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Abenteuer an der Pokémon Akademie

von

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Begegnung

Die Aufzuchtstation lag etwas abgelegen der anderen Komplexe und ohne Karte hätte Taja sicherlich eine halbe Ewigkeit gebraucht das Gebäude zufinden. Doch so stand sie relativ schnell vor dem farmartig angelegten Haus, das von einem scheinbar endlos langen Zaun eingegrenzt wurde. Behutsam schlüpfte sie durch das Tor und folgte dem gepflasterten Weg bis zum Haupthaus. Da dort die Türe offen stand, trat sie vorsichtig ein und fand sich vor einer Theke wieder. Doch anscheinend war niemand in dem kleinen Raum.

„Hallo?“, rief sie nach einigen Minuten des unschlüssigen Wartens.

„Was kann ich denn für dich tun, Liebes?“ Völlig unvermittelt erschien ein grauer Haarknoten hinter der Theke.

„Ehm, ich glaube der Direktor hat mich angemeldet. Ich möchte mein Pokémon aussuchen.“, erklärte sich Taja.

Ein paar Sekunden herrschte wieder Stille, dann wanderte der Knoten den Tresen entlang und durch eine Schwingtür am Ende erschien eine kleine Frau mit ziemlich runzligen Gesicht, über das jetzt ein Strahlen ging.

„Ja, ich erinnere mich.“

Taja überreicht ihr den Brief von Direktor, den sie schnell überflog.

„Ah, verstehe, komm mit mein Liebes.“

Ohne weitere Fragen folgte Taja der ziemlich gebückt gehenden Frau durch zahlreiche Gänge, bis sie schließlich ins Außengelände kamen. Plötzlich blieb sie stehen und rief mit einer überraschend lauten Stimme: „Jordan!“

Doch es regte sich nichts.

„Wo ist der Junge nur wieder?“, vorwurfsvoll stemmte sie die Hände in die Hüfte und sah sich suchend um.

„Was ist denn, Oma?“, ertöntes es plötzlich über ihnen. Ein straßenköterblonder Schopf lugte vom Dachboden herunter.

„Jordan, komm da augenblicklich runter!“ Die alte Frau erhob drohend die Faust.

„Ist gut.“

Eine kleine Tür ging auf. Ein Junge in Latzhosen erschien und sprang einfach herunter. Für einen Moment hielt Taja den Atem an, doch der schätzungsweise 10-jährige landete unversehrt und mit einem frechen Grinsen im Gesicht in einem Heuhaufen.

„Jordan, wie oft muss ich dir denn noch sagen...“, wetterte die eben noch so freundlich lächelnde Oma los. Doch bei dem Jungen schien das ins eine Ohr rein und ins andere wieder raus zu gehen. Als sie mit ihrer Standpauke fertig war fragte er unschuldig: „Was gibt es denn nun?“

„Du sollst dieses Mädchen zu unseren Kleinen bringen. Sie hat die Erlaubnis sich eins auszusuchen.“

„Ok, geht klar.“, er musterte Taja kurz, wandte sich dann um und gab ihr ein Zeichen ihm zu folgen.

Gemeinsam gingen sie ein Stück bis zu einem kleinen Häuschen. Ein nur etwa kniehoher Zaun begrenzte einen kleinen Garten, in dem Taja schon von Weitem ein ziemliches Gewusel erkennen konnte.

„Du hast Glück, sie sind grad zu Spielen draußen, da kannst du sie gut beobachten.“, erklärte ihr kleiner Führer.

Taja sah sich um. Auf der Wiese tummelten sich einige kleine Starterpokémon wild durcheinander. Aber auch ein paar andere waren darunter. Karnimani, Samurzel und Fiffyen spielten Fangen. Ein kleines Azurill hüpfte auf seinem Schwanz über die Wiese, während ein Bisasam genüsslich die Blumen anknabberte. Endivie, Schiggy und Haspiror hatten Spaß daran im Sand ihre Pfotenspuren zu beobachten und ein kleines wildes Panflam brachte mit seinen Hampelein ein Togepi zum Lachen.

‚Oje, das wird schwer.’ Man hatte Taja vor keine leichte Aufgabe gestellt.

„Du kannst ruhig reingehen und mit ihnen spielen.“, schlug Jordan vor.

Also betrat Taja die Spielwiese und wurde sogleich von einigen neugierigen Pokémon umringt, die sie zum Streicheln und Spielen aufforderten. Unter all den fröhlichen kleinen Wesen taute sie schon nach kurzer Zeit ein bisschen auf und tollte mit ihnen herum. Besonders mit einem kleinen Evoli, dass immer wieder mit ihr Ball spielen wollte, verstand sie sich gut.
 

„Und hast du dich entschieden?“, hakte Jordan nach einiger Zeit nach, denn ihm war inzwischen langweilig geworden.

Taja stand auf und sah sich die quirlige Schar um sich an. Sie waren alle so süß und zutraulich. Die Entscheidung fiel ihr wirklich mehr als schwer. Seufzend ließ sie ihren Blick noch einmal schweifen und fasste dann einen Entschluss: „Ich glaub ich nehm Evo...“ Doch bevor sie ihren Satz beenden konnte, blieb ihr Blick auf etwas anderem hängen.

„Was ist denn das da?“ Sie wies auf die aller hinterste Ecke des Geländes, wo etwas zusammengekauert saß.

Jordan kratzte sich am Kopf und verzog sein Gesicht: „Ach das ist nur unser Psycho-Flemmli.“

„Psycho-Flemmli?“, fragte sie nach.

„Jepp, ich nenn es so, weil es voll ne Klatsche hat.“

„Wieso das denn?“

„Das ist ne längere Geschichte.“, erwiderte er zögerlich, „Aber wenn du willst erzähl ich sie dir gern.“

Taja sah das Funkeln das plötzlich in seinen Augen aufkam und stimmte zu. Mit Feuereifer legte der Junge sogleich los:

„Also, es geschah vor genau drei Jahren. Da war dieses Flemmli ein ganz normales junges Starterpokémon. Es wurde einer neuen Schülerin gegeben und soweit ich weiß, waren die beiden auch ein sehr gutes Team. Doch dann, nach ein paar Wochen verschwand das Mädchen zusammen mit einer handvoll ihrer Klassenkameraden bei einem Ausflug auf mysteriöse Weise. Die ganze Akademie suchte die vermissten Schüler, doch von ihnen gab es nicht die geringste Spur. Die meisten nahmen damals an, die Schüler seinen einfach abgehauen, doch dafür gab es eigentlich keinen Grund. Ich denke aber, sie wurden von einem Monster gefressen, das ganz tief im Wald der Insel lebt.“

Zur Unterstreichung seiner Theorie riss Jordan die Augen auf, machte seine Hände zu Klauen und kam mit einem „Roar“ auf Taja zu. Diese zeigte sich allerdings wenig beeindruckt. Stattdessen fragte sie: „Und was ist mit Flemmli geschehen?“

Jordan verwandelte sich wieder in seinen Normalzustand und erzählte weiter: „Tja, drei Wochen nach dem Verschwinden, saß plötzlich das Flemmli des Mädchens genau an dieser Stelle. Es war völlig verstört und hatte eine Narbe auf der Stirn. Alle versuchten etwas aus ihm herauszubekommen, was nun geschehen war, doch das Flemmli reagierte auf niemanden. Oder na ja, es reagierte schon, nur nicht gut. Wann immer ihm jemand zu nahe kam, griff es ohne Grund an. Auch alle Pokémon. Früher war das hier noch normales Gehege und jedes Pokémon das in seine Nähe kam, hat es attackiert. Nur den Kleinen tut es nichts, deswegen haben wir die Frischlingsstation hierher gebaut, damit es nicht ganz so allein ist. Seit dem Tag, an dem es auftauchte sitzt es dort und starrt in den Wald hinein, egal ob’s regnet oder schneit. Wir wollten es ja schon mal versuchen wieder einem Trainer zu geben, aber den hat es gleich mal gegrillt. Nur meine Großmutter darf ihm Futter bringen, die knurrt es nur an. Wir hätten es ja auch frei gelassen, aber es bewegt sich nicht von der Stelle. Naja, ist halt total psycho das Teil. Keiner will es haben. Keine Ahnung was mit ihm wird.“ Jordan zuckte ziemlich gleichgültig mit den Schultern.

Aber Taja war es nicht gleichgültig. Wie dieses Flemmli da so einsam und verlassen in der Gegend saß, erinnerte es sie irgendwie an sich selbst, wie sie immer allein in einer Ecke des Schulhofes gestanden hatte und den anderen fröhlichen Kindern beim Spielen zu gesehen hatte. Sie kannte den Schmerz der Einsamkeit und das Gefühl nicht gewollt zu werden nur zu gut. Und deshalb fasste sie ohne langes Nachzudenken einen Entschluss:

„Ich nehm es.“

„Was? Bist du lebensmüde?“ Jordan sah sie fassungslos an.

Taja lächelte schief. So Unrecht hatte der Junge damit gar nicht.

„Du wirst mit dem Teil nie klarkommen.“

„Das werden wir ja gleich sehen.“ Ohne sich um Jordans Einwände zu kümmern, ging Taja langsam und bedächtig zum Ende des Areals, wo das kleine Feuerküken hockte. Es saß einfach nur da und schaute mit ausdruckslosem Blick in den dunklen Wald. Taja schlich sich bis auf etwa 2 Meter heran und ging dann in die Hocke um sich auf einigermaßen gleiche Höhe zu bringen. Obwohl das Flemmli sie nicht ansah, schien es ihre Anwesenheit bemerkt zu haben, denn es fing leise aber deutlich an zu knurren.

„Hallo Flemmli.”, sprach Taja das Pokémon vorsichtig an, doch es reagierte nicht. Aber Taja hatte auch nicht damit gerechnet, dass es ihr sofort Aufmerksamkeit schenken würde. Also redete sie weiter behutsam auf das rote Küken ein.

„Ich bin Taja. Ich habe gerade deine Geschichte gehört. Es muss wirklich schrecklich sein, seine Trainerin zu verlieren. Plötzlich ist man so völlig allein. Hilflos und einsam, kein schönes Gefühl. Ich weiß wie das ist, ich war auch immer allein.“

Wahrscheinlich verstand das Pokémon kein Wort von dem, was ihm das Mädchen da erzählte, doch anscheinend erreichten es die transportierten Gefühle, denn es sah zu ihr herüber. Zwar war es ein ziemlich feindseliger Blick, doch es hörte zumindest auf zu knurren. Gerade wollte Taja weitersprechen, da veränderte sich etwas an Flemmli. Es riss den Kopf herum, sprang auf und raste mit wutentbrannten Blick auf den Zaun zu. Denn dort hatte sich Jordan aus Neugier heimlich heran gepirscht um die Szene zu beobachten. Als er das Flemmli auf sich zujagen sah, verlor er vor lauter Überraschung das Gleichgewicht und landete rücklings auf dem Hosenboden. Er hatte das Pokémon zwar schon oft jemanden attackieren sehen, doch so richtig Angst hatte er nicht, denn zwischen ihm und dem wildgewordenen Feuerküken gab es immer noch den schützenden Zaun. Doch zu seiner und Tajas Überraschung und Entsetzen stellte dieser für das nur 40 cm große Pokémon überhaupt kein Problem dar. Es drückte sich ab und war mit einem riesigen Satz darüber hinweg. Als es auf dem Boden aufkam, stellte es sich breitbeinig hin und fixierte den Jungen. Plötzlich preschte es auf ihn zu. Jordan konnte gerade noch schützend die Hände vors Gesicht nehmen, bevor Flemmli heran war. Doch der scharfe Schnabel bohrte sich nicht in sein Fleisch, sondern in ein Stück Ast. Taja hatte sich die ganze Szene nicht tatenlos angesehen, sondern war Flemmli hinterher gestürzt und hatte sich einen herum liegenden Ast geschnappt, den sie nun zwischen das vor Wut rasende Pokémon und den Jungen gebracht hatte. Jordan war heil davon gekommen, doch offensichtlich erbost über ihre Einmischung wandte sich das Feuerküken nun gegen sie. Hasserfüllt sah es sie an. Mit seinem Schnabel und Krallen versuchte es das Mädchen zu erwischen. Es war verdammt schnell, doch wenn Taja eins in ihrem Leben gelernt hatte, dann war es ausweichen. Immer wieder entging sie den Attacken oder konnte sie zumindest mit dem Stock abfangen. Doch ewig konnte dieses Spielchen nicht so weitergehen. Flemmli schien ne ziemliche Ausdauer zu haben, doch ihre ließ langsam nach. Sie musste sich was einfallen lassen um es ruhig zustellen. Als es mal wieder wütend an ihr vorbei stürzte, reagierte sie. Taja ließ sich fallen und erwischte es. Völlig überrascht erstarrte es einen Moment, doch nur um im nächsten heftigst loszustrampeln. Doch zu spät. Taja hielt es fest umklammert. So sehr es auch um sich trat, zerrte und würgte, das Mädchen hatte es im Griff. Auch als es seinen Schnabel frei bekam und die scharfe Spitze in Tajas Hand jagte, ließ diese trotz des Schmerzes nicht los. Nach ein paar Minuten des Ringens wurde es dann endlich ruhiger. Und das auch keine Sekunde zu früh, denn Taja verließen allmählich die Kräfte. Als Flemmli zwar heftig atmend und mit einem in sich gekehrten Blick, aber bewegungslos in ihren Armen verharrte, lockerte sie den Klammergriff. Behutsam streichelte sie es kurz über den Kopf und setzte es dann auf den Boden ab. Das Feuerpokémon setzte sich sofort in Bewegung, sprang über den Zaun und ließ sich an seiner alten Stelle nieder.
 

Keuchend stand Taja auf und putzte sich den Dreck von den Sachen. Na ja, zumindest so gut es ging. Ihr wurde plötzlich bewusst, wie unpraktisch so eine weiße Uniform war. Doch sie hatte jetzt andere Probleme.

„Und willst du das Teil immer noch?“, fragte Jordan mit nem ironischen Unterton. Als Taja entgegen seiner Erwartung nickte, fiel ihm die Kinnlade herunter.

„Hast du nen Schaden?“

„Sieht so aus.“, gab sie lächelnd zu, „Sag mal, geht es die Leute immer so an?“

„Na ja, meist nicht ganz so heftig, aber in der Regel schon.“, erklärte er.

„Aber deine Großmutter greift es nicht an?“, hakte Taja nach.

„Ne, die knurrt es nur an oder ignoriert sie. So wie bei dir.“

Taja sah gedankenverloren auf Flemmli. In ihr keimte ein Verdacht auf.

„Und die Leute, die versucht haben mit ihm zu reden oder es abzuholen, waren das alles Trainer?“ Taja wollte es genau wissen.

Jordan überlegte kurz und bestätigte dann: „Jepp, ich glaub schon.“

„Hm...“

Als er das Mädchen wieder über den Zaun steigen und auf Flemmli zugehen sah, konnte es Jordan nicht fassen. Jeder andere hätte schon längst das Weite gesucht. Die musste doch wirklich bescheuert sein. Er hatte jedenfalls keine Lust noch mal zur Zielscheibe zu werden und beobachtete deshalb die ganze Sache von etwas weiter weg.

Taja ging jedoch ohne zu zögern wieder zu Flemmli. Zwar erinnerte ihre brennende Hand sie sehr gut daran, das das süße Pokémon ziemlich gefährlich werden konnte, doch sie wusste irgendwie, dass es sie nicht angreifen würde. Dennoch behielt sie einen kleinen Sicherheitsabstand.

„Tut mir leid, das ich dich gerade so hart angepackt habe, doch es musste sein. Ich will dir aber wirklich nichts tun.“

Trotz der Entschuldigung schielte das Pokémon das Mädchen misstrauisch aus den Augenwinkeln an. Doch davon ließ sich Taja jedoch nicht beirren. Sie rückte ein kleines bisschen näher heran. Dann sprach sie ihre Vermutung vorsichtig aus: „Sag mal, Flemmli, kann es vielleicht sein, dass du keine Männer magst?“

Taja war sich nicht ganz sicher, doch sie glaubte ein leises „Flemm“ vernommen zu haben. Lächelnd flüsterte sie dem kleinen Pokémon zu: „Keine Angst, kann ich verstehen.“

Flemmli wandte sich zu ihr um. Es sah sie zwar immer noch grimmig an, doch es sah sie an. Taja freute sich sehr über diesen kleinen Erfolg. Irgendwie hatte sie schon von Anfang an das Gefühl gehabt, das sie und das Feuerpokémon auf einer Wellenlänge lagen. Auch wenn sie jetzt schon wusste, das es mit diesem Pokémon alles andere als leicht werden würde, stand ihr Entschluss fest. Sie wollte dieses Flemmli und kein anderes Pokémon. Nur Flemmli musste davon noch überzeugt werden.

„Du vermisst sie sehr, oder?“ Inzwischen war sie fast ganz nah an das Feuerwesen herangerückt. Sein Blick wurde traurig und es nickte.

„Das verstehe ich. Es ist immer schwer jemanden zu verlieren, den man gern hat. Aber weißt du, deine Trainerin hatte dich bestimmt auch sehr gern. Ich glaube es würde ihr das Herz brechen, wenn sie dich so einsam und traurig hier sehen könnte. Du hast so viel Kraft, aus dir könnte sicherlich ein wahnsinnig starkes Pokémon werden. Weißt du, ich hab zwar noch keine Erfahrung, aber ich hätte gern so ein tolles Pokémon wie dich. Ich glaube, zusammen könnten wir wirklich stark werden. Also wenn du möchtest, ich würde dich gerne als meinen Pokémonpartner nehmen. Und vielleicht können wir dann auch Freunde werden.“

Das Flemmli schien für einen Moment von ihren Worten berührt und sah ihr in die Augen. Taja konnte förmlich den Schmerz sehen, der sich in seinen dunklen Kulleraugen spiegelte. Doch dann senkte es den Blick. Etwas enttäuscht stand Taja auf: „Na gut, du kannst es dir ja überlegen. Ich werde dich jetzt öfters besuchen kommen.“

Und wenn sie wochenlang hier hin laufen musste, irgendwann würde sie Flemmli schon erreichen. Aufgeben kam nicht in Frage. Doch nun lief ihr erst mal die Zeit davon. Sie musste sich auf den Rückweg machen um nicht zu spät zum Unterricht zu kommen. Sie verabschiedete sich von Flemmli und verließ die Station. Jordan lief ihr hinterher.

„Sag mal, willst du jetzt gar kein Pokémon mitnehmen?“, fragte er keuchend.

Taja schüttelte den Kopf: „Ich habe gesagt, ich nehme Flemmli, nur es ist offensichtlich noch nicht bereit. Also werde ich warten. Irgendwann wird es schon mitkommen.“

„Aber...“ Doch als der Junge ihren entschlossenen Blick sah, ließ er seinen Kommentar stecken. Als sie im Hauptgebäude der Farm ankamen, wurden sie von Jordans Oma freudig erwartet.

„Und Liebes, was hast du dir ausgesucht?“

„Nichts.“

Tajas Antwort löste großes Erstaunen in der alten Frau aus, doch noch mehr Jordans ausführliche Erzählung über die Ereignisse. Als er endete hatte sie Tränen in den Augen.

„Gut wenn du dieses Flemmli wirklich willst, dann komm wieder so lange du möchtest. Ich würde mich sehr freuen, wenn es klappen würde.“

„Ja, ich mich auch. Doch nun muss ich gehen. Vielen Dank für alles. Bis morgen.“ Taja verabschiedete sich und machte sich dann auf den Rückweg. Zwar ging sie mit leeren Händen, doch mit dem Gefühl die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
 

Bei anderen ihrer Klasse war die Mittagspause ereignisloser abgelaufen. Paula, Tifi und Gonni hatten zwar erst eine Weile gebraucht um sich in der Mensa zurecht zufinden, doch nun saßen sie zufrieden gesättigt da und entspannten etwas. Wobei bei Paula wenig Entspannung aufkam, denn ihr brannte immer noch eine Frage unter den Fingernägeln, die sie noch nicht hatte loswerden können, da sie Tifi erst mal in allen Einzelheiten hatten berichten müssen, was beim Direktor losgewesen war. Ein paar Details ließ sie dabei aber doch unter den Tisch fallen. Nun war aber alles geklärt und so beschloss sie auf das andere Thema zu sprechen zu kommen.

„Also der Kampf vorhin, war echt toll. Schade, dass ich nicht von Anfang an da gewesen bin.“

„Ja, die beiden Pokémon waren ganz schön stark.“, bestätigte Tifi.

„Besonders das Pikachu war toll. Sein Trainer war auch ganz schön gut. Wie hieß er noch gleich?“, fragte sie unverfänglich.

Tifi grübelte kurz nach: „Hm, sie hatten es angesagt, aber ich hab es mir nicht gemerkt.“

‚Asche!’ Das war also nichts, doch Paulas Hoffnungen ruhten noch auf Gonni.

„Gonni?“

Doch der zuckte nur mit den Schultern: „Keine Ahnung, was interessiert mich der Name von irgendeinem Typen.“

„Hätte ja sein können.“, grummelte Paula etwas deprimiert.

„Also ich weiß ihn.“, ertönte es plötzlich hinter ihr. Paula drehte sich um und erblickte das Mädchen das in der Arena neben ihr gesessen hatte. Aus irgendeinem Grund, trübte sich ihre gute Laune sofort.

„Schön für dich.“, gab sie patziger als sie wollte zurück. Doch dann entschied sie sich die Gelegenheit auszunutzen und fragte freundlich: „Und wie heißt er?“

„Ich könnte es dir ja sagen.“, antworte sie zögerlich, „Aber ich tu es nicht.“

„Dann eben nicht. So wichtig ist das nun auch wieder nicht.“, erwiderte Paula von der schnippischen Antwort angefressen. Sicher war es ihr wichtig, aber betteln würde sie bestimmt nicht. Das Mädchen ging mit einem Siegeslächeln am Tisch vorüber. Paula sah ihr grimmig nach. Sie wusste nicht wieso, aber irgendwie konnte sie dieses Mädchen nicht so richtig leiden.

„Geht sie nicht auch in unsere Klasse?“, fragte Tifi interessiert.

Mit einem geknirschten „Hm, kann sein“ beendete Paula das Thema.

Aber sie hatten auch sowieso keine Zeit mehr großartige Gespräche zu führen, denn in einer viertel Stunde begann der Unterricht und noch mal zu spät zu kommen, wollte Paula nun wirklich nicht. Als kehrten sie ins Lehrgebäude zurück und bereiteten sich auf ihre erste Stunde vor. Der eigentliche Stundenplan trat erst morgen in Kraft, sodass sie nun eine Doppelstunde Allgemeine Pokémonkunde bei ihrer Klassenlehrerin hatten.
 

Als die Schuluhr 2 Uhr schlug, waren alle wieder versammelt. Selbst Taja hatte es noch geschafft sich ne saubere Schuluniform anzuziehen und die leicht blutende Wunde an ihrer Hand mit Pflastern notdürftig zu verarzten. Nur gegessen hatte sie immer noch nichts, doch ihr Magenknurren unterdrückte sie einfach. Schließlich hatte sie wichtigeres zu tun, wie Prof. Ambers Unterricht zu verfolgen. Doch bevor diese mit dem eigentlichen Stoff anfing, gab es noch etwas anderes zu erledigen.

„So, mit Erhalt eures Pokémons seit ihr eigentlich schon richtige kleine Trainer. Doch da ich mal annehme, dass ihr euch nicht allein mit einem Pokémon zufrieden geben wollt, fehlt euch noch etwas Wichtiges.“

Unter den neugierigen Blicken ihrer Klasse holte sie eine große Kiste hervor und packte ein kleines Kästchen aus. Die Schüler erkannten sofort, was die Lehrerin in den Händen hielt und waren begeistert.

„Ja, nun bekommt ihr noch jeder euren Pokédex und dann steht eurer großartigen Karriere als Pokémon-Trainer, Koordinator oder Forscher nur noch jede Menge harte Arbeit im Weg.“, verkündete sie zwinkernd. Sie ging rum und verteilte an jeden Schüler einen Pokédex in der Farbe seiner Schuluniform, was Verwechslungen und Verschwinden dieser Mini-Computer meist auf ein Minimum reduzierte. Dazu gab es für jeden Schüler noch ein weiteres kleines schmales Kästchen im selben Farbton, wozu sie erklärte:

„Dies ist ein Messenger mit dem ihr bzw. auch die Lehrer euch Nachrichten schicken könnt, um Termine zu verkünden, euch zu Kämpfen zu verabreden ect. Er ist allerdings nicht dazu gedacht,“ sie sah ihre Schüler scharf an, “während des Unterrichts zu texten. Und bei Prüfungen hat er natürlich ebenso wenig etwas in euren Händen zu suchen.“

Dem einen oder anderen gingen sofort ein paar praktische Verwendungen dieses Geräts durch den Kopf, doch Prof. Amber holte sie durch das Ausgeben der Stundenpläne auf den Boden der Tatsachen zurück. Paula besah sich das Blatt und bekam einen ziemlichen Schreck. Das ging ja wirklich gleich voll zur Sache. Gut Montags hatten sie nur vier Doppelstunden, also bis um 3 Uhr, dafür Dienstags und Mittwochs jeweils bis viertel vor fünf und Donnerstags gleich mal bis halb sieben. Dafür waren die Lehrer gnädig gewesen und hatten am Freitag nur 3 Stunden angesetzt, also konnten sie kurz vor eins in ein schönes Wochenende starten. Oder zumindest hätten es gekonnt, wenn sich nicht irgendein Schlaumeier hätte einfallen lassen, das man auch Samstags Unterricht machen konnte, da die Schüler eh an der Akademie blieben. Wenigstens begannen sie da erst zur 2. Stunde und nicht wie üblich 7.45 Uhr. Doch richtig begeistert war Paula trotzdem nicht davon. Und auch die Hälfte der Fächer die sie da erblickte, gefielen ihr nicht sonderlich. Da standen doch tatsächlich ganz normale Fächer drauf. Gut, Mathe und Deutsch waren ja nicht das schlechteste, doch wozu musste sie bitte Kunst, Musik und vor allem Sport an einer Pokémonakademie haben? Noch konnte Paula nicht ahnen, das diese Fächer zum Großteil etwas anders waren, als sie es von ihrer Schule gewohnt war. Die Pokémon spezifischen Fächer gefielen ihr dagegen besser. Das sie besonders viel Pokémonkunde hatten war ja logisch und auch Kampfunterricht war zahlreich vertreten. Gut auf die 3 Stunden Koordinatorenausbildung hätte sie verzichten können, aber allzu schlimm war das auch nicht. Dafür hörten sich Verhaltensforschung, Heilkunde und Zucht doch ganz interessant an. Irgendwas davon würde ihr schon Spaß machen.

Als sie nach einer guten halbe Stunde nun wirklich alle organisatorischen Sachen geklärt hatten, konnte Prof. Amber endlich mit der Wissensvermittlung über die Pokémon beginnen. Um den Stand ihrer Schüler mit doch sehr unterschiedlichen Hintergründen herauszufinden, veranstalte sie zunächst eine kleine Quizrunde rund um Pokémon. Wie erwartet vielen die Ergebnisse ziemlich gemischt aus. Viele konnten alle Fragen ohne Probleme beantworten, doch bei einigen herrschten noch große Wissenslücken. Sie würde also wie jedes Jahr erst mal dafür sorgen müssen, dass alle auf das selbe Level kamen und so entschied sie sich doch wieder beim Urschleim anzufangen, auch wenn die meisten die grundlegenden Sachen sicher schon in und auswendig kannten. Doch es half ja alles nichts, immerhin sollte jeder die gleiche Chance kriegen. Und so verbrachten sie die erste Stunde hauptsächlich mit Begriffserklärungen rund um Pokémon.
 

Nach der Stunde verließen alle möglichst schnell das Klassenzimmer, denn sie wollten den freien Nachmittag noch nutzen. Nur zwei Schülerinnen wurden von Prof. Amber zurückgehalten: „Paula, denk bitte daran, Glumanda zur Krankenstation zu bringen.“

„Ja mach ich gleich.“

Damit blieb nur noch Taja übrig.

„Und, was für ein Pokémon hast du dir ausgesucht?“

Taja, wollte zwar nicht lügen, doch sie hatte das Gefühl, das es besser war, der Lehrerin nichts von ihrem Vorhaben das verstörte Flemmli zu ihrem Pokémon zu machen, zu sagen. Also wählte sie das Mittel der Detailauslassung: „Nun, ich hab ein Pokémon gewählt, nur hing es irgendwie noch zu sehr an der Aufzuchtstation, sodass ich es erst später holen werde.“

Die Lehrerin zog skeptisch eine Augenbraue hoch: „Ihr habt morgen das erste mal Kampfunterricht nach der Mittagspause. Bis dahin solltest du dein Pokémon haben.“

Das setzte Taja ein wenig unter Zeitdruck, doch das ließ sie sich nicht anmerken.

„Bis dahin werde ich es sicherlich haben.“ Hoffte sie zumindest.

„Was hast du eigentlich mit deiner Hand gemacht?“, forschte die Lehrerin beim Herausgehen nach.

„Ach, ich war heut Mittag nur zu ungeschickt richtig mit dem Messer zu essen. Nichts schlimmes.“, versuchte sie sich herauszureden.

„Auch wenn es nur eine kleine Wunde ist, du solltest zur Krankenstation gehen und es behandeln lassen, bevor es sich entzündet.“, schlug sie fürsorglich vor.

Taja hatte dank ihrer Mutter zwar einen Jahresvorrat an Desinfektionsmittel im Zimmer stehen und hatte den Schnitt damit schon behandelt, doch sich selber mit der einen Hand einen richtigen Verband anzulegen war ihr nicht möglich gewesen und so beschloss sie den Ratschlag der Lehrerin zu befolgen. Und so machte sie sich nach der Verabschiedung auf den Weg zur Krankenstation.
 

„Wollen wir ein bisschen spazieren gehen und die Akademie erkunden?“, schlug Tifi ihren beiden Freunden vor.

Paula wollte gerade begeistert zustimmen, denn es war das herrlichste Wetter, doch dann fiel ihr wieder ein, dass sie noch was zu erledigen hatte: „Geht leider nicht, ich muss doch Glumanda noch untersuchen lassen.“

„Ach stimmt ja, aber vielleicht später.“

„Ja klar, ich schick euch ne Nachricht, wenn ich fertig bin.“ Sie hatten inzwischen ihre Messenger-Nummern ausgetauscht, sodass sie sich nun jederzeit verständigen konnten.

„Also dann bis später.“, wurde sie von Tifi verabschiedet.

„Ja, Tschaui.“

Während ihre beiden Begleiter sich erst mal in ihre Zimmer zurückzogen, versuchte sich Paula an einer Karte zu orientieren um die Krankenstation zufinden. Praktischerweise befand sich das längliche Gebäude genau neben dem Hauptgebäude, sodass es ihr keine Probleme bereitete den Weg zufinden. Damit sie nicht so allein durch die Gegend laufen musste, ließ sie ihr süßes kleines Glumanda raus und spazierte mit ihm vergnügt zu ihrem Ziel. Doch die gute Laune hielt nicht lange an, denn als sie durch die sich automatisch öffnende Fronttür des Krankenhauses trat, prallte sie unsanft mit jemanden zusammen.

„Pass doch auf!“, wurde sie angefaucht.

„Pass doch selber auf!“, gab Paula giftig zurück, immerhin hatte das andere Mädchen genauso Augen im Kopf. Doch als sie sah, mit wem sie da zusammen gestoßen war, musste sie etwas schlucken. Es war die Trainerin die erst mit Snibunna in der Arena gekämpft hatte. Und das ziemlich dürre Mädchen machte auch jetzt nicht gerade den freundlichsten Eindruck. Sie sah Paula an, als wäre diese eine dicke fette Laus, die ihr gerade gewaltig über die Leber lief. Doch davon ließ sich Paula nicht wirklich beeindrucken. Sie mochte zwar älter sein als sie und gehörte sicherlich auch zu den besten Trainern, doch deswegen musste sie doch nicht gleich vor Erfurcht erstarren. An dem Zusammenstoß war sie nun wirklich nicht allein Schuld gewesen. Doch daran dachte die ältere Schülerin gar nicht mehr, denn sie hatte etwas neues gefunden, was sie noch viel mehr störte.

„Man darf sein Pokémon außerhalb des Kampfunterrichts nicht frei herumlaufen lassen!“, belehrte sie Paula in einem unfreundlichen Ton.

„Wieso? Wo steht das?“

„In der Schulordnung, die du dir schon längst hättest lesen sollen. Außerdem sollten deine Lehrer es dir schon mehrfach mitgeteilt haben.“, erwiderte sie mit einem säuerlichen Blick.

Doch Paula scherte das nicht weiter: „Na und, ich mag mein Glumanda lieber bei mir haben.“

Mit Widerworten hatte die ältere Schülerin nun nicht gerechnet und erklärte deshalb aufgebracht: „Es geht hier aber nicht nach dir. Es gibt Regeln und die hat jeder einzuhalten! Auch du!“

Paula wollte gerade noch etwas erwidern, als sie ihre Trumpfkarte ausspielte: „Und außerdem bin ich als Eliteschülerin dazu befugt Verstöße der Schulordnung zu ahnden. Wenn du dein Pokémon nicht augenblicklich in seinen Pokéball holst, werde ich dir ein Verweis aussprechen.“

Zwar hatte Paula dazu so gar keine Lust, doch mit der Aussicht sich am zweiten Tag an der Akademie schon richtig Ärger einzuhandeln, entschied sie sich das kleinere Übel zu wählen. Seufzend kramte sie den Pokéball heraus und rief Glumanda, das sich die ganze Zeit etwas ängstlich an ihre Seite gedrückt hatte, zurück.

„So bist du nun zufrieden?“, fragte sie genervt.

„Warum denn nicht gleich so. Ich hoffe das kommt nicht wieder vor.“, fauchte das Zitronen-Mädchen, wie Paula sie kurzerhand für sich getauft hatte, zurück. Dann wandte sie sich endlich um und ging ihrer Wege, die nach Paulas Ansicht gar nicht weit genug weg führen konnten. Am liebsten hätte sie ihr die Zunge rausgestreckt, doch sie waren hier ja nicht im Kindergarten. Paula sah ihr noch nach, bis sie hinter einem Hügel verschwunden war, dann nahm sie den Pokéball und ließ Glumanda wieder raus. Die konnte ihr doch viel erzählen. Und so setzte sie ihren Weg durch die kleine Eingangshalle unbekümmert mit Glumanda an der Hand fort. An der gegenüberliegenden Wand stieß sie dann auf zwei Türen. Über der Rechten hing ein leuchtendes Schild mit der Aufschrift „Mensch“ und über der Linken eins mit „Pokémon“. Da sie nicht vorhatte sich selber verarzten zu lassen, wählte sie die linke Tür. Als sie durchtrat empfing sie das typische Bild eines Pokémon Centers. Natürlich durfte deshalb auch das Herz eines jeden solchen Gebäudes nicht fehlen und so stand hinter der Rezeption eine Schwester Joy, die sie freundlich begrüßte und nach ihren Wünschen erkundigte. Paula erklärte ihr ausführlich, warum es sie hatte hierher verschlagen.

Die hilfsbereite Schwester Joy rief daraufhin einen Assistenten, der Paula und Glumanda in ein Untersuchungszimmer führte, wo sie erst mal Platz nehmen mussten. Einige Minuten später erschien eine zweite Schwester Joy.

„So, dann wollen wir mal mit der Gesamtuntersuchung beginnen. Würdest du mir Glumanda bitte übergeben?“, forderte sie Paula freundlich auf.

Doch die wurde beim Wort „übergeben“ gleich wieder misstrauisch. Vielleicht hatten sie ja doch hinterrücks abgesprochen ihr Glumanda auf diese Weise unbemerkt wegzunehmen. Um auf Nummer sicher zu gehen sagte sie: „Ich würde bei der Untersuchung lieber dabei sein.“

Doch entgegen ihrer Erwartung stimmte die Krankenschwester dem zu. Trotzdem sah sie ganz genau hin, als ihr kleiner Liebling an verschiedene seltsame Apparaturen angeschlossen wurden. Glumanda schien das allerdings nicht weiter zu interessieren. Es saß da, sah sich neugierig um und baumelte vergnügt mit den Beinen. Auch Paula entspannte sich allmählich, da Schwester Joy nichts Böses im Schilde zu führen schien. Sie saß vor dem Computer und sah sich die Ergebnisse an.

„Also bisher ist alles ok. Du hast ein, vielleicht etwas kleines, aber kerngesundes Glumanda.“

Paula atmete auf. Das war eine echte Erleichterung.

„Nun muss ich Glumanda nur noch Blut abnehmen, dann sind wir fertig.“ Sie steckte eine Ampulle in eine Spritze und presste die Lust heraus. Als Glumanda jedoch die Spitze im Neonlicht funkeln sah, wurden seine Augen groß. Und angsterfüllt. Bevor sich Paula und Schwester Joy versahen, setzte ein ohrenbetäubendes Geschrei ein. Paula musste sich die Ohren zu halten. So klein dieses Glumanda auch war, es hatte ein verdammt kräftiges Organ. Doch obwohl es ihr Trommelfell sehr belastete, ließ sich die versierte Krankenschwester durch das Geheul nicht beirren. Sie fasst das kreischende Pokémon am Arm und wollte die Spritze ansetzen, als durch Glumandas Körper ein Beben ging. Plötzlich biss es Schwester Joy in die Hand, war eine Sekunde später vom Untersuchungstisch gesprungen und wieselte aus der Tür heraus. Paula bekam einen riesigen Schreck, riss sich aber zusammen und eilte ihrem Pokémon hinterher. Doch sie hatte gar nicht damit gerechnet, das die kleine Feuereidechse so schnell sein konnte. Die panische Angst, die Glumanda erfasst hatte, verlieh ihm scheinbar Flügel. In Windeseile war es an der Rezeption vorbei und schoss aus der Zwischentür in Richtung Freiheit. Doch plötzlich endete seine Flucht, als es gegen etwas stieß und rückwärts kullerte.
 

Als Taja mit ihrer verbundenen Hand aus der Krankenstation kam, wurde sie auf einmal von etwas angerempelt. Sie strauchelte, blieb an ihren eigenen Füßen hängen und landete etwas unsanft auf den Knien. Als sie sich wieder aufrappelte, sah sie mit Erstaunen, das ihr Sturz von einem kleinen Glumanda verursacht worden war. Es war ein Stück weit über den Fußboden geschlittert und hielt sich die demolierte Nase. Dann flog plötzlich die Tür auf. Taja konnte ihre Klassenkameradin erkennen, die auf ihr Pokémon zustürzte. Bevor es sich wieder aufrappeln konnte, war sie heran und hatte es geschnappt.

„Glumanda! Du kannst doch nicht einfach weglaufen! Ich hab mir Sorgen gemacht.“, wandte sie sich vorwurfsvoll an ihr Pokémon. Dieses sah sie mit kleinen Tränchen in den Augen an.

„Du brauchst doch keine Angst zu haben, so eine Spritze ist doch gar nicht so schlimm.“, versuchte sie Glumanda zu beruhigen, doch das war wohl etwas anderer Meinung. Mit dem immer noch zappelnden Feuerpokémon im Arm machte sich Paula auf den Rückweg ohne auch nur Notiz von ihrer Mitschülerin zu nehmen. Die sah den beiden fragend nach, beschloss dann jedoch sich lieber mit ihren eigenen Problemen zu beschäftigen. Und das waren im Moment ihre brennende Hand und ihre schmerzenden Knie. Leicht humpelnd machte sie sich auf den Weg in ihr Zimmer, in dem sie sich auch den ganzen restlichen Tag verbrachte um sich schon mal auf den morgigen Unterricht vorzubereiten.
 

Unterdessen hatte Paula alle Hände voll damit zu tun, Glumanda einigermaßen ruhig zu halten, während Schwester Joy erneut versuchte die Spritze anzusetzen. Doch es blieb beim Versuch, denn das völlig aufgebrachte Pokémon schaffte es immer wieder eine Gliedmaße frei zu bekommen, mit dem es ihr das vermeintliche Foltergerät aus der Hand schlagen konnte. Paula konnte es kaum ertragen ihr geliebtes Pokémon so leiden zu sehen, doch zu einer vollständigen Untersuchung gehörte es dazu und ohne die durfte sie Glumanda nicht behalten. Also mussten sie irgendwie da durch. Wie konnte sie Glumanda nur davon überzeugen, das ihm nichts schlimmes passieren würde?

Plötzlich kam ihr ein Einfall. Sie ließ Glumanda los, was sich daraufhin sofort zitternd unter den Tisch verzog, ging zu der Schwester und flüsterte ihr etwas zu. Die nickte und holte eine weitere Spritze. Paula setzte sich statt Glumanda auf den Tisch und ließ sich die Kanüle in den Arm stechen. Sie konnte sich zwar auch was schöneres vorstellen, vor allem weil sie die Pflaster auf der Wunde hasste, doch wenn es half ihr Pokémon zu beruhigen, ließ sie auch das über sich ergehen. Und tatsächlich lugte Glumanda neugierig unter dem Tisch hervor und beobachtete das Geschehen. Als seine Trainerin scheinbar völlig unversehrt wieder aufstand, getraute es sich sogar ein Stück hervorzukommen.

„Siehst du, ist gar nichts passiert.“ Paula zeigte ihm das Pflaster, das es argwöhnisch beschnüffelte. Nach einer Weile gutem Zureden kam es zumindest wieder aus seinem Versteck. Paula nahm es behutsam auf den Schoß und streichelte sanft über seine Pfote. Zwar schielte es immer noch verdammt ängstlich auf die Nadel und begann herzzerreißend zu wimmern, doch der etwa zwanzigste Versuch der Blutabnahme hatte endlich Erfolg. Nachdem Schwester Joy den Einstich mit einem knallbunten Pflaster versorgt und es für seine Tapferkeit gelobt hatte, waren das immer noch leicht zitternde Pokémon und seine mittlerweile ziemlich geschaffte Trainerin entlassen. Die Befunde sollten schon am nächsten Tag da sein und dann würde Glumanda endlich ohne jeden Zweifel ihr gehören.

Doch nun war sie erst einmal froh, dass sie mit ihrem plötzlich ziemlich kuschelbedüftigen Pokémon der Krankenstation ade sagen durfte. Sie hoffte nur inständig, dass es nicht jedes mal so ablaufen würde. Paula freute sich nach diesem Kampf aber nun erst mal über eine Erholungsrunde in ihrem Bett.
 

Und tatsächlich fühlte sie sich nach einiger Zeit wieder so fit, dass sie Tifi und Gonni Bescheid gab und sie gemeinsam noch ne kleine Runde über das Akademiegelände drehten. Tifi hatte schon in Erfahrung gebracht, was sie in den einzelnen Fächern so alles lernen mussten und so hatten sie auch später während des Abendessens noch genügend Gesprächsstoff. Obwohl der lauschige Vorsommerabend zum Verweilen einlud, entschlossen sie doch nicht zu spät ins Bett zu gehen, denn irgendwie hatten die ganzen neuen Eindrücke sie ziemlich geschafft. Und so lag Paula wenig später erledigt, aber für den Moment vollkommen glücklich und zufrieden mit ihrem wundervollen neuen Freund im Arm gekuschelt im Bett und träumte von den aufregenden Abenteuern die auf sie warten würden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Von: abgemeldet
2010-07-11T23:32:56+00:00 12.07.2010 01:32
und wieder ein sehr schöne kapitel^^
das flemmli find ich cool, hoffe es freundet sich bald mit taja an.
und glumanda hat angst vor spritzen... da hat er was gemeinsam mit mir^^ ich hasse spritzen auch... aber naja, was muss, das muss...
sehr sehr schön geschrieben^^
so, klein zucca geht vielleicht jetzt ins bett... mal schauen, müde bin ich ja noch nicht...
Von:  ViViola
2009-05-15T18:22:27+00:00 15.05.2009 20:22
Bei anderen ihrer Klasse war die Mittagspause ereignisloser abgelaufen.
 nach dem bei fehlt ein „den“

Das Mädchen ging mit einem Siegeslächeln am Tisch vorüber. Paula sah ihr grimmig nach.
 lol.. wie geil war dass denn? Irgendwie liebe ich dieses fremde Mädchen XD aber die Szene war einfach nur hammer... oberzicken siegen halt doch XD rulez

Also irgendwie kann ich mich mit der Einstellung von Paula nicht anfreunden... ihr Pokemon wie ein kleines Kind an die Hand nehmen oder es einfach raus lassen obwohl sie es nicht darf.. ich weiß nicht... ikay auch wenn an sein pokemon sehr gerne hat und nd auch ich es vllt ab und an in meien Zimmer rauslassen würde... dieses „ständig muss mein Glumanda draussen und am besten bei mir sein“ getue ist eine einstellung die übertrieben oder gar unreif finde.. es soll jetzt keine beleidigung zu der figur Paula sein.. aber es gefällt mir eben nicht und manchmal beim lesen hätte ich mir echt mal gewünscht ihr mal wirkliche ein ermahnung geben zu können, damit sie mal was lernt.., okay schulregeln brechen ist doch in ordnung aber n bei Paula kommt es so naiv und dumm rüber >.>

Ich kann die Reaktion von dem „Zitronenmädchen“ nur all zu gut verstehen und warum hat sie es nur nicht gemacht XD

Ein Flemmli... ein gute Wahl Taja ^.^
Und mal sehen ob du dich mit deinem Pokemon noch verstehen wirst o.o
Aber es musst starke beine haben.. wenn so einfach so einen großen Zaun überspringen kanno.o

Und Fordan ist wie der tpische Enkel.. rotzfrech aber immer seine Meinung haben... oder vllt auch zu ehrlich? XD ich hoffe mal, die Züchterin bereut es nicht ihn als Enkel zuhabeb. Wobei die zwei sich wohl gegenseiitig auf trapp halten ^.^

Gleich mal witer lesen...

Von:  absouuru
2009-01-12T19:06:38+00:00 12.01.2009 20:06
sodele..meld mich wieder zurück^^
~~
uhh..die schwierige aufgabe, sich ein pokemon auszusuchen u_u oh man..ich würde ja das evoli nehmen wollen...dann könnt ich später ein nachtara haben..oder doch ein psiana..hmm...*grummel*..*murmel*
aber dieses "psycho-flemmli" xDDD oh man...nee..is eigentlich nich zum lachen...aber diese geschichte...nur was ich komisch fand:
>>Alle versuchten etwas aus ihm herauszubekommen, was nun geschehen war, doch das Flemmli reagierte auf niemanden.<<
ich meine, was kann ein Flemmli schon groß mitteilen, außer seinen Lauten und Rufen?! oÔ es wird ja wohl die geschichte erzählen können xDD aber dass der kleene junge das arme Flemmlie als "Teil" bezeichnet..also echt mal! so ein pokemon hat auch gefühle >.>
aber irgendwie...find ich flemmli auch ganz süß...*schnüff* dat kleene küken...
ui..und das war ja mal ein kampf! holla! oO ganz schön angriffslustig dieses feuerpokemon...aber zurecht ein >>Feuer<<-Typ!
tja ich frag mich allerdings, ob es probleme geben wird, wenn Taja noch noch kein pokemon hat..bin ja mal gespannt :)
~~
haha xDD wie cool!!! es gibt sogar "richtige" Fächer, wie mathe, deutsch und sport *gg* aber cih weiß gar nicht, was paula gegen sport und kunst hat?! die würde ich liebend gerne jeden tag in ner doppelstunde absolvieren!!^^ aber wenn die eh etwas ganz anderes beinhalten, als man es normalerweise kennt..uhh..das wird spannend un ich kann es kaum erwarten, zu erfahren, was es ist!! *hibbelig bin*
~~
oh man..das glumanda hat ja genau so ein hitziges temperament wie seine trainerin oder das "Psycho-Flemmli"!! xDD da hast du dir aber charaktere ausgesucht!! aber so wird es eben nie langweilig, wenn man solche "schlaftabletten" hat *lol*
~~
ähm...mir is übrigens noch etwas aufgefallen...sowohl im ersten kapitel als auch jetzt im dritten:
manchmal verwendest du ziemlich harsche ausdrücke bzw. ein paar dinge, die man sich in einer normalen Poke-Geschichte nicht vorstellen würde. Okay...so wird die geschichte zumindest nicht als eine "verweichlichte" version, wie beim anime, abgestuft. Die konkrete Wortwahl, die ich meine, sind diese hier:
Kapitel 1
>>[...]Blut zweier Ratten besudeln<<
>>Wegen zwei toten C-Klässlern[...]<<
Kapitel 2
>>[...]das ist mir scheißegal.<<
Kapitel 3
>>[...]der scharfe Schnabel bohrte sich nicht in sein Fleisch[...]<<
..ich glaub das war alles, was ich bisher rausgefunden hab. Alos ich persönlich finde es nicht schlimm. Im Gegenteil. Es muss ja nich immer alles so süß und nett und ach..und hier und da...so verhätschelt werden meine ich. Außerdem sind die ja auch alle 16 jahre und aufwärts..da kann man sowas schonmal machen. Solange es nicht zu brutal wird *drop*
~~
okay..hm..ich glaub, es ist wieder etwas länger geworden, hab ich recht? *nach oben guck* sorry....manchmal überkommt es mich eben und ich muss zu jedem bisschen mein senf dazu geben...würd sogar am liebsten zu jedem satz und zu jedem wort meinen Kommenatr abgeben xDD
~~

also gut, lass dich bitte dadurch nicht abschrecken^^
lg, twilight-girl
Von: abgemeldet
2009-01-12T14:04:18+00:00 12.01.2009 15:04
S-S: Oh Arceus deine Story is der Hammer. so eine Freude für die Augen giebt es kaum auf Animexx.
ich will mehr von deiner Story Droge deine geschichte macht nähmlich süchtig. Deine Geschichte ist das ES. es ist das worauf jeder wartete
Gewissen: oh mann... jetzt übertreibst du mal wieder....
S-S: halt die Klappe!!!! was weist du schon! du hockst in meinem Kopf und Sagst mir was richtig und falsch ist.
aber von Genies wie Tara hast du Keine Ahnung!!!
Gewissen: sie Könnte mehr Absätzte verwenden- im ersten Kapitel zum beispiel. nach der Insel beschreibung ein Absatzt und dann wenn sie das Bühnen bild ändern.....
S-S: jaja... verzieh dich in meinen Kopf und lass mich das Kommi zu ende schreiben.
jedem falls will ichmehr von deiner geschichte hören/lesen schreib mir doch ne ENS wenns weiter geht ^^

vieleicht schaust de auch bei meiner mal rein... klar deine schlägt sie um längen aber nur um zu sehen wie s nicht geht

ich bin Ja so Schwach T-T
________________
Sin-Simon
Von: abgemeldet
2009-01-11T20:15:40+00:00 11.01.2009 21:15
Glumi's Reaktion bei der Untersuchung kann ich verstehen, ich mags auch nicht, wenn ich ne Spritze krieg. ^^" Insgesamt ist das mal ne tolle Pokémon-Fanstory. ^^ Ich werd die noch weiter verfolgen. ^^
Von:  CanisMinor
2009-01-11T17:48:26+00:00 11.01.2009 18:48
nicht schlecht, nicht schlecht
ich kenne die schwierigkeit von dieser art ffs nur zu genau, denn ich schreibe auch gerade eine, die zufälligerweise beinahe den gleichen titel hat wie deine ^^
ich muss sagen, du solltest bei den absätzen besser aufpassen
ein paar mehr währen nicht schlecht, damit man den überblick behält, hier geht er leicht verloren
und deine art von absätzen... ich würde dir raten wirklich eine ganze reihe zwischen den absätzen zu lassen und nicht gleich in der nächsten zu schreiben, das macht es auch angenehmer zu lesen, aber dein schreibstil gefällt mir
du kannst dich gut ausdrücken und hast ein großes talent darin dinge zu beschreiben
man denkt fast, man währe dabei und würde neben den personen stehen und alles live miterleben
und lange kapitel sind immer gut, aber du solltest darauf achten, das du sie nicht zu lang machst, sonst verlieren die leser die lust, wenn sie so einen berg an text vorgeworfen bekommen
aber auf der anderen seite darfst du es nicht zu kurz machen, sonst liest es auch wieder keiner
das ist schon schwierig, aber ich denke, deine kapitel haben schon eine gute länge und das mit den absätzen machst du schon

du hast nicht zufällig vor schriftstellerin zu werden oder? ^-^
Von:  tifi
2009-01-11T17:04:00+00:00 11.01.2009 18:04
mal noch ne frage vornweg - bevor ich sie wieder vergess xD - was hat gonni denn für ein feines poki bekommen????

Wenn die sache nich so traurig wäre fänd ich das urst komisch mit dem männerhass von flemmi
Das ist wirklch extrem lieb *schnüff
hofe das ihrfreunde werdet *daumen drück *
Hachja xD immer diese kerle und das neugierige paulalein erst *mich selbst mal untern tisch fallen lass xD *

So nen messenger ist wirklich praktisch! Das müsste es auch im realen geben, also so nen kostenlosen überall messenger ^^

Das arme kleine glumanda.. aber warum hat es so ne angst?
Aber jetzt ist es ja geschafft ^^

Kann mr das rictig gut vorstellen da schön über das gelände zu laufen *_________*

Von: abgemeldet
2009-01-11T16:01:17+00:00 11.01.2009 17:01
Die Idee zu deiner FF find ich richtig gut,ist mal was anderes.
Mir gefällt dein Schreibstil und du kannst die Umgebungen sehr gut
beschreiben, so das man es sich sogar bildlich vorstellen kann.
Die Kapitel sind meist recht lang, was ich allerdings nicht schlimm finde, nur könntest du vielleicht ein paar Absätze zwischen den Zeilen lassen, damit man es besser lesen kann.
Sonst kommt man leicht durcheinandern.
Aber ansonsten bin ich sehr zufrieden mit dieser FFund werde sie auch weiter verfolgen.
Von:  23Katara23
2009-01-11T15:12:16+00:00 11.01.2009 16:12
hallo du da ^^
also ich find deine ff total niedlich geschrieben
ich finde deinen schreibstil gar nich mal so übel ^^
eig isser total toll XD
*-*
was ich aber machen würde ist,... das du vielleicht etwas mehr absätze machen solltest damit man sich besser zurecht finden kann ^^
aber sonst is deine fanfiction sehr schön ausgeschrieben ^^
lg
katara
Von: abgemeldet
2009-01-11T14:37:33+00:00 11.01.2009 15:37
Du hast echt einen schönen Schreibstil, gafällt mir richtig gut^^
Ich muss Sellheim recht geben was die kapitel länge an geht, aber sonst richtig schön^^
LG


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