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Desperation

But I love you so much... Reita x Uruha 6. Kapitel on!
von

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Unfall und seine Folgen

„Kou? Hey, Kou. Wach auf.“, flüsterte dem Schlafenden eine leise Stimme ins Ohr.

Uruha grummelte leise und drehte sich auf den Rücken, während er langsam erwachte. Wer störte ihn denn jetzt? Er hatte so schön geträumt… Leise gähnend öffnete er ein Auge, um es sofort wieder zu schließen, da ihn die Sonne grell anstrahlte und er sich erst einmal an das Sonnenlicht gewöhnen musste. Er wappnete sich gegen das helle Licht und öffnete zaghaft ein Auge. Diesmal klappte es und er öffnete auch das andere Auge, um sogleich in Rukis grinsendes Gesicht zu sehen. Der kleine Sänger saß frech auf Uruhas Hüfte und hatte sich über ihn gebeugt. Eine Hand tänzelte auf Uruhas nacktem Bauch herum und versuchte, ihn durch Kitzeln wachzubekommen. Ärgerlich nur für Ruki, dass der Gitarrist ganz und gar nicht kitzlig war.

„Takanori…“, maulte der hübsche Brünette und drehte den Kopf weg. „Geh von mir runter. Ich bin todmüde und ich will weiterschlafen.“

„Du und müde? Du bist doch derjenige, der gestern schon so früh eingeschlafen ist, nachdem er sich bei mir ausgeheult hat. Du bist auf mir eingeschlafen im Wohnzimmer.“

„Oh… Wirklich? Im Wohnzimmer? Und wie komme ich dann in mein Bett?“, fragte Uruha verdattert.

„Ich bin nicht so schwach, dass ich dich nicht tragen könnte. Kouyou, du bist nicht gerade der Schwerste.“, grinste der Kleinere und kniff ihm in die Wange. „Du kleines Prinzesschen, du.“

„Pah…“, machte Uruha beleidigt und verschränkte die Arme vor der Brust. „Könntest du jetzt wohl mal bitte die Güte haben, von mir runterzusteigen, Giftzwerg? Ich hab Hunger.“

„Ach? Jetzt hat Madame auf einmal Hunger? Eben warst du noch todmüde. Bist du schwanger, Kouyou?“, grinste Ruki.

„Argh! Runter von mir!“

Mit einem gezielten Schubser hatte Uruha Ruki von sich heruntergeworfen und stand auf. Der kleine Vocal landete auf seinen vier Buchstaben und fing sofort an zu plärren, aber Uruha ließ sich nicht daran stören und zog sich ein gemütliches Schlabbershirt über. Dann wandte er sich zu dem noch immer meckernden Ruki um und fragte:

„Hast du auch Hunger? Oder willst du weiter da unten sitzen und schimpfen?“

„Ist ja schon gut. Ich hab verdammten Hunger.“, sagte Ruki, stand auf und wuselte in die Küche.

Uruha verdrehte die Augen und folgte seinem kleinen Freund in die Küche. Doch kaum hatte er eben jene betreten, fing das Geplärre schon wieder von vorne an. Ruki stand schmollend vor dem Kühlschrank und sah Uruha vorwurfsvoll an.

„Kouyou! Du hast überhaupt nichts zum Essen da! Wir müssen verhungern!“

Uruha schlug sich mit der Hand auf die Stirn und seufzte schwer.

„Tut mir leid, Nori-Chan. Ich hab total vergessen, dass ich gestern ja eigentlich noch einkaufen gehen wollte. Was hältst du davon, wenn wir beide jetzt zusammen einkaufen gehen? Ich lad dich auch ein zum Frühstück. Wollen wir es zusammen zubereiten und es uns dann so richtig gemütlich machen?“

„Hm… Naja, okay. Von mir aus. Aber du trägst die Tüten.“

„Jaja, mach ich schon.“, grinste Uruha und verdrehte die Augen wegen Rukis Faulheit.

Die beiden machten sich nacheinander im Bad zurecht, zogen sich dann richtig an und gingen dann aus dem Haus. Es wehte ein leicht kühler Wind und Uruha fröstelte. Er schlang seine Jacke fester um seinen schlanken Körper und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Zusammen mit dem Kleineren ging er die, obwohl es erst früher Morgen war, belebten Straßen entlang und sie redeten kein Wort miteinander. Ruki ließ seinen Blick überall umherschweifen und achtete gar nicht auf den Größeren, während Uruha in Gedanken die Einkaufsliste durchging. Was brauchten sie denn alles? Milch, Reis, Nori, Nattō, Misosuppe, Fisch, Brot, Käse und ein wenig Fleisch und Gemüse. Das dürfte vorerst reichen. Mit den Nori (A/N: getrocknete und später geröstete, dunkelgrüne, quadratische, papierartige Blätter, also Meeresalgen) würde er Temaki machen (A/N: Nori-Blätter zu kegelförmigen Tüten gerollt und mit Reis, Gemüse und Fisch gefüllt). Das würde sicherlich Spaß machen, da Ruki es immer wieder lustig fand, dass eine Alge seinen Spitznamen trug. Als er seine Liste in Gedanken fertiggestellt hatte, sah er zu Ruki rüber, der seine Nase gegen die Fensterscheibe eines Supermarktes drückte und gierig auf die ausgelegten Waren stierte. Mit einem Schmunzeln im Gesicht stellte er sich neben den Kleineren und sah ihn fragend an.

„Willst du davon was haben?“

Ruki antwortete erst gar nicht, sondern packte Uruha an der Hand und zerrte ihn mit sich ins Geschäft, wo er sofort zwischen den zahlreichen Regalen verschwunden war. Uruha indessen schlenderte gelassen zwischen den Regalen umher und suchte sich alles heraus, was er zum Essen brauchte. Er verstaute die Sachen in der Einkaufstüte und suchte Ruki. Er fand ihn schließlich fast sabbernd vor einem großen Regal mit allerlei Keksen, wo er zwei verschiedene Packungen in den Händen hielt und miteinander verglich. Als er Uruha bemerkte, strahlte er ihn an und fragte:

„Sag mal, Kou. Welche soll ich nehmen? Die mit der Schokolade oder die mit den Nüssen?“

„Nimm die mit der Schoko, die mag ich wenigstens auch.“

„Okay!“, sagte Ruki und verstaute sogleich fünf ganze Packungen in der Einkaufstüte auf Uruhas Armen.

„Fünf? Nori, wer soll das denn bitteschön alles essen? Das ist viel zu viel.“

„Na, wir beide! Du hast doch gesagt, dass du mich einlädst. Also darf ich mir auch was aussuchen.“

„Schon, aber zum Frühstück. Du kannst mir jetzt nicht allen Ernstes sagen, dass du Cookies zum Frühstück verdrückst.“, protestierte der Größere.

„Na, warum denn nicht? In Kakao eingestippt schmecken die fantastisch. Hast du eigentlich alles?“

„Ja, hab ich. Na komm. Ich bezahle jetzt und dann gehen wir nach Hause, okay? Uhm… Takanori? Wo steckst du denn jetzt schon wieder?“, fragte Uruha verwundert, da Ruki nicht mehr neben ihm stand.

Ruki tauchte hinter einem Regal auf und sah Uruha aus großen Augen an. In der Hand hielt er eine große Packung Momiji manjuu.

„Jaja… Die kannst du auch noch mitnehmen, aber dann ist Schluss.“, musste Uruha nicht mal Rukis Frage hören und schon strahlte der kleine Vocal noch mehr und die beiden Freunde gingen zusammen zur Kasse, an der Uruha die Sachen bezahlte und Ruki dann vor dem Supermarkt die Tüte in die Hand drückte.

„So. Die trägst du jetzt, weil du so viel Zeug kaufen musstest. Selbst schuld.“, grinste der Größere und ging weiter.

Hinter sich konnte er Ruki die ganze Zeit meckern hören. „Sklaventreiber!“, „Immer auf die Kleinen!“, „So viel war das doch gar nicht!“ und weitere Schimpftiraden verließen den Mund des Kleineren. Doch Uruha ging nicht auf Rukis Proteste ein und schlenderte gemütlich vor dem keifenden Blonden her. Er vergrub die Hände in den Hosentaschen, da ihm wieder kalt wurde und zog die Jacke erneut fester um seinen Körper. Er hätte sich wohl doch eine dickere Jacken anziehen sollen, wie er nun ärgerlich feststellte.

Gerade ging er eine menschenleere Straße entlang, als er aus einer Seitengasse eine vertraute Stimme hörte. Verwundert blieb er stehen und einige Sekunden später knallte Ruki schon in seinen Rücken.

„Hey! Was soll das denn? Warum bleibst du stehen?“, empörte sich der Sänger.

„Pscht! Sei mal kurz leise…“, murmelte Uruha und spähte vorsichtig in die Seitengasse.

Reita stand mit dem Rücken an die Wand gelehnt und zog gerade den Reißverschluss seiner Hose hoch. Ein junger Mann, der anscheinend gerade noch vor ihm gekniet hatte, richtete sich wieder auf und strich dem Bassisten liebevoll über die Wange. Er beugte sich vor und gab Reita einen langen und zärtlichen Kuss auf den Mund. Uruha wurde augenblicklich schlecht. War das das, was er vermutete? Hatte der Kerl seinem Reita hier einen geblasen? Wie eklig war das denn? Wie konnte der Kerl es wagen und Reita anfassen? In Uruha stieg Wut auf, doch er sagte nichts und beobachtete die beiden weiter. Reita verzog keine Miene und erwiderte den Kuss auch nicht, was in Uruha eine gewisse Genugtuung hervorbrachte. Der Kerl war anscheinend so schlecht gewesen, dass es Reita keinen Spaß gemacht hatte. >Bei mir wäre das sicherlich nicht passiert.<, dachte Uruha sich und ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Er hätte den blonden Bassisten sicherlich zum Schreien gebracht, da war er sich sicher. Dann sah er, wie Reita in seiner Hosentasche herumkramte und dem femininen Mann vor ihm ein Bündel Geldscheine in die Hand drückte und wie der kurz durchzählte und das Bündel in seiner eigenen Hosentasche verschwinden ließ. Uruha entgleisten die Gesichtszüge. Das konnte doch nicht wahr sein… Reita ging zu Strichern und zahlte Geld für sexuelle Dienste? Waren alle anderen Kerle etwa auch Stricher, die Geld dafür bekamen, dass sie mit Reita schliefen? Uruha traten Tränen in die Augen und er unterdrückte nur schwer ein Schluchzen. Ruki neben ihm hatte die Augen weit aufgerissen und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber sofort wieder, da ihm anscheinend die Worte fehlten. Das konnte doch jetzt nicht wirklich wahr sein! Uruha schloss die Augen und kniff sich hart in den Arm. Er träumte ganz sicher! Nein… Das Kneifen hatte ziemlich wehgetan. Also war das alles doch kein Traum. Der hübsche Mann grinste Reita noch einmal an, ehe er im Dunkeln der Seitengasse verschwand und Reita schlenderte direkt auf Uruha und Ruki zu, ohne sie jedoch bemerkt zu haben. Ruki knurrte leise und sprang hinter der Ecke hervor, direkt auf Reita zu.

„Akira! Was machst du denn da? Spinnst du?“, fuhr er ihn an und Reita schrak zurück.

„Takanori! Kouyou! Was macht ihr denn hier? Habt ihr mir hinterherspioniert?“, zischte der Nasenbandträger und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Nein, haben wir nicht. Wir waren einkaufen. Und was machst du hier?“

„Das geht euch nichts an.“, knurrte der Blonde und sah die beiden grimmig an.

„Aki… Was soll das? Warum gibst du diesem Kerl Geld?“, fragte Uruha leise und hoffte, dass er mit seiner Vermutung falsch lag.

„Ich hab dir keine Rechenschaft abzulegen, Kouyou. Auch, wenn du mein bester Freund bist. Es geht dich einen Scheißdreck an, wem ich Geld gebe oder nicht. Und jetzt lasst mich bitte durch. Ich muss noch was erledigen.“

„Sei nicht so unfreundlich, Nasenbär.“, grummelte Ruki und versperrte Reita weiterhin den Weg. „War das ein Stricher? Komm schon, es bringt nichts, wenn du dich rausredest. Wir haben gesehen, wie der Kerl vor dir gekniet hat und du ihm dann Geld gegeben hast. Der hat’s dir doch besorgt, hab ich recht?“

„Halt die Schnauze, Takanori! Das geht euch überhaupt nichts an! Und wenn schon? Dann gehe ich eben zu Strichern. Lass mir meinen Spaß doch.“

„Ich lass ihn dir aber nicht! Denk doch mal nach! Es gibt jemanden, der dich ebenso befriedigen könnte, aber aus Liebe!“

Uruha wurde augenblicklich kalkweiß im Gesicht und starrte Ruki an. Nein… Das würde er jetzt nicht wagen! Ruki würde Reita nicht sagen, dass der Gitarrist in ihn verliebt war! Uruha schüttelte leicht den Kopf und trat einen Schritt zurück. Mit geweiteten Augen sah er Ruki an und hoffte, ihm durch Blicke klarzumachen, dass er Reita nichts verraten durfte. Doch Ruki sah ihn gar nicht an und setzte erneut zum Sprechen an, doch Reita unterbrach ihn schroff.

„Achja? Jemand liebt mich? Ist ja mal was ganz Neues. Wer denn, Takanori?“, knurrte er.

„Du bist so blind, Akira! Es ist… Hä? Kouyou! Komm zurück!“, schrie Ruki auf einmal, da Uruha kehrt gemacht hatte und Hals über Kopf davongerannt war.

Uruha rannte einfach nur. Rannte, so schnell er konnte. Er wollte einfach nur weg. Wenn Reita erfuhr, dass er ihn liebte, würde er ihn hassen. Und das würde der Brünette nicht ertragen können. Er wollte seinen besten Freund einfach nicht verlieren! Er kannte Reita schon seit zwanzig Jahren, also seit ihrer Grundschulzeit und er war der wichtigste Mensch in seinem Leben. Uruhas Eltern wollten nämlich nichts mehr mit ihm zu tun haben, seit sie wussten, dass ihr Sohn schwul war. Nur Reita war für seinen Freund in dieser schweren Zeit da gewesen und hatte sich um ihn gekümmert. Als sie the GazettE gründeten, waren die anderen Member natürlich auch für Uruha da und halfen ihm, wo sie konnten, jedoch hatte der hübsche Gitarrist zu niemandem so ein enges Verhältnis wie zu Reita. Und das wollte er nicht aufgeben!

Verzweifelt wischte sich Uruha die Tränen aus den Augen, die ihm die Wangen hinunterglitten und wartete ungeduldig, dass die Ampel auf Grün umschalten würde. Hinter sich konnte er Reitas und Rukis Rufe hören, er solle doch gefälligst einmal auf sie warten. Uruhas Körper versteifte sich. Hatte Ruki Reita schon alles erzählt? Die Ampel war immer noch rot und seine beiden Freunde waren schon viel zu nahe. Er konnte nicht mehr warten. Er lief einfach los und über die Straße, wollte weg von den beiden. Er war fast auf der anderen Straßenseite, als er einen Schrei hinter sich hörte.

„Kouyou! Stop! Pass auf!“

Er blieb stehen und starrte erschrocken auf das Auto, das in rasender Geschwindigkeit auf ihn zukam. Eigentlich wollte er wegrennen, doch seine Glieder waren vor Schreck wie gelähmt. Zitternd sah er das Auto auf sich zukommen und schloss die Augen, bereitete sich auf den Aufprall und höllische Schmerzen vor. Der Aufprall kam… Aber die höllischen Schmerzen blieben aus. Etwas Schweres prallte gegen Uruhas Körper und schleuderte ihn zur Seite. Er gab einen leisen Schrei von sich und landete auf dem Asphalt. Er öffnete die Augen. Was war passiert? Mit zitternden Händen tastete er seinen Körper ab. Außer ein paar Schürfwunden war ihm nichts geschehen. Wieso hatte das Auto ihn nicht getroffen? Verwirrt starrte er vor sich. Und dachte im nächsten Augenblick, sein Herz würde stehenbleiben. Reita lag vor ihm auf der Straße. Sein ganzer Körper war blutüberströmt. Die rechte Hand war merkwürdig abgewinkelt und eine lange, blutende Wunde zierte seine Schläfe. Die Augen hatte er geschlossen und er rührte sich nicht. Uruha krabbelte vorsichtig und langsam zu ihm und strich ihm eine blutige Strähne aus dem Gesicht.

„Aki… Hey, Aki-Chan… Mach die Augen auf... Komm schon… Mach doch nicht solche Scherze… Aki-Chan, das ist gar nicht witzig… Mach doch bitte die Augen auf…“

Mit zitternden Fingern streichelte er Reitas blasse Wange, doch der andere rührte sich nicht. Auf Uruhas Lippen bildete sich ein zögerliches Lächeln.

„Aki-Chan, du Witzbold… Hör endlich auf, mich zu veralbern… Ich weiß doch, dass du nicht tot bist… Du brauchst gar nicht versuchen, mich reinzulegen… Aki-Chan, jetzt mach endlich die Augen auf, verdammt nochmal!“

Den letzten Satz hatte er geschrien und hob Reitas Kopf auf seinen Schoß. Er zitterte wie Espenlaub und konnte sich nicht mehr beruhigen. Wie durch einen Nebelschleier konnte er Rukis Stimme ausmachen, der hysterisch zu weinen angefangen hatte und die umstehenden Leute anschrie, sie sollten gefälligst einen Notarzt rufen und nicht nur herumstehen und gaffen. Dann spürte er Rukis warme Hand, die sich auf seine Wange legte und ihn zwang, ihn anzusehen. Er sah Rukis verweinte Augen.

„Taka, Akira veralbert mich! Sag ihm, dass er endlich die Augen aufmachen soll! Er soll mich nicht verarschen, das ist gemein! Schau, er reagiert nicht! Sag ihm, dass man mit sowas keine Scherze macht! Taka, bitte! Weck Akira auf!“, weinte Uruha verzweifelt und würgte leicht.

Ihm war unglaublich schlecht. Rukis Blick war mehr als erschrocken und er schüttelte nur stumm den Kopf.

„Kou… Beruhige dich! Der Arzt kommt gleich, sie werden Akira helfen! Ja? Beruhige dich bitte!“

Doch Uruha reagierte nicht und starrte nur wie gebannt auf Reitas lebloses Gesicht. Er konnte nicht tot sein… Das war unmöglich… Das durfte nicht sein! Tränen flossen wie Bäche aus Uruhas Augen und er schluchzte erstickt auf. Plötzlich hörte er Sirenen und einige Augenblicke später waren einige Sanitäter bei ihnen, die Uruha etwas grob von Reita wegschubsten, um den Schwerverletzten sofort noch vor Ort behandeln zu können. Uruha sah mit angstgeweiteten Augen, wie Reitas Wunden so gut es ging verarztet wurden und er vorsichtig auf eine Trage gelegt wurde. Neben ihm stand ein junger Sanitäter und sprach ruhig auf Uruha ein.

„Wie geht es Ihnen? Tut es ihnen irgendwo weh? Ich werde ihnen eine Beruhigungsspritze geben und Sie mit ins Krankenhaus nehmen. Wir werden Sie einmal richtig untersuchen und Sie haben einen Schock.“

„Akira…“, brachte Uruha bloß hervor.

„Er ist in guten Händen. Machen Sie sich keine Sorgen. Wir werden unser Bestes geben, damit er schnell wieder gesund wird.“, sagte der junge Mann und lächelte Uruha leicht an.

„Nein… Nein! Ich will zu Akira! Sofort! Er stirbt, wenn ich nicht bei ihm bin!“, kreischte Uruha und wollte zu Reita laufen, doch er wurde aufgehalten.

„Regen Sie sich bitte nicht so auf!“

„Nein! Ich will zu Akira! AKIRA!“

Er spürte, wie der Mann ihn festhielt und Ruki auf ihn einredete, er solle sich doch endlich beruhigen. Doch Uruha interessierte es nicht. Er wollte einfach nur zu Reita und sehen, wie es ihm ging. Seine Sicht wurde immer verschwommener und einige Augenblicke später versank seine Welt in Dunkelheit.
 

„… Nicht aufregen. Er sollte sich erst einmal richtig ausruhen und ich bitte Sie alle inständig, ihn in Ruhe zu lassen.“, hörte Uruha eine leise Stimme, die einen scharfen Ton eingelegt hatte.

Schwerfällig öffnete er die Augen und blickte an eine weiße Zimmerdecke. Er lag auf einem weichen Bett und es roch extrem nach Desinfektionsmittel. Sein Blick fiel auf die Menschen neben seinem Bett. Es waren seine Bandmitglieder und ein Arzt. Der Arzt trug einen weißen Kittel und sprach rasch und leise auf die anderen Gazettos ein. Ruki lehnte an Aoi und weinte leise, Aoi streichelte beruhigend über Rukis Kopf und Kai sah den Arzt an und nickte immer wieder, da der Arzt ihm anscheinend gerade Ratschläge gab. Kais Gesichtsausdruck war ernst und das erschreckte Uruha leicht. Er kannte Kai normalerweise nur mit seinem Sonnenscheinlächeln auf den Lippen und nicht mit so starrer Miene. Uruha gab ein leises Geräusch von sich und sofort wandten sich alle Blicke zu ihm. Ruki stieß einen kleinen Schrei aus und sofort fand sich Uruha in seiner Umarmung wieder, auf Aois Lippen schlich sich ein breites Grinsen und Uruha konnte Kai erleichtert aufatmen hören und sah, wie sich der Drummer zu ihm ans Bett setzte und sanft seine Hand nahm.

„Hey, Kou.“, sagte er leise und lächelte.

„Hey…“, erwiderte Uruha.

„Wie fühlst du dich? Hast du irgendwo Schmerzen?“

„Um ehrlich zu sein, geht’s mir ziemlich dürftig. Aber Schmerzen hab ich keine…“, flüsterte Uruha. „Was ist denn eigentlich passiert?“

„Naja… Nachdem der Unfall passiert ist, haben Takanori und ein Sanitäter versucht, dich zu beruhigen. Aber du hast dich zu sehr aufgeregt und dann hat dein Kreislauf einfach nicht mehr mitgespielt und du bist zusammengebrochen. Und dann wurden wir benachrichtigt, dass zwei unserer Bandmember einen Unfall hatten und im Krankenhaus sind und natürlich sind wir dann sofort hergedüst. Du ahnst gar nicht, was Yuu und ich uns für Sorgen gemacht haben, als wir erfuhren, dass Akira und du im Krankenhaus seid. Als wir hier ankamen, ist uns Takanori weinend in die Arme gerannt und hat uns erzählt, was passiert ist.“

Kais Stimme zitterte und Uruha konnte sehen, wie sich kleine Tränen in seinen Augen bildeten. Kai weinen zu sehen versetzte Uruha einen Stich ins Herz. Er wollte nicht, dass seine Freunde traurig waren. Vorsichtig legte er eine Hand auf Kais Wange und streichelte sie zärtlich.

„Ach, Yutaka. Mach dir um mich bitte keine Sorgen. Mir fehlt doch nichts… Aber…“, auf seinem Gesicht spiegelte sich das blanke Entsetzen wider. „Wo ist Akira? Wie geht es ihm? Ich will zu ihm!“

„Sie dürfen sich nicht aufregen, Takashima-San. Suzuki-San geht es den Umständen entsprechend.“, schaltete sich nun der Arzt ein.

„Den Umständen entsprechend? Was soll das denn heißen? Wo ist er? Ich will zu ihm!“

„Nun ja. Suzuki-San erlitt durch den Aufprall eine Gehirnerschütterung, sein rechtes Handgelenk ist gebrochen und einige Rippen sind ebenfalls angebrochen. Er ist bis jetzt noch nicht aufgewacht, aber wir hegen die Hoffnung, dass dies bald der Fall sein wird.“

„N-Noch nicht aufgewacht? Liegt er etwa im Koma?“, Uruhas Stimme klang gehetzt.

„Nein, das nun wieder nicht. Wir wissen selbst nicht, warum er noch nicht aufgewacht ist. Aber wir vermuten, dass durch die Gehirnerschütterung…“, begann der Arzt, doch Uruha unterbrach ihn.

„Wo ist er?“

„Suzuki-San liegt auf Zimmer 203, das ist das Zimmer nebenan. Aber… Takashima-San, bleiben Sie liegen!“

Doch Uruha hörte nicht auf den Arzt. Er sprang aus dem Bett und ignorierte das aufkommende Schwindelgefühl. Zuerst schwankte er leicht, doch dann fasste er sich und stürmte aus dem Zimmer. Die anderen folgten ihm. Uruha zog die Zimmertür 203 auf und erstarrte. Seine Augen füllten sich mit Tränen bei dem Anblick, der sich ihm bot. In einem Krankenhausbett lag, über und über in Verbände gepackt und in einem weißen Krankenhaushemd, sein geliebter Reita und schlief augenscheinlich. An seiner linken Hand befand sich eine Kanüle mit einem Schlauch, der zu einem Tropf mit durchsichtiger Flüssigkeit führte und neben dem Bett stand ein seltsames Gerät, auf dem Wellenlinien zu sehen waren und das monotone Piepsgeräusche von sich gab. Uruha trat langsam zu Reita und ließ sich auf dem Bettrand nieder. Mit zitternden Fingern strich er Reita über die blasse Wange. Er sah trotz der vielen Verbände immer noch so schön aus… Uruha entwich ein Schluchzen und hinter sich konnte er Ruki geräuschvoll weinen hören, doch er hatte nur Augen für Reita. Er beugte sich leicht vor und küsste ihn sanft auf die Stirn.

„Hey… Aki-Chan… Komm, wach bitte auf, ja? Jetzt wird alles gut. Ich bin doch bei dir. Du kannst ruhig aufwachen und dann bring ich dich nach Hause, ja? Ich kümmer mich um dich, aber wach bitte auf…“, murmelte er immer wieder leise vor sich hin.

„Das wird nichts bringen, Takashima-San. Suzuki-San kann Sie nicht hören.“, sagte er Arzt hinter ihm und Uruhas Finger krallten sich ins weiße Bettlaken.

„Wie können Sie es wagen? Er kann mich hören, das weiß ich genau! Ich bin sein bester Freund und ich gebe ihn nicht auf! Hören Sie? Er wird aufwachen und dann ist wieder alles in Ordnung!“, schrie Uruha den Arzt unter Tränen an.

„Legen Sie sich bitte wieder hin, Takashima-San. Ich bringe Ihnen eine Beruhigungsspritze.“, sagte der Arzt und wollte nach Uruhas Arm greifen, doch Uruha schrie ihn weiter an.

„Fassen Sie mich nicht an! Ich gehe hier nicht eher weg, bis Akira aufgewacht ist!“

Er wandte sich mit tränenüberströmtem Gesicht wieder dem Schlafenden im Bett zu und beugte sich über ihn, gab ihm immer wieder kleine Küsschen auf Stirn und Wange.

„Ich weiß, dass du mich hören kannst, Aki-Chan. Der blöde Arzt weiß doch gar nicht, wovon er redet, dieser Stümper. Du wirst wieder aufwachen und dann bring ich dich nach Hause. Na los, beweisen wir diesem Lackaffen, dass er Unrecht hat. Wach auf!“

Unzählige Tränen tropften von Uruhas Wange auf Reitas Gesicht und plötzlich geschah etwas, was man nur als Wunder bezeichnen konnte. Erst war alles wie gehabt, Reita rührte sich nicht und Uruha weinte. Doch dann zuckten Reitas Augenlider leicht und ein paar Sekunden später öffnete er zaghaft die Augen. Uruha glaubte, ihm bleibe das Herz stehen. Er sah, wie Reitas Augen unfokussiert durch den Raum glitten und scheinbar nichts wirklich auffassen konnten. Dann fokussierte sich sein Blick etwas und er blickte starr auf Uruha, kein Muskel seines Gesichtes verzog sich. Nicht mal ein kleines Lächeln schenkte er seinem besten Freund. Er starrte ihn einfach nur an. Uruha dachte, dass Reita sich wohl erst einmal sammeln müsse und lächelte ihn an.

„Hey, willkommen zurück. Ich hatte solche Angst um dich, Aki-Chan. Mach solch einen Blödsinn nie wieder, ja? Das war es doch nicht wert.“, murmelte Uruha und gab ihm wieder einen Kuss auf die Stirn. „Ich hatte solch eine verdammte Angst um dich, Aki-Chan. Ich dachte, ich hätte dich für immer verloren. Aber du bist ja jetzt wach und alles ist in Ordnung. Ich hab dich so lieb!“

Reita starrte ihn immer noch ausdruckslos an und auf einmal begann er, die Stirn zu runzeln und legte den Kopf leicht schief, als müsse er überlegen. Uruha sah ihn ebenfalls nicht minder verwirrt an.

„Hm? Was hast du denn, Aki-Chan? Ist dir nicht gut? Fehlt dir was? Tut dir irgendetwas weh?“, fragte er perplex und strich dem blonden Bassisten durchs wuschelige Haar.

Dessen Gesichtsausdruck blieb weiterhin verwirrt und Uruha wurde langsam mulmig zumute. Was sollte das? Warum sagte Reita nichts? Er wollte gerade den Arzt fragen, was denn los sei mit Reita. Doch dann öffnete Reita den Mund und sagte etwas, was Uruhas Herz brach und ihm noch mehr Tränen in die Augen trieb.

„Wer bist du?“
 

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Aaaah XD!

Längstes Kapitel ever!

*Dance*

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Kommentare zu diesem Kapitel (14)
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Von:  Taeminnie
2010-01-09T10:33:20+00:00 09.01.2010 11:33
*reinwusel*
*umschau* *Arme ausstreck*
Banzaaaaaiiii.. Banzaaaaaiii.. Dein Twin hat es bis zum dritten Kapi geschafft..
Ohohohoooo~.. x3~

*glubsch*
WTF?!! xDDDD
Kou und schwanger ???!!
xDDDD Kyaaaaaa~..
Da kann ich nur gratulieren und fragen...
Wer ist der Vater? *.*
Also wirklich.. Ruki und seine lebhafte Fantasie..
*Kopf schüttel*
Uuuuuglaublich xD

Wie faul kann ein Mensch nur sein?
... ah okay xD.. ich bin auch faul..
*Ruki anglubsch*
Okay xD.. auch genauso faul wie Ruki.. ich bekenne mich schuldig..
*drops*

Hyaaa.. xDDDD.. 5 Packungen Kekse?!
Zie-.. ziemlich viel...
*drops*
Obwohl.. xD.. sooo gefrässig der Kleine xD

.. Q___Q
Aaaah.. kackeee.. jetzt sind die Kerle auch noch Stricher?
*schnüff*
Armer Ruha.. den blöden Strichern verkauft Ruki aber nicht die Strichpullover aus seinem Teleshop.. ûu
*ernst nick*
*sonst ein ernstes Wörtchen mit Ruki reden muss*
Und dann ist der Kleine auch noch so schwer von Begriff!! Argh.. plapper doch nicht alles aus.. T.T
*sfz*
Aber er meinte es ja auch nur gut... aaaw~.. Q____Q

Hyaa!!! Q.Q
Gott.. Schoooock.. ein Unfall und dann.. Aaah..
*Tränchen kullern*
Ah nein.. der arme Aki.. und.. und Kou.. und.. T___T
Wääähh..
Und.. "Wer bist du?" Nein!!!!!!!!

*Auf Autos und die Straße deut*
Alles eure Schuld.. >.<
Und.. Wäähh.. Q____________Q.. Dabei wollte Rei nur Ruha reeeetteeeen.. waaaahhh.. so traurig...

*schnüff*
Aber wieder toll geschrieben... T__T
Aaawww... ich wusel mal zum vierten..
*knuffel*
hdgdl Natsu *schnüff*
Von:  InspiredOfMusic
2009-07-18T22:04:26+00:00 19.07.2009 00:04
WAAAS???
Das ist echt folter... armer uru!!
Von: Chunin
2009-04-12T12:58:29+00:00 12.04.2009 14:58
Q____________Q
*heuuuuuuuul*
*immer noch tränen in den Augen hats*
Das Kapitel ist sooooo traurig
Ruha tut mir richtig leid
Erst verliebt er sich in seinen besten Freund, der beachtet diesen kaum noch und schleppt ständig neue Kerle an und dann der Unfall...*schnief*
Aber das er sich nicht mehr erinnert ist das schlimmste....
T__________________T
Ich hoffe nur das Rei schnell wieder Gesund wird *es ganz dolle hofft*
Aber wieder ein suuuuuper Kapitel und sooo gefühlvoll *snief*
*dann mal zum vierten kapi abhaut*
*weiter lesen wills*

Von:  hAppY_CaKe
2009-04-06T14:21:38+00:00 06.04.2009 16:21
oje ichweiss nich was ich sagen soll
so traurig und jetze kann er sich nich daran erinnern
das is gemein gegenüber Uruha aber um so spannender wirt es ^^
Von:  Armaterasu
2009-02-14T23:07:49+00:00 15.02.2009 00:07
oh man... ich geb bei dir nur kritik... das ist doch auch nicht fair >.< aber ich konnte es mir irgendwie denken, dass rei dann vor da sauto springen würde und dann... naja, nen gedächtnisverlust haben wird (der, so vermute ich, von relativ kurzer dauer ist)... aber nichtsdestotrotz hast du das kapitel wieder einmal wunderschön geschrieben ^^ obwohl uruha echt ein kleines sensibelchen ist xD

LG
amy
Von:  Candy_Volen
2009-02-13T13:01:47+00:00 13.02.2009 14:01
reita O__________________________o
*unter schock steh*
warum nur??? :'(

du bist echt fies *schnüff*

aber du kannst das echt gut schreiben! *daumen hoch* ;)
jetzt bin ich ja mal gespannt,wie das noch weitergehen soll!
Von: abgemeldet
2009-02-11T14:44:02+00:00 11.02.2009 15:44
Armer Uruha..
und dann kann sich Reita nicht an ihn erinnern???
Ich bin gespannt wies weiter geht^^
bitte schreib shcnell weiter
*gespannt aufs neue kapitel wart*
Von:  YutakaXNaoyukis_Mika
2009-02-03T17:29:28+00:00 03.02.2009 18:29
TT_TT
Was tust dem armen Uru-Pon an?! *schnief*
Aber wirklich tolles Kapi. Bin begeistert.
Und jetzt bin ich total gespannt, wie es weitergeht. *neugierig desu*
Hoffe doch ganz doll, dass sich Reita wieder an ihn erinnern wird. Die Story is so fesselnd. *__*

LG
Mika
Von:  Suzy
2009-02-02T17:27:48+00:00 02.02.2009 18:27
„Wer bist du?“

Aww~, was für ein gemeiner Cliffhanger :DD
..Was soll ich sagen? Ich mag diese FF und deinen Schreibstil. ♥
Irgendwie hat Reita ja erst in diesem Kapitel an Bedeutung gewonnen, aber diese abrupte Wendung gefällt mir :D
Hmm..ich BETE, dass Uruha sich nich zu einem Egoisten mit Tunnelblick (auf Reita) entwickelt und deswegen Kai-chan wehtut ohne es zu merken *kai liebhat*.

Yo..aaallerdings gefällt mir das mit den Strichern nich so dolle..und Uruhas Reaktion auf Reitas Unfall ist mir schon fast etwas zuu hysterisch..aber dafür hat das Ende alles wettgemacht x3

Ich freu mich schon aufs nächste Kapitel.
Lg ♥
Von:  Lukairia
2009-02-01T19:17:56+00:00 01.02.2009 20:17
*_*
Man was ist das für eine geile FF
*_*
...

sry ...
bin gerade erst auf die FF gestoßen

sie gefällt mir voll
und der letzte satz im 3. Kapitel
hat mich erst mal ein bisschen schockiert
aber das ist ja die spannung

freu mich schon auf das nächste

lg YuYu


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