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On The Way To A Smile

Final Fantasy VII
von

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Teil 1: Denzels Geschichte 1-1

Midgar besaß einst zwei Gesichter. Eine aus Stahl konstruierte Stadt der oberen, wohlhabenden Schicht, eine

Plattform, die durch Pfeiler weit oberhalb der Erde getragen wurde. Und die chaotischen, doch voller

Leben steckenden Slums, zu deren Boden aufgrund der Plattform keine Sonnenstrahlen dringen konnten. Man

glaubte, dass dieser von dem einzigen großen Unternehmen ShinRa Inc. erzeugte Anblick von Glorie und Schatten

auf immer fortbestehen würde.

Vor 4 Jahren, als der Lebensstrom aus der Erde hervorquoll, glaubten viele Bürger, dass Midgar in sich zusammenstürzen

würde. Auch wenn sie mit den nur wenigen Habseligkeiten, die sie tragen konnten, aus der Stadt

geflohen

waren, konnten sie sich dennoch nicht von dieser Stadt aus Stahl trennen. Vielleicht dachten sie auch,

dass wenn dieses Gebilde von Stolz und menschlichem Mut in ihrer Nähe stand, sie erneut jenen Traum von Wohlgedeihen

leben konnten. Bald entstand eine Stadt, die man den „Rand“ nannte, eine Stadt, die sich um das alte

Midgar drängte.

Die Hauptstraße des Randes wurde der Ausgangspunkt für die Grenzlinie zwischen Midgars Sektor 3 und 4 und

erstreckte sich in ihrer Verlängerung bis weit in den Osten. Die Stadt selbst weitete sich – mit der Haupstraße in

ihrer Mitte – nach Norden und Süden aus. Von weitem betrachtet, war es eine glänzende Stadt, doch die Gebäude

waren fast ausschließlich aus den Trümmern des einstigen Midgar gebaut. Es war eine Stadt mit dem Geruch von

Stahl und Rost.

Johnny betrieb ein Café am Rande der Hauptstraße. Es war ein einfacher Laden. Ein paar Tische und Stühle

waren

auf freien Flächen hingestellt; auf einer winzige Kochfläche konnte man einfache Gerichte zubereiten. Der

Name des Cafés lautete Johnnys Himmel. Ein Name, der sich auf das einst in den Slums von Sektor 7 betriebene

Restaurant „Siebter Himmel“ bezog und demnach Glück bringen sollte (Johnny war einmal in die dortige Ladenbesitzerin

Tifa verliebt gewesen). Weil sie den Laden beim Einsturz von Sektor 7 verloren hatte, hatte sie wenige

Monate später einen neuen „Siebten Himmel“ im Rand eröffnet. Damals war Johnny, der zur Gruppe jener gehörte,

die ihren weiteren Lebensweg noch nicht festgelegt hatten, tief beeindruckt von Tifas Lebenswillen. Obwohl sie

zuvor

seine Liebe nicht erwidert hatte, wurde sie für ihn unwillkürlich zu einer Art Mentor. Er wollte ebenso wie

sie leben. Aber wie? Ja, er würde auch ein Geschäft eröffnen. Verlorenen Leuten neue Hoffnung geben. Das war

der Beginn von „Johnnys Himmel“. Die Leute, die in sein Geschäft kamen, durften sich nun die Geschichte über die

wundersame Verwandlung Johnnys unzählige Male anhören. Folglich kamen immer mehr Leute in den Siebten

Himmel, die Tifa einmal mit ihren eigenen Augen sehen wollten – und wurden dort zu Stammkunden. Ohne dies

zu wissen, wartete Johnny nun sechs Tage in der Woche meist vergeblich auf Kunden, denen er seine Geschichte

von Liebe und Hoffnung erzählen konnte.

Ein Kunde!

Es war noch ein Kind. Seltsam, ein Kinder allein hier zu sehen... Hey, war das nicht Denzel? Für Johnny war

Denzel ein besonderer Junge. Er gehörte zur Familie seines Mentors Tifa. Er würde ihm einen besonders guten

Service bieten.

„Herzlich willkommen, Denzel!“, meinte Johnny und senkte seinen Kopf besonders tief. Doch Denzel warf ihm

nur einen flüchtigen Blick zu und setzte sich dann an den am weitesten von der Arbeitsfläche entfernten Tisch.

„Komm ruhig näher her!“

„Nein, ich treffe mich mit jemandem.“

Er traf sich mit jemandem? Ein Date obwohl er noch so jung war? Nun, egal. Johnny würde auf ihn Acht geben.

Alles im Service mit inbegriffen. Denzel war schließlich jemand besonderes.

„Ein Date? Na dann viel Glück!“

„Einen Kaffee.“

Denzel sah ihn nicht an? Ach so, schämte er sich vielleicht?

„Wenn du bei der Unterhaltung nicht weiterweißt, dann ruf mich. Ich kann dir genug interessanten Gesprächstoff

verraten. Wenn du willst, werde ich heute...“

Denzel stand plötzlich auf. War er etwa wütend? Johnny betrachtete Denzel, doch der Blick des Jungen war auf

den Eingang des Ladens gerichtet. Ein Mann in einfarbigem Anzug stand dort in der Tür.

„Herzlich willkommen“, grüßte Johnny während er den Blick von dem Mann abwandte. Reeve. Von der Bauabteilung

der früheren ShinRa Inc. Er sah den jetzigen Leiter der WRO heute das erste Mal aus der Nähe. Reeve hatte den Ruf,

den Geruch von Tod und Zerstörung zu verbreiten. Was hatte so ein Kerl in seinem Laden zu suchen?

Als ob es bereits zu einer Angewohnheit geworden war, sah Reeve wie zur Überwachung einmal in die Runde,

während er auf Denzels Tisch zuging und sich schließlich neben ihn setzte. Johnny erriet es sofort. Reeve war ein

Scout der WRO. Er versuchte Denzel ins Militär zu locken. Er musste dies auf jeden Fall verhindern. Wenn so etwas

wirklich in seinem Geschäft passierte, würde er Tifa nie wieder ins Gesicht sehen können. Als er Reeve fest

entschlossen

voller Hass anstarrte, erwiderte der nur mit ruhigem Ton: „Könnte ich vielleicht einen Kaffee bekommen?“

Welch Würde.

„Wie Sie wünschen, Sir.“

Nachdem Johnny höflich geantwortet hatte, ging langsam zurück zum Tresen. Reeve war ein unnachgiebiger

Gegner...

* * * * * * * * * * * *

Denzel war so erstaunt darüber, dass das Oberhaupt der WRO – Reeve – leibhaftig vor ihm saß, dass er ohne

Begrüßung

hochfuhr.

„Setz dich wieder hin.“

Auf den Klang der Stimme hin, kam Denzel wieder zu sich und setzte sich eilig.

„Also, Denzel. Ich habe nur wenig Zeit, deswegen kommen wir gleich zur Sache“, fing Reeve in ruhigem Ton an.

„Ich will eines gleich feststellen, wir sind nicht mehr wie früher. Die Zeiten, in denen wir jeden Kandidaten bei

uns aufnahmen, sind vorbei. Wenn du zu einem freiwilligen Helfer für den Wiederaufbau werden willst, dann setzt

dich mit dem Verantwortlichen deines Bezirks in Verbindung. Die WRO ist jetzt eine Militärtruppe.“

„Ich weiß, und ich bin auf die Gefahren vorbereitet.“

„Vorbereitet, hun? Ok, dann erzähl mir davon. Fangen wir mit deinem Lebenslauf an.“

„Mein Lebenslauf? Ich, äh, ich bin doch erst zehn...“

„Natürlich. Aber dann hast du doch zehn Jahre Lebenserfahrung?“

* * * * * * * * * * * *

Denzel war der einzige Sohn von Abel, einem fleißigen Arbeiter in der dritten Geschäftsabteilung von ShinRa

Inc., und der umgänglichen Chloe, einer guten Hausfrau. Die drei hatten einst in einem Wohnviertel für Firmenangehörige

in Sektor 7 oberhalb der Plattform in Midgar gelebt. Abel – der selbst in einem ärmlichen Dorf auf dem

Lande aufgewachsen war - war stolz, seiner Familie ein Leben in den oberen Schichten Midgars bieten zu können.

Aber weil er der Meinung war, der Mensch brauche ständig ein Ziel, hatte er es sich zum neuen Ziel gesetzt, in

eines

der Firmenwohnhäuser der Bauabteilung in Sektor 5 zu ziehen. An einem Tag, kurz vor Denzels siebtem

Geburtstag,

wurde Abel zum Abteilungsleiter befördert – was bedeutete, dass er nun dazu befugt war, in eines der

Wohnhäuser in Sektor 5 zu ziehen. Als Chloe und Denzel davon erfuhren, bereiteten sie zusammen eine Party vor.

Ein üppiges Essen und der kindlichen Fantasie entsprungener Schmuck hießen den Vater der Familie nach der

Arbeit

willkommen. Es war ein lustiger Abend. Denzel hörte seinem Vater zu, wie er in euphorischer Stimmung

abwechselnd Witze und Geschichten aus seinem Leben erzählte.

„Denzel, gut dass du mein Sohn bist! Stell dir vor, du wärst in den Slums geboren, dann müsstest du statt Hühnchenfleisch

Ratten essen.“

„Haben die keine Hühner?“

„Es gibt zwar welche, aber die Leute aus den Slums sind so arm, dass sie sich sie nicht leisten können. Da bleibt

ihnen

nichts anderes übrig, als aus lauter Not Ratten zu fangen. Schmutzige, graue Ratten!“

„Uäh .... das klingt ja ekelhaft!“

„Hm, wie schmecken die wohl?“, meinte Abel mit einem Augenzwinkern zu Chloe.

Chloe deutete auf Denzels Teller.

„Und?“

Denzel bekam es mit der Angst zu tun und schaute erst seinen Teller, dann die Gesichter seiner Eltern an. Sein

Vater saß mit gesenktem Blick und unterdrückte ein Lachen. Denzel erinnerte sich an die Lieblingsworte seiner

Mutter.

Ein Leben ohne Lachen war sinnlos und vergeudet. Sie machten sich also wieder über ihn lustig!

„Ich glaube euch kein Wort!“

* * * * * * * * * * * *

„Wie gemein von deinen Eltern.“

„Sie mögen eben Späße. Und es machte mir auch nichts aus, wenn sie mich auf den Arm nahmen.“

„Ich will es dir nur sagen, aber in den Slums aßen sie soviel ich weiß wirklich keine Ratten. Auf jeden Fall waren

die Ratten aus den Slums zum Essen damals...“

„Ich weiß, ich weiß.“

„Oh, woher?“

„... ist ne lange Geschichte.“

* * * * * * * * * * * *

Als Denzel eines Tages allein zu Hause war, läutete das Telefon. Es war Abel.

„Weißt du wo deine Mutter ist?“ Er schien wütend zu sein.

„Beim Einkaufen.“

„Sag ihr, wenn sie zurückkommt, dass sie mich sofort zurückrufen soll. Nein, warte, ich rufe selbst zurück.“

Denzel wusste nicht, ob sein Vater vielleicht ein Problem hatte und machte sich Sorgen. Weil er nichts zu tun hatte,

ging er fernsehen um auf seine Mutter zu warten. Auf dem Bildschirm wurden Bilder des Makoreaktors 1 gezeigt,

den eine Gruppe namens AVALANCHE gestern in die Luft gesprengt hatte. Deswegen war sein Vater jetzt auch so

beschäftigt. Und deswegen war er auch so verärgert. Es war nicht seine Schuld oder die seiner Mutter...

Nach gut einer Stunde kam nicht etwa seine Mutter zurück, sondern Abel selbst.

„Wo ist deine Mutter?“

„Noch nicht wieder da.“

„Ich geh sie suchen.“ Noch bevor Abel zuende geredet hatte, war er auch schon aus dem Haus gelaufen. Denzel

eilte ihm hastig hinterher. Als sie beim Einkaufsviertel ankamen, fanden sie Chloe sofort. Sie schien in eine

interessante

Unterhaltung mit dem Fleischladenbesitzer vertieft zu sein. Mit den Worten Denzel solle hier warten,

lief Abel weiter auf den Laden zu. Ohne jeglichen Kommentar griff er seine Frau beim Handgelenk und zog sie

unsanft

mit sich zurück in Denzels Richtung. Als Denzel die protestierende Stimme seiner Mutter hörte, fühlte er

sein Herz laut pochen.

„Lass los! Was soll das??“

Nachdem Abel einen Blick in die Umgebung geworfen hatte, senkte er seine Stimme und meinte schließlich:

„Sektor 7 wird zerstört werden. Deswegen müssen wir schleunigst Zuflucht in Sektor 5 suchen. Da haben wir unser

neues Haus.“

„Zerstört?“

„Die Kerle, die den Reaktor von Sektor 1 auf dem Gewissen haben, haben es jetzt auf Sektor 7 abgesehen.“

Denzel sah in die Gesichter seiner Eltern. Keine Chance, dass einer von ihnen versuchte, ein Lachen zu verstecken.

„Ist das wahr?“

Denzel ergriff links und rechts die Hände seiner Eltern. „Mama, Papa, lasst uns schnell gehen.“

Jedoch rührte sich keiner der beiden.

„Es geht nicht, dass nur wir allein fliehen! Wir müssen es den Leuten aus der Nachbarschaft und unseren

Freunden sagen!“

„Wir haben dafür keine Zeit, Chloe! Und außerdem ist diese Information höchstes Firmengeheimnis. Ich breche

schon hier die Regeln. Obwohl ich gerade erst Abteilungsleiter geworden bin!“

Seine Mutter schüttelte verärgert den Kopf und wandte sich an Denzel.

„Geh mit deinem Vater. Ich komme gleich nach. Ist schon in Ordnung.“

Sie drückte fest Denzels Hand, ließ sie dann los und fing an zu rennen.

„Hey!“

Abel lief seiner Frau ein paar Schritte hinterher, blieb dann jedoch sofort stehen. Als Denzel das qualvolle

Gesicht

seines Vaters sah, schnürte es ihm das Herz zu. Er wollte seiner Frau hinterher laufen, doch Denzel war

ihm dabei im Weg.

„Denzel, lass uns zu Sektor 5 gehen.“

„Nein, wir müssen ihr hinterher!“

„Deiner Mutter geht es gut. Sie ist nun mal das Gewissen unserer Familie.“

Auf ihrem Weg kamen ihnen große Männer entgegen, die schwer aussehenden Koffern mit sich zogen, während

sie die Grenze zwischen Sektor 6 und 7 entlang liefen. Abel rief zu ihnen hinüber. Als die Männer bemerkten, wer

sie rief, kamen sie hastig herbeigerannt.

„Herr Abteilungsleiter, sind Sie immer noch hier? Die Turks sind bereits in Aktion. Sie müssten die Sprengsätze

bereits in Position gebracht haben. Noch während wir hier sprechen scheinen sie bereits Transportmittel für ihren

Abgang eingerichtet zu haben.“

Da Denzel schon seit klein auf von seinem Vater über den Aufbau von ShinRa Inc. informiert wurde, wusste er

nun sehr gut darüber bescheid. Die Schmutzarbeit erledigten immer die Turks. Was sollte das bedeuten, die Turks

hätten die Sprengsätze in Position gebracht? Gehörten die Turks also auch zu AVALANCHE? Denzel, der

versuchte,

den tieferen Sinn des Gesprächs zu begreifen, fühlte plötzlich den Blick seines Vaters und sah auf.

„Könnten Sie dieses Kind mit in Sektor 5 nehmen?“

Und an Denzel gewandt fügte er hinzu: „Und bitte benimm dich.“

„Nein!!“ rief Denzel.

„Ich werde deine Mutter holen. Und du gehst bitte mit Herrn Arkham.“

„Wir werden zusammen dort hingehen.“

„Geht das auch in Ordnung, Arkham?“

„Natürlich, Chef.“

„Nummer 38 in der Wohnhaussiedlung in Sektor 5. Hier ist der Schlüssel. Ich gebe ihn meinem Sohn mit.“

Er zog den Schlüssel aus der Innentasche seiner Jacke und zwang ihn Denzel in die Hand.

„Papa...“

„Ich habe einen neuen, großen Fernseher gekauft. Schau fern und warte auf uns.“

Nachdem er Denzel grob durch die Haare gestrichen hatte, schob er ihn sachte ein Stückchen näher zu Arkham

und rannte in Richtung Sektor 7 davon. Denzel verlor sein Gleichgewicht, doch Arkham fasste ihn stützend bei den

Schultern.

„Also, lass uns gehen. Ich bin Arkham, ein Mitarbeiter deines Vaters. Freut mich dich kennen zu lernen.“

Denzel wandte seinen Körper, als wolle er davon laufen, wurde jedoch von Arkham zurückgehalten.

„Ich verstehe deine Gefühle. Aber ich werde mich nicht gegen den Willen deines Vaters richten. Lass uns erst mal

zu Sektor 5 gehen. Was du danach machen willst, bleibt dir überlassen. Was sagst du?“

* * * * * * * * * * * *

In ihrem neuen Haus in der Wohnsiedlung, in der gleiche Häuser Dach an Dach standen, befand sich nichts außer

der großen Kiste mit dem Fernseher. Arkham holte das Gerät aus der Schachtel und schloss die Kabel an.

Sie sahen sich zusammen die Nachrichten an. Erneut wurden Bilder von der Explosion des Makoreaktors in Sektor 1

gezeigt. Denzel fragte sich, ob Arkham wohl bald wieder gehen würde.

„Ich hab Hunger.“

„Ok, ich besorg was zum Essen.“

Genau in jenem Moment fing das ganze Haus zu beben an. Von irgendwoher kam ein unangenehm schrilles

Geräusch. Als Arkham die Tür öffnete, konnte man von draußen ein Quietschen hören, als reibe Metall gegen

Metall.

„Warte hier!“, befahl Arkham und ging hinaus.

Als Denzel ihm folgen wollte erklang erneut die Stimme im Fernseher.

„Hier sind die Sondernachrichten.“

Eine in sich zusammenstürzende Stadt füllte nun den Bildschirm. Er brauchte nur wenige Momente, um zu erkennen,

dass es sich dabei um Sektor 7 handelte, in dem sie nur wenige Stunden zuvor gewesen waren. Das Bild

änderte

sich und die Stimme des Nachrichtensprechers kommentierte, dass sie nun hier den jetzigen Zustand der Stadt

sehen konnten. Es gab dort nichts mehr. Sektor 7 gab es nicht mehr.

Denzel stürmte aus dem Haus, hinein in eine Stadt des Chaos und bahnte sich einen Weg durch Menschenströme,

die auf ihrer Flucht schrieen, Sektor 5 wäre als nächstes an der Reihe. Er musste mit all seinen Kräften gerannt

sein. Atemlos kam er endlich am Rande von Sektor 6 an, bei dem Soldaten bereits damit beschäftigt waren, Sicherheitszäune

zu errichten. Er versuchte sich ihnen zu nähern und einen Blick auf Sektor 7 zu erhaschen. Es gab dort

nichts als gähnende Leere – als habe sich nie etwas anderes dort befunden. Wenn er sich anstrengte, konnte er in

der Ferne Sektor 8 erkennen, ebenso die Fortsätze der Stahlplatte von Sektor sieben.

„Hey! Das ist gefährlich!“, rief ein Soldat ihm hinterher.

„Wo wohnst du, Kleiner?“

Denzel deutete auf den leeren Abgrund vor sich.

„Ach so ist das ... tut mir wirklich leid“, meinte der Soldat mitfühlend.

„Was ist mit deinen Eltern?“

Noch einmal deutete Denzel auf das Nichts, das einmal Sektor 7 gewesen war. Mit einem schweren Seufzer

versuchte

der Soldat Denzel Mut zu geben.

„Das ist das Werk von AVALANCHE. Vergiss das nicht. Wenn du groß bist, zahl es ihnen heim!“

„Also ... dann mal ab mit dir.“ Der Soldat drehte Denzel Richtung Sektor 6 und gab ihm einen leichten Klaps in

den Rücken. Ohne darüber nachzudenken, fing Denzel an zu laufen, Stimmen der Schaulustigen und Flüchtlinge

unablässig in seinen Gedanken. Wo würde es als nächstes passieren? War es hier sicher? Mutter! Verdammte

AVALANCHE, er würde ihnen nie vergeben! Vater! Wo war seine Mutter?

Das erbärmliche Schluchzen eines Kindes wollte einfach nicht verschwinden. Als er sich bewusst wurde, dass es

sich dabei um sein eigenes handelte, konnte er nicht mehr weiter. Tränen liefen ihm in Strömen über das Gesicht.

Teil 1: Denzels Geschichte 1-2

„Hat ShinRa es getan?”
 

„…Ja.”
 

Reeve hatte den Blick von ihm abgewandt. Es schien als habe er fest in seinem Inneren beschlossen, keinerlei Gefühle zu zeigen.
 

„Du kannst mich dafür hassen… Tu was du willst.”
 

Doch Denzel schüttelte nur den Kopf.
 

* * * * * * * * *
 

Als er am nächsten Morgen die Augen öffnete, lag er erneut in jenem neuen Haus in Sektor 5. Er schlief auf einer Matratze, die am Vortag sicherlich noch nicht dort gelegen hatte. Ein süßes Brötchen und ein Zettel lagen gleich neben dem Kopfkissen.
 

Bin in der Firma. Komme dich ab und zu besuchen, um zu sehen wie’s dir geht. Entferne dich nicht zu weit vom Haus. Alle sind in zu nervöser, gefährlicher Stimmung. Dich zu suchen ist zu anstrengend und außerdem bist Du ziemlich schwer.
 

P.S: Die Matratze hab ich aus dem Nachbarshaus geliehen, deswegen gib sie bitte für mich zurück.
 

Arkham
 

Das Bild von dem in sich stürzenden Sektor 7 lief unendlich oft im Fernsehen. Ebenso wie die Mitteilung von ShinRa, Midgar sei wieder sicher, unendlich oft wiederholt wurde. Seine eigenen Eltern waren vielleicht gestorben! Auch wenn man ihm sagte, die Stadt sei wieder sicher, war Denzel nicht damit einverstanden. Wenn es wieder sicher wäre, würden dann alle glücklich und zufrieden ihr Leben fortsetzen? Würden sie ihn in ihrer Mitte aufnehmen?
 

Denzel setzte das Brötchen an seine Lippen.
 

Kurz bevor er es sich in den Mund schieben konnte, bemerkte er, daß er es mit festem Griff zerdrückte und die Cremefüllung aus dessen Innerem hervorquoll. Wütend warf er das Brötchen mit all seiner Kraft gegen den Fernseher und stürmte fluchtartig aus dem Haus.
 

Es war still.
 

Im Zentrum Midgars war wie immer das thronende ShinRa-Gebäude zu sehen. Wenn sein Vater noch lebte, waren er und seine Mutter vielleicht in die Firma gegangen. Gerade jetzt waren alle beschäftigt und konnten nicht nach draußen kommen. In der Umgebung, in der er sich befand, gab es überall von ShinRa bereitgestellte Wohnhäuser. Vielleicht waren auch Bekannte seines Vaters hier? Zwar haßte er es, mit unbekannten Erwachsenen zu sprechen, doch er riß sich zusammen und trat entschlossen vor.
 

Zuerst ging er zum rechten Nachbarhaus und klingelte an der Türglocke. Keine Antwort. Vorsichtig versuchte er die Tür zu öffnen.
 

Sie war nicht verschlossen, also streckte er probeweise den Kopf durch den Türspalt.
 

„Hallo?”
 

Auch nach einer kurzen Weile erhielt er keine Antwort.
 

Arkham schien die Matratze aus diesem Haus geliehen zu haben. Er fragte sich unweigerlich, ob es nicht Diebstahl war, sich Dinge einfach so von selbst auszuborgen. Aber Dieb oder nicht Dieb, er mußte schließlich irgendwie leben.
 

Dann eben der linke Nachbar.
 

Das Haus gegenüber.
 

Das Hinterhaus.
 

Doch niemand war daheim. Er ging ein Stück weiter, versuchte es bei einem weiter entfernteren Haus. An fast allen Türen hingen Zettel, auf denen es hieß, man habe kurzzeitig Zuflucht an anderen Orten gesucht. Die provisorischen, neuen Adressen wurden ebenfalls genannt.
 

Es war niemand da. Und es war unmöglich, daß seine Eltern in der Firma waren. Wenn ja, wären sie sicher schon längst hierher gekommen. Auch wenn sein Vater nicht gekonnt hätte, zumindest seine Mutter wäre gekommen.
 

Während er sich an Hoffnungen klammerte und das Offensichtliche verleugnete, lief er weiter und weiter, bis er schließlich merkte, daß er sich völlig in den Straßen verlaufen hatte. Er wußte nicht mehr wo er war, oder wie er gelaufen war, um hierher zu gelangen. Er fing an zu weinen. Doch er war weniger traurig als vielmehr wütend.
 

Unvermittelt blieb er stehen und setzte sich auf die Straße, als er plötzlich etwas Hartes unter sich fühlte.
 

Ein kleines Modell von einem ShinRa-Flugzeug. Ein Kind mußte es wohl verloren haben… Fest entschlossen hob Denzel es auf und warf es so weit von sich, wie er konnte.
 

„Ich hasse euch!! Euch alle!!”
 

Das Klirren von zerbrochenem Glas war zu hören, dann die Stimme einer Frau.
 

„Wer war das? Schämst du dich nicht, so was zu tun!?”
 

Noch bevor Denzel sich der Lage bewußt werden konnte, trat eine alte Frau aus dem Gebäude direkt vor ihm. Eigentlich war sie noch nicht in dem Alter, sie als alt zu bezeichnen, doch Denzel konnte ihr wahres Alter nur schwer schätzen.
 

„Hast du das getan?”, rief sie und hielt Denzel das kleine Flugzeugmodell entgegen.
 

Denzel nickte ehrlich.
 

„Warum…”, fragte die alte Frau, zögerte dann jedoch. „… weinst du etwa?”
 

Denzel schüttelte energisch den Kopf, doch er konnte die Tränen nicht verbergen.
 

„Wo wohnst du?”
 

Verärgert über sich selbst, daß er ihr nicht einmal antworten konnte, nahm der Tränenstrom nur noch zu.
 

„Komm erst mal rein.”
 

Das Innere von Lhuis Haus hatte eine Behaglichkeit an sich, die sich gänzlich von der Wohnung Denzels unterschied. Es gab Tapeten mit kleinen Blumenmustern, eine Sofa und Kissen, die mit Bezügen überzogen waren, die das gleiche Muster aufwiesen. Auch künstliche Blumen zierten die Wohnung, deren Atmosphäre warm und friedlich war. Denzel setzte sich auf das Sofa und sah Lhui an, die unterdessen das gebrochene Gals mit einem Plastikbeutel abklebte.
 

„Wenn mein Sohn zurückkommt, darf er das hier richtig reparieren. Für den Moment dürfte es wohl so reichen…”
 

„Frau Lhui, es tut mir leid…”
 

„Wenn es nicht so früh wäre, würde ich dich am Kragen packen und unter gehörigem Gezeter zu deinen Eltern zurückschleifen.”
 

„Meine Mutter und mein Vater sind…”
 

„Sie haben dich doch nicht etwa allein hier zurückgelassen und sind geflohen?”
 

„Sie waren in Sektor 7.”
 

Lhui, die mitten in ihrer Arbeit innegehalten hatte, setzte sich aufs Sofa, beugte sich zu Denzel und nahm ihn in die Arme.
 

Als er sich wieder beruhigt hatte, meinte Lhui, sie würden nach draußen gehen, um sein Haus zu suchen. Gemeinsam gingen sie Hand in Hand die Straßen entlang. Denzel hatte aufgehört an der Hand seiner Eltern zu gehen, seit er sechs Jahre alt geworden war. Es war einfach so uncool. Jetzt jedoch, wollte er Lhuis Hand nie wieder loslassen.
 

Die Mitglieder von ShinRa waren damit beauftragt worden, in die Hauptzentrale gedrängt, die allgemeine Lage unter den Bürgern zu kontrollieren, während ihre Familien Zuflucht in Junon oder Costa del Sol suchten. Lhui meinte, sie wäre ja sowieso überall alleine gewesen, egal wohin sie floh, weswegen sie es vorzog, hier zu bleiben. Ihr eigenes Haus sei immer noch der beste Ort zum Verweilen.
 

Schließlich fanden die beiden Denzels Haus.
 

„Vielen Dank! Und das mit dem Glas… tut mir wirklich sehr leid!”
 

Lhui nickte schweigend. Als Denzel jedoch ins Haus zurückkehren wollte, folgte sie ihm bis zur Tür und warf einen flüchtigen Blick in den Innenraum.
 

„Was willst du in so einem leerstehenden Haus…? Komm mit zu mir nach Hause. Das geht schon in Ordnung.”
 

Lhui hatte nach der Explosion des Mako-Reaktors in Sektor 1 schwere Zeiten vorausgesehen und einiges an Vorräten besorgt. Hinter dem Haus gab es eine Abstelltruhe und deren Inneres war voll von Konserven und Lebensmitteln, die sich über längere Zeit hielten.
 

„Man sagt doch: Vorsorge ist alles!”
 

Lhuis Tage waren geschäftig. Das Haus putzen, die Umgebung pflegen, das Essen vorbereiten und nähen. Denzel half ihr überall – außer beim Nähen. Vor dem Schlafengehen lasen sie Bücher. Lhui hatte ein dickes, anscheinend schwer zu verstehendes Buch. Wenn er sie fragte, ob es denn interessant sei, antwortete sie nur: „Kein bißchen.” Sie meinte, es sei das Buch ihres Sohnes und wenn sie es las, würde sie vielleicht die Arbeit ihres Sohnes verstehen. Deswegen quälte sie sich schon seit 5 Jahren hindurch. Sie meinte lachend, daß es ein Buch von der Art sei, die man zum Einschlafen las.
 

Mit den Worten, daß es ihm sicher irgendwann nützlich sein werde und er es deswegen lesen solle, lieh Lhui ihm einen Bildband über Monster. Anscheinend hatte das Buch einmal ihrem Sohn gehört, der es im selben Alter wie Denzel gelesen hatte. Es standen Farbillustrationen und Erklärungen zu jedem Monster drin und auf jeder Seite stand das gleiche geschrieben: Triffst du auf ein Monster, dann ergreife sofort die Flucht! Informiere sofort einen Erwachsenen! Wenn… wenn er jetzt einem Monster begegnete, sollte er dann Lhui informieren? Aber er glaubte nicht, daß Lhui kämpfen konnte. Würde er dann kämpfen müssen? Würde er es können? Würde er gewinnen?
 

Er fühlte sich mit einem Male nutzlos. Deswegen hatten seine Eltern ihn hier gelassen und waren alleine gegangen…
 

* * * * * * * * *
 

Als die Sonnenstrahlen wärmer wurden, fing Denzel an zu schwitzen.
 

„Es ist… ziemlich warm hier drin”, meinte Reeve in Johnnys Richtung gewandt.
 

„Kannst du mir vielleicht ein Glas Wasser geben?”
 

Denzel griff nach einem Taschentuch, um sich den Schweiß abzuwischen.
 

„Ein ziemlich schönes Muster. Wie von einem Mädchen.”
 

„Finden Sie…?”, meinte Denzel und betrachtete das Taschentuch.
 

* * * * * * * * *
 

Als er eines Morgens aufwachte, stand Lhui vor ihm und präsentierte ihm ein Kragenhemd. „Zieh das an. Ich hab es für dich gemacht, aber ich hatte nur dieses eine Muster.” Es war aus weißem Stoff mit kleinen, pinken Blumen darauf und von der Machart, wie er sie früher bestimmt abgelehnt hätte. In diesem Moment jedoch zog er sich voller Freude um.
 

„Ich hab es gemacht, weil ich noch Stoff übrig hatte. Behalte es.”
 

Was sie ihm entgegenhielt, war ein Taschentuch aus dem gleichen Stoff. Es schien ziemlich viel übriggeblieben zu sein, denn sie hatte gleich mehrere Taschentücher angefertigt. Denzel nahm sich eines davon, faltete es sorgfältig und steckte es in seine hintere Hosentasche.
 

„Da ist noch etwas…”
 

Das Lächeln war aus Lhuis Gesicht verschwunden. „Ich weiß nicht, wie ich’s sagen soll…”
 

Denzel fragte sich, was sie ihm sagen wollte. Es kamen ihm Worte in den Sinn, die er ganz bestimmt nicht hören wollte. Verschwinde. Vielleicht wollte sie ihm das sagen. Als er daran dachte, versteifte sich sein Körper und fing unmerklich zu zittern an.
 

„Wollen wir nach draußen gehen?”
 

Lhui ging ohne zu warten hinaus in den Hintergarten. Denzel zögerte einen Moment, folgte ihr dann jedoch schließlich. Er trat über die dick aufgeschaufelte Erde neben Lhui, die mit dem Blick zum Himmel gerichtet dastand. Denzel hob den Blick ebenfalls nach oben.
 

Ein schwarzer Punkt war inmitten des blauen Himmels zu sehen. Ein unglückverheißender Anblick. An einem Mittagshimmel sollte es nur blau und weiß geben. Alles andere gab Grund zur Sorge.
 

„Ich weiß auch nichts Genaues. Man scheint es Meteor zu nennen… Sie sagen, daß es auf unseren Planeten fällt – und dann ist alles aus.”
 

Lhui holte zwei Konservenbüchsen aus der Abstellkiste und gab sie Denzel. „Wir scheinen nichts dagegen ausrichten zu können… Rein gar nichts.”
 

Sie machte an jenem Tag nichts, weder putzen noch nähen, sondern saß nur in Gedanken versunken auf dem Sofa.
 

Doch dann fing sie an, immer wieder irgendwohin zu telefonieren. Ihr Gesprächspartner schien nie da zu sein. Während sich Denzel fragte, ob es sich wohl um ihren Sohn handelte, machte er drinnen und draußen sauber. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, wie es aussehen sollte, nachdem Meteor auf die Erde gefallen war. Und viel wichtiger als Meteor war für ihn: Denzel hatte etwas, das er Lhui fragen wollte, schaffte es jedoch nicht, es wirklich auszusprechen.
 

Als es dunkel wurde, fing Lhui an zu putzen, als wolle sie ihm sagen, sie sei wieder in die Gegenwart zurückgekehrt. „Denzel, so wie du das machst, wird das nichts. Was hast du denn bis jetzt rumgeträumt?” Das war die alte Lhui.
 

Am Abend dann saßen sie beide auf dem Sofa und lasen die gleichen Bücher wie immer. Den Blick auf ihr Buch gerichtet, meinte Lhui: „Denzel, ich habe vor, hier auf das Ende zu warten. Wenn sie sagen, die Welt wird untergehen, ist es ja sowieso egal, wohin man geht, nicht wahr? Was wirst du tun? Wenn du irgendwohin gehen willst, kannst du dir ruhig von hier Vorräte mitnehmen. Du bist zwar noch ein Kind, aber ich habe mir gedacht, du sollst selbst den Platz wählen, an dem alles zu Ende geht.”
 

Denzel dachte gut über Lhuis Worte nach. Und am Mittag, stellte er ihr endlich die Frage, die ihm schon lange auf dem Herzen lag.
 

„Darf ich … hier bleiben?”
 

Lhui sah vom Buch auf und betrachtete Denzel – ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Danach ging der Tagesablauf weiter wie immer. Nur draußen machte sie nicht sauber. Für Ordnung in der Umgebung zu sorgen, wurde zu Denzels Aufgabe.
 

Man konnte sehen, daß Bauarbeiten am ShinRa-Hauptquartier vorgenommen wurden. Im Nu hatte man auf dem Dach eine riesige Kanone installiert. Denzel meinte zu Lhui, daß ShinRa Inc. vorhabe, Meteor zu eliminieren.
 

„Diese Firma verpatzt doch sowieso immer etwas”, schüttelte Lhui nur traurig den Kopf.
 

Schlußendlich wurde die Kanone wirklich zerstört und zerbrach in ihre Einzelteile, nachdem sie nur ein einziges Mal in irgendeine Richtung gefeuert hatte. Noch dazu erlitt das ShinRa-Hauptquartier selbst einen Angriff und wurde zerstört. Denzel fragte sich unwillkürlich, welches Monster so etwas wohl bewirken könnte. Er konnte sich kein Monster vorstellen, das ein ganzes Gebäude vernichten konnte, doch er wagte es nicht, Lhui zu fragen.
 

Meteor hing noch immer am Himmel.
 

Überall gab es enormes Aufheben, doch Denzels Tage verliefen ruhig wie zuvor. Manchmal kam es zwar vor, daß er sich laut weinend wünschte, seine Eltern wieder zu sehen, doch wenn Lhui ihn umarmte, konnte er sich wieder beruhigen. Wenn ihre letzte Stunde kam während er in Lhuis Armen schlief, dann war ihm alles egal.
 

Was Denzel jedoch seinen Frieden nahm, war nicht etwa Meteor, sondern der fürchterliche weiße Strom. Der vom Planeten ausgestoßene Lebensstrom war zwar schlußendlich die glückliche Kraft, die Meteor vernichtete, doch jene verdichtete Lebensenergie brachte auch den Menschen Zerstörung.
 

An jenem schicksalhaften Tag waren Denzel und Lhui gerade dabei ins Bett zu gehen, als das Geräusch eines heftigen Windes von draußen erklang. Für einfachen Wind war es jedoch ein zu starkes Geräusch. Und schließlich fing das ganze Haus an zu beben.
 

Die letzte Stunde war also gekommen.
 

„Wäre es doch nur schon vorbei”, dachte sich Denzel, doch je mehr Zeit verging, desto heftiger wurde das Haus geschüttelt. Das Geräusch hatte nicht etwa nachgelassen, sondern hörte sich jetzt so an, als ob ein ganzer Zug neben ihnen vorbeidonnern würde. Mit geschlossenen Augen und in Lhuis Armen versuchte Denzel stark zu sein, doch nach fünf Minuten war es genug.
 

„Lhui, ich hab Angst!”
 

Genau in dem Moment als Lhui aufstand und Licht machen wollte, wurde der zugezogene Blümchenvorhang auf einmal vollkommen weiß. Es war, als wäre das ganze Haus von Licht umgeben.
 

„Zieh dir die Decke über!”, rief Lhui noch, bevor sie aus dem Schlafzimmer trat.
 

Als das Beben des Hauses heftiger wurde und sogar die Blumenvase vom Nachttisch fiel, sprang Denzel aus dem Bett und eilte Lhui hinterher.
 

Lhui starrte auf das Fenster im Wohnzimmer. Es war das provisorisch mit Plastik reparierte Fenster, das Denzel zuvor zerbrochen hatte. Das Plastik blähte sich auf, als wolle es jeden Moment zerreißen. Lhui lief zum Fenster und preßte beide Hände gegen die Folie.
 

„Denzel, geh zurück!”
 

Doch der Junge zitterte am ganzen Körper. Er konnte sich nicht rühren. Es war, als klebten seine Füße an Ort und Stelle fest. Er war es, der das Glas zerbrochen hatte. Wegen ihm würde jeden Moment sicherlich etwas ganz schlimmes passieren.
 

Lhui entfernte sich vom Fenster und kam mit schnellen Schritten auf ihn zu. Noch bevor er sie umarmen konnte, hatte sie ihn grob zurück ins Schlafzimmer geschoben – wenige Sekunden bevor die Folie riß.
 

Eine blendende Lichtflut ergoß sich in das Innere des Zimmers. Bevor er einen Schrei des Entsetzens hätte ausstoßen können, hatte Lhui in letzter Sekunde die Tür zugeschlagen. Denzel riß am Türknopf und versuchte sie zu öffnen.
 

„Denzel, hör auf!”
 

„Aber!!” Denzel zog erneut an der Türklinke.
 

Lhui stand mit dem Rücken zu ihm. Breitbeinig, die Händen beiderseits gegen den Türrahmen gestemmt, war ihre Haltung steif vor Anstrengung.
 

„Schließ die Tür!”
 

Hinter Lhuis Köper konnte er einige Lichtbündel sehen, die durch die Wand stießen und im Inneren des Raumes wie leuchtende, wilde Schlangen tobten. Er hatte sie nie zuvor in dem Monster Bilderbuch gesehen. Flieh und benachrichtige einen Erwachsenen! Nein, in diesem Haus mußte er kämpfen.
 

„Lhui!”
 

In diesem Moment kam das Licht direkt auf Lhui zu. Ein kurzes Stöhnen war zu hören. Das Licht verwandelte sich in ein dünnes Seil und schoß zwischen Lhiu und der Wand mitten ins Schlafzimmer hinein. Fast im selben Moment, da er mit ansah, wie Lhiu zu Boden fiel, als würde sie in sich zusammenbrechen, wurde Denzel vom Licht nach hinten geschleudert und verlor das Bewußtsein.

Teil 1: Denzels Geschichte 1-3

Ich habe keine Ahnung, wie lange ich bewußtlos war. Als ich wieder zu mir kam, war das Innere der Wohnung völlig durcheinander. Lhui lag ebenfalls am Boden. Als ich ihren Namen rief, öffnete sie ein bißchen die Augen, und flüsterte leise, daß sie froh war, daß es mir gut ging. Sie meinte, sie wolle meine Hand halten, also habe ich sie ihr gegeben. Sie hat sie gedrückt, aber sie hatte kaum noch Kraft. Lhui meinte, daß die Hand ihres Sohnes viel zu groß war und sie sie deswegen nicht mehr halten konnte. In dem Moment war ich froh, daß ich noch ein Kind war. Dann fragte sie mich, wie es draußen aussehen würde. Zwar hatte ich Angst davor, aber ich bin schließlich nach draußen gegangen. Es war Morgen. Auch die Umgebung war genauso verwüstet, wie das Innere unseres Hauses.”
 

Denzel senkte den Kopf als er mit seiner Geschichte fortfuhr, während Reeve mit geschlossenen Augen zuhörte.
 

* * * * * * * * *
 

Nachdem er nach draußen getreten war, wandte sich Denzel um und betrachtete Lhuis Haus. Die Fenster hatten ihr Glas verloren. Wenn er sich in der Umgebung umsah, bemerkte er, daß auch die Fenster der anderen Häuser zerbrochen waren. Es gab Häuser, von denen das Dach fehlte oder solche, die ganze Löcher in den Wänden aufwiesen. Schließlich war es überall dasselbe. Auch wenn er nicht verletzt wurde, ging es ihm genauso, dachte Denzel und wurde wütend über sich selbst.
 

Obwohl Lhui bei dem Versuch, Denzel zu beschützen, etwas Schreckliches widerfahren war, gab er vor, nichts mit der Sache zu tun zu haben…
 

Als er zurück ins Haus ging, schien Lhui zu schlafen. Sie sah so friedlich aus. In Sorge versuchte er, sie bei den Schultern zu rütteln.
 

„Lhui!”
 

Er versuchte es diesmal stärker.
 

Ein Faden schwarzer Flüssigkeit floß aus Lhuis Mundwinkeln. Denzel, der es für ein Zeichen des Todes hielt, wischte ihn hastig ab, doch auch aus ihren Haaren kam das schwarze Etwas herausgeflossen. Denzel wurde übel. Von Furcht getrieben stürzte er aus dem Haus.
 

„Papa! Mama! Helft mir!” Denzel schrie mit alle seiner Stimme.
 

Ohne Unterlaß schrie er nach allen Namen, die er kannte. Danach konnte er nur noch weinen.
 

„Hey, nicht weinen!” Irgendjemand packte ihn mit einer großen Hand unsanft am Kopf und wandte seinen Blick nach oben. Ein großer Mann mit pechschwarzem Schnurrbart stand neben ihm. Hinter dem Mann stand ein kleiner Lastwagen, auf dessen Ladefläche an die zehn Männer und Frauen saßen.
 

„Warum bist du hier? Die haben doch im Fernsehen gesagt, alle sollten in die Slums fliehen!”
 

Denzel befürchtete, von dem Fremden gescholten zu werden, sollte er keine anständige Antwort geben. Unter Schluckauf sagte er: „Wir haben kein Fernsehen geschaut.”
 

„Schon wieder! Lauter Leute, die entweder behaupten, sie hätten von nichts gewußt, oder die dachten, alles würde schon in Ordnung gehen.”
 

Die Leute auf dem Truck schauten peinlich berührt drein.
 

„Was ist mit deiner Familie?”
 

„Lhui ist im Haus.”
 

* * * * * * * * *
 

„Der Mann hieß Gaskin. Er hat Lhui für mich im hinteren Garten beerdigt. Auch die Leute vom Lastwagen haben dabei geholfen. Wir haben das Buch ihres Sohnes und ihre Nähsachen mit ihr begraben. Alle haben sich so gewundert, weil im Garten schon so viel Erde aufgeschüttet war. Sie haben gemeint, daß man normalerweise überall nur die Plattform als Boden hat.”
 

„Hat sie etwas vorgehabt, Gemüse anzubauen? Ich meine, viele alte Leute, die ursprünglich vom Land kommen, tun so etwas…”
 

„…ich glaube, es sollten Blumen werden”, antwortete Denzel, während er sein Taschentuch mit dem Blumenmuster betrachtete.
 

„Das Innere vom Haus war voll mit Blumenmustern und sie hatte ja auch viele unechte Blumen. Aber ich glaube, in Wirklichkeit wollte sie richtige Blumen haben. Ihr Sohn hat bei ShinRa gearbeitet, weswegen sie in Midgar wohnte, aber in Wirklichkeit wollte sie einen richtigen Boden unter den Füßen, wo sie Blumen und… oh, tut mir leid… Ich schweife vom Thema ab.”
 

Reeve nickte verständnisvoll und hörte weiter zu.
 

* * * * * * * * *
 

Schließlich kam der Wagen mit Denzel und den anderen bei dem Bahnhof zu den Slums an.
 

„Die Züge fahren nicht. Rechne erst gar nicht damit, daß die irgendwann wieder repariert werden. Aber zum Glück führen die Gleise noch bis nach ganz unten. Wenn man die entlang läuft, kommt man bis runter zum Boden”, meinte Gaskin.
 

„Ist es in Midgar gefährlich?”, fragte Irgendjemand.
 

„Hm, das weiß ich nicht. Aber es ist wohl sicherer, erst mal runter zu gehen.”
 

Dann wandte er sich an Denzel und meinte: “Paß auf, daß du nicht ausrutschst! Da ist nicht viel Platz zum gehen. Es wird dir nichts anderes übrig bleiben, als auf dich selbst aufzupassen und es selbst irgendwie runter zu schaffen.” Dann wendete er seinen Lastwagen um 180 Grad und fuhr zurück in die Stadt.
 

Der Bahnhof war voll mit wartenden Leuten. Das weiße Licht hatte in ganz Midgar bleibende Spuren hinterlassen. Alle Menschen, deren Heime zerstört waren oder die dachten, daß die Stadt vielleicht komplett zerstört werden würde, kamen hierher geflohen. Es gab jedoch auch viele Leute, die zögerten, die Gleise zum Boden hinunter zu gehen.
 

Keine Stimmen waren zu hören, die sich darüber freuten, daß Meteor verschwunden war. Stattdessen wurden Stimmen laut, die sich beschwerten, daß die Fluchtratschläge nicht gründlich ausgearbeitet waren. Denzel war froh, daß sein Vater in diesem Augenblick nicht hier war. Er versuchte sich einen Weg durch die Menschenmenge zu bahnen und zum Bahnsteig zu gelangen, wo er sich in den Strom aus Menschen, der anfing, die Gleise hinab zu gehen, einfügte. Er wußte zwar nicht, was am anderen Ende auf ihn warten würde, aber da Gaskin der einzige gewesen war, der ihm einen Weg gewiesen hatte, war es für ihn nur natürlich, sich nach seinen Worten zu richten.
 

Durch die Lücke zwischen den auf den Eisenpfeilern gelegten Schienen und Holzquerbalken konnte man bis ganz nach unten zum Grund schauen. Es war eine Höhe bei der man – sollte man fallen – auf keinen Fall überleben würde, deswegen gab sich Denzel sehr viel Mühe beim Hinuntergehen. Der spiralförmige Weg, der abwärts zum Außenteil Midgars führte, war nervenzehrend lang, doch das einzige, an das Denzel dachte, war sich darauf zu konzentrieren nicht auszurutschen.
 

Plötzlich jedoch kam der Menschenzug zum Halt, ganz so, als habe sich ein Stau ereignet. Als Denzel sich durch die Menschenmenge vor sich bahnte, sah er einen ungefähr drei Jahre alten Jungen, der an einem gefährlich unstabil aussehenden Ort saß und zwischen den Schienen und den Querbalken die Beine baumeln ließ. Es wäre eine Erleichterung, wenn wirklich nur dieser kleine Junge Grund für den Stau war.
 

„Wo ist deine Mama?”, meinte jemand an den Jungen gewandt.
 

Das Kind fing plötzlich an, weinend nach seiner Mutter zu schreien und versuchte, in den Abgrund vor sich hinunter zu schauen. Als er kurz davor war, die Balance zu verlieren und zu stürzen, lief Denzel schnell zu ihm und packte ihn am Arm. Ein Stöhnen ging durch die Menge und jemand sagte: “Hey warte, das Kind hat’s schon erwischt!”
 

„Faß ihn nicht an. Du steckst dich nur an.”
 

Denzel wußte nicht, was die Leute von ihm wollten.
 

„Hey ihr da! Macht den Weg frei!” rief jemand wütend von hinten.
 

Denzel wollte sich der barschen Aufforderung widersetzen und hob den Kopf, doch er wußte nicht, wem die Stimme gehörte. Ihm blieb keine Wahl. Eine Hand um die Hüfte des kleinen Jungen gelegt, schleppte er ihn mit sich auf eine der Stahlplatten, die Pfeiler und Gleise stabilisierten. Er fragte sich, warum keiner ihm dabei half, doch er erkannte sofort den Grund dafür. Der Rücken des Kindes war klebrig naß und schwarz gefärbt. Da sie den Weg freigegeben hatten, fingen die Leute an weiter zu laufen. Weinend schluchzte der kleine Junge immer wieder nach seiner Mama und daß es so weh täte.
 

Denzel mußte an die Worte denken, die Irgendjemand zuvor an ihn gerichtet hatte. Du steckst dich nur an! Ihm war zum Heulen zumute. Und er wurde wütend auf den Jungen. Aber dann erinnerte er sich sofort an Lhui. Lhui, die immer so freundlich zu ihm gewesen war. Und daran, wie er sich davor geekelt hatte, als aus ihrem Körper die schwarze Flüssigkeit ausgetreten war. Wie er es mit der Angst zu tun bekommen hatte und davon gelaufen war. Sein Herz wurde ihm von Schuldgefühlen schwer.
 

Deswegen würde er sich um den Jungen kümmern und somit seine Schuldgefühle begleichen. Er wollte, daß Lhui ihm vergab. Neben dem Jungen kauernd fragte er: „Wo tut es denn weh?”
 

„Hinten… tut weh.”
 

„Dein Rücken tut weh?”
 

„Ja.”
 

Denzel legte dem Jungen vorsichtig die Hand auf den Rücken. Wenn er Bauchweh hatte und seine Mutter ihm darüber streichelte, verschwand der Schmerz. Es war auch das Gleiche, wenn er sich irgendwo weh tat. Vielleicht konnte er auch die Magie seiner Mutter wirken.
 

Denzel beschloß, die schwarze und klebrige Flüssigkeit zu ignorieren und fing an, den Rücken des Jungen zu streicheln. Schon bald hatte der Junge den Schmerz vergessen und war eingeschlafen.
 

Drei Stunden vergingen. Vielleicht auch noch länger, während Denzel dem Jungen mit Pausen über den Rücken strich. Die Leute beachteten die beiden nicht und gingen weiter die Gleise hinunter.
 

„Er liegt bereits im Sterben…”
 

Als er den Kopf hob, stand eine Frau mit müdem Gesicht vor ihm. In einem Arm wiegte sie ein Baby vor der Brust, bei der anderen Hand hielt sie ein Mädchen, ungefähr im gleichen Alter wie Denzel.
 

„Dein Hemd sieht aus wie von einem Mädchen. Echt komisch. Mama, Mama, laß uns schnell gehen!” meinte das kleine Mädchen.
 

Die Frau, die von dem Mädchen Mama genannt wurde, zog ihrer Tochter wortlos die blaue Jacke aus und streckte sie Denzel entgegen.
 

„Leg ihm das über.”
 

Das Mädchen wirkte erleichtert, hatte man ihm doch drei Kleiderlagen übereinander angezogen, unter denen stark schwitzte.
 

„Ich gebe sie dir. Ist von meiner Schwester und mir zu groß”, meinte das Mädchen, obwohl die Jacke nicht danach aussah.
 

Denzel betrachtete den Jungen, der an seiner Seite zusammengerollt schlief. Er konnte seinen Atem nicht hören.
 

Mit einem Mal wich alle Kraft aus Denzels Körper. Das Mädchen bekam von ihrer Mutter die Jacke und bedeckte damit schnell den Jungen, der darunter vollkommend verschwand.
 

„Wie meine große Schwester”, meinte das Mädchen.
 

„Danke.” Allein das zu sagen, forderte Denzel alle Kraft die er aufbieten konnte.
 

Die Mutter des Mädchens war bereits weitergegangen und das Mädchen folgte ihr nach. Als seine Hand nach der seiner Mutter suchte, sah Denzel, daß die Hände der beiden pechschwarz waren.
 

In Gedanken versunken betrachtete er die Tasche mit dem Chocobo auf dem Rücken des Mädchens. Würden sie alle unter Tränen und vor Schmerz schluchzend sterben, während die klebrig schwarze Flüssigkeit überall aus ihrem Körper rann? Wenn sich die Krankheit ausbreitete, würden dann alle sterben?
 

* * * * * * * * *
 

„Damals wußte ich ja noch nichts vom Geostigma. Daß Menschen, die mit dem Lebensstrom in Berührung kamen, die schwarze Masse aus dem Körper absondern und daran sterben. Es gab Leute, die meinten, die Krankheit würde sich durch Hautkontakt übertragen. Aber in Wahrheit sind ja die mit dem Lebensstrom vermischten Gedanken von Jenova… nein, auch wenn ich es jetzt weiß, ändert es nichts.”
 

„Das ist leider wahr. Besonders für die Kinder.”
 

„Ja.”
 

„Ich habe mir auf den Gleisen etwas gedacht. Daß ich erwachsen werden möchte. Damit es weniger Dinge gibt, die man nicht versteht auch wenn man drüber nachdenkt.”
 

* * * * * * * * *
 

Denzel sah sich abwesend die geflohenen Leute an, die beim Bahnhof in den Slums ankamen. Einer nach dem anderen kamen sie unaufhörlich von der oberen Schicht Midgars herunter, liefen immer weiter, als glaubten sie ihr Ende sei gekommen, sollten sie irgendwann stehen bleiben. Er dachte daran, daß er ihrem Beispiel besser folgen sollte, doch er wollte auch nicht die Hoffnung aufgeben, eventuell ein bekanntes Gesicht zu sehen, wenn er hier bliebe. Was den unentschlossenen Denzel schließlich zu einer Entscheidung brachte, war das kaum erträgliche Hungergefühl.
 

Als er auf der Suche nach etwas Eßbarem die Umgebung des Bahnhofs durchstreifte, sah er, wie an einem etwas weiter abgelegenen Ort einiges an Gepäck auf einem Haufen aufgestapelt lag. Noch weiter vorne sah man zahlreiche Männer, die mit irgendeiner Arbeit beschäftigt waren. Anscheinend gruben sie ein Loch. Als ein fauler Geruch vom Wind in Denzels Richtung getragen wurde und er einen Mann mit einer Frau auf den Schultern herkommen und sie vorsichtig in das Loch hineinlegen sah, verstand er, daß es sich bei dem Loch um ein provisorisch angelegtes Grab handelte. Hastig wollte er den Ort verlassen, als er plötzlich auf dem Haufen von Gepäck eine Tasche entdeckte, die er sofort erkannte. Die Tasche mit dem Chocobo. Von einem unergründlichen Impuls getrieben, nahm er die Tasche in die Hand und sah hinein. Kekse und Schokolade. Denzel mußte an das kleine Mädchen zurückdenken, dem die Sachen gehörten. Das Mädchen gab es nicht mehr…
 

„Iß es.” Die Stimme gehörte Gaskin. Genau der Mensch, den Denzel insgeheim wieder zu sehen gehofft hatte.
 

„Hast du Angst, du würdest dich anstecken? Das ist nur ein Gerücht. Vielleicht ist es auch wahr, aber zurzeit ist es nur ein Gerücht. Und außerdem, wenn du nichts ißt, wirst du auch sterben. Also wenn du sowieso sterben wirst, ist es doch besser mit vollem Magen drauf zu gehen, oder?” Mit diesen Worten griff er in die Tasche, holte einen Keks heraus und aß ihn.
 

„Lecker. Die kann man noch essen. Wenn du sie hier liegen läßt, verfaulen die bloß. Das wäre viel zu schade, also iß.”
 

Auch Denzel aß einen der angenehm süßen Kekse. Sein Gesicht der Tasche zugewandt, murmelte er: „Danke.”
 

Gaskin fuhr ihm wirr über den Kopf.
 

Er war zwar ein ganz anderer Typ als sein Vater, doch die Art und Weise, wie er ihm über den Kopf fuhr war die gleiche. Von da an lebte Denzel fast ein Jahr lang an jenem Ort. Seine erste Arbeit bestand darin, Eßbares aus dem Haufen von Gepäck zu suchen.
 

Schon bald fand er auch Freunde. Alle waren Kinder, die ihre Eltern verloren hatten. Auch die Freunde von Gaskin nahmen zu. Gaskin redete von ihnen als Dummköpfe, die schlechte Denker seien und erst dann zufrieden wären, wenn sie ihren Körper einsetzen konnten. Es war die Truppe von Männern, die als erste damit begonnen hatte, die Leichen zu beerdigen. Denzel ertappte sich manchmal dabei, wie er lachte. Es kam ihm manchmal sogar so vor, als würde er wieder der alte werden.
 

Nach ungefähr zwei Wochen jedoch nahm die Zahl der Flüchtlinge aus Midgar ab und ebenso die Zahl der Leute, die vor Erschöpfung am Bahnhof zusammenbrachen. Die Arbeit von Gaskin und den anderen an jenem Ort ging ihrem Ende entgegen. Denzel verbrachte Nächte, in denen er vor lauter Ungewißheit vor der Zukunft nicht schlafen konnte.
 

Eines Tages lief ein einzelner Mann in der Gegend umher, als sei er auf der Suche nach etwas bestimmtem. Schließlich kam er auf Denzel und seine Freunde zu und meinte: „Ich brauche Stahlröhren. Je mehr desto besser.”
 

Denzel und die anderen suchten also Stahlröhren. In den Trümmern von Sektor 7 konnten sie einige finden, worauf der Mann sich bei ihnen bedankte und dahin zurückkehrte, wo er hergekommen war.
 

Der Mann kam unzählige Male wieder. Ab dem dritten Mal brachte er Freunde mit, die genau wie er etwas suchten. Man hatte damit angefangen, am Ostrand Midgars eine neue Stadt zu errichten und dafür brauchte man Materialien. Schließlich kam man überein, daß die Kinder als Gegenleistung für ihre gesuchten Gegenstände Essen erhielten.
 

Denzel und seine Truppe nannten sich fortan den “Sektor 7 Suchtrupp”. Aufträge bekamen sie viele. Stolz darauf, daß sie wie Erwachsene arbeiten und lebten, verbrachten sie spaßige Tage. Zwar gab es auch Nächte in denen ihnen bei dem Gedanken an ihre Eltern die Tränen kamen, doch unterstützten sich die Freunde gegenseitig. In jenen Tagen kam auch das Wort Schicksalsgefährtengruppe auf. Jedoch war ihr Schicksal nicht so stark miteinander verknüpft wie sie dachten.
 

Eines Morgens versammelte Gaskin seine Freunde – das heißt die Erwachsenen und Kinder des Suchtrupps – und verkündete, daß sie alle zusammen umziehen würden, um am Bau der neuen Stadt teilzunehmen. Als alle sich einig waren, zu gehen, fragte eines der Kinder, das gesehen hatte, wie Gaskin sich einige Male mitten in seiner Rede über die Brust gestrichen hatte:
 

„Gaskin, geht es dir nicht gut?”
 

„Ein kleines bißchen…”
 

Als Gaskin den Knopf seiner Jacke öffnete, war sein Hemd schwarz durchnäßt.
 

* * * * * * * * *
 

„Gaskin ist einen Monat später gestorben. Wir haben ihn alle an einem besonderen Ort begraben. Irgendwie sterben alle guten Menschen…”
 

Auf Denzels Worte hin nickte Reeve. Denzel nahm einen Schluck Kaffee. Es war ein absolut bitteres Getränk, das er überhaupt nicht mochte, doch er entschloß sich in jenem Moment, sich schnell daran zu gewöhnen.

Teil 1: Denzels Geschichte 1-4 Ende

Während die Erwachsenen nach und nach weggingen, blieben ungefähr zwanzig Kinder als Sektor 7-Suchtrupp zurück. Denzel wußte, daß man die neue Stadt Edge nannte und sie sich rasch vergrößerte. Er wußte auch, daß man dort Einrichtungen für Waisen gebaut hatte. Er und seine Freunde jedoch halfen bei dem Bau der Stadt und lebten ohne sich auf Erwachsene zu verlassen. Es war, als hätten sie keinen Grund, jenen Ort zu verlassen. Einige meinten auch, daß es uncool wäre als Waise bezeichnet und beschützt zu werden.
 

Der Stadtbau jedoch erreichte schon bald eine neue Stufe, die wenig mit der Selbstgefälligkeit der Kinder zu tun hatte. Nun standen Arbeiten im Mittelpunkt, die von großen Maschinen erledigt wurden, die man aus den unterschiedlichsten Gegenden herbrachte. In der Zeit, in der Denzel und seine Freunde mit vereinten Kräften gerade einmal ein einziges kurzes Stahlteil herbeischleppten, hatte einer der großen Kräne bereits ein ganzes fertiges Haus herbeigetragen. Nach und nach verlor der Suchtrupp an Mitgliedern. Als Denzel eines Tages seine Kameraden zählte, waren – ihn eingeschlossen – gerade einmal sechs Leute übrig geblieben. Alle hatten Hunger. Schließlich meinte auch das letzte Mädchen, sie würde ebenfalls nach Edge gehen.
 

* * * * * * * * *
 

Denzel kicherte.
 

„Was ist?”, meinte Reeve und sah ihn fragend an.
 

„Ich hab das Mädchen nicht gemocht. Obwohl Männer sagen, daß Frauen nur ein Klotz am Bein sind, wollten alle unbedingt in die gleiche Gruppe wie sie. Seit unsere Zahl unter Zehn gesunken war, war die Arbeit ja sowieso schwer zu erledigen.”
 

Auch Reeve lachte.
 

„Aber jetzt versteh ich es. Damals – wie soll ich sagen – war ich wieder so weit, daß ich mich um alltägliche Dinge sorgte und mich darüber aufregen konnte.”
 

„Da kannst du dich bei dem Mädchen bedanken.”
 

„Sie… lebt nicht mehr.”
 

* * * * * * * * *
 

Als er eines Tages aufwachte, mußte Denzel feststellen, daß die Zahl des Suchtrupps auf ihn und einen Jungen namens Rikks geschrumpft war.
 

„Also, ab jetzt heißt es vor allem Schrauben und Glühbirnen suchen gehen”, meinte Denzel lachend.
 

„Das wird uns aber nicht viel einbringen”, antwortete Rikks ebenfalls feixend.
 

„Ich geh mal Frühstück kaufen. Und uns dabei gleich auch Arbeit suchen.”
 

„Dann warte mal kurz.” Rikks ging zum Geheimversteck ihrer Sparbüchse und hob den Deckel hoch. „Mist, Denzel! Wir sind fast pleite!” In der Sparbüchse war nur noch so wenig Geld übrig, daß sie sich nicht einmal eine Scheibe Brot davon hätten kaufen können.
 

Die beiden saßen eine Weile schweigend nebeneinander. Rikks war derjenige, der als erster sprach.
 

„Jetzt bleibt uns nichts mehr anderes übrig als in Edge zu leben. Sie sagen, man bekommt dort umsonst zu essen.”
 

„Dann haben wir verloren.”
 

„Ja, scheint so. Aber ich möchte ja nicht vor Hunger sterben.”
 

Plötzlich erinnerte sich Denzel an die Worte seines Vaters.
 

„Wir können Ratten fangen und sie essen!”
 

„Ratten?”
 

„Ja, man sagt, daß die Leute in den Slums arm sind und deswegen Ratten essen. Schmutzige, graue Ratten. Wir sind hier ja in den Slums und wir sind arm.”
 

„Ist das dein Ernst?”
 

„Ja, ich werde Ratten essen! Ich werde ein echtes Kind der Slums!”
 

Rikks stand langsam auf und klopfte sein staubiges Hemd und die Hosen aus. Auch Denzel stand auf und betrachtete die Umgebung.
 

„Da drüben gibt es einen Speer.”
 

„Dann mach’s doch allein. Ich bin seit meiner Geburt ein Kind der Slums.” Als Denzel seinen Fehler bemerkte, versuchte er ihn wieder auszubügeln.
 

„Das… wußte ich nicht.”
 

„Und was wäre gewesen, wenn du’s gewußt hättest? Wären wir dann keine Freunde geworden?”
 

„Das stimmt nicht!”
 

„Keine Ahnung. Du bist ja so ein verwöhntes Kind von oberhalb der Plattform.”
 

„Rikks…”
 

„Merk dir eins: Die Ratten von hier sind wegen eurem Abwasser mit schrecklichen Bakterien verseucht. Niemand auf der Welt würde so was essen!”
 

Mit diesen Worten ging Rikks fort.
 

* * * * * * * * *
 

Denzel seufzte.
 

„Ich bin ihm nicht hinterhergelaufen. Ich habe mir gedacht, er würde mir sowieso nicht verzeihen…”
 

„Warum das denn?”
 

„Weil ich wirklich ein Kind von der Plattform war. In der Nähe des Bahnhofes oder in der trümmerübersäten Umgebung von Sektor 7 zu leben, war kein Problem für mich, weil ich mich schon daran gewöhnt hatte. Aber ich wollte auf keinen Fall in andere Gegenden der Slums. Ich glaube, ein Grund warum ich nicht nach Edge gehen wollte war der, daß ich dachte, dort wäre es auch so wie in den Slums – ein schmutziger, armer Ort.”
 

„Was wurde aus Rikks?”
 

„Ihm geht es gut… auch wenn er noch immer nicht wieder mit mir redet.”
 

„Dann ist ja gut. Du hast immer noch die Chance, eure Freundschaft zu retten.”
 

* * * * * * * * *
 

Denzel spitzte das eine Ende eines weggeworfenen Stockes zu einer Art Lanze und ging damit auf Rattenjagd. Er hatte vor, sie zu fangen und zu essen. Papa. Die Menschen aus den Slums machen so etwas nicht, daß sie Ratten essen. Aber er würde es tun. Er hatte schließlich weder Geld noch Arbeit und jener Ort war noch schlimmer als die Slums. Er war ein Kind von Sektor 7 und konnte hier unmöglich groß werden…
 

Ein Waise zu sein, nahm Denzel den Lebenswillen. Es war die gleiche Situation wie damals, als Sektor 7 eingestürzt war, doch was nun anders war, war die Tatsache, daß Denzel dachte, er würde wohl von nun an nie wieder Leuten wie seinen Eltern, Arkham, Lhui, Gaskin oder dem Suchtrupp begegnen, die ihn unterstützten. Er fühlte sich, als würde er nie wieder lachen können. Und in einem Leben ohne Lachen lag kein Sinn. Das hatte seine Mutter immer gesagt – und wohl recht damit behalten. Die schrecklich mit Bakterien verseuchten Ratten würden ihm schlußendlich helfen.
 

* * * * * * * * *
 

„Ajajaj!” Ehe man sich versah, hatte Johnny – der die ganze Zeit der Geschichte am Rande gelauscht hatte – seine Stimme erhoben.
 

„Damals hab ich so gedacht. Aber ich habe mich geirrt. Deswegen bin ich heute noch hier.”
 

„Hm, ach so.”
 

„Weil ich eine Begegnung hatte, die mir sehr geholfen hat.”
 

„Und es dir zu jener Zeit so schlecht wie nie zuvor ging.”
 

* * * * * * * * *
 

Ratten gab es nirgends. Bei seiner ziellosen Suche gelangte Denzel schließlich bis in die Slums von Sektor 5. Dort gab es eine alte, eingestürzte Kirche, vor deren Türflügeln ein Motorrad abgestellt war. So ein Modell hatte er vorher noch nie gesehen. Was seine Aufmerksamkeit jedoch noch mehr anzog, war das Handy, das vom Lenkrad baumelte.
 

Ein Lächeln legte sich auf Denzels Lippen. Er würde es sich nur ganz kurz mal ausborgen. Würde sicher spaßig sein, wenn jemand am anderen Ende ran ginge. Also ging er auf das Motorrad zu und nahm das Handy in die Hand. Während er seine eigene Nummer von zu Hause wählte, stellte er sich vor, wie ihr Telefon in den Trümmern von Sektor 7 klingelte.
 

„Alle Telefonleitungen nach Sektor 7 sind zurzeit leider außer Betrieb.”
 

Während der Arbeit des Suchtrupps hatte er oft nach seinen Eltern gesucht, doch er hatte sie nie wiedergefunden. Vielleicht lagen sie auch unter großen Trümmerstücken begraben. Auf jeden Fall glaubte er nicht mehr, daß sie noch irgendwo am Leben waren.
 

„Alle Telefonleitungen nach Sektor 7 sind zurzeit leider außer Betrieb.”
 

Denzel sah mit dem Handy am Ohr nach oben, wo er die Unterseite der Platte von Sektor 1 sehen konnte. Es kam ihm plötzlich in den Sinn, daß Lhui ja auf der Oberseite der Platte schlief. Er befand sich unterhalb ihres Grabes. Deswegen also fühlte er sich so unendlich einsam…
 

„Alle Telefonleitungen nach Sektor 7 sind zurzeit leider außer Betrieb.”
 

Er legte auf. Zwar war ihm danach, das Handy auf den Boden zu schleudern, doch er hielt sich im letzten Moment zurück. Er würde es sich noch einmal ausleihen. Er versuchte, sich die Telefonnummer von Lhuis Wohnung in Erinnerung zu rufen, doch er konnte sich nicht im Geringsten daran erinnern. Dann sah er sich die Wahlwiederholung des Telefons an. Er würde versuchen, die zuletzt gewählte Nummer anzurufen. Der Klingelton ertönte. Sofort nahm jemand am anderen Ende ab.
 

„Cloud, es ist so selten, daß du mich anrufst. Ist irgendwas passiert?”
 

Denzel hörte der Frauenstimme wortlos zu.
 

„Cloud?”
 

„Nein…”
 

„Wer ist dann dran? Da ist doch Clouds Telefon?”
 

„Keine Ahnung.”
 

„Wer bist du?”
 

„Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, was ich tun soll.” Seine Stimme fing an zu zittern.
 

„…weinst du etwa?”
 

Er fühlte, wie ihm die Tränen über die Wangen liefen. Als er die Augen schloß, um sie abzuwischen, fühlte er einen stechenden Schmerz in der Stirn. Sein ganzer Körper versteifte sich so vor Schmerz, daß ihm das Telefon aus der Hand fiel. Am Boden kauernd hielt er sich die Stirn. In seiner Handfläche fühlte er eine klebrige Flüssigkeit. Er wollte lauthals von sich schreien, daß er noch nicht sterben wollte! Doch der Schmerz ließ es nicht zu und so konnte er nur in seinem Herzen darum beten. Beten, daß es nicht schwarz wäre. Daß es nicht schwarz wäre. Den pochenden Schmerz ertragend, öffnete er die Augen.
 

Seine Hand war pechschwarz.
 

* * * * * * * * *
 

„Was danach passiert ist, weiß ich nicht mehr. Als ich wieder zu mir kam, lag ich in einem Bett und Tifa und Marlene sahen mich an. Und was dann geschah… wissen Sie ja.”
 

„Hm.”
 

„Ich lebe dank vieler Leute. Dank meiner Eltern, Lhui, Gaskin und meiner Freunde aus dem Suchtrupp. Dank Leuten, die noch leben, Leuten, die gestorben sind, dank Tifa, Cloud, Marlene und…”
 

Reeve nickte zum Zeichen, daß er verstanden hatte.
 

„Ich möchte das gleiche für andere Menschen tun. Jetzt bin ich an der Reihe, andere zu beschützen.”
 

Reeve schwieg.
 

„Bitte nehmen Sie mich bei sich auf”, meinte Denzel nun vehement.
 

„Das geht nicht! Nein, nein, nein!” rief Johnny.
 

„Halten Sie die Klappe!”
 

„Aber du bist noch ein Kind!”
 

„Das ist egal!”
 

„Nein”, meinte Reeve schließlich. „Um die Wahrheit zu sagen… nimmt die WRO keine Kinder mehr auf.”
 

„Was sagen Sie?”
 

„Wäre es dann nicht besser gewesen, mein Angebot gleich abzulehnen?”, fragte Denzel mißmutig.
 

„Nein. Ich habe es gerade eben beschlossen. Als ich deine Geschichte hörte. Es gibt Dinge, die können nur Kinder tun. Und ich möchte, daß du genau das tust.”
 

„Und was?”
 

„Rufe die Kraft der Erwachsenen wach.”
 

Denzel wartete auf eine weitere Erklärung, doch Reeve stand auf, als wäre seine Rede damit beendet.
 

„Und, noch etwas…”
 

Denzel starrte Reeve mit erwartungsvollen Augen an.
 

„Danke, daß du dich so gut um meine Mutter gekümmert hast.”
 

Reeve zog aus der Gesäßtasche seiner Hose ein Taschentuch und schüttelte es kurz vor sich. Der flatternde Stoff war bedeckt mit kleinen Blumenmustern.
 

Nachdem Reeve gegangen war, fing Johnny an, den Tisch abzuräumen. Denzel betrachtete sein eigenes Taschentuch auf der Tischplatte.
 

„Also hör mal…” Johnny hielt unvermittelt inne. „Wenn du unbedingt kämpfen willst, dann kannst du das doch jederzeit. Dafür brauchst du nicht unbedingt die WRO. Warum willst du da unbedingt rein?”
 

„Cloud…”
 

„Was ist mit ihm?”
 

„Er ist stark, weil er schon von klein auf in der Armee war. Ich möchte auch stark werden.”
 

„Ich glaube… die Zeiten ändern sich.”
 

„Und wie?”
 

„Hm, anstelle von schwerterschwingenden Männern braucht es vielmehr Leute, die anderen den Schmerz nehmen. Wir befinden uns in einer Zeit, in der vielmehr solche Männer gebraucht werden.”
 

„Das heißt nicht, daß es sie nicht schon gibt”, antwortete Denzel Johnny kalt und erinnerte sich an die vielen Leute, die ihm einst geholfen hatten. An die Männer, Frauen, Erwachsene und Kinder, die ihm einst so hilfreich mit starker Hand zur Seite gestanden hatten.
 

~ Ende von Denzels Geschichte ~



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