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Happy ohne Ende?

von

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So etwas ähnliches wie ein Vorstellungsgespräch

Ich bleibe an dieser Stelle standhaft: Keine der in meiner Story vorkommenden Personen gehört mir und alles, was hier zu lesen ist, ist definitiv frei erfunden und entspricht zu keinem Zeitpunkt der Wahrheit.
 

Wie immer vielen, vielen Dank an meine ausgezeichnete Reviewerin, ich wüsste wirklich nicht, was ich ohne dich machen sollte: Sunny12.
 

Zum wiederholten Mal fragte Lena sich, warum Torsten und sie nicht mit den anderen Bremer Nationalspielern zusammen nach München geflogen waren. Normalerweise reisten Nationalspieler, die für den gleichen Verein spielten, auch zusammen zu den Länderspielorten, so war es zumindest in Barcelona und Mailand gewesen. Zwar kannte Lena das Prozedere der Deutschen nicht so genau, aber es kam ihr irgendwie seltsam vor. Nicht, dass sie besonders scharf darauf gewesen wäre mehr Zeit als irgendwie notwendig in der Gegenwart der Kollegen ihres Bruders zu verbringen, aber die Tatsache, dass bis jetzt nur sie selbst und Torsten in der Lobby des ziemlich vornehmen Münchner Hotels standen, irritierte die junge Frau ein wenig. Sie hatte damit gerechnet, dass wenigstens ein paar andere Spieler bereits anwesend sein würden, aber da hatte sie sich verschätzt. Nervös strich Lena sich erst eine Strähne aus dem Gesicht, die aus ihrer lockeren Hochsteckfrisur gerutscht war, nur um dann wieder ihren Rock gerade zu zupfen. Leicht tippte sie mit ihren Stillethos auf dem Fußboden herum und sah dann wieder zur Uhr, nur um festzustellen, dass kaum Zeit vergangen war, seit sie das letzte Mal einen blick riskiert hatte. Wieder begann das ganze Prozedere von vorne. Doch all das verringerte nicht das komische Gefühl, das hier irgendetwas nicht so war, wie es eigentlich sein sollte.
 

„Torsten, wo ist denn der Rest der Truppe? Kann es sein, dass du dich in der Adresse oder zumindest der Uhrzeit geirrt hast?“
 

Lenas vorsichtige Anfrage wurde nur mit einem Lachen quittiert. Torsten schien sich über die Verwirrung und Verunsicherung seiner kleinen Schwester köstlich zu amüsieren, zumindest hatte Lena diesen Eindruck und der gefiel ihr ganz und gar nicht.
 

„Keine Panik, Lenchen wir sind schon richtig hier und absolut pünktlich.“
 

Wieder grinste der Lutscher fröhlich, er liebte es seine kleine Schwerster ein wenig auf die Folter spannen zu können und er würde jeden Augenblick voll auskosten. Zumindest solange, wie sie ihm nicht den Kopf abreißen würde für das, was er ihr in Bremen noch verschwiegen hatte, denn eine kleine Aufgabe hatte sie hier vorher noch zu erledigen, auch wenn sich Torsten sicher war, dass Lena sie mit Bravour meistern würde.
 

„Und wieso sind deine Kollegen dann noch nicht hier?“
 

„Weil die erst in anderthalb Stunden hier eintreffen müssen.“
 

Misstrauisch wandte Lena ihre volle Aufmerksamkeit auf ihren Bruder, der unter ihrem Blick unwillkürlich ein wenig auf seinen Hacken hin- und her rutsche, ein sicheres Zeichen dafür, dass er nervös war und ihr vermutlich eine schlechte Nachricht zu überbringen hatte. Die Sache musste einfach einen Haken haben.
 

„Und wir sind schon hier, weil-?“
 

Fragend hob Lena ihre Augenbrauen und blickte Torsten fest in die Augen, der immer mehr hin- und herrutschte. Irgendwie schien er ihr die Frage nicht gern zu beantworten.
 

„Weil Jogi, Hansi und Oliver ihre neue Physiotherapeutin vor Beginn des kleinen Trainingslagers noch etwas näher kennen lernen wollten. Ein kleines Vorstellungsgespräch sozusagen, nur mit dem Vorteil, dass du die Stelle bereits sicher hast.“
 

Torsten versuchte die Sache nett zu verpacken um die unvermeidliche Wut seiner Schwester zu dämpfen, doch bereits an ihrem wütenden Gesichtsausdruck konnte er erkennen, dass sein letzter Satz ihr rein gar nichts bedeutet hatte. Sie glaubte seinen Beschönigungen nicht und wenn er ehrlich mit sich war, hatte er das auch gar nicht wirklich erwartet. Trotzdem konnte er seinen grenzenlosen Optimismus, dass Lena sich wunderbar mit dem Trainerteam verstehen würde, nicht dämpfen. Er hatte sie schließlich hier her gebracht, damit sie entspannte, sich erholte und vor allen Dingen Spaß hatte, da konnte er jetzt den kleinen, fringsschen Wutanfall, den Lena gerade innerlich vorzubereiten schien, gar nicht gebrauchen.
 

Noch bevor Lena Gelegenheit hatte ihrem Bruder wegen dieses kleinen Manövers die Leviten zu lesen, traten die Herren Löw, Flick und Bierhoff zu ihnen heran und begrüßten Torsten freundlich mit Handschlag, bevor sie sich Lena zuwandten. Joachim Löw war der erste der drei, der sprach und anfing die üblichen Begrüßungsfloskeln aufzusagen. Dann kam die Reihe an den Co-Trainer ihres Bruders.
 

„Sie müssen dann das Fräulein Lena Frings sein, Torstens kleine Schwester. Wir haben bisher nur das Beste von ihnen gehört, wahre Lobeshymnen auf sie und ihr Können.“
 

Im Grunde genommen kannte Lena Hansi Flick, den Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft, nicht weiter, doch allein mit seiner Begrüßung hatte er es sich erstmal bei ihr verscherzt und bis er sie eines besseren belehren würde, würde sich diese Einstellung auch gewiss nicht ändern. Ja, sie war Torsten Frings’ kleine Schwester, doch sie hatte sich nie über ihren großen, durchaus erfolgreichen Bruder definieren wollen und trotzdem hatten es alle anderen getan. Und sie taten es augenscheinlich immer noch. Deswegen hatte sie dieses gottverdammte Land verlassen und ihren Bruder, auf den sie unheimlich stolz war, vor all ihren Freunden verschwiegen, aber kaum war sie wieder in Deutschland, fing es wieder von vorne an. Dieselbe alte Leier, die Lena nie mehr hatte hören wollen. Scheinbar hatte sich während der acht Jahre ihrer Abwesenheit nichts verändert. Trotz allem versuchte sie freundlich zu bleiben und sich ihren inneren Widerwillen gegen seine Worte nicht anmerken zu lassen.
 

„Mein Bruder neigt zu Übertreibungen.“
 

Mehr antwortete sie nicht, aber Jogi Löw sah sie nur etwas irritiert von der Seite an. Er musterte die kleine Blondine, die auf den ersten Blick kaum Ähnlichkeit mit ihrem großen Bruder aufwies. Außerdem schien sie nicht besonders glücklich zu sein, dass sie jetzt hier stand und mit ihnen plauderte. Sie hatte diesen unwilligen Zug in der Augenpartie, den er bereits von Torsten kannte, wenn er mit gewissen Entscheidungen seinerseits nicht zufrieden war, sich einen Kommentar jedoch verkneifen musste. Auch Oliver Bierhoff schien dieser plötzliche Unwillen aufgefallen zu sein und im Gegensatz zu seinen Kollegen vermutete er auch zu wissen, weswegen Lena so distanziert und einsilbig reagierte. Er folgte seinem Instinkt und wählte die Worte, die ihm gerade einkamen.
 

„Ich bin mir sicher, dass Hansi nicht ihren Bruder meinte. Torsten hat zwar auch von ihrem Talent geschwärmt wie es stolze große Brüder eben so tun, doch überzeugt haben uns Bernd Schneiders Worte über sie und wie wunderbar sie sein Rückenhandicap im Griff haben, was uns diverse andere Spieler glaubhaft bezeugt haben. Diese kleine Wunderheilung hat größeren Eindruck bei den Männern hinterlassen, als sie es sich vielleicht vorstellen können. Sie sind nicht primär hier, weil sie die kleine Schwester unserer Nummer Acht sind, auch wenn manche das vermuten werden, Sie Lena, sind hier, weil sie anscheinend ganz genau wissen, wie man Fußballer behandeln muss. Eine zugegebenermaßen seltene Gabe, die wir unter gar keinen Umständen einfach ungenutzt verstreichen lassen können. Das einzige, was sie ihrem Bruder zu verdanken haben, ist die Gelegenheit, die er für sie geschaffen hat, mehr nicht. Wir wollen Lena Frings, die versierte Physiotherapeutin, und nicht nur Lena Frings, Torstens Frings’ kleine Schwester.“
 

In diesem Moment hätte Lena Oliver Bierhoff am liebsten umarmt, intuitiv hatte der ehemalige Spieler genau die richtigen Worte gefunden, um Lenas widersprüchlichen Gefühle zu beruhigen. Sie hatte hin- und her geschwankt zwischen Wut, Enttäuschung und diesem unbestimmten Drang diesem Flick und allen anderen die Sachen vor die Füße zu schmeißen. Egal, wie Torsten dann reagiert hätte, diese Worte waren der Funken an Lenas Zündschnur gewesen und nun stand sie fast vor der Explosion, bis Oliver Bierhoff sich eingemischt hatte. Sein sanfter, aber sicherer Ton gab ihr das Gefühl, dass er wirklich vollkommen hinter dem stand, was er gerade gesagt hatte und in ihr wirklich eine kompetente Fachkraft sah und nicht nur einen Fall für die Wohlfahrt, dem man sich verpflichtet fühlte, weil sie mit einem der führenden Spieler verwandt war. Woran er erkannt hatte, wie sehr diese unbedachte Aussage Lena getroffen hatte, wusste die junge Frau nicht, sie war sich ja noch nicht einmal sicher, warum es ihn überhaupt kümmerte, aber Lena war ihm trotzdem unheimlich dankbar für diese warmen Worte. Man konnte diesem Mann wahrscheinlich einiges vorwerfen, doch er konnte definitiv mit Menschen umgehen.
 

„Ich wollte sie wirklich nicht beleidigen oder irgendwie ihre fachliche Kompetenz in Zweifel ziehen.“
 

Hansi Flick schien seinen Fauxpas bemerkt zu haben und versuchte nun mit seinen Worten zu retten, was sein Kollege eigentlich schon gerettet hatte, doch trotzdem lächelte Lena ihm freundlich zu und nickte nur. Sie wollte ihrem Bruder und seinen Freunden keine Unannehmlichkeiten bereiten, wo sie sich schon so für sie verbürgt hatten und deswegen schluckte Lena alle bissigen Erwiderungen hinunter. Schließlich konnte der Co-Trainer im Grunde genommen wirklich nichts dafür, dass er sie gerade an einer empfindlichen Stelle getroffen hatte, es war ja keine Absicht gewesen.
 

„Ich habe es auch nicht als Beleidigung oder Zweifel aufgefasst. Ich bin es nur nicht mehr gewohnt, dass mich Menschen zu allererst als Torstens kleine Schwester bezeichnen. Früher kam das durchaus häufiger vor, aber seit ich im Ausland lebe, hat sich das gegeben.“
 

Damit hatte sie wahrscheinlich allen Anwesenden subtil darauf hingewiesen, dass sie sicherlich auch nicht vorhatte sich erneut daran zu gewöhnen und irgendwie konnte Oliver sie verstehen. Oder nein, nicht nur irgendwie, er konnte sie definitiv verstehen. Lena wirkte auf ihn wie eine entschlossene Frau, die ihren eigenen Weg ging und für alles, was sie wollte, selbst hart arbeitete und sich nicht gerne helfen oder gar bevormunden ließ. Sie mochte zwar klein sein und mit ihrem freundlichen Lächeln auf den Lippen harmlos wirken, doch er konnte sich sehr gut vorstellen, dass in ihrer Brust ein Kämpferherz schlug und sich ihre kleinen Hände schneller als gedacht zu einer festen Faust würden schließen können, sollte sie sich oder ihre Lieben bedroht fühlen. Oh ja, diese kleine Frau würde keine Probleme mit den Jungs haben und zur Not war da ja immer noch ihr großer Bruder, der die übereifrigen Kandidaten sicher mit grimmiger Freude zur Raison bringen würde. Aus dieser Richtung drohte ihnen also keine Gefahr und damit war Jogis größte Sorge widerlegt.
 

Unbehellicht von dem schlechten Start begannen die Unterhaltungen nun lockerer und unbeschwerter zu fließen und schon bald konnte Oliver Bierhoff feststellen, dass er sich in Lena nicht getäuscht hatte. Sie hatte scheinbar ein unbewusstes Gespür dafür, wie sie mit praktisch Fremden äußerst angenehme Gespräche zu führen hatte. Immer wieder konnte er sie lächeln, schmunzeln und einmal sogar lachen hören, was die ganze Atmosphäre auflockerte und ihnen das Warten auf die Ankunft der anderen Spieler versüßte. Schleichend war aus dem nervösen, von der Äußerung Flicks verletzten Mädchen wieder eine selbstbewusste, charmante Frau geworden, die keine Komplexe hatte in der Gegenwart vermeintlich wichtiger Menschen ganz ungezwungen zu sein.
 

Verblüffend schnell hatte Oliver herausgefunden, dass Lena nicht nur fließend italienisch sprach, sondern auch noch vier Jahre in Mailand verbracht hatte, der Stadt, in der auch er Ende der Neunziger für den AC Mailand auf Torjagd gegangen war. Begeistert wechselten sie ins italienische, unterhielten sich über Mailands Sehenswürdigkeiten, die kleinen Geheimtipps, die ewige Rivalität zwischen Inter und Milan und noch hundert andere Dinge, so dass ihnen gar nicht bewusst wurde, dass sie damit die anderen von ihrem Gespräch ausschlossen. Es kümmerte sie aber auch nicht wirklich, da sie sich gut alleine unterhielten und auf Einmischung der anderen gut verzichten konnten.
 

Die beiden waren so in ihre Erinnerungen an die Hauptstadt der Lombardei vertieft, dass sie sogar die Ankunft der ersten Münchener Nationalspieler nicht mitbekamen, die sich verwundert fragten, wer wohl die junge Blondine bei Oliver Bierhoff, ihrem Teammanager, sein könnte. Nur Miroslav Klose wusste natürlich, wer sich da so lebhaft unterhielt und war freudig überrascht, dass Lena ihren Bruder sogar bis zur Nationalmannschaft begleitet hatte.
 

„Wer ist denn die kleine Blonde da? Sie sieht nicht so aus, als würde sie zum Hotelpersonal gehören oder? Meinst du, sie ist eine neue Praktikantin, der wir zeigen sollen, wo es in der wirklichen Welt langgeht?“
 

Miro konnte sehen, wie sein blonder Kollege das Wort Praktikantin in Häkchen setzte und dreckig grinste. Es war nicht unbedingt dieses typische, spitzbübische Schweinsteiger-Grinsen, sondern hatte etwas an sich, was ihm sagte, dass er Lena wohl besser vor den möglichen Avancen der Nummer Sieben warnen sollte. Oder aber vor seinem leicht zweideutigem Humor. Er wusste ja, das der Bastian es nicht böse meinte, sonst amüsierten sie sich ja alle über Frauen, die bereit waren alles zu tun, nur um ein bisschen Ruhm und Aufmerksamkeit zu bekommen, doch hier handelte es sich nicht um irgendeine hirnlose Unbekannte, sondern um die Schwester seines ehemaligen Bremer Teamkollegens und deren Ehre wollte Miro natürlich in Schutz nehmen.
 

„Ich glaube kaum, dass du ihr zeigen musst, wo es langgeht, Schweini, das weiß sie schon ganz allein. Sie ist schließlich ein großes Mädchen.“
 

Überrascht sahen Bastian Schweinsteiger, Phillip Lahm und Lukas Podolski zu ihrem Vereinskollegen, dessen Augen immer noch auf Lenas Rücken gerichtet waren und keine ihrer Armbewegungen unbeobachtet ließen.
 

„Miro, kennst du die Kleine etwa schon?“
 

Interessiert sahen die drei Bayern zwischen dem Stürmer und der Blondine hin- und her. Sie waren jetzt wahrscheinlich schon eine viertel Stunde hier und bisher schien die schöne Unbekannte sich kein bisschen für sie zu interessieren, was besonders Bastian Schweinsteiger irritierte, denn ohne eingebildet klingen zu wollen, normalerweise beachteten ihn alle Frauen, ausnahmslos. Nur diese hier nicht. Die schien sich lieber weiter mit ihrem Teammanager zu unterhalten.
 

„Ja, aber wenn dir dein Leben und deine Gesundheit lieb sind, würde ich dir raten sofort damit aufzuhören sie „Kleine“ zu nennen und auch keine anrüchigen Witze über sie zu reißen, das könnte sonst Übel enden.“
 

Damit spielte Miro nicht nur auf Torstens ausgeprägten Beschützerinstinkt an, von dem er selbst durch Michael schon ziemlich viele Geschichten gehört hatte, sondern warnte seinen jungen Kollegen auch gleich einmal vor Lena selbst, denn er hatte sie nicht nur beim Essen der Nationalmannschaft erlebt, sondern erinnerte sich auch noch an andere Begebenheiten, von denen ihm Torsten oder Michael berichtet hatten und da hatte Lena sich immer wunderbar selbst verteidigen können, denn sie besaß einen messerscharfen Verstand und wahrscheinlich eine noch schlagkräftigere Zunge, als die meisten Jungspunde hier normalerweise von einer jungen Frau gewohnt waren.
 

„Wieso?“
 

Der junge Bayer nahm Befehle oder auch freundlich gemeinte Ratschläge, die ihm nicht schmeckten, ungern an. Er war der Meinung, dass er mittlerweile alt genug war um selbst zu entscheiden, was gut und was schlecht für ihn sein würde. Doch meistens ignorierte er sogar die Anweisungen, für die er keine ausreichende Begründung bekam. Aber Miro wollte er wenigstens eine Erklärungschance geben.
 

„Vertrau mir einfach, du wirst es bestimmt noch früh genug erfahren.“
 

Damit wandte sich der ehemalige Bremer von seinen Mitspielern ab und ging auf die gerade neu eingetroffenen Leverkusener, Berliner und Hamburger zu, wobei es sich eher nur um einen Berliner, nämlich Arne Friedrich, und zwei Hamburger, Piotr Trochowski und Marcel Jansen, dafür aber um eine handvoll Leverkusener handelte.
 

Auch jene rätselten über die junge Frau bei Oliver Bierhoff, doch bevor Bernd Schneider die Gelegenheit hatte sie aufzuklären, waren auch die beiden Magneten des Interesses auf den erhöhten Lärmpegel aufmerksam geworden und so beschlossen sie, sich erstmal auch unters Volk zu mischen. Zielsicher steuerte Lena auf Bernd zu und nahm ihn in den Arm, wobei er sich dabei zu ihr herunter beugen musste, damit es überhaupt möglich war.
 

„Bernd, hallo, schön dich so schnell wieder zu sehen. Wie geht es deinem Rücken? Alles entspannt?“
 

Mit besorgtem Gesichtsausdruck musterte Lena einen der ältesten Freunde ihres Bruders und versuchte zu erraten, wie es um seinen Rücken stand. Dass sie dabei die anderen Anwesenden komplett ausblendete, fiel ihr gar nicht weiter auf, so konzentriert war sie auf ihren „Patienten“, der sich scheinbar über ihre Besorgnis freute.
 

„Na ja, entspannt nicht, aber die Schmerzen halten sich derzeit in Grenzen. Du weißt doch, einen alten Bären wie mich haut nichts um, ich bin hart im Nehmen.“
 

Beide lachten und erst eine Hand auf ihrer Schulter ließ Lena herumfahren. Sie blickte in das schmunzelnde Gesicht Miroslav Kloses.
 

„Hey, bekomme ich keine Umarmung?“
 

Miro zog spielerisch eine Schnute, bis Lena sich für ihn auf Zehenspitzen stellte um ihn in eine leichte Umarmung zu ziehen. Das war immer das Problem mit diesen Fußballern: Sie waren so unnormal groß gewachsen und für eine kleine Frau wie sie, war das die Hölle. Lena hatte keine Lust ständig zu irgendjemanden aufzusehen und es war ihr fast schon peinlich, dass selbst ihre „kleinen“ Schützlinge ihr teilweise bereits auf den Kopf spuken konnten. Und dann sollte man zu ihnen als eine Autoritätsperson sprechen, während man sich für sie fast den Hals ausrenkte um ihnen in die Augen sehen zu können. Das widerstrebte ihr einfach, deswegen war sie auch heil froh, dass Lionel kein Riese war und sie sich mit ihm mehr oder weniger bequem auf Augenhöhe unterhalten konnte.
 

Noch bevor einer der anderen Herren mit Worten oder Gesten auf sich aufmerksam machen konnte, ertönte schon eine weiche Stimme in einer fremden Sprache.
 

„Hola Senora, qué tal?“
 

Fröhlich lächelnd drehte Lena sich um und sah in die dunklen Augen des Halbspaniers, mit dem sie sich bereits in Bremen recht gut verstanden hatte. Irgendwie freute es Lena, dass er sich noch an sie erinnerte, wo er doch eigentlich jeden Tag so viele Menschen traf und sie ihm nun wirklich nichts gegeben hatte, weswegen er sich unbedingt an sie erinnern musste.
 

„Muy bien, Senor Gomez. Y tú?“
 

Der Schalk blitzte in seinen Augen und man konnte sehen, dass er sich amüsierte und sichtlich Spaß an dieser bisher doch recht flachen Unterhaltung hatte.
 

„También, jetzt, wo wir uns wieder sehen.“
 

Zuerst wollte Lena dieses kleine Kompliment ignorieren, entschied sich dann jedoch dagegen, immerhin würde sie die nächsten Tage mit den Jungs verbringen und da war es besser ihnen gleich zu zeigen, dass sie ihr durchaus reichlich vorhandener Charme nicht weiter brachte. Sie war zwar bei weitem nicht immun dagegen, aber sie hatte genug Erfahrung, um damit umgehen zu können. Und wer sich nicht abschrecken ließ, der würde ihre scharfe Zunge zu spüren bekommen, aber nicht da, wo er vielleicht gern hätte.
 

„Jetzt wäre es wohl angebracht geschmeichelt in Ohnmacht zu fallen oder wahlweise dir auch hyperventilierend zu Füßen zu sinken, aber das hebe ich mir lieber für später auf, denn ich werde jetzt gebraucht.“
 

Selbstbewusst drehte sie dem Stuttgarter und den anderen den Rücken zu. Bis jetzt, so fand Lena, hatte sie sich erstaunlich gut gehalten, dafür, dass sie innerlich eher einem nervösen, ängstlichen Wrack geähnelt hatte. Sie hatte ein bisschen geplaudert und hoffentlich eindrücklich bewiesen, dass sie weder Ehrfurcht noch Angst vor ihnen verspürte, denn wie bei Tieren war es auch bei Fußballern: Sie durften nicht merken, dass man unsicher war oder gar Angst hatte.
 

Mit hoch erhobenem Kopf ging Lena auf den Trainerstab zu, der sie vermutlich jetzt den anderen Spielern vorstellen wollte, auch wenn noch nicht alle eingetroffen waren. Ein kurzer Blick über die Fußballer sagte ihr, das ausgerechnet die Bremer noch fehlten, was sie kurz ausatmen ließ. Das hieß, dass Per noch nicht da war und darüber war sie insgeheim dankbar, denn vor allen anderen wollte sie ihm nicht begegnen, nicht, nachdem er sich so rührend um sie gekümmert hatte. Sie wollte ihm in Ruhe für sein Einfühlungsvermögen danken und sich für ihren unpassenden Gefühlsausbruch entschuldigen.
 

„So, alle mal herhören, ich denke mal, dass ihr alle schon das neue Gesicht in unseren Reihen bemerkt habt. Und eben dieses neue Gesicht wird sich euch jetzt erstmal vorstellen, auch wenn manche von euch sie schon kennen.“
 

Überrascht sah Lena Jogi an, der sie mit seinen Worten eiskalt erwischt hatte. Sie war nicht darauf vorbereitet sich selbst vorzustellen, sie hatte erwartet, dass Jogi oder Oliver das übernehmen würden und nun stand sie selbst etwas verlegen lächelnd vor einer Horde Fußballer, die sie neugierig musterten.
 

„Ja, also, mein Name ist Lena Frings und ich werde euch während dieses kleinen Aufenthalts hier als Physiotherapeutin zur Verfügung stehen.“
 

Nervös strich Lena sich wieder eine Strähne aus dem Gesicht. Im Grunde genommen hatte sie keine Ahnung, was sie diesen Männern noch erzählen sollte. Was konnten sie schon noch über ihre Physiotherapeutin wissen wollen? Sie hatte doch keine Ahnung. Lena spürte, wie ihre Wangen sich rötenden und sie immer verlegener wurde. Noch bevor sie jedoch rot wie eine Tomate anlaufen konnte, gab sie sich einen imaginären Tritt in den Hintern. Sie musste sich einfach zusammenreißen.
 

„Ich habe in Mailand und Barcelona Psychologie studiert und nebenbei die Ausbildung zur Physiotherapeutin gemacht. Und- ach, bevor ihr zu viel darüber nachgrübelt: Nein, es ist kein Zufall, dass Torsten und ich den gleichen Namen haben und ja, wir sind verwandt. Er ist mein großer Bruder und wird euch sicherlich alle weiteren Fragen über mich beantworten, die ihr euch nicht traut mich persönlich zu fragen.“
 

Damit hatte Lena das freundliche Gelächter der Jungs auf ihrer Seite und sie entspannte sich merklich. Eigentlich waren die Jungs gar nicht so anders als ihr verrückter Haufen in Barcelona, nur eben weniger multikulturell.
 

„Hast du einen Freund?“
 

Die Frage war von einem der jüngeren Spieler gekommen, doch Lena konnte nicht ausmachen, von wem.
 

„Ich glaube nicht, dass das von beruflichem Interesse ist.“
 

Lena spürte leichtes Unbehangen in sich aufsteigen und wünschte sich jetzt am liebsten weit Weg von den vielen neugierigen Augen, die auf ihr ruhten. Doch der Fragende gab sich mit dieser Antwort nicht zufrieden und wandte sich nun an die Nummer Acht der deutschen A-Nationalmannschaft.
 

„Torsten, hat deine kleine Schwester einen festen Freund oder ist sie noch zu haben?“
 

Über die Dreistigkeit des Bastian Schweinsteigers, denn er war es, der die Fragen stellte, konnte Lena sich nur stumm wundern. Als sie jedoch den Gesichtsausdruck ihres Bruders betrachtete, wusste Lena, dass es besser war ihn nicht antworten zu lassen, denn sie war sich sicher, dass die Antwort nicht gerade freundlich ausfallen würde.
 

„Ich glaube kaum, dass Torsten dir diese Frage beantworten wird. Also lass es besser gut sein.“
 

Von Torsten, der neben Michael Ballack stand, kam nur ein zustimmendes Brummen, was jedoch nur sein Freund neben ihm vernehmen konnte.
 

„Warum denn nicht, Lutscher? Sie hat doch gesagt, dass wir dich alles fragen sollen, was wir sie nicht persönlich fragen wollen. Und nun frage ich eben dich.“
 

Penetrant wie er war, gab Bastian sich nicht mit Lenas zugegebenermaßen ausweichender Antwort zufrieden, sondern sah weiterhin Torsten Frings erwartungsvoll an. So, als würde er tatsächlich eine Antwort von dem „Oldie“ erwarten. Wahrscheinlich hatte der junge Mittelfeldakteur keine Ahnung, dass er gerade ein kleines Tänzchen auf einem Vulkan wagte, der kurz vor der Eruption stand.
 

To be continued
 

Tja, was sagt ihr zu Oliver Bierhoff, dem Retter in der Not, und unserem Schweinsteiger, der sich gerade ziemlich in die Scheiße reitet?

Dieses Kapitel ist vergleichsweise lang und irgendwie ziemlich nichts sagend, ich weiß, aber mir ist ehrlich gesagt nichts bessere eingefallen.

Vielleicht habt ihr aber trotzdem etwas gefunden, was für euch kommentierwürdig ist, ich würde mich definitiv freuen… Und es natürlich als Motivation für die kommenden Kapitel nehmen, die definitiv wieder besser werden sollen… Allein schon, weil dann die Bremer ankommen und es noch so ein paar andere Überraschungen gibt… ;)



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Klebeband
2012-06-04T15:01:24+00:00 04.06.2012 17:01
ach mensch, immer diese menschen, die sich fröhlich selbst in die scheiße reiten (=
dabei hat die gute Lena ihm schon einen rettenden Strohhalm hingehalten.. bin gespannt wies weitergeht x3
Von:  sunny12
2010-08-09T14:13:43+00:00 09.08.2010 16:13
hey!
das kapitel hat mir wieder sehr gut gefallen und es waren wieder einige lustige stellen dabei :)
gott sei dank konnte oliver bierhoff die situation noch retten. die stele hat mir auch sehr gut gefallen. ich glaube, mir wäre so etwas nicht eingefallen.
na hoffentlich kommt schweinsteiger auch noch jemand zu hilfe. ansonsten könnte es für ihn vielleicht brenzlig werden....
ich freu mich schon auf die ankunft der bremer :)
lg sunny12


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