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Behind The World

von

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Kapitel 3

Das nächste Kapitel, ohne viele Worte...

ich freu mich auf eure Kommentare
 

3. Kapitel
 

James Potter war bis her immer sehr zufrieden mit seinem Leben gewesen. Er hatte eine wunderbare Familie, ein tolles Zuhause und die besten Freunde, die man sich nur vorstellen konnte. Ja, es lief alles echt gut. Na ja, wenn Lily Evans ihn jetzt noch zur Abwechslung einmal keinen Korb geben würde, ja dann wäre es wirklich perfekt.

Aber das war gestern gewesen.

Gestern war er nur neugierig gewesen, warum der Fremde Junge auf der Krankenstation ihm so verdammt ähnlich sah. Gestern wollte er ihn nur unbedingt kennenlernen.

Doch das war eben gestern gewesen.

Heute musste er damit klar kommen, dass seine neuen Freunde aus einer alternativen Zukunft kamen und einer davon auch noch sein Sohn war. Er musste damit klar kommen, dass er in dieser alternativen Welt nicht mehr lebte und dass Harry sich ganz alleine gegen einen großen Schwarzmagier behaupten musste. Dass das Leben seines Sohnes bis jetzt nicht unbedingt rosig verlaufen war und er jeden, an dem ihm etwas lag, bis jetzt verloren hatte.

Ja, wäre doch nur noch gestern. Dann würde er sich davon abhalten, sich in die Krankenstation zu schleichen und das Gespräch zu belauschen, welches alles aufgeklärt hatte.

Blöd nur, dass das eben nicht ging.

James hatte den halben Vormittag damit verbracht nach Harry zu suchen, nachdem dieser überstürzt die große Halle beim Frühstück verlassen hatte. Gerade war er bei Hagrid gewesen und hatte erfahren, dass Harry vorhin bei ihm gewesen war. Allerdings wusste der freundliche Riese nicht, wo er sich jetzt aufhielt.

James seufzte und reckte sich der warmen Sonne entgegen. Der Frühling blühte wirklich auf und bei den sommerlichen Temperaturen waren überall Schüler auf dem Gelände. Wie sollte er nur unter diesen Massen Harry jemals finden?

Ihm brannten so viele Fragen auf der Seele. Ron hatte er am frühen Morgen schon gelöchert, doch er hatte auch nur vage Antworten gegeben, die kaum etwas erklärten. Von Harry erwartete James schon mehr.

Gedankenverloren schlenderte James weiter und landete schließlich vor dem Quidditchfeld. Für einen Moment überlegte er, dann entschloss er sich kurz auf seinen Besen zu schwingen und ein paar Runden zu drehen. Danach hätte er sicherlich eine neue Idee, wo er nach Harry suchen könnte.

Mit dem Besen in der Hand trat er aus der Kabine heraus aufs Feld und staunte nicht schlecht. Er war nicht der einzige gewesen, der die Idee gehabt hatte, zu fliegen.

Auf den Tribünen saßen Hermine, Ron, Lily und Remus. Sirius kam gerade von rechts auf ihn zu. »Das hat aber gedauert! Wo warst du nur so lange?«

James sah seinen besten Freund nur für einen Moment völlig verwirrt an, dann schweifte sein Blick wieder nach oben. Dort war Harry.

Er schwebte völlig still gute zweihundert Meter in der Luft und hatte die Augen geschlossen. »Was macht er da?«, fragte James.

Sirius zuckte mit den Schultern und zusammen liefen sie zu den Anderen. »Keine Ahnung, ist wohl seine Art zu entspannen. Ab und zu hält er einfach in der Luft an und macht gar nichts. Und dann fliegt er wieder. James, das musst du sehen! Er ist einfach genial! Wenn er unser neuer Sucher wird, haben wir den Pokal schon so gut wie in der Tasche.«

James sah Sirius skeptisch an. Er wusste von Ron ja bereits, dass Harry gut im Quidditch war, aber wirklich so gut? Immerhin, dafür sprach, dass Sirius eigentlich nichts so einfach beeindruckte.

Sie waren bei den Anderen angekommen und James ließ sich neben Hermine auf einen der Sitze fallen. Sirius nahm neben ihm Platz.

»Ihr wusstet die ganze Zeit, dass er hierher kommt, oder?«, fragte er missmutig.

Hermine lächelte. »Die beste Möglichkeit für Harry ist es, sich auf dem Besen zu entspannen. Es scheint alles von ihm abzuwerfen. Wir kennen das von früher. Wenn Harry seine Ruhe braucht, steigt er auf den Besen.«

James nickte. »Vorhin war er noch bei Hagrid«, erklärte er.

Hermine nickte zustimmend. »Ja, so was dachten wir uns schon. Oh-« Hermine sah wieder zu Harry. »Weiter geht’s!«

James Blick schweifte ebenfalls zu Harry, der gerade seinen Besen in Bewegung setzte. Er beschleunigte ihn, nur um ihn an den Toren wieder stark abzubremsen, dann flog er höher und höher und schoss wie ein Blitz hinab Richtung Boden. Kurz bevor er aufgeprallt wäre, zog er den Besen wieder hoch und trudelte langsam aus.

Hermine neben ihm schüttelte sich. »Ich hasse es, wenn er das tut.«

»Das war genial!« James war aufgestanden und verfolgte die weiteren Manöver Harrys. Sirius hatte nicht untertrieben. Nicht nur, dass Harrys Besen unglaublich schnell und wendig war, er flog ihn auch noch perfekt, als wären sie miteinander verschmolzen.

»Sag ich doch!«, grinste Sirius und stellte sich neben ihn. »Einfach grandios!«

James nickte und drehte sich um. »Was ist das für ein Besen?«, fragte er Ron.

Dieser grinste. »Eine Sonderanfertigung. Geburtstagsgeschenk von seinem Paten«, erklärte Ron mit leichtem Andeuten auf Sirius.

James verstand und sah wieder zu Harry. Dieser wurde gerade langsamer. Hermine und Ron standen besorgt auf. »Irgendetwas stimmt nicht«, murmelte Hermine besorgt, Ron nickte zustimmend und war im nächsten Moment auf seinem Besen.

Harry griff sich in diesem Moment schmerzerfüllt an die Stirn. Er taumelte leicht und verlor kurz die Kontrolle über sein Gleichgewicht. James und Sirius griffen ebenfalls nach ihren Besen und eilten Ron hinterher.

Dieser war inzwischen bei Harry angekommen und stützte ihn, da Harry drohte vom Besen zu kippen. Er war schrecklich blass und seine Augen waren seltsam verklärt. Noch immer hielt er sich schmerzerfüllt die Stirn.

»Was hat er?«, fragte James besorgt und lenkte an die freie Seite von Harry, um ihn gegebenenfalls zu stützen. Sirius drehte unruhig Kreise um sie.

»Erst einmal muss er vom Besen runter«, erklärte Ron und steuerte beide Besen Richtung Erde. Noch bevor sie den Boden erreichten, begann sich sein Zustand wieder zu verbessern. Er hielt sich nicht mehr die Stirn und seine Augen waren wieder klar. Allerdings schien er immer noch wackelig auf den Beinen zu sein. Seine rechte Hand war immer noch in Rons Hemd verkrallt, als suche er Halt bei ihm.

Am Boden warteten bereits Hermine, Lily und Remus. Hermine eilte an Harrys linke Seite.

»Alles in Ordnung? War es etwa-?« Sie sprach den Satz nicht zu Ende, doch Harry schien zu wissen, was sie meinte. Er schüttelte energisch den Kopf und Hermine und Ron atmeten erleichtert aus.

»Was ist los?«, fragte Lily und sprach nur eine der vielen Fragen, die James auf der Seele brannten, aus.

Hermine sah sie etwas verlegen an, als wüsste sie nicht recht, was sie sagen sollte. »Ähm, nun ja, das wissen wir auch nicht so genau.« Sie wandte sich wieder an Harry. »Vielleicht sollten wir dich wieder auf die Krankenstation bringen. Eventuell bist du noch nicht ganz so fit, wie wir alle dachten. Immerhin bist du gerade mal vor ein paar Tagen aufgewacht«, erklärte sie Harry sanft.

Für einen Moment schien Harry es verneinen zu wollen, dann nickte er jedoch nur müde. Hermine nickte. »Ich denke, ein Tarnzauber wäre jetzt angebracht, sonst sind wir wieder Thema Nummer eins in Hogwarts.« Sie zog ihren Zauberstab und wedelte damit kurz herum. James hörte genau, was sie murmelte: »Ocultare!«

»Ein ziemlich starker Tarnzauber, findest du nicht, Hermine?«, fragte Lily, die ihn scheinbar auch gehört hatte.

Für einen Moment sah Hermine Lily völlig verwirrt an, dann schien es ihr auch klar zu werden. Lächelnd zuckte sie mit den Schultern. »War der erste, der mir eingefallen ist.«

Seltsamerweise glaubte James ihr das.
 

Wenige Minuten später waren sie auf der – Merlin sei Dank – leeren Krankenstation angekommen. Harry legte sich gerade in eines der Bette – das gleiche, in dem er die letzten Wochen gelegen hatte, wie James auffiel. Als Hermine den Tarnzauber löste, schrak Madam Pomfrey überrascht zusammen. Sie wollte ihnen gerade eine Standpauke halten, als sie den erschöpften Harry im Bett erblickte. Mit einem vielsagenden Blick und einem »Raus! Alle!« verbannte sie die Anwesenden aus der Krankenstation. Etwas ratlos standen sie nun vor der Tür und wussten nicht recht was sie machen sollten. Ron ließ sich an der geschlossenen Tür nieder und Hermine tat es ihm gleich und auch die anderen Anwesenden taten es ihnen nach und setzten sich. Für einen Moment herrschte Stille und James hoffte etwas aus der Krankenstation zu hören, doch vergebens. Dann wandte er sich an Hermine.

»Was hast du vorhin geglaubt, was es war?«, fragte er und vergaß dabei, dass wahrscheinlich niemand seinen Gedankengang nachvollziehen konnte.

Hermine zog zur Bestätigung die Augenbraue fragend in die Höhe. »Ich verstehe nicht, was du meinst.«

»Ich glaube, dass versteht gerade keiner«, fügte Lily hinzu, die neben Hermine saß. »Du solltest dich schon etwas deutlicher ausdrücken, James.«

Er nickte. »Also, du hast Harry vorhin etwas gefragt, als er vom Besen abgestiegen ist. Es wirkte so, als wüsstest du, was mit ihm los war oder du zumindest eine Ahnung hattest.«

Hermine sah James für einen Moment ernst an, dann sah sie zu Ron, der leicht nickte. Hermine nickte ebenfalls und schloss die Augen.

»Wisst ihr, Harry hat eine große Narbe auf der Stirn in Form eines Blitzes«, begann sie.

»Wirklich? Ich hab keine gesehen?«, merkte Sirius an.

Hermine nickte zustimmend. »Ja, weil erstens die Haare davor waren und sie verblasst ist. Sie ist aber da und früher hat sie Harry oft Ärger gemacht.«

»Sie hat geschmerzt, wie vorhin?«, folgerte Lily.

»Unter anderem, ja. Das ist eine Fluchnarbe von einem sehr starken, schwarzmagischen Fluch. Schon das unterscheidet sie von einer herkömmlichen Narbe.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber das ist egal. Harry meinte ja, dass es nicht die Narbe war und sie kann es auch nicht gewesen sein«, schloss sie.

»Wieso nicht?«, fragte Sirius neugierig.

Hermine schien mit sich zu ringen. »Ist eben so«, meinte sie ausweichend.

Sie blieb ihnen eine Antwort schuldig, denn die Tür zur Krankenstation öffnete sich und Madam Pomfrey sah auf sie herab. Sie deutete auf Hermine und Ron. »Sie dürfen herein.« Dann zeigte sie auf Lily und Remus. »Und Sie holen bitte Professor McGonagall und Professor Dumbledore. Sie müssten in der großen Halle sein, über den Kamin erreiche ich sie nicht. Schicken Sie sie hierher.«

»Und was machen wir?«, fragte Sirius und zeigte auf sich und James.

Madam Pomfrey sah sie beide kurz an. »Sie halten Wache. Die Krankenstation ist heute geschlossen, nur Notfälle hereinlassen.«

Hermine und Ron waren bereits durch die Tür geschlüpft und bevor James auch nur einen Blick auf Harry erhaschen konnte, hatte Madam Pomfrey die Tür auch schon wieder geschlossen.

»Na toll«, klagte James mürrisch, »jetzt dürfen wir Wachhunde spielen.« Er sah Sirius an. »Was sagen wir eigentlich, wenn jemand auf die Krankenstation will?«, fragte er Sirius.

Der sah ihn genauso ratlos an. »Gute Frage.«

Zusammen ließen sie sich wieder auf dem Fußboden nieder. »Live am Geschehen und kriegen doch nichts mit.«
 

Nur wenige Minuten später, kamen Lily und Remus mit Professor Dumbledore und Professor McGonagall wieder. Während letztere eilig die Krankenstation betraten, setzten sich Lily und Remus zu James und Sirius.

»Schon was gehört?«, fragte Lily.

James schüttelte den Kopf. »Gar nichts. Wir haben schon versucht, was zu hören, aber leider ohne Erfolg.«

»Wo ist eigentlich Peter?«, fragte Remus. Alle schüttelten den Kopf. In der nächsten halben Stunde sprachen sie nicht viel. Wenn geredet wurde, schlief die Konversation schnell wieder ein oder wurde nur einsilbig wiederaufgenommen. Alle hingen ihren Gedanken nach. Dann öffnete sich plötzlich die Tür zur Krankenstation. Hermine, Ron und Harry traten auf den Flur. Harry war noch immer schrecklich blass um die Nase, aber er lächelte schon wieder, als er die anderen sah.

»Was macht ihr denn hier? Sitzstreik?«, fragte er lächelnd.

Sie standen auf und Lily fragte besorgt nach Harrys Zustand. »Alles in Ordnung. Madam Pomfrey meinte, es war nur ein kleiner Rückfall. Ich soll die Woche nicht mehr auf den Besen steigen, das ist alles.«

»Also nichts mit der Narbe?«, fragte James und erhielt einen fragenden Blick von Harry dafür. »Hermine hat es uns erzählt«, fügte er deswegen schnell hinzu.

Harry schüttelte nur den Kopf und setze sich in Bewegung.

»Wo geht’s hin?«, fragte Sirius.

Harry zuckte mit den Schultern. »Das ist eure Schule. Zeigt mir etwas davon.«

Sirius und James Gesicht hellten sich deutlich auf. Sie traten links und rechts zu Harry und Sirius legte einen Arm um Harrys Schultern. »Harry mein Freund, wir werden dich jetzt – wie wir es mit Ron und Hermine schon vorher getan haben – in die geheimsten Geheimnisse Hogwarts einweihen. Magische Treppen und Portraits sind nicht das einzige, was Hogwarts zu bieten hat.« Er grinste breit. »Nein, Hogwarts besitzt zusätzlich noch ein ganzes System aus Geheimgängen und ähnlichen.«

Lily seufzte hörbar. »Na toll, jetzt sind sie wieder in ihrem Element.« Sie wandte sich an Hermine. »Wollen wir in die Bibliothek? Ich muss noch ein paar Sachen recherchieren.«

Hermine nickte zustimmend und gab Ron einen Kuss. »Pass auf, dass die drei keinen Unfug mit Harry anstellen«, meinte sie abschließend, ehe sie mit Lily in einem anderen Gang einbog.

Sirius schüttelte den Kopf. »Die Frau hat einfach ein falsches Bild von uns.«

»Wie das nur entstehen konnte?«, fragte Remus neckisch und alle lachten.
 

Sie hatten es sich auf dem Astronomieturm bequem gemacht. Remus jagte Sirius gerade quer über die Plattform, nachdem dieser über ihm eine riesige Wasserblase hatte platzen lassen.

Harry, Ron und James lehnten im Schatten an der Wand des Ganges, der wieder nach unten führte. Während Ron schon vor einer viertel Stunde weggedöst war, konnte Harry nicht die Augen von Sirius und Remus nehmen.

»So fesselnd?«, fragte James grinsend.

Harry sah ihn an und lächelte. »Es ist einfach ein ungewöhnliches Bild. Ich habe sie nie so losgelöst gesehen. Weder Sirius, noch Remus. Es ist schön, sie jetzt so zu sehen. Sie haben es verdient.«

Eine Pause entstand, in der beide stillschweigend Sirius und Remus beobachten.

»Also, was war wirklich los?«, fragte James schließlich. Er glaubte nicht, dass es nur ein Rückfall gewesen war. Die Sache mit der Narbe ließ ihm keine Ruhe mehr, einmal abgesehen davon, dass er noch so viele Fragen hatte.

»Was meinst du?«, fragte Harry ausweichend.

James zog eine Augenbraue in die Höhe und blieb stumm. Sein Blick sprach Bände. Und Harry kapitulierte.

»Du weißt eh schon mehr als alle anderen«, meinte er resignierend. »Es war meine Narbe.«

James sah ihn erstaunt an. »Also doch! Aber Hermine meinte, dass es eigentlich nicht mehr möglich sein dürfte.«

»Wie viel hat sie euch erzählt?«, fragte Harry.

James zuckte mit den Schultern. »Nicht viel. Dass sie durch einen starken Schwarzmagischen Fluch entstanden ist und dass sie dir immer wieder Probleme gemacht hat.«

Harry nickte und schob seine Haare aus der Stirn beiseite, sodass James die freigelegte Haut für einen Moment sehen konnte. »Diese Narbe ist nicht durch irgendeinen Fluch entstanden. Es war der Todesfluch, James!«, ließ Harry die Bombe platzen.

James Kinnlade klappte herunter, sprachlos sah er Harry an. Er brauchte einige Sekunden um sich zu fassen. »Aber das ist unmöglich!«, entfuhr es ihm. »Ich meine, niemand kann den Todesfluch überleben! Niemand!«

Harry zuckte mit den Schultern. »Ja, weißt du, das dachten bis damals alle. Du kannst dir vorstellen, was für eine Stellung ich von da an in der Gesellschaft hatte. Ich war nicht mehr länger nur Harry Potter, der Sohn von James und Lily Potter. Ich wurde zum Jungen-der-lebt.«

James zog eine Augenbraue hoch und sah Harry schief an. »Wer hat sich den Spruch denn ausgedacht?«

Harry zuckte leicht grinsend mit den Schultern. »Derselbe, der wahrscheinlich mit Du-weißt-schon-wer angefangen hat.«

James zog nun auch noch die andere Augenbraue in die Höhe. »Häh?«, war alles, was er heraus bekam.

Harry lachte leise. Sein Blick glitt wieder zu Sirius und Remus, die sich immer noch quer über den Astronomieturm jagten. »Ich weiß nicht wieso, aber als Voldemort damals bei uns zur Gefahr wurde, da begann man nicht mehr seinen Namen zu sagen. Man sagte lieber Du-weißt-schon-wer. Die Menschen hatten solche Angst vor ihm, dass sie sich nicht mal trauten seinem Namen auszusprechen. Ich kam aus der Muggelwelt, hatte nie zuvor etwas von ihm gehört. Mir wurde gesagt, meine Eltern starben bei einem Autounfall, nicht dass sie ermordet worden waren. Ich sprach seinen Namen aus, weil ich ihn nicht fürchtete. Auch wenn mir das oft böse Blicken einbrachte.«

James blieb still, brauchte Zeit um das Gehörte zu verdauen. Und Harry gab ihm Zeit. Ein paar Minuten lang sagte niemand etwas und nur das Lachen von Sirius und Remus drang zu ihnen, dann fuhr Harry fort.

»Fast jedes Jahr bin ich mit Voldemort konfrontiert worden. Im ersten Jahr durch Quirrel, der von ihm besessen war. Im zweiten durch sein magisches Tagebuch und den Basilisken.«

»Wie bitte? Ein Basilisk? Du hast echt einen gesehen?«, fragte James erstaunt.

Harry grinste zerknirscht. »Ich hab einen getötet.«

Abermals kippte James Kinnlade runter. Harry lächelte gequält und zuckte etwas hilflos mit den Schultern. »Reine Selbstverteidigung.«

Harry atmete tief ein und schloss die Augen, auf seinem Gesicht bildete sich ein warmer Ausdruck. »Im dritten Jahr lernte ich Remus und Sirius kennen. Sie haben mir so viel von euch erzählt, von der Vergangenheit und eurer Schulzeit. Wie glücklich ihr wart.« Er öffnete die Augen und sah wieder zu Sirius und Remus, die sich gerade lachend in die Sonne gelegt hatten. »Ich hatte endlich eine Familie und wäre in jener Nacht nicht alles schief gegangen, wäre Sirius sicher freigesprochen worden und ich hätte nicht mehr zu den Dursleys zurückgemusst. Allerdings half es mir Sirius zu drohen.« Harry grinste, als er daran zurückdachte und James lächelte schmal, doch sein Lächeln verschwand wieder so schnell wie es gekommen war, denn Harry wurde wieder ernst.

James sah ihn einem Moment verwirrt an. »Moment? Wieso drohen und was hat das mit dem Freisprechen von Sirius zu bedeuten?«

Harry Blick verdüsterte sich. »Hermine hat dir doch von dem Geheimniswahrer erzählt, der euch verraten hat?« James nickte. »Jeder dachte ihr würdet Sirius nehmen und als ihr dann verraten wurdet, dachten alle es wäre Sirius gewesen. Er kam ohne Verhandlung nach Askaban.«

James wurde kalkweiß im Gesicht und sah entsetz zu seinem besten Freund. Harry fuhr fort. »In meinem dritten Schuljahr gelang ihm die Flucht und er kam zu mir. Erst da erfuhr ich die Wahrheit. Auch ich hatte bis dahin geglaubt, dass es Sirius war, der euch verraten hatte.«

Wieder entstand eine drückende Stille, Minuten verstrichen wortlos.

»Dann kam das vierte Jahr und das trimagische Turnier. Voldemorts Rückkehr.« Harrys Gesichtszüge wurden hart. »Ich sah das erste Mal einen Menschen sterben.« Er seufzte schwer, seine Augen waren dunkel und der Schmerz war deutlich zu sehen. »Es war meine Schuld. Sie wollten nur mich und er war im Weg. Wäre ich nicht gewesen-« Er beendete den Satz nicht, doch es war klar, was er sagen wollte. Und das erschreckte James am meisten.

»Das alles klingt schrecklich, Harry. Es tut mir so leid«, erklärte James.

Harry schüttelte den Kopf. »Das schlimmste hatte ich noch nicht mal überstanden. Jahr fünf. Sirius starb um mich zu retten, weil ich so dumm war und Voldemort direkt in die Falle gegangen bin.«

James Kopf fuhr schlagartig herum. Geschockt sah er Harry an, dann ging sein Blick – genauso wie Harrys – zu Sirius, der gerade über irgendetwas, was Remus gesagt hatte lachte und mit dem Zauberstab bunte Funken in die Luft schoss.

Der Gedanke, dass Sirius tot war, war unerträglich für James. Er wüsste nicht, wie er ohne ihn durchhalten sollte. Mit Sirius verband ihn ein so starkes Band, dass er sicherlich daran zerbrechen würde.

Auch konnte er sich vorstellen, dass es Harry ebenso ergangen sein musste. Sirius bedeutete für ihn eine Familie, die er nie hatte. Die einzige, die er noch hatte. Und dann war er ihm auch noch genommen worden.

»Ich fiel in ein Loch«, fuhr Harry fort. »Mir war alles egal, einfach alles. Meine Rückkehr nach Hogwarts brachte keine Verbesserung und als Voldemort dann schließlich angriff und Dumbledore dabei umkam, dachte ich, dass es jetzt vorbei wäre.« Er seufzte schwer und bettete das Gesicht in seine Hände. Wieder entstand eine unangenehme Stille. Dann sah Harry auf, sein Blick glitt Richtung Himmel. »Mit Dumbledores Tod wendete sich das Blatt im Krieg. Voldemort gewann nun endgültig an Macht und egal wo man uns hinbrachte, um mich zu verstecken, wir wurden immer wieder angegriffen und jedes Mal gab es Opfer. Der Kreis meiner Beschützer schwand. Irgendwann waren wir allein. Dann wurde ich verwundet und als nächstes bin ich hier aufgewacht.«

James nickte und schluckte schwer. Harry hatte in seinen jungen Jahren weitaus mehr erlebt, als jeder Andere hier an der Schule. Dass er nach all dem noch so normal geblieben war, erstaunte James irgendwie. Doch was wusste er schon über Harry? Sie kannten sich erst seit ein paar Tagen, auch wenn Harry ihn gerade sein halbes Leben dargelegt hatte.

»Und warum hat nun deine Narbe geschmerzt?«, fragte James. Das war das, was bis jetzt am wenigsten Sinn machte. War das wie mit Phantomschmerzen oder was?

Harry nickte. »Natürlich, das kannst du nicht verstehen. Als Voldemort damals den Todesfluch auf mich angewendet hat, wurde er auf ihn zurückgeschleudert. Mum hatte ihr Leben für mich gegeben und so einen magischen Schutz über mich gelegt, weswegen der Fluch abprallte und stattdessen Voldemort traf. Er selbst starb dabei nicht, sondern wurde nur seines Körpers beraubt, seine Seele lebte weiter. Aber durch diesen Moment damals und durch die Narbe, war ich von nun an mit Voldemort verbunden. Ich konnte manchmal Dinge sehen, die er sah. Fühlte die Dinge, die er fühlte und er konnte mir so auch Dinge zeigen, die er wollte, dass ich sehe. Wie zum Beispiel die angebliche Entführung von Sirius im fünften Jahr, weswegen ich in die Falle geriet. Immer wenn dieser Verbindung entstand, schmerzte meine Narbe. Mal mehr, mal weniger.«

»Und warum meinte Hermine, dass sie nicht mehr existent wäre?«, fragte James weiter. Er hatte schon eine Ahnung, doch er war sich noch nicht sicher.

»Weil wir in einer anderen Dimension sind und Voldemort hier nicht existiert. Wir dachten die Verbindung wäre nicht so stark, dass sie selbst so etwas überbrücken kann.«

James nickte, so etwas Ähnliches hatte er sich schon gedacht. »Und? Hast du was gesehen oder so?«

Harry schüttelte den Kopf. »Nein nichts, es war wie immer, wenn er schrecklich wütend war. Dann schmerzt die Narbe immer so schrecklich, dass ich fast ohnmächtig werde.«

James nickte nur stumm. Das waren für so eine kurze Zeit eine Menge Informationen und er wusste, dass er einige Zeit brauchen würde um alles zu verdauen und richtig zu verstehen.

Da fiel ihm etwas ein.

»Eins wüsste ich gerne«, setzte James an.

Harry nickte nur stumm und James fuhr fort. »Wer war nun der Geheimniswahrer? Wer hat uns verraten?«

Harry sah ihn lange an, bevor er antwortete. »Ich weiß nicht, ob du das wirklich wissen willst, James. Es ist jemand, der dir sehr nahe steht. Jemand von dem du es nie erwarten würdest.« Er sah ihn fest an. »Vergiss nicht, wenn ich es dir jetzt sage, kannst du dieser Person wahrscheinlich nie wieder normal gegenüber sein. Es wird deine Sicht für immer verändern.«

James überlegte lange, bevor er antwortete. Harry hatte Recht. Es war jemand, der ihm nahe stand, dem er eigentlich sein Leben anvertrauen würde. Wenn er es erfahren würde, wäre die Freundschaft wahrscheinlich für immer zerstört. Und vielleicht würde diese Person hier niemals so handeln. Andererseits zeigte dies auch, wie sehr James sich in einem Menschen geirrt hatte. Der Gedanke, dass er dieser Person vielleicht ein Geheimnis anvertraute und sie es ohne mit der Wimper zu zucken verraten würde, würde ihn wahrscheinlich wahnsinnig machen. Wie sollte er sich nur entscheiden?

»Sag es mir!«, sagte er schließlich und Harry nickte.

»Vergiss nicht, du darfst niemandem etwas von dem, was ich dir gerade erzählt habe, erzählen. Niemanden! Und du solltest dir eine gute Ausrede einfallen lassen, wieso du den Verräter wahrscheinlich anders behandeln wirst.« James nickte und machte sich innerlich bereit.

Er selbst hatte schon einige Kandidaten auf seiner Liste, doch irgendwie schien keiner zu passen.

Harry holte tief Luft. »Es war Peter«, offenbarte er.

James Augen weiteten sich erschrocken, als ihm klar wurde, wie nah ihm sein Verräter wirklich stand. Er hatte viele Personen in Betracht gezogen, doch dass es ausgerechnet einer der Rumtreiber selbst sein würde, das hätte er nie gedacht. »Peter?«, fragte er ungläubig laut und zog somit die Aufmerksamkeit von Sirius und Remus auf sich. Ron neben ihn öffnete verschlafen die Augen und sah sich verwirrt um.

»Was‘n los?«, fragte er verschlafen.

Remus und Sirius kamen zu ihnen herüber. »Redet ihr über Peter?«, fragte Sirius. »Wo ist der eigentlich? Fehlt schon den ganzen Tag.«

James sagte nichts. Der Gedanke, dass ausgerechnet Peter sie an Voldemort verraten hatte, hatte ihn zu sehr geschockt. Er bekam nicht mehr mit worüber sich die anderen in den nächsten Minuten unterhielten. Seine Gedanken kreisten nur um Peter. Er überlegte, ob ihr Peter ebenfalls fähig war, sie derart zu verraten. Etwas hinterlistig war er ja schon immer gewesene, gestand sich James ein. Das war allerdings bis jetzt immer von Vorteil für sie gewesen. Was wäre, wenn Peter aber gegen sie agierte? Er konnte sich das bei weitem nicht vorstellen, doch der Gedanke ließ ihn nicht mehr los. Eine leise Stimme in ihm erklärte, dass sein Peter sie niemals verraten würde. Der andere Peter war durch Voldemort schwach geworden und hatte vielleicht keine andere Wahl gehabt. Sein Leben oder das seiner Freunde. Doch eine lautere Stimme agierte dagegen, in dem sie erklärte, dass er lieber selbst sterben würde, als das Leben der Freunde zu gefährden. Und so war es auch. James könnte nicht mit dem Gedanken leben, dass seine Freunde wegen ihm gestorben waren, geschweige denn ermordet.

Würde ihr Peter auch so werden können, wenn es nur jemanden gab, der ihm genug Angst einflößte? Peter war nun mal schreckhaft und ließ sich leicht einschüchtern. Doch bis jetzt stand er immer unter ihrem Schutz, weswegen die meisten auch ihm, der sich eigentlich nicht wehren konnte, kein Haar krümmten.

Wäre Peter vielleicht auch hier zu solch einem scheußlichen Verrat fähig?

James Gedanken wurden jäh in seinem Gedankengang unterbrochen, als ein schriller Ton im ganzen Schloss und auf dem Gelände erklang. Von weitem sah er die unsichtbaren Schilde, die Hogwarts umgaben kurz aufleuchten, als wäre etwas dagegen geprallt.

Sein Blick glitt zu Ron und Harry, die sich alarmiert ansahen.

»Was bei Merlin ist das?«, fragte Sirius verwirrt.

Harrys Gesicht wurde düster. »Der Alarm. Jemand versucht mit schwarzer Magie in Hogwarts einzufallen.«
 

TBC…



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