

Doch gerade als mein Herz wieder bereit war zu schlagen, wurde diesem ein heftiger Tritt verpasst.

"Oh, hey Axel. Stimmt, du wolltest kommen.", sagte er und streckte sich.

Das war die Begrüßung? Hey Axel?

Ich wartete noch zwei Sekunden, vielleicht würde er mich ja doch anspringen. Umarmen. Sich sichtlich freuen mich wieder zu sehen.

Aber nein, nichts - er saß einfach nur da, schaute mich an.

"Namine, das ist mein Bruder Axel. Axel, das ist Namine.", sagte er und schaute mich diesmal nicht an. War es ihm unangenehm?

Hier stimmte doch irgendwas nicht, irgendwas war hier sichtlich faul!

Schweigend hob Namine zur zweiten Begrüßung die Hand, ich nickte.

Ich zuckte zusammen als Roxas ihr leicht auf den Hintern schlug. "Lass' uns mal grad' alleine.", sagte er etwas grob zu ihr und schickte sie raus. Ich zog hinter ihr die Türe zu.

War das wirklich mein kleiner Roxy? In den letzten Monaten am Telefon klang er doch völlig normal. Er sagte mir doch immer wie sehr er mich vermisste, und wie doof er es hier fand.

Er hatte mir nicht einmal etwas von seiner neuen Freundin erzählt?

Nungut, das war auch etwas, was ich lieber nicht gewusst hätte. Aber immerhin war es besser als dieser Arsch von Sora...

Schweigen herrschte für die ersten Sekunden, wir schienen beide zuzuhören wie sich Namines knarrenden Schritte auf dem Holz von der Türe entfernten.

Ich wusste ehrlich gesagt nicht was ich sagen sollte. Ich war mit der herzlosen Berüßung völlig überfordert und dann auch noch seine so grobe Art?

Ich kratzte mich am Hinterkopf und versuchte etwas zu sagen. "Du scheinst nicht gerade glücklich darüber zu sein mich zu sehen.", murmelte ich und blickte aus dem Fenster. Draußen tobte immer noch der Schneesturm. Dann hörte ich wie der Schreibtisch Stuhl zur Seite rollte und konnte mich nicht einmal fangen, stolperte vom wuchtigen Schlag nach hinten und fiel auf den Rücken.

Umklammert von Roxas.

"Du bist endlich da!", schluchzte er mit fiepsiger Stimme auf und ich musste sofort wieder die Tränen verdrängen. Das war er. Mein Roxy. Mein Engel.

Mit einem zitternden Lächeln schlang ich die Arme um ihn und drückte ihn fest an mich, während er sein schluchzendes Gesicht in meinem Hemd vergrub.

"Du wolltest schon heute Nacht hier sein! Du hättest dich Melden können! Ich hab mir solche Sorgen gemacht!", stammelte er vor sich hin und wischte sich die Tränen vom Ärmel, blickte dann mit seinen nassen, blauen Augen zu mir hoch.

"Du hast mir gefehlt, Axel.", hauchte er und umklammerte meinen Hals, vergrub sein Gesicht in meiner Schulter. "Du hast mir auch gefehlt, mein kleiner Engel...", gab ich als Antwort und setzte mich vorsichtig auf, Roxy auf meinem Schoß gebettet.

War ich am Träumen? War das wirklich real?

Ich glaube so oft hatte ich mein Herz in wenigen Minuten noch nicht überfordert.

Als Roxas sich dann einigermaßen beruhigt hatte blieb er sogar freiwillig auf meinem Schoß sitzen.

"Alles gute zum Geburtstag.", hauchte ich ihm ins Ohr und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

Ich wollte, dass dieser Moment nie endete.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  TKTsunami
2012-09-13T07:24:55+00:00 13.09.2012 09:24
Aha
vor Anderen auf dicke Hose machen und dann wo sie alleine sind
Roxas du bist ein Idiot
Aber vllt muss man da 'stark' sein und eine Freundin haben um da einigermaßen kar zu kommen?
Nun ich denke sein Verhalten wird sich im nächsten Kapitel aufklären^^

TK was here


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