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Rabenfeder

Aufzeichnungen eines Mannes, der nichts zu verlieren hatte...
von

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Erinnerungen an Liebe und Trauer

Manch wachsamer Leser wird wohl bereits erahnen, was sich ereignen sollte.

Mancher wird bereits erkannt haben, was meinen abrupten Umschwung in die tiefen Abgründe des Wahnsinns ausgelöst hat.
 

Doch lasst mich einen Moment innehalten, denn auch wenn es ohne Auslassung berichtet werden soll, so ist doch der Schmerz immer noch zu groß, als dass ich es einfach bei klarem Verstand aufschreiben könnte...
 

Denn auch wenn ich mitlerweile ganzen zwölf Menschen das Leben gewaltsam genommen habe, und selbst jetzt, da sich mein Wahnsinn gelichtet hat, nicht mehr als einen Funken Reue für meine Taten verspüre, so erinnere ich mich dennoch an das Gefühl von Liebe...
 

Ich höre selbst heute noch die Stimme meiner Frau Emily, wie sie mir ihre Liebe bezeugt, wenn ich mit den Gedanken des Nachts in ihre Arme zurück fliehe.

Vielleicht ist es die Liebe, die ich noch immer für Emily verspüre, die mich an dem Punkt zu Fall brachte, da ich mühelos den letzten Mord, der die unglückselige Zahl dreizehn trägt, hätte begehen können.

Es mag sein, dass es die Tränen waren, die mir die verdrängten Erinnerungen, bei ihrer Rückkehr an die Oberfläche meines Bewusstseins, in die Augen legten, die den Wahnsinn aus meiner verdammten Seele tilgten. Die mich befreiten, um jener verabscheuenswerten Sucht, die mir befahl, zu Morden...
 

Es wird vielleicht manchen Leser, der mehr als ein rein kriminalistisches Interesse an meinem Fall verspürt, sondern vielmehr den Drang verspürt, mich und die Gründe für meine Taten verstehen zu wollen, und besonders, warum ich nun, frei jeglichen Wahns, meine Geschichte erzählen möchte, interessieren, dass mir selbst in diesem Moment, da mich die Erinnerung wieder mit meiner Frau vereint, Tränen die Augen füllen, und nur die Kraft meines Willens mir ermöglicht, diese Zeilen zu schreiben.
 

Meine Frau, Emily Hadley, gesegnet sei sie, ist tot.

Sie starb, nachdem ihre Schwangerschaft offensichtlich wurde. Vielleicht war es auch genau dies, was ihr Verhängnis herbeiführte.

Sie war Herzkrank.

Ein angeborener Herzfehler, ausgelöst durch einen Schock, war es, der ihr und meinem ungeborenen Sprössling, den Tod brachte.

Denn sie wurde auf einem Spaziergang im Licht der untergehenden Sonne, jenem Himmelskörper, den sie so liebte, ganz im Gegensatz zu meiner Leidenschaft zum Mondlicht, von einem schändlichen Taschendieb überfallen.
 

Dieser Dieb jedoch war nicht darauf vorbereitet, auf eine solch wachsame Person zu stoßen, wie meine Frau es war. Sie bemerkte, wie er sich an ihrer Tasche vergriff, und versuchte sich zu verteidigen. Ach, hätte sie doch bloß ihre Tasche hergegeben, dann könnte sie vielleicht noch leben!

Der Mann wurde handgreiflich, entriss ihr ihre Tasche und stieß sie von sich.

Meine geliebte Emily stürzte dabei, was der Dieb nutzte, um zu flüchten, jedoch nicht, ohne sie zuvor noch ihres Medaillons zu berauben, jenem Schmuckstück, das sie seit unserer Verlobung ohne Auslass getragen hatte.

Ich hatte es ihr damals geschenkt, und es war eine Sonderanfertigung...
 

Es war oval, aus gold gefertigt, und auf seiner Oberseite prangte ein kleiner Edelstein. Im Inneren befand sich auf der einen Seite ein kleines Photo, auf dem wir unsere Hände hielten und uns in die Augen schauten...

Ich kann mich noch ganz genau an den Tag erinnern, als dieses Bild entstand...

Kein Kummer lag in ihrem Blick, lediglich Liebe und Verständnis. Dieses kleine Photo war Zeuge unserer tiefen Liebe zueinander...
 

Das wohl einzigartigste Merkmal an diesem Medaillon jedoch, war ein kurzer, eingravierter Satz in der Innenseite, gegenüber dem Photo, den ich selbst gewählt hatte:

"Ein Moment des Glücks,

für immer in unseren Herzen"

Oh, wie passend dieser Spruch doch war!

Und doch ist mir nun, da ich allein auf Erden wandle, nichts weiter geblieben, als dieser kleine Moment des Glücks, nur die Erinnerung an meine geliebte Emily bleibt mir noch treu...
 

Doch ach, welch Jammer, denn auch die schönsten Erinnerungen, beginnen zu verblassen und zu verschwimmen, je fester man sie halten möchte...
 

Bitte entschuldigt, ich begann ein weiteres Mals abzuschweifen.

Ich bitte darum, es mir nicht zu verdenken, wenn ich einen Moment bei den Gedanken an mein früheres Leben verweile...
 

Ihr werdet wohl vermuten, dass es der Überfall war, der meiner Frau den tödlichen Schock versetzte.

Doch auch wenn dies durchaus realistisch erscheinen mag, so war es doch das Bewusstsein, dass sie ereilte, sobald sie sich wieder aufgerichtet hatte.

Sie musste sich wankend und taumelnd zu unserem kleinen Haus geschleppt haben, soviel ist für mich jedenfalls sicher.

Ich war gerade am Malen, und hätte beinahe das Bild mit einem unüberlegten Pinselschwung verdorben, da mich der Schreck einer scheppernd aufgerissenen Tür ereilte.

Ohne zögern ging ich dem Ursprung des Lautes nach, und sofort erkannte ich, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war...
 

Im Korridor stand Emily, kaum fähig, aufrecht zu stehen. Tränen liefen ihr über die Wangen, während sie stotternd erzählte, was sich ereignet hatte.

Sie war wahrhaftig ein tapferes Mädchen!

Während ihres kurzen Berichts hielt ich sie unablässig in den Armen, den Tränen ergeben. Ich lauschte ihren Worten, ihren letzten, wie es sich schmerzlich zeigen sollte...

Während der Erklärung war sie merkwürdiger Weise vollkommen ruhig - bis sie zu ihrem Sturz gelangte, und bitterlich zu Schluchzen begann. Der Verlust des Medaillons war ärgerlich, doch bei weitem kein Grund, so verzweifelt in meine Augen zu blicken.

Als ich nun versuchte, in Erfahrung zu bringen, was sie so stark erschüttert hatte, unterbrach sie mich, und einen Moment lang war alles vollkommen still.
 

Dann, ganz langsam, begann sie jene letzten Worte zu sprechen, die mich wohl ewig verfolgen werden:

"Jonathan, vergib mir... Ich...Ich habe unser Kind verloren..."

Mit diesen Worten auf den Lippen, verlor sie daas Bewusstsein und starb in meinen Armen...

Ich kann noch immer nicht verstehen, wieso sie hätte glauben können, dass es etwas gäbe, dass ich ihr verzeihen müsste...
 

Doch mit ihrem so tragischen Tod, starb auch ein Teil von mir, und begleitete sie in Edens Höhen...
 

Ich hatte alles, das mein Leben mit Frohsinn erfüllt hatte, in einem einzigen Augenblick verloren...

Und damit begann mein schrecklicher Niedergang...



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Kommentare zu diesem Kapitel (0)

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Von: abgemeldet
2009-01-27T20:47:05+00:00 27.01.2009 21:47
Ich kann aber Kommis verfassen ö.Ö


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