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Der Malteser

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Der Malteser

Einst geschah es, dass ein junges Mädchen auf dem Heimweg durch einen unwegsamen und von Insekten bevölkerten Wald ging. Es war für sie der kürzeste Weg nach Hause und so nahm sie die Raupen, die auf ihren Kopf fiel genauso in Kauf wie die Mücken, die um sie herum flogen und versuchten, sich auf ihr niederzulassen.

Genervt verscheuchte sie sie ein ums andere Mal, als aus dem Nichts ein Vogel auftauchte und sich daran machte, die Fliegen und Mücken zu verzehren. Sein Gefieder war von einem erstaunlichen rot, die Kanten seiner Flügel und sein Bauch hingegen waren schwarz, ebenso sein Schnabel.

Nach getaner Arbeit ließ er sich auf den Schultern des Mädchens nieder, was dieser nicht so geheuer war. Nervös langte sie in ihre Tasche, nahm ihr Handy und wählte eine Nummer.

„Hallo, ich bins...ja...“

Sie hatte ihren Bruder angerufen, der würde sicher wissen, was das für ein Vogel war. Immerhin hatte sich der rot-geflügelte jetzt in ihren Nacken gesetzt und begann, die Raupen von ihrem Kopf zu picken.

Ihr Bruder hörte sich schweigend die Beschreibung des Vogels und seines Verhaltens an und dann lachte er kurz.

„Den kenne ich, das kann nur einer sein: der Malteser! Er ist bekannt dafür, dass er sich bei anderen Lebewesen sozusagen als Parasit einnistet und von ihnen das Ungeziefer frisst. Er fragt seinen zukünftigen Wirt sogar um Erlaubnis...Er pinkelt ihn an und wenn dieser dann nichts unternimmt, heißt das, dass er den Vogel akzeptiert!“

Irritiert legte das Mädchen auf. Das hörte sich verdammt schlecht an. Das Vieh hatte sie doch angepinkelt, als sie am telefonieren war... Nur ein klein wenig, aber immerhin.

Sie drehte den Kopf erst in die eine Richtung, dann in die andere, doch der Malteser ließ sich nicht verscheuchen. Er benahm sich wie angeklebt.

„Seltsam“, nuschelte das Mädchen leise und ging den Rest des Weges nach Hause. Als sie daheim ankam, versuchte sie verzweifelt, ihrer Mutter die Situation zu erklären. Diese war genauso verwirrt von all dem wie ihre Tochter und den Vogel zu berühren traute sie sich nicht, weil dieser aussah, als würde er jedem, der ihn berührte, die Finger abhacken.

Schließlich beschlossen die beiden, sich erst einmal Schlafen zu legen und auf die Rückkehr des Bruders von seinem einwöchigen Urlaub zu warten. Er würde schon wissen, was getan werden musste.

Nachdenklich legte sich das Mädchen ins Bett, in der Hoffnung, der Vogel würde sich jetzt auf die Bettkante oder sonst wo hinsetzen, aber er blieb weiterhin in ihrem Nacken sitzen und nichts hinderte ihn daran, dort weiterhin zu verharren. Allmählich bekam das Mädchen ein mulmiges Gefühl, das sie sich kaum erklären konnte. Oder hatte sie die Kopfschmerzen tatsächlich erst, seit der Vogel bei ihr war? Und außerdem fühlten sich ihre Glieder so schwer und taub an. Das Mädchen stand auf und begab sich an ihren Computer. Dort öffnete sie ein Fenster und begann im Internet nach dem Vogel namens „Malteser“ zu recherchieren. Schließlich stieß sie auf einen entmutigenden Artikel.

„Malteser, der; ein Vogel, der parasitenhaft an seinem Wirt klebt; zu Beginn pinkelt er seinen zukünftigen Wirt an und fixiert sich selbst durch die kleberhafte Wirkung des Ausgeschiedenens an ihm; wenn der Vogel sich einen Menschen als Parasit gewählt hat, kann er nur mit einem großen Aufwand und hohen medizinischen Kosten beseitigt werden.“

Eiskalt lief es dem Mädchen über den Rücken. Das konnte doch nicht wahr sein, wieso hatte ihr Bruder nichts genaueres gesagt und seine Angaben so vage gelassen?

Sofort versuchte sie, ihre Mutter zu wecken, doch diese hatte, wie jeden Abend, Schlaftabletten genommen, um überhaupt einschlafen zu können.

Nervös tigerte das Mädchen durch die Wohnung und überlegte, was sie jetzt tun sollte. Ihre Kopfschmerzen wurden immer schlimmer, das Stechen fast unerträglich.

Plötzlich durchfuhr sie ein dermaßen großer Schmerz, dass sie ohnmächtig zusammenbrach.
 

Am nächsten Morgen fand die Mutter das Mädchen tot im Wohnzimmer vor. Der Vogel war verschwunden, doch an der Stelle, an der in etwa der Bauch des Vogels gewesen war, befand sich jetzt ein Loch im Hinterschädel der Tochter. Ein Loch von der Größe eines Golfballes.

Der Vogel hatte es innerhalb kürzester Zeit mit seinem Schnabel geschaffen und hatte sich dann am Gehirn des Mädchens satt gefressen. Als die Wirkung des Klebers nachgelassen hatte, war er aus dem offenen Fenster hinaus ins Weite geflogen, auf der Suche nach einem neuen Opfer.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  nightwing79
2009-01-20T10:20:15+00:00 20.01.2009 11:20
gruselig

*ich glaub, ich nehm heute Abend den längern Weg nach Hause,
und nicht den durch den Wald*

Die Idee ist interessant, und die Umsetzung sehr gut gelungen,
Kompliment

Grüsse
nightwing79
Von:  IceFlower
2009-01-03T21:15:36+00:00 03.01.2009 22:15
Hi ^^

Also, das ist ja mal alles andere als Humor, der- oder diejenige hat anscheinend nen ziemlich schwarzen, bis vollkommen verdrehten, Humor -.-

Mir ist selbst jetzt beim zweiten Lesen ne Gänsehaut gekommen und ich hatte plötzlich son komisches Kribbeln im Nacken ^^°
Jepp, seht mitreisende Story halt x3
Aber bei der Vorstellung, sowas zu träumen, ist mir ganz anders geworden ^^°

Von Schreibstil und Grammatik her, wie immer gut und vor allem schön flüssig zu lesen =3

Hdl IceFlower ♥


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