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Eistränen

von

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Ausgeknockt

Als ich zu mir kam, sah ich über mir eine weiße Zimmerdecke und ich hatte den beißenden Geruch von Medikamenten und Desinfektionsmitteln in der Nase. Irgendwie fühlte ich mich wie benebelt und konnte mich zunächst an rein gar nichts erinnern. Ich war auf der Suche nach einer Uhr um festzustellen welche Tageszeit es war. Ich hoffe so, das woran ich mich noch nicht erinnern konnte rekonstruieren zu können, aber in dem weißen Zimmer hing nirgends eine Uhr. Ich richtete mich ein wenig auf und wunderte mich über das Gewicht an meinem Fuß. Als ich an mir herabsah, bemerkte ich, dass mein Fuß in einen Gipsverband gewickelt war und langsam kehrte die Erinnerung zurück. Maya hatte mich mit ihren Freundinnen in einen Hinterhalt gelockt und mir den Fuß zerschmettert wie eine Porzellanfigur. Aus dem Gipsverband an meinem Bein ragte ein Schlauch, in dem ich mein eigenes Blut sehen konnte. Eine Drainage wie ich vermutete. Resigniert ließ ich mich zurück in das Kissen sinken und schloss die Augen. Nur einen kleinen Moment…. Dann öffnete ich die Augen wieder und nahm die Situation mit messerscharfer Klarheit wahr. Die Qualifikationsläufe waren für mich erledigt, soviel stand fest. Plötzlich überkam mich eine Panik. Was war, wenn ich nie wieder würde laufen können? Bei diesem Gedanken ging es mir erstaunlicherweise nur um das Eislaufen, dass ich auch so laufen können musste um mich fortzubewegen, war zweitrangig. Mir ging es einzig und allein um meine große Leidenschaft, den Eiskunstlauf. Was konnte ich auch sonst? Ich hatte zwar eine sehr gute Schulbildung genossen, aber keinen „richtigen“ Beruf gelernt. Alles in meinem Leben drehte sich nur um den Sport und ich glaubte auch nie daran, dass sich das jemals ändern würde.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als die Zimmertür aufging und eine Krankenschwester den Raum betrat. „Ah Fräulein Kudo Sie sind wach, wie fühlen Sie sich?“ Ich schaute die junge Frau an, die in meinem Alter sein musste und beneidete sie fast darum, dass sie eine „richtige“ Ausbildung genossen haben musste. Im Gegensatz zu mir. Allerdings muss ich zu meiner Schande eingestehen, dass es für mich nie etwas wichtigeres gab, als den Eiskunstlauf und ich mir auch nicht hätte vorstellen können irgendwo an einer Supermarktkasse zu sitzen, Putzen zu gehen, fremde Kinder zu hüten, oder Tabletts mit Bier und Essen durch die Gegend zu balancieren. Ich sah sie an und als ich sprechen wollte, stellte ich fest, dass mein Hals so trocken war, dass ich keinen Ton herausbrachte. Deshalb gab mir die Schwester ein Glas Wasser, dass ich dankbar annahm und in einem Zug leerte. Als meine Stimme wieder befeuchtet war, bedankte ich mich und fragte sie als erstes was mit meinem Fuß sei und wann ich wieder aufs Eis könne. Sie lächelte mitleidig. „Das müssen Sie mit dem behandelnden Arzt besprechen, aber ich fürchte, dass Sie einige Monate aussetzen müssen.“ Das war wie ein Schlag ins Gesicht für mich. Schon wieder so lange aussetzen? Das würde bedeuten, dass meine Karriere beendet wäre, bevor sie richtig begonnen hat. Ich muss ziemlich entsetzt ausgesehen haben, denn die Schwester meinte, sie werde sofort dem Arzt sagen, dass ich aus der Narkose erwacht sei und ihn sprechen wolle. Damit verschwand sie.

Ich stutzte. Narkose? Das bedeutete, dass ich operiert worden war, das bedeutete, dass es sich nicht einfach um einen offenen Bruch gehandelt haben kann, das bedeutete, dass eine Abheilung ewig dauern würde. Oh Mann, konnte es noch schlimmer kommen? Ich hoffte nicht.

Aber doch es konnte. Denn tatsächlich kam der Arzt ein paar Minuten später zu mir und brachte mir die Hiobsbotschaften, die ich eigentlich gar nicht hören wollte.

Ich hatte einen offenen, ziemlich komplizierten Trümmerbruch davongetragen. Eine sogenannte „Weber-B-Fraktur“ das Sprunggelenk sei völlig zertrümmert worden. In einer mehrstündigen Operation hatten mir die Ärzte mehrere Titanplatten und Schrauben implantiert. Ich würde noch mindestens zwei Wochen im Krankenhaus bleiben müssen und dürfe sechs Wochen den Fuß nicht groß belasten.

Super dachte ich. Aber alles verheilte besser als ich erwartet hatte, denn ich hatte meine Methoden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Christian-Grey
2011-05-18T20:57:45+00:00 18.05.2011 22:57
ja das hoff ich auch aber ich kenne wie es weitergeht XDD
Von:  CreamCake
2011-05-18T16:45:49+00:00 18.05.2011 18:45
oh man, die Arme :(
hoffentlich kann sie bald wieder aufs Eis :(



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