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Kiss me

like you mean it
von

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Prolog

Schon wieder begann einer dieser Tage. Der Wecker klingelte mich erneut viel zu früh aus dem Bett und ich stellte ein weiteres mal fest, dass ich eindeutig eines der schlimmsten Leben auf diesen Planeten hatte. Gestern war es passiert. Nicht, dass es irgendetwas neues gewesen wäre, aber noch nie - wirklich noch NIE - hatte ER es gesehen. Es war ja eh kein Geheimnis, dass ich das "Obermobbingopfer" meiner gesamten Schule war, aber er hatte nie miterlebt, was sie getan hatten. Und gestern..

Ja gestern hatte er es gesehen und mit den anderen gelacht. Er hat MICH ausgelacht. Das war schlimmer als alles andere. Das Gelächter der anderen war mir wirklich egal. Aber ausgerechnet er....

Seufzend erhob ich mich endlich aus dem Bett und schlurfte ins Bad, da meine Pyjamahose etwas auf dem Boden hing. Im Badezimmer angekommen stellte ich mich nach dem Ausziehen unter die Dusche und versuchte alle Gedanken von gestern einfach wieder weg zu spülen. Aber es war unmöglich. Ständig musste ich an ihn denken. An seine wunderschönen Augen. Seine schmalen Lippen mit dem Piercing und sein Lächeln, dass er seinen Freunden schenkte, wenn diese einen eher fahlen Witz abgelassen haben. Jedoch sein Lachen. Ich hatte immer gehofft, dass er es mir irgendwann schenkt. Dann schenkt, wenn ich zu seiner coolen Clique gehöre und einen tollen Witz mache. Aber genau das hat sich ja jetzt erledigt. Er hat gelacht. Er schenkte es mir. Aber nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte. Er lachte über mich ... nicht mit mir. Gott. Es war einfach zum im Boden versinken!

Warum war ich nur so ein Schwächling? Warum kann ich mich nicht einmal gegen diese Idioten von Schulkameraden wehren? Warum??

Eine Antwort fand ich noch nie darauf. Tja. So war mein Leben eben. Es war einfach nur zum Heulen und jetzt musste ich wieder in diesen Horror von Schule.

An den Ort, an dem ich immer nur gehänselt und vorgeführt wurde. Und das nur, da ich der Sohn des Direktors war. Ich sagte meinem Vater nie etwas davon. Immerhin war ich ja nicht lebensmüde. Wenn er erfahren würde, was man mit mir machte, er würde diejenigen von der Schule schmeißen und ich wäre nur noch mehr Opfer.

Dabei wünsche ich mir doch nur ein paar Freunde. Es muss ja nicht SEINE Clique sein. Aber ein paar Leute, die sich mit mir verstehen und mit denen ich auch außerhalb der Schule etwas unternehmen könnte. Ist das wirklich zu viel verlangt?
 

8:45 Uhr. Ich starrte schon zum x-ten Mal auf meine Uhr am Handgelenk und hoffte, dass ich noch rechtzeitig ins Gebäude kam, bevor meine Peiniger erneut auftauchten und mich gleich am Morgen wieder piesakten. Prüfend sah ich mich um und ging über die Straße, die mich nur noch vom Gelände der Schule trennte. Gerade als ich die Hälfte passiert hatte, fuhr irgend ein Irrer mit seinem Motorrad nur haarscharf an mir vorbei genau auf jenes, wo auch ich hin wollte. Noch leicht verwirrt, eilte ich auf die andere Straßenseite und beobachtete den Typen, der gerade von dieser wunderschönen Yamaha stieg. Yamaha.....die gleiche Firma wie mein Verstärker. Leise musste ich lachen, da dieser Verrückte mich ja fast tot gefahren hätte und ich stand hier und bewunderte sein hochmotorisiertes Zweirad.

Dann richtete ich meinen Blick auf den Fahrer. Endlich setzte er seinen Helm ab und ich stockte. Wer war denn das? Ich kannte diesen jungen Mann, der wahrscheinlich 2 Klassen über mir war, überhaupt nicht. Aber erzählte Vater gestern nicht etwas von einem Neuzugang, der schon von 3 anderen Schulen geflogen war? Wenn es dieser wahnsinns Typ war, ja dann gnade mir Gott. Er sah zwar umwerfend aus, aber bestimmt war er genau so ein Arschloch wie all die anderen. Seufzend riss ich mich zusammen und ging auf das Gelände. Vorbei an dem Neuling, der sich gerade eine Zigarette anzündete.

Gerade war ich an ihm vorbei, da wurde ich schon am Handgelenk gepackt. Erschrocken drehte ich mich um und sah in das Gesicht dieses jungen Mannes. Seine tiefbraunen Augen bohrten sich regelrecht in meine und ich musste hart schlucken. Was hatte der Kerl jetzt vor? Wollte er mich zusammenschlagen? Oder wollte er mich einfach nur anschnauzen, da ich ihm vorhin im Weg stand?

"Tut mir leid wegen eben."

Was??

Hatte ich das gerade wirklich gehört? Blinzelnd sah ich den Fremden nur an. Dieser ließ mich auch schon los und zog an seiner Zigarette. "Hat es dir die Sprache verschlagen oder bist du stumm?", entgegnete er mir schmunzelnd und pustete den blauen Rauch direkt in mein Gesicht. Hustend kam ich langsam wieder zu mir und sah ihn nochmal an.

"Eh....ist schon gut", meinte ich nur und verschwand dann auch schon im Schulgebäude.
 

Seufzend setzte ich mich auf meinen Stuhl im Klassenzimmer und legte den Kopf auf die Arme. Der Kerl hatte sich wirklich gerade entschuldigt. Das war mir ja wirklich noch nie passiert. Aber darauf sollte ich mir nun wirklich nichts einbilden, denn das wäre ein fataler Fehler für mich. Wenn ich mir vorstellte, dass der Kerl vielleicht mein Freund werden könnte, würde ich mir nur einbilden, dass er mir helfen könnte. Aber niemals -wirklich NIEMALS- würde dieser wunderbare Typ etwas mit mir anfangen würde. Auch keine rein platonische Beziehung, die mir gerade wichtiger als alles andere ist. Erneut seufzte ich.

Was sollt eich denn nur noch machen? Warum konnte mich denn keiner leiden?? Immerhin konnte ich nun wirklich am wenigsten etwas für den Job meines Vaters. Und vor allem war auch ich nicht daran schuld, dass dieser ein totales Arschloch war.
 

Langsam füllte sich der Klassenraum und ich hoffte einfach, dass der Tag heute etwas netter verlief als die anderen und dies schien sich zu erfüllen, da ich bis jetzt noch keiner Hänselei ausgesetzt war. Als der Lehrer rein kam, folgte ihm auch der neue. Erneut sah ich diesen Typen, der mich auch gleich ansah und mir zuzwinkerte. Was sollte das?? Wieso zwinkerte der mir zu? habe ich vorhin vielleicht etwas gemacht und er meinte damit, dass er sich an mir rächen will? Oh gott. Meine Gedanken liefen schon wieder Achterbahn.

Ich hörte gar nicht zu, als der andere sich vorstellte und sah auch nur beiläufig, wie er sich setzte. Direkt auf den Platz hinter mir. Nun saß wenigstens einer zwischen mir und dem Chaoten der Schule. Einem Typen, der sich die Haare in Regenbogenfarben färbte und gepierct und tattoowiert war bis oben hin. Er war zwar an sich ein ganz netter, aber leider zu leicht beeinflussbar und so spielte er meist mir seine Streiche, die nicht immer sehr nett waren. ER wollte immer, dass man ihn Ore-sama nannte, aber jeder sagte nur Miyavi zu ihm und dafür zog er immer eine große Schnute und machte ein weinerliches Gesicht. Trotz seines Chaotentums gehörte er zu den besten Freunden von ihm. Von dem Kerl, den ich wirklich anhimmelte. Ich weiß nicht, wann mir klar wurde, dass ich in einen Kerl verliebt war, aber irgendwann konnte ich es nicht mehr leugnen. Jedes mal, wenn ich ihn sah, wollte ich bei ihm sein. Wollte, dass er mich in den Arm nimmt, mich mit seinen Händen überall berührt. Seine Lippen sollten über meine streichen und verführerisch an ihnen saugen.

Wie sehr hatte ich mir das gewünscht. Aber es würde wohl auf ewig ein Wunsch bleiben, denn er war mir verwehrt. Er, der Schwarm der ganzen Schule, der selbst von den Lehrern nur Aoi genannt wird. Alle lieben ihn...und ich auch.

Doch nie würde er mich beachten.

Mich, einen schmalen, nicht gerade hochgewachsenen jungen Mann mit großen, braunen Augen und braunen Haaren. Vielleicht sollte ich mich ja mal komplett neustylen, damit er mich beachtet? Aber nein. Das wäre nur eine Lüge. Eine Lüge für mich selbst.

the first Kiss?

Hier ist nun Kapitel 1.

Tut mir Leid, dass es nicht so sehr lang ist. Das 2. wird länger, da ich in diesem schon etwas mehr Action geplant habe. Also seid gespannt!
 

Liebe Grüße
 


 

~~*~~*~~*~~
 

Als ich abends nach Hause kam, da begrüßte mich schon der leckere Duft eines wunderbaren Abendessens und ich zog mir schnell die Schuhe aus, stellte meine Tasche erstmal gegen die Wand im Flur und ging dann in die Küche. Dort sah ich meine liebenswerte Mutter, wie sie eifrig den Tisch deckte und darauf achtete, dass ja nichts anbrannte. Dieser Anblick zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen. Sofort ging ich zu ihr und half bei den letzten Vorbereitungen. Gerade als wir fertig waren, da kam auch mein Vater in den Raum und wir setzten uns alle hin. Mutter fragte gleich, wie denn sein Tag gewesen war. Natürlich erzählte er gleich von dem neuen und da hakte ich mich auch mal ein. "Wie...alt ist der denn eigentlich?" "Er ist 19", meinte mein Vater. Ich verschluckte mich sofort und sah ihn halb entsetzt an. "Aber warum ist er dann in meiner Stufe??? Normalerweise müsste er doch über mir sein...." Mein Vater sah mich schon fast verständnislos an. "Na ja. Wie soll ich das sagen. Dieser junge Mann hatte noch nie Bock auf Schule und musste daher schon zweimal wiederholen. Und das ist auch der Grund, warum er in deiner Klasse ist."

Ich nickte nur und aß dann auch weiter. Das Gespräch der beiden rannte nur so an meinen Ohren vorbei und ich verstand es irgendwie auch nicht, warum jemand sich so sehr bemühte, ja nicht gut in der Schule zu sein. Aber irgendwie passte der Neue auch an die Schule. Fast alle in meiner Klasse waren genauso wie der, also war er nur einer von vielen. Seufzend leerte ich meine Reisschale und verabschiedete mich vom Esstisch.

Oben in meinem Zimmer machte ich mich dann an meine Hausaufgaben und fuhr mir dabei angestrengt durch die Haare. Mathe war wirklich nicht gerade meine Stärke, aber was soll es schon. Um meinen Vater stolz zu machen, versuchte ich einfach immer mit der Beste in der Klasse zu sein und handelte mir dadurch so viel Ärger mit den anderen ein. Diese mochten noch nie Streber und ich selbst hasste mich selbst dafür, dass ich so war. Aber ich wollte meine Eltern stolz machen. Zwar war ich körperlich nicht der Stärkste, aber wenigstens hatte ich etwas im Kopf. Und darauf konnte ich selbst auch stolz sein. Immerhin hatte ich das alles ohne jegliche Hilfe erreicht.

Aber was hatte ich überhaupt erreicht?

Gute Noten. Ja, das war auch das Einzige. Freunde blieben mir leider nicht. Mein einziger und bester Freund war ja leider schon vor einem Jahr in eine andere Stadt gezogen und wir konnten nur noch über e-Mails und Briefe Kontakt halten, da wir gute 200 Kilometer voneinander entfernt wohnten. Und seitdem er weg ist, seitdem hat sich die Lage in der Schule einfach nur noch zugespitzt. Erneut seufzte ich leise auf. Ach, wie vermisste ich ihn doch. Wieder viel mein Blick auf unser letztes gemeinsames Bild. Wie sehr vermisste ich Takerus Anwesenheit. Seine Fröhlichkeit und seine oftmals leichte Art mit dem Alltag umzugehen.

Vielleicht sollte ich ihm wieder schreiben, schließlich habe ich mich seit zwei Tagen nicht bei ihm gemeldet. Ohne weiter darüber nachzudenken, öffnete ich meinen Laptop und schaltete ihn an. Die Hausaufgaben schob ich erst einmal beiseite, denn die liefen mir mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht weg. Sofort als er hochgeladen war, da öffnete ich mein e-Mail-Portal und las mir seine letzte Nachricht noch mal durch. Wieder mal huschte mir ein Lächeln über die Lippen.

Ich machte ein neues Fenster auf und fing an, ihm zu Antworten.
 

"Hey du kleiner Goldfisch!

Tut mir Leid, dass es so lange dauerte mit der Antwort, aber ich musste mich wieder mit den Idioten unserer Schule herumplagen. Diesmal war es jedoch auch noch schlimmer als sonst. Aoi hatte mit gelacht, als diese dummen Kerle mich in den Matsch geschupst hatten und mir mit diesem dann die Haare wuschen. Es war wieder so verdammt demütigend. Ich frage mich wirklich, warum sie mich so auf dem Kieker haben. Nur weil mein Vater der Direktor ist? Es ändert sich doch wirklich nichts daran, wenn sie mich fertig machen. Na ja, da muss ich wirklich durch und das werde ich, schließlich will ich dich zur Golden Week ja mal wieder sehen!

Aber heute ist auch etwas passiert. Als ich zur Schule ging, hätte mich fast so ein Bekloppter mit seinem Motorrad umgefahren. Und dann war der auch noch ein neuer Schüler von uns. Jedenfalls dachte ich mir das, da ich das Gesicht nicht kannte. Gerade, als ich an dem vorbeiging, da packte er mich am Handgelenk und entschuldigte sich dafür. Weißt du, wie perplex ich war? Ich meine, bei mir hat sich noch nie jemand einfach entschuldigt. (Du bist natürlich eine Ausnahme Goldfisch!) Später kam der sogar in meine Klasse. Pa meint, dass er 19 Jahre alt und schon zweimal sitzen geblieben ist. Ich kann dir auch den Namen gar nicht sagen. Ich habe nicht wirklich aufgepasst gehabt, als er sich selbst vorgestellt hatte. Mal sehen, ob der Morgen wieder wie ein Irrer auf den Schulhof fährt. Ich sag dir. Der fährt irgendwann noch mal jemanden um, wenn der weiter so durch die Gegend prescht.

Weiteres ist eigentlich gar nicht mehr passiert. Daher mache ich hier jetzt erstmal Schluss und ich warte schon auf deine Antwort.
 

Hab dich lieb und grüße deine Eltern.

Dein Hamster!"
 

Erneut las ich mir die Zeilen durch und schickte es dann auch endlich ab. Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und streckte mich mal ausgiebig. "Uhnnnnnnnnnnnnnn!!", gab ich leise von mir und schloss den Laptop erstmal wieder. Erneut machte ich mich an die Schulaufgaben und war eine gute Stunde später auch endlich mit allem fertig. Mein Blick wanderte über die vollgehängte Bilderwand zur Uhr. Es war gerade erst neun Uhr am Abend. Daher öffnete ich den PC noch mal und surfte noch ein bisschen im Internet. Dort aktualisierte ich erst einmal mein Journal und sah, dass mir jemand auf der Seite eine Freundesanfrage geschickt hatte. ich klickte auf das Profil, doch diese Person hatte kein Profilbild eingestellt. Es machte mich etwas stutzig, aber es kam auch nicht gerade oft vor, dass mir jemand so etwas schickte. So nahm ich sie an und schaute, ob Takeru vielleicht einen neuen Eintrag gemacht hatte. Gerade als ich diesen kommentiert hatte, bekam ich eine "Private Message" von meinem neuen Freund.
 

» Hey du. Dein Profilbild ist ja richtig süß. «
 

Immer wieder las ich diesen einen Satz. Hatte diese Person das wirklich geschrieben? Ich wusste nicht mal, ob das ein Kerl oder ein Mädchen war. Vielleicht wollte mich dieser Fremde ja auch verarschen. Aber irgendwie konnte ich mir das nicht vorstellen. Von der Schule her konnte keiner wissen, dass ich auf dieser Seite angemeldet war. Also konnte das nur irgendeine Person sein, die mich nicht kannte. Ich nahm also allen meinen Mut zusammen und schrieb zurück.
 

»Ähm...danke. Darf ich fragen, wer du bist? «
 

Abgeschickt. Tief ausatmend lehnte ich mich zurück und wartete. Doch leider kam den Abend noch keine Nachricht zurück. Da es Zeit war, noch zu schlafen, um am Tag fit zu sein, ging ich langsam zu meinem Bett, zog den zu großen Pyjama an und krabbelte unter die Decke.
 

Am nächsten frühen Morgen weckte mich wieder mein Wecker und ich schaltete ihn frustriert murrend aus. Ich hatte so absolut keine Lust in die Schule zu gehen, aber was sollte ich denn großartiges machen? Als wenn mir etwas anderes übrig blieb. Mein Vater ließ ein 'krank' sein eh nicht zu und so stand ich geknittert auf und ging ins Bad. Diesmal duschte ich etwas ausgelassener und genoss einfach das warme Wasser auf der Haut.

Erneut kamen mir die Worte von diesem Fremden in die Erinnerung zurück und ich errötete irgendwie. Süß. So hatte mich noch nie jemand genannt. Nehmen wir mal meine Mutter raus, denn die zählte da nicht. Seufzend strich ich mir die nassen Haare nach hinten und legte den Kopf kurz in den Nacken.

Eine halbe Stunde später stand ich dann schon wieder vor der Schule. Bis jetzt wurde ich noch von niemandem angefahren und so ging ich wieder über die Straße. Wie jeden Morgen. Nahendes Motorengeräusch ließ mich aufsehen und erneut preschte diese wunderschöne Yamaha dicht an mir vorbei. Verdammt!

Das kann es doch nun wirklich nicht geben. Was hatte ich denn eigentlich angerichtet??

Leise murrend ging ich auf den Schulhof und marschierte wieder an diesem dummen Kerl vorbei. Ich war mir langsam sicher, dass der mich wirklich umbringen wollte, doch gerade als ich an ihm vorbei war, umarmte mich irgendwer von hinten. Ich konnte spüren, dass es der Kerl war, denn er trug eine Lederjacke und deren Stoff spürte ich durch meine Schuluniform hindurch. Sofort stellten sich meine Nackenhaare auf. Gott. In mir stieg wirklich Panik auf. Immerhin konnte ich ja nicht wissen, was dieser verrückte Klassenkamerad von mir vorhatte. Vielleicht wollte er mich ja brutalst zusammenschlagen.

Bevor ich jedoch weiter denken konnte, spürte ich dessen warmen Atem an meinem Ohr. Wieder überkam mich ein Erschaudern.

Eine feuchte Zunge strich über meine Ohrmuschel und ich quiekte erschrocken auf. Geschockt kam ich los und sah ihn an. Doch dieser Idiot sah mich nur an und grinste breit. Ich spürte regelrecht, wie sich eine Röte auf meinen Wangen breit machte.

"In real bist du noch viel süßer, als auf deinem Profilbild."

Meine Augen weiteten sich und mein Mund öffnete und schloss sich eine ganze Weile lang, ohne, dass etwas herauskam. Ich musste ausgesehen haben wie ein Fisch, aber ich konnte darauf wirklich nichts erwidern. Ohne ein Wort drehte ich mich um und ging mit roten Wangen ins Gebäude und den Klassenraum.

Sofort setzte ich mich hin und schluckte hart. Der Kerl hatte mich angeschrieben?? Das konnte doch wirklich nicht wahr sein. Warum passierte immer mir so etwas? Irgendwie glaubte ich, dass ich schlechte Dinge immer wieder anzog. Schwer seufzte ich und legte den Kopf auf den Tisch.

Ich spürte erneut jemanden an mir und blickte erschrocken auf. Wieder war da dieser Kerl. Diesmal wollte ich etwas sagen, doch bevor ich dazu kam, spürte ich schon die Lippen von ihm auf meinen.
 

-
 

Starr sah ich auf die Tafel, an die der Lehrer gerade irgendeine für mich schon uninteressante Formel schrieb, da wir diese schon vor drei Wochen hatten, doch vor der Arbeit noch mal wiederholten. Ich konnte mich absolut nicht konzentrieren. Dies lag aber wahrscheinlich nicht daran, dass ich das alles schon konnte. NEIN! Dieser...dieser…! Ich fand nicht mal ein Wort für ihn. Er hatte mich einfach geküsst. Verflucht noch mal! Der Kerl hatte mir meinen allerersten Kuss geraubt. Aber nicht nur das. Nein, er grinste mich dann auch noch schelmisch an und leckte sich über die Lippen. Ich war aufgebracht. Ich hätte ihn anschreien müssen, jedoch konnte ich es nicht. Nicht nur, dass er mich süß genannt hatte, nein. Er hatte mich geküsst. Er hatte mich einfach intim berührt. Ja, natürlich war es jetzt keine sehr hohe Intimität, aber für mich war ein Kuss schon etwas Besonderes. Und jetzt konnte ich meinen ersten nicht mehr an IHN verschenken. Verdammt!

Meinen Kopf ließ ich einfach hängen und wollte nur noch in die Pause. Seufzend schüttelte ich innerlich den Kopf. Was sollte ich denn jetzt machen? Am besten ich laufe ihm nicht alleine über den Weg. Wer weiß schon, was der mit mir machen würde. Sofort bekam ich eine Gänsehaut. Irgendwie wollte ich es mir auch gar nicht erst vorstellen.

Endlich hörte ich das Pausenklingeln und ich flüchtete halb aus dem Raum. Ich wollte ihm nicht jetzt schon wieder über den Weg laufen. Langsam ging ich über den Flur und seufzte. Als ich gerade nicht aufpasste, lief ich aus Versehen in jemanden rein. Sofort entschuldigte ich mich und fürchtete schon eine Klatsche. Doch als nichts kam, sah ich schüchtern nach oben und blickte in SEINE Augen. Sofort stockte mir der Atem. Ich war ihm noch nie so nah gewesen. Es war mir gerade auch egal, dass ich ihn an gerempelt hatte, schließlich bin ich ihm dadurch näher gekommen. Aoi hatte so schöne Augen. Alleine durch diese konnte er sämtliche Mädchen um den Finger wickeln. Vom Rest seines perfekten Körpers gar nicht erst zu reden. Jeder liebte oder verehrte ihn. Auch ich war einer davon, aber mich beachtete er nicht. Ich war nur ein Wurm. Ein Wurm, der ihn an gerempelt hatte. Oh Gott. Sofort schluckte ich hart. Wahrscheinlich würde er seine Affen auf mich hetzen. Und was diese wieder machen würden. Nein, ich sollte da gerade einfach nicht dran denken.

Plötzlich erhob er seine Hand. Sofort kniff ich die Augen zusammen und erwartete einen Schlag. Doch mir wurde stattdessen über die Wange gestreichelt. Ich öffnete erneut meine Augen und sah ihn an. War das gerade Wirklichkeit oder träumte ich? Vielleicht war das ja alles nur ein Traum und ich wurde noch nie geküsst und war auch gar nicht mit ihm zusammen gestoßen. Was auch immer das war. Mein Herz pochte wie wild.

Seine Finger waren so sanft und ich war schon kurz vor dem Hyperventilieren. Ich spürte, wie es in mir kribbelte und er lächelte mich auch noch an.

"Was schaust du denn so ängstlich, Kleiner? Sag...haben wir uns hier schon mal gesehen?"

Ich sah ihn an. Meinte er das jetzt gerade wirklich ernst??? Hatte er vergessen, wer ich bin oder eher, was seine Freunde immer mit mir machten??

"Ja...natürlich...", erwiderte ich nur leise und schluckte. Er schaute wirklich überlegend drein.

"So...? Mh...warte mal", meinte er und musterte mich noch mal. "Ja, jetzt weiß ich es wieder. Du hattest doch das Matschbad genommen, nicht wahr??", meinte er grinsend und ich spürte eine leichte Wut in mir aufsteigen. Dieses selbstgefällige Grinsen störte mich jetzt doch. Er mochte wunderschön sein und ich war über beide Ohren in ihn verknallt, aber so was musste auch ich mir nicht bieten lassen. "JA DER BIN ICH! UND GRINS NICHT SO!", schrie ich ihn an und ging dann einfach weiter. Mir waren die Konsequenzen gerade mehr als egal. Ich hasste es einfach, wenn sie glaubten, dass sie etwas besseres waren. Ich war keine zwei Meter gekommen, da packte Aoi mich am Handgelenk und drehte mich etwas brutaler zurück zu ihm um. Erneut schluckte ich und sah ihn an. Nein. Ich würde mich diesmal nicht ängstlich verstecken. "Ich wusste gar nicht, dass du so energisch sein kannst. Das finde ich richtig gut", raunte er und presste mir einen Kuss auf die Stirn. "Wie wäre es... Lust etwas Zeit mit uns zu verbringen?"

Warum? Warum machte er das? Ich sah ihn nur an und schüttelte den Kopf.

"Nein, danke!", meinte ich. "Ihr habt mich die ganze Zeit nur gepiesakt. Dann werde ich jetzt bestimmt nicht wie ein Hund hinter euch her rennen!"

Nun erwartete ich eine Ohrfeige. Aber gar nichts passierte. Er beugte sich nur vor und ich spürte heute schon zum zweiten Mal ein paar Lippen auf den meinen. Meine Augen weiteten sich und ich löste mich sofort. Meine Finger legte ich an die Lippen und sah ihn fragend an. "Es macht dich nur interessanter, wenn du dich sträubst. Wir werden bestimmt noch viel Spaß haben." Nach diesen Worten drehte er sich um und ging den Gang zum Schulhof entlang. Dahin wollte ich jetzt wirklich nicht hin und so besuchte ich erst einmal die Toilette auf dem Flur. Dort betrachtete ich mich im Spiegel. Irgendwas musste ich doch falsch machen. Aber vielleicht war das alles auch wirklich nur ein Traum. Um das zu testen, kniff ich mir in den Arm und...autsch. Nein, ein Traum war es wirklich nicht. Ich seufzte tief, als mich eine Stimme aus meinen Gedanken riss. Ich drehte mich zu dieser um und da war er. Der junge Mann von heute Morgen in seiner Lederjacke. Schmunzelnd kam er auf mich zu und fasst mich an der Hüfte. Schluckend versuchte ich seine Hände weg zu bekommen, aber er platzierte seine Lippen auf meinen Hals und ich spürte, wie er leicht in meine Haut biss. Automatisch musste ich aufkeuchen, denn so eine Berührung kannte ich nicht. Irgendetwas zog an meiner Haut und nach gut zwei Minuten löste sich dieser verdammte Kerl von mir. "Ich habe scheinbar einen Nebenbuhler, nicht wahr mein Süßer?", raunte er mir noch ins Ohr und verschwand dann auch wieder aus der Toilette. Verwirrt sah ich ihm nach und fasste an die Stelle, an der er sich vorher an mir hing. Ich musste wissen, was da jetzt war und ging zum Spiegel. Stockend sah ich mich an. Oh nein. Ein Knutschfleck!
 

~~*~~*~~*~~
 

So das war es.

Ich hoffe ihr hattet Spaß und wer will kann ja einen kleinen Kommentar da lassen. +zwinker+
 

und danke an meinen süßen beta <3

What about .....me?

Und hier ist das zweite Kapitel. Etwas länger als geplant, aber dann könnt ihr viel lesen!

Danke Kurai für's Beta lesen <3
 

~~**~~**~~**~~
 

Starr sah ich mein Spiegelbild an. Das konnte doch nun wirklich nicht wahr sein. Das machte mich gerade sehr fertig. Erst küsste der mich am Morgen, dann wurde ich von Aoi geküsst und jetzt verpasste der mir einen Knutschfleck?? Und was sollte der Satz mit dem Nebenbuhler? Sollte das etwa ein kleiner Anfall von Eifersucht sein? Ich verstand die Welt um mich herum nicht mehr. Seufzend ließ ich die Hand sinken, stellte meinen Hemdkragen auf und verließ die Toilettenräume. Draußen vor der Tür hatten sich schon einige versammelt und sahen mich an. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass gleich etwas sehr ungutes passieren würde. Als ich plötzlich gepackt und über eine Schulter beförderte wurde, bestätigte sich meine Vorahnung. Ich drehte leicht meinen Kopf und sah, wer mich da herum trug. "Miyavi! Lass mich runter", sagte ich eher erstickt und schluckte hart. Doch der grinste nur breit und schüttelte den Kopf. Kein Wort. Also ließ ich mich einfach tragen, da ich eh nichts dagegen tun konnte. Als ich dann endlich wieder Boden unter den Füßen hatte, sah ich diesem großgewachsenen Jungen ins Gesicht. Er spielte gerade etwas mit seinen Lippenpiecing und zupfte sich etwas an seinen Haaren herum. Ich wollte gerade fragen, was das sollte, als ich schon eine Antwort auf die nichtgestellte Frage bekommen. "Der Boss will dich sehen~."

"Huh??" Das war das Einzige, was ich von mir geben konnte, denn kurz darauf trat Aoi schon neben Miyavi und sah mich musternd an. Natürlich bemerkte er, dass mein Kragen gewollt nach oben gestellt war und nahm diesen zwischen seine schlanken Finger. Obwohl ich protestierte, knickte er ihn nach unten und erblickte diesen bescheuerten Knutschfleck. "Kzzzz"

Dieses Geräusch von ihm ließ mich erschaudern. Sein Blick schien recht sauer und ich betete, keine Ahnung zum wievielten Male, zu Gott. Aber es kam kein Schlag. Nein. Schon wieder spürte ich Lippen an meinem Hals. Instinktiv schubste ich ihn weg. Das konnte doch nun wirklich wahr sein. Waren heute alle irgendwie hormongesteuert? "Sag mal, spinnst du??", platzte es einfach aus mir heraus und ich sah, wie Aois schön gezupfte Augenbraue nach oben wanderte. Ein leicht schmunzelndes Grinsen zierte seine Lippen und er beugte sich zu mir herunter. Sein warmer Atem streifte meine Lippen und ich bekam eine wahnsinnige Gänsehaut am ganzen Körper. "Nein~", raunte er leise, "ich spinne nicht. Ich kann es nur nicht ab, wenn irgendein Dummkopf seine Markierung an meinem Eigentum hinterlässt." Ich konnte mein Gesicht zwar nicht sehen, aber ich konnte mir denken, dass ich einfach nur riesige Augen gemacht haben muss. Und hatte ich das gerade richtig gehört? "Ich bin nicht dein Eigentum?? Was fällt dir eigentlich ein??" Mein Gehirn setzte eindeutig aus, aber meine Aufregung über diese Frechheit überwiegte meinen normalen Menschenverstand. Diesmal kam mir ein Lachen entgegen und Aoi packte mich an der Hüfte. Ich spürte seinen Körper dicht an meinem und wurde von ihm an die Wand gedrückt. Sein warmer Atem strich über mein Ohr und seine tiefe Stimme raunte mir verführerisch ins Ohr. "Was mir einfällt? Ich habe hier das sagen. Auch wenn dein Vater der Direktor ist, so beherrsche ich die Schüler hier. Und du...du bist nur eines von vielen Bienchen um mich herum und somit auch mein Eigentum! Sollte dieser Kerl dich noch einmal anfassen und du sagst es mir nicht, dann nehme ich mir mit Gewalt, was ich will! Haben wir uns verstanden???" Unbewusst musste ich bei seinen Worten schlucken und nickte einfach nur. Der war verrückt. Einfach nur verrückt. Und ich war mehr als nur verliebt in ihn. Aber mein Herz pochte diesmal nicht vor Aufregung, sondern vor Angst. Aoi war unberechenbar und ich lernte es gerade am eigenen Leibe kennen. Zufrieden gab er mir einen Kuss auf die Wange und löste den festen Griff um meine Hüfte. Es war eine Drohung. Eine eindeutige Drohung gegen mich. Den Blick hatte ich gesenkt, als seine schlanken Finger sich unter mein Kinn legten und dieses mit Druck nach oben beförderten. Wieder sah ich in seine Augen und erneut näherte er sich meinem Gesicht. Doch bevor er mich küssen konnte, da wurde er von hinten gepackt und gegen den nächsten Wasserständer geschubst, mit dem er zusammen umfiel. Miyavi lief sofort zu seinem Boss und half diesem auf die Beine. Doch der schlug seine helfende Hand nur weg und stand alleine auf. Der König der Schule sah seinen 'Peiniger' mit einem tödlichen Blick an und schnaubte. "Wie kannst du es wagen??", brachte er mit zusammen gepressten Zähnen hervor und ballte die Hände wütend zu Fäusten. Man sah ihm einfach an, wie sehr es in ihm brodelte. Auch ich wendete meinen Blick dann endlich zu der Person und weitete die Augen wieder geschockt. Da war der Kerl ja schon wieder! Irgendwie machte es mir Angst, dass er dauernd in meiner Nähe war. Natürlich konnte ich es nicht ändern, wenn er in der Schule hinter mir saß, aber das war langsam wirklich zu viel. Warum mischte er sich in mein Leben ein?? Und wieso nannte er mich süß?? Allein bei dem Gedanken errötete ich und schüttelte schnell den Kopf, um den Gedanken wieder zu vergessen. Seine Stimme riss mich dann aus meinen Gedanken und ich sah ihn an.

"Wie ich es wagen kann??", gab er lachend von sich. "Wie kannst du es wagen dich hier wie ein König aufzuspielen? Als wenn du etwas besonderes bist." Mehr sagte er nicht dazu und griff plötzlich nach meinem Handgelenk. Ohne dass ich was sagen konnte, wurde ich schon hinter ihm hergezogen und fand mich später in unserem Klassenraum wieder. Langsam drehte er sich zu mir um und strich sanft mit dem Handrücken über meine Wange. "Ich hoffe er hat dir nicht weh getan..." Seine Stimme klang leicht besorgt und ich musste schlucken. Sein Blick zog mich etwas in seinen Bann und ich musste einfach wegsehen. "Nein...ist alles okay..", nuschelte ich verlegen. Noch nie hatte mich jemand vor diesen Kerlen gerettet. Und jetzt? Jetzt gab es irgendwie zwei Kerle, die sich beinahe noch um mich - ich denke jedenfalls, dass es um mich ging - geprügelt hätten, wenn Aoi nicht so zurückhaltend gewesen wäre. Schüchtern blickte ich doch noch einmal zu ihm. Irgendwie musste ich es jetzt wissen. "Wie heißt du?" Natürlich war es peinlich zu fragen, aber ich hatte seinen Namen wirklich nicht mitbekommen.

Erwartungsvoll blickte ich ihn an.
 

-
 

Ich blickte auf meinen Lehrer. Das hatte er jetzt nicht wirklich gesagt?

Aber zu meinem Leidwesen wiederholte er es noch mal.

"Also. Morgen bringt ihr die ausgefüllten Formulare wieder mit und dann machen wir nächste Woche unseren 3-Tages-Ausflug zum See. Wie ich euch kenne, werdet ihr da eher weniger für euer Projekt machen und deswegen werdet ihr in zweier Gruppen eingeteilt, bekommt Aufgaben und gebt die nach der Fahrt ab. Ich werde sie dann benoten und diese Note wird die Hälfte der Wertung für eure Endnote einnehmen. Also strengt euch lieber an."

Ich ließ den Kopf hängen. Nicht nur, dass es ein Biologieausflug war. Nein, ich musste drei Tage mit meiner bekloppten Klasse aushalten. Ich spürte zudem auch noch seinen Blick direkt auf mir ruhen und seufzte. Wahrscheinlich würde er sich darum bemühen ein Zimmer in der Herberge mit mir zusammen beziehen zu können. Ich hasste mein Leben.

Warum musste gerade jetzt so etwas Einschneidendes in meinem Leben passieren?
 

Genervt kam ich endlich zu Hause an. Mein Vater hatte schon das Formular für den Ausflug ausgefüllt, da er das eh immer austeilt und somit musste ich mit. Dabei wollte ich das absolut nicht. Ich wollte nicht mit. Nicht, weil es Biologie war, sondern weil ER sich sicher an mich ran machen würde. Da ich keinen großen Hunger hatte, setzte ich mich gleich in meinen Zimmer an den Schreibtisch, machte meine Schulaufgaben und öffnete mein e-Mail-Center auf dem Laptop. Ich hoffte einfach, dass Takeru mir etwas neues berichten konnte. Und zu meinem Glück, war auch eine Mail von ihm im Postfach. Lächelnd öffnete ich sie sofort.

"Hey Hamsterchen!
 

Erstmal:

Was fällt dir eigentlich ein mir so lange nicht zu schreiben?? Weißt du wie traurig ich diese zwei Tage gewesen bin? Ich habe gedacht, dass du mich nicht mehr magst!! (;___;)

....

Nein Scherz! Natürlich bin ich dir dafür nicht böse, denn ich weiß ja, wie schrecklich es an unserer Schule ist. Oder eher meiner alten Schule.
 

Aber ich bin froh, dass es dir einigermaßen gut geht. Zwar tut es mir sehr Leid, dass gerade dein Schwarm dich ausgelacht hat, aber ich sagte dir ja immer wieder, dass er ein Arsch ist. Ich hoffe, dass du das jetzt endlich mal kapiert hast!

Und ihr habt nen Neuling?? Und der fährt Motorrad?? Wie geil ist das denn? Ich meine, du weißt ja, wie sehr ich auf Motorräder stehe. Daher bin ich gerade so leicht zwischen Baum und Borke. Natürlich mache ich mir Sorgen, das der Kerl dir echt noch was antut, aber andererseits. So eine tolle Maschine....! (*~*) WOAH!!
 

Bei mir ist leider auch nicht gerade sehr viel los. ABER! Ich habe eine Freundin! Ich weiß, dass klingt jetzt komisch. Aber ich hatte gestern mein drei wöchiges Beziehungsjubiläum! [Es tut mie Leid! Ich hab dir das verschwiegen. (T___T) verzeih.] Gestern vor drei Wochen hatte ein Mädchen mich gefragt, ob ich mit ihr gehen will. Natürlich hatte ich sie auch schon länger im Auge, aber du kennst mich ja. Ich traue mich nicht, jemanden einfach so anzusprechen und um ein Date zu bitten. Sie hatte mir gesagt, dass sie sich auch schon seit zwei Monaten auf diese Frage vorbereitet hat und das fand ich süß. Daher habe ich ja gesagt und wir sind jetzt schon seit guten drei Wochen zusammen. Ich schick dir später mal ein Bild von uns beiden. Und ich sage dir. Wehe du erzählst mir nicht, wenn du endlich mal jemanden hast, denn ich will das wissen!! <3

Du bist viel zu niedlich, um alleine zu sein. Vielleicht versucht der junge Mann dich ja mit seiner Fahrkunst zu beeindrucken! Und du hast mir gar nicht geschrieben, wie er aussieht. Ist er etwa nicht dein Typ?? Oder hat es dir bei ihm so die Sprache verschlagen, dass du da noch nicht genau drauf eingegangen bist, mh??
 

Nun ja. Beantworte mir meine Fragen!
 

Liebe Grüße

dein Goldfisch <3"
 

Ich musste leise lachen. Das war wirklich typisch für Takeru. Aber irgendwie machten seine Worte mich gerade nachdenklich. Der Kerl mein Typ? Bevor ich seine Mail beantworte, schaute ich, ob ich eine Nachricht bei meinem Blog bekommen hatte. Und tatsächlich. Da war wirklich eine. Eine Nachricht von IHM.

Ich las sie erstmal noch nicht. Lieber machte ich mich an die Beantwortung für Takeru, damit er nicht noch einmal so lange warten musste.

"Hey mein Goldfisch!
 

Es wird nie wieder vorkommen, dass es so lange dauert. Das verspreche ich dir hiermit!
 

Ja, die Maschine von ihm ist wirklich toll und heute hatte er es wieder getan! Kannst du dir das vorstellen?? Wieso prescht der mit so einem Tempo über die Straße? Ich verstehe das nicht. Aber es gibt noch etwas anderes, was ich nicht verstehe. Er meinte heute zu mir, dass ich süß bin und hat mir dann später auch noch einen Kuss auf die Lippen gedrückt. Verstehst du?? Er hat mir meinen allerersten Kuss geklaut! Ich war viel zu perplex, um mich darüber aufzuregen. Aber das war ja nicht das Schlimmste. Nach dieser Sache rannte ich in Aoi und auch der küsste mich. Danach kam er wieder...und machte mir einen Knutschfleck. Takeru! Ich werde hier noch mal verrückt. Ich meine, ich bin doch kein Ding, dass man einfach küssen kann. Aber als wenn es dabei geblieben wäre. Kaum war ich wieder alleine, wurde ich von Miyavi geschnappt und wieder zu Aoi gebracht. Ich hätte nie gesagt, dass ich dir zustimme. Aber ich glaube langsam auch, dass Aoi nicht der nette Kerl ist, für den er sich meistens ausgibt. Er drohte mir sogar. Ich sage dir jetzt aber nicht womit, da du sonst wohl herkommen würdest, um ihm eine runter zu hauen. Bevor aber was passieren konnte, da hat er, also der Typ mit dem Motorrad, mich wieder gerettet. Ja...das ist mir heute so passiert.

Irgendwie ganz schön viel Stress auf einmal. Das ist wirklich zum verrückt werden.
 

Liebe grüße

dein Hamster"
 

Nachdem ich es abgeschickt hatte, lehnte ich mich zurück. Irgendwie war das, was ich gerade geschrieben hatte voll kindisch. Immerhin war ich ein 16-jähriger junger Mann. Aber schrieb gerade wie jemand, der erst vierzehn war. Doch anders wusste ich es nicht wirklich zu formulieren und Takeru würde das schon verstehen. Immerhin war er manchmal selbst nicht besser, wenn ihn etwas sehr freute oder einfach zu sehr beschäftigte. Immerhin wollten wir uns ja leicht und verständlich ausdrücken, damit der jeweils andere uns verstand.

Tief einatmend machte ich mich an meine private Nachricht. Ich öffnete das Fenster und las sie mir durch.
 

» Hey Kleiner, ich wollte dich fragen, ob du bei unserem Ausflug ein Zimmer mit mir teilen willst. ich weiß ja, dass wir uns noch nicht gut kennen. Aber was nicht ist, dass kann ja noch werden. ;)«
 

Ich hatte es doch geahnt. Ich wusste nicht wirklich, was ich machen sollte. Immerhin hatte er mir geholfen. Konnte ich ihn da einfach abweisen? Vielleicht würde er seine dummen Anmachen ja lassen, wenn ich ihm das offen ins Gesicht sage. Ja, das war die Idee! ich werde ihm am Montag einfach sagen, dass er das lassen soll. Und wenn er es nicht macht, ja, dann muss ich ihn eben schlagen. Ich nickte mir sozusagen selbst zu und schrieb ihm eine Antwort zurück.
 

» Okay. Machen wir das. «
 

-
 

Heute war der erste Tag unseres Ausfluges. Die Klasse saß eher unmotiviert im Bus und ich hatte mich in mein neuestes Buch vertieft. Dadurch ging mir auch verloren, dass ich die ganze Zeit von der Seite angeschaut wurde. Erst, als ich warmen Atem an meinem Ohr spürte, schrak ich auf und sah in das Gesicht von Miyavi. Das konnte aber nichts gutes bedeuten. Seine Hand wanderte zu meinen Haaren und er spielte mit einigen Strähnen von diesen. "Weißt du Hiroto~. Aoi war wirklich sauer auf dich. Du kannst doch nicht einfach Widerworte gegen ihn erheben", sagte er lächelnd und zog leicht an meinen Haaren, wodurch ich leise aufwimmerte. Immerhin war der Schmerz nicht gerade angenehm. "Immerhin hatte er sich herabgelassen und dir den Hof gemacht. Na gut. So kann man es vielleicht nicht nennen, aber er erlaubt dir eines seiner Häschen zu sein. Sowas solltest du wirklich schätzen, denn nicht jeder darf dicht in seine Nähe und wird dann auch noch von ihm geküsst. Wenn du brav bist, dann nimmt er dich auch mal mit zu sich nach Hause und verwöhnt dich etwas~" Die letzten Worte sagte er mit einem Schnurren und leckte sich dann auch noch über die Lippen. In meinem Hals bildete sich jedoch nur ein Kloß. Irgendwie wollte ich gar nicht mehr, dass er mir so nahe kam, wie ich es mir mal gewünscht hatte. Immerhin hatte er mir ja insgeheim angedroht, dass er mich vergewaltigen würde, wenn ich ihm nicht Folge leiste. "Darauf kann ich aber verzichten..." Diese Worte habe ich jedoch gleich bereut. Erneut zog er an meinen Haaren. Diesmal jedoch noch stärker und er drückte meinen Kopf somit in meinen Nacken. Ich hörte, wie er leise zischte. "Du bist ganz schön undankbar! Wenn wir wollten, dann könnten wir dich so fertig machen, dass du für Wochen nicht mehr in die Schule kommen kannst! Also passe ja auf, was du tust. Wenn ich auch nur einmal mitbekomme, dass dieser verfickte Typ, wir wissen beide, wen ich meine, sich an dich ran macht, dann werden wir sowohl dich, als auch ihn dafür bestrafen. Aber bei ihm könnte es schlimmer enden. Denn es könnte ja passieren, dass ihm jemand seine Bremsschläuche durchschneidet und er einen Unfall hat~" Nach diesen Worten ließ er mich los und verschwand wieder auf seinen Platz zurück. Ich konnte jetzt nicht mehr lesen und legte das Buch wieder in meine Tasche.

"..."
 

Als wir in der Herberge angekommen waren, ging ich sofort auf das Zimmer, nachdem ich den Schlüssel vom Lehrer bekommen hatte. Natürlich folgte mein Zimmerpartner mir gleich und ich schloss die Tür wieder hinter uns. Ich wählte das Bett in der Nähe des Fensters uns ließ mich auf dieses fallen. Tief seufzend schloss ich die Augen. Miyavis Worte ließen mich wirklich nachdenken. Wenn ich nicht mitmachte, so wie Aoi es wollte, dann würden sie ihm eher wehtun als mir. Gerade als ich meine Augen wieder öffnete, setzte er sich neben mich auf das Bett. Erschrocken fuhr ich hoch und sah ihn mit großen Augen an. "Warum machst du das denn immer?"

"Ich möchte dir nah sein", kam als Antwort vor ihm. Ich verstand das nicht. Immerhin kannten wir uns gar nicht und er wollte ständig in meiner Nähe sein. Seufzend sah ich ihn an. "Hör bitte auf damit. Wie du ja gestern gemerkt hast, gehöre ich zu Aoi. Es würde dir nicht gut tun, wenn du ihn weiterhin wütend machen würdest…"

Warum tat ich das? Wollte ich ihn vielleicht schützen? Ja. Das wird es wohl sein. Ich wollte nicht dafür verantwortlich sein, dass ihm etwas passiert. Mehr war da auch nicht.

Doch irgendetwas tat mir jetzt gerade weh. Seine Augen schienen irgendwie traurig und er legte seine Hand auf meine. "Hiroto...." So sanft hatte noch nie jemand meinen Namen gesagt. "Ich habe im Bus mitbekommen, was man dir angedroht hat. Sowas darfst du dir nun wirklich nicht gefallen lassen! Sie haben nicht das Recht dazu, dich zu so was zu zwingen..."

Ich verstand natürlich, was er meinte, aber es ging nicht. Immerhin lag sein Leben irgendwie in meinen Händen. Ich schenkte ihm zum ersten Mal ein Leben. "Bitte...hör auf..." Ich konnte mich nur wiederholen. Natürlich verletzte ich ihn damit wahrscheinlich, aber es musste sein. Er durfte sich nicht um mich bemühen. Doch leider tat er nicht das, was ich mir dachte. Seine Hand legte er plötzlich in meinen Nacken und zog mich an sich heran. Seine weichen Lippen legten sich wieder auf meine und ich war einfach hin und weg. Warum wusste ich nicht. Es war so angenehm, ihn zu küssen und ich war auch so überrascht, wie weich die Lippen eines anderen Mannes sein konnten. Langsam löste er sich wieder von mir und hauchte mir Worte entgingen, die ich garantiert so schnell nicht vergessen würde. "Ich werde um dich kämpfen!"

Nach diesem Satz stand er auf und verließ erstmal unser gemeinsames Zimmer.
 

Es vergingen einige Stunden, die wir als Projektpartner am See verbrachten, um unsere Aufgaben zu lösen. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so schnell mit meinen Aufgaben fertig wäre. Aber mein Partner war nicht dumm. Er wusste Dinge, die selbst ich nicht konnte. Das war für mich einfach verblüffend. Als wir dann fertig mit allem wieder in unserem Zimmer saßen und ich unsere Ergebnisse einpackte, sah ich ihn an und musste einfach fragen. "Warum...hast du schon zwei Klassen wiederholt, wenn du doch eigentlich total gut in der Schule bist? Ich meine, ich war noch nie so schnell mit Biologie fertig wie heute."

Scheinbar schien meine Frage ihn zu überraschen und er sah mich schmunzelnd an. Bevor er sich jedoch zu einer Antwort bequemte, zog er sich sein Shirt aus und saß mit freiem Oberkörper direkt vor mir auf dem Bett. Sein Anblick ließ mich schlucken, denn ich musste mir eingestehen, dass er wirklich gut aussah. Er könnte mir gefallen. Oh mein Gott. Hatte ich das gerade wirklich gedacht?? Ich sollte aufhören an so was zu denken. Er hatte mir immerhin schon zwei Küsse geraubt. Geraubt! Also ohne mein Einverständnis! Ich versuchte mich wieder aufzuregen, aber es klappte nicht. Sein Auftreten machte mich gerade irgendwie fertig. Er war so selbstsicher und ich glaubte, dass er genau wusste, woran ich gerade dachte, denn ich konnte meinen Blick nicht von ihm nehmen. Schluckend setzte ich mich erstmal auf den Stuhl am Tisch und wartete immer noch auf seine Antwort. Nervös fuhr ich mir mit der Hand durch die Haare.

Endlich machte er seinen Mund auf. "Tja. Ich weiß selbst nicht warum. Wahrscheinlich liegt es eher da dran, dass die Lehrer mich nicht mögen", meinte er schmunzelnd und sah in mein sehr verwirrt aussehendes Gesicht. "Du musst nämlich wissen, mein Süßer, ich bin nur zu dir nett. Aber an allen meinen anderen Schulen habe ich mich ständig geprügelt. Ich war sozusagen der Schläger, der von allen gefürchtet wurde, da ich jeden einfach zusammenschlug, der mich nur schräg angeschaut hatte oder gar nur atmete, wenn ich es ihm verboten hatte. Es mag nicht nett klingen, aber ich habe es geliebt. Und ich liebe es auch jetzt noch. Deswegen lege ich mich auch mit dem von allen geliebten Aoi an, denn er ist nur ein aufgeblasener Fatzke. Er kann sich gerne mal mit mir prügeln. Er wäre es, der von uns beiden am Boden läge und um erbarmen flehen würde. Der Kerl weiß noch nicht mal, was ein richtige Schlägerei ist und wird noch sein blaues Wunder erleben, wenn er mir gegenüber einmal frech werden sollte." Während er das sagte, stand er auf und kam auf mich zu. Leicht panisch versuchte ich mich irgendwie klein zu machen, doch da griff er mich schon an den Schultern und zog mich vom Stuhl hoch. Seine Lippen strichen über meine Wangen und er musste eindeutig spüren, wie ich leicht zitterte. Ich hörte ein tiefes und leises Lachen, dass von ihm ausging. "Sag, hast du jetzt etwa Angst vor mir, mein kleines Häschen??", raunte er in mein Ohr und ich spürte wieder meine Gänsehaut. Meine Nackenhärchen stellten sich auf und irgendwie hatte ich Angst zu antworten. Aber er erwartete eine Antwort und ich sollte sie ihm wohl auch besser geben. Schluckend rang ich mir die Worte ab. "Ja..." Wieder lachte er mir leise ins Ohr und ich spürte seine warme, feuchte Zunge an diesem. Erneut erzitterte ich und er schlang seine Arme direkt um meinen Körper. Er drückte mich an sich und küsste mir wieder über den Hals. "Mhhh~ Dich werde ich mit niemandem teilen...! Jeder, der dich mir wegnehmen will, wird wahre Schmerzen erleiden", sagte er leise knurrend und biss sich immer wieder sanft über meine Haut. Zog und knabberte an ihr. Als es an unserer Tür klopfte, löste er sich und sah mir noch mal tief in die Augen. Sein Finger legte sich auf meine Lippen. "Das werden wir aber schön für uns behalten", sagte er und zwinkerte mir zu. Danach ging er zur Tür und öffnete sie.
 

Vor unserer Tür stand Miyavi. "Hey ihr beiden", meinte er breit grinsend, "kommt zum Essen." Mir sendete er noch einen eindeutigen Blick zu. Ohne zu zögern ging ich einfach an meinem Zimmerpartner vorbei und gesellte mich zu dem Rest der Klasse in den Esssaal. Der groß gewachsene Junge klopfte neben sich und ich musste mich zu ihm setzen. Schluckend sah ich leicht zu ihm. Er beugte sich zu meinem Ohr. "Sag mal...warum hatte er eben kein Shirt an? Was habt ihr getrieben?" Seine Stimme klang leicht bedrohlich. "Nichts. Er wollte es nur wechseln, aber da hattest du gerade geklopft und er ging zur Tür. Mehr war da nicht." Zufrieden nickte Miyavi nur und ich konnte anfangen, mein Essen zu mir zu nehmen. Ich sah, wie er dann auch in den Raum kam und sich an einen der freien Tische setzte. Irgendwie hatte ich leichte Angst vor ihm. Ich dachte wirklich, dass er vielleicht doch ein netter Kerl wäre, aber mit seinen Worten zeigte er mir nur, dass er nicht besser war als all die anderen. Ich hatte also von Anfang an Recht. Er war ein reines Arschloch, das nur an sich selbst dachte und dem die Meinung von mir oder allen anderen mehr als nur egal war. Und ich teilte mit diesem Irren auch noch das Zimmer. Vielleicht hätte ich mich für eines der wenigen Einzelzimmer entscheiden sollen, aber das war jetzt wirklich zu spät, denn ich konnte dem Lehrer ja schlecht sagen, dass ich mit einem halben Psychopath auf dem Zimmer schlief. Okay. Vielleicht war er kein Psychopath. Aber er liebte es, sich zu prügeln und das zeugt ja nun mal auch davon, dass er nicht mehr ganz dicht in seinem Kopf ist.

Innerlich seufzend aß ich meine Nudeln auf und erhob mich wieder von meinem Stuhl. Immerhin wurden wir ja nicht gezwungen so lange am Tisch zu bleiben, bis dann alle mal fertig waren. Ich merkte leider nicht, dass er mir auch schon folgte. Scheinbar wollte er mich ständig im Auge behalten, damit mich ja kein anderer anfasste. Eifersucht bestimmte das Leben dieses jungen Mannes scheinbar genauso wie das Prügeln.

Da es draußen recht gutes Wetter war, setzte ich mich auf eine Bank am See und sah auf diesen. Seufzend strich ich mir mit beiden Händen durch die Haare und lehnte mich weit zurück. Der Ort hier war ja schön, aber irgendwie fühlte ich mich einfach nur unwohl in meiner Haut. Ich ahnte schon irgendwie, dass er hinter mir stand und als ich Hände auf den Schultern hatte, da wurde ich einfach nur bestätigt.

Ich wusste nicht warum, aber ich fragte ihn dann doch etwas. "Hast du...mal jemanden richtig schlimm zusammen geschlagen...?" Ein leises Lachen folgte. Sein warmer Atem strich über meinen Nacken und er gab mir dieses Mal auch sofort eine Antwort.

"Ja, natürlich habe ich das~. Und es war so berauschend. Du musst dir vorstellen, ich kam gerade neu an die Schule und der King von dieser meinte, mich erstmal dumm anmachen zu müssen. Beim ersten Mal übersah ich das noch, aber beim zehnten Mal da reichte es mir. Ich forderte ihn zu einem Kampf. Am Nachmittag um drei Uhr, direkt nach der Schule, trafen wir uns auf dem Sportplatz. Natürlich war auch die ganze Schule dort versammelt, um zu sehen, wie er mich fertig machen würde, aber da haben sie die Rechnung ohne mich gemacht gehabt. Der Typ wollte mir seine Faust direkt ins Gesicht schlagen, aber da hatte ich ihm schon mein Knie in den Magen gerannt und schlug ihm dann ins Gesicht. Es dauerte mehrere Minuten, aber dann lag er weinend am Boden. Die meisten seiner Zähne hatte ich ihm raus geschlagen, seine Nase war gebrochen und blutete und ich weiß nicht, ob es eine oder gar beide Hände waren, die ich ihm halb zertrümmert hatte. Ab dem Tag hatte sich niemand mehr gegen mich aufgelehnt~", flüsternd hauchte er es mir ins Ohr und lachte dabei immer wieder. Seine Hände strichen dabei die ganze Zeit über meinen Oberkörper und er schob mit ihnen meinen Pullover langsam höher. Seine Fingerspitzen glitten dann über meine warme Haut und ich zog ängstlich den Bauch ein. Der Kerl machte mich gerade verrückt und ich stand einfach auf, wodurch ich unseren Körperkontakt löste. Ich drehte mich zu ihm um. "Du bist widerlich!" Mit diesen Worten ging ich wieder zurück zur Herberge und ließ mich in unserem Zimmer aufs Bett fallen. Das konnte es doch wirklich nicht sein.
 

Ich hatte keine Ahnung wann, aber erst irgendwann in der Nacht kam er dann in unser Zimmer. Ich hatte mich schon lange umgezogen und schlief in meinem Bett. Doch irgendetwas weckte mich. Am Anfang konnte ich es nicht identifizieren, aber mit der Zeit spürte ich, wie Hände über meinen Körper glitten. Ich wollte sie wegdrücken, aber es ging nicht. Verwirrt öffnete ich die Augen. Das Licht war ausgeschaltet und ich legte den Kopf in den Nacken. Schemenhaft konnte ich erkennen, dass meine Hände gefesselt waren und als mir jemand in den Bauch biss, keuchte ich auf. Mein Blick richtete sich nach unten und ich konnte durch das schwache Mondlicht erkennen, dass er sich gerade erneut an meiner Haut zu schaffen machte. Langsam wanderte meine Shorts nach unten und seine Lippen folgten ihr. Erst war ich zu perplex, aber dann reagierte ich und bewegte mich. Ich versuchte meine Hände zu befreien, da löste er sich. Ein leichtes Grinsen zierte seine Lippen und er beugte sich zu den meinen hoch. Sein heißer Atem ließ mich erzittern und ich blickte ihm fast panisch in die Augen. Was hatte er vor? Wollte er sich mit Gewalt meinen Körper nehmen? Ich konnte ihn wirklich nicht mehr einschätzen. "Hab keine Angst~. Ich will nur markieren, was mir gehört." Und schon senkte er seine Lippen wieder auf meine Haut. Das konnte doch nicht sein. "Satoshi!!" Das erste Mal nannte ich seinen Namen und er löste sich erstaunt von mir. Erneut kam er meinem Gesicht nah "Shhht~ es wird dir nicht wehtun...."

Kleine Tränen liefen über meine Wangen, als er ein weiteres dunkles Mal direkt an meinem Hüftknochen platzierte und mich seiner Meinung nach zu seinem Eigentum machte. Während er meine Hände wieder entfesselte, küsste er fordernd meine Lippen und plünderte mit seiner rauen Zunge meine Mundhöhle.
 

-
 

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war es noch dunkel. Vorsichtig drehte ich mich um und konnte erkennen, dass Satoshi noch im Bett lag. Langsam und leise erhob ich mich aus meiner liegenden Position und kletterte raus. Ich nahm mir meine Duschsachen und huschte so leise es bei diesen knarrenden Holzböden ging nach draußen. Von all den anderen schien auch noch keiner wach zu sein und so hatte ich das Bad ganz für mich alleine. Seufzend zog ich mir meine Schlafsachen aus, legte sie auf eines der Waschbecken und begab mich dann unter eine der Duschen. Das warme Wasser ließ ich erst nur eine Weile lang über meinen Körper rieseln, bevor ich mir Duschgel auf die Hand machte und mich ordentlich wusch. Dabei schaute ich immer wieder flüchtig zu Tür, um mich zu vergewissern, dass auch ja niemand anderes ins Bad gekommen war. Ich hasste es einfach mit mehreren zu duschen. Sport war deshalb der reinste Graus für mich, wenn es danach hieß, sich den Schweiß vom Körper zu waschen. Nach gut einer halben Stunde wickelte ich mich in meinen Bademantel, rubbelte mir die Haare so gut es ging trocken, nahm dann meine Sachen wieder und huschte leise zurück ins Zimmer. Er lag dort immer noch schlafend, so wie ich es zu zumindest vermutete. Ich drehte ihm den Rücken zu und ließ den Stoff von meinen Schultern gleiten, um mich ordentlich abzutrocknen und dann frische Sachen anzuziehen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es sowieso bald Zeit zum Aufstehen war. Die Dunkelheit im Zimmer kam nicht durch die Tageszeit, sondern dadurch, dass er die Jalousie runter gemacht hatte. Kurz vor acht Uhr. Da hatte ich aber wirklich Glück, dass noch niemand anderes im Badezimmer anzutreffen gewesen war. Gerade, als ich mir meine Shorts und meine Hose angezogen hatte, wurde ich von hinten gepackt. Erschrocken quietschte ich auf und hörte erneut sein rauchiges Lachen am Ohr. Es schien ihm Spaß zu machen, mich zu quälen. Seine Hände hatte ich mit den eigenen gepackt, um zu verhindern, dass er mit diesen noch sonst was anstellen konnte. Ich spürte, wie sein Atem sich über meine Haut bewegte und vernahm seine Stimme nur gedämpft, da er seine Lippen leicht gegen meine Haut presste. "Hmmmm~, du riechst so gut", wisperte er und leckte mit der Zunge über meinen Nacken. Es musste ihn amüsieren, wie mein Körper immer wieder darauf reagierte. Jedes Mal bekam ich eine Gänsehaut. Jedes mal erröteten meine Wangen und ich spürte, wie mir warm wurde. Ich verstand es wirklich nicht, aber meine Reaktionen konnten nur daher stammen, dass man mich noch nie so intim, ja für mich war das schon ein Zeichen von Intimität, berührte. Mein Körper war so etwas einfach nicht gewohnt und reagierte nur noch verstärkter auf alles.

"Sag mal~", raunte seine Stimme säuselnd in mein Ohr, "kann es sein, dass du noch nie von jemanden angefasst worden bist?" Natürlich wollte er auf etwas Bestimmtes hinaus, aber ich wollte mir die Blöße nicht geben. Es hatte ihn überhaupt nicht zu interessieren! "Lass mich los", war das Einzige, was ich auf seine Frage hin erwiderte und zu meiner Überraschung ließ er auch wirklich von mir ab. Jedoch nicht, ohne noch einen Spruch abzulassen. "Keine Antwort ist auch eine Antwort." Nach diesem Satz drehte ich mich leicht zu ihm um, um in sein Gesicht sehen zu können und provokativ leckte er sich genau in diesem Moment über die Lippen und musterte mich genau. Ein Schaudern durchzog meinen Körper. Schnell zog ich mich zu Ende an und ging schon einmal in den Esssaal. Dort angekommen erblickte ich schon Miyavi, der mich wieder zu sich winkte und freiwillig nahm ich auch Platz. Schlimmer konnte es doch gar nicht werden. Wenn ich klug war, dann würde ich in den nächsten zwei Tagen einfach nur in der Nähe von Miyavi bleiben. Dieser würde schon dafür sorgen, dass Satoshi seine Finger bei sich behalten würde. Aber eigentlich müsste ich ihm auch davon erzählen, was in der Nacht und genau vor einigen Minuten vorgefallen war. Selbst wenn ich diesen Typen nicht leiden konnte, so wollte ich auch nicht, dass man ihm weht at. Ich saß eigentlich in einer richtigen Zwickmühle, denn egal was ich machen würde, es würde immer irgendjemand zu schaden kommen. Seufzend lehnte ich mich an den Stuhl. Dies machte den Größeren natürlich auf mich aufmerksam.
 

"Sag mal Pon~", ertönte seine Stimme und ich sah blinzelnd hoch in sein Gesicht. "Ich hab da mal eine Frage. Was genau will der Kerl eigentlich von dir?"

Was sollte ich darauf antworten? Sollte ich ihm sagen, dass der Kerl mich zu seinem Eigentum machen will, egal was passiert? Wollte er hören, dass Satoshi sich nur an mich heranmacht, um Aoi einfach zu ärgern? Irgendwie wusste ich es selbst nicht einmal. Ich konnte nur mit den Schultern zucken. "Keine Ahnung..."

Miyavi nickte nur leicht und wuschelte mir durchs Haar. "Du bleibst die nächste Zeit am besten einfach in meiner Nähe, damit wir Aoi sagen können, dass du nicht gegen seine Anweisungen handelst, nicht wahr?" Wieder blickte ich nach oben. "Miyavi...was will Aoi eigentlich von mir..?" Diese Frage lag mir schon eine Weile auf der Zunge. Das gesamte Wochenende grübelte ich darüber nach. Lachend sah der Größere mich an und legte einen Arm um mich.

"Na ja~, wie soll ich dir das sagen, Kleiner? Du wirst es zwar nicht wissen, aber es gibt viele an der Schule, die sich richtig süß finden. Natürlich bist du der Sohn des Direktors und daher das Mobbingopfer Nummer eins, aber das ändert nichts daran, dass du einfach nur richtiger Zucker für die meisten bist." Während er dies sagte, strich er mir zärtlich über den Oberarm. "Es gibt viele, die dich gerne als Freund hätten, aber es traute sich keiner dich zu fragen, da auch Aoi ein Auge auf dich geworfen hat. Für ihn hätte das natürlich sogar zwei Vorteile. Einmal hätte er wahrscheinlich den süßesten Freund auf der ganzen Schule, der sogar mit den hübschesten Mädchen mithalten kann und zum zweiten wäre da ja noch dein Vater. Durch dich könnte Aoi immer schon alles über Projekte oder sämtliche Vorhaben deines Vaters informiert sein, denn die Informationen darüber solltest du ihm immer brav mitteilen, wenn du nicht willst, dass er sauer auf dich ist und dich für dein 'böses' Verhalten bestraft."

Schluckend blickte ich auf seine Hand. "Was...für eine Strafe?" Eigentlich wollte ich es gar nicht erst wissen, aber doch war da etwas in mir, was neugierig darauf war, es zu hören.

"Mh~~. Da gibt es viele Möglichkeiten. Seine beliebteste ist es, dich dabei an sein Bett zu fesseln und solange zu quälen, dass du dich bettelnd dafür entschuldigst, dass du es ihm noch nicht gesagt hattest. Dabei muss aber gesagt werden, dass er dir nicht wehtut~. Nein. Er wird dich solange reizen, bis du die Beine für ihn breit machst und richtig darum flehst, dass er dich endlich erlöst." Lachend löste er den Arm von mir und nahm sich mal sein Glas mit Saft, um davon zu trinken. Ich hatte jedoch jetzt keinen Hunger mehr. Die Worte hallten immer wieder in meinen Kopf wieder und ich wollte nur noch weg. Das konnte doch nicht wirklich deren Ernst sein?? Das war Folter! Auch wenn es keine schmerzhafte war. Auch so was war Folter und sogar noch Freiheitsberaubung! Nein. Ich konnte langsam nicht mehr glauben, dass zwei solche Irren an mir interessiert waren. Warum konnte nicht jemand ganz normales mit mir zusammen sein wollen?? Eine Person, die einfach nur lieb zu mir ist und bei der ich mich wohl fühlte? Es war doch wirklich zum aus der Haut fahren. Vielleicht sollte ich die Schule wechseln, dann hätte ich damit wirklich keine Probleme mehr und könnte hoffentlich mal ohne Verrückte meine Tage überstehen. Aber das konnte ich echt vergessen. Mein Vater würde einen Wechsel niemals zu lassen, da er mich immer im Auge behalten wollte. Nicht, weil ich selber etwas anstellen würde, sondern weil er so darauf achten konnte, dass mir nichts schlimmeres passieren konnte. Zwar wusste er, dass man mich hänselte, aber wenn ich selbst nicht petzte, dann konnte er nichts gegen die Störenfriede machen. Was ein Glück für mich war, da es sonst nur noch mehr Ärger für mich gegeben hätte.

Als Miyavi mir in die Wange piekte, wachte ich aus meinen Gedanken auf und sah ihn fragend an. "Süßer, jetzt mach doch nicht so ein Gesicht. Aoi wird dich immer gut behandeln, wenn du dich brav ihm gegenüber verhälst.", meinte er. "Er wird dir die Zärtlichkeiten geben, nach denen du dich schon so lange sehnst. Wir wissen beide ja, wie einsam du dich fühlst, seit Takeru nicht mehr da ist. Aber apropos... Wie geht es dem Kleinen eigentlich?" Kurz bildete ich mir ein, dass der Größere traurig lächelte. Mir fiel schon immer auf, dass Miyavi zu Takeru herüber gesehen hatte, als dieser noch an unserer Schule war. Scheinbar war er unglücklich in ihn verliebt gewesen. Deswegen tat es mir Leid, dass ich ihm jetzt sagen würde, dass Takeru eine Freundin hatte. Mir fiel auf, dass unser Chaot nicht immer nur herum grinste. Jetzt gerade war er nachdenklich, während ich ihm ein bisschen über meinen besten Freund erzählte. Miyavi nickte, nachdem ich geendet hatte und lächelte mich an. "Grüß ihn mal wieder von mir...", sagte er leise und machte sich dann wieder über sein Frühstück her.

Eine Weile lang sah ich ihn noch an. Manchmal verstand ich diesen Typen wirklich nicht. Er war aufgekratzt und dann an anderer Stelle wieder sehr in sich gekehrt. Als mein Bauch knurrte, nahm ich peinlich berührt mein Brötchen vom Teller und begann es mir fertig zu machen. Kurz sah ich auf und blickte direkt in Satoshis Augen, der am Tisch, der direkt neben unseren war, saß und mich die ganze Zeit ansah. Nebenbei nahm er immer mal einen Schluck aus seiner Tasse und als ich ihn ansah, grinste er und zwinkerte mir zu. Sofort konzentrierte ich mich wieder auf mein Essen. Der Kerl machte mich irre. Nein. Nicht nur er. Alle machten das zur Zeit. Ich fühlte mich wie ein Ball, um den sich mehrere Kinder in einem Kindergarten stritten, da sie damit spielen wollten.

Nach dem Essen stand ich auf und sah noch mal zum gegenüberliegenden Tisch. Doch er war schon nicht mehr da. Ich fragte mich, wo er war, denn mit unseren Aufgaben waren wir nun mal fertig. Somit hatte er nichts mehr zu erledigen. Und ich fragte mich auch, was ich jetzt machen würde. Mit Miyavi wollte ich eigentlich nicht die ganze Zeit herum hängen, denn ich wusste, wie er seine Aufgaben erfüllte und das würde mich nur zur Weißglut bringen. Daher verließ ich erstmal den Speisesaal und ging zurück in unser Zimmer. Auch dort fand ich Satoshi nicht. Was für ein Glück für mich. So konnte ich mich einfach aufs Bett legen und mein Buch weiter lesen. Besseres konnte doch wirklich nicht passieren. Einfach meine Ruhe.
 

Keine Stunde war ich in meinen Lesestoff vertieft, da klopfte es schon an der Tür. Blinzelnd sah ich auf und legte mein Buch umgekehrt und aufgeschlagen aufs Bett. Ich ging zur Tür, öffnete sie und sah in die Augen meines Lehrers. Der lächelte und wünschte mir erstmal einen guten Morgen. "Hiroto", fing er dann an zu reden, " Satoshi hat mir gesagt, dass ihr schon fertig seid. Und deswegen habe ich ihm seine Bitte erfüllt. Ihr beide dürft in die Stadt gehen und euch da etwas umschauen. Ich habe ihm schon Geld gegeben, da ihr den anderen dann für den Abend etwas zum Essen mitbringen sollt." Bevor ich auch nur etwas sagen konnte, ging er schon wieder und ich ließ den Kopf hängen. Das konnte doch nicht wahr sein. Gerade als ich wieder aufsah, stand schon mein Zimmerpartner vor mir und küsste meine Nase. "Na komm~. Hol deine Sachen, wir wollen jetzt los."

Ein 'nein' würde Satoshi wohl eh nicht akzeptieren und so nahm ich meine Tasche, zog mir schnell die Jacke über und ging dann gezwungenermaßen mit ihm mit. Innerlich seufzend versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen und passte mich seinem schlendernden Gang an, mit dem er die Straße zur Stadt entlang ging. Gerade als ich nicht aufpasste, schnappte er sich frech meine Hand und verhakte unsere Finger miteinander. Entsetzt sah ich ihn an. Ich wollte meine Hände lösen, aber das ließ er nicht zu. Ein böser Blick von ihm, ließ mich zusammen zucken.

"Du gehörst mir...also benimm dich auch so!" Seine Stimme klang drohend und ich spürte wieder diese Panik. Was machte ich denn immer nur falsch? Warum behandelten alle mich wie ein Ding? "Ich...gehöre nicht dir...", gab ich kleinlaut zurück. Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, drückte er mich gegen die erste Hauswand, an der wir waren und drückte mir seine Lippen auf. Knurrend sprach er dann gegen meine Lippen. "Ich habe bis jetzt immer bekommen, was ich wollte~. Egal was du sagst, du gehörst mir und wirst es auch irgendwann selbst noch einsehen."

Sofort ergriff er wieder meine Hand und zog mich halb hinter sich her. Man sah es ihm nicht an, aber er war wirklich sehr stark und nach ein paar Minuten standen wir dann in einem Supermarkt. Ich wusste nicht wirklich, was wir hier sollten, aber Satoshi beförderte mich zur Süßigkeitenabteilung und drückte mir mehrere Tafeln Schokolade in die Hand. Natürlich sah ich ihn fragend an und er grinste mich an. Seine Hand fuhr sanft durch meine Haare und er küsste wieder meine Nase. "Vergiss nicht~, wir sollen für die anderen was mitbringen. Der Lehrer wollte Schokolade haben." Leicht nickte ich nur und folgte ihm zur Kasse. Nachdem wir alles gekauft hatten, steckte ich die Sachen in einen Beutel und behielt diesen in der Hand. Der Tag fing schon super an. Es konnte über Mittag ja nicht noch schlimmer werden. Oder etwa doch? Wieder wurde meine Hand ergriffen und ich seufzte ergeben. Was blieb mir denn schon anderes übrig? Der Kerl würde mich fertig machen, wenn ich es nicht tat. Auch wenn er mich für sich wollte, so glaubte ich nicht, dass er vor Gewalt mir gegenüber zurückschrecken würde. Mit der Zeit ließ er den Griff jedoch lockerer und sein Schritt wurde auch langsamer. Nach einer Weile schlenderten wir gemütlich durch die Stadt und ich sah mich auch genauer um. Die Stadt war wirklich sehr schön und ich musste leicht lächeln, als ich ein kleines Kind sah, dass einem anderen Blumen schenkte. Das war doch wirklich süß. Ich merkte auch gar nicht, dass Satoshi mich los ließ. Als ich aber plötzlich Blumen vor der Nase hatte, blinzelte ich verwirrt und sah zur Seite. Er hielt sie mir hin und lächelte. Er lächelte ganz anders als vorher. Es war irgendwie sanft. Wieder sah ich auf die Blumen. Langsam hob ich die Hand und nahm die drei Rosen entgegen. Ihr Duft stieg mir sofort in die Nase. Sie rochen wirklich gut. "Schenkst du mir nicht auch so ein schönes Lächeln?" Überrascht sah ich ihn wieder an. Seine Hand strich sanft über meine Wange. Das, was er machte war irgendwie genauso süß wie bei den kleinen Kindern und ich musste Lächeln. "Danke~."
 

Ich weiß nicht, wann wir wieder zurückkamen, aber ich stellte die Rosen dann schnell ins Wasser. Es war zwar komisch, aber sie sollten ja nicht eingehen. Lächelnd betrachtete ich sie noch. Bis jetzt hatte mir noch nie jemand Blumen geschenkt. Und das dann auch noch von einem Mann. Es war wirklich eine merkwürdige Angelegenheit.

Kopfschüttelnd setzte ich mich wieder auf mein Bett, legte mich zurück und sah an die Decke. Wie konnte ein Mensch so unterschiedlich sein? Auf der einen Art war er brutal und unberechenbar und auf der anderen, da war er so sanft und zärtlich, dass man ihm verfallen könnte. Seufzend schloss ich die Augen.

Ich hörte wieder ein Klopfen. Sollte ich zur Tür gehen oder einfach so tun, als wäre ich nicht da? Da es aber nicht noch einmal klopfte, beließ ich es dabei und entspannte mich weiter auf meinem Bett. Plötzlich fiel die Tür ins Schloss und ich fuhr erschrocken hoch. Mein Blick fiel auf meinen Zimmernachbarn.

"Warum klopfst du...?" Schmunzelnd kam er auf mich zu und strich über meine Wange. "Es hätte ja sein können, dass du dich gerade umziehst und nackt bist~." Ich erschauderte und schluckte. "Nun ja...ist ja auch egal...", nuschelte ich und stand vom Bett auf. Ich hatte Hunger und mein Bauch machte sich dazu auch noch bemerkbar. Ein leises Lachen ließ mich umdrehen. "Das ist nicht witzig...!" "Hmm~~ ich finde ja schon", meinte er schmunzelnd und ging zu seiner Tasche. Aus dieser holte er leckere Schokolade und sah mich an. "Willst du??"

Ich konnte da nicht widerstehen. Schokolade war einer meiner Schwachpunkte. So mit ging ich also zu ihm und wir setzten uns auf sein Bett.
 

-
 

Der dritte Tag brach an und ich wachte wieder gegen halb acht auf. Streckend setzte ich mich im Bett auf und sah mich, wie ich es immer machte, im Raum um. Satoshi schlief noch. Jedenfalls sah es ganz danach aus. Mit meinen Duschsachen ging ich wieder ins Bad und zog mich um. Zu spät bemerkte ich, dass noch jemand in den Räumen war. Sofort wickelte ich mir ein Handtuch um, als ich sah, wer es war. Satoshi grinste mich an. "Was denn? Bist du etwa so schüchtern?" Gemächlich kam er auf mich zu und legte die Hände an mein Handtuch. "Du hast nun wirklich nichts anderes als ich~."

Langsam fiel mein Handtuch zu Boden und seine Hände strichen über meinen nackten Hintern. Ich fing wieder an zu zittern. Doch zu meiner Verwunderung ließ er mich los und küsste einfach nur meine Wange.
 

Peinlich berührt zog ich mich später in meinem Zimmer wieder an. Es war doch nicht normal. Der Kerl machte mich wirklich verrückt. Immer wieder berührte er mich und küsste meine Haut. Auch unter der Dusche hatte er das nicht lassen können. So schnell wie diesmal habe ich mich noch nie geduscht gehabt. Ich wollte einfach nur noch weg.

Nervös ging ich zu den anderen in den Speisesaal und setzte mich an einen Tisch. Ich sah auf das Essen, was es heute gab. Man hätte es nicht glauben können, aber es gab tatsächlich Rührei mit Speck. Ich fragte mich, ob wir irgendwie in Amerika waren, aber beim Umschauen wurde ich wie immer eines besseren belehrt. Ich war immer noch in Japan und es gab immer noch zwei verrückte Kerle, die alles machen würden, damit ich ihnen Folge leiste. Gelangweilt stocherte ich in meinem Essen herum und aß davon nebenbei immer mal etwas. In einer Stunde war die Abfahrt und ich war so froh, endlich wieder nach Hause zu kommen. Endlich mein Zimmer, ohne jemanden, mit dem ich es teilen muss. Kein Typ, der mich nachts überfallen und sexuell missbrauchen könnte. Wie gesagt...könnte. Es ist ja nicht gesagt, dass er das machen würde, aber manchmal konnte man sich einfach nicht sicher sein. Und da dieser Typ irgendwie schizophren zu sein schien, musste ich nur noch mehr aufpassen, bevor wirklich etwas passieren könnte. Kopfschüttelnd schnappte ich meinen Wackelpudding, den es noch zum Frühstück gab und aß auch diesen. In den nächsten 5 Stunden musste ich auf leckeres Essen verzichten, aber meine Ma erwartete mich bestimmt schon zurück und hatte alles in der Küche dafür vorbereitet. Ich kannte sie ja wirklich gut genug. Sie hasste es, wenn ich mehr als einen Tag weg war und dann wurde ich immer die nächsten Tage von ihr betüddelt. Das war wirklich immer himmlisch und ich freute mich da jetzt schon drauf. Lächelnd stand ich dann von meinem Platz auf und ging in das Zimmer zurück. Dort sortierte ich meine Sachen in der Tasche neu und setzte mich wieder aufs Bett. Was sollte ich diese Stunde denn noch machen? Irgendwie war ja gerade nichts los und so legte ich mich wieder aufs Bett und döste etwas vor mich hin.

Bevor ich ganz eingeschlafen war, klopfte es und der Lehrer sagte bescheid, dass wir zum Bus kommen sollten. Satoshi meinte, dass wir gleich da sind. Überrascht setzte ich mich auf. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er in den Raum gekommen war. Noch etwas müde erhob ich mich von meinem Bett und schnappte mir die Tasche. Höflich wartete ich auf meinen Zimmerpartner und ging mit ihm dann zurück zum Bus. Dort stellte ich die Tasche in den 'Kofferraum' und setzte mich im Bus auf irgendeinen Sitz. Ich hoffte, dass ich alleine sitzen bleiben konnte.
 

Irgendwann am Nachmittag waren wir dann zu Hause. Jetzt war der Drei-Tage-Horror für mich vorbei. Ich konnte diese Nacht entspannen und mich einfach auf mein weiches und vor allem eigenes Bett fallen lassen. Wie vermutet empfing meine Ma mich wieder mal mit einem kleinen Festmahl und drückte mich zur Begrüßung sanft an ihre Brust.

Manchmal war es wirklich Übertrieben, aber es freute mich, dass sie mich doch so sehr vermisste und ich genoss ihre Zeichen der Liebe einfach. Sie war wirklich ein Goldstück für mich und ich war mehr als froh sie zu haben, denn ich konnte immer alles mit ihr bereden. Vielleicht sollte ich sie auch im Fall meiner neuesten Probleme fragen, was ich machen sollte.

Da Vater noch nicht da war, setzte ich mich zu ihr in die Küche. "Ma...kann ich dich mal etwas fragen??" Sofort drehte sie sich zu mir um. Ihr Blick war besorgt. "Was ist denn mein Schatz?"

Seufzend sah ich sie an. "Ach weißt du. In der Schule habe ich wieder ein paar Probleme", fing ich leise an, während sie sich zu mir setzte. "Aber nicht so wie sonst. Es gibt da zwei Typen, die mich für sich beanspruchen wollen. Also wenn du verstehst, wie ich das meine."

Ich hörte wie sie ein nachdenkliches Geräusch machte.

"Ja, ich denke, dass ich weiß, was du meinst. Es ist also so, dass zwei Jungs versuchen dein Herz zu erobern, ja?" Ich sah sie an. Konnte man das so nennen? Wenn ich ihr jetzt sagen würde, dass beide mir eigentlich mit Gewalt drohen, würde sie mich wahrscheinlich nicht mehr hingehen lassen. So mit nickte ich einfach nur. "Hmm... und du weißt nicht, für wen du dich entscheiden sollst??" Neugierig sah sie mich an. Diesmal schüttelte ich jedoch den Kopf. "Eigentlich...will ich mit gar keinem der beiden was anfangen..." Ich weiß, dass das eine Lüge war, aber ich konnte ihr ja nun wirklich nicht sagen, dass ich mit einem Kerl schon lange was anfangen wollte, der mir jetzt aber droht, damit ich sein wurde. Es war doch einfach zum verrückt werden. Ihr Rat half mir dabei auch nicht wirklich weiter. "Na, wenn das so ist, dann musst du sie einfach ignorieren. Irgendwann verlieren sie dann schon die Lust daran, dich beeindrucken zu wollen." Meine Augenbraue wanderte langsam nach oben. "Und wenn sie die Lust nicht verlieren?? Was mache ich denn dann?"

Wieder sah sie überlegend aus. Irgendwie musste ich dabei immer schmunzeln, da ihre Brille leicht von der Nase rutschte und sie diese dann wieder richten musste. "Na ja. Sag es ihnen dann einfach. Oder du suchst dir jemanden, mit dem du zusammen sein willst. Wenn du vergeben bist, dann geben die meisten es auf.....Aber es könnte wiederum auch passieren, dass sie dann erst recht in einem Kampf enden, um dich zu gewinnen. Hmmm... das ist diesmal wirklich ein sehr schwieriges Thema, Schatz. Eigentlich kann ich dir da nicht mal wirklich helfen, da du das ganz alleine regeln musst."

Leicht verzweifelt sah ich sie an. Das konnte es doch nicht sein. Ich brauchte wirklich jemanden der mir hilft. Doch wer könnte das sein? Vielleicht könnte Takeru mir ein paar Tipps geben, wie ich die beiden wieder loswerde. Immer hin konnte er sich bis jetzt schon öfters Verehrer und Verehrerinnen vom Hals halten. Also müsste er mir ja wohl auch helfen können. Zumindest so, dass ich die nächsten Tage einfach mal ohne Schwierigkeiten zu überstehen.

Schwer seufzend bettete ich den Kopf auf meine Arme und sah leicht auf, als meine Ma mir kurz durch die Haare Strich. "Mach dir keine Sorgen. Du schaffst das schon", sagte sie noch zu mir, zwinkerte kurz und machte sich dann wieder daran, das Abendessen vorzubereiten.
 

Nach dem Essen klingelte es bei uns an der Tür. Diesmal öffnete mein Vater sie, da meine Ma noch mit dem Abwasch beschäftigt war. Gerade als ich nach oben gehen wollte, rief er mich an die Tür. Verwundert ging ich zu ihm und sah, wer da vor der Tür stand. Mein Vater ließ uns beide alleine. Ich blinzelte nur, nahm meinen Schlüssel und trat nach draußen. "Was willst du hier...?", fragte ich verwundert.

the...rescue?

Etwas kürzer als das andere, aber ich verspreche hier mit, dass das vierte Kapitel wieder länger wird. (^.^)

Und nochmal danke Kurai ♥
 

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Der unerwartete Besuch lächelte mich aber nur an und ich ließ ihn seufzend rein. Vater hätte mich wahrscheinlich gekillt, wenn ich es nicht gemacht hätte und so war es eher Zwang, ihn herein zu bitten. Zusammen ging ich mit ihm nach oben in mein Zimmer und sah ihn wieder an, nachdem ich mich auf die Couch gesetzt hatte. Er ließ sich jedoch frech auf mein Bett fallen und grinste dann breit. "Hiroto~~", gurrte er und klopfte neben sich. Nein!! Warum immer ich?? Helft mir doch mal!

Den Kopf hängen lassend ging ich also zu meinem Bett rüber und ließ mich neben ihm nieder. Sofort bettete er seinen Kopf auf meine Schulter und schnurrte. Ich fragte mich manchmal, wie er es geschafft hatte, dass Takeru und ich ihn in unsere kleine 'Clique' aufgenommen hatten. Immerhin ging er nicht mal auf unsere Schule. Ich seufzte. Sofort sah er auf und blickte mich besorgt an. Och, nicht schon wieder.

"Hiroto~~~", quäkte er schon fast jammernd und legte mir seine starken Arme um. Sofort wurde ich auch an ihn gedrückt. "Was bedrückt dich denn???"

Sollte ich es ihm sagen?? Sollte ich es einer Person sagen, die sofort herum schmollte, wenn man ihre Fußballspielweise auch nur in einer kleinsten Weise kritisierte? Ich weiß nicht, ob das wirklich eine so grandiose Idee wäre. Aber zugute muss man ihm halten, dass er einem zuhört und teilweise auch hilfreiche Tipps geben konnte. Takeru konnte ich das ganze ja auch noch erzählen. Und zwei Meinungen von Gleichaltrigen konnten ja besser sein als nur eine. Denn so konnte man sich die Stimmigste doch aussuchen. Oder nicht?

Ein erneutes 'Hiroto' riss mich aus meinen Gedanken und ich sah ihn an.

"Weißt du...ich stecke irgendwie in ganz schönen Schwierigkeiten." Sein Blick zeigte mir, welche Frage er gleich stellen würde und so beantwortete ich seine ungestellte Frage sofort.

"Also es ist so, dass es bei mir zwei an der Schule gibt, die scheinbar sexuell an mir interessiert sind. Das Problem dabei ist jedoch, dass ich irgendwie mit keinem der beiden was anfangen will. Ich meine...also du weißt ja, dass wir dir des öfteren von Aoi erzählt haben und ja, ich bin immer noch total in ihn verliebt...und er gehört auch zu denen, die an mir interessiert sind, aber es stellte sich heraus, dass er wirklich ein totales Arschloch ist und sich alles nimmt, was er will..."

Ich machte eine kurze Pause und seine Augen wurden immer größer. "Und dann ist da seit letzter Woche ein neuer in unserer Klasse und der hatte es seit dem ersten Tag irgendwie auf mich abgesehen. Ich will gar nicht näher drauf eingehen, aber beide haben mir irgendwie angedroht, sich mit Gewalt zu nehmen, was sie wollen, wenn ich nicht brav mitspiele... Und ich weiß jetzt nicht, was ich machen soll. Fällt dir da vielleicht etwas ein?" Schon fast verzweifelt blickte ich in seine Augen.

Räuspernd setzte er sich hin und sah recht nachdenklich drein. Scheinbar schien ihn das, was ich ihm sagte, wirklich zu beschäftigen. Somit wartete ich. Ich wusste ja, dass man ihn nie hetzen sollte. Er ließ sich immer Zeit und damit musste man schon umgehen können, sonst würde man ihm scheinbar öfters den Kopf umdrehen. Das erinnerte mich daran, wie Takeru ihn echt fast mit einem Kissen erstickt hätte, als er in der Nacht angefangen hatte zu brabbeln. Leise musste ich auflachen und er sah mich schräg von der Seite an. Sein Blick sagte so viel wie: Ähm...warum lachst du denn jetzt? Ich winkte nur ab und wartete weiter auf das, was er gleich aus seinem Mund entlassen würde. Wobei ich aber hoffte, dass es auch hilfreich war.

Mein Blick wanderte zur Uhr und ich sah dem Sekundenzeiger beim Verstreichen der Zeit zu. Plötzlich tippte er mir auf die Schulter und ich sah ihn an.

"Also... Das ist wirklich keine einfache Situation, die du da gerade beschrieben hast."

Ach nein, wirklich? Das wusste ich auch von alleine. Dazu brauchte ich seine Gedankengänge nicht. "Aber sie ist nicht unlösbar!" Ich blinzelte. Neugierig rutschte ich näher zu ihm und sah ihn an. "Ja?? Nao sag schon, was ich machen muss!"

"Na ja..du sagst ja, dass die beiden sich um dich streiten. Warum sagst du ihnen nicht, dass du nur mit dem gehst, der aus einem Kampf zwischen ihnen erfolgreich hervor geht?"

Meine Augenbraue wanderte nach oben. "Das würde der Neue ja gerade wollen", sagte ich seufzend. "Er war der Prügelkönig an seinen alten Schulen. Der würde Aoi sämtliche Knochen brechen, wenn ihm danach wäre."

"Ouh...", murmelte Nao, "dann wäre das die falsche Lösung. Und wie wäre es, wenn du ihnen sagst, dass du nur auf Männer stehst, die mit Verantwortung handeln?"

Verantwortung? Nun schaute ich überlegend drein. Was genau verstand er denn jetzt unter verantwortlichem Handeln? Das konnte immerhin vieles sein und so richtete ich meinen Blick wieder auf ihn, um ihm verständlich zu machen, dass er doch bitte weiter reden soll.

"Also. Ich meine damit, dass du ihnen doch sagen könntest, dass du es einfach nur beziehungsunpraktisch findest, wenn jemand anderen mit Gewalt wehtut und sich dadurch einen schlechten Ruf einhandelt. Sowas ist immer hin ein Grund dafür zu behaupten, dass jemand beziehungsunfähig ist. Denn wenn er jemanden nur durch Drohungen und Allerlei an sich binden kann, dann ist er einfach unfähig anderes zu tun...oder so."

Ich glaube, dass Nao selbst nicht wirklich wusste, was er da sagte, aber den Sinn da hinter verstand ich schon.

"Du meinst also, dass ich ihnen sagen soll, dass ihre Gewalt mich niemals an sie binden wird und ich, wenn ich jemanden kennenlerne, den ich liebe, sie verlassen werde, da sie durch ihre engstirnige Art der 'Konversation' den Sinn hinter einer wahren Beziehung, die durch Liebe zusammen gehalten wird, nicht verstehen?"

Nao blinzelte kurz und nickte dann. "Ja, genau das meine ich...aber das habe ich doch gesagt!", meinte er und zog sofort einen Schmollmund. Gut, er hatte schon Recht. Jedoch hatte er es nicht direkt gesagt, sondern eher verschlüsselt in seiner Aussagen, denn manchmal waren die Sätze, die aus seinem Mund kamen, doch recht verwirrend. Aber er war ein lieber Kerl und deswegen konnte man ihm eh nie lange böse sein. Somit wuschelte ich ihm durch die Haare und legte mich zurück.

"Das Problem an der Sache ist nur, um das zu sagen, müsste ich ja mit einem der beiden zusammen sein. Entscheide ich mich, zu Aoi zu gehen, dann wird Satoshi wahrscheinlich mehrere Prügeleien anfangen, um an mich heran zu kommen. Gehe ich im Gegenzug zu Satoshii, wird Aoi durch hinterhältige Attacken versuchen, Satoshi aus dem Weg zu Räumen. Es ist also nicht die Frage des „Wie-werde-ich-sie-wieder-los“, sondern wie entscheide ich mich, ohne das eine andere Person zu schaden kommt... Verstehst du meine Zwickmühle?"

Seufzend ließ er sich zu mir nach hinten fallen. "Ja, da hast du recht", nuschelte Nao leise und legte sich einen Arm über die Augen. "Und wenn du ihnen sagst, dass du bereits einen Freund hast und mit dem glücklich bist? Glaubst du, sie würden alles versuchen, um diesen ausfindig zu machen und ihm was an zu tun??"

Irgendwie klangen die Worte bei ihm belustigt. Aber es war alles andere als lustig.

"Natürlich würden sie das... Satoshi meinte sogar, dass er jedem, der mich haben will, wahre Schmerzen zu fügen will, da er mich nicht teilen wird. Kannst du dir das vorstellen?? Er kündigt solche Straftaten schon an. Immerhin ist das schlimmste Körperverletzung und er tut so, als wäre das nichts. Als würde er seine Hände in reiner Unschuld waschen..."

Ich seufzte tief auf. Es war doch wirklich nur noch zum Verzweifeln. Ich konnte ja nicht mal jemanden darum bitten, dass er meinen Freund spielte, da er dann nur in Gefahr leben würde, von irgendwem auf brutale Art und Weise zusammen geschlagen zu werden.

Nao kratzte sich nachdenklich am Kinn. "Mh... das ist wirklich eine totale Scheiße. Und wenn du den Freund eben nur erfindest? Ich meine...du könntest es ja sagen und die suchen dann vergeblich nach ihm... Wäre doch eine Idee, oder nicht?"

So Unrecht hatte er damit nicht. Aber...

"Es würde schon gehen. Jedoch könnte es dann auch sein, dass sie jeden zusammen schlagen von dem sie denken, dass er mein Freund wäre. Und dadurch könnten mehrere Personen Schaden erleiden, um es mal etwas freundlicher auszudrücken."

Als es neben mir knarrte, öffnete ich meine Augen wieder, die ich während der Unterhaltung geschlossen hatte und sah, wie Nao sich erhoben hatte. Er hielt mir lächelnd seine Hand hin. "Ich habe da eine Idee. Du weißt doch, dass ich 'nen Kumpel namens Shou habe, ne? Und der gehört zur stärksten Gruppierung an unserer Schule. Wenn wir den überreden könnten, mit dir etwas anzufangen, dann denke ich, dass sowohl Aoi, als auch Satoshi oder wie der nochmal hieß, es sich zweimal überlegen würden, ob sie deinen Freund einfach zusammen schlagen. Denn du weißt ja, wie gefürchtet unsere Muskelprotze an anderen Schulen sind, da sie genauso wie dein einer Verehrer es lieben, sich zu prügeln. Also...was meinst du? Mit meinem Grips und deinem Aussehen kann da doch eigentlich gar nichts mehr schief gehen!"

Ich sah ihn an. Eigentlich wollte ich ihm gerade einfach nur ein 'Bist du total behämmert?' an den Kopf knallen, aber je länger ich mir seine Idee durch den Kopf gehen ließ, je mehr konnte ich mich damit anfreunden. Gut, ich kannte diesen Shou nicht wirklich. Es konnte also sein, dass es einer der schrecklichsten Kerle war, den ich je gesehen habe, jedoch schien Nao dem sehr zu vertrauen, sonst würde er mir diesen Vorschlag nicht machen. Jetzt lag es eigentlich nur an mir, ob ich mitspielen würde.

"Ich weiß nicht, Nao. So gut sehe ich ja nun auch nicht gerade aus..."

Sofort bekam ich eine Kopfnuss. "Aua", murrte ich und rieb mir die Stelle. Was sollte denn das jetzt schon wieder?

"Du und nicht gut aussehen?? Hallo, Hiroto??", Nao wedelte mit der Hand vor meinen Augen herum. "Ich habe schon vieles über euren Aoi gehört, ja? Und er schmückt sich nur mit den süßesten Mädchen und Jungs, die ihm über den Weg laufen. Und wenn er will, dass du dazu gehörst, dann musst du ja wohl gut aussehen oder??"

Leicht zog ich meine Augenbrauen zusammen, aber seine Worte schienen schon recht logisch. Ich kannte ja sämtliche Eroberungen von Aoi an unserer Schule und das waren die hübschesten Mädchen und süßesten Jungs.

"Na also, dann komm. Wir gehen ihn sofort fragen!"

Völlig überrumpelt wurde ich auf die Beine gezogen und fand mich schneller auf der Straße wieder, als ich Amen sagen konnte. Mein Vater hatte uns ohne Fragen gehen lassen und so ließ ich mich eher hinter Nao herziehen, da ich nicht wusste, wo wir überhaupt hin wollten.
 

Nach einigen Minuten standen wir dann vor einem Haus, das nicht gerade klein oder gar billig aussah. Blinzelnd blickte ich Nao an, der grinste aber nur und drückte auf den Klingelknopf am Tor. Durch einen Lautsprecher kam eine quäkende Stimme, die wissen wollte, wer wir denn waren und was wir um diese Uhrzeit wollten.

"Wir sind gute Freunde von Shou und müssen ihn etwas gaaaaaaanz Dringendes fragen!"

Ohne weitere Nachfrage wurde das Tor geöffnet und Nao zog mich wieder mit. Die Haustür wurde schon von einem Dienstmädchen aufgehalten und ich fragte mich gerade, wo ich denn hier wieder gelandet war. Scheinbar war dieser Shou auch noch der Sohn eines recht wohlhabenden Elternpaares. Sie begrüßte. uns freundlich und wir ließen die Schuhe dann im Flur stehen. Da 'mein' Kumpel ja wusste, wo wir hin mussten, ging er gleich mal die große Treppe in die obere Etage und klopfte dort dann später an eine Holztür, die ganz schön teuer aussah. Als wir ein 'Herein' vernahmen, öffnete er diese und schubste mich schon halb in den Raum, wodurch ich die Augenpaare eines recht hübschen jungen Mannes auf mich spürte und am liebsten im Boden versunken wäre. Nao schloss die Tür und umarmte seinen Kumpel mit dem Namen Shou erstmal zur Begrüßung. Dieser sah dann nur wieder auf mich. Irgendwie war ich so peinlich berührt, dass ich nur ein leises 'Hallo' über die Lippen brachte und mir dann auf meiner Unterlippe herum biss.

"Also Shouchan~~. Das ist einer meiner besten Freunde. Sein Name ist Hiroto und wir hätten da mal eine Bitte an dich", quasselte Nao wie immer einfach drauf los und pflanzte sich auf einen der weichen Stühle im Zimmer. Shou nahm wieder auf seinem Platz und beide warteten irgendwie darauf, dass auch ich mich setzte. So nahm ich verlegen auch auf einem Platz und überließ Nao einfach das Reden. Schließlich war das alles seine Gott verdammte Idee, die eigentlich nur zum Scheitern verurteilt war!

"Eine Bitte?? Was denn für eine Bitte?", fragend sah der Angesprochene zu meinem Kumpel. Mir fiel auf, was für eine tiefe und wohlklingende Stimme er hatte. Sie hatte irgendwie etwas Verzauberndes.

"Na ja...also du kennst doch Aoi von unserer Partnerschule, ne?" Ein einfaches Nicken von Seiten Shous ließ Nao weiter reden. "Na ja, und der ist an Hiroto interessiert, der will aber wiederum nichts von ihm. So mit hat er ihm gedroht, allen was an zu tun, die mit unserem Kleinen“, um dieses Wort zu betonen, wuschelte er mir durch die Haare, “hier anbandeln wollen. Neben Aoi gibt es dann aber noch einen, der erst seit einer Woche auf der Schule ist, der im Grunde gesagt das gleiche will und auch sagt."

Blinzelnd sah Shou nun mich an. Ein leichtes Schmunzeln schlich sich auf seine Lippen. "Und was habe ich mit der ganzen Sache jetzt zu tun?"

Ich wusste es doch!! Er würde uns bestimmt nicht helfen! Alleine wie er mich ansah, als wäre ich nur ein kleiner Wurm, den man ganz einfach zerlatschen könnte. Bestimmt fand er mich auch hässlich, denn bei seinem Aussehen konnte ich nun wirklich nicht erwarten, dass er sich, auch wenn es nur ein Fake war, auf eine Beziehung mit mir einlassen würde.

"Also. Wir wollten dich fragen, ob du nicht eine Schein-Beziehung mit ihm eingehen würdest. Wir wissen ja beide, dass Aoi Respekt vor deiner Gruppe hat und dieser andere da würde den, da bin ich mir sicher, auch lernen, da ihr euch ja nicht so einfach unterkriegen lasst. Natürlich würden wir auch verstehen, wenn du nein sagen würdest, aber du bist mir eben eingefallen, als wir überlegt haben, wie wir ihn da erstmal aus der Lage herauskriegen könnten, dass beide ihn mit Gewalt an sich ziehen wollen, da sie ja dann erstmal wüssten, dass er vergeben ist und sie überlegen sollten, was sie nun machen. Denn ein Schulhofkrieg wäre für beide Parteien nicht so das Beste. Vor allem nicht, da Aois Truppe eurer ja eh unterlegen ist, oder etwa nicht??" Zwinkernd lächelte Nao diesen Shou an, der sich zurück lehnte und leicht grinste. Wieder fiel sein Blick auf mich und ich bildete mir ein, dass sie kurz aufblitzten. Gott. Ich hatte irgendwie Angst davor, in irgendeine Sache reingezogen zu werden.

Ohne ein Wort stand der Schönling auf und kam auf mich zu. Schluckend drückte ich mich etwas gegen die Lehne des Stuhles und hatte schon Angst sie zu zerstören, da ich einfach nur weg wollte. Seine schlanken Finger strichen über meine Wange und er beugte sich zu mir herunter. Mit seinen Augen sah er direkt in meine und ich konnte sehen, wie sie dabei waren, mich förmlich zu verschlingen. Endlich sagte er wieder etwas.

"Ich kann sehr gut verstehen, warum die beiden Interesse an dir haben", sagte er wispernd. Mich jedoch verwirrten diese Worte eher. War dieser Typ blind? Ich sah doch nun wirklich nach absolut nichts aus. "Natürlich müssten wir dir eine andere Frisur verpassen und dir ein paar leichte Schminktipps geben, aber auch ohne das bist du niedlich. Deine weichen Lippen und diese großen Augen lassen bestimmt viele Mädchen- und auch Männerherzen an deiner Schule schmelzen~."

Ich konnte mir vorstellen, dass meine Verwirrung mehr als gut von meinem Gesicht abzulesen war, denn Shou lachte leise auf und strich mit seinen Lippen ganz leicht über meine. Nur für mich hörbar säuselte er etwas gegen diese. "Selbst ich bin dir ja jetzt schon verfallen."

Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Das konnte ich jetzt ja nun am wenigsten gebrauchen! Ein Dritter, der an mir rumhängt. Ich glaube Nao hatte wirklich die falsche Idee gehabt. Aber vielleicht verarschte dieser Shou mich auch und wartete nur eine Reaktion von mir ab, um wieder zu lachen.

"Wenn du mir verfallen wärst, dann würdest du doch nicht so gefasst dastehen, sondern wie in Trance vor mir auf den Knien sitzen", säuselte ich lieblich gegen seine Lippen und wartete ab. Angriff war immer noch die beste Verteidigung! Sein Blick verriet mir, dass ich richtig gelegen hatte. Ein Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus und er wuschelte durch meine Haare. Man! Warum taten das immer alle? Jedenfalls ging er wieder zu seinem Stuhl und sah Nao an.

"Ich mache es~."

Dieser setzte ein Lächeln auf und machte mit der Hand eine Siegesbewegung. "Ich wusste es! Du bist ein wahrer Kumpel", meinte er dann zu Shou, der nur schmunzelte.

"Aber jetzt müssen wir uns erstmal um sein Aussehen kümmern", sagte dieser und holte aus einer Kiste, die er unterm Bett hatte eine Schere zum Haare schneiden heraus. Sofort wurde ich ins obere Bad verfrachtet. Meine Haare wurden gewaschen und dann etwas geschnitten. Sie veränderten sich nicht wirklich, aber ich glaube er meinte mit dem 'andere Frisur verpassen' einfach nur, dass mein Schnitt, den ich eigentlich drin hatte, wieder nach gebessert wurde. Nach dem Föhnen erstrahlten sie also in neuem Glanz und schon verpasste Shou mir ein leichtes Augen Make-up, das ich doch ab jetzt immer machen sollte. Als ich anmerkte, dass ich gar keine Schminksachen besaß, drückte er mir die, die er gerade benutzt hatte, in die Hand und meinte, dass ich, wenn ich es nicht auflegen sollte, von ihm Liebesentzug bekam. Meine Augenbraue wanderte nach oben und ich schüttelte schmunzelnd den Kopf.

Nachdem wir fertig waren, kamen wir zurück ins Zimmer, wo Nao sich mal über ein paar Süßigkeiten her gemacht hatte.

"Hey!", begrüßte er uns grinsend. "Ihr passt wirklich gut zusammen~."

Bei diesem Satz legte Shou einen Arm um meine Hüfte und drückte mich leicht an sich, was mich erröten ließ. Irgendwie war das doch alles verrückt. Um zwei Typen loszuwerden, fragte ich einen Dritten, ob er mit mir eine vorgeschwindelte Beziehung eingehen will, der dann auch noch "Ja" sagte und es scheinbar sogar noch mehr als gut zu finden schien, wenn ich seinen Freund spielte.

"Ihr müsst dann aber noch küssen üben", begann Nao wieder zu plappern und sah uns an. "Immerhin muss das ja richtig echt aussehen. Also mal los. Ich bewerte das dann!"

"Okay."

Als dieses Wort neben mir ertönte drehte ich den Kopf zu Shou und wollte gerade was sagen, als ich seine Lippen schon auf den meinen spürte. Sie waren so weich und er küsste mich so sanft. Ganz anders als die anderen beiden, die so forsch mit mir umgegangen waren. Sanft bewegte er die Lippen gegen meine, strich mit seinen Händen über meine Hüfte und zog mich leicht bestimmend an sich. Leicht seufzend ging ich mit der Zeit auf den Kuss ein, schloss die Augen und legte die Arme um seinen Nacken. Ich musste mich nicht mal auf die Zehenspitzen stellen, da er sich zu mir herunter gebeugt hatte und zärtlich meine Lippen mit seinen liebkoste. Als ich seine Zunge spürte, öffnete ich bereitwillig meine Lippen einen Spalt und ließ ihn so gewähren. Es dauerte noch eine Weile, bis wir uns von einander lösten. Leichte Atemnot war der Grund dafür und ich musste verlegen etwas nach unten sehen. Als Shou aber seine Stirn gegen meine lehnte, sah ich wieder zu ihm auf und erblickte sein sanftes Lächeln. Mit einer Hand strich er mir über die Wange. Irgendwie hatte ich gerade ein ungutes Gefühl.

Doch durch Naos Räuspern kam ich in die normale Welt zurück und richtete meinen Blick auf ihn. Er hob beide Daumen und grinste. "Also ich hab euch die Verliebtheit voll abgenommen!"
 

Eine knappe halbe Stunde vor Mitternacht war ich dann endlich wieder zu Hause. Seufzend ließ ich mich in mein Bett fallen. Ich war verdammt müde und mit den Nerven halb am Ende. Morgen Nachmittag hätte ich dann ein Date mit Shou. Dabei würde ich auch noch seine Kumpels kennen lernen. Langsam fragte ich mich wirklich, ob das alles wirklich so eine super Idee gewesen war. Immerhin konnte ich nicht einschätzen, wie meine zwei 'Verehrer' darauf reagieren würden. Ich hoffte nur, dass es nicht in Mord und Totschlag endete.
 

-
 

Der Vormittag in der Schule verlief diesmal wirklich ruhig. Für meinen Geschmack zu ruhig, aber ich wollte mich jetzt nicht mit den Dingen belasten, die diese Kerle vielleicht aushecken könnten. So ging ich meinen Weg langsam zu dem Ort, wo ich mich mit Shou treffen wollte. Nao meinte, das er auch da sein würde, so war ich nicht ganz so aufgeregt und besah in meinem kleinen Handspiegel, den ich das erste Mal mitgenommen hatte, ob mein Make-up noch ordentlich war. Mir selbst zunickend steckte ich ihn wieder weg und bog in die besagte Straße ein. In der Mitte von dieser sollte eine Abzweigung sein, die auf einen Spielplatz führte. Und genau dort wollten wir uns treffen.

Es dauerte nicht lange, da war ich angekommen und sah die Truppe schon, wie sie sich unterhielt. Nao bemerkte mich als erster und winkte mich zu ihnen heran. Gleich darauf drehte Shou sich um. Kaum war ich angekommen, zog er mich an sich und legte den Kopf auf meine Schulter. Da er hinter mir stand, konnte er seine Freunde trotz allem noch sehr gut sehen. "Jungs~, das ist mein Freund, Hiroto. Ist er nicht süß?", fragte Shou schmunzelnd und gab mir einen Kuss auf die Wange. Sämtliche um mich herum musterten mich erst und nickten dann aber. "Klar, das ist er schon. Wo hast du den aber aufgegabelt??", fragte ein hochgewachsener Typ mit schwarzen Haaren. Er setzte seine Sonnenbrille ab und sah mich an. "Aber wo bleiben eigentlich meine Manieren? Du bist also Hiroto", meinte er lächelnd. "Shou hast du ja schon kennen gelernt. Der Rest von uns sind Tora, Hakuei, Karyu, Shunsuke und mein Name ist Toshiya~."

Ich nickte allen zu. Sie schienen ja irgendwie nett und durch Nao und Shou fühlte ich mich auch sicher.

"Na ja, Nao hat uns einander vorgestellt und es hatte irgendwie bei uns beiden sofort -klick- gemacht und jetzt sind wir eben zusammen", erklärte Shou strahlend und die anderen schüttelten nur schmunzelnd den Kopf. Es schien fast so, als hätten sie ihren Freund noch nie so herumlächeln sehen. Toshiya richtete erneut das Wort an mich. "Du hast unserem Shou ganz schön den Kopf verdreht. Ich meine, er lächelte schon immer viel rum, aber seit er dich kennt, ist er am Dauergrinsen. Er hat richtig herumgehibbelt, je näher die Stunde rückte, dass er dich sehen würde."

Blinzelnd sah ich Shou an. Jedenfalls so gut es ging. Er musste ja ein verdammt guter Schauspieler sein, wenn seine Freunde ihm diese Verliebtheit abkauften. Ich hoffte jedenfalls, dass sie gespielt war, denn sonst hätte ich wahnsinnige Probleme hoch drei.
 

Eine Weile standen wir noch bei der Gruppe, aber dann nahm Shou meine Hand und ging mit mir in die Stadt. Scheinbar hatte er das mit dem Date mehr als ernst gemeint. Lächelnd setzte er sich mit mir in ein Café und sah mich an. Seine Augen sprudelten ja fast über mit Herzen. Ich weiß, dass so etwas nicht geht, aber wenn, dann hätte er mir dauernd welche entgegen geschickt. Wie in so einem billigen Cartoon.

Mit einer Hand strich ich mir eine Strähne aus dem Gesicht und sah dann in die Karte. Ich würde mir wohl einen Banana Split gönnen. So was hatte ich schon lange nicht mehr gegessen. Als ich ein Seufzen vernahm, sah ich auf und blickte wieder in diese Augen. Irgendwie wirkten sie wie in Trance. Aber wartet mal...

»Selbst ich bin dir ja jetzt schon verfallen«

Diese Worte hallten gerade in meinem Kopf wieder. Aber sofort schüttelte ich den Gedanken weg und stupste leicht mit dem Finger gegen Shous Nase. Dieser blinzelte mehrmals und sah mich verwirrt an.

"Hey~. Willst du jetzt doch kein Eis mehr?" Sofort schaute er in die Karte und suchte sich etwas aus. Als er hoch sah, lächelte ich ihn an und er lächelte zurück.

Das konnte noch ein langer Nachmittag werden.

I like....you?

Hier ist das 4. Kapitel! Doch schneller als ich dachte, aber für euch kann es ja nur schön sein. *lach+

Für mich ist es recht schwer sich in den Kopf eines 16 Jährigen Jungen hineinzuversetzen und wir alle wissen, wie verwirrend die Gefühle sind. Also wundert euch nicht, wenn Hiroto sich in seinen Gedanken widerspricht. Er ist verwirrt!

Und ein erneutes Danke an meinen Beta <3
 

~~**~~**~~**~~
 

Kaum war der Kellner gegangen, griff Shou nach meiner Hand und küsste diese sanft. Verwirrt sah ich ihn an. Was sollte denn das jetzt schon wieder werden? Ich wollte meine Hand wieder zurücknehmen, aber er hielt sie fest im Griff und sah in meine Augen. Leicht schluckte ich und biss mir auf die Unterlippe. Seine Lippen strichen sanft über meine Haut und liebkosten sie immer wieder. Erst als der Kellner wieder kam und uns das Eis hinstellte, ließ er mich los. Aber dabei blieb es nicht. Im Gegenteil sogar. Shou nahm seinen Stuhl und setzte sich direkt neben mich. Sein Eis nahm er dabei mit. Ich verstand nich,t was das sollte, aber als er mir plötzlich einen Löffel seines Eises vor den Mund hielt, wusste ich, was das sollte. Er wollte mich füttern und ich sollte das garantiert auch bei ihm machen. Ich sah ihn an und blickte dann auf den Löffel. Zögernd nahm ich diesen dann in den Mund und nahm das Eis davon in meinen Mund auf.

Ich wusste zwar, dass ich alles machen sollte, damit unsere Beziehung ja echt aussah, aber so wirklich anfreunden konnte ich mich damit nicht. Was würde ich bloß machen, wenn jetzt Aoi oder Satoshi hier entlangkommen würden? Es könnte immerhin zu einem Streit und dann zu Handgreiflichkeiten kommen. Ich seufzte innerlich.

Doch um den Schein zu wahren, stieß ich den Eislöffel in meinen Banana Split und hielt ihm diesen hin. Sofort strahlte er mich an und kostete von meinem Becher. Leicht leckte er sich etwas Schokosoße von den Lippen und ich errötete ungewollt. Es sah ganz schön sinnlich aus, wie er das machte. Natürlich blieb ihm meine leichte Farbe auf den Wangen nicht verborgen und er lehnte die Stirn wieder gegen meine. Sein warmer Atem umspielte meine Lippen und es schien ihm einfach Spaß zu machen, wenn er es schaffte, dass ich verlegen seinem Blick auswich. Seine Hand fuhr über meinen Hals und er musterte meinen Knutschfleck an diesem.

"Wer von den beiden war das?", wollte er wissen und hauchte mir immer wieder sanft ins Ohr.

"Satoshi...", wisperte ich und schluckte etwas, als sich seine Lippen über meinen Hals einen Weg zu der markierten Stelle machten. Er legte seine genau über die, biss leicht rein und saugte sich an mir fest. Ich musste aufkeuchen und hatte eine Hand an seinen Arm gelegt, der mich sanft an ihn zog. Was sollte das?

Schnurrend löste er sich später von mir und gab mir einen kleinen, unschuldigen Kuss auf die Lippen. "Jetzt~ hab ich meinen Knutschfleck über seinen gesetzt. Es kann ja nicht angehen, dass er dich einfach markiert, wenn doch wir ein Paar sind, nicht wahr??"

Ich nickte einfach nur. Wenn ich ihm jetzt noch sagen würde, dass er mich noch ganz woanders markiert hat, dann würde er mir wohl gleich hier vor allen Leuten das Hemd vom Leib reißen, um sein Revier neu zu markieren. Aber nicht mit mir!

"Und das ist auch ja der Einzige davon, ja? Wenn nämlich nicht, dann musst du mir das sagen. Sonst wäre ich sehr enttäuscht von dir. Schließlich sind wir zusammen, Hiroto~."

Wieder hauchte er das in mein Ohr. Meinen Namen sprach er dabei jedoch so sinnlich aus, dass es mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ.

Ich nickte einfach. Bevor wir beide überhaupt intimer als küssen werden würden, was ich ja nicht wollte, wäre das Teil schon längst verschwunden.

Zufrieden setzte er sich wieder ordentlich hin und begann sein Eis zu essen. Eine kurze Zeit sah ich ihn noch an und machte mich dann auch über meinen Becher her. Seine Hand legte sich irgendwann auf meinen Oberschenkel und streichelte diesen sanft. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und leckte mir Sahne von der Unterlippe. Jedenfalls wollte ich das, jedoch war Shou schneller. Seine geschickte Zunge umspielte mich und ich seufzte leise auf. Es fühlte sich einfach nur gut an, wenn er das machte. Gerade wollte er sich wieder über meine Lippen hermachen, als eine Faust fest auf den Tisch schlug. Erschrocken zuckte ich zusammen und drehte meinen Kopf zu der Person, die den Lärm verursacht hatte. Ich blickte direkt in Aois Augen.

Er schien ganz schön sauer zu sein und ich machte mich unbewusst etwas kleiner. Shou dagegen schien überhaupt nicht beeindruckt zu sein und legte seinen Arm um mich. Dadurch zog er die Blicke des anderen auf sich. Ich konnte regelrecht spüren, wie der Schwarzhaarige sich zusammen reißen musste, um nicht aus zu flippen. "Was soll das werden, wenn ich fragen darf?", brachte er mit zusammengepressten Zähnen heraus und sah zwischen uns beiden hin und her.

Ich wollte den Mund öffnen, als Shou mir seinen Finger auf diesen legte. "Weißt du Aoi~, Hiroto ist mein Sternchen und ich werde ihn bestimmt nicht mit dir teilen, nur weil du meinst, dass er gut an dir aussieht~. Also verschwinde jetzt!" Aois Augenbraue wanderte langsam nach oben und er verschränkte seine Arme ineinander.

"Willst du Wicht", damit sah er Shou drohend an, "etwa verbieten, mir das zu nehmen, was eigentlich mir gehört? Schließlich beobachte ich ihn schon seit gut zwei Jahren. Jetzt hat er endlich die Reife erlangt, die ich für richtig halte, um ihn zu mir zu nehmen. Also Finger weg Shou, sonst…!"

Dieser grinste jedoch nur und leckte sich über die Lippen. "Sonst was? Willst du mir mit deinen süßen kleinen Hündchen drohen, die du ausschickst, damit sie die Drecksarbeit für dich machen? Du bist ganz schön faul, wenn es darum geht, Dinge zu erreichen, meinst du nicht. Kämpf du doch mal um etwas und schick nicht immer andere vor. Kein Wunder, dass dich keiner wirklich ernst nimmt~."

Scharf zog Aoi die Luft ein und aällte die Hände zu Fäusten. Ich konnte sehen, wie er vor Wut und Anspannung zitterte. Er war sauer. Nein, sauer war noch untertrieben. In ihm brodelte es wie in einem Vulkan. Ich glaubte, dass er Shou am liebsten sofort ins Gesicht geschlagen hätte, aber scheinbar machte er sich wirklich nicht gerne die Finger schmutzig und atmete tief ein. Er legte ein Lächeln auf und sprach dann an mich gewandt. "Ich wusste gar nicht, dass du so ein Aufreißer bist, Hiroto. Vor ein paar Tagen wirkte das noch ganz anders und ich glaubte, dass du nicht gerade abgeneigt davon warst, dass ich mich jetzt endlich für dich interessierte. Dann war meine Information also falsch, dass du immer noch in mich verknallt bist, ja?"

Das saß. Er hatte meinen Schwachpunkt eindeutig erkannt und ich schluckte. Was sollte ich denn sagen? Es wäre eine Lüge, wenn ich das leugnen würde. Er grinste mich an und beugte sich zu mir. "Du willst doch gar nicht mit diesem Typen zusammen sein. Ich weiß, dass du dich schon so lange sehnst, dass ich dich endlich beachte und mit dir Dinge anstelle, die du nur in deinen tiefsten Gedanken gehegt hast. Oder irre ich mich da so sehr?" Er stoppte kurz vor meinen Lippen. Sein heißer Atem machte mich ganz schwach.

Verdammt! Dieser Kerl hatte doch so was von Recht! Ich wollte es! Ich wollte, dass er mich an sich zieht und heiß küsst. Er sollte sich an mir vergnügen und mir eine Befriedigung geben, die ich mir wahrscheinlich nie vorstellen könnte. Bevor unsere Lippen sich berührten, hielt Shou seine Hand dazwischen, die Aoi nun küsste.

"Selbst wenn es mal so gewesen ist, mein Lieber, jetzt liebt Hiroto mich und glaube mir: Ich kann ihm genauso heiße Nächte verschaffen, wie du meinst, dass du es könntest~", wisperte Shou verführerisch und zog mich sanft auf seinen Schoß. Seine Arme legten sich um meinen Bauch und er bettete den Kopf wieder auf meine Schulter. "Daher… Bye Bye Aoi~~~"

Aois Blick haftete wieder an mir. "Stimmt das?? Liebst du diesen aufgeblasenen Schnösel?!"

Was machte ich denn jetzt? Ich war hin und her gerissen. Doch mein Kopf nickte einfach. Es war die einzig richtig Entscheidung, da ich wollte, dass er mich in Ruhe ließ. Er war nicht der Traummann, von dem ich in den Nächten immer geträumt hatte. Er war ein gemeiner Kerl, der sich alles nahm, was er wollte. So jemanden wollte ich nicht als Freund. Ich mochte jemanden an meiner Seite haben, der mich liebt und für den ich alles bedeutete. Für Aoi bedeutete ich nur eins: Macht. Natürlich war damit nicht ich wirklich gemeint, aber alleine, dass ich sämtliche Informationen aus meinem Vater herauskitzeln könnte, war für Aoi Grund genug, mich zu seinem Häschen zu machen und mir vor zu spielen, dass ich für ihn etwas Besonderes wäre. Wütend stampfte der Größere nach meinem Nicken aus dem Café und ließ die Tür knallend zufallen. Ich zuckte daraufhin zusammen und sah ihm am großen Fenster noch nach. Warum konnte denn alles nicht einfach sein? Wieso konnte er nicht ein netter junger Mann sein, der sich für mich interessiert, weil ich Hiroto bin und nicht, weil ich der Sohn des Direktors bin?

Es tat mir wirklich weh. Nicht, dass ich ihm zeigte, dass er nicht alles haben konnte, sondern es tat weh, dass es ihm nicht wirklich um mich ging.

Sanft strich Shou über meinen Bauch und küsste meine Wange. "Sie es mal so", begann er zu reden. "So wirst du das Problem mit ihm doch am schnellsten los. Gegen mich wird er so schnell nicht angehen. Und wenn er weiß, dass du ihn nicht mehr liebst, dann wird er es auch nicht schaffen, dich so schnell um den Finger zu wickeln, wie er will. Und du willst mir doch nicht sagen, dass du wirklich in so einen verliebt bist. Da kannst du nun wirklich besseres haben~", raunte er in mein Ohr und küsste dieses.

Ich presste meine Lippen aufeinander und rutschte von seinem Schoß. Ich gab ihm darauf keine Antwort. Verpflichtet war ich darauf nun wirklich nicht und daher tat ich es auch nicht.

Schmollend sah Shou mich an. "Warum bist du denn jetzt so abweisend?? Nur weil dieser Idiot abgedampft ist? Es stimmt doch, was ich gesagt habe. Zudem würde der dich eh nicht lieben."

"Ach...aber du tust das ja?" Wütend sah ich ihn an. "Was fällt dir eigentlich ein? Du tust ja wirklich so, als wäre ich dein Eigentum! Vergiss es nicht, wir spielen das alles nur!"

Dies schien jetzt wiederum Shou ganz schön zu treffen. Er blinzelte mich kurz an und sah dann auf seinen halbleeren Eisbecher. Leicht biss ich mir auf die Unterlippe. "Shou...also ich...es tut mir Leid..."

Betroffen sah auch ich nach unten. Sanft strichen dann seine Finger über meine Hand und nahmen diese in die eigene. Mein Blick erhob sich wieder und ich sah in seine Augen. Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen und er küsste mich wieder. Ich verstand das alles nicht. Nachdem er sich löste, wisperte er gegen meine Lippen. "Weißt du, Kleiner, ich habe das gestern nicht aus Spaß gesagt. Für mich ist es nicht einfach nur ein Spiel~. Ich will dich für mich gewinnen! Du bist so süß, dass ich einfach dauernd die Finger an dir haben möchte. Dich anfassen...küssen...all das. Also solltest du aufpassen."

Hart musste ich schlucken. Dann hatte mein Gefühl mich gestern also doch nicht getäuscht. Der Kerl hatte sich auf den ersten Blick in mich verknallt. Nein!! Nao ich bringe dich um!!

"Shou...es tut mir Leid abe-"

Schon wieder küsste er mich. Verdammt! Ich hatte doch schon genug Probleme. Wenn er mir jetzt auch noch nachläuft, dann drehe ich durch. Bevor seine Zunge mir wieder den Verstand rauben konnte, wurde ich am Arm hochgezogen und an jemanden gedrückt. Laut ausatmend sah ich auf und erblickte Satoshi. Dieser streichelte mir über die Wange und küsste meine Wange. "Es tut mir Leid, wenn ich so forsch war...ab heute bemühe ich mich anders um dich." Nachdem er mir diese Worte ins Ohr gehaucht hatte, verschwand er wieder aus dem Cafe und ließ mich verwirrt dort stehen.

Ich musste mich einfach setzen. Shou tippte mich an und ich blickte zu ihm. "Wer war denn das??" Neugierig sah er mich an. Ich wollte ihm nicht sagen, wer es war, daher lug ich. "Nur ein guter Freund", meinte ich lächelnd und aß mein Eis weiter.

Zum Glück glaubte er mir das und nahm sich seines ebenfalls vergnügt vor. Nachdem wir das endlich fertig hatten, wollte ich meinen zahlen, aber er war schneller. Verwirrt sah ich ihn an. "Hiroto~, wir sind zusammen, da lasse ich dich doch dein Eis nicht alleine zahlen. Was für ein Freund wäre ich denn bitte, wenn ich das mache?" Resignierend ließ ich ihn gewähren und ging dann mit ihm wieder aus dem Café. Dort nahm er meine Hand und begleitete mich nach Hause. Vor meiner Haustür drückte er mir einen Kuss auf die Wange und sah mir tief in die Augen. "Sehen wir uns morgen, Kleiner? Ich würde mich sehr darüber freuen~."

Was sollte ich da jetzt sagen? Eigentlich wollte ich das nicht machen, aber schwierig zu entscheiden war das jetzt schon. Shou war ja wirklich ein lieber Kerl, aber es bereitete mir Kopfzerbrechen, dass er sich in mich verliebt hatte. Jedenfalls schien es so und das machte mir Sorgen. So sollte es nun wirklich nicht passieren. Er war auch sehr hübsch, aber ich wollte mich nicht in ihn verlieben. Wahrscheinlich wäre es aber die beste Möglichkeit, da er mich wirklich schützen konnte, aber irgendwas in mir schrie: Nein! Denk an Satoshi!

Wartet mal. Denk an Satoshi?? Warum denn jetzt er?? Ich bin verwirrt. Ich brauche jetzt wirklich jemanden zum Reden. Das ist doch nicht mehr auszuhalten. Leicht schüttelte ich den Kopf.

"Das geht nicht. Morgen muss ich für ein Projekt arbeiten. Aber ich kann dir meine Mailadresse geben und wir schreiben uns", sagte ich lächelnd. Sofort nickte mein Gegenüber und ich schrieb sie ihm dann auf. Nachdem ich sie ihm gereicht hatte, küsste er mich nochmal und ging dann seinen Weg zu sich nach Hause. Kurz sah ich ihm nach und ging dann ins Haus, um oben in meinem Zimmer zu verschwinden.
 

-
 

Zwei Tage waren jetzt seit meinen 'Date' mit Shou vergangen. Jeden der zwei Abende schrieb er mir eine Mail und irgendwie war das ja wirklich süß, aber etwas in mir hielt mich davon ab, mich in ihn zu verlieben.
 

Früher als sonst war ich in der Schule und setzte mich schon in unserem Klassenraum an meinen Tisch. Müde bettete ich meinen Kopf auf die Arme und wäre fast wieder eingeschlafen, wenn nicht jemand mir über die Wange gestrichen hätte. Leicht murrend öffnete ich die Augen und blickte in das Gesicht von Satoshi. Dieser küsste mich auf die Wange und legte mir ein kleines Geschenk vor die Nase. "Das ist meine Entschuldigung an dich. Ich hätte nicht voraussetzen dürfen, dass du einfach mit mir gehen würdest, wenn ich dir sage, dass ich dich will. Obwohl ich ehrlich zugeben muss, dass mir das echt noch nie passiert ist. Bis jetzt wollte immer jeder mit mir zusammen sein, aber du bist irgendwie anders.... Und das finde ich so richtig süß an dir."

Während er das alles sagte, hockte er sich vor meinen Tisch, bettete das Kinn auf diesen und sah mich die ganze Zeit an. Schluckend sah ich auf das Geschenk. Zögerlich nahm ich es in die Hand und öffnete es. Das Band legte ich neben die kleine Schachtel, von der ich dann langsam das Papier entfernte. Vor mir lag jetzt eine schwarze Schachtel. Was mochte da drin sein? Ich war mir unsicher, ob ich es öffnen sollte. Vielleicht wäre da ja etwas drin, was mich verpflichten würde, bei ihm zu bleiben. Aber vielleicht war es auch wirklich nur eine kleine Aufmerksamkeit, um sich für sein beschissenes Benehmen zu entschuldigen.

"Öffne es ruhig. Deswegen musst du jetzt auch nichts für mich machen", sagte Satoshi sanft und lächelnd. Blinzelnd sah ich ihn an. Konnte er etwa Gedanken lesen? Jedenfalls kam es mir so vor. Oder man sah mir einfach an, was ich immer so dachte.

Von seinen Worten ermutigt öffnete ich die Schachtel und fand darin einen kleinen Handyanhänger in Form eines süßen, plüschigen Teddybärs. "Awwww", war das Einzige, was ich über die Lippen brachte. Das kleine Teil war ja so süß. Sofort machte ich es mir an mein Handy und sah ihn an. Er hockte immer noch so vor dem Tisch. Es war so nett von ihm. Aus lauter Freude beugte ich mich vor und küsste ihn auf die Lippen. Er erwiderte zwar den Kuss, machte aber nichts, um mich bei sich zu behalten. Nach meinem Lösen, wisperte ich noch ein 'Danke' und er lächelte mich an.

"Ich mag dich wirklich sehr gerne, Hiroto. Vielleicht entscheidest du dich ja irgendwann doch für mich~. Aber eins kann ich dir versprechen. Ich werde immer auf dich aufpassen, damit dir auch ja nichts passiert."

Gott. Warum war er denn jetzt gerade so süß? Vom ersten Tag an war er so eigenartig, so besitzergreifend und brutal. Warum war er nicht von Anfang an so nett? Es war so süß, wie er sich jetzt benahm und irgendwie konnte man ihm so fast verfallen. Seufzend blickte ich in seine Augen.

"Du bist merkwürdig...", murmelte ich leise. Er lachte etwas und setzte sich an den Tisch neben mich. "Weißt du Hiroto. Mag sein, dass ich merkwürdig bin, aber wenn man es gewöhnt ist, mit Gewalt alles zu erreichen, was man will, dann kann man dieses Verhalten nicht einfach aufgeben. Aoi und ich. Wir haben etwas gemeinsam. Wir lieben es, über andere Macht auszuüben. Ein Unterschied ist jedoch, dass ich dich wirklich als Freund will. Ich möchte, dass du mich liebst und den Rest deines Lebens mit mir verbringen willst. Aoi will dich nur, um noch mehr Informationen von deinem Vater zu bekommen, die du ihm geben sollst."

Er hatte ja Recht. Leicht sah ich auf den Tisch und seufzte. Dann erhob ich den Blick wieder. "Warum warst du nicht von Anfang an so? Ich meine...wenn du nicht von Anfang an so merkwürdig gewesen wärst, dann hätte ich mich vielleicht in dich verliebt und nicht in Sh-" Er legte mir einen Finger auf die Lippen. "Ich weiß ganz genau, dass ihr kein Paar seid. Er mag dich auch süß finden und versucht, dich für sich zu gewinnen, aber noch seid ihr kein richtiges Paar. Und gerade deswegen möchte ich dich fragen, ob wir nächste Woche zur Golden Week ein bisschen was unternehmen könnten. Ich möchte, dass du mich näher kennen lernst und ich wünsche es mir, dass wir beide einfach etwas zusammen sind. Es ist für mich auch ausreichend, wenn ich dich sehe. Du gehst mir nämlich absolut nicht mehr aus dem Kopf."

Etwas unsicher sah ich ihn an. Ich hatte nächste Woche zwar nichts vor, aber konnte ich ihm wirklich vertrauen? Vielleicht wollte er mich nur um den Finger wickeln, um mich dann.... Nein an so was durfte ich nicht denken.

"Ich weiß noch nicht“, sagte ich dann ehrlich. " Darüber muss ich erst noch mal schlafen, aber ich schicke dir eine private Nachricht, okay?" Schüchtern lächelte ich ihn an und hoffte, dass er damit einverstanden war. Ein Nicken seinerseits ließ mich wieder aufatmen. Scheinbar wollte er mir wirklich eine sanfte Seite zeigen, die mir sehr gefiel.
 

-
 

Gähnend wachte ich auf. Die Sonne schien in mein Zimmer und kitzelte mich an der Nase. Leise ließ mich das aufkichern. Zögernd öffnete ich die Augen und blickte auf meinen Wecker. Es war noch nicht mal Mittag und deswegen drehte ich mich noch mal um. Welcher Tag war heute eigentlich? Ach ja... Montag. Der erste Tag der Golden Week. Seufzend schloss ich die Augen wieder.

Plötzlich klingelte jedoch mein Handy und ich saß gerade in meinem Bett. Was war denn jetzt? Müde krabbelte ich zu meinem Nachttisch und nahm das nervtötende Ding in die Hand. Ohne auf das Display zu schauen, nahm ich ab.

"Moshi moshi...", murmelte ich eher in den 'Hörer' und wartete auf eine Antwort. "Hiroto Süßer, ich bin es Satoshi. Hast du Lust heute Abend mit mir ins Kino zu gehen? Wir können uns ja vorher noch zu einem Eis treffen."

Noch leicht überfordert verarbeitete mein Gehirn die Information nur langsam. Satoshi rief mich also an. Woher hatte er meine Nummer? ... Ach stimmt. Ich habe sie ihm ja geschickt. Und jetzt rief er an, um mich zu fragen, ob ich mit ihm ins Kino möchte. Mh. Warum eigentlich nicht? Er würde bestimmt nichts Dummes versuchen, wenn er mich für sich gewinnen wollte.

"Mhhh....wann denn und in welchen Film??"

Leises Lachen war von der anderen Seite zu hören. "Kann es sein, dass du noch schläfst? Aber gut. Ich wollte mit dir in den dritten Teil von Ice Age gehen." Langsam wurde ich wacher. Ice Age? Oh, ich liebte die Filme aus dieser Animationsreihe. Sofort sagte ich ihm zu und wir verabredeten uns um drei Uhr vor einem Café in der Nähe des Kinos. Nach dem Telefonat ließ ich mich wieder in die Kissen sinken und gähnte herzhaft. Man, war ich noch müde. Dabei war ich schon um ein Uhr nachts ins Bett gegangen.

Ich schnappte mir meinen Wecker und stellte ihn auf kurz vor zwei. Dann kuschelte ich mich wieder in meine Decke und schlief weiter.
 

Nachdem ich dann am Nachmittag aufgestanden, geduscht und sogar mal gestylt war, machte ich mich auf den Weg zu unserem Treffpunkt. Hoffentlich würden uns weder Aoi noch Shou über den Weg laufen. Irgendwie schien es mir wie so eine Viererbeziehung zu sein. Keiner der drei wollte etwas aufgeben. Am Freitag schenkte mir nicht nur Satoshi etwas. Nein. Auch Aoi überreichte mir eine Kleinigkeit. Es war zwar nur eine Rose, aber Blumen sagen oft mehr als tausend Worte. Habe ich jedenfalls gehört. Aber das interessierte jetzt nicht. Jetzt sollte ich an den Tag denken, der war. Und ich hoffte, dass es ein schöner Abend werden würde. Lächelnd ging ich durch die Straßen. Ich merkte auch gar nicht, wie mein Herz mit jedem Meter, den ich näher an das Café kam, schneller schlug. Als ich um die Ecke gebogen war, erblickte ich schon Satoshi und ging auf ihn zu. Voller Enthusiasmus umarmte ich ihn und er sah mich total überrascht an. Ich blinzelte. Hatte ich gerade was falsch gemacht? Es verunsicherte mich, aber dann erwiderte er meine Umarmung und schmunzelte. "Tut mir Leid, aber das hat mich gerade wirklich überrascht."

Verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf und lächelte ihn an. "Gome~n", murmelte ich. Leise lachte er wieder und wir gingen gemeinsam in das Gebäude, um einen Eisbecher zu essen.
 

Als es Zeit wurde, machten wir uns auf den Weg zum Kino. Da er schon die Karten gekauft hatte, mussten wir uns an der Verkaufsschlange nicht mehr anstellen und konnten einfach durchgehen, um uns etwas zum Knabbern zu besorgen. Vollgepackt mit unseren Sachen gingen wir in den richtigen Saal und ließen uns auf den Sitzen nieder. Dort nahm ich mir eine Hand voll Popcorn und knabberte es genüsslich. Satoshi hingegen schaute schon auf die Leinwand. Schweigend sah ich ihn etwas an, während er nach vorne blickte, um die Werbung anzusehen. Da das Licht noch nicht ganz ausgeschaltet war, konnte ich seine Gesichtszüge sehr gut erkennen. Satoshi hatte wirklich ein schönes Profil. Ich hatte es gar nicht bemerkt, aber er war wirklich sehr hübsch und sexy...

Ah! Hatte ich das gerade wirklich gedacht? Sofort erröteten meine Wangen und ich blickte weg. Das konnte es doch nicht sein. Jahrelang schwärmte ich schon für Aoi, und nun? Jetzt kam da irgendein so daher gelaufener Typ - ja, ich weiß auch, dass er schon vor guten zwei Wochen in mein Leben getreten ist - und machte mich ganz kirre.

Was war das denn nur? Frühling war doch schon vorbei und ich hatte...Frühlingsgefühle? Jedenfalls fühlte es sich wie eine Art Verliebtheit an. Aber das konnte nicht sein! Ich konnte doch nicht in zwei verliebt sein. So etwas ist völlig unmöglich! Oder irre ich mich da...?

Leicht zuckte ich zusammen, als ich einen Arm um meine Schulter spürte. Schüchtern sah ich zu ihm auf. Satoshi lächelte mich an und küsste mich auf die Stirn. Leicht seufzte ich auf. Seine Liebkosungen fühlten sich so verdammt gut an und ich genoss es. Wieso genoss ich es? Immerhin wollte ich doch, dass Aoi das mit mir machte.

Sanft drückte er mich etwas an sich. Da er es irgendwie geschafft hatte den Pärchensitz zu bekommen, störte uns keine Lehne. Die Wärme seines Körper fühlte sich irgendwie gut an und ich lehnte den Kopf leicht an seine Schulter. Lächelnd sah er wieder auf die Leinwand und nach der Werbung kam dann auch endlich der ersehnte Film. Neugierig sah ich nach vorne und war gespannt, wie der dritte Teil wohl werden würde. Freudig schnurrte ich leise und knabberte an unseren Süßigkeiten. Zwischendurch berührten sich manchmal unsere Finger und ich errötete wieder. Irgendwie benahm ich mich gerade wie ein Teenager, der sein erstes Date hatte. Aber halt. Irgendwie war es das auch. Das Treffen mit Shou konnte man da nicht mitzählen, da es immerhin meine Fake-Beziehung war.

Natürlich hatte ich mir früher auch mit Takeru und Nao das Popcorn geteilt, aber da die beiden einfach nur meine besten Freunde waren, spürte ich nie etwas, wenn sich unsere Finger berührten. Als sich unsere Finger ein erneutes Mal berührten, schnappte er sich meine Hand und hauchte mir auf jeden einzelnen Finger einen kleinen und zärtlichen Kuss. Dies ließ mich leise aufkichern und ohne es zu wollen, verhakte ich die Finger mit den seinen und er sah mich verwundert an. Doch scheinbar schien ihm das auch zu gefallen und so hielten wir dann den Rest des Filmes über Händchen.

Nachdem wir aus dem Kino gegangen waren, nahm er meine Hand wieder und sah mich an. "Hast du Lust, noch etwas mit mir essen zu gehen?" Sein Lächeln war dabei richtig süß und ich konnte diese Bitte nicht gerade abweisen. Somit nickte ich einfach und er drückte meine Hand. Langsam stellte ich es mir vor, wie es wohl, war sein Freund zu sein. So wie er sich jetzt benahm, würde er sich mir ja immer geben. Eine interessante Vorstellung war es schon.

Aber andererseits, Shou war auch nicht wirklich eine schlechte Partie.

Leise seufzte ich. Scheinbar muss ich mir wirklich mal Gedanken darüber machen, was gerade mit mir los war.
 

-
 

Am Abend lag ich auf dem Rücken in meinem Bett und sah an die Decke. Der Tag heute war wirklich schön und doch, irgendwas in mir bereitete mir richtige Sorgen. Ich spürte, dass ich kurz davor wa,r mich zu verlieben. Das Problem dabei war jedoch nur, dass es zwei Personen war, die mein Herz anziehend fand. Sowohl Shou, als auch Satoshi umgarnten es und es konnte sich wohl nicht entscheiden.

Meine Hand wanderte zu meiner Brust und legte sich genau an die Stelle, an der mein Herz sich befand. Meine Augen schlossen sich und ich konnte vor meinem inneren Auge Satoshi sehen. Ich erkannte seine schönen Gesichtszüge und seine dunklen Augen sahen direkt in meine Richtung. Er schenkte mir ein strahlendes Lächeln und gerade, als er seine Hand nach mir ausstreckte, veränderte er sich. Aus Satoshi wurde Shou. Dessen große, sanfte Augen sahen mich an und auf seinen schönen Lippen lag ein sanftes Lächeln. Seine braunen Haare umspielten sein perfektes Gesicht...

Seufzend öffnete ich meine Augen. Diese beiden Kerle verdrehten mir gerade einfach nur den Kopf. Warum?? Wieso musste Liebe so ein schwieriges Thema sein? Konnte man nicht einfach den treffen, der für einen bestimmt war? Wie sollte ich denn herausfinden, bei wem ich mich am wohlsten fühle, wenn ich bei beiden so ein wahnsinniges Herzklopfen spürte???

Wütend über mich selbst schlug ich mit der Hand auf das Bett. Verdammt noch mal! Das konnte es doch nun wirklich nicht geben! Langsam öffnete ich meine Augen wieder und setzte mich auf. Enttäuscht über mich selbst zog ich eine Schnute und sah an die gegenüberliegende Wand.

Wie konnte es sein, dass ein Mensch so hin und her gerissen war? Wie? Vielleicht sollte ich meine Ma doch noch mal um Rat fragen. Jetzt war die Situation zwar noch schlimmer aber bei Herzensangelegenheiten konnte sie mir bestimmt ein paar Tipps geben. Immerhin hatte sie sich ja auch für meinen Vater entschieden und das musste ja einen guten Grund gehabt haben. Entschlossen stand ich also vom Bett auf und ging nach unten.
 

Ich fand meine Mutter im Wohnzimmer. Sie saß dort in einem Sessel und las eines ihrer Bücher, während Vater noch ein paar schulische Erledigungen in seinem Büro machte. Seufzend ließ ich mich auf die Couch fallen, die ihr gegenüberstand. Fragend sah sie von ihrem Buch auf, legte das Lesezeichen hinein und schloss es. "Was beschäftigt dich denn wieder? Du siehst jedenfalls sehr nachdenklich aus, Schatz."

Leicht lächelte ich sie an. Ich wusste ja eh, dass ich aussehen musste wie so ein Teenie, der sich nie zu helfen wusste, aber so ein Problem hatte ich eben auch noch nie gehabt. "Du Ma...warst du eigentlich mal in zwei Männer gleichzeitig verliebt?"

Überrascht blickte sie mich an. Ja, ich wusste, dass diese Frage sehr merkwürdig war, aber ich musste einfach wissen, ob es auch anderen Menschen so erging. Konnte ja nicht mit rechten Dingen zu gehen, wenn nur ich dieses Problem hätte.

Überlegend lehnte sie sich zurück und strich sich ein paar Strähnen hinter die Ohren.

"Ja. Ich war es. Einer davon war dein Vater."

Strike!!! Sofort lehnt eich mich wissbegierig vor. "Erzähl mal!"

Ein leichtes Lachen kam über ihre Lippen und sie stand kurz auf. "Ich hol uns mal was zum Knabbern und Trinken. Das wird eine etwas längere Geschichte werden." Lächelnd nickte ich ihr zu und wartete brav.

Nach ein paar Minuten kam sie dann mit allem wieder und ich schnappte mir erst einmal eine Hand voll Erdnussflips. Neugierig setzte ich mich bequem hin und wartete dann darauf, dass sie anfing, mir etwas aus ihrem Leben zu erzählen.

"Wo soll ich da anfangen?", meinte sie schmunzelnd und lehnte sich wieder zurück, nachdem sie sich gesetzt hatte.

"Ah, ich weiß! Ich lernte deinen Vater im dritten Jahr meines Studiums kennen. Damals stand ich kurz vor meinem Abschluss und er hatte gerade seine Prüfungen bestanden und bekam seinen Referendariatsplatz angeboten. Wie du ja weißt, war dein Vater, bevor er zum Direktor wurde, erst fünf Jahre lang ein ganz normaler Lehrer. Zur gleichen Zeit lernte ich aber noch einen zweiten Mann kennen. Sein Name war Ryo und er arbeitete als Barkeeper in einer Bar, die einen der besten Rufe in der Stadt hatte, da viele Leute dort hingingen und schon zu Stammkunden wurden. Beide Männer waren wirklich sehr interessant für mich. Dein Vater war jemand, der sehr bodenständig war und sein Leben immer so gut es ging durchplante, damit auch ja nichts schief gehen konnte. Ryo dagegen, ja, er war das ganze Gegenteil. Er liebte das Abenteuer und ließ sich von niemandem auch nur eine Vorschrift machen, wenn sie gegen seine Prinzipien gingen. Aber es gab etwas, dass sie beide gemeinsam hatten. Sie waren einfach nur liebenswert und ich liebte es, mit jedem der beiden zusammen zu sein. Doch natürlich konnte so etwas nicht gut gehen. Man kann ja nicht mit zwei Männern gleichzeitig gehen. Doch war es schwierig sich zu entscheiden.“

Sie endete kurz, um wieder etwas zu trinken. "Und was hast du gemacht?? Ich meine. Wie kam es, dass du dich für einen Mann entschieden hast, der...na ja...der wie Vater ist...?"

Sie schmunzelte. "Na, wie soll ich dir das sagen. Ryo war wirklich ein wunderbarer Mann und er verfolgte auch ein Ziel. Er wollte so lange arbeiten, bis er genug Geld hatte, um seine eigene Bar zu eröffnen, aber ich wollte nicht mit jemandem mein Leben verbringen, der am Abend immer nur arbeite und nicht bei mir bleiben konnte. Und dein Vater. Ja, er war so richtig verschossen in mich. Es gab Tage, da kam er einfach an der Uni vorbei, nur um mich zu sehen und dann schenkte er mir immer eine kleine Blume, da er wusste, wie sehr ich die liebte. Eines Tages dann...Es war wieder so ein Tag, wo er mich besuchte, da schenkte er mir eine kleine Schachtel und in dieser befand sich eine weitere. Dies ging so lange, bis ich irgendwann einen Ring fand. Er kniete sich auf den Boden und machte mir vor meinen besten Freunden einen Heiratsantrag. Ich war so verzaubert von ihm, dass ich einfach zusagen musste. Ja...so kam das dann alles", meinte sie lachend und sah mich an. Ich war verblüfft. Mein Vater konnte ja romantisch sein.

"Also...hast du dich für den Mann entschieden, der einfach alles versucht hat, damit du ihn beachtest und sich einfach nur freut, wenn du ihn siehst?"

"Ja...so kann man es sagen. Dabei muss man aber auch aufpassen. Ich habe deinen Vater nicht geliebt, weil er mir was geschenkt hat. Es reichte mir einfach, dass er bei mir sein wollte und ich sah es an seinen Augen, wie glücklich er war, wenn ich Zeit für ihn hatte."

Ich nickte leicht. Also...musste auch ich einfach versuchen mich für denjenigen zu entscheiden, der meine Nähe einfach nur genoss. "Hmmmmm~."

"Aber warum hast du mich das gefragt, Schatz? Ist denn wieder etwas los?"

Leise seufzte ich auf und nickte. "Ja, Ma. Ich habe zwei Verehrer...und ich glaube, dass ich sie beide liebe.“

Ein sanftes Lächeln legte sich auf die Lippen meiner Mutter. "Ach, Hiroto. So was kommt bei den meisten Menschen vor. Es wird zwar etwas dauern, aber du wirst schon noch merken, wen von den beiden du am meisten magst. Wenn sie beide an dir interessiert sind, dann werden sie vieles versuchen, um dich für sich zu gewinnen. Aber davon solltest du dich nicht beeindrucken lassen. Achte einfach nur auf ihre Reaktionen, wenn du sie berührst oder einfach nur mit ihnen redest. Das wird dir den Weg zu deiner wahren Liebe schon zeigen."

Etwas misstrauisch sah ich sie an. Aber was anderes blieb mir eh nicht übrig und so nickte ich. "Ja. das wird wohl das Beste sein", meinte ich lächelnd und nahm mir wieder ein paar Flips.
 

Nach ein paar weiteren Minuten, in denen wir uns zusammen einen Film angesehenhatten, saß ich wieder in meinem Zimmer. Nachdem mein Laptop hochgeladen war, schaute ich erstmal, ob ich eine E-Mail hatte. Und tatsächlich. Shou hatte mir geschrieben. Seufzend öffnete ich das passende Fenster und las mir durch, was er mit mitteilen wollte.

"Hey Sternchen!

Ich hatte versucht, dich heute Nachmittag zu besuchen, aber deine Ma meinte, dass du mit einem Freund weg bist. Das fand ich recht schade, da ich dir gerne etwas schönes zeigen wollte. Aber vielleicht hast du ja morgen für mich Zeit? Das würde mich wirklich sehr freuen.

Kuss

Shou"

Hmmm. Was sollte ich da schreiben? Natürlich musste ich die Beziehung mit ihm Aufrecht erhalten und ich fand es irgendwie auch schön. Somit schrieb ich ihm eine SMS, das er mich gegen 10 Uhr abholen konnte. Sofort kam eine erfreute Antwort zurück und er schickte mir tausend Küsse zum Einschlafen. Lächelnd schüttelte ich den Kopf. Shou und Satoshi. Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Der eine war irgendwie immer gut gelaunt und wollte einen fast erdrücken mit Umarmungen und der andere...Der war eher zurückgezogen und versuchte einen durch seine coole Art zu beeindrucken. Ich war wirklich gespannt, was ich mit den beiden noch Erleben würde. Aoi war für mich gegessen. Mein Herz wollte nicht mehr zu ihm. Wie schnell so etwas gehen konnte. Keine zwei Tage und es schlug für jemand ganz anderen.

Leise musste ich anfangen zu lachen. Das Leben war doch wirklich sehr komisch. Jahrelang war ich in Aoi verknallt gewesen. Und jetzt? Jetzt interessierte er mich nicht mal mehr die Bohne. Aber die anderen beiden. Sie waren so etwas Besonderes auf ihre Art und Weise.

Beide Weisen zogen mich irgendwie an. Warum konnte es denn nicht jemanden geben, der eine Mischung aus den beiden war? Das wäre doch die Lösung meiner Probleme. Aber so einfach machte es das Leben einem natürlich wieder nicht!

Schmollend darüber ließ ich mich zurück ins Bett fallen. Gemeinheit! Aber irgendwie war es auch aufregend von zwei Personen umgarnt zu werden. Es fühlte sich so an, als wäre ich etwas sehr besonderes. Seufzend lächelte ich wieder gegen die Decke. Mal sehen was der morgige Tag so bringen würde.
 

-
 

Ich war extra früh aufgestanden und hatte mich für, was auch immer Shou machen wollte, schick gemacht. Leicht nickte ich mir im Spiegel zu und wartete dann darauf, dass der andere klingelte. Irgendwie war ich aufgeregt. Genau wie bei meinem Treffen mit Satoshi. Man, wie ich es hasste, dass mein Herz bei beiden so schlug und es in meinem Bauch kribbelte, als würden da tausende Schmetterlinge drin herum fliegen.

Dann war es so weit. Punkt zehn Uhr klingelte es an der Tür und ich machte sie auf. Ein grinsender Shou sah mich an und drückte mir erstmal einen Kuss auf die Wange. "Ich freue mich so, das wir heute was zusammen unternehmen", meinte er lächelnd und hielt mir seine Hand hin. Ich zögerte kurz. Doch dann nahm ich die seine in meine Hand und sofort zog er mich mit. "Wir müssen leider etwas gehen, aber ich denke, dass du dich dann freuen wirst."

Man! Was war es denn, was er mir zeigen wollte? Ich war so aufgeregt da drüber.

Es dauerte nicht sehr lange und wir standen vor dem Zoo. Blinzelnd blickte ich ihn an und er grinste. "Die Tiger haben Junge und die kleinen sind so verdammt niedlich! Ich muss sie dir einfach zeigen."

Oh, war das süß! Ohne ein weiteres Wort ließ ich mich mit reinziehen und war wirklich gespannt auf die kleinen Tierbabys. Sie waren bestimmt ganz süß und knuddelig.

Bevor wir aber zum Tigergehege gegangen sind, haben wir uns die anderen Tiere angesehen. Seufzend betrachtete ich die Papageien, die sich gegenseitig den Kopf kraulten. Ach, sie sahen so glücklich und verliebt aus. Es war einfach nur wunderschön. Während ich sie so betrachtete, spürte ich eine Hand in meinem Nacken, die mich zärtlich kraulte. Leise schnurrte ich auf und schmiegte mich gegen diese Hand. Ich mochte es, wenn man mich im Nacken berührte. Es war einer meiner empfindlichen Stellen und es machte mich total schwach. Shou schien das zu bemerken und legte mir die Arme um den Körper. Seine Lippen fingen dann an sich an meinem Nacken zu vergreifen und ich ließ ihn gewähren. Erschaudernd und seufzend genoss ich einfach nur seine Liebkosungen.

Eine Weile standen wir so da. Danach nahm er wieder meine Hand und schlenderte die Wege mit mir entlang. Währenddessen aßen wir auch etwas Zuckerwatte, die er mir spendierte.

Ich wusste nicht wieso, aber die Zeit mit ihm verging verdammt schnell. Am Abend brachte er mich dann nach Hause und küsste mich zärtlich auf die Lippen. Seufzend schlang ich dir Arme um seinen Hals und schmiegte mich an ihn. Meine Lippen öffneten sich und seine Zunge kam meiner entgegen. Schnurrend verwickelte er mich in ein Zungenspiel und ich keuchte leise in unseren Kuss. Er brachte mich mit diesen Lippen fast um den Verstand. Seine Hände wanderten meine Seiten entlang und legten sich auf meinen Hintern. Erschrocken löste ich den Kuss und sah ihn an. Er lächelte jedoch nur.

"Tut mir ja Leid, aber es war so verlockend dich anzufassen. Und du fühlst dich sehr gut in meinen Händen an."

Seine Worte ließen mich erröten und er musste leise Lachen. Erneut gab er mir einen Kuss und löste sich dann. "Ich schreibe dir mein Süßer." Mit diesen Worten verschwand er wieder und ich ging nach oben in mein Zimmer.

Dort ließ ich mich auf mein Bett fallen und ließ den Tag Revue passieren. Shou hatte die ganze Zeit gelächelt, als wir zusammen waren. Und immer, wenn ich ihn leicht 'ärgerte', musste er lachen und küsste mich auf die Wange. Ich glaube, dass er wirklich in mich verknallt war. Jedenfalls schien es mir so.

Kichernd rollte ich über meine Matratze und strich mir danach durch die Haare. Man!! Ich konnte es wirklich nicht fassen. Ich war in beide verliebt und wollte mich auch nicht entscheiden!

Aber es war das Beste, wenn ich es tat. Wenn nicht, dann würde ich ihnen beiden nur das Herz brechen und das war das Letzte, was ich tun wollte. Man sollte von mir nicht glauben, dass ich ein eiskalter Herzensbrecher war, der sich von allem nur das Beste holte. Nein! Ich würde mich entscheiden. Irgendwann jedenfalls.

Aber daran war jetzt nicht zu denken. Ich stand wieder auf und holte meinen Koffer aus dem Schrank. Morgen würde ich für den Rest der Woche zu Takeru fahren. Und ich freute mich so verdammt drauf! Aber nicht nur ich wäre dann da. Auch Nao kam zu Takeru und nach langer Zeit würden wir drei mal wieder etwas zusammen machen.

Freudig pfeifend packte ich meine Sachen ein und packte mir noch meine Tasche und verstaute ausreichend Schokolade für die Fahrt und den Rest der Woche in dieser. Ach, würde das toll werden! Weg von zu Hause und meinen zwei Problemen. Meinen zwei gut aussehenden Problemen. Nach dem Packen ging ich dann nach unten, da meine Ma zum Essen rief und so kam ich summend zu ihr runter, gab ihr einen Kuss auf die Wange und genoss den Abend mit meinen Eltern, die ich ja ein paar Tage jetzt nicht sehen konnte/musste, was mich nicht unbedingt störte.
 

Meine Eltern merkten, dass ich erfreuter denn je war und so fragte mein Vater mich, was denn los sei, das ich so vor mich hin summte. Blinzelnd blickte ich ihn an und grinste breit.

"Na, ich sehe morgen meine zwei besten Freunde und wir erleben bestimmt einige wunderschöne Tage, die ich so schnell nicht vergessen werde. Takeru meinte, dass er ein paar schöne Sachen für uns vorbereitet hat und ich bin schon mehr als aufgeregt darüber, da ich weiß, dass es nur gut sein kann, wenn er so was sagt."

Mein Vater musste leicht lachen und wuschelte mir durchs Haar. "Ach, Hiroto. Ich wünsche dir wirklich viel Spaß morgen und natürlich bringe ich dich zum Bahnhof, damit du deinen Zug auch ja nicht verpasst. Sollen wir dann auch Nao abholen? Du meintest ja, dass ihr den gleichen nehmt. Oder?"

Erfreut darüber nickte ich. "Ja! Das wäre ganz lieb von dir, wenn du das machen könntest."

Er nickte nur und ich aß vergnügt weiter. Später ließ ich die beiden alleine und kümmerte mich noch ein bisschen um meine Vorbereitungen für den morgigen Tag, der immer näher kam, je weiter die Zeit verstrich.

Als mein Handy klingelte, wachte ich aus meinen Überlegungen aus, ob ich denn alles hätte und nahm jenes gleich in die Hand. Es war eine Nachricht von Takeru. »Ich hoffe du bist bereit für die besten tage deines Lebens...jedenfalls erstmal XD« Leise lachte ich und antwortete ihm. »Ich bin zu allem bereit, Sir!!!!«

Kopfschüttelnd legte ich das Handy dann wieder weg und ließ mich aufs Bett fallen. Es würden wirklich die besten Tage werden, die ich in der letzten Zeit erleben würde.

freetime

Ja und hier ist schon Kapitel 5. Aber ich muss euch jetzt leider enttäuschen. Durch bestimmte Umstände komme ich zur Zeit absolut nicht zum Schreiben. Es kann also sein, dass ihr erst im April ein neues Kapitel lesen könnt.

Tut mir wirklich sehr Leid, aber ich bemühe mich, dass ihr schon vorher etwas Lesestoff habt. ^^
 

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Pünktlich weckte mich der Wecker und voller Elan sprang ich förmlich aus dem Bett, huschte ins Bad unter die Dusche und kam dann in neuen Klamotten gestylt nach unten zum Frühstück, wo meine Eltern schon warteten. Meine Ma goss mir gerade einen Orangensaft ein und lächelte mir zu, als ich mich setzte. Vater las natürlich wie immer Zeitung und schlürfte nebenbei seinen Kaffee. Man konnte schon fast voraussagen, was er tun würde. Es änderte sich wirklich nie etwas daran, wenn nicht gerade Besuch da war. Aber auch da versuchte er, alles so normal wie möglich zu halten.

Leicht musste ich schmunzeln und trank erstmal einen großen Schluck von meinem Saft, den ich mir auf der Zunge zergehen ließ. Hach, ich liebte ihn einfach! Meine Ma nahm neben mir Platz und wir begannen unser Essen einzunehmen. Ich mampfte fröhlich mein Schokoladen-Müsli und leckte mir etwas von diesem von den Lippen. Ich glaubte, dass man mir förmlich ansehen konnte, dass ich schon längst auf dem Weg zu Takeru war und daher wurde ich beim Essen auch in Ruhe gelassen. Normalerweise hätte mein Vater mich nämlich schon längst daran erinnert, dass ich doch mal etwas für die Schule machen sollte, da man sich keine lernfreien Tage leisten konnte. Aber scheinbar wollte auch er einfach, dass ich mich mal vom stressigen Alltag erhole.

Nach dem Frühstück ging ich dann erstmal in mein Zimmer nach oben und holte sowohl den Koffer, als auch meine Tasche nach unten. Dort standen sie nicht sehr lange, da mein Vater sie gleich ins Auto packte und ich mich währenddessen von meiner Ma verabschiedete. Da wir noch Nao abholen wollten, mussten wir etwas früher los, da der Gute nicht gleich um die Ecke wohnte.
 

Nach gut 20 Minuten Fahrt standen wir dann vor Naos Haus. Dieser verabschiedete sich gerade vor der Tür von seinen Eltern und auch seinem Haustier. Nachdem er das nach fünf weiteren Minuten dann endlich geschafft hatte, kam er zu uns und pflanzte sich hinten ins Auto. "Das ist voll nett von Ihnen Herr Ogata, dass sie mich mitnehmen."

Mein Vater nickte nur und fuhr uns dann endlich zum lang ersehnten Bahnhof.
 

Pünktlich fuhr der Zug dann in Richtung Takeru los. Nao und ich hatten uns einen Vierersitz reserviert und lehnten nun gemütlich in unseren Sitzen. Während Nao fröhlich vor sich hin summte, überlegte ich mir gerade, wie ich ihm am besten erklären sollte, dass seine Idee einfach nur total dämlich gewesen war. Mit klaren Gedanken schaute ich ihn an und er blickte fragend in meine Augen. "Ist irgendetwas??"

Sofort nickte ich. "Ja, Nao. Wir müssen uns mal über deinen ach so tollen Plan unterhalten..."

Er klatschte in die Hände und grinste. "Ja, das klappt doch super oder nicht? Shou erzählte mir, dass es bei Aoi super geklappt hat und der sauer ab gedampft ist!" Ah! Da war der Name wieder. "Ja, und Shou hat mir gesagt, dass er total auf mich steht und mich für sich gewinnen will!"

Stille. Nao sah mich wie ein Fisch an und öffnete immer wieder den Mund, ohne auch nur einen Ton heraus zu bekommen. Ich glaubte, dass er es gerade selbst nicht glauben konnte. "Das ist jetzt aber ein Scherz oder?? Hiroto, sag mir, dass du jetzt gerade einfach nur Spaß machst!" Ich hörte die Verzweiflung in seiner Stimme heraus. Leider konnte ich nicht sagen, dass es nur ein Scherz war und so schüttelte ich den Kopf. "Nein Nao...es ist die Wahrheit." Seufzend lehnte sich mein Kumpel nach hinten und seufzte tief. "Scheiße..." Hey! Dieses eine Wort traf die Situation perfekt. "Man! Ich konnte doch nicht ahnen, dass du in Shous Beuteschema passt. Er hatte sonst immer nur Freunde, die so wie Tora waren..."

So wie Tora. Ja, ich erinnerte mich noch an ihn. Er war recht stattlich, groß und das ganze Gegenteil von mir. Ein Mann durch und durch. Vor allem seine Augen waren sehr anziehend. Sie ähnelten denen einer Raubkatze, die immer auf der Lauer nach neuer Beute war. Aber das gehörte hier jetzt nicht hin. "So? Dann wundert es mich aber, dass er auf einmal auf mich steht", gab ich ehrlich zu und Nao schenkte mir nur ein verständnisloses Lächeln. "Ja, mich doch auch! Aber scheinbar steht er auf beides. Oder er will einfach ausprobieren wie es ist, wenn man selbst der dominante Part in einer Beziehung ist."

Ich war empört! Woher wollte Nao denn bitte wissen, dass ich nicht dominant war?? "Hiroto, mal ganz ehrlich. Sieh dich an. Du bist süß, aber alles andere als die Männlichkeit in Person und daher wird jeder sagen, dass du eindeutig nicht dominant bist." Verdammt! Konnte er etwa auch Gedanken lesen? Aber er hatte ja irgendwie auch Recht. Ich war wirklich alles andere als dominant. Wenn ich nur daran dachte, wie Satoshi mich auf der Exkursion einfach überwältigt hatte. Das war doch Beispiel genug dafür, dass ich mich nicht mal wehren konnte, obwohl er kaum Kraft eingesetzt hatte, um mich auf das Bett zu pinnen. "Ja, schon...aber trotzdem ist es doch merkwürdig, dass er von jetzt auf heute einfach sein Schema ändert oder nicht?" Zweifelnd sah ich ihn an.

"Also, so ungewöhnlich ist das gar nicht. Es gibt viele, die das machen, wenn ihnen die eine Seite zu eintönig geworden ist. Und ich denke mal, dass es ihn gereizt hatte, mal was Neues zu probieren, als er dich gesehen hatte. Du sagst ja selbst, dass es scheinbar viele an deiner Schule gibt, denen du schon leicht den Kopf verdreht hast. Shou ist also nur einer von vielen, der dich zum Vernaschen süß findet", meinte er schmunzelnd und zwinkerte mir zu. Empört blies ich die Wangen auf und sah ihn mit verschränkten Armen an. "Als wenn ich etwas für mein Aussehen könnte. Die haben sich gefälligst nicht in mich zu vergucken und alles wird gut!" Ich musste recht bockig ausgesehen haben, denn Nao fing an zu lachen und ich schmollte ihn nur noch mehr an, wodurch er sich gar nicht mehr einbekam. Da er nicht mehr aufhörte, musste ich nach einer Zeit selbst anfangen zu lachen und schüttelte dabei den Kopf. Wie konnte man nur so viele Probleme auf einmal haben? Das konnte doch eigentlich gar nicht sein und doch war es einfach nur total komisch.

"Weißt du, Hiroto. Wenn wir nicht so total gut befreundet wären, dann würde ich das alles einfach nur witzig finden, aber so...Wir müssen scheinbar einen anderen Weg finden, um dich aus dieser schwierigen Lage zu befreien", meinte Nao dann wieder mehr als ernst. Blinzelnd hörte ich auf zu lachen und sah ihn an. Vielleicht sollte ich ihm erzählen, dass ich mich scheinbar in Shou und Satoshi verliebt hatte. Jedenfalls könnte das ganz nützlich sein, bevor ihm noch so eine grandiose Idee in den Sinn kam.

"Na ja, weißt du. Ich habe da jetzt eher ein ganz anders Problem...", begann ich leise und bemerkte Naos verwirrten Blick. "Ich glaube, dass ich mich sowohl in Shou, als auch in Satoshi verliebt habe. Als nämlich Aoi so wütend ankam, da schlug mein Herz zwar etwas höher, aber es war nicht so stark wie bei den anderen beiden. Ich weiß zwar nicht warum, aber es ist eben so passiert und nun weiß ich gar nicht, für wen ich mich entscheiden soll, denn beide sind wirklich süß zu mir. Satoshi hat mich vorgestern zum Beispiel ins Kino eingeladen und hat mir diesen süßen Handyanhänger geschenkt." Strahlend zeigte ich ihm diesen und er musste schmunzeln. "Weißt du...ich glaube, du hast dich schon längst entschieden..."

Diesmal sah ich ihn verständnislos an und schüttelte den Kopf. "Nein, das wüsste ich aber. Immerhin habe ich bei beiden dieses wahnsinnige Herzklopfen und sie beide sind ja auch richtig gut aussehend und...ach, ich weiß es doch auch nicht", sagte ich seufzend, steckte mein Handy wieder weg und fuhr mir mit einer Hand durch die Haare. "Liebe ist manchmal doch echt.....Mist."

"Ja, das sehen bestimmt auch andere so, aber trotzdem ist sie etwas ganz tolles, wenn man endlich den Richtigen oder die Richtige gefunden hat. Also gib nicht auf und geh selbst mal zum Angriff über, wenn du wissen willst, wen dein Herz denn nun wirklich erwählt hat."

Überrascht sah ich in Naos lächelndes Gesicht. Er könnte damit Recht haben. Angriff war und ist doch die beste Verteidigung. Also würde ich das doch selbst mal versuchen. Das konnte ja nun wirklich nicht so schwer sein. Immerhin konnten die anderen das auch gut, indem sie mich immer wieder anmachten.

"Aber lass uns daran jetzt nicht denken. Immerhin sind wir bald bei Takeru und du hast ja seine Mails gelesen. Er hat irgendetwas voll cooles vorbereitet, damit wir die nächsten Tage einfach nur genießen. Und da können wir ja nicht so grübelnd dasitzen, wenn er sich so verdammt viel Mühe damit gegeben hat, ne? Also sperr die Gedanken weg und freu dich auf heute Nachmittag! Zwar ist unsere Fahrt noch ein paar Stunden lang, da wir ja nach Kyoto müssen, aber auch diese Zugfahrt kriegen wir schnell herum." Grinsend stupste er mir gegen die Nase und brachte mich ebenfalls zum Grinsen. Ja, da hatte er Recht.

"Stimmt. Diese Probleme sollten wir erst einmal beiseite schieben und nur nach vorne blicken auf das, was jetzt kommt!", sagte ich enthusiastisch und kramte etwas Schokolade aus meiner Tasche, die ich sofort öffnete und Nao unter die Nase hielt. Ich wusste doch, was für ein Schleckermäulchen er war und musste schmunzeln, als er sich gleich mehrere Stücke nahm und sich einige davon in den Mund steckte. Ich selbst nahm mir auch erstmal eins und lehnte mich genießend zurück. Ja, die nächsten Tage würden einfach wunderbar werden und ich freute mich riesig darauf, Takeru endlich wieder zu sehen.

Seit er vor einem Jahr nach Kyoto umziehen musste, da sein Vater geschäftlich versetzt wurde, sahen wir uns echt nur noch selten. Aber wenn wir uns sahen, dann ging wirklich immer die Post ab. Das hieß eigentlich: Die Tage waren lang und die Nächte mehr als kurz. Und wenn Nao da war, ja da gab es eigentlich so gut wie gar keinen Schlaf, da dieser einfach hibbelig war, wenn wir zu dritt waren. Aber gerade das machte Nao aus. Er war einfach unser "kleiner", hibbeliger Freund, der uns immer wieder unterstützte, wenn wir Hilfe brauchten. Das war ja auch diesmal wieder der Fall bei mir. Und dass sein Plan 'schief' gegangen war, dafür konnte er ja nun wirklich nichts.

"Ich bin ja mal gespannt, ob Takeru uns seine Freundin vorstellt. Immerhin ist er der erste von uns, der jetzt eine feste Beziehung führt."

Mit diesen Worten riss Nao mich wieder aus meinen Gedanken. Daran hatte ich schon gar nicht mehr gedacht, aber ich war eigentlich wirklich sehr neugierig, wie die Freundin meines besten Freundes denn so war. "Natürlich wird er das. Du kennst ihn doch. Er kann nie etwas vor uns verheimlichen und alleine, dass er es uns gesagt hat, auch wenn das etwas verspätet war, zeigt doch, dass er sie uns vorstellen möchte. Er warnte uns in der Mail einfach vor, damit wir nicht vor Schreck umfallen", sagte ich lachend und lutschte wieder an einem Stück Schokolade herum. "Da könntest du Recht haben. Es fiel ihm mal wieder recht spät ein und dann dachte er wohl, bevor wir in Panik weglaufen, sagt er lieber, dass er in festen Händen ist und wir uns keine Hoffnungen bei ihm machen sollten."

Prustend hielt ich mir die Hand vor den Mund. "Also ich glaube, dass er so wieso nie wirklich Angst davor hatte, dass wir uns irgendwann in ihn verlieben." Nun musste auch Nao lachen. "Ja, stimmt schon. Wir wussten ja eh, dass er nie auf Männer stehen würde. Bei dir wussten wir es wegen Aoi eh schnell und ich...tja ich steh auf beides~."

"Aber ’ne feste Beziehung hast du trotz allem auch noch nicht gehabt. Dabei hast du doch doppelt so viel Auswahl wie wir!", meinte ich lachend und hielt mir schon leicht den Bauch. "Ja und??? Aber auch ich finde nicht sofort den Richtigen oder die Richtige, den oder die ich länger oder sogar ewig an meiner Seite haben will. Das ist schwieriger, als man denkt und das müsstest du doch genauso gut wissen." Leider hatte er da ja Recht, aber trotzdem musste ich grinsen. Es war einfach schön sich mit ihm über solche Dinge zu unterhalten und das ohne, dass man intensiver darüber nachdenken musste.

Bevor wir uns weiter in ein Gespräch vertieften, sah ich auf meine Uhr. Wir mussten noch ungefähr fünf Stunden fahren und im Shinkansen sitzen. Man, das war immer so öde nach einer Weile, da man eigentlich nur herum saß und sich nur dann die Beine vertrat, wenn man mal ganz dringend auf die Toilette musste. Aber was sollte es. Es ging zu Takeru und das machte die Reise trotz der langen Zeit einfach zu einer erträglichen Situation, die es daher mit Unterhaltungen, Bücher lesen oder gar Musik hören zu gestalten galt.
 

Gegen den späten Nachmittag waren wir dann endlich da. Voll gepackt mit unseren Koffern quetschten wir uns aus dem Zug und standen erstmal auf dem Bahnsteig. Takeru wollte uns abholen und daher sahen wir uns nach ihm um. Angestrengt versuchten wir in der großen Menschenmenge ihn zu entdecken, als wir beide ein aufgeregtes Quietschen vernahmen. Beide blickten wir in die Richtung aus der das Geräusch kam und sahen dann unseren süßen Blondschopf, der fröhlich auf und ab hüpfte, während er uns winkte. Sofort haben wir zurück gewunken und gingen auf ihn zu. Kurz bevor wir bei ihm waren, rannte er los und sprang mich erstmal an, wodurch wir beide auf dem harten Boden landeten. Nao fing laut an zu lachen, bevor auch er von einer Sprungattacke zu Boden gerissen wurde. Die Leute um uns herum starrten total überrascht und irgendwie auch angewidert, da es sich immer hin nicht gehörte, dass man sich gegenseitig ansprang und dann auf dem Boden lag und lachte. Aber das war uns gerade so was von egal. Langsam standen wir dann wieder auf und umarmten uns richtig zur Begrüßung. Takeru hatte ein riesiges Grinsen im Gesicht und konnte sich irgendwie nicht mehr einbekommen.

"Ich freue mich so, dass ihr endlich mal wieder da seid! Mama wartet draußen im Wagen und dann fahren wir erstmal schön lecker zu McDoof", meinte er lächelnd, packte unsere freien Hände und zog uns samt Koffer hinter sich her. "Echt? Wir gehen zu Mäcces essen??", fragte Nao strahlend. Er liebte es, zu McDonalds zu gehen und so machte ihm Takerus Nicken gerade zum glücklichsten Mann der Welt. "Ouh, wie toll!!! Lecker Pommes...und Burger...hach, Fast Food ist doch was tolles", plapperte er auf dem Weg vor sich hin.

Nachdem wir dann unsere Sachen im Kofferraum verstaut hatten, setzten wir uns alle drei hinten rein und ließen uns dann schön umher fahren. Bei Mäcces fuhren wir beim McDrive heran und freuten uns dann, als wir die warmen Tüten auf den Beinen hatten. Zu Hause bei Takeru gingen wir erstmal hoch in sein Zimmer, stellten die Koffer in eine Ecke und pflanzten uns dann auf den Boden. Jeder packte seine Tüte aus und stellte alles vor sich hin.

Nao machte sich zu erst einmal über seinen Burger her, in den er herzhaft hinein biss. Takeru und ich aßen erstmal die schönen Pommes auf, die wir mit lecker Mayonaise vollmanschten. Während wir so da hockten und aßen, legte unser Gastgeber erstmal eine DVD ein, damit wir uns nicht beim Essen zu hören mussten. Grinsend sahen wir uns an und lehnten uns an das Ende von Takerus Bett, das direkt hinter uns stand. Ich zog meine Beine an den Körper und leckte mir nach den Pommes erstmal die Finger ab. Danach machte ich mich über die kleinen ChickenNuggets her, die ich erstmal von ihrer Panade befreite und dann als pures Hühnchen zu essen begann. Seufzend lehnte ich mich noch mehr zurück und genoss einfach das Essen mit den beiden. Nach kurzer Zeit hatte ich zwei Köpfe auf den Schultern und musste etwas lachen. "Ihr beide wieder. Bin ich ein so gutes Kopfkissen ja?"

Von beiden kam nur ein Kichern und sie schmusten sich nur noch mehr an mich heran. Da es mich selbst nicht störte, ließ ich sie kuscheln und genoss einfach die Wärme, die mich umhüllte. Fertig mit dem Essen, wischte ich mir die Finger an einer Serviette ab und legte die Arme um beide, die das sehr begrüßten und sich bequemer hinsetzten.

Nach dem Film packten Nao und ich erstmal die Schlafsachen aus und halfen Takeru dann dabei, die zwei Futons auszulegen, die sie uns zur Verfügung stellten, da sie ja wussten, dass diese Dinger nicht gerade leicht waren. So mussten wir sie nicht mitschleppen und konnten wichtigeres in unsere Koffer packen. Als wir damit dann fertig waren, schlüpften wir in unsere Pyjamas und legten uns über die zwei Futons. Auf dem Rücken liegend sahen wir alle an die Decke und verschränkten die Arme hinter den Kopf.

"Und Leute? Wie ist es im alten Sapporo so?", erkundigte Takeru sich neugierig und blickte uns wieder an. "Na ja. Die Stadt hat sich immer noch nicht wirklich verändert und Hirotos Problem ist auch nicht besser geworden", begann Nao und kratzte sich am Hinterkopf. "Ganz schön schwierig alles."

"So? Was genau war denn noch mal los? Ich weiß es zwar, aber es interessiert mich einfach es mal aus euren Mündern zu hören und es nicht nur zu lesen."

Ich seufzte leicht.
 

Es dauerte etwas, aber nach ein paar wenigen Momenten begann ich dann doch endlich zu erzählen, bevor Nao das wieder in die Hand nehmen würde, der schon angestrengt nachdachte, wie er es anfangen konnte. Wie ich das wissen konnte? Naos Gesichtsausdruck verriet alles.

"Na ja...also du weißt ja, dass ich in Aoi verknallt war. Und seit dieser Neue an unsere Schule gekommen ist, hat auch Aoi endlich an mir Interesse gezeigt...."

Und während ich ihm nun all das erneut erzählte und er dabei immer nickte, seufzte ich innerlich auf. Nachdem ich endete, sah ich in das Gesicht meines besten Freundes. Dieser blinzelte und piekte mir leicht gegen die Wange, bevor er mich anlächelte.

"Na, das hört sich doch schon mal besser an. Ich sagte dir ja, dass ich diesen Typen nicht ausstehen kann. Und so wie es jetzt aussieht, scheinen dich ja zwei haben zu wollen. Gut, der eine ist zwar am Anfang etwas grob gewesen, aber scheinbar hat er ja gemerkt, dass dies der falsche Weg ist. Zwar war Naos Idee nun auch nicht die beste, aber es hat ja etwas geholfen und jetzt musst du dich nur noch für den richtigen entscheiden", sagte er grinsend. Wie kamen mir diese Gedanken doch bekannt vor. Es war an sich fast das gleiche wie Nao es gesagt hatte.

"Ja schon...aber es ist so schwer! Sie sind beide einfach toll und argh! Ich kann mich doch eh immer so selten entscheiden...", meinte ich seufzend. "Und...ich würde ja am liebsten mit ihnen beiden was anfangen!"

Dies brachte meine Freunde zum Lachen und ich sah sie an. "Ey! Hört gefälligst auf zu lachen! Das ist wirklich alles andere als lustig..." Schmollend verschränkte ich meine Arme vor der Brust und blies die Wangen auf. Ich wusste wirklich nicht, warum sie jetzt lachten.

"Weißt du, Hiroto. Wenn man es so betrachtet, dann ist das wirklich total lustig. Du, der sonst immer nur einen wollte, kann sich jetzt zwischen zwei ganz anderen nicht entscheiden", sagte Takeru kichernd und piekte mir immer wieder in den Bauch. Nun musste auch ich anfangen zu lachen. So habe ich das ganze ja nun wirklich noch nie betrachtet und es war wirklich auf eine Art und Weise lustig.

"Hey! Lasst uns eine Horrorgeschichte erzählen! Das wird bestimmt spannend und danach können wir ja schön pennen", warf Nao ein und grinste breit. "Na, dann schieß mal los", meinte Takeru und ich lehnte mich mehr ins Kissen.

"Okay, dann lehnt euch zurück! Ich fange jetzt an!“, sagte Nao und strich sich ein paar Haare aus der Stirn.
 

Es war eine stürmische Nacht, als ein junger Mann frierend vor einem großen Anwesen stand und zögerlich die Klingel drückte. Niemand kam aus dem Haus, aber trotzdem öffnete sich das große Tor mit einem lauten Quietschen. Zögerlich ging er den schmalen Weg zur Tür entlang und drehte sich erschrocken um, als das Tor knallend wieder ins Schloss fiel. Schluckend sah er wieder zum Haus. Dort war auf einmal die Tür offen. Was sollte er jetzt tun? Da es aber immer noch in Strömen regnete, lief er ohne weiter darüber nachzudenken in jenes hinein, um Schutz vor dem Sturm zu finden.

Im Haus war es fast dunkel. Nur einige Kerzen erhellten den langen Flur mit der hohen Decke. Zitternd, vor Kälte und auch vor Angst, ging der Jüngling den langen Gang entlang, um irgendwann an eine offen stehende Tür zu gelangen. Vorsichtig schaute er in den Raum und sah, dass dort auf einem Tisch etwas zu Essen stand. Ein Kamin erwärmte das Zimmer und lud zum Verweilen ein. Zögerlich betrat er den Raum und ging auf den Tisch zu. Dort setzte er sich heran, aber er traute sich nicht an das Essen. Er wusste zwar nicht, ob hier wirklich jemand lebte, aber umsonst würde hier wohl keine dampfende Speise stehen, die nur darauf wartete, gegessen zu werden. Das Essen roch einfach wunderbar und es fiel ihm sehr schwer dem Geruch zu widerstehen. Leicht leckte er sich über die Lippen. Doch bevor er die Gabel ergreifen konnte, spürte er einen kalten Hauch. Irgendetwas ließ ihn zurück zucken. War hier noch jemand? Doch er sah nirgends auch nur ein Anzeichen von einer anderen Person.

Fröstelnd legte er sich die Hände an die Oberarme und strich sich mit den Händen über diese. Als plötzlich das Feuer im Kamin flackerte, schreckte er hoch und sah sich panisch um. Es war eindeutig noch jemand in dem Raum. Doch er konnte niemanden sehen!

Ängstlich ging er langsam wieder zur Tür. Seine Augen schweiften dabei ruhelos von einer Ecke zu anderen. Kurz bevor er draußen war, wurde die Tür zugeschlagen und er hörte ein grelles Lachen durch das Zimmer hallen. Er versuchte krampfhaft die Tür zu öffnen, doch sie rührte sich kein Stück. Als das Gelächter immer lauter wurde, drehte er sich um und erblickte eine Person auf dem Stuhl, auf dem er eben noch gesessen hatte. Es war eine Frau. Eine Frau, die in einem weißen Kleid dort saß und sich mit blassen und dünnen Fingern durch die feuerroten Haare strich.

Zitternd ging er langsam auf diese Frau zu. Wo kam sie her und war sie es, die vorhin so gelacht hatte? Mit jedem Schritt, den er näher auf sie zukam, schlug sein Herz immer schneller. Als er direkt hinter ihr stand, sah er, dass sie zwar mit der Gabel aß, das Essen aber irgendwie durch sie hindurch viel und auf dem Stuhl liegen blieb. Kopf schüttelnd fasste er sich an die Stirn. Das musste er sich doch gerade einfach nur einbilden.

Langsam schritt er um sie herum und als er ihr Gesicht sah, da schrie er vor Grauen auf. Ihr Gesicht war halb verrottet und aus einer schwarzen Augenhöhle krabbelten Käfer und Spinnen. Als er rückwärts gehen wollte, da stolperte er über einen Teppich und
 

"Boah Nao, das ist ja voll öde", meinte ich dann einfach und verdutzt sah der Größere mich jetzt an. "WAS? Das ist ja wohl gar nicht wahr! Die ist total gruselig und einfach nur spannend", sagte er schmollend und zog eine Schnute. "Nein, das ist sie nicht. Da ist kein einziger Hauch von Gruseligkeit drin! Und irgendwie war das auch alles mehr als vorhersehbar, also auch nicht spannend." Wie ein Fisch sah er mich an und ditschte mir gegen die Stirn, die ich mir darauf hin schmerzlindernd rieb. "Ja, was sollte denn das jetzt?", fragte ich empört und sah ihn an. "Das war weil ... du schon wieder Recht hattest. Manno!!!"

Als wir plötzlich ein lautes Lachen neben uns vernahmen, drehten wir die Köpfe in Takerus Richtung, der vor Lachen über den Boden rollte und sich scheinbar sehr über uns amüsierte. Als er sich endlich wieder einbekommen hatte, da grinste er uns breit an. "Ihr zwei seid echt der totale Hammer! Ich vermisse eure kleinen Streitereien echt mehr als alles andere." Nao und ich sahen uns an. Dann blickten wir wieder zu Takeru und stürzten uns auf ihn, um ihn durchzukitzeln. Als er später japsend unter uns lag, hörten wir auf und fielen lachend neben ihn auf den Futon. Es war so schön endlich mal wieder so frei zu lachen und zu atmen.

"Gut Leute. Da unsere Gruselgeschichte ja leider nicht wirklich gruselig war, würde ich sagen, dass wir uns jetzt erstmal in die Betten hauen, ausschlafen und morgen einen richtig tollen Tag miteinander verbringen. Ist das okay für euch??", fragte der Blondschopf uns dann gähnend. Ohne mit der Wimper zu zucken, stimmten wir anderen ein und begaben uns dann in unsere Futons, Takeru sich in sein Bett und recht schnell schliefen wir dann auch ein.
 

Am Morgen klingelte ein Handywecker mit einem Song von den Sex Pistols. Gähnend streckte ich mich und lugte unter meiner Decke hervor. Verschlafen rieb ich mir die Augen und schaute zu den anderen beiden. Während Takeru nach seinem Handy griff und den Wecker ausstellte, hatte Nao sich nur unter seiner Decke eingekugelt und versuchte sich vor dem Aufwecken zu drücken. Aber da hatte er die Rechnung ohne uns anderen gemacht. Grinsend sah ich zu Takeru, der sich aufgesetzt hatte. Dieser nickte sofort und krabbelte zum Bettende. Wir zählten lautlos bis drei und stürzten uns dann auf den unter der Decke Liegenden, der vor Schreck aufquiekte und sich unter dem ganzen Haufen hervor wühlte. Entsetzt blickte er uns an. "Was macht ihr denn???" Lächelnd sah ich ihn an. "Na, wir wollten dich wecken!", gab ich erfreut zurück und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. "Also, auf auf! Wir wollen immerhin noch weg. Wo auch immer das hinführen wird, da das ja nur der liebe Takeru weiß." Der Genannte lachte leise und stand dann vom Boden auf. "Genau. Und damit wir so viel Zeit wie möglich dafür nutzen können, gehen wir jetzt nacheinander ins Bad und dann wird schön gefrühstückt!"
 

Keine Stunde später saßen wir schon am Tisch und bekamen leckere Pfannkuchen serviert. Wunderbar! Ich wusste nicht mehr wie lange, aber es war schon eine ganze Weile her, dass ich so etwas zum Frühstück bekommen hatte. Ich machte mir etwas Honig auf meine Pfannkuchen und aß sie genießend. Die anderen taten es mir gleich und gemeinsam genossen wir einfach dieses schöne Mahl, das uns serviert worden war. Takerus Mum schmunzelte leicht, da wir alle schwärmten, wie lecker es doch war und stellte uns dann noch frisch gepressten Orangensaft vor die Nasen. Glücklich führten wir uns auch diesen zu Gemüte, bis jeder von uns sich nur noch den Bauch rieb und nach hinten gelehnt da saß. Nun sahen Nao und ich Takeru neugierig an.

"Also sag schon. Was machen wir denn heute??"

Grinsend stand der Angesprochene auf und breitete seine Arme aus. "WIR gehen heute in den Freizeitpark!!!!"
 

Es dauerte nicht lange und schon standen wir vor dem Eingang des besagten Ortes, den wir den ganzen Tag jetzt unsicher machen würden. Nao klatschte freudig in die Hände. "Achterbahnen...Achterbahnen!!"

Leise lachte ich auf. Es war einfach immer wieder amüsierend, wie sehr Nao doch auf diese Teile abfuhr. Und wenn er Achterbahnen fuhr, dann wirklich jede, die er in einem Freizeitpark finden konnte. Da konnte man sich todsicher sein. Da Takerus Mum uns alle eingeladen hatte, zahlte sie uns noch die Karten und ließ uns dann alleine in den großen Park gehen. Sie würde uns dann abholen, wenn dieser schloss. Das hieß, dass wir bis um 21 Uhr in dem Park bleiben konnten und wirklich alles, was wir schafften auch fahren durften, ohne, dass ein Erwachsener uns etwas verbieten würde. Sofort schnappte Nao uns beide und lief direkt auf die erste Achterbahn zu, die ausgeschildert war. Oh ja, das würde wirklich ein langer Tag mit vielen Fahrgeschäften werden!

Jauchzend setzte Nao sich in die Bahn, die gerade besetzt wurde und ließ dann den Bügel runter, damit ihm auch ja nichts passieren konnte. Takeru und ich nahmen hinter ihm Platz. Wir waren etwas aufgeregter als er, denn Achterbahnen waren nicht gerade unser Ding. Aber ihm zu Liebe machten wir es immer mit und mit der Zeit machte es ja auch immer Spaß, da dieser Adrenalinkick im Körper einfach nur berauschend war. Daher waren wir auch total aufgeregt, als es dann losging. Natürlich wurden wir erst langsam in die Höhe gezogen und dann ging es los. Rasant fuhr die Bahn nach unten, raste um die Kurve in einen Looping und alle in der Bahn kreischten und lachten. Auch wir taten das. Nao hatte seine Arme in die Luft gerissen und freute sich sichtlich über die Fahrt. Seine Freudesrufe waren nicht zu überhören und so lachte ich die ganze Fahrt fröhlich vor mich hin, obwohl mein Magen ein bisschen rebellierte, da die Loopings den Pfannkuchen scheinbar nicht gut bekamen. Aber passiert war trotz allem nichts. Nach der ersten Bahn strahlte Nao uns glücklich an. "Und was machen wir jetzt? Die nächste Achterbahn oder ein Horrorhaus??" Ich sah Takeru an. "Mhhhhh", überlegte dieser. "Ich wäre ja für eines dieser großen Gruselhäuser. Hier soll eins sein, wo auch Zombies herumlaufen und so was...Da geht man nur mit der Taschenlampe durch und hat sonst kaum eine Lichtquelle im Haus." Schluckend sah ich ihn an. Das klang doch gruselig, aber es reizte mich dort hinein zu gehen. "Das nehmen wir!", sagten Nao und ich gleichzeitig, woraufhin wir alle lachen mussten. Es war einfach immer toll, wie gut wir uns doch verstanden. So machten wir uns auf den Weg zum besagten Haus, das schon von weitem zu sehen war, da es über mehrere Etagen ging und somit über viele andere Attraktionen überragte. Aufgeregt sah ich dieses große Gebäude an. "Wow...das ist ja Hammer...", sagte ich leise und wurde dann auch schon weiter gezogen. Am Eingang bekamen wir zwei Taschenlampen und wurden dann ins Dunkel geschickt. Sofort schalteten wir unsere Lichtquellen ein. Man sah wirklich kaum etwas. Nur ein paar rote Lichter erhellten spärlich die Gänge und merkwürdige Geräusche erklangen in diesen. Der Weg führte nicht immer nur über die Flure dieses nachgebauten Krankenhauses. Meistens musste man durch die Untersuchungsräume und die Krankenzimmer. In einem Raum lag eine Frau auf dem Tisch. Scheinbar war sie bei der Operation gestorben und nun lag sie mit geöffnetem Oberkörper dort. Leicht musste ich mir die Hand vor den Mund halten. Eklig sah es wirklich aus. Dies hielt uns aber nicht ab weiter zu gehen, denn ein Zurück gab es nicht. Wenn man raus wollte, dann beim Ausgang und der war noch einige Etagen von uns entfernt. Als wir die Leiche hinter uns gelassen hatten, sprang plötzlich ein Typ hinter einem Vorhang vor und ich kreischte auf. Gott! Das hatte mich so was von erschrocken. Natürlich verfolgte der uns dann auch noch und ich schleifte die anderen etwas schneller den Flur entlang. Hinter einer anderen Ecke kam noch einer vor und ich spürte, wie mein Herz in meiner Brust raste.

Im Treppenhaus hatten wir dann aber erstmal Ruhe. An diesem Ort tummelten sich keine lebenden Leichen, sondern nur richtige Tote. Diese wurden natürlich durch Puppen dargestellt, aber es war wirklich erstaunlich, wie echt das alles aussah. Ich hoffte nur, dass ich keine Alpträume davon bekommen würde. Natürlich war das nur ein Gruselhaus, aber ich kannte mich. Ich war recht anfällig für solche Dinge und in der Nacht könnte es passieren, dass ich es erneut durchlebte durch dieses Haus zu gehen. Diesmal nur alleine und ohne den Schutz meiner geliebten Freunde. Seufzend erholte ich mich kurz, während die anderen beiden schon oben an der Treppe waren. "Nun komm doch endlich, Hiroto! Es kann nur noch witziger werden", meinte Nao und ging dann schon weiter. Da ich nicht alleine bleiben wollte, lief ich ihnen nach und klammerte mich leicht an Naos Arm, der mich angrinste. "Keine Angst, ich beschütze dich vor diesen bösen Untoten~." Etwas angsterfüllt sah ich mich dann wieder um, als wir über einen erneuten Krankenhausflur gingen. Man hörte nichts. Und gerade das beunruhigte mich mehr als alles andere. Ruhe vor dem Sturm würde ich das nennen. Doch dann fing plötzlich Takeru an, zu kreischen. Erschrocken fuhr ich herum und sah, wie eine Hand nach ihm gegriffen hatte, und ihn am Shirt etwas zu sich zog. Sofort griffen Nao und ich ein und zogen ihn von dort weg. Gehetzt rannten wir den richtigen Weg entlang und flüchteten uns wieder in das sichere Treppenhaus. Und wir wollten wirklich noch 3 solche Etagen überstehen?? Aber das mussten wir ja, wenn wir hier irgendwann wieder heraus wollten.

Nachdem wir alle einmal tief eingeatmet hatten, gingen wir weiter. Wir waren zu dritt und würden es mit jedem Zombie aufnehmen, wenn er sich an uns herantraute. Indem wir uns nun gegenseitig Mut machten, überstanden wir die letzten Etagen. Doch direkt vor dem Ausgang passierte es. Als wir kurz vor der Tür waren, tauchten ganze fünf von diesen Untoten auf. Wir wussten natürlich, dass die uns nie etwas tun würden, da es ja nur Schauspieler waren. Und doch hatten wir Angst vor ihnen. Sie waren so eklig geschminkt, dass man dachte, dass man allein durch ihre Berührung ebenfalls so werden könnte. Verzweifelt sahen wir uns an. Dann packte Nao meine Hand. "Schnappe du dir Takerus... Wir stürmen da jetzt durch!!" Ohne mit der Wimper zu zucken, tat ich das, was er wollte und dann wurden wir auch schon hinterher gezogen. Von unserer Aktion mehr als überrascht, sprangen die fünf zur Seite und wir waren draußen. Als ich endlich wieder frische Luft atmete, sah ich in den Himmel und lächelte. Wir standen auf einer Art Feuerleiter, die wir jetzt nur noch runter mussten, um unsere Taschenlampen abzugeben und dann weiter durch den Park zu gehen.

Recht schnell standen wir dann auch wieder unten auf dem Boden und streckten uns. Nao pattete sich auf den Bauch. "Ich hab jetzt Hunger auf ein Eis. Wie sieht es bei euch aus?" Ich nickte und auch Takeru tat dies. "Na, dann ist das ja eine beschlossene Sache!"

Ohne zu zögern schritt Nao auch schon los und ließ uns ihm hinterher traben. Bei einem Eisstand holten wir uns jeder ein leckeres Eis und setzten uns dann auf eine Bank, um dieses in Ruhe zu essen. Ich lutschte an meinem Calippo mit Orangengeschmack und sah mich etwas um. Über all standen noch interessante Fahrgeschäfte und ich freute mich darauf, so viele wie möglich davon noch aus zu probieren.
 

Gegen 21 Uhr kamen wir aus dem Ausgang des Parks und gingen zum Parkplatz, wo schon die Mum von Takeru auf uns wartete. Ich wusste nicht mit wie vielen Dingen wir gefahren waren, aber es waren genug gewesen, denn in meinem Kopf drehte sich noch alles. Ich war froh, dass wir kaum etwas gegessen hatten, denn das hätte ich sonst bestimmt schon mehrmals verloren gehabt. Erleichtert setzten wir uns in den Wagen und freuten uns gerade einfach nur auf ein gemütliches Bett, auf das wir uns legen konnten. Dazu würde es garantiert noch eine Kleinigkeit zu essen geben und dann noch eine Mütze Schlaf, denn Takeru hatte schon angekündigt, dass wir am nächsten Tag noch eine kleine Tour durch Kyoto machen würden. Und er kündigte uns wirklich an, dass wir seine Freundin kennen lernen würden. Dies freute mich natürlich, denn ich war wirklich sehr gespannt auf sie.

Ich stellte mir vor, dass sie total süß und schüchtern war, denn das würde eindeutig zu Takeru passen. Er war zwar öfters total aufgedreht, aber eigentlich war auch er mehr als schüchtern. Und das machte ihn gerade zu so einer liebenswerten Person. Er wusste ganz genau, wann er sich zurückhalten musste und wann er einfach aufgedreht durch die Gegend rennen konnte. Seufzend lehnte ich mich an meinen besten Freund und zog einen etwas überraschten Blick von diesem auf mich. Er musste die Frage nicht stellen, denn ich wusste sie schon vorher. "Es ist nichts. Ich bin nur froh mal wieder hier zu sein und ich bin sehr gespannt darauf, wie deine Freundin denn so sein wird. Verrätst du uns denn schon ihren Namen?" Ich brauchte auch nicht aufsehen, denn ich konnte regelrecht spüren, dass eine zarte Röte sich auf seinen Wangen nieder gesetzt hatte. "Ihr Name ist Sayuri und sie geht in meine Parallelklasse", sagte er leise und tippte verlegen mit seinen Fingern auf seinen Beinen herum. Ich fand es einfach nur niedlich und wuschelte ihm durch die Haare. "Sehr schön. Ich bin gespannt, ob sie auch wirklich so ist, wie du uns immer vorschwärmst." "Ja das geht mir auch so", mischte Nao sich ein, der bis eben noch aussah, als wenn er schon längst schlief. "Aber so wie wir dich kennen, wird es schon so sein, denn du lügst ja nicht, oder doch Takeru??" Dieser schüttelte sofort den Kopf. "Nein! Wo denkt ihr denn hin? Gerade euch würde ich nie belügen, schließlich seid ihr sehr wichtig für mich und sollt mir ja vertrauen können." Lächelnd legten Nao und ich die Arme um ihn. "Das wissen wir doch und das gleiche gilt auch für uns. Du kannst uns immer vertrauen und wir dir. Wir sind die drei Musketiere aus Japan", meinte Nao lachend und knuffte Takeru freundschaftlich in die Seite.

Als wir dann endlich zu Hause waren, stiegen wir aus und ließen uns oben im Zimmer auf das Bett von Takeru fallen. Keine fünf Minuten später wurden uns ein paar Sandwiches gebracht und hungrig aßen wir diese auf, bevor wir uns dann schnell die Zähne putzten und müde in unsere Betten krochen.
 

Am Morgen wachte ich dadurch auf, dass ich angefangen hatte zu kichern. Irgendwer kitzelte meine Füße und ich lachte lauthals los. Um in Sicherheit zu kommen, krabbelte ich aus der Decke und sah den an, der mich gekitzelt hatte. Nao grinste mich an und meinte, dass es die Rache für den gestrigen Morgen war. Ich streckte ihm die Zunge raus und strich mir einige Haare aus dem Gesicht. Gähnend streckte ich mich und blickte hoch zu Takeru, der von meinem Lachen wach geworden war und grinste. "Morgen~", flötete er uns an und krabbelte zu uns auf den Boden. Frech knuffelte er mich erstmal durch und streckte sich dann auch.

"So Jungs. Heute macht euch ja schick, da ihr meine Freundin kennen lernt."

Nao musste leise lachen und schlurfte mal zu seinem Koffer, wo er einige Sachen raus holte. "Na, mach dir da mal keine Sorgen. Wir sind immer schick angezogen~." Mit diesen Worten verschwand er als erstes in das Badezimmer und ließ uns zurück. Seufzend legte ich mich noch mal hin, während Takeru seinen Kopf auf meinen Bauch bettete. "Weißt du, Hiroto...ich hoffe, dass auch du bald dein Glück findest. So wie ich es getan habe…" Leicht musste ich lächeln. "Ja, das hoffe ich auch." Und so schwer konnte das ja nun auch nicht mehr sein, denn es war nur noch eine Frage der Zeit, bis ich mich entschieden hatte.

Als Takeru anfing mich zu kitzeln, musste ich wieder lachen und rollte mich auf dem Boden von ihm weg. "Man! Nicht immer kitzeln!", sagte ich schmollend und blickte meinen Freund an. "Na, wieso denn nicht? Dann lachst du wenigsten ganz viel und wir lachen mit dir!"

Kopfschüttelnd lächelte ich. "Ja. Da hast du wohl recht, aber kitzeln ist trotzdem nicht fair!" Schmunzelnd stand der Blondschopf dann auf und half mir mit einem Ruck auch auf die Beine. "Na gut. Dann erzähle ich ab jetzt eben Witze, damit du lachst und nicht nur nachdenkst."
 

Nachdem wir alle geduscht waren, gingen wir jedoch ohne Frühstück aus dem Haus. Takeru sagte, dass seine Freundin ein Picknick vorbereitet hatte und darauf waren wir jetzt wirklich gespannt. Nicht nur, weil unsere Mägen vor Hunger schon knurrten, sondern auch, weil wir, also Nao und ich, endlich wissen wollten, wie dieses Mädchen denn nun sein würde. Und ob sie auch so gut kochen konnte, wie Takeru uns vorgeschwärmt hatte, wodurch unsere Mägen nur noch weiter in die Kniekehlen rutschten.

Im Park angekommen, sahen wir schon von weitem, dass auf dem Rasen ein Mädchen mit zwei Decken wartete. Als sie uns erblickte, stand sie auf und winkte uns fröhlich. Takeru lief natürlich sofort los und nahm sie in seine Arme, hob sie hoch und drehte sich glücklich mit ihr. Ich lächelte glücklich. Man konnte den beiden ansehen, dass sie wirklich verliebt waren. Nao und ich kamen dann auch kurze Zeit später an den Decken an und sahen schon die vorbereiteten Köstlichkeiten. "Ouh lecker...", haute Nao einfach raus und leckte sich über die Lippen. Ein leises Kichern war von der Seite zu vernehmen und ich sah auf Sayuri, die sich in den Armen von Takeru befand. "Ich hoffe auch, dass es schmeckt. Aber bevor wir anfangen...Mein Name ist Sayuri", sagte sie schüchtern und verbeugte sich leicht. Auch Nao und ich verbeugten uns. Takeru stellte uns dann auch vor und gemeinsam nahmen wir auf einer Decke platz. Sofort schnappte Nao sich einen der bereit gestellten Teller aus Pappe und füllte ihn sich mit leckeren Köstlichkeiten, die auf anderen Platten hingestellt worden waren. Auch wir anderen drei nahmen uns Essen und ich kostete erstmal immer nur ein kleines Stück von den Sachen, da ich ja nicht gierig wirken wollte. Aber Takeru hatte nicht gelogen. Sayuri konnte wirklich sehr gut kochen und auch backen, da sie noch einen Kuchen mitgebracht hatte. Genießend seufzte ich auf und ließ es mir schmecken.

Nao pattete mich grinsend und aß sichtlich vergnügt seinen Teller leer, den er sich dann noch einmal auffüllte. Sayuri schien es sehr zu freuen, dass wir alle so munter reinhauten und sich die Platten mit dem Essen allmählich leerten. Als wir dann wirklich alles aufgegessen hatten, strich ich mir über meinen vollen Bauch und konnte eigentlich gar nicht fassen, wie viel ich gerade gegessen hatte. So eine Menge verputzte ich sonst über den ganzen Tag hinweg und nicht bei einer Mahlzeit. Aber es gab auch schon schlimmeres. Das würde sich schon wieder abtrainieren lassen und so leckte ich mir noch mal über die Lippen.

Gelassen legte ich mich zurück und schloss kurz die Augen. Ich spürte später einen anderen Körper neben meinen und identifizierte es anhand der Atmung als Nao. Seufzend atmete er aus und fuhr sich durch die Haare. "Man...ich bin jetzt echt zum Platzen voll", meinte er grinsend und öffnete seine Augen, um zu Takeru und Sayuri zu schauen, die beide in ihrer eigenen Welt schwebten. Jedoch blieb Sayuri nicht lange, da sie wieder nach Hause musste. Ihre Eltern wollten mit ihr noch am Nachmittag zu ihren Großeltern fahren und so verabschiedeten wir uns leider schon nach einer Stunde von ihr. Nun blickte Takeru uns neugierig an. "Und? Was haltet ihr von Sayuri?", wollte er aufgeregt wissen. Ich blickte zu Nao und er zu mir. Leichte gab er mir ein Nicken und ich schaute wieder zu unseren blonden Jungen. "Du hast unseren Segen", meinte ich grinsend und schon stürzte Takeru sich auf uns und knuffte uns so richtig durch. "Na, dann bin ich ja beruhigt!"
 

Als wir uns dann nach einigen Minuten vom Essen erholt hatten, gingen wir direkt in die Innenstadt. Takeru wollte ein bisschen mit uns shoppen und da das leider auch schon unser letzter Tag zusammen war, wollten wir diesen auch nutzen. Und ein paar neue T-Shirts konnten ja eindeutig nicht schaden. Unser Blondschopf berichtete uns auch, dass ein neuer Laden in unserem beliebtesten Einkaufszentrum eröffnet hatte und den wollten wir nun auch erkunden. So wie Takeru den jedenfalls beschrieb, konnte man dort wirklich gut einkaufen. Es dauerte auch nicht lange und schon waren wir da. Der Laden wirkte von außen recht cool und im Schaufenster waren für mich sehr interessante Klamotten ausgestellt. Auch Nao nickte leicht, als Takeru uns abwartend ansah. "Na, dann nichts wie rein!", meinte dieser voller Elan und zog uns mit hinein.

Neugierig blickte ich mich um. Sofort marschierte ich auf einen Ständer mit bedruckten T-Shirts zu, die in allen Farben des Regenbogens und des Tuschekastens erstrahlten. Ich entschied mich später für drei in etwas unauffälligeren Farben, die ich anprobieren wollte. Meine zwei Freunde taten es mir fast gleich, wobei sie jedoch eher nach Hosen schauten. Aber von denen hatte ich noch genug neue, die ich noch gar nicht getragen hatte. Gut, ich besaß auch eine Menge an Oberteilen, aber davon konnte man wirklich nie genug haben!

Zufrieden mit meiner Auswahl ging ich dann auch in eine der Kabinen und probierte alles durch. Mir selbst zu nickend, wählte ich dann alle drei Oberteile aus und kam damit wieder aus der Kabine. Meine zwei Freunde waren irgendwie verschwunden und so vermutete ich, dass auch sie gerade einige Dinge anprobierten. Somit wartete ich vor den Kabinen und gähnte leicht. Das viele Essen hatte mich ganz schön müde gemacht und ich musste mich unbedingt bewegen, um wach zu bleiben. Während ich so wartete, ließ ich meinen Blick noch etwas durch den Shop schweifen. Durch Zufall entdeckte ich noch ein Oberteil, was mir sofort zusagte. Es war zwar weiß und Pink, aber dieses Sweatshirt war einfach nur toll und es hatte eine so große Kapuze. Sofort ging ich zu den Regalen mit meinem neuen Traumoberteil und suchte mir meine Größe raus. Ich zog es über mein Shirt an und es passte perfekt. Gut, also würden es vier und nicht nur drei Teile sein, die ich mir heute kaufen würde, aber das war egal. Denn ich musste es einfach haben!

Mit den ganzen Sachen ging ich dann wieder zu den Kabinen und wartete. Kurz darauf kamen meine beiden Vermissten dann auch jeweils aus einer und grinsten mich an. "So, dann mal ab zur Kasse oder?", fragte ich sie grinsend und ging mit ihnen nach einem einverständigen Nicken zur Kasse. Nachdem ich meine Sachen dann auf den Verkaufstisch gelegt hatte und die Verkäuferin alles eingegeben hatte, zahlte ich brav und freute mich, dass ich die Tüte in die Hand gedrückt bekommen hatte.

Natürlich wartete ich, wie es sich gehörte, auf meine Freunde und zusammen gingen wir dann aus dem Laden und machten uns auf den Weg zu einer Eisdiele. Ich wusste zwar nicht warum, aber wir alle hatten jetzt großen Hunger auf ein Eis. Natürlich war Nao mal wieder der Auslöser dafür. Irgendwie konnte er immer etwas Essen und das in Massen, das war manchmal wirklich beängstigend. Aber da wir nicht alle Tage so miteinander herumhängten, gönnten wir uns einfach immer etwas.

Vom Shoppen 'erschöpft' ließen wir uns auf eine Sitzbank fallen und schauten in die Eiskarte. Was sollte ich denn diesmal nehmen? Der Nussbecher sah ja wirklich richtig lecker aus. Mit so vielen leckeren Nusssorten und Sahne und...ja! Der war genommen. Takeru bestellte sich einen Banana Split und Nao wollte einen leckeren Schokoladenbecher haben. Gespannt warteten wir nun auf das Eis und zeigten uns dabei gegenseitig, was wir so genommen hatten. Meine Freunde fanden, dass mein Sweatshirt echt total gut aussah und das freute mich sehr, denn sie waren immer ehrlich und wenn sie es scheiße gefunden hätten, ja dann hätte ich es wohl niemals angezogen, aber so konnte ich es immer tragen, wenn ich wollte.

Zufrieden mit meinem Einkauf packte ich alles weg und strahlte den Eisbecher an, der vor mir auf den Tisch gestellt wurde. Ouh ja! Das war wirklich etwas, was ich jetzt wirklich verschlingen wollte und das tat ich. Aber nicht nur ich war so versessen darauf, das Eis zu essen. Nao machte sich gleich über den Becher her, als er auf dem Tisch stand und leckte sich etwas Schokoladensoße von den Lippen. Kichernd knabberte ich an meiner Waffel und tunkte sie erneut in die Sahne mit der leckeren Soße. Auch Takeru genoss sein Eis sichtlich und lutschte etwas an den Bananenstückchen herum, die er dann später auch ordentlich weiter aß.

Verfressen wie wir dann auch noch waren, klaute jeder sich einen Löffel Eis von den anderen und probierte dieses so mit auch noch. Natürlich wussten wir, wie das alles schmeckte, aber es machte einfach Spaß den anderen zu ärgern und sich einfach bei dessen Becher zu bedienen.
 

Am Abend saßen wir wieder bei Takeru auf dem Bett. Nach ein paar weiteren Shoppingläden, war ich um ganze 4 Oberteile und 3 Hosen reicher. Dabei wollte ich doch eigentlich keine Hosen kaufen, aber irgendwie schaffte ich das nie. Angestrengt versuchte ich nun die neuen Sachen in meinen Koffer zu quetschen und gab es nach fünf weiteren Minuten dann auf. Takeru lachte mich etwas aus und ich sah ihn mit Schmollmund an. "Das ist nicht lustig", meinte ich und stand dann wieder vom Boden auf, auf den ich mich gerade gehockt hatte, um den Koffer zuzubekommen. "Ja schon, aber es sah einfach nur herrlich aus, wie du versucht hast den Koffer zuzumachen. Aber egal jetzt. Vergesst nicht, dass wir jetzt gemeinsam Sushi machen wollten", sagte Takeru grinsend und klatschte in die Hände.

Schon wieder etwas Essen? Irgendwie hatte ich da keine Lust zu, aber doch reizte es mich, mit ihnen das Sushi zu machen und ich konnte mir einfach nur vorstellen, dass es lustig werden würde. So ergab ich mich und trabte den anderen beiden hinterher, die sich schon auf den Weg in die Küche gemacht hatten.

Unten war alles schon vorbereitet und wir mussten nur noch den Reis kochen, den Fisch schneiden und dann alles schön fertig rollen. Somit war ich mit der Aufgabe betreut worden, den Fisch in schöne dünne Scheiben und kleine Stückchen zu schneiden, wofür ich mir sofort eines der scharfen Messer nahm, die Takerus Mum uns hingelegt hatte. Wir hatten Thunfisch, Lachs und Garnelen zur Bestückung für die Sushisrollen zur Verfügung und sogar noch etwas Kaviar, mit denen wir sie verzieren konnten.

Nao machte sich daran den Reis zu kochen und Takeru bereitete die Seealgenblätter vor, in dem er sich etwas im Wasser einweichte und sich dann darum kümmerte, noch etwas Avocado und auch Gurke zu schneiden. Danach bereitete Nao noch etwas Omelett vor, dass wir dann mit dünnen Algenstreifen auf den Reis binden würden. Fröhlich stimmten wir dann ein Lied der Sex Pistols an und tippten uns immer mal mit der Hüfte an, um zu zeigen, dass man Spaß an der ganzen Sachen hatte. Während ich den Fisch klein machte, klaute ich mir immer mal ein Stück davon und summte fröhlich das Lied weiter. Gott, wie liebte ich doch Sushi und roher Fisch schmeckte, wenn er so frisch war wie unserer, einfach nur göttlich. Takeru beschwerte sich auf einmal und ich hielt ihm ein Stück Lachs hin. Sofort schnappte er mit den Lippen danach und grinste mich zufrieden an. "Na geht doch", meinte er dann frech und ich musste laut lachen. Nao stand dann natürlich auch schon neben mir und auch ihn fütterte ich mit etwas Lachs, den ich gerade abgeschnitten hatte von dem großen Lachsstück. Nachdem ich dann mit allem fertig war, legte ich die Stücke in einzelne Schalen und half dann Takeru bei den Gurken und Avocados. Diese sortierten wir auch in einzelne Schälchen und blickten dann zu Nao. Dieser hob den Daumen und schüttete gerade das Wasser aus dem Reistopf. Den stellte er uns dann vor die Nase und nun konnte es beginnen. Takeru holte ein Seealgenblatt aus dem Wasser und legte es auf die Bambusmatte, die wir später zum Einrollen benutzen würden. Danach tat Nao genug von dem Klebereis auf das Blatt und ich legte auf diesen dann Fisch, Avocado und bestrich alles mit ein bisschen Wasabi, um Schärfe rein zu bringen. Nachdem wir fünf von diesen Rollen gewickelt hatten, wobei wir zwei mal Lachs hinein getan hatten, machten wir uns an die Rollen, wo der Reis außen klebte und mit Sesam oder Kaviar verziert wurden.

Nach gut einer Stunde waren wir dann mit allem fertig. Die Garnelen hatten wir in einer Pfanne kurz angebraten und wickelten sie gerade noch auf die Reishäppchen, als Takerus Mutter schaute, wie weit wir waren. "Oh", sagte sie überrascht. "So, wie es aussieht, muss ich schon den Tisch decken, was?" Wir nickten nur und schlossen unsere Arbeit zufrieden ab. Von uns selbst überzeugt, besahen wir uns das Ergebnis noch mal und trugen dann die drei vollen Platten ins Esszimmer, wo Takerus Eltern schon saßen und unser Werk bestaunten. Seine Mum war wirklich begeistert von uns und wir drei grinsten glücklich. Immerhin war es selten, dass eine erfahrene Köchin drei Laien so sehr lobte, wie uns.
 

Nach gut zwei Stunden des schönen Beisammen seins, gingen wir drei dann wieder nach oben und setzten uns auf den Boden. Wir saßen uns so gegenüber, dass wir uns alle ansehen konnten. Seufzend ließ Nao den Kopf hängen. Er war immer traurig, wenn die Tage sich dem Ende neigten, die wir zusammen verbrachten. Auch mir ging es nicht besser, denn es machte mir schon ganz schön zu schaffen, dass wir doch so weit auseinander wohnten und uns nur noch so selten sehen konnten, während wir früher jeden Tag zusammen waren. Takeru merkte, dass wir betrübt waren und kniff uns beiden leicht in die Wange. Verwirrt sahen wir ihn nun an. "Jetzt hört mal", begann er dann. "Zwar werden wir uns morgen wieder verabschieden müssen, so wisst ihr doch, dass es nicht das letzte Mal war, dass wir uns gesehen haben. Zu dem...ihr habt doch die Bilder auf eurer Kamera und wenn ihr euch einsam fühlt, dann schaut sie euch an und denkt an die paar Tage zurück, die wir mit einander verbrachten haben und dann lächelt..."

Abwartend sah er uns an und wir beide schenkten ihm ein Lächeln. Er hatte ja Recht. Warum jetzt Trübsal blasen, wenn wir uns einfach auf unser erneutes Wiedersehen freuten konnten und diesen Abend einfach noch zusammen genießen sollten, da der Tag ja immerhin noch nicht um war. Grinsend pattete er uns nun. "Na, es geht doch! Also was machen wir denn jetzt noch schönes?", fragte er neugierig und sah uns dabei wieder neugierig an. Ja, das war wirklich eine sehr gute Frage und überlegend presste ich meine Lippen leicht aufeinander und schloss die Augen etwas. Bevor ich aber etwas sagen konnte, kam Nao schon mit einer Idee. "Wie wäre es, wenn wir mal wieder ein Brettspiel spielen würden? Also so was wie Monopoly." Fragend blickte er uns an. Sofort nickte Takeru. "Ja, da wäre ich sehr für! Das haben wir wirklich schon lange nicht mehr gemacht!" Ohne auch nur zu warten, stand unser Blondschopf auf und 'stürmte' zu seinem Schrank, wo er dann das Spiel herausholte. Freudig bauten wir dann alles zusammen auf und mit dem Würfel in der Hand legte ich dann los und eröffnete das Spiel.
 

Ich wusste nicht wann, aber erst spät in der Nacht waren wir mit dem Spielen fertig und Nao 'schwamm' in seinem gewonnen Papiergeld herum. Es sah einfach nur total bescheuert aus und so lagen Takeru und ich lachend auf dem Boden. Da wir aber auch müde waren, ließen wir die Sachen später einfach so liegen und krabbelten nur noch müde murmelnd in unsere Betten, wo wir auch sofort einschliefen. Erschöpft kuschelte ich mich schlafend in meine Decke und schnuffelte das Kissen, als wenn es ein Teddybär wäre.

What should I do?

Ja da haben wir Kapitel 6.

Und ich muss euch etwas trauriges sagen. Das 7. Kapitel wird das Letzte sein (;___;)
 

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Leider war heute der letzte Tag der Golden Week und es regnete. Ich saß zu Hause auf meinem Fensterbrett und sah in den Regen hinaus, der schon seit gestern Abend auf die Erde nieder ging. Manchmal konnte ich einfach nicht fassen, dass das Wetter sich so schnell änderte. Von einem Moment auf den nächsten kam es von Sonne zu Regen und alle Menschen versuchten nur noch so schnell es ging nach Hause zu kommen, wo es trocken und warm war. Seufzend lehnte ich meine Stirn gegen die kalte Scheibe.

Die Tage mit meinen beiden Freunden waren jetzt leider schon seit guten 39 Stunden vorbei und ich wünschte mir, dass ich die Zeit zurückdrehen könnte und die Tage noch mal erleben würde. Ich konnte da einfach so gut ausspannen und jetzt blickte ich wieder dem eintönigen Schulleben entgegen und den Tücken des Alltages. Ich fragte mich jedoch, was wohl Shou und Satoshi gerade machten. Ob sie sich auch wünschten, dass wir noch länger frei hätten?

Das würde ich wahrscheinlich eh nicht erfahren und so schaute ich weiter die Leute an, die mit ihren Schirmen in der Hand nach Hause liefen.
 

Montagmorgen. Gähnend saß ich am Frühstückstisch und schaute verwundert auf, als es plötzlich klingelte. Meine Eltern waren beide schon weg und ich persönlich erwartete ja auch niemanden. So ging ich also verwundert zur Tür und öffnete sie. Blinzelnd blickte ich in Satoshis Gesicht, der mich fröhlich anlächelte.

"Morgen", sagte er gleich freundlich. "Hast du Lust mit mir zur Schule zu fahren? Ich nehme dich mit." Überrascht sah ich erst ihn an und dann seine Maschine, die vor unserer Ausfahrt stand. Ich war mir nicht wirklich sicher, aber eigentlich war sein Vorschlag ja recht niedlich. Daher nickte ich leicht.

"Ja, aber ich bin noch nicht fertig mit frühstücken", murmelte ich verlegen und er grinste nur noch breiter. "Na, dann warte ich eben solange~."

Doch anstatt mit ins Haus zu kommen, ging er zu seinem Motorrad und zündete sich eine Zigarette an. Leicht schüttelte ich den Kopf darüber, ging wieder zurück in die Küche und aß meine Schüssel Corn Flakes zu Ende. Danach schaute ich noch schnell mal nach, ob denn auch alles in meiner Tasche war, da ich aber nichts mehr fand, was fehlte, ging ich mit Sack und Pack aus dem Haus, schloss ab und gesellte mich zu ihm und seinem Höllengefährt auf zwei Rädern. Dort reichte er mir einen zweiten Helm, setzte sich auf die Maschine und klappte die Fußrasten für den Beifahrer runter. Dadurch konnte ich, wobei ich mich natürlich auch an ihm festhielt, auf das Motorrad steigen, legte sofort die Arme um ihn und hoffte einfach nur, dass ja nichts passieren würde. Ebenfalls hatte ich auch leicht Angst davor, dass mein Vater uns sehen könnte, denn der war auch nicht gerade gut auf Satoshi zu sprechen. Aber das ließ sich jetzt nun mal auch nicht ändern.

Es dauerte wirklich nicht sehr lange, da kamen wir dann schon an der Schule an. Leicht wacklig auf den Beinen stieg ich von dem Gefährt ab und nahm auch den Helm von meinem Kopf. Ich fragte mich wirklich, wie man sich täglich so etwas antun konnte. So eine Maschine war nun wirklich nichts für mich, da zog ich ein Auto wirklich vor. Das war wenigstens etwas sicherer. Da musste man keine Angst haben, dass es plötzlich einfach zur Seite fiel, wenn man in einer Kurve fuhr.

Mein Blick fiel auf die Schuluhr. Wir waren sogar früher da als sonst und das verwunderte mich etwas. Eine warme Hand an meiner Hüfte holte mich aus meinen Gedanken zurück und ich blickte zu dem anderen, der mir in die Augen sah. Er lächelte gerade wieder so zauberhaft und ich seufzte innerlich auf. Warum konnte er denn nicht immer so lieb sein? Ich schenkte ihm ebenfalls ein Lächeln und eigentlich wollte ich mich wegdrehen, als er sich nach vorne beugte, aber irgendwie wollte ich ihm dann doch nicht wehtun und ließ zu, dass er mich küsste. Zärtlich bewegten unsere Lippen sich gegeneinander und ich legte meine Hand auf die seine, streichelte etwas mit den Fingerspitzen über die Haut von dieser. Ich vernahm sein leises Schnurren und musste kichern. Scheinbar verwunderte ihn das leicht, denn er löste sich von mir und blickte fragend in meine Augen. Ich schüttelte aber nur den Kopf und zwinkerte ihm schelmisch zu, bevor ich mich dann von ihm löste und mich langsam in Richtung des Schulgebäudes begab. Sofort folgte er mir und ging stumm neben mir her. "Wie war der Rest deiner Golden Week", fragte ich dann und sah ihn lächelnd an. Erst schaute er mich verwirrt an, dann lächelte er aber.

"Ich habe mich nach langer Zeit mal wieder mit meinem Vater getroffen und wir hatten 'n richtig tolles Wochenende, aber das kam nicht an den schönen Tag heran, den wir beide zusammen verbracht hatten."

Leicht nickte ich und schmunzelte. Wollte er sich vielleicht einschleimen, wenn er sagte, dass unser Tag für ihn unvergesslich war? Ich glaubte da irgendwie nicht dran und knuffte ihm in die Seite, die er sich dann leise lachend hielt.

"Okay...es war beides einfach toll! Ich gebe es ja zu." Zufrieden nickte ich und streckte ihm die Zunge raus. Es kam selten vor, dass ich mich so unbeschwert bei jemandem benehmen konnte, aber irgendwie strahlte Satoshi so eine Ruhe aus, die mich einfach immer wieder in ihren Bann zog und nicht mehr so schnell los ließ. Ihn schien es hingegen auch sehr zu beruhigen, wenn ich bei ihm war, denn es kam kaum noch vor, dass er sich von den anderen in unserer Klasse dumm angemacht fühlte, was noch am Anfang der Fall war. Ich war sehr froh darüber, denn diese ständigen Streitereien wegen Kleinigkeiten konnte ich einfach nicht verstehen. Für mich waren sie mehr als sinnlos.

Im Klassenraum angekommen, setzte ich mich erstmal auf meinen Tisch, streckte mich noch einmal und sah dann an die Tafel. Es standen immer noch die Matheformeln von unserer letzten Stunde vor der freien Woche dran und ich schüttelte den Kopf. Irgendwie waren die meisten meiner Mitschüler einfach zu doof, um ihren Tafeldienst durch zu führen. Dabei war es nun wirklich nicht so schwer schnell einen Schwamm in die Hand zu nehmen und die Kreide abzuwischen. Das würde keine zehn Sekunden dauern, aber das war ihnen wohl schon zu lange. Somit begab ich mich nun dorthin, nahm den Kreideschwamm und wischte erst einmal die Tafel ab. So konnte man das immerhin nicht lassen. Schmunzelnd beobachtete Satoshi mein Treiben.

"Weißt du was ich toll fände?", begann er dann leise, wodurch ich mich zu ihm umdrehte und ihn fragend ansah.

"Öh...nein, aber du wirst es mir doch bestimmt gleich sagen, oder?", fragte ich ihn süß und warf ihm einen kleinen Luftkuss zu, den er mit seiner Hand auffing.

"Ich fände es einfach toll, wenn du mal meine Maschine mit einem Schwamm waschen und dabei nur eine enge Panty tragen würdest", sagte er breit grinsend und duckte sich sofort, als ich den Schwamm nach ihm warf.

"Boah! Hör auf an so etwas zu denken!", murrte ich beleidigt und drehte ihm den Rücken zu. Sofort kam er, zusammen mit dem Schwamm - den er aufgehoben hatte - zu mir an die Tafel und legte die Arme sanft um mich.

"Tut mir Leid...aber das Bild hatte sich gerade in meinem Kopf festgesetzt gehabt und ich wollte es dir eben mitteilen", säuselte er leise und küsste mich auf die Wange. Seufzend gab ich nach. Es war einfach zu niedlich, wie er sich sofort wie ein kleiner Junge bei mir entschuldigte. "Na gut...ich verzeihe dir."
 

Pünktlich traf unser Lehrer zum Unterrichtsbeginn ein und klappte erstmal seine Mappe für die organisatorischen Dinge aus. Da unser Mathelehrer auch unser Klassenlehrer war, konnten wir diesen Dingen leider nie entfliehen. Abwartend saßen wir also da. Er würde bestimmt auch bald wieder etwas zu dem geplanten Theaterstück zu Weihnachten sagen, wo jede Klasse einen Schüler freigeben musste, der dann eine Rolle in dem Stück, das vor der ganzen Schule samt den Eltern aufgeführt wurde, spielen musste. Mich hatte es dabei zum Glück noch nie getroffen, aber man konnte ja nie wissen.

Seine Brille ordentlich aufsetzend blickte er uns alle an und lächelte. "Wie ich sehe seid ihr alle erholt aus den kurzen 'Ferien' zurückgekommen und keiner hat sich auf dem Weg zur Schule verlaufen." Ein leises Schmunzeln ging durch die Klasse. "Um nun aber wieder auf das wesentliche zu kommen", setzte er fort, "wie ihr alle ja wisst, ist in ein paar Wochen wieder Weihnachten und es wird Zeit für die Proben für das Weihnachtsstück. Diesmal wird Romeo und Julia aufgeführt."

Oh, das war wirklich ein tolles Stück. Eines von Shakespeares besten Stücken wie ich fand. Unser Lehrer blickte dabei aber auf mich und das wunderte mich sehr, denn es kam selten vor, dass er bei solchen Dingen direkt in meine Richtung sah. Vielleicht irrte ich mich ja auch, aber ich hatte da so das leichte Gefühl, dass das nicht so war. Schluckend wartete ich also ab. "Der Schulrat hat dabei jedoch diesmal entschieden, wer welche Rolle übernimmt und so darf ich um einen Applaus für Hiroto bitten, der in diesem Jahr unsere Klasse vertreten wird." Ein leises Gejubel trat ein, was mich aber sehr verwunderte. Ich dachte immer, dass meine Klasse mich hasste, aber scheinbar irrte ich mich? Nun ja. Ich konnte es nicht wirklich sagen, aber ich war mehr als überrascht, dass ich ausgesucht wurde. Ich war zudem auch sehr gespannt, wen ich spielen dürfte. Unser Lehrer überreichte mir dann das Manuskript, welches ich öffnete. Doch als ich den Namen, der angestrichen war, sah, erschrak ich einfach nur. Das konnte doch wirklich nicht sein. Das musste doch ein Irrtum sein. Immerhin konnte ich doch nicht die >Julia< spielen. Ich war doch kein Mädchen. Schluckend legte ich das Manuskript erstmal beiseite. Das musste ich nun wirklich erst einmal verdauen. Und vielleicht konnte ich ja mit dem Theaterleiter darüber reden. Es könnte ja auch einfach nur ein Irrtum sein. Nein, es musste sogar einer sein! Ich war ein Junge! Und Jungs spielen keine weiblichen Rollen, jedenfalls nicht mehr!

Unser Lehrer war im Gegensatz dazu schon längst zu seinem normalen Unterricht zurückgekehrt und wiederholte noch einmal, was wir vor der freien Woche so gemacht hatten. Die meisten murrten nur genervt auf und legten die Köpfe auf die Arme. Ihre Begeisterung hielt sich sichtlich in Grenzen, was ihn aber trotzdem nicht davon abhielt weiter zu machen. Seufzend schlug ich erstmal meine letzten Aufzeichnungen auf und ergänzte einige Dinge, die er ganz neu erwähnte, was aber nur den wenigsten wirklich auffiel. Die meisten saßen eigentlich nur hier, weil ihre Eltern sie sozusagen dazu nötigten.

Meine Gedanken kreisten aber eigentlich eher um das Theaterstück. Es ging mir einfach nicht aus dem Kopf, dass ich die Julia spielen sollte. Warum zum Teufel passierte gerade mir das?? Irgendetwas lief hier wirklich nur verkehrt und ich konnte nur nicht sagen, was. Wieder seufzte ich auf und jetzt sah mein Lehrer mich fragend an. "Stimmt etwas nicht, Hiroto?" Verwirrt sah ich auf, schüttelte auch sofort den Kopf. "Nein, alles okay, Herr Takashima", meinte ich lächelnd und er widmete sich auch wieder seinen Erklärungen.

Ich ließ nur wieder den Kopf hängen und blies gerade einfach nur Trübsal. Wie sollte ich denn das meinen Eltern erklären? Sie wären bestimmt richtig stolz, dass ich beim Stück mitspielen würde, aber bei der Rolle wären sie sicherlich auch enttäuscht. Auch wenn die weibliche Hauptrolle etwas sehr wichtiges ist, so bin ich nun wirklich nicht dafür geeignet. Immerhin hatte ich ja noch nicht einmal lange Haare, aber wozu gab es denn Perücken? So eine Antwort würde ich bestimmt vom Leiter der Theatergruppe hören. Mir musste unbedingt etwas einfallen, dass ich mit jemand anderem die Rolle tauschen könnte, denn ich wollte nicht als Julia von irgendwem geküsst werden. Leicht erschrak ich von meinen Gedanken. War das wirklich mein größtes Problem? Von irgendwem geküsst zu werden? Dafür würde es sicherlich eine Lösung geben, immerhin küssten sich die Filmstars auch nicht immer richtig. Meinen Kopf stützte ich auf eine Hand und blickte nach vorne an die Tafel. Es wurde doch langsam Zeit, dass ich mich den Herausforderungen stellte, die man mir vor die Füße warf und das war jetzt eine. Ob Julia hin oder her ich würde meine Klasse perfekt vertreten, damit unser Lehrer stolz sagen könnte, dass er die beste Klasse der ganzen Schule hatte, denn von den Leistungen her waren wir jetzt auch nicht so schlecht, sah man mal von den paar Schülern ab, die so gut wie gar nichts machten.

Und wahrscheinlich wäre ich bei meinen Mitschülern wieder unten durch gewesen, wenn ich feige nach einer anderen Rolle gefragt hätte. Also...let's do it!
 

Aufgeregt stand ich in der großen Pause mit einigen anderen Schülern im Proberaum der Theater AG und wartete auf den Lehrer, der dies alles leiten würde. Zu meiner Verwunderung war auch Aoi anwesend. Dabei dachte ich immer, dass er schon vor zwei Jahren in einem der Stücke mitgespielt hatte. Aber scheinbar war er wohl so gut gewesen, dass er noch einmal ausgewählt wurde. So etwas soll immerhin schon öfters vorgefallen sein. Sein Blick traf den meinen und er zwinkerte mir zu, wobei er sich leicht über die Lippen leckte. Schluckend wendete ich den Blick ab und sah dann den Lehrer reinkommen. Persönlich war ich ihm irgendwie nie begegnet, obwohl ich schon seit gut vier Jahren auf dieser Schule war. Aber man konnte ja auch nicht jeden kennen, selbst wenn der eigene Vater der Direktor der Schule war.

Freundlich nickte er uns allen zu, nahm seine Liste und fragte alle Namen ab, die auf dieser standen. Als mein Name ertönte, antwortete ich mit einem >hier< und er blickte mich an. "Ah, du bist also die Julia. Ja, doch mit dem lässt sich was anfangen", meinte er dann, als er mich kurz gemustert hatte. Aber was sollte das bitte heißen? War ich etwa für diese Rolle nicht gut genug? Leicht verärgert darüber verschränkte ich meine Arme und sah den Kerl auch mal so musternd an. Scheinbar hielt er sich für etwas besseres, nur weil er eine Brille und so einen komischen Ziegenbart trug, der ihm noch nicht einmal stand. Tze. So etwas eingebildetes von dem. Plötzlich spürte ich einen Arm um mich und quiekte erschrocken auf. Der Arm gehörte zu Aoi, der leise lachte, da ich scheinbar in seinen Augen sehr amüsant reagiert haben musste. Leicht zischend sah ich ihn an. Er wusste doch genau, dass ich mit Shou 'zusammen' war und dann wagte der es sich wirklich, sich erneut an mich heran zu machen?

"Na na, meine Julia", sagte er schmunzelnd, "Du musst schon lieb zu deinem Romeo sein, sonst wird das ganze Stück ja den Bach runter gehen. Schließlich sollen wir uns lieben und nicht hassen." Wieder lachte er leise, als er meinen leicht entsetzten Gesichtsausdruck ansah. Das konnte ich gerade wirklich nicht fassen. Bestimmt hatte Aoi seine Finger da mit im Spiel, dass ich ja die Julia spiele, immerhin konnte er sich so an mich heran machen, ohne, dass Shou auch nur ansatzweise etwas dagegen tun konnte. Verdammt!

Sanft kraulten seine Finger dann über meine Seite und er gab mir einen kleinen Kuss in die Haare. Dann ließ er jedoch wieder von mir ab und sah mich ernst an. "Und ich warne dich. Solltest du dich weigern, dann werde ich dir wehtun! Ich hoffe wir haben uns da gut verstanden, mein Kleiner!" Mit diesen Worten ließ er mich stehen. Tief atmete ich durch. Schon wieder so eine Drohung. Und schon wieder konnte ich nichts dagegen tun, außer mitzuspielen. Doch ich würde nur das machen, was im Skript stand und da ich dieses kannte, konnte er vergessen, dass er mich in sein Bett oder sonst wo hin bekam! Es wurde wirklich Zeit, dass ich mich selbst wehrte und nicht immer nur andere mich beschützen ließ.
 

Angesäuert kam ich dann von der Pause zurück in meinen Klassenraum, wo Satoshi schon neugierig wartete. Scheinbar interessierte es ihn, was genau für eine Rolle ich denn spielen würde, da ich zu ihm gesagt hatte, dass ich es ihm nach der Pause erzählen würde. Innerlich seufzend setzte ich mich also so hin, so dass ich ihn ansehen konnte. Kurz überlegte ich, wie ich es denn formulieren sollte und blickte ihn dann ernst an. Kurz blinzelte er mich an, setzte sich dann aber ordentlich hin und wartete brav ab, was ich ihm denn zu sagen hätte.

"Also", begann ich dann langsam mal, "ich werde die Julia spielen. Und bevor du irgendetwas sagst...Aoi wird der Romeo sein und ich bin fest davon überzeugt, dass er da seine Finger mit ihm Spiel hatte, damit ich die weibliche Hauptrolle bekomme."

Nun war ich gespannt. Die Miene des anderen verfinsterte sich kurz, aber da ich ihn mahnend ansah, schien er sich schnell wieder zu beruhigen und seufzte. "Dann solltest du auf dich aufpassen", murmelte er leise und blickte mich irgendwie besorgt an. "Ich kann dich leider bei solchen Angelegenheiten nicht beschützen...."

Ich schenkte ihm ein leises Lächeln und strich sanft über seine Wange. "Das musst du auch nicht...Ich werde das diesmal ganz alleine schaffen. Versprochen." Wieder seufzte er nur leise und nickte. Was anderes blieb ihm ja eh nicht übrig, da er schlecht auf den männlichen Hauptcharakter des Stückes losgehen konnte, wenn dieser mir in der Kussszene die Lippen aufdrückte. Doch ich würde auch dafür eine Regelung mit dem Theaterleiter finden, denn sonst müsste er mich rausschmeißen. Schließlich konnte ich ihm ja erklären, dass ich nicht schwul sei und es mich mit Ekel erfüllen würde, von einem Jungen geküsst zu werden, auch wenn er noch so gut aussah. Das wäre zwar eine Lüge, aber das geht diesen Typen ja eh nichts an. Natürlich könnte diese Ausrede jedoch schief gehen, wenn Aoi herum erzählt hätte, dass ich mit Shou 'zusammen' war. Dann könnte ich so etwas natürlich nicht bringen. Aber irgendwie würde ich das hin bekommen, davon war ich fest überzeugt.

Zu meinem Pech musste ich jedoch gleich an diesem Nachmittag zum ersten Gespräch der Gruppe da bleiben und konnte nicht noch einmal mit Shou darüber reden, der es wahrscheinlich genauso ungut gefunden hätte wie Satoshi. So musste das eben warten. Ich hoffte jedoch nur, dass ich noch keine große Probe mit Aoi machen musste, denn von uns konnte ja noch keiner den Text und dann wäre es unsinnig gewesen, schon mit den Hauptszenen anzufangen. Erstmal sollte doch jeder den Text können, dann konnte man weitersehen. So sah ich das jedenfalls, aber ob der Lehrer das auch tat, war eine ganz andere Sache.
 

Da saß ich nun später wieder zwischen den anderen Mitgliedern der Truppe. Wir alle hatten unsere Skripte aufgeschlagen und warteten auf den ersten Auftrag, den der Leiter uns geben wollte, aber irgendwie ließ er sich recht viel Zeit damit und ich musste hinter vorgehaltener Hand gähnen. Da er jedoch zu vertieft in seinem Text war, hatte er das zum Glück nicht gesehen. Leise seufzend warteten wir also immer noch, bis er nach gut zehn Minuten endlich mal anfing etwas zu sagen. "Gut. Ihr alle werdet jetzt erst einmal den ersten Akt bis zum nächsten Treffen komplett auswendig lernen. Danach kümmern wir uns um die Hauptszenen und bereden, in welchen Gruppen ihr das alles übt. Also ob nur zu zweit zu Hause oder eben mit mehreren Personen hier in der Schule."

Wir alle nickten und dann durften wir auch schon gehen. Wie erleichtert ich doch darüber war. Der erste Akt war einer, wo man alles gut alleine lernen konnte und ich nicht befürchten musste, von Aoi bedrängt zu werden.

Somit machte ich mich auf meinen Weg nach Hause. Zu meinem Glück wohnte Aoi in der völlig entgegengesetzten Richtung und wollte mich somit auch nicht begleiten. Summend schlenderte ich den Gehweg entlang und sah dann Nao. Gerade als ich ihn rufen wollte, da bemerkte ich, dass er mit Hakuei unterwegs war. Blinzelnd sah ich die beiden an. Irgendwie schienen sie sich gerade zu streiten, jedenfalls wusste ich, wenn Nao wütend war und das war er gerade offensichtlich. Meine Vermutung bestätigte sich, als er dem anderen eine plötzliche Ohrfeige gab und sich dann abwendete, um zu gehen. Just in dem Moment ergriff aber Hakuei sein Handgelenk und zog ihn wieder zu sich zurück, drängte ihn etwas rabiat gegen die nächste Wand, wo er Naos Handgelenke gegen die Wand pinnte. Ich konnte nicht hören, was sie sagten, aber es musste Nao sehr bewegen, denn ich sah, wie sein Körper zitterte. Die Anspannung in ihm war förmlich in der Luft zu spüren und als Hakuei dann seine Lippen auf die von Nao legte, rannen einzelne Tränen über seine Wange. Irgendetwas stimmte da doch nicht. Sofort ging ich doch zu den beiden und räusperte mich leicht. Erschrocken löste Hakuei sich von Nao, sah mich an und verschwand dann einfach hinter der nächsten Ecke. Mein Blick richtete sich dann auf meinen zweitbesten Freund, der sich über die Wangen wischte, um seine Tränen zu verstecken. Was war nur los? Ohne ein Wort schnappte ich seine hand und zog ihn mit mir mit. Da er sich nicht wehrte, musste ich auch keine große Kraft aufwenden. Ich hörte nur immer wieder ein leises Schluchzen hinter mir.
 

Bei mir angekommen nahm ich ihn mit in mein Zimmer und drückte ihn dort auf das Bett. Er weinte immer noch und deswegen nahm ich neben ihm platz. Seufzend ergriff ich wieder seine Hand und drückte sich leicht. "Was war los...?"

Wieder spannte sich sein Körper an und ich biss mir auf die Unterlippe. "Dieses Arschloch", murmelte er leise und ich hatte jetzt schon Mühe ihn zu verstehen. "Erst redet er einem die Sterne vom Himmel und dann ist man nur einer von vielen", sagte er schluchzend und vergrub das Gesicht an meinem Hals. Mein Arm legte sich wie automatisch um seine Schultern. "Und ich habe ihm das alles auch noch geglaubt! Ich hasse ihn!" Seufzend streichelte ich sanft seinen Oberarm entlang und schaute an die Wand.

"Ich wusste gar nicht, dass du mit ihm zusammen warst", fing ich ein kleines Gespräch an. Verwirrt sah er mich dann an und senkte wieder den Blick.

"Scheinbar war ich das ja auch nicht. Er meinte vorhin, dass ich es doch auch genossen hatte, wenn wir so viel Sex hatten...aber ich war wirklich in ihn verliebt…ich...ich..." Er schüttelte dann jedoch den Kopf und ich nahm ihn wieder in meine Arme.

"Shhht", wisperte ich und versuchte ihn einfach wieder zu beruhigen. Lange saßen wir einfach nur so da und ich wollte ihn später gar nicht gehen lassen, aber ich musste es. So blickte ich ihm noch nach, wie er die Straße entlang ging, langsam aus meinem Sichtfeld verschwand.
 

~~**~~**~~**~~ (in dritter Person, da nicht aus Hirotos Sicht geschrieben)
 

Niedergeschlagen ging Nao die Straße entlang, um auch endlich nach Hause zu kommen. Seine Hände hatte er in den Hosentaschen vergraben, seinen Blick nur auf den Gehweg gerichtet. Er konnte nicht verstehen, wie er sich so in einem Menschen täuschen konnte. Aber Toshiya hatte es ihm von Anfang an gesagt. Dieser hatte herausgefunden, was zwischen Hakuei und ihm lief und von Anfang an sagte er, dass es Hakuei nur um den Sex gehen würde, so wie es auch bei all seinen anderen Bekanntschaften war. Doch Nao hatte gehofft, dass er bei einem Freund nicht so hinterhältig sein würde. Doch irren ist eben menschlich. Und nun war er doch wieder alleine. Wie lange hatte er sich schon gewünscht, dass Hakuei ihn beachten würde, wie sehr wünschte er sich nur diese drei magischen Worte aus seinem Mund? Nao wusste es nicht mehr. Doch eins wusste er jetzt. Nie würde er sie zu hören bekommen. Seufzend bog er in die Straße ein, in der er wohnte. Doch als er plötzlich gegen jemanden stieß, taumelte er leicht zurück. Da er jedoch nicht angemotzt wurde, sah er zu der Person auf, die ihm gegenüber stand. Es war Toshiya. Dieser setzte seine Brille ab und streichelte leicht mit der Hand über Naos Wange. Seine Augen sagten so viel wie: ich habe es dir doch gesagt gehabt. Aber er sprach es nicht aus.

Da Nao einfach weitergehen wollte, zog er ihn in seine Arme, küsste sanft seine Wange entlang und legte die Lippen dann einfach an Naos Hals. Dieser keuchte erschrocken auf, wollte aus der Umarmung flüchten, kam aber Kräfte mäßig nicht gegen ihren Boss an und musste sich dem allem geschlagen geben. Die weichen Lippen küssten sich die zarte Haut entlang, kosten sie sanft entlang. Doch es kam keine Reaktion vom Braunhaarigen und Toshiya hörte damit auf. Er fragte sich, warum Nao denn nicht auch bei ihm schwach werden konnte. Machte er irgendetwas anders als Hakuei? Langsam ließ er den Griff lockerer, wodurch Nao sich auch befreien konnte. Er drehte sich um und verpasste seinem Cliquenboss einen richtigen Schlag ins Gesicht. Dieser taumelte zurück und hielt sich die getroffene Wange. Sah den anderen verblüfft und vor allem verwirrt an. Doch dieser zitterte nur und man konnte die Verletzung, die er gerade spürte, in seinen Augen ablesen. "Ihr seid solche Arschlöcher!", schrie er und rannte dann in Richtung des Hauses, in dem er wohnte. Er konnte nicht fassen, dass nun auch Toshiya sich so benahm, wie Hakuei es tat.
 

~~**~~**~~**~~
 

Ich verstand nicht, was Nao mir da gerade erzählte. Oder ich wollte es eher nicht verstehen. Wir hatten uns nach der Schule zu einem Eis verabredet und es war wirklich nichts ungewöhnliches, wenn er redete wie ein Wasserfall, aber das, was er gerade sagte, das war für mich mehr als schockieren. Toshiya hatte versucht ihn ins Bett zu kriegen. Jedenfalls hörte es sich stark danach an und nun war er so fertig mit den Nerven, dass er nicht mehr wusste, was er machen sollte. Auch ich konnte ihm irgendwie nicht helfen. Natürlich verstand ich im entferntesten Sinne seine Sorgen und ich verstand auch, dass er richtig verletzt war, aber was ich ihm raten sollte, dass wusste ich nicht. Vielleicht sollte er aus seiner Clique raus, aber dann hätte er an seiner Schule keine Freunde mehr. Doch waren das überhaupt Freunde, die sich an ihn heranmachten, nur um ihn ins Bett zu kriegen? Für mich jedenfalls nicht. Doch das musste Nao selber wissen. Wenn er sie nicht in den Wind dafür schoss, dann musste er alleine damit klar kommen. Er könnte sie ja ignorieren und einfach nur noch stumm dabei stehen, aber das brachte es nicht wirklich. Leise seufzte ich und sah ihn an. Er war wirklich fertig und ich konnte ihm ansehen, dass er die Nacht kaum geschlafen hatte.

Gerade als ich ihm antworten wollte, setzte sich jemand zu uns an den Tisch. Gleichzeitig sahen wir zu dieser Person, doch Nao wendete sofort den Blick ab. Er konnte diesem Menschen einfach nicht in die Augen sehen, ohne wieder wütend und vor allem traurig zu werden.

"Nao, jetzt hör mir doch bitte endlich zu", begann Toshiya zu reden und versuchte Nao dazu zu bewegen, ihn anzusehen. Doch es half nichts, wodurch er eben so weitersprach. "Es tut mir doch Leid, man! Ich weiß wirklich nicht, was da über mich gekommen ist, aber als Hakuei mir sagte, dass es wohl 'aus' zwischen euch beiden ist, da kam es so über mich, als ich dich in den Armen hatte und..."

"Und du hast nur mit deinem Schwanz gedacht!", giftete Nao ihn an und man konnte die Giftpfeile förmlich sehen, die er nach Toshiya mit den Blicken feuerte. Dieser schluckte hart und senkte den Blick.

"Das habe ich wohl", gab er ehrlich zu und stand geknickt auf. "Es...tut mir jedenfalls Leid, Nao. Ich hoffe, dass du mir irgendwann vergeben kannst..." Mit diesen Worten verließ er den Tisch und auch das Cafe, in dem wir saßen.

Mein Blick wanderte dann wieder zu Nao, der erneut den Tränen nahe war und seinen Eisbecher mit beiden Händen umklammerte. Es schien ihn wirklich sehr stark zu treffen, dass gerade Toshiya das ausnutzen wollte. Ich erinnerte mich noch gut daran, wie er mir sagte, dass er Toshiya echt verehrte. Für ihn war der andere ein richtiges Vorbild und genau dieses schien nun langsam zu zerbrechen. Da ich meinem Freund beistehen wollte, nahm ich seine Hände, umfasste sie mit den meinen und drückte sie sanft. Ich konnte ihm einfach nur beistehen und ich spürte, dass er auch genau das gerade sehr brauchte. Er brauchte einfach nur eine Schulter zum Anlehnen, die immer da war, wenn er danach fragte. Und er wusste genau, dass er diese bei mir fand. Ich konnte immerhin auch zu ihm, wenn mich etwas bedrückte und so war es doch selbstverständlich, dass er immer zu mir kommen konnte, wenn er es wollte.

Da Nao leider nur wenig Zeit hatte, musste er schon recht früh wieder los, um pünktlich zu seinem Fußballtraining zu kommen. Ich zahlte daher unsere beiden Becher, stand mit ihm auf und verabschiedete mich draußen von ihm. Wieder sah ich ihm solange nach, bis er nur noch ein winziger Punkt am Horizont war, der dann auch verschwunden war. Seufzend fuhr ich mir durch die Haare und erschrak bitterlich, als ich eine Hand auf der Schulter spürte. Sofort drehte ich mich um und sah in das Gesicht von Toshiya. Was wollte er denn jetzt?

Er fragte mich, ob wir reden könnten und da ich wissen wollte, warum genau er Nao das angetan hatte, willigte ich ein und setzte mich mit ihm im nahe gelegenen Park auf eine Bank. Abwartend sah ich ihn nun an, bemerkte, dass er wir ein Häufchen Elend neben mir Platz genommen hatte. Sein Kopf war gesenkt und er hatte die Hände zusammengefaltet. Ich wartete.

Ich sah, wie er tief ein- und ausatmete, wie er scheinbar gedanklich versuchte, eine ordentliche Erklärung zu finden und sah ihn daher abwartend an. Diesmal würde nicht ich den ersten Schritt tun, um das Gespräch anzufangen. Er wollte es, also sollte auch er anfangen zu reden.

Scheinbar fiel es ihm sehr schwer, doch dann blickte er endlich auf, direkt in mein Gesicht, "Ich liebe ihn..."

Das verblüffte mich sehr und ich öffnete leicht den Mund, meine Augen wurden etwas größer und ich starrte Toshiya förmlich an. Mit wirklich allem hatte ich gerechnet, aber NICHT mit diesem einen Satz. Es war also komplizierter, als ich vermutet hatte. Irgendwie ging es Toshiya wohl so wie mir noch vor ein paar Wochen. Seufzend schloss ich kurz die Augen. Das konnte ja wirklich noch etwas werden.

"Wie lange schon?", fragte ich ihn dann und öffnete auch meine Augen wieder. Er zuckte jedoch nur leicht mit den Schultern, konnte mir keine genaue Angabe geben.

"Vielleicht ein oder zwei Jahre...ich weiß es nicht mehr", murmelte er und senkte den Blick wieder. "Als Nao mir sagte, dass er in einen aus unserer Clique verliebt war, da hoffte ich so sehr, dass er mich meinte, doch dann fand ich heraus, dass es Hakuei war und er auch schon was mit ihm am laufen hatte. Ich jedoch wusste, dass Haku nie eine feste Beziehung mit ihm wollte, er hatte es mir ja sogar lachend ins Gesicht gesagt, als ich ihn darauf ansprach. Für ihn war das alles nur ein Spaß. Doch mir tat es weh. Nicht, weil ich Nao nicht bekam, sondern weil ich wusste, dass man ihm noch das Herz brechen würde und als ich ihn gestern so sah, so zerbrechlich... Ich wusste von Hakuei schon, dass Nao mit ihm Schluss gemacht hatte... Meine Arme schlangen sich wie von selbst um ihn. Ich hatte meinen Körper einfach nicht unter Kontrolle... Es tut mir doch so verdammt Leid! Ich wünschte, ich könnte es rückgängig machen...ich liebe ihn doch einfach so sehr...."

Wie ein Wasserfall sprudelten die Worte aus seinem Mund und ich seufzte innerlich. Ich verstand, wie er sich fühlte. Ich verstand einfach wie es war, unglücklich verliebt zu sein. Und er war es schon seit gut einem oder gar zwei Jahren. Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. Verzweifelt blickte er mich an. Seine Augen schrien nach Hilfe, um Nao wieder milde zu stimmen und ihn vielleicht für sich zu gewinnen. Ich wusste, dass Nao es ihm irgendwann verzeihen würde, doch das brauchte Zeit. Viel Zeit. Und ich hoffte, dass Toshiya auch diese jetzt noch hatte, denn es war sehr schwer, sich unter Kontrolle zu halten, wenn man einmal einen Fehler gemacht hatte.
 

Toshiya hatte mich verlassen, als ich ihm sagte, dass ich versuchen werde, ihm zu helfen. Doch versprechen konnte ich ihm auch nichts, denn ich konnte Nao ja nicht dazu zwingen, ihm zu verzeihen. Nur ich glaubte dem Schwarzhaarigen und hoffte einfach, dass Nao es irgendwann verstehen würde. Vielleicht sollte Toshiya es ihm auch sagen. Es würde die Handlung zwar nicht gut sprechen, aber auch ich verstand es durch seine Erklärung einfach eher, als vorher, wo Nao mir alles erzählt hatte. Ich verstand jetzt auch, wieso Toshiya ihn immer ansah und vor allem gerne neben ihm stand oder saß. Es wurde einiges wirklich einleuchtender.

Was ich nur nicht verstand war, warum jetzt fast alle, die ich kannte, solche Probleme hatten. Nur Takeru schien vollkommen unbekümmert davon zu sein und war im siebten Himmel mit seiner Freundin, während sowohl Nao, als auch ich so richtige Beziehungsprobleme hatten. Seufzend kickte ich einen Stein und zuckte zusammen, als jemand >au< rufte, da ihn dieser wohl getroffen hatte. Erschrocken sah ich mich um und entdeckte Shou, der auf der Wiese lag und ein Buch las. Er hatte sich eine Decke untergelegt, um keine Grasflecken auf seine weiße Hose zu bekommen. Betreten blickte ich drein. Er hatte mich sofort entdeckt und winkte mich mit einem seiner schlanken Finger zu sich. Sein Blick war tadelnd und so sah ich ihn wie ein kleines Hündchen an, dass doch kein Wässerchen trüben konnte. Ich merkte, wie seine harte Fassade bei meinem Blick langsam zu bröckeln begann und nutzte das weiterhin aus. Da ich nicht aufhörte ihn so an zusehen, seufzte er und hielt mir die Arme hin. Sofort lächelte ich, nahm neben ihm Platz und kuschelte mich an. Auch wenn ich noch in Satoshi verliebt war. Irgendwann musste ich mich doch entscheiden können. Ich spürte bei beiden so einen wahnsinnigen Herzschlag. Warum konnte es nicht jemanden geben, der von beiden etwas hatte? Das wäre doch so richtig perfekt. Jedenfalls für mich. Aber das war irgendwie egoistisch.

"Was machst du denn hier, Sternchen?", fragte er mich lieb und strich einige Haarsträhnen aus meinem Gesicht, um mir einen Kuss auf die Stirn zu hauchen.

"Ach...ich hatte ein paar Unterredungen mit Bekannten", murmelte ich leise und schloss die Augen ein bisschen. Er musste ja nicht unbedingt wissen, dass auch er die beiden sehr gut kannte und sie auch täglich sah. Zudem wäre es wohl sehr fies gewesen, wenn ich auf einmal mit ihm über die Probleme der beiden geredet hätte, denn eine Tratschtante war ich nun wirklich nicht.

"Ich verstehe", gab er nur leise zurück und las wieder in seinem Buch. Leicht zog ich eine Schnute, denn es war jetzt von ihm nicht fair, dass er das Buch mir vor zog. Da hätte ich ja auch gleich vor ihm flüchten können.

Zu meiner Überraschung schien er aber zu merken, dass mir das nicht passte und so las er nur schnell den Absatz zu Ende, steckte sein Lesezeichen an die richtige Stelle und steckte das Buch dann weg. Sofort glücklich darüber lächelte ich ihn an, als er sich wieder zu mir wendete. Leicht schüttelte er schmunzelnd den Kopf und lehnte die Stirn gegen meine.

"Du brauchst viel Aufmerksamkeit, hum?", fragte er lachend und piekste mir leicht mit dem Finger gegen die Nase. Ich sah ihn sofort empört an und drehte mich spielerisch von ihm weg. "Also das will ich mal gar nicht gehört haben!", sagte ich eingeschnappt und verschränkte sogar noch die Arme, um meine Worte zu unterstreichen. Wieder lachte er auf und legte die Arme von hinten um mich, bettete sanft sein Kinn auf meine Schulter. Sein Schnurren hallte in meinem Ohr wieder und ich erschauderte, als er mit den Fingern kleine Kreise auf meinen Bauch malte. Zwar spürte ich das nur durch meine Schuluniform, aber das reichte ja schon völlig aus.

"Ich habe leider keine Zeit mehr", murmelte er dann und löste sich wieder. "Morgen schreibe ich eine große Klassenarbeit in Mathe und muss noch etwas üben. Tut mir Leid, aber ich melde mich auf alle Fälle die Woche noch, damit wir was unternehmen können." Irgendwie war er so schnell weg, dass ich gar nichts mehr sagen konnte. Hatte ich etwas falsch gemacht, dass er so abweisend zu mir war? Jedenfalls wirkte er eben ganz schön kühl auf mich und er hatte mir noch nicht einmal einen Abschiedskuss gegeben, als er gegangen war. Das verwirrte mich sehr. Seufzend ging ich nun also nach Hause. Schließlich musste ich meinen Text auch mal langsam auswendig lernen, um eine gute Julia spielen zu können. Der Text war immerhin schon mal die halbe Miete. Das Schauspielern folgte danach und die erste Probe war schon in zwei Tagen. Ich sollte mich also wirklich mal sputen, denn auch wenn Weihnachten noch lange hin war, dass Stück musste schon im November immer uraufgeführt werden.
 

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Die zweite Theaterprobe verlief fast genauso katastrophal wie die erste. Die meisten meiner Mitschauspieler konnten ihre Texte immer noch nicht und mussten die ganze Zeit, während sie auf der Bühne standen und Bewegungen machten, in das Skript schauen, um überhaupt irgendetwas Ordentliches fabrizieren zu können. Nur Aoi und ich beherrschten die Dialoge recht sicher und konnten uns teilweise auch mit der Rolle identifizieren, was als Mann doch sehr schwer fiel, wenn man eine Frau spielen sollte. Aber mir war das mittlerweile egal, denn ich wollte es einfach nur gut machen und den kommenden Gästen einen schönen Abend bereiten. Es waren nur noch wenige Wochen zur ersten Aufführung und ich wurde immer nervöser, je näher auch die Kussszene des Stückes rückte. Aoi jedoch schien nur darauf zu warten, denn so durfte er mich küssen, ohne dass auch nur irgendjemand etwas dagegen sagen konnte.

Und dann war es auch so weit. In der dritten Probe hatten wir den Akt erreicht, wo sich unsere Lippen das erste Mal treffen würden. Nervös spielte ich an den Haaren meiner Perücke herum, die ich genau an dem Tag bekommen hatte. Wir würden das erste Mal in Kostümen proben und ich trug eine braune Langhaarperücke und dazu dann auch noch ein blaues Kleid. Meine Brust musste ich mir zum Glück nicht ausstopfen, denn das wäre mir wirklich sehr peinlich gewesen. So kam ich etwas wacklig auf den Absatzschuhen zur Bühne und ging langsam die Treppe hinauf. Mein Kleid hatte ich dabei leicht am 'Rock' gepackt und hielt es hoch, um nicht beim Gehen auf den Saum zu treten und dann noch nach vorne zu fallen. Auf diese weitere Peinlichkeit wollte ich wirklich gerne verzichten. Leicht schweifte mein Blick über die anderen, die noch dabei waren ihre Kostüme zu recht zu rücken. Mein Blick blieb genau bei Aoi stehen, der mir gegen über stand und seine Haare noch etwas richtete. Er trug einen alt geschneiderten Anzug. Jedenfalls ähnelte es diesem ein bisschen. Genau konnte ich gar nicht sagen, was es war, das er da trug, aber auf alle Fälle hatte er weiße Strumpfhosen an und das fand ich sehr amüsant. Ich musste mir wirklich ein Lachen verkneifen und schmunzelte daher nur. Schnell ging ich dabei aber an ihm vorbei.

Ich stellte mich zu meiner Position und wartete eigentlich nur darauf, dass unser Lehrer die Startworte gab. Doch irgendwie war dieser gerade nicht anwesend und mir fiel erst jetzt auf, dass ich ihn noch gar nicht gesehen hatte. Es lag eigentlich nur ein Zettel auf seinem Tisch, auf dem stand, dass wir unsere Kostüme anprobieren sollten. Mir wurde erst jetzt bewusst, dass dies doch recht merkwürdig war. Seufzend kaute ich mir daher auf der Unterlippe herum und wartete noch eine Weile ab. Als er nach guten zehn Minuten dann aber immer noch nicht da war, da ging einer aus der Gruppe ins Sekretariat, um zu fragen, wo unser Lehrer der steckte. Aoi kam in der Zeit zu mir herüber, legte mir einen Arm und die Hüfte und zog mich herrisch an sich. Sein heißer Atem stieß gegen mein Ohr und ich schluckte hart.

"Du siehst richtig süß in dem Kleid aus. Das solltest du wirklich öfter tragen", raunte er leise und leckte mir ganz langsam die Ohrmuschel entlang, was mir die Röte in die Wangen schießen ließ. Schluckend löste ich mich sofort von ihm und wendete mich ab.

"Lass das!", zischte ich und ging erstmal wieder von der Bühne herunter.

Gerade als ich unten ankam, da trat unser geschickter Schüler wieder ein und schüttelte den Kopf. "Wir sollen alle unsere Kostüme mitnehmen und als Partner zu Hause den dritten Akt üben. Eben Romeo und Julia...und der ganze Rest, den ich jetzt gerade einfach nicht aufzählen will." Mir stockte der Atem. Ich sollte mit Aoi alleine in einem Zimmer üben?! Ich wusste jetzt schon, dass das absolut nicht gut gehen würde, denn ich müsste ja die ganze Zeit aufpassen, dass der Kerl mich nicht angrabbelte, was er ja bei den Proben schon die ganze Zeit immer versuchte. Schnell schluckte ich mein Aufbegehren wieder herunter. Eigentlich blieb mir sowieso nichts anderen übrig, denn für ein perfektes Stück musste nun einmal geprobt werden und wenn die Eltern von uns beiden jeweils da waren, dann konnte auch nichts passieren. Dessen war ich mir sicher...oder ich hoffte es zumindest. Leicht drehte ich mich zu dem anderen herum, der wieder ein selbstgefälliges Grinsen aufgesetzt hatte. Ich hatte gerade das Gefühl, dass er eindeutig etwas plante und das passte mir absolut nicht. Ich würde also mehr als nur aufpassen müssen. Gelassen schlenderte er dann zu mir und zog mich wieder an sich. Er lehnte sich so vor, dass ich den Rücken nach hinten biegen musste und richtig in seinen Armen hing.

"Sag meine schöne Julia~, gehen wir zu dir oder zu mir?" Seinen Worten verlieh er mit einem aufreizenden Schnurren noch an Kraft und leckte sich nur zu eindeutig über die Lippen, während seine Augen schon dabei waren mir das Kleid und alles andere aus zu ziehen.

Früher wäre ich wahrscheinlich dahin geschmolzen, wenn er das mit mir angestellt hätte, aber jetzt war ich vollkommen immun gegen ihn. Mein Herz pochte nicht einmal mehr ein bisschen schneller in seiner Nähe. Und wenn es das doch tat, dann lag es nicht an Liebe sondern daran, dass ich Angst davor hatte, dass er mir oder jemand anderem etwas antun könnte. Grimmig blickte ich ihn daher an und kurze Zeit später lächelte ich ihn zuckersüß an.

"Na, zu mir natürlich mein lieber Romeo~. Mein Vater kann doch ruhig sehen, wie schön wir für das Theaterstück üben." Auch ich schnurrte leise und als sich die Miene des anderen etwas verfinsterte, da hatte ich genau das erreicht, was ich wollte. Wir waren unter Aufsicht und da konnte er sich jegliche Versuche einer Annäherung gleich sparen. Zudem würde mein Vater nicht nur ein Auge auf ihn werfen. Schmunzelnd löste ich mich von ihm, als wir wieder normal standen und begab mich in den kleinen Nebenraum, um mich erstmal um zu ziehen. Ich brauchte nicht sehr lange, denn ich hatte meine Hose noch angelassen und brauchte daher nur mein Hemd wieder über werfen und zuknöpfen. Nachdem ich raus gekommen war, bewegte Aoi seinen Hintern in den Raum. Da er mehr anziehen musste als ich, brauchte er dementsprechend auch länger und so setzte ich mich auf die Treppe der Bühne und wartete geduldig, bis wir endlich gehen konnten. Ich hasste es, so spät noch im Schulgebäude zu sein und manchmal hatte ich einfach nur Angst, dass man uns aus Versehen vergessen und einschließen könnte.

Es kam mir zwar vor wie eine halbe Ewigkeit, aber nach guten zehn Minuten war dann auch Aoi endlich fertig und wir konnten gehen.
 

Den ganzen Weg zu meinem zu Hause schwiegen wir uns an. Ich hatte sowieso nicht wirklich etwas mit ihm zu bereden und so war es mir sehr recht, dass ein Schweigen zwischen uns herrschte. Doch in den letzten Minuten musste Aoi doch noch das Wort erheben und ich verdrehte leicht genervt die Augen.

"Weißt du Hiroto, ich verstehe nicht so ganz, warum du von heute auf morgen sämtliche Gefühle für mich verloren hattest. Du wusstest doch von Anfang an, wie ich war und daher kann ich mir nicht vorstellen, dass meine Art dich verschreckt haben soll." Innerlich seufzend blickte ich auf die Straße. Ging das mit diesem Thema schon wieder los.

"Aoi. Ich war früher in dich verknallt, daraus mache ich gar keinen Hehl, aber jetzt ist es eben nicht so. Mein Herz hat nach einer gewissen Zeit eben keine Gefühle mehr für dich gehabt, es spürte gar nichts mehr. Jedoch schlägt es jetzt für jemanden anderen und das musst du einfach verstehen und vor allem akzeptieren. Man liebt nicht immer nur den ersten Typen, den man toll findet", sagte ich leise und vor allem noch nett ausgedrückt. Nun fing Aoi an zu grinsen.

"Du findest mich also immer noch toll! Da habe ich also auch noch immer eine kleine Chance, um dich für mich zurück zu gewinnen."

Murrend schüttelte ich den Kopf. "Nein das hast du mit Sicherheit nicht."

"Ja, aber warum findest du mich denn dann noch toll?", hakte er weiter nach und grinste immer noch über beide Ohren.

"Oh man. Das habe ich nur so gesagt, verdammt! Ich empfinde rein gar nichts mehr für dich, okay? Also lass es einfach sein!"

Den Rest des Weges versuchte er einfach weiter auf mich einzureden. Es kam mir echt so vor, dass er versuchte, mir dermaßen einzureden, dass ich mich täuschte und ihn immer noch lieben würde. Es ging mir gerade wirklich auf die Nerven und ich hatte schon wieder keine Lust auch nur eine Sekunde mit ihm zu proben. Aber gesittet wie ich war, schluckte ich meinen Ärger und meine Wut herunter, um ordentlich mit dem anderen umzugehen. Zu Hause angekommen, zog ich erst einmal meine Schuhe aus, wartete auf ihn und führte ihn hoch in mein Zimmer. Dort sah er sich natürlich gleich neugierig um, fasste einiges an und räumte manches einfach an eine andere Stelle. Oh, wie ich das hasste, wenn jemand meinte, dass er einfach etwas umstellen konnte, ohne auch nur zu fragen, ob das denn in Ordnung sei. Und selbst wenn er gefragt hätte, dann hätte ich nein gesagt, denn so wie es stand, war es perfekt. Also räumte ich alles erst einmal wieder an seinen richtigen Platz und wies ihn an, sich gefälligst auf das Bett zu setzen und dort zu bleiben. Ich ging in der Zwischenzeit nach unten und holte etwas für uns beide zu trinken. Meine Eltern begrüßte ich lieb und sagte auch gleich Bescheid, dass Aoi mit auf meinem Zimmer war und wir eine gute Stunde für das Stück proben würden. Mein Vater meinte auch nur, dass er in gut einer Stunde dann kommen würde und den anderen nach Hause bitten würde, denn an die Zeit musste man sich halten. Innerlich war ich darüber gerade sehr glücklich und kam gut gelaunt wieder zurück in mein Zimmer, wo der Größere sich auf mein Bett gelegt hatte und mich gleich ansah, als ich eintrat. Schnurrend wollte er mich zu sich locken, doch ich wies ihn knallhart ab.

"Steh auf! Wir haben genau eine Stunde für die Probe und dann musst du leider auch schon gehen. Also, zack zack!" Recht überrascht von meinem Ton stand Aoi auch sofort auf und blinzelte mich an. Er hatte mich noch nie so herrisch erlebt und schien das auch sehr verwunderlich zu finden. Aber auch ich konnte Befehle erteilen, denn sonst hätte ich Satoshi nicht so unter Kontrolle, wie ich es wollte.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, schlug ich das Skript auf und las mir noch einmal kurz die Szene durch, die wir proben sollten. Auch mein Gegenüber tat dies schnell, um nicht noch einmal so von mir angepatzt zu werden. Jedenfalls kam es mir so vor, denn er hatte den Kopf recht weit gesenkt und schien immer noch überrascht von mir zu sein. Dies war mir jedoch nur Recht, denn ich hatte wirklich besseres zu tun, als mich dauernd gegen seine Annäherungsversuche zu werden. Ich wollte dieses Stück perfekt über die Bühne bringen und würde ihm schon einen Arschtritt verpassen, wenn er auch nur ansatzweise Fehler machen würde. Das Leben war nun einmal hart und das hatte ich in den letzten Wochen nur zu gut verstanden.

Als ich mich eingelesen hatte, stellte ich mich in Position und wartete darauf, dass er mir folgte. Ich legte alles Gefühl in die Worte, was ich entbehren konnte und manchmal versuchte ich die Verzweiflung sehr deutlich durch das bestimmte Betonen von Wörtern sichtbar zu machen. Aoi zog mich irgendwann in seine Arme, blickte tief in meine Augen und hauchte seine Wort sanft und liebevoll gegen meine Lippen, bevor genau diese die seinen berührten. Seine Finger vergrub er zärtlich in meinen Haaren und zog mich nur noch dichter an sich. Nur leicht erwiderte ich seinen Kuss, denn wir mussten auch das Küssen in den Proben üben, damit es so realistisch wie möglich wirkte. Jedoch ging ich nicht weiter auf ihn ein, wodurch er sich nach einigen Momenten wieder von mir löste. Immer noch spürte ich seinen Atem auf meiner Haut und blickte ihn standhaft an. Nachgeben würde ich so schnell nicht mehr.

Seufzend ließ er mich dann jedoch los, da er merkte, dass all sein Charme bei mir nicht mehr wirkte. Vielleicht hatte er es jetzt endlich kapiert? Nicht gerade elegant ließ er sich auf mein Bett fallen und sah mich weiterhin an.

"Es ist schon ganz schön enttäuschend, dass es wirklich jemanden gibt, der sich scheinbar für immer von einem abgewandt hat und den man nicht mehr zum Zurückkommen bewegen kann. Ganz schön miserabel..." Ich zuckte nur leicht mit den Schultern und nahm an meinem Schreibtisch Platz. Leicht nippte ich am Glas Orangensaft, dass ich mir hingestellt hatte und blickte ihn wieder an.

"So ist das nun mal, Aoi. Man kann im Leben nicht immer alles haben. Auch du musst das langsam verstehen." Dieser lächelte nur gequält und stand wieder auf.

"Das habe ich, Hiroto. Und du kannst mir glauben, dass ich dir das Leben weiterhin zur Hölle machen werde. Nach dem Theaterstück wirst du sehen, was es heißt mich zum Feind zu haben!" Wütend und sehr in seinem Stolz gekränkt, verließ er unser Haus. Ich konnte ihm durch mein Zimmerfenster noch nachsehen und schüttelte erneut den Kopf. Er hatte wirklich absolut nichts verstanden.
 

In der Nacht hatte ich das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Immer wieder wachte ich auf und fuhr mir durch die Haare. Ein ziemlich ungutes Gefühl durch schlich meinen Körper, aber ich konnte mir nicht erklären, woher das alles eigentlich kam. Ich versuchte zwar immer wieder erneut einzuschlafen, aber es dauerte nie lange, da war ich wieder wach. Unruhig stand ich von meinem Bett auf und ging zum Fenster. Ich konnte dort niemanden sehen, aber irgendetwas sagte mir, dass in den nächsten Tagen wirklich etwas ganz schlimmes passieren würde. Ich wusste nicht woher, aber ich spürte es. Ich spürte, wie Gefahr aufgezogen kam. Schluckend legte ich mich dann jedoch wieder hin. Mein Körper brauchte den Schlaf und ich selbst wollte auch schlafen. Die ganze Zeit blieb ich aber unruhig und wachte bis zum Morgen noch mehrere Male auf.
 

In der Schule konnte ich mich den ganzen Tag nicht wirklich konzentrieren. Immer wieder fühlte ich, dass etwas herannahte und doch konnte ich es einfach nicht erklären. Ich konnte mich auch Satoshi nicht anvertrauen, denn der könnte mir nicht helfen. Seufzend ging ich also in den Park. Nach Hause wollte ich noch nicht und so atmete ich die jetzt schon recht kalte Luft des Herbstes ein.

Auf dem Rasen sah ich dann erneut Shou und lächelte sofort. Dieser konnte mich bestimmt von meinen trüben Gedanken ablenken und so lief ich zu ihm. Kurz bevor ich da war, verlangsamte ich meinen Schritt wieder und blieb dann genau vor seiner Decke stehen. Da ich ihm die Sonne nahm, schaute er verwundert auf und ein leichtes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.

"Oh, hallo Hiroto", sagte er lieb und klopfte auf die Decke neben sich.

Leichte Augenringe zierten sein sonst so hübsches Gesicht und ich fuhr sanft mit den Fingerspitzen über seine Wange.

"Du solltest nicht bis spät in die Nacht lernen, das bekommt dir nicht gut", hauchte ich leise und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. Es war irgendwie schon eine Weile her, dass wir uns auf den Mund geküsst hatten. Das letzte Mal war es in der Golden Week und die lag jetzt schon fast eine Woche zurück. Irgendwie störte es mich auch gar nicht, aber doch war ich darüber verwundert, denn ich dachte, dass Shou in mich verliebt war. Wenn er es jetzt doch nicht mehr war, dann wüsste ich, für wen ich mich entscheiden würde. Aber vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass der andere so viel für seine Prüfungen lernte, die in so kurzen Abständen folgten. Seufzend schmiegte er sich daher an meine Finger und küsste mich zärtlich auf die Lippen. Seine Arme schlangen sich um meinen Körper und er zog mich auf seinen Schoß, legte die Hände dann an meine Hüfte und kraulte mich dort sanft. Leise seufzte er wieder auf und lehnte die Stirn gegen meine. Er wirkte wirklich sehr müde. Sanft kraulte ich ihn daher im Nacken und sagte einfach mal nichts. Wenn er reden wollte, dann würde er das schon tun. Ich musste auch nicht lange darauf warten.

"Ach, Hiroto...am liebsten würde ich gerade einfach alles schmeißen", sagte er wispernd und schloss erschöpft seine Augen. "Alles kotzt mich gerade einfach nur an. Die Schule ist der reinste Stress...die Prüfungen zerren an meinen Kräften und meine Freunde scheinen sich auch zerstritten zu haben. Mir wächst gerade einfach alles über den Kopf. Ich würde die morgige Prüfung am liebsten ausfallen lassen und die sämtlichen anderen einfach absagen. Ich kann wirklich nicht mehr...."

Seine Worte machten mir wirklich Sorgen, denn Shou war eigentlich kein Mensch, der etwas nicht zu Ende führte und so nahm ich ihn erstmal in die Arme, hauchte leichte Küsse auf seine Wange und schnurrte ihn beruhigend an.

"Sag so etwas nicht, Shou", wisperte ich. "Wenn du jetzt alles hinschmeißen würdest, dann würdest du es spätestens in der nächsten Woche bereuen. Ich kann mir vorstellen, dass dir alles gerade über den Kopf wächst, aber ich weiß auch, dass du das alles schaffen kannst. Ich kenne dich zwar noch nicht sehr lange und doch habe ich in dieser kurzen Zeit mitbekommen, dass du immer alles mit richtigem Biss angehst und so leicht auch nicht aufgibst. Ich möchte dir wirklich keine Befehle oder sonstiges erteilen, aber ich wünsche mir, dass du alles weiterhin durchziehst. Du hast nur noch drei Prüfungen vor dir und die wirst du genauso wie all die anderen auch schaffen, und wenn die vorbei sind, dann musst du dich nur noch um deine Freunde kümmern. Alles andere ist dann für die nächste Zeit einfach nur egal."

Leicht musste Shou dann schmunzeln. Scheinbar hatten meine Worte ihn etwas aufgemuntert und ich war erleichtert, als er seine Augen wieder öffnete und mich erneut küsste. Es fühlte sich einfach gut an und ich glaubte, dass ich mich vielleicht doch schon entschieden hatte. Aber so genau war ich mir darüber noch gar nicht im Klaren. Leider hatte Shou auch diesmal nicht mehr viel Zeit, da er noch etwas lernen wollte. Zwar war ich mir sicher, dass er eh alles konnte, aber aufhalten wollte ich nicht. So begleitete ich ihn noch zum Ende des Parks und verabschiedete mich dort von ihm. Seufzend strich ich mir einige Haarsträhnen aus dem Gesicht, als ich ihm noch nachsah. Er wirkte gerade sehr zerbrechlich.

Langsam drehte ich mich wieder um und überlegte, was ich denn jetzt machen könnte. Es war immer noch früher Nachmittag und nach Hause zog es mich nicht gerade. So ging ich einfach die Straße entlang, um ein bisschen in die Geschäfte zu schauen, die sich aneinander reihten.
 

Verwundert blieb ich dann bei einem Musikladen stehen. Vor dessen Tür parkte das Motorrad, dass Satoshi gehörte und so ging ich einfach mal rein, um mich zu vergewissern, dass ich mich nicht irrte. Und tatsächlich, der Ältere stand bei einem der voll gestapelten Tische und sah sich die neuesten Platten an. Scheinbar wollte er mal wieder etwas für seine Sammlung machen. Schmunzelnd schlich ich mich an ihn heran und hielt ihm von hinten die Augen zu. "Wer bin ich?", fragte ich mit piepsiger Stimme und musste ein leises Lachen unterdrücken, da der andere sich wirklich richtig erschrocken hatte. Er legte wiederum seine Hände auf meine und tastete diese ab.

"Mh.....vielleicht bist du ja ein kleiner Engel??" Bevor ich reagieren konnte, da hatte er sich schon zu mir herumgedreht und gab mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. Leise seufzte ich in diesen und lehnte mich nur mehr an ihn. Nein, ich hatte mich wirklich noch keinesfalls entschieden. Ich konnte es irgendwie auch gar nicht, denn ich war mir kein bisschen sicher, wen der beiden ich wählen sollte.

Für mich waren sie beide einfach perfekt und ich wollte keinen von ihnen missen. Aber irgendwann musste ich mich entscheiden und ich wusste jetzt schon, dass ich einem von ihnen das Herz brechen würde.

Meine Hände legte ich auf seine Schultern und lächelte ihn nach dem Kuss an. "Nein, kein Engel. Nur ich~", sagte ich leise lachend und hauchte ihm noch einen kleinen Kuss auf die Lippen.

"Also doch ein Engel", sagte er raunend und drückte mich in einer Umarmung leicht an sich.

Sein warmer Atem kitzelte meine Wange und ich schmiegte mich dicht an ihn. Irgendwie plagte mich immer das schlechte Gewissen, denn in einem kleinen Maße fuhr ich zweigleisig. Einmal verbrachte ich immer Zeit mit Shou und dann wiederum auch mit Satoshi. Beide wussten nichts voneinander und ich hatte Angst, dass sie es doch erfahren würden und dass sich dann beide von mir abwendeten. Daher musste ich mich einfach entscheiden. Es blieb mir gar nichts anderes übrig, wenn ich nicht beide verlieren wollte.

my Happy End

Nun das letzte Kapitel. Ich hoffe euch hat die Geschichte gefallen ^^

Vielleicht schreibe ich bald noch eine andere. Also achtet darauf. +lach+

Viel Spaß jetzt mit dem letzten Kapitel!
 

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Satoshi wollte mich heute eigentlich wieder mit seinem Motorrad abholen, aber als er nach gut einer Viertelstunde der verabredeten Zeit immer noch nicht vor meiner Tür stand, machte ich mich alleine auf den Weg zur Schule. Es war sowieso schon knapp mit der Zeit und so musste ich auch noch rennen. Leicht aus der Puste kam ich beim Schulgelände an, konnte aber seine Maschine gar nicht auf dem Schulhof sehen. Das verwunderte mich schon, denn er war die ganze Zeit noch nie zu spät gekommen. Aber einmal war immer das erste Mal in solchen Dingen. Seufzend ging ich also hoch zu unserer Klasse und setzte mich auf meinen Platz. Leicht drehte ich mich um und blickte zu dem Stuhl, auf dem Satoshi jetzt schon sitzen müsste. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit. Es fühlte sich genau wie das an, das ich vor zwei Nächten gespürt hatte. Leicht legte ich mir die Hand auf das Herz, biss in meine Unterlippe und sah zur Tür. Er sollte jetzt hereinkommen. Sofort!

Aber er kam nicht. Der Lehrer hatte gute zehn Minuten Verspätung und Satoshi hatte in der Zeit das Klassenzimmer noch immer nicht betreten. Auch sein Motorrad konnte ich auf dem Hof nicht erkennen und ich machte mir Sorgen. Immer wieder sah ich während der ersten Stunde auf die Uhr. Irgendwann musste er doch kommen! Er konnte doch nicht einfach vom Unterricht...von mir weg bleiben! Leicht ließ ich meinen Kopf hängen, als er am Ende der ersten Stunde immer noch nicht aufgetaucht war. Kaum klingelte es, da stand ich auf und ging hinaus in den Flur. Vielleicht würde er mir ja entgegenkommen, aber der einzige, der mir begegnete war Aoi. Dieser lächelte mich irgendwie komisch an. Es gefiel mir nicht gerade, aber ansprechen wollte ich ihn auch nicht. Er sollte einfach fern von mir bleiben.

Ich ging bis zur großen Eingangstür hinunter und wartete. Doch auch zur zweiten Stunde war Satoshi nicht erschienen. Dieses ungute Gefühl machte sich zu dem immer mehr in mir breit und ich war schon kurz vor dem Verzweifeln. Irgendetwas musste passiert sein. Zwar konnte ich das nicht beweisen, aber ich spürte es. Ich spürte, dass Satoshi meine Hilfe brauchte. Ohne über Konsequenzen nachzudenken, lief ich aus dem Gebäude raus, verließ das Schulgelände und rannte in die Richtung, aus der Satoshi immer kam. Da er mich abholen wollte, lief ich zu erst zu mir und von dort aus dann weiter. Leider wusste ich noch nicht wirklich, wo er wohnte, da er mir das nie gesagt hatte, aber irgendwo musste er ja sein und ich würde ihn finden. An einer Kreuzung, nicht weit vom Haus meiner Eltern entfernt konnte ich sehen, wie Polizisten die Straße gesperrt hatten. Verwirrt lief ich zu den Leuten, die neugierig schauten, was dort passierte. Ich drängelte mich an ihnen vorbei und stockte. Auf der Straße lag ein Motorrad. Eines vom gleichen Typ wie Satoshi es fuhr. Sofort schüttelte ich den Kopf. Das war bestimmt nur ein Zufall. Mehr nicht. Schluckend sah ich mich um und ging zu einem der Beamten. Doch dieser ignorierte mich und drängte mich zurück hinter die Absperrung, da ich bei den Räumarbeiten nicht stören sollte. Ich war wirklich empört. Er hielt mich für einen dieser sensationslustigen Teenies, die auch in Scharen hier herum standen, aber ich wollte verdammt noch mal etwas über den Fahrer wissen! Ich hoffte es zwar nicht, aber es war immer hin gut möglich, dass es Satoshi war, der einen Unfall gehabt hatte. Verzweifelt versuchte ich immer wieder, dass jemand mir doch sagte, was passiert war, aber jeder der Polizisten wimmelte mich ab, drängte mich immer wieder zurück hinter die Absperrung. Langsam wusste ich nicht mehr, was ich noch tun sollte. Keiner würde mir etwas sagen, darüber war ich mir langsam sicher. Doch wie sollte ich herausfinden, was genau passiert war? Aus purer Verzweiflung fing ich an zu schluchzen, wischte mir immer wieder aufkommende Tränen von den Wangen und versuchte einfach wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Durch meine Reaktion wurde einer der Uniformierten auf mich aufmerksam, kam zu mir und fragte mich, was denn los sei. Mit leicht roten Augen blickte ich ihn an und schniefte.

"Ich mache mir Sorgen um meinen Freund. Er fährt genau so eine Maschine und niemand hier will mir sagen, ob der Fahrer eine Schuluniform getragen hat oder nicht..." Wieder wischte ich mir über die Wangen. Eigentlich wollte ich nicht so schwach erscheinen, aber irgendwie konnte ich gerade nicht anders. Die Angst um Satoshi machte mich einfach schwach.

Überlegend kratzte der Beamte sich am Hinterkopf und sah mich musternd an. Scheinbar wollte er erst einmal abchecken, ob ich denn die Wahrheit sagte, aber da er sehen konnte, dass ich eine Schuluniform trug, schien ich ihm vertrauenswürdig genug zu sein und er nahm mich mit zu einem der Polizeiautos.

"Ich vermute mal, dass du eigentlich in der Schule sein solltest, nicht? Warum bist du denn dann hier?"

Schluckend blickte ich zu Boden. "Ich hatte ein ungutes Gefühl. Mein Freund war noch nie zu spät gekommen in der Zeit, wo er an unserer Schule war und als er dann nach der ersten immer noch nicht da war, da machte ich mir Sorgen. Ich hatte eigentlich gar nicht nachgedacht, da lief ich schon...", sagte ich leise. Kopf schüttelnd kratzte der Mann sich nun unterm Kinn und blickte mich wieder an.

"Nun gut. Da will ich mal drüber hin weg sehen. Aber du fragtest gleich, ob der Fahrer eine Schuluniform hatte. Bist du dir denn wirklich sicher, dass er nicht einfach verschlafen haben könnte?"

Leise seufzte ich auf. "Ja, das hatte ich mir auch erst überlegt, aber es ließ mir einfach keine Ruhe. Und als ich dann hierhin gelangt bin und das Motorrad sah, dass haargenau aussieht wie seines, da musste ich einfach fragen. Ich hoffe ja zutiefst, dass es nicht ihn getroffen hat. Aber möglich wäre es ja....."

Nur ein Nicken. "Wie heißt dein Freund denn mit Vornamen und beschreibe ihn mir mal kurz. Vielleicht ist er es ja wirklich nicht und du kannst beruhigt zur Schule gehen und ihn dafür tadeln, dass er zu spät gekommen ist", meinte der Polizist lächelnd. Nun nickte ich und fing an ihm Satoshi genau zu beschreiben und ihm den Namen zu sagen. Das Lächeln verschwand sofort vom Gesicht des anderen Mannes und er nahm seine Brille aus seinem Gesicht, seufzte schwer.

Das gefiel mir nicht. Es gefiel mir überhaupt nicht.

Mein Blick haftete weiter auf diesen Mann, der scheinbar schwer darüber nachdachte, wie er mir irgendetwas erklären wollte. Schluckend biss ich mir wieder auf der Unterlippe herum. Verdammt! Er sollte endlich mit der Sprache herausrücken. Es machte mich ganz krank, dass er jetzt auf einmal so herumschwieg. Gerade als er etwas sagen wollte, da kam ein anderer Mann in den Wagen und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Warum konnten die nicht offen darüber reden? Er nickte nur wieder und blickte mich dabei die ganze Zeit an. Sollte ich etwa aus seinen Augen lesen, was er mir sagen wollte?

Es machte mich gerade verrückt. Am liebsten hätte ich ihn angeschrien.

Er sollte nicht so geheimnisvoll tun, sondern einfach mit der Sprache herausrücken. So schwer konnte das doch nicht sein! Alleine seine Reaktion bei der Beschreibung und dem Namen hatten mir doch schon gezeigt, dass es eindeutig Satoshi war, der den Unfall hatte. Warum also konnte er mir nicht einfach mehr erzählen? Warum konnte er mir nicht sagen, dass es ihm gut ging und ich ihn wiedersehen würde. Wieso konnte er das nicht? Schluchzend vergrub ich mein Gesicht in den Händen. Ich wollte nicht wieder weinen aber die Angst, den anderen jetzt zu verlieren überrannte mich einfach. Meine Schultern bebten durch das Zittern und ich schluchzte immer wieder auf. Der Mann legte mir eine Hand auf die Schulter und ich blickte ihn weinend an. Als er mir ein Taschentuch reichte, da nahm ich dieses erst einmal an und wischte mir so die Tränen von den Wangen, versuchte weitere einfach zu unterdrücken, was gar nicht so einfach war.

Endlich sah er mich wieder an und ich merkte, dass er jetzt endlich reden wollte. Daher versuchte ich mich weiterhin zusammen zu reißen und ihm zu zuhören. Noch einmal kratzte er sich am Kinn und atmete tief ein.

"Ich muss dir leider sagen, dass es genau dein Freund war, der den Unfall hatte. Ein Autofahrer und er waren zusammengestoßen, als dein Freund bremsen wollte. Wir wissen noch nicht genau warum, aber er war mit vollem Tempo in das Auto gefahren, hatte sich überschlagen und musste ins Krankenhaus gebracht werden, da er sehr schwere Verletzungen hatte. Mein Kollege hat mir aber gerade gesagt, dass man ihn noch rechtzeitig behandeln konnte und er auf alle Fälle durchkommen wird. Nur weiß leider niemand, wann er wieder aufwachen wird, da er im Koma liegt..."

Wieder fing ich an zu zittern. Das konnte doch nicht wahr sein. Nein, das war alles nur ein böser Traum und ich würde gleich aufwachen! Bestimmt war es so. Aber das ernste Gesicht dieses Beamten verriet mir, dass es wahr war. Mein Satoshi hatte wirklich diesen schlimmen Unfall gehabt und lag jetzt auch noch im Koma. Die Tränen konnte ich einfach nicht verhindern. Was wäre denn, wenn er nie wieder aufwachen würde? Ich könnte ihn nie wieder lachen oder reden hören. Nein, das durfte einfach nicht sein. Schluchzend sank ich in mich zusammen. Das verkraftete ich gerade einfach nicht.

Warum hatte es gerade ihn erwischt? Warum?

War das die Strafe dafür, dass ich mich nicht entscheiden konnte? Wollte man mich damit noch mehr quälen?

Wieder legte mir der Mann eine Hand auf die Schulter. "Hey, bleib ganz ruhig. Er wird sicherlich wieder auf die Beine kommen. Wenn du willst, dann fahre ich dich hin und rufe bei deiner Schulleitung an, um dich zu entschuldigen. So fertig wie du gerade bist, kannst du schon mal nicht wieder in die Schule und ich denke, dass dein Freund jetzt deine Unterstützung braucht. Und wenn du fest daran glaubst, dann wird er bestimmt auch noch heute wieder aufwachen...okay?"

Schniefend blickte ich ihn erneut an und nickte wieder nur. Sprechen wollte ich gerade nicht. Ich wollte einfach nur zu Satoshi.
 

Bevor ich jedoch zu Satoshi durfte, musste ich in der Aufnahme warten. Ungeduldig saß ich auf meinem Sitz und schaute immer wieder zu dem Beamten herüber, der mit meinem Vater telefonierte und ihm von der ganzen Angelegenheit berichtete. Scheinbar schienen sie sich über etwas zu streiten. Wie ich meinen Vater kannte, wollte er bestimmt nicht, dass ich den anderen besuchen durfte, da er ihn nicht gerade leiden konnte. Aber mir war das egal. Ich war alt genug um selbst zu bestimmen, mit wem ich zusammen sein wollte und mit wem nicht.

Immer wieder blickte ich auf die Uhr, die an der Wand hing und die Minuten vergingen und vergingen. Als der Mann nach 20 Minuten immer noch nicht fertig war, stand ich wütend auf und riss ihm den Telefonhörer aus der Hand. Am anderen Ende konnte ich meinen Vater hören, dessen Stimme schon sehr verärgert klang.

Murrend redete ich daher in den Hörer. "Dad! Es reicht mir langsam wirklich. Satoshi hatte einen Unfall und wird vielleicht nicht mehr aufwachen! Ich werde jetzt zu ihm gehen und ihm Beistand leisten, also sei jetzt ruhig und trage alles ein." In den ersten Sekunden kam nichts von der anderen Seite. Wahrscheinlich musste er erst einmal realisieren, dass ich ihn gerade angefahren hatte. Doch dann hörte ich ein Seufzen.

"Ist gut, Hiroto. Aber bitte komm heute Abend nach Hause."

"Mal sehen", sagte ich nur und legte auf. Ich war wirklich wütend und blickte dann die Schwester an, die ein paar Akten zurecht legte. Sie lächelte nur und kam hinter ihrem Tresen hervor. "Dann folgen sie mir bitte", meinte sie zu mir. Kurz sah ich noch mal den Polizisten an, doch der nickte nur und so ging ich ihr auch nach.

Ich war nervös. Nervös darüber, wie er wohl aussehen würde. Sie hatten mir gesagt, dass er einen sehr schweren Unfall gehabt hätte, aber dass er wohl durch Glück und durch seinen Helm überlebt hatte. Manchmal war ich wirklich sehr froh darüber, dass er dieses Ding trug, denn es rettete wirklich Leben. Zwei Mal war er bis jetzt ohne gekommen und immer wieder hatte ich ihn deswegen angeschnauzt. Zum Glück hatte er sich meine Worte zu Herzen genommen und den Helm getragen.

Als wir vor der Tür standen, da klopfte mein Herz wie wild. Leider durfte ich nicht einfach so zu ihm und musste mir einen blauen Kittel und einen Mundschutz umtun, da er noch auf der Intensivstation lag. Zwar war er wohl aus dem Gröbsten raus, aber jeder noch so kleine Erreger könnte ihn wohl töten, meinte die Schwester. Schluckend legte ich die Sachen an, kontrollierte sogar mehrmals, ob ich denn auch alles richtig an hatte und ging dann in den Raum.

Kaum Licht drang durch die Vorhänge und als erstes vernahm ich das stetige Piepen durch den Herzschlagmesser. Es beruhigte mich irgendwie sehr, dass dieses Ding immer wieder piepte, auch wenn es zum Teil auch recht nervig war. Langsam ging ich zum Bett und konnte ihn dann sehen. In seinem Gesicht waren leichte Schürfwunden, aber die waren nicht ganz so schlimm. Seine Arme waren zum Teil verbunden, da er sich bei dem Unfall einige Scherben zugezogen hatte, die man operativ entfernen musste. Die Schwester hatte mir auch gesagt, dass man seine inneren Blutungen durch eine Operation stillen musste und er so auch eine größere Narbe am Brustkorb zurück behalten würde. Doch das war gerade egal, denn Satoshi lebte. Zwar waren seine Augen geschlossen, aber er atmete ruhig und sein Herz schlug in einem bestimmten Rhythmus.

Leise setzte ich mich auf einen Stuhl, den ich neben das Bett gestellt hatte. Sanft griff ich nach der Hand des Jungen, der so friedlich zu schlafen schien. Sanft fuhr ich mit den Fingern über die weiche, helle Haut des anderen, sah ihn auch die ganze Zeit einfach nur schweigend an.

"Satoshi....", wisperte ich leise, wollte nicht zu laut reden. Die Angst, dass ich ihn doch erschrecken könnte, war einfach zu groß. Ich wusste nicht wirklich, was ich jetzt machen sollte, denn noch nie war mir so etwas passiert. Seufzend blickte ich zu den Fenstern. Draußen schien die Sonne und man konnte so richtig erkennen, wie die kalte Luft auf die warmen Sonnenstrahlen traf und sich kleinere, wärmere Luftströme bildeten. Wieder blickte ich zu Satoshi. "Soll ich die Vorhänge für dich aufziehen, damit du etwas von der Wärme spüren kannst?", fragte ich ihn ganz leise. Natürlich gab er mir keine Antwort, aber ich hatte mal gehört, dass Komapatienten es mitbekamen, wenn man mit ihnen redete. "Na, ich mach es einfach."

Langsam stand ich von meinem Stuhl auf und zog die Vorhänge zur Seite. Sofort strahlte die Sonne in das Zimmer und erhellte es mit ihrem angenehmen Licht. Ich musste leicht lächeln. Doch dann drehte ich mich sofort wieder um und blickte zu ihm. Immer noch waren seine Augen geschlossen. Ich befürchtete, dass dies noch sehr lange so bleiben würde. Doch ich wollte nicht aufgeben und setzte mich wieder zu ihm. Strich ihm sanft ein paar Haare aus dem Gesicht. Kurz kam es mir auch so vor, als wenn seine Lider sich bewegen würden, doch es passierte nichts weiter und ich schrieb es als eine Einbildung ab.

Seufzend sah ich ihn einfach nur an. Er wirkte so verdammt friedlich und ich hatte immer mehr die Angst, dass er vielleicht nie wieder aufwachen würde. Was sollte ich denn ohne ihn tun? Mir war die ganze Zeit nicht klar geworden, dass ich es wirklich genossen hatte, wenn er in meiner Nähe war. Jedes Mal hatte er mich freudig begrüßt und wenn ich nicht geküsst werden wollte, dann hatte er es akzeptiert. Ihm war es eigentlich nur wichtig, dass er in meiner Nähe sein durfte.

Traurig sah ich ihn deswegen an, kämpfte erneut mit den Tränen. Ich wollte nicht weinen. Es gab doch gar keinen Grund dazu, schließlich war er aus dem schlimmsten heraus und die Ärzte hatten doch gemeint, dass er auch wieder aufwachen wird. Nur musste ich mich gedulden. Sie konnten nicht sagen, wann er die Augen wieder öffnen wird, aber sie waren fest davon überzeugt, dass er es tun wird. Also musste auch ich daran glauben.

Satoshi war stark und er würde sich bestimmt nicht so einfach unterkriegen lassen. Da es aber so still war und mich diese Stille langsam zu erdrücken schien, da fing ich wieder an mit ihm zu reden. Er würde mir zu hören, davon war ich überzeugt.

„Du machst wirklich Sachen“, begann ich wieder leise zu reden. „Hast du eigentlich eine Ahnung, wie große Sorgen ich mir gemacht habe? Zuerst dachte ich natürlich, dass du mich vergessen hättest, aber irgendwie konnte ich mir das auch nicht wirklich vorstellen und so war ich dann der Meinung, dass du vielleicht auch nur verschlafen hättest. Es wäre für dich zwar das erste Mal gewesen, aber wie sagt man so schön? Einmal ist immer das erste Mal. So machte ich mich heute Morgen also alleine auf den Weg zur Schule. Doch als du nicht einmal zur ersten Stunde erschienen bist, da machte ich mir schon ganz schöne Sorgen, da der Lehrer auch nicht wusste, ob du krank warst oder einfach noch im Bett gelegen hattest. Ich hatte immer wieder aus dem Fenster gesehen, um ja nicht zu verpassen, wie du vielleicht doch noch ankommen würdest, aber du kamst einfach nicht. Unser Lehrer hatte leider auch mitbekommen, dass ich mich nicht konzentriert habe und deinetwegen muss ich jetzt eine Strafarbeit in Geschichte schreiben. Was sagst du zu deiner Verteidigung, mh?" Kurz unterbrach ich mein Reden und blickte ihn wieder an. Natürlich bemerkte ich keine Regung, aber ich hoffte doch, dass meine Worte zu ihm drangen und er merkte, wie sehr ich mich gesorgt hatte, auch wenn es totaler Mist war, was ich ihm erzählte.

"Na ja. Jedenfalls hatte ich dann versucht mich etwas am Unterricht zu beteiligen, doch ich konnte nur daran denken, wo du denn nur bleibst. Immerhin warst du in der ganzen Zeit noch nie zu spät gekommen und irgendwie hatte ich auch so ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache. So bin ich nach der ersten Stunde dann erstmal runter gegangen und hatte an der Tür auf dich gewartet. Als du aber auch zur zweiten nicht gekommen bist, bin ich dann einfach weg gelaufen. Ich wollte dich suchen. Da ich gerannt war, kam ich auch schnell an die Kreuzung, von der du immer zu mir kommst, und da sah ich dein Motorrad liegen. Es ist nicht mehr so schön, wie es vorher war, da doch vieles davon durch den Unfall zerstört wurde. Aber es dauerte sehr lange, bis auch nur irgendjemand mir endlich ein paar Informationen mitgeteilt hatte. Und ja...dadurch bin ich eben hierher gekommen. Wahrscheinlich interessiert dich das gar nicht, aber ich wollte es dir eben sagen, falls du aufwachen solltest und dich wunderst, dass ich hier neben dir sitze."

Doch auch jetzt kam immer noch keine Reaktion. Traurig blickte ich ihn an, fuhr zaghaft mit den Fingerspitzen über seine Wange, versuchte dabei aber auch die kleinen Schürfwunden, die er trotz des Helms abbekommen hatte, nicht zu berühren. Seufzend legte ich den Kopf etwas auf das Bett und betrachtete die Stadt durch das Fenster.
 

--
 

Seit gut zwei Tagen lag Satoshi jetzt schon im Krankenhaus und ich hasste es, dass ich nicht jede Sekunde davon bei ihm bleiben konnte. Mein Vater hatte mich zu Hausarrest verdonnert, da ich ihm am Telefon so frech gekommen war, und nun saß ich hier in meinem Zimmer. Ich durfte Satoshi besuchen, aber nur, wenn meine Ma mitkam und wir nicht länger als eine Stunde blieben. Aber das war doch viel zu wenig. Er brauchte mich, aber das wollten meine Eltern einfach nicht verstehen. Seufzend blickte ich aus dem Fenster.

Leicht erschrak ich, als ein kleines Steinchen gegen das Glas knallte. Neugierig, wer das denn war, öffnete ich das Fenster und schaute raus. Unten auf dem Rasen stand Shou zusammen mit Nao.

"Hey! Komm runter Kleiner", meinte mein bester Freund , aber ich schüttelte den Kopf.

"Ich habe Hausarrest... und wenn ich nicht für den Rest meines jungen Leben eingesperrt sein will, dann sollte ich lieber zu Hause bleiben...", meinte ich und blickte sie beide an.

"Ja schon, aber wir haben Hinweise, wer Satoshis Maschine manipuliert hat...", sagte Shou im Gegenzug und meine Augen weiteten sich.

"WAS?!"

Nur wenige Stunden, nachdem man mich im Krankenhaus abgeliefert hatte, kam bei der Untersuchung von Satoshis Maschine heraus, dass man seine Bremsschläuche durchgeschnitten hatte. Auf den ersten Blick fällt so etwas auch nicht auf und deswegen war er wohl auch losgefahren. Doch als er dann Bremsen wollte, konnte er es nicht und so geschah der Unfall. Nun ermittelte die Polizei gegen Unbekannt und doch hofften sie den Täter zu finden.

"Wer??", fragte ich nur und Nao hielt sich den Finger vor den Mund. "Wir brauchen dich dafür, um es zu beweisen..."

Wieso brauchten sie bitte mich dafür? Aber als ich auch das fragte, sagten sie immer noch nichts und ich suchte mir schnell Schuhe aus meinem Schrank und kletterte am Rosenspalier neben meinem Fenster herunter. Unten packte mich Nao an der Hand und wir liefen erstmal die Straße entlang, bis man uns vom Haus meiner Eltern nicht mehr sehen konnte.

Abwartend blickte ich sie nun an.

"Also sagt schon", wisperte ich und ließ mich von ihnen mit auf einen ruhigen Spielplatz ziehen, der gerade frei von Müttern und Kindern war.

"Also...du hattest uns ja beiläufig erzählt, dass Aoi dich so komisch angegrinst hatte, als du nach Satoshi in der Schule gesucht hattest...und wir vermuten, dass auch er etwas damit zu tun hat. Aber dazu bräuchten wir ja Beweise, verstehst du?"

"Ja, das verstehe ich schon Nao, aber was hat das mit mir zu tun?", fragte ich nur verwirrt und zog eine Augenbraue hoch.

"Du sollst dich zu ihm begeben und dich einfach an ihn heranmachen. Wir wissen ja, dass er dich will und solange gegen dich intrigiert, bis du freiwillig zu ihm kommst...und jetzt wäre doch der passende Moment dafür", meinte Shou gelassen und blickte mich lächelnd an.

Leicht klappte mein Mund nach unten und ich musste mich erst einmal wieder fassen. "Seid ihr verrückt geworden?", murrte ich sofort, "Der denkt doch eh, dass ich mit Shou zusammen bin oder habe ich irgendetwas verpasst und wir haben uns 'getrennt'?" Nun blickten beide verlegen drein und ich zog die Augenbrauen zusammen. Irgendwas war da im Busch, nur ich wusste nicht was. "Also??" "Naja..Hiroto..weißt du...", fing Shou an zu stammeln, "Ich..finde dich ja wirklich voll süß...aber in letzter Zeit da..na ja, ich habe so gemerkt...dass meine kleine Verknalltheit...also…"

"Was Shou sagen will ist, dass er mit einem anderen aus seiner Klasse seit gut zwei Tagen zusammen ist und wir noch keine Zeit hatten, dir das zu erklären, da du mit deinen Gedanken bei Satoshi herumschwirrtest", sagte Nao knapp und ich blinzelte.

Shou war also nicht mehr in mich verknallt und es störte mich gar nicht. Ich fühlte nicht mal etwas, als die beiden mir das so ins Gesicht gesagt hatten. Hieß das etwa...?

Ich schüttelte leicht den Kopf. Dafür war gerade absolut keine Zeit und so sah ich sie wieder an.

"Ihr wollt also, dass ich jetzt zu Aoi gehe, wie ein kleines Hündchen bei ihm ankomme und mich bei ihm ausheule, da ich mich ja so in Shou getäuscht habe..?" Beide nickten und grinsten mich sofort wieder an. Von ihrer Verlegenheit war keine Spur mehr.

"Du hast es erfasst!"

Kopfschüttelnd seufzte ich auf. "Ist ja schön und gut, aber wie soll ich bitte Beweise finden? Soll ich ihn heimlich ausfragen?"

"Ja so in der Art!“, meinte Nao dann wieder. "Wir haben hier so ein ganz kleines Diktiergerät, das nicht groß auffällt. Das steckst du einfach in deine Hose und stellst es an, wenn ihr anfangt zu reden oder so. Wenn du ihn lange genug bearbeitest, dann verplappert er sich bestimmt irgendwann, denn wir wissen doch alle drei, dass er sich gerne mit seinen Taten, die oft andere für ihn ausführen, brüstet. Und dir wird er das ganz bestimmt auf die Nase reiben, da Satoshi ja sein Nebenbuhler war und er so keine Angst mehr haben muss, dass er dich angräbt. Immerhin liegt er ja noch im Koma und so weit ich weiß, ist Aoi davon überzeugt, dass er da so schnell auch nicht mehr daraus aufwacht."

Zweifelnd blickte ich sie an. Konnte so etwas wirklich gut gehen? Schließlich waren wir hier in der Realität und nicht in einem schlechten Hollywood-Film, aber einen Versuch war es wert und so willigte ich ein. Die beiden waren sehr froh darüber und Nao knuffte mich in die Seite. Shou schien immer noch recht nervös wegen mir zu sein, denn er hatte mir ja nicht gesagt, dass er unsere 'Beziehung' beendet hat, was mich jetzt nicht unbedingt sauer werden ließ, da ich ihn die ganze Zeit ja auch teilweise belogen hatte. Seufzend fasste er mich deswegen noch einmal am Arm.

"Kann ich kurz mit dir alleine reden....?"

Fragend sah ich ihn an. "Natürlich." Da Nao das nicht unbedingt mithören musste, gingen wir herüber zur Schaukel, auf die ich mich setzte. Er malte kleine Spuren mit seinen Schuh in den Sand und sah mich dann wieder an.

"Also...ich möchte mich entschuldigen. Ich hätte es dir schon vorher sagen sollen, aber du warst so beschäftigt und hattest und hast natürlich immer noch so große Sorgen wegen Satoshi, dass ich dir nicht wehtun wollte."

Ich schüttelte leicht den Kopf und lächelte ihn an. "Ist schon gut, Shou. Eine richtige Beziehung führten wir ja nie. Du warst in mich verknallt, aber ich wusste nicht wirklich, was ich für dich empfand", meinte ich. Erleichtert lächelte er mich an. "Puh..ich dachte schon, dass du mir den Kopf abreissen würdest..."
 

Mit dem Diktiergerät in der Tasche stand ich dann vor Aois Haus. Ich war mir immer noch nicht sicher, ob es wirklich so eine gute Idee war, jetzt einfach bei ihm zu klopfen und auf verlassenes Hündchen zu machen, dass sich einfach getäuscht hatte und ihn doch noch über alles liebt. Tief atmete ich daher ein und ging zur Tür. Dort klingelte ich erst nur einmal, da ich nicht aufdringlich erscheinen wollte. Kurz blickte ich mich noch einmal um und sah Nao, der mir mit einem komischen Gesicht andeutete, dass ich gefälligst traurig aussehen sollte. Er glaubte wirklich, dass das so leicht ist. Jedoch dachte ich einfach an Satoshi. Und da kamen sie. Leichte Tränen stiegen mir in die Augen und als Aoi aufmachte, kugelte eine davon schon über meine Wange.

Er schien sichtlich überrascht davon mich zu sehen, dass er mich ohne Fragen erst einmal herein bat. Schniefend zog ich mir die Schuhe aus und sah ihn im Flur an. Er merkte, dass etwas nicht stimmen musste und streichelte mir eine zweite Träne von der Wange.

"Hey...was ist denn los, Kleiner?", hauchte er rauchig und sah mir in die Augen. Die Wut, die er noch vor ein paar Tagen für mich empfand, schien gerade wie weg geblasen. Manchmal wunderte es wirklich, was für eine Wirkung ich auf andere Menschen hatte.

"Sh..Shou..", schluchzte ich gespielt, "Er...hat mich betrogen..." Und wieder kamen mir die Tränen, wodurch er mich diesmal in seine Arme zog und beruhigend über meinen Rücken streichelte.

"Shht....erzähl es mir...aber nicht hier unten."

Bestimmend führte er mich in sein Zimmer und schloss die Tür hinter uns. Mit einem Auge passte ich genau auf, dass er die Tür nicht verriegelte. Dies tat er zu meinem Glück nicht, sondern setzte sich gleich auf das Bett, wo er neben sich klopfte. Innerlich total nervös nahm ich neben ihm Platz und schniefte wieder.

"Also. Erzähl dem guten Onkel Aoi, was passiert ist." Jetzt musste ich mir etwas ausdenken, aber so schwer konnte das ja nicht sein.

"Na ja...gestern wollte ich mich mit ihm treffen, aber da hatte er mir schon gesagt, dass er keine Zeit hatte. Ich weiß ja, dass er in den Prüfungen ist, aber ein paar Minuten könnte er ja wirklich mit mir verbringen. Und als ich ihn heute von der Schule abholen wollte, da habe ich gesehen, wie er einen anderen geküsst hat", wimmerte ich traurig und blickte zu Boden.

"Ouh? Hast du ihn darauf angesprochen?", hakte Aoi weiter nach. Ich hatte ihn also im Netz.

"Ja, natürlich", meinte ich schniefend, "Und er meinte nur, dass ich ihm nicht gut genug bin und er eben in dem neuen was viel besseres gefunden hätte. Dann hat er mich stehen gelassen." Kurz herrschte Schweigen und ich hatte schon Angst, dass er meine Lüge nicht schlucken wurde, aber als er wütend ins Kissen haute, da wusste ich, dass ich Erfolg gehabt haben musste.

"Dieses eingebildete Arschloch!", knurrte er aufgebracht und schlug sich mit einer zur Faust geballten Hand in die andere Handfläche. "Dem werde ich Beine machen. Du bist garantiert besser als alle anderen."

"Wieso?", fragte ich leise.

Verwundert blickte er mich nun an. "Wieso was?"

"Na wieso glaubst du, dass ich etwas besseres bin...?" Unschuldig blickte ich ihm in die Augen und irgendwie kam es mir vor, als wenn er darin versank. Jedenfalls konnte er den Blick nicht von mir abwenden.

"Sieh dich doch nur an", wisperte er dann leise, "Deine schönen Augen..diese verführerischen Lippen... Man kann den Blick eigentlich gar nicht von dir nehmen und deshalb bezweifle ich, dass es jemanden gibt, der dir in den Punkten auch nur ansatzweise das Wasser reichen kann..."

Wenn ich ihn nicht wegen seiner Taten so verabscheuen würde, dann hätte ich dieses Kompliment viel mehr in mich aufgenommen. Aber da ich mein Spiel weitermachen musste, lächelte ich ihn mit noch weinenden Augen an.

"Aoi....", hauchte ich leise. Ich konnte kaum reagieren, da hatte er sich schon vorgelehnt und drückte mir seine Lippen auf. Seine Hand vergrub er in meinen Haaren und hielt mich so dicht bei sich. Überrascht musste ich aufkeuchen, drückte ihn dann aber gleich von mir.

Verwirrt blickte er mich an. "Was hast du denn?" Das er das wirklich noch fragte. Enttäuscht blickte ich ihn an.

"Ich hätte nicht gedacht, dass du auch so einer bist, der die Zerbrechlichkeit anderer ausnutzt!" Sofort stand ich auf, aber er ergriff gleich mein Handgelenk und zog mich auf seinen Schoß, schlang die Arme um meine Hüfte und drückte mich so an sich. Schluckend sah ich ihn an.

"Jetzt hör mir mal gut zu, Hiroto", sagte er knurrend zu mir. "Ich habe wirklich lange genug mit angesehen, wie andere sich an dich heranmachen und du sie nicht einmal abblitzen lässt. Ich weiß ganz genau, dass du sowohl mit Shou, als auch mit Satoshi ausgegangen bist und ich glaube dir deine so hoch gespielte Zerbrechlichkeit nicht. Ich glaube dir, dass du enttäuscht und verletzt bist, aber mehr auch nicht. Für mich bist du nämlich eine Schlampe, die jeden an sich heran lässt und jetzt bin ich dran, meine Besitzansprüche geltend zu machen!" Ohne zu zögern drückte er mich aufs Bett und legte seinen Körper auf den meinen, wodurch ich mich nicht wieder aufsetzen konnte. Natürlich drückte ich mit den Händen gegen seine Brust, um ihn von mir zu stoßen, aber ich schaffte es nicht. Er war genau so stark wie Satoshi, vielleicht auch ein bisschen schwächer, aber ich kam gegen sie beide nicht an.

Ängstlich blickte ich in seine Augen, denn ich hatte Angst, dass er das Diktiergerät in meiner hinteren Hosentasche entdecken würde. Während ich immer noch versuchte unter ihm hervor zu kommen, leckte er sich schnurrend über die Lippen und begann langsam meinen Pullover nach oben zu schieben. Panik machte sich in mir breit, denn ich wollte nicht mit ihm schlafen.

"Aoi...bitte hör auf..!", wimmerte ich leise, wollte mich gegen ihn stemmen, doch all das half nichts. Seine Hand schlug plötzlich neben mich ins Kissen und ich zuckte erschrocken zusammen, sah ihn mit weit geöffneten Augen an.

"Halt die Klappe, Hiroto. Entweder du lässt dich jetzt von mir ficken oder ich werde dafür sorgen, dass Satoshi endlich das zeitliche segnet..." Seine Stimme klang bedrohlich und ich fing an zu zittern.

"Was...Satoshi..."

Ein breites Grinsen machte sich auf seinen Lippen breit und er sah mich räuberisch an. "Natürlich. Glaubst du etwa, dass dieser Unfall ein Zufall war?", raunte er tief und leckte mir über die Unterlippe, an der er zu saugen begann.

"W...war er es denn nicht..?" In der Zeitung hatte nichts über die polizeilichen Ermittlungen gestanden und wenn Aoi so etwas sagte, dann musste er eindeutig etwas darüber wissen.

"Nein~. Ich habe diesmal persönlich Hand angelegt und ihm die Bremsschläuche durchschnitten. Es ging mir gewaltig gegen den Strich, was er an der Schule alles erreicht hatte und dass er dich mir wegnehmen wollte. Leider ist er nicht gleich gestorben, aber das lässt sich bestimmt noch ändern~. Wenn du aber nicht willst, dass er doch noch ins Jenseits befördert wird, dann wirst du jetzt brav die Beine für mich breit machen, haben wir uns verstanden?"

Leise schluchzte ich wieder auf. Satoshi sollte wegen mir nicht sterben, daher nickte ich unterwürfig. Zufrieden ließ Aoi mich los und befahl mir, dass ich mich vor seinen Augen ausziehen sollte.
 

Weinend lief ich mit Schmerzen aus dem Haus. Ich wollte nur noch weg und stieß dadurch, dass ich nicht achtete, wohin ich lief, gegen jemanden. Als ich aufsah erblickte ich Toshiya, der von Shou an diesen Ort gerufen wurde. Verwirrt blickte er mich an. Auch Nao kam jetzt zu uns gelaufen, scheinbar war er alleine. "Hiroto...oh nein.... Was ist passiert...?" Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Schluchzend stammelte ich irgendetwas vor mich hin, was wahrscheinlich nicht wirklich Sinn ergab, ich wollte einfach nur noch zu Satoshi.

Schluckend blickte Nao erst mich und dann Toshiya an, dieser nickte nur leicht und nahm mich dann auf die Arme. Mein ganzer Körper zitterte immer noch und ich konnte mich nicht mehr beruhigen. Es war einfach nur so schrecklich und ekelerregend gewesen. Ich nahm den ganzen Weg nicht wahr, wo wir hingingen, erst als ich die Stimme des Polizeibeamten vernahm, der mich zum Krankenhaus gefahren hatte, blickte ich auf. Er kam besorgt zu uns, als wir drei in die Wache spaziert kamen und bat uns in sein Zimmer. Sein Kollege stellte seinen Kaffee erst einmal weg und musterte mich mit fragendem Blick.

"Was ist passiert, Kimura-san?", fragte er den anderen Beamten, doch der zuckte nur mit den Schultern.

"Ich weiß es noch nicht." Vorsichtig setzte Toshiya mich auf einem der Stühle ab, aber ich wimmerte trotzdem auf. Die Schmerzen waren gerade unerträglich und er streichelte mir beruhigend durch das Haar.

"Kinder, jetzt sagt doch endlich, was los ist", meinte Kimura-san und blickte uns auffordernd an. Da ich jedoch nichts sagen wollte, ergriff Nao das Wort.

"Wie soll ich sagen. Eigentlich dürfen wir das ja nicht und es tut uns wirklich Leid, aber wir haben auf eigene Faust ermittelt..und glauben den Täter gefunden zu haben, der den Unfall von Satoshi verursacht hat..." Nun war das Interesse der beiden Beamten geweckt und sie sahen uns weiterhin an.

"Und wie habt ihr „ermittelt“?", fragte der zweite Mann im Büro und blickte immer mal wieder zu mir, kam dann zu mir herüber und reichte mir ein Taschentuch, dass ich dankend annahm. Während des Weges hatte ich Nao das Diktiergerät in die Hand gedrückt und er hatte es sich angehört, stoppte aber bei einer bestimmten Stelle. Ihm war sofort klar gewesen, was weiter passiert sein musste und das wollte er sich einfach nicht anhören.

"Na ja..wir hatten einen Lockvogel eingesetzt...aber alles ist außer Kontrolle geraten, doch...das Geständnis haben wir..." Sofort blickte Kimura-san zu mir und dann wieder zu Nao.

"WAS genau ist schief gegangen?", fragte er erbost. Doch mein Kumpel antwortete ihm nicht, er ließ das Band ab der Stelle kurz vor dem Geständnis laufen und was danach zu hören war, war mehr als eindeutig. Ich fing wieder an zu weinen, wollte mich in Satoshis Armen stürzen und mich von ihm schützen lassen und nie wieder von ihm weggehen. Der zweite Beamte stand auf und holte ein Formular.

"Hiroto...die zweite Tat ist offensichtlich. Nenne uns den Namen des Täters, lasse dich bitte von unserem Arzt untersuchen und einen Abstrich nehmen lassen und dann kannst du gerne nach Hause gehen. Wir werden uns um alles weitere kümmern. Die Bandaufnahme dürfen wir leider nicht verwenden, aber da wir jetzt einiges mehr wissen, können wir den Typen vielleicht selbst zu einem Geständnis bewegen..." Ich blickte auf und Kimura-san nickte mir zu. Da er mir sanft zu lächelte willigte ich ein und ließ mich untersuchen. Machte all das, was man von mir verlangte. Doch ich wollte abschließend nicht nach Hause, sondern ins Krankenhaus gebracht werden. Zwar war man darüber verwundert, aber man gewährte mir den Wunsch und es dauerte nicht lange, da war ich endlich wieder bei Satoshi. Da seine Lage immer stabiler wurde, musste ich keine Schutzkleidung mehr tragen und fand ihn auch nicht mehr auf der Intensivstation, sondern in einem normalen Zimmer wieder.

Nao und Toshiya hingegen hatten in der Zeit meine Eltern benachrichtigt, welche dann sofort zu mir ins Krankenhaus gekommen waren. Meine Mutter zog mich in ihre Arme und ich weinte mich an ihrer Schulter aus. Ich brauchte gerade einfach nur schützende Nähe, die sie mir ohne zu zögern gab. Natürlich fand sie, dass unsere Idee mehr als dämlich war, aber sie sagte es nicht, was mich gerade sehr beruhigte, denn Kritik konnte ich gerade wirklich nicht gebrauchen.

Mein Vater war in der Zwischenzeit an das Fenster getreten und blickte nach draußen. Die untergehende Sonne färbte die meisten der Häuser rot, während andere im Schatten immer dunkler wurden.

"Dieser 'Aoi' hat dir das also angetan?" Mein Vater nannte IHN sonst nie so, aber ich konnte hören, wie viel Wut in seiner Stimme lag. Ich flüsterte nur ein leises 'ja' und er nickte. "Dann weiß ich ja, was ich zu tun habe...", murmelte er und nahm sein Mobiltelefon. Ich wusste nicht, wen er angerufen hatte, aber es dauerte keine fünf Minuten, da war das Gespräch auch schon wieder zu Ende und er drehte sich zu mir. Es war zwar schwer, aber ich hatte mich langsam wieder beruhigt. Mit einem Blick deutete mein Vater meiner Mutter an, dass sie gehen würden und sie löste sich von mir. Ich blickte sie beide verwundert an, denn ich verstand es nicht. Doch mein Vater strich mir noch einmal kurz durch die Haare.

"Wir lassen euch beide alleine... Wenn du willst, dann kannst du hier schlafen." Nach diesen Worten verließen sie auch schon das Zimmer. Hatte ich das wirklich richtig gehört? Ich durfte die Nacht über hier bleiben? Mit getrockneten Tränen auf den Wangen drehte ich mich wieder zu Satoshi. Langsam schritt ich wieder zu ihm und legte mich einfach auf der Seite zu ihm ins Bett. Ich nahm ihm kaum Platz weg, wollte ihm einfach nur nah sein.

"Wach doch bitte wieder auf", wimmerte ich leise. Erst jetzt hatte ich verstanden, wen der beiden ich wirklich wollte und auch brauchte. In den letzten Tagen hatte ich verstanden, wie sehr ich Satoshi mochte. Nein, ich mochte ihn nicht nur, ich liebte ihn wirklich. Allein die Androhung seines Todes hat mir Stiche ins Herz versetzt. Ich wollte einfach nicht mehr ohne ihn sein.
 

"Satoshi...", fing ich leise an zu reden. "Es ist alles meine Schuld. Wenn es mich nicht gäbe, dann würdest du jetzt nicht hier liegen...Es tut mir wirklich so Leid." Wieder schluchzte ich auf. Die Bilder der letzten Stunden gingen mir gerade nicht mehr aus dem Kopf. Mein Gesicht vergrub ich daher wieder in meinen Händen. Meine Stimme war nur noch reines Genuschel. "Ich liebe dich doch......aber....." Ich merkte nicht, wie sich in seinem Gesicht etwas regte. Ich sah nicht, wie er die Augen langsam öffnete und leicht blinzelte. Auch konnte ich nicht sehen, wie er den Kopf leicht zu mir wendete.

"Ich kann dir meine Unschuld...nicht mehr schenken", wimmerte ich auf. "Dabei wollte ich das doch....ich liebe dich so sehr...." Immer wieder schluchzte ich die letzten Worte und zuckte zusammen, als sich eine Hand auf meine Hände legte. Geschockt blickte ich auf und sah in das Gesicht des jungen Mannes, in den ich mich vom ersten Augenblick an verliebt hatte. Ich konnte es mir nur nie eingestehen.

"Satoshi", hauchte ich leise. "Satoshi...!" Glücklich setzte ich mich auf, ignorierte meine Schmerzen und umarmte ihn einfach. "Du bist wieder wach..." Tränen der Freude liefen über meine Wangen und ich blickte ihm in die braunen Augen. Sie sahen mich verwirrt und mehr als fragend an. Seine Finger strichen über meine Wange und leise Worte drangen aus seinem Mund. "Ich liebe dich auch..Hiroto."

Noch nie hatte ich so etwas schönes gehört. Ohne nachzudenken beugte ich mich herunter und hauchte ihm einen innigen Kuss auf die Lippen. Ich wollte mich nie wieder von ihm lösen. Seine Hände legten sich auf meinen Rücken und er drückte mich sanft an sich. Es fühlte sich so an, als wenn er gar nicht glauben konnte, dass ich jetzt hier war und ihn küsste. Ihn von alleine heraus küsste, denn das war bis jetzt noch kein einziges Mal passiert. Noch nie hatte ich bei ihm die Initiative ergriffen und sanft seine Lippen geküsst.

Ich löste mich nur von ihm, da mich die Atemnot so langsam dazu zwang. Heiß hauchte ich deswegen gegen seine Lippen und sah ihm tief in die Augen, streichelte mit einer Hand leicht über seine Wange.

"Ich bin so glücklich....", wisperte ich leise, hauchte erneut einen kleinen Kuss auf diese weichen Lippen. Ich verlagerte ganz leicht mein Gewicht, um nicht ganz auf ihm zu liegen, denn die Ärzte hatten mir vorher gesagt, dass er noch immer leichte Prellungen hatte. Die Operationsnarbe war zwar dabei, sehr gut zu verheilen, aber ein Aufreißen musste ich nun wirklich nicht riskieren.

Leise seufzte er auf und blickte sich dann langsam um. Es schien ihn wirklich zu verwundern, dass er noch lebte, denn er fuhr sich selbst ganz langsam durch die Haare, schloss seine Augen dabei wieder. "Unfassbar....", hauchte er leise. "Einfach unfassbar, dass ich das überlebt habe."

"Du hattest eben einen Schutzengel, Satoshi", sagte ich lächelnd und schmiegte ganz leicht den Kopf an seine Brust, konnte so seinem Herzschlag lauschen, was mich sehr beruhigte.

"Den muss ich wirklich gehabt haben...einen wunderschönen Engel, der immer bei mir war und es auch jetzt gerade ist..." Blinzelnd blickte ich zu ihm auf, sah, dass er mich lächelnd anschaute, und errötete leicht auf den Wangen.

"Ich...bin wirklich kein Engel....", murmelte ich verlegen und senkte wieder den Blick. Ich war alles andere als ein Engel. Ich war schmutzig, sehr schmutzig sogar, auch wenn ich den Dreck schon von mir abgewaschen hatte, spürte ich ihn noch mehr als deutlich.

Sanft spielten seine Finger mit meinen Haaren und ich konnte seine Blicke auf meiner Haut spüren. Ich konnte fühlen, wie er mir nur mit den Gedanken widersprach und ich beließ es auch dabei. Wenn er mich als Engel sehen wollte, dann durfte ich ihm das nicht nehmen, denn einen Streit wollte ich deswegen nicht mit ihm anfangen. Dafür war er erstens noch viel zu schwach und zweitens hatte ich ihm gerade erst meine Liebe gestanden, da wäre ein Streit oder eher eine kleine Meinungsverschiedenheit völlig fehl am Platz.

Mit meiner Wange schmiegte ich mir daher wieder leicht an seinen Brustkorb und schloss die Augen. Ich wollte die Zweisamkeit mit ihm einfach nur genießen. Ich wollte vergessen, was noch vor ein paar Stunden geschehen war. Es sollte gerade nur ihn und mich geben und niemand anderen.

"Hiroto...?" Nur schwach hörte ich seine Stimme, denn er redete gerade sehr leise.

"Ja ,Satoshi...?"

"Was meinst du mit, dass du mir deine Unschuld nicht mehr schenken kannst? Ich meine..es würde mich nicht stören, wenn du schon einmal mit jemandem geschlafen hast, aber ich frage mich gerade, was deine Worte genau zu bedeuten haben, denn du hattest bitterlich geweint, als du sie sagtest." Ich musste hart schlucken. Insgeheim hatte ich gehofft, dass er das nicht mitbekommen hatte, aber zu meinem Unglück war es doch so, dass er auch diese Worte aus meinem Mund gehört hatte, selbst wenn sie nur genuschelt waren. Tief atmete ich ein und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Ich wollte nicht noch einmal anfangen zu weinen, aber ich musste ihm sagen, was passiert war. Gerade er sollte es doch wissen, wenn er mit mir zusammen sein wollte.

"Es ist schwer zu erklären", begann ich leise, setzte mich dabei so hin, dass ich ihm in die Augen sehen konnte. "Nao, Shou und ich hatten den Verdacht, dass Aoi an deinem Unfall Schuld wäre und so wollten wir ihn durch bestimmtes Erfragen zu einem Geständnis bringen. Doch..es ist alles schief gegangen..." Ich musste eine kurze Pause machen und meine Tränen herunterschlucken. In Satoshis Augen machte sich noch mehr Verwirrtheit breit, denn was ich gesagt habe, erklärte immer noch nicht meine Worte. "Ich habe den Lockvogel gespielt, der ihn aus der Reserve locken sollte. Mit einem Diktiergerät hatte ich unser Gespräch aufgenommen, aber es entwickelte sich zu einer ungeahnten Seite. Während ich mich darüber 'ausheulte', dass Shou mich verlassen hat, begann Aoi sich an mich heran zu machen. Da ich aber nichts von ihm wollte, hatte er mich auf das Bett gedrückt und mir gedroht, dich endgültig aus dem Weg zu räumen. Wir hatten zwar unser Geständnis, da er auch sagte, dass er die Bremsschläuche an deiner Maschine durchgeschnitten hatte, aber er ließ mich nicht gehen. Er zwang mich dazu, mit ihm zu schlafen...und er nahm mir so meine Unschuld...." Während ich diese Worte zu Sätzen formuliert hatte, senkte ich den Kopf, schaute nicht mehr in sein Gesicht, denn ich fühlte mich so elendig, hatte Angst, dass er mich jetzt nicht mehr wollte.

Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum, denn eine ganze Weile sagte er rein gar nichts. Doch dann hörte ich ihn knurren und blickte wieder schüchtern zu ihm auf. Seine Miene hatte sich verfinstert und die Wut war ihm nicht nur in den Augen anzusehen. Sein ganzer Körper schien unter Strom zu sein. Als er sich aufsetzen wollte, da sank er jedoch stöhnend zurück und hielt sich seine Seite. Die Prellungen schienen noch sehr zu schmerzen und ich krabbelte so über ihn, dann ich mit beiden Beinen neben ihm kniete. Meine Lippen legte ich auf seine. Er sollte sich wieder beruhigen, denn ich mochte es nicht, wenn er sich aufregte. Ich liebte ihn zwar auch so, aber der sanftmütige Satoshi gefiel mir doch noch sehr viel besser als der andere, der sich gerne mit anderen prügelte. Seufzend ging er auf meinen Kuss ein und hielt mich mit der Hand in meinem Nacken bei sich, knabberte sanft an meiner Unterlippe, leckte mit der Zunge über diese und bat mich so um Einlass, den ich ihn gewährte. Zärtlich spielten unsere Zungen miteinander und ich musste leise aufkeuchen, denn irgendwie erregte es mich gerade sehr. Ich wusste selbst nicht warum, aber ich spürte ein Feuer in mir lodern, dass gelöscht werden wollte. Aber ich wusste ganz genau, dass ich es noch zurückhalten musste. Satoshi musste sich erholen und auch mein Körper musste seine Schmerzen wieder vergessen. Erst dann konnten wir uns der Leidenschaft hingeben, die uns beide ergriffen hatte.

Nur langsam konnte ich mich von ihm lösen, blickte wieder in seine Augen und schnurrte ihn an.

"Nicht, Satoshi... Aoi wird seine Strafe bekommen, aber durch das Gesetz und nicht durch deine Hand...ich will dich nicht noch einmal verlieren..." Ich konnte sein Murren genau hören, aber er nickte leicht, um mir zu zeigen, dass er sich zusammenreißen würde. Lächelnd setzte ich mich auf, nahm vorsichtig auf seiner Hüfte platz. Da er aber keine große Reaktion zeigte, konnte ich mir einigermaßen sicher sein, dass er durch mich keine Schmerzen haben würde.

Seine Hände tasteten sich über meine Beine, bis sie zärtlich über meine Seiten strichen und mich wohlig erschaudern ließen. Seine Berührungen ließen eine Gänsehaut auf meinem Rücken entstehen und ich schloss genießend die Augen. Langsam bahnten sich seine Hände den Weg nach oben, streichelten sanft meine Arme entlang und verhakten sich dann mit den meinigen. "Hiroto, wie kommt es, dass du mir sagen kannst, dass du mich liebst...?"

Überrascht blickte ich ihn an, denn mit so einer Frage hatte ich gerade nicht gerechnet, aber natürlich hatte er ein Recht zu erfahren, warum ich mich für ihn entschieden hatte.

"Du weißt ja, dass ich diese Scheinbeziehung mit Shou geführt habe", meinte ich leise, den Blick dabei immer auf ihn gerichtet, "Und ich habe mich währenddessen ja auch mit dir getroffen und ich muss gestehen, dass ich irgendwie Gefühle für euch beide hatte, doch ich konnte sie nicht wirklich zu ordnen. War es nur Freundschaft oder war es doch Liebe? Ich wusste es nicht so genau. Ich wusste jedoch, dass ich mich in deiner Nähe oft wohler fühlte als in seiner. Ich schob das anfangs immer darauf, dass wir viele gemeinsame Interessen hatten, aber mit der Zeit war ich mir da auch nicht mehr so sicher. Und als Shou mir dann sagte, dass er sich in jemand anderen verliebt hatte und mit diesem auch schon seit mehreren Tagen ging, da war ich nicht mal verletzt. Ich fühlte gar nichts, als er mir sagte, dass er mich trotz unserer Scheinbeziehung betrogen hatte. Mein Herz machte keinen Mucks. Als aber du vor einigen Tagen diesen Unfall hattest, da spürte ich, dass du meine Hilfe brauchtest. Es hat mich einfach nicht in Ruhe gelassen und ich musste dich suchen. Dank der Polizei war ich ja hier ins Krankenhaus gekommen und ich machte mir so verdammte Sorgen. Mein Herz schmerzte, da es einfach nur Angst hatte, dich zu verlieren und erst an dem Punkt wurde mir so langsam klar, dass ich dich liebe... Vom ersten Tag an, an dem wir uns sahen, war mein Herz dir verfallen, nur ich habe es viel zu spät bemerkt... Erst dann, als ich kurz davor war dich zu verlieren..."

Seufzend senkte ich traurig den Blick und wartete darauf, was er jetzt zu mir sagen würde. Vielleicht würde er mich ja wütend anschreien, da es so lange gedauert hat oder weil ich auch mit Shou ausgegangen bin, aber nichts davon kam. Er sagte wieder gar nichts, sondern fing leise an zu lachen. Verwundert blickte ich ihn daraufhin wieder an und konnte nur verständnislos den Kopf zur Seite legen, denn ich wusste nicht, was daran komisch sein sollte. Es dauerte ziemlich lange, bis er sich wieder beruhigt hatte und ich konnte sehen, wie kleine Lachtränen über seine Wange liefen. Seine Hände drückten die meinen und er blickte mich wieder an, immer noch mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. "Manchmal muss das Schicksal einem schon hart mitspielen, damit man kapiert, was man für jemanden fühlt... Es klingt irgendwie so komisch...und ich kann es irgendwie auch kaum fassen, aber du liebst mich wirklich. Ich habe auch gehört, was du vor wenigen Tagen zu mir gesagt hast...und es tut mir auch Leid, dass du eine Strafarbeit schreiben musst, aber du hast eben nicht aufgepasst, also selbst Schuld." Frech streckte er mir die Zunge raus und nun musste auch ich leise Lachen. Er war nicht böse auf mich. Er war sogar sehr glücklich, dass es bei mir im Kopf endlich -Klick- gemacht hat.

"Du könntest ruhig mehr Mitleid zeigen", meinte ich empört und stemmte meine Hände in die Hüfte. Er schüttelte jedoch den Kopf und piekte mir ganz leicht in den Bauch.

"Ich? Habe du lieber Mitleid mit mir, denn ich musste einen guten Monat darauf warten, bis du endlich eingesehen hattest, dass wir beide für einander bestimmt sind."

Schmollend zog ich eine Schnute und sah ihn gespielt beleidigit an. "Manche haben eben eine lange Leitung und da dauert es, bis man so etwas versteht, ja?" Wieder lachte er auf und klatschte dabei leicht in die Hände. Scheinbar schien meine Anwesenheit ihm sehr gut zu tun. Andere wären wahrscheinlich noch nicht so quickfidel wie er.

"Ja, eine SEHR lange sogar. Aber wenigstens gibst du es zu und streitest es nicht ab."

"Ja, da kannst du mal sehen. Ich lerne eben auch dazu"; wisperte ich süß und küsste ihn dann wieder, um ihm zu zeigen, dass meine Worte vollkommener ernst waren.
 

Eine Woche musste Satoshi noch auf Station bleiben, doch heute durfte er endlich raus. In den letzten sieben Tagen hatte ich ihm von den gut laufenden Ermittlungen in der Sache seines Unfalls erzählt und ihm gesagt, dass ich meine Aussage bei der Polizei machen musste. Durch einen verhärteten Verdacht hatte die Polizei auch vor zwei Tagen das Zimmer von Aoi durchsucht und dabei die Zange gefunden, mit der er die Bremsschläuche von Satoshis Motorrad gekappt hatte. Diese hatte ihn überführt, da er vergessen hatte, die Reste der Bremsflüssigkeit abzuwischen. Ich war irgendwie froh darüber, dass man den Fall aufklären konnte und Aoi hatte auch beide Taten gestanden. Es war nur noch eine Frage der Zeit, dass er für seine Verbrechen eingesperrt wurde. Kimura-san hatte mir auch gesagt, dass er sehr lange dafür sitzen würde. Und das hatte er mehr als verdient, immerhin hatte er nicht nur fast Satoshi das Leben genommen und mir höllische Schmerzen bereitet. Nein, er hatte auch das Leben von ganz anderen Menschen zur reinsten Qual gemacht, wenn diese sich gegen ihn gestellt hatten. Und jetzt endlich konnten diese Personen wieder frei leben und vor allem das machen, was sie wollten, wenn es nicht gerade strafbar war.

Nun stand ich hier vor dem Eingang des Krankenhauses und wartete auf Satoshi. Ich lächelte glücklich, denn wir waren jetzt offiziell ein Paar und ich hatte mich wirklich noch nie so gefühlt. Schmetterlinge tanzten wie wild in meinem Bauch und ich hoffte, dass er bald heraus kommen würde. Ich war mal wieder viel zu früh dran und musste deswegen warten, aber das nahm ich gerne in Kauf, denn ab heute konnte ich so viel Zeit mit Satoshi verbringen, wie ich wollte.

Da ich wusste, dass er endlich wieder etwas Süßes essen wollte, denn im Krankenhaus hatte man ihm das absolut untersagt, hatte ich ihm einen Korb mit Schokolade und anderen Leckereien vorbereitet. Zudem waren auch Sandwiches und Trinken in diesem. Auf dem Deckel lag noch eine große Decke und man konnte leicht erahnen, was ich an diesem Tag vorhatte. Es war ein recht angenehmer Herbsttag bei guten zwanzig Grad Celsius in der Sonne, die schon den ganzen Vormittag schien. Gegen kurz nach elf Uhr kam mein Schatz dann endlich aus der Tür heraus und lächelte sofort, als er mich erblickte. ich kam ihm auf halbem Weg entgegen, stellte den Korb ab und ließ mich kichernd von ihm hoch heben, legte meine Arme um seinen Hals und vertiefte ihn in einen langen, zärtlichen Kuss. Endlich war er da. Endlich konnte ich ihn wieder in meine Arme schließen, ihn anrufen, wann ich wollte und ihn auch mit zu mir nach Hause nehmen, da mein Vater akzeptiert hatte, dass ich auf Männer stand und Satoshi für mich erwählt hatte.

Schnurrend stellte er mich wieder auf dem Boden ab und sah tief in meine Augen. "Was hast du denn da Feines im Körbchen drin?", wollte er gleich neugierig wissen und küsst mit immer wieder leicht die Lippen.

"Wenn ich dir das verrate, dann ist es ja keine Überraschung mehr", hauchte ich frech, nahm den Korb wieder und ging mit ihm Händchen haltend in den Park. Die ganze Zeit hatte er dabei versucht mich mit Fragen über den Inhalt aus der Reserve zu locken, aber ich hatte ihm einfach nichts verraten. Schmollend wie ein kleines Kind zog er deswegen eine Schnute und verschränkte die Arme, während ich die Decke auf der großen Wiese ausbreitete. Gelassen ließ ich mich auf dieser nieder und summte leise vor mich hin. Als er merkte, dass seine Tat gerade absolut nichts bei mir bewirkte, nahm er neben mir Platz und beugte sich zu meinem Ohr.

"Ich habe dich so vermisst..", hauchte er leise und küsste sich sanft meine Ohrmuschel bis zum Hals entlang. Wohlig seufzend legte ich den Kopf ein bisschen zur Seite und ließ ihn gewähren, ließ zu, dass er mich erneut markierte. Nur diesmal wollte ich es sogar. Jeder sollte sehen, dass ich vergeben und in mehr als festen Händen war. Lächelnd sah ich ihn an und hauchte ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. "Mach mal bitte deine Augen zu~", flüsterte ich verheißungsvoll und ich konnte das Aufblitzen in seinen Augen sehen. Was auch immer ich jetzt vorhatte, es interessierte ihn sehr. Brav, wie er manchmal so war, schloss er auch seine Augen und ich öffnete den Korb.

Nacheinander packte ich alle Köstlichkeiten heraus, legte sie in einem Halbmond vor uns aus und griff dann zu einer Dose, die mit leckeren Nougatpralinen in den verschiedensten Ausführungen gefüllt war. Leise öffnete ich diese und nahm eine von den Pralinen heraus, dann sah ich ihn wieder an. Er hatte immer noch seine Augen geschlossen, was auch sein Glück war, denn sonst hätte ich ihm nichts von all dem abgegeben. Schnurrend schmiegte ich mich an ihn und bat ihn um noch einen gefallen.

"Mach mal deinen Mund auf~" Etwas verdutzt schaute er mich mit seinen geschlossenen Augen an, machte den Mund aber doch ein bisschen auf. Scheinbar hatte er aber trotzdem Angst, dass ich jetzt etwas fieses mit ihm machen könnte. Aber das würde ich mir nicht im Traum einfallen lassen. So tat ich ihm das Stückchen Schokolade mit Füllung in den Mund, legte zwei Finger unter sein Kinn und schloss seine Lippen wieder, in dem ich das Kinn ganz leicht nach oben drückte. Schmunzelnd wartete ich nun ab. Ich konnte sehen, wie er das fremde Stück in seinem Mund anfing zu lutschen. Erst war sein Gesichtsausdruck kritisch, doch dann lockerte er sich und ein breites Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Scheinbar war die Praline mehr als nach seinem Geschmack, denn er leckte sich nach dem Genuss noch einmal über die Lippen.

Dann öffnete er die Augen wieder und sah mich an. Seine Augen strahlten richtig und ich lehnte mich zufrieden an ihn.

"Na, Überraschung gelungen?", fragte ich ihn leise und schnurrte auf, als er anfing mich im Nacken zu kraulen.

"Oh ja, das ist sie dir wirklich", raunte er leise und küsste zärtlich meine Stirn. "Kann ich noch so eine haben? Oder hast du noch andere Leckereien in diesen vielen Dosen versteckt?"

Schmunzelnd blickte ich wieder zu ihm auf. "Na, finde es doch heraus~" Sofort machte er sich dann an die Arbeit und schaute sich jede der Dosen genau an. Sein Gesicht strahlte von Dose zu Dose, denn ich hatte nur seine Lieblingssachen mitgebracht. Glücklich lächelte er mich an.

"Hiroto...du bist wirklich ein Engel", hauchte er zärtlich, strich mir sanft durch die Haare. Lächelnd schmiegte ich mich an seine Hand und hauchte ihm einen schüchternen Kuss auf die Lippen.

"Wie oft noch..? Ich bin kein Engel, nur ein kleiner Junge, der die Liebe seines Lebens gefunden hat...und sie nie wieder hergeben wird."

Langsam liebkosten seine Fingerspitzen meine Haut und er sah mir tief in meine Augen. Noch nie hatte mich ein Mensch so gefesselt, doch jetzt spürte ich, was es heißt, wenn man die wahre Liebe gefunden hatte. Wir beide mochten noch sehr jung sein, aber mein Herz fühlte sich so sehr zu ihm hingezogen, dass ich ihn schon vermisste, wenn er nur mal kurz ins Bad musste. Das war mehr als nur eine kleine Verliebtheit. Ich wollte wirklich den Rest meines Lebens mit ihm verbringen. Ihn für immer an meiner Seite haben und so glücklich mit ihm alt werden.

Natürlich wusste ich nicht, was in seinem Kopf vor ging, aber es kam mir gerade jetzt, in diesem Augenblick, so vor, als wenn wir das gleiche dachten, denn er lehnte seine Stirn gegen meine und schloss leicht die Augen. Sein warmer Atem kitzelte über meine Haut und ich schnurrte ihn an. Dieser Moment war gerade einfach so schön, dass ich nicht wollte, dass er jemals endet. Wir zwei hier im Park, die Sonne scheint wärmend auf uns und das Zwitschern der wenigen Vögel, die noch hier waren, ließen diesen Ort wie ein Paradies erscheinen. Hauchend und kaum hörbar vernahm ich seine Stimme.

"Hiroto... lass mich nie wieder alleine...hörst du?" Ich nickte ganz leicht, wollte diesen Moment nicht durch meine Stimme zerreißen, nahm seine Hand und verhakte unsere Finger miteinander, auf das wir 'ewig' verbunden waren.

"Nie wieder. Das verspreche ich dir…"



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Kommentare zu dieser Fanfic (34)
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Von:  Lilly0207
2010-12-13T18:41:50+00:00 13.12.2010 19:41
Ganz ehrlich?!?!
Wie zum Teufel kann es sein, dass so eine gute Geschichte auf unserem Planeten verweilt aber so wenige sich erbarmen ein klitzekleines Comment zu hinterlassen?
Diese Fanfic hat echt mehr verdient. :)

Ich würde es echt gut finden, wenn du deinem Stil treu bleibst und weitere Sachen zu Papier bringen würdest. ^^
Achja und ganz lieb wäre es wenn ich dann Bescheid bekomme *Hundenlick* :D

Liebe Grüße


Von:  _Yuki_
2009-04-26T15:37:34+00:00 26.04.2009 17:37
ich bin ja sooo gerührt! *sniff*
boa ich bin vor rührung grad voll am heulen... *tränen weg wisch*
bei dem letzten kapitel sind meine gefühle mit mir durchgegangen!!!
das war echt so der hammer!!! =0///0=
echt genial.
ich weiß nicht wie ich es am besten ausdrücken kann. ^^°
ich bin einfach hin und weg!
und dein stil ist grandios!
genauso, wie deine idee.
alles is so... *hach*
du weißt sicher, was ich meine.^///^
Von:  _Yuki_
2009-04-26T14:30:28+00:00 26.04.2009 16:30
ich bin mal wieder hin und weg! ^^
das war mal wieder gaaaanz toll.
es ist schade, dass es nur noch ein kapitel gibt, aber ich will jetzt auch endlich wissen, für wen er sich entscheidet. >.<

Von:  xX_REBELL_Xx
2009-04-14T11:16:21+00:00 14.04.2009 13:16
wischt mich auf ich bin geschmolzen xD
das is ja soooooo~~~~~~~~~~~~~~~~~+ liebe *__*

und ich will aoi töten!
ich dachte ja echt für einen kurzen moment,das eigentlich voll ok is, aber.....
wie man sich doch täuschen kann >_>" xD

weißt du, was iwie toll wäre??
eine fortsetzung mit miyavi und takeru xD
deine andeutungen bezüglich miyavis , ich nenns jetz einfach mah liebe, zu takeru fand ich einfach zu niedlich xD~
aber das is natürlich deine entscheidung....^-^

schreib noch weiter so tolle ff´s *_*
*antreib*
*keks eis dalass*
is zu warm für schokolade oder kekse xD

tsutsu
Von:  VanishPink
2009-04-13T15:33:28+00:00 13.04.2009 17:33
...T.T
ich will nicht, dass sie zu ende ist
sagst du mir bescheid wenn du noch eine ff schreibst?
+lieb guck*
mhm...hiroto ist eig keine schlampe xD
naja ... mir war schon, klar dass sie zusammen kommen T.T
aber das mit der vergewaltigung fand ich echt....wow ..>__> armer hiroto...
aber nao und so hätten doch aufpassen müssen , dass nichts passiert
naja ^^
also tolle ff!!!!
und so T-T
dies wird mein letzter kommi sein T.T
*snuff*
baba
*winki*
VanishPink
Von: abgemeldet
2009-04-13T14:52:39+00:00 13.04.2009 16:52
jetzt ist es zuende
*heul*
schade
aber das ende an sich war schön. sato und hiroto sind ein schönes paar^^ und aoi hat seine gerechte strafe bekommen.

würde mich freuen, wenn du mir bescheid sagst, wenn du mal wieder was neues on stellst.

bis dann und lg
Von:  teufelchen_netty
2009-04-12T19:05:49+00:00 12.04.2009 21:05
wow rasantes ende.
aber aoi ist echt ein arsch.
erst der unfall udn dann die vergewaltigung -.-
scheise ey..
auch schade das es mti shou so apprupt endete ;_;
freu mich, falls du ma wieder was schreibst
Von: abgemeldet
2009-04-11T20:26:04+00:00 11.04.2009 22:26
Ich finde dieses Ende so was von passend!
Boah ich bin voll... glücklich grade <3
Und finds wirklich gut, dass pon und satoshi nun zusammen sind. hab mich voll gefreut für sie <3
Aoi ist irgendwie voll das ar***, aber das hat auch letzten endes gepasst. Ich könnt zu jedem Chara nun noch was sagen, aber ich lass es xD
Noch zum Allgemeinen:
Ich finde, es gibt wirklich nicht viele FF, wo man im Nach hinein noch mal drüber nachdenkt, und sich einfach mal so gedanken drüber macht, wie die Charas reagiert haben, haben könnten etc. Und diese FF hat bei mir irgendwie genau das erreicht.
Ich glaube, da geht es mir,wie anderen. Eine wirklich tolle FF mit einem tollem letzen Kapitel ^^
Lg
(Würde mich auch sehr über andere FFs freuen. Dein Stil ist wirklich klasse, und man kann sich alles genau vorstellen. wie solche Filmbandstreifen xD)
Von:  VanishPink
2009-03-16T15:52:06+00:00 16.03.2009 16:52
T____T
*snuff*
ich will nicht dass es zu ende geht! <-<
aba naja,...mal wieder tollund so schön lang *.*
mach weita so T____________T
VanishPink
Von:  sweet-LEMON-broker
2009-03-15T22:12:59+00:00 15.03.2009 23:12
der anfang der story gefällt mir sehr gut ^^
ich mag deinen schreibstil


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