Zum Inhalt der Seite

D.Gray-Man

Die unbekannte Geschichte
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Lyon

Lyon
 

Die Eingangshalle war ein großer, mehrstöckiger Raum, um genau zu sein, handelte es sich dabei um das ehemalige Kirchenschiff der an das Kloster angebauten und angeschlossenen Kirche. Die Bänke hatte man entfernt. Es waren eh zu viele für die doch überschaubare Belegschaft an Exorzisten und Zivilpersonen. Die gähnende Leere dieses Raumes war stattdessen zur An- und Abreisezone für die Apostel Gottes geworden. Hier verließen sie ihr sicheres Heim, um es gegen eines von vielen Schlachtfeldern einzutauschen, oder aber um erschöpft aber glücklich heimzukehren.

Im ersten Moment mochte es einen außenstehenden Beobachter verwundern, wie man von solch einem zentralen Ort aus in alle Herren Länder ausziehen konnte. Doch der eben beschriebene, scheinbare leere Raum beherbergte ein großes Mysterium. Fast im Zentrum des gewaltigen Raumes leuchteten zwei konzentrische Kreise auf den Fußbodenplatten, die von tausenden von Stiefelpaaren über die Jahrhunderte hin glatt geschliffen worden waren. Aus diesen um einander angeordneten Kreisen ragten Scherben aus Licht, die sich zu einem zickzackartigen Mosaik zusammensetzten. Dieses seltsame, schwach leuchtende Gebilde bezeichnete das Tor zur Welt. Wer durch solch ein Tor schritt, befand sich im nächsten Moment innerhalb der Arche Noah.

Die Arche Noah hatte nichts mit ihrem biblischen Sinnbild gemeinsam. Sie war kein hölzernes Schiff, das auf Gottes Geheiß hin erbaut worden war. Nein, sie war ein magisches Gebilde, das jeden ort der Welt miteinander verband. Von dort aus konnte man überall hingelangen. Ein eher unglücklicher Umstand hatte die Arche in den Besitz des schwarzen Ordens gebracht. Damals hatte sie noch dem Millenniums Grafen und der Noah-Familie gehört, doch durch schicksalhafte, wie auch tragische Ereignisse war es den Exorzisten gelungen sie an sich zu bringen und für sich zu Nutze zu machen.

Das gedämpfte Geräusch von Stiefeln und das rascheln von Stoff erregten die Aufmerksamkeit einer Person, die bereits vor dem Tor Stellung bezogen hatte. Der junge Mann ließ gerade eine alte Taschenuhr zurück in die Brusttasche seiner schwarzen Weste gleiten. Über seinem linken Arm hing lässig ein schwarzer Reiseumhang, wie ihn die beiden Exorzisten trugen, die auf das Tor zusteuerten.

„Allen Walker und Linalee Lee melden sich bereit zum Aufbruch nach Lyon“, kündigte der weißhaarige Junge sie mit fester Stimme an.

„Pünktlich auf die Minute, sehr gut“, war alles, was von dem jungen Mann zu vernehmen war, der sich nun neben Allen gesellte. Seine Kleidung, ein weißes Hemd, eine schwarze, englische Weste und eine elegante, schwarze Hose, wiesen ihn als wichtige Person aus, allerdings war er kein Exorzist. Howard Link war seines Zeichens Inspektor des schwarzen Ordens und rechte Hand von Malcolm C. Leverrier, dem Leiter des schwarzen Ordens. Allen fühlte sich immer noch etwas unwohl in seiner Haut, wann immer Leverrier’s Wachhund wie ein zweiter Schatten an ihm klebte. Akribisch hielt dieser all seine Bewegungen und Gespräche fest, denn er, Allen Walker, stand immer noch unter Beobachtung.

Der weißhaarige Junge seufzte leise und durchschritt als erster das Tor, dicht gefolgt von seinen beiden Begleitern. Die drückende Stimmung, die Allen versucht hatte in die hintersten Winkel seins Geistes zu verbannen, brach wieder über ihn herein, als er des Inneren der Arche ansichtig wurde. Sie standen in mitten einer ausgedehnten, mediterranen Stadt mit weiß getünchten Häusern. Diese Stadt war allerdings unbelebt und unbewohnt, vielmehr dienten die Häuser dazu mit ihren Türen den vielen Toren Form zu geben und den Reisenden mit einer sommerlichen, angenehmen Atmosphäre zu gefallen. Von der hier herrschenden Sommersonne spürte der junge Engländer jedoch nichts, denn die Arche hatte für ihn eine andere, unangenehme Bedeutung. Sie und ihr mystisches Geheimnis waren die ersten Dynamitstangen gewesen, die sein jahrelanges Selbst- und Weltbild zertrümmert hatten. Vor ihm lag nur noch ein Scherbenhaufen, den er mit Mühe und Not begonnen hatte zu flicken. Es war keine angenehme Arbeit die alten, rückblickend meist schmerzhaften Erinnerungen erneut in die Hand zu nehmen, zu drehen und zu wenden und aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten.

//Mana…was immer du auch in mir gesehen haben magst…ob du mich um meinetwillen geliebt hast, oder nur weil ich ihm zur Reinkarnation verhelfen soll…Ich werde nie vergessen, was du mich gelehrt hast! Ich werde nicht stillstehen, sondern immer weitergehen auf meinem Weg, bis zum bitteren Ende. Das habe ICH dir versprochen…// dachte er mit ausdrucksloser Miene, die nichts von den inneren Seelenqualen preisgab, als er seine kleine Gruppe durch die schmalen Gassen der illusionären Stadt führte, bis sie ein Haus erreichten, dessen Tür das gesuchte Tor nach Lyon markierte.

Wieder folgte ein überraschender Ortswechsel, als sie durch das Tor traten. Die gleißenden Strahlen der Morgensonne blendeten die drei Reisenden, während ein sanfter Wind über ihre Haut streichelte, sie liebkoste, als wollte er sie willkommen heißen. Es war ein scharfer Kontrast zum verregneten England, irgendwie idyllischer, friedlicher. Doch dieser Frieden trog, wie so oft. Kaum hatte Allen Fuß auf französischen Boden gesetzt, schlug sein Gefahrensinn auch schon aus. Adrenalin schoss in Sekundenbruchteilen durch seine Adern und seinen ganzen Körper, schärfte seine Sinne, als sein verfluchtes, linkes Auge auf die Gefahr reagierte und erwachte. Die dunkle, rötliche Narbe, die sich von einem umgekehrten Pentagramm über seiner Augenbraue aus durch sein Auge bis über seine Wange zog, dunkelte etwas nach, während sich das verfluchte Auge zu verändern begann. Das harmlos und normal erscheinende Auge verfärbte sich nachtschwarz. Dort wo sich zuvor noch die Iris samt Pupille befunden hatte, traten nun drei blutrote, konzentrische Kreise hervor und eine Art Sucher bildete sich vor seinem Auge, der ihm erlaubte, wie ein automatisches Fernrohr, scharf über weite Entfernungen zu blicken und dabei gleichzeitig versteckte Akumas aufzuspüren.

Jetzt reagierte der Sucher auf die in der Nähe befindlichen Dämonen. Das Tor hatte sie in ein kleines Waldgebiet nahe Lyon teleportiert. Die noch kahlen Laubbäume, die nicht allzu dich bei einander standen, boten keinen wirklichen Schutz gegen die heranschwebende Dämonenschar. Obwohl es eigentlich kaum etwas gab, dass der dunklen Macht dieser Monster widerstehen konnte.

„Wir haben Besuch….“, warnte Allen seine beiden Begleiter und aktivierte umgehend seine Innocence. Sein linker Arm, der gänzlich aus dieser geheiligten Substanz bestand, veränderte seine Beschaffenheit und sprengte dabei den Reisverschluss, der sich am linken Ärmel seiner Unform befand. Das ratschende Geräusch, das diesen Umwandlungsvorgang begleitete, hallte unheil verkündend durch den trostlosen, kleinen Wald. Als die Verwandlung abgeschlossen war, hatte sich das Aussehen des jungen Exorzisten gravierend verändert. Die linke Hand hatte sich zu einer Klaue verformt, jeder einzelne Finger eine Miniatursichel, bereit die gefangene Seele der Akumas von ihren Qualen zu befreien, sodass sie zurück zu ihrem Frieden finden konnte.

Der weiße Pelzkragen, ebenfalls ein Teil seiner Innocence, bewegte sich schwach im Wind, wie es auch die schalartigen Verlängerungen des Kragens taten. Als der Wind für einen kurzen Augenblick aussetzte, war dies wie ein Startschuss. Der junge Engländer schnellte vor und holte mit seiner Klaue aus, um den ersten der Dämonen von seiner unheiligen Existenz zu befreien. Mehr Level eins Akumas schwärmten auf sie zu. Über Allen detonierte ein weiterer Dämon, ein Zeichen dafür, dass Linalee nun ebenfalls an dem Kampf teilnahm.

Sie hatte ihre eigene Innocence, ihre Dark Boots, aktiviert. Die schwarzen Stiefel, die zu ihrer Uniform gehörten, veränderten ihr Aussehen und bildeten an der Hacke schwarze, grünlich glänzende Schmetterlingsflügel aus. In dieser Form erlaubte ihr ihre Innocence zu fliegen, schneller als der Wind und schneller als das menschliche Auge ihr folgen konnte. Das, zusammen mit der unglaublichen Kraft, die sie in ihren Füßen fokussieren konnte, um verheerende Tritte auszuteilen, waren ihre Fähigkeit, ihre Spezialität.

Der junge Inspektor hielt sich unbeeindruckt im Hintergrund. Es war nicht nötig, dass er sich in den Kampf einmischte, auch wenn er den Eindruck einer Zivilperson machte, so war er durchaus im Kampf geschult worden und konnte gegen Akumas vorgehen, auch wenn nicht so effektiv, wie es nur den Aposteln Gottes vorbehalten war. Außerdem waren die beiden Exorzisten dieser Akumaart mehr als nur gewachsen. Level eins Akumas waren die schwächste Dämonenart, die der Millenniums Graf erschaffen konnte.

Mit einem unschuldigen Lächeln offerierte er trauernden Menschen die Möglichkeit die geliebten Verstorbenen wieder zu beleben. Dazu musste der Trauernde nur den Namen des Verstorben laut genug rufen, um dessen Seele in das bereitgestellte, schwarze Skelett zu bannen. Was die Menschen nicht wussten, war, dass sie so die Seele des Verstorbenen dem Advokaten des Teufels überantworteten. Dieser hatte nun die Seele und den künstlichen Körper in seiner Hand und unter seiner perfiden Kontrolle. Der erste Befehl, den der Graf an solch ein erschaffenes Wesen richtete, war seinen Herbeirufer zu töten und dessen sterbliche Überreste wie eine zweite Haut zu tragen, um die eigene dämonische Erscheinungsform dahinter zu verbergen.

Um an Stärke zu gewinnen, heranzuwachsen und höhere Level zu erreichen, mussten Akumas töten. Ganze Dörfer konnten sie auslöschen, wenn die Exorzisten ihnen nicht vorher Einhalt gebieten konnten.

Asche und Staub, die Überreste der Akumas, die Linalee und Allen bekämpft hatten, wehten dem Inspektor entgegen, als der Wind drehte. Etwas genervt klopfte er seinen vormalig schwarzen Reiseumhang wieder sauber, denn er legte viel Wert auf ein gepflegtes Erscheinungsbild. So hatte er sein blondes, rückenlanges Haar auch mit einem geflochtenen Zopf gebändigt.

„Anscheinend hat die Akumaaktivität seit dem letzten Bericht deutlich zu genommen. Umso mehr ein Indiz dafür, dass sich hier in der Nähe eine Innocence befinden muss“, stellte Link nüchtern fest und schritt wie selbstverständlich neben seiner zu observierenden Person einher. Er wich Allen Walker nie von der Seite, außer um bei seinem Vorgesetzten Bericht über seine Aktivitäten zu erstatten. Sein persönlicher Eindruck von dem jungen Engländer hielt er jedoch aus seinen Berichten heraus, da zählten nur Fakten, Bewertungen trafen andere. Doch insgeheim hatte er den für sein Alter erstaunlich reifen Jungen mit der Zeit schätzen gelernt. Er war von verantwortungsvoller und rechtschaffener Natur, übte Rücksicht und Mitgefühl seiner Umgebung gegenüber und war nebenbei ein loyaler Exorzist.

Um seine menschliche Seite brauchte sich der Inspektor nicht zu sorgen. Was ihn allerdings wirklich beunruhigte, waren die Hinweise, dass Allen Walker vom 14ten Noah besessen war. Wie General Marian Cross, Allen’s Lehrmeister, es ausgedrückt hatte, waren die Erinnerungen des 14ten Noah in den noch sehr jungen Allen implantiert worden und würden ihn vermutlich mit fortschreitender Zeit in diesen verwandeln. Ob diese Verwandlung auf die psychische Ebene beschränkt blieb, war nicht absehbar und so fürchtete man, dass der unentbehrliche Kämpfer aus den eigenen Reihen sich gegen den schwarzen Orden wenden könnte.

Hier runzelte Link nachdenklich die Stirn. Es war ein zentraler Streitpunkt, ob der 14te Noah wirklich so gefährlich war, wie sein Vorgesetzter, Malcolm C. Leverrier, nur zu gerne deklarierte und bei jeder sich bietender Gelegenheit betonte. Die nebulöse Geschichte um die Noah-Familie berichtete von 13 Mitgliedern, tatsächlich bestand sie aber eigentlich aus 14. Das 14te Familienmitglied war nach dessen Verrat aus der Geschichte gelöscht worden. Kurz vor seinem Tod aber hatte der 14te Noah es geschafft seinen Willen weiterzugeben und gerade Allen Walker war zum Gefäß dieses letzten Willens geworden. Annähernd 16 Jahre hatte der Junge mit den implantierten Erinnerungen gelebt, ohne, dass er sich dieser bewusst gewesen war, noch dass sich diese irgendwie negativ bemerkbar gemacht hatten. Er mit dem Vorfall der Arche war der Noah in ihm aus seinem langen Schlummer erwacht. Eine andere Erklärung gab es nicht dafür, dass Allen als einzigster in der Lage war, die Arche zu steuern, jene Arche, die dem Grafen und der Noah-Familie gehört hatte.

Jetzt war es an Link den jungen Engländer zu beobachten und hatte den Auftrag ihn unschädlich zu machen, sollte sich herausstellten, dass dieser nicht mehr Herr seiner Selbst war und dabei drohte den Orden auszulöschen.

„Wir sollten und beeilen. Je eher wir zu Lavi und Bookman aufgeschlossen haben, desto besser…“, drangen Linalee’s besorgte Worte an das Ohr des Inspektors, der zustimmend nickte. Je eher sie diese Mission zum Abschluss bringen konnten, desto eher konnte er seine geregelte Observation von Allen Walker wieder aufnehmen.

Allen nickte seinen beiden Begleitern mit ausdrucksloser Mimik zu, bevor er wieder die Führungsposition übernahm. Anders als Linalee behielt er seine Innocence aktiviert, um für alle Fälle gewappnet zu sein und blitzschnell reagieren zu können. Außerdem scannte sein verfluchtes Auge wachsam und misstrauisch die Umgebung nach weitern Akumas Ausschau haltend, sodass er seine Kameraden rechtzeitig warnen konnte, doch sie erreichten unbehelligt den Außenbezirk der französischen Stadt.

Am begrünten Seitenstreifen der Straße hockten zwei Gestalten in schwarzen Umhängen auf einer kleinen Felsformation. Einer von ihnen, der größere, hob die linke, behandschuhte Hand und winkte der kleinen Gruppe zu.

„Hoi, schön euch zu sehen!“ rief ihnen eine bekannte Stimme entgegen. Sie gehörte zu der größeren Gestalt, die nun die Kapuze des schwarzen Reiseumhanges zurück schob und ihr rotbraunes, stacheliges Haar der morgendlichen Sonne präsentierte. Diese unverkennbare, feuerrote Haarpracht gehörte zu Lavi, einem überaus fröhlichen und stets gut gelaunten Exorzisten.

„Ihr habt da eben aber ganz schön Furore gemacht. Jetzt sind die Stadtbewohner bestimmt wach“, begrüßte er seine Freunde und verschränkte gelassen die Arme hinter dem Kopf, als wenn nichts weltbewegendes geschehen wäre.

„Es hat nicht gerade den Anschein, als wäre unsere Unterstützung wirklich von Nöten“, meldete sich Link missbilligend räuspernd zu Wort und erhielt nur ein unschuldiges Grinsen seinerseits des Rotschopfes.

„Wir haben die Innocence fast dingfest gemacht, doch immer wieder funken uns Massen von Akumas dazwischen. Wir kommen einfach nicht näher an sie heran“, erklärte Lavi nun die aktuelle Lage und zuckte etwas genervt die Schultern, ob ihrer derzeitigen Machtlosigkeit.

„Wie es scheint, hat sich die Innocence bereits mit einem kompatiblen Träger verbunden und hält sich derzeitig in einem ausgedehnten Waldgebiet nördlich der Stadt versteckt“, klingte sich die etwas heisere Stimme der zweiten, kleineren Gestalt in das Gespräch ein. Wie man bereits von der Stimmlage erahnen konnte, handelte er sich bei der Person um einen alten Mann, Bookman um genau zu sein.

„Jetzt sind wir ja da, um euch bei der Lösung dieses Problems zu helfen…“, bekannte Linalee mit einem leichten Lächeln. Sie war unendlich erleichtert ihre Kameraden unversehrt und bei bester Gesundheit anzutreffen. Das japanische Mädchen erhielt ein strahlendes, leicht spitzbübisches Lächeln von Lavi. Er war der immer energiereiche und ausgeglichene Pol ihrer kleinen Exorzistengemeinschaft. Obwohl er sich vorrangig mitten in der Ausbildung zum Bookman der nächsten Generation befand, war er nicht umhin gekommen sein leben als Exorzist schätzen zu lernen. Obwohl er eigentlich nur ein außenstehender Beobachter hätte sein sollen, hatte er sein Herz und seine Gefühle nicht verleugnen können und recht schnell seine Freunde im schwarzen Orden in eben dieses Herz geschlossen.

Er war sich bewusst, dass er damit ein großes Risiko einging, denn die enge Freundschaft, die er mit Allen und den anderen pflegte, konnte sich schnell in ein zweischneidiges Schwert verwandeln. Zu gut konnte er sich noch an den Schock erinnern, aller er mit Linalee nach Allen gesucht hatte, als dieser versucht hatte den gefallenen Exorzisten Suman Dark zu retten. Fieberhaft hatten sie die Gegend nach einem Zeichnen ihres Freundes abgesucht gehabt, Stunden des Bangens, der quälenden Angst und Ungewissheit. Erst der treue, kleine Golem des jungen Engländers hatte sie zu der Stelle geführt, die zum blutigen Schauplatz geworden war. Allen hatte den Gefallenen Suman von seiner in Raserei verfallenen Innocence trennen können, doch diese hatte den Verräter bereits soweit verzehrt gehabt, dass kein lebensfähiges Wesen mehr übrig geblieben war. In Trauer versunken war Allen von einem Noah aus heiterem Himmel überrascht worden.

Als Linalee und Lavi schließlich den Ort des Geschehens erreicht hatten, hatten sie nur eine dunkle Blutlache vorgefunden gehabt, über die Allen’s geliebtes Kartenspiel verstreut gewesen war. Von den sterblichen Überresten des Freundes war nichts zu sehen gewesen.

Der Schock hatte tief gesessen, ungläubig hatte Lavi auf den dunkelroten Fleck im Gras gestarrt und benommen eine der Karten aufgehoben gehabt. Der Schmerz in seiner Brust war unbeschreiblich gewesen, war er doch der festen Überzeugung erlegen gewesen, einen seiner engsten Freunde verloren zu haben. Wütend hatte der Schmerz in ihm gewühlt, dass er Linalee nur halbherzig hatte trösten können. Vorwürfe hatten seine düsteren Gedanken wie sprichwörtliche Dolche durchdrungen und die seelischen Schmerzen weiter gemehrt. Ein dunkles, deprimierendes und schmerzhaftes Kapitel seiner Erinnerungen.

Diese Erinnerungen drängte Lavi zurück in sein Unterbewusstsein. Jetzt war es nur unnötige Zeitverschwendung der Vergangenheit nachzuhängen. Munter und als ob kein Wässerchen seine gute Laune trüben konnte, ging er neben Allen und Linalee her, während sie einer kleinen Landstraße, die um Lyon herum führte, folgten und zum nördlichen Waldgebiet führen würde, von dem Bookman gesprochen hatte.

Was würde sie dort erwarten? Würden sie nun endlich in der Lage sein die Innocence und seinen kompatiblen Träger zu bergen, oder würden die Akumas erneut ihren Plan vereiteln?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  35M3R0D
2009-01-25T12:08:54+00:00 25.01.2009 13:08
Also nachwievor kann ich nur sagen, dass du sehr schön beschreibst. Du erzählst die Geschichte ein wenig so, als würden die Leser DGM nicht schon kennen, wenn du z.B. die Arche und die Umstände wie der Orden sie gekriegt hat nochmals erläuterst. Es passt stilistisch sehr gut und da wir uns noch in einer frühen Phase der Geschichte befinden ist das durchaus ok.
Aber ich hab eine Frage betreffend der Logik des Zeitablaufs: Link taucht zwar hier auf, gleichtzeitig hat Linali aber noch ihr altes Dark Boots Innocence und nicht die Kristallringe. Bei DGM ist es doch aber so, dass Link (und Leverrier) zu einem Zeitpunkt ins Geschehen rücken, wo sie gerade nicht in der Lage ist ihr Innocence zu benutzen und danach kriegt sie dann ja das neue. Ist es also ein Fehler oder ignorierst du das einfach? BTW das soll keine Kritik sein, es ist mir bloss aufgefallen, dass hier die Sachen nicht ganz übereinstimmen^^


Zurück