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On The Way To A Smile

Final Fantasy VII
von

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Teil 1: Denzels Geschichte 1-1

Midgar besaß einst zwei Gesichter. Eine aus Stahl konstruierte Stadt der oberen, wohlhabenden Schicht, eine

Plattform, die durch Pfeiler weit oberhalb der Erde getragen wurde. Und die chaotischen, doch voller

Leben steckenden Slums, zu deren Boden aufgrund der Plattform keine Sonnenstrahlen dringen konnten. Man

glaubte, dass dieser von dem einzigen großen Unternehmen ShinRa Inc. erzeugte Anblick von Glorie und Schatten

auf immer fortbestehen würde.

Vor 4 Jahren, als der Lebensstrom aus der Erde hervorquoll, glaubten viele Bürger, dass Midgar in sich zusammenstürzen

würde. Auch wenn sie mit den nur wenigen Habseligkeiten, die sie tragen konnten, aus der Stadt

geflohen

waren, konnten sie sich dennoch nicht von dieser Stadt aus Stahl trennen. Vielleicht dachten sie auch,

dass wenn dieses Gebilde von Stolz und menschlichem Mut in ihrer Nähe stand, sie erneut jenen Traum von Wohlgedeihen

leben konnten. Bald entstand eine Stadt, die man den „Rand“ nannte, eine Stadt, die sich um das alte

Midgar drängte.

Die Hauptstraße des Randes wurde der Ausgangspunkt für die Grenzlinie zwischen Midgars Sektor 3 und 4 und

erstreckte sich in ihrer Verlängerung bis weit in den Osten. Die Stadt selbst weitete sich – mit der Haupstraße in

ihrer Mitte – nach Norden und Süden aus. Von weitem betrachtet, war es eine glänzende Stadt, doch die Gebäude

waren fast ausschließlich aus den Trümmern des einstigen Midgar gebaut. Es war eine Stadt mit dem Geruch von

Stahl und Rost.

Johnny betrieb ein Café am Rande der Hauptstraße. Es war ein einfacher Laden. Ein paar Tische und Stühle

waren

auf freien Flächen hingestellt; auf einer winzige Kochfläche konnte man einfache Gerichte zubereiten. Der

Name des Cafés lautete Johnnys Himmel. Ein Name, der sich auf das einst in den Slums von Sektor 7 betriebene

Restaurant „Siebter Himmel“ bezog und demnach Glück bringen sollte (Johnny war einmal in die dortige Ladenbesitzerin

Tifa verliebt gewesen). Weil sie den Laden beim Einsturz von Sektor 7 verloren hatte, hatte sie wenige

Monate später einen neuen „Siebten Himmel“ im Rand eröffnet. Damals war Johnny, der zur Gruppe jener gehörte,

die ihren weiteren Lebensweg noch nicht festgelegt hatten, tief beeindruckt von Tifas Lebenswillen. Obwohl sie

zuvor

seine Liebe nicht erwidert hatte, wurde sie für ihn unwillkürlich zu einer Art Mentor. Er wollte ebenso wie

sie leben. Aber wie? Ja, er würde auch ein Geschäft eröffnen. Verlorenen Leuten neue Hoffnung geben. Das war

der Beginn von „Johnnys Himmel“. Die Leute, die in sein Geschäft kamen, durften sich nun die Geschichte über die

wundersame Verwandlung Johnnys unzählige Male anhören. Folglich kamen immer mehr Leute in den Siebten

Himmel, die Tifa einmal mit ihren eigenen Augen sehen wollten – und wurden dort zu Stammkunden. Ohne dies

zu wissen, wartete Johnny nun sechs Tage in der Woche meist vergeblich auf Kunden, denen er seine Geschichte

von Liebe und Hoffnung erzählen konnte.

Ein Kunde!

Es war noch ein Kind. Seltsam, ein Kinder allein hier zu sehen... Hey, war das nicht Denzel? Für Johnny war

Denzel ein besonderer Junge. Er gehörte zur Familie seines Mentors Tifa. Er würde ihm einen besonders guten

Service bieten.

„Herzlich willkommen, Denzel!“, meinte Johnny und senkte seinen Kopf besonders tief. Doch Denzel warf ihm

nur einen flüchtigen Blick zu und setzte sich dann an den am weitesten von der Arbeitsfläche entfernten Tisch.

„Komm ruhig näher her!“

„Nein, ich treffe mich mit jemandem.“

Er traf sich mit jemandem? Ein Date obwohl er noch so jung war? Nun, egal. Johnny würde auf ihn Acht geben.

Alles im Service mit inbegriffen. Denzel war schließlich jemand besonderes.

„Ein Date? Na dann viel Glück!“

„Einen Kaffee.“

Denzel sah ihn nicht an? Ach so, schämte er sich vielleicht?

„Wenn du bei der Unterhaltung nicht weiterweißt, dann ruf mich. Ich kann dir genug interessanten Gesprächstoff

verraten. Wenn du willst, werde ich heute...“

Denzel stand plötzlich auf. War er etwa wütend? Johnny betrachtete Denzel, doch der Blick des Jungen war auf

den Eingang des Ladens gerichtet. Ein Mann in einfarbigem Anzug stand dort in der Tür.

„Herzlich willkommen“, grüßte Johnny während er den Blick von dem Mann abwandte. Reeve. Von der Bauabteilung

der früheren ShinRa Inc. Er sah den jetzigen Leiter der WRO heute das erste Mal aus der Nähe. Reeve hatte den Ruf,

den Geruch von Tod und Zerstörung zu verbreiten. Was hatte so ein Kerl in seinem Laden zu suchen?

Als ob es bereits zu einer Angewohnheit geworden war, sah Reeve wie zur Überwachung einmal in die Runde,

während er auf Denzels Tisch zuging und sich schließlich neben ihn setzte. Johnny erriet es sofort. Reeve war ein

Scout der WRO. Er versuchte Denzel ins Militär zu locken. Er musste dies auf jeden Fall verhindern. Wenn so etwas

wirklich in seinem Geschäft passierte, würde er Tifa nie wieder ins Gesicht sehen können. Als er Reeve fest

entschlossen

voller Hass anstarrte, erwiderte der nur mit ruhigem Ton: „Könnte ich vielleicht einen Kaffee bekommen?“

Welch Würde.

„Wie Sie wünschen, Sir.“

Nachdem Johnny höflich geantwortet hatte, ging langsam zurück zum Tresen. Reeve war ein unnachgiebiger

Gegner...

* * * * * * * * * * * *

Denzel war so erstaunt darüber, dass das Oberhaupt der WRO – Reeve – leibhaftig vor ihm saß, dass er ohne

Begrüßung

hochfuhr.

„Setz dich wieder hin.“

Auf den Klang der Stimme hin, kam Denzel wieder zu sich und setzte sich eilig.

„Also, Denzel. Ich habe nur wenig Zeit, deswegen kommen wir gleich zur Sache“, fing Reeve in ruhigem Ton an.

„Ich will eines gleich feststellen, wir sind nicht mehr wie früher. Die Zeiten, in denen wir jeden Kandidaten bei

uns aufnahmen, sind vorbei. Wenn du zu einem freiwilligen Helfer für den Wiederaufbau werden willst, dann setzt

dich mit dem Verantwortlichen deines Bezirks in Verbindung. Die WRO ist jetzt eine Militärtruppe.“

„Ich weiß, und ich bin auf die Gefahren vorbereitet.“

„Vorbereitet, hun? Ok, dann erzähl mir davon. Fangen wir mit deinem Lebenslauf an.“

„Mein Lebenslauf? Ich, äh, ich bin doch erst zehn...“

„Natürlich. Aber dann hast du doch zehn Jahre Lebenserfahrung?“

* * * * * * * * * * * *

Denzel war der einzige Sohn von Abel, einem fleißigen Arbeiter in der dritten Geschäftsabteilung von ShinRa

Inc., und der umgänglichen Chloe, einer guten Hausfrau. Die drei hatten einst in einem Wohnviertel für Firmenangehörige

in Sektor 7 oberhalb der Plattform in Midgar gelebt. Abel – der selbst in einem ärmlichen Dorf auf dem

Lande aufgewachsen war - war stolz, seiner Familie ein Leben in den oberen Schichten Midgars bieten zu können.

Aber weil er der Meinung war, der Mensch brauche ständig ein Ziel, hatte er es sich zum neuen Ziel gesetzt, in

eines

der Firmenwohnhäuser der Bauabteilung in Sektor 5 zu ziehen. An einem Tag, kurz vor Denzels siebtem

Geburtstag,

wurde Abel zum Abteilungsleiter befördert – was bedeutete, dass er nun dazu befugt war, in eines der

Wohnhäuser in Sektor 5 zu ziehen. Als Chloe und Denzel davon erfuhren, bereiteten sie zusammen eine Party vor.

Ein üppiges Essen und der kindlichen Fantasie entsprungener Schmuck hießen den Vater der Familie nach der

Arbeit

willkommen. Es war ein lustiger Abend. Denzel hörte seinem Vater zu, wie er in euphorischer Stimmung

abwechselnd Witze und Geschichten aus seinem Leben erzählte.

„Denzel, gut dass du mein Sohn bist! Stell dir vor, du wärst in den Slums geboren, dann müsstest du statt Hühnchenfleisch

Ratten essen.“

„Haben die keine Hühner?“

„Es gibt zwar welche, aber die Leute aus den Slums sind so arm, dass sie sich sie nicht leisten können. Da bleibt

ihnen

nichts anderes übrig, als aus lauter Not Ratten zu fangen. Schmutzige, graue Ratten!“

„Uäh .... das klingt ja ekelhaft!“

„Hm, wie schmecken die wohl?“, meinte Abel mit einem Augenzwinkern zu Chloe.

Chloe deutete auf Denzels Teller.

„Und?“

Denzel bekam es mit der Angst zu tun und schaute erst seinen Teller, dann die Gesichter seiner Eltern an. Sein

Vater saß mit gesenktem Blick und unterdrückte ein Lachen. Denzel erinnerte sich an die Lieblingsworte seiner

Mutter.

Ein Leben ohne Lachen war sinnlos und vergeudet. Sie machten sich also wieder über ihn lustig!

„Ich glaube euch kein Wort!“

* * * * * * * * * * * *

„Wie gemein von deinen Eltern.“

„Sie mögen eben Späße. Und es machte mir auch nichts aus, wenn sie mich auf den Arm nahmen.“

„Ich will es dir nur sagen, aber in den Slums aßen sie soviel ich weiß wirklich keine Ratten. Auf jeden Fall waren

die Ratten aus den Slums zum Essen damals...“

„Ich weiß, ich weiß.“

„Oh, woher?“

„... ist ne lange Geschichte.“

* * * * * * * * * * * *

Als Denzel eines Tages allein zu Hause war, läutete das Telefon. Es war Abel.

„Weißt du wo deine Mutter ist?“ Er schien wütend zu sein.

„Beim Einkaufen.“

„Sag ihr, wenn sie zurückkommt, dass sie mich sofort zurückrufen soll. Nein, warte, ich rufe selbst zurück.“

Denzel wusste nicht, ob sein Vater vielleicht ein Problem hatte und machte sich Sorgen. Weil er nichts zu tun hatte,

ging er fernsehen um auf seine Mutter zu warten. Auf dem Bildschirm wurden Bilder des Makoreaktors 1 gezeigt,

den eine Gruppe namens AVALANCHE gestern in die Luft gesprengt hatte. Deswegen war sein Vater jetzt auch so

beschäftigt. Und deswegen war er auch so verärgert. Es war nicht seine Schuld oder die seiner Mutter...

Nach gut einer Stunde kam nicht etwa seine Mutter zurück, sondern Abel selbst.

„Wo ist deine Mutter?“

„Noch nicht wieder da.“

„Ich geh sie suchen.“ Noch bevor Abel zuende geredet hatte, war er auch schon aus dem Haus gelaufen. Denzel

eilte ihm hastig hinterher. Als sie beim Einkaufsviertel ankamen, fanden sie Chloe sofort. Sie schien in eine

interessante

Unterhaltung mit dem Fleischladenbesitzer vertieft zu sein. Mit den Worten Denzel solle hier warten,

lief Abel weiter auf den Laden zu. Ohne jeglichen Kommentar griff er seine Frau beim Handgelenk und zog sie

unsanft

mit sich zurück in Denzels Richtung. Als Denzel die protestierende Stimme seiner Mutter hörte, fühlte er

sein Herz laut pochen.

„Lass los! Was soll das??“

Nachdem Abel einen Blick in die Umgebung geworfen hatte, senkte er seine Stimme und meinte schließlich:

„Sektor 7 wird zerstört werden. Deswegen müssen wir schleunigst Zuflucht in Sektor 5 suchen. Da haben wir unser

neues Haus.“

„Zerstört?“

„Die Kerle, die den Reaktor von Sektor 1 auf dem Gewissen haben, haben es jetzt auf Sektor 7 abgesehen.“

Denzel sah in die Gesichter seiner Eltern. Keine Chance, dass einer von ihnen versuchte, ein Lachen zu verstecken.

„Ist das wahr?“

Denzel ergriff links und rechts die Hände seiner Eltern. „Mama, Papa, lasst uns schnell gehen.“

Jedoch rührte sich keiner der beiden.

„Es geht nicht, dass nur wir allein fliehen! Wir müssen es den Leuten aus der Nachbarschaft und unseren

Freunden sagen!“

„Wir haben dafür keine Zeit, Chloe! Und außerdem ist diese Information höchstes Firmengeheimnis. Ich breche

schon hier die Regeln. Obwohl ich gerade erst Abteilungsleiter geworden bin!“

Seine Mutter schüttelte verärgert den Kopf und wandte sich an Denzel.

„Geh mit deinem Vater. Ich komme gleich nach. Ist schon in Ordnung.“

Sie drückte fest Denzels Hand, ließ sie dann los und fing an zu rennen.

„Hey!“

Abel lief seiner Frau ein paar Schritte hinterher, blieb dann jedoch sofort stehen. Als Denzel das qualvolle

Gesicht

seines Vaters sah, schnürte es ihm das Herz zu. Er wollte seiner Frau hinterher laufen, doch Denzel war

ihm dabei im Weg.

„Denzel, lass uns zu Sektor 5 gehen.“

„Nein, wir müssen ihr hinterher!“

„Deiner Mutter geht es gut. Sie ist nun mal das Gewissen unserer Familie.“

Auf ihrem Weg kamen ihnen große Männer entgegen, die schwer aussehenden Koffern mit sich zogen, während

sie die Grenze zwischen Sektor 6 und 7 entlang liefen. Abel rief zu ihnen hinüber. Als die Männer bemerkten, wer

sie rief, kamen sie hastig herbeigerannt.

„Herr Abteilungsleiter, sind Sie immer noch hier? Die Turks sind bereits in Aktion. Sie müssten die Sprengsätze

bereits in Position gebracht haben. Noch während wir hier sprechen scheinen sie bereits Transportmittel für ihren

Abgang eingerichtet zu haben.“

Da Denzel schon seit klein auf von seinem Vater über den Aufbau von ShinRa Inc. informiert wurde, wusste er

nun sehr gut darüber bescheid. Die Schmutzarbeit erledigten immer die Turks. Was sollte das bedeuten, die Turks

hätten die Sprengsätze in Position gebracht? Gehörten die Turks also auch zu AVALANCHE? Denzel, der

versuchte,

den tieferen Sinn des Gesprächs zu begreifen, fühlte plötzlich den Blick seines Vaters und sah auf.

„Könnten Sie dieses Kind mit in Sektor 5 nehmen?“

Und an Denzel gewandt fügte er hinzu: „Und bitte benimm dich.“

„Nein!!“ rief Denzel.

„Ich werde deine Mutter holen. Und du gehst bitte mit Herrn Arkham.“

„Wir werden zusammen dort hingehen.“

„Geht das auch in Ordnung, Arkham?“

„Natürlich, Chef.“

„Nummer 38 in der Wohnhaussiedlung in Sektor 5. Hier ist der Schlüssel. Ich gebe ihn meinem Sohn mit.“

Er zog den Schlüssel aus der Innentasche seiner Jacke und zwang ihn Denzel in die Hand.

„Papa...“

„Ich habe einen neuen, großen Fernseher gekauft. Schau fern und warte auf uns.“

Nachdem er Denzel grob durch die Haare gestrichen hatte, schob er ihn sachte ein Stückchen näher zu Arkham

und rannte in Richtung Sektor 7 davon. Denzel verlor sein Gleichgewicht, doch Arkham fasste ihn stützend bei den

Schultern.

„Also, lass uns gehen. Ich bin Arkham, ein Mitarbeiter deines Vaters. Freut mich dich kennen zu lernen.“

Denzel wandte seinen Körper, als wolle er davon laufen, wurde jedoch von Arkham zurückgehalten.

„Ich verstehe deine Gefühle. Aber ich werde mich nicht gegen den Willen deines Vaters richten. Lass uns erst mal

zu Sektor 5 gehen. Was du danach machen willst, bleibt dir überlassen. Was sagst du?“

* * * * * * * * * * * *

In ihrem neuen Haus in der Wohnsiedlung, in der gleiche Häuser Dach an Dach standen, befand sich nichts außer

der großen Kiste mit dem Fernseher. Arkham holte das Gerät aus der Schachtel und schloss die Kabel an.

Sie sahen sich zusammen die Nachrichten an. Erneut wurden Bilder von der Explosion des Makoreaktors in Sektor 1

gezeigt. Denzel fragte sich, ob Arkham wohl bald wieder gehen würde.

„Ich hab Hunger.“

„Ok, ich besorg was zum Essen.“

Genau in jenem Moment fing das ganze Haus zu beben an. Von irgendwoher kam ein unangenehm schrilles

Geräusch. Als Arkham die Tür öffnete, konnte man von draußen ein Quietschen hören, als reibe Metall gegen

Metall.

„Warte hier!“, befahl Arkham und ging hinaus.

Als Denzel ihm folgen wollte erklang erneut die Stimme im Fernseher.

„Hier sind die Sondernachrichten.“

Eine in sich zusammenstürzende Stadt füllte nun den Bildschirm. Er brauchte nur wenige Momente, um zu erkennen,

dass es sich dabei um Sektor 7 handelte, in dem sie nur wenige Stunden zuvor gewesen waren. Das Bild

änderte

sich und die Stimme des Nachrichtensprechers kommentierte, dass sie nun hier den jetzigen Zustand der Stadt

sehen konnten. Es gab dort nichts mehr. Sektor 7 gab es nicht mehr.

Denzel stürmte aus dem Haus, hinein in eine Stadt des Chaos und bahnte sich einen Weg durch Menschenströme,

die auf ihrer Flucht schrieen, Sektor 5 wäre als nächstes an der Reihe. Er musste mit all seinen Kräften gerannt

sein. Atemlos kam er endlich am Rande von Sektor 6 an, bei dem Soldaten bereits damit beschäftigt waren, Sicherheitszäune

zu errichten. Er versuchte sich ihnen zu nähern und einen Blick auf Sektor 7 zu erhaschen. Es gab dort

nichts als gähnende Leere – als habe sich nie etwas anderes dort befunden. Wenn er sich anstrengte, konnte er in

der Ferne Sektor 8 erkennen, ebenso die Fortsätze der Stahlplatte von Sektor sieben.

„Hey! Das ist gefährlich!“, rief ein Soldat ihm hinterher.

„Wo wohnst du, Kleiner?“

Denzel deutete auf den leeren Abgrund vor sich.

„Ach so ist das ... tut mir wirklich leid“, meinte der Soldat mitfühlend.

„Was ist mit deinen Eltern?“

Noch einmal deutete Denzel auf das Nichts, das einmal Sektor 7 gewesen war. Mit einem schweren Seufzer

versuchte

der Soldat Denzel Mut zu geben.

„Das ist das Werk von AVALANCHE. Vergiss das nicht. Wenn du groß bist, zahl es ihnen heim!“

„Also ... dann mal ab mit dir.“ Der Soldat drehte Denzel Richtung Sektor 6 und gab ihm einen leichten Klaps in

den Rücken. Ohne darüber nachzudenken, fing Denzel an zu laufen, Stimmen der Schaulustigen und Flüchtlinge

unablässig in seinen Gedanken. Wo würde es als nächstes passieren? War es hier sicher? Mutter! Verdammte

AVALANCHE, er würde ihnen nie vergeben! Vater! Wo war seine Mutter?

Das erbärmliche Schluchzen eines Kindes wollte einfach nicht verschwinden. Als er sich bewusst wurde, dass es

sich dabei um sein eigenes handelte, konnte er nicht mehr weiter. Tränen liefen ihm in Strömen über das Gesicht.



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