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reverse

(Zorro x Sanji)
von

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reverse - One Shot

Reverse
 


 

„Ich verstehe dich einfach nicht, Ruffy!“

Nami rollte genervt den Strohhalm ihres Cocktails zwischen den Fingerspitzen hin und her und seufzte aus tiefster Seele.

„Wahrscheinlich verstehst auch nur du selbst, was bei dir da oben in deinem Hirn abgeht.“

Sie schnalzte empört mit der Zunge als Ruffy seine Faust auf den Tisch knallen ließ.

„Klar! Jetzt bin ich wieder das Kind, das keiner versteht!“

„Zumindest verhältst du dich so!“
 

So ging das jetzt schon seit geschlagenen zwei Stunden und allmählich wusste niemand von uns, wahrscheinlich nicht einmal Ruffy und Nami selbst, wie es letztendlich zu diesem Streit gekommen war. Eigentlich konnte ich mir mit dieser Vermutung ganz sicher sein.

Aber Fakt war dennoch: Die beiden lagen sich nach wie vor in den Haaren und ein Ende war nicht in Sicht.

Dabei hätte dieser Abend wirklich schön werden können. Immerhin hatten wir mit der Flying Lamb extra an einer Insel angelegt, um den letzten Sieg über ein paar Marineschiffe gebührend zu feiern. Der Koch der Mannschaft, also ich, sollte mal einen Abend Ruhe gegönnt bekommen. Sprich: keine Vorbereitungen, kein Kochen und auch kein lästiges Abspülen. Einfach nur entspannt in einer Kneipe sitzen und sich bedienen lassen. Klang nach einem tollen Plan. Aber das war es dann auch schon gewesen. Noch bevor wir die Kneipe erreicht hatten, waren die Navigatorin und der Kapitän in wüsten Beschimpfungen entbrannt und hatten dem Rest der Crew einfach mal komplett die Stimmung und den Abend versaut.
 

Und nun saßen wir da – augenrollend, seufzend und gelangweilt an einem runden Tisch in einer Kneipe, die schon vor geraumer Zeit an Kundschaft verloren hatte, und stocherten entweder in bereits erkaltetem Essen herum oder starrten Löcher in die Luft.

Ich war derjenige mit dem erkalteten Tagesmenü und mein ehemaliges Vorhaben, meinen Hunger und meine Laune mit Essen zu besänftigen, war eigentlich schon gleich bei der Bestellung ins Wasser gefallen. Die anderen schienen auch kein sonderliches Interesse an ihren Bestellungen zu hegen. Und das sollte im Fall von Zorro eine ganze Menge heißen. Vor ihm stand ein Krug Bier und er hatte ihn sage und schreibe nur ein einziges Mal angerührt. Mir war ja nicht bewusst, dass so etwas überhaupt im Bereich des Möglichen lag. Fast gruselig.
 

Von ihm war in regelmäßigen Abständen auch ein tief betrübtes Seufzen zu vernehmen, gepaart mit resignierendem Haargewuschel und dem bereits erwähnten Augenrollen. Ich wusste das so genau, weil er mir nicht nur genau gegenüber saß, sondern mir auch hin und wieder einen wissenden Blick zuwarf, den ich ungerührt und jederzeit erwiderte. Ich wusste, was in ihm vorging und nachdem er angefangen hatte, mir diese Blicke zu widmen, war ich mir sicher, dass er selbiges auch von mir wusste. Bei dieser Stimmung stellte das ja aber auch keine sonderliche Schwierigkeit dar.
 

Während um uns herum also der Rest der Crew tobte – Lysop und Chopper hatten sich nämlich irgendwann blauäugig eingemischt und erlagen jetzt den schwerwiegenden Argumenten der zwei Querulanten – passierte plötzlich etwas, was ich ebenfalls nie für möglich gehalten hätte. Zorro und ich lächelten einander zu. Und wenn dieser Moment kein so außergewöhnliches Gefühl von Vollständigkeit in mir ausgelöst hätte, hätte ich dem Grünhaarigen mindestens einen dämlichen Spruch an den Kopf geknallt.

Seltsamerweise machte mich die ganze Sache nur geringfügig stutzig. Immerhin stritten die anderen über Dinge, von denen keiner mehr wusste, worum es eigentlich ging und das stellte in gewisser Weise ja auch einen Ausgleich dar. Ganz entfernt nur, aber dennoch ... natürlich wusste ich, dass das kein Argument war, aber ich wollte mich auch nicht beunruhigen lassen. Dieses Lächeln war wie ein kleines Licht unter all dem Groll zwischen Nami und Ruffy. Und mir fiel auf, dass ich ihn immer noch anlächelte. Jetzt schon etwas dümmlicher als zuvor. Wie lange ging das schon so?!

Nachdem mich diese Erkenntnis wie ein kalter Stein getroffen hatte, zuckte ich regelrecht zusammen und schüttelte verwirrt den Kopf. Meine Ohren nahmen gerade wahr, wie Lysop grob von Nami angefahren wurde, als mein Hirn diese Information anscheinend schon aufgenommen, verarbeitet und prompt eine Lösung für alle Probleme parat hatte.

„Okay, jetzt hört mal alle her!“

Im nächsten Moment gehörten sämtliche Blicke der Kneipe mir. Ja, der GANZEN Kneipe. Ich seufzte und schob meinen Teller beiseite.

„Das führt doch zu nichts. Jetzt zieht ihr schon Lysop und Chopper mit in den Streit ... und irgendwann sind wir alle Schuld, oder wie stellt ihr euch das vor? Njach, ich will es gar nicht wissen. Lasst uns zurück zum Schiff gehen. Ich hab keine Lust mehr.“

Für ein paar Augenblicke herrschte eine unangenehme Stille in der kleinen Schenke. Dann rührte sich Zorro und er hatte etwas zu sagen, wovon ich sofort selbst überzeugt war.

„Um mir auf der Lamb noch eine Runde von dem Gekeife zu geben? Nein danke. Geht ihr, ich bleibe hier.“

Eigentlich wollte ich noch zögern, wollte die anderen nicht gleich als komplette schöne-Abende-Versauer hinstellen, doch mein Mund war ausnahmsweise ein ordentliches Stück schneller als ich und ließ noch einen richtig fiesen Unterton in der Stimme mitschwingen.

„DAS ist eine verdammt gute Idee. Ich bleibe auch.“

Ich sah sofort, dass diese Worte gesessen hatten, aber mir war jetzt nicht nach Mitleid. Mir war sowieso plötzlich nach ganz anderen Dingen, die komplett meinen Typ verfehlten. Aber egal ...

Entgegen meiner Erwartungen wurde mir zugestimmt. Lysop und Chopper nickten eifrig und Nami wurde ein wenig rot.

„Vielleicht sollten wir auf dem Schiff auch gleich auseinander gehen und erst einmal eine Nacht drüber schlafen.“

Für diese Aussage erntete sie das Nicken der gesamten Kneipe, woraufhin sie gleich noch ein bisschen roter anlief und schließlich aufstand. Ruffy tat es ihr gleich.

„Ja, ist vermutlich besser.“

Versöhnlich klang das noch nicht, aber es war der erste Schritt in die richtige Richtung und zum ersten Mal seit Langem hatte ich das Gefühl, noch ganz weit von Bratpfannenkopfnüssen entfernt zu sein.

Chopper und Lysop folgten den beiden anderen und wünschten mir und dem Schwertkämpfer noch einen schönen Abend. Dann verließen alle Vier die Kneipe und es wurde angenehm still.
 

Zorro und ich sackten synchron und erschöpft in unseren Stühlen zusammen und atmeten erleichtert auf. Gott, ich fühlte mich wie nach einem Kampf um Leben und Tod. Naja, fast ...

„Endlich Ruhe ...“

„Mhmm ...“

Wir sahen einander lange an und grinsten zufrieden.

„Wurde auch Zeit.“

Im nächsten Moment ertönte ein lautes Grummeln und ich sah, wie Zorro neugierig an sich hinab blickte. Klar. Kein Essen, kein Trinken – wie sollte sein Magen anders auf sich aufmerksam machen? Ich musste plötzlich laut lachen und wurde empört angestarrt.

„Was gibt es da zu lachen?“

„Naja, ich bin der mit dem Essen und ich habe nicht einen Bissen zu mir genommen. Ich bin am Verhungern!“

Ich sah Erleichterung über Zorros Gesichtszüge kommen.

„Ich auch.“

Und dann kam mir eine Idee, die alles auf den Kopf stellte. Ich grinste den Schwertkämpfer breit an und trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte herum.

„Weißt du was?“

„Hn?“

„Ich lad' dich ein!“

„Wie bitte?“

Ha! Gewünschte Reaktion erhalten!

„Ja! Du hast Hunger, ich hab Hunger und nach dem ganzen Debakel steht mir der Sinn danach, nett zu sein.“

„Ah ja ...“

„Wenn du ablehnst, verschwinde ich auf der Stelle. Dir ist klar, wer dann die Rechnung übernehmen darf?“

Zorro schien zu zögern und sein Blick verriet mir, dass er mich für verrückt erklärt hatte, aber das sollte mich nicht weiter stören. Dann lächelte er und schlug belebt mit der Faust auf den Tisch.

„Na wenn das so ist, sage ich bestimmt nicht nein!“

„Sehr kluge Entscheidung.“

Wir lachten beide und kurze Zeit später fand ich mich an der Theke der Bar wieder und bestellte uns zwei Mal das Tagesmenü. Wenn schon, dann warm. Dazu suchte ich einen guten (und teuren) Wein aus. Zorro musste ja nicht wissen, was ich bereit war, für einen gelungenen Abend auszugeben. Wobei ich mich schnell selbst fragte, wieso mir plötzlich so wichtig war, dass alles stimmte.

Als ich zurück zum Tisch kam, mich wieder setzte und Zorro direkt in die Augen blickte, bemerkte ich erst, wie schummrig das Licht in diesem Schuppen eigentlich war und wie überaus ... naja ... passend und naheliegend es da doch schien, ein Streichholz aus der eigenen Hemdtasche zu ziehen, eine Kerze vom Nachbartisch zu angeln und sie zu entzünden.

Und das tat ich dann unglaublicherweise auch. Zorro beobachtete mein Handeln mit hochgezogener Augenbraue und irgendwie konnte ich ihm das nicht einmal übel nehmen.

„Smutje?“

„Ja?“

„Was wird das?“

Und auch diese Frage erschien mir angebracht, wo ich mich doch innerlich selbst schon mit Fragen löcherte. Die Antwort ließ jedoch nicht lange auf sich warten, was mich schon wieder in purer Ratlosigkeit zurück ließ.

„Nett, Zorro. Es wird nett.“

„Nett, ja?“

„Um nicht zu sagen: Schön.“

Ich sah, dass der Grünhaarige etwas erwidern wollte, sah, wie sich sein Mund öffnete und wieder schloss und hörte nur ein gedehntes Ein- und Ausatmen. Das wurde ja immer besser. Normalerweise hätte er mir schon längst ein paar blödsinnige Sprüche an den Kopf geworfen, aber allem Anschein nach lag ihm genauso viel daran, dass dieser Abend sich noch zum Guten kehrte, wie mir. Und das gefiel mir.
 

Nach kürzester Zeit erschien der Wirt mit dem bestellten Wein und teilte uns mit, dass das Essen nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Er stellte die Gläser auf dem Tisch ab und schenkte jedem ein Wenig der roten, teuren und (aus Erfahrung) überaus schmackhaften Flüssigkeit ein. Danach sammelte er die restlichen Gläser der anderen ein und verschwand wieder.

Ich lehnte mich zurück und zündete mir eine Zigarette an.

„So lässt es sich doch leben.“

„Mhm ...“

„Die anderen wissen gar nicht, was ihnen hier entgeht.“

Zorro lehnte sich ebenfalls zurück.

„Vielleicht besser so.“

Unmittelbar nach dieser Aussage des Schwertkämpfers, runzelte ich überrascht die Stirn und musterte ihn eindringlich.

„Wieso?“

„Weiß nicht. Hätten doch sowieso nur genervt.“

„Ist das ein Kompliment?“

„Was?“

„Du scheinst meine Gesellschaft ja zu mögen.“

Meine Mundwinkel bewegten sich langsam aufwärts, während Zorros Gesichtsfarbe besorgniserregend ins Rot abdriftete. Ich hatte also soeben die Wahrheit ausgesprochen.

„Hab ich gar nicht gesagt!“

Seine Augen suchten sich einen Punkt an der Wand, den sie niederstarren konnten.

„Hast aber auch nicht das Gegenteil behauptet.“

„Idiot.“

„Gleichfalls.“

„Pfe.“

Es wurde still. Am liebsten hätte ich laut gelacht und ihm gesagt, wie überaus reizend sein Versuch war, die Wahrheit zu umgehen, aber mir war auch klar, was das mit sich ziehen würde. Also mindestens eine wüste Beschimpfung und der Verlust meiner derzeitigen Gesellschaft. Und unter keinen Umständen wollte ich, dass Zorro verschwand. Immerhin hatte ich ... eine Kerze entzündet! Und ... teuren Wein bestellt!

„Komm schon Zorro, vergessen wir das. Wir sind Idioten und gut ist.“

„Du bist ein Idiot. Und gut ist.“

„Na meinetwegen. Hauptsache du bleibst hier.“

Diesmal runzelte Zorro die Stirn und ich verstand zunächst überhaupt nicht, wieso, als mir plötzlich klar wurde, was ich da soeben von mir gegeben hatte. Ich wollte gerade etwas sagen, als glücklicherweise der Wirt mit dem Essen erschien und mich die ganze Angelegenheit elegant meistern ließ.

Jedem von uns wurde ein Teller vor die Nase gestellt. Es roch nach gutem und vor allem warmen Essen und ich konnte kaum erwarten, die quälenden Bauchschmerzen zu lindern.

„Und wehe du genießt das jetzt nicht!“

Das war viel mehr ein Wunsch, als eine Drohung und Zorro nahm es auch als eben solchen auf, grinste mich an und aß.
 

Es schmeckte.

Also ich hätte dem Essen vielleicht keinen Stern gegeben, aber es reichte, um mich satt zu bekommen und Zorro erging es offenbar ähnlich.

Mir fiel auf, dass er nur kleine Schlucke des Weines zu sich nahm, ganz so, als würde er ihn ... tatsächlich genießen. Normalerweise landete Alkohol ja gleich literweise in Zorros Magen und deswegen war es eine Genugtuung, ihn dabei zu beobachten, wie er eben nicht über das Glas herfiel, als hätte man ihm gesagt, er müsste in Zukunft für immer abstinent leben.

Dieser ganze Abend war wie eine Wohltat für mich und hoffentlich auch für ihn. Ich fand, dass wir, die eigentlichen Streithähne der Strohhutbande, so etwas verdient hatten. Ruhe, Einklang, Frieden – die ganze Palette. Und es klappte ja auch. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit und ich war mir sicher, dass mir das sowieso niemand glauben würde.

Solange ich es glaubte ... war doch alles okay?

Ich sah den Grünhaarigen wieder an und verzog den Mund, während er ein großes Stück Fleisch auf seine Gabel spießte. Ob er sich darüber Gedanken machte? Über diesen ... Frieden?

Er schob sich das Fleisch in den Mund, kaute ein paar Mal und beugte sich dann grinsend über den Tisch zu mir hinüber.

„Du kochst trotzdem besser.“

Ich spürte meine Augen wie automatisch größer werden und sog überfordert die Luft ein. Jetzt hatte er mir aber ganz offensichtlich ein Kompliment gemacht! Und mir indirekt anvertraut, wie er über den Abend dachte.

„Was ist?“

Er fiel langsam wieder auf seinen Stuhl zurück und für einen kurzen Moment sah ich seine Augen besorgt aufblitzen. Dieser Eindruck verflüchtigte sich jedoch unverzüglich und wich einem kundigen Grinsen.

„Jedenfalls habe ich nicht das Gegenteil behauptet ...“

Die Gabel durchbohrte erneut ein Stück Fleisch und fand den Weg in seinen Mund und das warf mich dann endgültig aus der Bahn. Nicht die Handlung an sich – viel mehr, dass er für keine Sekunde den Blickkontakt unterbrochen hatte und mich immer noch angrinste, als wenn er das ganze Geheimnis aufgedeckt hätte.

Dann fiel mir endlich eine passende Antwort ein.

„Danke.“

Sein Grinsen wich nicht.
 

Als wir fertig und die Flasche Wein geleert war, bewegte ich mich irgendwann wieder zum Tresen und bezahlte die Rechnung für das Essen. Der Preis fiel in der Tat ziemlich hoch aus, aber das war es mir wert.

Als ich zum Tisch zurückkehrte, blickte ich in ein zufriedenes Gesicht.

„Gehen wir zum Schiff?“

Er nickte, stand auf und gemeinsam verließen wir die Kneipe, die uns in eine kalte, klare Winternacht entließ.
 

Vor der Tür schob Zorro seine Hände tief in die Hosentaschen.

„Ganz schön kalt geworden.“

„Ja ...“

Nachdem wir ein paar Schritte getan hatten, betrachtete ich den Schwertkämpfer verstohlen und dachte darüber nach, warum ich die Idee, jetzt zum Schiff zu gehen, so unpassend fand. Ich hätte ihn gerne gefragt, aber die Vorstellung seiner Reaktion auf diese Frage, wollte ich mir gar nicht erst ausmalen bzw. konnte ich mir auch nicht ausmalen. Nach diesem Abend war doch irgendwie schon alles möglich. Vielleicht war meine Frage dann gar nicht so abwegig, wie ich dachte.

Ich betrachtete ihn erneut, sah seinen Atem zu Wolken werden und in der Nachtluft verschwinden. Das Mondlicht fiel matt auf sein Gesicht und plötzlich verdunkelten sich seine Züge, was einzig daran lag, dass er meinen Blick bemerkt und seinen Kopf zu mir gedreht hatte. Ich hielt die Luft an.

„Was ist?“

Er blieb stehen und musterte mich interessiert.

„Ach ... ich dachte nur gerade, dass ... hm, schon gut.“

Ich wollte weitergehen, doch anscheinend passte Zorro das ganz und gar nicht in den Kram, denn er griff nach meinem Arm und hielt mich zurück.

„Rede keinen Unsinn. Was dachtest du?“

Meine Wangen wurden heiß.

„Nichts. Nur ... dummes Zeug.“

„Du lügst.“

Ich musste lächeln. Zorro kannte mich eben doch besser, als man annehmen mochte und er wusste, dass ich etwas sagen wollte, was für mich eine gewisse Wichtigkeit besaß.

„Stimmt ...“

„Also?“

„Wollen wir uns vielleicht ein ruhiges Plätzchen im Hafen suchen?“

Entgegen meiner Erwartung, antwortete der Grünhaarige sofort und ohne mit der Wimper zu zucken.

„Warum nicht?“

Ich war so überrascht, dass ich erst einmal gar nichts sagen konnte. Zorro stand da, direkt vor mir und sah mich an. Er sah mich einfach nur an und ich wusste nicht, ob es so eine gute Idee war, den Blick jetzt abzuwenden. Allerdings übernahm er die Entscheidung recht schnell, als er sich umdrehte und weiterging. Ich folgte ihm schnell, stieß dabei mit dem Arm leicht von hinten gegen ihn und empfand es als äußerst angenehm, den Körperkontakt aufrecht zu erhalten, als ich mich neben ihn ordnete. Ich spürte die Wärme seines Armes an meinem. War das gerade ein kalter Schauer auf meinem Rücken gewesen?
 

Als wir den Hafen erreichten und einen kleinen Weg am Strand aufspürten, auf dem in regelmäßigen Abständen eine Bank vorzufinden war, veränderte sich die Stimmung ein wenig. Ich konnte nicht genau definieren, was es war, aber eins konnte ich mit Sicherheit sagen: Da war was!

Wir setzten uns.

Und dann wurde es noch stiller als zuvor. Gesprochen hatten wir bis zu diesem Zeitpunkt sowieso nicht, aber nun waren da auch keine Schritte mehr. Selbst das Meer lag spiegelglatt vor uns.

Mein Arm berührte immer noch seinen und wenn ich es nicht besser gewusst hätte, wäre ich der Meinung gewesen, mein Herz hätte zunehmend Aussetzer. Die Frage war nur, ob ich denn tatsächlich über einen besseren Wissensstand verfügte.

Plötzlich bewegte Zorro sich leicht. Er sah mir ins Gesicht und lächelte kaum merkbar.

„Danke für die Einladung.“

Das Lächeln erwiderte ich ohne Umschweife.

„Sehr gerne.“

Mein Blick wechselte zwischen seinen Augen hin und her, dann zu seiner Nase, seinem Mund und wieder zu seinen Augen. Er war mir so nah, dass mein Gesicht von seinem Atem gewärmt wurde und umgekehrt wahrscheinlich ebenso. Ein seltsamer Moment.

Er wollte etwas sagen, bewegte die Lippen, die im Mondlicht auf einmal viel voller als sonst wirkten, und atmete schließlich ergeben ein und aus. Seine Augen fanden den Weg seinen Arm hinab und betrachteten unserer beider Hände, die sich jetzt, wie ich erkannte, leicht berührten. Ich schien gar nicht bemerkt zu haben, dass mein gesamter Körper seinem viel näher war. Oder war er näher gerückt?

Seine folgenden Worte waren nicht mehr als ein Flüstern – direkt an meinem Ohr.

„Der Abend war schön ...“

Ich wusste absolut nicht mehr mit dieser Situation umzugehen. Ein Kribbeln fuhr meinen Hals hinab, verwandelte sich zu einem Schauer und rollte mir über den Rücken bis in die Zehenspitzen. War dem Schwertkämpfer eigentlich bewusst, was er da tat?

„Jah ...“

Und war mir eigentlich bewusst, dass dieses gehauchte Wort, schon gar nicht mehr als Wort zu betrachten war, sondern schon viel mehr als ein ... Stöhnen? Ich hatte gestöhnt!?

Als ich meinen Kopf wieder zu ihm drehte, stießen unsere Nasenspitzen gegeneinander und diese kleine Berührung drängte mich ein Stück zurück in die Realität mit all ihren Fakten.

„Zorro?“

„Hm?“

Er sah mir direkt in die Augen.

„Was ... ist das hier?“

„Ich weiß nicht.“

Seine Stimme war leise und tief und brummte herrlich in meinen Ohren. Mindestens ein oder zwei der realistischen Fakten verabschiedeten sich sofort aus meinem Bewusstsein und ich streifte seine Nasenspitze erneut mit meiner. Die Haut, die ich spürte, war rau, aber nicht minder angenehm zu berühren und langsam aber sicher drängte sich mir die Erkenntnis auf, dass hier einiges nicht mehr so lief, wie es das für gewöhnlich tat.

Ich war aber auch ein Blitzmerker.
 

Zorros Finger strichen vorsichtig über meinen Handrücken, als er seine Frage stellte.

„Was denkst du denn?“

Die Luft, die während des Sprechens den Mund des Grünhaarigen verließ, wärmte meine Lippen auf angenehmste Weise und vernebelte mir sämtliche Sinne. So etwas war mir zuvor noch nie passiert. Die Finger auf meiner Haut zitterten, ich selbst zitterte und sowieso alles schien von einem minimalen Beben erfüllt zu sein. Die Luft, unsere Körper, unsere Berührungen.

Oh Gott ...

„Ich denke ... ich denke, es ist ... es ist ...“

Ich musste die Augen schließen. Das war zu viel für mich. Ich war eindeutig erregt und das nicht irgendwie von irgendwem – Zorro saß hier neben mir! Ich hatte meine Stirn gegen seine gepresst und musste feststellen, dass meine Gedanken ganz seltsame Wege einschlugen, wenn es darum ging, sich vorzustellen, wie ich den Schwertkämpfer hier und heute noch berühren konnte. Oder würde ...

„Du scheinst meine Gesellschaft ja zu mögen ...“

Zorros Stimme war ein einziges tiefes Brummen, das intensiv in mich eindrang und mich über alle Maße von innen erschütterte.

„Möglicherweise ...“

„Immerhin hast du nicht das Gegenteil behauptet.“

Ich lächelte und schlug meine Augen wieder auf. Der Blick, dem ich daraufhin begegnete, war so umwerfend, dass ich schon wieder die Luft anhalten musste. Zorros Hand schloss sich um meine, nicht fest, nur ganz zaghaft. Wollte der eigentlich bezwecken, dass ich einem Erstickungstod erlag?

Ich spürte seine freie Hand vorsichtig über meine Wange streichen. Von meiner Wange fuhr sie über meinen Hals, in meinen Nacken und vergrub sich dann in meinem Haar. Schon wieder ein kalter Schauer. Ich ließ etwas Luft in meine Lungen und öffnete ganz leicht die Lippen.

„Meinst du ... es ist jetzt zu spät ... das zu behaupten?“

Er schob seine Lippen meinen entgegen und lächelte.

„Oh jah ...“

Und dann berührten sich unsere Lippen.
 

Ich drückte seine Hand und atmete erschrocken ein. Mein Herz raste plötzlich, dröhnte mir in den Ohren und schien selbst ganz fassungslos über diesen ... Kuss ... zu sein.

Ich küsste Zorro!

Ich bewegte meine Lippen gegen seine. Nicht fest, nicht gekonnt – nur ganz schüchtern und eigentlich absolut untypisch für mich und meine Verhältnisse. Aber ich küsste ja auch nicht jeden Tag einen Mann.

Aber darum ging es ja gar nicht. Ich küsste Zorro! Er küsste mich und in diesem Moment schien mir das alles so sinnvoll und längst überfällig, dass ich mich ernsthaft fragte, wie wir es so lange ohne dieses wunderbare Gefühl aushalten konnten.

Und dann wurde der Kuss intensiver. Und besser. Immer besser.

Es verteilte sich unanständig viel Speichel auf unseren Lippen, ein Schmatzen nach dem anderen ertönte und erregte mich über das Übliche hinaus. Ich legte meine freie Hand auf Zorros Wange und drückte ihm meinen Körper entgegen, um ihm noch näher zu sein, als zuvor. Ich hörte ein leises Keuchen und musste lächeln.

Doch plötzlich beendete der Schwertkämpfer den Kuss und brachte etwas Abstand zwischen uns. Er betrachtete mich mit halb geöffneten Augen und atmete schwer. Seine Lippen waren leicht geöffnet und vom Küssen geschwollen und ich wäre am liebsten sofort wieder über ihn hergefallen, wenn er nicht meinen Namen gesagt hätte, der nur ganz langsam zu mir durchdrang.

„Was ist?“

„Wir sollten ...“

„Was?“

„Wir sollten zur Flying Lamb zurückgehen.“

Er musterte mein ganzes Gesicht, ließ mich los und stand auf, um mich von oben herab anzusehen. Seine Wärme verschwand sofort. Es war wie ein Schlag in die Magengrube und ich begriff nur sehr langsam, was hier eigentlich passierte.

Womöglich – nein - sogar ziemlich wahrscheinlich, würde er jetzt gehen und mich die nächsten Tage meiden. Er würde mich irgendwann als Schwuchtel benamsen und mir bzw. den anderen mitteilen, wie er über diesen Abend und seine Folgen dachte und jenes Urteil würde keinesfalls zu meinem Vorteil ausfallen.

Gott, was hatte ich da nur getan?

Er sah mich immer noch an, sah mir direkt in die Augen, durchbohrte mich fast voller Erwartung und als ich das Feuer in seinen Augen erkannte, hätte ich mich gut und gerne selbst geohrfeigt.

Ich stand auf und kam ihm wieder ein Stück näher. Dabei verspürte ich einen derartig heißen Wärmeschwall durch meinen Körper schießen, dass ich kurz erzitterte.

„Du scheinst meine Gesellschaft zu mögen ...“

Zorro lachte amüsiert auf.

„Ich scheine DICH zu mögen ...“

„Immerhin hast du nicht das Gegenteil behauptet.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Janachen2811
2009-06-29T14:51:24+00:00 29.06.2009 16:51
hmmm ... komisch nur ein Review?? Dabei ist die Story doch so gut! Fand die echt klasse ... schade das es nur ein OneShot ist.
Bye
janachen
P.S. deine anderen fanfics sind auch verdammt gut ... würde mich freun noch mehr davon lesen zu können *smile*
Von:  Milaya
2009-01-23T14:05:09+00:00 23.01.2009 15:05
kleiner Verschreiber ...die beste von denen die ich bis jetzt von dir gelesen hab... wie peinlich *total beschämt sei und rot werd*
Von:  Milaya
2009-01-23T14:04:02+00:00 23.01.2009 15:04
Noch keine Review!!!??? Wie das! Die Fanfic ist klasse. Ich fand das ist die beste von denen die ich bis jetzt gelesen hab. Die andren waren kurz und süß, wie ein kleiner Ausschnitt aus einer längeren Geschichte oder der Epilog einer guten "Romanze".

Aber das war ne richtige Story und immer noch total süß und richtig klasse.

Bye
Milaya


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