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Breaking Dawn

Bis zum Ende der Nacht
von

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Ein kleines Wunder

Am nächsten Morgen, bzw. Vormittag mussten wir uns die Kommentare von Edwards Brüdern zu unserer Lautstärke anhören. Er grummelte etwas von Privatsphäre, was ich nicht ganz verstand. Carlisle rief sie zur Ordnung. Alice und Esme lächelten entschuldigend. Rosalie bekam ich bis zur Abreise, der Cullens am Abend nicht mehr zu Gesicht.
 

Die nächsten acht Wochen blieb ich mit Edward auf der Insel, aß ungeheure Mengen, nahm täglich mehrere Zentimeter Umfang zu und wurde von vorne bis hinten bedient. Abgesehen davon, trieben wir „Es“ natürlich weiter hemmungslos, wir waren ja jetzt meistens alleine. Alle zwei Wochen kam mein Schwiegervater zu Besuch. Ich telefonierte ein paar Mal mit Charlie, sagte, es gehe uns gut, wir würden die Flitterwochen genießen, verschwieg ihm jedoch die Schwangerschaft. Auch Mum erzählte ich nichts, dafür berichtete sie, dass sie es auch sei. Ich war leicht skeptisch: Mum und noch ein Kind? Natürlich passte Phil auf sie auf aber dennoch. Meine Liebe unberechenbare, verantwortungslose Mutter. Konnte ich jetzt noch ein Vampir werden und sie alleine lassen?
 

Und was war mit meinen Kindern?
 

Die Tage vergingen und ich sah mehr und mehr aus wie ein gestrandeter Wal.
 

Eines Abends saßen wir am Strand, als wir auf ein Thema kamen, das ich noch gar nicht bedacht hatte. „Wie sollen sie heißen?“, fragte Edward mit seiner Samtstimme. „Was?“ Wovon bitte sprach er? „Unsere Kinder.“ Er sprach langsam und deutlich, als erwartete er, dass die Schwangerschaft meine Denkfähigkeit beeinflusst habe. „Ähm, keine Ahnung.“ „Was werden es denn?“ Also wirklich, ich war keine gute Mutter, wenn ich mich noch nicht einmal das gefragt hatte. Natürlich hatte ich früher darüber nach gedacht, wie es wohl alle Mädchen tun, aber jetzt, da es aktuell war, hatte ich es vergessen! Er runzelte die Stirn: „Zwei Mädchen.“ Es wurde eine reine Namensschlacht. Edward schlug nur Namen vor, die aus dem Mittelalter zu stammen schienen, mir fielen nur langweilige ein. „Maya.“ – „Josephine.“ „Das ist nicht dein ernst, Edward!“ „Warum nicht?“, fragte er. „So hieß meine Grandma mit zweitem Vornamen!“, erklärte ich. „Dann bleibt der Name wenigstens erhalten.“, grinste er. „Aber ich will nicht, dass eine meiner Töchter einen Großmutternamen hat!“, erwiderte ich. Beim Abendessen, als wir im Bett lagen, praktisch die ganze Nacht stritten wir über Namen.
 

Gegen vier schlief ich ein. Und träumte zum ersten Mal von ihnen. Ich saß auf der Veranda. Meine Töchter tanzten in bunten Sommerkleidern über eine Wiese, die wie unsere Lichtung aussah. Edward stand daneben und lächelte. Er sah noch genau so aus wie an unserem ersten Samstag auf der Lichtung. Er trug Bluejeans und sein Hemd war offen. Edward lächelte glücklich, er glitzerte in der Sonne wie ein Diamant, wie an diesem Nachmittag. Unsere Töchter glitzerten ebenfalls, aber das Funkeln, das von ihnen ausging, wirkte weicher, wie von Wasser. Edward blickte mich an und kam herüber. Dabei schien er immer kleiner zu werden.
 

Schließlich setzte sich ein vielleicht elfjähriger Junge mit Edwards Gesicht und Haaren auf meinem Schoß und lachte mich aus grünen Augen an, die funkelten wie Smaragde.
 

Als ich am Morgen erwachte, fühlte ich mich erschöpft. Aber ich wusste wie meine Kinder heißen sollten. Zum Frühstück aß ich einen gigantischen Haufen Pfannkuchen. Edward bombardierte mich weiter mit Namen, mein Entschluss stand fest.
 

Mittags aß ich ein fast rohes Pfeffersteak mit Kartoffeln, das Edward mir zubereitete. Da ich keine Vorschläge mehr machte, war ihm klar, dass ich die Namen hatte, sie ihm aber nicht verraten wollte. Gut zwei Stunden bearbeitete er mich, bettelte und verführte mich. Ich aber wich dem hypnotischen Blick seiner Augen aus. Schließlich bat er schlicht: „Sagts mir.“ Er klang resigniert und als ich auf schaute, blickte er mich traurig an. „Ich weiß nicht ob …?“ „Was?“ Wachsam schaute er mich an. Mist, dachte ich, denn sein Blick hielt mich gefangen und ich wusste er hatte mich. „Vielleicht gefallen sie dir nicht.“ „Wenn du sie mir nicht verrätst, finden wir es nicht heraus.“ Er wartete. Ich seufzte: „Arya Bella und Marie Esme.“ Edward war erstaunt. Sein Mund öffnete sich, schloss sich dann aber wieder wortlos. Schließlich breitete sich mein allerliebstes schiefes Lächeln auf seinem Gesicht aus. Zärtlich strich er mit dem Handrücken über mein Gesicht und flüsterte: „Ich liebe dich.“ „Ich liebe dich auch!“ Seine Lippen legten sich auf meine. „Hmm …“, brummelte er. „Was?“, neugierig blickte ich ihn an. „Du riechst so gut …“ „Rieche ich jetzt eigentlich anders?“, als ich darüber nachdachte, kam es mir nur logisch vor. Seine Nase strich meinen Hals entlang und über mein Schlüsselbein. „Nein.“, seine Samtstimme klang rau. Ein kalter Hauch kitzelte meine Haut. Dann legte sich sein Mund auf die empfindliche Senke unter meinem Ohr. Ich keuchte auf und Edward lehnte sich grinsend zurück. „Du riechst genau so verführerisch wie immer.“ „Was ist denn los?“ „Ich überlege …“, in dem Moment keuchte ich auf und schlang die Arme um meinen Bauch. „Was ist los? Bella!“ Er war aufgesprungen und hatte die arme hilflos nach mir ausgestreckt, ohne mich zu berühren. „Bella, Schatz! Alles in Ordnung?“, besorgt blickte er auf mich herab. Ich hob meinen Kopf und schaute, staunend in seine wunderschönen Augen. „Sie haben sich bewegt!“ Meine Stimme war nur ein flüstern, doch er verstand sofort. Schneller als mein Blick seinen Bewegungen folgen konnte, war er an meiner Seite. Edward legte seine Hände auf die gigantische Kugel mit ihrem lebendigen Kern, so vorsichtig, als wäre ich furchtbar zerbrechlich.
 

Es folgte eine neuerliche Welle des Umsorgens, ich hatte gehofft das hätte ich ihm weit genug ausgetrieben. Doch trotz aller Bemühungen in den letzten sechs Wochen durfte ich wieder kaum einen Schritt alleine tun.
 

Carlisle kam zwei Tage später zur Kontrolle. Er war erfreut über die Entwicklung. Mein Schwiegervater – es war noch immer ungewohnt ihn so zu nennen – sagte ich würde pro Woche etwa einen Schwangerschaftsmonat durchlaufen. Er kam mit einem kleinen Schnellboot und brachte neue Vorräte. Am Abend fuhr Carlisle wieder, mit dem Versprechen bereits nächste Woche wieder zu kommen, um die Geburt zu überwachen. Bei dem Gedanken, dass ich in zwei Wochen schon Mutter von Zwillingen sein würde, wurde mir ein wenig mulmig. Bis ich schließlich zweifelte, ob ich das überhaupt konnte. Gleich zwei Kinder versorgen? Hatte ich genug Geduld und Liebe zu verschenken? Das rasende Tempo in dem mein Bauch wuchs, machte mich nervös. Hätte ich neun Monate gehabt, wäre ich vielleicht in meine Rolle als „Mama“ hinein gewachsen, aber so? Edward beschwichtigte meine Sorgen. Ich sollte mich nicht aufregen, dass würde den Kindern schaden.
 

Daraufhin brach ich heulend zusammen, warf Edward aus dem Zimmer und warf mich, so gut ich derzeit konnte aufs Bett. Natürlich war es lächerlich, aber er hatte gesagt, ich würde unseren Töchtern schaden. Was für eine grauenhafte Mutter ich war! Ich musste dem Einhalt gebieten!
 

Daher unterdrückte ich ein weiteres hysterisches Schluchzen und setzte mich auf. Vorsichtig öffnete Edward die Tür, die ich hinter ihm zugeknallt hatte, und spähte ins Zimmer. „Bella?“, sein Gesichtsausdruck schwankte zwischen ängstlich und sorgenvoll. Die Angst gab den Ausschlag. Schnell griff ich nach dem nächsten Kissen und schleuderte es in seine Richtung. Wieder liefen mir Tränen über die Wangen, aber jetzt vor Wut. Wie konnte er es wagen mich als schlechte Mutter zu bezeichnen! Auch wenn ich keine neun Monate für diese Erkenntnis gehabt hatte, es war auf einmal vollkommen klar. Ich liebte meine Töchter. Was auch immer es mich kosten würde, ich würde sie großziehen und sie würden glücklich sein. Ich stieß einen Schwall der schlimmsten, mir bekannten Flüche aus. Innerlich kochend stampfte ich, wie ein Tiger im Käfig, durch den Raum, der die letzte sechs Wochen unser Liebesnest gewesen war.
 

Wie konnte er nur. Als er zögerlich an die Tür klopfte, kreischte ich auf. So schnell wie er gekommen war, war der hysterische Anfall verschwunden. Gleich darauf kamen mir neue Tränen. Ich hatte Edward, meinen Engel, meinen Prinzen, meinen Mann angeschrienen. Beschämt und unter neuerlichen Schluchzen rief ich ihn. „Edward!“, meine Stimme brach. Obwohl er sonst sofort kam, bleib die Tür jetzt geschlossen. Oh Gott, dachte ich bei mir. Wie hatte ich nur so blöd sein können? Wie hatte ich mich so vergessen können, dass ich Edward anschrie? Wieder rief ich nach ihm. Und erhielt keine Antwort. Eine Welle der Panik durchzuckte mich. „Edward!“ Immer noch unter Tränen riss ich die Tür auf und rannte ins Wohnzimmer. Als ich es leer vorfand, durchsuchte ich nach und nach alle Räume. Das Haus war verlassen. Obwohl mein Rücken schmerzte und mein Atem keuchend ging, schleppte ich mich durch die Hintertür an den Strand. Meine Füße versanken im weichen Sand, was das laufen zusätzlich erschwerte. Obwohl mein Blick von Tränen verschleiert war, wusste ich, dass die weiße Sichel der Bucht leer war. Ich schleppte mich die Küstenlinie entlang zu den Klippen, wir vor ein paar Tagen gepicknigt hatten. Ein dicker Kloß saß mir im Hals. Als ich an den kleinen Abhang kam, fanden meine Füße plötzlich keinen Halt mehr und ich ließ mich, nach Luft japsend auf einen Stein fallen. Um mich drehte sich alles und durch mein Blickfeld huschten schwarze Punkte.
 

Ich merkte, dass mir heiße Tränen über das Gesicht liefen. Wütend, wischte ich sie weg und rappelte mich abermals auf, um meinen Engel zu suchen. Ich taumelte dem Rand der Klippe weiter entgegen und da stand er. Seine Schönheit raupte mir den letzten Rest, meines Atmens. Stumm und ernst starrte er hinaus auf das Meer, keine Regung war zu erkennen, auch wenn der Wind an seinem offenen Hemd zerrte. „Edward!“, erleichtert schluchzte ich. Im nächsten Moment wich die Erleichterung meiner Wut auf mich selbst. Ich hatte ihn verletzt, gleichzeitig wurde mir abermals bewusst, wie sehr ich ihn liebte. Die Wucht meiner Liebe raubte mir die letzte Kraft. Ich wollte zu ihm rennen und ihm die Arme um die Mitte schlingen und ihm sagen, wie leid es mir tat. Doch meine Beine gaben nach und ich sank auf die Knie. Da erst drehte er sich um und blickte mich an. Alle Dämme brachen weg und ich begann zu heulen. „Es tut mir so Leid.“, brachte ich hervor, bevor meine Stimme versagte. Das Gold seiner Augen schien zu schmelzen, als ich vor ihm kniete und haltlos weinte. Unendliches Bedauern erfüllte seinen Blick.
 

„Verzeih mir!“, bettelte ich. Schneller als meine Augen ihm folgen konnten, ließ er sich neben mir nieder und schlang seiner Arme um mich. „Bella.“, murmelte er in meine Haare. „Dich trifft keine Schuld.“ „Aber ich habe dich angeschrienen und … und …“, weiter konnte ich nicht sprechen. Obwohl er immer noch murmelte, klang seine Stimme jetzt verärgert. „Es ist nicht deine Schuld Bella! Es ist meine!“ Das durfte doch alles nicht wahr sein, jetzt nahm er mal wieder alles auf seine Kappe. Mein Herz zog sich zu einem festen Klumpen zusammen. Edward hörte das Stocken und strich mir beruhigend über den Rücken. „Bella, es wird alles gut und du wirst eine wundervolle Mutter sein. “ „ Ich weiß!“, zischte ich. „Aber es tut mir trotzdem Leid, dass ich dich angeschrienen habe. Du hast es nicht so gemeint und ich habe …“Edward brachte mich zum Schweigen, indem er mir einen Finger auf die Lippen legte und dann küsste er mich zärtlich. „Natürlich hast du ein wenig überreagiert.“, zornig blitzte ich ihn an. Doch er sprach unbeirrt weiter. „Du bist erst seit sechs Wochen schwanger, du bist verwirrt. “ Wieder versuchte ich ihn zu unterbrechen. „Nein, Bella, es ist mein ernst. Es ist nicht deine Schuld. Ich verstehe, dass deine Hormone verrückt spielen.“ Ich unternahm noch einige Anläufe mich zu entschuldigen, aber Edward beruhigte mich so lange, bis ich mich widerstandslos von ihm ins Haus tragen ließ. Dort legte er mich ins Bett uns sang mich mit meinem Lied in den Schlaf.
 

Dunkelheit umfing mich. Träge trieb ich im kalten Wasser. Wage erinnerte ich mich an die wenigen Augenblicke, nachdem ich von der Klippe gesprungen war und Jacob mich retten musste. Diese Sekunden waren die glücklichsten seit langem, denn ich „sah“ Edward. An diesem Tag starb Harry. Aber jetzt war ich allein. Obwohl, auch dieses Wasser eisig brannte und stach es nicht so, wie das in der Bucht von La Push. Im Gegenteil wirkte es beruhigend. Es linderte einen lodernden Schmerz, den ich erst jetzt bemerkte. Jemand schlitzte mir den Bauch auf. Ich wollte schreien, bekam aber keine Luft. Stattdessen brannte nun das kalte Salzwasser in meinen Lungen. Wild schlug ich um mich …
 

… und erwachte kreischend. Das Bettzeug war zerwühlt. Haltsuchend krallten meine Hände sich hinein. Edward löste meine verkrampften Finger vorsichtig und streichelte mein Gesicht. Der Schmerz ließ nicht nach! „SchSch“, wollte Edward mich beruhigen. „Das ist eine Wehe. Carlisle ist Unterwegs. Alice hat es schon heute Morgen gesehen, aber ich war deinetwegen zu besorgt um auf ihre SMS zu achten.“ Langsam ließ der Schmerz nach. Während ich keuchend nach Luft schnappte, kam mir ein erschreckender Gedanke: Das war erst die erste Wehe. 20 Minuten später kam die Zweite.
 

Als Carlisle endlich kam, erholte ich mich gerade von der Vierten. Die Wehen kamen jetzt schneller und dauerten länger. Ich hörte, dass Edward und Carlisle etwas sagten, sie versuchten mich zu beruhigen. Aber meine Welt versank in blutigem Rot.
 

(Edwards Sicht:)
 

Entsetz lass ich Alice SMS. Eine nach der anderen und dann immer wieder. Ich verstand, warum Bella so ausgeflippt war. Ich fühlte mich schuldig, da ich sie so verletzt hatte, und ich gab mir die Schuld, dass sie sich auf ihrer Suche nach mir so verausgabt hatte. Doch jetzt war ich nur entsetzt. Alice schrieb, dass bei Bella um 2:48 die Wehen einsetzen würden. Carlisle würde aber erst um 3:48 Uhr ankommen, Die Nachrichten waren schon am Mittag angekommen, aber da war ich durch Bella abgelenkt. Nun erwog ich sie zu wecken, aber sie musste Kraft schöpfen. Still legte ich mich neben sie. Die Stunden vergingen viel zu schnell, während ich auf ihr Herz und die Herzschläge unserer Töchter lauschte.

Gegen halb drei begann Bella sich unruhig zu bewegen, als hätte sie einen schlechten Traum. Um viertel vor verzog sie das Gesicht und stöhnte leise. Für mich hörte es sich an wie ein Todesschrei. Dort wo mein Herz hätte sein sollen krampfte sich etwas schmerzhaft zusammen. Drei Minuten später schrie Bella wirklich. Ihre Augen flogen auf, wild warf sie sich umher. Vorsichtig, um ihr nicht noch mehr weh zu tun, nahm ich ihre Hand und versuchte ihr zu helfen. Zwischen den ersten beiden Wehen erzählte ich ihr, dass Alice alles gesehen hatte und Carlisle unterwegs war. Ich verschwieg ihr, dass meine Schwester die Geburt selbst und alles was folgte nicht sehen konnte. Würde Bella … Es war mir unmöglich den Satz zu beenden. Vielleicht musste Carlisle die Kinder per Kaiserschnitt rausholen, dann würde ich Bella sofort verwandeln. Auch das schien mir untragbar, ich würde ihre Seele zerstören. Doch es war ihr Wunsch und wenn nicht, würde ich sie heute Nacht verlieren. Meine Augen brannten, obwohl ich nicht weinen konnte. Es war unerträglich nur daran zu denken. Und Bella brauchte mich jetzt. Also drängte ich den Gedanken so gut es ging zurück. Doch ein kleiner Teil meines Gehirns schrie mit meinem Engel mit. Als Carlisle eine dreiviertel Stunde später kam sah er sofort, wie weit die Geburt fortgeschritten war. So wie die Schwangerschaft, verlief auch die Geburt viel zu schnell. In einer Stunde wäre es so weit, sagte Carlisle. Aber etwas stimmte nicht.
 

Als dann die Fruchtblase platzte, wussten wir auch was: Wir beide konnten das Gift riechen. Bella wurde in diesem Moment verwandelt! Sie hörte auf zu schreien. Entsetzt schaute ich Carlisle an, der jedoch beruhigte mich: „Sie kapselt sich von ihren körperlichen Schmerzen ab, aber sie ist noch bei Bewusstsein.“ „Was, wenn die Verwandlung die Geburt behindert?“ „Ich weiß es nicht.“ Auf der Stirn meines Vaters bildeten sich Falten und der Teil meiner Psyche, der schon in Phönix aktiv war, begann nun wieder Pläne zu schmieden, falls die Sache… ein böses Ende nahm. „Carlisle!“, langsam wurde ich unruhig. Vor eineinhalb Stunden hatten die Wehen eingesetzt. Er überprüfte nach wie vor Bellas Werte, die Utensilien für die Geburt lagen schon bereit. Wie der Puma im Käfig rannte ich durchs Zimmer. „Es wird alles gut gehen. Bella ist stark und sie will eure Kinder schützen.“, vor den kleinen Tisch, auf dem Bellas Essen gestanden hatte, blieb ich stehen.
 

Als ich an Emmett dachte, entfuhr mir ein hysterisches Kichern. Bellas Kichern.

In meiner hilflosen Wut öffneten und schlossen sich meine Fäuste, ohne tatsächlich etwas zu greifen. Dann schlossen sie sich um das Holz, welches knirschend zersplitterte, wo meine Finger zu fest zu griffen. Als ich den Tisch mit einer schnellen Bewegung über den Kopf hob, fielen diverse kleinere Gegenstände scheppernd zu Boden. Eine Vase zersprang in hunderte Bruchstücke. Es kümmerte mich nicht. „Edward“, zischte Dad mich, für Bellas Ohren zu leise, wütend an. „Sie braucht Ruhe! Mach nicht solchen Krach. Das wird sie nur unnötig aufregen.“ Natürlich hatte er Recht. Ich musste mich zusammenreißen. Beschämt öffnete ich die Panoramafenster und stellte die Reste des Tisches nach draußen. Dann sammelte ich schnell alles ein, was nicht kaputt gegangen war und brachte es ins Wohnzimmer. Auf dem Rückweg holte ich einen Eimer aus der Küche um die Scherben auf zu sammeln. Den vollen Eimer stellte ich dann neben den Tisch. All das hatte höchstens eine halbe Minute gedauert, aber ich hatte meine Fassung soweit zurück gewonnen, dass ich still im Zimmer bleiben konnte. Alles in mir schrie danach Bella in meine Arme zu reißen und mit ihr an einen Ort zu rennen, wo sie sicher war. Wo keine Tracker hinter ihr her waren, wo es keine Volturi gab. Wo sie nicht schwanger war.
 

Aber ich blieb hier, bei ihr. „Lass das Fenster ruhig offen, dann bekommt sie wenigstens frische Luft.“ Gehorsam ließ ich das Glas offen und setzte mich neben sie auf unser Bett. In dem Moment klingelt mein Handy. Alice war dran: „Edward, was ist los? Ich sehe Bella nicht!“ Im Hintergrund hörte ich Esmes besorgte Stimme und Emmetts unbekümmertes Lachen. Jasper murmelte etwas, das ich durchs Telefon nicht verstand. „Carlisle sagt in einer viertel bis halben Stunde hat sie es geschafft.“ „Edward … du behältst doch was für dich. Raus damit!“ Verdammt! Alice merkte aber auch alles. „Also … wir glauben, … dass die Zwei … sie von innen gebissen haben. Bella wird eine von uns.“ Am anderen Ende der Leitung herrschte betretenes Schweigen. Dann sprach Alice wieder. „Das wäre eine Erklärung. Während der Verwandlung ist sie weder ein Mensch, noch ein Vampir. Keine Sorge Edward. Carlisle weiß was er tut.“ Auch die anderen versuchten mich zu beruhigen, aber ich beendete das Gespräch bald, um zurück ins Schlafzimmer gehen zu können. Als ich wieder neben ihr saß, brachte ein sachter Wind kühle Luft vom Meer herein und fuhr in Bellas Haare. Sie um spielten ihr Engelsgleiches Gesicht. Doch die sonst Porzellane Haut war jetzt gerötet und Schweiß bedeckt. An der Stirn klebten die Haare fest. Ihr Gesicht war ausdruckslos, aber die Lippen waren zusammen gepresst und die Augen konzentriert zusammen gekniffen. Trotz allem war sie wunderschön.
 

(Bellas Sicht:)
 

Meine Welt stand in Flammen. Es fühlte sich an, als würde meine Haut Blasen werfen. „Es ist soweit!“ Ich erkannte Carlisles Stimme. Edwards kühle Hände strichen über meine Stirn. Doch das konnte den Schmerz nicht lindern. Eine weitere Wehe zerriss mich. Laut schrie ich auf. All meine Bemühungen waren um sonst. Ich hatte versucht es für Edward leichter zu machen, aber das war zu viel. Was geschah mit mir? „Das war die Todeswehe, die letzte. Du kannst pressen, Bella.“ Ruhig und routiniert sprach Carlisle, aber ich konnte nicht. „Es tut so weh!“, schrie ich auf. Es ging nicht, das mussten sie begreifen. Vielleicht konnten sie wenigsten die Kinder retten. „Das ist das Gift.“ Der Ausspruch kam so leise, dass ich nicht sicher war, ob er für meine Ohren bestimmt war. Ich gab mir Mühe, die Augen zu öffnen und Edward anzusehen. Sein Gesicht war leer, doch seine Augen brannten. Hätte ich ihn nicht so gut gekannt, wäre mir nie seine Angst aufgefallen. Er hatte Angst, was war los? Was konnte so schrecklich sein? Waren wir in Gefahr? Die Sorge um Edward überlagerte einige Sekunden den Schmerz und ich konnte klar denken. Es war Carlisle, der mich aufklärte. „Die Fruchtblase war voller Vampirgift, Bella. Als sie platzte gelangte das Gift in dein Blut. Ich weiß, es ist schwer, aber du musst jetzt stark sein. Du musst pressen. Für eure Töchter!“ Aber ich konnte nicht. Es tat zu sehr weh. Durch das Rauschen in meinen Ohren hörte ich Edwards Stimme. „Carlisle, sie kann nicht. Es ist zu viel. Kannst du nicht …?“ Anscheinend wusste Carlisle was Edward meinte, aber mir war nicht klar worauf er hinaus wollte. „Nein, die Geburt ist zu weit fortgeschritten. Das würde allen dreien schaden.“ Auch wenn ich nicht wusste was los war, wenn ich nicht denken konnte, dass war ein Grund. Wenn ich nicht presste, waren Marie und Arya in Gefahr. Ich musste kämpfen. Die nächsten Minuten zogen sich wie Stunden. Ich hatte keine Kontrolle über meinen Körper. Ich fühlte nur den Schmerz. Aber ich gab nicht auf. Außerdem Feuer war nichts mehr. Irgendwann sagte jemand etwas wie „Gut gemacht!“, und ich wusste sie waren sicher. Erleichtert glitt ich in die Dunkelheit.
 

(Edwards Sicht:)
 

Bella kämpfte. Aber es schien nicht zu reichen. Carlisle weigerte sich, jetzt noch zu einem Kaiserschnitt anzusetzen. Zu spät. Eine Viertelstunde später, laut Uhr, für mich waren es einige der 15 schlimmsten Ewigkeiten meines Lebens, und das Ergebnis gab ihm Recht. Bella hatte es geschafft. Unsere eineiige Zwillinge Marie und Arya lebten. Aber Bella blutete! Die Augenblicke des Vaterglücks wurden von der Sorge um die Liebe meines Lebens zerstört. Was wenn das Gift nicht reichte? Natürlich war das unmöglich, sagten mir die Überreste meines Verstandes. Was sonst noch übrig war, beschäftigte sich mit der Frage, wie ich es ihr leichter machen konnte. Bevor ich verzweifeln konnte, kam Dad aus dem Wohnzimmer zurück. „Die Zwei sind wohlauf und versorgt.“ „Was soll ich mit Bella machen?“, fragte ich bittend, ohne aufzuschauen. „Hmm … Es sollte noch schneller gehen, wenn du die Konzentration des Giftes im Blut erhöhst.“
 

(Bellas Sicht)
 

Noch hielt mich die Dunkelheit. Ruhig und sanft war ihre Umarmung. Doch am Rande meines Bewusstseins lauerte etwas, einem Raubtier gleich. Eine Erkenntnis, große Freude.

Großes Leid. Sobald ich mir dessen Bewusst war, fiel er über mich her. Meinen Körper, der mir eben noch so fern gewesen war spürte ich jetzt bis in die letzte Faser. Jeden Muskel, jeden Nerv. Bis in die letzte Haarspitze, wie mir schien. Grelles Licht brannte unter meinen Liedern. Dann hörte ich auch wieder etwas. Die Stimme eines Engels. Zunächst verstand ich kein Wort. Als ich versuchte mich zu konzentrieren, schwoll der Schmerz an. Ich konnte nicht mehr denken, mein Verstand war ausgelöscht. Hätte ich denken können, so hätte ich dies für den Gipfel gehalten. Dann Flammten noch heißere Feuer in meinen Armen auf. Gleich darauf in meinen Beinen. Verzweifelt stöhnte i ch auf. Und schrie. Die Luft zerriss meine Lungen. „Edward!“ Etwas berührte mich, glaube ich. Doch der Name erinnerte mich an etwas. Er durfte nicht leiden. Verzweifelt versuchte ich weitere Schluchzer zu unterdrücken. Edward, dachte ich verzweifelt. Ich muss das durchstehen. Für Edward. Der Schmerz durch zuckte mich krampfartig. > Edward. Denk an ihn! < , befahl ich mir. Jegliches Zeitgefühl war mir längst abhanden gekommen. > Denk an ihn. Verdammt. Lebe! < Trotz der Schmerzen versuchte ich an Edward zu denken. Was auch immer geschah, er sollte nicht mitleiden. Soweit ich mir dessen bewusst war, entspannte ich meine Muskeln.
 

(Edwards Sicht:)
 

Wieder schrie Bella. Hätte ich doch verhütet! Hätte ich ihrem Drängen doch nicht nachgegeben. Hätte ich mich doch von Anfang an von ihr ferngehalten. „Edward“, sanft griff mein Vater mich am Arm. „ Ich kann das auch tun.“ „Nein! Sie wollte, dass ich sie …“, schwer schluchzte ich und holte noch einmal tief Luft.
 

Dann biss ich Bella.
 

Zuerst in die Handgelenke. Heiß schoss mir ihr Blut in den Mund. Der süße Duft zerrte an meinen Sinnen. Die Flüssigkeit versprach endlich Erlösung. Meine Kehle brannte und zog sich schmerzhaft zusammen. Doch ich wusste, dass Bella tausendmal schlimmere Schmerzen erlitt. Entschlossen wischte ich den Durst beiseite, wie schon hunderte Male, wann immer sie einen Raum betrat, ein Windstoß durch ihre Haare fuhr, sie sich bewegte und mich dieser Duft traf. Vorsichtig, um sie nicht noch weiter zu verletzen, zog ich die Zähne aus der Wunde. Augenblicklich begann, die Haut zu heilen und das Gift sich auszubreiten. Schnell tat ich das gleiche am anderen Handgelenk, dann biss ich in die Ader oberhalb des Knöchels. „Edward!“ Bella schrie und stöhnte. Könnte doch nur ich die Schmerzen für sie tragen. Mit Freuden hätte ich all das auf mich genommen. Hätte ich ihr doch helfen können. Vorsichtig strich ich ihr die Haare aus dem Gesicht. Ihr wunderschönes Gesicht war schmerzverzerrt. Dennoch schien ihr Atem ruhiger zu werden. Langsam entspannte sie sich. Trotz allem! Geliebte Bella, wie Leid es mir tut. Oh Bella.
 

Gegen Mittag kamen die anderen an. Esme begann sofort sich um die Kinder zu kümmern. Hätte ich an etwas anderes denken können, als Bella, hätte ich mir wohl Sorgen um Rose gemacht. So nahm ich ihre Fürsorge um meine Töchter schlicht zur Kenntnis. Emmett kam kurz herein und legte mir die Hand auf die Schulter. Alice wechselte vorsichtig die Blutgetränkten Laken und wusch Bella, so gut es ging. Da aber immer noch das Blut in der Luft hing, kam Jasper nicht mal bis zur Tür. Ich hörte, wie gerne er mir helfen, mich beruhigen wollte, doch er wusste, wie leicht Bellas Geruch ihn überwältigte.
 

Die Stunden vergingen. Vielleicht auch nur Sekunden. Das Feuer brannte. Ich wusste, es würde vorbei gehen. Es ließ bereits nach. Neben mir atmete jemand. Da war noch mehr. Noch jemand? Aber wo? Ich hörte sie deutlich. Ihren Atem. Mein Herz. Es schlug so kräftig. Stand ich nicht eben noch an der Schwelle des Todes? Es würde stillstehen. Bald. Der Gedanke war schwer zu fassen. Da war so viel mehr. Ich hörte das Summen der elektrischen Lampe. Ich konnte den Strom in der Leitung hören. Draußen das Meer. Das Seufzen der Wellen. Rauschende Blätter, Äste. Die aneinander rieben. Ein Insekt krabbelte über eine der Fensterscheiben. Die winzigen Füße klackerten über das Glas. Hunderte weitere winzige, summende Flügelpaare. Auch Vögel, ihr Gesang schrien von überall zu kommen. Sogar die Scheiben schienen leise zu klirren, als würde ein leises Echo in ihnen klingen. Eine wunderschöne Symphonie. Was ich wohl sehen würde, wenn ich die Augen aufschlug? Der Schmerz verblasste langsam. Neue Kraft durchströmte mich. Was ich alles fühlte! Jede Faser der reinen, fließenden Seide auf meiner Haut. Jeden noch so kleinen Windhauch. Dennoch schien mein Herz nun erschöpft. Es begann zu rasen, stolperte, krampfte sich schmerzhaft zusammen, kämpfte. „Es ist bald soweit.“ Eine wunderschöne, samtene Stimme klang durch den Raum. Die Botschaft gab mir neue Hoffung.
 

Mein Herz krampfte, als wollte es zerreißen. Doch diese Stimme … so wunderschön. Ich wusste, ich kannte sie, aber so kristallklar … diese Schritte näherten sich. Drei Personen betraten den Raum, blieben aber in gewissen Abstand stehen. Nach kurzem Zögern kam einer dann doch bis zu mir. Sanfte Finger strichen mir übers Gesicht. „Du hast Recht.“ Eine weitere Stimme, so klar, so wunderschön. Ein fantastischer Geruch traf mich. So süß. Nach Wald und Seife. Wenigstens seine Haut. Sein Atm roch nach … Holundersaft, Moos, Schokolade, Erde … Alles zugleich und doch zu unterscheiden.
 

So viele Gerüche, Geräusche, bis eins verstummte. Mein Herzschlag. So tapfer es geschlagen hatte, die letzten Schläge verhalten, mein Blut wurde langsamer, das Gift hatte seine Arbeit getan. Seine Kraft war verwirkt in mein Fleisch übergegangen, doch obwohl es vorbei war, hatte mein Herz keine Kraft mehr. Abwartend hielten alle Anwesenden die Luft an, mich selbst eingeschlossen. Was erwartete mich jetzt wohl in diesem Leben? Edward! Mein erster wirklicher Gedanke. Tausend Gedanken durchströmten mich sogleich und doch seltsam unklar. Die Erinnerungen eines Menschen. Und ein Gefühl tiefer Liebe ergriff mich. Langsam schlug ich die Augen auf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von:  bella-swan1
2009-05-26T05:44:19+00:00 26.05.2009 07:44
Hi super Kapi.
Freu mich schon drauf wie es weiter geht.
lg.^^
Danke für die ENS^^
Von: abgemeldet
2009-05-25T20:07:56+00:00 25.05.2009 22:07
Wow super toll geschrieben... ich bin begeistert...
Mach weiter so :)
Von:  Lilly-Drackonia
2009-05-21T07:52:19+00:00 21.05.2009 09:52
Das Kapi ist klasse.
Ich bin schon gespannt weiter gehen wird.
Bitte schreib ganz schnell weiter ich freu mich schon darauf.
Lilly-Drackonia;)
Von: abgemeldet
2009-05-20T22:16:12+00:00 21.05.2009 00:16
Hammer einfach super klasse^^
mach(t) weiter so^^
ggLG
Von:  Renesmee-Bella
2009-04-16T17:58:54+00:00 16.04.2009 19:58
wow dein FF hat mir wirklich gut gefallen und ich bin schon gespannt wie es weiter geht und wie Bella drauf reagiert wenn sie weiß das sie ein Vampire ist und wie es den Zwillingen geht.

cu SSJBra
Von: abgemeldet
2009-03-30T01:08:06+00:00 30.03.2009 03:08
genial!!!
einfach nur klasse
der absolute Hammer^^
bitte schreib weiter
ggLG
Von:  SamanthaGallin
2009-01-20T01:22:34+00:00 20.01.2009 02:22
Die FF ist echt super und ich hoffe ich kann bald mhr davon lesen ^^
Von: abgemeldet
2009-01-19T16:07:32+00:00 19.01.2009 17:07
sehr gute ff ^^° das einzige was mich stört...du benutzt ir persönlich oft schatz und engel.. ^^°
Von:  Ice_Angel_Kara
2009-01-18T14:24:43+00:00 18.01.2009 15:24
fies... Q.Q
grad wenns soo spannend wird! :)
Machst du bald weiter?
^^
Ich freu mich schon ^.-

lg
Von:  -salira-eki-
2009-01-17T13:06:55+00:00 17.01.2009 14:06
Wow Oo deine ff einfach nur mega
hab sie gerade erst entdeckt, und sie in einem stück verschlungen
ich bin schon sooo gespannt wie's weiter gehn wird

vampirisches küsschen
deine sali


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